Schmetterlinge entdecken und fördern - Gemeinsam für ein gesundes Morgen www.naturimgarten.at - auf Natur im Garten
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Schmetterlinge entdecken und fördern in Kooperation mit Gemeinsam für ein gesundes Morgen www.naturimgarten.at
INHALTSVERZEICHNIS VORWORT WUNDERSAME WESEN MIT GROSSER BEDEUTUNG 4 Schmetterlinge als Zeigerarten 5 Schmetterlinge im Jahresverlauf – Wer überwintert wie und wo? 5 Außergewöhnliche Lebensweisen 7 ÖSTERREICHS SCHMETTERLINGE 9 Gefährdete Vielfalt 9 Lichtverschmutzung vermeiden! 10 Insektenordnung im Überblick 11 Tagfalter 12 Nachtfalter 13 ANSPRÜCHE UND LEBENSRÄUME 14 Artenreiche Blumenwiesen und Weiden 15 Wäldsäume, Felder und Brachen 16 Gebirge und Moore 17 Dörfer, Städte und Gärten 18 IMPRESSUM Für den Inhalt verantwortlich: „Natur im Garten“ GmbH. Redaktion und Text: Stefan Streicher, Gregor Dietrich, Anna Leithner, Margit Benes-Oeller Illustrationen: Vanessa Lanc • Fotos: „Natur im Garten“; Andreas Pospisil • GrafikDesign: Luise Hofer • Stand Juni 2021 |2
VORWORT Klimaschutzministerin Leonore Gewessler Österreich zählt mit seiner extrem großen Vielfalt an Schmetterlingen zu einem der Hot Spots in Europa. Diese wunderbaren Insekten sind nicht nur schön und faszinierend, sondern erfüllen auch einen vielfältigen Nutzen als Bestäuber oder als Nahrungsgrundlage für andere Tierarten. Darunter sind viele stark gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Vogel- und Fledermaus- arten zu finden. Leider sind auch die Schmetterlinge selbst ebenso wie ihre Lebensräume stark bedroht. Deshalb erscheint es umso wichtiger, diese bezaubernden Wesen, ihre Be- dürfnisse und Eigenarten näher vorzustellen. Gleich- zeitig soll diese Broschüre Anregungen geben, wie sie auch in Garten und Grünräumen gezielt gefördert wer- den können – durch vielfältige Naturgartenelemente ei- nerseits und sparsame Nachtbeleuchtung andererseits, damit wir weiterhin stolz auf die Schmetterlingsvielfalt in Österreich sein können. Der Faulbaum-Bläuling ist einer von 51 in Österreich heimischen Arten aus der Familie der Bläulinge. |3
WUNDERSAME WESEN MIT GROSSER BEDEUTUNG hat „Natur im Garten“ ein reich bebildertes Poster her- Das Wort Schmetterling stammt vom mittel- ausgebracht, das unter www.naturimgarten.at ebenso deutschen Wort Schmetten (Rahm) ab. Die Be- zum Download bereitsteht wie eine ausführliche Bro- nennung beruht darauf, dass einige Schmet- schüre mit weiteren Infos zu diesen interessanten Le- terlingsarten von Rahm/Obers angezogen bewesen. werden. Regional wurde der Schmetterling Darüber hinaus spielen Schmetterlinge von der Raupe auch als Buttervogel bezeichnet – ähnlich dem bis hin zum erwachsenen Tier für das Ökosystem, englischen „butterfly“. in dem sie leben, eine enorm wichtige Rolle – als Be- stäuber, als Nahrungsquelle für Insektenfresser wie Fledermäuse, Vögel oder Amphibien und als Zerset- Schmetterlinge sind mit ihrer Farbenpracht und Zart- zer. Raupen sind wichtige Bausteine im Kreislauf des heit nicht nur bildschöne, bezaubernde Geschöpfe, die Lebens, denn neben den blattfressenden gibt es auch so manche Kindheitserinnerung wecken. Sie faszinie- Arten, die etwa Pilze, Totholz, faulende Früchte oder so- ren auch durch ihre Art der Fortbewegung, ihre Flüch- gar Felle fressen. Ein bekanntes Beispiel ist die bei den tigkeit und Vergänglichkeit und nicht zuletzt durch ihre Menschen äußerst unbeliebte Kleidermotte. Stellt sie für Entwicklung. Die beeindruckende Metamorphose reicht den Kleiderschrank ein Problem dar, ist sie in der Natur vom Ei über mehrere Larvenstadien und die Verpup- umso wichtiger, um bei der Verwertung von Fellen und pung bis hin zum Schlupf der Falter. Zu diesem Thema Häuten toter Tiere zu helfen. Hummelschwärmer Perlmuttfalter auf Lavendel Paarung des Mauerfuchs © „Natur im Garten“ G. Dietrich © „Natur im Garten“ A. Haiden © „Natur im Garten“ S. Streicher |4
Das Taubenschwänzchen gilt als Wanderfalter und zieht im Schmetterlinge Herbst Richtung Süden Schmetterlinge im Jahresverlauf – als Zeigerarten wer überwintert Durch ihre sensible Reaktion auf Immissions- wie und wo? belastungen und ihre oft enge Bindung an spezielle Standorte oder einzelne Pflanzen- Distelfalter, Postillon und Tauben- arten als Raupenfutter eignen sich Schmet- schwänzchen ziehen im Herbst in den terlinge hervorragend als Bioindikatoren. wärmeren Süden. Ihre Nachkommen Änderungen von Lebensräumen und deren erscheinen bei uns frühestens Mitte Mai und zeugen Qualität lassen sich über ihre Artenanzahl eine im Hochsommer fliegende Nachfolgegeneration. rasch und genau nachweisen. Dabei kommt den standorttreuen Arten Die hierzulande überwinternden Schmetterlinge haben- unter den Faltern wie Apollo-, Zipfelfalter und verschiedene Möglichkeiten, um den Winter erfolgreich Ameisenbläuling besondere Bedeutung zu zu überstehen: 1 % aller Arten überwintert als Falter, mit meist nur wenigen Nachkommen in einer 50 % als Puppe, 44 % als Raupe und 5 % als Ei. Generation pro Jahr und manchmal auch einer komplizierten Entwicklung im Raupenstadium. Die ersten im Frühjahr auftauchenden Falter haben als Im Gegensatz dazu haben andere Arten unter Schmetterling überwintert – etwa der Zitronenfalter, den Schmetterlingen geringere Ansprüche die Füchse, Tagpfauenauge, C-Falter und Trauer- an ihre Umgebung, entwickeln oft mehrere mantel. Zitronenfalter überwintern im Schutz der Vege- Generationen pro Jahr und legen weitere tation, die Brennnesselfalter wie Tagpfauenauge, Kleiner Strecken zurück. Fuchs und C-Falter benötigen größere Hohlräume - etwa zugängliche kühle Dachböden, Scheunen etc. Nach dem Erwachen sind sie dankbar für Blütennah- rung durch Frühlingsblüher wie Sal-Weide und Primeln und passende Futterpflanzen für ihren Nachwuchs. Die Mehrheit der Schmetterlinge überwintert als Puppe, Raupe, oder im Ei. Ihr größtes Pro- blem sind winterliche Erd- und Schnittarbeiten an Pflanzen, die Puppen oder Eigelege beher- Der Schwalbenschwanz setzt auf zahlreiche Nachkommen bergen. und überwintert als gut getarnte Puppe. |5
Frühestens ab April begegnen wir jenen Faltern, die als Puppen an Pflanzenteilen, in Kokons eingespon- nen oder im Boden eingegraben überwintert haben und dann im Frühjahr noch eine kurze Entwicklung durchmachen müssen. Für Aurorafalter, Schwal- benschwanz, Segelfalter und Weißlinge lassen wir vertrocknete Halme und Büschel über den Winter auf den Beeten und Laub unter Sträuchern liegen. Schaf- fen wir dagegen im Herbst in Feld, Flur und Garten zu viel Ordnung, haben ihre Puppen keine Möglichkeit, den Winter zu überstehen. Falter, die als mehr oder weniger weit entwickelte Rau- Der Osterluzeifalter überwintert als Puppe pen überwintern, fressen meist im Frühjahr noch © Andreas Pospisil weiter und verpuppen sich erst anschließend. Man- che Raupen verkriechen sich in der Vegetation, andere bauen sich ein Überwinterungsgespinst. Einige über- wintern sogar völlig ungeschützt festgesponnen an Pflanzenteilen wie z. B. die Raupe des Schillerfalters. Auch Schachbrett, Bläulinge oder der Schwarze Trauerfalter zeigen sich frühestens ab Mai oder Juni. Falter, die in Form von Eiern überwintern – wie etwa Rotes Ordensband und Apollofalter – erscheinen noch später. Der Schachbrettfalter überwintert als Raupe © „Natur im Garten“ S. Streicher Der Frostspanner legt im Herbst Eier in die Kronen von Bäumen, diese überdauern dann den Winter Das Weißfleck-Widderchen überwintert als Raupe in einem bodennahen Gespinst in der Krautschicht |6
Außergewöhnliche Der Distelfalter, einer der Lebensweisen bekanntesten Wanderfalter DISTELFALTER (WANDERUNG) Wanderfalter fliegen wie Zugvögel in den Süden und nutzen Windströme für das Überfliegen des Mee- res. Zu Millionen Exemplaren wandern sie ab Mitte Mai in Österreich und anderen Teilen Europas ein, um ihr Sommerquartier zu beziehen. Einmal angekommen, vermehren sie sich und die erwachsene Exemplare ster- ben. Die jungen Schmetterlinge fliegen im Herbst Rich- tung Südeuropa und vermehren sich dort. Die nächste Generation junger Falter wiederum zieht es weiter nach Afrika. Im Frühling geht die Reise dann über mehrere Generationen zurück nach Mitteleuropa. Je nach Ein- wanderungsbedingungen schwankt ihre Häufigkeit von Jahr zu Jahr stark. ZITRONENFALTER (ÜBERWINTERUNG) Bei ihren Wanderungen legen Schmetterlinge über mehrere Generationen, tausende Kilometer zurück. Zitronenfalter haben mit einer Lebensdauer von etwa ei- nem Jahr die höchste Lebenserwartung aller mitteleuro- päischen Schmetterlinge. Als Falter überwintern sie wie verdorrte Blätter in der Vegetation hängend, wobei sie geschützte Plätze unter Immergrünen, vor allem Efeu, bevorzugen. Nach dem Frühlingserwachen suchen sie gerne Seidelbast und Primeln auf, um Nektar zu sau- gen. So erfreuen sie uns schon zeitig – intensiv zitronen- gelb die Männchen, blass grünlich-weiß die Weibchen, mit typisch zugespitzten Flügeln und je einem orangen Fleck auf den Flügeloberseiten. Die Weibchen legen ein oder zwei Eier an die sich öffnenden Knospen von Faulbaum (Rhamnus frangula) und Purgier-Kreuz- dorn (Rhamnus cathartica). Zitronenfalter können durch diese beiden Straucharten im Garten gefördert werden. Zitronenfalter Männchen | © „Natur im Garten“ S. Streicher |7
NACHTPFAUENAUGE (KEINE NAHRUNGSAUFNAHME ALS FALTER) Das Wiener Nachtpfauenauge ist mit einer Flügelspann- weite von bis zu 16 cm der größte heimische Falter. Die auffälligen Augenflecken sollen Fressfeinde abschre- cken. Der erwachsene Schmetterling besitzt keine Mundwerkzeuge, kann also keinerlei Nahrung aufneh- men. Nach der Paarung und Eiablage verhungern die Falter. ROTES ORDENSBAND (VERSTECKEN, AUSWEICHEN UND IRRITIEREN) Ameisenbläuling | © „Natur im Garten“ M. Benes-Oeller Das Rote Ordensband – ebenfalls ein Nachtfalter vom Spätsommer bis in den Herbst – bekommt man selten KREUZENZIAN-AMEISENBLÄULING (BRUTPARASIT) zu Gesicht, weil es von künstlichen Lichtquellen kaum Der Kreuzenzian-Bläuling ist eine extrem standorttreue angezogen wird. Dank seiner Gehörorgane zur Wahr- Art der Kalkmagerrasen. Er fliegt maximal 2,5 km weit nehmung von Geräuschen und selbst Ultraschallrufen und tritt als Falter nur von Mitte Juni bis Mitte Juli in Er- von Fledermäusen kann es Fressfeinden gut auswei- scheinung. An der einzig möglichen Raupennahrungs- chen. Tagsüber ist es durch seine braun-grau gemuster- pflanze, dem Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata) legt er ten Vorderflügel auf Baumstämmen sitzend gut getarnt. seine Eier ab. Nachdem sich die Raupen von der Blüte Wird der Falter dennoch von Vögeln entdeckt, entfaltet ernährt und dreimal gehäutet haben, lassen sie sich im er blitzschnell die Flügel. und zeigt die roten Hinterflügel. Spätsommer zu Boden fallen. Knotenameisen der Art Den kurzen Moment der Irritation des Angreifers nutzt Myrmica schencki tragen die Raupen in ihr Nest und das Rote Ordensband zur Flucht. Zu der ist es jederzeit füttern sie bis zur Verpuppung im nächsten Jahr, weil bereit, weil es sich als Eulenfalter im Gegensatz zu den die Schmetterlingslarven zur Anpassung den Geruch Schwärmern nicht vor dem Flug „warm zittern“ muss. der Ameisenlarven imitieren, zwischen denen sie liegen. Durch diese Lebensweise und seine geringe Mobilität ist der Kreuzenzian-Bläuling stark bedroht. Wiener Nachtpfauenauge (Raupe und Falter) Rotes Ordensband |8
ÖSTERREICHS SCHMETTERLINGE Gefährdete Vielfalt In Österreich wurden 4.070 Schmetterlings- Artenzahlen in den arten nachgewiesen. einzelnen Bundesländern • Davon sind etwas über 200 Tagfalter © „Natur im Garten“ M. Spielauer und mehr als 3.800 Nachtfalter. • Etwa 2/3 sind Kleinschmetterlinge Der Schutz ihrer Lebensräume ist wesentliche Vor- (Wickler, Motten, Zünsler …) und 1/3 Groß- aussetzung für den Erhalt dieser Vielfalt, die leider im schmetterlinge (Tagfalter, Spinner, Eulen…). Rückgang begriffen ist. Mangels Monitoring gibt es al- lerdings keine offizielle Rote Liste für Nachtfalter, daher sind Schätzungen zur Gefährdung spekulativ. Laut Glo- Österreich gilt mit dieser hohen Artenanzahl als ein bal 2000 gelten derzeit mehr als die Hälfte aller Tagfalter Schmetterlingshotspot in Europa. Das liegt an der Viel- Österreichs als gefährdet, 2 % sind bereits ausgestor- falt an Klimaräumen und Biotopen: Außer den Al- ben. Von den Nachtfalterarten sind rund 40 % gefähr- pen mit unterschiedlichen Höhenstufen, Schutt- und det und bereits 4 % ausgestorben. Diese Zahlen stellen Felslebensräumen und ihren Ausläufern reichen diese Durchschnittswerte dar und beinhalten auch die Be- vom gemäßigteren, feuchteren atlantisch beeinfluss- stände in Naturschutzgebieten. In der freien Natur ist ten Westen über das pannonisch-kontinentale Klima im die Gesamtsituation noch dramatischer, sodass man Osten mit seinen typischen Trockenrasen bis hin zum viele Schmetterlinge zukünftig womöglich nur mehr in Illyrischen Klima im Südosten als Übergang zum medi- geschützten Gebieten finden wird. terranen Klima. Es konnten sich auch Arten, die in der Eiszeit die weiten Mammutsteppen Europas bewohn- Flächenversiegelung und Verbauung, Intensivierung von ten, auf Trockenrasen oder Schuttfluren zurückziehen. Forst- und Landwirtschaft, Pestizideinsatz und nicht In Österreich treten daher nicht nur weitverbreitete euro- zuletzt die Klimaerwärmung – gerade in Gebirgslagen päische Pflanzen- und Tierarten auf, sondern etwa auch – setzen den Faltern stark zu. Neben der Lebensraum- Arten mittelasiatischer Steppen, des nördlichen Mittel- zerstörung ist vor allem die Lichtverschmutzung ein meergebiets und Balkans. Österreich besitzt mit 150 massives Problem für die Nachtfalter. Diese stellen den Pflanzen- und 575 Tierarten auch den höchsten Anteil größten Teil der heimischen Schmetterlinge dar, auch endemischer Arten (die nur in einem kleinen Gebiet wenn sie im Gegensatz zu den bunten Tagfaltern durch verbreitet sind) in Mitteleuropa, darunter 33 Schmetter- ihre oft unscheinbaren Braun- und Grautöne weniger lingsarten. auffallen. |9
Lichtverschmutzung vermeiden! Straßenlicht, Licht von Schaufenstern, die Ge- Milliarden Insekten werden bäudebeleuchtung und Lichtquellen im Gar- in der Nacht von künstlichem ten machen die Nacht zum Tag. Wenn das Licht Licht angezogen. hell und ohne Abschirmung in den Nachthimmel strahlt, irritiert es Pflanzen und lenkt Vögel auf Lichtquellen im Freien sollten wir deshalb nur ihre Zugrouten fehl. Licht selbst von Solarlämp- sporadisch aufdrehen – nicht länger oder stär- chen tötet im Sommer milliardenfach Insekten, ker als sie gebraucht werden: Bewegungsabhän- die uns und der Natur als Bestäuber sowie vie- gige Beleuchtung, die ohne Bewegung auf etwa len Tieren als Hauptnahrung fehlen. Jeder kann 20 % zurückgeht und zu später Stunde nochmals beobachten, wie nachtaktive Insekten um starke abgesenkt wird. Außerdem sollte Licht von oben Lichtquellen schwirren, auf Nahrungsaufnahme auf den Boden und nicht in den Himmel gerich- und Paarung vergessen und sterben. Oft sam- tet sein und auch seitlich abgeschirmt werden, meln sich die toten Tiere am Boden von Lampen. sodass die Lichtquelle selbst fast nicht mehr Besonders negativ wirken sich Leuchtmittel mit wahrgenommen wird, sondern nur die beleuch- UV- und hohem Blauanteil im Emissionsspekt- teten Flächen. Günstig ist eine Wellenlänge von rum auf Nachtfalter aus. Blaues Licht irritiert aber 450 bis 600 nm (warmweißes bis gelbes Licht). nicht nur Nachtfalter, sondern kann auch dazu Darunter ist Licht für Insekten schädlich, darü- beitragen, dass Menschen schlecht einschlafen. ber – insbesondere im Infrarotbereich – kann es zu Wärmeverlusten kommen. Strahlungsemissi- onen im Wellenlängenbereich unter 500 nm und über 680 nm sollten bei Beleuchtung im Außen- bereich möglichst vermieden werden. Warm- weiße bis gelbe LED-Lampen, Leuchtstoff- bzw. Energiesparlampen mit einer Farbtemperatur von 3000 K und geringem Blauanteil, Metallhalogen- dampflampen mit UV-Block wie etwa Farbglas- Punktuelles Licht schützt Nachtfalter am besten: filter (Langpassfilter ab 440 nm oder ab 400 nm) Lampen sollten nicht in den Himmel oder auf sind geeignet. die Seite leuchten. | 10
Europa ist in der Insektenordnung im Überblick Nacht hell erleuchtet. Schmetterlinge (Lepidoptera) stellen nach den Käfern die zweitgrößte Insektenordnung dar. In Europa sind etwa 10.600, in Mitteleuropa über 4.000 Arten heimisch. Ihre nächsten Verwandten sind die Köcherfliegen. Bei der Unterscheidung von Tag- und Nachtfaltern wie auch von Klein- und Großschmetterlingen handelt es sich um keine wissenschaftliche Einteilung. Sie macht es uns aber leichter: Insgesamt kommen in Mitteleuropa 79 Schmetterlingsfamilien in 29 Überfamilien vor. Eine davon sind die Tagfalter mit 5 Familien. Sie unterschei- det sich von allen übrigen Schmetterlingen durch die Flügelhaltung. Als einzige klappen Tagfalter in Ruhepo- sition die Flügeloberseiten gegeneinander. Alle anderen Schmetterlinge legen entweder die Flügel am Körper an, oder spreizen sie flach gegen den Untergrund (Spanner). Falter mit Rüssel sind weitgehend auf Nektar als „Brenn- stoff“ für die Flugmuskulatur angewiesen. Die für Mus- kelaufbau und Eiproduktion nötigen Vorräte aber muss sich bereits die Raupe anfressen. Deswegen nehmen einige Falter gar keine Nahrung mehr zu sich, sondern widmen ihre kurze Lebenszeit ausschließlich der Fort- pflanzung. Die meisten Schmetterlingsraupen ernähren sich von grünen Pflanzenteilen. Einige Arten fressen aber auch Flechten, Holz, Wachs, Tierhaare oder gar andere Tiere. Oder sie lassen sich von Ameisen füttern. Falter verfü- gen über einen guten Geruchssinn und finden so das Futter für ihren Nachwuchs, auf das sie die Eier betten. Die meisten Schmetterlingsarten brauchen dazu be- stimmte Raupenfutterpflanzen. | 11
Tagfalter Bei „Schmetterling“ denkt man automatisch an Fortsätzen der Hinterflügel. Die Mehrzahl der Ar- Tagfalter. Deren prächtigste Vertreter stammen ten ist standorttreu und erreicht Ersatzlebens- aus der Familie der Ritterfalter, darunter in Ös- räume kaum. terreich Gewöhnlicher Schwalbenschwanz, Ge- wöhnlicher Segelfalter, drei Apollo-Arten als Edelfalter sind die vielfältigste Gruppe der Tag- große und der Östliche Osterluzeifalter als mit- falter. Zu ihren Unterfamilien gehören die meist telgroßer Falter. Raupen von Schwalbenschwanz braunen bis rötlichen, mittelgroßen bis kleinen und Segelfalter sind regelmäßig in Gärten zu fin- Augenfalter. Orangerot mit dunkler Zeichnung den. Während diese beiden Arten neue Lebens- präsentieren sich unsere mittelgroßen bis gro- räume erschließen können, sind die anderen ßen Perlmuttfalter, darunter der Kaiserman- standorttreu. tel. Eisvögel und Trauerfalter sind große Falter von schwarzbrauner Grundfarbe – die Eisvögel Dickkopffalter sind eher unauffällige kleine Tag- blau schillernd und die Trauerfalter im Osten Ös- falter. terreichs mit weißen Flecken oder Streifen. Bei den ebenfalls großen Schillerfaltern schillern Eine weitere Familie stellen die Weißlinge, die je die Männchen blau, die Weibchen braun mit wei- nach Grundfarbe in Weißlinge und Gelblinge un- ßen Flecken, mitunter rostrot überlaufen. Unter terteilt werden. Zwar gehören mit Kleinem Kohl- den Fleckenfaltern schließlich finden sich auch weißling, Aurora- und Zitronenfalter auch häufige die zehn eher großen Brennnesselfalter, die aber Arten in diese Familie, doch viele Arten sind (teils nicht nur an Brennnesseln fressen. Manche Arten hochgradig) gefährdet. Sie sind mittelgroß bis bevorzugen diverse Korbblütler, andere (Obst) klein. Im Prinzip finden sich Raupen fast aller Ar- Gehölze, wobei die an Bäumen lebenden Arten ten auch in Gärten und Ersatzlebensräumen. stärker gefährdet sind. Die kleinen Schecken- falter-Arten benötigen sehr unterschiedliche Die Bläulinge gehören zu den kleinen Tagfaltern Nahrungspflanzen. Viele Edelfalter wandern weit und sind blau oder braun, es gibt aber auch eine umher, vor allem die kleineren Arten aber sind Gruppe orangeroter Arten (Feuerfalter) sowie teils standorttreu. die Zipfelfalter mit schwalbenschwanzähnlichen Der Distelfalter aus der Unterfamilie der Fleckenfalter | © „Natur im Garten“ S. Kropf | 12
Nachtfalter Die Vielfalt der Nachtfalter ist enorm: Raupenfutter. Die Raupen nehmen die Gifte mit Unter den Kleinschmetterlingen gibt es etwa die entsprechender Warnfärbung auf und nutzen sie tagaktiven, oft bunten oder glänzenden blüten- zur Verteidigung. Typisch für alle Schwärmerrau- besuchenden Langhornmotten oder die Echten pen, auch die ungiftigen Arten, ist ein Dorn über Motten. dem After. Einige Arten können bei uns nicht Glasflügler mit durchsichtigen Flügeln imitieren dauerhaft überleben, sondern wandern Jahr für mit der Körperzeichnung Wespen. Jahr aus südlichen Regionen ein. Die Widderchen sind bunte und tagaktive Nacht- Unter den Eulen gibt es spinnende und nicht spin- falter. Sie werden wegen der knallroten Flecken nende Arten. Sie nehmen als Falter meist Nahrung auf grünblauem bis schwarzem Grund auch Blut- auf. Bei vielen Eulen sitzen die Augen in „Trichtern“ ströpfchen genannt. Früher waren sie aus bunten geschützt in der Behaarung. Etwa 630 heimische Wiesen nicht wegzudenken. Wo sie einmal weg Arten gehören in die Familie Eigentliche Eulen, de- sind, kommen sie nicht so schnell wieder, auch ren Puppen sich uneingesponnen im Boden entwi- wenn man passende Lebensräume schafft. Denn ckeln. bis auf wenige Ausnahmen sind es standorttreue Spanner sind mit weltweit 23.000 Arten K-Strategen, die bleiben, wo sie sind, und kaum eine der größten Schmetterlingsfami- neue Lebensräume besiedeln. lien. Etwa 1.000 Arten gibt es in Eu- „Spinner“ bezeichnet Großschmetterlinge un- ropa und etwa 450 bei uns. Die Falter terschiedlicher Überfamilien, deren Raupen sich ähneln Tagfaltern, legen aber in Ruhe- einen Kokon spinnen, bevor sie sich verpuppen. haltung ihre Flügel auf den Untergrund. Die Falter nehmen meist keine Nahrung zu sich. Die Raupen sind sehr typisch durch ihre Auffällig sind die Schwärmer. Sie haben jedoch „spannende“ Fortbewegung. Einige Ar- unterirdische Puppen und lange Saugrüssel, mit ten haben vorwiegend oder ausschließ- denen sie im Schwirrflug, also ohne sich hinzu- lich ungeflügelte Weibchen, dafür durch setzen, wie Kolibris Nektar saugen. Zahlreiche Spinnfäden „flugfähige“ Jungraupen, Pflanzen haben sich an die Bestäubung allein um neue Lebensräume zu besiedeln. dieser Falterfamilie angepasst wie Tabak-Arten. Häufig dienen tödlich giftige Pflanzenarten als Raupe des Ligusterschwärmers © „Natur im Garten“ B. Haidler Lindenschwärmer | © „Natur im Garten“ J. Brocks | 13
ANSPRÜCHE UND LEBENSRÄUME Raupen brauchen Futterpflanzen und Überwinterungs- Schillerfalter bevorzugen faulendes Obst, zur Flugzeit plätze, viele Falter Nektarquellen. Nicht alle Blüten meist Kirschen, vor Blüten. Auch andere Falter lieben aber erzeugen Nektar oder sind für Schmetterlinge zu- derartige Beikost. gänglich. Neben Blüten sind auch schlammige Plätze wichtig, damit Schmetterlinge trinken und ihren Mineralstoffbe- Tagfalterblumen sind stieltellerförmig. Neben einer darf decken können. Landefläche bieten sie lange Röhren, in denen sich Nektar in einer für die meisten anderen Bestäuber un- Ruheplätze: Tagfalter benötigen vor allem morgens zugänglichen Tiefe verbirgt. Dazu zählen etwa unge- sonnige freie Plätze zum Aufwärmen auf „Betriebstem- füllter Flieder, Goldlack, einige Lichtnelken, Liguster, peratur“. Am besten geeignet sind Totholz oder Steine. Mondviole (Silberblatt), Nachtviolen, ungefüllte Nelken Im Sommer aber sind auch schattige Plätze zum Ab- wie die Bart-Nelke, Phlox, Seifenkraut, ungefüllte Ta- kühlen nötig, ebenso wie Ruheplätze für die Nacht getes, Verbenen und Wandelröschen. bzw. bei Nachtfaltern für den Tag. Dichte Gehölze sind da bestens geeignet. Vom Sommerflieder oder Schmetterlings- Balzplätze: Einige Falter stellen gehobene Ansprüche strauch sollten nur sterile Sorten gepflanzt an ihre Balzplätze. Bei einigen Tagfaltern wie Schwal- werden, da er ein invasiver Neophyt ist, der benschanz oder Berghexe ist Hilltopping auffällig: Die wertvolle Lebensräume für Raupen zerstört. Männchen umkreisen in großer Zahl in gleicher Flu- grichtung die Gipfel von Hügeln, große freistehende Bäume, Kirchtürme oder freistehende Häuser, währen Nachtfalterblumen brauchen kaum Schutz vor fal- die Weibchen im Umkreis sitzend ihre Wahl treffen. schen Blütenbesuchern und Nachtfalter keine ebene Ähnlich ist die Arenabalz von Waldportier & Co.: Hier Landefläche. Daher sind Nachtfalterblumen zum Teil fliegen die Männchen die Ränder von geschlossenen offener wie Jelängerjelieber (Geißblatt), einige Lichtnel- Lichtungen ab. Andere Arten benötigen freie Flugflä- ken, Linden, Nachtkerzen, Prunkwinden, Wunderblu- chen, etwa Wiesen. men und Zaunwinde. Auch zahlreiche Tagfalterblumen duften nachts stärker und sind so auch für Nachtfal- ter von Interesse: Bart-Nelke, Mondviole, Nachtviolen, Phlox und Sommerflieder. | 14
Artenreiche Blumenwiesen und Weiden Grasländer sind die Basis für die meisten Be- Für Schmetterlinge interessante Wiesen- und stäuberinsekten, da sie von Frühling bis Herbst Saumblumen sind beispielsweise Flocken- Blüten liefern können. Viele auffälligen Tagfalter- blume, Echtes Johanniskraut, Kartäusernelke, arten sowie Widderchen sind darauf angewiesen. Labkraut, Margerite, Odermennig, Kleiner und Wiesen zeichnen sich durch Mahd aus, Weiden Großer Wiesenknopf, Wiesen-Salbei und Wit- durch Beweidung. Dafür gibt es jeweils ange- wenblume. In öfter gemähten Rasenflächen be- passte Pflanzenarten. Eine Nutzung der gleichen währen sich Günsel, Braunelle, Habichtskraut, Fläche als Weide und Wiese senkt die Artenviel- Horn-, Rot- und Wundklee, Löwenzahn, Veil- falt und fördert windblütige Pflanzen wie etwa chen und Wegerich. Ampfer-Arten – ohne Nutzen für Bestäuber. Prinzipiell gilt: Je nährstoffärmer der Boden, desto artenreicher die Wiese oder Weide. Mit zu- nehmendem Nährstoffreichtum wird die Vege- tation zunächst zu dicht für Raupen, dann artenärmer. Schließlich wird häufiger gemäht und die in Jahrtausenden der Evolution an die Mäh- rhythmen angepassten Raupen- und Flugzeiten passen nicht mehr zusammen. Eine Schmetterlingswiese wird daher entweder als Weide oder als Mähwiese genutzt und nicht gedüngt, sondern vielmehr ausgemagert durch regelmäßigen Abtransport des Heues. Langhornmotten und Widderchen oder Blutströpfchen auf Witwenblume | © „Natur im Garten“ J. Brocks Blumenwiese | © „Natur im Garten“ J. Brocks | 15
Feldbrache | © „Natur im Garten“ S. Streicher Waldsäume, Felder und Brachen Wälder selbst sind vor allem Lebensraum für bekämpfung, der Wegfall von Brachen sowie die Nachtfalter, die nur als Raupen Nahrung zu Ansaat von Zwischenfrüchten sofort nach der sich nehmen. Für viele Arten aber sind die Ernte und damit das Verschwinden der Stop- Grenzbereiche zwischen Wald und Offenland pelackerfluren führen dazu, dass der Rückgang überlebenswichtig, auch als Zufluchtsort für Wie- der Schmetterlinge im Ackerland weitaus dra- senbewohner. Diese Säume beherbergen eine matischer ist als in vielen anderen Lebensräu- viel höhere Zahl an Schmetterlingsarten als Wie- men. Daran ändern auch Zwischensaaten mit sen oder Wälder allein. Hier können sich Raupen Nektarlieferanten nichts, denn im Gegensatz und ihre Futterpflanzen in Ruhe entwickeln und zur langen Blütezeit der Beikräuter steht hier die Puppen der wiesenbewohnenden Raupen ein zwar reichhaltiges aber nur sehr kurzfristi- finden Schutz. Tagfalter, deren Raupen in Wäl- ges Nektarangebot zur Verfügung. Durch den dern leben, erhalten hier Nektar und solche Ar- Wegfall der Wochen als Stoppelacker kommen ten, deren Raupen an sonnigen Gehölzen leben, bei Zwischenfrüchten nur wenige nutzbare Bei- finden geeignete Futterpflanzen. kräuter auf. Typische Arten der Feldränder und Die größte Gefahr besteht deshalb in der Ver- Windschutzstreifen sind Weißlinge, Schwalben- kleinerung der Saumbreiten und dem Wegfall schwanz, Segelfalter, Osterluzeifalter, sowie di- von Waldmänteln mit ihren typischen Baumar- verse Bläulinge und Augenfalter. ten. Auf Waldlebensräume angewiesen sind im Raupenstadium etwa Schwarzer Apollo und Landkärtchen. Waldmäntel nutzen die Raupen des Trauermantels, der Eisvögel und Schillerfal- ter, des Kaisermantels und des Maivogels. Auch die Agrarsteppe war früher sehr artenreich, wobei die Schmetterlingsraupen vorwiegend an Feldrainen und in Windschutzgürteln leben, während Ackerbeikräuter wesentlich zur Ernäh- rung der Falter beitrugen. Effektivere Beikraut- Waldsaum | © „Natur im Garten“ S. Streicher | 16
Gebirge und Almwiese | © „Natur im Garten“ A. Leithner Gebirge und Moore Gebirge haben unterschiedliche Bedeutung für baumarten der Wälder und die Blumenarten der Schmetterlinge. Einerseits sind die Alpen ein Weiden mit zunehmender Höhe. Typische Ge- Hindernis für Wanderfalter, andererseits sind birgsarten sind etwa Roter und Alpen-Apollo Gebirge durch ihre vielfältigen Lebensräume oder Alpen-Gelbling. sehr artenreich. Nicht oder wenig hitzetolerante Arten sind in unseren Breiten an sie gebunden. Einige Spezialisten unter den Faltern sind an Durch den Klimawandel werden immer mehr Ar- Moore unterschiedlicher Typen gebunden, wie ten in Bergregionen ausweichen müssen. Die der Hochmoorbläuling an Hochmoore. Der Vielfalt der Lebensräume entsteht nicht nur auf- Hochmoor-Perlmutterfalter kommt seinem Na- grund der Höhenzonierung. Schon geringe Un- men zum Trotz auch in Zwischenmooren vor. terschiede der Hangneigung und damit der Diese Arten können nur in natürlicher Umge- Sonneneinstrahlung können große Wirkung auf bung überleben und fehlen in der Kulturland- die Artenzusammensetzung haben. Die Boden- schaft. Deswegen ist der Schutz von Mooren mächtigkeit über dem Gestein variiert stark, und – nicht nur der Hochmoore mit ihren Torflager- die Vegetation verändert sich laufend durch La- stätten, sondern auch der teils in landwirtschaft- winenabgänge. liche Flächen umgewandelten Flachmoore – für Auch die vorgenannten Lebensräume werden ihre Erhaltung notwendig. im Gebirge vielfältiger. So ändern sich die Leit- Apollofalter | © Andreas Pospisil Foto Kaisermantel | © „Natur im Garten“ J. Brocks | 17
Dörfer, Städte und Gärten Traditionell waren dörfliche Siedlungsräume reich strukturiert und vor allem die Vorgärten blüten- Im Naturgarten kann man Falter durch reich und somit ein Schmetterlingsparadies. Seit Blumenwiesen, naturnahe Stauden- und Koniferen, Zwergmispel, Kriech-Spindelstrauch Gehölzpflanzungen, Totholz- und Steins- und Rosen als für Falter unbrauchbare Pflanzen trukturen sowie schlammige bzw. schat- die Vielfalt ablösten und Ruderalfluren („Gstettn“) tige Plätze und Wildnisbereiche fördern. und Pflasterritzen nicht mehr zahlreiche Raupen- futterpflanzen beherbergen, sondern „Sauber- keit“ vorherrscht, sind auch viele durchaus noch Zu den bereits im Lebensraum Blumenwie- häufigere Falter stark in ihrem Bestand zurückge- sen genannten Arten kommen Kräuter hinzu gangen: Weißlinge, Schwalbenschwanz, Kleiner wie Schnittlauch, Oregano, Thymian, Dill und Fuchs, Admiral, Distelfalter, Taubenschwänzchen Minze. Im Hochstaudenbeet oder am Gehölzrand und andere. auf frischen Böden beeindrucken unter anderem In Städten hat die Vielfalt durch größere Bebau- Baldrian, Duftnessel, Engelwurz, Kandela- ungsdichten und stärkere Nutzung der Restnatur berehrenpreis und Riesenskabiose nicht nur durch Erholungssuchende sowie Überdüngung uns Menschen. Auch Nachtkerze, Karde, Eisen- durch Hunde stark abgenommen. Artenreiche, kraut, Fetthenne, Lavendel und Natternkopf nicht nur auf der Gattung Sedum basierende sind eine Bereicherung für den Schmetterlings- Dachbegrünungen könnten eine Trendwende garten. Für schattige Standorte empfehlen wir bewirken. So wie beim gefährdeten Schwar- Glockenblume, Knoblauchrauke, Lerchen- zen Trauerfalter. Er wanderte in den letzten zwei sporn, Waldphlox, Wald-Geißbart, Wald- Jahrzehnten aus luftfeuchten Wäldern in die tro- meister und Frühlings-Platterbse und zur cken-heißen Städte ein, verbunden mit dem Unterpflanzung von Hecken Traubenhyazinthe Wechsel der Futterpflanzen von Wald-Geißbart und Blaustern, um nur einige Arten zu nennen. auf Spiersträucher. | 18
Sträucher und Hecken sind besonders wichtig sollte man allerdings auf den als Wasserdost ge- für das Überleben der Schmetterlinge. Alle hei- handelten Scheinleberbalsam (Ageratina rugosa, mischen Gehölze werden von Raupen genutzt. Handelsname Eupatorium rugosum) mit weißen Wichtige Futterpflanzen sind Apfelbaum (auch Blüten, der als invasiver Neophyt nun auch in Mit- Zieräpfel), Birke, Brombeere, Eichen (v.a. Stiel- teleuropa im Vormarsch begriffen ist. und Trauben-Eiche), (Zwerg)geißklee, Ginster, Faulbaum, Gewöhnliche Esche, Kreuzdorn, Brennnesseln sind in vieler Munde als Liguster, Zitterpappeln, Schlehdorn, Spier- Raupenfutterpflanze. Die meisten Brenn- sträucher (in Ostösterreich), Weiden (v.a. Sal- nesselfalter sind aber auf dichte Bestände und Silber-Weide) sowie Weißdorn. angewiesen, wobei Beschattung und Luftfeuchtigkeit eine große Rolle spielen. Als Nektarlieferanten für die Falter kommen die Landkärtchen benötigen Vollschatten, das im Frühling blühenden Kern- und Steinobstver- Tagpfauenauge hohe Luftfeuchtigkeit am wandten sowie Weiden in Frage. Später im Jahr besten am Gewässerrand, nur der Admiral haben von den Bäumen die Linden für Nachtfalter liebt einzeln stehende Brennnesseln in große Bedeutung. Bei den Kletterpflanzen sind voller Sonne. die meisten Arten des auch als Jelängerjelieber bekannten Geißblatts für Nachtfalter bedeutsam. Auch Efeu wird von Faltern besucht. Ein strukturreicher, vielfältiger Naturgarten bietet Für Schmetterlinge interessante Blütengehölze auf jeden Fall zahlreiche Möglichkeiten zur För- sind ungefüllter Flieder, Kammminzen, Liguster, derung von Schmetterlingen. Und es macht ihn Mönchspfeffer und Schönfrucht. Als Ersatz für zu einem noch wertvolleren und ganz besonde- den als Schmetterlingsstrauch beliebten, aber ren Erlebnis, diese bezaubernden Wesen oder invasiven Sommerflieder können dessen sterile sogar ihre Entwicklung vom Ei über Raupe und Sorten gepflanzt werden. Gern besucht werden Puppe zum Falter direkt vor der Tür hautnah be- auch Stauden wie der Wasserdost. Verzichten obachten zu können. Wildstrauchhecke im Siedlungsgebiet | © „Natur im Garten“ M. Liehl-Rainer | 19
„NATUR IM GARTEN“ Am Wasserpark 1, 3430 Tulln „Natur im Garten“ Telefon +43 (0)2742/74333 gartentelefon@naturimgarten.at, www.naturimgarten.at
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