Schreiende Ungerechtigkeit - Frühling 2022 - Oxfam Deutschland

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Schreiende Ungerechtigkeit - Frühling 2022 - Oxfam Deutschland
eins
DAS MAGAZIN DER ENTWICKLUNGSORGANISATION OXFAM

Frühling 2022

Schreiende
Ungerechtigkeit
Vermögensverteilung, Lieferketten,
Impfstoffe: Das muss sich ändern

Grenzenlose Ausbeutung                       Nehmt euch das Land!
Für Ananas und Wein arbeiten Migrant*innen   In Südafrika demonstrieren Arbeiter*innen,
unter menschenunwürdigen Bedingungen         um die Regierung zum Handeln zu bewegen
Schreiende Ungerechtigkeit - Frühling 2022 - Oxfam Deutschland
© Aurelie Godet | Oxfam
                                        *********************************************

                                                 Für Lebensmittel in
                                            unseren Supermärkten werden
                                              Arbeitsmigrant*innen auf
                                               Plantagen ausgebeutet.
                                           Dagegen hilft nur ein europäisches
                                                 Lieferkettengesetz:
                                            oxfam.de/AusbeutungStoppen

                                        *********************************************

       Kofinanziert von                                                   Gefördert durch
der Europäischen Union                                               ENGAGEMENT GLOBAL
                                                                           mit Mitteln des

Diese Anzeige wird mit Unterstützung der Europäischen Union und von Engagement Global ermöglicht. Für den Inhalt der Publikation ist allein Oxfam Deutschland e.V. verantwortlich; die hier dargestellten
Positionen und Inhalte geben in keiner Weise den Standpunkt der Europäischen Union, von Engagement Global oder des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wieder.
Schreiende Ungerechtigkeit - Frühling 2022 - Oxfam Deutschland
Liebe
Leser*inNEN,

                                                                                                                                                             Seite 6

fassungslos schauen wir dieser Tage auf die Eskalation in der                                                                                                Für ein Einkommen, das kaum zum Leben reicht, schuften Migrant*innen wie
Ukraine, wo Tod, Leid und Zerstörung die Menschen bedrohen.                                                                                                  Primrose Mulenga auf südafrikanischen Weinfarmen. Über Ausbeutung im Obst-
                                                                                                                                                             anbau und die unrühmliche Rolle deutscher Supermärkte lesen Sie ab Seite 6.
Millionen sind vor der Gewalt auf der Flucht und blicken in
eine ungewisse Zukunft. Die große Anteilnahme und die prak-
tische Unterstützung, die wir erleben, machen die täglichen
Nachrichten nicht erträglicher, aber sie geben doch Hoffnung,
dass Solidarität und Mitmenschlichkeit am Ende stärker sind
als rohe Gewalt.                                                                                                                                                        INHALT
Von all dem ahnten wir nichts, als wir das vorliegende Heft                                                                                                      04 Fehler im System
planten. Verständlicherweise sind alle Augen derzeit auf                                                                                                                Die weltweite Ungleichheit ist erneut gewachsen.
die Entwicklungen in der Ukraine gerichtet, doch auch die                                                                                                               Frauen trifft es besonders hart.
Missstände in anderen Teilen der Welt, über die wir auf den
folgenden Seiten berichten, existieren weiter. Etwa die welt-                                                                                                    06 Grenzenlose Ausbeutung
weite soziale Ungleichheit, die sich im Zuge der Corona-                                                                                                                Für Ananas und Wein arbeiten Migrant*innen
Pandemie weiter verschärft hat: Während die Reichsten ihr                                                                                                               unter menschenunwürdigen Bedingungen.
Vermögen verdoppelt haben, leben 163 Millionen Menschen
zusätzlich in Armut.
                                                                                                                                                                10 „NEhmt EUch das Land!“
Wo es Ungerechtigkeit gibt, finden sich auch Menschen                                                                                                                   In Südafrika demonstrieren Arbeiter*innen,
zusammen, die dagegen aufbegehren, Menschen wie Yehya*                                                                                                                  um die Regierung zum Handeln zu bewegen.
(Titelbild). 40 Jahre lang hat er im Baugewerbe gearbeitet,
doch der Niedergang seiner Branche zwingt ihn, nun Taxi                                                                                                         12 KLingelnde Kassen…
                                                                Titelbild: © Pablo Tosco, Oxfam. Diese Seite: © iKlicK Fotostudio, © Alexa Sedgwick, Oxfam

zu fahren. Sein Verdienst reicht kaum, um die Miete für das                                                                                                             … dank künstlicher Knappheit: Patentschutz
Auto und sein Haus zu bezahlen. Jetzt protestiert er gegen                                                                                                              verhindert weltweit Impfgerechtigkeit.
die Zustände im Libanon, wo die Wirtschaftskrise zu einer
Hyperinflation und einem starken Wertverlust der Lira geführt
hat.
                                                                                                                                                                14 Weitergeben statt WEgwerfen
                                                                                                                                                                        Sinnvoller Frühjahrsputz: Ordnungsberaterin
Vermögensverteilung, Impfstoffzugang, Lieferketten: Die
                                                                                                                                                                        gibt Tipps zum Aussortieren
Frühjahrs-EINS wirft Schlaglichter auf verschiedene weltweite
Missstände, aber auch auf Menschen, die dazu beitragen,                                                                                                         15 EINE FRAGE, DREI MENSCHEN
dass sich etwas ändert. Veränderung ist möglich, auch in                                                                                                                Was muss sich ändern?
schwierigen Zeiten; auch dank Ihrer Unterstützung, für die
ich Ihnen von Herzen danke!                                                                                                                                     16 Letzte Seite
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                                                                                                                                                                 Mit (*) markierte Namen wurden von der Redaktion geändert bzw. gekürzt. Oxfam
Marion Lieser                                                                                                                                                    setzt sich für Menschen in prekären Situationen ein – beispielsweise auf der Flucht
                                                                                                                                                                 vor Verfolgung oder in ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen. Wir sehen aus Respekt
Geschäftsführende Vorstandsvorsitzende,                                                                                                                          und zum Schutz der Menschen, zum Beispiel vor Repressionen oder Stigmatisierung,
Oxfam Deutschland e.V.                                                                                                                                           von der Namensnennung ab.

                                                                                                                                                                                                                                                  3
Schreiende Ungerechtigkeit - Frühling 2022 - Oxfam Deutschland
Franziska Rötzsch

                                                                               „Während Milliardäre zu Spritztouren
                                                                               ins All aufbrechen, haben Millionen
                                                                               von Menschen Hunger“, brachte
                                                                               UN-Generalsekretär António Guterres
                                                                               die weltweite Ungleichheit auf den
                                                                               Punkt. Eine Ungleichheit kaum vorstell-
                                                                               baren Ausmaßes: So besitzen auf
                                                                               der einen Seite die zehn reichsten
    Spritztouren ins All auf der einen, Armut und Hunger auf der
                                                                               Menschen– alles Männer – insgesamt
    anderen Seite: Die weltweite Ungleichheit ist mit der Pandemie             1,5 Billionen US-Dollar. Setzten sie sich
    weiter gewachsen. Besonders Frauen sind davon betroffen.                   auf ihr in US-Dollarnoten gestapeltes
                                                                               Vermögen, säßen sie 165.173 Kilometer
                                                                               hoch im All, fast auf dem halben Weg
                                                                               zum Mond. Raketen für Spritztouren in
                                                                               den Orbit bräuchten sie keine mehr. Auf
                                                                               der anderen Seite lebt fast die Hälfte
                                                                               der Menschheit unterhalb der von
                                                                               der Weltbank definierten erweiterten
    Würden sich die zehn reichsten                                             Armutsgrenze von 5,50 Dollar pro Tag.
    Männer der Welt auf ihr in
    US-Dollarnoten gestapeltes                                                 DIE KLUFT WÄCHST
    Vermö­gen setzen, säßen sie                                                IMMER WEITER
    165.173 km hoch im All, fast
    auf dem halben Weg zum Mond.                                               Die Corona-Pandemie hat die Ungleich-
    Raketen bräuchten sie keine mehr.                                          heit weiter verschärft: Das Vermögen
                                                                               der zehn reichsten Männer hat sich
                                                                               seit Beginn der Pandemie verdoppelt.
                                                                               Im gleichen Zeitraum rutschten rund
                                                                               163 Millionen Menschen in die Armut
                                                                               ab. Und auch die Kluft zwischen privile-
                                                                               gierten und einkommensschwachen
                                                                               Ländern wächst zum ersten Mal seit
                                                                               einer Generation wieder: „Die Verschul-
                                                                               dung wirtschaftlich benachteiligter
                                                                               Länder ist auf den höchsten Stand
                                                                               seit 50 Jahren geklettert. Und es wird
                                                                               für die Staaten immer schwieriger, die
                                                                               Schulden zu begleichen“, sagt Manuel
                                                                               Schmitt, Referent für soziale Ungleich-
                                                                               heit bei Oxfam Deutschland.

                                                                               $        März 2020

                                                                               $                     November 2021

                                                                               Das Vermögen der zehn reichsten
                                                                     © Oxfam

                                                                               Männer hat sich seit Beginn der
                                                                               Pandemie verdoppelt.

4     EINS | Frühling 2022
Schreiende Ungerechtigkeit - Frühling 2022 - Oxfam Deutschland
Das muss sich ändern
                                                         8.000-
© Oxfam

                                                        mal mehr
                                                                                                       Im Zentrum wirtschaftlicher
                                                                                                       Entscheidungen darf nicht länger
                            CO2                                     CO2                                nur der Profit, sondern muss vor
                                                                                                       allem das Gemeinwohl stehen.

                                                                                                        1   Steuergerechtigkeit:

                                                             $             $
                                                                                                            hohe Vermögen müssen
                                                        $                                                   stärker besteuert, Steueroasen
                                                                                                            geschlossen werden.
                      Ärmste                                    Reichste                                2   Impfgerechtigkeit:
                     Milliarde                                20 MENSCHEN                                   COVID-19-Impfstoffe allen
          Zwanzig der reichsten Milliardäre stoßen im Durchschnitt schätzungsweise
                                                                                                            Menschen durch eine Auf-
          8.000-mal mehr CO2 aus als die eine Milliarde Menschen, die am wenigsten
                                                                                                            hebung des Patentschutzes
          besitzen.
                                                                                                            weltweit kostenfrei zugänglich
                                                                                                            machen.

                                                                                                        3   Gemeinwohlorientierte
          UNGLEICHHEIT TRIFFT                           den Klassenraum zurückkehren, zusätz-               Unternehmen:
          FRAUEN BESONDERS                              lich zu den 130 Millionen Mädchen, die              Unternehmen müssen ver-
                                                        schon vor der Pandemie nicht zu Schule              pflichtet werden, ihre Ziele an
          Frauen haben mit den Auswirkungen             gingen. Durch die wirtschaftlichen Nöte             den planetaren Grenzen und
          der Pandemie besonders zu kämpfen.            im Zuge der COVID-19-Pandemie sind                  der Einhaltung der Menschen-
          Schätzungen zufolge haben sie im Jahr         zudem etwa zehn Millionen Mädchen                   rechte auszurichten.
          2020 weltweit mindestens 800 Milliarden       zusätzlich von Kinderheirat bedroht. Und
          US-Dollar an Einkommen verloren. Heute        nicht zuletzt hat die Pandemie zu einem         4   Konzernmacht brechen:
          sind, so die Internationale Arbeitsorgani-    starken Anstieg von geschlechtsspezi-               starke Marktkonzentration
          sation (ILO), 13 Millionen Frauen weniger     fischer Gewalt geführt: Im April 2020               abschaffen, durchlässige
          erwerbstätig als vor der Pandemie. Bei        hatten die Vereinten Nationen prognos-              Marktstrukturen fördern.
          Männern entspricht die Zahl der Erwerbs-      tiziert, dass Gewalt gegen Frauen
          tätigen inzwischen wieder dem Niveau          während eines Lockdowns um durch-               5   Geschlechtergerechtigkeit:
          von 2019. Gingen Schätzungen vor der          schnittlich 20 Prozent zunimmt. Pro drei            Gute öffentliche Bildungs-,
          Pandemie davon aus, dass es noch 99,5         Monate Lockdown bedeutet dies 15                    Gesundheits- und soziale
          Jahre dauern wird, bis Frauen genauso         Millionen zusätzliche Fälle von Gewalt in           Sicherungssysteme schaffen,
          viel verdienen wie Männer, rechnet man        Paarbeziehungen.                                    die allen Menschen in gleicher
          heute mit 135,6 Jahren. „Das heißt: Auch                                                          Weise zugänglich sind, und
          unsere Ur-Ur-Enkelinnen werden nach           SCHREIENDE UNGERECHTIGKEIT                          auf die Einbindung profit-
          heutigem Stand für gleiche Arbeit nicht                                                           orientierter privater Akteure
          gleich bezahlt werden. Das ist völlig inak-   „Soziale Ungleichheit ist eine schreiende           verzichten.
          zeptabel“, sagt Manuel Schmitt. „Noch         Ungerechtigkeit. Aber sie ist nicht
          dazu ist auch die Pflege- und Fürsorgear-     naturgegeben – sondern die Folge eines
          beit, die zumeist Frauen völlig unbezahlt     patriarchal geprägten wirtschaftlichen
          übernehmen, mit der Pandemie weiter           Systems, das Profitmaximierung über das
                                                                                                     benachteiligten Ländern besonders von
          gestiegen. Eine Arbeit die jährlich etwa      Gemeinwohl stellt“, so Manuel Schmitt.
                                                                                                     den Folgen betroffen. „Der Fehler liegt im
          10,8 Billionen US-Dollar entspricht.“         „Das ist ein Zustand, den wir nicht länger
                                                                                                     System – und das muss sich ändern“, so
          Die Folgen der Pandemie für Frauen            hinnehmen dürfen – sowohl aus sozialen
                                                                                                     Manuel Schmitt. „Im Zentrum wirtschaft-
          gehen zudem weit über die gravie-             als auch ökologischen Gründen.“ Denn
                                                                                                     licher Entscheidungen darf nicht länger
          rende Ungleichheit bei Vermögen und           die weltweite Ungleichheit und Unge-
                                                                                                     nur der Profit, sondern muss vor allem
          Einkommen hinaus. Die Pandemie raubt          rechtigkeit zeigt sich nicht zuletzt
                                                                                                     das Gemeinwohl stehen."
          Frauen die Zukunftsperspektive. So            auch bei der Klimakrise: Während wohl-
          werden Schätzungen zufolge 20 Millio-         habende, wirtschaftlich privilegierte
          nen Mädchen in Ländern mit niedrigem          Menschen für die Klimakrise verantwort-             JEtzt mehr erfahren:
          und mittlerem Einkommen nie wieder in         lich sind, sind Menschen in wirtschaftlich          www.oxfam.de

                                                                                                                           EINS | Frühling 2022   5
Schreiende Ungerechtigkeit - Frühling 2022 - Oxfam Deutschland
„Wir lieben Lebensmittel“, wirbt Edeka. Die Supermärkte lieben ihre Lebensmittel – für
    die Menschen, die diese Produkte anbauen, gilt das offenbar nicht. Auf Plantagen und in
    Fabriken arbeiten Migrant*innen unter ausbeuterischen Bedingungen. Der Weinanbau in
    Südafrika und die Ananasproduktion in Costa Rica sind zwei Beispiele.

      Franziska Rötzsch

    „Ich bin Farmarbeiterin. Ich mache alles.“   ARBEITER*INNEN                               und stehen damit unter Druck: Ihnen
    Primrose Mulenga kommt aus Simbabwe.         ZAHLEN DEN PREIS                             droht nicht nur der Jobverlust, sondern
    Seit sechs Jahren arbeitet die 25-Jährige                                                 auch die Ausweisung“, weiß Tim Zahn,
    auf den Weinfarmen Südafrikas. Sie ist       In Deutschland ist Wein aus Südafrika        Oxfam-Experte für globale Lieferket-
    eine von vielen Millionen Migrantinnen,      beliebt: 65.000 Tonnen haben wir im Jahr     ten, Menschenrechte und Migration.
    die sich wegen der schwierigen, oft aus-     2019 importiert – so viel wie aus keinem     „Damit sind gerade geringqualifizierte
    sichtslosen ökonomischen Situation in        anderen Land außerhalb der EU. Während       Migrant*innen ohne offizielle Papiere
    ihren Heimatländern für die vermeintlich     die Nachfrage in den vergangenen Jahren      besonders häufig Menschen- und
    beste der schlechten Optionen entschei-      stark gestiegen ist, sind die Preise für     Arbeitsrechtsverletzungen wie Gewalt
    den: für die Suche nach Arbeit in einem      südafrikanischen Wein massiv gefallen:       und Ausbeutung ausgesetzt – insbe-
    anderen Land. „Ich habe zwei Kinder, die     seit 2004 um die Hälfte.                     sondere Frauen, die innerhalb der
    ich versorgen muss“, sagt Mulenga. „Ich                                                   ökonomischen, patriarchalen Strukturen
    verdiene in Südafrika nicht viel, aber für   Hoch ist dagegen der Preis, den viele        besonders von Diskriminierung
    mich ist es besser, hier zu sein, weil ich   Migrant*innen für ein Einkommen              und Ausbeutung betroffen sind.“
    meine Familie unterstützen kann mit          bezahlen, das kaum zu Leben reicht:
    Geld für Essen und andere Dinge, die         Auf Südafrikas Weinplantagen ernten          Eine Erfahrung, die auch Primrose Mulen-
    gezahlt werden müssen.“                      sie Trauben im Akkord, mehr als zwölf        ga machen musste: „Viele von uns haben
                                                 Stunden am Tag, ohne Arbeitsverträge,        keine Papiere und sie [die Arbeitgeber]
    Viele Branchen kommen ohne migran-           ohne angemessene Bezahlung. In einer         nutzen das aus. Sie können uns einfach
    tische Arbeiter*innen nicht aus – 169        Studie über die Lebens- und Arbeitsbe-       so feuern. Sie können alles mit uns
    Millionen Arbeitsmigrant*innen zählt die     dingungen migrantischer Arbeiterinnen,       machen.“ Und Mulenga ist kein Einzel-
    Internationale Arbeitsorganisation (ILO) –   die Oxfam Deutschland gemeinsam mit          fall: 45 Prozent der von WoFP befragten
    und dabei handelt es sich nur um die         der südafrikanischen Frauenrechts-           Frauen berichten von Rassismus und
    offiziell dokumentierten.                    organisation Women on Farms Project          Diskriminierung, von Beschimpfungen,
                                                 (WoFP) kürzlich veröffentlich hat, berich-   Beleidigungen, Demütigungen – und von
                                                 ten Frauen, dass sie vor der Einstellung     psychischer, physischer und sexueller
                                                 sexuell missbraucht wurden. Bei der          Gewalt.
        Ihre Rechte auf menschen-                Arbeit sind sie giftigen Pestiziden aus-
     würdige Arbeits- und Lebens-                gesetzt und haben keinen Zugang              WER MEHR LOHN FORDERT,
     bedingungen können Migran-                  zu Toiletten und Trinkwasser.                WIRD GEFEUERT
      tinnen oft nicht einfordern
          und durchsetzen.                       „Ihre Rechte auf menschenwürdige             Die Löhne, die Arbeitsmigrant*innen auf
                                                 Arbeits- und Lebensbedingungen können        den Weinplantagen Südafrikas verdienen,
                                                 Migrantinnen oft nicht einfordern und        sind extrem niedrig: Knapp die Hälfte der
         TIM ZAHN, OXFAM-EXPERTE                 durchsetzen. Viele sind ohne Aufent-         für die Studie Befragten gab an, weniger
         FÜR GLOBALE LIEFERKETTEN                halts- und Arbeitserlaubnis im Land          als den gesetzlich vorgeschriebenen

6     EINS | Frühling 2022
Schreiende Ungerechtigkeit - Frühling 2022 - Oxfam Deutschland
Mindestlohn von 194 Euro zu erhalten –

                                              © Alexa Sedgwick | Oxfam
und das, obwohl viele im Akkord mit
kaum erfüllbaren Zielvorgaben arbei-
ten. Eine Arbeiterin, die ihren Namen
nicht nennen möchte, berichtet: „Der
Farmbesitzer sagt, er weiß, wie hoch
der Mindestlohn ist – 21 Rand.“ Das sind
ca. 1,21 Euro pro Stunde. Die Arbeite-
rin berichtet weiter: „Fragt man vorher,
was er pro Stunde zahlt, sagt er 21
Rand. Aber wenn du bezahlt wirst, gibt
er dir nicht so viel. Wenn du nachfragst,
sagt er: Verschwinde, du bist gefeu-
ert. Deshalb habe ich Angst, nach dem
vereinbarten Lohn zu fragen.“

AUSBEUTUNG MIT
SYSTEM

„Die Arbeitsrechtsverletzungen sind
keine Einzelfälle, sondern lediglich
Beispiele für die Schattenseiten eines
Wirtschaftssystems, in dem Profitorien-
tierung und Gewinnmaximierung oberste
Priorität haben“, sagt Steffen Vogel,
Oxfam-Experte für globale Lieferketten
und Menschenrechte im Agrarsektor.
Auch die ausbeuterischen Bedingungen
auf den Ananasplantagen Costa Ricas
gehören dazu. Rund 75 Prozent der
nach Deutschland importierten Ananas
kommen aus dem Land in Mittelamerika.

Wer im deutschen Discounter Penny,
der zur Rewe-Group gehört, Ananas aus
Costa Rica kauft, kann mittels eines
QR-Codes mehr über ihre Herkunft erfah-
ren: So stammen die Früchte beispiels-
weise von der 3.500 Hektar großen Finca
„Piña Frut“, die – so die Informationen
hinter dem QR-Code – „das Wohlbefin-
den der Arbeitnehmer, der Gemeinden
und der Umwelt in den Vordergrund
stellt“. Die Farm werde „in verantwor-
tungsvoller Weise geführt, um zu einer
nachhaltigen Entwicklung der Gemein-
schaft beizutragen und um die Lebens-
qualität der Mitarbeiter zu verbessern“.

Mit der Realität auf den Plantagen der
Grupo Acón, zu der die Finca gehört,

„Viele von uns haben keine Papiere und sie
[die Arbeitgeber] nutzen das aus“: Primrose
Mulenga kam aus Simbabwe auf die Wein-
plantagen Südafrikas, auf der Suche nach
Arbeit, um ihre Familie zu ernähren.

                                                                         EINS | Frühling 2022   7
Schreiende Ungerechtigkeit - Frühling 2022 - Oxfam Deutschland
„Es ist hart, hier zu arbeiten“: Yorley Salazar
                                                                                                            schuftet seit 18 Jahren auf Ananasplantagen
                                                                                                            in Costa Rica.

                                                                                                            sie eine Operation zur Eileiter-Durch-
                                                                                                            trennung hatten und keine Kinder mehr
                                                                                                            bekommen können – selbst der Zeit-
                                                                                                            punkt des letzten Geschlechtsverkehrs
                                                                                                            wurde erfragt. „Heute sind die Methoden
                                                                                                            subtiler“, so Gamboa. „Die Unternehmen
                                                                                                            stellen entweder gar keine Frauen mehr
                                                                                                            für die Feldarbeit ein, oder sie erteilen
                                                                                                            nur auf wenige Monate befristete Ver-
                                                                                                            träge. Wenn die Frau zum Ablauf der Frist
                                                                                                            schwanger ist, wird sie entlassen.“

                                                                                                            Ähnlich wie in Südafrika sind es migran-
                                                                                                            tische Arbeiter*innen, für die die Hürden
                                                                                                            besonders hoch sind, ihr Recht auf
                                                                                                            menschenwürdige Arbeitsbedingun-
                                                                                                            gen und die Einhaltung des geltenden
                                                                                                            Arbeitsrechts einzufordern. „Arbeits-
                                                                                                            migrantinnen ohne Papiere sind beson-
                                                                                                            ders leicht auszubeuten“, sagt Steffen
                                                                                                            Vogel: „Wenn sie sich etwa beschweren
                                                                                                            oder gar gewerkschaftlich organisieren,
                                                                                                            müssen sie fürchten, vom eigenen
                                                                                                            Arbeitgeber bei der Polizei angezeigt
                                                                                                            und abgeschoben zu werden.“ Trotz aller
                                                                                    © Andres Mora | Oxfam

                                                                                                            Gefahren organisieren sich aber auch
                                                                                                            Migrant*innen, zum Beispiel bei der
                                                                                                            Gewerkschaft SITRAP** in Costa Rica.

                                                                                                            WOCHENLOHN VON 18 EURO

    hat das wenig zu tun. Die Unterneh-         Partnerorganisation ARCA* befragten                         Die Löhne, für die Migrant*innen auf
    mensgruppe, einer der größten Obst-         Arbeiter*innen mangelt es auch an                           den Plantagen auch in Costa Rica oft im
    produzenten Costa Ricas, ist berüchtigt     Schutzkleidung, obwohl sie gefährlichen                     Akkord schuften, liegen nicht nur weit
    dafür, gewerkschaftliches Engage-           Pestiziden ausgesetzt sind.                                 unter dem Existenzminimum, sondern
    ment zu sanktionieren. Zahlreiche                                                                       sind auch oft noch geringer als die der
    Gerichtsentscheidungen belegen, wie         FRAUEN WERDEN SYSTEMATISCH                                  einheimischen Arbeiter*innen: Offi-
    Arbeiter*innen, die sich einer Gewerk-      DISKRIMINIERT                                               ziellen Statistiken zufolge verdienen
    schaft anschließen, sofort gekündigt                                                                    Migrant*innen gerade einmal 60 Prozent
    werden und erst nach langen Verfah-         Und nicht nur das: Maureen Gamboa,                          des Lohns der costa-ricanischen
    ren wieder angestellt werden müssen.        Gewerkschaftssekretärin für Frauen-                         Beschäftigten – bei Frauen ist der Unter-
    Eine Arbeiterin berichtet: „Meine älteste   rechte bei der Landarbeiter*innen-                          schied noch größer. Ein Arbeiter, der
    Tochter arbeitete auf der gleichen Farm     gewerkschaft SITRAP, erklärt, wie Frauen                    auf den Plantagen verschiedener Produ-
    wie ich und sie haben sie rausgewor-        auf den Plantagen systematisch diskri-                      zenten angestellt war, berichtet über
    fen, weil ich Gewerkschaftsmitglied         miniert werden: „Mutterschaft ist in der                    seine aktuelle Situation: „Wir haben
    bin.“ Zunehmend stellen die Konzerne        Agrarindustrie nicht gern gesehen – nicht                   jetzt 17 Tage auf einer Farm gearbeitet –
    Arbeiter*innen über so genannte Contra-     nur des Mutterschutzes und der Stillzeit                    und nicht einen Peso habe ich mit nach
    tistas ein, Arbeitsvermittler, die die      wegen, sondern auch in der Zeit danach,                     Hause gebracht. Schon seit mehr als
    niedrigen Löhne noch weiter drücken         in der die Kinder betreut werden müssen.“                   einem Monat konnte ich kein Geld mehr
    und mit Kurzzeitverträgen Festanstel-       Früher habe es Formulare zur Einstellung                    an meine Familie schicken. In einer
    lungen und Sozialversicherungsbeiträge      gegeben, auf denen die Frauen eintragen                     Woche haben wir gerade mal 12.000
    umgehen. Laut Berichten der von Oxfams      mussten, wie viele Kinder sie haben, ob                     Colones verdient.“ Das entspricht etwa

8     EINS | Frühling 2022
Schreiende Ungerechtigkeit - Frühling 2022 - Oxfam Deutschland
KURZ NOTIERT
18 Euro – in einem der teuersten Länder                    Supermarktregalen wird der Preisdruck
Lateinamerikas.                                            weitergeben – bis zu Arbeiter*innen,         200 Millionen Euro für
                                                           die unter menschenunwürdigen Bedin-          Bildung in Notsituationen
Für die gerade erschienene Studie                          gungen arbeiten, während Supermär-           Die neue Entwicklungsministerin
zu migrantischen Arbeiter*innen in                         kte Kasse machen. Beispiel Ananas:           Svenja Schulze (SPD) hat als eine
deutschen Lieferketten befragte                            Mehr als 42 Prozent des Preises, das         der ersten wichtigen Entschei-
Oxfams Partnerorganisation ARCA auch                       Supermarktkund*innen für die süße            dungen der Legislaturperiode eine
Arbeiter*innen auf Costa Ricas Plan-                       Frucht bezahlen, geht an die Einzelhan-      Hauptforderung von Oxfam und der
tagen. Keine*r von ihnen erhielt den in                    delskonzerne. Bei den Arbeiter*innen         Globalen Bildungskampagne umge-
Costa Rica gesetzlich vorgeschriebenen                     auf den Plantagen kommen nicht einmal        setzt: Anlässlich des Welttages der
Mindestlohn von umgerechnet etwa                           zehn Prozent an. Beim südafrikanischen       Bildung am 24. Januar verkündete
16 Euro am Tag. Besonders prekär: Eine                     Wein bleiben sogar 51,7 Prozent bei
                                                                                                        sie, den internationalen Fonds für
Arbeiterin, die für den Betrieb Upala                      den deutschen Supermärkten. Die
                                                                                                        Bildung in Notsituationen und
Agrícola arbeitet, dessen Ananas in                        Farmarbeiter*innen bekommen nur etwa
                                                                                                        Krisen „Education Cannot Wait“
deutschen Edeka- und Lidl-Märkten                          1,2 Prozent des Verkaufspreises.
                                                                                                        über die nächsten vier Jahre mit
verkauft werden, verdient beispielsweise
gerade einmal 4,50 Euro am Tag.                            „Wir haben die deutschen Supermarkt-
                                                                                                        insgesamt 200 Millionen Euro zu
                                                           ketten mit den Ergebnissen unserer           finanzieren. Damit reagiert das
REKORDGEWINNE STATT                                        Recherchen zu menschenunwürdigen             Ministerium auf die Empfehlungen,
UNTERNEHMENSVERANTWORTUNG                                  Arbeitsbedingungen auf den Plantagen         die Oxfam im Verbund mit der
                                                           in ihren Lieferketten konfrontiert“, sagt    Globalen Bildungskampagne in
Upala Agrícola gehört zu den großen                        Steffen Vogel. „Mehrere Unternehmen          einer Studie veröffentlicht hatte.
Ananas-Produktionsfirmen Costa Ricas.                      gaben an, den Vorwürfen nachzugehen.             Jetzt mehr erfahren:
Eigentümer des laut eigener Website „in                    Wir hören aber auch Abwiegelungen                www.bildungskampagne.org
Harmonie mit der Natur und unternehme-                     und Lippenbekenntnisse. Gemeinsam
rischer Verantwortung“ wirtschaftenden                     mit unseren Partnerorganisationen            Über 100 Millionär*InNEN
Unternehmens ist der ehemalige Land-                       werden wir verfolgen, ob es zu spür-
                                                                                                        fordern Vermögenssteuer
wirtschaftsminister und Aufsichtsrats-                     baren Verbesserungen der Situation der
vorsitzende der Nationalbank, Alfredo                      Arbeiter*innen kommt.“
                                                                                                        für die Reichsten
Volio Pérez. Während Upala Agrícola in                                                                  Eine Gruppe von über 100
Costa Rica offiziell rote Zahlen schrieb                   Die Supermarktketten sind in der Verant-     Millionär*innen hat in einem
und die Arbeiter*innen Hungerlöhne                         wortung, etwas an diesen Zuständen zu        offenen Brief eine Vermögenssteuer
erhielten, flossen die Gewinne aus dem                     ändern“, sagt Tim Zahn. „Sie sind es, die    für die Reichsten gefordert. Dies
boomenden Ananas-Business in Volio                         die Konditionen diktieren und sie müssen     würde helfen, die extreme
Pérez’ Offshore-Firma Upala Investments                    angemessene Preise zahlen, welche            Ungleichheit zu verringern und
in Panama, wie die Recherchen von                          existenzsichernde Löhne ermöglichen.         soziale Grunddienste wie öffent-
Investigativ-Journalist*innen im Zusam-                    Stattdessen machen sie Profite wie nie       liche Gesundheitsversorgung und
menhang mit den so genannten Pandora                       zuvor.“                                      Bildung zu finanzieren. Analysen
Papers zeigten.                                                                                         weisen darauf hin, dass eine solche
                                                           Steffen Vogel ergänzt: „Die Bundes-          Steuer weltweit mindestens 2,5
Aber nicht nur in Südafrika und Costa Rica                 regierung und die EU dürfen die Verant-      Billionen Dollar pro Jahr einbringen
machen Unternehmen Gewinne auf dem                         wortungslosigkeit der Konzerne nicht         könnte. Damit wären wesentliche
Rücken der Arbeiter*innen. In Deutsch-                     länger tolerieren. Das im vergangenen        Fortschritte bei Armutsbekämp-
land teilen sich die vier Supermarkt-                      Jahr verabschiedete deutsche Gesetz,         fung, COVID-19-Impfstoffgerechtig-
Riesen Rewe, zu dem der Discounter                         nach dem sich Unternehmen in Deutsch-
                                                                                                        keit und allgemeiner Gesundheits-
Penny gehört, Aldi Süd und Nord, Edeka                     land ab 2023 um Menschenrechte und
                                                                                                        versorgung möglich. Zu den
mit Netto sowie die Schwarzgruppe mit                      Umweltbelange in ihren Lieferketten
                                                                                                        Unterzeichner*innen gehören die
Lidl und Kaufland mehr als 85 Prozent des                  kümmern müssen, hat große Lücken.
                                                                                                        amerikanische Filmproduzentin und
deutschen Lebensmitteleinzelhandels.                       Da muss die Politik noch mal ran. Mit der
„Wer in Deutschland seine Produkte in                      anstehenden EU-Regelung besteht jetzt
                                                                                                        Erbin Abigail Disney, der dänisch-
die Supermarktregale bringen will, kommt                   die Chance, die Lücken aus dem deut-         iranische Unternehmer Djaffar
an den großen Einzelhändlern nicht                         schen Gesetz zu schließen und wirklich       Shalchi, der amerikanische Unter-
vorbei. Diese Marktkonzentration verleiht                  etwas an der Situation vor Ort zu verbes-    nehmer und Risikokapitalgeber Nick
ihnen die Macht, immensen Preisdruck                       sern. Hierfür braucht es viel Druck aus      Hanauer sowie die österreichische
auszuüben“, erklärt Tim Zahn. Entlang                      der Zivilgesellschaft, denn auch die Wirt-   Studentin und BASF-Erbin Marlene
der Lieferketten für die Produkte in den                   schaftslobby in Brüssel schläft nicht.“      Engelhorn.

*  Asociación Regional Centroamerica para el Aqua y el Ambiente
   (dt.: regionale Vereinigung Mittelamerikas für Wasser und Umwelt)
** Sindicato de Trabajadores de Plantaciones Agrícolas –                                                             EINS | Frühling 2022   9
   (dt.: Gewerkschaft der Arbeiter auf landwirtschaftlichen Plantagen)
Schreiende Ungerechtigkeit - Frühling 2022 - Oxfam Deutschland
Stärken Sie Arbeite-
 rinnen in Südafrika
 den Rücken!

                                                                   Seit drei Jahrzehnten unterstützt Oxfams südafrikanische
                                        © Alexa Sedgwick | Oxfam
                                                                   Partnerorganisation Women on Farms Project Arbeiterinnen auf
                                                                   Weinplantagen dabei, gegen ihre prekäre Situation aufzubegehren.
                                                                   Gemeinsam wollen sie die Regierung nun zum Handeln bewegen.
     38€
 Für 38 Euro kann Oxfams Partner-
 organisation WoFP zehn Frauen dabei
 unterstützen, sich gegen Rechts-
 verletzungen durch ihre Arbeitgeber                                 Julia Jahnz
 zu wehren.
                                                                   22. September 2021: Mit Lautsprechern       Feministische Reparationen“, FRC), die
                                                                   und Transparenten ziehen weit über          Oxfams südafrikanische Partnerorgani-
                                                                   hundert Farmarbeiterinnen durch die         sation Women on Farms Project (WoFP)
                                                                   Straßen von Stellenbosch, einem             gemeinsam mit engagierten Farm-
                                        © Alexa Sedgwick | Oxfam

                                                                   Zentrum der Weinproduktion am süd-          arbeiterinnen ins Leben gerufen hat.
                                                                   afrikanischen Westkap. Singend und
                                                                   tanzend erreichen die Frauen die            „Mit der FRC fordern die Farmarbeite-
                                                                   Büros des Konzerns Remgro Limited           rinnen ihre Würde ein“, erklärt WoFP-

     79€                                                           und fordern den Inhaber Johann Rupert
                                                                   auf, die Einführung einer Vermögens-
                                                                                                               Direktorin Colette Solomon. „Im Bewusst-
                                                                                                               sein der jahrhundertelangen Unge-
                                                                   steuer zu unterstützen.                     rechtigkeiten, die Frauen erdulden
                                                                                                               mussten, die auf Weinfarmen arbeiten
 79 Euro kosten Geräte und Saatgut,
                                                                   Mit einem Nettovermögen, das 2020           und wohnen, fordert die Kampagne
 mit denen Arbeiterinnen in prekären                               rund 5,8 Milliarden Euro entsprach, ist     zurück, was ihnen durch Kolonialisie-
 Verhältnissen sich einen Gemüse-                                  Johann Rupert der zweitreichste Mensch      rung, Apartheid und rassifizierten Kapita-
 garten anlegen können, um die                                     Südafrikas. Er und seine Familie besitzen   lismus gewaltsam genommen wurde.“
 Ernährung ihrer Familien zu sichern.                              mehrere Weinplantagen und halten über
                                                                   Remgro Limited Anteile an zahlreichen       Über Social Media und klassische Medien
                                                                   Unternehmen – unter anderem an der          informieren die Aktivistinnen über das
                                                                   Distell Group, die alkoholische Getränke    Konzept der Vermögenssteuer, die ihrer
                                                                   auch nach Europa exportiert.                Überzeugung nach allen in Armut leben-
                                                                                                               den Menschen im Land nutzen würde.
                                                                   „Ich arbeite seit 55 Jahren für den         On- und offline sammeln sie Unterschrif-
                                        © Women on Farms

                                                                   Plantagenbesitzer und habe nichts –         ten für ihre Forderungen. „Wenn wir diese
                                                                   nicht einmal eine Unterkunft! Die           Vermögenssteuer wollen, müssen wir
                                                                   Plantagenbesitzer gehören zum               uns zusammenschließen, als wären wir
 200€                                                              reichsten Prozent des Landes", empört       die Kinder einer einzigen Mutter; eine
                                                                   sich eine der Aktivistinnen. Eine Mit-      Familie“, betont eine der Frauen. „Nur
                                                                   streiterin ergänzt: „Sie wollen uns kein    dann können wir erreichen, was wir
 Von 200 Euro kann WoFP 1.000 Flyer
                                                                   Land geben, damit wir ein anständiges       wollen."
 erstellen, die Farmarbeiterinnen                                  Leben führen können, also müssen sie
 über ihre Arbeits- und Wohnrechte                                 eine Vermögenssteuer zahlen."               UNABHÄNGIG DANK
 informieren.                                                                                                  EIGENEM LAND
                                                                   Der Protestzug ist der lautstarke und
        Jetzt spenden:                                             wirkungsvolle Auftakt für die Feminist      Die Steuer soll dringend nötige Maß-
        www.oxfam.de/jetztspenden                                  Reparation Campaign („Kampagne für          nahmen finanzieren, um das eklatante

10    EINS | Frühling 2022
© Alexa Sedgwick | Oxfam

                                                                                                                       Die Forderungen der
                                                                                                                       Farmarbeiterinnen
                           Farmarbeiterinnen engagieren sich bei einer von Oxfams südafrikanischer Partner-            1 Gerechte Verteilung von Land
                           organisation Women on Farms Project organisierten Protestveranstaltung.                       Mehr als 80 Prozent der südafri-
                                                                                                                         kanischen Nutzflächen befinden
                                                                                                                         sich Schätzungen zufolge in den
                           Machtmissverhältnis im Land zugunsten            Kinder sorgen. Auch hätten sie bessere       Händen von weißen Farmern. WoFP
                           der Arbeiterinnen zu verändern. An erster        Möglichkeiten, häuslicher Gewalt zu          fordert, einen Teil des Landes an
                           Stelle steht dabei eine gerechte Vertei-         entkommen. „Wenn ihre Partner die            Farmarbeiterinnen umzuverteilen.
                           lung des Farmlandes.                             Hauptverdiener sind und auch die Miet-     2 Staatliche Gesundheitsversorgung
                                                                            verträge auf deren Namen laufen, fällt       für alle
                           Per Klage wollen die Aktivistinnen ihre          es Frauen schwer, sich aus einer gewalt-     Viele Farmarbeiterinnen leiden
                           Regierung zwingen, ein Gesetz zu                 tätigen Beziehung zu befreien“ erläu-        unter Mangelernährung, Pestizid-
                           erarbeiten, das die Umverteilung eines           tert Carmen Louw, Vize-Direktorin von        vergiftungen und Verletzungen
                           Teils des Landes regelt, das an weiße            WoFP. Zudem braucht es fachkundige           durch geschlechterbasierte
                           kommerzielle Farmer verpachtet ist.              Beratungsstellen und Notunterkünfte in       Gewalt. Für sie müssen qualitativ
                           Vorrangig soll es an bedürftige Frauen           der Nähe der Frauen. Und Polizist*innen      hochwertige Gesundheitsein-
                           gehen – inklusive Bewässerung und                müssen speziell geschult werden, um          richtungen auch in abgelegenen
                           Schulungen zu agrarökologischen                  sensibel mit Betroffenen umzugehen.          ländlichen Regionen gut erreichbar
                           Methoden.                                        Auch das könnte durch die Vermögens-         sein.
                                                                            steuer finanziert werden.
                                                                                                                       3 Hochwertige Grundbildung
                           Doch viele können nicht so lange warten.
                                                                                                                         WoFP fordert einen uneinge-
                           „Was ich den Frauen ans Herz legen               Der Einsatz der mutigen Farmarbeite-
                                                                                                                         schränkten Zugang zu öffentlicher
                           möchte: Nehmt euch das Land, das in              rinnen, von denen viele Repressalien         Bildung. Für Menschen in prekärer
                           eurer Nähe verfügbar ist“, so die Farm-          durch ihre Arbeitgeber fürchten müssen,      Lage muss auch der öffentliche
                           arbeiterin und langjährige Aktivistin            fruchtet bereits. So hat der Unterneh-       Nahverkehr kostenfrei sein, damit
                           Magrieta Prins aus De Doorns auf Face-           mensvorstand von Remgro Limited              ihre Kinder die Schule erreichen
                           book. „Legt einen Gemüsegarten an!               reagiert und ist mit WoFP für weitere        können.
                           Wir wurden in den Hunger getrieben,              Gespräche in Kontakt. Gleichzeitig geht
                           also müssen wir unsere eigenen Kämpfe            der Protest weiter: Seit März machen       4 Einführung einer Vermögenssteuer
                           führen, denn die Regierung hört uns              die Frauen gezielt auf ihre Arbeits-         Dem reichsten Prozent der
                           nicht zu. Wenn wir es uns nicht nehmen,          bedingungen aufmerksam. Nur femini-          Südafrikaner*innen gehört mehr
                                                                                                                         als die Hälfte des Reichtums im
                           werden wir nie Land bekommen! Nehmt              stische Lösungen, die die Bedürfnisse
                                                                                                                         Land. Eine Steuer von sechs bis
                           euch das Land!"                                  der von Ungleichheit und Diskriminierung
                                                                                                                         18 Prozent auf ihre Vermögen
                                                                            Betroffenen in den Mittelpunkt stellen,
                                                                                                                         könnte weitere Maßnahmen finan-
                           Mit eigenem Grund und Boden wären                können den Wandel bringen, den sie
                                                                                                                         zieren, um die horrende soziale
                           Frauen unabhängiger und könnten mit              seit Jahrzehnten fordern. Davon sind
                                                                                                                         Ungleichheit zu reduzieren.
                           dessen Erträgen besser für sich und ihre         sie überzeugt.

                                                                                                                                        EINS | Frühling 2022   11
Seit über einem Jahr gibt es Impfstoffe gegen COVID-19. Doch in weiten Teilen der
     Welt bleiben sie ein knappes Gut. Schuld daran ist der Patentschutz.

       Steffen Küßner

     Als die erste Corona-Welle das italie-     afrikanischen Ländern sehr rüh und lange schutzbedürftige Menschen. „Wir haben
     nische Gesundheitssystem in die Knie       weitreichende Kontaktbeschränkungen.       Diabetiker, wir haben Krebskranke, wir
     zwang, befürchteten viele apokalyp-                                                   haben alte Leute. Wir sollten sie alle
     tische Zustände, wenn das Virus die        VIELE SCHUTZBEDÜRFTIGE                     impfen“, erklärt die nigerianische Mikro-
     Armenviertel von Nairobi, Lagos oder                                                  biologin Folasade Ogunsola im Gespräch
     Harare erreichen würde. Zwei Jahre         Dennoch ist Afrika deutlich stärker        mit der Neuen Zürcher Zeitung. Doch auf
     später sprechen offizielle Zahlen eine     von der Pandemie getroffen als es die      dem afrikanischen Kontinent fehlt Impf-
     andere Sprache. Demnach starben in         offiziellen Zahlen nahelegen. Um ein       stoff. Denn der ist weiterhin ein knappes
     der Europäischen Union bis Februar         realistischeres Bild zu bekommen, hat      Gut und wird von den Herstellern zu
     950.000 Menschen im Zusammenhang           die britische Zeitschrift The Economist    Höchstpreisen an die Meistbietenden
     mit COVID-19, auf dem afrikanischen        globale Daten zur Übersterblichkeit        verkauft. Die People’s Vaccine Alliance,
     Kontinent 237.000. Auf 100.000             ausgewertet. Demnach starben auf dem       ein weltweiter Zusammenschluss von
     Menschen kommen in der EU somit            afrikanischen Kontinent im Verhältnis      Nichtregierungsorganisationen, hat
     212 Todesfälle – in Afrika nur 17.         etwa halb so viele Menschen zusätzlich     errechnet, dass BioNTech/Pfizer und
     Expert*innen sehen dafür eine Reihe        wie in der Europäischen Union. Das sind    Moderna für eine Impfstoffdosis das bis
     von Gründen: die afrikanische Bevölke-     weniger Tote als vor zwei Jahren befürch- zu 24-Fache des Produktionspreises
     rung ist sehr jung, die Menschen halten    tet, aber 1.000 Prozent mehr als offiziell verlangen. Ende 2021 hatte BioNTech
     sich mehr im Freien auf und ihr Immun-     gezählt.                                   nur ein Prozent aller seiner Impfdosen
     system kommt durch früheren Kontakt                                                   an Länder mit niedrigem Einkommen
     mit verwandten Erregern besser mit         Und auch wenn Afrika eine jüngere Bevöl- verkauft, Moderna zwei Prozent. Entspre-
     COVID-19 zurecht. Zudem galten in vielen   kerung hat, gibt es dort dennoch viele     chend waren Anfang Februar nur gut

                                                                                                                                       © Andrew Aitchison | Oxfam

12     EINS | Frühling 2022
zehn Prozent der afrikanischen Gesamt-          bei der Welthandelsorganisation einen        den Patentschutz 2020 ausgesetzt,
bevölkerung zwei Mal geimpft.                   Antrag eingereicht, den Patentschutz         gäbe es heute sehr viel mehr Impfstoff
                                                auf COVID-19-Impfstoffe auszusetzen.         zu erschwinglichen Preisen, sagen die
Das führt nicht nur zu vermeidbaren             Die USA und über 100 weitere Länder, die     Befürworter*innen.
Todesfällen, sondern hat auch wirt-             Weltgesundheitsorganisation, Nicht-
schaftliche Auswirkungen. Einer Analyse         regierungsorganisationen sowie über          Kritiker*innen dagegen bemühen ein
des Kieler Instituts für Weltwirtschaft         140 Nobelpreisträger*innen und ehema-        weiteres Argument: Ohne Patentschutz
zufolge ist die im Vergleich zu anderen         lige Staats- und Regierungschefs haben       fehle der Anreiz zu Forschung und Inno-
Weltregionen dramatisch niedrige Impf-          sich dieser Forderung angeschlossen.         vation. Doch das ist nicht belegt und
quote mit ein Grund dafür, warum sich           Doch diesen Schritt blockieren eini-         unterschlägt den Forschungseifer von
Afrika nur sehr langsam von den wirt-           ge wohlhabende Staaten, allen voran          Wissenschaftler*innen sowie die Milli-
schaftlichen Folgen der Pandemie erholt.        Deutschland.                                 ardengewinne, die die Firmen bereits
Zudem kann sich das Virus ungebremst                                                         erwirtschaftet haben, meint Pia Schwert-
verbreiten, wodurch ansteckendere oder          FADENSCHEINIGER VORWAND                      ner. „Die Entwicklung der Impfstoffe ging
tödlichere Varianten entstehen können,                                                       zudem nur deshalb so schnell, weil viel
die die Pandemie für alle Menschen              Dabei hatte sich Wirtschaftsminister         Steuergeld in die Forschung geflossen
verlängern.                                     Robert Habeck vor der Wahl für die           ist, allein aus Deutschland 750 Millio-
                                                Aussetzung des Patentschutzes ausge-         nen Euro“, rechnet sie vor. Auch deshalb
Davor hatten führenden Epidemio-                sprochen. Nach Gesprächen mit Phar-          müssten die Ergebnisse als Gemeingut
log*innen von namhaften Institutionen           mafirmen hat er seine Haltung jedoch         behandelt werden.
wie der Johns-Hopkins-Universität oder          revidiert. Seine Argumente sind nicht
der Universität Yale bereits vor über           neu: Die Herstellung sei zu kompliziert      Eine ähnliche Auseinandersetzung
einem Jahr gewarnt. Die Omikron-Welle           und der Aufbau von Produktionskapa-          gab es schon einmal in der jüngeren
kam also keineswegs überraschend.               zitäten würde zu lange dauern. „Das          Geschichte. In den 1990er Jahren bildete
„Was jetzt passiert, hätte vermieden            ist ein fadenscheiniger Vorwand der          sich in Südafrika und weiteren Ländern
werden können“, kritisiert der Leiter der       Pharmaunternehmen, um ihre astrono-          eine breite soziale Bewegung, die
Impfstoff-Initiative der Afrikanischen          mischen Gewinne zu schützen“, kriti-         forderte, die Patente auf Medikamente
Union, Ayoade Alakija, im Interview mit         siert Pia Schwertner. Tatsächlich haben      zur Behandlung von HIV/AIDS freizu-
der britischen BBC. „Das folgt daraus,          Expert*innen mindestens 120 Unter-           geben. Mit Erfolg: Die Pharmakonzerne
dass die Welt bei der gerechten, drin-          nehmen identifiziert, die in Afrika, Asien   verzichteten am Ende darauf, gegen
genden und raschen Impfstoffverteilung          und Lateinamerika bereitstehen, in die       Generika-Hersteller zu klagen und die
versagt hat.“                                   Impfstoffproduktion einzusteigen. Insbe-     Preise für die Medikamente fielen, was
                                                sondere mRNA-Impfstoffe sind gut für         Millionen Menschen das Leben rettete.
Pia Schwertner ist bei Oxfam Deutsch-           einen schnellen Technolo-
land Referentin für Impfgerechtigkeit.          gie-Transfer geeignet,
Sie meint: „Es müssen deutlich mehr             bereits bestehende
Hersteller in die Produktion einsteigen.        Produktionsanla-
Dann würde das Angebot steigen – und            gen könnten inner-
die Preise fallen. Doch das verhindert der      halb von sechs
internationale Patentschutz.“ Südafrika         Monaten umgebaut
und Indien haben deshalb Ende 2020              werden. Hätte man

Gemeinsam mit der „People's Vaccine Alliance“
forderte Oxfam beim G7-Gipfel im Juni 2021,
die Impfstoff-Patente auszusetzen.

                                                                                                                                         13
© Charlotte Hochegger | Oxfam
     Weitergeben statt
     Wegwerfen                                                                                       Susan Amsler-Parsia-Parsi hilft Ihren
                                                                                                     Klient*innen dabei, sich von Dingen zu trennen.

     Wenn der Frühling kommt, packt viele der Drang zum Ausmisten. Doch je schöner die
     aussortierten Sachen, desto schwieriger ist es, sie wegzugeben. Die Ordnungsberaterin
     und ehrenamtliche Mitarbeiterin im Oxfam Shop Susan Amsler-Parsia-Parsi weiß Rat.

       Andrea Frey, Julia Jahnz

     „Sich vom Ausrangierten zu trennen, fällt       lichen T-Shirts oder allen Pullovern, die Sie
     oft viel leichter, wenn es nicht auf dem        auf einen großen Stapel packen.“ Wichtig               Bereitet mir der
     Müll landet, sondern sinnvoll verwertet         sei, alles in die Hand zu nehmen und auf
     wird“, weiß Loslass-Expertin Susan Amsler-      das Bauchgefühl zu hören: „Bereitet mir der         Gegenstand Freude?
     Parsia-Parsi, die in ihrer Freizeit ehrenamt-   Gegenstand Freude? Benutze ich ihn? Dann           Sonst: ‚Weg damit!‘
     lich im Berliner Oxfam Shop am Ku´damm          bekommt er ein ‚Ja‘. Sonst heißt es ‚Weg
     arbeitet. „Daher rate ich meinen Klientinnen    damit‘“, so die Ordnungs-Coachin.
     und Klienten, die Dinge lieber weiterzuge-                                                                AUFRÄUMEXPERTIN
     ben. Das ist noch dazu nachhaltig.“ Denn        AB ZU OXFAM!                                          SUSAN AMSLER-PARSIA-PARSI
     sowohl die Entsorgung alter als auch die
     Herstellung neuer Waren sind Gift für das   Zeit ist ein weiterer wichtiger Faktor: „Das
     Klima. Secondhand macht beides unnötig.     geht nicht nebenbei. Planen Sie den Zeit-
                                                 bedarf realistisch und großzügig – lassen           liche verkaufen das Gebrauchte für einen
     AUFRÄUMEN MIT METHODE                       Sie sich währenddessen nicht ablenken,              guten Zweck. Das gibt ein doppelt gutes
                                                 auch nicht durch Musik.“ Auch damit die             Gefühl beim Loslassen“, meint auch Susan
     Als Aufräum- und Ordnungsberaterin unter- Ordnung bleibt, ist Zeit nötig – zum Beispiel         Amsler-Parsia-Parsi.
     stützt Susan Amsler-Parsia-Parsi Men-       jeden Abend einige Minuten, in denen
     schen dabei, Dinge wegzugeben, die sie      Dinge wieder an ihren Platz gelegt werden.          Ein paar Punkte gilt es dabei zu beachten:
     nicht mehr brauchen. Nach ihrer Erfahrung Langfristig bewirke strukturiertes Aus-               Alles sollte gut erhalten, in einwand-
     hilft es, mit einem kleinen Ort anzufangen: und Aufräumen meist, dass Menschen den              freiem Zustand, unbeschädigt und sauber
     „Fokussieren Sie sich zunächst nur da-      Dingen, die sie behalten, wieder mehr Freu-         sein. Eine gute Hilfe ist, sich zu fragen, ob
     rauf und halten ihn konsequent aufge-       de und Wertschätzung entgegenbringen.               man die Dinge auch selbst kaufen oder
     räumt. Das setzt Glücksgefühle frei und     „Vor allem benutzen sie sie auch häufiger –         verschenken würde. Da die Lagerräume
     dieser Aufräum-Anker macht Mut, andere      und nicht selten setzt ein Umdenken ein:            in Oxfams Läden begrenzt sind, sollte die
     Ordnungsziele anzugehen“, so die 52-        Über Neuanschaffungen wird nachge-                  Sachspende möglichst in einen Karton oder
     Jährige, die bei Marie Kondo gelernt        dacht und bewussterer Konsum ersetzt                eine Tragetasche passen – und auch zur
     hat, der Erfinderin der KonMari-Methode     Impulseinkäufe.“                                    Saison. Pullover und Wintermäntel können
     für konsequentes Aussortieren.                                                                  vielleicht noch gut verpackt unter dem Bett
                                                 Alles, was nicht mehr gebraucht wird,               oder im Keller bis zum Herbst warten. Nach
     Nächste Station könnte der Kleiderschrank aber schön und gut erhalten ist, kommt                dem Frühjahrsputz sollte dort schließlich
     sein: „Starten Sie zum Beispiel mit sämt-   am besten in den Oxfam Shop. „Ehrenamt-             wieder Platz sein.

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                                                        EINKAUFEN, SACHEN SPENDEN, MITMACHEN www.oxfam-shops.de
IBRAHIM ALWAZIR
                                                                    OXFAM JEMEN

                                                                            Seit sieben Jahren zehrt der Krieg    mitteln und sauberem Wasser zu verschaf-
                                                                            an den Menschen im Jemen. Die         fen. Aber das ist nicht genug. Was sich
                                                                    Wirtschaft liegt in Schutt und Asche. Fast    ändern muss, ist der Teufelskreis der
                                                                    die Hälfte der Bevölkerung hat nicht genug    Eskalation durch die Kriegsparteien. Die
                                                                    zu essen. Millionen Menschen haben ihre       Menschen brauchen Frieden, und zwar
                                                                    Arbeit und ihren Besitz verloren, müssen      jetzt. Je länger dieser Krieg dauert, desto
                                                                    sich verschulden und schlecht bezahlte        mehr werden unnötig leiden, während die
                                                                    Jobs annehmen, während die Lebensmit-         Welt weiterhin die Augen vor den Verstö-
                                                                    telpreise weiter steigen.                     ßen gegen das humanitäre Völkerrecht
                                                                                                                  verschließt – durch die Kriegsparteien
                                                                    Wir tun alles in unserer Macht Stehende,      und alle, die durch Waffenlieferungen die
                                                                    um den Menschen Zugang zu Lebens-             Gewalt anheizen.

                      EINE FRAGE, DREI MENSCHEN

                      CHARLOTTE BECKER
                      NEUE LEITERIN POLITIK & KAMPAGNEN BEI OXFAM DEUTSCHLAND

                              Für eine Welt, in der alle Menschen   wie Männer. Das muss sich ändern! Weil
                              in Würde und weder in Armut noch      extreme Ungleichheit nicht das Resultat
                      in Angst vor Armut leben können, müssen       einer Naturgewalt ist, kann sie mit den
                      wir gemeinsam die Ursachen von Armut          richtigen politischen Entscheidungen
                      bekämpfen. Allen voran Ungleichheit.          reduziert, unser Planet geschützt und
                      Ungleichheit ist ein Treiber von Armut.       Armut in die Vergangenheit verbannt           Kampagnen und der fundierten politischen
                      Ungleichheit bedeutet auch, dass Frauen       werden.                                       Arbeit bestens aufgestellt, um an den
                      und Menschen jenseits herrschender                                                          entscheidenden Stellschrauben zu drehen
                      Geschlechternormen noch immer nicht           Veränderung passiert nicht über Nacht. Sie    und etwas zu bewirken. Darauf freue ich
                      die gleichen Rechte und Chancen haben         braucht uns alle und Oxfam ist mit seinen     mich!

                                                                    AMINE GHALI
                                                                    GESCHÄFTSFÜHRER VON OXFAMS PARTNERORGANISATION KAWAKIBI
                                                                    DEMOCRACY TRANSITION CENTER IN TUNIS, TUNESIEN
© Ibrahim Alwazir

                                                                            Ich würde gerne den zivilgesell-      nachhaltige Entwicklung und ein inte-
                                                                            schaftlichen Raum hier in Tune-       gratives Wachstum hier in Tunesien zu
                                                                    sien ausweiten, als Raum für alle, die sich   erreichen.
© Charlotte Becker,

                                                                    beteiligen, Vorschläge machen und einen
                                                                    Beitrag leisten wollen. Dazu braucht es       Wir brauchen einen zivilgesellschaftlichen
                                                                    mehr Ressourcen und verbesserte Zusam-        Raum, der sowohl die klassischen Verbände
                                                                    menarbeit. Wir brauchen Raum, in dem          als auch neue Akteure der sozialen Bewe-
                                                                    staatliche und zivile Akteure zusammen-       gung, etwa Aktivisten und Blogger beherbergt,
© Kawakibi,

                                                                    arbeiten, um gemeinsam den Schutz und         einschließlich nationaler und regionaler Orga-
                                                                    die Förderung von Rechten, eine verbes-       nisationen, die Dynamik auf regionaler und
                                                                    serte Justiz, eine bessere Wirtschaft, eine   internationaler Ebene schaffen.

                                                                                                                                       EINS | Frühling 2022     15
OxfamUnverpackt.de/geschenk-lamm
                                                                   © Kieran Doherty/Oxfam
                           Noch mehr Informationen unter

 Tierärzt*innen betreut, erhalten Impfungen und werden mit Fu
 palästinischen Viehzuchtzentrum werden beispielsweise S
 anderem Hirtenfamilien bei der Aufzucht ihrer Herden. In Koop
 Gemeinschaften ein, auf ihrem Land bleiben zu können, und unt
 Im Westjordanland setzt sich Oxfam für das Recht der Mensc

 sind auf die Tierzucht angewiesen, um ausreichend Einkommen
 Arbeit sind durch die israelische Besetzung stark eingeschränkt
 halb der Armutsgrenze. Ihre Aussichten auf ein sicheres, gesun
 Im besetzten palästinischen Gebiet lebt fast ein Viertel der Me

                                                         lamm
                     mein Geschenk vor Ort:

                         Verschenke                                                         für eine gerechte Welt ohne Armut.
                                                                                                                                                                                                                                  Verschicke
                         Geschenke, die das
                                                                                            in Oxfams Nothilfe- und Entwicklungsprojekten sowie in Kampagnen

                                                                                                                                                                                                                                 Ei-zigart
                                                                                                                                                                                                                         Sorge für ein Festige
                                                                                            dort, wo das Geld gerade am nötigsten gebraucht wird: insbesondere
                                                                                            Dein Geschenk von OxfamUnverpackt.de ist eine Spende und wirkt
                                                                                            so das Leben von Menschen, die fast nichts haben, zum Besseren.

                                                                                                                                                                                                                                 Ostergrüßevoller
                                                                                            Jemand hat ein Charity-Geschenk für Dich ausgewählt und verändert

                         Herz erwärmen!
                                                                                             belämmert dreinschauen.
                                                                                              wächst die Herde und niemand muss

                                                                                                                                                                                                                    Liebe mit unserem Lamm als
                                                                                              viel Bock, groß und stark zu werden. So
                                                                                                einem lammfrommen Gesicht und ganz
                                                                                                 besteht aus 100 Prozent Schurwolle,
                                                                                                    sorgen für Nachwuchs: Ein Lamm

                                                                                                                                                                                                                  Grußkarte inkl. Herzmagneten!
                                                                                                    Regelmäßige Schäferstündchen

               Gefällt Dir Dein OxfamUnverpackt-Geschenk?
               Verschenke selbst doppelte Freude auf
               www.OxfamUnverpackt.de

 t eine internationale Entwicklungsorganisation,
weit Menschen mobilisiert, um Armut aus eigener
überwinden. Dafür arbeiten im Oxfam-Verbund
m-Organisationen Seite an Seite mit rund 3.800
Partnern in mehr als 90 Ländern.

eutschland e.V. • Am Köllnischen Park 1 • 10179 Berlin

                                               Grußkarte
                            Unsere Küken als
                                               en für
                            inkl. Magnet sorg
                              timmung im Nest
                            SJetzt online auf:

                          oxfamunverpackt.de/LAMM                                                             Jetzt online auf:

                         WAS IST OXFAM?
                         Oxfam
                         WAS vereint Menschen in aller Welt, die sich nicht damit
                               IST OXFAM?                                                                                                                                                                         IMPRESSUM
                                                                                                                                                                                                                  IMPRESSUM
                         abfinden wollen, dass es Armut                                                                                                                                                           Herausgeber: Oxfam Deutschland e. V.
                         Oxfam vereint Menschen   in allerund extreme
                                                           Welt,        Ungleichheit
                                                                 die sich nicht damitgibt.                                                                                                                        Herausgeber: Oxfam Deutschland e. V.
                                                                                                                                                                                                                  Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
                                                                                                                                                                                                                  Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
                         abfinden wollen, dass es Armut und extreme Ungleichheit gibt.                                                                                                                            Tel: (030) 45 30 69 - 0
                                                                                                                                                                                                                  Tel: (030) 45 30 69 - 0
                         Als internationale Nothilfe- und Ent-                                                                                                   Partnerorganisationen, der Bevölkerung
                          Als internationale Nothilfe-
                         wicklungsorganisation         und Entwick-
                                                 unterstützen  wir                                                                                               vorren.
                                                                                                                                                                     Ort –Seite
                                                                                                                                                                           und an  Seite
                                                                                                                                                                                Ihnen    mit Partnerorganisati-
                                                                                                                                                                                      – arbeiten wir für ein      V.i.S.d.P.: Marion Lieser
                                                                                                                                                                                                                  V.i.S.d.P.: Marion Lieser
                          lungsorganisation unterstützen wir                                                                                                        onen, der Bevölkerung vor Ort – und Ihnen –   Chefredakteur:    Steffen Küßner
                         Menschen in wirtschaftlich benachtei-                                                                                                   großes Ziel: die Armut weltweit abzu-            Chefredakteur: Steffen Küßner
                          Menschen in wirtschaftlich benachtei-                                                                                                     arbeiten wir für ein großes Ziel: die Armut   Redaktion:   Franziska  Rötzsch
                         ligten
                          ligtenLändern
                                 Länderndabei,
                                         dabei,sich
                                                sicheine
                                                      einebessere
                                                           bessere                                                                                               schaffen.
                                                                                                                                                                    weltweit abzuschaffen.
                                                                                                                                                                                                                  Redaktion: Franziska Rötzsch
                         Zukunft  zu schaffen.                                                                                                                                                                    Gestaltung: martinbrombacher.de
                                                                                                                                                                                                                                martinbrombacher.de
                          Zukunft zu schaffen.
                                                                         ZurZur
                                                                             Finanzierung   dieser ArbeitArbeit
                                                                                                           tragen rund rund                                                                                       Druck: Oktoberdruck, Berlin
                                                                                 Finanzierung    dieser         tragen
                         Bei
                         Bei Krisen
                             Krisen und
                                     und Katastrophen
                                          Katastrophen retten
                                                         retten wir
                                                                 wir     3.400  ehrenamtliche
                                                                            3.400  ehrenamtliche  Mitarbeiter*innen
                                                                                                     Mitarbeiter*innen in                                                                                         Gedruckt auf 100%
                                                                                                                                                                                                                                  100% Recyclingpapier.
                                                                                                                                                                                                                                        Recyclingpapier.
                         Lebenund
                         Leben   undhelfen,
                                     helfen,Existenzen
                                              Existenzen   wieder
                                                        wieder    auf- in derzeit
                                                               auf-         derzeit 55 Oxfam
                                                                                         Oxfam Shops
                                                                                                 Shopsbei.bei.Diese
                                                                                                               Diesewerden                                                                                        www.oxfam.de/eins
                                                                                                                                                                                                                  www.oxfam.de/eins
                         zubauen. Gemeinsam
                         zubauen.   Gemeinsam mitmit Menschen
                                                      Menschen inin Nordwerden
                                                                            von der
                                                                                  vonOxfam    Deutschland
                                                                                       der Oxfam  Deutschland Shops
                                                                                                                ShopsgGmbH                                                                                        www.twitter.com/oxfam_de
                                                                                                                                                                                                                  www.twitter.com/oxfam_de
                         und Süd
                         Nord und erheben   wir unsere
                                   Süd erheben           Stimmen,
                                                  wir unsere  Stim-um gGmbH betrieben,   einem
                                                                                  betrieben,     hundertprozentigen
                                                                                              einem  hundertprozen- Toch-                                                                                         www.facebook.com/oxfam.de
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                         eine Politik
                         men,  um einezu Politik
                                         fordern,zuvon der alle
                                                    fordern,    profitie-tigen
                                                              von           terunternehmen      des Oxfam
                                                                                Tochterunternehmen        desDeutschland
                                                                                                               Oxfam      e.V.
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                                                                                                                                                                                                                  Bank  für Sozialwirtschaft
                                                                                                                                                                                                                            Sozialwirtschaft
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