Schmetterlinge entdecken und fördern - Gemeinsam für ein gesundes Morgen www.naturimgarten.at - auf Natur im Garten

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Schmetterlinge entdecken und fördern - Gemeinsam für ein gesundes Morgen www.naturimgarten.at - auf Natur im Garten
Schmetterlinge          entdecken und fördern

                         in Kooperation mit

                 Gemeinsam für ein gesundes Morgen

        www.naturimgarten.at
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INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

WUNDERSAME WESEN MIT GROSSER BEDEUTUNG                                                                                    4
Schmetterlinge als Zeigerarten                                                                                             5
Schmetterlinge im Jahresverlauf – Wer überwintert wie und wo?		                                                            5
Außergewöhnliche Lebensweisen                                                                                              7

ÖSTERREICHS SCHMETTERLINGE                                                                                                9
Gefährdete Vielfalt                                                                                                        9
Lichtverschmutzung vermeiden!                                                                                             10
Insektenordnung im Überblick                                                                                              11
Tagfalter                                                                                                                 12
Nachtfalter                                                                                                               13

ANSPRÜCHE UND LEBENSRÄUME                                                                                                 14
Artenreiche Blumenwiesen und Weiden                                                                                       15
Wäldsäume, Felder und Brachen                                                                                             16
Gebirge und Moore                                                                                                         17
Dörfer, Städte und Gärten                                                                                                 18

IMPRESSUM
Für den Inhalt verantwortlich: „Natur im Garten“ GmbH.
Redaktion und Text: Stefan Streicher, Gregor Dietrich, Anna Leithner, Margit Benes-Oeller
Illustrationen: Vanessa Lanc • Fotos: „Natur im Garten“; Andreas Pospisil • GrafikDesign: Luise Hofer • Stand Juni 2021

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VORWORT
                                  Klimaschutzministerin Leonore Gewessler

                                  Österreich zählt mit seiner extrem großen Vielfalt an
                                  Schmetterlingen zu einem der Hot Spots in Europa.
                                  Diese wunderbaren Insekten sind nicht nur schön und
                                  faszinierend, sondern erfüllen auch einen vielfältigen
                                  Nutzen als Bestäuber oder als Nahrungsgrundlage für
                                  andere Tierarten. Darunter sind viele stark gefährdete
                                  oder vom Aussterben bedrohte Vogel- und Fledermaus-
                                  arten zu finden.
                                  Leider sind auch die Schmetterlinge selbst ebenso wie
                                  ihre Lebensräume stark bedroht. Deshalb erscheint es
                                  umso wichtiger, diese bezaubernden Wesen, ihre Be-
                                  dürfnisse und Eigenarten näher vorzustellen. Gleich-
                                  zeitig soll diese Broschüre Anregungen geben, wie sie
                                  auch in Garten und Grünräumen gezielt gefördert wer-
                                  den können – durch vielfältige Naturgartenelemente ei-
                                  nerseits und sparsame Nachtbeleuchtung andererseits,
                                  damit wir weiterhin stolz auf die Schmetterlingsvielfalt in
                                  Österreich sein können.

Der Faulbaum-Bläuling ist einer von
51 in Österreich heimischen Arten
aus der Familie der Bläulinge.

                                                                                         |3
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WUNDERSAME WESEN
MIT GROSSER BEDEUTUNG
                                                             hat „Natur im Garten“ ein reich bebildertes Poster her-
   Das Wort Schmetterling stammt vom mittel-                 ausgebracht, das unter www.naturimgarten.at ebenso
   deutschen Wort Schmetten (Rahm) ab. Die Be-               zum Download bereitsteht wie eine ausführliche Bro-
   nennung beruht darauf, dass einige Schmet-                schüre mit weiteren Infos zu diesen interessanten Le-
   terlingsarten von Rahm/Obers angezogen                    bewesen.
   werden. Regional wurde der Schmetterling                  Darüber hinaus spielen Schmetterlinge von der Raupe
   auch als Buttervogel bezeichnet – ähnlich dem             bis hin zum erwachsenen Tier für das Ökosystem,
   englischen „butterfly“.                                   in dem sie leben, eine enorm wichtige Rolle – als Be-
                                                             stäuber, als Nahrungsquelle für Insektenfresser wie
                                                             Fledermäuse, Vögel oder Amphibien und als Zerset-
Schmetterlinge sind mit ihrer Farbenpracht und Zart-         zer. Raupen sind wichtige Bausteine im Kreislauf des
heit nicht nur bildschöne, bezaubernde Geschöpfe, die        Lebens, denn neben den blattfressenden gibt es auch
so manche Kindheitserinnerung wecken. Sie faszinie-          Arten, die etwa Pilze, Totholz, faulende Früchte oder so-
ren auch durch ihre Art der Fortbewegung, ihre Flüch-        gar Felle fressen. Ein bekanntes Beispiel ist die bei den
tigkeit und Vergänglichkeit und nicht zuletzt durch ihre     Menschen äußerst unbeliebte Kleidermotte. Stellt sie für
Entwicklung. Die beeindruckende Metamorphose reicht          den Kleiderschrank ein Problem dar, ist sie in der Natur
vom Ei über mehrere Larvenstadien und die Verpup-            umso wichtiger, um bei der Verwertung von Fellen und
pung bis hin zum Schlupf der Falter. Zu diesem Thema         Häuten toter Tiere zu helfen.

Hummelschwärmer                        Perlmuttfalter auf Lavendel             Paarung des Mauerfuchs
© „Natur im Garten“ G. Dietrich        © „Natur im Garten“ A. Haiden           © „Natur im Garten“ S. Streicher

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Das Taubenschwänzchen gilt
                                                                                            als Wanderfalter und zieht im
                                                       Schmetterlinge                       Herbst Richtung Süden
   Schmetterlinge                                      im Jahresverlauf –
   als Zeigerarten                                     wer überwintert
   Durch ihre sensible Reaktion auf Immissions-        wie und wo?
   belastungen und ihre oft enge Bindung an
   spezielle Standorte oder einzelne Pflanzen-         Distelfalter, Postillon und Tauben-
   arten als Raupenfutter eignen sich Schmet-          schwänzchen ziehen im Herbst in den
   terlinge hervorragend als Bioindikatoren.           wärmeren Süden. Ihre Nachkommen
   Änderungen von Lebensräumen und deren               erscheinen bei uns frühestens Mitte Mai und zeugen
   Qualität lassen sich über ihre Artenanzahl          eine im Hochsommer fliegende Nachfolgegeneration.
   rasch und genau nachweisen.
   Dabei kommt den standorttreuen Arten                Die hierzulande überwinternden Schmetterlinge haben-
   unter den Faltern wie Apollo-, Zipfelfalter und     verschiedene Möglichkeiten, um den Winter erfolgreich
   Ameisenbläuling besondere Bedeutung zu              zu überstehen: 1 % aller Arten überwintert als Falter,
   mit meist nur wenigen Nachkommen in einer           50 % als Puppe, 44 % als Raupe und 5 % als Ei.
   Generation pro Jahr und manchmal auch einer
   komplizierten Entwicklung im Raupenstadium.         Die ersten im Frühjahr auftauchenden Falter haben als
   Im Gegensatz dazu haben andere Arten unter          Schmetterling überwintert – etwa der Zitronenfalter,
   den Schmetterlingen geringere Ansprüche             die Füchse, Tagpfauenauge, C-Falter und Trauer-
   an ihre Umgebung, entwickeln oft mehrere            mantel. Zitronenfalter überwintern im Schutz der Vege-
   Generationen pro Jahr und legen weitere             tation, die Brennnesselfalter wie Tagpfauenauge, Kleiner
   Strecken zurück.                                    Fuchs und C-Falter benötigen größere Hohlräume -
                                                       etwa zugängliche kühle Dachböden, Scheunen etc.
                                                       Nach dem Erwachen sind sie dankbar für Blütennah-
                                                       rung durch Frühlingsblüher wie Sal-Weide und Primeln
                                                       und passende Futterpflanzen für ihren Nachwuchs.

                                                         Die Mehrheit der Schmetterlinge überwintert
                                                         als Puppe, Raupe, oder im Ei. Ihr größtes Pro-
                                                         blem sind winterliche Erd- und Schnittarbeiten
                                                         an Pflanzen, die Puppen oder Eigelege beher-
Der Schwalbenschwanz setzt auf zahlreiche Nachkommen
                                                         bergen.
und überwintert als gut getarnte Puppe.

                                                                                                             |5
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Frühestens ab April begegnen wir jenen Faltern, die
als Puppen an Pflanzenteilen, in Kokons eingespon-
nen oder im Boden eingegraben überwintert haben
und dann im Frühjahr noch eine kurze Entwicklung
durchmachen müssen. Für Aurorafalter, Schwal-
benschwanz, Segelfalter und Weißlinge lassen wir
vertrocknete Halme und Büschel über den Winter auf
den Beeten und Laub unter Sträuchern liegen. Schaf-
fen wir dagegen im Herbst in Feld, Flur und Garten zu
viel Ordnung, haben ihre Puppen keine Möglichkeit, den
Winter zu überstehen.

Falter, die als mehr oder weniger weit entwickelte Rau-     Der Osterluzeifalter überwintert als Puppe
pen überwintern, fressen meist im Frühjahr noch             © Andreas Pospisil
weiter und verpuppen sich erst anschließend. Man-
che Raupen verkriechen sich in der Vegetation, andere
bauen sich ein Überwinterungsgespinst. Einige über-
wintern sogar völlig ungeschützt festgesponnen an
Pflanzenteilen wie z. B. die Raupe des Schillerfalters.
Auch Schachbrett, Bläulinge oder der Schwarze
Trauerfalter zeigen sich frühestens ab Mai oder Juni.
Falter, die in Form von Eiern überwintern – wie etwa
Rotes Ordensband und Apollofalter – erscheinen
noch später.

                                                            Der Schachbrettfalter überwintert als Raupe
                                                            © „Natur im Garten“ S. Streicher
                       Der Frostspanner legt im Herbst
                       Eier in die Kronen von Bäumen,
                       diese überdauern dann den Winter

                                                        Das Weißfleck-Widderchen
                                                     überwintert als Raupe in einem
                                                       bodennahen Gespinst in der
                                                                       Krautschicht
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Außergewöhnliche                                                                       Der Distelfalter, einer der
Lebensweisen                                                                           bekanntesten Wanderfalter

DISTELFALTER (WANDERUNG)
Wanderfalter fliegen wie Zugvögel in den Süden
und nutzen Windströme für das Überfliegen des Mee-
res. Zu Millionen Exemplaren wandern sie ab Mitte Mai
in Österreich und anderen Teilen Europas ein, um ihr
Sommerquartier zu beziehen. Einmal angekommen,
vermehren sie sich und die erwachsene Exemplare ster-
ben. Die jungen Schmetterlinge fliegen im Herbst Rich-
tung Südeuropa und vermehren sich dort. Die nächste
Generation junger Falter wiederum zieht es weiter nach
Afrika. Im Frühling geht die Reise dann über mehrere
Generationen zurück nach Mitteleuropa. Je nach Ein-
wanderungsbedingungen schwankt ihre Häufigkeit von
Jahr zu Jahr stark.

ZITRONENFALTER (ÜBERWINTERUNG)                               Bei ihren Wanderungen legen Schmetterlinge über mehrere
                                                             Generationen, tausende Kilometer zurück.
Zitronenfalter haben mit einer Lebensdauer von etwa ei-
nem Jahr die höchste Lebenserwartung aller mitteleuro-
päischen Schmetterlinge. Als Falter überwintern sie wie
verdorrte Blätter in der Vegetation hängend, wobei sie
geschützte Plätze unter Immergrünen, vor allem Efeu,
bevorzugen. Nach dem Frühlingserwachen suchen sie
gerne Seidelbast und Primeln auf, um Nektar zu sau-
gen. So erfreuen sie uns schon zeitig – intensiv zitronen-
gelb die Männchen, blass grünlich-weiß die Weibchen,
mit typisch zugespitzten Flügeln und je einem orangen
Fleck auf den Flügeloberseiten. Die Weibchen legen
ein oder zwei Eier an die sich öffnenden Knospen von
Faulbaum (Rhamnus frangula) und Purgier-Kreuz-
dorn (Rhamnus cathartica). Zitronenfalter können durch
diese beiden Straucharten im Garten gefördert werden.        Zitronenfalter Männchen | © „Natur im Garten“ S. Streicher

                                                                                                                          |7
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NACHTPFAUENAUGE
                                                                (KEINE NAHRUNGSAUFNAHME ALS FALTER)
                                                                Das Wiener Nachtpfauenauge ist mit einer Flügelspann-
                                                                weite von bis zu 16 cm der größte heimische Falter. Die
                                                                auffälligen Augenflecken sollen Fressfeinde abschre-
                                                                cken. Der erwachsene Schmetterling besitzt keine
                                                                Mundwerkzeuge, kann also keinerlei Nahrung aufneh-
                                                                men. Nach der Paarung und Eiablage verhungern die
                                                                Falter.

                                                                ROTES ORDENSBAND
                                                                (VERSTECKEN, AUSWEICHEN UND IRRITIEREN)
Ameisenbläuling | © „Natur im Garten“ M. Benes-Oeller           Das Rote Ordensband – ebenfalls ein Nachtfalter vom
                                                                Spätsommer bis in den Herbst – bekommt man selten
KREUZENZIAN-AMEISENBLÄULING (BRUTPARASIT)                       zu Gesicht, weil es von künstlichen Lichtquellen kaum
Der Kreuzenzian-Bläuling ist eine extrem standorttreue          angezogen wird. Dank seiner Gehörorgane zur Wahr-
Art der Kalkmagerrasen. Er fliegt maximal 2,5 km weit           nehmung von Geräuschen und selbst Ultraschallrufen
und tritt als Falter nur von Mitte Juni bis Mitte Juli in Er-   von Fledermäusen kann es Fressfeinden gut auswei-
scheinung. An der einzig möglichen Raupennahrungs-              chen. Tagsüber ist es durch seine braun-grau gemuster-
pflanze, dem Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata) legt er           ten Vorderflügel auf Baumstämmen sitzend gut getarnt.
seine Eier ab. Nachdem sich die Raupen von der Blüte            Wird der Falter dennoch von Vögeln entdeckt, entfaltet
ernährt und dreimal gehäutet haben, lassen sie sich im          er blitzschnell die Flügel. und zeigt die roten Hinterflügel.
Spätsommer zu Boden fallen. Knotenameisen der Art               Den kurzen Moment der Irritation des Angreifers nutzt
Myrmica schencki tragen die Raupen in ihr Nest und              das Rote Ordensband zur Flucht. Zu der ist es jederzeit
füttern sie bis zur Verpuppung im nächsten Jahr, weil           bereit, weil es sich als Eulenfalter im Gegensatz zu den
die Schmetterlingslarven zur Anpassung den Geruch               Schwärmern nicht vor dem Flug „warm zittern“ muss.
der Ameisenlarven imitieren, zwischen denen sie liegen.
Durch diese Lebensweise und seine geringe Mobilität ist
der Kreuzenzian-Bläuling stark bedroht.

Wiener Nachtpfauenauge (Raupe und Falter)                                                     Rotes Ordensband

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ÖSTERREICHS SCHMETTERLINGE
Gefährdete Vielfalt

   In Österreich wurden 4.070 Schmetterlings-                Artenzahlen in den
   arten nachgewiesen.                                       einzelnen Bundesländern
   • Davon sind etwas über 200 Tagfalter                     © „Natur im Garten“ M. Spielauer
     und mehr als 3.800 Nachtfalter.
   • Etwa 2/3 sind Kleinschmetterlinge                       Der Schutz ihrer Lebensräume ist wesentliche Vor-
     (Wickler, Motten, Zünsler …) und 1/3 Groß-              aussetzung für den Erhalt dieser Vielfalt, die leider im
     schmetterlinge (Tagfalter, Spinner, Eulen…).            Rückgang begriffen ist. Mangels Monitoring gibt es al-
                                                             lerdings keine offizielle Rote Liste für Nachtfalter, daher
                                                             sind Schätzungen zur Gefährdung spekulativ. Laut Glo-
Österreich gilt mit dieser hohen Artenanzahl als ein         bal 2000 gelten derzeit mehr als die Hälfte aller Tagfalter
Schmetterlingshotspot in Europa. Das liegt an der Viel-      Österreichs als gefährdet, 2 % sind bereits ausgestor-
falt an Klimaräumen und Biotopen: Außer den Al-              ben. Von den Nachtfalterarten sind rund 40 % gefähr-
pen mit unterschiedlichen Höhenstufen, Schutt- und           det und bereits 4 % ausgestorben. Diese Zahlen stellen
Felslebensräumen und ihren Ausläufern reichen diese          Durchschnittswerte dar und beinhalten auch die Be-
vom gemäßigteren, feuchteren atlantisch beeinfluss-          stände in Naturschutzgebieten. In der freien Natur ist
ten Westen über das pannonisch-kontinentale Klima im         die Gesamtsituation noch dramatischer, sodass man
Osten mit seinen typischen Trockenrasen bis hin zum          viele Schmetterlinge zukünftig womöglich nur mehr in
Illyrischen Klima im Südosten als Übergang zum medi-         geschützten Gebieten finden wird.
terranen Klima. Es konnten sich auch Arten, die in der
Eiszeit die weiten Mammutsteppen Europas bewohn-             Flächenversiegelung und Verbauung, Intensivierung von
ten, auf Trockenrasen oder Schuttfluren zurückziehen.        Forst- und Landwirtschaft, Pestizideinsatz und nicht
In Österreich treten daher nicht nur weitverbreitete euro-   zuletzt die Klimaerwärmung – gerade in Gebirgslagen
päische Pflanzen- und Tierarten auf, sondern etwa auch       – setzen den Faltern stark zu. Neben der Lebensraum-
Arten mittelasiatischer Steppen, des nördlichen Mittel-      zerstörung ist vor allem die Lichtverschmutzung ein
meergebiets und Balkans. Österreich besitzt mit 150          massives Problem für die Nachtfalter. Diese stellen den
Pflanzen- und 575 Tierarten auch den höchsten Anteil         größten Teil der heimischen Schmetterlinge dar, auch
endemischer Arten (die nur in einem kleinen Gebiet           wenn sie im Gegensatz zu den bunten Tagfaltern durch
verbreitet sind) in Mitteleuropa, darunter 33 Schmetter-     ihre oft unscheinbaren Braun- und Grautöne weniger
lingsarten.                                                  auffallen.

                                                                                                                    |9
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Lichtverschmutzung
               vermeiden!

       Straßenlicht, Licht von Schaufenstern, die Ge-         Milliarden Insekten werden
       bäudebeleuchtung und Lichtquellen im Gar-              in der Nacht von künstlichem
       ten machen die Nacht zum Tag. Wenn das Licht           Licht angezogen.

       hell und ohne Abschirmung in den Nachthimmel
       strahlt, irritiert es Pflanzen und lenkt Vögel auf     Lichtquellen im Freien sollten wir deshalb nur
       ihre Zugrouten fehl. Licht selbst von Solarlämp-       sporadisch aufdrehen – nicht länger oder stär-
       chen tötet im Sommer milliardenfach Insekten,          ker als sie gebraucht werden: Bewegungsabhän-
       die uns und der Natur als Bestäuber sowie vie-         gige Beleuchtung, die ohne Bewegung auf etwa
       len Tieren als Hauptnahrung fehlen. Jeder kann         20 % zurückgeht und zu später Stunde nochmals
       beobachten, wie nachtaktive Insekten um starke         abgesenkt wird. Außerdem sollte Licht von oben
       Lichtquellen schwirren, auf Nahrungsaufnahme           auf den Boden und nicht in den Himmel gerich-
       und Paarung vergessen und sterben. Oft sam-            tet sein und auch seitlich abgeschirmt werden,
       meln sich die toten Tiere am Boden von Lampen.         sodass die Lichtquelle selbst fast nicht mehr
       Besonders negativ wirken sich Leuchtmittel mit         wahrgenommen wird, sondern nur die beleuch-
       UV- und hohem Blauanteil im Emissionsspekt-            teten Flächen. Günstig ist eine Wellenlänge von
       rum auf Nachtfalter aus. Blaues Licht irritiert aber   450 bis 600 nm (warmweißes bis gelbes Licht).
       nicht nur Nachtfalter, sondern kann auch dazu          Darunter ist Licht für Insekten schädlich, darü-
       beitragen, dass Menschen schlecht einschlafen.         ber – insbesondere im Infrarotbereich – kann es
                                                              zu Wärmeverlusten kommen. Strahlungsemissi-
                                                              onen im Wellenlängenbereich unter 500 nm und
                                                              über 680 nm sollten bei Beleuchtung im Außen-
                                                              bereich möglichst vermieden werden. Warm-
                                                              weiße bis gelbe LED-Lampen, Leuchtstoff- bzw.
                                                              Energiesparlampen mit einer Farbtemperatur von
                                                              3000 K und geringem Blauanteil, Metallhalogen-
                                                              dampflampen mit UV-Block wie etwa Farbglas-
       Punktuelles Licht schützt Nachtfalter am besten:       filter (Langpassfilter ab 440 nm oder ab 400 nm)
       Lampen sollten nicht in den Himmel oder auf
                                                              sind geeignet.
       die Seite leuchten.

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Europa ist in der
                         Insektenordnung im Überblick
Nacht hell erleuchtet.
                         Schmetterlinge (Lepidoptera) stellen nach den Käfern
                         die zweitgrößte Insektenordnung dar. In Europa sind
                         etwa 10.600, in Mitteleuropa über 4.000 Arten heimisch.
                         Ihre nächsten Verwandten sind die Köcherfliegen.

                         Bei der Unterscheidung von Tag- und Nachtfaltern wie
                         auch von Klein- und Großschmetterlingen handelt es
                         sich um keine wissenschaftliche Einteilung. Sie macht
                         es uns aber leichter: Insgesamt kommen in Mitteleuropa
                         79 Schmetterlingsfamilien in 29 Überfamilien vor. Eine
                         davon sind die Tagfalter mit 5 Familien. Sie unterschei-
                         det sich von allen übrigen Schmetterlingen durch die
                         Flügelhaltung. Als einzige klappen Tagfalter in Ruhepo-
                         sition die Flügeloberseiten gegeneinander. Alle anderen
                         Schmetterlinge legen entweder die Flügel am Körper an,
                         oder spreizen sie flach gegen den Untergrund (Spanner).

                         Falter mit Rüssel sind weitgehend auf Nektar als „Brenn-
                         stoff“ für die Flugmuskulatur angewiesen. Die für Mus-
                         kelaufbau und Eiproduktion nötigen Vorräte aber muss
                         sich bereits die Raupe anfressen. Deswegen nehmen
                         einige Falter gar keine Nahrung mehr zu sich, sondern
                         widmen ihre kurze Lebenszeit ausschließlich der Fort-
                         pflanzung.

                         Die meisten Schmetterlingsraupen ernähren sich von
                         grünen Pflanzenteilen. Einige Arten fressen aber auch
                         Flechten, Holz, Wachs, Tierhaare oder gar andere Tiere.
                         Oder sie lassen sich von Ameisen füttern. Falter verfü-
                         gen über einen guten Geruchssinn und finden so das
                         Futter für ihren Nachwuchs, auf das sie die Eier betten.
                         Die meisten Schmetterlingsarten brauchen dazu be-
                         stimmte Raupenfutterpflanzen.

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Tagfalter
       Bei „Schmetterling“ denkt man automatisch an              Fortsätzen der Hinterflügel. Die Mehrzahl der Ar-
       Tagfalter. Deren prächtigste Vertreter stammen            ten ist standorttreu und erreicht Ersatzlebens-
       aus der Familie der Ritterfalter, darunter in Ös-         räume kaum.
       terreich Gewöhnlicher Schwalbenschwanz, Ge-
       wöhnlicher Segelfalter, drei Apollo-Arten als             Edelfalter sind die vielfältigste Gruppe der Tag-
       große und der Östliche Osterluzeifalter als mit-          falter. Zu ihren Unterfamilien gehören die meist
       telgroßer Falter. Raupen von Schwalbenschwanz             braunen bis rötlichen, mittelgroßen bis kleinen
       und Segelfalter sind regelmäßig in Gärten zu fin-         Augenfalter. Orangerot mit dunkler Zeichnung
       den. Während diese beiden Arten neue Lebens-              präsentieren sich unsere mittelgroßen bis gro-
       räume erschließen können, sind die anderen                ßen Perlmuttfalter, darunter der Kaiserman-
       standorttreu.                                             tel. Eisvögel und Trauerfalter sind große Falter
                                                                 von schwarzbrauner Grundfarbe – die Eisvögel
       Dickkopffalter sind eher unauffällige kleine Tag-         blau schillernd und die Trauerfalter im Osten Ös-
       falter.                                                   terreichs mit weißen Flecken oder Streifen. Bei
                                                                 den ebenfalls großen Schillerfaltern schillern
       Eine weitere Familie stellen die Weißlinge, die je        die Männchen blau, die Weibchen braun mit wei-
       nach Grundfarbe in Weißlinge und Gelblinge un-            ßen Flecken, mitunter rostrot überlaufen. Unter
       terteilt werden. Zwar gehören mit Kleinem Kohl-           den Fleckenfaltern schließlich finden sich auch
       weißling, Aurora- und Zitronenfalter auch häufige         die zehn eher großen Brennnesselfalter, die aber
       Arten in diese Familie, doch viele Arten sind (teils      nicht nur an Brennnesseln fressen. Manche Arten
       hochgradig) gefährdet. Sie sind mittelgroß bis            bevorzugen diverse Korbblütler, andere (Obst)
       klein. Im Prinzip finden sich Raupen fast aller Ar-       Gehölze, wobei die an Bäumen lebenden Arten
       ten auch in Gärten und Ersatzlebensräumen.                stärker gefährdet sind. Die kleinen Schecken-
                                                                 falter-Arten benötigen sehr unterschiedliche
       Die Bläulinge gehören zu den kleinen Tagfaltern           Nahrungspflanzen. Viele Edelfalter wandern weit
       und sind blau oder braun, es gibt aber auch eine          umher, vor allem die kleineren Arten aber sind
       Gruppe orangeroter Arten (Feuerfalter) sowie              teils standorttreu.
       die Zipfelfalter mit schwalbenschwanzähnlichen

                                        Der Distelfalter aus der Unterfamilie der Fleckenfalter | © „Natur im Garten“ S. Kropf

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Nachtfalter
Die Vielfalt der Nachtfalter ist enorm:            Raupenfutter. Die Raupen nehmen die Gifte mit
Unter den Kleinschmetterlingen gibt es etwa die    entsprechender Warnfärbung auf und nutzen sie
tagaktiven, oft bunten oder glänzenden blüten-     zur Verteidigung. Typisch für alle Schwärmerrau-
besuchenden Langhornmotten oder die Echten         pen, auch die ungiftigen Arten, ist ein Dorn über
Motten.                                            dem After. Einige Arten können bei uns nicht
Glasflügler mit durchsichtigen Flügeln imitieren   dauerhaft überleben, sondern wandern Jahr für
mit der Körperzeichnung Wespen.                    Jahr aus südlichen Regionen ein.
Die Widderchen sind bunte und tagaktive Nacht-     Unter den Eulen gibt es spinnende und nicht spin-
falter. Sie werden wegen der knallroten Flecken    nende Arten. Sie nehmen als Falter meist Nahrung
auf grünblauem bis schwarzem Grund auch Blut-      auf. Bei vielen Eulen sitzen die Augen in „Trichtern“
ströpfchen genannt. Früher waren sie aus bunten    geschützt in der Behaarung. Etwa 630 heimische
Wiesen nicht wegzudenken. Wo sie einmal weg        Arten gehören in die Familie Eigentliche Eulen, de-
sind, kommen sie nicht so schnell wieder, auch     ren Puppen sich uneingesponnen im Boden entwi-
wenn man passende Lebensräume schafft. Denn        ckeln.
bis auf wenige Ausnahmen sind es standorttreue     Spanner sind mit weltweit 23.000 Arten
K-Strategen, die bleiben, wo sie sind, und kaum    eine der größten Schmetterlingsfami-
neue Lebensräume besiedeln.                        lien. Etwa 1.000 Arten gibt es in Eu-
„Spinner“ bezeichnet Großschmetterlinge un-        ropa und etwa 450 bei uns. Die Falter
terschiedlicher Überfamilien, deren Raupen sich    ähneln Tagfaltern, legen aber in Ruhe-
einen Kokon spinnen, bevor sie sich verpuppen.     haltung ihre Flügel auf den Untergrund.
Die Falter nehmen meist keine Nahrung zu sich.     Die Raupen sind sehr typisch durch ihre
Auffällig sind die Schwärmer. Sie haben jedoch     „spannende“ Fortbewegung. Einige Ar-
unterirdische Puppen und lange Saugrüssel, mit     ten haben vorwiegend oder ausschließ-
denen sie im Schwirrflug, also ohne sich hinzu-    lich ungeflügelte Weibchen, dafür durch
setzen, wie Kolibris Nektar saugen. Zahlreiche     Spinnfäden „flugfähige“ Jungraupen,
Pflanzen haben sich an die Bestäubung allein       um neue Lebensräume zu besiedeln.
dieser Falterfamilie angepasst wie Tabak-Arten.
Häufig dienen tödlich giftige Pflanzenarten als                              Raupe des Ligusterschwärmers
                                                                              © „Natur im Garten“ B. Haidler

                                                            Lindenschwärmer | © „Natur im Garten“ J. Brocks

                                                                                                           | 13
ANSPRÜCHE UND LEBENSRÄUME
Raupen brauchen Futterpflanzen und Überwinterungs-           Schillerfalter bevorzugen faulendes Obst, zur Flugzeit
plätze, viele Falter Nektarquellen. Nicht alle Blüten        meist Kirschen, vor Blüten. Auch andere Falter lieben
aber erzeugen Nektar oder sind für Schmetterlinge zu-        derartige Beikost.
gänglich.                                                    Neben Blüten sind auch schlammige Plätze wichtig,
                                                             damit Schmetterlinge trinken und ihren Mineralstoffbe-
Tagfalterblumen sind stieltellerförmig. Neben einer          darf decken können.
Landefläche bieten sie lange Röhren, in denen sich
Nektar in einer für die meisten anderen Bestäuber un-        Ruheplätze: Tagfalter benötigen vor allem morgens
zugänglichen Tiefe verbirgt. Dazu zählen etwa unge-          sonnige freie Plätze zum Aufwärmen auf „Betriebstem-
füllter Flieder, Goldlack, einige Lichtnelken, Liguster,     peratur“. Am besten geeignet sind Totholz oder Steine.
Mondviole (Silberblatt), Nachtviolen, ungefüllte Nelken      Im Sommer aber sind auch schattige Plätze zum Ab-
wie die Bart-Nelke, Phlox, Seifenkraut, ungefüllte Ta-       kühlen nötig, ebenso wie Ruheplätze für die Nacht
getes, Verbenen und Wandelröschen.                           bzw. bei Nachtfaltern für den Tag. Dichte Gehölze sind
                                                             da bestens geeignet.

   Vom Sommerflieder oder Schmetterlings-                    Balzplätze: Einige Falter stellen gehobene Ansprüche
   strauch sollten nur sterile Sorten gepflanzt              an ihre Balzplätze. Bei einigen Tagfaltern wie Schwal-
   werden, da er ein invasiver Neophyt ist, der              benschanz oder Berghexe ist Hilltopping auffällig: Die
   wertvolle Lebensräume für Raupen zerstört.                Männchen umkreisen in großer Zahl in gleicher Flu-
                                                             grichtung die Gipfel von Hügeln, große freistehende
                                                             Bäume, Kirchtürme oder freistehende Häuser, währen
Nachtfalterblumen brauchen kaum Schutz vor fal-              die Weibchen im Umkreis sitzend ihre Wahl treffen.
schen Blütenbesuchern und Nachtfalter keine ebene            Ähnlich ist die Arenabalz von Waldportier & Co.: Hier
Landefläche. Daher sind Nachtfalterblumen zum Teil           fliegen die Männchen die Ränder von geschlossenen
offener wie Jelängerjelieber (Geißblatt), einige Lichtnel-   Lichtungen ab. Andere Arten benötigen freie Flugflä-
ken, Linden, Nachtkerzen, Prunkwinden, Wunderblu-            chen, etwa Wiesen.
men und Zaunwinde. Auch zahlreiche Tagfalterblumen
duften nachts stärker und sind so auch für Nachtfal-
ter von Interesse: Bart-Nelke, Mondviole, Nachtviolen,
Phlox und Sommerflieder.

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Artenreiche Blumenwiesen und Weiden

Grasländer sind die Basis für die meisten Be-         Für Schmetterlinge interessante Wiesen- und
stäuberinsekten, da sie von Frühling bis Herbst       Saumblumen sind beispielsweise Flocken-
Blüten liefern können. Viele auffälligen Tagfalter-   blume, Echtes Johanniskraut, Kartäusernelke,
arten sowie Widderchen sind darauf angewiesen.        Labkraut, Margerite, Odermennig, Kleiner und
Wiesen zeichnen sich durch Mahd aus, Weiden           Großer Wiesenknopf, Wiesen-Salbei und Wit-
durch Beweidung. Dafür gibt es jeweils ange-          wenblume. In öfter gemähten Rasenflächen be-
passte Pflanzenarten. Eine Nutzung der gleichen       währen sich Günsel, Braunelle, Habichtskraut,
Fläche als Weide und Wiese senkt die Artenviel-       Horn-, Rot- und Wundklee, Löwenzahn, Veil-
falt und fördert windblütige Pflanzen wie etwa        chen und Wegerich.
Ampfer-Arten – ohne Nutzen für Bestäuber.

Prinzipiell gilt: Je nährstoffärmer der Boden,
desto artenreicher die Wiese oder Weide. Mit zu-
nehmendem Nährstoffreichtum wird die Vege-
tation zunächst zu dicht für Raupen, dann
artenärmer. Schließlich wird häufiger gemäht und
die in Jahrtausenden der Evolution an die Mäh-
rhythmen angepassten Raupen- und Flugzeiten
passen nicht mehr zusammen.

Eine Schmetterlingswiese wird daher entweder
als Weide oder als Mähwiese genutzt und nicht
gedüngt, sondern vielmehr ausgemagert durch
regelmäßigen Abtransport des Heues.                   Langhornmotten und Widderchen oder Blutströpfchen
                                                      auf Witwenblume | © „Natur im Garten“ J. Brocks

                                                                  Blumenwiese | © „Natur im Garten“ J. Brocks

                                                                                                            | 15
Feldbrache | © „Natur im Garten“ S. Streicher

                Waldsäume, Felder und Brachen
       Wälder selbst sind vor allem Lebensraum für         bekämpfung, der Wegfall von Brachen sowie die
       Nachtfalter, die nur als Raupen Nahrung zu          Ansaat von Zwischenfrüchten sofort nach der
       sich nehmen. Für viele Arten aber sind die          Ernte und damit das Verschwinden der Stop-
       Grenzbereiche zwischen Wald und Offenland           pelackerfluren führen dazu, dass der Rückgang
       überlebenswichtig, auch als Zufluchtsort für Wie-   der Schmetterlinge im Ackerland weitaus dra-
       senbewohner. Diese Säume beherbergen eine           matischer ist als in vielen anderen Lebensräu-
       viel höhere Zahl an Schmetterlingsarten als Wie-    men. Daran ändern auch Zwischensaaten mit
       sen oder Wälder allein. Hier können sich Raupen     Nektarlieferanten nichts, denn im Gegensatz
       und ihre Futterpflanzen in Ruhe entwickeln und      zur langen Blütezeit der Beikräuter steht hier
       die Puppen der wiesenbewohnenden Raupen             ein zwar reichhaltiges aber nur sehr kurzfristi-
       finden Schutz. Tagfalter, deren Raupen in Wäl-      ges Nektarangebot zur Verfügung. Durch den
       dern leben, erhalten hier Nektar und solche Ar-     Wegfall der Wochen als Stoppelacker kommen
       ten, deren Raupen an sonnigen Gehölzen leben,       bei Zwischenfrüchten nur wenige nutzbare Bei-
       finden geeignete Futterpflanzen.                    kräuter auf. Typische Arten der Feldränder und
       Die größte Gefahr besteht deshalb in der Ver-       Windschutzstreifen sind Weißlinge, Schwalben-
       kleinerung der Saumbreiten und dem Wegfall          schwanz, Segelfalter, Osterluzeifalter, sowie di-
       von Waldmänteln mit ihren typischen Baumar-         verse Bläulinge und Augenfalter.
       ten. Auf Waldlebensräume angewiesen sind im
       Raupenstadium etwa Schwarzer Apollo und
       Landkärtchen. Waldmäntel nutzen die Raupen
       des Trauermantels, der Eisvögel und Schillerfal-
       ter, des Kaisermantels und des Maivogels.

       Auch die Agrarsteppe war früher sehr artenreich,
       wobei die Schmetterlingsraupen vorwiegend an
       Feldrainen und in Windschutzgürteln leben,
       während Ackerbeikräuter wesentlich zur Ernäh-
       rung der Falter beitrugen. Effektivere Beikraut-
                                                           Waldsaum | © „Natur im Garten“ S. Streicher

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Gebirge und Almwiese | © „Natur im Garten“ A. Leithner

                                                                 Gebirge und Moore
  Gebirge haben unterschiedliche Bedeutung für           baumarten der Wälder und die Blumenarten der
  Schmetterlinge. Einerseits sind die Alpen ein          Weiden mit zunehmender Höhe. Typische Ge-
  Hindernis für Wanderfalter, andererseits sind          birgsarten sind etwa Roter und Alpen-Apollo
  Gebirge durch ihre vielfältigen Lebensräume            oder Alpen-Gelbling.
  sehr artenreich. Nicht oder wenig hitzetolerante
  Arten sind in unseren Breiten an sie gebunden.         Einige Spezialisten unter den Faltern sind an
  Durch den Klimawandel werden immer mehr Ar-            Moore unterschiedlicher Typen gebunden, wie
  ten in Bergregionen ausweichen müssen. Die             der Hochmoorbläuling an Hochmoore. Der
  Vielfalt der Lebensräume entsteht nicht nur auf-       Hochmoor-Perlmutterfalter kommt seinem Na-
  grund der Höhenzonierung. Schon geringe Un-            men zum Trotz auch in Zwischenmooren vor.
  terschiede der Hangneigung und damit der               Diese Arten können nur in natürlicher Umge-
  Sonneneinstrahlung können große Wirkung auf            bung überleben und fehlen in der Kulturland-
  die Artenzusammensetzung haben. Die Boden-             schaft. Deswegen ist der Schutz von Mooren
  mächtigkeit über dem Gestein variiert stark, und       – nicht nur der Hochmoore mit ihren Torflager-
  die Vegetation verändert sich laufend durch La-        stätten, sondern auch der teils in landwirtschaft-
  winenabgänge.                                          liche Flächen umgewandelten Flachmoore – für
  Auch die vorgenannten Lebensräume werden               ihre Erhaltung notwendig.
  im Gebirge vielfältiger. So ändern sich die Leit-

     Apollofalter | © Andreas Pospisil                   Foto Kaisermantel | © „Natur im Garten“ J. Brocks

                                                                                                              | 17
Dörfer, Städte und Gärten

       Traditionell waren dörfliche Siedlungsräume reich
       strukturiert und vor allem die Vorgärten blüten-        Im Naturgarten kann man Falter durch
       reich und somit ein Schmetterlingsparadies. Seit        Blumenwiesen, naturnahe Stauden- und
       Koniferen, Zwergmispel, Kriech-Spindelstrauch           Gehölzpflanzungen, Totholz- und Steins-
       und Rosen als für Falter unbrauchbare Pflanzen          trukturen sowie schlammige bzw. schat-
       die Vielfalt ablösten und Ruderalfluren („Gstettn“)     tige Plätze und Wildnisbereiche fördern.
       und Pflasterritzen nicht mehr zahlreiche Raupen-
       futterpflanzen beherbergen, sondern „Sauber-
       keit“ vorherrscht, sind auch viele durchaus noch      Zu den bereits im Lebensraum Blumenwie-
       häufigere Falter stark in ihrem Bestand zurückge-     sen genannten Arten kommen Kräuter hinzu
       gangen: Weißlinge, Schwalbenschwanz, Kleiner          wie Schnittlauch, Oregano, Thymian, Dill und
       Fuchs, Admiral, Distelfalter, Taubenschwänzchen       Minze. Im Hochstaudenbeet oder am Gehölzrand
       und andere.                                           auf frischen Böden beeindrucken unter anderem
       In Städten hat die Vielfalt durch größere Bebau-      Baldrian, Duftnessel, Engelwurz, Kandela-
       ungsdichten und stärkere Nutzung der Restnatur        berehrenpreis und Riesenskabiose nicht nur
       durch Erholungssuchende sowie Überdüngung             uns Menschen. Auch Nachtkerze, Karde, Eisen-
       durch Hunde stark abgenommen. Artenreiche,            kraut, Fetthenne, Lavendel und Natternkopf
       nicht nur auf der Gattung Sedum basierende            sind eine Bereicherung für den Schmetterlings-
       Dachbegrünungen könnten eine Trendwende               garten. Für schattige Standorte empfehlen wir
       bewirken. So wie beim gefährdeten Schwar-             Glockenblume, Knoblauchrauke, Lerchen-
       zen Trauerfalter. Er wanderte in den letzten zwei     sporn, Waldphlox, Wald-Geißbart, Wald-
       Jahrzehnten aus luftfeuchten Wäldern in die tro-      meister und Frühlings-Platterbse und zur
       cken-heißen Städte ein, verbunden mit dem             Unterpflanzung von Hecken Traubenhyazinthe
       Wechsel der Futterpflanzen von Wald-Geißbart          und Blaustern, um nur einige Arten zu nennen.
       auf Spiersträucher.

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Sträucher und Hecken sind besonders wichtig            sollte man allerdings auf den als Wasserdost ge-
für das Überleben der Schmetterlinge. Alle hei-        handelten Scheinleberbalsam (Ageratina rugosa,
mischen Gehölze werden von Raupen genutzt.             Handelsname Eupatorium rugosum) mit weißen
Wichtige Futterpflanzen sind Apfelbaum (auch           Blüten, der als invasiver Neophyt nun auch in Mit-
Zieräpfel), Birke, Brombeere, Eichen (v.a. Stiel-      teleuropa im Vormarsch begriffen ist.
und Trauben-Eiche), (Zwerg)geißklee, Ginster,
Faulbaum, Gewöhnliche Esche, Kreuzdorn,
                                                          Brennnesseln sind in vieler Munde als
Liguster, Zitterpappeln, Schlehdorn, Spier-
                                                          Raupenfutterpflanze. Die meisten Brenn-
sträucher (in Ostösterreich), Weiden (v.a. Sal-
                                                          nesselfalter sind aber auf dichte Bestände
und Silber-Weide) sowie Weißdorn.
                                                          angewiesen, wobei Beschattung und
                                                          Luftfeuchtigkeit eine große Rolle spielen.
Als Nektarlieferanten für die Falter kommen die
                                                          Landkärtchen benötigen Vollschatten, das
im Frühling blühenden Kern- und Steinobstver-
                                                          Tagpfauenauge hohe Luftfeuchtigkeit am
wandten sowie Weiden in Frage. Später im Jahr
                                                          besten am Gewässerrand, nur der Admiral
haben von den Bäumen die Linden für Nachtfalter
                                                          liebt einzeln stehende Brennnesseln in
große Bedeutung. Bei den Kletterpflanzen sind
                                                          voller Sonne.
die meisten Arten des auch als Jelängerjelieber
bekannten Geißblatts für Nachtfalter bedeutsam.
Auch Efeu wird von Faltern besucht.                    Ein strukturreicher, vielfältiger Naturgarten bietet
Für Schmetterlinge interessante Blütengehölze          auf jeden Fall zahlreiche Möglichkeiten zur För-
sind ungefüllter Flieder, Kammminzen, Liguster,        derung von Schmetterlingen. Und es macht ihn
Mönchspfeffer und Schönfrucht. Als Ersatz für          zu einem noch wertvolleren und ganz besonde-
den als Schmetterlingsstrauch beliebten, aber          ren Erlebnis, diese bezaubernden Wesen oder
invasiven Sommerflieder können dessen sterile          sogar ihre Entwicklung vom Ei über Raupe und
Sorten gepflanzt werden. Gern besucht werden           Puppe zum Falter direkt vor der Tür hautnah be-
auch Stauden wie der Wasserdost. Verzichten            obachten zu können.

                                      Wildstrauchhecke im Siedlungsgebiet | © „Natur im Garten“ M. Liehl-Rainer

                                                                                                                  | 19
„NATUR IM GARTEN“
             Am Wasserpark 1, 3430 Tulln
     „Natur im Garten“ Telefon +43 (0)2742/74333
gartentelefon@naturimgarten.at, www.naturimgarten.at
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