Digitalisierungsbericht - VIDEO - Sächsische ...

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Digitalisierungsbericht

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Digitalisierungsbericht 2020
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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
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Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Publikation in der
Regel das generische Maskulinum verwendet. Die Angaben beziehen
sich immer auf Angehörige aller Geschlechter.

Herausgeberin
die medienanstalten – ALM GbR
Friedrichstraße 60
10117 Berlin

Tel: + 49 30 206 46 90 - 0
Fax: + 49 30 206 46 90 - 99

E-Mail: info@die-medienanstalten.de
Website: https://www.die-medienanstalten.de

Verantwortlich
Dr. Wolfgang Kreißig – Vorsitzender der Direktorenkonferenz
der Landesmedienanstalten (DLM)
Thomas Fuchs – Koordinator des Fachausschusses Netze,
Technik, Konvergenz der ZAK/DLM

Redaktion
Dr. Abel Reiberg, Dr. Simon Berghofer, Cornelia Bergner,
Gemeinsame Geschäftsstelle der Medienanstalten, Berlin

Copyright © 2020 by
die medienanstalten – ALM GbR

Bildnachweis:
S. 4, Foto Thomas Fuchs: Achim Multhaupt
S. 74, Foto Simon Berghofer: Jens Jeske
S. 75, Marc Hankmann: privat
Illustrationen: © Rosendahl Borngräber GmbH, Daniela Sattler

Stand: Oktober 2020
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 978-3-948350-03-1

Design, Bildkonzept, Illustrationen und Satz
Rosendahl Borngräber GmbH
Website: www.rosendahl-berlin.de

Druck
PIEREG Druckcenter Berlin GmbH

Der Digitalisierungsbericht wird klimaneutral
und nach FSC Standards gedruckt.
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Digitalisierungsbericht 2020
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herausgegeben von
die medienanstalten – ALM GbR
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Vorwort

                          Thomas Fuchs
                          Fachausschuss Netze, Technik,
                          Konvergenz der ZAK / DLM

Im Prinzip war es schon beschlossene Sache: Ab            steigt die Haushaltsausstattung mit HDTV-Geräten
Januar 2021 sollte Schluss sein mit dem Multicast         kontinuierlich. Zugleich sind immer mehr Sender
über Satellit. Das Programmangebot der ARD wäre           auch in hochauflösender Qualität zu empfangen.
dann nur noch für Satellitenhaushalte mit HDTV-           Doch die Frage, ob und insbesondere wann HDTV
Gerät zu empfangen gewesen. Doch dann kam die             zum alleinigen Standard wird, bleibt umstritten.
COVID-19-Pandemie – und mit ihr kam es anders             Für die meisten privaten Fernsehprogrammanbie-
als geplant. So ruderte die ARD im Juli noch ein-         ter ist ein SD-Ausstieg noch keine Option. Zu groß
mal zurück und gab den Ausstieg vom Ausstieg be-          wären zum jetzigen Zeitpunkt die Reichweiten-
kannt. Die Pläne für die SD-Abschaltung sind damit        verluste. Das kann man sich nicht so einfach mal
zunächst vom Tisch. Dennoch wird eins deutlich:           leisten, denn im Gegensatz zu den gebührenfinan-
Nach Abschluss der Digitalisierung der TV-Über-           zierten öffentlich-rechtlichen TV-Sendern sind die
tragungswege im letzten Jahr nimmt das nächste            privaten Fernsehprogrammanbieter nun einmal
Umstiegsszenario am Horizont langsam Kontur an.           ökonomisch auf jeden Zuschauer angewiesen.
Grund genug, sich die Entwicklung und den Status
quo des hochauflösenden Fernsehens in Deutsch-            Dass ein Ausstieg aus der SD-Verbreitung mit
land genauer anzusehen.                                   einem erheblichen Rückgang der technischen
                                                          Reichweite verbunden wäre, zeigt auch Dr. Simon
Wie Marc Hankmann in seinem Übersichtsartikel             Berghofer in seiner Darstellung der Kernbefunde
zur Entwicklung des HD-Fernsehens verdeutlicht,           der aktuellen Erhebung des Digitalisierungsbe-
vergingen zwischen der Ausstrahlung erster Fern-          richts 2020. Fast ein Fünftel der deutschen Fern-
sehprogramme in hochauflösender Qualität und              sehhaushalte empfängt sein Fernsehprogramm
der SD-Abschaltentscheidung der ARD gut 15 Jah-           nach wie vor in einfacher Bildqualität. Allein im
re. Erste Testballons mit HDTV wurden bereits An-         Bereich der Satellitenübertragung würde ein SD-
fang der Zweitausenderjahre gestartet, den Sieges-        Ausstieg zum jetzigen Zeitpunkt fast 8 Millionen
zug in den deutschen Wohnzimmern trat die neue            Nicht-HDTV-Geräte betreffen, die angepasst oder
Bildqualität aber erst ab 2010 mit den ersten Live-       ausgetauscht werden müssten. Alternativ zum
übertragungen von Sportevents in HD an. Seitdem           Gerätetausch könnte auch der TV-Empfangsweg

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gewechselt werden – eine Option, die vermutlich      auf­lagen, so dass vieles kurzfristig umgeplant
aber nur wenige Haushalte wählen würden. Den         werden musste. Diese Herausforderungen waren
Wechsel des TV-Empfangswegs erleichtern und          aber beinahe harmlos im Vergleich zu den Einbrü-
damit die Wahlfreiheit der Nutzer erhöhen, das       chen auf den Werbemärkten. Andere haben da
will auch der aktuelle Entwurf zur TKG-Novelle.      mehr profitiert. Disney und Apple haben just zu
Der Text beinhaltet eine Abschaffung des Neben-      Beginn der Krise ihre, im Vorfeld von der Presse
kostenprivilegs und befindet sich aktuell noch in    schon martialisch als „Streaming War“ angekün-
der Ressortabstimmung. Eine Abschaffung bräch-       digten, Markteintritte in Europa und Deutschland
te voraussichtlich Bewegung auf den Markt der        vollzogen – und das, wie unsere Zahlen zur Nut-
Fernsehübertragung, nicht ohne Rückwirkungen         zung von Videostreamingdiensten zumindest im
auf die Programmveranstalter.                        Fall von Disney auch zeigen, durchaus erfolgreich.

Mit dem Digitalisierungsbericht werden traditio-     Corona, Markteintritte transnationaler Player,
nell auch die Geräteausstattung und die aktuellen    ­digitale Umbrüche: Das alles sind Themen, die
Trends der Bewegtbildnutzung in Deutschland er-       nicht rein im Nationalen stattfinden. Andere Länder
hoben. Die diesjährigen Befunde zeigen, dass die      sind gleichermaßen betroffen und stehen vor ähn-
Smart-TV-Penetration und die OTT-Nutzung wei-         lichen Herausforderungen. Umso mehr lohnt der
terhin deutlich ansteigen. Damit gewinnt die Aus-     Blick über den Tellerrand zu unseren Nachbarn. Mit
gestaltung von Benutzeroberflächen eine immer         welchen Herausforderungen auf dem Bewegtbild-
größere Bedeutung für die Auffindbarkeit von Pro-     markt sind sie aktuell konfrontiert? Wie entwickelt
grammangeboten. Benutzeroberflächen bestim-           sich dort die Videonutzung und welche Spuren hat
men über die Wahlmöglichkeiten der Nutzer und         die Corona-Krise hinterlassen? Fragen, denen die
wirken sich auf die Wahrnehmbarkeit des Program-      britischen und französischen Medienaufsichtsbe-
mangebots aus. Umso wichtiger ist es, dass sie        hörden Ofcom und CSA in einem gemeinsamen
transparent gestaltet sind und die Programman-        Beitrag nachgehen. Die Darstellung liefert einen
gebote diskriminierungsfrei auffindbar sind. Zwei     guten Überblick über die Situation in beiden Län-
Kernaspekte, die der Gesetzgeber auch im neuen        dern und ist zugleich ein spannender Spiegel der
Medienstaatsvertrag deutlich herausstellt und die     von den Medienanstalten erhobenen Daten und
aktuell von den Medienanstalten durch Satzungen       Fakten des diesjährigen Digitalisierungsberichts.
konkretisiert werden.                                 Frankreich und Großbritannien haben die Volldi-
                                                      gitalisierung der TV-Übertragungswege schon vor
Die Pandemie hat ihre Spuren selbstverständ-          mehreren Jahren abgeschlossen. Ihr Beispiel ver-
lich auch im diesjährigen Digitalisierungsbericht     deutlicht uns aber, dass die mit der Digitalisierung
hinterlassen. Die Fernsehnutzung war so hoch          verbundenen Umbrüche und Entwicklungen auf
wie lange nicht mehr. Einige Sender konnten Re-       dem Bewegtbildmarkt nach wie vor voll im Gange
kordquoten aufweisen, waren aber zugleich da-         sind. Letztlich gilt es, die Entwicklungen weiter zu
mit beschäftigt, ihr Programmangebot aufrecht-        beobachten und mit Ruhe und auf Basis von Fak-
zuerhalten. Sport-Liveübertragungen sind lange        tenwissen zu gestalten, egal ob SD-Abschaltung,
Zeit vollständig weggefallen und auch viele Show-­    neuer Medienstaatsvertrag oder Corona-Pandemie.
Formate unterlagen plötzlich strengen Hygiene­        In diesem Sinne: Keep Calm and Carry On.

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Inhalt
HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?                                             9
Marc Hankmann

Daten & Fakten zur Digitalisierung in Deutschland

Aktuelle Befunde zur digitalen Bewegtbildübertragung und -nutzung in Deutschland   24
Dr. Simon Berghofer

Methodik                                                                           46

Daten & Fakten der internationalen Digitalisierung

Aktuelle Erkenntnisse zum ­Bewegtbildmarkt in Großbritannien und Frankreich        50
Office of Communications, Conseil supérieur de l’audiovisuel

Die Aufgaben der Landesmedienanstalten in der Plattformregulierung                 71

Autoren                                                                            74

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9
HDTV – der neue Standard
fürs TV-Bild?
Marc Hankmann

Es fehlten nur 1,5 Sekunden, dann wäre die erste        Gemeinschaftsprogramms Das Erste und des ZDF
olympische Medaille, die deutsche Zuschauer live        zu den Olympischen Winterspielen 2010 das hoch-
im Fernsehen mit einer Bildauflösung von 1.280 x        auflösende Fernsehzeitalter in Deutschland ein.
720 Pixeln hätten sehen können, eine goldene ge-
wesen. Die Biathletin Magdalena Neuner errang
2010 bei den Olympischen Winterspielen in Van-          Wachsendes HD- und SD-Angebot
couver im 7,5-Kilometer-Sprint Silber. Angesichts       Das Erste und das ZDF waren damals 2 von ins-
ihrer beispiellosen Karriere ist es eine Medaille un-   gesamt 18 TV-Programmen, die in Deutschland
ter vielen, aber für die Geschichte des Fernsehens      über Satellit in hochauflösender Qualität verbrei-
in Deutschland war es eine besondere, nämlich die       tet wurden. Dazu gehörten neben dem Kulturka-
erste olympische Medaille, die im deutschen Fern-       nal Arte 7 HDTV-Programme des Pay-TV-Anbieters
sehen live in HDTV übertragen wurde.                    Sky sowie die 8 HDTV-Sender der kostenpflichtigen
                                                        HD+-Plattform. Nach Angaben des Branchenver-
Zu dem Zeitpunkt war digitales Fernsehen in HD          bands gfu Consumer & Home Electronics standen
bereits 6 Jahre alt. Anfang 2004 ging der belgi-        Ende 2010 28 Millionen HD-fähige TV-Geräte in
sche TV-Sender Euro1080, der später in HD1 um-          deutschen Haushalten1. Heute wird kein Fernseher
benannt und verschlüsselt wurde, über die Sa-           mehr verkauft, der nicht HD-geeignet ist und auf
tellitenposition Astra 19,2 Grad Ost auf Sendung.       der Satellitenposition Astra 19,2 Grad Ost werden
Auch im Pay-TV gab es ab 2005 ein HD-Angebot            mit Stand vom April 2020 127 HD-Kanäle in deut-
und die Sendergruppe ProSiebenSat.1 unternahm           scher Sprache verbreitet. Davon sind 59 frei emp-
erste Gehversuche mit den frei empfangbaren Pro-        fangbar. Die HD+-Plattform ist auf 24 Program-
grammen Sat.1 HD und ProSieben HD. Doch trotz           me angewachsen und das HD-Angebot von Sky
dieses Senderangebots und steigender Absatzzah-
len HD-fähiger Flachbildfernseher und Set-Top-
Boxen läutete erst der HD-Regelbetrieb des ARD-­
                                                        1   https://gfu.de/10-jahre-hdtv-regelbetrieb-rasante-
                                                            weiterentwicklung/

                                                                                                                 10
HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?

­ mfasst inzwischen 32 Kanäle2 (Abb 1). Anfang Au-
u                                                                     HD macht einen Sprung
gust 2020 erklärte der Pay-TV-Anbieter, das Kürzel                    Dass ARD und ZDF mit der Übertragung der Olym-
„HD“ aus den Programmnamen zu entfernen, da                           pischen Winterspiele 2010 den HDTV-Boom in
HDTV inzwischen Standard geworden sei3.                               Deutschland auslösten, lässt sich auch anhand der
                                                                      Marktzahlen belegen. Das Interesse an hochauflö-
Zum zehnjährigen Jubiläum des HDTV-Regelbe-                           senden TV-Bildern war schon in der HDTV-Früh-
triebs bei ARD und ZDF ist jedoch auch das Pro-                       phase von 2004 bis 2009 zu erkennen. So standen
grammangebot in SDTV immer noch stark vertre-                         bereits 2007, als lediglich der Pay-TV-Sender Premi-
ten. Über Astra 19,2 Grad Ost und in deutschen                        ere 3 HD-Kanäle zeigte und Anixe HD über Satellit
Kabelnetzen sind es weit über 100 Programme,                          unverschlüsselt verbreitet wurde, in 3 Millionen
die in Standardauflösung auf Flachbildfernsehern                      deutschen Haushalten HD-fähige Fernseher4. Als
mit immer größeren Bildschirmdiagonalen zu se-                        2010 der HD-Durchbruch erfolgte, waren es über
hen sind. Während die Zahl der HD-Programme                           die Verbreitungswege Satellit, Kabel und Terrestrik
steigt, blieb die der SD-Sender nach Aussage des                      mehr als doppelt so viele.
Satellitenbetreibers SES und des Breitbandver-
bands ANGA konstant. Ganz offensichtlich führen                       Das Programmangebot an HD-Sendern ­machte
die bessere Bildqualität des HDTV-Standards so-                       zum Ende der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts
wie die steigende Zahl HD-fähiger Wiedergabe-                         einen Sprung. In der Frühphase waren es gera-
geräte in deutschen Haushalten nicht dazu, dass                       de einmal 4 HDTV-Programme, die über Astra
sich die Programmanbieter von der Standardauf-                        19,2 Grad Ost verbreitet wurden, 2 davon, Disco-
lösung trennen. Sowohl öffentlich-rechtliche Pro-                     very HD und Premiere HD, verschlüsselt. Mit dem
grammanbieter als auch die Mediengruppe RTL                           Start der HD+-Plattform Ende 2009 kamen 8 hoch-
Deutschland sowie die ProSiebenSat.1 Media SE                         auflösende TV-Programme hinzu, Premiere, nun
üben sich im sogenannten „Simulcast“, der kosten-                     unter dem Namen Sky, erhöhte sein HD-Angebot
intensiven parallelen Verbreitung eines Programms                     auf 7 Pay-TV-Kanäle.
in SD- und HD-Auflösung.

Da es inzwischen auch erste Produktionen gibt, die                    Das Wendejahr 2010
in Ultra-HD-Auflösung (UHD) ausgestrahlt werden,                      Zusammen mit dem HD-Regelbetrieb bei ARD und
stellt sich die Frage, ob aus dem Simulcast bald ein                  ZDF dürfte die gestiegene Zahl an HDTV-Sendern
Trimulcast wird oder ob der letzte TV-Sender sein                     sowie die bevorstehende Fußball-Weltmeister-
SD-Signal abschaltet, bevor die TV-Geräte-Herstel-                    schaft 2010 in Südafrika dafür gesorgt haben, dass
ler mit 8k die Bildauflösung ein weiteres Mal her-                    die Verkäufe von HD-Fernsehern und HD-Set-Top-
aufschrauben und den Weg für die nächste tech-                        Boxen Anfang 2010 in die Höhe gingen. 2008 stan-
nische Neuerung des Fernsehens ebnen.                                 den 5 Millionen HD-Fernseher5 sowie 510.000

2    https://wowi.astra.ses/sites/default/files/2020-04/ASTRA_TV%20   4   HDTV – Aufbruch in ein neues TV-Zeitalter, Studie von Deloitte
     Monitor_2019_0.pdf                                                   Research, 2008.
3    https://www.infosat.de/digital-tv/sky-entfernt-hd-aus-           5   Die Zukunft der digitalen Consumer Electronics, Studie des
     sendernamen-inzwischen-standard                                      BITKOM, 2008.

11
HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?

Abb. 1

HDTV-Entwicklung in Deutschland (Anzahl der TV-Sender in HD- und UHD-Qualität)

Gesamtzahl Sender
2014                                                                                    88 0
2015                                                                                     90         3
2016                                                                                           94            6
2017                                                                                                    99       6
2018                                                                                                                 114     7
2019                                                                                                                 115      7
Frei empfangbare Sender
2014                                   32 0
2015                                    33            4
2016                                    33            4
2017                                                          46   2
2018                                                                   59   2
2019                                                                   59   2
HD+-Sender
2014                      20 0
2015                      21 0
2016                        23 0
2017                        23     2
2018                        23     3
2019                         24    2
Sender auf Sky
2014                                         36 0
2015                                             39       2
2016                                             38       2
2017                               30        2
2018                                   32        2
2019                                   32        2

         0                  25                                50                75      100                      125130

   HD        UHD

Quelle: Astra TV-Monitor, Pressemitteilungen Astra Deutschland, Deutsche TV-Plattform

                                                                                                                                  12
HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?

Abb. 2

HDTV-Entwicklung in Deutschland (HDTV-Haushalte in Mio.), gebündelt

Gesamt
2015                                                                        19,96
2016                                                                                 22,54
2017                                                                                              27,48
2018                                                                                                      29,85
2019                                                                                                              31,96

Satellit
2015                                          10,98
2016                                           11,35
2017                                                  12,66
2018                                                     13,51
2019                                                           14,65

Kabel
2015                             7,8
2016                                   9,41
2017                                          10,86
2018                                                12,08
2019                                                   12,92

IPTV
2015                1,18
2016           1,78
2017             2,53
2018             2,52
2019                  2,87

Terrestrik
2015         0
2016         0
2017                  1,44
2018           1,73
2019         1,52

           0                 5                 10                      15       20           25                   30	35

Quelle: Astra TV-Monitor, Pressemitteilungen Astra Deutschland, Deutsche TV-Plattform

13
HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?

Abb. 3

Absatz von Flachbildfernsehern in Deutschland (Stückzahlen in Mio.)

TV-Geräte gesamt
2015                                                                                             6,94
2016                                                                                             6,87
2017                                                                                              7,02
2018                                                                                          6,79
2019                                                                                      6,48
2020     0

UHD-fähige TV-Geräte
2015           0,957
2016                               2,0
2017                                     2,7
2018                                                3,6
2019                                                        4,35
2020                                                               4,7*

         0                                                                    5	                                                           10

*Prognose; Quelle: gfu, Statista

­HD-Receiver6 in deutschen Haushalten. Der Satel-                         zurzeit des HD-Starts bei ARD und ZDF, wurden
 lit nahm dabei eine Führungsrolle ein, denn laut                         über 450.000 HD-Boxen für den Sat-Empfang ver-
 Astra Deutschland waren 2008 vier von fünf ver-                          kauft9. Erstmals überstieg die Zahl der abgesetzten
 kauften HD-Receiver für den Sat-Empfang                                  HD-Receiver die der Receiver, die Fernsehen nur in
 ­ausgelegt7.                                                             Standardauflösung wiedergeben können (Abb. 5).

Ein Jahr später gingen bereits 735.000 Sat-HD-­
Boxen über den Ladentisch. 2010 waren es dann                             Mehrheit könnte HD empfangen
für den Satellitenempfang 1,8 Millionen HD-Emp-                           Seitdem nimmt die HD-Nutzung kontinuierlich
fänger8. Allein zwischen Januar und März 2010,                            zu. Der Satellitenbetreiber Astra zählt für 2019
                                                                          über alle Verbreitungswege hinweg knapp 32 Mil-
                                                                          lionen Haushalte in Deutschland, die HDTV emp-
6   https://www.pressebox.de/inaktiv/astra-das-satellitensystem-­
    ses-astra-sa/ASTRA-Deutschland-TV-Sender-EinsFestival-zur-IFA-        fangen können10. Pro Jahr werden über 6 ­Millionen
    2008-in-HD-Qualitaet/boxid/200697
7   https://www.pressebox.de/inaktiv/astra-plattform-services-gmbh-
    aps/ASTRA-Absatz-digitaler-HD-Sat-Receiver-verdoppelt/                9  https://www.pressebox.de/inaktiv/astra-deutschland-gmbh-
    boxid/247042                                                             unterfoehring/Digitales-Satellitenfernsehen-boomt-
8   https://www.pressebox.de/inaktiv/astra-deutschland-gmbh-                 Rekordverkaeufe-bei-Satelliten-Receivern-im-1-Quartal-2010/
    unterfoehring/ASTRA-stellt-TV-Reichweitenanalyse-2010-vor/               boxid/348169
    boxid/414211                                                          10 Astra TV-Monitor 2019.

                                                                                                                                           14
HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?

Abb. 4

Entwicklungsprognose SVoD-Nutzer (Anteil an der Gesamtbevölkerung und absolut)

2017                                                               20,1 % 16,6 Mio.
2018                                                                 20,9 % 17,4 Mio.
2019                                                                     22,0 % 18,4 Mio.
2020                                                                            24,40 % 20,5 Mio.
2021                                                                                    25,9 % 21,7 Mio.
2022                                                                                         27,5 % 23,0 Mio.
2023                                                                                              28,9 % 24,2 Mio.
2024                                                                                                  30,2 % 25,3 Mio.
2025                                                                                                       31,2 % 26,1 Mio.

         0                               10                        20                               30	40

Quelle: Statista (angepasst um Auswirkungen der Corona-Pandemie)

­ D-Fernseher verkauft, darunter immer mehr
H                                                                  Vergleich zu dem, der durch die Analogabschaltung
UHD-TV-Geräte (Abb. 3). Selbst Tablet- und Smart-                  erreicht wurde. Außerdem klagen derzeit weder
phone-Displays verfügen inzwischen über eine                       SES noch die Kabelnetzbetreiber über Engpässe –
Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel).                           ganz abgesehen davon, dass beide natürlich auch
                                                                   am Simulcast verdienen. Je mehr Megabit „vermie-
Auch wenn also der Großteil deutscher TV-Haus-                     tet“ werden können, desto besser für die Vermieter.
halte längst fit für HDTV ist (Abb. 2), empfangen
rund 7,6 Millionen Haushalte ihr Fernsehen aus-
schließlich in SD-Qualität, davon 3,9 Millionen Sat-               SDTV hält sich
Haushalte (siehe Beitrag „Daten und Fakten zur                     Selbst in einem Medium wie dem Internet, das
­Digitalisierung in Deutschland“). Bei der Abschal-                keine analoge TV-Verbreitung kennt und das sei-
 tung der analogen TV-Verbreitung via Satellit muss-               ne Zuschauer (oder Nutzer) vor allem in jüngeren,
 ten ungefähr ebenso viele Haushalte den Umstieg                   technikaffinen Zielgruppen findet, hält sich das
 auf Digital-TV vollziehen. Einen solchen Switchover               SD-Fernsehen. So sind zum Beispiel unter den 135
 zu HDTV wird es aber wohl nicht geben.                            TV-Programmen, die über die Plattform waipu.tv
                                                                   verbreitet werden, immer noch 10 Sender dabei,
Die Abschaltung des analogen Fernsehens geschah                    die nur in SD-Auflösung angeboten werden.
nicht nur, um sich von einer veralteten Technik zu
trennen, sondern vor allem, um Kapazitätsengpäs-                   Das hat vor allem etwas mit den Kosten zu tun.
se auf dem Satelliten und im Kabel zu beheben.                     Die Verbreitung in HD-Auflösung benötigt mehr
Zwar würde auch die Beendigung der Ausstrah-                       Bandbreite als ein SD-Signal und auch die Inhal-
lung in SD-Auflösung Kapazitäten freisetzen, aber                  te sind in der Lizenzierung teurer, wenn sie in HD
der Gewinn an mehr Bandbreite steht in keinem                      eingekauft werden. So ist es auch kein Wunder,

15
HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?

Abb. 5

Absatz von Set-Top-Boxen in Deutschland (Stückzahlen in Mio.)*

2012                                                                                       7,3
2013                                                          4
2014                                                    3,5
2015                                               3
2016                                         2,8
2017                                                                  5,3
2018                                                   3,4
2019                                   2,5

         0                                                            5	                                                     10

*über alle DVB-Verbreitungswege; Quelle: gfu

das die werbefinanzierten Lokal- und Regionalpro-                    dards wird das über IP verbreitete Megabit günsti-
gramme überwiegend in SD ausstrahlen. Rühm-                          ger. ­Dagegen sind die DVB-Übertragungsstandards
liche Ausnahme sind die 16 Lokal-TV-Sender aus                       technisch weitgehend ausgereizt.
Bayern, die seit dem 1. April 2018 ausschließlich in
HD über Satellit verbreitet werden. Das geht aller-                  Mit steigender Reichweite und günstigeren Ver-
dings nicht ohne staatliche Unterstützung. Rund                      breitungskosten dürfte SD im Streaming-Bereich
80 Prozent der Fördermittel, zwölf Millionen Euro,                   schneller zu einem Auslaufmodell werden als über
werden jährlich für die Satellitenverbreitung in HD                  die klassischen Verbreitungswege. Zattoo zum Bei-
investiert11.                                                        spiel ist bereits dazu übergegangen, ein TV-Paket
                                                                     mit 46 Kanälen in Full-HD-Auflösung anzubieten.
                                                                     Auch über DVB-T2 wird bereits in Full-HD ausge-
Streaming als Treiber                                                strahlt. Dagegen verharren die Programmanbieter
Viele Branchenexperten gehen jedoch davon aus,                       über Satellit und im Kabel bei einer Bildauflösung
dass sich in den nächsten Jahren gerade das Stre-                    mit 1.280 x 720 Pixeln. Doch bevor sie sich für Full-
aming als Treiber für eine größere HDTV-Nutzung                      HD entscheiden, wäre die Frage zu klären, ob man
herauskristallisieren wird. Bis 2025 wird fast jeder                 nicht die Verbreitung in SD beenden könnte.
dritte Deutsche einen Streaming-Dienst abon-
niert haben (Abb. 4). Durch die voranschreitende
Entwicklung von Codecs und Übertragungsstan-                         SD-Abschaltung in weiter Ferne
                                                                     Für ARD und ZDF hat das Thema SD-Abschaltung
                                                                     bereits einige Jahre auf dem Buckel, denn schon
                                                                     im 16. Bericht der Kommission zur Ermittlung des
11 https://blmplus.de/bayerisches-lokalfernsehen-via-satellit-nur-   ­Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) aus
   noch-in-hd/

                                                                                                                             16
HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?

  S4k, 8k, 16k – und dann k.o.?

  Während Deutschland ins HDTV-Zeitalter ein-          Nichtsdestotrotz werden die TV-Gerätehersteller
  tritt, rollt bereits die nächste Entwicklungsstufe   weiter an der Schraube Bildauflösung drehen,
  auf unsere Wohnzimmer zu: 4k, auch UHD ge-           denn die Konsumenten erwarten, dass sie mit
  nannt. Der Branchenverband gfu geht in diesem        dem Produkt, das sie kaufen, auch stets ­etwas
  Jahr von 4,7 Millionen verkaufter UHD-Fernseher      Neues kaufen. Deshalb sind Fernseher mit 8k-
  aus (Abb. 3). Und auch das Programmangebot           Auflösung bereits im Markt, obwohl es keine
  an UHD-Sendern vergrößert sich. Die ultrahoch-       ­Inhalte gibt, die diese Auflösung anbieten. Im
  auflösenden Bewegtbilder kommen mit 3.840 x           vergangenen Jahr hat Sony sogar ein Display mit
  2.160 Pixeln daher. Das ergibt 8,3 Millionen Pixel    16k-Auflösung vorgestellt. Durch die immer höhe-
  gegenüber den 2,1 Millionen eines Full-HD-Bilds.      re Bildauflösung ist es möglich, den Sitz­abstand
  Zudem wird das Bildflimmern durch die Über-           zum Fernseher zu verringern, ohne dass die Bil-
  tragung von 50 Vollbildern pro Sekunde verrin-        der anfangen zu flimmern oder u ­ nscharf werden.
  gert und der Kontrastumfang steigt dank High          Angesichts des Trends zu Single-­Haushalten und
  Dynamic Range (HDR). Die Technik ermöglicht           kleineren Wohnzimmern ein ­logischer Schritt.
  auch die Darstellung von drei Viertel des für den
  Menschen sichtbaren Farbspektrums. HDTV kann         Da mit UHD bereits ein Großteil des wahrnehm-
  nur rund ein Drittel darstellen.                     baren Farbspektrums dargestellt wird, liegt die
                                                       Vermutung nahe, dass nach 16k nicht mehr viel
  Dass UHD irgendwann HDTV ablösen wird, ist           kommen kann, auch wenn die Gerätehersteller
  innerhalb der TV-Branche ebenso unumstritten         große Hoffnungen in HDR legen. Die unter HDR
  wie die Ablösung von SDTV durch HDTV. Derzeit        zusammengefassten Techniken ermöglichen grö-
  wagt jedoch niemand eine konkrete Prognose,          ßere Helligkeitsunterschiede und damit einen
  weder wann HD noch wann SD abgelöst wird.            höheren Bildkontrast. Aber irgendwann ist auch
  Viele Branchenexperten sind jedoch der Mei-          für das menschliche Auge das Maximum an Farb-
  nung, dass sich die Verbreitung von UHD ver-         echtheit, Kontrast und Schärfe erreicht. Vielleicht
  zögern wird, weil ARD und ZDF ihre Ressourcen        wird man dann die Diskussion um die Standard-
  weiterhin für den Simulcast verwenden. Die Öf-       auflösung für Fernsehbilder ad acta l­egen kön-
  fentlich-Rechtlichen werden auch hier wie einst      nen. Bis dahin dürften aber noch einige Jahre ins
  2010 als massenattraktives Zugpferd benötigt.        Land gehen, zumal die nächste Frage eigentlich
                                                       lauten muss, wann Full-HD der Standard fürs
                                                       TV-Bild wird.

17
HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?

dem Jahr 2007 wird die Abschaltung der SD-Ver-                              ­ ntsprechende Geräte anschaffen müssen, um
                                                                            e
breitung in Aussicht gestellt. Seinerzeit gingen                            das HD-Signal empfangen und wiedergeben zu
ARD und ZDF davon aus, das HDTV-Projekt bin-                                können“, erklärte die ARD.
nen 10 Jahren in den Regelbetrieb überführen
und ­spätestens in der Gebührenperiode zwischen                             Das ZDF hingegen überraschte Mitte Mai 2020 mit
2017 und 2020 die Verbreitung ihrer Programme in                            der Verlautbarung, die Verträge mit dem Luxem-
SD-Auflösung beenden zu können. Die KEF stellte                             burger Satellitenbetreiber SES verlängert zu haben.
2007 in Aussicht, dass ARD und ZDF 2018 ihre SD-­                           „Die Fortsetzung der Verbreitung über Satellit in
Programme abschalten würden12.                                              SD-Qualität ermöglicht auch weiterhin vielen Zu-
                                                                            schauerinnen und Zuschauern, die noch nicht auf
 Im 20. Bericht aus dem Jahr 2016 machte die KEF                            HD-Empfang umgestellt haben, die Teilhabe an un-
dann Ernst. Sie unterstrich noch einmal, dass sie                           serem öffentlich-rechtlichen Programmangebot“,
keinerlei Gründe dafür sehe, die SD-Verbreitung                             gibt ZDF-Produktionsdirektor Michael Rombach zu
nach 2018 fortzuführen und kürzte den Öffentlich-                           verstehen, dass es für das ZDF anscheinend noch
Rechtlichen den angemeldeten Finanzbedarf für                               zu viele Haushalte gibt, die die Programme nicht
den Simulcast-Betrieb. Der ARD gestand die KEF                              in HDTV empfangen können.
nur noch 21,6 statt der angemeldeten 43,2 Milli-
onen Euro zu. Das ZDF musste mit 8,1 Millionen
Euro weniger auskommen13. Im 21. Bericht aus dem                            „Unternehmerische Entscheidung“
Jahr 2018 erkannte die KEF dann den angemeldeten                            In den Medien schien es aufgrund des 22. KEF-­
­Finanzbedarf für den Simulcast via Satellit für die                        Berichts als eine beschlossene Sache, dass ARD
 zweite Hälfte 2020 nicht mehr an14. Mit ihrem ak-                          und ZDF nach 2020 aus der SD-Verbreitung via
 tuellen 22. Bericht zog sie ARD und ZDF dann kom-                          Satellit aussteigen würden. Daraus wird zunächst
 plett den Stecker. Ab 2021 billigt die KEF keinerlei                       aber nichts, weil ARD und ZDF nicht dem KEF-­
 Kosten mehr für die SD-Verbreitung15.                                      Bericht folgen. „Es ist eine unternehmerische Ent-
                                                                            scheidung der ARD beziehungsweise des ZDF, die
                                                                            SDTV-Verbreitung per Satellit vor dem Hintergrund
Der Rückzieher der ARD                                                      der C
                                                                                ­ orona-Krise nun doch fortzusetzen, obwohl
So plante die ARD zunächst, die SD-Verbreitung                              die hierfür erforderlichen Mittel von der KEF nicht
sowohl der Gemeinschaftsprogramme Das Erste,                                mehr bewilligt wurden“, erklärte KEF-Geschäfts-
tagesschau24, ONE und ARD-alpha als auch der so-                            führer Tim Schönborn16.
genannten Dritten ab Januar 2021 einzustellen. An-
gesichts der Auswirkungen der Corona-­Pandemie                              Die SD-Abschaltung der Öffentlich-Rechtlichen
entschied sich die ARD im Juli 2020 jedoch dafür,                           ist damit auf unbestimmt verschoben worden,
die SD-Ausstrahlung zu verlängern. „Menschen,                               denn ein neuer Abschalttermin wurde bislang
die noch nicht über HD-fähige Fernseher oder                                nicht kommuniziert. Immerhin: Dem Vernehmen
Receiver verfügen, hätten sich gegebenenfalls                               nach soll SES ARD und ZDF bei den Transpon-
                                                                            derkosten entgegengekommen sein, sodass die
12   https://kef-online.de/fileadmin/KEF/Dateien/Berichte/16._Bericht.pdf
13   https://kef-online.de/fileadmin/KEF/Dateien/Berichte/20._Bericht.pdf
14   https://kef-online.de/fileadmin/KEF/Dateien/Berichte/21._Bericht.pdf   16 https://www.medialabcom.de/newsletter/2020/08/index.
15   https://kef-online.de/fileadmin/KEF/Dateien/Berichte/22._Bericht.pdf      html#beitrag5

                                                                                                                                        18
HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?

­Umschichtung von finanziellen Mitteln allem An-                       Für einen werbefinanzierten Programmanbieter ist
schein nach keine größeren Löcher in andere Res-                       die Reichweite seines Contents das A und O. Jed-
 sorts der ­Öffentlich-Rechtlichen reißen wird.                        wede Veränderung, die zu einem Reichweitenver-
                                                                       lust führen könnte, gilt es zu vermeiden. D ­ eshalb
Freilich ernteten die Öffentlich-Rechtlichen Kritik                    bezeichnete Prahl auch einen Wechsel vom Kom-
für ihre Entscheidung, den SD-Betrieb fortzufüh-                       primierungsstandard MPEG-2 auf das effektivere
ren. „Mit ihrer Entscheidung bremsen die öffent-                       MPEG-4 als Quatsch. „Die Risiken stehen in kei-
lich-rechtlichen Sender die Einführung innovativer                     nem Verhältnis zum Aufwand“, sagte Prahl auf
Technologien wie Ultra-HD und HDR sowie die Mo-                        dem Symposium. Gemeint sind etwaige Reichwei-
dernisierung der Fernseh-Übertragung insgesamt                         tenverluste, denn für MPEG-4 müssten neue Emp-
aus“, sagt etwa Herbert Strobel, Vorsitzender des                      fangsgeräte angeschafft werden, im Verhältnis zur
ZVEI-Fachverbands Satellit und Kabel. Die Begrün-                      Verbesserung der spektralen Effizienz, die ohnehin
dung von ARD und ZDF, den Zuschauer in Corona-                         nur einen positiven Effekt auf die Verbreitungskos-
Zeiten vor Investitionen schützen zu wollen, lässt                     ten hätte.
Strobel nicht gelten, denn der TV-Geräteabsatz sei
laut den Zahlen der GfK und der Deutschen TV-
Plattform von Januar bis Mai 2020 in Deutschland                       Refinanzierung durch Adressierung
trotz Corona-Krise im Vergleich zum Vorjahr sogar                      Was die Privaten aber mit einer SD-Abschaltung
leicht gestiegen17.                                                    erreichen möchten, ist eine Transformation der
                                                                       Geschäftsmodelle. Für die großen Privatsender-
                                                                       gruppen steht fest: Die SD-Verbreitung wird von
Reichweite dominiert                                                   ihnen nur dann aufgegeben, wenn damit stärke-
Im Gegensatz zum Hin und Her der ARD haben                             re Refinanzierungsmöglichkeiten für ihren Con-
sich die großen Privatsendergruppen ProSieben-                         tent einhergehen. Das gelingt nur über ein Mehr
Sat.1 und die Mediengruppe RTL Deutschland ein-                        an ­adressierbaren Haushalten, wie sie die Privaten
deutig zur SD-Abschaltung positioniert. Eine Ab-                       derzeit mit HD+ erreichen.
schaltung nur um der Abschaltung willen wird es
mit ihnen nicht geben. „Der Satellit ist Leistungs-                    Einen ersten Versuch in diese Richtung starteten
träger, die Dampfmaschine, die uns Reichweite                          die Privaten mit der geplanten Grundverschlüsse-
generiert und als solche enorm wertvoll“, sagte                        lung ihrer Programme über Satellit und im Kabel.
Andre Prahl, Bereichsleiter Programmverbreitung                        Wegen rechtswidriger Absprachen verpflichtete
bei der Mediengruppe RTL Deutschland, auf dem                          jedoch das Bundeskartellamt ProSiebenSat.1 sowie
Symposium des Breitbandverbands ANGA im Feb-                           die Mediengruppe RTL Deutschland dazu, bis Ende
ruar 2020. „Wir müssen die Frage stellen, ob man                       2022 ihre Programme in SD-Qualität unverschlüs-
ohne Not seinen Maschinenkeller fluten möchte,                         selt zu verbreiten. Dass jedoch die Sendergruppen
der die Transformation in die digitale Welt finan-                     ab 2023 ihre SD-Programme verschlüsseln, gilt
zieren muss.“ Die Antwort lautet „nein“.                               als eher unwahrscheinlich, da einerseits ARD und
                                                                       ZDF ihre Programme weiter in SD verbreiten und
                                                                       somit als massenattraktives Zugpferd, wie einst
17 https://www.zvei.org/presse-medien/pressebereich/falsches-          2010, ausfallen. Andererseits könnte sich die SD-
   signal-zvei-kritisiert-verschiebung-der-sd-abschaltung-durch-ard-
   bis-2025/

19
HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?

Verschlüsselung der Privaten im Kabel als echter                    nen nicht feststellen, dass es eine Korrelation gibt
„Cord Cutter“ erweisen. Immer mehr Haushalte                        zwischen Bildqualität und Programmerfolg“, sag-
streamen ihre Programme über das Internet auf                       te RTL-­Manager Prahl auf dem ANGA-Symposium.
den Bildschirm. Der Trend könnte sich verstärken,
wenn der Kabelempfang durch die Verschlüsselung                     Hinzu kommt ein anderes Phänomen, das Geor-
der Privaten an Attraktivität verliert und der Kabel-               ges Agnes, Geschäftsführer Operations und Pro-
anschluss gekündigt wird – das Kabel also bildlich                  duktentwicklung bei HD+, auf der Veranstaltung
durchgeschnitten wird („Cord Cutting“).                             auf den Punkt brachte: „Sie schauen SD und den-
                                                                    ken, es wäre HD.“ Hier ist HD+ quasi ein Opfer der
                                                                    technischen Entwicklung, denn moderne Set-Top-
Die Privaten in HD                                                  Boxen und Fernseher skalieren ein SD-Bild derge-
Während ARD und ZDF davon ausgehen, dass bis                        stalt hoch, dass die Qualitätsunterschiede zu na-
Ende 2020 zwischen 80 und 90 Prozent der deut-                      tivem HD verschwimmen.
schen TV-Haushalte HDTV empfangen können und
für sie damit die magische 80-Prozent-Grenze, bei
der zum Beispiel das analoge Fernsehen abgeschal-                   Technische Barrieren
tet wurde, überschritten ist, befürchten die Priva-                 Ein weiterer Grund ist die technische Hürde, die
ten Reichweitenverluste, wenn die SD-Verbreitung                    vor allem die Unterschiede der HD+-Reichweite
einfach beendet würde. Ihre Reichweite über Sa-                     über die einzelnen Verbreitungswege erklärt. Wer
tellit würde auf die Zahl derer schrumpfen, die die                 sein Fernsehprogramm über Satellit empfängt, ver-
Privaten in HD empfangen. Das sind laut Digitali-                   fügt entweder über eine Set-Top-Box, ist dann aber
sierungsbericht Video 2020 derzeit 33 Prozent aller                 nicht bereit, eine zweite für den HD+-Empfang da-
TV-Haushalte. Aufgeteilt auf die einzelnen Verbrei-                 neben zu stellen. Oder er nutzt den integrierten
tungswege sind es über Satellit 17 Prozent, im Ka-                  Tuner seines Fernsehers und hat dann erst recht
bel 43, über IPTV 53 und via Terrestrik 44 Prozent.                 kein Interesse an einer Set-Top-Box.

Angesichts der steigenden Zahlen an HD-fähigen                      In diesem Fall ist für viele aber auch das CI-Plus-
Geräten in den TV-Haushalten und HD-Sendern                         Modul keine Option. Dabei handelt es sich um ei-
stellt sich die Frage, warum nicht mehr Haushalte                   nen flachen Einschub, in den die Smartcard für ein
HD+ abonnieren, zumal auch die Bereitschaft des                     verschlüsseltes Programmangebot eingesteckt
Konsumenten steigt, für Inhalte zu zahlen18. Die-                   wird. Das Modul selbst wird dann in einen Schlitz
se Zahlungsbereitschaft bezieht sich jedoch ledig-                  des Fernsehers gesteckt und entschlüsselt das Pro-
lich auf Inhalte, nicht auf Technik oder Bildqualität.              gramm. So entfällt die Verwendung einer Set-Top-
Die durchschnittlichen Preise für Fernsehgeräte                     Box. Jedoch sind derlei Module niemals aus der
befinden sich seit Jahren im Sinkflug19. „Wir kön-                  Nische herausgekommen. Deutschlands führender
                                                                    Pay-TV-Anbieter Sky vermarktet sein CI-Plus-Modul
                                                                    nicht einmal aktiv.

18 https://www.vau.net/pressemitteilungen/content/pay-tv-vod-
   angebote-2020
19 https://www.idealo.de/magazin/2019/09/05/ifa-2019-tv-groessen-
   wandel/

                                                                                                                           20
HDTV – der neue Standard fürs TV-Bild?

Dagegen werden die HD-Programme der Privaten          gen der ­Programmanbieter – öffentlich-rechtliche,
im Kabel im Bundle angeboten und können über          ­Privatsendergruppen und lokale bzw. regionale
IPTV nahezu per Knopfdruck freigeschaltet werden.      ­Privatsender – aber kaum umsetzen lassen.
Der Gang ins Geschäft zum Kauf einer Set-Top-Box
oder eines CI-Plus-Moduls entfällt. Dieser Komfort    Aus Sicht von HD+ gilt es zu vermeiden, dass die Öf-
und der Preisvorteil sind ausschlaggebend für die     fentlich-Rechtlichen ihre SD-Verbreitung via Satellit
höhere Akzeptanz gegenüber der HD+-Verbreitung        einstellen und sich die Verbraucher daraufhin zwar
via Satellit.                                         HD-fähige aber keine HD+-geeigneten Empfangs-
                                                      geräte zulegen. Die Folge wäre, dass der Verbrau-
So erklärt sich auch der Schritt von HD+, das Pro-    cher ein zweites Mal in die Tasche greifen müsste,
grammangebot direkt in den Fernseher zu integ-        um auch die Privatsender in HD sehen zu können.
rieren: über die HbbTV OpApp. Bislang kooperiert
HD+ mit Samsung, Panasonic und Vestel (mit den        Ein solches Szenario konnte beim Wechsel von
Marken Toshiba, Telefunken, JVC, Hitachi, Tech-       DVB-T auf DVB-T2 durch eine Kommunikations-
wood, ok., Kendo, Hanseatic und Dual), bei deren      kampagne erfolgreich vermieden werden, in der
UHD-Fernsehern HD+ im Rahmen der Erstinstalla-        den Konsumenten verdeutlicht wurde, dass es über
tion mit eingerichtet wird und anschließend über      Antenne demnächst ein frei empfangbares und ein
die Fernbedienung gesteuert werden kann, ohne         kostenpflichtiges verschlüsseltes Angebot gibt. Für
dass eine zusätzliche Set-Top-Box oder ein CI-Plus-   eine solche Kampagne müssten sich aber Program-
Modul notwendig ist. Dadurch erhöht HD+ seine         manbieter und Plattform- sowie Netzbetreiber auf
technische Reichweite nach eigenen Angaben auf        ein Umstiegsszenario einigen. Gerade die Kabel-
über die Hälfte der in Zukunft in Deutschland ver-    netzbetreiber benötigen Planungssicherheit und
kauften UHD-Fernseher.                                könnten im Infrastrukturwettbewerb ins Hinter-
                                                      treffen geraten, Stichwort „Cord Cutter“, wenn die
                                                      Programmanbieter ohne große Vorankündigung
Wenn abschalten, wie abschalten?                      oder völlig unkoordiniert ihre SD-Signale abschal-
Wenn es HD+ auf diese Weise gelänge, die Reich-       ten würden.
weite via Satellit signifikant zu erhöhen, könnte
die SD-Abschaltung vielleicht doch nicht in wei-
ter Ferne liegen. ARD und ZDF sollen dem Verneh-
men nach über ein jährliches Kündigungsrecht
für die SD-Verträge mit SES verfügen. Die Frage
wäre dann nur, wie man das SD-Zeitalter beenden
will. Ein Abschaltdatum wie bei der Beendigung
des über Satellit verbreiteten Analogfernsehens
wäre aus Sicht vieler Marktteilnehmer im Sinne
einer einheitlichen Kommunikation gegenüber
den Konsumenten wünschenswert, wird sich auf-
grund der sehr unterschiedlichen Voraussetzun-

21
22
23
Daten & Fakten
zur Digitalisierung
in Deutschland

                      24
Aktuelle Befunde zur digitalen
Bewegtbildübertragung und
-nutzung in Deutschland
September 2020
Dr. Simon Berghofer

Dieses Jahr ist aufgrund der Corona Pandemie ein        dem Hintergrund der Pandemie gelesen werden.
besonderes Jahr. Was für alle Lebensbereiche, ja        Eine große Zahl an Personen waren im Erhebungs-
unsere gesamte Gesellschaft gilt, betrifft selbstver-   zeitraum noch im Homeoffice, Schulen und Kitas
ständlich auch für die aktuelle Erhebung des Digita-    waren vielerorts noch geschlossen und nach wie vor
lisierungsberichts Video. Die bevölkerungsrepräsen-     galten strenge Abstands- und Hygienregelungen.
tative Befragung der Studie wurde in den Monaten        Kurz: der gesamte Alltag war noch durch die Pan-
Mai bis Juni durchgeführt. Das war zwar bereits         demie geprägt. Das bleibt nicht ohne Auswirkung
nach der Lockerung der strengen Ausgeh- und Kon-        auf das Mediennutzungsverhalten. Mediennutzung
taktbeschränkungen in Deutschland, dennoch war          folgt häufig festen Routinen und Gewohnheiten, die
der Alltag der meisten Menschen im Erhebungszeit-       waren außer Kraft gesetzt. Zudem war das Informa-
raum nicht „normal“. Die Besonderheit der Situa-        tions- und Unterhaltungsbedürfnis der Menschen
tion zeigt sich auch in einigen Befunden der aktu-      größer denn je. Das sehen wir auch deutlich in den
ellen Erhebung. Die im ersten Teil dieses Beitrags      Ergebnissen der aktuellen Erhebung. Die Bewegt-
berichteten Ergebnisse zur Verteilung der Fernseh-      bild- und dabei insbesondere auch die „klassische“
übertragungswege und zur Haushaltsausstattung           Fernsehnutzung konnten deutlich zulegen. Das ist
mit TV- und anderen Bildschirmgeräten zeigen im         ein klarer Hinweis darauf, wie wichtig das Angebot
Trend erwartungsgemäß wenige bis keine „Corona          der Fernsehprogrammanbieter für die Menschen
Effekte“. Die im zweiten Teil dieses Beitrags berich-   ist – besonders dann, wenn es drauf ankommt.
tete Entwicklung der Videonutzung muss aber vor

Teil I: Empfangswege und Geräteausstattung
Die Zahl der TV-Haushalte, also solcher Haushal-        38,5 Millionen Haushalte besitzen einen Fernseher,
te, die über mindestens einen Fernseher verfügen,       das entspricht etwa dem Vorjahresniveau. Bezogen
bleibt weiterhin auf konstant hohen Niveau. Gut         auf die Gesamtzahl der Haushalte in Deutschland,

25
Aktuelle Befunde zur digitalen Bewegtbildübertragung und -nutzung in Deutschland

                                                                                                            Im Durchschnitt
                                                                                                         stehen 1,6 TV-Geräte
                                                                                                         in jedem Haushalt in
Abb. 1                                                                                                        Deutschland

Entwicklung der Anzahl der TV-Haushalte im Fünfjahrestrend (in Prozent)

2016                                                                                                                           96,7 3,3
2017                                                                                                                           96,6 3,4
2018                                                                                                                           96,2 3,8
2019                                                                                                                          95,4 4,6
2020                                                                                                                         94,7 5,3

   TV-Haushalte      Haushalte ohne TV

Basis: 39,372 / 39,672 / 40,219 / 40,350 / 40,684 Mio. Haushalte in Deutschland (n = 8.281)

sind es weiterhin knapp 95 Prozent die über ein TV-                      Beide Empfangswege erreichen somit jeweils etwa
Gerät verfügen und damit nur geringfügig weniger                         44 Prozent der deutschen TV-Haushalte, das ist
als im Vorjahr. Im Fünfjahrestrend lässt sich jedoch                     rund 1 Prozentpunkt weniger als im Vorjahr.
ein leichter Rückgang der TV-Haushalte von 2 Pro-
zentpunkten feststellen.                                                 Mit dem Abschluss der Umstellung auf DVB-T2 HD
                                                                         hat sich der terrestrische Fernsehempfang in den
Der Großteil der TV-Haushalte in Deutschland                             letzten 3 Jahren auf einem stabilen Niveau von
verfügt dabei über ein Fernsehgerät – das trifft                         6 Prozent der TV-Haushalte in Deutschland ein-
auf 60 Prozent der Fernsehhaushalte in Deutsch-                          gependelt. Dem vorausgegangen war eine mehr-
land zu. Vier von zehn Haushalten verfügen über                          jährige rückläufige Entwicklung, im Vergleich zum
2 (28 Prozent) oder 3 (12 Prozent) TV-­Geräte. Im                        Vorjahr konnte der terrestrische TV-Empfang 2020
Trend ist eine leichte Zunahme der Mehrfach­                             aber wieder leicht zulegen. Gut 2,4 Millionen Haus-
ausstattung von 2 Prozentpunkten in den letzten                          halte in Deutschland empfangen ihr Fernsehsignal
fünf Jahren festzustellen, womit die durchschnitt-                       über DVB-T2 HD.
liche Geräteausstattung auf 1,57 Fernseher pro
Haushalt steigt.                                                         Zugenommen hat die Zahl der TV-Haushalte, die
                                                                         ihr TV-Programm über IP-basierte Netze b
                                                                                                                ­ eziehen.
                                                                         Das gilt sowohl für die Übertragung des IPTV-­
Empfangswege: IP-basierte TV-Übertragung                                 Signals in „geschlossenen“ Netzen, wie sie z. B.
nimmt weiter zu                                                          von der Telekom, Vodafone, 1&1 und auch meh-
Der größte Teil der deutschen TV-Haushalte emp-                          rerer regionaler Anbieter betrieben werden, als
fängt das TV-Signal nach wie vor über Kabel oder                         auch für sogenannte offene Netze. Fast 11 Pro-
Satellit. Die Zahl der Haushalte mit Satellitenemp-                      zent der deutschen TV-Haushalte empfangen ihr
fang liegt bei knapp 17 Millionen und damit knapp
über der Zahl der Kabelhaushalte (16,8 Millionen).

                                                                                                                                     26
Aktuelle Befunde zur digitalen Bewegtbildübertragung und -nutzung in Deutschland

Abb. 2

Verteilung der Übertragungswege

Kabel
                                                                                                     45,9
                                                                                                     45,9
                                                                                                45,1
                                                                                               44,7
                                                                                             43,6

Satellit
                                                                                                      46,5
                                                                                                    45,7
                                                                                                45,0
                                                                                                44,8
                                                                                              44,1

Terrestrik
                         9,0
                   7,4
             6,4
             6,0
             6,3

0%                                                                  30 %	                                                            60%

IPTV (managed)                                                        IPTV (OTT-Only)
             6,2                                                      0
               6,9                                                    0
                    7,9                                                   0,5
                     8,6                                                    1,7
                           10,6                                           2,9

0%                                    15 %                  30 %     0%                               15 %                      30 %

   2016        2017            2018    2019   2020

Summe > 100 % wegen Mehrfachempfang; Basis: 38,076 / 38,306 / 38,697 / 38,491 / 38,520 Mio. TV-Haushalte in Deutschland (n = 7.786)

F­ ernsehprogramm über IPTV, das sind 2 Prozent-                      Cord-Cutting am Fernsehgerät knackt
 punkte mehr als im Vorjahr und entspricht 4,1 Mil-                   die 1 Mio. Haushalte Marke
 lionen Haushalten.                                                   Die Zahl der Haushalte, die ihr Fernsehprogramm
                                                                      über sogenannte „offene“ IP-Netze beziehen hat
                                                                      auf mehr als 1,1 Millionen Haushalte zugelegt.

27
Aktuelle Befunde zur digitalen Bewegtbildübertragung und -nutzung in Deutschland

In diesem Fall wird der Fernseher nicht an einen           sehhaushalte verzichten mittlerweile gänzlich auf
­traditionellen TV-Übertragungsweg wie Kabel,              einen traditionellen TV-Übertragungsweg an ih-
 ­Satellit, Terrestrik oder auch IPTV angeschlossen,       rem Fernseher und beziehen ihr TV-Programm aus-
  sondern ausschließlich mit dem Internet ver-             schließlich über das Internet.
  bunden. Ferngesehen wird dann über Apps auf
  S­treamingsticks oder der Smart-TV Oberfläche.
  Diese gibt es z. B. von internetbasierten TV-Platt-      Mehr als acht von zehn TV-Haushalten
  formen wie von Zattoo oder Waipu-TV, aber auch           ­verfügen über mindestens ein HDTV-Gerät
  traditionelle Plattformanbieter wie Vodafone oder         Die im vergangenen Jahr abgeschlossene Digitali-
  die Telekom vermarkten ihre Programmpakete als            sierung der TV-Übertragungswege ist Vorausset-
  sogenannte OTT-Angebote. Die TV-Sender selbst             zung, dass ein Haushalt das TV-Programm auch
  sind ebenfalls mit unterschiedlichen Angeboten            in HD empfangen kann, da die hohe Bildauflösung
  aktiv. Sowohl die Mediatheken der öffentlich-recht-       nur digital übertragen werden kann. Den Zuschau-
  lichen Sender als auch die Angebote der privaten          ern steht mittlerweile eine Vielzahl an Fernseh-
  Fernsehsender wie z. B. Joyn oder TV-Now bieten –         programme in HD-Qualität zur Verfügung. Zudem
  neben Catch-Up und anderen On-Demand-Diens-               besitzt ein Großteil der Haushalte in Deutschland
  ten – auch ein attraktives Live-TV-Angebot, welches       über die nötigen HDTV-Geräte, um Fernsehen in
  über das Internet direkt auf den Smart-TV gebracht        voller HD-Schärfe zu schauen.
  werden kann (siehe hierzu auch Teil II dieses Bei-
  trags). Die Zahl dieser sogenannten Cord-Cutter-         Mehr als vier von fünf TV-Haushalte (84 Prozent)
  Haushalte ist im vergangenen Jahr weiter kräftig         verfügen über mindestens ein HDTV-Gerät, das
  gewachsen – knapp 3 Prozent der deutschen Fern-          entspricht einem Zuwachs von 1,5 Prozentpunkten
                                                           gegenüber dem Vorjahr. Mit Abschluss der Um-
  Erhebung der Cord-Cutter-Haushalte                       stellung des Empfangs auf DVB-T2 HD sind alle
                                                           terrestrischen Haushalte mit Receivern für das
  Die Bestimmung der Zahl der Cord-Cutter-                 hochauflösende Fernsehen ausgestattet. Auch
  Haushalte am TV erfolgt im Digitalisierungs-             IPTV-Haushalte weisen mit neun von zehn Haus-
  bericht in mehreren Stufen. In einem ersten              halten (93 Prozent) eine nahezu vollständige HDTV-
  Schritt werden die genutzten Fernsehgeräte               Geräte Ausstattung auf. In Kabelhaushalten ver-
  erhoben. Anhand der einzelnen Geräte wird                fügen gut 84 Prozent über HDTV-Empfänger, in
  dann (gestützt) erfragt, über welchen Über-              Satellitenhaushalten 81 Prozent.
  tragungsweg das Fernsehprogramm genutzt
  wird. Nur wenn explizit keiner der 4 genann-             Die Ausstattung mit HDTV-Geräten ist somit mitt-
  ten Übertragungswege Satellit, Kabel, DVB-T              lerweile für die meisten Haushalte der Standard.
  oder IPTV bestätigt wird, erfolgt die Nachfra-           Zunehmend werden auch Zweit- und Drittgerä-
  ge nach der Art des TV-Empfangs am Gerät.                te durch HDTV-Geräte ersetzt Mehr als ein Vier-
  Sofern dann angegeben wird, der Fernseher                tel (27 Prozent) der Fernsehhaushalte verfügt
  sei ausschließlich mit dem Internet verbun-              über 2 (20 Prozent) oder 3 (7 Prozent) HDTV fähige
  den, wird der Haushalt als OTT-Only-Haushalt             ­Geräte im Haushalt. Erwartungsgemäß steigt da-
  gezählt.                                                  mit auch die Zahl der Haushalte, die ausschließlich

                                                                                                                        28
Aktuelle Befunde zur digitalen Bewegtbildübertragung und -nutzung in Deutschland

                                                                                                               In sieben von zehn
                                                                                                              TV-Haushalten stehen
                                                                                                                  ausschließlich
Abb. 3                                                                                                            HDTV-Geräte

Haushaltsausstattung mit HDTV-Geräten im Trend

                                                                                                                      83,9
2020
                                   24,3

                                                                                                               80,0
2018
                      14,1

                                                                                                             78,1
2016
         3,2

                                                                                                      74,8
2014
         0

         0%                            25 %                              50 %                            75 %                         100 %

  Mind. ein HDTV-Gerät im Haushalt        davon UHD-TV

Basis: 38,557 / 38,076 / 38,697 / 38,520 Mio. TV-Haushalte in Deutschland (n = 7.786)

über moderne Geräte mit hochaufgelöster Bild­                            ­ HD-Gerät entscheiden.1 Knapp ein Viertel (24 Pro-
                                                                         U
qualität verfügen. In gut sieben von zehn (71 Pro-                       zent) der TV-Haushalte in Deutschland verfügt
zent) TV-Haushalte stehen ausschließlich HDTV                            mittlerweile über mindestens ein UHD-TV Gerät.
fähige Empfangsgeräte – das sind 3 Prozentpunkte                         Die Zahl der UHD-Haushalte hat damit gegenüber
mehr als im Vorjahr.                                                     dem Vorjahr um weitere 5 Prozentpunkte zugelegt
                                                                         und liegt aktuell bei 9,3 Millionen. Das Wachstum
                                                                         der letzten Jahre ist dabei beachtlich – allein in den
In vier von zehn TV-Haushalten steht                                     letzten 3 Jahren ist die UHD-Haushaltsausstattung
ein UHD-TV Gerät                                                         um 10 Prozentpunkte gestiegen und dass obwohl
Die Entwicklung der Haushaltsausstattung spie-                           das Programmangebot in UHD bisher noch stark
gelt auch die Situation im Handel wider. Ältere Ge-                      ­begrenzt ist. Das zeigt, dass hinter der Anschaffung
räte die ausschließlich über SD-Empfang verfügen,                         eines UHD-Geräts vermutlich häufig auch die Ab-
sind so gut wie nicht mehr erhältlich – d. h. wenn                        sicht steht, den eigenen TV-Haushalt zukunftsfä-
heute ein Fernsehempfangsgerät ersetzt oder neu                           hig zu machen.
angeschafft wird, handelt es sich fast immer um
ein mindestens HDTV-fähiges Gerät. Insbesonde-
re Geräten mit großer Bildschirmdiagonale von
mehr als 45 Zoll sind sehr beliebt, so dass viele
Verbraucher sich bei einer Neuanschaffung für ein
                                                                         1   Vgl. https://gfu.de/markt-zahlen/hemix/; https://www.gfk.com/
                                                                             de/presse/4k-wird-zum-standard-bei-modernen-tv-geraeten.

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Aktuelle Befunde zur digitalen Bewegtbildübertragung und -nutzung in Deutschland

HD-Empfang macht deutlichen Sprung                       auf 12,7 Millionen bzw. 33 Prozent der TV-Haushalte
Mehr als drei Viertel (78 Prozent) der Fernsehhaus-      gestiegen. Mehr als vier von zehn Kabelhaushalten
halte empfangen TV-Programme auch in hochauf-            (43 Prozent) empfangen auch private Programme
lösender Qualität. Das sind knapp 6 Prozentpunkte        in HD, das sind fünf Prozentpunkte mehr als im
mehr als im Vorjahr und entspricht knapp 30 Milli-       Vorjahr – womit das Kabel der Wachstumstreiber
onen Haushalten in Deutschland. Im Vergleich der         beim Empfang von HDTV-Programmen im letzten
Übertragungswege legt die Kabelübertragung da-           Jahr war. Leicht zugelegt haben auch die Satelliten-
mit das zweite Jahr in Folge das stärkste Wachstum       und IPTV-Haushalte. Etwas mehr als jeder sechste
beim HD-Empfang vor. Die Zahl der Kabelhaushalte         (17 Prozent) Sat-Haushalt empfängt private auch in
mit HD-Empfang liegt gut 10 Prozentpunkte höher          HD. Bei IPTV ist es mehr als jeder zweite Haushalt
als im Vorjahr und knackt die Marke von 13 Milli-        (53 Prozent). Rückläufig ist der Empfang privater
onen. Der HD-Empfang über Satellit liegt mit 12,9        Sender in HD beim terrestrischen Empfang – etwa
Millionen nur knapp dahinter, gefolgt von IPTV mit       vier von zehn terrestrische Haushalte empfangen
3,7 Millionen Haushalten. Die Terrestrik konnte um       nach eigener Auskunft private Programme in hoch
8 Prozentpunkte zulegen und liegt bei 2,4 Millio-        aufgelöster Bildqualität, das entspricht 9 Prozent-
nen Haushalten mit HDTV Empfang. Hintergrund             punkten weniger als im Vorjahr.
ist hier, dass mit dem Abschluss des Umstellungs-
prozesses auf DVB-T2 HD mittlerweile alle terres-
trischen Haushalte HD-Programme empfangen.               Fokus SD-Haushalte
                                                         Die meisten Fernsehprogramme werden in
Der Großteil der privaten Fernsehprogramme ist           Deutschland über alle Empfangswege sowohl in
nur in HD-Qualität zu empfangen, wenn ein HD-            SD- als auch in HD-Qualität übertragen. Nur DVB-
Paket eines TV-Plattformanbieters erworben wird.         T2 HD bildet hier eine Ausnahme, da die terres-
Solche Pakete stehen auf allen Übertragungs­wegen        trische Übertragung – wie das „HD“ im Namen
zur Verfügung. Die Gesamtzahl der Haushalte mit          bereits verrät – im letzten Jahr vollständig auf HD-
Empfang privater Programme in HD ist im letzten          Qualität umgestellt wurde. Mit steigender HDTV-
Jahr um 2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr            Haushaltspenetration kam, insbesondere auch

  HDTV-Geräteausstattung und HDTV-Empfang

  Der Digitalisierungsbericht unterscheidet zwi-         weise sein, dass einzelne Hardwarekomponenten
  schen der Haushaltsausstattung mit HDTV-­              innerhalb des heimischen Videosystems nicht
  Geräten und dem Empfang von HDTV. Da die               HD-fähig sind oder die Signalstärke / Bandbrei-
  öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme über           te bei der Zuführung oder innerhalb des Haus-
  alle Verbreitungswege als unverschlüsselt in HD-       verteilers nicht ausreichen. Auch eine fehlende
  Qualität verbreitet werden, kann jeder Haushalt        Aktualisierung der Sender- oder Favoritenlisten
  mit HDTV-Empfangsgerät zumindest in der The-           kann ein Grund für eine fehlende oder schwierige
  orie auch HDTV empfangen. Dies ist jedoch nicht        Auffindbarkeit von HD-Programmen sein.
  immer der Fall. Gründe hierfür können beispiels-

                                                                                                                      30
Aktuelle Befunde zur digitalen Bewegtbildübertragung und -nutzung in Deutschland

durch die KEF getrieben, die Frage auf, wie lang                           Knapp 7,6 Millionen TV-Haushalte empfangen
ein kostenintensiver Multicast in verschiedenen                            ihr TV-Programm nur in SD
Qualitätsstufen fortgeführt werden solle. Daher                            Über alle Übertragungswege hinweg empfangen
beschloss die ARD, ab Januar 2021 die Übertragung                          knapp 20 Prozent der 38,5 Millionen TV-Haushalte
in SD über Satellit einzustellen. Anlässlich der aktu-                     in Deutschland ihr Fernsehprogramm nur in SD-
ellen Corona-Krise wurde der Beschluss inzwischen                          Qualität. Die Zahl der SD-­only-Haushalte liegt da-
jedoch revidiert (vgl. auch den Beitrag von Mark                           mit insgesamt bei etwa 7,6 Millionen. Im Vergleich
Hankmann in diesem Band). Dennoch lohnt sich                               zum Bevölkerungsdurchschnitt sind Personen die
ein detaillierter Blick auf die Haushalte, die von ei-                     in SD-only-Haushalten leben öfters weiblich, ha-
ner SD-Abschaltung unmittelbar betroffen wären.                            ben ein höheres Alter und leben mehrheitlich al-
                                                                           leine. Zudem sind sie auch seltener erwerbstätig
                                                                           als der Durchschnitt und verfügen über ein gerin-
                                                                           geres Haushaltsnettoeinkommen – was aber auch
                                                                           mit dem vergleichsweise hohen Anteil an Einper-
                                                                           sonenhaushalten zusammenhängt. D     ­ ifferenziert

Abb. 4

HD-Empfang und Private in HD

                                                                                                               78,2
         Kabel
                                                                  43,0

                                                                                                            75,9
     Satellit
                             17,0

                                                                                                                              89,3
          IPTV
                                                                               53,0

                                                                                                                                          100,0
   Terrestrik
                                                                   44,0

                                                                                                               77,5
 Alle TV-HH
                                                     33,0

                 0%                     20 %                     40 %                      60 %                       80 %                100 %

   HD-Empfang         davon Private in HD

Basis: 38,520 Mio. TV-HH (n = 7.786); 16,802 Mio. Kabel-HH (n = 3.345); 16,983 Mio. SAT-HH (n = 3.500); 2,410 Mio. Terrestrik-HH (n = 535); 4,093
Mio. IPTV-HH (n = 941)

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