SOZIALBERICHT 2021 - (Logo zur Platzierung oben links) - (Logo zur Platzierung unten rechts) - Stadt Castrop-Rauxel
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
SEHR GEEHRTE LESER*INNEN, demografische und soziale Veränderungen stellen die Stadt Castrop-Rauxel vor zentrale Herausforderungen. Zunehmende Armut und soziale Ausgrenzung, von denen häufig Familien mit Kindern, aber auch ältere Menschen oder Menschen mit nicht deutscher Herkunft betroffen sind, erfordern innovative Wege, die wir als Stadt gemeinsam gehen wollen. Eine tatsächliche Teilhabe für alle Bürger*innen der Stadt – das ist erklärtes Ziel und soll in den nächsten Jahren weiter gestärkt werden. Adressaten- und sozialraumbezogene Dienste, Einrichtungen und Sozialleistungen müssen daher angeboten, evaluiert und ausgebaut werden. Um das zu erreichen, hat sich die Verwaltung entschlossen, diesen Sozialbericht erstmalig zu erstellen und damit eine valide Datenbasis für weitere Planungen und Projekte zu schaffen. In diesem Rahmen wurden insgesamt 25 Sozialräume der Stadt Castrop-Rauxel analysiert. Dies erfolgt auf einer kleinräumigen Ebene auf Basis der verfügba- ren Daten. Dabei konnten nicht alle Themenfelder und Querbezüge betrachtet werden, die denkbar waren. Es mussten zunächst die Grundlagen geschaffen werden, die einen solchen Bericht ermöglichen. Dazu gehören die Datenbe- schaffung, -strukturierung und -qualität, sowie eine Eingrenzung der Komplexität sozialer Fragestellungen. Der Bericht kann und soll keine schnellen Antworten auf die sozialpolitischen Herausforderungen in einzelnen Sozialräumen liefern. Als Bestandsaufnahme bildet er eine Grundlage für die Entwicklung von strategischen und operativen Zielen. Mit dem Sozialbericht sollen Handlungsansätze auf sozialräumlicher Ebe- ne aufgezeigt und in Zusammenarbeit mit politischen und kommunalen Ent- scheidungsträger*innen, Fachleuten und beteiligten Akteuren genutzt werden. Im Rahmen des Landesprogramms „Zusammen im Quartier- Kinder stärken- Zu- kunft sichern“ wurden in den vergangenen zwei Jahren daher die Informationen gemeinsam mit verschiedenen Fachbereichen der Stadtverwaltung sowie der Kreisverwaltung zusammengetragen. Allen am Prozess Beteiligten danken wir für die intensive Arbeit und freuen uns auf die weitere Entwicklung und die zu- künftige Zusammenarbeit. Rajko Kravanja Regina Kleff Bürgermeister Beigeordnete für Soziales
INHALT 1. Einleitung.................................................... 5 1.1. Wissenschaftliches Vorgehen.......................... 10 1.2. Lesart der Diagramme und Grafiken............. 12 2. Gesamtstädtischer Überblick................. 13 3. Lebenslagen nach Teilindizes.................. 15 3.1. Teilindex soziale Lage . ..................................... 15 3.2. Teilindex Erziehung und Bildung.................... 16 3.3. Teilindex Wanderungsbewegungen.............. 17 3.4. Teilindex kulturelles Zusammenleben.......... 18 4. Lebenslagen in den Sozialräumen.......... 19 4.1. Henrichenburg........................................... 19 4.10.1. Castrop Nord....................................................... 41 4.1.1. Henrichenburg-Ost............................................ 20 4.10.2. Castrop Süd......................................................... 42 4.1.2. Henrichenburg-West......................................... 21 4.11. Behringhausen........................................... 43 4.2. Ickern-Nord................................................ 22 4.12. Obercastrop............................................... 44 4.3. Ickern-Süd.................................................. 23 4.12.1. Obercastrop Ost................................................. 45 4.3.1. Ickern-Süd Nord.................................................. 24 4.12.2. Obercastrop West.............................................. 46 4.3.2. Ickern-Süd Ost..................................................... 25 4.13. Schwerin.................................................... 47 4.3.3. Ickern-Süd West.................................................. 26 4.13.1. Schwerin Ost........................................................ 48 4.4. Habinghorst............................................... 27 4.13.2. Schwerin West..................................................... 49 4.4.1. Habinghorst Nord.............................................. 28 4.14. Frohlinde.................................................... 50 4.4.2. Habinghorst Süd................................................. 29 4.15. Bövinghausen............................................ 51 4.5. Pöppinghausen und Bladenhorst.............. 30 4.16. Merklinde................................................... 53 4.6. Rauxel-Nord............................................... 31 4.6.1. Rauxel-Nord Ost................................................. 32 5. Ausblick................................................. 54 4.6.2. Rauxel-Nord West.............................................. 33 4.7. Deininghausen........................................... 34 Abbildungsverzeichnis........................... 56 4.8. Dingen........................................................ 36 Tabellenverzeichnis............................... 57 4.9. Rauxel-Süd................................................. 37 Literaturverzeichnis.............................. 57 4.9.1. Rauxel-Süd Nord................................................. 38 4.9.2. Rauxel-Süd Süd................................................... 39 Anhang.................................................. 58 4.10. Castrop....................................................... 40 Impressum................................................
Einleitung 1. EINLEITUNG Die Fragen, wie sich die verschiedenen Lebenslagen der und so die Daten inhaltlich um eine Analyse bereits be- Bevölkerung in Castrop-Rauxel differenziert darstellen stehender Angebote und Maßnahmen zu unterschiedli- und welche Faktoren diese beeinflussen, sind die Kernfra- chen Themenschwerpunkten zu erweitern. gen, mit denen sich der Sozialbericht beschäftigt. Entwi- ckelt wurde hierfür ein Index auf kleinräumiger1 Betrach- tungsebene, um die ungleichen Lebenslagen in ihren DIE FUNKTION DES INDEX IST: verschiedenen Dimensionen und die damit einherge- henden Herausforderungen fachbereichsübergreifend R egelmäßige Datenlieferung zu darzustellen. In einem engen Austausch innerhalb der sozialräumlichen Entwicklungen Fachverwaltung, insbesondere der Stadtentwicklung und Statistik, Ausländerbehörde, Jugendhilfeplanung, A ufmerksam machen auf Ungleichheiten Jugendförderung, Kinderförderung, Jugend und Familie, in unserer Stadt Soziales, Migration und Obdachlosenhilfe, Vermessung und Geoinformation und dem Kreisgesundheitsamt F eststellung und Verortung von Recklinghausen entstand eine Indikatorensammlung, Herausforderungen die es ermöglichen soll, über eine längere Zeit hinweg, nicht nur kleinräumig, sondern vor allem systematisch U nterstützung bei der Bestimmung und nachhaltig die Entwicklungsprozesse unserer Stadt von Fördergebieten und der Antragsstellung zu beobachten und zu analysieren. Die Entwicklungen von sozialräumlichen und handlungsfeldbezogenen Bedarfen und Herausforderungen und deren enge Mit dem Vorhaben des Sozialberichts folgte die Stadt Zusammenhänge können durch das Beobachten und Castrop-Rauxel im Jahr 2018 dem Projektaufruf des Mi- Analysieren verfolgt werden. Bei Weiterführung der So- nisteriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Lan- zialberichterstattung in den nächsten Jahren können so des Nordrhein-Westfalen (MAGS) zum Baustein 3 – „Von zudem wirtschaftliche oder soziale Veränderungen oder Daten zu Taten“ des Projektes „Zusammen im Quar- Verschiebungen beobachtet, aber auch durch entspre- tier - Kinder stärken - Zukunft sichern“. Die Bewilligung chende Maßnahmen positiv entgegengewirkt werden. der Finanzierung durch Landesmittel für den Projekt‑ Zeitgleich kann dieser Index die Rolle eines Frühwarn- zeitraum 01.03.2019 bis 31.12.2020 ermöglichte es, systems einnehmen, welches dabei hilft, zum einen die mithilfe datenbasierter Erkenntnisse eine strategische Entwicklungsprozesse von Problemlagen frühzeitig zu Sozialplanung aufzubauen und somit einen Beitrag für erkennen. ein fachbereichsübergreifendes Planen und Handeln zu Zum anderen dient es aber auch der Lokalisierung von leisten. Der vorliegende Sozialbericht gibt, mit Hilfe der Handlungsbedarfen, wodurch die Erhebung frühzei- städtischen Indikatoren, welche in die vier Dimensionen tig in Planungs- und Steuerungsprozesse eingebunden bzw. Teilindizes, werden und präventiv wirken kann. Dementsprechend Erziehung und Bildung können so auch die Fachplanungen bei der Bestimmung soziale Lage von Fördergebieten und der Beantragung der Förder- Wanderungsbewegungen und mittel unterstützt werden. In einem weiteren Schritt kön- kulturelles Zusammenleben nen und sollen die Erkenntnisse über die Lebenslagen eingeteilt wurden, Auskunft über Herausforderungen und -welten als Grundlage einer Strategieentwicklung oder Benachteiligungen der Bevölkerung. Diese Indika- verschiedenster Akteure auf dem Stadtgebiet dienlich toren hängen häufig stark miteinander zusammen, be- und nutzbar sein. Hierfür wird es in einem Folgeprozess dingen sich gegenseitig und sind nicht alleinstehend zu notwendig sein, mit verschiedensten Akteuren, Arbeits- betrachten. Die Untergliederung der Teilindizes dient gemeinschaften und Gremien ins Gespräch zu kommen dazu, mögliche Handlungsfelder abzugrenzen. 1 Kleinräumig bedeutet hier, ein im Vergleich zu statistischen Bezirken oder den Stadtteilen deutlich kleineres Gebiet, um so dem tatsächlich gelebten Raum der Einwohner*innen näher zu kommen. 5
Einleitung Der Index bündelt die Informationen zu einem einzigen völkerung, Erziehung und Bildung, Ökonomie, Gesund- Wert, mit dem sowohl problematische Strukturen als heit sowie Wanderungsbewegungen, die durch statis- auch positive Entwicklungsprozesse übersichtlich und tische Verfahren zu Teilindizes und schlussendlich zu kompakt dargestellt werden können. Derzeit besteht einem Gesamtindex verbunden werden. der Katalog aus 26 Indikatoren aus den Bereichen Be- LEBENSLAGEN TEILINDEX TEILINDEX TEILINDEX TEILINDEX ERZIEHUNG SOZIALE WANDERUNGS‑ KULTURELLES UND BILDUNG LAGE BEWEGUNGEN ZUSAMMENLEBEN nicht institutionell SGB XII unter 15 Jahren Fortzüge nach Extern Personen mit betreute Kinder Aufenthaltsstatus unter 3 Jahren SGB XII 15 bis unter 65 Zuzüge aus Extern Jahren Personen nicht institutionell mit doppelter Fortzüge betreute Kinder über Staatsbürgerschaft SGB XII über 65 Jahre innerstädtisch 3 Jahren Personen mit Unterhaltsvorschuss Zuzüge innerstädtisch nicht institutionell nicht deutscher betreute Kinder in Staatsbürgerschaft Offener Ganztagsschule Befreiung Elternbeitrag in Kita Kinder mit nicht Fälle der Jugend‑ deutsche Haushalts- gerichtshilfe Befreiung Elternbeitrag sprache in Kita in Tagespflege Teilstationäre Hilfen zur Erziehung unter 18 Befreiung Elternbeitrag Jahren in Offener Ganztags- schule Stationäre Hilfen zur Erziehung unter Leistungen für 18 Jahren Bildung und Teilhabe (positiv gewertet) Meldungen mit gewichteten Anhaltspunkten Alleinerziehende mit Kind(ern) in Kita Kindeswohlgefährdung Leistungen für Bildung und Teilhabe (positiv gewertet) Abbildung 1 Aufbau des Index zu den Lebenslagen der Stadt Castrop-Rauxel 6
Einleitung Der Teilindex Erziehung und Bildung wird zum Der Bezug von Leistungen für Bildung und Teilhabe einen aus den institutionell unversorgten Kindern (BuT) nach SGB XII wird in diesem Teilindex positiv ge- ermittelt. Hierbei werden sowohl die Offene Ganztags‑ wertet, erhöht er doch die Teilhabechancen von Kin- schule (OGS) als auch die Kinder im Alter von unter dern trotz monetärer Benachteiligung. und über 3 Jahren, also jene, die keinen Betreuungs- platz in Kita oder Tagespflege haben, berücksichtigt. Ergänzend zu dem Teilindex Erziehung und Bildung wer- Der frühe Einstieg in die frühkindlichen außerfamiliären den in den Beschreibungen der jeweiligen Stadtteile, zu Entwicklungs- und Bildungsräume legt den Grundstein denen mitunter mehrere Sozialräume gehören, die Er- für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn. Kinder, beson- gebnisse der Schuleingangsuntersuchungen über 562 ders aus Familien in denen sie nicht ausreichend ge- getestete Kinder im Jahr 2016 und 618 Kinder im Jahr fördert werden können, profitieren in ihrer Entwicklung 2017 mit aufgeführt. von einem möglichst frühen Besuch der Kita2. Der dazu‑ gehörige Ausbau der Plätze für eine Betreuung von Kin- Diese sind aktuell nur auf Ebene der Stadtteile verfüg- dern unter 3 Jahren hat bisher allerdings eher einen Fo- bar, sollen aber aufgrund ihrer Relevanz bezüglich des kus auf die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie Entwicklungsstands der Kinder dennoch Verwendung und Beruf, da eine Berufstätigkeit ein wichtiges Krite- finden. Soweit bei den Schuleingangsuntersuchungen rium bei der Vergabe der Kita-Plätze ist3. Die starke In- Kinder mit nicht altersgemäßer Sprachentwicklung, anspruchnahme der U3-Plätze von gut gebildeten und/ Übergewicht/Adipositas oder Auffälligkeiten der Fein- oder berufstätigen Eltern führt dazu, dass Kapazitäten und Visuomotorik, Grobmotorik, Körperkoordination6 für die Kinder fehlen, deren Eltern oder Elternteile nicht festgestellt wurden, wird dies erwähnt. berufstätig sind, aber im besonderen Maße auf eine früh- zeitige und mitunter deutschsprachige institutionelle Förderung angewiesen sind4. Zudem führt dies unter Umständen auch zu fehlenden Kapazitäten für Kinder, die erst nach ihrem dritten Lebensjahr für die Kita an- gemeldet werden5. Zum anderen gehen hier auch Indikatoren der Jugendhilfe bzw. der Hilfen zur Erziehung mit ein: die Fälle der Jugendgerichtshilfe, ambulante sowie teilstationäre Hilfen zur Erziehung und Mitteilun- gen von sowie die daraus resultierten tatsächlichen Kindeswohlgefährdungen. Jede Mitteilung an das Jugendamt wird vorab bewertet und anschließend geprüft. Aus diesem Grund ist die Zahl der Mittei- lungen höher als die der tatsächlichen Kindeswohl‑ gefährdungen. 2 Vgl. Dr. Sabine Wadenpohl, Seite 166 3 Vgl. Ebd. Seite 28 4 Vgl. Ebd. Seite 213 5 Vgl. Ebd. Seite 28 6 Im Folgenden werden die Fein- und Visuomotorik, Grobmotorik sowie Körperkoordination als „nicht-sprachliche Kompetenzen“ zusammengefasst und verwendet 7
Einleitung Der Teilindex soziale Lage wird über den Empfang von Zur Darstellung der – auch finanziell – erschwerten Si- Leistungen nach dem SGB XII, der sogenannten Sozial- tuation von Alleinerziehenden in diesem Teilindex liegen hilfe für die Altersgruppen der unter 15-Jährigen, der 15- derzeit keine aussagekräftigen Statistiken vor. Daher bis unter 65-Jährigen sowie der über 65-Jährigen ermittelt. werden ersatzweise die Indikatoren Bezug von Unter- haltsvorschussleistungen sowie Alleinerziehende mit Aufgrund fehlender kleinräumiger Daten zu dem Bezug Kindern in einer Tageseinrichtung herangezogen. von Leistungen nach dem SGB II, welche noch deutli- Letztere entstammt der jährlichen Abfrage der Sozialraum- cher die ökonomische Situation und die Erwerbsbetei- datenerhebung in den Kindertageseinrichtungen und wird ligung der Bevölkerung wiedergeben können, wird bis von der jeweiligen Einrichtungsleitung angegeben. zur Verfügbarkeit dieser Datengrundlage auf die zum Leistungsbezug nach SGB XII zurückgegriffen. Des Weiteren geben auch die Beitragsbefreiungen in Kita, Tagespflege und Offener Ganztagsschule (OGS) Die Sozialhilfe umfasst vor allem Hilfen zum Lebens- Aufschluss über eine angespannte finanzielle Situation. In unterhalt und die Grundsicherung im Alter und bei Er- Castrop-Rauxel wurden bis 31.07.2019 all jene Eltern oder werbsminderung für Personen, die ihren notwendigen Elternteile vom Elternbeitrag befreit, die über ein maxima- Lebensunterhalt nicht oder nicht ausreichend aus eige- les Jahreseinkommen von 17.500 € Brutto verfügen. nen Kräften wie durch das Einkommen bestreiten kön- nen. Aber auch Hilfen zur Gesundheit, Hilfe zur Pflege Wird im Teilindex Erziehung und Bildung der Bezug von und eine Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer Leistungen für Bildung und Teilhabe positiv gewertet, Schwierigkeiten werden hierüber geleistet. als Ermöglichung von Teilhabe, so ist dieser Indikator im Teilindex soziale Lage ein Hinweis auf fehlende finan- zielle Ressourcen und wird entsprechend interpretiert. 8
Einleitung auch die Kinder der genannten Gruppen sowie Perso- DATENGRUNDLAGE nen, die in einem anderen Land geboren wurden aber die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, mit ein. Ent- Die einzelnen Indikatoren, die zum Stichtag sprechende Statistiken sind derzeit auf der gewünsch- 31.12.2018 erhoben wurden, werden auf Grund‑ ten Ebene nicht verfügbar11. lage des Indikatorenkatalogs der Stadt Castrop- Rauxel berechnet. Die Daten der Schuleingangs‑ Der Einfachheit halber wird in diesem Bericht der Be- untersuchung werden im zweijährigen Durchschnitt, griff Migrationshintergrund verwendet, beschreibt da- also für die Jahre 2017 und 2018, verwendet. mit allerdings den im Vorfeld definierten Begriff des vereinfachten Migrationshintergrunds. Die Datenlage zum Migrationshintergrund sagt jedoch nichts über den Integrationsgrad der Menschen aus. Um den Teil- Der Teilindex Wanderungsbewegungen wird in die- index dahingehend inhaltlich zu ergänzen, wird der In- sem Index mit Hilfe der Zuzüge und Fortzüge von und dikator „Kinder in einer Tageseinrichtung mit nicht nach extern7 sowie durch jene innerhalb der eigenen deutscher Haushaltssprache“ hinzugenommen. Die Stadt, aber sozialraumwechselnd, abgebildet. Diese Annahme, dass es hinsichtlich des Spracherwerbs wei- Wanderungen deuten auf die Mobilität der Bevölkerung terhin Unterstützungsbedarfe gibt, folgt unter anderem hin. Sie ist stark altersabhängig und am höchsten bei den Feststellungen des Integrierten Gesundheits- und jungen Erwachsenen ausgeprägt, die angesichts einer Bildungsberichts 2017 des Kreises Recklinghausen. Hier Ausbildung, eines Studiums oder des Einstiegs ins Be- wurde bei den Schuleingangsuntersuchungen ein sin- rufsleben oder aufgrund einer Partnerschaft häufi- kender Anteil an Einschulungskindern aus Familien, bei ger umziehen. Innerhalb Deutschlands resultieren die denen Deutsch die Alltagssprache ist, festgestellt. Wanderungsströme aus verschiedenen Faktoren und Zudem wurde ein Anstieg der Kinder, die entweder gar spiegeln die wirtschaftliche Stärke von Ländern und Re- kein Deutsch oder nur sehr unzureichend sprechen gionen wider. Bei Personen mit Migrationshintergrund können, verzeichnet. Dabei handelte es sich nicht nur spielen häufig Netzwerke eine Rolle, sodass sie bevor- um aktuell zugewanderte, sondern vielfach um bereits zugt dort hinziehen, wo bereits Menschen der gleichen in Deutschland geborene Kinder aus Familien, deren Herkunft leben.8 Eltern einen Migrationshintergrund haben. Dies deu- tet auf eine Isolation der Familien von der deutsch‑ Der Teilindex kulturelles Zusammenleben setzt sich sprachigen Gemeinschaft hin, wodurch die Kinder aus Personen mit Aufenthaltsstatus9 (1.870 Einwoh- kaum die Möglichkeit erhalten, die deutsche Sprache zu ner*innen; 2,5%), doppelter Staatsbürgerschaft10 erlernen12. (6.200 Einwohner*innen; 8,2%) und nicht deutscher Staatsangehörigkeit (6.356 Einwohner*innen; 8,4%) Durch die Betrachtung dieses Teilindexes kann ein zusammen. Er drückt somit in erster Linie aus, wo in erster Überblick gewonnen werden, in welchen Sozial‑ Castrop-Rauxel die meisten Menschen mit einem ver- räumen die meisten Menschen mit Migrationshinter- einfachten Migrationshintergrund leben. Im Gegensatz grund wohnen, der tatsächliche Unterstützungsbedarf zu diesem Begriff schließt der Migrationshintergrund kann hiermit jedoch nicht erfasst werden. 7 Extern meint hier den Zuzug bzw. Fortzug aus anderen Städten und aus dem Ausland. 8 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung 9 beinhaltet Personen mit Flüchtlingsstatus, Personen im Asylverfahren, geduldete Personen, Personen ohne Aufenthaltsrecht und Ausreisepflichtige Personen 10 Bezieht diejenigen mit ein, die zeitgleich die deutsche sowie eine weitere Staatsbürgerschaft besitzen. Diejenigen, die mehrere ausländische Staatsbürgerschaften besitzen, sind im Indikator der nicht deutschen Staatsangehörigkeit enthalten 11 Die Daten hinsichtlich Migrationshintergrund liegen aktuell nur auf der Ebene der statistischen Bezirke und somit der Gesamtstadt vor 12 Vgl. Dr. Sabine Wadenpohl, Seite 19 9
Einleitung: Wissenschaftliches Vorgehen 1.1. WISSENSCHAFTLICHES VORGEHEN Die Verkleinerung der Beobachtungsebene auf Sozial- In einem nächsten Schritt werden die einzelnen räume hat zum Ziel, die verschiedenen Bedingungen Indikatorenwerte zu einem Teilindex summiert und er- der Lebenslagen innerhalb der Stadt, aber bei Bedarf neut standardisiert. Der gesamtstädtische Mittelwert auch innerhalb eines Stadtteils mit Hilfe der vorhande- liegt dann bei allen Teilindizes bei 0, die Standardab- nen Daten abzubilden. So können die Ergebnisse sowohl weichung bei 1,0 Punkten. Für die Teilindizes gelten bei der Entwicklung und Planung von bedarfsgerechten Sozialräume, deren Werte eine mehr als 1,5-fache Stan- Maßnahmen und Angeboten als auch bei der Lokalisie- dardabweichung nach oben oder unten ausweisen als rung von Förderorten unterstützen. Damit Maßnahmen deutlich vom städtischen Mittelwert abweichend. Lie- in einem späteren Schritt nicht an den Bedarfen der An- gen die Werte zwischen einer mehr als 0,5-fachen bis wohner*innen, also der Zielgruppe, vorbeigeplant wer- 1,5-fachen Standardabweichung, gelten sie als über- den, soll das Augenmerk auf den tatsächlich gelebten bzw. unterdurchschnittlich. Werte zwischen der 0,5 und Raum gerichtet werden. -0,5-fachen Standardabweichung entsprechen dem Durchschnitt. Diese kleinräumigen Planungseinheiten müssen sich so- wohl an administrativen, baulichen und geografischen Die Summe der Teilindizes ergeben den Gesamtindex Grenzen als auch an der räumlichen Wahrnehmung vor für einen Sozialraum, welcher erneut mit Hilfe der Stan- Ort orientieren. Aus diesem Grund waren das Team Ar- dardabweichung bewertet werden kann. Der Mittelwert mutsbekämpfung und Sozialplanung der Gesellschaft liegt wieder bei 0, die Standardabweichung allerdings für innovative Beschäftigungsförderung (G.I.B.) als fach- bei 3,14 Punkten. liche Begleitung sowie alle datenliefernden Fachbereiche Analog der Teilindizes gelten für die Sozialraumwerte bei dem Zuschnitt der Sozialräume beteiligt. So wurden des Gesamtindizes mehr als 4,71 Punkte (1,5-fache die Grenzen aller Baublöcke und fast aller statistischen Standardabweichung) nach oben oder unten als deut- Bezirke bei den Raumzuschnitten eingehalten. Bei der lich vom städtischen Mittelwert abweichend, eine sozialräumlichen Einteilung müssen neben den inhalt- mehr als 1,57 bis 4,71 Punkte (0,5-fache bis 1,5-fache lichen auch die statistischen Rahmenbedingungen be- Standardabweichung) als über- bzw. unterdurchschnitt- rücksichtigt werden. Dabei ist es wichtig, eine statistisch lich und 1,57 bis -1,57 (0,5-fache bis -0,5-fache Stan- abbildbare Bevölkerungsgröße nicht zu unter- oder dardabweichung) als dem Durchschnitt entsprechend. überschreiten13. Die nachfolgende Tabelle bietet hierzu eine kurze Über- Im Folgenden werden die verwendeten statistischen sicht und Einordnung der Werte. Verfahren kurz erläutert. In einem ersten Schritt wer- den die Anteile bzw. die Verteilung der einzelnen Indi- katoren an der städtischen Gesamtzahl standardisiert, um sie so miteinander vergleichbar zu machen. Hierfür werden zum einen der Mittelwert, der den Durchschnitt der Stadt beschreibt, und zum anderen die Standardab- weichung berechnet. Diese gibt an, wie stark ein einzel- ner Wert um den Mittelwert streut. Ist die Standardab- weichung also hoch, so liegen die einzelnen Werte weit entfernt vom Mittelwert. Ist sie niedrig, so liegt der Wert nah am Mittelwert und somit am Durchschnitt. 13 Vgl. Lisa Bartling und Ann-Kristin Reher, Seite 12 10
Einleitung: Wissenschaftliches Vorgehen Teilindex Gesamtindex Wertung deutlich über dem Durchschnitt mehr als 1,5 Punkte mehr als 4,71 Punkte ++ der Stadt Castrop-Rauxel über dem Durchschnitt der Stadt mehr als 0,5 bis 1,5 Punkte mehr als 1,57 bis 4,71 Punkte + Castrop-Rauxel Durchschnitt der Stadt Castrop- 0,5 bis -0,5 Punkte 1,57 bis -1,57 Punkte Ø Rauxel unter dem Durchschnitt der weniger als -0,5 bis -1,5 Punkte weniger als -1,57 Pkt. Bis -4,71 Punkte - Stadt Castrop-Rauxel deutlich unter dem Durchschnitt weniger als -1,5 Punkte weniger als -4,71 Pkt. Punkte -- der Stadt Castrop-Rauxel Tabelle 1 | Einordnung der Indexwerte Diese Werte können in eine Rangfolge gebracht und in- schiedene Bedarfslagen bedeuten. Niederschwellige und terpretiert werden. Alle Werte beziehen sich schlussend- passgenaue Angebote und Maßnahmen sind im besten lich auf den städtischen Durchschnitt, wodurch einzelne Fall fußläufig zu erreichen, um so die Teilnahmewahr- Sozialräume nur mit diesem verglichen werden können scheinlichkeit der Zielgruppe zu erhöhen. und ein Vergleich z.B. mit einer Nachbarstadt nicht mit Vor allem für Kinder und deren Familien in benachteilig- diesen Werten kompatibel ist. ten Sozialräumen ist diese Möglichkeit von besonderer Gewichtung, unterstützt sie doch dabei, ungleiche Bil- Auf der Ebene von 25 Sozialräumen werden die ver- dungs- und Teilhabechancen zu verbessern oder sogar schiedenen Lebenslagen der Bevölkerung analysiert und zu überwinden. miteinander verglichen. Dieser Fokus ist vor allem hin- Dies stärkt die Entwicklung des Gemeinwesens und somit sichtlich der Betrachtung von Kindern und deren Fami- das Miteinander der Menschen. So kann Castrop-Rauxel lien aufgrund der Lebens-, Lern- und Entwicklungsorte in unter anderem durch Steuerung von Veränderungspro- unmittelbarer Nähe, also innerhalb des Sozialraums, von zessen den Herausforderungen des demografischen großer Bedeutung. und gesellschaftlichen Wandels begegnen. Gerade für Dabei ist unbedingt zu berücksichtigen, dass unterschied- eine Kommune wie Castrop-Rauxel, welche sich Familien‑ liche Sozialräume zum einen unterschiedliche Größen freundlichkeit als Ziel gesetzt hat, ist dies von enormer und Bevölkerungsdichten, zum anderen aber auch ver- Bedeutung. 11
Einleitung: Erläuterungen zu den Diagrammen und Grafiken 1. 2. LESART DER DIAGRAMME UND GRAFIKEN Auf diesen Stadtkarten sind die Lebenslagen der Stadt Castrop-Rauxel farblich dargestellt. Diese Darstellungsform wird sowohl für den Gesamt‑ index als auch für die vier Teilindizes Erziehung und Bildung soziale Lage Wanderungsbewegungen Kulturelles Zusammenleben verwendet. Je heller die Farbe des eingefärbten Sozialraums, desto günstiger die Lebenslagen dort. Dingen 4,8 Pöppingh./Bladenh. 3,6 Ickern-Süd Nord 3,5 Henrichenburg-Ost 3,3 Henrichenburg-West 2,9 Rauxel-Süd Süd 2,5 Merklinde Rauxel-Nord Ost 2,3 2,0 Diese Balkendiagramme stellen die Rangfolge der So- 1,8 zialräume für den jeweiligen Teilindex dar. Die Farbge- Schwerin West Frohlinde 1,7 Obercastrop West 1,6 Ickern-Nord Ickern-Süd West 1,0 1,0 bung der einzelnen Balken ist entsprechend der Eintei- 0,9 lung der Stadtkarte: Je heller die Farbe des eingefärbten Behringhausen Castrop Nord 0,4 Rauxel-Nord West 0,2 Ickern-Süd Ost Habinghorst Süd -1,8 -1,8 Balkens, desto günstiger die Lebenslagen in dem Teil- Schwerin Ost Deininghausen -2,3 -1,9 index dort. Obercastrop Ost -4,0 Castrop Süd -4,2 Bövinghausen -5,2 Rauxel-Süd Nord -5,9 Habinghorst Nord -6,4 -10,0 -5,0 0,0 5,0 10,0 Die sog. Netzgrafiken stellen die Lebenslagen in den vier oben genannten Teilindizes dar. Die orangene Linie liegt bei dem Wert 0 und bezeichnet den Durchschnitt der Stadt Castrop-Rauxel. Die blaue Linie steht für die Le- benslagen im betrachteten Sozialraum: Je weiter außen die blaue Linie, desto günstiger sind die Lebenslagen im Vergleich zum städtischen Mittelwert. In diesen Grafiken finden sich je Sozialraum die einzel- Institutionell unversorgte Kinder unter 3 Jahren 0,18 Institutionell unversorgte Kinder über 3 Jahren 0,36 Institutionell unversorgte Kinder OGS 0,20 nen Indikatoren mit standardisierten Werten, welche Fälle der Jugendgerichtshilfe -0,07 Teilstationäre Hilfen zur Erziehung unter 18 Jahren -0,25 ambulante Hilfen zur Erziehung unter 18 Jahren -0,11 untereinander aufgeführt sind. Mitteilungen von Kindeswohlgefährdung 0,22 Kindeswohlgefährdungen 0,05 Leistungen für Bildung und Teilhabe (positiv) 0,21 SGB XII unter 15 Jahren Je höher die Werte, desto günstiger im Vergleich zum 0,75 SGB XII 15 bis unter 65 Jahren 0,71 SGB XII über 65 Jahren 0,20 Unterhaltsvorschuss 0,20 Befreiung Elternbeitrag Kita Befreiung Elternbeitrag Tagespflege 0,79 0,81 Durchschnitt der Stadt Castrop-Rauxel. Schwarz ein- Befreiung Elternbeitrag OGS 0,62 Leistungen für Bildung und Teilhabe (negativ) Alleinerziehende mit Kind(ern) in Kita Fortzüge Extern -0,21 -0,56 gefärbte Werte liegen oberhalb, rot eingefärbte Werte 0,41 unterhalb des städtischen Mittelwertes 0. Zuzüge Extern -0,21 Fortzüge innerstädtisch 0,22 Zuzüge innerstädtisch 0,49 Personen mit Aufenthaltsstatus 0,87 Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft 0,50 Personen mit nicht deutscher Staatsbürgerschaft 0,80 Kinder mit nicht deutscher Haushaltssprache in Kita 0,88 -4 -2 0 2 4 12
Gesamtstädtischer Überblick 2. GESAMTSTÄDTISCHER ÜBERBLICK Der Gesamtindex, in dem alle Indikatoren durch die Summierung der Teilindizes eingehen, beschreibt Tabelle 2 | Rangfolge des Gesamtindex hinsichtlich der Lebenslagen in Castrop-Rauxel die verschiedenen Lebenslagen der zum Stichtag 31.12.2018 lebenden 75.344 Einwohner*innen in der Stadt Castrop-Rauxel. Dingen 4,8 Der Abbildung 3 bzw. Tabelle 4 ist zu entnehmen, wie Pöppingh./Bladenh. 3,6 verschieden diese Lebenslagen in Castrop-Rauxel ver- Ickern-Süd Nord 3,5 teilt und ausgeprägt sind. Es verteilen sich auf das Henrichenburg-Ost 3,3 Stadtgebiet ein Sozialraum mit weit überdurchschnitt- Henrichenburg-West 2,9 lichen Lebenslagen, 10 Sozialräume mit überdurch- Rauxel-Süd Süd 2,5 schnittlichen, 5 Sozialräume mit durchschnittlichen, 6 Merklinde 2,3 Sozialräume mit unterdurchschnittlichen und 3 Sozial- räume mit weit unterdurchschnittlichen Lebenslagen. Rauxel-Nord Ost 2,0 Die einzelnen Werte des Gesamtindex variieren dabei Schwerin West 1,8 stark. Während Dingen mit 4,8 Punkten statistisch ge- Frohlinde 1,7 sehen die positivsten Lebensbedingungen verzeichnet, Obercastrop West 1,6 steht Habinghorst Nord mit -6,4 Punkten vor deutlichen Ickern-Nord 1,0 Herausforderungen: In drei von vier Teilindizes schnei- Ickern-Süd West 1,0 det dieser Sozialraum deutlich unter dem Durchschnitt Behringhausen 0,9 ab, was im Abschnitt 4.1.1. noch näher beleuchtet wird. Castrop Nord 0,4 Rauxel-Nord West 0,2 Abbildung 2 | Ickern-Süd Ost -1,8 Karte zum Gesamtindex der Stadt Castrop-Rauxel Habinghorst Süd -1,8 Schwerin Ost -1,9 Deininghausen -2,3 Obercastrop Ost -4,0 Castrop Süd -4,2 Bövinghausen -5,2 Rauxel-Süd Nord -5,9 Habinghorst Nord -6,4 -10,0 -5,0 0,0 5,0 10,0 13
Gesamtstädtischer Überblick Diese Differenz ist, neben der unterschiedlichen Bevöl- Da die jüngere Altersgruppe nur 20 Jahrgänge umfasst, kerungsstruktur/Lebenslagen, auf die sehr stark unter- die der Bevölkerung im Erwerbsalter hingegen 45, sind schiedlichen absoluten Zahlen der Bevölkerung in den bei einem Jugendquotienten von 44% (20/45*100) die Sozialräumen zurückzuführen. Jahrgänge im Durchschnitt gleich stark besetzt. Ein So leben in Pöppinghausen/Bladenhorst (870) und Jugendquotient unter 44% besagt somit, dass die nach- Dingen (905) mit Abstand die wenigsten Menschen, ge- wachsende Generation weniger stark besetzt ist als die folgt von Merklinde mit 1.134 und Henrichenburg-West derzeitige Bevölkerung im Erwerbsalter. mit 1.499 Personen. Gleichzeitig weisen diese Sozial- räume mit die günstigsten Werte für die Lebenslagen Dies betrifft alle Sozialräume in Castrop-Rauxel, was bei auf. Im Gegensatz dazu ist Habinghorst Nord mit 7.088 fehlendem Ausgleich durch Zuwanderung zu einem in Bürger*innen sowohl der bevölkerungsreichste der Zukunft abnehmenden Arbeitskräftepotential führt. Sozialraum als auch der mit den größten Entwicklungs‑ Die niedrigsten Jugendquotienten in Castrop-Rauxel hemmnissen. weisen die Sozialräume Henrichenburg-West (23%), Dingen (24%) und Rauxel-Süd Süd (24%) auf, die Die Betrachtung von Sozialräumen, die in anderen höchsten Bövinghausen (38%), Deininghausen (37%) Analysen einem gemeinsamen statistischen Bezirk oder und Obercastrop Ost (36%)14. Der Altenquotient hin- Stadtteil zugeordnet sind, zeigen ebenfalls ein sehr gegen beschreibt den Anteil der über 64-jährigen Be- gegensätzliches Bild. So zum Beispiel in Rauxel-Süd, völkerung im Vergleich zum Anteil der zwischen 20 und wo die Lebenslagen in Rauxel-Süd Nord weit unter- unter 65-Jährigen. Er entspricht in Castrop-Rauxel 37%. durchschnittlich, in Rauxel-Süd Süd hingegen über- Ein hoher Altenquotient besagt, dass es relativ viele durchschnittlich ausgeprägt sind. Ebenso setzen sich ältere Menschen in einer Bevölkerung gibt. Dies betrifft die Werte und Bewertungen zu den Lebenslagen, die vor allem den Sozialraum Obercastrop West mit einem in der Summe sehr ähnlich aussehen, in den einzelnen Altenquotienten von 55% und die zentral gelegenen Sozialräumen aus den verschiedenen Teilindizes sehr Sozialräume Castrop Nord mit 49% sowie Castrop Süd unterschiedlich zusammen. So ergibt sich z.B. für beide mit 43%. Dies resultiert vor allem daraus, dass sich in Sozialräume in Henrichenburg ein überdurchschnitt- diesen Sozialräumen annähernd die Hälfte der verfüg- licher Indexwert. In Henrichenburg-West resultiert die- baren Plätze in Alten- und Pflegeheimen sowie Wohn- ser Wert aus einem unterdurchschnittlichen Wert für formen für Senioren der Stadt Castrop-Rauxel befinden. den Teilindex Wanderungsbewegungen und ansons- Letztlich ordnet sich Castrop-Rauxel in die Reihe der ten überdurchschnittlichen Werten in allen anderen Ruhrgebietskommunen ein, deren Lebensbedingungen Teilindizes. In Henrichenburg-Ost hingegen finden sich innerhalb der Stadt große Unterschiede ein weit überdurchschnittlicher Wert im Teilindex Wan‑ aufweisen. derungsbewegungen und ansonsten durchschnittlichen Werten in Erziehung und Bildung sowie soziale Lage. Auch die Altersstruktur der Bevölkerung in den einzel- nen Sozialräumen variiert mitunter sehr stark. Der Ju- gendquotient, also der Anteil der unter 20-jährigen Bevölkerung im Verhältnis zum Anteil der zwischen 20 und unter 65-Jährigen, beträgt in Castrop-Rauxel 29%. Er beschreibt das Verhältnis der jungen Bevölkerung zu der im erwerbsfähigen Alter und gibt an, wie viele Menschen unter 20 Jahre (13.201 Personen) auf 100 Personen von 20 bis unter 65 Jahre (45.327 Personen) kommen. 14 Eine tabellarische Aufstellung der Altersstruktur auf Sozialraumebene ist dem Anhang zu entnehmen. 14
Lebenslagen nach Teilindizes: Teilindex soziale Lage 3. LEBENSLAGEN NACH TEILINDIZES An dieser Stelle wird jeder Teilindex anhand beispiel- hafter, besonders auffälliger Ausprägungen einzelner Tabelle 3 | Rangfolge der Sozialräume im Teilindex soziale Lage Indikatoren beleuchtet. Dingen 1,3 Pöppingh./Bladenh. 1,2 3.1. TEILINDEX SOZIALE LAGE Henrichenburg-West 1,2 Merklinde 1,2 Der Mittelwert der Stadt Castrop-Rauxel bezüglich Frohlinde 1,1 der Beitragsbefreiung in Kindertageseinrichtungen Rauxel-Süd Süd 0,7 liegt bei 4%. Der Anteil des Bezugs variiert allerdings Ickern-Süd Nord 0,6 stark: Während in Frohlinde, Merklinde, Dingen und Obercastrop West 0,5 Henrichenburg-West jeweils unter 1% der KiTa-Kinder Behringhausen 0,5 vom Elternbeitrag befreit sind, sind es in Rauxel-Süd Henrichenburg-Ost 0,4 Nord und Habinghorst Nord Habinghorst Süd 0,4 Ickern-Süd West 0,2 jeweils rund 10% Schwerin West 0,2 der Kinder. Rauxel-Nord Ost 0,2 Rauxel-Nord West 0,2 Ickern-Nord 0,0 Bövinghausen -0,2 Castrop Nord -0,4 Abbildung 3 | Deininghausen -0,7 Karte zum Teilindex Schwerin Ost -0,8 soziale Lage Castrop Süd -1,0 Obercastrop Ost -1,0 Ickern-Süd Ost -1,4 Rauxel-Süd Nord -2,0 Habinghorst Nord -2,5 -4,0 -2,0 0,0 2,0 Sozialräume mit hohen Sozialräume mit (sehr) niedrigen Ausprägungen des Ausprägungen des Teilindex soziale Lage… Teilindex soziale Lage… …befinden sich zum Großteil in ländlich gepräg- …verzeichnen Castrop Süd, Obercastrop Ost, Ickern- ten Bereichen der Stadt Castrop-Rauxel in Dingen, Süd Ost, Rauxel-Süd Nord und Habinghorst Nord. Dabei Pöppinghausen/Bladenhorst, Henrichenburg West und variieren die Anteile an den beitragsbefreiten Kindern Merklinde. Dingen weist dabei den höchsten Wert in zwischen den Sozialräumen von 6,2% in Ickern-Süd Ost der Summe der Indikatoren auf. In diesen Sozialräumen und 10,3% in Rauxel-Süd Nord. befinden sich zumeist die wenigsten beitragsbefreiten Kinder in Kita, Kindertagespflege und OGS. 15
Lebenslagen nach Teilindizes: Teilindex Erziehung und Bildung 3.2. TEILINDEX ERZIEHUNG UND BILDUNG In der Stadt Castrop-Rauxel liegt der Mittelwert der Tabelle 4 | Rangfolge der Sozialräume nicht institutionell versorgten Kinder unter 3 Jahren im Teilindex Erziehung und Bildung bei rund 66%, bei den über 3-jährigen Kindern sind es Dingen 1,8 16%. Diese Kinder werden weder in einer Kindertages‑ Rauxel-Süd Süd 1,4 einrichtung noch bei einer Tagespflegeperson betreut. Henrichenburg-West 1,2 Frohlinde 0,8 Pöppingh./Bladenh. 0,8 Abbildung 4 | Rauxel-Nord Ost 0,7 Karte zum Teilindex Rauxel-Nord West 0,6 Erziehung und Bildung Ickern-Süd Nord 0,5 Obercastrop West 0,4 Castrop Nord 0,4 Schwerin West 0,3 Schwerin Ost 0,3 Henrichenburg-Ost 0,2 Behringhausen 0,1 Ickern-Süd Ost 0,0 Ickern-Nord 0,0 Ickern-Süd West 0,0 Merklinde 0,0 Obercastrop Ost -0,5 Deininghausen -0,8 Habinghorst Süd -0,8 Castrop Süd -1,3 Rauxel-Süd Nord -1,7 Bövinghausen -1,7 Habinghorst Nord -2,6 -4,0 -2,0 0,0 2,0 4,0 Sozialräume mit (sehr) hohen Ausprägungen des Sozialräume mit (sehr) niedrigen Ausprägungen des Teilindex Erziehung und Bildung… Teilindex Erziehung und Bildung… …befinden sich zum Großteil in den ländlich gepräg- …verzeichnen die Sozialräume Habinghorst Süd, ten Bereichen der Stadt Castrop-Rauxel in Dingen, Castrop Süd, Rauxel-Süd Nord, Bövinghausen und Henrichenburg-West, Frohlinde und Pöppinghausen/ Habinghorst Nord mit institutionell unversorgten über Bladenhorst. Dabei weist Dingen die mit Abstand höchs- 3-jährigen Kinder von 17% bis zu 33% und im Bereich ten Werte auf und ist hier in der Summe vergleichswei- der unter 3-Jährigen von 76% bis hin zu 87%. Dies ist se sehr positiv. Lediglich 13% der Kinder unter 3 Jahren nicht zwingend auf fehlende Plätze in Kita oder Tages- und 10% der Kinder über 3 Jahren werden hier nicht in- pflege, sondern mitunter auf den Elternwunsch zurück- stitutionell betreut. Die unterschiedliche Verteilung der zuführen. So können neben privaten Gründen auch Lebenslagen über das Stadtgebiet und auch innerhalb soziale, ethnische und/oder religiös bedingte Familien- eines Stadtteils zeigt deutlich, dass eine Orientierung und Erziehungsformen ein Grund sein, dass ein Kind auf Sozialraumebene die Bedingungen für Erziehung erst spät oder gar nicht in die Kita kommt. und Bildung offensichtlich genauer abbilden kann als auf Stadtteilebene. 16
Lebenslagen nach Teilindizes: Teilindex Wanderungsbewegungen 3.3. TEILINDEX WANDERUNGSBEWEGUNGEN Der Teilindex Wanderungsbewegungen setzt sich aus Tabelle 5 | Rangfolge der Sozialräume den Fort- und Zuzügen, extern wie intern, zusammen. im Teilindex Wanderungsbewegungen Die höchsten Werte erreichen jene Sozialräume, die mehr Zuzüge als Fortzüge im Vergleich zum städtischen Henrichenburg-Ost 1,8 Mittelwert haben und somit einen hohen Wanderungs- Ickern-Süd Nord 1,8 saldo besitzen. Anzumerken ist hier, dass diese Bewer- Schwerin West 1,4 tung durchaus ambivalent sein kann, da ein hoher Saldo Castrop Nord 1,1 sowohl positiv, als attraktiver Sozialraum mit weniger Rauxel-Nord Ost 1,0 Habinghorst Nord 0,9 Fortzügen und etwas mehr Zuzügen (z.B. Neubau‑ Obercastrop West 0,4 gebiete) als auch negativ, als unattraktiver Sozialraum Ickern-Nord 0,4 mit vielen Fortzügen und dennoch etwas mehr Zu‑ Dingen 0,4 zügen (eventuell aufgrund eines niedrigen Mietniveaus) Pöppingh./Bladenh. 0,2 interpretiert werden kann. Nichtsdestotrotz erfolgt die Ickern-Süd West 0,2 Bewertung an dieser Stelle Ickern-Süd Ost 0,1 so, wie bei allen Teil- Merklinde 0,0 indizes: Deininghausen -0,2 Behringhausen -0,2 Ein hoher Wert stellt Castrop Süd -0,3 eine günstige, ein Rauxel-Süd Süd -0,5 niedriger Wert eine Rauxel-Süd Nord -0,5 weniger günstige Schwerin Ost -0,5 Ausprägung dar. Rauxel-Nord West -0,6 Henrichenburg-West -0,8 Obercastrop Ost -1,2 Frohlinde -1,2 Habinghorst Süd -1,2 Bövinghausen -2,6 -4,0 -2,0 0,0 2,0 4,0 Abbildung 5 | Karte zum Teilindex Wanderungsbewegungen Sozialräume mit (sehr) hohen Ausprägungen des Sozialräume mit (sehr) niedrigen Ausprägungen des Teilindex Wanderungsbewegungen… Teilindex Wanderungsbewegungen… …sind Henrichenburg Ost und Ickern-Nord. Der Wan- …sind neben Bövinghausen die Sozialräume Habinghorst derungssaldo fällt hier, bemessen am Durchschnitt der Süd, Frohlinde und Obercastrop Ost, im Vergleich zum Stadt Castrop-Rauxel, am höchsten aus. Das bedeutet, städtischen Durchschnitt. Das bedeutet, dass in diesen dass in diesen nördlich gelegenen Sozialräumen der An- Sozialräumen der Anteil der Fortzüge höher ist als der teil der Zuzüge höher ist als der Anteil der Fortzüge. Mit Anteil der Zuzüge. etwas Abstand folgen Schwerin West und Castrop Nord. 17
Lebenslagen nach Teilindizes: Teilindex kulturelles Zusammenleben 3.4. TEILINDEX KULTURELLES ZUSAMMENLEBEN Wie das gesamte Ruhrgebiet ist auch Castrop-Rauxel So sind Familien mit Migrationshintergrund besonders stark von Zuwanderung geprägt. häufig von Arbeitslosigkeit betroffen und von staat- lichen Unterstützungsleistungen abhängig. Diese Ab- In der Castrop-Rauxeler Bevölkerung besitzen gut 19% hängigkeit reduziert sich deutlich, wenn z.B. die Mutter eine nicht deutsche Staatsangehörigkeit oder eine ebenfalls erwerbstätig ist. Zusätzlich hat die Berufstätig- doppelte Staatsbürgerschaft. Die Menschen kommen keit allgemein einen positiven Effekt auf die Integration aus über 100 Herkunftsländern: die meisten der Per- der gesamten Familie - insbesondere der Kinder.16 An sonen mit nicht deutscher Staatsangehörigkeit stam- dieser Stelle liefert der Teilindex kulturelles Zusammen- men aus der Türkei (1897) Syrien (959), Polen (725), leben wichtige Anhaltspunkte für spätere Planungen, Griechenland (698) und Rumänien (571). Die meisten um unterstützen und fördern zu können. Einwohner*innen mit doppelter Staatsbürgerschaft hingegen stammen aus Polen (2074), der Türkei (1069) Abbildung 6 | und Marokko (582). Die Anteile der Personen mit Migra- Karte zum Teilindex tionshintergrund innerhalb eines Sozialraums schwan- kulturelles Zusammenleben ken zwischen 4% in Henrichenburg West und 40% in Habinghorst Süd. Zudem ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter 20 Jahren mit Migrationshinter- grund deutlich höher. Diese Gruppe umfasst insgesamt einen Anteil von 31 %, wobei auch dies zwischen den Sozialräumen stark variiert (von 6% in Henrichenburg- West bis hin zu 55% in Habinghorst Süd). Das heißt, dass sich die Personen mit Migrationshinter- grund sehr ungleich auf das Stadtgebiet verteilen. Diese sogenannte „ethnische Segregation“ kann sowohl proble- matische als auch positive Aspekte haben: Auf der einen Seite kann eine starke Orientierung auf einen Sozialraum oder sogar Baublock15 den Eingliederungsprozess in die deutsche Gesellschaft erschweren. Auf der anderen Sei- te kann die Eingebundenheit in einer Gemeinschaft bei einem Eingliederungsprozess auch unterstützen. An dieser Stelle wird, anders als in den anderen Teil‑ indizes, auf eine Rangliste verzichtet. Grund hierfür ist, dass die Zahlen lediglich die Verteilung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund auf die Sozialräume wieder- geben. Die Werte sind nicht dazu geeignet zu beurtei- len, wie viele Menschen tatsächlich einen Unterstüt- zungsbedarf beim Integrationsprozess haben. Dennoch ist davon auszugehen, dass dort, wo viele Menschen mit Zuwanderungsgeschichte leben, mehr Menschen beim Integrationsprozess Unterstützung benötigen, auch wenn dieser Anteil anhand der vorliegenden Daten nicht quantifizierbar ist. Ein Baublock ist die kleinste räumliche Einheit, deren Definition sich an städtebaulichen und natürlichen Strukturen der Kommune orientiert. 15 Ein Baublock bildet die Fläche ab, die in der Regel von Straßen, Flüssen oder Bahnlinien etc. von allen Seiten umschlossen wird Vgl. Bundesministerium für Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 16 18
Lebenslagen in den Sozialräumen: Henrichenburg 4. LEBENSLAGEN IN DEN SOZIALRÄUMEN 4.1. HENRICHENBURG Insgesamt betrachtet zeigt der Stadtteil Henrichenburg ein überdurchschnittliches Niveau hinsichtlich der Lebenslagen der dort lebenden Bevölkerung. In den einzelnen Ausprägungen der Teilaspekte unter- scheiden sich die beiden Sozialräume Henrichenburg- Ost und Henrichenburg-West allerdings. Während Henrichenburg-Ost in den Teilindizes von durchschnitt- lich - bei Erziehung und Bildung sowie soziale Lage - bis hin zu weit überdurchschnittlich im Teilindex Wande- rungsbewegungen schwankt, zeigt Henrichenburg-West eher gleichmäßige Ausprägungen eines überdurch- Abbildung 7 | Stadtteil Henrichenburg, bestehend aus den Sozialräumen schnittlichen Niveaus, mit Ausnahme des unterdurch- Henrichenburg-Ost und Henrichenburg-West schnittlichen Teilindex Wanderungsbewegungen. Auch im Teilindex Erziehung und Bildung sind stärkere Unter- schiede zwischen den benachbarten Sozialräumen zu In der Gesamtwertung liegt Henrichenburg-West mit verzeichnen. Dies resultiert aus höheren Anteilen bei 2,9 Punkten auf Rang 5 und Henrichenburg-Ost mit 3,3 den institutionell unversorgten Kindern unter und über Punkten auf Rang 4 im städtischen Vergleich. Ein Hand- 3 Jahren, einem höheren Anteil an Fällen der Jugend- lungsbedarf lässt sich in diesen beiden Sozialräumen gerichtshilfe sowie Fällen in den teilstationären und nicht ableiten. Ambulanten Hilfen, wie auch einem höheren Anteil an Mitteilungen an das Jugendamt und daraus resultieren- Das überdurchschnittliche Niveau der Sozialräume zeigt den Kindeswohlgefährdungen in Henrichenburg-Ost im sich ebenfalls in den Schuleingangsuntersuchungen Vergleich zu Henrichenburg-West. Diese Unterschiede der Jahre 2017 und 2018. Von den insgesamt 71 unter- zwischen den beiden Sozialräumen fallen im Vergleich suchten Kindern in diesem Stadtteil ist der Anteil der zu weit stärkeren Schwankungen im gesamten Stadtge- Kinder mit nicht altersgemäß entwickelten sprachlichen biet jedoch gering aus. und nicht-sprachlichen Kompetenzen im Vergleich zum städtischen Durchschnitt sehr gering. 19
Lebenslagen in den Sozialräumen: Henrichenburg-Ost 4.1.1. HENRICHENBURG-OST Henrichenburg-Ost zeigt insgesamt ein vergleichsweise Abbildung 8 | Netzgrafik zu den Lebenslagen überdurchschnittliches Niveau mit 3,3 Punkten nach vier Teilindizes in Henrichenburg-Ost im Gesamtindex. Lediglich die Altersstruktur der Einwohner*innen in diesem Sozialraum weicht vom gesamtstädtischen Durchschnitt ab. Hier steht ein geringerer Jugendquotient einem deutlich höheren Altenquotienten gegenüber. Insgesamt schneidet der Sozialraum in keinem der Teilindizes unterdurchschnittlich ab. Die Niveaus reichen von durchschnittlich in den Teilindizes Erziehung und Bildung und soziale Lage, über dem Durchschnitt im Teilindex kulturelles Zusammenleben, bis weit überdurchschnittlich im Teilindex Wanderungsbewegungen. Lediglich sechs der 26 Indikatoren sind in einem gerin- Tabelle 6 | Standardisierte Indikatorenwerte gen Ausmaß negativ ausgeprägt. Sie bedürfen keiner für den Sozialraum Henrichenburg-Ost weitergehenden Beschreibung. Im Sozialraum Henrichenburg-Ost ist kein Handlungs- bedarf abzuleiten. Die negativ ausgeprägten Indikato- ren sind allein gesehen kein Hinweis auf Problemlagen, sondern eine punktuelle Erkenntnis. 20
Lebenslagen in den Sozialräumen: Henrichenburg-West 4.1.2. HENRICHENBURG-WEST Insgesamt zeigt Henrichenburg-West ein überdurch- Abbildung 9 | Netzgrafik zu den Lebenslagen nach schnittliches Niveau hinsichtlich der Lebenslagen der vier Teilindizes in Henrichenburg-West dort lebenden 1.499 Einwohner*innen. Lediglich im Teilindex Wanderungsbewegungen, im Gegensatz zu Henrichenburg-Ost, schneidet dieser Sozialraum unter- durchschnittlich ab. Die höhere Abwanderungsquote kann allerdings auch auf einen Generationenwechsel in diesem Sozialraum hindeuten. In allen anderen Teilindi- zes schneidet Henrichenburg-West überdurchschnittlich ab. Tabelle 7 | Standardisierte Indikatorenwerte Lediglich vier der 26 Indikatoren sind negativ ausge- für den Sozialraum Henrichenburg-West prägt. Die Indikatoren der externen Zuzüge sind in Henrichenburg-West mäßig, die der innenstädtischen Zuzüge stark negativ ausgeprägt. Das bedeutet, dass in diesem Sozialraum weniger Zuzüge, im Vergleich zum städtischen Mittelwert, stattfinden. Da jedoch die Fort- züge positiv ausgeprägt sind und somit auch wenige Einwohner*innen wegziehen, ist hier keine Problemlage zu erkennen. Die Indikatoren zu den institutionell unversorgten Kin- dern in OGS und des positiv verstandenen Bezugs von Leistungen von BuT sind ebenfalls mäßig negativ aus- geprägt. Doch muss auch dies nicht heißen, dass hier ein Handlungsbedarf besteht. Vielmehr können beide Indikatoren, aufgrund sonst fehlender Anhaltspunkte, auf eine gute soziale Lage hindeuten. Gleichwohl ist im Sozialraum Henrichenburg-West kein Handlungsbedarf abzuleiten. Die negativ ausgeprägten Indikatoren sind allein gesehen kein Hinweis auf Prob- lemlagen, sondern eine punktuelle Erkenntnis. 21
Lebenslagen in den Sozialräumen: Ickern-Nord 4.2. ICKERN-NORD Insgesamt betrachtet zeigt der Sozialraum Ickern-Nord mit 1,0 Punkten ein durchschnittliches Niveau im Ge- samtindex. Die Altersstruktur der 3.684 Einwohner*innen in diesem Sozialraum weicht allerdings von dem gesamtstädtischen Durchschnitt ab. In Ickern-Nord ist sowohl der Jugend- quotient (Rang 22) als auch der Altenquotient (Rang 8) im Vergleich zum städtischen Mittelwert deutlich geringer. Insgesamt schneidet der Sozialraum in allen Teilindizes als überdurchschnittlich ab. Damit liegt Ickern-Nord in der Gesamtwertung auf Rang 12 im städtischen Ver- gleich. Bei den Schuleingangsuntersuchungen der Jah- re 2017 und 2018 wurden für den gesamten Stadtteil Abbildung 10 | Sozialraum Ickern-Nord Ickern insgesamt 225 Kindern untersucht. Hierbei ist der Anteil der Kinder mit nicht altersgemäß entwickel- Abbildung 11 | Netzgrafik zu den Lebenslagen ten sprachlichen und nicht-sprachlichen Kompetenzen nach vier Teilindizes in Ickern-Nord im Vergleich zum städtischen Durchschnitt gering. Der Anteil der Kinder mit Übergewicht/Adipositas hingegen ist in diesem Stadtteil besonders hoch. Von insgesamt 26 Indikatoren sind in Ickern-Nord acht Tabelle 8 | Standardisierte Indikatorenwerte negativ ausgeprägt. Der Großteil allerdings in einem ge- für den Sozialraum Ickern-Nord ringen Ausmaß und bedarf daher an dieser Stelle keiner weitergehenden Beschreibung. Doch der Indikator zur Elternbeitragsbefreiung in Tages- pflege weicht stark negativ vom städtischen Mittelwert ab. Auch die Ausprägung der Mitteilungen von Kindes- wohlgefährdungen ist mäßig negativ, die der tatsächli- chen Kindeswohlgefährdungen sind allerdings unauffällig. Nichtsdestotrotz ist im Sozialraum Ickern-Nord kein Handlungsbedarf abzuleiten. Die negativ ausgeprägten Indikatoren sind allein gesehen kein Hinweis auf Problem- lagen, sondern nur punktuelle Erkenntnisse. 22
Sie können auch lesen