Selbst Coaching Programm Von der Einreichung der Dissertation bis zur erfolgreichen Disputation - Dr. Jutta Wergen

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Selbst Coaching Programm Von der Einreichung der Dissertation bis zur erfolgreichen Disputation - Dr. Jutta Wergen
Dr. Jutta Wergen

                   Selbst‐Coaching‐Programm

  Die Abschlussphase gestalten – die Promotionsprüfung bestehen

           Von der Einreichung der Dissertation
             bis zur erfolgreichen Disputation

                                                                  1
Selbst Coaching Programm Von der Einreichung der Dissertation bis zur erfolgreichen Disputation - Dr. Jutta Wergen
Inhaltsverzeichnis
1. Die Abschlussphase                                                       3
  Auf der Zielgeraden                                                       3
    Formalitäten in der Abschlussphase: Vom Einreichen bis zur Urkunde      3
    Checkliste: In der Abschlussphase                                       5
    Projekt Abschlussphase zeitlich planen                                  7
    Projekt‐Tabelle für die Abschlussphase                                  9
    Anleitung: Einen Zeitplan für die Abschlussphase erstellen             10

2. Die Phase des Einreichens: Die Abgabe der Arbeit                        11
  Die Überarbeitungsphase                                                  11
     Den Text loslassen                                                    12
     Feedback und Lektorat                                                 12
     Widmung und Danksagung                                                13
  Das Drucken und Binden                                                   15

  Das Einreichen der fertigen Dissertation                                 16

3. Die Promotionsprüfung                                                   17
  Formen der Promotionsprüfung: Rigorosum und Disputation                  17

  Vorbereitungsphase der Promotionsprüfung                                 18
    Checkliste Recherche in der Vorbereitungsphase der Promotionsprüfung   19
    Zeitmanagement vor der Disputation                                     21

  Der Vortrag in der Promotionsprüfung                                     22
    Bausteine eines Promotionsvortrags                                     22
    Sich auf die Kritik aus den Gutachten beziehen                         25
    Übung: Sich auf den Disputationsvortrag einstimmen:                    26
    Den Vortrag üben                                                       27
    Feedback einholen                                                      28
    Checkliste: Was in der Vorbereitungsphase zu tun ist                   31
    Was hilft vorher noch?                                                 32
  Die Prüfung                                                              33
     Der Ablauf                                                            33
     In der Disputation/im Rigorosum                                       34
     Umgang mit Fragen                                                     35
     Notfallplan: Was tun wenn…                                            37
     Die Notenverkündung                                                   38
  Nach der Prüfung                                                         38
    Zeugnis                                                                38
    Überarbeitungsauflagen                                                 38

Auf dem Weg zur Veröffentlichung                                           39

  Literatur in der Endphase der Promotion                                  40

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1. Die Abschlussphase
Auf der Zielgeraden

So, bis hierhin hast Du es nun geschafft, nun gilt es, die letzten Reserven zu mobilisieren, um
die Promotion erfolgreich abzuschließen. Auch wenn der Energielevel sinkt, die letzte Luft so
langsam heraus ist und auch die Lust und Motivation auf das Promotionsprojekt so langsam
abgenommen hat – jetzt gilt: Bloß nicht nachlassen! Manchmal setzt die Endphase aber auch
neue Energien und Motivation frei. Dann fällt Dir vielleicht noch ein, was Du noch machen
könntest, was Du noch schreiben könntest und Du versuchst besonders perfekt zu sein. So
oder so – die Einreichung der Dissertation steht an, drei bis sechs Monate vor der Einrei‐
chung der Dissertation hast Du das Ziel vor Augen und jetzt geht es darum, noch einmal alle
Kräfte zu bündeln und zu mobilisieren. Gerade am Schluss fällt meistens auf, was vorher ver‐
gessen wurde und vor allen Dingen will nun alles getan und entschieden werden, was vorher
vor sich her geschoben wurde.
Neben inhaltlichen und organisatorischen Dingen müssen nun auch die Formalitäten rund
um die Einreichung der Dissertation in den Blick genommen werden.
Zudem ist die Abschlussphase der Promotion mit einer Neuorientierung verbunden. Was
kommt danach? Gehst Du weiter den Weg der Wissenschaft oder verlässt Du diesen Be‐
reich? Die Abschlussphase wird bei vielen Promovierenden auch von finanziellen Ängsten
begleitet, das Stipendium, bzw. die Stelle läuft aus oder es ist kein Anschlussprojekt in Sicht.

Also ist die Abschlussphase insgesamt eher eine Phase der Unsicherheit – aber sie ist auch
eine Phase der Neuorientierung, vor allem ist das aber die Zeit, in der viele Dinge gleichzeitig
und nebeneinander erledigt werden müssen – und das unter erschwerten Bedingungen!

Diese Arbeitsmappe ermöglicht eine übersichtliche Planung und unterstützt Dich als Promo‐
vierende(n) in der Endphase Deiner Promotion bei der Finalisierung des umfangreichen Pro‐
jekts. Neben zahlreichen Informationen findest Du hier Übungen und Anleitungen, diese
Phase zu strukturieren, zu organisieren und letztendlich entspannt zu überstehen.

Formalitäten in der Abschlussphase: Vom Einreichen bis zur Urkunde

Mit der Einreichung der Dissertation beim Dekanat, bzw. beim Promotionsausschuss wird
das Promotionsverfahren offiziell eröffnet. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Der Promotions‐
ausschuss, bzw. das Dekanat bestellt nun die Gutachter/innen und ggf. schon die gesamte
Kommission des Promotionsverfahrens. Manchmal wird die Kommission für die mündliche
Prüfung auch erst später, nach dem Eingang der Gutachten bestellt.
Über den Promotionsausschuss, bzw. des Dekanats wird die Dissertation an die Gutach‐
ter/innen gegeben. Das sind in der Regel die beiden angegebenen Professor/innen, die die
Arbeit während ihrer Entstehung betreut haben. Wie Dissertationen betreut werden, hängt

                                                                                              3
vom jeweiligen Fach, bzw. der jeweiligen Fakultät ab. Manchmal werden Dissertationen auch
von einer Person betreut und eine zweite Gutachter/in wird am Ende, z.B. nach Einreichung,
z.B. nach thematischen Schwerpunkten, erst zugeteilt. In der Regel ist es so, dass zwei Gut‐
achter/innen über den Promotionsausschuss, bzw. über das Dekanat die Dissertation nach
der Einreichung erhalten und für die Begutachtung der Dissertation eine zeitliche Frist ein‐
halten müssen. Die Frist steht in der Promotionsordnung, meistens sind das vier bis acht
Wochen.
Erfahrungsgemäß wird diese Frist häufig überschritten und kann sich auch sonst in die Länge
ziehen. Ob die Gutachten eingegangen sind, lässt sich beim Promotionsausschuss, bzw. dem
Dekanat erfragen. Sollten die Gutachten zu lange auf sich warten lassen, werden sie durch
den Promotionsausschuss, bzw. durch das Dekanat angemahnt.
Nachdem die Gutachten vorliegen, wird die Arbeit, je nach Promotionsordnung mit oder
ohne die Gutachten ausgelegt. Oft liegt die Dissertation im Dekanat aus und kann von den
Professor/innen der Fakultät und ggf. anderen (promovierten), wissenschaftlichen Mitarbei‐
ter/innen eingesehen werden. Wer diese Einsicht nehmen kann, regelt die jeweilige Promo‐
tionsordnung.
Ist die Frist der Einsichtnahme vorbei, kann theoretisch die Promotionsprüfung stattfinden.
Sofern die Kommission bei der Eröffnung des Promotionsverfahrens noch nicht bestellt wur‐
de, wird sie nun durch den Vorsitz des Promotionsausschusses, ggf. in Absprache mit den
Gutachter/innen und manchmal auch mit den Promovierenden bestellt.
Nach der erfolgreichen mündlichen Prüfung erfolgt die Veröffentlichung der Arbeit. Wenn
diese nach den Vorgaben der Promotionsordnung veröffentlicht ist, bzw. dies entsprechend
nachgewiesen ist, wird die Promotionsurkunde verliehen.

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Checkliste: In der Abschlussphase

Diese Checkliste hilft Dir, Dich in der Abschlussphase gut zu organisieren. Es ist möglich, dass
für Dich individuell weitere To Does dazukommen, die sich durch deine Promotionsordnung
ergeben.

    Feedback Durch die Promotionsbetreuung: Es ist zwar per se nicht vorgesehen, denn
     eine Promotion ist ja Deine eigenständige Forschungsleistung, doch manchmal bieten
     Promotionsbetreuer/innen vor der endgültigen Einreichung der Dissertationsschrift
     Feedback auf einzelne Kapitel oder den Entwurf der Arbeit an. Falls das so ist, solltest
     Du das frühzeitig planen und die Zeit des Feedbacks und die weiteren Überarbei‐
     tungsschritte einplanen.

    Korrekturen und Lektorat: Wenn Du die Arbeit professionell durch ein Lektorat oder
     auch von Freund/innen und Kolleg/innen korrigieren lässt, solltest Du sie ankündigen,
     bzw. absprechen, wann Du die Arbeit oder einzelne Kapitel abgeben kannst und
     wann Du sie für Deine Endredaktion wiederbekommst. Mit einer Terminierung ist es
     besser möglich, dass Deine Unterstützer/innen sich diese Termine für Dich freihalten.
     (Zum Thema Feedback findest Du ab S. 11 weitere Infos).

    Layout und Formatierung: Die Promotionsordnung nach Angaben bezüglich des Lay‐
     outs und der Formatierung der Dissertation prüfen. Sollte es keine Vorgaben geben,
     kann Anzahl der Seiten, Schriftart und ‐größe sowie die Formatierung der Dissertati‐
     on selbst bestimmt werden, es sei denn, die Fakultät, bzw. der Lehrstuhl der Promo‐
     tionsbetreuung hat eigene Vorstellungen, die sie im Doktorand/innen‐Kolloquium
     verkündet oder auf der Homepage schriftlich niedergelegt.

    Vorbereitung der Einreichung: Bevor Du die Arbeit einreichst, kannst Du bereits her‐
     ausfinden, wo und wie Du die Arbeit einreichst. Zuständig für die Entgegennahme der
     Arbeit ist häufig der Vorsitz des Promotionsausschusses, bzw. falls vorhanden, die
     Geschäftsführung des Promotionsausschusses oder aber das Dekanat des Fachbe‐
     reichs, bzw. der Fakultät. In manchen Fakultäten gibt es feste Termine, zu denen Dis‐
     sertationen eingereicht werden müssen. Diese Formalitäten stehen in der Promo‐
     tionsordnung, bzw. auf den Webseiten der Fakultät.

    Einreichung per Post
     Die Dissertation kann üblicherweise auch über den Postweg eingereicht werden. Bei
     einer persönlichen Einreichung der Dissertation kann es sich als praktisch erweisen,
     unmittelbar vor Einreichung abzuklären, ob und wann das Büro besetzt ist, in dem
     die Einreichung erfolgt.
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 Einreichungsformalitäten klären: Unmittelbar vor der Einreichung solltest Du klären,
  was neben der Dissertationsschrift eingereicht werden muss. Üblicherweise sieht die
  Erklärung vor, dass die eingereichte Dissertation ohne Hilfsmittel verfasst und dass
  alle Zitate kenntlich gemacht wurden. Diese Erklärung ist sogar ggf. vorformuliert und
  steht zum Download auf den Seiten der Fakultät, des Promotionsausschusses oder
  des Graduiertenprogramms bereit. Außerdem ist möglicherweise eine Kurzfassung
  der Dissertation einzureichen, die auf zwei bis drei Seiten noch geschrieben werden
  muss. Dort sollte man sich auf das wesentliche der eigenen Forschungsarbeit redu‐
  zieren, z.B. Forschungsanlass, wissenschaftliche Relevanz, theoretische und methodi‐
  sche Einbettung, wichtige Ergebnisse. Unter Umständen können aber noch weitere
  Dokumente verlangt werden. Das sollte unbedingt vorher geklärt sein, denn es kann
  auch schon mal dauern, wenn bestimmte Dokumente erst beschafft werden müssen.

 Vorher Disputation/Rigorosum besuchen: Als hilfreich kann es sich erweisen, eine
  öffentliche Disputation eines Kollegen oder einer Kollegin zu besuchen. So bekommst
  Du einen Vorgeschmack auf das, was auf Dich zukommt. Vor allem kannst Du Dich
  mental auf Deine eigene Prüfung vorbereiten. Allerdings sind nicht alle Promotions‐
  prüfungen gleich, einige Abweichungen gibt es schon noch. Du könntest aber überle‐
  gen, wie Du Deine eigene Prüfung gestalten möchtest, natürlich abhängig davon,
  welche Gestaltungsspielräume Deine Fachkultur bietet.

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Projekt Abschlussphase zeitlich planen

Die Abschlussphase kann ebenso wie andere Projekte geplant werden. Das Projektmanage‐
ment kann man so gestalten:

   Was ist zu tun?
    Aufgaben sammeln
    Arbeitspakete schnüren
    Zeitfenster festlegen
    Zeitplan erstellen
    Meilensteine festlegen
    Pufferzeiten einplanen
    Planung überprüfen

                     Du erstellst eine Liste aller Aufgaben, die auf Dich zukommen
                     Dazu ist es hilfreich, sich die eigene Promotionsordnung zu Hilfe zu
                     nehmen, um sich einen Überblick über die Anforderungen zu ver‐
                     schaffen.
     Aufgaben        Dazu kommen die Planungen für Feedbacks und Korrekturen. Eben‐
     sammeln         falls eine Rolle spielen sollte das letzte Doktorand/innen‐Kolloquium,
                     in dem Du Deine Ergebnisse präsentierst. Wichtig ist es, auch Aufga‐
                     ben/Anlässe zu sammeln, die sich auf das Leben während der Promo‐
                     tion beziehen, also auch private, bzw. berufliche Aufgaben zu berück‐
                     sichtigen. So fällt die spätere Planung leichter.

                     Aufgaben zu Arbeitspaketen zusammenfassen
                     Nun schaust Du, in welcher Reihenfolge die Aufgaben abgearbeitet
                     werden sollen und welche Aufgaben sich anbieten, gebündelt abzuar‐
                     beiten. Versuche möglichst gleiche Aufgaben zu bündeln, z.B. Recher‐
  Arbeitspakete      cheaufgaben oder Gespräche mit Kommissionsmitgliedern. Äußerst
    schnüren         hilfreich ist es übrigens, wenn Du Deine Planung visualisierst, z.B. mit
                     einem Zeitstrahl oder einer Tabelle (siehe dazu auch S. 10)

                     Du legst ein Zeitfenster fest, bzw. nimmst das Zeitfenster, das Du
                     hast
                     Hier solltest Du möglichst realistisch bleiben und die Erfahrungswerte
                     der bisherigen Promotionsphase hinzuziehen. Es erweist sich als rat‐
    Zeitfenster      sam, sich am Schluss nur auf die Promotion zu konzentrieren und bei‐
     festlegen       spielsweise Urlaub zu nehmen oder große Zeitfenster zu reservieren.

                                                                                            7
Mache Dir einen Zeitplan.
               (siehe Seite 11: Anleitung: Einen Zeitplan für die Abschlussphase
               erstellen)

 Zeitplan
 erstellen

               Meilensteine definieren
               Grundlagen für die Aufgabenpakete sind die Meilensteine , die zu ei‐
               ner bestimmten Zeit erledigt sein sollten. Also wann soll z.B. die Arbeit
               für das Feedback abgegeben sein, ‐ das Feedback erfolgt sein und ‐ die
Meilensteine   Überarbeitung fertig sein. Wann ist das Layout fertig und wann ist die
 festlegen     Endredaktion abgeschlossen? Sicher ist es schwierig, etwas zu planen,
               was man noch nie gemacht hat und entsprechend nicht über das Wis‐
               sen zur Planung des Zeitrahmens verfügt. Meilensteine, bzw. Zeiten
               genau zu definieren und zu planen ist deshalb besonders wichtig, weil
               Du durch die Zerstückelung in Teilziele kleine und größere Erfolge er‐
               reichst und Dich somit ideal motivieren kannst, zu einem bestimmten
               Zeitpunkt fertig zu sein.

               Pufferzeiten einplanen
               Vergiss nicht, auch Pufferzeiten einzuplanen. Diese sind umso sinnvol‐
               ler, je mehr Aufgaben auch außerhalb der Promotion anstehen. Du
               hast während der Promotionszeit bereits Erfahrung über realistische
Pufferzeiten   Zeitplanung erworben. Plane vor dem Hintergrund dieses Wissens
 einplanen     auch die Abschlussphase. Umso motivierender kann es auch sein, die‐
               se Zeiten nicht benötigt zu haben!

               Planung überprüfen
               Regelmäßig sollte die eigene Planung auf den Prüfstand gestellt wer‐
               den. Nimm Dir einen bestimmten Zeitpunkt, z.B. jeden Montagmorgen
               oder jeden Freitagnachmittag 30 Minuten Zeit, um zu würdigen, was
 Planung       Du bereits geschafft hast und plane die Dinge, die nicht nach Plan
überprüfen     stattgefunden haben noch einmal neu. Vielleicht ist Dir auch noch
               etwas eingefallen, an das Du vorher nicht gedacht hattest oder etwas
               hat sich neu ergeben. So bist Du selbst immer auf dem neuesten
               Stand.

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Projekt‐Tabelle für die Abschlussphase
Nimm Dir Zeit, einen Überblick über Dein Projekt in der Abschlussphase zu bekommen. Du
hast bereits Erfahrungen damit, wie sich Wunsch und Wirklichkeit in der Promotionsphase
unterscheiden. Darum bleibe realistisch und berücksichtige auch die Dinge, die Du neben
Deiner Arbeit für die Promotion noch erledigen musst.

 Zur Verfügung stehende Zeit
 (Tag, Woche, Monat)

 Was ich noch tun muss (Liste)

 Aufgaben, die ich bündeln kann

 Was habe ich sonst noch privat
 oder beruflich zu tun?
 Schreibe alles auf!

 Was ich sonst bedenken möchte

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Anleitung: Einen Zeitplan für die Abschlussphase erstellen

Nimm ein Blatt, mindestens Din A3 oder größer, am besten ein Blatt von einem Flip‐Chart.

Nimm das Blatt quer.

Zeichne unten und links am Seitenrand jeweils eine Linie ein.

Unterteile die untere Linie in Wochen/Monate bis zur Einreichung. Kennzeichne den Tag der
Einreichung.

Nimm Post‐Its und beschrifte sie mit Deinen To Do`s

Du kannst hier auch, je nach Aufgabentyp unterschiedliche Farben wählen, zum Beispiel alle
Termine/Aufgaben, die mit dem Feedback zu tun haben in einer Farbe und alles zum Thema
Drucken und Binden in einer anderen Farbe.

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2. Die Phase des Einreichens: Die Abgabe der Arbeit
Die Überarbeitungsphase

Wenn die Arbeit fast fertig ist, beginnt bei vielen Promovierenden die Phase der Überarbei‐
tung, bzw. der Endredaktion. Meistens ist die Arbeit ja schon im letzten Drittel mehrfach
überarbeitet worden.
Oft beginnt die inhaltliche Überarbeitung schon dann, wenn die Einreichung noch in weiter
Ferne ist. Ist die inhaltliche Überarbeitung beendet, kann die Überarbeitung im Hinblick auf
Sprache und Stil erfolgen.

Hier einige Beispiele:

    Sind die Überschriften aussagekräftig, bzw. stimmt der darunter stehende Text mit
     den Überschriften überein?
    Sind die Gliederungsebenen konsequent?
    Sind konsequent Fachausdrücke benutzt worden?
    Ist die Sprache der Fachdisziplin angemessen?
    Ist der Text leicht lesbar?
    Sind die Sätze klar und prägnant, oder gibt es viele Schachtelsätze?
    Sind die Fußnoten der Dissertation angemessen formuliert und vollzählig?
    Passen die Zitate zu der entsprechenden Aussage im Text?
    Sind alle Zitate kenntlich gemacht?
    Sind die Literaturangaben richtig und vollständig?

Wenn Sprache und Stil überarbeitet sind, folgt die Rechtschreibkorrektur und die Formatie‐
rung des gesamten Textes. Zum Schluss sollte die Arbeit komplett noch einmal gelesen wer‐
den.

Tipp: Am Schluss gilt es, noch einmal alles zu investieren. Auch wenn Du Deine eigene Dis‐
sertation jetzt langsam nicht mehr sehen kannst, wäre es zu schade, kurz vor Schluss nach‐
lässig zu werden und nicht alle Fehler zu beheben und gründlich alle Zitate und Literaturan‐
gaben zu prüfen.

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Den Text loslassen

Am Ende fällt es oft schwer, den Text loszulassen. Das merkt man daran, dass einem noch
vieles einfällt, was noch zu schreiben wäre. Manche stellen sich auch vor, wer den Text alles
liest und welche Kritik es an dem Text geben könnte. Das spornt an, immer weiter zu schrei‐
ben und immer mehr zu recherchieren um dann noch mehr zu schreiben.
Dieser kritische Blick auf den eigenen Text kann es mit sich bringen, dass Du Dich immer we‐
niger in der Lage fühlst, Deine Dissertation einzureichen, weil sie eben in Deinen Augen noch
nicht fertig ist.
Vielleicht hilft es Dir zu wissen, dass es vielen Promovierenden so gegangen ist und sie ihre
Dissertation trotzdem eingereicht haben, denn sonst wären sie nämlich nie fertig geworden.
Eine Dissertation ist immer auch eine Momentaufnahme – im Prinzip wie jedes Forschungs‐
ergebnis. Es kann sein, dass morgen jemand kommt, der mit ähnlicher Forschung ein ande‐
res Ergebnis erreicht und Deine Ergebnisse in Zweifel zieht. Kritik ist ein Mittel wissenschaft‐
lichen Fortschritts. Hättest Du nicht eine Forschungslücke entdeckt, hättest Du keinen Anlass
gehabt, Deine Dissertation zu schreiben.
Wissenschaftliches Schreiben ist immer ein Dialog zwischen Forschenden, von daher: Trau
Dich! Möglicherweise ist dein Text für diesen Zeitpunkt eine perfekte Momentaufnahme.
Außerdem werden selten ganze Dissertationen gelesen. Zwar werden sie von den Gutach‐
tern und Gutachter/innen gelesen, die Deine Arbeit bewerten, aber von ihnen hast Du wahr‐
scheinlich bereits in den letzten Jahren Feedback erhalten und kannst ungefähr einschätzen,
was sie zu Deinem Text sagen werden, bzw. wie sie ihn bewerten werden. Außerdem bietet
Deine Dissertation ja auch die Grundlage für die Disputation, dort musst Du sie ja quasi „ver‐
teidigen“ und kannst dort ja auch Stellung zu den Inhalten beziehen.
Für die interessierte (Forschungs‐) Öffentlichkeit kannst Du im Anschluss an Deine Promoti‐
on einen Aufsatz zum Thema schreiben, den Du in einer mehr oder weniger renommierten
Fachzeitschrift unterbringen kannst. Vielleicht hilft Dir der Gedanke daran, Deine Dissertati‐
on ihrem nächsten Ziel zuzuführen – der Abgabe und der Verteidigung.

Feedback und Lektorat

Kurz vor Einreichung der Dissertation ist es sinnvoll, sich noch einmal kollegiales Feedback zu
holen und ggf. auch, die ganze Arbeit, entweder von Kolleg/innen und Freund/innen oder
aber als externe Dienstleistung, lektorieren zu lassen.
Dabei kann es sinnvoll sein, mehrere Personen in das Feedback einzubeziehen und die Zu‐
ständigkeiten aufzuteilen. Dabei kannst Du kollegiale Expert/innnen bitten, auf die Richtig‐
keit und die Sinnhaftigkeit der Inhalte zu achten. Auch darauf, dass Du eine Wissenschafts‐
sprache verwendet hast und die Arbeit stilistisch angemessen ist. Für Feedback zur Gramma‐
tik/Rechtschreibung, Formate und Layout benötigst Du nicht unbedingt fachliche Ex‐
pert/innen zum Promotionsthema, sondern Personen, die sich in diesem Bereich auskennen
(wobei sich das mit fachlicher Expertise nicht ausschließen muss..)

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Tipp: Falls Dir Freund/innen und Kolleg/innen dabei helfen, die Arbeit zu lektorieren, zu kor‐
rigieren und zu prüfen, gib ihnen eine klare Orientierung, welches Feedback Dir nützt, bzw.
was sie beim Korrigieren beachten sollen. Nicht jede/r sollte alles machen müssen, z.B. auf
Stil und Rechtschreibung achten, oder prüfen, ob die Zitate passend und die Literaturanga‐
ben vollständig sind. Teile das, je nach Kompetenzen und Vorlieben der Freund/innen und
Kolleg/innen, auf.

Lektorat meint hier eine professionelle, sprachliche und stilistische Korrektur der Arbeit.
Ebenfalls können Formatierung und Layout sowie die Überprüfung der Rechtschreibung zu
den Dienstleistungen gehören.
Je nach Fach und eigenem Leistungsvermögen hinsichtlich der besagten Leistungen eines
professionellen Lektorats kann es sinnvoll sein, diesen letzten Check der eigenen Dissertati‐
on vorzunehmen.
Vorsichtig sein sollte man jedoch damit, dass das Lektorat nicht inhaltlich in die Forschung
einbezogen ist, denn schließlich versichert jede/r Promovierende, dass die Forschungsleis‐
tung eigenständig und ohne fremde Hilfe zustande gekommen ist.
Darum solltest Du, soweit eine Einbeziehung eines Lektorats notwendig ist, Dich auf eine
Abschlusskorrektur beschränken und die zu erbringenden Leistungen des Lektors bzw. der
Lektorin genau festlegen.

Tipp: Wenn ein professionelles Lektorat am Schluss der Promotionsphase hinzugezogen
wird, sollte genau abgesprochen werden, welche Dienstleistungen der Lektor bzw. die Lekto‐
rin erbringt. Keinesfalls dürfen inhaltliche Änderungen vorgenommen werden, denn die ei‐
genständige Erbringung der wissenschaftlichen Leistung des, bzw. der Promovierenden ist zu
gewährleisten.

Es kann generell sinnvoll sein, unbeteiligte Personen zur Korrektur hinzuzuziehen, insbeson‐
dere, wenn diese sich mit Rechtschreibung, Zeichensetzung und Formatierung im jeweiligen
Textverarbeitungsprogramm auskennen. Das gilt auch dafür, dass die Arbeit plausibel formu‐
liert ist, alle Literaturangaben vorhanden und die Zitierweise korrekt ist.

Tipp: Es kann sinnvoll sein, Grafiken jetzt schon mal zur Probe auszudrucken. So siehst Du,
wie sie in der späteren Arbeit erscheinen und prüfst ihre Lesbarkeit.

Widmung und Danksagung

Schlägt man manche Dissertationen auf, entdeckt man auf den ersten Seiten manchmal
Widmungen. Manche Dissertationen sind den Eltern gewidmet, den Kindern oder den Groß‐
eltern. Generell ist die Entscheidung, ob die Dissertation jemandem gewidmet wird, eine

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persönliche Entscheidung. Falls es diesbezüglich formale Vorgaben oder Einschränkungen
gibt, lassen sich diese in der Promotionsordnung nachlesen.

Außer Widmungen findet man in Dissertationen häufig Danksagungen. Auf dem oft langen
Weg der Promotion hast auch Du bestimmt einige Personen getroffen, bei denen Du Dich
bedanken möchtest. Meistens ist die Frage, bei wem Du Dich bedanken solltest und möch‐
test, und wohin in Deiner Arbeit die Danksagung gehört.
Vorab ist natürlich erst einmal klar zu stellen, dass eine Danksagung nicht verpflichtend ist
und nicht zwingend einer Dissertation beigefügt werden muss. Eine Danksagung ist eher eine
schöne Geste an die Unterstützer/innen.
Die Danksagung gehört nicht in jedem Falle in die Fassung der Dissertation, die Du dem
Promotionsausschuss, bzw. dem Dekanat einreichst. Danksagungen werden in der Regel der
späteren Publikation vorangestellt.

Tipp: Anregung für die Formulierung von Danksagungen findest Du in anderen Dissertatio‐
nen. Du kannst in Deiner Abschlussphase bereits beginnen, eine Liste mit Personen zu füh‐
ren, bei denen Du Dich bedanken willst. Oft ist es üblich, sich z.B. auch bei der Promotions‐
betreuung zu bedanken, bei Kolleg/innen und Ratgeber/innen, aber auch bei Stipendienge‐
ber/innen und Familie.

Ob es in Deinem Fach üblich ist, die Danksagung in die Fassung der Einreichung einzubinden,
erfährst Du durch Gespräche mit bereits promovierten Personen. Außerdem können sowohl
Promotionsbetreuer/in, Doktorand/innenkolloquium oder Promotionsausschuss dazu Aus‐
kunft geben. Oft wird die Danksagung in die veröffentliche Fassung der Dissertation einge‐
bunden, die Platzierung kann vorgegeben sein, z.B. vor dem Inhaltsverzeichnis und vor der
Einleitung oder ganz am Ende der Arbeit. Das ist Deine Entscheidung.
Falls Du ein Stipendium erhalten hast, vergiss nicht, Dich auch hierfür zu bedanken!
Dabei wird zunächst der Promotionsbetreuung gedankt. Etwaige Stipendiengeber werden
berücksichtigt und die Personen, die im Verlaufe des Promotionsprozesses hilfreich waren.
Hier werden häufig auch diejenigen Personen berücksichtigt, die möglicherweise den Anstoß
für die Promotion gegeben haben und die mit hilfreichen Kommentaren, guten Fragen und
passendem Feedback zur Seite standen. Ebenso in der Danksagung finden sich auch diejeni‐
gen, die bei der Korrektur der Arbeit mitgewirkt haben.
Schließlich wird auch denjenigen gedankt, die auf privater Ebene den Rücken freigehalten
und Verständnis gezeigt haben, wie Großeltern, Eltern, Geschwistern, Partner/innen, Kin‐
dern und Freund/innen.

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Das Drucken und Binden

Wenn die Arbeit fertig ist, ist meistens die große Frage, wo sie gedruckt wird und wie sie
gebunden werden soll. Oft ist aber auch die Frage, was alles noch gedruckt werden muss
und wie das Titelblatt gestaltet wird.

Neben dem Titel und ggf. Untertitel der Arbeit gehören üblicherweise der eigene Name, die
Bezeichnung der Universität, der Fakultät, des Instituts, das Abgabedatum und eventuell
auch die Namen der Promotionsbetreuung und der angestrebte Doktorgrad auf das Titel‐
blatt. Es kann auch sein, dass der Geburtsort genannt werden muss und ggf. der Geburtsna‐
me. Wie genau das Titelblatt gestaltet wird und was alles, ist entweder in der Promotions‐
ordnung vorgeschrieben oder lässt sich auf den Seiten des Promotionsausschusses oder des
Dekanats erfahren.

Tipp: Vorsicht damit, das Titelblatt genau so zu gestalten, wie Andere das vorher getan ha‐
ben. Manchmal setzen sich Fehler über Generationen fort und man schreibt falsche Bezeich‐
nungen, z.B. der Fakultät/des Fachbereichs auf das Titelblatt. Besser selber noch einmal in
der Promotionsordnung nachschauen oder beim Promotionsausschuss/Dekanat nachfragen.

Steht kein Drucker zur Verfügung, der in angemessener Geschwindigkeit und angemessener
Qualität zwei bis drei Mal die fertige Dissertation drucken kann, ist der Besuch eines Copy‐
Shops die beste Möglichkeit, die Dissertation endgültig auf Papier zu bringen. Hier reicht es
in der Regel, einen USB‐Stick mitzunehmen.
Das Dokument auf dem USB Stick sollte als PDF gespeichert werden, also unter „Drucken“
PDF, bzw. das PDF‐Programm als Drucker auswählen. Dann noch einmal prüfen, ob sich et‐
was verschoben hat.
Als praktisch hat es sich erwiesen, zunächst einen letzten Probedruck zu machen und die
Dissertation in Papierform zu lesen und zu prüfen, so erkennst Du möglicherweise auch noch
die allerletzten Rechtschreib‐, Zeichensetzungs‐ und Formatierungsfehler. Auch ein Check
zur Gliederungsebene und der Überschriften kann sich lohnen. Ggf. Laptop mitnehmen zur
Korrektur von Kleinigkeiten…wenn es nur eine einzige Sache ist.

Tipp: Finde heraus, was genau in die Dissertation eingebunden, und was dazu gelegt werden
muss. In der Regel gehört die Zusammenfassung nicht mit in die gebunde Dissertation. Auch
die Erklärung zur Eigenständigkeit der erbrachten wissenschaftlichen Leistung gehört eher
nicht in die gebundene Form, sondern wird dazu gelegt. Allerdings kann das jede Promo‐
tionsordnung anders regeln.

Schließlich steht noch die Überlegung an, wie die Arbeit gebunden werden soll. Je nach
Fachdisziplin und nach dem Umfang der Arbeit werden Dissertationen unterschiedlich ge‐
bunden. Hier solltest Du recherchieren, was in Deinem Fach üblich ist.

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Finden sich keine einheitlichen Vorstellungen und Vorgaben Durch den Promotionsaus‐
schuss, z.B. auch in der Promotionsordnung, ist es den Promovierenden selbst überlassen,
die Art der Bindung zu wählen. Generell eignet sich eine Bindung, die sich nicht lösen lässt,
und die es nicht ermöglicht, einzelne Blätter herauszunehmen ‐ also ist eher keine Ringbin‐
dung zu wählen.
Andererseits sollte die Bindung der Dissertation so gestaltet sein, dass sich die Dissertation
gut lesen lässt, also sollte sie eher nicht zu sperrig sein.
Als praktisch erweist es sich, vorne und hinten etwas festeren Karton zu wählen, bzw. hinten
festeren Karton und vorne ein Deckblatt in Form eines durchsichtigen Plastikdeckblatts. Die
Farbe des festeren Kartons sollte dann dem Anlass angemessen sein, die meisten Promovie‐
renden wählen schwarz, dunkelblau, dunkelgrün oder dunkelrot.
Die Kosten für das Drucken und Binden hängen natürlich von der Seitenzahl und den ge‐
wünschten Materialien, z.B. Papierqualität und Umschlaggestaltung ab. Auch ein Kostenfak‐
tor ist die Anzahl der farbigen Seiten. Es ist auch möglich, die Datei als PDF an eine Online‐
Druckerei zu verschicken. Nach 24 Stunden erhält man dann die fertige Dissertation. Prak‐
tisch ist hierbei, dass man dieses von zu Hause aus veranlassen kann und die Kosten im Vor‐
hinein kennt, da man häufig in einem Scroll‐Down‐Menü die Auswahl der Materialien vor‐
nehmen kann.

Tipp: Die Kosten für das Drucken und Binden sind steuerlich absetzbar. Darum hebe Dir die
Quittung für Deine nächste Steuererklärung auf!

Das Einreichen der fertigen Dissertation

Nun ist es vollbracht und die Arbeit kann eingereicht werden. Wie viele Exemplare der Dis‐
sertation, ob und wie eine digitale Version eingereicht wird sowie welche weiteren Unterla‐
gen zur Einreichung vorgelegt werden müssen, hast Du ja bereits in der Promotionsordnung
recherchiert und im Copy‐Shop oder bei der Online‐Druckerei in Auftrag gegeben.
Das Einreichen der Dissertation kann persönlich oder aber über den Postweg erfolgen. Falls
Du die Dissertation persönlich im Dekanat, bzw. im Büro des Promotionsausschusses ein‐
reichst, erweist es sich als praktisch die Öffnungszeiten zu erfragen und zu berücksichtigen.
Manchmal ist es auch sinnvoll einen Termin für die Abgabe zu vereinbaren.

Tipp: Lege Dir eine Liste für die Formalitäten, die Du für die Abgabe der Arbeit erfüllen
musst, an. Das kann z.B. die Bestätigung sein, dass Du die Arbeit alleine und ohne fremde
Hilfe verfasst hast oder welche Bescheinigungen Du noch einreichen musst. In manchen
Fällen ist es sogar so, dass die Einreichung der Dissertation gleichzeitig die Zulassung dazu
ist, dann brauchst Du beglaubigte Abiturzeugnisse und unter Umständen eine Geburtsur‐
kunde.

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Für den Tag der Abgabe kannst Du schon eine erste kleine Feierlichkeit mit Freund/innen,
Kolleg/innen und Familie einplanen, einerseits um Dich für ihr Verständnis in der Endphase
der Dissertation zu bedanken und andererseits um für Dich diesen großen Moment des Fer‐
tigwerdens zu würdigen.

3. Die Promotionsprüfung

Nachdem die Arbeit eingereicht ist, fällt einigen Promovierenden ein Stein vom Herzen, bzw.
fühlen sich manche von einer großen Last befreit. Einige machen sich große Sorgen um die
zu erwartende Note, wieder andere fühlen sich weniger glücklich, als sie sich das vorher vor‐
gestellt hätten.
Hilfreich für den weiteren Promotionsprozess ist es, langsam zur Ruhe zu kommen, zu ent‐
spannen und sich dann zu sortieren, um die Promotionsprüfung vorzubereiten.

Formen der Promotionsprüfung: Rigorosum und Disputation

In Deutschland gibt es aktuell unterschiedliche Formen von Promotionsprüfungen. Zunächst
werden Disputation und Rigorosum unterschieden.
Das Rigorosum ist eine Promotionsprüfung während die Disputation eher eine „Verteidi‐
gung“ der Promotionsarbeit ist. Manche Promotionsordnungen stellen Promovierenden frei,
ob sie ein Rigorosum oder eine Disputation wählen.
Sowohl bei dem Rigorosum als auch bei der Disputation gibt es unterschiedlichste Varianten,
die in der zuständigen Promotionsordnung dargelegt werden.
Üblicherweise ist das Rigorosum eher eine richtige „Prüfung“, bei der es, je nach Promo‐
tionsordnung zu einem bestimmten Teil um die Dissertation geht, z.B. im Rahmen eines Vor‐
trages mit anschließender Diskussion. Dann besteht ein Rigorosum aber auch aus einer Prü‐
fung, die einen bestimmten zeitlichen Rahmen hat und sich auf eine, in der Promotionsord‐
nung festgelegte Zahl von Prüfungsfächern bezieht. Die Anteile werden i.d.R. nach Haupt‐
und Nebenfächern unterschieden. Abzulegen ist das Rigorosum vor einer, ebenfalls in der
Prüfungsordnung bestimmten Anzahl von Professor/innen, ggf. auch aus unterschiedlichen
Wissenschaftsbereichen.

Auch bei der Disputation gibt es unterschiedliche Variationen. Klassisch wird ein Vortrag mit
Folien, Powerpoint oder je nach Fachdisziplin an der Tafel verlangt, der dann anschließend in
eine fachliche Diskussion mit der Kommission mündet. Fragen werden zum Thema der Dis‐
sertation gestellt und diskutiert.
Eine andere Form der Dissertation kann sein, dass die Promovierenden keinen Vortrag hal‐
ten, sondern eine bestimmte Anzahl von Thesen mitbringen, bzw. vorher bei der Kommissi‐
on einreichen, die dann im Rahmen der Disputation diskutiert werden. Inwieweit diese The‐
sen sich aus der Dissertation ableiten oder aber zumindest zum Teil aus angrenzenden For‐
schungsbereichen kommen sollen, steht in der Promotionsordnung. Ebenso steht dort, ob

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und wann die Thesen vorher bei der Promotionsbetreuung, bzw. den Gutachter/innen oder
der Kommission eingereicht werden sollen.
Eine weitere Form der Disputation ist das „Kolloquium“. Auch dort ist, je nach Promotions‐
ordnung oder den Gutachter/innen der Dissertation, ein Vortrag mit anschließender Diskus‐
sion vorgesehen.

Ob ein Rigorosum oder eine Disputation abzuleisten sind und wenn ja, in welcher Form dies
geschehen soll, lässt sich der Promotionsordnung entnehmen.

Tipp: Schaue schon vor der Abgabe in die Promotionsordnung, um die Bedingungen der
Promotionsprüfung zu erfahren. In der Abschlussphase lassen sich nämlich schon erste Ideen
für den Disputationsvortrag oder für die Thesen konkretisieren.

Vorbereitungsphase der Promotionsprüfung

Wenige Wochen nach der Einreichung der Promotion beginnt die Vorbereitung der Promoti‐
onsphase. Ein guter Zeitpunkt der Vorbereitung ist gekommen, wenn die Gutachten vorlie‐
gen.

Tipp: In dieser Phase ist es sinnvoll, sich mal eine, besser sogar zwei oder drei, öffentliche
Promotionsprüfungen anzusehen.

In manchen Fachbereichen oder Fakultäten sind die Prüfungen generell öffentlich, in man‐
chen Fachbereichen oder Fakultäten können die Promovierenden auswählen, ob sie andere
Personen außer der Kommission dabei haben möchten. Wenn Du eine Disputation besuchen
möchtest, bietet es sich an, den oder die Promovierende zu fragen, ob dies möglich und er‐
wünscht ist.

Spätestens nach der Einreichung der Dissertation, idealerweise auch schon früher, solltest
Du Dich in der Promotionsordnung informieren, wie genau die Prüfung, bzw. die Verteidi‐
gung der Arbeit abläuft, bzw. welche konkreten Leistungen zu erbringen sind.

Auf jeden Fall solltest Du aber so früh wie möglich mit der Vorbereitung der Promotionsprü‐
fung beginnen, falls Du ein Rigorosum bestehen musst. Hier solltest Du schnell Klarheit über
die Prüfungsfächer und falls möglich, über die Prüfungsschwerpunkte bekommen. Dazu ist
es sinnvoll, früh anzufangen und zu lernen, bzw. den zu lernenden Stoff zu strukturieren.

Tipp: Einige Promovierende suchen noch einmal das Gespräch mit ihrer Promotionsbetreu‐
ung, um die Themen der Promotionsprüfung abzusprechen. Auch ein Gespräch mit den Gut‐
achter/innen könnte für die Vorbereitung auf die Disputation hilfreich sein. Das ist natürlich
nur angesagt, wenn es in Deiner Fachdisziplin üblich ist und wenn Du konkrete Fragen hast.

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Checkliste Recherche in der Vorbereitungsphase der Promotionsprüfung

Folgendes solltest Du nun recherchieren:
     Termine: Nun muss ein Termin für den mündlichen Teil der Promotion gefunden
       werden. Wie dieser Termin zustande kommt unterscheidet sich von Fakultät zu Fa‐
       kultät.
       Manche Fakultäten haben feste Termine für die Promotionsprüfung, oder Du erhältst
       einen individuellen Termin durch den Promotionsausschuss oder das Dekanat.
       Manchmal ist es aber so, dass Du den Termin mit allen Mitgliedern der Kommission
       selber vereinbaren musst.
       Wenn es eine größere Kommission ist, hilft es, sich erst auf eine Kalenderwoche zu
       einigen. Danach könntest Du den Termin mit einer Terminvereinbarungssoftware,
       z.B. Doodle.de abstimmen.
       Wie die Termine üblicherweise vergeben werden, erfährst Du von jenen, die in dieser
       Fakultät bereits promoviert haben, auf den Webseiten des Promotionsausschusses
       oder aber im Dekanat.
       Falls Du einen Termin aus einem wichtigen Grund nicht einhalten, bzw. vereinbaren
       kannst, musst Du Dich noch einmal an die Person wenden, die diese Termine verein‐
       bart. Ich würde aber empfehlen, dem Disputationstermin allergrößte Priorität einzu‐
       räumen.

    Prüfungsthemen: Bei einem Rigorosum sind die Prüfungsfächer vorgegeben und
     können sich auf alle Themen der jeweiligen Fächer beziehen. Manchmal ist es mög‐
     lich, mit den Prüfer/innen diese Themen einzugrenzen. Dazu sollte ein persönliches
     Gespräch mit einem oder mehreren Kommissionsmitgliedern geführt werden. Re‐
     cherchiere in Gesprächen mit bereits promovierten Personen aus Deiner Fakultät,
     wie diese sich auf die Prüfungsthemen vorbereitet haben. Nutze die Tipps und Erfah‐
     rungen der bereits promovierten Personen, um Deine eigene Strategie zu entwickeln.

    Ort: Oft gibt es einen bestimmten Raum in dem die Promotionsprüfungen üblicher‐
     weise stattfinden. Manchmal ist es ein Raum der Fakultät oder des Instituts, manch‐
     mal, besonders wenn es eine kleine Kommission ist, das Büro der Promotionsbetreu‐
     ung. Je nach Fachdisziplin kann es aber auch sein, dass die Disputation in einem Hör‐
     saal stattfindet. Du solltest Dich vorab informieren, wo die Disputation oder das Rigo‐
     rosum stattfindet und evtl. schon einmal eine Ortsbegehung machen.

    Vortrag und Medien: Auch recherchieren könntest Du, welche Leistung Du in wel‐
     cher Form in der Promotionsprüfung erbringen solltest. Wie lange darf oder muss ein
     Vortrag sein? Sind es Thesen statt eines Vortrages und wenn ja, wie viele? Willst Du
     vielleicht selbst ein paar Fragen als Diskussionsgrundlage in den Vortrag einbauen?
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Wie und was wird üblicherweise geleistet (das erfährst Du von Kolleg/innen und beim
   Besuch anderer Disputationen). Sind Handouts, bzw. Tischvorlagen erlaubt oder so‐
   gar gewünscht? Steht ein Beamer zur Verfügung und ist dieser kompatibel zu Deinem
   Laptop? Solltest Du diese Infos nicht in der Promotionsordnung finden, musst Du
   wohl anderweitig recherchieren, z.B. Disputationen besuchen, Deine Promotionsbe‐
   treuer/innen, bzw. diejenigen befragen, die ihre Disputation bereits hinter sich ha‐
   ben. (Weitere Infos zur Vorbereitung des Vortrags s. S. 1)

 Kleidung: Was zieht man üblicherweise in Deiner Fakultät, bzw. im Institut zur Pro‐
  motionsprüfung an? Oft finden Promotionsprüfungen etwas schicker statt, allerdings
  ist das unterschiedlich. Möglicherweise musst Du ja noch einkaufen und zum Friseur?
  Vielleicht läuft alles ja eher leger ab? Achte darauf, dass Du den Dresscode einhältst
  und dass Du ggf. leger, aber nicht zu lässig gekleidet bist.

 Die Kommission
  Wie ist die Kommission zur Promotionsprüfung zusammengesetzt? Recherchiere in
  der Promotionsordnung, wie die Kommission zusammengesetzt wird, wie viele Mit‐
  glieder sie hat und ob es formale Bedingungen zur Zusammensetzung gibt. Weiter ist
  es von Vorteil, die Forschungsbereiche der Kommissionsmitglieder zu kennen und zu
  wissen, mit welchem Blick sie auf dein Promotionsthema schauen. So kannst Du Dich
  besser auf etwaige Fragen vorbereiten. Es ist sicher auch nicht von Nachteil, sich die
  Publikationen der Kommission näher anzuschauen!

 Handout
  Je nach Promotionsordnung ist es möglich, bzw. in bestimmten Fachdisziplinen üb‐
  lich, ein Handout an die Kommission für die Disputation zu verteilen. Hier wäre zu
  prüfen, ob ein Handout erwünscht, bzw. erlaubt ist und wie dieses Handout übli‐
  cherweise gestaltet ist. Auch wichtig zu wissen, ob das Handout bereits vor der Dis‐
  putation verteilt werden soll, z.B. in einer E‐Mail an die Kommission. In vielen Fällen
  ist ein Handout nicht vorgesehen und auch nicht üblich oder sogar verboten?

 Gäste
  Wenn die Disputation öffentlich ist, hast Du die Möglichkeit Gäste einzuladen. Man‐
  che Promovierende bringen ihre Eltern oder ihre Partner/innen mit. Auch geschätzte
  Kollegen und Kolleginnen werden eingeladen. Nicht immer und unbedingt ist die Öf‐
  fentlichkeit in allen Phasen der Promotionsprüfung dabei. Unter Umständen ist der
  Vortragsteil öffentlich und der restliche Diskussions‐ bzw. Prüfungsteil nicht‐
  öffentlich.
  Überlege, wen Du in Deiner Promotionsprüfung dabei haben möchtest, wer Dich in
  dieser Situation unterstützen kann und soll.
  Zunächst sollte aber erst einmal geprüft werden, ob die Prüfung öffentlich ist, bzw.
  wie das auch üblicherweise in der Fakultät entschieden wird. Bedenke, dass sich ge‐
                                                                                    20
nau wie Du, auch andere auf die Promotionsprüfung vorbereiten wollen und dass das
       nur möglich ist, wenn viele Disputationen öffentlich sind.

Zeitmanagement vor der Disputation

1. Lies die für Dich gültige Promotionsordnung hinsichtlich der Abschlussphase/Einreichung
genau.

2. Schreibe auf, was alles zu planen ist. Dazu sammelst Du zunächst auf einer Liste alle Auf‐
gaben, die Du für die Disputation erledigen musst, wie „Gutachten besorgen“, „Raum bu‐
chen“, „Kleid kaufen“ oder andere. Zerlege größere Aufgaben in kleinere Teil‐Aufgaben.

3. Trage ein, was Du bereits hast und trage ein, was Du noch erledigen musst, um eine er‐
folgreiche Disputation bzw. ein erfolgreiches Rigorosum zu haben.

4. Plane ein, wie lange die Erledigung der einzelnen Aufgaben dauert. Bleibe möglichst realis‐
tisch mit den Zeiten und dem Umfang der Aufgaben.

5. Erstelle einen Zeitstrahl, bei dem der Anfang auch der Beginn der Vorbereitung (Abgabe
der Dissertation) ist und das Ende der Promotionsprüfung ist (das Ende kann natürlich auch
die Überreichung der Promotionsurkunde sein, dann musst Du aber auch die Publikations‐
phase mit hereinnehmen.

6. Verteile die Aufgaben auf dem Zeitstrahl. Plane möglichst realistisch. Plane vielleicht auch
eine Erholungsphase nach der Einreichung der Dissertation mit ein.

So kannst Du sehen, wie viel Zeit Dir für die einzelnen Aufgaben zur Verfügung steht und ob
Du eher mehr oder weniger Zeit hast.
Erfahrungsgemäß wartest Du etwas länger auf die Gutachten. Zwar sind in der Promotions‐
ordnung Fristen angegeben, aber 9 von 10 Promovierenden berichten, dass sie länger ge‐
wartet haben, einige wenige sogar erheblich länger als die z.B. 6 Wochen, die in der Promo‐
tionsordnung angegeben waren.
Darum kann die Vorbereitungsphase immer nur so weit geplant werden, wie die Umgebung
mitspielt.
                                Zeitfenster festlegen

                                 Aufgaben sammeln

                                Arbeitspakete bündeln

                                Meilensteine festlegen

                                Pufferzeiten einplanen

                                 Planung überprüfen
                                                                                            21
Der Vortrag in der Promotionsprüfung

Die gesamte Promotion in 20 Minuten vortragen? Unmöglich! Das stimmt, denn es ist kaum
möglich, alle Entwicklungsschritte der Promotion in einem 20‐minütigen Vortrag darzustel‐
len. Darum ist es sinnvoll, sich in dem Promotionsvortrag auf wesentliche Elemente zu fokus‐
sieren. Da allerdings in der Promotion, bzw. in der Disputation alles als wesentlich erscheint,
ist das schwierig.

Bevor Du den Vortrag vorbereitest, stelle Dir folgende Fragen:
    Warum habe ich geforscht?
    Wovon bin ich ausgegangen? Was war der (wissenschaftliche) Ausgangspunkt?
    Was war meine Fragestellung und warum? Wissenschaftliche Relevanz?
    Wie bin ich vorgegangen? Wie und warum habe ich die Untersuchung konzi‐
    piert?
    Welche Mittel (Theorien, Methoden) habe ich benutzt, um zu einem Ergebnis zu
    kommen?
    Was sind meine wesentlichen Ergebnisse? Was ist neu? Was ist das Besondere
    an meinen Ergebnissen – was macht sie einzigartig?
    Wie sind diese Ergebnisse im wissenschaftlichen Kontext einzuordnen?
    (Wie) Lassen sich meine Ergebnisse an andere Disziplinen anlehnen?
    Welcher weitere Forschungsbedarf ergibt sich?
    Was bedeuten die Ergebnisse für die Forschung in meinem Fach / was bedeuten
    sie für die Allgemeinheit (Gesellschaftliche Relevanz)?
    Lässt sich die Gültigkeit meiner Ergebnisse ausweiten?

Bausteine eines Promotionsvortrags

Aufbauend auf den Antworten Deiner Fragen kannst Du Deinen Vortrag gestalten. Bei einem
Disputationsvortrag geht es nicht darum, ALLE Schritte des Promotionsprozesses bzw. der
Dissertation aufzuzeigen, sondern darum, wesentliche Erkenntnisse aus dem Promotionspro‐
zess darzustellen, um sie dann mit der Kommission zu diskutieren.

Worum geht’s ‐ welches Ziel hat ein Disputationsvortrag?
Der Disputationsvortrag ist ja quasi die Abschlusspräsentation und zeigt die wesentlichen
Schritte der Forschung auf. Gleichzeitig leitet er die Disputation ein und bietet einen Rahmen
für die Diskussion und die Fragen der Kommission.
Mit dem Disputationsvortrag würdigst Du auch Deine Forschungsergebnisse und Deine eige‐
ne Leistung. Du zeigst auf, warum es notwendig war, genau diese Forschung durchzuführen
und welche Auswirkungen Deine Ergebnisse auf die Wissenschaft und ggf. auf die Gesell‐
schaft haben.

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Die Bausteine des Disputationsvortrags
Hier ein paar Anregungen, auf welcher Grundlage der Disputationsvortrag gestaltet werden
kann.

             Bausteine:                               Forschungsanlass / Ausgangslage

      Themen oder Vorannahmen                                   Fragestellung

        Ablauf der Untersuchung                      Theorien / Verfahren / Methoden

               Ergebnisse                              Übertragbarkeit der Ergebnisse

      Weiterer Forschungsbedarf                                  Diskussion

Forschungsanlass / Ausgangslage
Hier bietet es sich an, dass Du einleitend erläuterst, warum Du Dich mit Deinem Promotions‐
thema beschäftigt hast. Vielleicht gab es bisher einen bestimmten Anlass, dass Du genau
dieses Thema gewählt hast, z.B. aus einem biografischen Anlass heraus, z.B. wenn Du be‐
stimmte Erfahrungen gemacht hast oder eine bestimmte Situation erklären und verbessern
wolltest. Oder aber, weil Du in Deiner Praxis auf bestimmte Probleme gestoßen bist.
Dieser Einstieg ist natürlich nur sinnvoll, wenn es wirklich etwas gab, was der Auslöser Deines
Forschungsanliegens ist, denn gerade dann ist es für die Kommission nachvollziehbar, dass es
ein wichtiges Interesse für dieses Thema gab. Außerdem erleichtert es Dir den Einstieg in
Deinen Vortrag.
Vortragsvorbereitende Fragen sind:
Welchen konkreten Anlass gab es für die Forschung?
Warum bist Du die richtige Person gewesen, diese Forschung durchzuführen?
Welche Probleme gab es vorher?

Thesen oder Vorannahmen
Möglicherweise und je nach methodischem Zuschnitt bist Du zu Beginn Deiner Forschung
von Hypothesen und Vorannahmen ausgegangen. Du hast Dir bereits Gedanken darüber ge‐
macht, wohin Deine Forschung führen wird.
Vortragsvorbereitende Fragen sind:
Welche Vorannahmen gab es zu Beginn der Dissertation, bzw. auch im Verlauf der For‐
schung? Gab es Hypothesen?
Welche Hypothesen hast Du bearbeitet und welche nicht?

Fragestellung
Die Fragestellung basiert auf einem Forschungsbedarf. Es gab eine Lücke im Stand der For‐
schung. Hier könnte man sich erinnern, warum es notwendig war, die Forschungsfrage zu
stellen und sie im Vortrag nicht einfach als gegeben hinzustellen.
Vortragsvorbereitende Fragen sind:
Wie lautete die Fragestellung und wie bist Du auf die Fragestellung gekommen?
Welche Lücken gab es im Forschungsstand bevor es Deine Ergebnisse gab?
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Worauf basiert die Fragestellung?
Warum hast Du diese Fragestellung bearbeitet und keine andere?
Hat sich die Fragestellung im Laufe der Forschungsarbeit verändert und wenn ja, warum?

Ablauf der Untersuchung
Hier geht es darum, den Ablauf der Untersuchung aufzuzeigen und einzelne Entscheidungen
im Untersuchungsablauf zu begründen, z.B. warum man gerade jene Untersuchungsgruppe
einbezogen, bzw. ausgeschlossen hat. Hier geht es darum, die Abläufe und Entscheidungen
möglichst transparent und nachvollziehbar zu machen. Es geht weniger darum, die Untersu‐
chung Schritt für Schritt vorzustellen (was den Rahmen des Vortrags wahrscheinlich auch
sprengen würde).
Vortragsvorbereitende Fragen sind:
Wie hast Du die Untersuchung durchgeführt, und welche bahnbrechenden Entscheidungen
hast Du getroffen?
Welche (Um‐) Wege bist Du dabei gegangen?
Welche besonderen Zwischenschritte bist Du gegangen (musstest Du gehen)?
Was war leicht und was war nicht so leicht?

Theorien / Verfahren /Methoden
Theorien und Methoden bieten Grundlage und Rahmen für den Zuschnitt der Forschung.
Damit werden sowohl die Forschung legitimiert und die Ergebnisse begründet.
Vortragsvorbereitende Fragen sind:
An welche Theorien lehnt sich Deine Forschung an und wie wurden sie eingesetzt?
Gibt es Verfahren an denen Du Dich abarbeitest?
Welche Methoden hast Du eingesetzt und warum?
Wie hast Du die Methoden eingesetzt?
Konnte alles so durchgeführt werden, wie es geplant war?
Hast Du vielleicht neue Methoden erfunden oder anders genutzt als bisher in Deiner Disziplin
üblich?
Welchen Einfluss hatte die Methode auf das Ergebnis?

Ergebnisse
Die Ergebnisse der Forschung im Rahmen der eigenen Promotion gehören natürlich an eine
zentrale Stelle im Promotionsvortrag. Je nach Vortragsstil empfiehlt es sich sogar die Ergeb‐
nisse an den Anfang des Vortrags zu stellen. Der Stand der Forschung ist durch dein Ergebnis
um einen weiteren Standpunkt ergänzt worden, – die Forschungslücke ist kleiner geworden.
Vortragsvorbereitende Fragen sind:
Zu welchen Ergebnissen bist Du gekommen?
Was weißt Du nun (in Bezug auf das Dissertationsthema) was Du vorher noch nicht wusstest?
Welchen Ertrag bieten Deine Ergebnisse für die Fachdisziplin?

Übertragbarkeit der Ergebnisse
Vielleicht kann sich die Gültigkeit der Forschungsergebnisse der Dissertation auf andere For‐
schungen übertragen lassen. Möglicherweise hast Du bereits während der Promotion mit
anderen Promovierenden, bzw. Forschenden über Gemeinsamkeiten und die Übertragbarkeit
Deiner Ergebnisse gesprochen.
Vortragsvorbereitende Fragen sind:
Wofür gelten Deine Ergebnisse noch?
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Kann man sie auf andere Untersuchungsgruppen übertragen?
Was bedeuten Deine Ergebnisse im internationalen Kontext?
Was bedeuten Deine Ergebnisse für eine andere, angrenzende Teil‐ bzw. Fachdisziplin

Weiterer Forschungsbedarf
Oft entdeckt man während der Promotion weiteren Forschungsbedarf. Manchmal bietet
auch der Ausblick einer Dissertation bereits konkrete Hinweise. Das kann bereits in der Dis‐
putation formuliert werden:
Vortragsvorbereitende Fragen sind:
Welcher Forschungsbedarf ergibt sich aus Deinen Ergebnissen?
Was sollte jemand forschen, der im Anschluss an Deine Dissertation beginnt
Was müsste noch herausgefunden werden?

Diskussion
Hier hast Du natürlich einen großen Einfluss darauf, in welche Richtung sich die Diskussion
entwickelt. Steuern kannst Du das ein bisschen, indem Du mit Fragen oder Thesen in die Dis‐
kussion überleitest. Falls Du einen PowerPoint‐, bzw. Folienvortrag nutzt, kannst Du die Punk‐
te für die Diskussion als letzte Folie Deines Vortrags stehen lassen und Dich dann zur Diskus‐
sion wieder hinsetzen.
Vortragsvorbereitende Fragen sind:
Wie, mit welchen Thesen kannst Du auf die Diskussion überleiten?
Welche Thesen hast Du?
Was würdest Du selber gerne diskutieren?
Welche Fragen sind offen geblieben

Sich auf die Kritik aus den Gutachten beziehen
Einen Teil des Disputationsvortrags kann man erst relativ spät vorbereiten – das ist das, was
die Gutachten kritisieren. Sofern es möglich ist, sollte man die Gutachten einsehen und
gründlich lesen. Man sollte versuchen, sich auf die Kritik zu beziehen, bzw. sie auszuräumen.
Relativ häufig kommen nämlich die Stellen in der Diskussion vor – die Gutachter/innen haben
möglicherweise Einwände gegen einzelne Punkte der Dissertation, bzw. nehmen sie auf aus
ihrer Sicht kritische Punkte in ihren Gutachten Bezug. Manchmal sehen sie Lücken, die man
selbst nicht gesehen hat, bzw. Themen, die man möglicherweise auch (aus guten Gründen!)
absichtlich außen vor gelassen hat, um Grenzen zu ziehen. Oft sind das Themen und Diskus‐
sionsbedarfe, die es auch vor der Fertigstellung der Dissertation schon gegeben hat, z.B. in
Beratungsgesprächen oder im Kolloquium. Das kann z.B. die Verwendung bestimmter Me‐
thoden und Theorien oder der Bezug auf einzelne Untersuchungsgruppen sein. Der Wunsch
der Promovierenden, dass die Gutachter/innen für die Gutachten, bzw. in der Disputation
diese Themen vergessen mögen, verhallt fast immer ungehört. Darum ist es wichtig, sich
genau auf diese Themen, die dann in der Regel als Kritik in den Gutachten auftauchen, in der
Disputation zu beziehen. Das kann dadurch geschehen, dass man bestimmte Zusammenhän‐
ge noch einmal besonders darstellt oder Begründungen darlegt.

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Übung: Sich auf den Disputationsvortrag einstimmen:
Nimm Dir eine ruhige Stunde und setze Dich ungestört an einen ruhigen Platz. Vielleicht
trinkst Du einen Tee oder einen Kaffee, oder Du nimmst Dir ein Glas Wein oder Bier?
Jetzt erinnere Dich an Deine Ausgangslage:

Wie war es, als Du dein Promotionsprojekt begonnen hast?

Warum hast Du gerade dieses Thema gewählt und kein anderes?

Auf welche Forschungsschwerpunkte beziehst Du Dich und in welche Disziplinen reihst Du
Deine Forschung ein?

Wer profitiert eigentlich davon, dass Du zu diesem Thema geforscht hast?

Was weiß die Wissenschaft nach Deiner Forschung nun besser?

Wer würdigt Deine Forschung?

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Den Vortrag üben

Wenn der Vortrag fertig gestellt ist, muss er unbedingt eingeübt werden. Dazu bietet es sich
an, den Vortrag zunächst alleine und dann im kollegialen Umfeld einzuüben, z.B. mit den
anderen Promovierenden und Promovierten des Doktorand/innen‐Kolloquiums.

Worauf Du beim Üben schon achten kannst

Körperhaltung
Disputationsvorträge können im Stehen oder Sitzen stattfinden.
Falls es üblich ist zu sitzen, setze Dich ganz auf den Stuhl und nicht nur auf die Stuhlkante.
Lehne Dich zumindest am Anfang erst einmal entspannt an. Wichtig ist, dass dein Atem frei
fließen kann, denn Deine „grauen Zellen“ können in dieser Situation jedes Sauerstoffelement
gebrauchen.
Im Stand erhältst Du eine ruhige Körperhaltung, wenn die Füße leicht gegrätscht sind und
gleichmäßig belastet werden. Hier gilt es ruhig zu bleiben und nicht planlos umher zu laufen,
denn das irritiert und sorgt für ein unruhiges Gesamtbild.
Die Hände gehören nicht in die Hosentaschen und sollten nicht zum herumwedeln, sondern
zu gezielten Gesten eingesetzt werden, z.B. um etwas zu zeigen. Zur Illustration bestimmter
Inhalte können sie eingesetzt werden, ansonsten können sie entspannt herunterhängen.

Sprechen
Sprechen solltest Du möglichst dann, wenn Du Blickkontakt zu Deinen Zuhörerinnen und
Zuhörern hast. Kleine Pausen, in denen Du beispielsweise die Präsentationsmedien bedienst
oder etwas an die Tafel, bzw. ans Flipchart schreibst, werden meist als angenehm empfun‐
den. Pausen bieten Dir Zeit zum atmen, nachdenken und beobachten. Sie machen die Zuhö‐
rer und Zuhörerinnen aufmerksam und neugierig und bieten die Möglichkeit, das Gesagte zu
verarbeiten und eigene Überlegungen anzustellen
Die Lautstärke Deines Sprechens muss dem Raum, Inhalt und Anlass angepasst sein. Das
Sprechtempo sollte passend sein, also so langsam, dass alle es verstehen, aber nicht so lang‐
sam, dass es das Zuhören erschwert.

Gestik
Gezielt eingesetzte Gestik unterstreicht Deine Aussagen. Gestik kann den Fluss der eigenen
Gedanken unterstützen, den Vortrag lebendiger machen oder Deinen Zuhörern einen Sach‐
verhalt verdeutlichen; dabei sollten Gesten natürlich sein, d.h. es bringt nichts, Gesten
künstlich anzutrainieren. Je besser der Vortrag eingeübt ist, desto besser klappt eine natürli‐
che Gestikulierung. Du solltest Du selbst – also auf jeden Fall authentisch – bleiben.

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