Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr
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Studie im Auftrag des vzbv HINTERGRUNDPAPIER / STUDIE Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr Benjamin Held, Christopher Leisinger, Matthias Runkel (unter Mitarbeit von Janis Hecker) August 2021
Sozialverträgliche Kompensation der CO 2 -Bepreisung im Verkehr Abstract Zum 1. Januar 2021 hat die deutsche Bundesregierung mit dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) ein na- tionales Emissionshandelssystem (nEHS) für die Bereiche Wärme und Verkehr eingeführt. Um die zusätzliche Be- lastung privater Haushalte im Bereich Mobilität zu kompensieren, will die Bundesregierung die Einnahmen voll- ständig für Entlastungsmaßnahmen verwenden. Für die Mobilitätskosten von Relevanz sind die Absenkung der EEG-Umlage, die Erhöhung der Entfernungspauschale und die Einführung der Mobilitätsprämie ab dem 21. Kilo- meter beschlossen. Die Berechnungen dieser Studie zeigen, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen und aufgrund mangelnder Ziel- genauigkeit negative Verteilungswirkungen haben. Gerade einkommensschwache Haushalte profitieren kaum oder gar nicht und der freie CO2-Preis ab dem Jahr 2027 schafft große Unsicherheiten bezüglicher zukünftiger Mo- bilitätskosten. Entscheidende Anpassungsmöglichkeiten für Haushalte sind der Umstieg auf E-Pkw oder alterna- tive Mobilitätsangebote. Mit dem Ziel diese Optionen für Haushalte aller Einkommensklassen zu verbessern, wer- den fünf Maßnahmenvorschläge beschrieben, welche die bestehenden Kompensationsmaßnahmen verbessern oder ergänzen, und mit Blick auf Verteilungswirkung, klimapolitische Lenkungswirkung und fiskalische Effizienz evaluiert. E XECUTIVE S UMMARY Das nationale Emissionshandelssystem (nEHS) verleiht Um die zusätzliche Belastung im Mobilitätssektor zu Kraftstoffen und Heizstoffen einen expliziten CO2- kompensieren, will die Bundesregierung die Einnah- Preis und erhöht somit die Kosten von Haushalten und men aus dem nEHS vollständig für die Entlastung von Unternehmen. Die zunächst noch geringe Belastung Haushalten und Unternehmen verwenden (BMWi, steigt im Rahmen des vorgegebenen Preispfads zwi- 2020). Bislang wurden die Absenkung der EEG-Um- schen 2021 und 2026 kontinuierlich an. Danach wird lage, die Erhöhung der Entfernungspauschale und die der Preis durch Versteigerungen frei am Markt gebildet Einführung der Mobilitätsprämie ab dem 21. Kilometer und es entsteht eine Unsicherheit bezüglich der zu- beschlossen (siehe Abschnitt 2.2.2). künftigen Belastungen. Die Maßnahmen sind jedoch nicht ausreichend, um Im Verkehrsbereich bedeutet dies für Pkw-Nutzer*in- die Belastungen annähernd auszugleichen, und sie ha- nen steigende Kraftstoffpreise und Unsicherheit be- ben ungleiche Entlastungswirkungen. Es profitieren züglich der Mobilitätskosten ab dem Jahr 2027 sowie vor allem arbeitstätige, fernpendelnde Personen sowie eventuellen Pkw-Kaufentscheidungen. Die zusätzli- die ohnehin gering belasteten obersten Einkommens- che absolute Belastung privater Haushalte durch den klassen. Im Jahr 2021 werden im Durchschnitt lediglich CO2-Preis in Höhe von 25 Euro je Tonne CO2 liegt ak- 23 % der Belastung kompensiert. In den einkommens- tuell noch bei 11 Euro pro Person und Jahr (Euro/P/J) stärksten 30 % werden über 30 % kompensiert; in der im untersten und 44 Euro/P/J im obersten Einkom- gesamten unteren Einkommenshälfte liegt der Wert mensdezil. Die absolute Belastung steigt mit dem Ein- zwischen 10 % und 17 % (siehe Abschnitt 2.2.3). kommen, weil auch der durchschnittliche Kraftstoff- Die ungleiche Entlastungswirkung liegt vor allem an verbrauch mit dem Einkommen steigt. Zum Vergleich: der Entfernungspauschale, von der höhere Einkom- die Ausgaben für Kraftstoffe steigen von den einkom- mensgruppen auf Grund des höheren Grenzsteuersat- mensschwächsten bis zu den -stärksten 10 % derzeit zes stärker profitieren. Das Mobilitätsgeld für niedri- kontinuierlich von 220 auf 850 Euro/P/J an. gere Einkommen kann das nicht, beziehungsweise nur Aufgrund der Einkommenshöhe ist die relative Belas- für einen kleinen Teil, ausgleichen. Das Hauptproblem tung einkommensstarker Haushalte jedoch am ge- von erhöhter Entfernungspauschale und Mobilitäts- ringsten. Am stärksten belastet sind die unteren und geld ist, dass sie ausschließlich fernpendelnde Er- mittleren Einkommensgruppen (insbesondere die De- werbstätige erreichen und lediglich Arbeitswege ad- zile 2 und 3 mit 0,17 % des Nettoeinkommens (NEK)). ressieren. Mehr als die Hälfte der Verkehrsleistung von Die relative Belastung liegt im Durchschnitt bei 0,15 % Haushalten ist jedoch privat bedingt (BMVI, 2020). des NEK (siehe Abschnitt 2.2.1). Menschen ohne Arbeitseinkommen (z. B. Studierende, Arbeitslose, Rentner*innen) werden nicht Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. • Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr • Seite 3 von 88 berücksichtigt, können von den steigenden Kraftstoff- (Beispielhaushalte A1 und A2) ergeben sich beim Um- kosten aber natürlich ebenfalls betroffen sein. Hinzu- stieg auf den E-Pkw inklusive Senkung der EEG-Um- kommt, dass eine deutliche Mehrheit der Pendelnden lage und einem CO2-Preis von 300 Euro je Tonne Ent- einen Arbeitsweg von weniger als 21 km aufweist; von lastungen in Höhe von 0,3 bis 0,5 % des NEK. Für ein- der erhöhten Entfernungspauschale und Mobilitäts- kommensstärkere Beispielhaushalte (Haushalte C1 prämie also nicht profitiert. und C2) fällt diese Entlastung relativ gesehen etwas Während die Belastung durch den festgeschriebenen geringer aus und beläuft sich auf 0,2 bis 0,1 % des NEK. Preispfad derzeit relativ gering ausfällt und vorherseh- Die Verfügbarkeit von Mobilitätsalternativen ist ab- bar ist, ergeben sich ab dem Jahr 2027 große Unsi- hängig vom Wohnort und es bestehen vor allem Unter- cherheiten. Investitionsentscheidungen im Verkehrs- schiede zwischen ländlichen und städtischen Regio- sektor, z. B. die Anschaffung eines Fahrzeugs, haben nen. Für Haushalte mit geringem Einkommen sorgt die aber mehrjährige Planungshorizonte. Verbesserung von Ausweichmöglichkeiten für verhält- Zur Berechnung der Belastungswirkung des nEHS nismäßig hohe Entlastungen. Für Fernpendler*innen werden in dieser Studie drei Szenarien durchgespielt, mit geringem Einkommen (A1) sinkt die Nettobelas- die Preise von 100, 180 bzw. 300 Euro/t CO2 im Jahr tung mit 2,5 % auf insgesamt 1,9 % des NEK am stärks- 2030 erreichen (siehe Abschnitt 2.3). Für die untersten ten. Im Vergleich zum Status quo kann dieser Haus- Einkommen (1. Dezil) ergeben sich im Jahr 2030 zu- haltstyp seine Nettobelastung damit mehr als halbie- sätzliche Belastungen in Höhe 38 bis 97 Euro/P/J ren. Für einkommensstärkere Haushalte ist die verblei- (0,46-1,0 % des NEK). Für die obersten beträgt sie 104 bende Nettobelastung durch das nEHS allerdings im- bis 240 Euro (0,22–0,51 % des NEK). Die temporäre Er- mer noch geringer. Sie liegt bei 0,7 bis 0,5 % für Haus- höhung von Entfernungspauschale und Mobilitätsgeld halte mit mittlerem und 0,4 bis 0,2 % des NEK für Haus- läuft jedoch bereits im Jahr 2027 aus. Von der Senkung halte mit hohem Einkommen. der EEG-Umlage profitieren mit Blick auf die Mobilität Die empirischen Befunde dieser Studie verdeutlichen, lediglich Haushalte, die auf die Nutzung eines E-Autos dass die aktuell implementierten Kompensationsmaß- umsteigen konnten. nahmen betroffenen Haushalte nur ungenügend und Die Nettobelastung steigt in fast allen Fällen bis wenig zielgenau adressieren. Mit dem Ziel Umstiegs- 2030 an. Kompensationsmaßnahmen müssten dem- und Anpassungsalternativen für Haushalte aller Ein- nach langfristig beibehalten werden und ihre Entlas- kommensklassen zu erarbeiten, werden im Rahmen tungswirkung im Zeitverlauf ansteigen, wenn die Net- dieser Studie die folgenden Maßnahmenvorschläge tobelastungswirkung gering bleiben soll. In einigen mit Blick auf ihre Verteilungswirkung und fiskalische Fällen sinkt die Nettobelastung (absolut und relativ) Effizienz sowie ihr CO2-Einsparpotenzial evaluiert: bereits vor 2030. Dies gilt für Haushalte der oberen Einkommensdezile, in denen die angenommene Prei- 1. Reform der Entfernungspauschale 1: große und selastizität und der Umstieg auf E-Pkw die Belastungs- kleine Pauschale (Abschnitt 3.1.1) wirkung der Preiserhöhung übersteigen. In anderen 2. Reform der Entfernungspauschale 2: Einkom- Worten: der Umstieg auf E-Pkw und die Verfügbar- mensunabhängiges Mobilitätsgeld (3.1.2) keit von Alternativen sind entscheidend, ob Haus- halte ausweichen, und die Kosten durch den stei- 3. Erhöhung Infrastrukturausgaben und regulatori- genden CO2-Preis selbstständig kompensieren und sche Verbesserungen im ÖV (3.1.3) zum Klimaschutz beitragen können. 4. Reform der E-Auto-Kaufprämie (3.1.4) Dies zeigen auch die Betrachtungen von Beispielhaus- 5. Tauschprämie für den Kauf von Elektrorädern und halten, die sich bezüglich der Kriterien Einkommensni- Elektroleichtfahrzeugen (3.1.5) veau, Haushaltsgröße, Wohnort (Stadt/Land) und Pendeldistanz (kleiner/größer 21 Kilometer) unter- Die beiden Reformvorschläge für die Entfernungspau- scheiden (siehe Abschnitt 2.4). schale adressieren die aktuellen Schwächen des In- Der Umstieg auf E-Pkw als Anpassungsreaktion hängt struments. Sie sollen eine bessere klimapolitische Len- stark mit dem Einkommen zusammen, weil nur wenige kungswirkung und eine zielgenauere Entlastung si- Haushalte Neufahrzeuge erwerben und der Ge- cherstellen. Der erste Vorschlag (große und kleine brauchtwagenmarkt noch klein ist. Daher geht auch Pauschale) verbessert die ökologische Lenkungswir- die Kaufprämie in ihrer aktuellen Ausgestaltung mit kung und trägt zum Abbau der umweltschädlichen negativen Verteilungswirkungen einher. Der Umstieg Subvention bei. Der Abbau wird überwiegend von ein- auf den E-Pkw führt allerdings dazu, dass der Belas- kommensstarken Haushalten getragen, während sich tung durch die CO2-Bepreisung von Kraftstoffen kom- für Haushalte mit unzumutbarer ÖV-Nutzung nichts plett ausgewichen werden kann, sofern der Strom aus ändert. Eine zusätzliche Entlastung der Haushalte ent- emissionsfreien erneuerbaren Energien stammt. Für steht dabei aber nicht, was jedoch über eine Erhöhung Beispielhaushalte mit geringem Einkommen der Pauschalsätze zu erreichen wäre. Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. • Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr • Seite 4 von 88 Ein einkommensunabhängiges Mobilitätsgeld (statt bewerten: Kaufprämien gelten empirischen Befunden Entfernungspauschale) verbessert die Verteilungswir- nach als wenig kosteneffizient zur Reduktion von ver- kung zugunsten unterer und mittlerer Einkommen. Die kehrsbedingten CO2-Emissionen und bei Abwrackung ökologische Lenkungswirkung ist in der Tendenz neut- verkehrstüchtiger Pkw kommt es zur Ressourcenver- ral, ggf. leicht positiv. Unklar bleibt jedoch, welchen Ef- nichtung. fekt die gleichzeitig vorgesehene Absenkung des Pau- Die letzte Maßnahme fördert den Umstieg auf Elekt- schalbetrags hätte, wobei hierbei verschiedene Ausge- roräder und Elektroleichtfahrzeuge als klimafreund- staltungsoptionen denkbar wären. liche Alternative zum fossil betriebenen MIV. Die Wir- Die dritte Maßnahme ist struktureller Art und dient der kungsweise der Tauschprämie ist jedoch stark davon Verbesserung des öffentlichen Verkehrs. Sie ver- abhängig, welche Haushaltstypen die Förderung in mehrt die Anpassungsmöglichkeiten der Haushalte, Anspruch nehmen und ob Pkw-Fahrten schlussend- was in den Berechnungen als erhöhte Elastizität darge- lich durch die Nutzung von E-Bikes oder Elektroleicht- stellt wird. Allerdings hängt die Effektivität der Maß- fahrzeugen substituiert werden. nahme stark davon ab, inwiefern Haushalte ihr Mobili- Die vorgestellten Reformvorschläge und Maßnahmen tätsverhalten auf den ÖV verlagern. Da einkommens- sollen die ökologische und soziale Lenkungswirkung schwache Haushalte im Durchschnitt einen größeren bestehender Kompensationsmaßnahmen verbessern Anteil ihres Einkommens für fossile Kraftstoffe aufbrin- und Anpassungsmaßnahmen sowie Umstiegsalterna- gen, kann die Verbesserung des ÖV insbesondere für tiven für fossile Verkehrsträger ermöglichen. Trotz der diesen Bevölkerungsgruppen Entlastungen von der Potenziale der Maßnahmen wird klar, dass ein noch CO2-Bepreisung bedeuten. deutlich umfangreicherer Policy Mix notwendig sein Die Reform der E-Auto-Kaufprämie zielt auf die re- wird, um die Verkehrswende sozialverträglich zu ge- gressive Verteilungswirkung der aktuellen Prämie, in- stalten. Die Verkehrswende kann nicht allein über die dem untere Einkommen und kleinere Fahrzeuge stär- CO2-Bepreisung gesteuert werden und muss als große ker gefördert werden. Aus ökologischer Sicht ist die Transformationsaufgabe mit mehreren Zieldimensio- Förderung von Pkw-Käufen allerdings kritisch zu nen verstanden werden. Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. • Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr • Seite 5 von 88 Inhaltsverzeichnis Executive Summary ............................................................................................................................................................... 2 Abbildungs-/Tabellenverzeichnis ...................................................................................................................................... 6 1 Einleitung ........................................................................................................................................................................ 7 2 Die Verteilungswirkungen des nEHS im Bereich Kraftstoffe ............................................................................... 9 2.1 Methodische Vorbemerkungen ............................................................................................................................................... 9 2.2 Die Situation heute – Verteilungswirkungen im Jahr 2021 ........................................................................................... 9 2.2.1 Die Belastungswirkungen ...................................................................................................................................................... 9 2.2.2 Die Entlastungswirkungen der beschlossenen Maßnahmen ................................................................................ 12 2.2.3 Die Nettobelastungen (Belastungen – Entlastungen) ............................................................................................. 16 2.3 Ein Blick in die Zukunft – Szenariorechnungen bis 2030 ............................................................................................. 18 2.3.1 Übersicht der zentralen Annahmen ................................................................................................................................. 18 2.3.2 Die Belastungswirkungen .................................................................................................................................................... 22 2.3.3 Die Entlastungswirkungen der beschlossenen Maßnahmen ............................................................................... 24 2.3.4 Die Nettobelastungen (Belastungen – Entlastungen) ............................................................................................ 28 2.4 Beispielhaushalte – ein Blick auf zentrale Zusammenhänge .................................................................................... 30 2.4.1 Komposition der Beispielhaushalte ................................................................................................................................ 30 2.4.2 Ergebnisse zu den Beispielhaushalten ........................................................................................................................... 32 2.4.3 Zentrale Einflussmöglichkeiten ......................................................................................................................................... 34 2.5 Zusammenfassung der zentralen Erkenntnisse .............................................................................................................. 37 3 Analyse alternativer Begleitmaßnahmen für den CO2-Preis ............................................................................. 42 3.1.1 Reform der Entfernungspauschale 1: große und kleine Pauschale ........................................................................ 43 3.1.2 Reform der Entfernungspauschale 2: Einkommensunabhängiges Mobilitätsgeld .................................... 49 3.1.3 Erhöhung Infrastrukturausgaben und regulatorische Verbesserungen im ÖV ........................................... 52 3.1.4 Reform der E-Auto-Kaufprämie .......................................................................................................................................56 3.1.5 Tauschprämie für den Kauf von Elektrorädern und Elektroleichtfahrzeugen ............................................. 60 4 Literaturverzeichnis.................................................................................................................................................... 64 Anhang ................................................................................................................................................................................... 71 Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. • Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr • Seite 6 von 88 ABBILDUNGS -/TABELLENVERZEICHNIS Abbildung 1: Entwicklung von Benzinpreis inkl. CO2-Preis ...................................................................................... 7 Abbildung 2: Ausgaben für Kraftstoffe nach NÄE-Dezilen .................................................................................... 10 Abbildung 3: Belastung durch nEHS im Bereich Kraftstoffe nach NÄE-Dezilen .................................................... 10 Abbildung 4: Belastungen nach Regionsgrundtyp, sozialer Stellung der Haupteinkommensperson und Größe des Haushalts 11 Abbildung 5: Entlastungswirkungen der Erhöhung der Entfernungspauschale .................................................... 14 Abbildung 6: Entlastungswirkungen der Mobilitätsprämie .................................................................................... 15 Abbildung 7: Entlastungswirkungen der Senkung der EEG-Umlage ..................................................................... 16 Abbildung 8: Be-, Ent- und Nettobelastungen im Jahr 2021 (% des NEK) ............................................................. 17 Abbildung 9: Belastungen durch nEHS nach NÄE-Dezilen (CO2-Preisszenarien) ................................................ 23 Abbildung 10: Entlastungswirkung der Erhöhung der Entfernungspauschale ab dem 21. Kilometer ..................... 24 Abbildung 11: Entlastungswirkung der Mobilitätsprämie ....................................................................................... 25 Abbildung 12: Entlastungswirkung der Senkung der EEG-Umlage (E-Pkw) .......................................................... 26 Abbildung 13: Aggregierte Entlastungen (Entfernungspauschale, Mobilitätsprämie, Senkung der EEG-Umlage (E-Pkw)) ..... 27 Abbildung 14: Nettobelastungen durch nEHS (CO2-Preisszenarien) .................................................................... 29 Abbildung 15: Be-, Ent- und Nettobelastungen im Jahr 2021 (% des NEK) ............................................................ 37 Abbildung 16: Nettobelastungen durch nEHS bei hohem CO2-Preisszenario ....................................................... 38 Abbildung 17: Absetzbare von Wegekosten nach Arbeitsweg ............................................................................... 44 Abbildung 18: kleine und große Pauschale im Maßnahmenvorschlag; Anteile nach Arbeitsweg ........................... 45 Abbildung 19: Anteil der Quintile am Subventionsvolumen ................................................................................... 46 Abbildung 20: Verkehrsmittelnutzung für den Arbeitsweg nach ökonomischen Status (%) .................................. 47 Abbildung 21: Modal Split des Verkehrsaufkommens nach ökonomischem Status (%) .......................................... 54 Abbildung 22: PKW-Bestand nach Einkommensklassen (PKW/Haushalt) ........................................................... 58 Abbildung 23: Abschätzungen zum Reformvorschlag E-Auto-Prämie (Mio. Euro) ............................................... 58 Abbildung 24: Ausstattungsgrad von E-Bikes (%).................................................................................................. 61 Abbildung 25: Nutzungshäufigkeiten des Fahrrads nach ökonomischem Status (%) ............................................ 62 Abbildung 26: Belastungen durch nEHS bei niedrigem CO2-Preisszenario........................................................... 71 Abbildung 27: Belastungen durch nEHS bei mittlerem CO2-Preisszenario............................................................ 71 Abbildung 28: Belastungen durch nEHS bei hohem CO2-Preisszenario................................................................ 72 Abbildung 29: Nettobelastungen durch nEHS bei niedrigem CO2-Preisszenario ................................................. 73 Abbildung 30: Nettobelastungen durch nEHS bei mittlerem CO2-Preisszenario .................................................. 73 Abbildung 31: Nettobelastungen durch nEHS bei hohem CO2-Preisszenario ....................................................... 74 Tabelle 1: Auswertungsergebnisse zur Erhöhung der Entfernungspauschale ........................................................ 13 Tabelle 2: Be-, Ent- und Nettobelastungen im Jahr 2021 (Euro/Person/Jahr)....................................................... 17 Tabelle 3: CO2-Preisszenarien ............................................................................................................................... 18 Tabelle 4: Einkommensspezifische Preiselastizitäten ............................................................................................ 20 Tabelle 5: Besitz und geplante Anschaffung von E-Pkw ........................................................................................ 21 Tabelle 6: Anteil der Fahrleistung von E-Pkw ........................................................................................................ 22 Tabelle 7: Komposition der Beispielhaushalte ........................................................................................................ 31 Tabelle 8: Ergebnisse zu den Beispielhaushalten ................................................................................................... 33 Tabelle 9: Einflussmöglichkeit I: Bessere Ausweichmöglichkeiten (Preiselastizität = 1,0) ....................................... 35 Tabelle 10: Einflussmöglichkeit II: Umstieg auf E-Pkw (kompletter Ersatz) ............................................................ 36 Tabelle 11: Ergebnisse zu den Beispielhaushalten .................................................................................................. 39 Tabelle 12: Beispielrechnungen zur Reform „große und kleine Pauschale“ ............................................................ 48 Tabelle 13: Beispielrechnungen zum Mobilitätsgeld .............................................................................................. 50 Tabelle 14: Ergebnisse Beispielhaushalte A1, B1, C1 ................................................................................................ 75 Tabelle 15: Ergebnisse Beispielhaushalte A2, B2, C2 .............................................................................................. 76 Tabelle 16: Be-/Ent- und Nettobelastung durch nEHS und Entlastungsmaßnahmen im Jahr 2021....................... 77 Tabelle 17: Be-/Ent- und Nettobelastung durch nEHS und Entlastungsmaßnahmen im Jahr 2030 ..................... 83 Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. • Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr • Seite 7 von 88 1 Einleitung Mit dem nationales Emissionshandelssystem (nEHS) bis 300 Euro/t CO2 im Jahr 2030), ein Vergleichssze- wird Heiz- und Kraftstoffen ein expliziter CO2-Preis nario (Prognos, 2020) sowie die Klimaschadenskosten verliehen. Das nEHS ergänzt somit das europäische einer Tonne CO2 in Höhe von 215 Euro (gemäß UBA, Emissionshandelssystem (EU-ETS), das Treibhaus- 2020) abgezeichnet. Der CO2-Preis liegt zunächst also gasemissionen der Stromerzeugung und verschiede- noch deutlich unter den tatsächlichen Schadenskos- ner Industrieprozesse umfasst, und weitet die CO2-Be- ten und der Benzinpreis bewegt sich insgesamt auf das preisung als wichtiges Instrument zur Erreichung der Niveau der Jahre 2012-2013 zu. Die Preise könnten nationalen und internationalen Klimaschutzziele aus. aber ab dem Jahr 2027 rapide ansteigen. Da Pkw viele Während die Emissionszertifikate im EU-ETS aktuell Jahre gehalten werden und eine Gesamtlebensdauer zu Preisen von über 55 Euro je Tonne CO2 frei am von über 20 Jahren haben können, geht dies mit gro- Markt gehandelt werden, ist für die ersten Jahre des ßen Unsicherheiten für Verberbraucher*innen einher. nEHS ein fester Preispfad definiert. Er startete zum Be- Die Einnahmen aus dem nEHS will die Bundesregie- ginn des Jahres 2021 mit einem Betrag von 25 Euro je rung in voller Höhe für die Entlastung von Haushalten Tonne CO2, was einem Preisaufschlag von 7 bzw. 8 und Unternehmen verwenden (BMWi, 2020). Zum Cent pro Liter für Benzin und Diesel entspricht (0,6 Ausgleich der steigenden Kraftstoffkosten wurde die Cent je Kilowattstunde bei Erdgas). Bis 2025 steigt der Entfernungspauschale für den Zeitraum 2021–2026 ab Preis auf 55 Euro pro Tonne – also auf das aktuelle Ni- dem 21. Entfernungskilometer erhöht, um Fernpen- veau im EU-ETS. Ab 2026 soll der Preis dann durch delnde zu entlasten. Für Haushalte, die aufgrund eines Versteigerungen am Markt ermittelt werden. Für das geringen Einkommens von der Entfernungspauschale Jahr 2026 wurde dabei zunächst noch ein Preiskorridor nicht profitieren, wurde eine ebenso befristete „Mobi- von 55 bis 65 Euro festgelegt. litätsprämie“ eingeführt, die sich an der Pauschale ori- Was die CO2-Bepreisung konkret für die Kraftstoff- entiert. Für den eigentlich relevanten Zeitraum ab preise bedeutet, ist in Abbildung 1 für Benzin darge- 2027 existieren noch keine weiteren Pläne. Darüber stellt. Die Abbildung zeigt die Preisentwicklung seit hinaus sollen durch eine Absenkung der EEG-Umlage 2010 sowie– ausgehend vom heutigen Preisniveau – alle Haushalte von niedrigeren Strompreisen profitie- die zukünftige Entwicklung mit dem vorbestimmten ren. Mit Blick auf die Mobilität kommt dies vor allem Preispfad. Für den Zeitraum bis 2030 sind das Min- Nutzer*innen von E-Pkw zugute. und Max-Szenario dieser Studie (CO2-Preise von 100 Abbildung 1: Entwicklung von Benzinpreis inkl. CO2-Preis 2,50 Aktueller Benzinpreis inkl. 25 Euro/tCO2 2,00 Euro/Liter 1,50 beschlossener freier CO2-Preis CO2-Preispfad ab 2027 1,00 2021-2026 0,50 0,00 2010 2011 2012 2013 2017 2014 2015 2016 2018 2019 2028 2021 2022 2026 2029 2030 2020 2023 2024 2025 2027 historisch Prognos/BMWi Klimakosten (UBA) min-Szenario mid-Szenario max-Szenario Quelle: eigene Darstellung (FÖS) Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. • Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr • Seite 8 von 88 Die vorliegende Studie untersucht die Belastungswir- Die Reformvorschläge und Maßnahmen zielen darauf kungen des nEHS im Bereich Verkehr (Kraftstoffe) für ab, die klimapolitische Lenkungswirkung und Vertei- private Haushalte sowie die Entlastungswirkungen lungswirkung bestehender Instrumente zu verbessern der beschlossenen Maßnahmen für die Jahre 2021 bis sowie Anpassungs- und Umstiegsmöglichkeiten zu er- 2030 (Kapitel 2). Entlang konkreter Beispielhaushalte öffnen. Die Detailanalysen untersuchen bei den beste- werden besondere Betroffenheiten, zentrale Zusam- henden Instrumenten (Entfernungspauschale und menhänge und Einflussmöglichkeiten bezüglich der Kaufprämie) daher auch die die Schwächen der aktuel- (Netto-)Belastung und deren Verringerung aufgezeigt len Ausgestaltung. (Kapitel 2.4). Die Ergebnisse aus Kapitel 2 zeigen, dass die aktuell beschlossenen Kompensationsmaßnahmen nicht aus- reichen und zu wenig zielgenau sind, um einen sinnvol- len Ausgleich zu schaffen. Insbesondere unteren Ein- kommensgruppen müssen Anpassungsmöglichkeiten eröffnet werden (z. B. alternative Mobilitätsangebote oder E-Pkw), wenn die Abkehr fossiler Mobilität sozial- verträglich gelingen soll. In Kapitel 3 werden zu diesem Zweck weitere Kompensations-, Förder- sowie struk- turelle Maßnahmen identifiziert und in einer Detailana- lyse untersucht: 1. Reform der Entfernungspauschale 1: große und kleine Pauschale (3.1.1) 2. Reform der Entfernungspauschale 2: Einkom- mensunabhängiges Mobilitätsgeld (3.1.2) 3. Erhöhung Infrastrukturausgaben und regulatori- sche Verbesserungen im ÖV (3.1.3) 4. Reform der E-Auto-Kaufprämie (3.1.4) 5. Tauschprämie für den Kauf von Elektrorädern und Elektroleichtfahrzeugen (3.1.5) Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. • Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr • Seite 9 von 88 2 Die Verteilungswirkungen des nEHS im Bereich Kraftstoffe 2.1 Methodische Vorbemerkungen Die in diesem Kapitel vorgestellten Berechnungen ba- Als zentrales Merkmal zur Differenzierung der Haus- sieren maßgeblich auf Auswertungen der Einkom- halte wird das Nettoäquivalenzeinkommen (neue mens- und Verbrauchsstichprobe 2018 (EVS 2018) des OECD-Äquivalenzskala) eingesetzt und die Haushalte Statistischen Bundesamts, die die größte und umfang- in Dezile – sprich zehn gleich große Gruppen – einge- reichste Haushaltsbefragung in Deutschland darstellt. teilt. Darüber hinaus werden noch weitere Unterschei- Ergänzt wurde die Datenbasis an ausgewählten Stellen dungsmerkmale wie der Regionstyp des Wohnorts und durch Auswertungen der Erhebung Mobilität in die soziale Stellung der Haupteinkommensperson ein- Deutschland 2017 (MiD 2017/MiT 2017) und des Sozio- gesetzt sowie zur Veranschaulichung besonderer Be- Oekonomischen Panels v36 (SOEPv36). Das Berech- troffenheiten Beispielhaushalte gebildet. nungsmodell wurde aus Held (2018) übernommen und Schließlich sei auf die bestehenden Unsicherheiten an die vorliegenden Einsatzzwecke angepasst. Die hingewiesen, die bei den vorliegenden Szenariorech- grundsätzliche Methode der Überführung von Ausga- nungen an verschiedenen Stellen vorliegen (z. B. be- ben in Verbräuche und THG-Emissionen und die dazu züglich der Umrechnung von Ausgaben zu Verbräu- verwendeten Quellen können in der Studie Held chen und bei den Preiselastizitäten). Die nachfolgen- (2018) nachvollzogen werden. den Ergebnisse sollten deswegen – insbesondere beim Die nachfolgenden Auswertungen beschränken sich Blick in die Zukunft auf die Belastungen bis 2030 – auf den Mobilitätsbereich. Die über das Brennstof- nicht als Vorhersagen, sondern Abschätzungen ver- femissionshandelsgesetz und das dort regelte natio- standen werden, die die Identifikation grundsätzlicher, nale Emissionshandelssystem (nEHS) im Bereich möglicherweise problematischer Zusammenhänge er- Wärme sind bewusst nicht enthalten. Das gilt sowohl lauben. für die Be- als auch die Entlastungswirkungen. Auch vor dem Hintergrund dieser Unsicherheiten wur- Auf Grund der besonderen Relevanz und der Schwie- den neben den empirischen Auswertungen auch Be- rigkeit die anderen Verkehrsmittel empirisch belastbar rechnungen für Beispielhaushalte vorgenommen, die abzubilden, werden dabei allein die Belastungen durch auf zentrale Zusammenhänge aufmerksam machen die CO2-Bepreisung für den Bereich Kraftstoffe be- sollen und die Überleitung zum Maßnahmenteil dar- trachtet. stellen. 2.2 Die Situation heute – Verteilungswirkungen im Jahr 2021 2.2.1 Die Belastungswirkungen Die Frage der absoluten Belastung durch den nEHS im schließlich einem weiteren starken Abfallen auf 1,8 % Bereich Kraftstoffe hängt direkt von der Menge der ge- im 10. Dezil. Die Haushalte im mittleren, unteren Ein- kauften fossilen Kraftstoffe ab. Dies wiederum ist eng kommensbereich geben den größten Anteil ihres Ein- korreliert mit den Ausgaben für (fossile) Kraftstoffe, die kommens für Kraftstoffe aus, die reichsten 10 % deut- über die EVS erfasst werden. Eine zentrale Variable lich am wenigsten. hinsichtlich der relativen Belastung ist folgerichtig der Die Belastung durch den nEHS im Bereich Kraftstoffe Anteil der Ausgaben für Kraftstoffe am Nettoeinkom- verhält sich auf Grund der genannten engen Korrela- men. Wie Abbildung 2 zeigt, steigt der absolute Betrag, tion sehr ähnlich (siehe Abbildung 3). In absoluten Be- der für Kraftstoffe pro Person und Jahr (Euro/P/J) aus- trägen steigt sie von 11 Euro/P/J im 1. Dezil stetig an auf gegeben wird, über die Dezile von ca. 200 Euro/P/J im 44 Euro/P/J im 10. Dezil. Die relative Belastung liegt im 1. Dezil auf schließlich etwa 850 Euro/P/J im zehnten Durchschnitt bei 0,15 % des NEK und steigt von zu- Dezil stetig an. Der Anteil am NEK zeigt hingegen die nächst von 0,14 % im 1. Dezil auf 0,17 % im 3. Dezil an, um bekannte, bauchige konvexe Form mit einem Anstei- dann bis auf 0,13 % im 9. Dezil abzufallen. Noch einmal gen von 2,8 % im 1. Dezil auf 3,5 % im 3. Dezil und einem deutlich niedriger liegt die relative Belastung im 10. zunächst langsamen, dann aber an Geschwindigkeit Dezil mit 0,09 %. zunehmenden Abfallen bis auf 2,5 % im 9. Dezil und Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. • Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr • Seite 10 von 88 Abbildung 2: Ausgaben für Kraftstoffe nach NÄE-Dezilen 1000 3,4% 3,5% 4,0% 3,3% 3,2% 3,1% 3,0% 2,8% 2,8% 2,9% Euro/Person/Jahr 750 2,5% 3,0% % des NEK 1,8% 500 2,0% 250 1,0% 0 0,0% 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Ø Euro/Person/Jahr % des NEK Quellen: EVS, 2018; MiD/MiT, 2017; eigene Berechnungen Abbildung 3: Belastung durch nEHS im Bereich Kraftstoffe nach NÄE-Dezilen 50 0,20 0,17 0,17 0,16 0,16 0,16 0,16 0,15 0,15 40 0,14 0,16 0,13 Euro/Person/Jahr % des NEK 30 0,09 0,12 20 0,08 10 0,04 0 0,00 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Ø Euro/Person/Jahr % des NEK Quellen: EVS, 2018; MiD/MiT, 2017; eigene Berechnungen Der Ausgabenanteil für fossile Kraftstoffe und die Be- ▪ Bei der Aufteilung nach dem sozialen Status der lastung durch den nEHS hängen neben dem Einkom- Haupteinkommensperson zeigt sich, dass Auszu- men auch noch von zahlreichen weiteren Faktoren ab. bildende und ArbeiterInnen mit 0,20 % bzw. 0,19 % In Abbildung 4 sind drei weitere Haushaltsmerkmale, des NEK relativ stark belastet sind. Dann gibt es ei- die sich über die EVS differenzieren lassen, aufgeführt: nen breiten Bereich, der Angestellte, Beamte, Hausfrauen/Hausmänner und Selbstständige um- ▪ So zeigt sich bezüglich des Wohnorts des Haus- fasst, in der die Belastung zwischen 0,16 und 0,13 % halts, dass in ländlichen Gegenden die Belastung liegt. Etwas niedriger ist die Belastung mit 0,12 % höher ausfällt. Die EVS unterscheidet hier zwischen bei Studierende, Arbeitslosen und Rentner*innen. den Regionstypen Agglomerationsraum, verstäd- terter Raum und ländlicher Raum. Bei den drei in ▪ Bei der Haushaltsgröße zeigt sich, dass 3- und 4- der EVS vorliegenden Raumordnungsmerkmalen Personen-Haushalten mit 0,16 % etwas stärker, 1- ist die Belastung in Agglomerationsräumen mit Personen-Haushalte mit 0,12 % hingegen am 0,13 % des NEK am niedrigsten, gefolgt von ver- schwächsten belastet sin städterten Räumen mit 0,16 % und 0,17 % in ländli- chen Räumen. Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. • Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr • Seite 11 von 88 Abbildung 4: Belastungen nach Regionsgrundtyp, sozialer Stellung der Haupteinkommensperson und Größe des Haushalts 0,16 0,17 40 0,18 0,13 Euro/Person/Jahr 30 0,12 % des NEK 20 0,06 10 0 0,00 Agglomerationsräume Verstädterte Räume Ländliche Räume Quellen: EVS, 2018; MiD/MiT, 2017; eigene Berechnungen Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. • Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr • Seite 12 von 88 Interessant ist auch die Kombination der Merkmale, Diese werden im Folgenden jeweils zunächst inhaltlich um besondere Belastungssituationen identifizieren zu vorgestellt, bevor die Ergebnisse der Auswertungen zu können. Dafür wurde eine gemeinsame Betrachtung den Entlastungseffekten präsentiert werden. der Merkmale Nettoäquivalenzeinkommensdezil, Haushaltsgröße und Wohnort durchgeführt. Die aus- Erhöhung der Entfernungspauschale ab dem 21. Ki- führliche Tabelle mit allen Werten und Stichproben- lometer größen ist auf Grund der Ausführlichkeit im Anhang in Tabelle 16 zu finden. Es zeigt sich, dass die Belastung Die Bundesregierung hat eine Erhöhung der Entfer- insbesondere bei Haushalten in den Dezilen 1 bis 4, bei nungspauschale für die Jahre 2021 bis 2026 beschlos- 3 bis 4 Personen-Haushalten und im ländlichen und sen. Ab dem 21. Entfernungskilometer zwischen Ar- verstädterten Raum hoch ausfällt: beitsstätte und Wohnort können nun 35 anstelle von 30 Cent/km als Werbungskosten in der Steuererklä- ▪ Der Maximalwert von 0,27 % des NEK wird bei der rung angesetzt werden. Ab 2024 erhöht sich der Satz Kombination 1. Dezil / 4-Personen Haushalt / länd- um weitere 3 Cent auf 38 Cent/km. licher Raum erreicht. Allerdings ist hier die Stich- probengröße mit 31 Haushalten sehr gering, die Die Entlastungswirkung dieser Maßnahme hängt maß- Aussagekraft deswegen eingeschränkt. geblich von vier Kriterien ab: ▪ Mit 0,23 % des NEK wird der zweithöchste Wert im ▪ Länge des Arbeitsweg: Es profitieren nur diejeni- 2. Dezil bei 4-Personen Haushalten im ländlichen gen, deren Arbeitsweg über 20 km liegt. Raum erreicht. Auch hier ist die Stichprobengröße ▪ Grenzsteuersatz: Je höher der Grenzsteuersatz, mit 65 Haushalten allerdings noch relativ gering. desto höher die Entlastung. Wer keine Einkom- ▪ Insgesamt zeigt sich eine relativ hohe Belastung bei mensteuern zahlt (Grenzsteuersatz 0 %), wird nicht 4-Personen-Haushalten im 1. bis 3. Dezil. Unabhän- entlastet (siehe dazu aber „Mobilitätsprämie“). gig vom Wohnort zeigen sich hier mit 0,21 % des ▪ Arbeitnehmer-Pauschbetrag überschritten: Erst NEK vergleichsweise hohe Werte. wenn der Arbeitnehmer-Pauschbetrag von ▪ Besonders niedrig ist die Belastung zum einen 1.000 Euro überschritten ist, gibt es einen Entlas- durchgehend im einkommensstärksten 10. Dezil tungseffekt. (Durchschnitt: 0,09 % des NEK; Spannweite: 0,08 ▪ Steuererklärung eingereicht: Nur wer eine Steuer- bis 0,12 % des NEK), sowie im einkommens- erklärung einreicht, kann von der Entlastung profi- schwächsten 1. Dezil bei 1-Personen-Haushalten tieren. (Durchschnitt: 0,08 % des NEK; Spannweite: 0,06 Um die Entlastungswirkung modellieren zu können, bis 0,14 % des NEK). Außerdem fällt die Belastung mussten verschiedene Berechnungsschritte durchge- im 1. Dezil bei 1-Pers-Haushalten in Agglomerati- führt und Annahmen getroffen werden: onsräumen mit 0,07 % besonders niedrig aus. ▪ Um die Entlastungswirkungen modellieren zu kön- nen, wurden zum einen die Pendlerdistanzen aus 2.2.2 Die Entlastungswirkungen der dem SOEP für das Jahr 2017 (SOEP v36) ausgewer- beschlossenen Maßnahmen tet und mit den Daten der EVS kombiniert. In dieser Studie werden allein die Entlastungsmaßnah- ▪ Es wurden die Einkommen-Grenzsteuersätze mo- men berücksichtigt, die von der Bundesregierung im delliert. Den Ausgangspunkt dafür bilden die sich Zuge der Einführung des BEHG/nEHS bereits be- aus den Daten der EVS berechenbaren durch- schlossen wurden und die – kongruent zur Belastungs- schnittlichen Einkommen-Steuersätze. Dabei seite – den Kraftstoffbereich betreffen. Dies umfasst: mussten allerdings stark vereinfachenden Annah- men getroffen werden. So wurde angenommen, dass das zu versteuernde Einkommen pauschal 85 % ▪ Erhöhung der Entfernungspauschale ab dem 21. des Brutto-Haushaltseinkommens entspricht. Mit Kilometer Hilfe einer Einkommensteuertabelle 1 wurden die- ▪ Einführung der Mobilitätsprämie ab dem 21. Kilo- sen durchschnittlichen Steuersätzen entspre- meter chende Grenzsteuersätze zugeordnet. ▪ Senkung der EEG-Umlage (E-Pkw) ▪ Bezüglich der Anzahl der durchschnittlichen Ar- beitstage wird pauschal ein Wert von 175 Tagen an- genommen. 1 https://www.zinsen-berechnen.de/einkommen- steuertabelle.php Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. • Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr • Seite 13 von 88 ▪ Es wurde angenommen, dass der Arbeitnehmer- Arbeitsweg tendenziell über die Dezile mit dem Ein- Pauschbetrag von 1.000 Euro durch andere Positi- kommen ansteigt, allerdings nicht stetig. Bei dem Teil onen jenseits der Erhöhung der Pendlerpauschale des Arbeitswegs, der über 20 km liegt, zeigt sich ein bereits voll ausgenutzt wurde. ähnliches Bild. Mit durchschnittlich 5 km liegt er am ▪ Insgesamt handelt es sich aller Voraussicht nach höchsten im 8. Dezil. Auf Basis der oben dargestellten um eine relativ großzügige Berechnung der Entlas- Annahmen ergibt sich so der absetzbare Betrag. Um tungswirkung. Das auf diese Weise errechnete Ge- die Steuerersparnis zu berechnen, werden diese mit samtvolumen der Entlastung liegt bei knapp den Grenzsteuersätzen multipliziert. Die geschätzten 450 Mio. Euro und damit ein gutes Stück höher als Grenzsteuersätze steigen wie zu erwarten über die De- die 335 Mio. Euro, die vom BMF veranschlagt wer- zile deutlich an von 4 % im ersten auf 32 % im zehnten den (BMF 2020:249). Dezil. 2 Die geschätzte Steuerersparnis steigt schließ- lich stetig von 0,4 Euro/P/J im ersten Dezil auf 12,0 Die resultierenden Ergebnisse sind in Euro/P/J im zehnten Dezil an. Ausgedrückt als Anteil Tabelle 1 und Abbildung 5 aufgeführt. Die kombinier- am Nettoeinkommen ist der Anteil mit 0,047 % im ach- ten Auswertungen von EVS und SOEP zeigen, dass der ten Dezil am größten. Tabelle 1: Auswertungsergebnisse zur Erhöhung der Entfernungspauschale Dezile Arbeitsweg Arbeitsweg Absetzbarer Grenz- Steuerersparnis Steuerersparnis > 20km Betrag Steuersatz km km Euro/P/J % Euro/P/J % NEK 1 3,2 1,2 10,4 4% 0,4 0,007 2 2,2 0,8 7,1 11% 0,8 0,007 3 4,5 1,3 11,6 15% 1,7 0,014 4 5,9 1,9 16,5 18% 2,9 0,020 5 6,4 2,0 17,4 20% 3,5 0,021 6 6,9 2,1 18,8 22% 4,1 0,022 7 8,1 2,6 22,8 24% 5,5 0,026 8 12,1 5,0 43,5 27% 11,6 0,047 9 12,2 4,6 40,1 30% 11,8 0,040 10 11,2 4,3 37,7 32% 12,0 0,027 Ø 7,3 2,6 22,6 20% 5,4 0,023 Quellen: EVS, 2018; MiD/MiT, 2017; SOEPv36 eigene Berechnungen 2 Dass im zehnten Dezil (und auch den vorherigen) der aber eher eine Unterschätzung der Höhe der Grenz- Grenzsteuersatz nicht höher liegt, kann zum einen an steuersätze realistisch, was letztlich bedeutet, dass der rudimentären Schätzmethode liegen, zum ande- auch die Entlastung – insbesondere in den oberen ren zeigt sich darin aber auch die Diversität der im Einkommensklassen – unterschätzt wird. zehnten Dezil befindlichen Haushalte. Tendenziell ist Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. • Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr • Seite 14 von 88 Abbildung 5: Entlastungswirkungen der Erhöhung der Entfernungspauschale 0,047 15,0 0,050 0,040 12,0 0,040 Euro/Person/Jahr 0,026 0,027 % des NEK 9,0 0,022 0,023 0,030 0,020 0,021 6,0 0,014 0,020 0,007 0,007 3,0 0,010 0,0 0,000 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Ø Euro/Person/Jahr % des NEK Quellen: EVS, 2018; MiD/MiT, 2017; SOEPv36 eigene Berechnungen Einführung der Mobilitätsprämie ab dem 21. Kilometer Die Mobilitätsprämie wurde eingeführt, damit auch ▪ Es wird vereinfachend angenommen, dass für je- fernpendelnde Geringverdiener, die unterhalb des den Arbeitsweg ab dem 21 km der Satz von 14% der Grundfreibetrags liegen und damit keine Einkom- erhöhten Pendlerpauschale (bis 2024: menssteuer zahlen und somit nicht von der erhöhten 35 ct/km*14%=4,9 ct/km, ab 2024: Entfernungspauschale profitieren können, entlastet 38 ct/km*14%=5,32 ct/km) in Anspruch genom- werden. men werden könnte. Prinzipiell werden dafür die Sätze der erhöhten Entfer- ▪ Bezüglich der Anzahl der durchschnittlichen Ar- nungspauschale herangezogen, sprich von 2021 bis beitstage wird – wie bei der Entfernungspauschale 2024 35 Cent/km und von 2024 bis 2026 38 Cent/km, – pauschal ein Wert von 175 Tagen angenommen. und zwar ebenfalls ab dem 21. Kilometer. Entspre- ▪ Es wird angenommen, dass die Mobilitätsprämie chend das Eingangssteuersatzes können 14 % dieser nur in den ersten fünf Dezilen in Anspruch genom- erhöhten Entfernungspauschale-Sätze für die Berech- men wird. nung der Mobilitätsprämie angesetzt werden. Über die ▪ Da die ersten beiden Annahmen allerdings sicher- Entfernung und die Höhe der Entfernungspauschale lich eine deutliche Überschätzung darstellen, wird hinaus ist auch die Höhe des zu versteuernden Ein- der entstehende Wert mit 0,25 multipliziert. Das kommens, die Höhe des Grundfreibetrags und die stellt natürlich eine sehr grobe Annahme dar. Sie Höhe des Arbeitnehmer-Pauschbetrags bei der Be- basiert auf den Schätzungen des BMF bezüglich rechnung zu berücksichtigen. Die Berechnung der der Ausgaben für die Mobilitätsprämie, die im Fi- Mobilitätsprämie ist damit relativ komplex und von vie- nanzbericht 2021 auf ca. 30-40 Mio. Euro ge- len haushaltsspezifischen Merkmalen abhängig. schätzt werden (BMF, 2020). Die hier vorgenom- Grundsätzlich sind zunächst – abgesehen vom Grenz- mene Berechnung kommt bei Verwendung des steuersatz - dieselben Faktoren entscheidend wie bei Faktors 0,25 auf ein Volumen von etwa 50 Mio. der Pendlerpauschale: also die Länge des Arbeitswegs, Euro. Demnach wird die Entlastung also eher über- die vorherige Ausschöpfung des Arbeitnehmer- als unterschätzt. Pauschbetrags und ob eine Steuererklärung einge- reicht wird. Darüber hinaus ist aber auch noch der Ab- stand zum Steuerfreibetrag von Relevanz. Auf ver- Die so durchgeführten Schätzungen zeigen, dass – vor schiedenen Portalen können dazu Beispielrechnun- den getroffenen Annahmen – eine Entlastung insbe- gen nachgeschlagen werden (z. B. Schmitt, 2021). sondere im untersten Einkommensdezil stattfindet Um diese von Faktoren abhängende Berechnung für und diese bei etwa 2 Euro/P/J, bzw. 0,027 % des Net- die eigenen Abschätzungen umsetzen zu können, toeinkommens liegt. Wie oben bereits erwähnt, müs- über die im Rahmen der genutzten Datenbasis keine sen diese Ergebnisse auf Grund getroffenen Annah- haushaltsgenauen Daten vorliegen, wurde ein stark men aber mit Vorsicht interpretiert werden. Eine Indi- vereinfachte Berechnung der Mobilitätsprämie durch- kation über die Größenordnung und Verteilung kön- geführt. Entsprechend eingeschränkt ist auch die Aus- nen sie aber liefern. sagekraft. Folgende Annahmen wurden getroffen: Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. • Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr • Seite 15 von 88 Abbildung 6: Entlastungswirkungen der Mobilitätsprämie 3,0 0,027 0,030 Euro/Person/Jahr 2,0 0,020 % des NEK 0,008 0,007 1,0 0,007 0,010 0,005 0,005 0 0 0 0 0 0,0 0,000 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Ø Euro/Person/Jahr % des NEK Quellen: EVS, 2018; MiD/MiT, 2017; SOEPv36 eigene Berechnungen Senkung der EEG-Umlage (E-Pkw) Die Auswirkungen der Senkung der EEG-Umlage auf Verteilung der E-Pkw auf die Einkommensdezile. Zu- die Kosten für den Betrieb von E-Pkw wird deswegen sätzlich wurden noch grobe Annahmen zum durch- mitberücksichtigt, da sie ein zentrale Ausweichreak- schnittlichen Verbrauch, sowohl für die E-Pkw als auch tion darstellen und deswegen insbesondere für die die Verbrenner-Pkw, die sie ersetzen, getroffen: Szenariorechnungen bis 2030 relevant werden. ▪ Für Benziner wurde pauschal angenommen, dass Im Rahmen des Konjunkturprogramms zur Bewälti- diese einen durchschnittlichen Verbrauch von gung der Corona-Folgen und im Zuge der Einführung 7,65 l/100km aufweisen, für Diesel von 6,0 l/100km. des BEHG/nEHS hat die Bundesregierung eine Sen- ▪ Für E-Pkw wurde ein durchschnittlicher Verbrauch kung der EEG-Umlage auf 6,5 ct/kWh im Jahr 2021 von 15 kWh/100km angenommen (Verivox, o. J.). und 6,0 ct/kWh im Jahr 2021 beschlossen. Insgesamt Wie in Abbildung 7 zu sehen, sind die auf diese Weise wird sich der Bundeszuschuss zur EEG-Umlage im berechnete Entlastungswirkungen durch die Senkung Jahr 2021 voraussichtlich auf 10,8 Mrd. Euro belaufen. der EEG-Umlage zunächst sehr gering. Sie steigen In Das entspricht einer Reduktion der EEG-Umlage um absoluten Beträgen über die Dezile an von 3,151 ct/kWh von 9,651 auf 6,5 ct/kWh (50hertz et al., 0,04 Euro/P/J im 1. Dezil auf 1,70 Euro/P/J im zehnten 2020). Diese 3,151 ct/kWh werden als Ersparnis für jede Dezil. In Prozent des NEK steigen die Werte von kWh Fahrleistung mit einem E-Pkw angerechnet. Im 0,0005 % im 1. auf 0,0045 % im 9. Dezil an, um dann Jahr 2022 soll die EEG-Umlage um weitere 0,5 ct/kWh leicht auf 0,0036 % im 10. Dezil abzufallen. Derzeit auf 6,0 ct/kWh sinken. Ohne Kenntnis der notwendi- spielt dieser Entlastungseffekt also noch keine größere gen Subventionshöhe zur Erreichung dieses Wertes Rolle. Das liegt daran, dass E-Pkw momentan noch wird vereinfachend angenommen, dass die Subvention nicht weit verbreitet sind. Wenn sich das in Zukunft än- sich ebenfalls um 0,5 ct/kWh auf dann 3,651 ct/kWh dert, gewinnt dies aber natürlich entsprechend an Be- erhöht. deutung, wie die Auswertungen in Abschnitt 2.4.3 zei- Zur Abschätzung der Verteilungswirkungen mussten gen. Und jenseits der Durchschnittsbetrachtung ist es verschiedene vereinfachende Annahmen getroffen natürlich für die Einzelfallbetrachtung, also beim kon- werden. Grundsätzlich beruht die Berechnung auf den kreten Besitz eines E-Pkw, schon heute von Relevanz in Abschnitt 2.3.1 vorgestellten Annahmen zur (siehe dazu die Beispielrechnungen in Abschnitt 2.4.3). Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. • Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
Sozialverträgliche Kompensation der CO2-Bepreisung im Verkehr • Seite 16 von 88 Abbildung 7: Entlastungswirkungen der Senkung der EEG-Umlage 2,00 0,0044 0,0045 0,0050 0,0041 1,60 0,0036 0,0036 0,0040 Euro/Person/Jahr 0,0030 0,0029 % des NEK 1,20 0,0023 0,0030 0,0018 0,80 0,0020 0,0012 0,40 0,0005 0,0010 0,00 0,0000 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Ø Euro/Person/Jahr % des NEK Quellen: EVS, 2018; MiD/MiT, 2017; SOEPv36 eigene Berechnungen 2.2.3 Die Nettobelastungen (Belastungen – Entlastungen) Die Be-, Ent- und Nettobelastungen im Jahr 2021 sind Betrachtet man die Entlastung in Anteilen des NEK, so in Tabelle 2 in absoluten Beträgen und in relativen An- schwankt diese zwischen 0,02 und 0,05 % des NEK teilen am NEK in Abbildung 8 zusammengestellt. und ist am höchsten in den Dezilen 8 (0,05 %) und 9 Auf den ersten Blick fällt auf, dass die Belastungen (0,04 %). deutlich höher sind als die Entlastungen. Dabei muss Im Durchschnitt entsprechen die Entlastungen 23 % aber direkt darauf hingewiesen werden, dass hier nur der Belastungen. Die Nettobelastung fällt also um die- der Bereich Kraftstoffe berücksichtigt wird. Die Entlas- sen Prozentsatz geringer aus. Am größten ist dieser tungen, die sich über die Senkung der EEG-Umlage Anteil in den Dezilen 8 bis 10 mit 31-34 %, am gerings- jenseits deren Auswirkung auf die Nutzung von E-Pkw ten im 2. Dezil mit 10 %. ergeben, werden hier nicht berücksichtigt. Dementsprechend verschiebt sich auch die Nettobe- In absoluten Beträgen ist auffällig, dass die Entlastung lastung. Die grundsätzliche Form bleibt dabei erhalten. mit dem Einkommen ansteigt, wobei – auf Grund der Immer noch sind es in der relativen Perspektive insbe- geringeren Möglichkeiten zur Inanspruchnahme der sondere die Haushalte der Dezile 2 bis 6, die belastet Mobilitätsprämie – die Entlastung im 2. Dezil mit sind. Der Abstand hat sich aber noch weiter erhöht, ins- 1,8 Euro/P/J noch geringer ausfällt als im 1. Dezil. Mit besondere zu den Dezilen 8 bis 10. So liegt die Netto- 13,7 Euro/P/J ist die Entlastung im 10. Dezil am höchs- belastung in den Dezilen 2 und 3 bei 0,15 % des NEK, ten, wobei der größte Teil mit 12,0 Euro/P/J durch die im 10. Dezil hingegen nur noch bei 0,06 % des NEK. erhöhte Entfernungspauschale zurückzuführen ist. Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. • Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
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