Sonderbericht Pandemie-Update Nr. 5: Aktienmärkte nehmen Pandemie-Ende teilweise vorweg - Wüstenrot ...
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8. April 2020 Sonderbericht Pandemie-Update Nr. 5: Aktienmärkte nehmen Pandemie-Ende teilweise vorweg Während die Anzahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den USA und auch im Vereinigten Königreich weiterhin hoch bleibt, zeichnet sich in den großen Volkswirtschaften der EU unter gewissen Schwankungen immer deutlicher ein Rückgang ab. Die Diskussionen über einen Ausstieg aus den Eindämmungsmaßnahmen dürften deshalb in den kommenden Tagen weiter zunehmen. Zwar sind hierzu noch viele Details offen. Beispielsweise muss entschieden werden, welche Schritte wann erfolgen können. Und außerdem dürften die Regierungen bei einer hierdurch ausgelösten Zunahme der Neuinfektionen wieder zurückrudern. Aber grundsätzlich ist ein Licht am Ende des Tunnels erkennbar. Die Aktienbörsen nahmen das Abklingen der Pandemie und die Aufhebung der außerordentlichen Maßnahmen in Teilen bereits vorweg. Die Indizes, die ab Ende Februar in bislang unvorstellbarem Tempo einbrachen, fanden Mitte März zumindest ihre vorläufigen Tiefstände und erholten sich seither. Die Frage, „Jetzt noch einsteigen, oder lieber nicht?“ treibt deshalb viele Anleger um. Auch wir haben hierauf keine eindeutige Antwort. Es ist jedoch auffällig, dass die große ■ Dr. Torsten Gruber Mehrheit der professionellen Marktbeobachter in den Banken von einem erneuten ■ Thorsten Proettel Kursrückgang ausgeht. Immer wieder wird die Mahnung ausgesprochen, die ■ Bernhard Spitz Dauer eines ausgeprägten Bärenmarktes nicht zu unterschätzen. Wir sind etwas weniger pessimistisch und sehen für mittel- bis langfristig orientierte Anleger durchaus Einstiegsgelegenheiten. Aktiv gemanagte Fonds dürften dabei gegenüber passiven Anlagemöglichkeiten im Vorteil sein.
SONDERBERICHT: PANDEMIE-UPDATE 2 ……………………………………………………………………………………………………………………………………………….................................... 1. Allgemeine Pandemie-Entwicklung und Lageeinschätzung Die Rangliste der am meisten von der Corona-Pandemie betroffenen Staaten Absinken der Neu- liefert ein gutes Abbild über das aktuelle Geschehen. Die USA liegen weiterhin an infektionen in Europa, erster Stelle, und dort wurde auch das höchste absolute Wachstum verzeichnet. ungebremstes Wachs- Innerhalb einer Woche seit Veröffentlichung unseres letzten Sonderberichts tum in den USA. Pandemie-Update Nr. 4 stieg die Anzahl der offiziell gemeldeten Fälle von rund 188.000 auf zuletzt mehr als 400.000 an. Spanien überholte wie prognostiziert Italien und schob sich auf den zweiten Platz nach oben. Da China kaum noch Neuinfektionen aufweist, rutschte es vom vierten auf den sechsten Rang. Die „Aufsteiger“ sind Frankreich und Deutschland, wobei die Zuwachsraten in Frankreich zuletzt deutlich größer als hierzulande ausfielen. Ähnlich wie in den USA erlebt das Vereinigte Königreich eine etwas verspätete und nun besonders heftige Virus-Ausbreitung. Die Fallzahlen kletterten von 25.000 auf zuletzt 55.000. Das Gleiche gilt für die Türkei, die mit einem Wochenanstieg von mehr als 18.000 Fällen die Schweiz vom letzten Platz unserer Rangliste verdrängte. Gemeldete Infektionen, Stand 8. April 2020, 11:00 Uhr 0 100.000 200.000 300.000 400.000 USA 400.549 Spanien 141.942 Italien 135.586 Frankreich 109.069 Deutschland 107.663 China 81.802 Gelbe Balken: Stand vor Iran 62.589 einer Woche UK 55.242 Türkei 34.109 Quelle: Worldometers, eigene Darstellung In der Europäischen Union zeigen sich trotz des weiteren Anstiegs der jemals infizierten Personen deutliche Verbesserungen bei Betrachtung der Details. Die Deutliche Entspann- prozentuale Zuwachsrate für Italien verringerte sich von 4,1 % vor einer Woche ung in Kontinental- auf 2,8 % gemäß dem jüngsten Datenausweis der Weltgesundheitsorganisation europa. von heute Nacht. In absoluten Zahlen ausgedrückt sank der tägliche Anstieg der Neuinfektionen von seinem Hoch bei 6.500 am 22. März auf zuletzt 3.600 Personen. Zwar nimmt die Belastung des Gesundheitssystems damit weiter zu, denn in der ersten Hälfte der laufenden Woche wurden nur 1.000 bis etwa 1.500 Menschen pro Tag als wieder gesund registriert. Doch die Entwicklung stimmt zuversichtlich, so dass die Wende hoffentlich bald bevorsteht. In Spanien halbierten sich die täglichen Neuinfektionen sogar von 8.500 am 1. April auf zuletzt 4.273. Die drastischen Maßnahmen, zu denen ähnlich wie in Italien ein fast komplettes Herunterfahren der Wirtschaftsaktivitäten gehört, zeigen demnach eine positive Wirkung.
SONDERBERICHT: PANDEMIE-UPDATE 3 ……………………………………………………………………………………………………………………………………………….................................... Auch für Deutschland dokumentieren die Statistiken ein Absinken der Neuinfektonen. Die prozentuale Rate reduzierte sich binnen Wochenfrist von Zunahme der 9,0 % pro Tag auf 3,3 % gestern. Der absolute Wert fiel im gleichen Zeitraum per Neuinfektionen in Saldo von 4.615 Infektionen auf 3.834. Allerdings schwanken die Zahlen etwas. Deutschland Ende So meldete die Weltgesundheitsorganisation unter Berufung auf das Robert Koch- letzter Woche. Institut (RKI) für den Donnerstag und Freitag der letzten Woche jeweils mehr als 6.100 neue Fälle. Der Grund für die Schwankungen dürfte unter anderem sein, dass das RKI im Vergleich zu den Behörden anderer Länder wiederholt Daten mit Verspätung weitergibt. Aber auch unabängig hiervon sanken die Neuinfektionen in den letzten Tagen etwas langsamer als von uns erwartet. Corona-Epidemie: Tägliche Neuinfektionen in Deutschland 70 8.000 Anstieg in % (linke Skala) 60 Absolute Werte, geglättet (rechte Skala) 7.000 Absolute Werte (rechte Skala) 6.000 50 5.000 40 4.000 30 3.000 20 2.000 10 1.000 0 0 26.02.2020 07.03.2020 17.03.2020 27.03.2020 06.04.2020 Quelle: WHO, eigene Berechnung und Darstellung Die etwas weniger positive Entwicklung der letzten Tagen zeigt sich auch in der Deutschland-Prognose folgenden Grafik mit unserer epidemiologischen Prognose für Deutschland (siehe erweist sich als nächste Seite). Ende März sanken die täglichen Neuinfektionen etwas stärker als Punktlandung. von uns angenommen, so dass die Kurve mit den Ist-Werten leicht unter unserem Prognosepfad lag. Der Wiederanstieg der letzten Tage machte diese erfreuliche Entwicklung leider zunichte und beide Linien glichen sich wieder an. Heute Morgen meldete das RKI einen Gesamtstand von 103.228 Fällen, während die Funke-Mediengruppe unter Berufung auf Angaben aus den Bundesländern über 107.663 Infektionen berichtete. Unsere im Sonderbericht Pandemie-Update (Nr. 1) vom 16. März vorgestellte Prognose von 105.000 Fällen am heutigen Tag kann demnach quasi als Punktlandung bezeichnet werden. Damals waren lediglich 3.795 Personen als infiziert festgestellt, so dass seitdem ein Anstieg um rund 2.800 % erfolgte.
SONDERBERICHT: PANDEMIE-UPDATE 4 ……………………………………………………………………………………………………………………………………………….................................... Ein fast haargenaues Abbild der gemeldeten Infektionen bietet bislang auch unse- New York weiterhin re Prognose für die USA, die sich aus 51 Einzelprognosen für die Bundesstaaten am stärksten in den und den Distrikt der Hauptstadt Washington zusammensetzt (siehe Grafik unten). USA betroffen. Der am stärksten betroffene Bundesstaat ist weiterhin New York mit 142.400 Fäl- len (Verlaufsprognose 145.300 Fälle), gefolgt von New Jersey (44.400 Fälle, prognostiziert 44.800 Fälle) und Michigan (19.000 Fälle, prognostiziert 18.400 Fälle). Darüber hinaus gleichen sich verschiedene Prognosefehler aus. In Kalifor- nien grassiert das Virus mit 17.600 festgestellten Infektionen deutlich stärker als von uns erwartet (11.100 Fälle). Umgekehrt liegen vor allem Texas und North Carolina mit „nur“ 9.000 beziehungsweise 3.300 Fällen erfreulicherweise deutlich unter unserer Prognose von 24.500 beziehungsweise 10.200 Fällen. Der Grund hierfür ist, dass die vielen tausend Gemeinden in jenen Staaten selbst über ihre Eindämmungsmaßnahmen entscheiden und wir die unterschiedliche Praxis in unseren Modellen nicht ausreichend berücksichtigen können.
SONDERBERICHT: PANDEMIE-UPDATE 5 ……………………………………………………………………………………………………………………………………………….................................... Sorgen bereitet uns die Entwicklung in manchen Schwellenländern. Thailand, Deutlicher Anstieg der Indonesien und Indien zeigten in den letzten Wochen bislang das Bild einer Fallzahlen in Indien... deutlich gebremsten Virusverbreitung mit eher flach ansteigenden Kurven. Der unten sichtbare unstetige Verlauf im Fall von Thailand und Indien ist vor allem das Ergebnis einer unregelmäßigen Datenmitteilung an die WHO und insofern nicht weiter relevant. In den letzten Tag schoss allerdings die Kurve für Indien auf mehr als 4.000 Infizierte nach oben. Die Steigung entspricht einem unkontrollierten Ausbruch, wie die Vergleichszahlen für Südkorea und die chinesische Provinz Hubei sowie China ohne Hubei vom Januar in der linken Bildhälfte verdeutlichen. Gesamtzahl Corona-Infektionen nach Überschreiten der 100-Schwelle 5.000 5.000 4.500 4.500 4.000 Hubei 4.000 3.500 Thailand 3.500 3.000 Indien 3.000 2.500 Indonesien 2.500 2.000 China ex Hubei 2.000 1.500 Südkorea 1.500 1.000 1.000 500 500 0 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 I→ Anzahl Tage → Quelle: WHO, CCDC, eigene Darstellung In Indien findet das Virus leider optimale Bedingungen, nämlich eine große, …und Brasilien. oftmals dicht gedrängte und zugleich überwiegend arme Bevölkerung bei einem unterdurchschnittlich ausgebauten Gesundheitssystem. Gelingt dort die Eindämmung der Epidemie nicht, dann könnte der Subkontinent möglicherweise in ein paar Wochen die USA als den am stärksten betroffenen Staat ablösen. Chancen auf diesen traurigen Rekordplatz hat auch Brasilien, wo sich die Zahl der Infektionen binnen Wochenfrist von 4.300 auf 11.100 fast verdreifachte. Unklar ist natürlich auch hier das Ausmaß der Dunkelziffer. In Afrika belegt momentan die Republik Südafrika mit 1.700 Fällen den ersten Platz. Es gibt aber auch positve Beispiele aus den Schwellenländern. In Vietnam stellte Vietnam: Zu arm für man frühzeitig fest, dass man viel zu arm ist und sich eine Epidemie nicht leisten eine Epidemie. kann. Das mit 95 Mio. Menschen dicht bevökerte Land schloss deshalb die mehr als 1.000 Kilometer lange Grenze zu China und weist gemäß den WHO-Berichten einen nur sehr langsamen Anstieg der Infektionen auf zuletzt 245 Fälle aus. Ein großer Teil dieser Menschen ist schon wieder genesen, nur vier Personen sind gestorben. Einreisende vietnamesiche Staatsbürger müssen zunächst in Quarantänelager. Gemäß Medienberichten betrifft dies ungefähr 50.000 Personen, die vor der Lungenseuche aus Europa und den USA in ihr Heimatland geflohen sind. Auch sonst zeigt man sich konsequent. Als Mitte Februar mehrere Fälle registriert wurden, stellte die Regierung eine Gemeinde mit mehr als 10.000 Einwohnern kurzerhand unter eine mehrwöchige Quarantäne. Die Überlegenheit der Vietnamesen gegenüber den westlichen Industriestaaten beruht daneben auch auf umfassenden Informationskampagnen für die Bevölkerung. So wurde
SONDERBERICHT: PANDEMIE-UPDATE 6 ……………………………………………………………………………………………………………………………………………….................................... das Virus von Anfang an als große Bedrohung dargestellt und nicht als eine Art Grippe verharmlost. 2. Die Lage auf den Aktienmärkten und in der Wirtschaft Das schrittweise Übergreifen der Pandemie-Welle auf wichtige Volkswirtschaften Die Pandemie hinterließ vor allem an den Aktienmärkten tiefe Spuren. Die wichtigsten Indizes beschert den hatten noch kurz zuvor in einer Phase relativer Unbekümmertheit der Anleger Unternehmen neue Mehrjahreshochs oder sogar Allzeithochs erreicht. Möglicherweise waren Verluste. die Aktien deshalb für eine Kurskorrektur besonders anfällig. Aber auch ohne den vorhergehenden Höhenflug der Notierungen gilt, dass die Maßnahmen gegen das Virus, die von der Streichung einzelner Großveranstaltungen bis hin zum fast vollständigen Stopp von Handel und Produktion reichen, die Unternehmen vieler Branchen in die Verlustzone treiben würden. Da an den Aktienbörsen im übertragenen Sinne die Gewinnaussichten von Unternehmen gehandelt werden, sind Kursverluste die logische Konsequenz. Der deutsche Leitindex DAX verlor ab Mitte Februar bis zum bisherigen Tiefstand am 18 März etwa 5.500 Punkte beziehungsweise 40 %. Bemerkenswert ist vor Der Crash umfasste allem der schnelle Ablauf dieser Entwicklung: In der vierten Februarwoche, als bislang lediglich hierzulande Fasching gefeiert wurde und die Epidemie in Italien Fahrt aufnahm, wenige Wochen. erfolgte der erste starke Einbruch. Die erste Märzwoche war von einem Erholungsversuch gekennzeichnet, doch in der zweiten Märzwoche ging es an den Börsen erneut abwärts, vor allem, da nun auch andere europäische Länder stärker betroffen waren. In der dritten Märzwoche fielen die Aktienkurse zunächst weiter, aber sie erreichten dann bei etwa 8.200 DAX-Punkten ein zumindest vorläufiges Tief. Insofern umfasste der Absturz lediglich eine Zeitspanne von vier Wochen. Fast ebenso zügig verlief der seitherige Wiederanstieg der Aktien. Unter Schwankungen erreichte der DAX zuletzt ein Niveau von etwa 10.300 Punkten. Erholung unter Dies entspricht einem Zugewinn in Höhe von 26 % gemessen am Tiefstand, Schwankungen seit beziehungsweise der Verlust seit Mitte Februar reduzierte sich auf 25 %. Für Mitte März. andere wichtige Indizes gelten ähnliche Werte, wobei die prozentualen Verluste in den USA etwas geringer ausfallen. Aktienmärkte: DAX und S&P 500 seit Anfang 2015 15.000 3.500 14.000 3.300 13.000 3.100 2.900 12.000 2.700 11.000 2.500 10.000 2.300 9.000 2.100 8.000 1.900 7.000 1.700 DAX (linke Skala) S&P 500 (rechte Skala) 6.000 1.500 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Quelle: Haver Analytics, eigene Darstellung
SONDERBERICHT: PANDEMIE-UPDATE 7 ……………………………………………………………………………………………………………………………………………….................................... Aus Anlegersicht viel wichtiger als der Blick in den Rückspiegel ist natürlich die Frage, wie es in den kommenden Wochen und Monaten weitergehen wird. Die Ein einfacher relativ simple Antwort hierauf lautet, dass dies von der weiteren Entwicklung der theoretischer Pandemie abhängt. Hält sich die Bevölkerung nicht an die Maßgaben zur Zusammenhang… Virusbekämpfung, dann würde ein Wiederanstieg der Neuinfektionen resultieren, und die Aktienkurse würden voraussichtlich erneut deutlich nachgeben. Umgekehrt hätte ein plötzliches Ende der Epidemie das Potenzial, die Sorgen der Anleger zu vertreiben und die Aktienkurse in neue Höhen zu katapultieren. Diesen Zusammenhang veranschaulicht die nachfolgende Grafik andeutungsweise, in der die täglichen Neuinfektionen im zunächst besonders stark betroffenen Italien invertiert auf der linken Skala und der Stand des S&P 500 auf der rechten abgetragen sind. S&P 500 und Corona-Neuinfektionen in Italien 0 3.200 1.000 3.000 2.000 2.800 3.000 2.600 4.000 5.000 2.400 6.000 2.200 Neuinfektionen Italien S&P 500 (rechte Skala) 7.000 2.000 21.02.2020 07.03.2020 22.03.2020 06.04.2020 Quelle: Haver Analytics, eigene Darstellung In der Praxis halten wir hinsichtlich des weiteren Pandemie-Verlaufs eine Art …und dessen Mittelweg für wahrscheinlich, wie wir ihn in den vergangenen Sonderberichten zur schwierige Umsetzung Corona-Pandemie bereits beschrieben haben: Demnach dürfte der allmähliche in die Praxis. Rückgang der Neuinfektionen in den westlichen Industrieländern ab Mai eine schrittweise Rücknahme der Eindämmungsmaßnahmen ermöglichen. Entsprechende Schritte wurden von Österreich und Dänemark bereits angekündigt, und Deutschland dürfte mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung entsprechend des Pandemie-Verlaufs folgen. Wie im letzten Sonderbericht Pandemie-Update Nr. 4 erläutert, wäre dies in der ersten Maihälfte denkbar. Die Bundesregierung wird am Dienstag nach Ostern über diese Frage beraten. Bei der schrittweisen Lockerung dürften zunächst diejenigen Lebensbereiche im Mittelpunkt stehen, die wirtschaftlich besonders relevant sind wie die Entscheidend ist die Industrieprodukton. Anders könnte es im Tourismus aussehen. Da sich einige Auslastung des Schwellenländer wie oben ausgeführt zu einer neuen Brutstätte des Virus Gesundheitssystems. entwickeln, ist bis zur Marktreife eines Impfstoffes (voraussichtlich erst 2021) weiterhin mit Reisebeschränkungen zu rechnen. Für die Regierungen handelt es sich bei der Frage nach dem Ausstieg aus den Maßnahmen selbstverständlich um ein thematisches Neuland. Man wird sich davon leiten lassen müssen, wie hoch die freien Kapazitäten im Gesundheitssystem sind, beispielsweise die Anzahl der Betten in den Intensivstationen der Krankenhäuser. Und bei Bedarf wird man vermutlich auch wieder zu einschneidenderen Maßnahmen zurückkehren.
SONDERBERICHT: PANDEMIE-UPDATE 8 ……………………………………………………………………………………………………………………………………………….................................... Das beschriebene schrittweise Vorgehen bedingt für die Unternehmen je nach Firmen sind ihrer Branchenzugehörigkeit voraussichtlich eine unterschiedliche Länge der unterschiedlich stark Einschränkungen. Außerdem ist in der gegenwärtigen Krise in erster Linie der betroffen… Dienstleistungssektor betroffen und weniger das verarbeitende Gewerbe. Dies wird beispielsweise mit Blick auf die Einkaufsmanagerindizes deutlich. Für das verarbeitende Gewerbe ermittelte Markit-IHS im März für die USA einen Wert von 48,5 Punkten und für die EWU von 44,5 Punkten. Der Einbruch unter die sogenannte Expansionsschwelle von 50 Punkten blieb demnach verhalten, und der deutsche Einkaufsmanagerindex befindet sich aufgrund der Misere im Automobilbau und dem US-chinesischen Handelsstreit ohnehin schon seit …und der mehreren Monaten im Kontraktionsbereich. Viel drastischer ist dagegen der Dienstleistungssektor Absturz der Indizes für den Dienstleistungssektor (siehe Chart unten). Für die leidet besonders. USA ergab sich ein Einbruch auf 39,8 Punkte und die EWU steht bei 26,4 Punkten. Lediglich China weist bereits eine Erholung auf. Diese Unterschiede bedingen wiederum, dass aktiv gemanagte Fonds momentan eindeutig im Vorteil sind gegenüber passiven Anlageprodukten, die lediglich einen Aktiv gemanagte bestimmten Index nachbilden. Durch die aktive Titelselektion ist es möglich, Produkte sind im gezielt die bedeutenden Unterschiede zu berücksichtigen. Beispielsweise gaben Vorteil. verschiedene Luftfahrtgesellschaften in den letzten Tagen bekannt, ihre Flugzeugflotten verkleinern zu wollen, da sie auch nach dem Ende der Pandemie auf absehbare Zeit nicht mit einer Rückkehr zu dem Passagieraufkommen der Vorkrisenzeit rechnen. Auf der anderen Seite profitieren manche Gesellschaften aus dem Bereich der Informations- und Telekommunikationstechnologien sogar von einem verstärktem Trend zu Internetkonferenzen und ähnlichem. Diese Aufzählung ließe sich mit vielen Beispielen fortsetzen. Ein weiterer, mit der Dauer des Shutdowns zusammenhängender Faktor ist der Verschuldungsgrad der Unternehmen. Manches Unternehmen ohne Auch der Faktor Zeit ausreichendes Finanzpolster dürfte trotz der gewährten Hilfskredite die Krise nicht spielt eine Rolle. überleben. In den letzten Tagen meldeten bereits verschiedene namhafte Unternehmen Insolvenz an, oder sie stehen kurz davor.
SONDERBERICHT: PANDEMIE-UPDATE 9 ……………………………………………………………………………………………………………………………………………….................................... Auffällig ist, dass nahezu ausnahmslos alle Investmentbanken und Marktbeobachter, mit denen wir uns in den letzten Tagen austauschten, von Fast sämtliche einem erneuten Rückgang der Aktienkurse in den kommenden Wochen Experten rechnen mit ausgehen. Die Argumente hierfür wiederholen sich mit nur leichten Nuancen. einer Fortsetzung des Demnach würden Privatanleger vor allem die Dauer eines sogenannten Kurseinbruchs am Bärenmarktes mit nachgebenden Kursen unterschätzen. Wie oben beschrieben Aktienmarkt. vollzog sich der Corona-Crash nur innerhalb von vier Wochen. Während der Weltfinanzkrise 2008/09 hielt der Rückgang der Kurse dagegen von Ende 2007 bis März 2009 an. Und in der sogenannten Dotcom-Krise, die hierzulande auch mit dem Stichwort „Neuer Markt“ und den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in Verbindung gebracht wird, umfasste die Phase von den Höchst- zu den Tiefständen sogar rund drei Jahre. Zweitens ist das Ausmaß der wirtschaftlichen Verwerfungen durch den aktuellen Shutdown noch nicht bekannt. Es wird sich erst mit den nächsten Was sagen die Zwischenberichten der Unternehmen für das 1. Quartal in wenigen Tagen „harten“ Unter- beziehungsweise für das 2. Quartal ab Mitte Juli zeigen. Unter dem Eindruck sehr nehmenszahlen? schlechter betriebswirtschaftlicher Zahlen könnte demnach eine neue Verkaufswelle auf dem Aktienmarkt beginnen. Drittens ist auch das Ausmaß der „Zweitrundeneffekte“ unklar, womit Folgeschäden in der Realwirtschaft gemeint sind, die durch die Epidemie an anderer Stelle losgetreten wurden. Ein einfaches Beispiel hierfür ist die zuletzt in den USA sichtbare Entlassungswelle, die in den vergangenen zwei Wochen mehr als 9 Mio Menschen traf. Es ist fraglich, ob die Arbeitslosen nach der Pandemie ebenso schnell wieder einen Job finden, wie sie den alten verloren. Folglich werden diese Privathaushalte zukünftig weitgehend als Konsumenten ausfallen. Die US-Investmentbank Goldman Sachs erwartet vor diesem Hintergrund ein Einbruch des S&P 500 vom gegenwärtigen Stand bei 2.660 Punkten auf 2.000 Die Erfahrungen mit Punkte in den kommenden Monaten und empfahl eine konservative Ausrichtung vergangenen Krisen der Depots. Auch hierzulande überwiegt die Skepsis. Verschiedene deutsche leiten die gegenwärtig Geldhäuser sehen den DAX, der sich aktuell bei 10.300 Punkten bewegt, in ein die Prognosen. paar Monaten bei 8.500 Punkten und können sich sogar Tiefstände unter 7.000 Punkten vorstellen. Bei diesen Prognosen spielen unter anderem die Erfahrungen aus den Kurseinbrüchen der vergangenen Krisen eine große Rolle. 5. Fazit In Europa entwickeln sich die Neuinfektionen allmählich nach unten. In Italien, wo Positive Wirtschafts- die Pandemie sehr früh ausbrach, und beispielsweise in Österreich, wo härtere entwicklung im Maßnahmen ergriffen wurden, ist dies etwas früher als in Deutschland der Fall. zweiten Halbjahr Doch auch hier dürfte in den kommenden Tagen immer stärker eine Diskussion scheint möglich. darüber einsetzen, wann die Maßnahmen gelockert werden können. Wie bereits im letzten Sonderbericht beschrieben, sind erste Schritte in der Bundesrepublik in der ersten Hälfte des Mai denkbar, wenn die Neuinfektionen spürbar zurückge- hen. Den Höhepunkt der Neuinfektionen dürfte Deutschland jedenfalls schon vor einiger Zeit überschritten haben. Etwas anders sieht es in den USA aus, wo die Infektionen zumindest vorerst noch zunehmen werden. Und manche Schwellen- länder stehen vermutlich erst am Beginn einer medizinischen Katastrophe.
SONDERBERICHT: PANDEMIE-UPDATE 10 ……………………………………………………………………………………………………………………………………………….................................... Dennoch könnte dem drastischen Wirtschaftseinbruch ab Ende des 1. Quartals in Das Wirtschafts- den westlichen Industriestaaten ab dem 3. Quartal ein Wiederaufschwung folgen. wachstum dürfte 2020 Das BIP-Wachstum für das Gesamtjahr 2020 bliebe demnach zwar negativ. Wir negativ ausfallen. rechnen aktuell für Deutschland mit minus 5,5 % und für die USA mit minus 4,0 % Doch an der Börse wird bekanntlich die Zukunft gehandelt, und insbesondere die Aktienmärkte nahmen einen Teil der hoffentlich bald einsetzenden Erholung schon vorweg. Fast alle professionellen Marktbeobachter rechnen mit einem erneuten Rückgang der Aktienkurse in den kommenden Wochen. Wir teilen einerseits die Sorgen un- Mittel- bis langfristig serer Kollegen, sind aber zumindest mittelfristig weit optimistischer. Die aktuelle gehen wir von einer Krise rührt nicht aus der Wirtschaft selbst her, wie dies während der Weltfinanz- positiven Entwicklung krise und der Dotcom-Krise der Fall war. Es handelt sich vielmehr um eine Unter- der Aktienkurse aus. brechung der Aktivitäten, die von außen bedingt ist. Nach dem Wegfall des Stör- faktors kann das wirtschaftliche Leben allmählich wieder aufblühen, sofern die Zweitrundeneffekte nicht allzu groß ausfallen. Wie beschrieben sind die Aussich- ten von Branche zu Branche allerdings unterschiedlich zu beurteilen. Außerdem gab es vor der Corona-Pandemie auch keine Überhitzungserscheinungen der Wirtschaft, denen oft eine Rezession folgt, sobald ein passende Auslöser den Anstoß hierfür gibt (2000: Zusammenbruch des neuen Markts, Terroranschläge; 2007: Hypothekenkrise). Für mittel- bis langfristig orientierte Anleger bietet das gegenwärtige Niveau demnach durchaus Chancen. Dies gilt umso mehr, wenn es in den kommenden Wochen tatsächlich zu einem neuen Rückgang der Kurse kommen sollte.
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