Digitalisierungsbericht - VIDEO - Sächsische ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Publikation in der Regel das generische Maskulinum verwendet. Die Angaben beziehen sich immer auf Angehörige aller Geschlechter. Herausgeberin die medienanstalten – ALM GbR Friedrichstraße 60 10117 Berlin Tel: + 49 30 206 46 90 - 0 Fax: + 49 30 206 46 90 - 99 E-Mail: info@die-medienanstalten.de Website: https://www.die-medienanstalten.de Verantwortlich Dr. Wolfgang Kreißig – Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) Thomas Fuchs – Koordinator des Fachausschusses Netze, Technik, Konvergenz der ZAK/DLM Redaktion Dr. Abel Reiberg, Dr. Simon Berghofer, Cornelia Bergner, Gemeinsame Geschäftsstelle der Medienanstalten, Berlin Copyright © 2020 by die medienanstalten – ALM GbR Bildnachweis: S. 4, Foto Thomas Fuchs: Achim Multhaupt S. 74, Foto Simon Berghofer: Jens Jeske S. 75, Marc Hankmann: privat Illustrationen: © Rosendahl Borngräber GmbH, Daniela Sattler Stand: Oktober 2020 Alle Rechte vorbehalten ISBN: 978-3-948350-03-1 Design, Bildkonzept, Illustrationen und Satz Rosendahl Borngräber GmbH Website: www.rosendahl-berlin.de Druck PIEREG Druckcenter Berlin GmbH Der Digitalisierungsbericht wird klimaneutral und nach FSC Standards gedruckt.
Vorwort
Thomas Fuchs
Fachausschuss Netze, Technik,
Konvergenz der ZAK / DLM
Im Prinzip war es schon beschlossene Sache: Ab steigt die Haushaltsausstattung mit HDTV-Geräten
Januar 2021 sollte Schluss sein mit dem Multicast kontinuierlich. Zugleich sind immer mehr Sender
über Satellit. Das Programmangebot der ARD wäre auch in hochauflösender Qualität zu empfangen.
dann nur noch für Satellitenhaushalte mit HDTV- Doch die Frage, ob und insbesondere wann HDTV
Gerät zu empfangen gewesen. Doch dann kam die zum alleinigen Standard wird, bleibt umstritten.
COVID-19-Pandemie – und mit ihr kam es anders Für die meisten privaten Fernsehprogrammanbie-
als geplant. So ruderte die ARD im Juli noch ein- ter ist ein SD-Ausstieg noch keine Option. Zu groß
mal zurück und gab den Ausstieg vom Ausstieg be- wären zum jetzigen Zeitpunkt die Reichweiten-
kannt. Die Pläne für die SD-Abschaltung sind damit verluste. Das kann man sich nicht so einfach mal
zunächst vom Tisch. Dennoch wird eins deutlich: leisten, denn im Gegensatz zu den gebührenfinan-
Nach Abschluss der Digitalisierung der TV-Über- zierten öffentlich-rechtlichen TV-Sendern sind die
tragungswege im letzten Jahr nimmt das nächste privaten Fernsehprogrammanbieter nun einmal
Umstiegsszenario am Horizont langsam Kontur an. ökonomisch auf jeden Zuschauer angewiesen.
Grund genug, sich die Entwicklung und den Status
quo des hochauflösenden Fernsehens in Deutsch- Dass ein Ausstieg aus der SD-Verbreitung mit
land genauer anzusehen. einem erheblichen Rückgang der technischen
Reichweite verbunden wäre, zeigt auch Dr. Simon
Wie Marc Hankmann in seinem Übersichtsartikel Berghofer in seiner Darstellung der Kernbefunde
zur Entwicklung des HD-Fernsehens verdeutlicht, der aktuellen Erhebung des Digitalisierungsbe-
vergingen zwischen der Ausstrahlung erster Fern- richts 2020. Fast ein Fünftel der deutschen Fern-
sehprogramme in hochauflösender Qualität und sehhaushalte empfängt sein Fernsehprogramm
der SD-Abschaltentscheidung der ARD gut 15 Jah- nach wie vor in einfacher Bildqualität. Allein im
re. Erste Testballons mit HDTV wurden bereits An- Bereich der Satellitenübertragung würde ein SD-
fang der Zweitausenderjahre gestartet, den Sieges- Ausstieg zum jetzigen Zeitpunkt fast 8 Millionen
zug in den deutschen Wohnzimmern trat die neue Nicht-HDTV-Geräte betreffen, die angepasst oder
Bildqualität aber erst ab 2010 mit den ersten Live- ausgetauscht werden müssten. Alternativ zum
übertragungen von Sportevents in HD an. Seitdem Gerätetausch könnte auch der TV-Empfangsweg
5gewechselt werden – eine Option, die vermutlich auflagen, so dass vieles kurzfristig umgeplant
aber nur wenige Haushalte wählen würden. Den werden musste. Diese Herausforderungen waren
Wechsel des TV-Empfangswegs erleichtern und aber beinahe harmlos im Vergleich zu den Einbrü-
damit die Wahlfreiheit der Nutzer erhöhen, das chen auf den Werbemärkten. Andere haben da
will auch der aktuelle Entwurf zur TKG-Novelle. mehr profitiert. Disney und Apple haben just zu
Der Text beinhaltet eine Abschaffung des Neben- Beginn der Krise ihre, im Vorfeld von der Presse
kostenprivilegs und befindet sich aktuell noch in schon martialisch als „Streaming War“ angekün-
der Ressortabstimmung. Eine Abschaffung bräch- digten, Markteintritte in Europa und Deutschland
te voraussichtlich Bewegung auf den Markt der vollzogen – und das, wie unsere Zahlen zur Nut-
Fernsehübertragung, nicht ohne Rückwirkungen zung von Videostreamingdiensten zumindest im
auf die Programmveranstalter. Fall von Disney auch zeigen, durchaus erfolgreich.
Mit dem Digitalisierungsbericht werden traditio- Corona, Markteintritte transnationaler Player,
nell auch die Geräteausstattung und die aktuellen digitale Umbrüche: Das alles sind Themen, die
Trends der Bewegtbildnutzung in Deutschland er- nicht rein im Nationalen stattfinden. Andere Länder
hoben. Die diesjährigen Befunde zeigen, dass die sind gleichermaßen betroffen und stehen vor ähn-
Smart-TV-Penetration und die OTT-Nutzung wei- lichen Herausforderungen. Umso mehr lohnt der
terhin deutlich ansteigen. Damit gewinnt die Aus- Blick über den Tellerrand zu unseren Nachbarn. Mit
gestaltung von Benutzeroberflächen eine immer welchen Herausforderungen auf dem Bewegtbild-
größere Bedeutung für die Auffindbarkeit von Pro- markt sind sie aktuell konfrontiert? Wie entwickelt
grammangeboten. Benutzeroberflächen bestim- sich dort die Videonutzung und welche Spuren hat
men über die Wahlmöglichkeiten der Nutzer und die Corona-Krise hinterlassen? Fragen, denen die
wirken sich auf die Wahrnehmbarkeit des Program- britischen und französischen Medienaufsichtsbe-
mangebots aus. Umso wichtiger ist es, dass sie hörden Ofcom und CSA in einem gemeinsamen
transparent gestaltet sind und die Programman- Beitrag nachgehen. Die Darstellung liefert einen
gebote diskriminierungsfrei auffindbar sind. Zwei guten Überblick über die Situation in beiden Län-
Kernaspekte, die der Gesetzgeber auch im neuen dern und ist zugleich ein spannender Spiegel der
Medienstaatsvertrag deutlich herausstellt und die von den Medienanstalten erhobenen Daten und
aktuell von den Medienanstalten durch Satzungen Fakten des diesjährigen Digitalisierungsberichts.
konkretisiert werden. Frankreich und Großbritannien haben die Volldi-
gitalisierung der TV-Übertragungswege schon vor
Die Pandemie hat ihre Spuren selbstverständ- mehreren Jahren abgeschlossen. Ihr Beispiel ver-
lich auch im diesjährigen Digitalisierungsbericht deutlicht uns aber, dass die mit der Digitalisierung
hinterlassen. Die Fernsehnutzung war so hoch verbundenen Umbrüche und Entwicklungen auf
wie lange nicht mehr. Einige Sender konnten Re- dem Bewegtbildmarkt nach wie vor voll im Gange
kordquoten aufweisen, waren aber zugleich da- sind. Letztlich gilt es, die Entwicklungen weiter zu
mit beschäftigt, ihr Programmangebot aufrecht- beobachten und mit Ruhe und auf Basis von Fak-
zuerhalten. Sport-Liveübertragungen sind lange tenwissen zu gestalten, egal ob SD-Abschaltung,
Zeit vollständig weggefallen und auch viele Show- neuer Medienstaatsvertrag oder Corona-Pandemie.
Formate unterlagen plötzlich strengen Hygiene In diesem Sinne: Keep Calm and Carry On.
67
Inhalt
HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild? 9
Marc Hankmann
Daten & Fakten zur Digitalisierung in Deutschland
Aktuelle Befunde zur digitalen Bewegtbildübertragung und -nutzung in Deutschland 24
Dr. Simon Berghofer
Methodik 46
Daten & Fakten der internationalen Digitalisierung
Aktuelle Erkenntnisse zum Bewegtbildmarkt in Großbritannien und Frankreich 50
Office of Communications, Conseil supérieur de l’audiovisuel
Die Aufgaben der Landesmedienanstalten in der Plattformregulierung 71
Autoren 74
89
HDTV – der neue Standard
fürs TV-Bild?
Marc Hankmann
Es fehlten nur 1,5 Sekunden, dann wäre die erste Gemeinschaftsprogramms Das Erste und des ZDF
olympische Medaille, die deutsche Zuschauer live zu den Olympischen Winterspielen 2010 das hoch-
im Fernsehen mit einer Bildauflösung von 1.280 x auflösende Fernsehzeitalter in Deutschland ein.
720 Pixeln hätten sehen können, eine goldene ge-
wesen. Die Biathletin Magdalena Neuner errang
2010 bei den Olympischen Winterspielen in Van- Wachsendes HD- und SD-Angebot
couver im 7,5-Kilometer-Sprint Silber. Angesichts Das Erste und das ZDF waren damals 2 von ins-
ihrer beispiellosen Karriere ist es eine Medaille un- gesamt 18 TV-Programmen, die in Deutschland
ter vielen, aber für die Geschichte des Fernsehens über Satellit in hochauflösender Qualität verbrei-
in Deutschland war es eine besondere, nämlich die tet wurden. Dazu gehörten neben dem Kulturka-
erste olympische Medaille, die im deutschen Fern- nal Arte 7 HDTV-Programme des Pay-TV-Anbieters
sehen live in HDTV übertragen wurde. Sky sowie die 8 HDTV-Sender der kostenpflichtigen
HD+-Plattform. Nach Angaben des Branchenver-
Zu dem Zeitpunkt war digitales Fernsehen in HD bands gfu Consumer & Home Electronics standen
bereits 6 Jahre alt. Anfang 2004 ging der belgi- Ende 2010 28 Millionen HD-fähige TV-Geräte in
sche TV-Sender Euro1080, der später in HD1 um- deutschen Haushalten1. Heute wird kein Fernseher
benannt und verschlüsselt wurde, über die Sa- mehr verkauft, der nicht HD-geeignet ist und auf
tellitenposition Astra 19,2 Grad Ost auf Sendung. der Satellitenposition Astra 19,2 Grad Ost werden
Auch im Pay-TV gab es ab 2005 ein HD-Angebot mit Stand vom April 2020 127 HD-Kanäle in deut-
und die Sendergruppe ProSiebenSat.1 unternahm scher Sprache verbreitet. Davon sind 59 frei emp-
erste Gehversuche mit den frei empfangbaren Pro- fangbar. Die HD+-Plattform ist auf 24 Program-
grammen Sat.1 HD und ProSieben HD. Doch trotz me angewachsen und das HD-Angebot von Sky
dieses Senderangebots und steigender Absatzzah-
len HD-fähiger Flachbildfernseher und Set-Top-
Boxen läutete erst der HD-Regelbetrieb des ARD-
1 https://gfu.de/10-jahre-hdtv-regelbetrieb-rasante-
weiterentwicklung/
10HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?
mfasst inzwischen 32 Kanäle2 (Abb 1). Anfang Au-
u HD macht einen Sprung
gust 2020 erklärte der Pay-TV-Anbieter, das Kürzel Dass ARD und ZDF mit der Übertragung der Olym-
„HD“ aus den Programmnamen zu entfernen, da pischen Winterspiele 2010 den HDTV-Boom in
HDTV inzwischen Standard geworden sei3. Deutschland auslösten, lässt sich auch anhand der
Marktzahlen belegen. Das Interesse an hochauflö-
Zum zehnjährigen Jubiläum des HDTV-Regelbe- senden TV-Bildern war schon in der HDTV-Früh-
triebs bei ARD und ZDF ist jedoch auch das Pro- phase von 2004 bis 2009 zu erkennen. So standen
grammangebot in SDTV immer noch stark vertre- bereits 2007, als lediglich der Pay-TV-Sender Premi-
ten. Über Astra 19,2 Grad Ost und in deutschen ere 3 HD-Kanäle zeigte und Anixe HD über Satellit
Kabelnetzen sind es weit über 100 Programme, unverschlüsselt verbreitet wurde, in 3 Millionen
die in Standardauflösung auf Flachbildfernsehern deutschen Haushalten HD-fähige Fernseher4. Als
mit immer größeren Bildschirmdiagonalen zu se- 2010 der HD-Durchbruch erfolgte, waren es über
hen sind. Während die Zahl der HD-Programme die Verbreitungswege Satellit, Kabel und Terrestrik
steigt, blieb die der SD-Sender nach Aussage des mehr als doppelt so viele.
Satellitenbetreibers SES und des Breitbandver-
bands ANGA konstant. Ganz offensichtlich führen Das Programmangebot an HD-Sendern machte
die bessere Bildqualität des HDTV-Standards so- zum Ende der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts
wie die steigende Zahl HD-fähiger Wiedergabe- einen Sprung. In der Frühphase waren es gera-
geräte in deutschen Haushalten nicht dazu, dass de einmal 4 HDTV-Programme, die über Astra
sich die Programmanbieter von der Standardauf- 19,2 Grad Ost verbreitet wurden, 2 davon, Disco-
lösung trennen. Sowohl öffentlich-rechtliche Pro- very HD und Premiere HD, verschlüsselt. Mit dem
grammanbieter als auch die Mediengruppe RTL Start der HD+-Plattform Ende 2009 kamen 8 hoch-
Deutschland sowie die ProSiebenSat.1 Media SE auflösende TV-Programme hinzu, Premiere, nun
üben sich im sogenannten „Simulcast“, der kosten- unter dem Namen Sky, erhöhte sein HD-Angebot
intensiven parallelen Verbreitung eines Programms auf 7 Pay-TV-Kanäle.
in SD- und HD-Auflösung.
Da es inzwischen auch erste Produktionen gibt, die Das Wendejahr 2010
in Ultra-HD-Auflösung (UHD) ausgestrahlt werden, Zusammen mit dem HD-Regelbetrieb bei ARD und
stellt sich die Frage, ob aus dem Simulcast bald ein ZDF dürfte die gestiegene Zahl an HDTV-Sendern
Trimulcast wird oder ob der letzte TV-Sender sein sowie die bevorstehende Fußball-Weltmeister-
SD-Signal abschaltet, bevor die TV-Geräte-Herstel- schaft 2010 in Südafrika dafür gesorgt haben, dass
ler mit 8k die Bildauflösung ein weiteres Mal her- die Verkäufe von HD-Fernsehern und HD-Set-Top-
aufschrauben und den Weg für die nächste tech- Boxen Anfang 2010 in die Höhe gingen. 2008 stan-
nische Neuerung des Fernsehens ebnen. den 5 Millionen HD-Fernseher5 sowie 510.000
2 https://wowi.astra.ses/sites/default/files/2020-04/ASTRA_TV%20 4 HDTV – Aufbruch in ein neues TV-Zeitalter, Studie von Deloitte
Monitor_2019_0.pdf Research, 2008.
3 https://www.infosat.de/digital-tv/sky-entfernt-hd-aus- 5 Die Zukunft der digitalen Consumer Electronics, Studie des
sendernamen-inzwischen-standard BITKOM, 2008.
11HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?
Abb. 1
HDTV-Entwicklung in Deutschland (Anzahl der TV-Sender in HD- und UHD-Qualität)
Gesamtzahl Sender
2014 88 0
2015 90 3
2016 94 6
2017 99 6
2018 114 7
2019 115 7
Frei empfangbare Sender
2014 32 0
2015 33 4
2016 33 4
2017 46 2
2018 59 2
2019 59 2
HD+-Sender
2014 20 0
2015 21 0
2016 23 0
2017 23 2
2018 23 3
2019 24 2
Sender auf Sky
2014 36 0
2015 39 2
2016 38 2
2017 30 2
2018 32 2
2019 32 2
0 25 50 75 100 125130
HD UHD
Quelle: Astra TV-Monitor, Pressemitteilungen Astra Deutschland, Deutsche TV-Plattform
12HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?
Abb. 2
HDTV-Entwicklung in Deutschland (HDTV-Haushalte in Mio.), gebündelt
Gesamt
2015 19,96
2016 22,54
2017 27,48
2018 29,85
2019 31,96
Satellit
2015 10,98
2016 11,35
2017 12,66
2018 13,51
2019 14,65
Kabel
2015 7,8
2016 9,41
2017 10,86
2018 12,08
2019 12,92
IPTV
2015 1,18
2016 1,78
2017 2,53
2018 2,52
2019 2,87
Terrestrik
2015 0
2016 0
2017 1,44
2018 1,73
2019 1,52
0 5 10 15 20 25 30 35
Quelle: Astra TV-Monitor, Pressemitteilungen Astra Deutschland, Deutsche TV-Plattform
13HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?
Abb. 3
Absatz von Flachbildfernsehern in Deutschland (Stückzahlen in Mio.)
TV-Geräte gesamt
2015 6,94
2016 6,87
2017 7,02
2018 6,79
2019 6,48
2020 0
UHD-fähige TV-Geräte
2015 0,957
2016 2,0
2017 2,7
2018 3,6
2019 4,35
2020 4,7*
0 5 10
*Prognose; Quelle: gfu, Statista
HD-Receiver6 in deutschen Haushalten. Der Satel- zurzeit des HD-Starts bei ARD und ZDF, wurden
lit nahm dabei eine Führungsrolle ein, denn laut über 450.000 HD-Boxen für den Sat-Empfang ver-
Astra Deutschland waren 2008 vier von fünf ver- kauft9. Erstmals überstieg die Zahl der abgesetzten
kauften HD-Receiver für den Sat-Empfang HD-Receiver die der Receiver, die Fernsehen nur in
ausgelegt7. Standardauflösung wiedergeben können (Abb. 5).
Ein Jahr später gingen bereits 735.000 Sat-HD-
Boxen über den Ladentisch. 2010 waren es dann Mehrheit könnte HD empfangen
für den Satellitenempfang 1,8 Millionen HD-Emp- Seitdem nimmt die HD-Nutzung kontinuierlich
fänger8. Allein zwischen Januar und März 2010, zu. Der Satellitenbetreiber Astra zählt für 2019
über alle Verbreitungswege hinweg knapp 32 Mil-
lionen Haushalte in Deutschland, die HDTV emp-
6 https://www.pressebox.de/inaktiv/astra-das-satellitensystem-
ses-astra-sa/ASTRA-Deutschland-TV-Sender-EinsFestival-zur-IFA- fangen können10. Pro Jahr werden über 6 Millionen
2008-in-HD-Qualitaet/boxid/200697
7 https://www.pressebox.de/inaktiv/astra-plattform-services-gmbh-
aps/ASTRA-Absatz-digitaler-HD-Sat-Receiver-verdoppelt/ 9 https://www.pressebox.de/inaktiv/astra-deutschland-gmbh-
boxid/247042 unterfoehring/Digitales-Satellitenfernsehen-boomt-
8 https://www.pressebox.de/inaktiv/astra-deutschland-gmbh- Rekordverkaeufe-bei-Satelliten-Receivern-im-1-Quartal-2010/
unterfoehring/ASTRA-stellt-TV-Reichweitenanalyse-2010-vor/ boxid/348169
boxid/414211 10 Astra TV-Monitor 2019.
14HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?
Abb. 4
Entwicklungsprognose SVoD-Nutzer (Anteil an der Gesamtbevölkerung und absolut)
2017 20,1 % 16,6 Mio.
2018 20,9 % 17,4 Mio.
2019 22,0 % 18,4 Mio.
2020 24,40 % 20,5 Mio.
2021 25,9 % 21,7 Mio.
2022 27,5 % 23,0 Mio.
2023 28,9 % 24,2 Mio.
2024 30,2 % 25,3 Mio.
2025 31,2 % 26,1 Mio.
0 10 20 30 40
Quelle: Statista (angepasst um Auswirkungen der Corona-Pandemie)
D-Fernseher verkauft, darunter immer mehr
H Vergleich zu dem, der durch die Analogabschaltung
UHD-TV-Geräte (Abb. 3). Selbst Tablet- und Smart- erreicht wurde. Außerdem klagen derzeit weder
phone-Displays verfügen inzwischen über eine SES noch die Kabelnetzbetreiber über Engpässe –
Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel). ganz abgesehen davon, dass beide natürlich auch
am Simulcast verdienen. Je mehr Megabit „vermie-
Auch wenn also der Großteil deutscher TV-Haus- tet“ werden können, desto besser für die Vermieter.
halte längst fit für HDTV ist (Abb. 2), empfangen
rund 7,6 Millionen Haushalte ihr Fernsehen aus-
schließlich in SD-Qualität, davon 3,9 Millionen Sat- SDTV hält sich
Haushalte (siehe Beitrag „Daten und Fakten zur Selbst in einem Medium wie dem Internet, das
Digitalisierung in Deutschland“). Bei der Abschal- keine analoge TV-Verbreitung kennt und das sei-
tung der analogen TV-Verbreitung via Satellit muss- ne Zuschauer (oder Nutzer) vor allem in jüngeren,
ten ungefähr ebenso viele Haushalte den Umstieg technikaffinen Zielgruppen findet, hält sich das
auf Digital-TV vollziehen. Einen solchen Switchover SD-Fernsehen. So sind zum Beispiel unter den 135
zu HDTV wird es aber wohl nicht geben. TV-Programmen, die über die Plattform waipu.tv
verbreitet werden, immer noch 10 Sender dabei,
Die Abschaltung des analogen Fernsehens geschah die nur in SD-Auflösung angeboten werden.
nicht nur, um sich von einer veralteten Technik zu
trennen, sondern vor allem, um Kapazitätsengpäs- Das hat vor allem etwas mit den Kosten zu tun.
se auf dem Satelliten und im Kabel zu beheben. Die Verbreitung in HD-Auflösung benötigt mehr
Zwar würde auch die Beendigung der Ausstrah- Bandbreite als ein SD-Signal und auch die Inhal-
lung in SD-Auflösung Kapazitäten freisetzen, aber te sind in der Lizenzierung teurer, wenn sie in HD
der Gewinn an mehr Bandbreite steht in keinem eingekauft werden. So ist es auch kein Wunder,
15HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?
Abb. 5
Absatz von Set-Top-Boxen in Deutschland (Stückzahlen in Mio.)*
2012 7,3
2013 4
2014 3,5
2015 3
2016 2,8
2017 5,3
2018 3,4
2019 2,5
0 5 10
*über alle DVB-Verbreitungswege; Quelle: gfu
das die werbefinanzierten Lokal- und Regionalpro- dards wird das über IP verbreitete Megabit günsti-
gramme überwiegend in SD ausstrahlen. Rühm- ger. Dagegen sind die DVB-Übertragungsstandards
liche Ausnahme sind die 16 Lokal-TV-Sender aus technisch weitgehend ausgereizt.
Bayern, die seit dem 1. April 2018 ausschließlich in
HD über Satellit verbreitet werden. Das geht aller- Mit steigender Reichweite und günstigeren Ver-
dings nicht ohne staatliche Unterstützung. Rund breitungskosten dürfte SD im Streaming-Bereich
80 Prozent der Fördermittel, zwölf Millionen Euro, schneller zu einem Auslaufmodell werden als über
werden jährlich für die Satellitenverbreitung in HD die klassischen Verbreitungswege. Zattoo zum Bei-
investiert11. spiel ist bereits dazu übergegangen, ein TV-Paket
mit 46 Kanälen in Full-HD-Auflösung anzubieten.
Auch über DVB-T2 wird bereits in Full-HD ausge-
Streaming als Treiber strahlt. Dagegen verharren die Programmanbieter
Viele Branchenexperten gehen jedoch davon aus, über Satellit und im Kabel bei einer Bildauflösung
dass sich in den nächsten Jahren gerade das Stre- mit 1.280 x 720 Pixeln. Doch bevor sie sich für Full-
aming als Treiber für eine größere HDTV-Nutzung HD entscheiden, wäre die Frage zu klären, ob man
herauskristallisieren wird. Bis 2025 wird fast jeder nicht die Verbreitung in SD beenden könnte.
dritte Deutsche einen Streaming-Dienst abon-
niert haben (Abb. 4). Durch die voranschreitende
Entwicklung von Codecs und Übertragungsstan- SD-Abschaltung in weiter Ferne
Für ARD und ZDF hat das Thema SD-Abschaltung
bereits einige Jahre auf dem Buckel, denn schon
im 16. Bericht der Kommission zur Ermittlung des
11 https://blmplus.de/bayerisches-lokalfernsehen-via-satellit-nur- Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) aus
noch-in-hd/
16HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?
S4k, 8k, 16k – und dann k.o.?
Während Deutschland ins HDTV-Zeitalter ein- Nichtsdestotrotz werden die TV-Gerätehersteller
tritt, rollt bereits die nächste Entwicklungsstufe weiter an der Schraube Bildauflösung drehen,
auf unsere Wohnzimmer zu: 4k, auch UHD ge- denn die Konsumenten erwarten, dass sie mit
nannt. Der Branchenverband gfu geht in diesem dem Produkt, das sie kaufen, auch stets etwas
Jahr von 4,7 Millionen verkaufter UHD-Fernseher Neues kaufen. Deshalb sind Fernseher mit 8k-
aus (Abb. 3). Und auch das Programmangebot Auflösung bereits im Markt, obwohl es keine
an UHD-Sendern vergrößert sich. Die ultrahoch- Inhalte gibt, die diese Auflösung anbieten. Im
auflösenden Bewegtbilder kommen mit 3.840 x vergangenen Jahr hat Sony sogar ein Display mit
2.160 Pixeln daher. Das ergibt 8,3 Millionen Pixel 16k-Auflösung vorgestellt. Durch die immer höhe-
gegenüber den 2,1 Millionen eines Full-HD-Bilds. re Bildauflösung ist es möglich, den Sitzabstand
Zudem wird das Bildflimmern durch die Über- zum Fernseher zu verringern, ohne dass die Bil-
tragung von 50 Vollbildern pro Sekunde verrin- der anfangen zu flimmern oder u nscharf werden.
gert und der Kontrastumfang steigt dank High Angesichts des Trends zu Single-Haushalten und
Dynamic Range (HDR). Die Technik ermöglicht kleineren Wohnzimmern ein logischer Schritt.
auch die Darstellung von drei Viertel des für den
Menschen sichtbaren Farbspektrums. HDTV kann Da mit UHD bereits ein Großteil des wahrnehm-
nur rund ein Drittel darstellen. baren Farbspektrums dargestellt wird, liegt die
Vermutung nahe, dass nach 16k nicht mehr viel
Dass UHD irgendwann HDTV ablösen wird, ist kommen kann, auch wenn die Gerätehersteller
innerhalb der TV-Branche ebenso unumstritten große Hoffnungen in HDR legen. Die unter HDR
wie die Ablösung von SDTV durch HDTV. Derzeit zusammengefassten Techniken ermöglichen grö-
wagt jedoch niemand eine konkrete Prognose, ßere Helligkeitsunterschiede und damit einen
weder wann HD noch wann SD abgelöst wird. höheren Bildkontrast. Aber irgendwann ist auch
Viele Branchenexperten sind jedoch der Mei- für das menschliche Auge das Maximum an Farb-
nung, dass sich die Verbreitung von UHD ver- echtheit, Kontrast und Schärfe erreicht. Vielleicht
zögern wird, weil ARD und ZDF ihre Ressourcen wird man dann die Diskussion um die Standard-
weiterhin für den Simulcast verwenden. Die Öf- auflösung für Fernsehbilder ad acta legen kön-
fentlich-Rechtlichen werden auch hier wie einst nen. Bis dahin dürften aber noch einige Jahre ins
2010 als massenattraktives Zugpferd benötigt. Land gehen, zumal die nächste Frage eigentlich
lauten muss, wann Full-HD der Standard fürs
TV-Bild wird.
17HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?
dem Jahr 2007 wird die Abschaltung der SD-Ver- ntsprechende Geräte anschaffen müssen, um
e
breitung in Aussicht gestellt. Seinerzeit gingen das HD-Signal empfangen und wiedergeben zu
ARD und ZDF davon aus, das HDTV-Projekt bin- können“, erklärte die ARD.
nen 10 Jahren in den Regelbetrieb überführen
und spätestens in der Gebührenperiode zwischen Das ZDF hingegen überraschte Mitte Mai 2020 mit
2017 und 2020 die Verbreitung ihrer Programme in der Verlautbarung, die Verträge mit dem Luxem-
SD-Auflösung beenden zu können. Die KEF stellte burger Satellitenbetreiber SES verlängert zu haben.
2007 in Aussicht, dass ARD und ZDF 2018 ihre SD- „Die Fortsetzung der Verbreitung über Satellit in
Programme abschalten würden12. SD-Qualität ermöglicht auch weiterhin vielen Zu-
schauerinnen und Zuschauern, die noch nicht auf
Im 20. Bericht aus dem Jahr 2016 machte die KEF HD-Empfang umgestellt haben, die Teilhabe an un-
dann Ernst. Sie unterstrich noch einmal, dass sie serem öffentlich-rechtlichen Programmangebot“,
keinerlei Gründe dafür sehe, die SD-Verbreitung gibt ZDF-Produktionsdirektor Michael Rombach zu
nach 2018 fortzuführen und kürzte den Öffentlich- verstehen, dass es für das ZDF anscheinend noch
Rechtlichen den angemeldeten Finanzbedarf für zu viele Haushalte gibt, die die Programme nicht
den Simulcast-Betrieb. Der ARD gestand die KEF in HDTV empfangen können.
nur noch 21,6 statt der angemeldeten 43,2 Milli-
onen Euro zu. Das ZDF musste mit 8,1 Millionen
Euro weniger auskommen13. Im 21. Bericht aus dem „Unternehmerische Entscheidung“
Jahr 2018 erkannte die KEF dann den angemeldeten In den Medien schien es aufgrund des 22. KEF-
Finanzbedarf für den Simulcast via Satellit für die Berichts als eine beschlossene Sache, dass ARD
zweite Hälfte 2020 nicht mehr an14. Mit ihrem ak- und ZDF nach 2020 aus der SD-Verbreitung via
tuellen 22. Bericht zog sie ARD und ZDF dann kom- Satellit aussteigen würden. Daraus wird zunächst
plett den Stecker. Ab 2021 billigt die KEF keinerlei aber nichts, weil ARD und ZDF nicht dem KEF-
Kosten mehr für die SD-Verbreitung15. Bericht folgen. „Es ist eine unternehmerische Ent-
scheidung der ARD beziehungsweise des ZDF, die
SDTV-Verbreitung per Satellit vor dem Hintergrund
Der Rückzieher der ARD der C
orona-Krise nun doch fortzusetzen, obwohl
So plante die ARD zunächst, die SD-Verbreitung die hierfür erforderlichen Mittel von der KEF nicht
sowohl der Gemeinschaftsprogramme Das Erste, mehr bewilligt wurden“, erklärte KEF-Geschäfts-
tagesschau24, ONE und ARD-alpha als auch der so- führer Tim Schönborn16.
genannten Dritten ab Januar 2021 einzustellen. An-
gesichts der Auswirkungen der Corona-Pandemie Die SD-Abschaltung der Öffentlich-Rechtlichen
entschied sich die ARD im Juli 2020 jedoch dafür, ist damit auf unbestimmt verschoben worden,
die SD-Ausstrahlung zu verlängern. „Menschen, denn ein neuer Abschalttermin wurde bislang
die noch nicht über HD-fähige Fernseher oder nicht kommuniziert. Immerhin: Dem Vernehmen
Receiver verfügen, hätten sich gegebenenfalls nach soll SES ARD und ZDF bei den Transpon-
derkosten entgegengekommen sein, sodass die
12 https://kef-online.de/fileadmin/KEF/Dateien/Berichte/16._Bericht.pdf
13 https://kef-online.de/fileadmin/KEF/Dateien/Berichte/20._Bericht.pdf
14 https://kef-online.de/fileadmin/KEF/Dateien/Berichte/21._Bericht.pdf 16 https://www.medialabcom.de/newsletter/2020/08/index.
15 https://kef-online.de/fileadmin/KEF/Dateien/Berichte/22._Bericht.pdf html#beitrag5
18HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?
Umschichtung von finanziellen Mitteln allem An- Für einen werbefinanzierten Programmanbieter ist
schein nach keine größeren Löcher in andere Res- die Reichweite seines Contents das A und O. Jed-
sorts der Öffentlich-Rechtlichen reißen wird. wede Veränderung, die zu einem Reichweitenver-
lust führen könnte, gilt es zu vermeiden. D eshalb
Freilich ernteten die Öffentlich-Rechtlichen Kritik bezeichnete Prahl auch einen Wechsel vom Kom-
für ihre Entscheidung, den SD-Betrieb fortzufüh- primierungsstandard MPEG-2 auf das effektivere
ren. „Mit ihrer Entscheidung bremsen die öffent- MPEG-4 als Quatsch. „Die Risiken stehen in kei-
lich-rechtlichen Sender die Einführung innovativer nem Verhältnis zum Aufwand“, sagte Prahl auf
Technologien wie Ultra-HD und HDR sowie die Mo- dem Symposium. Gemeint sind etwaige Reichwei-
dernisierung der Fernseh-Übertragung insgesamt tenverluste, denn für MPEG-4 müssten neue Emp-
aus“, sagt etwa Herbert Strobel, Vorsitzender des fangsgeräte angeschafft werden, im Verhältnis zur
ZVEI-Fachverbands Satellit und Kabel. Die Begrün- Verbesserung der spektralen Effizienz, die ohnehin
dung von ARD und ZDF, den Zuschauer in Corona- nur einen positiven Effekt auf die Verbreitungskos-
Zeiten vor Investitionen schützen zu wollen, lässt ten hätte.
Strobel nicht gelten, denn der TV-Geräteabsatz sei
laut den Zahlen der GfK und der Deutschen TV-
Plattform von Januar bis Mai 2020 in Deutschland Refinanzierung durch Adressierung
trotz Corona-Krise im Vergleich zum Vorjahr sogar Was die Privaten aber mit einer SD-Abschaltung
leicht gestiegen17. erreichen möchten, ist eine Transformation der
Geschäftsmodelle. Für die großen Privatsender-
gruppen steht fest: Die SD-Verbreitung wird von
Reichweite dominiert ihnen nur dann aufgegeben, wenn damit stärke-
Im Gegensatz zum Hin und Her der ARD haben re Refinanzierungsmöglichkeiten für ihren Con-
sich die großen Privatsendergruppen ProSieben- tent einhergehen. Das gelingt nur über ein Mehr
Sat.1 und die Mediengruppe RTL Deutschland ein- an adressierbaren Haushalten, wie sie die Privaten
deutig zur SD-Abschaltung positioniert. Eine Ab- derzeit mit HD+ erreichen.
schaltung nur um der Abschaltung willen wird es
mit ihnen nicht geben. „Der Satellit ist Leistungs- Einen ersten Versuch in diese Richtung starteten
träger, die Dampfmaschine, die uns Reichweite die Privaten mit der geplanten Grundverschlüsse-
generiert und als solche enorm wertvoll“, sagte lung ihrer Programme über Satellit und im Kabel.
Andre Prahl, Bereichsleiter Programmverbreitung Wegen rechtswidriger Absprachen verpflichtete
bei der Mediengruppe RTL Deutschland, auf dem jedoch das Bundeskartellamt ProSiebenSat.1 sowie
Symposium des Breitbandverbands ANGA im Feb- die Mediengruppe RTL Deutschland dazu, bis Ende
ruar 2020. „Wir müssen die Frage stellen, ob man 2022 ihre Programme in SD-Qualität unverschlüs-
ohne Not seinen Maschinenkeller fluten möchte, selt zu verbreiten. Dass jedoch die Sendergruppen
der die Transformation in die digitale Welt finan- ab 2023 ihre SD-Programme verschlüsseln, gilt
zieren muss.“ Die Antwort lautet „nein“. als eher unwahrscheinlich, da einerseits ARD und
ZDF ihre Programme weiter in SD verbreiten und
somit als massenattraktives Zugpferd, wie einst
17 https://www.zvei.org/presse-medien/pressebereich/falsches- 2010, ausfallen. Andererseits könnte sich die SD-
signal-zvei-kritisiert-verschiebung-der-sd-abschaltung-durch-ard-
bis-2025/
19HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?
Verschlüsselung der Privaten im Kabel als echter nen nicht feststellen, dass es eine Korrelation gibt
„Cord Cutter“ erweisen. Immer mehr Haushalte zwischen Bildqualität und Programmerfolg“, sag-
streamen ihre Programme über das Internet auf te RTL-Manager Prahl auf dem ANGA-Symposium.
den Bildschirm. Der Trend könnte sich verstärken,
wenn der Kabelempfang durch die Verschlüsselung Hinzu kommt ein anderes Phänomen, das Geor-
der Privaten an Attraktivität verliert und der Kabel- ges Agnes, Geschäftsführer Operations und Pro-
anschluss gekündigt wird – das Kabel also bildlich duktentwicklung bei HD+, auf der Veranstaltung
durchgeschnitten wird („Cord Cutting“). auf den Punkt brachte: „Sie schauen SD und den-
ken, es wäre HD.“ Hier ist HD+ quasi ein Opfer der
technischen Entwicklung, denn moderne Set-Top-
Die Privaten in HD Boxen und Fernseher skalieren ein SD-Bild derge-
Während ARD und ZDF davon ausgehen, dass bis stalt hoch, dass die Qualitätsunterschiede zu na-
Ende 2020 zwischen 80 und 90 Prozent der deut- tivem HD verschwimmen.
schen TV-Haushalte HDTV empfangen können und
für sie damit die magische 80-Prozent-Grenze, bei
der zum Beispiel das analoge Fernsehen abgeschal- Technische Barrieren
tet wurde, überschritten ist, befürchten die Priva- Ein weiterer Grund ist die technische Hürde, die
ten Reichweitenverluste, wenn die SD-Verbreitung vor allem die Unterschiede der HD+-Reichweite
einfach beendet würde. Ihre Reichweite über Sa- über die einzelnen Verbreitungswege erklärt. Wer
tellit würde auf die Zahl derer schrumpfen, die die sein Fernsehprogramm über Satellit empfängt, ver-
Privaten in HD empfangen. Das sind laut Digitali- fügt entweder über eine Set-Top-Box, ist dann aber
sierungsbericht Video 2020 derzeit 33 Prozent aller nicht bereit, eine zweite für den HD+-Empfang da-
TV-Haushalte. Aufgeteilt auf die einzelnen Verbrei- neben zu stellen. Oder er nutzt den integrierten
tungswege sind es über Satellit 17 Prozent, im Ka- Tuner seines Fernsehers und hat dann erst recht
bel 43, über IPTV 53 und via Terrestrik 44 Prozent. kein Interesse an einer Set-Top-Box.
Angesichts der steigenden Zahlen an HD-fähigen In diesem Fall ist für viele aber auch das CI-Plus-
Geräten in den TV-Haushalten und HD-Sendern Modul keine Option. Dabei handelt es sich um ei-
stellt sich die Frage, warum nicht mehr Haushalte nen flachen Einschub, in den die Smartcard für ein
HD+ abonnieren, zumal auch die Bereitschaft des verschlüsseltes Programmangebot eingesteckt
Konsumenten steigt, für Inhalte zu zahlen18. Die- wird. Das Modul selbst wird dann in einen Schlitz
se Zahlungsbereitschaft bezieht sich jedoch ledig- des Fernsehers gesteckt und entschlüsselt das Pro-
lich auf Inhalte, nicht auf Technik oder Bildqualität. gramm. So entfällt die Verwendung einer Set-Top-
Die durchschnittlichen Preise für Fernsehgeräte Box. Jedoch sind derlei Module niemals aus der
befinden sich seit Jahren im Sinkflug19. „Wir kön- Nische herausgekommen. Deutschlands führender
Pay-TV-Anbieter Sky vermarktet sein CI-Plus-Modul
nicht einmal aktiv.
18 https://www.vau.net/pressemitteilungen/content/pay-tv-vod-
angebote-2020
19 https://www.idealo.de/magazin/2019/09/05/ifa-2019-tv-groessen-
wandel/
20HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?
Dagegen werden die HD-Programme der Privaten gen der Programmanbieter – öffentlich-rechtliche,
im Kabel im Bundle angeboten und können über Privatsendergruppen und lokale bzw. regionale
IPTV nahezu per Knopfdruck freigeschaltet werden. Privatsender – aber kaum umsetzen lassen.
Der Gang ins Geschäft zum Kauf einer Set-Top-Box
oder eines CI-Plus-Moduls entfällt. Dieser Komfort Aus Sicht von HD+ gilt es zu vermeiden, dass die Öf-
und der Preisvorteil sind ausschlaggebend für die fentlich-Rechtlichen ihre SD-Verbreitung via Satellit
höhere Akzeptanz gegenüber der HD+-Verbreitung einstellen und sich die Verbraucher daraufhin zwar
via Satellit. HD-fähige aber keine HD+-geeigneten Empfangs-
geräte zulegen. Die Folge wäre, dass der Verbrau-
So erklärt sich auch der Schritt von HD+, das Pro- cher ein zweites Mal in die Tasche greifen müsste,
grammangebot direkt in den Fernseher zu integ- um auch die Privatsender in HD sehen zu können.
rieren: über die HbbTV OpApp. Bislang kooperiert
HD+ mit Samsung, Panasonic und Vestel (mit den Ein solches Szenario konnte beim Wechsel von
Marken Toshiba, Telefunken, JVC, Hitachi, Tech- DVB-T auf DVB-T2 durch eine Kommunikations-
wood, ok., Kendo, Hanseatic und Dual), bei deren kampagne erfolgreich vermieden werden, in der
UHD-Fernsehern HD+ im Rahmen der Erstinstalla- den Konsumenten verdeutlicht wurde, dass es über
tion mit eingerichtet wird und anschließend über Antenne demnächst ein frei empfangbares und ein
die Fernbedienung gesteuert werden kann, ohne kostenpflichtiges verschlüsseltes Angebot gibt. Für
dass eine zusätzliche Set-Top-Box oder ein CI-Plus- eine solche Kampagne müssten sich aber Program-
Modul notwendig ist. Dadurch erhöht HD+ seine manbieter und Plattform- sowie Netzbetreiber auf
technische Reichweite nach eigenen Angaben auf ein Umstiegsszenario einigen. Gerade die Kabel-
über die Hälfte der in Zukunft in Deutschland ver- netzbetreiber benötigen Planungssicherheit und
kauften UHD-Fernseher. könnten im Infrastrukturwettbewerb ins Hinter-
treffen geraten, Stichwort „Cord Cutter“, wenn die
Programmanbieter ohne große Vorankündigung
Wenn abschalten, wie abschalten? oder völlig unkoordiniert ihre SD-Signale abschal-
Wenn es HD+ auf diese Weise gelänge, die Reich- ten würden.
weite via Satellit signifikant zu erhöhen, könnte
die SD-Abschaltung vielleicht doch nicht in wei-
ter Ferne liegen. ARD und ZDF sollen dem Verneh-
men nach über ein jährliches Kündigungsrecht
für die SD-Verträge mit SES verfügen. Die Frage
wäre dann nur, wie man das SD-Zeitalter beenden
will. Ein Abschaltdatum wie bei der Beendigung
des über Satellit verbreiteten Analogfernsehens
wäre aus Sicht vieler Marktteilnehmer im Sinne
einer einheitlichen Kommunikation gegenüber
den Konsumenten wünschenswert, wird sich auf-
grund der sehr unterschiedlichen Voraussetzun-
2122
23
Daten & Fakten
zur Digitalisierung
in Deutschland
24Aktuelle Befunde zur digitalen Bewegtbildübertragung und -nutzung in Deutschland September 2020 Dr. Simon Berghofer Dieses Jahr ist aufgrund der Corona Pandemie ein dem Hintergrund der Pandemie gelesen werden. besonderes Jahr. Was für alle Lebensbereiche, ja Eine große Zahl an Personen waren im Erhebungs- unsere gesamte Gesellschaft gilt, betrifft selbstver- zeitraum noch im Homeoffice, Schulen und Kitas ständlich auch für die aktuelle Erhebung des Digita- waren vielerorts noch geschlossen und nach wie vor lisierungsberichts Video. Die bevölkerungsrepräsen- galten strenge Abstands- und Hygienregelungen. tative Befragung der Studie wurde in den Monaten Kurz: der gesamte Alltag war noch durch die Pan- Mai bis Juni durchgeführt. Das war zwar bereits demie geprägt. Das bleibt nicht ohne Auswirkung nach der Lockerung der strengen Ausgeh- und Kon- auf das Mediennutzungsverhalten. Mediennutzung taktbeschränkungen in Deutschland, dennoch war folgt häufig festen Routinen und Gewohnheiten, die der Alltag der meisten Menschen im Erhebungszeit- waren außer Kraft gesetzt. Zudem war das Informa- raum nicht „normal“. Die Besonderheit der Situa- tions- und Unterhaltungsbedürfnis der Menschen tion zeigt sich auch in einigen Befunden der aktu- größer denn je. Das sehen wir auch deutlich in den ellen Erhebung. Die im ersten Teil dieses Beitrags Ergebnissen der aktuellen Erhebung. Die Bewegt- berichteten Ergebnisse zur Verteilung der Fernseh- bild- und dabei insbesondere auch die „klassische“ übertragungswege und zur Haushaltsausstattung Fernsehnutzung konnten deutlich zulegen. Das ist mit TV- und anderen Bildschirmgeräten zeigen im ein klarer Hinweis darauf, wie wichtig das Angebot Trend erwartungsgemäß wenige bis keine „Corona der Fernsehprogrammanbieter für die Menschen Effekte“. Die im zweiten Teil dieses Beitrags berich- ist – besonders dann, wenn es drauf ankommt. tete Entwicklung der Videonutzung muss aber vor Teil I: Empfangswege und Geräteausstattung Die Zahl der TV-Haushalte, also solcher Haushal- 38,5 Millionen Haushalte besitzen einen Fernseher, te, die über mindestens einen Fernseher verfügen, das entspricht etwa dem Vorjahresniveau. Bezogen bleibt weiterhin auf konstant hohen Niveau. Gut auf die Gesamtzahl der Haushalte in Deutschland, 25
Aktuelle Befunde zur digitalen Bewegtbildübertragung und -nutzung in Deutschland
Im Durchschnitt
stehen 1,6 TV-Geräte
in jedem Haushalt in
Abb. 1 Deutschland
Entwicklung der Anzahl der TV-Haushalte im Fünfjahrestrend (in Prozent)
2016 96,7 3,3
2017 96,6 3,4
2018 96,2 3,8
2019 95,4 4,6
2020 94,7 5,3
TV-Haushalte Haushalte ohne TV
Basis: 39,372 / 39,672 / 40,219 / 40,350 / 40,684 Mio. Haushalte in Deutschland (n = 8.281)
sind es weiterhin knapp 95 Prozent die über ein TV- Beide Empfangswege erreichen somit jeweils etwa
Gerät verfügen und damit nur geringfügig weniger 44 Prozent der deutschen TV-Haushalte, das ist
als im Vorjahr. Im Fünfjahrestrend lässt sich jedoch rund 1 Prozentpunkt weniger als im Vorjahr.
ein leichter Rückgang der TV-Haushalte von 2 Pro-
zentpunkten feststellen. Mit dem Abschluss der Umstellung auf DVB-T2 HD
hat sich der terrestrische Fernsehempfang in den
Der Großteil der TV-Haushalte in Deutschland letzten 3 Jahren auf einem stabilen Niveau von
verfügt dabei über ein Fernsehgerät – das trifft 6 Prozent der TV-Haushalte in Deutschland ein-
auf 60 Prozent der Fernsehhaushalte in Deutsch- gependelt. Dem vorausgegangen war eine mehr-
land zu. Vier von zehn Haushalten verfügen über jährige rückläufige Entwicklung, im Vergleich zum
2 (28 Prozent) oder 3 (12 Prozent) TV-Geräte. Im Vorjahr konnte der terrestrische TV-Empfang 2020
Trend ist eine leichte Zunahme der Mehrfach aber wieder leicht zulegen. Gut 2,4 Millionen Haus-
ausstattung von 2 Prozentpunkten in den letzten halte in Deutschland empfangen ihr Fernsehsignal
fünf Jahren festzustellen, womit die durchschnitt- über DVB-T2 HD.
liche Geräteausstattung auf 1,57 Fernseher pro
Haushalt steigt. Zugenommen hat die Zahl der TV-Haushalte, die
ihr TV-Programm über IP-basierte Netze b
eziehen.
Das gilt sowohl für die Übertragung des IPTV-
Empfangswege: IP-basierte TV-Übertragung Signals in „geschlossenen“ Netzen, wie sie z. B.
nimmt weiter zu von der Telekom, Vodafone, 1&1 und auch meh-
Der größte Teil der deutschen TV-Haushalte emp- rerer regionaler Anbieter betrieben werden, als
fängt das TV-Signal nach wie vor über Kabel oder auch für sogenannte offene Netze. Fast 11 Pro-
Satellit. Die Zahl der Haushalte mit Satellitenemp- zent der deutschen TV-Haushalte empfangen ihr
fang liegt bei knapp 17 Millionen und damit knapp
über der Zahl der Kabelhaushalte (16,8 Millionen).
26Aktuelle Befunde zur digitalen Bewegtbildübertragung und -nutzung in Deutschland
Abb. 2
Verteilung der Übertragungswege
Kabel
45,9
45,9
45,1
44,7
43,6
Satellit
46,5
45,7
45,0
44,8
44,1
Terrestrik
9,0
7,4
6,4
6,0
6,3
0% 30 % 60%
IPTV (managed) IPTV (OTT-Only)
6,2 0
6,9 0
7,9 0,5
8,6 1,7
10,6 2,9
0% 15 % 30 % 0% 15 % 30 %
2016 2017 2018 2019 2020
Summe > 100 % wegen Mehrfachempfang; Basis: 38,076 / 38,306 / 38,697 / 38,491 / 38,520 Mio. TV-Haushalte in Deutschland (n = 7.786)
F ernsehprogramm über IPTV, das sind 2 Prozent- Cord-Cutting am Fernsehgerät knackt
punkte mehr als im Vorjahr und entspricht 4,1 Mil- die 1 Mio. Haushalte Marke
lionen Haushalten. Die Zahl der Haushalte, die ihr Fernsehprogramm
über sogenannte „offene“ IP-Netze beziehen hat
auf mehr als 1,1 Millionen Haushalte zugelegt.
27Aktuelle Befunde zur digitalen Bewegtbildübertragung und -nutzung in Deutschland
In diesem Fall wird der Fernseher nicht an einen sehhaushalte verzichten mittlerweile gänzlich auf
traditionellen TV-Übertragungsweg wie Kabel, einen traditionellen TV-Übertragungsweg an ih-
Satellit, Terrestrik oder auch IPTV angeschlossen, rem Fernseher und beziehen ihr TV-Programm aus-
sondern ausschließlich mit dem Internet ver- schließlich über das Internet.
bunden. Ferngesehen wird dann über Apps auf
Streamingsticks oder der Smart-TV Oberfläche.
Diese gibt es z. B. von internetbasierten TV-Platt- Mehr als acht von zehn TV-Haushalten
formen wie von Zattoo oder Waipu-TV, aber auch verfügen über mindestens ein HDTV-Gerät
traditionelle Plattformanbieter wie Vodafone oder Die im vergangenen Jahr abgeschlossene Digitali-
die Telekom vermarkten ihre Programmpakete als sierung der TV-Übertragungswege ist Vorausset-
sogenannte OTT-Angebote. Die TV-Sender selbst zung, dass ein Haushalt das TV-Programm auch
sind ebenfalls mit unterschiedlichen Angeboten in HD empfangen kann, da die hohe Bildauflösung
aktiv. Sowohl die Mediatheken der öffentlich-recht- nur digital übertragen werden kann. Den Zuschau-
lichen Sender als auch die Angebote der privaten ern steht mittlerweile eine Vielzahl an Fernseh-
Fernsehsender wie z. B. Joyn oder TV-Now bieten – programme in HD-Qualität zur Verfügung. Zudem
neben Catch-Up und anderen On-Demand-Diens- besitzt ein Großteil der Haushalte in Deutschland
ten – auch ein attraktives Live-TV-Angebot, welches über die nötigen HDTV-Geräte, um Fernsehen in
über das Internet direkt auf den Smart-TV gebracht voller HD-Schärfe zu schauen.
werden kann (siehe hierzu auch Teil II dieses Bei-
trags). Die Zahl dieser sogenannten Cord-Cutter- Mehr als vier von fünf TV-Haushalte (84 Prozent)
Haushalte ist im vergangenen Jahr weiter kräftig verfügen über mindestens ein HDTV-Gerät, das
gewachsen – knapp 3 Prozent der deutschen Fern- entspricht einem Zuwachs von 1,5 Prozentpunkten
gegenüber dem Vorjahr. Mit Abschluss der Um-
Erhebung der Cord-Cutter-Haushalte stellung des Empfangs auf DVB-T2 HD sind alle
terrestrischen Haushalte mit Receivern für das
Die Bestimmung der Zahl der Cord-Cutter- hochauflösende Fernsehen ausgestattet. Auch
Haushalte am TV erfolgt im Digitalisierungs- IPTV-Haushalte weisen mit neun von zehn Haus-
bericht in mehreren Stufen. In einem ersten halten (93 Prozent) eine nahezu vollständige HDTV-
Schritt werden die genutzten Fernsehgeräte Geräte Ausstattung auf. In Kabelhaushalten ver-
erhoben. Anhand der einzelnen Geräte wird fügen gut 84 Prozent über HDTV-Empfänger, in
dann (gestützt) erfragt, über welchen Über- Satellitenhaushalten 81 Prozent.
tragungsweg das Fernsehprogramm genutzt
wird. Nur wenn explizit keiner der 4 genann- Die Ausstattung mit HDTV-Geräten ist somit mitt-
ten Übertragungswege Satellit, Kabel, DVB-T lerweile für die meisten Haushalte der Standard.
oder IPTV bestätigt wird, erfolgt die Nachfra- Zunehmend werden auch Zweit- und Drittgerä-
ge nach der Art des TV-Empfangs am Gerät. te durch HDTV-Geräte ersetzt Mehr als ein Vier-
Sofern dann angegeben wird, der Fernseher tel (27 Prozent) der Fernsehhaushalte verfügt
sei ausschließlich mit dem Internet verbun- über 2 (20 Prozent) oder 3 (7 Prozent) HDTV fähige
den, wird der Haushalt als OTT-Only-Haushalt Geräte im Haushalt. Erwartungsgemäß steigt da-
gezählt. mit auch die Zahl der Haushalte, die ausschließlich
28Aktuelle Befunde zur digitalen Bewegtbildübertragung und -nutzung in Deutschland
In sieben von zehn
TV-Haushalten stehen
ausschließlich
Abb. 3 HDTV-Geräte
Haushaltsausstattung mit HDTV-Geräten im Trend
83,9
2020
24,3
80,0
2018
14,1
78,1
2016
3,2
74,8
2014
0
0% 25 % 50 % 75 % 100 %
Mind. ein HDTV-Gerät im Haushalt davon UHD-TV
Basis: 38,557 / 38,076 / 38,697 / 38,520 Mio. TV-Haushalte in Deutschland (n = 7.786)
über moderne Geräte mit hochaufgelöster Bild HD-Gerät entscheiden.1 Knapp ein Viertel (24 Pro-
U
qualität verfügen. In gut sieben von zehn (71 Pro- zent) der TV-Haushalte in Deutschland verfügt
zent) TV-Haushalte stehen ausschließlich HDTV mittlerweile über mindestens ein UHD-TV Gerät.
fähige Empfangsgeräte – das sind 3 Prozentpunkte Die Zahl der UHD-Haushalte hat damit gegenüber
mehr als im Vorjahr. dem Vorjahr um weitere 5 Prozentpunkte zugelegt
und liegt aktuell bei 9,3 Millionen. Das Wachstum
der letzten Jahre ist dabei beachtlich – allein in den
In vier von zehn TV-Haushalten steht letzten 3 Jahren ist die UHD-Haushaltsausstattung
ein UHD-TV Gerät um 10 Prozentpunkte gestiegen und dass obwohl
Die Entwicklung der Haushaltsausstattung spie- das Programmangebot in UHD bisher noch stark
gelt auch die Situation im Handel wider. Ältere Ge- begrenzt ist. Das zeigt, dass hinter der Anschaffung
räte die ausschließlich über SD-Empfang verfügen, eines UHD-Geräts vermutlich häufig auch die Ab-
sind so gut wie nicht mehr erhältlich – d. h. wenn sicht steht, den eigenen TV-Haushalt zukunftsfä-
heute ein Fernsehempfangsgerät ersetzt oder neu hig zu machen.
angeschafft wird, handelt es sich fast immer um
ein mindestens HDTV-fähiges Gerät. Insbesonde-
re Geräten mit großer Bildschirmdiagonale von
mehr als 45 Zoll sind sehr beliebt, so dass viele
Verbraucher sich bei einer Neuanschaffung für ein
1 Vgl. https://gfu.de/markt-zahlen/hemix/; https://www.gfk.com/
de/presse/4k-wird-zum-standard-bei-modernen-tv-geraeten.
29Aktuelle Befunde zur digitalen Bewegtbildübertragung und -nutzung in Deutschland
HD-Empfang macht deutlichen Sprung auf 12,7 Millionen bzw. 33 Prozent der TV-Haushalte
Mehr als drei Viertel (78 Prozent) der Fernsehhaus- gestiegen. Mehr als vier von zehn Kabelhaushalten
halte empfangen TV-Programme auch in hochauf- (43 Prozent) empfangen auch private Programme
lösender Qualität. Das sind knapp 6 Prozentpunkte in HD, das sind fünf Prozentpunkte mehr als im
mehr als im Vorjahr und entspricht knapp 30 Milli- Vorjahr – womit das Kabel der Wachstumstreiber
onen Haushalten in Deutschland. Im Vergleich der beim Empfang von HDTV-Programmen im letzten
Übertragungswege legt die Kabelübertragung da- Jahr war. Leicht zugelegt haben auch die Satelliten-
mit das zweite Jahr in Folge das stärkste Wachstum und IPTV-Haushalte. Etwas mehr als jeder sechste
beim HD-Empfang vor. Die Zahl der Kabelhaushalte (17 Prozent) Sat-Haushalt empfängt private auch in
mit HD-Empfang liegt gut 10 Prozentpunkte höher HD. Bei IPTV ist es mehr als jeder zweite Haushalt
als im Vorjahr und knackt die Marke von 13 Milli- (53 Prozent). Rückläufig ist der Empfang privater
onen. Der HD-Empfang über Satellit liegt mit 12,9 Sender in HD beim terrestrischen Empfang – etwa
Millionen nur knapp dahinter, gefolgt von IPTV mit vier von zehn terrestrische Haushalte empfangen
3,7 Millionen Haushalten. Die Terrestrik konnte um nach eigener Auskunft private Programme in hoch
8 Prozentpunkte zulegen und liegt bei 2,4 Millio- aufgelöster Bildqualität, das entspricht 9 Prozent-
nen Haushalten mit HDTV Empfang. Hintergrund punkten weniger als im Vorjahr.
ist hier, dass mit dem Abschluss des Umstellungs-
prozesses auf DVB-T2 HD mittlerweile alle terres-
trischen Haushalte HD-Programme empfangen. Fokus SD-Haushalte
Die meisten Fernsehprogramme werden in
Der Großteil der privaten Fernsehprogramme ist Deutschland über alle Empfangswege sowohl in
nur in HD-Qualität zu empfangen, wenn ein HD- SD- als auch in HD-Qualität übertragen. Nur DVB-
Paket eines TV-Plattformanbieters erworben wird. T2 HD bildet hier eine Ausnahme, da die terres-
Solche Pakete stehen auf allen Übertragungswegen trische Übertragung – wie das „HD“ im Namen
zur Verfügung. Die Gesamtzahl der Haushalte mit bereits verrät – im letzten Jahr vollständig auf HD-
Empfang privater Programme in HD ist im letzten Qualität umgestellt wurde. Mit steigender HDTV-
Jahr um 2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr Haushaltspenetration kam, insbesondere auch
HDTV-Geräteausstattung und HDTV-Empfang
Der Digitalisierungsbericht unterscheidet zwi- weise sein, dass einzelne Hardwarekomponenten
schen der Haushaltsausstattung mit HDTV- innerhalb des heimischen Videosystems nicht
Geräten und dem Empfang von HDTV. Da die HD-fähig sind oder die Signalstärke / Bandbrei-
öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme über te bei der Zuführung oder innerhalb des Haus-
alle Verbreitungswege als unverschlüsselt in HD- verteilers nicht ausreichen. Auch eine fehlende
Qualität verbreitet werden, kann jeder Haushalt Aktualisierung der Sender- oder Favoritenlisten
mit HDTV-Empfangsgerät zumindest in der The- kann ein Grund für eine fehlende oder schwierige
orie auch HDTV empfangen. Dies ist jedoch nicht Auffindbarkeit von HD-Programmen sein.
immer der Fall. Gründe hierfür können beispiels-
30Aktuelle Befunde zur digitalen Bewegtbildübertragung und -nutzung in Deutschland
durch die KEF getrieben, die Frage auf, wie lang Knapp 7,6 Millionen TV-Haushalte empfangen
ein kostenintensiver Multicast in verschiedenen ihr TV-Programm nur in SD
Qualitätsstufen fortgeführt werden solle. Daher Über alle Übertragungswege hinweg empfangen
beschloss die ARD, ab Januar 2021 die Übertragung knapp 20 Prozent der 38,5 Millionen TV-Haushalte
in SD über Satellit einzustellen. Anlässlich der aktu- in Deutschland ihr Fernsehprogramm nur in SD-
ellen Corona-Krise wurde der Beschluss inzwischen Qualität. Die Zahl der SD-only-Haushalte liegt da-
jedoch revidiert (vgl. auch den Beitrag von Mark mit insgesamt bei etwa 7,6 Millionen. Im Vergleich
Hankmann in diesem Band). Dennoch lohnt sich zum Bevölkerungsdurchschnitt sind Personen die
ein detaillierter Blick auf die Haushalte, die von ei- in SD-only-Haushalten leben öfters weiblich, ha-
ner SD-Abschaltung unmittelbar betroffen wären. ben ein höheres Alter und leben mehrheitlich al-
leine. Zudem sind sie auch seltener erwerbstätig
als der Durchschnitt und verfügen über ein gerin-
geres Haushaltsnettoeinkommen – was aber auch
mit dem vergleichsweise hohen Anteil an Einper-
sonenhaushalten zusammenhängt. D ifferenziert
Abb. 4
HD-Empfang und Private in HD
78,2
Kabel
43,0
75,9
Satellit
17,0
89,3
IPTV
53,0
100,0
Terrestrik
44,0
77,5
Alle TV-HH
33,0
0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %
HD-Empfang davon Private in HD
Basis: 38,520 Mio. TV-HH (n = 7.786); 16,802 Mio. Kabel-HH (n = 3.345); 16,983 Mio. SAT-HH (n = 3.500); 2,410 Mio. Terrestrik-HH (n = 535); 4,093
Mio. IPTV-HH (n = 941)
31Sie können auch lesen