Soziale Arbeit und Sexualbegleitung-Fragen und Antworten zu einem Tabuthema
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Referentin: Michelle Gut 1 Soziale Arbeit und Sexualbegleitung – Fragen und Antworten zu einem Tabuthema Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
2 Liebe ist ein zartes Pflänzchen – Sexualität auch. Für Menschen mit Behinderung ganz besonders. Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
1. Einleitung 3 Kurzbiographie Referentin: Michelle Gut Handelsmittelschule in Luzern 2. Bildungsweg Matura Typus B in Zürich Studium Universität Zürich Tantramassage als Brotjob während Studium entdeckt Ausbildungen in diversen therapeutischen Massagen 2004 Ausbildung zur Berührerin (Aiha Zemp, Psychotherapeutin) Cert. Sexological Bodyworker (Dr. Joseph Kramer, Sexologe aus USA) Seit 2005 Geschäftsführerin des Massagestudios Andana Zürich Diverse Vorträge und Schulungen für medizinisches und sozialpädagogisches Personal Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
1. Einleitung 4 Meine Aus- und Vorbilder Herzfroh Sexualpädagogik Sexualassistenz • Aiha Zemp 1953 – 2011 • Dr. Joseph Kramer • Schweizer Psychologin, Psychotherapeutin, • Sexologe aus Kalifornien Behindertenaktivistin und Feministin • Institute of Somatic Sexology • Selbst schwer körperlich behindert Ausbildung zum Sexual Coach • Leiterin FaBS und Initiantin Sexualassistenz (Sexualbegleitung) Ausbildung zur Berührerin / Sexualassistentin Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
1. Einleitung 5 Gliederung 1 Einleitung 2 Menschen mit Behinderung als Teil unserer Gesellschaft 3 Meinungen von Organisationen weltweit 4 Behindertengleichstellungsgesetz in der Schweiz 5 Begriffe: Sexualassistenz, Berührung, Sexualbegleitung etc. 6 Ist Sexualassistenz Prostitution? 7 Der Mensch mit Behinderung als Klient 8 Ausbildung Sexualassistenz – einst und heute? 9 Ausblick in die ferne Zukunft 10 Zusammenfassung 11 Fallbeispiele und Erfahrungsberichte, Feedbacks zum Anhören und kurzer Filmausschnitt Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
6 2 Menschen mit Behinderung als Teil unserer Gesellschaft: Inklusion Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
7 3 Meinungen von Organisationen 3.1 Menschenrechtserklärung Unverbindliche Empfehlungen der Vereinten Nationen zu den allgemeinen Grundsätzen der Menschenrechte. 3.2 UNO-Behindertenrechtskonvention Verpflichtung, Hindernisse zu beheben, mit denen Menschen mit Behinderungen konfrontiert sind, sie gegen Diskriminierungen zu schützen und ihre Inklusion und ihre Gleichstellung in der Gesellschaft zu fördern. 3.3 World Association for Sexual Health (WAS) The World Association for Sexual Health (WAS) promotes sexual health throughout human life spans all over the world by developing, promoting and supporting sexology and sexual rights for all. 3.4 International Planned Parenthood Federation (IPPF) Internationaler Dachverband im Bereich der Bevölkerungspolitik und zählt zu den führenden Organisationen des Population Control Establishments. Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
4 Behindertengleichstellungsgesetz 8 in der Schweiz (BehiG) Art. 1 1 Das Gesetz hat zum Zweck, Benachteiligungen zu verhindern, zu verringern oder zu beseitigen, denen Menschen mit Behinderungen ausgesetzt sind. 2 Es setzt Rahmenbedingungen, die es Menschen mit Behinderungen erleichtern, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und insbesondere selbstständig soziale Kontakte zu pflegen, sich aus- und weiterzubilden und eine Erwerbstätigkeit auszuüben. (Bundesgesetz BehiG, 2004) Besondere Rechtsinhalte Recht auf Selbstbestimmung und Recht auf eigene Entscheidungen Recht auf Informationen Recht auf Unterstützung Ableitbare Verhaltensnormen und Kompetenzen: Respekt, Rücksicht, Akzeptanz, Empathie, Barrierefreiheit und Offenheit Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
9 4.1 Gibt es ein Recht auf Sexualität? Ja, aber nicht explizit! Unterstützt von Nicht-Regierungsorganisationen (WAS, IPPF) Es gibt kein Gesetz, das Behinderten sexuelle Handlungen verbietet. Wohl und Wille der Betroffenen entscheidend Selbstbestimmung legitimiert sexuelle Handlungen Bildung legitimiert sexuelle Handlungen(Selbsterkenntnis, Entwicklung …) Bedürfnisse nach Nähe, Intimität, Erotik legitimieren sexuelle Handlungen Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
10 4.2 Gibt es ein Recht auf sexuelle Dienstleistungen für Behinderte? Ein Recht auf bezahlte sexuelle Dienstleistungen für Menschen mit Behinderung gibt es in der Schweiz nicht. Es kann aber nicht verboten werden, dass Menschen mit Behinderung Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Finanzierung muss ausschliesslich privat geregelt werden (möglicherweise mit Sponsor, Absegnung von Beirat oder Vormund) In einigen wenigen EU-Ländern werden sexuelle Dienstleistungen von sozialen Einrichtungen oder Krankenkassen übernommen. Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
5. Begriffe 11 5.1 Dienstleistungen: 5.2.Therapie: Behinderten-Berührung Sexual Coach - Übungen zur Körperwahrnehmung (Hands-on) - sinnliche Massagen - Masturbationsübungen - tantrische Massagen (Hands-on, kein GV) - für Menschen mit sexuellen Funktionsstörungen - für Menschen mit Behinderung und körperlichen Wahrnehmungsstörungen - für nicht-Behinderte und Behinderte möglich - oft (aber nicht immer) Zusammenarbeit Sexualassistenz mit Therapeuten (Psychologen) - passive und aktive Sexualassistenz - sinnliche Massagen, tantrische Massagen - Je nach AnbieterIn: auch GV/OV Surrogat-Partnerschaft - zeitlicher Ersatz von Sexualpartner - Arbeit auf Beziehungsebene - immer Zusammenarbeit Sexualbegleitung mit Therapeuten (Psychologen) - Sinnliche Massagen, tantrische Massagen - Je nach AnbieterIn: auch GV/OV Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
6. Ist Sexualassistenz Prostitution? 12 Sexuelle Handlungen gegen Entgelt = Prostitution Gemäss Genfer Prostitutionsgesetz keine Prostitution, wenn nachweislich ausschliesslich behinderte Kundschaft bedient wird. Mögliche Begründung: Rückbezug auf Menschenrechte Ethisch begründet Professionelle Beziehung, hohe Beziehungsqualität Die Sexualassistenz dient dazu, Menschen mit Behinderung bei deren Sexualverhalten und Sexualerleben zu unterstützen. Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
7. Der Behinderte als Klient 13 7.1. Klientel Menschen mit körperlicher, geistiger, psychischer Behinderung Auch andere hilfebedürftige Menschen wie z.B. betagte Menschen sehr viele männliche Klienten, wenige weibliche generell Menschen mit wenig (sexueller) Erfahrung aus Institutionen Sehr oft auf Hilfe von Drittpersonen angewiesen Finanzielles oft ein Thema: privater Sponsor oder Bewilligung vom Vormund Termine müssen meist lange im voraus geplant werden Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
14 7. Der Behinderte als Klient 7.2. Gefahren auf dem freien Markt Abzocke Mangelendes Einfühlungsvermögen Diskriminierung und Abwertung Kommunikative Missverständnisse Keine personelle Beständigkeit Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
15 7. Der Behinderte als Klient 7.3 Vorteile ausgebildeter Sexualassistentinnen Realistisches Preis-Leistungs-Verhältnis Empathie Erfahrung im Umgang mit Beeinträchtigungen Kenntnisse über Folgen von Behinderungen Ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten Selbstsicherheit Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
8 Ausbildung zur Sexualassistenz 16 - einst und heute 2004: erster Lehrgang Großer Zulauf 12 Kandidaten, 10 haben Ausbildung beendet 2007: zweiter Lehrgang Geringer Zulauf 8 haben Ausbildung beendet Heute: zwei Ehemalige bilden aus Zunehmend inhaltliche Kürzungen und deutlich weniger Nachfrage nach Ausbildungen Nachfrage von behinderter Kundschaft ist vorhanden, sogar leicht steigend. Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
Kompetenzen der 17 SexualassistentInnen Freude an Erotik und Sinnlichkeit Sexuelle Offenheit und Neugier Empathie Interesse und Motivation, mit beeinträchtigen Menschen zu arbeiten Reflexionsvermögen zum Umgang mit eigenen Gefühlen wie Angst, Ekel, Frust, aber auch Sehnsucht, Hingezogenheit und Verlangen, Teamfähigkeit und hohe Kommunikationsbereitschaft Juristisches Wissen für die Grenzen und Möglichkeiten des eigenen Tuns Neutralität und Diskretion Respekt vor Gefühlen und Gedanken der Klientel, aber auch vor den eigenen Emotionen, Vorstellungen, Werten usw. Klarer Wertemassstab Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
18 8. Ausbildung zur Sexualassistenz 8.1 Gründe für rückläufige Anzahl Kandidatinnen Anforderungen relativ hoch Tabu-Thema viel Aufwand, verhältnismässig wenig lukrativ Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
19 8. Ausbildung zur Sexualassistenz 8.2 Wer von den Ehemaligen ist noch aktiv tätig? Erich Hassler mit seiner Sexualbegleitungsplattform insebe.ch, Sexualbegleitung (ca. 7 Anbieterinnen) Barbara Soluna mit sinnerose.ch (ca. 9 Anbieterinnen, 1 Anbieter) und solunatouch.ch, Berührung, Tantramassage Isabelle Kölbl mit sexcare.ch, Sexualbegleitung von Escorts (ca. 4 Anbieterinnen) Michelle Gut mit andana.ch Massage- Angebot für Behinderte, behindertengerecht eingerichtetes Massagestudio (ca. 10 Masseurinnen und 2 Masseure) Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
20 9 Ausblick in die (ferne) Zukunft Vermutlich weniger Behinderte durch Geburtsschäden, Gen-Defekte etc. Möglicherweise etwas mehr Behinderte durch Risikosportarten Ganz sicher wesentlich mehr betagte Menschen Science-Fiction: VR-Brillen Love-Toys Roboter
10. Zusammenfassung 21 Nähe, Berührung und Erotik = Grundbedürfnisse von allen Menschen Professionelle Hilfe = wichtige Alltagsunterstützung Förderung von Lebensqualität und Selbstbewusstsein Einklang mit Menschenrechten, Behindertenrechtskonvention und Erklärungen sexueller Rechte Es ist 4 ehemaligen Kandidaten gelungen, eigene Plattformen mit diversen Angeboten zu kreieren. Die Soziale Arbeit und die Sexualassistenz setzen sich für einen angemessenen Umgang mit beeinträchtigten Menschen ein.
11. Fallbeispiele und 22 Erfahrungsberichte Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
11.1 Fall 1: Oliver – 23 Amyotrophe Lateralsklerose-Patient ALS-Symptome und Folgekrankheiten: Spastische Lähmung und Muskelschwäche Muskelschwund Gang-, Sprech- und Schluckstörungen, Koordinationsstörungen Lähmung der Atemwegsmuskulatur Lungenentzündung (meist Tod) Kontakt per Website, Kommunikation mittels Augen-Computer- Kommunikation Wunsch nach erotischen Massagen Positives Feedback Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
11.2 Fall 2: Marc – 24 Amyotrophe Lateralsklerose-Patient 40 Jahre alt, sportlich, verheiratet Vater ALS-Diagnose Wunsch nach aktivem Sexualleben mit seiner Frau Frau konnte damit nicht umgehen Sexualassistenz Erleichterung der Beziehung zu seiner Frau Körperlich-geistiger Abbau Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
11.3 Fall 3: Sandro – 25 Zystische Fibrose-Patient ZF-Symptome und Folgekrankheiten: Verdauungsstörungen und Untergewicht Wiederkehrende Lungenentzündungen Sterilität Darmverschluss Knochenschwund Seit Kindheit ZF; ständige ärztliche Kontrolle und lebensnotwendige Medikamente Psychisches Leiden aufgrund Exklusion durch Krankheit; Berührungsmangel Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
11.4 Fall 4: Walter – 26 Demenz-Patient 95 Jahre alt Demenzkrankheit Regelmäßige Besuche Engagement mehrerer Dienstleister zur Steigerung seiner Lebensqualität Pro Woche eine Massage Schnelle Verschlechterung der Gesundheit, Tod durch Lungenentzündung Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
11.5 Fall 5: Paul – 27 Schizophrenie-Patient Kontakt durch Psychiater Sozial weitgehend isoliert, dennoch Wunsch nach Erotik und Zärtlichkeit Schamvoll Wollte nicht an Kopf berührt werden wegen „Gedanken-Jagd“ Mehrjähriger Kunde Abbruch aufgrund meines Unfalls, Suche nach neuer Masseurin Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
11.6 Fall 6: Joëll – 28 Autismus-Patient Furcht der Masseurinnen vor potentiell gefährlichem Klienten Auffälliges Verhalten gegenüber Prostituierten im freien Markt und Mitbewohnern der Wohngruppe seine Auffassung, dass man für erotische Dienstleistungen nicht zu zahlen hätte „dunkle“ Aura Hatte bereits viele Hausverbote von Erotik-Club erhalten Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
Feedback Clemens 29 Referentin: Michelle Gut – Sexualbegleitung - Sexualassistenz – Vortrag INSOS – 20. März 2018
Feedback Leonardo 30
Feedback Esther 31
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