Schulische Bildung / Übergang Grundschule - weiterführende Schule - weiterführende ...

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Schulische Bildung / Übergang Grundschule - weiterführende Schule - weiterführende ...
Veranstaltungsreihe:
                                                         Bildungslandschaft Offenbach im Dialog -
                                                         Eine Bestandsaufnahme in der Pandemie

                                                         Zweiter Dialog
                                                         Schulische Bildung / Übergang
                                                         Grundschule - weiterführende Schule
                                                         Mittwoch, 24. März 2021, 17:30 bis 19:00 Uhr
Volkshochschule − Weiterbildung und Bildungsmanagement

                                                                                                 Dokumentation
Inhalt

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 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse                                                                 3
  - Resonanz der Teilnehmenden – Fragen aus dem Chat                                                        4
  - Herausforderungen / Handlungsfelder

 Die Impulse in der Übersicht
  - Begrüßung Paul-Gerhard Weiß, Bildungsdezernent
    „Schulen, Schulverwaltung und GBM arbeiten effektiv zusammen, um das Beste
    aus der Situation herauszuholen“                                                                        5

  - Erster Impuls: „Alle versuchen, positiv zu bleiben“
    Katrin Hebeisen, Leiterin der Grundschule Buchhügel                                                     6

  - Zweiter Impuls: „In diesem Jahr mussten wir uns auf das Wichtigste konzentrieren“
    Karin Rosbach, für den Übergang Grundschule/weiterführende Schule verantwortliche
    Dezernentin am Staatlichen Schulamt für die Stadt und den Landkreis Offenbach                           7

  - Dritter Impuls: „Elternbeiräte waren ständig online im Austausch“
    Rolf Joachim Rebell, Vorsitzender des Stadtelternbeirats Offenbach                                      8

  - Vierter Impuls: „Corona hat die Schule auf den Kopf gestellt, aber wir stehen nicht Kopf“
    Karin Marré-Harrak, Leiterin der Schillerschule                                                         9

  - Fünfter Impuls: „Die Leibnizschule hat einen Digitalisierungsschub erfahren“
    Christoph Dombrowski, Leiter der Leibnizschule                                                         10

 Impressum                                                                                                 11

 Veranstalter:             Volkshochschule - Fachstelle Bildungskoordinierung und Beratung
 Teilnehmende:             Über 80 Anmeldungen, mehr als die Hälfte ist privat am Thema interessiert,
                           gut ein Drittel hat ausschließlich berufliche Interessen angegeben.

 Betreuung Chat:           Beatrice Ploch (vhs-Fachstelle Bildungskoordinierung und Beratung)
 Moderation:               Kai Seibel (Leitung vhs-Fachstelle Bildungskoordinierung und Beratung)

 Die Online-Veranstaltungsreihe wurde in der vhs.cloud durchgeführt. Die vhs.cloud ist die Lernplattform für Volks-
 hochschulen in Deutschland. Sie wird zentral und datenschutzkonform auf einem Server in Deutschland betrieben
 und vom Deutschen Volkshochschul-Verband zur Verfügung gestellt.

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Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse

    Grundschule Buchhügel
        Kaum Lerndefizite festzustellen (Maßnahmen: Priorisierung der Fächer, kontinuierliche Diagnostik und indi-
        viduell zugeschnittene Förderung)
        Große Fortschritte bei der Digitalisierung, aber weiterhin Luft nach oben (einander fortgebildet, gemeinsam
        Materialien erstellt, onlinefähige Lehrwerke angeschafft)
        Kinder und Eltern sind durch intensive Beratung gut auf den Übergang an die weiterführenden Schulen vor-
        bereitet

    Staatliches Schulamt
        Bisherige Praxis der Gestaltung des Übergangs von der Grundschule in die weiterführende Schule konnte
        nicht umgesetzt werden (Präsenzformate wie zentrale Informationselternabende, Markt der Möglichkeiten
        und Tage der Tür entfielen)
        Andere Beratungs- und Informationsformate wurden intensiviert (z.B. an den Grundschulen) oder neu entwi-
        ckelt (z.B. digitale Rundgänge an den weiterführenden Schulen)
        Unterstützt wurden die Schulen durch das SSA (z.B. FAQ-Liste) und die vhs (z.B. Informationsbroschüren
        und Online-Elternabende in verschiedenen Sprachen)

    Stadtelternbeirat
        Die Elternschaft hat sich größtenteils mit dem Mix aus Distanz-/Wechsel-/Präsenzunterricht abgefunden.
        Viele Eltern befürchten Lerndefizite, die ihre Kinder nicht mehr kompensieren können.
        Die Arbeit des Stadtelternbeirats hat immens zugenommen (verstärkter Austausch mit SSA, HKM, Landesel-
        ternbeirat; großes Engagement für Abschlussjahrgänge)

    Schillerschule (IGS)
        Die Parallelität der verschiedenen Unterrichtsumsetzung erfordert ein Mehr an Organisation und Ressourcen
        (gleichzeitig Distanz-/Wechsel-/Präsenzunterricht)
        Schule funktioniert zurzeit nur, wenn alle kooperieren und einen Beitrag leisten – Schüler/-innen, Eltern, das
        Kollegium, SSA und Schulträger
        Die soziale Dimension, die Schule lebendig macht, kommt zu kurz (Begegnungen, Klassengemeinschaft,
        gemeinsame Erlebnisse).

    Leibnizschule (Gymnasium)
        Die Digitalisierung ist weit vorangeschritten (WLAN, Einzelzugänge für alle, Nutzung von Schulportalen und
        MS Teams, Digital-Team, die Schulorganisation ist weitgehend „papierfrei“).
        Lehrkräfte sind sensibilisiert für nicht genutzte Schüleraccounts, gehen den Ursachen auf den Grund und
        schaffen Abhilfe.
        Wöchentlicher Austausch von Schulleitung und Schulelternbeirat dient der Vermittlung und wirkt korrektiv (z.
        B. in Bezug auf Umfang und Terminierung von Videounterricht).

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Resonanz der Teilnehmenden – Fragen aus dem Chat

Lässt sich die Situation anderer Grundschulen in Offenbach mit der der Grundschule Buchhügel in Bezug auf den
Lernstand der Kinder vergleichen?

        Die Grundschulen haben unterschiedliche Ausgangssituationen (bzgl. des Sozialraums, des Kollegiums, der
         Schüler/-innen, der Eltern). Es ist zu vermuten, dass entstandene Lerndefizite nicht an allen Grundschulen
         gleichermaßen ausgeglichen werden können.

Ist es geplant ggf. die Lehrpläne anzupassen, bspw. wenn die Einführung der zweiten Fremdsprache (Klasse 6) und
durchgängiger Englisch-Unterricht in der Grundschule (Klasse 4) nicht wie geplant stattfinden konnten?

        Das Hessische Kultusministerium bzw. das Staatliche Schulamt wissen, dass hier Anpassungen notwendig
         sind, aber zurzeit gibt es noch keine konkreten Vorgaben, wie das in den Lehrplänen zu berücksichtigen ist.
        Die Schulen tun alles dafür, entstandene Defizite des Lernstoffs zu kompensieren.
        Zudem stehen Schulpsychologen zur Verfügung, wenn Kinder und Jugendliche emotionale Probleme haben.

Welche Elemente des Distanz-/Digitalunterrichts sollen beibehalten werden?

        Sowohl die erworbene Medienkompetenz als auch deren Erwerb selbst im Unterricht.
        Künftig sollten nur noch Lehrwerke angeschafft werden, die sowohl für das digitale Lernen auf der Individual-
         ebene wie auch für den Präsenzunterricht geeignet sind. Hier ist die Auswahl der Schulbuchverlage noch
         nicht besonders groß. Für die Schüler/-innen wäre das auch eine Erleichterung – 500 g Laptop statt kilo-
         weise Bücher im Rucksack.

Herausforderungen / Handlungsfelder

        Verstärkte und adäquate Unterstützung der Schulen bzw. der Schülerschaft durch die Kommune – über die
        Aufgaben des Schulträgers hinaus – und andere externe Partner
        Abgestimmter und umfassender Umgang mit noch heterogeneren Lernständen bzw. mit Lerndefiziten: Kom-
        pensatorische Maßnahmen, Anpassung des Lehrplans, Regelung von Prüfungen/Versetzungen
        WLAN-Ausbau und Weiterentwicklung der Digitalisierung (stärken digitaler Kompetenzen, Selbstlern-/Selbst-
        organisationskompetenzen im Unterricht)

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Die Impulse in der Übersicht

       Begrüßung Paul-Gerhard Weiß, Bildungsdezernent
       „Schulen, Schulverwaltung und GBM arbeiten effektiv zusammen, um das Beste
       aus der Situation herauszuholen“

   Die Corona-Pandemie hat unser Leben tiefgreifend verändert. Beim ersten Dialog dieser Reihe haben wir vor einem
   Monat erfahren, was das im Einzelnen für die frühe Bildung in Offenbach bedeutet – für Kitas, Grundschulen und Fa-
   milien. Heute steht der der Bildungsübergang in die weiterführende Schule im Mittelpunkt. Eine persönliche und tiefer-
   gehende Beratung der Familien, welche Schule für die Kinder am besten geeignet ist, war nicht im gewohnten Maße
   möglich. Aber auch die weiterführenden Schulen stellten sich der Herausforderung, Schülerinnen und Schüler, die
   viel weniger Unterrichtseinheiten absolviert haben, abzuholen und zu fördern. Häufig gerieten Schulen dabei – meiner
   Ansicht zu Unrecht – in die Kritik. Für Offenbach kann ich sagen: Schulen, Schulverwaltung und GBM rotieren, um in
   gemeinsamer Kraftanstrengung das Beste aus der Situation herauszuholen. Das ist bei den zum Teil täglich wech-
   selnden Rahmenbedingungen nicht einfach. Natürlich lassen sich auch Schwachstellen ausmachen.

   Ähnlich verhält es sich mit der Digitalisierung, die für uns als Schulträger große Bedeutung hat. Auch mit dem Digital-
   pakt lässt sich über lange Jahre Versäumtes nicht in kurzer Zeit aufholen. Da herrschen teilweise falsche Erwartun-
   gen vor, weil die Zeithorizonte für die einzelnen Umsetzungsschritte unterschätzt werden. Wir sind in Offenbach
   schon ganz gut vorangekommen: Alle Schulen sind ans Glasfasernetz angebunden, und als erste Kommune in Hes-
   sen erhielt die Stadt Offenbach die Bewilligung zum WLAN-Einbau in Schulen, in Kürze wird der „Pilot“ in der Leibniz-
   schule abgeschlossen. Die Erfahrungen dieser aufwändigen Baumaßnahmen übertragen wir nun auf die anderen
   Schulen. Die Planungen für den Ausbau der Albert-Schweitzer-Schule, der Rudolf-Koch-Schule, der Gewerblich-tech-
   nische Schulen und der Hafenschule sind weitgehend abgeschlossen. Das Stadtschulamt hat dafür schon die ersten
   Aufträge erteilt. Für den Support, hierfür haben die Kommunen lange gekämpft, wurden kürzlich die Mittel bewilligt.
   Das setzen wir nun um. Die Leihgeräte für die Schülerinnen und Schüler haben wir den Schulen bereitgestellt, mit
   Unterstützung der Gewerblich-technischen Schulen konnten wir sie mit Schutzfolie und Hülle nachrüsten. Auch die
   Endgeräte für Lehrkräfte wurden bestellt und an die Schulen ausgeliefert. Die Schulleiterinnen und Schulleiter vertei-
   len die Geräte in den Kollegien nach Maßgabe des HKM. Das HKM wird auch weiter Verantwortung übernehmen und
   mit einem Dienstleister ab 2022 in den Support dieser Geräte einsteigen. Gemeinsam mit unseren zwei kommunalen
   Partnern Hanau und Main-Kinzig-Kreis wurde eine Ausschreibung für digitale Präsentationsmedien durchgeführt. Mo-
   mentan erfolgt die Beteiligung der Schulen für dieses Ausstattungsvorhaben, um den letzten DigitalPakt-Antrag bei
   der WI-Bank einreichen zu können. Die ersten digitalen Tafeln sollen in den Sommerferien eingebaut werden und an
   der Lauterborn-/Ludwig-Dern-Schule, der Leibnizschule und der Mathildenschule (Neubau) neu Unterrichtsmöglich-
   keiten ohne Medienbrüche ermöglichen.

   Wir bemühen uns als Kommune darüber hinaus, Schülerinnen und Schüler in dieser Zeit zu begleiten. So passte sich
   der „Deutschsommer“ den veränderten Rahmenbedingungen an. Oder neue Angebote wurden konzipiert und umge-
   setzt, wie z. B. die „Lernbuddies in Offenbach“1 oder die Lernräume mit PC-Arbeitsplätzen in der vhs. Beide Angebote
   richten sich an Kinder und Jugendliche, die zu Hause nicht die besten Ausgangsbedingungen zum Lernen haben.

   Jetzt freue ich mich auf den Austausch mit den Schulleitungen, dem Stadtelternbeirat und dem Staatlichen Schulamt,
   die uns mit ihren Erfahrungen, Analysen, aber auch mit Kritik nur voranbringen können.

   1   Weitere Infos zu diesem Angebot: www.offenbach.de/lernbuddies

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Erster Impuls: „Alle versuchen, positiv zu bleiben“

Katrin Hebeisen, Leiterin der Grundschule Buchhügel
Die Grundschule Buchhügel ist seit dem Schuljahr 2018/19 eine gebundene Ganztagsschule (Profil 3). Sie hat vier
Klassen in jeder Jahrgangsstufe und insgesamt 450 Schülerinnen und Schüler.

Die Kinder meistern die Situation bis jetzt grandios, und dafür haben sie ein großes Lob verdient. Sie halten sich an
die Regeln, tragen tapfer ihre Masken, obwohl sie Corona natürlich doof finden. Auch den Eltern und Lehrkräften ver-
langt Corona bzw. der Distanz-/Wechselunterricht in Folge, eine große Flexibilität ab und das kostet viel Kraft.

Lerndefizite an der Grundschule Buchhügel
Es wurde ja bereits festgestellt, dass die Medien über immense Lerndefizite der Schülerinnen und Schüler berichten.
Das können wir für unsere Schule so nicht bestätigen. Die Lehrkräfte haben über eine abgestimmte Diagnostik den
Lernstand sehr gut im Blick. Der Fokus liegt in allen Klassen auf den Kernfächern Mathematik, Deutsch und Sachun-
terricht; in der dritten und vierten Klasse kommt noch Englisch dazu. Der Wechselunterricht hat sogar den Vorteil,
dass nur jeweils die Hälfte der Klasse unterrichtet wird – 12 von 24 Schüler/-innen. Der Unterricht ist viel intensiver,
dadurch holen viele Kinder wieder auf und die Klassen hängen mit dem Stoff nicht hinterher.
Die Aufgaben für zuhause erfordern bei diesem Modell, und noch mehr im Distanzunterricht, eine stärkere Begleitung
und Kontrolle. Sobald Defizite aufscheinen, verstärken Klassen- und Förderlehrkräfte gemeinsam die Förderung. Da
werden Lernpakete gepackt und auch schon mal persönlich nach Hause gebracht. Kinder werden telefonisch oder in
einer Videokonferenz durch die Aufgaben gelotst. In Einzelfällen wurden Kinder auch für ein, zwei Unterrichtsstunden
in die Schule gebeten. Bei anderen Kindern lässt sich eine größere Selbstständigkeit beobachten. Die Klassenlehr-
kräfte waren regelmäßig telefonisch sowohl mit den Kindern, als auch mit den Eltern in Kontakt. Gerade die Erstkläss-
ler brauchen die Unterstützung der Eltern natürlich am meisten.

Digitalisierung
Zu Beginn der Pandemie waren wir vom digitalen Unterricht noch weit entfernt und aktuell dürfen wir schon andere
Lernmethoden umsetzen. Wir hatten viel zu lernen, haben uns im Kollegium gegenseitig digital fortgebildet, aber auch
die Schulleitungen haben einander unterstützt. An der Grundschule Buchhügel haben wir Anleitungen zur Anwen-
dung von unterschiedlichen Tools für den Unterricht geschrieben, dass sich jede/r informieren kann. Zudem haben wir
ein neues Mathematikbuch angeschafft, das auch als App nutzbar ist. Als wir im Januar die Tablets für die Schüler/-
innen erhielten, musste die App darauf noch eingerichtet werden – nicht ganz einfach. An unserer Schule ist der Be-
darf an Schülertablets gedeckt und bald werden auch die Lehrkräfte ausgestattet. Uns ist klar, dass sich die jahrelan-
gen Versäumnisse bei der Digitalisierung nicht in einem Jahr aufholen lassen. Wir freuen uns über alles, was wir be-
kommen können, ob Hardware oder Support.

Übergangsgestaltung
Während die Elternabende nicht stattfanden, kam den Beratungsgesprächen mit den Klassenlehrkräften noch mehr
Bedeutung zu. Zudem erhielten die Eltern eine Ausfüllhilfe für die Formulare zur Wahl der weiterführenden Schule.
Darüber hinaus berieten wir Eltern per Mail und Telefon. Einen tollen Job haben auch die weiterführenden Schulen
gemacht; sie haben interessierte Eltern über ihre Webseiten informiert. Aus unserer Perspektive steht also einem gu-
ten Übergang nichts mehr im Weg.
Herausforderungen:

        Fortführung und Weiterentwicklung des guten Austausches mit den weiterführenden Schulen
        WLAN für den Distanzunterricht aus dem Klassenraum
        Dauerhaft kleine Lerngruppen, wie wir sie im Wechselunterricht zu schätzen gelernt haben.

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Zweiter Impuls: „In diesem Jahr mussten wir uns auf das Wichtigste konzentrieren“

Karin Rosbach, für den Übergang Grundschule/weiterführende Schule verantwortliche Dezernentin
am Staatlichen Schulamt für die Stadt und den Landkreis Offenbach

Seit einigen Jahren kooperieren in Offenbach Grundschulen, weiterführende Schulen, die vhs-Fachstelle Bildungsko-
ordinierung und Beratung und das Staatliche Schulamt und bieten den Familien eine abgestimmte Gestaltung des
Übergangs. Ziel ist die umfassende Information der Eltern bei ihrer Wahlentscheidung bzgl. des weiterführenden Bil-
dungsgangs nach der Grundschule und die Beantwortung ihrer Fragen dazu. Dazu gehören „normalerweise“:

      1. Die vier zentralen Elterninformationsabende mit dem „Markt der Möglichkeiten“ (Überblicksvortrag, Informati-
         onsfilm des Hessischen Kultusministeriums, Informationsstände der weiterführenden Schulen)
      2. Tage der offenen Tür an den weiterführenden Schulen
      3. Beratung der Eltern durch die Klassenlehrkräfte an den Grundschulen und die Schulleitungen an den weiter-
         führenden Schulen

Das hätten wir auch in diesem Schuljahr gerne wieder gemacht, aber es war nicht möglich und so mussten wir uns
auf das Wichtigste konzentrieren: Was erfordern die unterschiedlichen Bildungsgänge (Hauptschule, Realschule und
Gymnasium)? Welcher Bildungsgang passt zu meinem Kind? Bei der Beantwortung dieser Fragen wurden dieses Mal
die Grundschulen stärker gefordert, sie intensivierten die Beratung der Eltern. Weitere Informationen erhielten Eltern
in den von der Volkshochschule herausgegebenen Broschüren2 oder auf der Homepage des Hessischen Kultusminis-
teriums. Ein großes Lob gilt auch den weiterführenden Schulen, die ihre Möglichkeiten genutzt haben. Sie haben ihre
Homepages aktualisiert oder gar neu aufgesetzt. Tage der offenen Tür wurden „ersetzt“ durch virtuelle Schulrund-
gänge, Infofilme oder intensive Beratung per Telefon oder Videokonferenz.
Das Staatliche Schulamt verzeichnete in diesem Jahr mehr Elternanfragen als in den Vorjahren; es stellte den Schu-
len vorab bereits eine FAQ-Liste zur Verfügung.
Als positiver Effekt an diesem Bildungsübergang kann auch die Kreativität der Schulen beim Umgang mit den digita-
len Medien gewertet werden.

Herausforderungen:

         Ausbau und Weiterentwicklung der Digitalisierung
         Funktionierende Systeme, die aufeinander abgestimmt sind
         Kinder auf gleichen Lernstand bringen
         Die „zwangsweise“ erlernten Kompetenzen des Selbstlernens und der Selbstorganisation sind für die Schü-
          lerinnen und Schüler eine große Chance für den Start an der weiterführenden Schule.

2 Die Broschüre „Was kommt nach der Grundschule? - Kurzinformationen für Eltern“ wurde von der vhs-Fachstelle Bildungskoor-
dinierung und Beratung gemeinsam mit dem Staatlichen Schulamt überarbeitet und steht mittlerweile in Arabisch, Bulgarisch,
Deutsch, Griechisch, Englisch, Italienisch, Türkisch und Rumänisch sowie in einfacher Sprache zur Verfügung. Die Informations-
broschüren können kostenlos auf der Webseite der Stadt Offenbach heruntergeladen werden: Was kommt nach der Grund-
schule? | Offenbach

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Dritter Impuls: „Elternbeiräte waren ständig online im Austausch“

Rolf Joachim Rebell, Vorsitzender des Stadtelternbeirats Offenbach
Der Stadtelternbeirat vertritt 34 Offenbacher Schulen in öffentlicher und privater Trägerschaft. Zur Arbeit gehört auch
der Austausch mit kommunalen Elternbeiräten in Hessen und mit dem Hessischen Kultusministerium.

Seit Beginn der Pandemie befindet sich der Stadtelternbeirat im stetigen Austausch, sowohl mit dem Stadtschulamt
als auch mit dem Staatlichen Schulamt. Vielen Dank an beide Partner für das Engagement und die Unterstützung.
Dass mittlerweile der Mix aus Wechsel-/Distanz-/Präsenzunterricht ganz gut klappt, ist allen Beteiligten zu verdanken.
Deutlich wurde aber auch, dass vieles von einzelnen Lehrkräften und ihren Kompetenzen – insbesondere ihren digita-
len – abhängt, da macht Offenbach keine Ausnahme.
Auch für den Stadtelternbeirat hat sich die Arbeit intensiviert. Statt seltener aber zeitintensiver Sitzungen in Präsenz
werden nun zeitnah kurze Videokonferenzen einberufen. Im ersten Quartal dieses Jahres fanden bereits 20 solcher
Zusammenkünfte statt. Auch dies gehört zu den pandemiebedingten Lernfortschritten der vergangenen zwölf Monate.
Künftig – nach der Pandemie – wird wohl eine Mischung aus Präsenz und Online beibehalten. Zur Situation der Eltern
lässt sich festhalten, dass sich die „stille Mehrheit“ mittlerweile mit der Situation der Schulen und den Unterrichtsange-
boten abgefunden hat. Ein kleinerer Teil der Elternschaft hingegen vertritt extreme Positionen, die entweder Schulöff-
nung für alle oder die Schließung aller Schulen fordern.
Eltern befürchten, dass anfängliche Schulschließungen und der Distanzunterricht in Folge zu Lernstanddefiziten füh-
ren, die sich langfristig zum Nachteil für ihre Kinder auswirken könnten. Das gilt zwar für Kinder und Jugendliche aller
Jahrgangsstufen, wirkt sich aber für die älteren Schülerinnen und Schüler, die kurz vor dem Abschluss stehen, gravie-
render aus. Weil davon ausgegangen werden kann, dass Kinder in den unteren Jahrgangsstufen von den Schulen
noch einige Jahre kompensatorisch unterstützt werden, hat sich das Engagement des Stadtelternbeirats auf die hö-
heren Jahrgangsstufen konzentriert. Ihnen verbleibt in der Schule keine Zeit mehr, Lernstoff nachzuholen.
Der Corona-bedingten Mehrarbeit des Stadtelternbeirats ist es auch geschuldet, dass für das Schuljahr 2020/21 die
ausführliche Broschüre „Was kommt nach der Grundschule?“ nicht aktualisiert werden konnte. Eltern, deren Kinder
zurzeit die dritte Klasse besuchen, erhalten zur Orientierung für den Übergang an die weiterführenden Schulen im
Herbst dieses Jahres eine aktualisierte Fassung.

Herausforderungen:

        Die Umsetzung einer Teststrategie für Schüler/-innen und Lehrkräfte wird uns zunächst beschäftigen.
        Auch für die anderen Bereiche (wie Kompensation von Lerndefiziten, Anpassung des Lehrplans, Umgang
         mit Versetzungen/Prüfungen) müssen gemeinsam getragene Lösungen angestrebt werden.

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Vierter Impuls: „Corona hat die Schule auf den Kopf gestellt, aber wir stehen nicht Kopf“

Karin Marré-Harrak, Leiterin der Schillerschule
Die Schillerschule ist die älteste integrierte Gesamtschule in Offenbach und hat rund 1.000 Schülerinnen und Schüler
in den Jahrgangsstufen fünf bis zehn. Zudem werden Seiteneinsteiger/-innen in zwei Intensivklassen unterrichtet und
das Ganztagsprofil 2 angeboten; die Ganztagsangebote mussten aufgrund der AHA(L)-Regeln stark reduziert wer-
den.
Ich kann mich nur meinen Vorrednerinnen und -rednern anschließen, dass es mittlerweile an den Schulen klappt, ist
allen Beteiligten zu verdanken. Und in diesem Sinne möchte ich auch den Schülern nochmals besonders danken.

Erfahrungen mit den veränderten Bedingungen (Dreiteilung nach Jahrgangsstufen):

        Fünfte und sechste Klassen im Wechselunterricht:
         Der Präsenzunterricht wird vom überwiegenden Teil der Schüler/-innen besucht und findet bei der Klassen-
         lehrkraft statt. Die Inhalte werden flexibel gehandhabt.
         Die Fünftklässler sind 2020/21 gut angekommen: Das ist zum einen der ausführlicheren Diagnostik zur Er-
         mittlung des Lernstands und zum anderen den umfangreicheren kompensatorischen Angeboten in Mathe-
         matik und Deutsch geschuldet. Es fehlen die persönlichen Kontakte zu den Familien (z. B. Gespräche, Ken-
         nenlern-Nachmittage, Tag der offenen Tür, Aufnahmefeiern).
         Kleinere Lerngruppen arbeiten zwar effizienter, aber den Kindern und Jugendlichen fehlt die Klassengemein-
         schaft.

        Siebte und achte Klassen im Distanzunterricht:
         Sie besuchen seit Monaten die Schule nicht mehr, das ist für Jugendliche in der Pubertät schlimm. Aber:
         Manchmal kommt Distanzunterricht stillen Kindern zupass und sie erfahren eine Leistungssteigerung.

        Neunte und zehnte Klassen im Präsenzunterricht in Kleingruppen:
         Für die beiden Abschlussjahrgänge hat es sich bereits im vergangenen Schuljahr als sehr positiv erwiesen,
         sie möglichst schnell wieder in Präsenz in geteilten Klassen/Kursen zu unterrichten und sie so gut auf die
         Prüfungen vorzubereiten. Das handhaben wir auch im laufenden Schuljahr so. Aber vieles, was auch im
         Rückblick für die Schulzeit prägend ist, kann nicht stattfinden (z. B. Abschlussfahrten, Feierlichkeiten).

Die Lehrkräfte sind in verschiedenen Stufen und damit in allen Unterrichtsformen tätig. Die Schule verfügt nicht über
WLAN, das bedeutet, Distanzunterricht können Lehrkräfte nur von zuhause halten. Das stellt eine immense Heraus-
forderung für die Planung des Stundenplans dar. Insgesamt sind der Organisationsaufwand und benötigte Ressour-
cen sehr groß, Rahmenbedingungen ändern sich – gefühlt – monatlich: „Corona hat die Schule auf den Kopf gestellt,
aber wir werden nicht dauerhaft Kopfstehen. Wir lernen ständig dazu“: Gesamtkonferenzen mit 80 Teilnehmenden
finden nun online statt, ebenso wie Personalratssitzungen und Elternabende. Schule funktioniert im Moment (mit Ein-
schränkungen) nur, weil alle helfen:

        Eltern helfen in der Schule, aber sie geben vor allem ihren Kindern eine Struktur über den Tag. Für Eltern
         älterer Schüler/-innen bedeutet dies auch eine Rollenveränderung. Und das fällt insbesondere Eltern
         schwer, die es sowieso nicht leicht haben.
        Lehrkräfte nutzen für den online-Unterricht ihre privaten Geräte und Internetzugänge. Sie reagieren, wenn
         Schülerinnen und Schüler nicht mehr am Unterricht teilnehmen (z. B. mit Besuchen bei der Familie zu-
         hause).

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    Die 260 IPads, die das Stadtschulamt der Schillerschule zur Verfügung gestellt hat, wurden in Absprache
         und mit Hilfe des Schulelternbeirats, an Schüler/-innen ausgehändigt.
        Auch MS Teams wurde vom Schulträger bereitgestellt, um Konferenzen und Unterricht damit umsetzen zu
         können.
ABER: Die persönlichen Kontakte fehlen uns sehr, und wir wünschen uns eine lebendige Schule zurück.

Herausforderungen:

        Alle Schulen brauchen möglichst schnell ein gut funktionierendes WLAN.
        MS Teams sollte weiterhin vom städtischen Schulträger zur Verfügung gestellt werden; sollte das Hessische
         Kultusministerium datenschutzrechtliche Bedenken haben, muss es für eine gleichwertige Alternative sor-
         gen.

 Fünfter Impuls: „Die Leibnizschule hat einen Digitalisierungsschub erfahren“

Christoph Dombrowski, Leiter der Leibnizschule
Das größte Gymnasium Offenbachs zählt über 1.400 Schülerinnen und Schüler in den Jahrgängen fünf bis 13. Die
selbständige Schule bietet ein umfassendes Ganztagsangebot wie auch Ganztagsklassen in gebundenem Modell an.

Gut vorbereitet haben wir uns in die Digitalisierung gestürzt. Der Ausbau des WLAN-Netzes an der Schule ist fast
abgeschlossen. Im März 2020 starteten wir den Distanzunterricht im hessischen Schulportal (Lanis und Moodle); die
Schüler/-innen hatten bereits Zugänge, die nun auch für die Nutzung von den privaten Geräten bereitgestellt werden
mussten. Es bildete sich ein Digital-Team aus interessierten und kompetenten Lehrkräften, die sich mittlerweile seit
über einem Jahr wöchentlich treffen. Es hat u. a. einen Leitfaden für die Digitalisierung erstellt und mit den Eltern ab-
gestimmt, Material und Tutorials für Schüler/-innen und Lehrkräfte entwickelt. Die Bereitstellung von MS365 durch die
Stadt machte es möglich, dass die Klassen/Kurse wieder besser in Kontakt kamen. Mittlerweile wird der Distanzunter-
richt jeweils zur Hälfte per Videounterricht und über Moodle (Aufgabenstellungen und Materialien) organisiert.
Stichwort Bildungsbeteiligung: Im Gegensatz zu den Eltern können Lehrkräfte feststellen, wann die Kinder und Ju-
gendlichen im System bzw. zum Unterricht angemeldet sind. Sobald unentschuldigte Fehlzeiten sichtbar werden,
nehmen die Klassenlehrkräfte Kontakt auf, gehen den Ursachen auf den Grund und bieten Lösungen an. In Einzelfäl-
len kann das bedeuten, dass sie ihren Schüler/-innen entsprechende Materialien als Papiere nach Hause bringen.
Dies ist besonders wichtig, denn an unserer Schule werden viele Jahrgänge – von der 7. bis zur 11. Jahrgangsstufe –
in Distanz unterrichtet. Es ist nicht einfach, die Schüler/-innen per Video am Ball zu halten.
Seit Beginn der Pandemie gibt es einen wöchentlichen Austausch mit dem Schulelternbeirat, der sich als sehr kon-
struktiv und für die Leibnizschule als lehrreich erwiesen hat. Dabei geht es u. a. um die Elternperspektive auf die
Frage, wo hakt es beim Distanzunterricht (Vermeidung von Überlastungen bspw. durch sechs Stunden aufeinander-
folgende Videokonferenzen; Vereinheitlichung bei der Bereitstellung von Aufgaben/Materialien, um jüngere Schüler/-
innen nicht zu überlasten).
Ankommen in der fünften Klasse an der Leibnizschule:

        Schon immer kommen die Kinder aus unterschiedlichen Grundschulen und mit unterschiedlichen Lernstän-
         den, was eine umfassende Diagnostik (Mathematik und Deutsch) und eine besondere Förderung (durch die
         Ressourcenbereitstellung nach Sozialindex möglich) nötig macht. Durch eine Differenzierung der Diagnostik
         und eine Intensivierung der Förderung können vermutlich pandemiebedingte Lerndefizite kompensiert wer-
         den.

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   Wie bereits im Vorjahr können auch in diesem Jahr die Schüler/-innen nicht mit einer großen Feier, aber zu-
          mindest mit persönlicher Begegnung willkommen geheißen werden. Bewährt hat sich, dass dabei Elternfra-
          gen in verschiedenen Sprachen gestellt und beantwortet werden – das wird beibehalten.
         Der Kontakt zu den Schülern/-innen ist am Wichtigsten, hierfür werden u.a. digitale Klassenlehrerstunden
          angeboten.

   Herausforderungen

         Nach den Osterferien gilt es, die regelmäßige Testung aller Schüler/-innen umzusetzen und die Impfung für
          alle Lehrkräfte zu ermöglichen.
         Die Versetzung aller Schüler/-innen im vergangenen Jahr war für Einzelne nicht sinnvoll. So gibt es zum
          Ende dieses Schuljahres einen großen Bedarf an individueller Beratung und Begleitung. Hierfür werden Res-
          sourcen benötigt.

Impressum

          Redaktion/Layout:                  Beatrice Ploch und Jasmin Hambach (vhs - Fachstelle
                                             Bildungskoordinierung und Beratung)

          Herausgeber                        Der Magistrat der Stadt Offenbach
                                             Berliner Straße 100, 63065 Offenbach

          Bildnachweise                      Titelbild: Amr Thele / Pixabay / CC0

          Juni 2021

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