Sonographie des Retroperitonealraums unter besonderer Berücksichtigung der Gefäß- und Lymphbahnen - Dr. Kirsten Schröder 10.10.2015
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Sonographie des Retroperitonealraums unter besonderer Berücksichtigung der Gefäß- und Lymphbahnen Dr. Kirsten Schröder 10.10.2015
Lernziele Basics der sonographischen Technik Untersuchungsvorbereitung und –ablauf (worauf ist im Vorfeld zu achten und wie kann man sich bei erschwerten Untersuchungs- bedingungen helfen?) Indikationen und Grenzen (wann kann man die Sonographie sinnvoll einsetzen?) Sonographische Kriterien zur Diagnostik und Beurteilung wichtiger Krankheitsbilder im Retroperitoneum
Technische Basics für die Untersuchung des Retroperitoneums 1 –15 MHz für medizinische Sonographie, Abdomensono mit 3,5 MHz, Lymphknotensono mit 7,5 MHz, Mammasono 8-14 MHz Je höher die Frequenz, desto höher die Auflösung, aber desto niedriger die Eindringtiefe Vollständige Absorption des Schalls von Knochen und Verkalkungen Schlagschatten Praktisch keine Absorption des Schalls durch flüssigkeitsgefüllte Hohlräume dorsale „Schallverstärkung“
Vor- und Nachteile der Ultraschalluntersuchung Vorteile Nachteile kostengünstig untersucherabhängig keine Strahlenbelastung Untersuchungseinschränkungen durch Luft- und Knochenüberlagerungen (fast) überall vorhanden Untersuchungseinschränkungen durch Adipositas schnell durchführbar
Untersuchungsvorbereitung Nüchtern (optimal letzte Mahlzeit vor 12 Stunden, nicht trinken, nicht rauchen) Wahl des richtigen Applikators (siehe oben) Sonographische Orientierung am Patient: Was ist vorne, hinten, oben und unten? Bei einem Längsschnitt (Sagittalschnitt) bedeutet links auf dem Monitor immer kranial. Bei einem Querschnitt ist die rechte Seite des Patienten links auf dem Bild. Nebenbei, der Nabel liegt in Höhe des 4. Lendenwirbels, hier ist auch die Aortenbifurkation. Wichtig: systematisch vorgehen, ist das Organ komplett einsehbar!!!
Untersuchungsdurchführung Patienten die Arme hochnehmen lassen, Intercostalräme werden weiter, Rippen treten höher Tiefertreten der Abdominalorgane unter den Rippenbogen bei Inspiration nutzen Patient ggf. auf Seite drehen lassen, um Organe, z.B. Nieren besser beurteilen zu können Jedes Organ wird in 2 Ebenen durchgemustert
Allgemeine Befundbeschreibung Echogenität: echoarm vs. echoreich, homogen vs. inhomogen Begrenzung fokaler Läsionen: scharf vs. unscharf, regelmäßig vs. unregelmäßig Organveränderungen: diffus vs. fokal Größe: in allen 3 Raumrichtungen, bei multiplen Läsionen exemplarisch die größte als Referenzläsion angeben Verschieblichkeit: Verdrängung vs. Infiltration
Erkennen und beurteilen wichtiger Krankheitsbilder im Retroperitoneum Gefäßwandveränderungen, Aortenaneurysma, Rechtsherzinsuffizenz, Thrombose, Varikozele, Retroperitoneale Fibrose (M. Ormond), retroperitoneales Haematom Beurteilung des Lymphknotenstatus (reaktiv vs. maligne) Nierenzysten, Harnstau Pancreatitis / RF im Pancreas
Anatomische Grenzen des Retroperitonealraums kennt jeder wichtig: nach kaudal, zum kleinen Becken gibt´s keine scharfe Grenze ! Abb. 1: Retroperitoneale Organe von ventral, retroperitoneal
Die retroperitonealen Räume Abb 2: Die retroperitonealen Räume Auch der hintere Pararenalraum zieht entlang der Flanke vom M. iliopsoas bis zum Nabel - ohne Grenze !
Allgemeine anatomische Grundlagen Das Retroperitoneum beinhaltet jene anatomischen Strukturen, die hinter dem Bauchfell liegen. Man unterscheidet entwicklungsgeschichtlich primär retroperitoneale und sekundär retroperitoneale Organe. Primär retroperitoneal sind jene Organe, die hinter der Bauchhöhle entstehen. Dazu gehören Nieren, Nebennieren und Harnleiter.
Allgemeine anatomische Grundlagen Im Gegensatz dazu entstehen die sekundär retroperitonealen Organe in der Bauchhöhle: Sie entstehen intraperitoneal, durch Wachstum werden diese Organe dann an die Bauchwand gedrückt, wobei das Peritoneum viscerale mit dem Peritoneum parietale verwächst. Zu den sekundär retroperitoneal gelegenen Organen zählen: Pankreas Duodenum (Ausnahme: Pars superior) Colon ascendens Colon descendens Rektosigmoid bis zur Flexura sacralis
Allgemeine anatomische Grundlagen Neben den o.g. Organen befinden sich in der Medianebene des Retroperitoneums die großen axialen Leitungsbahnen: Aorta abdominalis Vena cava inferior Lymphbahnen/- knoten sonographisch nicht erkennbar: Vena lumbalis ascendens Truncus sympathicus Cisterna chyli
Spezielle Anatomie des Retroperitoneums - Gefäße Aorta abdominalis und Seitenäste Der abdominelle Teil der Aorta beginnt mit dem Zwerchfelldurchtritt und reicht bis zum 4. - 5. Lendenwirbel. Er verläuft vor der Wirbelsäule bis zur Teilung in die rechte und linke A. iliaca. Er wird in den suprarenalen (oberhalb des Abgangs der Nierenarterien) und den infrarenalen Abschnitt (unterhalb des Abgangs der Nierenarterien) unterteilt. Die Aorta abdominalis gibt ventral die großen unpaaren Äste zur Versorgung der Baucheingeweide ab Truncus coeliacus, A. mesenterica superior et inferior, sowie bilateral die paarigen Arterien zur Versorgung der Nieren - Aa. renales (sowie die der Nebennieren und Hoden bzw. Eierstock und der Lendengegend ab, die sonographisch kaum darstellbar sind (Aa. phrenicae inferiores, suprarenales, testiculares bzw. ovaricae und lumbales)
Retroperitoneum - Aorta Abb 3: Aorta abdominalis und Seitenäste
Retroperitoneum - V. cava inferior Sie beginnt mit dem Konfluens der Vv. iliacae und zieht rechts der Ao. abdominalis nach kranial. Sie nimmt nur die V. renales auf und die gleichnamigen Gefäße des Urogenitalsystems (wobei die linke V. testicularis bzw. ovarica rechtwinklig in die Nierenvene mündet), die nur bei Varikose sonographisch erkennbar sind.
Retroperitoneum - V. cava inferior Abb. 4: V. cava inferior
Retroperitoneum - Gefäße Lage / Schnittebenen / Allgemeines Oberbauch-Querschnitt und Längsschnitt bds. paramedian vom Xyphoid bis knapp unterhalb des Nabels bis zur iliakalen Bifurkation. Die Aorta abdominalis (AA) verjüngt sich geringfügig nach distal. Bei jüngeren Patienten ohne arteriosklerotische Wandverdickung erkennt man die typische sonographische Dreischichtung der relativ dicken Arterienwand, bestehend aus zwei echodichten Streifen getrennt von einem dünnen echofreien Raum (welche histologisch gesehen der Intima+Mediadicke entspricht). Bei schlanken Patienten erfolgt die Untersuchung mit einer linearen Utraschallsonde mit einer Sendefrequenz von 5–7 MHz, bei adipösen Patienten mit einer Curved Array-Schallsonde mit einer Sendefrequenz von 2–4 MHz. Rechts der AA verläuft die – je nach Atemlage und Füllungszustand – runde bis spaltförmige, dünnwandige Vena cava inferior. Das Gefäßlumen ist jeweils nahezu echoleer. Anatomische venöse Varianten, z.B. doppelte Anlage kommen gelegentlich vor. Die Aorta pulsiert herzsynchron, die Cava weist einen Doppelschlag auf.
Retroperitoneum - Beurteilung der Gefäße Größe der Gefäße, Verlauf, Aneursma? Beurteilung des Cavaflusses unter Valsalvamanöver fehlender Cavakollaps bei Rechtsherzinsuffizienz Thrombose? Benachbarte Raumforderungen?
Retroperitoneum - Gefäße Normwerte: Aorta abdominals: Durchmesser je nach Körpergröße 11–25 mm (Definition: Ektasie 25 – 30 mm, Aneurysma > 30 mm) A. iliaca communis Durchmesser 7 mm Vena cava inferior: Sagittaldurchmesser bis 19 mm, atemvariabel
Retroperitoneum - Gefäße Abb. 5: 1. V.cava inf. 2. Aorta abdom. 3. A.renalis dextra 4. A.renalis sinistra 5. V.renalis sinsistra 6. V. portae 7. linker Leberlappen 8. Wirbelsäule 9. A.mesenterica sup. 10. V.lienalis
Retroperitoneum-Aneurysma Arten: Aneurysma verum: alle Wandschichten betroffen Aneurysma spurium: Entstehung durch Gefäßperforation, z.B. iatrogen Aneurysma dissecans: Wandeinriss mit Dissektionsmembran Formen: sacciform, spindelförmig
Retroperitoneum - Aorta Abb.6: Aneurysma der Aorta abdominalis mit breitem Wandthrombus mit dorsaler Schallverstärkung sowie Wandverkalkung mit dorsalem Schallschatten
Retroperitoneum - Aorta Abb. 7: Aneurysma der Aorta abdominalis, quer
Retroperitoneum – A. iliaca Lage / Schnittebenen / Allgemeines Die Iliacalarterien sind noch tiefer gelegen als die Aorta, es ist eine relativ kräftige Impression der Bauchdecke nötig, erschwert schallbar bei Meteorismus, voller Harnblase Schnittebene zwischen Nabel und medialem Leistenbanddrittel Das prox. Drittel entspricht der A. iliaca communis, das distale der A. iliaca externa Die Aortenbifurkation muß mit dargestellt sein
Retroperitoneum – A. iliaca Indikationen: Stenose oder Verschluss Beteiligung bei Aneurysma der Aorta oder distaler Arterien Gefäßverletzung nach Intervention Grenzen: Die Perfusion der Iliacalarterien ist oft nur indirekt an den Aa. femorales beurteilbar
Retroperitoneum – A. iliaca Abb. 8: Aneurysma spurium der A. iliaca com. links
Retroperitoneum – M. Ormond Abb. 8.: Retroperitoneale Fibrose, M. Ormond
Retroperitoneum – M. Ormond Abb. 9.: Retroperitoneale Fibrose, M. Ormond
Retroperitoneum- - Haematom Abb.10: Retroperitoneales Haematom
Retroperitoneum- - Haematom Abb. 11: Retroperitoneales Haematom, teils organisiert
Retroperitoneum - Cava Abb. 12: V.cava inferior
Retroperitoneum - Cava Abb. 13: Kompression der V. cava durch Lymphome
Retroperitoneum - Cava Abb. 14: Leichte untere Einflussstauung
Retroperitoneum - Cava Abb. 15: Linksläufige V. cava
Retroperitoneum - Cava Abb. 16: Cava - Thrombose
Retroperitoneum - Lymphbahnen Lage / Schnittebenen / Allgemeines Da die Lymphbahnen den großen Gefäßen folgen erfolgt die Untersuchung zusammen mit diesen – gut wenn man keine findet ! im Oberbauch-Querschnitt als auch im Längsschnitt bds. paramedian vom Xyphoid bis zur iliakalen Bifurkation, ggf. weiter entlang der iliakalen Gefäße (bis in die Leisten).
Retroperitoneum - Lymphknoten Benigne LK Maligne LK (entzündlich-reaktiv) > 1cm (in der Leiste > 2cm) > 1cm (in der Leiste > 2cm) ovale Form runde, ballonierte Form echoreicher Hilus kein echoreicher Hilus, komplett echoarmer oder inhomogener LK oft schmerzhaft verschieblich nicht verschieblich
Retroperitoneum - Lymphknoten Abb. 11: Retroperitoneale Lymphfiliae
Retroperitoneum - Lymphknoten Abb.12: Lymphknotenbulk bei Pankreaskopf – Ca.
Sie können auch lesen