Sinfoniekonzert Jörg Widmann Dirigent und Klarinette - A3

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Sinfoniekonzert Jörg Widmann Dirigent und Klarinette - A3
A3     Sinfoniekonzert
DO 06.01.2022
FR 07.01.2022   Jörg Widmann Dirigent und Klarinette
Sinfoniekonzert Jörg Widmann Dirigent und Klarinette - A3
SINFONIEKONZERT
   DO 06.01.2022
                    A3
    FR 07.01.2022
           20 UHR
              NDR   Jörg Widmann Dirigent und Klarinette            Felix Mendelssohn Bartholdy | 1809 – 1847
   GR. SENDESAAL    NDR Radiophilharmonie                           Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 107
                                                                    „Reformationssinfonie“ (1829/30)
                                                                    I. Andante – Allegro con fuoco
                                                                    II. Allegro vivace
                    Carl Maria von Weber | 1786 – 1826              III. Andante
                    Klarinettenkonzert Nr. 1 f-Moll op. 73 (1811)   IV. Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“. Andante
                    I. Allegro                                      con moto – Allegro vivace – Allegro maestoso
                    II. Adagio ma non troppo
                    III. Rondo. Allegretto                          SPIELDAUER: CA. 30 MINUTEN

                    SPIELDAUER: CA. 21 MINUTEN

                                                                    KEINE PAUSE
                                                                    (GESAMTDAUER DES KONZERTS: CA. 73 MINUTEN)
                    Jörg Widmann | *1973
                    „Con brio“
                    Konzertouvertüre für Orchester
                    Reduzierte Fassung (2008/2013)

                    SPIELDAUER: CA. 12 MINUTEN

                                                                                                                        Das Konzert am 06.01.2022 wird live
                                                                                                            auf NDR Kultur übertragen. (Hannover: 98,7 MHz)
Sinfoniekonzert Jörg Widmann Dirigent und Klarinette - A3
BIOGRAFIE
In Kürze
Jörg Widmann ist Klarinettist, Komponist und Dirigent – all dies betreibt er zeitgleich mit
größter Leidenschaft wie Intensität und international überaus erfolgreich. Und in allen
drei Professionen ist er nun auch bei seinem Auftritt im 3. Sinfoniekonzert A mit der NDR
Radiophilharmonie zu erleben. Am Beginn steht das 1811 komponierte Klarinettenkon-
zert Nr. 1 von Carl Maria von Weber, „ein phänomenales Stück“, schwärmt Widmann. „We-
ber kann instrumentieren wie sonst nur ganz wenige Komponisten. Die Solo-Klarinette
wird Teil seiner genialischen Orchester-Instrumentation.“ Und nicht nur das: Für Widmann
hat dieses Stück des „Freischütz“-Komponisten Weber gleich von Anfang an auch etwas
Szenisches, ja geradezu Dramatisches: „Man spürt sofort die düstere Atmosphäre. Es
liegt etwas Dräuendes in der Luft, etwas Ungutes – und auch etwas Theatralisches, wenn
dieser strahlend helle Akkord dazwischenhaut.“ Mit dem zweiten Werk des Abends kommt
Widmann dann selbst als Komponist zu Wort und tritt dabei in Dialog mit einem ganz Gro-       Jörg Widmann
ßen seiner Zunft: mit Ludwig van Beethoven, auf dessen Siebte und Achte Sinfonie er sich
in seiner Konzertouvertüre „Con brio“ konkret bezieht. „Con brio“ („mit Feuer“) ist eine      Dirigent und Klarinette
Spielanweisung, die Beethoven sehr gerne verwendet hat, z. B. im Finalsatz seiner Sieb-
ten Sinfonie. Widmann verarbeitet in „Con brio“ aber keine direkten Beethoven-Zitate.         Klarinettist, Komponist und Dirigent – Jörg Widmann ist einer der vielseitigsten und
Vielmehr geht es ihm darum, den Gestus der beethovenschen Musik, insbesondere die             interessantesten Musiker unserer Zeit. 1973 in München geboren, absolvierte er
schnellen Bewegungstypen - „den Furor und das rhythmische Drängen“, so Widmann - zu           sein Klarinettenstudium bei Gerd Starke und bei Charles Neidich an der New Yorker
intensivieren bis hin zur geräuschhaften Übersteigerung. Zum Finale dieses Konzert-           Juilliard School. Als Klarinettist konzertiert er mit den führenden Orchestern und
                                                                                              arbeitet mit Dirigenten wie Daniel Barenboim, Valery Gergiev, Kent Nagano und
abends im Großen Sendesaal dirigiert Widmann die „Reformationssinfonie“ von Felix Men-
                                                                                              Christoph Eschenbach zusammen. Den ersten Kompositionsunterricht erhielt Wid-
delssohn Bartholdy. Sie wird zwar als dessen Sinfonie Nr. 5 gezählt, entstand jedoch im
                                                                                              mann als Elfjähriger. Später studierte er u. a. bei Kay Westermann, Wilfried Hiller
Jahr 1830 und damit etwa zur gleichen Zeit wie die „Schottische“ (Nr. 3) und die „Italieni-   und Wolfgang Rihm. Seine Werke werden von Orchestern wie den Wiener und Berli-
sche“ (Nr. 4). Der aus einer jüdischen Familie stammende, aber protestantisch getaufte        ner Philharmonikern, dem New York Philharmonic und dem Orchestre de Paris ge-
Mendelssohn komponierte die „Reformationssinfonie“ anlässlich der 300-Jahrfeier des           spielt. Im Rahmen der Eröffnung der Elbphilharmonie gelangte 2017 sein Oratori-
Augsburger Bekenntnisses von 1530. Das Werk glänzt vor allem durch seinen starken             um „Arche“ zur Uraufführung. In der Saison 2017/18 war er der erste Gewandhaus-
                                                                                              komponist in der Geschichte Leipzigs. Seit 2017 lehrt er als Professor an der Baren-
Schlusssatz mit der Intonation des Luther-Chorals „Eine feste Burg ist unser Gott“, der
                                                                                              boim-Said Akademie Berlin. Als Dirigent erweitert Widmann seine Tätigkeiten
anschließend variiert wird.                                                                   stetig. In der vergangenen Spielzeiten war er z. B. am Pult des Symphonieorches-
                                                                                              ters des BR, des Swedish Chamber Orchestra und des WDR Sinfonieorchesters zu
                                                                                              erleben. 2017 wurde er zum Chefdirigenten des Irish Chamber Orchestra ernannt.

                                                                                                                                                                                       5
Sinfoniekonzert Jörg Widmann Dirigent und Klarinette - A3
Mit „Wolfsschlucht“-Atmosphäre                                                          Mozart sein Klarinettenkonzert schrieb, hat die Klarinette als Soloinstrument groß
                                                                                                       gemacht. Baermann sorgte dafür, dass sie mit ihrem ebenso expressiven wie far-
                                                                                                       benreichen Ton zu einem der absoluten Lieblingsinstrumente der ersten Generati-
               Carl Maria von Webers Klarinettenkonzert Nr. 1 f-Moll                                   on der Romantiker wurde. Das tiefe Klarinetten-Register prägt maßgeblich auch die
                                                                                                       „Wolfsschlucht“-Atmosphäre im „Freischütz“.

                                                                                                       Das erste der beiden Klarinettenkonzerte von
                 Ein schmuckes, nicht allzu großes Concertino war imstande, Weichen neu zu stel-       Carl Maria von Weber steht in f-Moll – eine Ton-
                 len. Carl Maria von Weber hatte es im Jahr 1811 für den Klarinettisten Heinrich Jo-   art, die der Autor Christian Friedrich Daniel       „Das ist nicht ‚nur‘ ein Klarinettenkonzert,
                 seph Baermann geschrieben. Er löste damit eine immense Welle von Folgeaufträ-         Schubart in seiner etwa zu dieser Zeit veröf-       sondern eine große dramatische Szene.“
                                                                                                                                                           Jörg Widmann über Webers Klarinettenkonzert Nr. 1
                 gen aus - unter anderem für das Klarinettenkonzert f-Moll. „Seit ich für Bärmann      fentlichten Abhandlung „Ideen zu einer Ästhe-
                 das Concertino componirt habe, ist das ganze Orchester des Teufels und will Con-      tik der Tonkunst“ mit „tiefer Schwermuth, Lei-
                                                              certe von mir haben. Sie überlaufen      chenklage, Jammergeächz, und grabverlan-
                                                              den König und die Intendance, und        gender Sehnsucht“ in Verbindung bringt. Entsprechend dramatisch und düster
                                                              wirklich ist dermalen für ziemlichen     zeigt sich der Kopfsatz. Richard Wagners Klangwelt wird da vorweggenommen. Ro-
    Carl Maria von Weber, Gemälde von Carl Christian Vogel    Preiß bei mir bestellt, 2 Clarinett      mantik pur jedenfalls, und auch der choralartige Hornsatz im Mittelteil des Adagio-
    von Vogelstein, um 1820.                                  Concerte /: wovon eines aus F moll       Satzes spricht diese Sprache. Doch formal ist das Konzert ganz klassisch gebaut,
                                                              schon beynah ganz fertig ist :/ 2 gro-   ja hier sogar noch näher an Mozart als an dem zeitgleich mit Weber wirkenden
                                                              ße Arien. 1 Violoncell Concert für Le-   Formsprenger Ludwig van Beethoven. Webers Vater – das nur am Rande – war übri-
                                                              grand. 1 Fagott Concert. du siehst       gens ein angeheirateter Onkel von Wolfgang Amadeus Mozarts Ehefrau Constanze,
                                                              daß ich da nicht übel zu thun habe.“     geborene Weber.
                                                              Die Klarinettenaufträge zumindest
                                                              arbeitete Weber zügig ab: Sämtliche
                                                              Werke für Klarinette und Orchester
                                                              entstanden binnen weniger Wochen.        Mit beethovenschem Feuer
                                                              Baermann war 1807 von der Preußi-
                                                              schen Leibgarde nach München ge-         Die Konzertouvertüre „Con brio“ von Jörg Widmann
                                                              kommen. Dort wurde er Soloklarinet-
                                                              tist in der Hofkapelle und sorgte für
                                                              einige Furore. „Eine höllische Lun-
                                                              ge“, das attestierte Weber dem Virtu-    Was haben Sie vor Ohren, wenn Sie an Ludwig van Beethoven und seine Musik den-
                                                              osen. Aber mehr noch war er von der      ken? Schöne Melodien? Klassischen Wohlklang? Wohl eher nicht. Beethoven steht
                                                              „vollkommenen Gleichheit des Tones       musikalisch in erster Linie für Bewegungsenergie, für Feuer, für Leidenschaft. Dar-
                                                              in allen Lagen der Klarinette“ begeis-   um ist die Tempoangabe „con brio“ („mit Feuer“), mit der der Komponist so viele
                                                              tert und von Baermanns „himmlisch        seiner Sätze überschrieben hat, der archetypische Beethoven-Charakter. „Mit Feu-
                                                              geschmackvollem Vortrag“. Anton          er“ – nur so gespielt ist Beethoven ganz er selbst. Zugegeben, das mag ein wenig
                                                              Stadler, für den Wolfgang Amadeus        überspitzt klingen, aber im Kern dürfte doch Wahrheit stecken. Und so hat der Kom-

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Sinfoniekonzert Jörg Widmann Dirigent und Klarinette - A3
ponist (und Klarinettist sowie Dirigent) Jörg Widmann 2008 jene Konzertouvertüre       Obwohl Widmann sein „Con brio“ eine Ouvertüre nennt, hat das rund zwölfminüti-
               „Con brio“ genannt, die dezidiert eine Beethoven-Reflexion werden sollte. Der Diri-    ge Orchesterstück eine ähnliche Finalwirkung wie der finale „Con brio“-Satz der
               gent Mariss Jansons hatte, als er mit seinem Symphonieorchester des Bayerschen         Siebten, oder besser eine Pseudo-Finalwirkung: Schluss-Gesten reihen sich anein-
               Rundfunks alle neun Beethoven-Sinfonie zur Aufführung bringen wollte, bei zeitge-      ander, kantige Abphrasierungen, ein betontes sich Steigern zu einem „dann doch
               nössischen Komponisten solche Reflexionen in Auftrag gegeben. Widmann nahm             nicht“ Ende. Die Musiker müssen dazu flüstern und schmatzen, auf ihre Instrumen-
               sich die Achte und vor allem die Siebte Sinfonie vor, an der Beethoven in jenem Jahr   te trommeln. Der Pauker dagegen schlägt auf den Kessel anstatt auf das Pauken-
               1811 zu arbeiten begann, in dem auch Weber seine Klarinetten-Erfolge feierte. Der      fell. Eine gänzlich unklassische Barbarei, und als solche wurde seinerzeit ja auch
               Finalsatz der Siebten stellt den wohl feurigsten aller „Con brio“-Sätze Beethovens     die Uraufführung von Beethovens Siebter empfunden. Clara Schumanns Vater
               dar. Und Widmann wollte da gleichsam weiterzündeln, die grimmige Bewegungs-            Friedrich Wieck glaubte damals ja zu wissen, „dass diese Sinfonie nur im unglückli-
               energie des Finales weiterspinnen – „Furor und rhythmisches Drängen“ nach Art          chen – im trunkenen Zustand komponiert sein könne.“ Und einer, der stilistisch die
               von Beethoven neu entfachen, so der Komponist.                                         klassische Ausdruckssphäre eigentlich bereits hinter sich gelassen hatte und mit
                                                                                                      mindestens einem Bein schon in der Romantik mit ihren deftig-intensiven Farben
                „Ich arbeite lustvoll mit der Musikgeschichte, um daraus wieder etwas Neues zu        und freien Formen stand, sprach vom „absoluten Gipfel der Gestaltlosigkeit“. Ja, es
                machen“, sagt Jörg Widmann. „Da sehe ich mich ganz in der Tradition von Arnold        war Carl Maria von Weber, der dies sagte und Beethoven für seine wild-entfesselte
                                                             Schönberg, der ja nur aus der tiefs-     Sinfonie Nr. 7 „am liebsten ins Irrenhaus geschickt“ hätte.
                                                             ten Kenntnis der Musikgeschichte
                                                             heraus das Tonsystem revolutionie-
    Der Komponist Jörg Widmann.                              ren konnte. Dieses Selbstverständ-
                                                             nis ist mir sehr nah – nämlich weiter    Eine Art Glaubensbekenntnis
                                                             zu gehen aus einer Liebe zu etwas.“
                                                             Dabei hören wir in seiner Konzertou-
                                                             vertüre keine Note wirklichen Beet-      Felix Mendelssohn Bartholdys „Reformationssinfonie“
                                                             hoven, Widmann zitiert nicht. Er baut
                                                             allerdings ganz auf die Beethoven-
                                                             Besetzung, vergrößert also nichts,
                                                             um den Beethoven-Effekt sozusagen        Heinrich Heine hat sie die „Marseillaise-Hymne der Reformation“ genannt: die Cho-
                                                             mit gleichen Mitteln zu erreichen.       ralmelodie „Ein feste Burg ist unser Gott“, bekanntgeworden in Martin Luthers Fas-
                                                             Daher gibt es in Beethovens so klang-    sung als Kirchenlied, ja als das Reformationslied schlechthin. „Ein feste Burg ist un-
                                                             kräftigen Siebten noch keine vier        ser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat
                                                             Hörner oder Posaunen wie etwa in         betroffen“, so textete Luther 1529. „Und wenn die Welt voll Teufel wäre und wollt uns
                                                             der Neunten Sinfonie. „Nein, er          gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen.“
                                                             macht diesen unglaublichen ‚Lärm’
                                                             mit nur zwei Hörnern, zwei Trompe-       Die Reformations-Hymne zitiert Felix Mendelssohn Bartholdy, und zwar mehr als
                                                             ten und Pauken“, erklärt Widmann.        nur am Rande, im Finalsatz seiner Sinfonie d-Moll, die dadurch den Beinamen „Re-
                                                             „Meiner Ansicht nach entfacht er die-    formationssinfonie“ erhielt. Manche sehen in dieser Sinfonie sogar eine Art Glau-
                                                             sen musikalischen Furor gerade, weil     bensbekenntnis des Komponisten. Denn Mendelssohn entstammte einer gut situ-
                                                             er diese reduzierte Besetzung hat.“      ierten jüdischen Familie – sein Großvater war der Philosoph Moses Mendelssohn
                                                                                                      (dem Lessing als „Nathan“ ein Porträt gesetzt hatte) –, wurde aber christlich erzo-

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gen und 1816 von einem Pfarrer der Reformierten Gemeinde in Berlin protestan-              Setzung fast altmodisch, ja archaisch-sakral, als wollte Mendelssohn hier nach drei
                 tisch getauft. Erst hier erhielt er seinen zweiten Familiennamen Bartholdy.                Sätzen den Konzertsaal verlassen und in einen Kirchenraum umziehen.

                 Dass seine „Reformationssinfonie“ in der Zählung die Nummer Fünf erhielt, ist irri-        Allerdings weht ein Hauch von Kirchenmusik bereits auch durch den Kopfsatz. Men-
                 tierend und hat mehr mit der verzögerten Veröffentlichung als mit der wirklichen           delssohn zitiert hier das sogenannte „Dresdner Amen“: eine siebentönige aufstei-
                 Entstehungszeit zu tun. Mendelssohn arbeitete um das Jahr 1830 an mehreren Sin-            gende Gesangsformel, wie sie vom Chor der lutherischen Kirche in Sachsen gesun-
                 fonien parallel. Sowohl die „Schottische“ (Nr. 3) als auch die „Italienische“ (Nr. 4)      gen wurde. Gustav Mahler und Anton Bruckner haben später diese Tonfolge in je-
                 wurden zum Teil deutlich nach der „Reformationssinfonie“ fertiggestellt, und erst          weils einer Sinfonie aufgegriffen. Wiederholt hat sie auch auch Richard Wagner ver-
                 recht die als Nummer Zwei geführte „Lobgesang“-Sinfonie. Anlass für die Komposi-           wendet, der Intimfeind und Neider Felix Mendelssohns – ausgerechnet im
                 tion einer „Symphonie zur Feier der Kirchen-Revolution“ war die 300-Jahrfeier des          Grals-Motiv seines „Parsifal“ griff Wagner damit auf Material zurück, das vor ihm
                 Augsburger protestantischen Bekenntnisses. Doch politische Unruhen ließen den              bereits der verhasste Mendelssohn in sinfonische Gestalt gebracht hatte.
                 Jahrestag vergessen. Die Sinfonie wurde erst 1832 aufgeführt und ging erst nach
                 Mendelssohns Tod in den Druck. Der Komponist, der mit seinem Experiment einer              STEFAN SCHICKHAUS
                 betont unprofanen Sinfonie wenig zufrieden war, wollte „eine so jugendliche Ju-
                 gendarbeit nicht aus dem Gefängnis eines Notenschranks entwischen lassen“.                                                        Felix Mendelssohn Bartholdy,
                                                                                                                                                   Aquarell von James Warren Childe, 1829.
                                                                         Mendelssohns „Reformati-
                                                                         onssinfonie“ ist, was Pro-
     „Ein feste Burg ist unser Gott”, eigenhändige Niederschrift von     portionen und Stil angeht,
     Johann Walter im Tenor-Stimmbuch aus der Torgauer Kantorei. Von     auch alles andere als aus-
     Johann Walter, Komponist und Freund Luthers, stammt sehr wahr-      gewogen: Alles Gewicht
     scheinlich die Melodie des Liedes.                                  kommt dem Finalsatz zu,
                                                                         der eine eigentümliche
                                                                         Überlappung von Sonaten-
                                                                         satz und Choralbearbei-
                                                                         tung zeigt. Die drei Sätze
                                                                         davor verhalten sich zu die-
                                                                         sem Finale wie Präludien zu
                                                                         einer mächtigen Fuge. Sie
                                                                         sind teils im leichthändigen
                                                                         Stil von Mendelsohns „Som-
                                                                         mernachtstraum“ gehalten
                                                                         (2. Satz), teils auf die Funkti-
                                                                         on einer langsamen Einlei-
                                                                         tung für das Finale (3. Satz)
                                                                         reduziert. Und wirklich
                                                                         wirkt dieses Finale in seiner
                                                                         fugiert-kontrapunktischen

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Konzertvorschau                                                                       Konzertvorschau

     KLASSIK EXTRA 2                                4. SINFONIEKONZERT A                   3. SINFONIEKONZERT C                          4. KAMMERMUSIK-MATINEE
     SO 16.01.2022                                  DO 27.01.2022 | FR 28.01.2022          DO 03.02.2022                                 SO 13.02.2022
     11.30 UHR + 18 UHR                             20 UHR                                 20 UHR                                        11.30 UHR
     NDR | GR. SENDESAAL                            NDR | GR. SENDESAAL                    NDR | GR. SENDESAAL                           NDR | KL. SENDESAAL

     Frank Strobel Dirigent                         Ruth Reinhardt Dirigentin              Andrew Manze Dirigent                         Susanne Geuer Klarinette
     Friederike Westerhaus                          Andrei Ioniță Violoncello              Midori Violine                                Johannes Otter Horn
     und Frank Strobel Moderation                   NDR Radiophilharmonie                  NDR Radiophilharmonie                         Airi Suzuki Violine
     NDR Radiophilharmonie                                                                                                               Sejune Kim Viola
                                                    Joseph Haydn                           Dmitrij Schostakowitsch                       Oliver Mascarenhas Violoncello
     A Tribute to John Williams                     Violoncellokonzert C-Dur Hob. VIIb:1   Sinfonie Nr. 1 f-Moll op. 10                  Hinrich Alpers Klavier
     Filmmusik von John Williams aus:               Antonín Dvořák                         Ludwig van Beethoven
     „Der weiße Hai“, „Harry Potter und der Stein   Sinfonie Nr. 5 F-Dur op. 76            Violinkonzert D-Dur op. 61                    Der Gegenwunsch - arabisch-deutsch-
     der Weisen“, „E.T.“, „Catch Me If You Can“,                                                                                         polnische Kammermusik
     „JFK“, „Schindlers Liste“, „Star Wars“ u. a.
                                                    3. KAMMERMUSIK-MATINEE                 5. SINFONIEKONZERT A                          Werke von Saed Haddad,
                                                    SO 30.01.2022                          DO 10.02.2022                                 Johannes Brahms und
     FREISTIL 1                                     11.30 UHR                              20 UHR                                        Krzysztof Penderecki
     DO 20.01.2022 | FR 21.01.2022                  NDR | KL. SENDESAAL                    NDR | GR. SENDESAAL
     20 UHR
     NDR | GR. SENDESAAL                            Leonie Bumüller Flöte                  Andrew Manze Dirigent                         SONDERKONZERT 1
                                                    Catherine Myerscough Violine           Susanne Bernhard Sopran                       DO 17.02.2022
     Christian Schumann Dirigent                    François Lefèvre Viola                 NDR Radiophilharmonie                         20 UHR
     NDR Radiophilharmonie                          Carsten Jaspert Violoncello                                                          NDR | GR. SENDESAAL
                                                    Birgit Bachhuber Harfe                 Richard Strauss
     Tatort „Tödliche Flut“                                                                „Vier letzte Lieder“                          Andrew Manze Dirigent
     Filmkonzert - Live to Projection (FSK 12)      Auf den Spuren von Claude Debussy      für Sopran und Orchester                      Christian Tetzlaff Violine
                                                                                           Sergej Rachmaninow                            NDR Radiophilharmonie
                                                    Werke von Jean Françaix,               Sinfonie Nr. 2 e-Moll op. 27
                                                    Isang Yun und Jean Cras                                                              Dmitrij Schostakowitsch
                                                                                                                                         Violinkonzert Nr. 2 cis-Moll op. 129
     Karten für die Konzerte im Januar 2022                                                Karten für die Konzerte im Februar erhalten   Peter Tschaikowsky
     erhalten Sie beim NDR Ticketshop.                                                     Sie ab 7. Januar 2022 beim NDR Ticketshop.    Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 „Pathétique“
     ndr.de/radiophilharmonie                                                              ndr.de/radiophilharmonie

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Konzertvorschau

     2. BAROCKKONZERT                              KLASSIK EXTRA 3
     DO 18.02.2022                                 SO 20.02.2022
     18 UHR                                        11.30 UHR + 18 UHR
     NDR | GR. SENDESAAL                           NDR | GR. SENDESAAL

     Musica Alta Ripa                              Andrew Manze Dirigent
     Franziska Bobe Sopran                         Friederike Westerhaus
     Maria Bernius Sopran                          und Andrew Manze Moderation
     Franziska Giesemann Sopran                    NDR Radiophilharmonie
     Matthias Vieweg Bass
                                                   Peter Tschaikowsky
     Giacomo Carissimi                             Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 „Pathétique“
     „Sancta et individua Trinitas“
     Ercole Bernabei
     Cantate Domino                                SONDERKONZERT 2
     Arcangelo Corelli                             DO 24.02.2022
     Sonata G-Dur op. 1/9                          20 UHR                                      IMPRESSUM
     Giovanni Legrenzi                             NDR | GR. SENDESAAL                         Herausgegeben vom Norddeutschen Rundfunk
     Lauda Jerusalem                                                                           Programmdirektion Hörfunk
                                                                                               Bereich Orchester, Chor und Konzerte
     Agostino Steffani                             Antonello Manacorda Dirigent                NDR Radiophilharmonie
     Reginam nostrum                               Denis Kozhukhin Klavier
                                                                                               Bereich Orchester, Chor und Konzerte
     u. a.                                         NDR Radiophilharmonie                       Leitung: Achim Dobschall

                                                                                               NDR Radiophilharmonie
                                                   Edvard Grieg                                Manager: Matthias Ilkenhans
                                                   Klavierkonzert a-Moll op. 16                Redaktion des Programmheftes:
                                                                                               Andrea Hechtenberg
                                                   Robert Schumann
                                                   Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61                 Der Einführungstext ist ein Originalbeitrag
                                                                                               für den NDR. Nachdruck, auch auszugsweise,
                                                                                               nur mit Genehmigung des NDR gestattet.

                                                                                               Fotos: Marco Borggreve (Titel, S. 5, 8);
                                                                                               akg-images (S. 6, 10, 11)
                                                                                               Druck: Eurodruck in der Printarena
                                                                                               Das verwendete Papier ist FSC-zertifiziert und
     Karten für die Konzerte im Februar erhalten                                               chlorfrei gebleicht.
     Sie ab 7. Januar 2022 beim NDR Ticketshop.
     ndr.de/radiophilharmonie

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