Schmerztherapie - Wie? Wann? Wem? Womit?- Julia Henke
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Substanz- gruppen Modulation s. icu ert lis en via my 1. Opioide (Bsp. Buprenorphin) no l. Sy B. P z. 2. Antipyretika (Bsp. Metamizol) 3. NSAIDs (Bsp. Carprofen, Meloxicam)
Das „ideale“ Analgetikum - gute Analgesie - stressfreie Applikation durch lange Wirkdauer - geringe Sedation - geringes Nebenwirkungsspektrum - mit Anästhetika kombinierbar
Buprenorphin (Temgesic®) - stark wirksamer Agonist-Antagonist - Wirkstärke nach oben begrenzt, Ceiling-Effekt - langsame Bindung, langsamer Wirkungseintritt erst nach 30 min, Max. nach 3 h - feste Bindung, kaum antagonisierbar - geringe Atemdepression - s.c., i.v. bei allen Tierspezies einsetzbar - lange Wirkdauer (8-12-18h) - Dosierung: stark speziesabhängig
Buprenorphin (Temgesic®) - verursacht Verhaltensänderungen: Ratte: Pica-Verhalten Kaninchen: schaut nach oben in die Ferne diese spezielle Wirkung ist in Beurteilung des Verhaltens einzubeziehen
Buprenorphin Vorteile: Nachteile: • Stark wirkend • Verhaltensveränderungen • S.c. applizierbar • Langsam anflutend, 30 min Wartezeit bis Narkose- • Lang wirksam (6-8-12h) einleitung, sonst gefährliche Narkosevertiefungen • Bei allen Spezies einsetzbar • Nur schwer zu antagonisieren
Butorphanol (Torbugesic®, D, Morphasol®, CH; Butomidor®, A) - mittelstark wirksamer Agonist-Antagonist - Wirkstärke nach oben begrenzt, Ceiling-Effekt - schnelle Bindung, kürzere Wirksamkeit - feste Bindung, kaum antagonisierbar - geringe Atemdepression, gering sedierend - stark antitussiv - s.c., i.v. bei allen Tierspezies einsetzbar - kürzere Wirkdauer (4-6h)
Metamizol (Novalgin®, Vetalgin®) - analgetisch und antipyretisch - gering antiphlogistisch - stark spasmolytisch - zus. mit Anästhetika/Analgetika Wirkungsverstärkung - p.o., (s.c.), i.m., i.v. (langsam und verdünnt) - v.a. nach Baucheingriffen + Tumorschmerzen sinnvoll - kurze Halbwertszeit (4-6h), häufige Applikation od. DTI - äußerst geringe Toxizität - Katzen schäumen bei Gabe im Wachzustand
Metamizol Vorteile: Nachteile: • Rasch wirkend • Nur 4-6 h wirksam • Auch oral applizierbar, wohlschmeckend? • (Zu rasche i.v. Applikation kann Schock bewirken) • Keine Atemdepression, keine Kreislaufdepression • Opiatsparend, auch spasmolytisch
NSAIDs
Carprofen (Rimadyl®) (Kau)Tabletten, ad inj. - bei allen Spezies in ähnlicher Dosierung einsetzbar - geringes NW-Spektrum - auch für Katze zugelassen, gut einsetzbar - in Langzeitbehandlung geringste Nebenwirkungen - Hd/Ktz süchtig nach Kautabletten - Schwein frisst Kautabletten gerne
Meloxicam (Metacam®) Suspensionstropfen, ad inj. - Dosisreduktion nach 1 d - Bei allen Spezies einsetzbar - Suspension wohlschmeckend → auch gut bei Katzen, Nagern, Exoten einsetzbar
Nichtsteroidale Antiphlogistika NSAIDs Vorteile: Nachteile: • Entzündungshemmend • Keine Wirkung gegen akute Op.-Schmerzen • Abschwellend • Selten gastrointestinale od. Nieren-Nebenwirkungen • Langzeitwirkung • Evtl. schlechte Dosierbarkeit • Dauermedikation möglich
Balancierte Analgesie • Kombination von Schmerzmitteln – Geringere Dosis ⇒ weniger Nebenwirkungen – Verstärkung der Wirkung – Wirkung über verschiedene Wirkmechanismen
Schmerzapotheke („balanzierte Analgesie) Pragmatisch: 1 Substanz aus jeder Gruppe ist ausreichend Antipyretikum NSAID Opiat
? Wie oft muss appliziert werden ?
Applikationsintervall - abhängig von Substanz - abhängig von Applikationsart (s.c. oft Depot-Effekt) Therapielöcher müssen vermieden werden
® Durogesic – Fentanyl-TTS Foto: S. Tacke, Giessen
Metamizol Perfusor 10 mg/kg/h Foto: S. Tacke, Giessen
? Welche Applikationsart ist sinnvoll ?
Applikationsart peroral stressfrei, für Langzeitapplikation, ins Futter nur bei Einzeltier unter Beobachtung, in Wasser nicht sinnvoll epidural, bis Meerschweinchengröße intrathekal (Praxisrelevanz?) lokal zu kurz wirksam, evtl. präemptiv Bupivacain
Applikationsart systemisch - Stressfrei!! Für Patient und Forscher -i.v., s.c., perkutan (Fentanyl- und Buprenorphin-Pflaster) - s.c. alle 12-24h, i.v. über DTI, Pflaster Nicht i.m., i.p. alle 4 h!!
? Wieviel muss appliziert werden ?
Applikationsdosis - Dosierungen müssen für Säugerpatienten nicht mehr etabliert werden - CAVE Übertragungen von Spezies zu Spezies - Bei Vögeln, Reptilien und Amphibien noch Forschungsbedarf, rein empirische Angaben Dosierungen siehe („Schmerzmanagement bei Klein- und Heimtieren“, Henke und Erhardt 2001 und „Gelbe Hefte der GV-SOLAS“) http://www.gv-solas.de/
? Wann soll appliziert werden ?
Applikationsbeginn nach heutigem Kenntnisstand: - so früh wie möglich, d.h. vor Auftreten eines nozizeptiven Reizes = präemptiv - ausreichend stark - v.a. die ersten 24 h konsequent abdecken (ohne Therapielöcher)
Grundsätze des perioperativen Schmerzmanagements • Bei elektiven Eingriffen – Grundsätze der präemptiven Analgesie wahren! • Bei bestehendem schmerzhaftem Zustand – Therapiebeginn bei Diagnose – Vor einem evtl. nötigen Eingriff – Unter Berücksichtigung des Allgemeinzustandes
Perioperative Schmerztherapie • Art des Eingriffes & Art der zu erwartenden Schmerzen • Dauer des Eingriffes & Dauer der zu erwartenden Schmerzen • Gesundheitszustand des Patienten • (individueller Schmerzempfindung des Patienten)
Intraoperative Analgesie Abhängigkeit von Anästhesieart 1. Inhalationsmononarkose - erzeugt keine intra- und p.op. Analgesie, → zusätzliche präemptive Gabe von Opiat u/o Metamizol u/o NSAID
Intraoperative Analgesie 2. Ketamin/α2-Kombination - erzeugt mäßige und kurze intraop. Analgesie mit kurzer p.op. Analgesie → präemptiv oder am Anästhesieende NSAID u/o Metamizol 3. VAA (vollständig antagonisierbare Anästhesie) - erzeugt tiefe intraop. Analgesie, keine Analgesie nach Antagonisierung → präemptiv NSAID und vor Erwachen Metamizol
Praktische Überlegungen Buprenorphin Meloxicam Metamizol Carprofen Indikationen moderate bis alle Arten von nicht-entzündliche starke Schmerzen Entzündungsschmerz, Schmerzen, v.a. aller Art v.a. chir. Trauma und Spasmen der Gewebeverletzung, Bauchorgane präemptiv am effektivsten Kontra- Versuche zur Versuche zum Tiere, die durch indikationen GIT-Motilität und Entzündungs- häufige (bestimmte Gallesekretion geschehen Applikation ge- Versuchsziele) stresst werden (v.a. IM), und Kat- zen (Salivation)
Beispiel für eine multimodale Analgesie Thorakotomie bei Hund, Schwein Problem: mechanische und algetische Atemdepression präemptiv: NSAID präoperativ: lokale Analgesie der Interkostalnerven intraoperativ: Opioide vor dem Rippenspreizen vor Erwachen: Opioid-Agonist-Antagonist + Metamizol IV postoperativ: multimodale Analgesie für 2-3d, dann NSAID für 3-5d
Procedere bei Exoten - Suche nach Literatur zu nächstverwandter Spezies (ähnlichen Körpergewichts) - Beginn mit niedrigster Referenzdosis - möglichst s.c. Appplikation, evtl. i.m., p.o. bei Meloxicam-Suspension - Führen von Aufzeichnungen - potentielles Nebenwirkungsspektrum beachten (CAVE bei sehr kranken Tieren, bei Nieren-/GIT-Schäden) - bei Wirkungslosigkeit Erhöhung der Dosis um 50-100% oder evtl. Verkürzung des Intervalls
Grundregeln • Rechtzeitiger Beginn (präemptiv) • Ausreichend stark (mindestens 24h) • Sinnvolle Kombinationen • Anpassung an Anästhesieregime • Anpassen an Art des Schmerzes (z.B. bei Entzündungsschmerz NSAID)
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