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  SOZIALBERICHT
  2021
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SEHR GEEHRTE LESER*INNEN,
demografische und soziale Veränderungen stellen die Stadt Castrop-Rauxel vor
zentrale Herausforderungen. Zunehmende Armut und soziale Ausgrenzung, von
denen häufig Familien mit Kindern, aber auch ältere Menschen oder Menschen
mit nicht deutscher Herkunft betroffen sind, erfordern innovative Wege, die wir
als Stadt gemeinsam gehen wollen.

Eine tatsächliche Teilhabe für alle Bürger*innen der Stadt – das ist erklärtes
Ziel und soll in den nächsten Jahren weiter gestärkt werden. Adressaten- und
sozialraumbezogene Dienste, Einrichtungen und Sozialleistungen müssen daher
angeboten, evaluiert und ausgebaut werden.

Um das zu erreichen, hat sich die Verwaltung entschlossen, diesen Sozialbericht
erstmalig zu erstellen und damit eine valide Datenbasis für weitere Planungen
und Projekte zu schaffen.
In diesem Rahmen wurden insgesamt 25 Sozialräume der Stadt Castrop-Rauxel
analysiert. Dies erfolgt auf einer kleinräumigen Ebene auf Basis der verfügba-
ren Daten. Dabei konnten nicht alle Themenfelder und Querbezüge betrachtet
werden, die denkbar waren. Es mussten zunächst die Grundlagen geschaffen
werden, die einen solchen Bericht ermöglichen. Dazu gehören die Datenbe-
schaffung, -strukturierung und -qualität, sowie eine Eingrenzung der Komplexität
sozialer Fragestellungen.

Der Bericht kann und soll keine schnellen Antworten auf die sozialpolitischen
Herausforderungen in einzelnen Sozialräumen liefern. Als Bestandsaufnahme
bildet er eine Grundlage für die Entwicklung von strategischen und operativen
Zielen. Mit dem Sozialbericht sollen Handlungsansätze auf sozialräumlicher Ebe-
ne aufgezeigt und in Zusammenarbeit mit politischen und kommunalen Ent-
scheidungsträger*innen, Fachleuten und beteiligten Akteuren genutzt werden.

Im Rahmen des Landesprogramms „Zusammen im Quartier- Kinder stärken- Zu-
kunft sichern“ wurden in den vergangenen zwei Jahren daher die Informationen
gemeinsam mit verschiedenen Fachbereichen der Stadtverwaltung sowie der
Kreisverwaltung zusammengetragen. Allen am Prozess Beteiligten danken wir
für die intensive Arbeit und freuen uns auf die weitere Entwicklung und die zu-
künftige Zusammenarbeit.

Rajko Kravanja                                 Regina Kleff
Bürgermeister                                  Beigeordnete für Soziales
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INHALT

1.       Einleitung.................................................... 5
1.1.     Wissenschaftliches Vorgehen.......................... 10
1.2.     Lesart der Diagramme und Grafiken............. 12

2.       Gesamtstädtischer Überblick................. 13

3.       Lebenslagen nach Teilindizes.................. 15
3.1.     Teilindex soziale Lage . ..................................... 15
3.2.     Teilindex Erziehung und Bildung.................... 16
3.3.     Teilindex Wanderungsbewegungen.............. 17
3.4.     Teilindex kulturelles Zusammenleben.......... 18

4.       Lebenslagen in den Sozialräumen.......... 19
4.1.     Henrichenburg........................................... 19              4.10.1.   Castrop Nord....................................................... 41
4.1.1.   Henrichenburg-Ost............................................ 20         4.10.2.   Castrop Süd......................................................... 42
4.1.2.   Henrichenburg-West......................................... 21           4.11.     Behringhausen........................................... 43
4.2.     Ickern-Nord................................................ 22           4.12.     Obercastrop............................................... 44
4.3.     Ickern-Süd.................................................. 23          4.12.1.   Obercastrop Ost................................................. 45
4.3.1.   Ickern-Süd Nord.................................................. 24     4.12.2.   Obercastrop West.............................................. 46
4.3.2.   Ickern-Süd Ost..................................................... 25   4.13.     Schwerin.................................................... 47
4.3.3.   Ickern-Süd West.................................................. 26     4.13.1.   Schwerin Ost........................................................ 48
4.4.     Habinghorst............................................... 27            4.13.2.   Schwerin West..................................................... 49
4.4.1.   Habinghorst Nord.............................................. 28        4.14.     Frohlinde.................................................... 50
4.4.2.   Habinghorst Süd................................................. 29      4.15.     Bövinghausen............................................ 51
4.5.     Pöppinghausen und Bladenhorst.............. 30                           4.16.     Merklinde................................................... 53
4.6.     Rauxel-Nord............................................... 31
4.6.1.   Rauxel-Nord Ost................................................. 32      5.        Ausblick................................................. 54
4.6.2.   Rauxel-Nord West.............................................. 33
4.7.     Deininghausen........................................... 34                        Abbildungsverzeichnis........................... 56
4.8.     Dingen........................................................ 36                  Tabellenverzeichnis............................... 57
4.9.     Rauxel-Süd................................................. 37                     Literaturverzeichnis.............................. 57
4.9.1.   Rauxel-Süd Nord................................................. 38
4.9.2.   Rauxel-Süd Süd................................................... 39               Anhang.................................................. 58
4.10.    Castrop....................................................... 40                  Impressum................................................
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Einleitung

       1. EINLEITUNG

Die Fragen, wie sich die verschiedenen Lebenslagen der                                   und so die Daten inhaltlich um eine Analyse bereits be-
Bevölkerung in Castrop-Rauxel differenziert darstellen                                   stehender Angebote und Maßnahmen zu unterschiedli-
und welche Faktoren diese beeinflussen, sind die Kernfra-                                chen Themenschwerpunkten zu erweitern.
gen, mit denen sich der Sozialbericht beschäftigt. Entwi-
ckelt wurde hierfür ein Index auf kleinräumiger1 Betrach-
tungsebene, um die ungleichen Lebenslagen in ihren                                          DIE FUNKTION DES INDEX IST:
verschiedenen Dimensionen und die damit einherge-
henden Herausforderungen fachbereichsübergreifend                                               R
                                                                                                 egelmäßige Datenlieferung zu
darzustellen. In einem engen Austausch innerhalb der                                            sozialräumlichen Entwicklungen
Fachverwaltung, insbesondere der Stadtentwicklung
und Statistik, Ausländerbehörde, Jugendhilfeplanung,                                           A
                                                                                                 ufmerksam machen auf Ungleichheiten
Jugendförderung, Kinderförderung, Jugend und Familie,                                           in unserer Stadt
Soziales, Migration und Obdachlosenhilfe, Vermessung
und Geoinformation und dem Kreisgesundheitsamt                                                 F
                                                                                                 eststellung und Verortung von
Recklinghausen entstand eine Indikatorensammlung,                                               Herausforderungen
die es ermöglichen soll, über eine längere Zeit hinweg,
nicht nur kleinräumig, sondern vor allem systematisch                                          U
                                                                                                  nterstützung bei der Bestimmung
und nachhaltig die Entwicklungsprozesse unserer Stadt                                            von Fördergebieten und der Antragsstellung
zu beobachten und zu analysieren. Die Entwicklungen
von sozialräumlichen und handlungsfeldbezogenen
Bedarfen und Herausforderungen und deren enge                                            Mit dem Vorhaben des Sozialberichts folgte die Stadt
Zusammenhänge können durch das Beobachten und                                            Castrop-Rauxel im Jahr 2018 dem Projektaufruf des Mi-
Analysieren verfolgt werden. Bei Weiterführung der So-                                   nisteriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Lan-
zialberichterstattung in den nächsten Jahren können so                                   des Nordrhein-Westfalen (MAGS) zum Baustein 3 – „Von
zudem wirtschaftliche oder soziale Veränderungen oder                                    Daten zu Taten“ des Projektes „Zusammen im Quar-
Verschiebungen beobachtet, aber auch durch entspre-                                      tier - Kinder stärken - Zukunft sichern“. Die Bewilligung
chende Maßnahmen positiv entgegengewirkt werden.                                         der Finanzierung durch Landesmittel für den Projekt‑
Zeitgleich kann dieser Index die Rolle eines Frühwarn-                                   zeitraum 01.03.2019 bis 31.12.2020 ermöglichte es,
systems einnehmen, welches dabei hilft, zum einen die                                    mithilfe datenbasierter Erkenntnisse eine strategische
Entwicklungsprozesse von Problemlagen frühzeitig zu                                      Sozialplanung aufzubauen und somit einen Beitrag für
erkennen.                                                                                ein fachbereichsübergreifendes Planen und Handeln zu
Zum anderen dient es aber auch der Lokalisierung von                                     leisten. Der vorliegende Sozialbericht gibt, mit Hilfe der
Handlungsbedarfen, wodurch die Erhebung frühzei-                                         städtischen Indikatoren, welche in die vier Dimensionen
tig in Planungs- und Steuerungsprozesse eingebunden                                      bzw. Teilindizes,
werden und präventiv wirken kann. Dementsprechend                                           Erziehung und Bildung
können so auch die Fachplanungen bei der Bestimmung                                         soziale Lage
von Fördergebieten und der Beantragung der Förder-                                          Wanderungsbewegungen und
mittel unterstützt werden. In einem weiteren Schritt kön-                                   kulturelles Zusammenleben
nen und sollen die Erkenntnisse über die Lebenslagen                                     eingeteilt wurden, Auskunft über Herausforderungen
und -welten als Grundlage einer Strategieentwicklung                                     oder Benachteiligungen der Bevölkerung. Diese Indika-
verschiedenster Akteure auf dem Stadtgebiet dienlich                                     toren hängen häufig stark miteinander zusammen, be-
und nutzbar sein. Hierfür wird es in einem Folgeprozess                                  dingen sich gegenseitig und sind nicht alleinstehend zu
notwendig sein, mit verschiedensten Akteuren, Arbeits-                                   betrachten. Die Untergliederung der Teilindizes dient
gemeinschaften und Gremien ins Gespräch zu kommen                                        dazu, mögliche Handlungsfelder abzugrenzen.

1
    Kleinräumig bedeutet hier, ein im Vergleich zu statistischen Bezirken oder den Stadtteilen deutlich kleineres Gebiet, um so dem tatsächlich gelebten Raum der
    Einwohner*innen näher zu kommen.

                                                                                                                                                                     5
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Einleitung

Der Index bündelt die Informationen zu einem einzigen                      völkerung, Erziehung und Bildung, Ökonomie, Gesund-
Wert, mit dem sowohl problematische Strukturen als                         heit sowie Wanderungsbewegungen, die durch statis-
auch positive Entwicklungsprozesse übersichtlich und                       tische Verfahren zu Teilindizes und schlussendlich zu
kompakt dargestellt werden können. Derzeit besteht                         einem Gesamtindex verbunden werden.
der Katalog aus 26 Indikatoren aus den Bereichen Be-

                                                       LEBENSLAGEN

       TEILINDEX                              TEILINDEX                        TEILINDEX                  TEILINDEX
       ERZIEHUNG                               SOZIALE                       WANDERUNGS‑                 KULTURELLES
      UND BILDUNG                                LAGE                        BEWEGUNGEN                ZUSAMMENLEBEN

      nicht institutionell              SGB XII unter 15 Jahren             Fortzüge nach Extern            Personen mit
       betreute Kinder                                                                                    Aufenthaltsstatus
        unter 3 Jahren
                                        SGB XII 15 bis unter 65              Zuzüge aus Extern
                                                Jahren                                                       Personen
      nicht institutionell                                                                                  mit doppelter
                                                                                  Fortzüge
     betreute Kinder über                                                                                Staatsbürgerschaft
                                         SGB XII über 65 Jahre                 innerstädtisch
           3 Jahren
                                                                                                            Personen mit
                                         Unterhaltsvorschuss                Zuzüge innerstädtisch
       nicht institutionell                                                                                nicht deutscher
       betreute Kinder in                                                                                Staatsbürgerschaft
    Offener Ganztagsschule                     Befreiung
                                          Elternbeitrag in Kita
                                                                                                           Kinder mit nicht
       Fälle der Jugend‑                                                                                 deutsche Haushalts-
         gerichtshilfe                  Befreiung Elternbeitrag                                            sprache in Kita
                                            in Tagespflege
     Teilstationäre Hilfen
    zur Erziehung unter 18              Befreiung Elternbeitrag
             Jahren                      in Offener Ganztags-
                                                schule
     Stationäre Hilfen zur
       Erziehung unter                       Leistungen für
           18 Jahren                          Bildung und
                                            Teilhabe (positiv
                                                gewertet)
       Meldungen mit
        gewichteten
       Anhaltspunkten                    Alleinerziehende mit
                                            Kind(ern) in Kita
    Kindeswohlgefährdung

         Leistungen für
     Bildung und Teilhabe
       (positiv gewertet)

Abbildung 1 Aufbau des Index zu den Lebenslagen der Stadt Castrop-Rauxel

6
SOZIALBERICHT 2021 - (Logo zur Platzierung oben links) - (Logo zur Platzierung unten rechts) - Stadt Castrop-Rauxel
Einleitung

Der Teilindex Erziehung und Bildung wird zum                                       Der Bezug von Leistungen für Bildung und Teilhabe
einen aus den institutionell unversorgten Kindern                                  (BuT) nach SGB XII wird in diesem Teilindex positiv ge-
ermittelt. Hierbei werden sowohl die Offene Ganztags‑                              wertet, erhöht er doch die Teilhabechancen von Kin-
schule (OGS) als auch die Kinder im Alter von unter                                dern trotz monetärer Benachteiligung.
und über 3 Jahren, also jene, die keinen Betreuungs-
platz in Kita oder Tagespflege haben, berücksichtigt.                              Ergänzend zu dem Teilindex Erziehung und Bildung wer-
Der frühe Einstieg in die frühkindlichen außerfamiliären                           den in den Beschreibungen der jeweiligen Stadtteile, zu
Entwicklungs- und Bildungsräume legt den Grundstein                                denen mitunter mehrere Sozialräume gehören, die Er-
für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn. Kinder, beson-                             gebnisse der Schuleingangsuntersuchungen über 562
ders aus Familien in denen sie nicht ausreichend ge-                               getestete Kinder im Jahr 2016 und 618 Kinder im Jahr
fördert werden können, profitieren in ihrer Entwicklung                            2017 mit aufgeführt.
von einem möglichst frühen Besuch der Kita2. Der dazu‑
gehörige Ausbau der Plätze für eine Betreuung von Kin-                             Diese sind aktuell nur auf Ebene der Stadtteile verfüg-
dern unter 3 Jahren hat bisher allerdings eher einen Fo-                           bar, sollen aber aufgrund ihrer Relevanz bezüglich des
kus auf die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie                             Entwicklungsstands der Kinder dennoch Verwendung
und Beruf, da eine Berufstätigkeit ein wichtiges Krite-                            finden. Soweit bei den Schuleingangsuntersuchungen
rium bei der Vergabe der Kita-Plätze ist3. Die starke In-                          Kinder mit nicht altersgemäßer Sprachentwicklung,
anspruchnahme der U3-Plätze von gut gebildeten und/                                Übergewicht/Adipositas oder Auffälligkeiten der Fein-
oder berufstätigen Eltern führt dazu, dass Kapazitäten                             und Visuomotorik, Grobmotorik, Körperkoordination6
für die Kinder fehlen, deren Eltern oder Elternteile nicht                         festgestellt wurden, wird dies erwähnt.
berufstätig sind, aber im besonderen Maße auf eine früh-
zeitige und mitunter deutschsprachige institutionelle
Förderung angewiesen sind4. Zudem führt dies unter
Umständen auch zu fehlenden Kapazitäten für Kinder,
die erst nach ihrem dritten Lebensjahr für die Kita an-
gemeldet werden5.

Zum anderen gehen hier auch Indikatoren der
Jugendhilfe bzw. der Hilfen zur Erziehung mit ein: die
Fälle der Jugendgerichtshilfe, ambulante sowie
teilstationäre Hilfen zur Erziehung und Mitteilun-
gen von sowie die daraus resultierten tatsächlichen
Kindeswohlgefährdungen. Jede Mitteilung an das
Jugendamt wird vorab bewertet und anschließend
geprüft. Aus diesem Grund ist die Zahl der Mittei-
lungen höher als die der tatsächlichen Kindeswohl‑
gefährdungen.

2
    Vgl. Dr. Sabine Wadenpohl, Seite 166
3
    Vgl. Ebd. Seite 28
4
    Vgl. Ebd. Seite 213
5
    Vgl. Ebd. Seite 28
6
    Im Folgenden werden die Fein- und Visuomotorik, Grobmotorik sowie Körperkoordination als „nicht-sprachliche Kompetenzen“ zusammengefasst und verwendet

                                                                                                                                                             7
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Einleitung

Der Teilindex soziale Lage wird über den Empfang von          Zur Darstellung der – auch finanziell – erschwerten Si-
Leistungen nach dem SGB XII, der sogenannten Sozial-          tuation von Alleinerziehenden in diesem Teilindex liegen
hilfe für die Altersgruppen der unter 15-Jährigen, der 15-    derzeit keine aussagekräftigen Statistiken vor. Daher
bis unter 65-Jährigen sowie der über 65-Jährigen ermittelt.   werden ersatzweise die Indikatoren Bezug von Unter-
                                                              haltsvorschussleistungen sowie Alleinerziehende mit
Aufgrund fehlender kleinräumiger Daten zu dem Bezug           Kindern in einer Tageseinrichtung herangezogen.
von Leistungen nach dem SGB II, welche noch deutli-           Letztere entstammt der jährlichen Abfrage der Sozialraum-
cher die ökonomische Situation und die Erwerbsbetei-          datenerhebung in den Kindertageseinrichtungen und wird
ligung der Bevölkerung wiedergeben können, wird bis           von der jeweiligen Einrichtungsleitung angegeben.
zur Verfügbarkeit dieser Datengrundlage auf die zum
Leistungsbezug nach SGB XII zurückgegriffen.                  Des Weiteren geben auch die Beitragsbefreiungen in
                                                              Kita, Tagespflege und Offener Ganztagsschule (OGS)
Die Sozialhilfe umfasst vor allem Hilfen zum Lebens-          Aufschluss über eine angespannte finanzielle Situation. In
unterhalt und die Grundsicherung im Alter und bei Er-         Castrop-Rauxel wurden bis 31.07.2019 all jene Eltern oder
werbsminderung für Personen, die ihren notwendigen            Elternteile vom Elternbeitrag befreit, die über ein maxima-
Lebensunterhalt nicht oder nicht ausreichend aus eige-        les Jahreseinkommen von 17.500 € Brutto verfügen.
nen Kräften wie durch das Einkommen bestreiten kön-
nen. Aber auch Hilfen zur Gesundheit, Hilfe zur Pflege        Wird im Teilindex Erziehung und Bildung der Bezug von
und eine Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer            Leistungen für Bildung und Teilhabe positiv gewertet,
Schwierigkeiten werden hierüber geleistet.                    als Ermöglichung von Teilhabe, so ist dieser Indikator im
                                                              Teilindex soziale Lage ein Hinweis auf fehlende finan-
                                                              zielle Ressourcen und wird entsprechend interpretiert.

8
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Einleitung

                                                                                         auch die Kinder der genannten Gruppen sowie Perso-
      DATENGRUNDLAGE                                                                     nen, die in einem anderen Land geboren wurden aber
                                                                                         die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, mit ein. Ent-
      Die einzelnen Indikatoren, die zum Stichtag 		                                     sprechende Statistiken sind derzeit auf der gewünsch-
      31.12.2018 erhoben wurden, werden auf Grund‑                                       ten Ebene nicht verfügbar11.
      lage des Indikatorenkatalogs der Stadt Castrop-
      Rauxel berechnet. Die Daten der Schuleingangs‑                                     Der Einfachheit halber wird in diesem Bericht der Be-
      untersuchung werden im zweijährigen Durchschnitt,                                  griff Migrationshintergrund verwendet, beschreibt da-
      also für die Jahre 2017 und 2018, verwendet.                                       mit allerdings den im Vorfeld definierten Begriff des
                                                                                         vereinfachten Migrationshintergrunds. Die Datenlage
                                                                                         zum Migrationshintergrund sagt jedoch nichts über
                                                                                         den Integrationsgrad der Menschen aus. Um den Teil-
Der Teilindex Wanderungsbewegungen wird in die-                                          index dahingehend inhaltlich zu ergänzen, wird der In-
sem Index mit Hilfe der Zuzüge und Fortzüge von und                                      dikator „Kinder in einer Tageseinrichtung mit nicht
nach extern7 sowie durch jene innerhalb der eigenen                                      deutscher Haushaltssprache“ hinzugenommen. Die
Stadt, aber sozialraumwechselnd, abgebildet. Diese                                       Annahme, dass es hinsichtlich des Spracherwerbs wei-
Wanderungen deuten auf die Mobilität der Bevölkerung                                     terhin Unterstützungsbedarfe gibt, folgt unter anderem
hin. Sie ist stark altersabhängig und am höchsten bei                                    den Feststellungen des Integrierten Gesundheits- und
jungen Erwachsenen ausgeprägt, die angesichts einer                                      Bildungsberichts 2017 des Kreises Recklinghausen. Hier
Ausbildung, eines Studiums oder des Einstiegs ins Be-                                    wurde bei den Schuleingangsuntersuchungen ein sin-
rufsleben oder aufgrund einer Partnerschaft häufi-                                       kender Anteil an Einschulungskindern aus Familien, bei
ger umziehen. Innerhalb Deutschlands resultieren die                                     denen Deutsch die Alltagssprache ist, festgestellt.
Wanderungsströme aus verschiedenen Faktoren und                                          Zudem wurde ein Anstieg der Kinder, die entweder gar
spiegeln die wirtschaftliche Stärke von Ländern und Re-                                  kein Deutsch oder nur sehr unzureichend sprechen
gionen wider. Bei Personen mit Migrationshintergrund                                     können, verzeichnet. Dabei handelte es sich nicht nur
spielen häufig Netzwerke eine Rolle, sodass sie bevor-                                   um aktuell zugewanderte, sondern vielfach um bereits
zugt dort hinziehen, wo bereits Menschen der gleichen                                    in Deutschland geborene Kinder aus Familien, deren
Herkunft leben.8                                                                         Eltern einen Migrationshintergrund haben. Dies deu-
                                                                                         tet auf eine Isolation der Familien von der deutsch‑
Der Teilindex kulturelles Zusammenleben setzt sich                                       sprachigen Gemeinschaft hin, wodurch die Kinder
aus Personen mit Aufenthaltsstatus9 (1.870 Einwoh-                                       kaum die Möglichkeit erhalten, die deutsche Sprache zu
ner*innen; 2,5%), doppelter Staatsbürgerschaft10                                         erlernen12.
(6.200 Einwohner*innen; 8,2%) und nicht deutscher
Staatsangehörigkeit (6.356 Einwohner*innen; 8,4%)                                        Durch die Betrachtung dieses Teilindexes kann ein
zusammen. Er drückt somit in erster Linie aus, wo in                                     erster Überblick gewonnen werden, in welchen Sozial‑
Castrop-Rauxel die meisten Menschen mit einem ver-                                       räumen die meisten Menschen mit Migrationshinter-
einfachten Migrationshintergrund leben. Im Gegensatz                                     grund wohnen, der tatsächliche Unterstützungsbedarf
zu diesem Begriff schließt der Migrationshintergrund                                     kann hiermit jedoch nicht erfasst werden.

7
    Extern meint hier den Zuzug bzw. Fortzug aus anderen Städten und aus dem Ausland.
8
    Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung
9
    beinhaltet Personen mit Flüchtlingsstatus, Personen im Asylverfahren, geduldete Personen, Personen ohne Aufenthaltsrecht und Ausreisepflichtige Personen
10
     Bezieht diejenigen mit ein, die zeitgleich die deutsche sowie eine weitere Staatsbürgerschaft besitzen. Diejenigen, die mehrere ausländische Staatsbürgerschaften
     besitzen, sind im Indikator der nicht deutschen Staatsangehörigkeit enthalten
11
     Die Daten hinsichtlich Migrationshintergrund liegen aktuell nur auf der Ebene der statistischen Bezirke und somit der Gesamtstadt vor
12
     Vgl. Dr. Sabine Wadenpohl, Seite 19

                                                                                                                                                                          9
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Einleitung: Wissenschaftliches Vorgehen

       1.1. WISSENSCHAFTLICHES VORGEHEN

Die Verkleinerung der Beobachtungsebene auf Sozial-           In einem nächsten Schritt werden die einzelnen
räume hat zum Ziel, die verschiedenen Bedingungen             Indikatorenwerte zu einem Teilindex summiert und er-
der Lebenslagen innerhalb der Stadt, aber bei Bedarf          neut standardisiert. Der gesamtstädtische Mittelwert
auch innerhalb eines Stadtteils mit Hilfe der vorhande-       liegt dann bei allen Teilindizes bei 0, die Standardab-
nen Daten abzubilden. So können die Ergebnisse sowohl         weichung bei 1,0 Punkten. Für die Teilindizes gelten
bei der Entwicklung und Planung von bedarfsgerechten          Sozialräume, deren Werte eine mehr als 1,5-fache Stan-
Maßnahmen und Angeboten als auch bei der Lokalisie-           dardabweichung nach oben oder unten ausweisen als
rung von Förderorten unterstützen. Damit Maßnahmen            deutlich vom städtischen Mittelwert abweichend. Lie-
in einem späteren Schritt nicht an den Bedarfen der An-       gen die Werte zwischen einer mehr als 0,5-fachen bis
wohner*innen, also der Zielgruppe, vorbeigeplant wer-         1,5-fachen Standardabweichung, gelten sie als über-
den, soll das Augenmerk auf den tatsächlich gelebten          bzw. unterdurchschnittlich. Werte zwischen der 0,5 und
Raum gerichtet werden.                                        -0,5-fachen Standardabweichung entsprechen dem
                                                              Durchschnitt.
Diese kleinräumigen Planungseinheiten müssen sich so-
wohl an administrativen, baulichen und geografischen          Die Summe der Teilindizes ergeben den Gesamtindex
Grenzen als auch an der räumlichen Wahrnehmung vor            für einen Sozialraum, welcher erneut mit Hilfe der Stan-
Ort orientieren. Aus diesem Grund waren das Team Ar-          dardabweichung bewertet werden kann. Der Mittelwert
mutsbekämpfung und Sozialplanung der Gesellschaft             liegt wieder bei 0, die Standardabweichung allerdings
für innovative Beschäftigungsförderung (G.I.B.) als fach-     bei 3,14 Punkten.
liche Begleitung sowie alle datenliefernden Fachbereiche      Analog der Teilindizes gelten für die Sozialraumwerte
bei dem Zuschnitt der Sozialräume beteiligt. So wurden        des Gesamtindizes mehr als 4,71 Punkte (1,5-fache
die Grenzen aller Baublöcke und fast aller statistischen      Standardabweichung) nach oben oder unten als deut-
Bezirke bei den Raumzuschnitten eingehalten. Bei der          lich vom städtischen Mittelwert abweichend, eine
sozialräumlichen Einteilung müssen neben den inhalt-          mehr als 1,57 bis 4,71 Punkte (0,5-fache bis 1,5-fache
lichen auch die statistischen Rahmenbedingungen be-           Standardabweichung) als über- bzw. unterdurchschnitt-
rücksichtigt werden. Dabei ist es wichtig, eine statistisch   lich und 1,57 bis -1,57 (0,5-fache bis -0,5-fache Stan-
abbildbare Bevölkerungsgröße nicht zu unter- oder             dardabweichung) als dem Durchschnitt entsprechend.
überschreiten13.
                                                              Die nachfolgende Tabelle bietet hierzu eine kurze Über-
Im Folgenden werden die verwendeten statistischen             sicht und Einordnung der Werte.
Verfahren kurz erläutert. In einem ersten Schritt wer-
den die Anteile bzw. die Verteilung der einzelnen Indi-
katoren an der städtischen Gesamtzahl standardisiert,
um sie so miteinander vergleichbar zu machen. Hierfür
werden zum einen der Mittelwert, der den Durchschnitt
der Stadt beschreibt, und zum anderen die Standardab-
weichung berechnet. Diese gibt an, wie stark ein einzel-
ner Wert um den Mittelwert streut. Ist die Standardab-
weichung also hoch, so liegen die einzelnen Werte weit
entfernt vom Mittelwert. Ist sie niedrig, so liegt der Wert
nah am Mittelwert und somit am Durchschnitt.

13
     Vgl. Lisa Bartling und Ann-Kristin Reher, Seite 12

10
Einleitung: Wissenschaftliches Vorgehen

  Teilindex                             Gesamtindex                               Wertung

                                                                                  deutlich über dem Durchschnitt
 mehr als 1,5 Punkte                    mehr als 4,71 Punkte                                                              ++
                                                                                  der Stadt Castrop-Rauxel

                                                                                  über dem Durchschnitt der Stadt
 mehr als 0,5 bis 1,5 Punkte            mehr als 1,57 bis 4,71 Punkte                                                     +
                                                                                  Castrop-Rauxel

                                                                                  Durchschnitt der Stadt Castrop-
 0,5 bis -0,5 Punkte                    1,57 bis -1,57 Punkte                                                             Ø
                                                                                  Rauxel

                                                                                  unter dem Durchschnitt der
 weniger als -0,5 bis -1,5 Punkte       weniger als -1,57 Pkt. Bis -4,71 Punkte                                            -
                                                                                  Stadt Castrop-Rauxel

                                                                                  deutlich unter dem Durchschnitt
 weniger als -1,5 Punkte                weniger als -4,71 Pkt. Punkte                                                     --
                                                                                  der Stadt Castrop-Rauxel
Tabelle 1 | Einordnung der Indexwerte

Diese Werte können in eine Rangfolge gebracht und in-            schiedene Bedarfslagen bedeuten. Niederschwellige und
terpretiert werden. Alle Werte beziehen sich schlussend-         passgenaue Angebote und Maßnahmen sind im besten
lich auf den städtischen Durchschnitt, wodurch einzelne          Fall fußläufig zu erreichen, um so die Teilnahmewahr-
Sozialräume nur mit diesem verglichen werden können              scheinlichkeit der Zielgruppe zu erhöhen.
und ein Vergleich z.B. mit einer Nachbarstadt nicht mit          Vor allem für Kinder und deren Familien in benachteilig-
diesen Werten kompatibel ist.                                    ten Sozialräumen ist diese Möglichkeit von besonderer
                                                                 Gewichtung, unterstützt sie doch dabei, ungleiche Bil-
Auf der Ebene von 25 Sozialräumen werden die ver-                dungs- und Teilhabechancen zu verbessern oder sogar
schiedenen Lebenslagen der Bevölkerung analysiert und            zu überwinden.
miteinander verglichen. Dieser Fokus ist vor allem hin-          Dies stärkt die Entwicklung des Gemeinwesens und somit
sichtlich der Betrachtung von Kindern und deren Fami-            das Miteinander der Menschen. So kann Castrop-Rauxel
lien aufgrund der Lebens-, Lern- und Entwicklungsorte in         unter anderem durch Steuerung von Veränderungspro-
unmittelbarer Nähe, also innerhalb des Sozialraums, von          zessen den Herausforderungen des demografischen
großer Bedeutung.                                                und gesellschaftlichen Wandels begegnen. Gerade für
Dabei ist unbedingt zu berücksichtigen, dass unterschied-        eine Kommune wie Castrop-Rauxel, welche sich Familien‑
liche Sozialräume zum einen unterschiedliche Größen              freundlichkeit als Ziel gesetzt hat, ist dies von enormer
und Bevölkerungsdichten, zum anderen aber auch ver-              Bedeutung.

                                                                                                                               11
Einleitung: Erläuterungen zu den Diagrammen und Grafiken

     1. 2. LESART DER DIAGRAMME UND GRAFIKEN

                                                                                                                                   Auf diesen Stadtkarten sind die Lebenslagen der Stadt
                                                                                                                                   Castrop-Rauxel farblich dargestellt.
                                                                                                                                   Diese Darstellungsform wird sowohl für den Gesamt‑
                                                                                                                                   index als auch für die vier Teilindizes
                                                                                                                                      Erziehung und Bildung
                                                                                                                                      soziale Lage
                                                                                                                                      Wanderungsbewegungen
                                                                                                                                      Kulturelles Zusammenleben
                                                                                                                                   verwendet.
                                                                                                                                   Je heller die Farbe des eingefärbten Sozialraums, desto
                                                                                                                                   günstiger die Lebenslagen dort.

                                                   Dingen                                         4,8
                                       Pöppingh./Bladenh.                                    3,6
                                          Ickern-Süd Nord                                    3,5
                                        Henrichenburg-Ost                                    3,3
                                      Henrichenburg-West                                    2,9
                                          Rauxel-Süd Süd                                    2,5
                                                 Merklinde
                                          Rauxel-Nord Ost
                                                                                            2,3
                                                                                           2,0
                                                                                                                                   Diese Balkendiagramme stellen die Rangfolge der So-
                                                                                        1,8
                                                                                                                                   zialräume für den jeweiligen Teilindex dar. Die Farbge-
                                           Schwerin West
                                                 Frohlinde                              1,7
                                        Obercastrop West                                1,6
                                               Ickern-Nord
                                          Ickern-Süd West
                                                                                       1,0
                                                                                       1,0
                                                                                                                                   bung der einzelnen Balken ist entsprechend der Eintei-
                                                                                       0,9
                                                                                                                                   lung der Stadtkarte: Je heller die Farbe des eingefärbten
                                           Behringhausen
                                             Castrop Nord                             0,4
                                        Rauxel-Nord West                              0,2
                                           Ickern-Süd Ost
                                          Habinghorst Süd
                                                                         -1,8
                                                                         -1,8
                                                                                                                                   Balkens, desto günstiger die Lebenslagen in dem Teil-
                                             Schwerin Ost
                                           Deininghausen             -2,3
                                                                         -1,9
                                                                                                                                   index dort.
                                          Obercastrop Ost        -4,0
                                              Castrop Süd        -4,2
                                            Bövinghausen      -5,2
                                         Rauxel-Süd Nord     -5,9
                                         Habinghorst Nord    -6,4
                                                         -10,0       -5,0       0,0          5,0        10,0

                                                                                                                                   Die sog. Netzgrafiken stellen die Lebenslagen in den
                                                                                                                                   vier oben genannten Teilindizes dar. Die orangene Linie
                                                                                                                                   liegt bei dem Wert 0 und bezeichnet den Durchschnitt
                                                                                                                                   der Stadt Castrop-Rauxel. Die blaue Linie steht für die Le-
                                                                                                                                   benslagen im betrachteten Sozialraum: Je weiter außen
                                                                                                                                   die blaue Linie, desto günstiger sind die Lebenslagen im
                                                                                                                                   Vergleich zum städtischen Mittelwert.

                                                                                                                                   In diesen Grafiken finden sich je Sozialraum die einzel-
               Institutionell unversorgte Kinder unter 3 Jahren                                                0,18
                Institutionell unversorgte Kinder über 3 Jahren                                                 0,36
                          Institutionell unversorgte Kinder OGS                                                0,20

                                                                                                                                   nen Indikatoren mit standardisierten Werten, welche
                                    Fälle der Jugendgerichtshilfe                                  -0,07
           Teilstationäre Hilfen zur Erziehung unter 18 Jahren                                    -0,25
              ambulante Hilfen zur Erziehung unter 18 Jahren                                       -0,11

                                                                                                                                   untereinander aufgeführt sind.
                       Mitteilungen von Kindeswohlgefährdung                                                    0,22
                                      Kindeswohlgefährdungen                                                   0,05
                  Leistungen für Bildung und Teilhabe (positiv)                                                 0,21
                                          SGB XII unter 15 Jahren

                                                                                                                                   Je höher die Werte, desto günstiger im Vergleich zum
                                                                                                                    0,75
                                   SGB XII 15 bis unter 65 Jahren                                                  0,71
                                           SGB XII über 65 Jahren                                               0,20
                                             Unterhaltsvorschuss                                                0,20
                                     Befreiung Elternbeitrag Kita
                            Befreiung Elternbeitrag Tagespflege
                                                                                                                    0,79
                                                                                                                    0,81           Durchschnitt der Stadt Castrop-Rauxel. Schwarz ein-
                                    Befreiung Elternbeitrag OGS                                                    0,62
                 Leistungen für Bildung und Teilhabe (negativ)
                          Alleinerziehende mit Kind(ern) in Kita
                                                  Fortzüge Extern
                                                                                               -0,21
                                                                                             -0,56                                 gefärbte Werte liegen oberhalb, rot eingefärbte Werte
                                                                                                                 0,41

                                                                                                                                   unterhalb des städtischen Mittelwertes 0.
                                                   Zuzüge Extern                                  -0,21
                                          Fortzüge innerstädtisch                                               0,22
                                           Zuzüge innerstädtisch                                                  0,49
                                 Personen mit Aufenthaltsstatus                                                     0,87
                   Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft                                                      0,50
             Personen mit nicht deutscher Staatsbürgerschaft                                                        0,80
          Kinder mit nicht deutscher Haushaltssprache in Kita                                                       0,88
                                                                    -4                -2                   0               2   4

12
Gesamtstädtischer Überblick

    2. GESAMTSTÄDTISCHER ÜBERBLICK

Der Gesamtindex, in dem alle Indikatoren durch die
Summierung der Teilindizes eingehen, beschreibt           Tabelle 2 | Rangfolge des Gesamtindex
                                                          hinsichtlich der Lebenslagen in Castrop-Rauxel
die verschiedenen Lebenslagen der zum Stichtag
31.12.2018 lebenden 75.344 Einwohner*innen in der
Stadt Castrop-Rauxel.
                                                                            Dingen                                           4,8
Der Abbildung 3 bzw. Tabelle 4 ist zu entnehmen, wie         Pöppingh./Bladenh.                                         3,6
verschieden diese Lebenslagen in Castrop-Rauxel ver-             Ickern-Süd Nord                                        3,5
teilt und ausgeprägt sind. Es verteilen sich auf das          Henrichenburg-Ost                                         3,3
Stadtgebiet ein Sozialraum mit weit überdurchschnitt-       Henrichenburg-West                                         2,9
lichen Lebenslagen, 10 Sozialräume mit überdurch-                Rauxel-Süd Süd                                        2,5
schnittlichen, 5 Sozialräume mit durchschnittlichen, 6
                                                                         Merklinde                                     2,3
Sozialräume mit unterdurchschnittlichen und 3 Sozial-
räume mit weit unterdurchschnittlichen Lebenslagen.
                                                                 Rauxel-Nord Ost                                   2,0
Die einzelnen Werte des Gesamtindex variieren dabei                Schwerin West                                   1,8
stark. Während Dingen mit 4,8 Punkten statistisch ge-                    Frohlinde                                 1,7
sehen die positivsten Lebensbedingungen verzeichnet,           Obercastrop West                                    1,6
steht Habinghorst Nord mit -6,4 Punkten vor deutlichen                Ickern-Nord                                 1,0
Herausforderungen: In drei von vier Teilindizes schnei-          Ickern-Süd West                                  1,0
det dieser Sozialraum deutlich unter dem Durchschnitt
                                                                  Behringhausen                                   0,9
ab, was im Abschnitt 4.1.1. noch näher beleuchtet wird.
                                                                     Castrop Nord                                0,4
                                                               Rauxel-Nord West                                  0,2
Abbildung 2 |                                                      Ickern-Süd Ost                 -1,8
Karte zum Gesamtindex
der Stadt Castrop-Rauxel
                                                                 Habinghorst Süd                -1,8
                                                                     Schwerin Ost               -1,9
                                                                   Deininghausen                -2,3
                                                                 Obercastrop Ost            -4,0
                                                                      Castrop Süd          -4,2
                                                                   Bövinghausen          -5,2
                                                                Rauxel-Süd Nord         -5,9
                                                                Habinghorst Nord        -6,4
                                                                                   -10,0       -5,0        0,0          5,0        10,0

                                                                                                                                     13
Gesamtstädtischer Überblick

Diese Differenz ist, neben der unterschiedlichen Bevöl-      Da die jüngere Altersgruppe nur 20 Jahrgänge umfasst,
kerungsstruktur/Lebenslagen, auf die sehr stark unter-       die der Bevölkerung im Erwerbsalter hingegen 45, sind
schiedlichen absoluten Zahlen der Bevölkerung in den         bei einem Jugendquotienten von 44% (20/45*100) die
Sozialräumen zurückzuführen.                                 Jahrgänge im Durchschnitt gleich stark besetzt. Ein
So leben in Pöppinghausen/Bladenhorst (870) und              Jugendquotient unter 44% besagt somit, dass die nach-
Dingen (905) mit Abstand die wenigsten Menschen, ge-         wachsende Generation weniger stark besetzt ist als die
folgt von Merklinde mit 1.134 und Henrichenburg-West         derzeitige Bevölkerung im Erwerbsalter.
mit 1.499 Personen. Gleichzeitig weisen diese Sozial-
räume mit die günstigsten Werte für die Lebenslagen          Dies betrifft alle Sozialräume in Castrop-Rauxel, was bei
auf. Im Gegensatz dazu ist Habinghorst Nord mit 7.088        fehlendem Ausgleich durch Zuwanderung zu einem in
Bürger*innen sowohl der bevölkerungsreichste                 der Zukunft abnehmenden Arbeitskräftepotential führt.
Sozialraum als auch der mit den größten Entwicklungs‑        Die niedrigsten Jugendquotienten in Castrop-Rauxel
hemmnissen.                                                    weisen die Sozialräume Henrichenburg-West (23%),
                                                             Dingen (24%) und Rauxel-Süd Süd (24%) auf, die
Die Betrachtung von Sozialräumen, die in anderen             höchsten Bövinghausen (38%), Deininghausen (37%)
Analysen einem gemeinsamen statistischen Bezirk oder         und Obercastrop Ost (36%)14. Der Altenquotient hin-
Stadtteil zugeordnet sind, zeigen ebenfalls ein sehr         gegen beschreibt den Anteil der über 64-jährigen Be-
gegensätzliches Bild. So zum Beispiel in Rauxel-Süd,         völkerung im Vergleich zum Anteil der zwischen 20 und
wo die Lebenslagen in Rauxel-Süd Nord weit unter-            unter 65-Jährigen. Er entspricht in Castrop-Rauxel 37%.
durchschnittlich, in Rauxel-Süd Süd hingegen über-           Ein hoher Altenquotient besagt, dass es relativ viele
durchschnittlich ausgeprägt sind. Ebenso setzen sich         ältere Menschen in einer Bevölkerung gibt. Dies betrifft
die Werte und Bewertungen zu den Lebenslagen, die            vor allem den Sozialraum Obercastrop West mit einem
in der Summe sehr ähnlich aussehen, in den einzelnen         Altenquotienten von 55% und die zentral gelegenen
Sozialräumen aus den verschiedenen Teilindizes sehr          Sozialräume Castrop Nord mit 49% sowie Castrop Süd
unterschiedlich zusammen. So ergibt sich z.B. für beide      mit 43%. Dies resultiert vor allem daraus, dass sich in
Sozialräume in Henrichenburg ein überdurchschnitt-           diesen Sozialräumen annähernd die Hälfte der verfüg-
licher Indexwert. In Henrichenburg-West resultiert die-      baren Plätze in Alten- und Pflegeheimen sowie Wohn-
ser Wert aus einem unterdurchschnittlichen Wert für          formen für Senioren der Stadt Castrop-Rauxel befinden.
den Teilindex Wanderungsbewegungen und ansons-               Letztlich ordnet sich Castrop-Rauxel in die Reihe der
ten überdurchschnittlichen Werten in allen anderen           Ruhrgebietskommunen ein, deren Lebensbedingungen
Teilindizes. In Henrichenburg-Ost hingegen finden sich       innerhalb der Stadt große Unterschiede
ein weit überdurchschnittlicher Wert im Teilindex Wan‑       aufweisen.
derungsbewegungen und ansonsten durchschnittlichen
Werten in Erziehung und Bildung sowie soziale Lage.

Auch die Altersstruktur der Bevölkerung in den einzel-
nen Sozialräumen variiert mitunter sehr stark. Der Ju-
gendquotient, also der Anteil der unter 20-jährigen
Bevölkerung im Verhältnis zum Anteil der zwischen 20
und unter 65-Jährigen, beträgt in Castrop-Rauxel 29%.
Er beschreibt das Verhältnis der jungen Bevölkerung zu
der im erwerbsfähigen Alter und gibt an, wie viele
Menschen unter 20 Jahre (13.201 Personen)
auf 100 Personen von 20 bis unter 65 Jahre
(45.327 Personen) kommen.

14
     Eine tabellarische Aufstellung der Altersstruktur auf
Sozialraumebene ist dem Anhang zu entnehmen.

14
Lebenslagen nach Teilindizes: Teilindex soziale Lage

   3. LEBENSLAGEN NACH TEILINDIZES

An dieser Stelle wird jeder Teilindex anhand beispiel-
hafter, besonders auffälliger Ausprägungen einzelner      Tabelle 3 | Rangfolge der Sozialräume im Teilindex soziale Lage

Indikatoren beleuchtet.
                                                                            Dingen                                            1,3
                                                               Pöppingh./Bladenh.                                            1,2
   3.1. TEILINDEX SOZIALE LAGE                                Henrichenburg-West                                             1,2
                                                                         Merklinde                                           1,2
Der Mittelwert der Stadt Castrop-Rauxel bezüglich                         Frohlinde                                          1,1
der Beitragsbefreiung in Kindertageseinrichtungen                 Rauxel-Süd Süd                                          0,7
liegt bei 4%. Der Anteil des Bezugs variiert allerdings           Ickern-Süd Nord                                         0,6
stark: Während in Frohlinde, Merklinde, Dingen und              Obercastrop West                                         0,5
Henrichenburg-West jeweils unter 1% der KiTa-Kinder                 Behringhausen                                        0,5
vom Elternbeitrag befreit sind, sind es in Rauxel-Süd          Henrichenburg-Ost                                        0,4
Nord und Habinghorst Nord                                        Habinghorst Süd                                        0,4
                                                                 Ickern-Süd West                                       0,2
jeweils rund 10%
                                                                    Schwerin West                                      0,2
der Kinder.                                                      Rauxel-Nord Ost                                       0,2
                                                                Rauxel-Nord West                                       0,2
                                                                       Ickern-Nord                         0,0
                                                                     Bövinghausen                        -0,2
                                                                      Castrop Nord                      -0,4
Abbildung 3 |                                                       Deininghausen                     -0,7
Karte zum Teilindex                                                   Schwerin Ost                   -0,8
soziale Lage
                                                                       Castrop Süd                  -1,0
                                                                 Obercastrop Ost                   -1,0
                                                                    Ickern-Süd Ost               -1,4
                                                                 Rauxel-Süd Nord              -2,0
                                                                Habinghorst Nord            -2,5
                                                                                     -4,0         -2,0           0,0          2,0

Sozialräume mit hohen                                     Sozialräume mit (sehr) niedrigen Ausprägungen des
Ausprägungen des Teilindex soziale Lage…                  Teilindex soziale Lage…
…befinden sich zum Großteil in ländlich gepräg-           …verzeichnen Castrop Süd, Obercastrop Ost, Ickern-
ten Bereichen der Stadt Castrop-Rauxel in Dingen,         Süd Ost, Rauxel-Süd Nord und Habinghorst Nord. Dabei
Pöppinghausen/Bladenhorst, Henrichenburg West und         variieren die Anteile an den beitragsbefreiten Kindern
Merklinde. Dingen weist dabei den höchsten Wert in        zwischen den Sozialräumen von 6,2% in Ickern-Süd Ost
der Summe der Indikatoren auf. In diesen Sozialräumen     und 10,3% in Rauxel-Süd Nord.
befinden sich zumeist die wenigsten beitragsbefreiten
Kinder in Kita, Kindertagespflege und OGS.

                                                                                                                               15
Lebenslagen nach Teilindizes: Teilindex Erziehung und Bildung

     3.2. TEILINDEX ERZIEHUNG UND BILDUNG

In der Stadt Castrop-Rauxel liegt der Mittelwert der            Tabelle 4 | Rangfolge der Sozialräume
nicht institutionell versorgten Kinder unter 3 Jahren           im Teilindex Erziehung und Bildung
bei rund 66%, bei den über 3-jährigen Kindern sind es
                                                                                 Dingen                                    1,8
16%. Diese Kinder werden weder in einer Kindertages‑                   Rauxel-Süd Süd                                     1,4
einrichtung noch bei einer Tagespflegeperson betreut.              Henrichenburg-West                                    1,2
                                                                               Frohlinde                               0,8
                                                                    Pöppingh./Bladenh.                                 0,8
Abbildung 4 |                                                         Rauxel-Nord Ost                                  0,7
Karte zum Teilindex
                                                                     Rauxel-Nord West                                 0,6
Erziehung und Bildung
                                                                       Ickern-Süd Nord                                0,5
                                                                     Obercastrop West                                0,4
                                                                           Castrop Nord                              0,4
                                                                         Schwerin West                               0,3
                                                                           Schwerin Ost                              0,3
                                                                    Henrichenburg-Ost                               0,2
                                                                         Behringhausen                              0,1
                                                                         Ickern-Süd Ost                             0,0
                                                                            Ickern-Nord                             0,0
                                                                      Ickern-Süd West                   0,0
                                                                              Merklinde                 0,0
                                                                      Obercastrop Ost                -0,5
                                                                         Deininghausen              -0,8
                                                                      Habinghorst Süd               -0,8
                                                                            Castrop Süd           -1,3
                                                                      Rauxel-Süd Nord           -1,7
                                                                          Bövinghausen          -1,7
                                                                     Habinghorst Nord        -2,6
                                                                                         -4,0      -2,0       0,0       2,0      4,0

Sozialräume mit (sehr) hohen Ausprägungen des                   Sozialräume mit (sehr) niedrigen Ausprägungen des
Teilindex Erziehung und Bildung…                                Teilindex Erziehung und Bildung…
…befinden sich zum Großteil in den ländlich gepräg-             …verzeichnen die Sozialräume Habinghorst Süd,
ten Bereichen der Stadt Castrop-Rauxel in Dingen,               Castrop Süd, Rauxel-Süd Nord, Bövinghausen und
Henrichenburg-West, Frohlinde und Pöppinghausen/                Habinghorst Nord mit institutionell unversorgten über
Bladenhorst. Dabei weist Dingen die mit Abstand höchs-          3-jährigen Kinder von 17% bis zu 33% und im Bereich
ten Werte auf und ist hier in der Summe vergleichswei-          der unter 3-Jährigen von 76% bis hin zu 87%. Dies ist
se sehr positiv. Lediglich 13% der Kinder unter 3 Jahren        nicht zwingend auf fehlende Plätze in Kita oder Tages-
und 10% der Kinder über 3 Jahren werden hier nicht in-          pflege, sondern mitunter auf den Elternwunsch zurück-
stitutionell betreut. Die unterschiedliche Verteilung der       zuführen. So können neben privaten Gründen auch
Lebenslagen über das Stadtgebiet und auch innerhalb             soziale, ethnische und/oder religiös bedingte Familien-
eines Stadtteils zeigt deutlich, dass eine Orientierung         und Erziehungsformen ein Grund sein, dass ein Kind
auf Sozialraumebene die Bedingungen für Erziehung               erst spät oder gar nicht in die Kita kommt.
und Bildung offensichtlich genauer abbilden kann als auf
Stadtteilebene.

16
Lebenslagen nach Teilindizes: Teilindex Wanderungsbewegungen

   3.3. TEILINDEX WANDERUNGSBEWEGUNGEN

Der Teilindex Wanderungsbewegungen setzt sich aus            Tabelle 5 | Rangfolge der Sozialräume
den Fort- und Zuzügen, extern wie intern, zusammen.          im Teilindex Wanderungsbewegungen
Die höchsten Werte erreichen jene Sozialräume, die
mehr Zuzüge als Fortzüge im Vergleich zum städtischen            Henrichenburg-Ost                                       1,8
Mittelwert haben und somit einen hohen Wanderungs-                  Ickern-Süd Nord                                      1,8
saldo besitzen. Anzumerken ist hier, dass diese Bewer-                Schwerin West                                    1,4
tung durchaus ambivalent sein kann, da ein hoher Saldo                  Castrop Nord                                 1,1
sowohl positiv, als attraktiver Sozialraum mit weniger             Rauxel-Nord Ost                                   1,0
                                                                  Habinghorst Nord                                   0,9
Fortzügen und etwas mehr Zuzügen (z.B. Neubau‑
                                                                  Obercastrop West                                0,4
gebiete) als auch negativ, als unattraktiver Sozialraum                  Ickern-Nord                              0,4
mit vielen Fortzügen und dennoch etwas mehr Zu‑                               Dingen                              0,4
zügen (eventuell aufgrund eines niedrigen Mietniveaus)           Pöppingh./Bladenh.                              0,2
interpretiert werden kann. Nichtsdestotrotz erfolgt die            Ickern-Süd West                               0,2
Bewertung an dieser Stelle                                            Ickern-Süd Ost                             0,1
so, wie bei allen Teil-                                                    Merklinde                     0,0
indizes:                                                              Deininghausen                    -0,2
                                                                      Behringhausen                    -0,2
Ein hoher Wert stellt
                                                                         Castrop Süd                  -0,3
eine günstige, ein                                                  Rauxel-Süd Süd                   -0,5
niedriger Wert eine                                                Rauxel-Süd Nord                   -0,5
weniger günstige                                                        Schwerin Ost                -0,5
Ausprägung dar.                                                   Rauxel-Nord West                  -0,6
                                                                Henrichenburg-West                 -0,8
                                                                   Obercastrop Ost               -1,2
                                                                            Frohlinde            -1,2
                                                                   Habinghorst Süd               -1,2
                                                                       Bövinghausen       -2,6
                                                                                      -4,0       -2,0      0,0       2,0       4,0

Abbildung 5 |
Karte zum Teilindex
Wanderungsbewegungen

Sozialräume mit (sehr) hohen Ausprägungen des                Sozialräume mit (sehr) niedrigen Ausprägungen des
Teilindex Wanderungsbewegungen…                              Teilindex Wanderungsbewegungen…
…sind Henrichenburg Ost und Ickern-Nord. Der Wan-            …sind neben Bövinghausen die Sozialräume Habinghorst
derungssaldo fällt hier, bemessen am Durchschnitt der        Süd, Frohlinde und Obercastrop Ost, im Vergleich zum
Stadt Castrop-Rauxel, am höchsten aus. Das bedeutet,         städtischen Durchschnitt. Das bedeutet, dass in diesen
dass in diesen nördlich gelegenen Sozialräumen der An-       Sozialräumen der Anteil der Fortzüge höher ist als der
teil der Zuzüge höher ist als der Anteil der Fortzüge. Mit   Anteil der Zuzüge.
etwas Abstand folgen Schwerin West und Castrop Nord.

                                                                                                                                17
Lebenslagen nach Teilindizes: Teilindex kulturelles Zusammenleben

       3.4. TEILINDEX KULTURELLES ZUSAMMENLEBEN

Wie das gesamte Ruhrgebiet ist auch Castrop-Rauxel                                      So sind Familien mit Migrationshintergrund besonders
stark von Zuwanderung geprägt.                                                          häufig von Arbeitslosigkeit betroffen und von staat-
                                                                                        lichen Unterstützungsleistungen abhängig. Diese Ab-
In der Castrop-Rauxeler Bevölkerung besitzen gut 19%                                    hängigkeit reduziert sich deutlich, wenn z.B. die Mutter
eine nicht deutsche Staatsangehörigkeit oder eine                                       ebenfalls erwerbstätig ist. Zusätzlich hat die Berufstätig-
doppelte Staatsbürgerschaft. Die Menschen kommen                                        keit allgemein einen positiven Effekt auf die Integration
aus über 100 Herkunftsländern: die meisten der Per-                                     der gesamten Familie - insbesondere der Kinder.16 An
sonen mit nicht deutscher Staatsangehörigkeit stam-                                     dieser Stelle liefert der Teilindex kulturelles Zusammen-
men aus der Türkei (1897) Syrien (959), Polen (725),                                    leben wichtige Anhaltspunkte für spätere Planungen,
Griechenland (698) und Rumänien (571). Die meisten                                      um unterstützen und fördern zu können.
Einwohner*innen mit doppelter Staatsbürgerschaft
hingegen stammen aus Polen (2074), der Türkei (1069)                                                                                                 Abbildung 6 |
und Marokko (582). Die Anteile der Personen mit Migra-                                                                                           Karte zum Teilindex
tionshintergrund innerhalb eines Sozialraums schwan-                                                                                    kulturelles Zusammenleben

ken zwischen 4% in Henrichenburg West und 40% in
Habinghorst Süd. Zudem ist der Anteil der Kinder und
Jugendlichen unter 20 Jahren mit Migrationshinter-
grund deutlich höher. Diese Gruppe umfasst insgesamt
einen Anteil von 31 %, wobei auch dies zwischen den
Sozialräumen stark variiert (von 6% in Henrichenburg-
West bis hin zu 55% in Habinghorst Süd).

Das heißt, dass sich die Personen mit Migrationshinter-
grund sehr ungleich auf das Stadtgebiet verteilen. Diese
sogenannte „ethnische Segregation“ kann sowohl proble-
matische als auch positive Aspekte haben: Auf der einen
Seite kann eine starke Orientierung auf einen Sozialraum
oder sogar Baublock15 den Eingliederungsprozess in die
deutsche Gesellschaft erschweren. Auf der anderen Sei-
te kann die Eingebundenheit in einer Gemeinschaft bei
einem Eingliederungsprozess auch unterstützen.

An dieser Stelle wird, anders als in den anderen Teil‑
indizes, auf eine Rangliste verzichtet. Grund hierfür ist,
dass die Zahlen lediglich die Verteilung der Bevölkerung
mit Migrationshintergrund auf die Sozialräume wieder-
geben. Die Werte sind nicht dazu geeignet zu beurtei-
len, wie viele Menschen tatsächlich einen Unterstüt-
zungsbedarf beim Integrationsprozess haben. Dennoch
ist davon auszugehen, dass dort, wo viele Menschen mit
Zuwanderungsgeschichte leben, mehr Menschen beim
Integrationsprozess Unterstützung benötigen, auch
wenn dieser Anteil anhand der vorliegenden Daten
nicht quantifizierbar ist.

   Ein Baublock ist die kleinste räumliche Einheit, deren Definition sich an städtebaulichen und natürlichen Strukturen der Kommune orientiert.
15 

   Ein Baublock bildet die Fläche ab, die in der Regel von Straßen, Flüssen oder Bahnlinien etc. von allen Seiten umschlossen wird
   Vgl. Bundesministerium für Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
16 

18
Lebenslagen in den Sozialräumen: Henrichenburg

   4.
         LEBENSLAGEN IN DEN SOZIALRÄUMEN

   4.1.
      HENRICHENBURG
Insgesamt betrachtet zeigt der Stadtteil Henrichenburg
ein überdurchschnittliches Niveau hinsichtlich der
Lebenslagen der dort lebenden Bevölkerung.

In den einzelnen Ausprägungen der Teilaspekte unter-
scheiden sich die beiden Sozialräume Henrichenburg-
Ost und Henrichenburg-West allerdings. Während
Henrichenburg-Ost in den Teilindizes von durchschnitt-
lich - bei Erziehung und Bildung sowie soziale Lage - bis
hin zu weit überdurchschnittlich im Teilindex Wande-
rungsbewegungen schwankt, zeigt Henrichenburg-West
eher gleichmäßige Ausprägungen eines überdurch-
                                                            Abbildung 7 | Stadtteil Henrichenburg, bestehend aus den Sozialräumen
schnittlichen Niveaus, mit Ausnahme des unterdurch-         Henrichenburg-Ost und Henrichenburg-West
schnittlichen Teilindex Wanderungsbewegungen. Auch
im Teilindex Erziehung und Bildung sind stärkere Unter-
schiede zwischen den benachbarten Sozialräumen zu           In der Gesamtwertung liegt Henrichenburg-West mit
verzeichnen. Dies resultiert aus höheren Anteilen bei       2,9 Punkten auf Rang 5 und Henrichenburg-Ost mit 3,3
den institutionell unversorgten Kindern unter und über      Punkten auf Rang 4 im städtischen Vergleich. Ein Hand-
3 Jahren, einem höheren Anteil an Fällen der Jugend-        lungsbedarf lässt sich in diesen beiden Sozialräumen
gerichtshilfe sowie Fällen in den teilstationären und       nicht ableiten.
Ambulanten Hilfen, wie auch einem höheren Anteil an
Mitteilungen an das Jugendamt und daraus resultieren-       Das überdurchschnittliche Niveau der Sozialräume zeigt
den Kindeswohlgefährdungen in Henrichenburg-Ost im          sich ebenfalls in den Schuleingangsuntersuchungen
Vergleich zu Henrichenburg-West. Diese Unterschiede         der Jahre 2017 und 2018. Von den insgesamt 71 unter-
zwischen den beiden Sozialräumen fallen im Vergleich        suchten Kindern in diesem Stadtteil ist der Anteil der
zu weit stärkeren Schwankungen im gesamten Stadtge-         Kinder mit nicht altersgemäß entwickelten sprachlichen
biet jedoch gering aus.                                     und nicht-sprachlichen Kompetenzen im Vergleich zum
                                                            städtischen Durchschnitt sehr gering.

                                                                                                                             19
Lebenslagen in den Sozialräumen: Henrichenburg-Ost

              4.1.1. HENRICHENBURG-OST

Henrichenburg-Ost zeigt insgesamt ein vergleichsweise     Abbildung 8 | Netzgrafik zu den Lebenslagen
überdurchschnittliches Niveau mit 3,3 Punkten             nach vier Teilindizes in Henrichenburg-Ost

im Gesamtindex. Lediglich die Altersstruktur der
Einwohner*innen in diesem Sozialraum weicht vom
gesamtstädtischen Durchschnitt ab. Hier steht ein
geringerer Jugendquotient einem deutlich höheren
Altenquotienten gegenüber.
Insgesamt schneidet der Sozialraum in keinem der
Teilindizes unterdurchschnittlich ab. Die Niveaus
reichen von durchschnittlich in den Teilindizes
Erziehung und Bildung und soziale Lage, über dem
Durchschnitt im Teilindex kulturelles Zusammenleben,
bis     weit  überdurchschnittlich      im   Teilindex
Wanderungsbewegungen.

Lediglich sechs der 26 Indikatoren sind in einem gerin-   Tabelle 6 | Standardisierte Indikatorenwerte
gen Ausmaß negativ ausgeprägt. Sie bedürfen keiner        für den Sozialraum Henrichenburg-Ost

weitergehenden Beschreibung.
Im Sozialraum Henrichenburg-Ost ist kein Handlungs-
bedarf abzuleiten. Die negativ ausgeprägten Indikato-
ren sind allein gesehen kein Hinweis auf Problemlagen,
sondern eine punktuelle Erkenntnis.

20
Lebenslagen in den Sozialräumen: Henrichenburg-West

             4.1.2. HENRICHENBURG-WEST

Insgesamt zeigt Henrichenburg-West ein überdurch-          Abbildung 9 | Netzgrafik zu den Lebenslagen nach
schnittliches Niveau hinsichtlich der Lebenslagen der      vier Teilindizes in Henrichenburg-West

dort lebenden 1.499 Einwohner*innen. Lediglich im
Teilindex Wanderungsbewegungen, im Gegensatz zu
Henrichenburg-Ost, schneidet dieser Sozialraum unter-
durchschnittlich ab. Die höhere Abwanderungsquote
kann allerdings auch auf einen Generationenwechsel in
diesem Sozialraum hindeuten. In allen anderen Teilindi-
zes schneidet Henrichenburg-West überdurchschnittlich
ab.

                                                           Tabelle 7 | Standardisierte Indikatorenwerte
Lediglich vier der 26 Indikatoren sind negativ ausge-      für den Sozialraum Henrichenburg-West

prägt. Die Indikatoren der externen Zuzüge sind in
Henrichenburg-West mäßig, die der innenstädtischen
Zuzüge stark negativ ausgeprägt. Das bedeutet, dass in
diesem Sozialraum weniger Zuzüge, im Vergleich zum
städtischen Mittelwert, stattfinden. Da jedoch die Fort-
züge positiv ausgeprägt sind und somit auch wenige
Einwohner*innen wegziehen, ist hier keine Problemlage
zu erkennen.
Die Indikatoren zu den institutionell unversorgten Kin-
dern in OGS und des positiv verstandenen Bezugs von
Leistungen von BuT sind ebenfalls mäßig negativ aus-
geprägt. Doch muss auch dies nicht heißen, dass hier
ein Handlungsbedarf besteht. Vielmehr können beide
Indikatoren, aufgrund sonst fehlender Anhaltspunkte,
auf eine gute soziale Lage hindeuten.

Gleichwohl ist im Sozialraum Henrichenburg-West kein
Handlungsbedarf abzuleiten. Die negativ ausgeprägten
Indikatoren sind allein gesehen kein Hinweis auf Prob-
lemlagen, sondern eine punktuelle Erkenntnis.

                                                                                                                   21
Lebenslagen in den Sozialräumen: Ickern-Nord

               4.2. ICKERN-NORD

Insgesamt betrachtet zeigt der Sozialraum Ickern-Nord
mit 1,0 Punkten ein durchschnittliches Niveau im Ge-
samtindex.

Die Altersstruktur der 3.684 Einwohner*innen in diesem
Sozialraum weicht allerdings von dem gesamtstädtischen
Durchschnitt ab. In Ickern-Nord ist sowohl der Jugend-
quotient (Rang 22) als auch der Altenquotient (Rang 8) im
Vergleich zum städtischen Mittelwert deutlich geringer.
Insgesamt schneidet der Sozialraum in allen Teilindizes
als überdurchschnittlich ab. Damit liegt Ickern-Nord in
der Gesamtwertung auf Rang 12 im städtischen Ver-
gleich. Bei den Schuleingangsuntersuchungen der Jah-
re 2017 und 2018 wurden für den gesamten Stadtteil           Abbildung 10 | Sozialraum Ickern-Nord
Ickern insgesamt 225 Kindern untersucht. Hierbei ist
der Anteil der Kinder mit nicht altersgemäß entwickel-
                                                            Abbildung 11 | Netzgrafik zu den Lebenslagen
ten sprachlichen und nicht-sprachlichen Kompetenzen         nach vier Teilindizes in Ickern-Nord
im Vergleich zum städtischen Durchschnitt gering. Der
Anteil der Kinder mit Übergewicht/Adipositas hingegen
ist in diesem Stadtteil besonders hoch.

Von insgesamt 26 Indikatoren sind in Ickern-Nord acht       Tabelle 8 | Standardisierte Indikatorenwerte
negativ ausgeprägt. Der Großteil allerdings in einem ge-    für den Sozialraum Ickern-Nord
ringen Ausmaß und bedarf daher an dieser Stelle keiner
weitergehenden Beschreibung.
Doch der Indikator zur Elternbeitragsbefreiung in Tages-
pflege weicht stark negativ vom städtischen Mittelwert
ab. Auch die Ausprägung der Mitteilungen von Kindes-
wohlgefährdungen ist mäßig negativ, die der tatsächli-
chen Kindeswohlgefährdungen sind allerdings unauffällig.

Nichtsdestotrotz ist im Sozialraum Ickern-Nord kein
Handlungsbedarf abzuleiten. Die negativ ausgeprägten
Indikatoren sind allein gesehen kein Hinweis auf Problem-
lagen, sondern nur punktuelle Erkenntnisse.

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