Fokus Freizeitverkehr - VCÖ
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Mobilität mit Zukunft 2/2016 Fokus Freizeitverkehr 3 Dank Impressum VCÖ Als Hauptautor zu zitieren: Publikationen des VCÖ dienen der fachlich 1050 Wien VCÖ, Wien, Österreich fundierten Aufbereitung beziehungsweise Bräuhausgasse 7–9 Diskussion von Themen aus dem B ereich T +43-(0)1-893 26 97 Medieninhaber, Herausgeber Mobilität, Transport und Verkehr. Die Art der E vcoe@vcoe.at und Verleger: www.vcoe.at VCÖ, 1050 Wien Behandlung der Inhalte und die e rarbeiteten ZVR-Zahl 674059554 Ergebnisse müssen nicht mit der M einung der VCÖ (Hrsg.): unterstützenden Institutionen und Personen „Fokus Freizeitverkehr“ Titelbild: übereinstimmen. VCÖ-Schriftenreihe Projektblatt/Angela Batik „Mobilität mit Zukunft“ Lektorat: 2/2016 Verena Ahne, Karl Regner Gedankt sei allen, die die Herausgabe dieser Wien 2016 Übersetzung: Publikation finanziell unterstützt h aben. ISBN 3-901204-89-X Sylvi Rennert Layout: A BISS Z PRODUCTIONS Druck: Donau Forum Druck Walter-Jurmann-Gasse 9, 1230 Wien Erstellt unter Mitarbeit von: Yvonne Robert Giedenbacher Schlich Martin Konrad Lanzendorf Götz Daniel Anita Bell Flora Rappauer Strohmeier Rupert Tomschy Martin Scheuermaier Katharina Martin Mayer-Ertl Amstätter Michael Bailer Susanna Andreas Juhász Hauptmann Cornelia Zankl Karl Reiner Bernhard Willi Hachleitner Nowak Karl Florian Regner Inserate: Tesarek EZA Uwe Louisa Eva-Maria Sattler Tomaschek Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH Missoni- Holding Graz Steinbacher Julia Schilder Ökoinvest Christian Gratzer Projekt Bank für Gemeinwohl Ulla Rasmussen Salzburg AG Salzburger Verkehrsverbund GmbH Markus Siemens AG Gansterer Traktionssysteme
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Mobilität mit Zukunft 2/2016 Fokus Freizeitverkehr 5 Vorwort Wir haben viel frei verfügbare Zeit gewonnen in den letzten Jahr- zehnten. Die Tages- und Wochenarbeitszeit ist durchschnittlich gesunken. Doch viel von dem, was wir außerhalb der Arbeits- oder Ausbildungszeit machen, ist nicht Freizeitaktivität. Denn die Versorgung von Verwandten oder der Einkauf des täglichen Be- darfs, die Arztbesuche oder Hol- und Bring-Dienste werden nicht dadurch zur Freizeit, dass sie nicht bezahlt sind. Allerdings haben die Möglichkeiten für echte Freizeitaktivitä- ten, die der Unterhaltung und Entspannung dienen, enorm zu- genommen. Und diese Aktivitäten verursachen Wege. Bereits ein Viertel der alltäglichen Wege dient diesen Freizeitaktivitäten und in vielen Fällen wird dafür das Auto benützt. Damit werden un- sere Freizeitwege zur echten Herausforderung bei der Erreichung der im Vertrag von Paris vereinbarten Klimaschutzziele. Doch unzählige positive Beispiele zeigen, wie Freizeitwege auch klimafreundlich, umweltschonend und gesundheitsfördernd zurückgelegt werden können. Selbst Großveranstaltungen des Sports und der Kultur werden zunehmend umweltfreundlich organisiert – auch bei der An- und Abreise. Auch im Kleinen wie etwa bei Gastronomie-Betrieben wird sichtbar, dass mit einfachen Mitteln wie wettergeschützten Fahrradabstellmöglichkeiten oder einer gehfreundlichen Straßenraumgestaltung dem veränderten Bewusstsein der Kundinnen und Kunden entsprochen wird. Obwohl jährlich Millionen von Besucherinnen und Besuchern Milliarden von Kilometern zu Freizeitzielen zurücklegen, ist die Freizeitmobilität noch Stiefkind verkehrspolitischer und verkehrs planerischer Prozesse. Differenzierte Daten über das Mobilitäts- verhalten der Bevölkerung in deren Freizeit sind rar, systematische Erhebungen existieren gar nicht. Es wird Zeit, dass öffentliche Stellen das Schließen dieser Datenlücke vorantreiben. Das kann damit beginnen, dass Verkehrserreger wie Einkaufszentren oder Veranstaltungszentren dazu verpflichtet werden, das An- und Ab- reiseverhalten ihrer Kundinnen und Kunden zu erheben und in Richtung einer klimaschonenden Mobilität zu steuern. Nur durch solche oder ähnliche Maßnahmen wird es gelingen, den ökologi- schen Fußabdruck des Freizeitverkehrs im Sinn der Klimaschutz- ziele Österreichs zu vermindern. Die VCÖ-Publikation „Fokus Freizeitverkehr“ bietet vielfältige Ansatzpunkte dazu. Dr. Willi Nowak VCÖ-Geschäftsführung
Foto: Phil Dixon Eine Mobilität mit Zukunft braucht den VCÖ! Spenden-Konto: Erste Bank, IBAN: AT11 2011 1822 5341 2200, BIC: GIBAATWWXXX Wie Sie den VCÖ unterstützen können Spenden für die VCÖ-Tätigkeit sind steuerlich absetzbar. Online spenden auf www.vcoe.at Mit Ihren Spenden machen Sie den VCÖ-Einsatz für nachhaltige Mobilität möglich. Tragen Sie einmalig oder dauerhaft das VCÖ-Engagement mit. „Unsere Ideen Mit Ihrer 150 Euro Patenschaft von heute sind fördern Sie regelmäßig Ihnen wichtige Mobilitätsthemen. Jährlich per Dauer- oder Einziehungsauftrag. die Basis der Mobilität Mit Ihrer 500 Euro Patronanz finanzieren Sie wichtige VCÖ-Vorhaben für nachhaltige Mobilität. von morgen!“ Einmalig je Projekt einen großzügigen Beitrag leisten. Mit Ihrer 1.500 Euro Zukunftspartnerschaft setzen Sie einen Baustein für eine Mobilität mit Zukunft. Einmalig den wichtigen VCÖ-Einsatz großzügig unterstützen. Ihre Spende wirkt! Spenden-Konto: 05328 Erste Bank IBAN: AT11 2011 1822 5341 2200 Spenden für die VCÖ-Tätigkeit sind steuerlich absetzbar. Online spenden auf www.vcoe.at BIC: GIBAATWWXXX
Mobilität mit Zukunft 2/2016 Fokus Freizeitverkehr 7 Inhaltsverzeichnis Freizeitaktivitäten verursachen viel Verkehrsaufwand 11 Schnell, bequem und flexibel zum Freizeitziel 15 Freizeit-Mobilitätsangebote an unterschiedliche Bedürfnisse anpassen 18 Bewegungsaktive Erreichbarkeit von Sportstätten ermöglichen 22 Umweltfreundliche Anreise zu Großveranstaltungen 24 Erreichbarkeit von Zielen in der Natur und von Sehenswürdigkeiten 27 Erreichbarkeit von Gastronomie und Unterhaltungseinrichtungen 30 Literatur, Quellen, Anmerkungen 32 VCÖ-Schriftenreihe Mobilität mit Zukunft 36
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Bitte einsteigen: Know-how aus Österreich fährt ein! Mit unseren Kunden verwirklichen wir, worauf es ankommt. Gemeinsam bringen wir Österreichs Mobilität voran. Österreichs Gesamtverkehrsplan verfolgt zwei zentrale Energie wird wieder ins Netz zurück gespeist. Aber auch Ziele: Mobilität für Menschen möglichst frei und angenehm im ÖBB railjet braust österreichisches Know-how durch zu gestalten. Und die negativen Folgen des Verkehrs das Land. Und das mit bis zu 230 km/h! Eine echte hintanzuhalten. Wirtschaftslokomotive für den Standort Österreich. Hier bringt Siemens-Technik das Land entscheidend voran. Um die Attraktivität, Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit So stammen sämtliche U-Bahnzüge der Wiener Linien mit öffentlicher Verkehrsmittel weiter zu steigern, setzt Siemens Ausnahme der U6 aus dem Siemens-Werk in Wien-Simmering. stark auf Digitalisierung und treibt die Verbindung von Durch den hohen Grad an Digitalisierung setzen diese virtueller und realer Welt voran. Gemeinsam mit seinen Fahrzeuge in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe bei der Kunden elektrifiziert, automatisiert und digitalisiert Energieeffizienz. Etwa bei der Bremsenergie-Rückgewin- Siemens die Welt, in der wir leben – und verwirklicht das, nung: über ein Drittel der beim Bremsen anfallenden worauf es ankommt. siemens.at/gemeinsam
Foto: Missoni-Steinbacher Fokus Freizeitverkehr 11 Freizeitaktivitäten verursachen viel Verkehrsaufwand In Österreich werden die meisten Freizeitwege mit dem Auto zurück- gelegt. Angesichts gestiegener Wahlmöglichkeiten der Freizeitgestaltung, flexibler Arbeitsformen und mehr älterer Menschen mit viel Freizeit ist der Freizeitverkehr eine besondere Herausforderung für ein erdölfreies Verkehrssystem. Der ökonomische und gesellschaftliche Wandel Mit der infrastrukturellen Erschließung von der vergangenen Jahrzehnte hat auch bei der Tourismuszielen wurden vielerorts auch die ver- Freizeitmobilität zu deutlichen Veränderungen kehrstechnischen Voraussetzungen für Ausflüge geführt. Ein Faktor ist die Verkürzung der durch- in der Freizeit geschaffen – großteils für den schnittlichen Tages- und Wochenarbeitszeit. Seit Kfz-Verkehr, wodurch weite Distanzen auch nur den 1970er-Jahren steigerte sich die werktägliche innerhalb eines Tages und über Staatsgrenzen Freizeit von 1,5 auf 4,1 Stunden, die Wochen- hinweg zurückgelegt werden. endfreizeit von 1,5 auf zwei Tage. Einkommens- Ebenso hat sich in den letzten Jahren das Ver- steigerungen und die zunehmende Verbreitung hältnis von festgelegten Zeiten für Arbeit und des Autos seit den 1970er-Jahren führten zu einer Freizeit dramatisch verändert. Flexible Arbeitsver- Zunahme der zurückgelegten Kilometer, insbe- hältnisse wie Selbstständigkeit oder A rbeiten von sondere im Freizeit- und Urlaubsverkehr.28,30 zu Hause werden immer häufiger. 56 Der Pkw-Verkehr Hoher Pkw-Anteil bei Freizeit- und Versorgungswegen dominiert bei den Frei- zeit- und Versorgungs- wegen in Österreich mit Quelle: Herry/Land Vorarlberg 201466, Land Tirol 201278, Herry/Land Salzburg Rad Sonstiges* Ausnahme von Wien. In 100 1 2 1 2 1 2 2 2 Wien werden mehr als 23 23 26 drei Viertel der Freizeit- Anteil der Wege in Prozent 80 44 wege mit öffentlichen 49 62 57 49 Verkehrsmitteln, zu Fuß 62 50 61 81 58 64 20 60 67 78 43 oder mit dem Rad zu- 9 6 rückgelegt. 201465, Stadt Wien 201564 Grafik: VCÖ 2016 7 6 46 40 16 2 4 7 4 21 22 6 11 3 11 10 9 12 12 12 5 4 15 1 1 31 51 20 31 25 31 24 8 7 10 5 22 16 23 24 23 26 14 11 12 14 0 Frei- Ein- Erledi- Holen/ Frei- Ein- Erledi- Holen/ Frei- Ein- Erledi- Holen/ Frei- Ein- Erledi- Holen/ zeit kauf gung Bringen zeit kauf gung Bringen zeit kauf gung Bringen zeit kauf gung Bringen Vorarlberg 2013 Tirol 2011 Salzburg 2012 Wien 2010–2014 * Moped, Motorrad, Taxis
12 Fokus Freizeitverkehr Mobilität mit Zukunft 2/2016 Unterschiedlichste Wegzwecke geprägt. Viele Menschen möchten sich in der Bei Wegzwecken kann zwischen Berufsverkehr, Freizeit verwirklichen. Deswegen ist Freizeitver- Ausbildungsverkehr, Versorgungs- und Erledi- kehr einerseits sehr wichtig und andererseits sehr gungswegen, touristischen Wegen und Freizeit- schwer zu steuern.54 Zu den Freizeitwegen, die verkehr unterschieden werden. der Erholung, Entspannung oder Zerstreuung Versorgungswege finden in der Freizeit statt, dienen, zählen etwa: dienen aber nicht der Erholung. Dazu zählen • Wege zu öffentlichen Freizeiteinrichtungen etwa Wege zum Einkaufen für den täglichen wie Schwimmbädern, Spielplätzen, Fitness Bedarf, Behördenwege, Arztbesuche, private centern oder Sportanlagen, Theater- oder (Kranken-)Pflege sowie Hol- und Bring-Dienste. Kinobesuche, Spazieren gehen, Besuche Diese Wege dienen der erforderlichen Erfüllung von Sportveranstaltungen, Museen oder von Bedürfnissen und können aus der Funktions- Restaurant- und Gastronomiebesuche verteilung im Raum und der sozialen Situation • Ausflugswege wie Fahrten zu Sehenswürdig- der Akteurinnen und Akteure einfach abgeleitet keiten, Wanderungen oder Radausflüge werden.54 • Shopping als Freizeitbeschäftigung im Un- Freizeitwege hingegen dienen der Erfüllung terschied zum Einkaufen für den täglichen von Wünschen und sind räumlich dispers, Bedarf. Dazu zählen auch Fahrten in Ein- Die Freizeitmobilität für Erholung, Entspannung zeitlich diskontinuierlich und hinsichtlich der kaufszentren für sonstige Einkäufe oder – zu- und Vergnügen macht Ursachen stark an Motive, Wünsche und Le- meist organisierte – Einkaufsfahrten („Werbe schon heute einen rele- vanten Teil der Alltags- bensstile gebunden. Freizeitwege sind teilweise fahrten“). In dieser Kategorie steht der Er- mobilität aus. von spontanen und irrationalen Entscheidungen lebniswert des Einkaufens, oft sogar rein der Zeitvertreib, im Vordergrund. Verkehrsfaktor Freizeit • Besuche bei Verwandten oder im Freundes- kreis Wien* Niederösterreich** • Wege, die nur dem „Herumfahren zum 2 9 44 22 Spaß“ dienen 3 7 5 11 37 7 11 • Wege in Zusammenhang mit unbezahlter 8 3 Arbeit wie Aktivitäten in einem Verein, 17 in Prozent 6 ehrenamtliche und freiwillige Arbeit71 9 24 17 Tourismusmobilität wird nicht zur Freizeit 8 mobilität gerechnet. Zu Urlaubswegen werden 9 17 9 10 Freizeitwege dann, wenn sie sich über mehrere Tage erstrecken und mindestens eine Übernach- Freizeitwege (W, NÖ) Versorgungswege (W, NÖ) Arbeits-/Ausbildungswege (W, NÖ) Restaurant, Kultur Einkauf Arbeit tung außerhalb des Wohnorts beinhalten. Sport (aktive Bewegung) private Erledigungen geschäftlich Nicht immer lassen sich Wegzwecke eindeutig Sonstige Bringen/Holen von Ausbildung/Schule kategorisieren, da häufig mehrere Wegmotive Spaziergang/-fahrt Personen Sonstige private Besuche kombiniert werden, etwa wenn die Heimreise Tirol** Vorarlberg** vom Ausflug auch zum Einkaufen genutzt wird. 23 Quelle: Herry 201167, Omnitrend 201464, Herry 201366, Tirol 201278 Grafik: VCÖ 2016 6 7 13 16 Freizeitaktivitäten und Kilometeraufwand 30 6 Der aktivitätsspezifische Kilometeraufwand ein- 7 in Prozent zelner Freizeitaktivitäten ergibt sich, wenn die in Prozent 20 relative Häufigkeit der einzelnen Aktivitäten mit 28 13 der durchschnittlichen Weglänge in Kilometer 7 21 9 11 multipliziert wird.46 Private Besuche haben einen 6 Anteil von rund 32 Prozent an den Freizeitwe- Freizeitwege (T, V) gen, ihr Kilometeraufwand liegt bei rund 43 Freizeit private Besuche Prozent. Sportveranstaltungen verzeichnen einen Versorgungswege (T, V) Anteil von drei Prozent und einen Kilometer- Einkauf private Erledigungen Bringen/Holen von Personen aufwand von vier Prozent. Gastronomiebesuche Arbeits-/Ausbildungswege (T, V) Arbeit geschäftlich Ausbildung/Schule Verkehrsaufkommen: * Montag bis Sonntag; ** Werktag (Montag bis Freitag)
Mobilität mit Zukunft 2/2016 Fokus Freizeitverkehr 13 machen elf Prozent der Wege aus, der Kilometer Allein Vorarlbergs Be- aufwand liegt aber nur bei fünf Prozent, bei Viel Freizeitverkehr völkerung legt pro Jahr mehr als 1,3 Milliarden Spaziergängen sind es 13 Prozent der Wege Freizeitverkehr pro Jahr in pro Per- Kilometer im Freizeitver- beziehungsweise drei Prozent der Kilometer. Um- kehr zurück. In Öster- Vorarlberg son/Jahr reich sind es mehr als gekehrt ist das Verhältnis bei Tagesausflügen. Sie Anzahl Wege 115,7 Millionen 330 25 Milliarden Kilometer. machen nur etwa drei Prozent der Wege aus, ver- Kilometer 1,3 Milliarden 3.730 ursachen aber neun Prozent der Kilometer.46 CO2-Emissionen 171.000 Tonnen 490 kg Quelle: Herry 201466, eigene Berechnungen VCÖ 2016 Grafik: VCÖ 2016 Aufgrund des relativ am Freizeitwegeanteil gemessenen hohen Kilometeraufwands liegt der Anteil der Verkehrsmittel Schwerpunkt dieser Publikation auf Ausflügen, an den zurückgelegten Kilometern Veranstaltungen sowie sportlichen und kulturel- len Aktivitäten.46 sehr gut 9 Viele Freizeitwege mit dem Auto 15 Im Jahr 1995 wurden in Österreich 49 Prozent der Freizeit- und Versorgungswege mit dem Pkw 76 gefahren. Der Öffentliche Verkehr hatte einen Anteil von 12 Prozent. Insgesamt hatte im Jahr 1995 der Freizeitverkehr an Werktagen in Öster- reich einen Anteil von 21 Prozent, Versorgungs- Bring-Dienste 7 Kilometer aus. An Sonntagen ist wege beliefen sich auf 30 Prozent. Diverse Mobi die durchschnittliche Weglänge für Freizeitwege litätserhebungen aus Österreich seit dem Jahr mit 13 Kilometern etwas länger als an Werk 2008 zeigen in der Freizeitmobilität einen Trend tagen.5 hin zum Auto.5,65,66,77 In Vorarlberg zeigt sich bei der Wegdauer, dass werktags dienstliche Wege und Freizeitwege mit Freizeitverkehr heute einer durchschnittlichen Dauer von 29 bezie- Für einzelne Bundesländer Österreichs liegen hungsweise 26 Minuten hervorstechen. Hol- und aus Mobilitätserhebungen punktuell Daten zum Bring-Wege sowie Einkaufswege verzeichnen eine Thema Freizeitmobilität vor. In Niederösterreich durchschnittliche Dauer von je 14 Minuten pro werden unabhängig vom Verkehrsmittel 42 Pro- Weg. Das Einkaufen und das Holen und Bringen zent aller an einem Werktag unternommenen von Personen, vorwiegend Kindern, erfolgt also Wege im Berufspendelverkehr, zu dienstlichen im näheren Umfeld. An einem Sonntag beträgt Zwecken und zur Ausbildung zurückgelegt. die durchschnittliche Wegdauer 33 Minuten und Versorgungswege für private Erledigungen, Ein- ist wesentlich länger als am Werktag (21 Minu- kaufen sowie Hol-, Bring- und Begleitwege sind ten). Sonntags werden weniger kurze Wege bis 10 Der Anteil der Freizeit- wege ist am Sonntag mit einem Anteil von rund 36 Prozent ebenfalls Minuten zurückgelegt (33 Prozent am Sonntag dreieinhalbmal so hoch eine bedeutende Wegzweckgruppe. Die rest im Vergleich zu 42 Prozent am Werktag).66 wie an Werktagen. lichen werktäglichen Wege sind Freizeitwege mit einem Anteil von 22 Prozent. Am Sonntag ist Am Sonntag dominieren Freizeitwege der Anteil der Freizeitwege mit rund 75 Prozent Freizeit (Erholung) Versorgungswege (private Erledigung, Einkauf, Hol-/Bringwege) mehr als dreimal so hoch.5 In Wien entfällt der Ausbildung/Schule geschäftlich Arbeit Quelle: Herry 201466, Land NÖ 20085, bmvit 201529 Grafik: VCÖ 2016 größte Anteil der Wege auf Freizeitwege mit 37 100 5 1 41 16 1 1 1 27 Prozent, gefolgt von Versorgungswegen mit 34 25 28 14 24 1 Anteil der Wege in Prozent 80 22 15 Prozent und schließlich Wegen zu Arbeits- und 5 47 6 7 9 13 11 Ausbildungszwecken mit einem Anteil von 27 60 78 75 Prozent.64 Freizeitwege haben in Niederösterreich 40 39 72 36 30 werktags eine durchschnittliche Länge von 12 46 Kilometern, Einkaufswege von 8 Kilometern, 20 22 23 22 Wege für private Erledigungen machen durch- 0 Werk- Sams- Sonn- Werk- Sonn- Werk- Sonn- schnittlich 11 Kilometer und Wege für Hol- und tag tag tag tag ohne tag tag ohne tag Samstag Samstag Ostregion (Wien, Teile von Vorarlberg Niederösterreich Niederösterreich und Burgenland)
14 Fokus Freizeitverkehr Mobilität mit Zukunft 2/2016 Wege mit einer Gesamtlänge von 2,25 Millionen Freizeitwege werden umweltfreundlich Kilometer für Freizeitzwecke zurück. Rund drei zurückgelegt Viertel dieser Distanzen werden mit dem Pkw zurückgelegt, rund ein Viertel mit dem Öffent Quelle: Herry/Land Vorarlberg 201466, Land Tirol 201278, Herry/Land Rad Sonstiges lichen Verkehr, zu Fuß oder mit dem Rad. Dabei 100 2 2 werden 270 Tonnen CO2 verursacht. Sonntags 23 Salzburg 201465, Stadt Wien 201564 Grafik: VCÖ 2015 30 Anteil der Wege in Prozent 80 62 44 50 werden etwa doppelt so viele Freizeitfahrten 59 durchgeführt wie an Werktagen. Deutlich län- 60 9 51 43 ger als an Werktagen sind die Distanzen. Am 6 40 16 11 Sonntag legt Vorarlbergs Bevölkerung im Schnitt 14 14 3 mehr als 10 Millionen Kilometer für ihre Frei- 20 16 31 13 10 31 31 zeitwege zurück, davon fast 80 Prozent mit dem 8 12 9 0 Arbeit Freizeit Arbeit Freizeit Arbeit Freizeit Auto. Insgesamt verursacht die Freizeitmobilität Vorarlberg 2013 Tirol 2011 Wien 2010–2014 der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger rund 171.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Auf Basis der Während Arbeitswege Schweiz: leichter Rückgang der Tagesdistanzen Daten von Vorarlberg ist davon auszugehen, dass außer in Wien großteils per Pkw zurückgelegt seit dem Jahr 1994 Österreichs Bevölkerung mehr als 25 Milliarden werden, dominieren bei In der Schweiz lässt sich zwischen den Jah- Kilometer pro Jahr zurücklegt, um Freizeitziele Freizeitwegen umwelt- ren 1984 und 1994 ein deutlicher Anstieg der zu erreichen. Dabei werden mehr als 3,5 Millio- freundliche Verkehrs- mittel. Tagesdistanzen im Freizeitverkehri von durch- nen Tonnen klimaschädliches CO2 verursacht.66 schnittlich 12 auf 17 Kilometer erkennen. Bis zum Jahr 2005 folgte eine Stagnation, danach Informationslücken schließen sanken die Distanzen auf 15 Kilometer im Jahr Zum Thema Freizeitmobilität ist trotz des hohen 2010.16 Der Anteil von Bahn, Bus und Straßen- Anteils am Gesamtverkehrsaufwand die Datenba- bahn an den Freizeitwegen war im Jahr 2010 mit sis dünn. Vollständige Zeitreihen und Vergleiche insgesamt knapp 11 Prozent eher gering. Der sind oftmals nicht möglich. Insbesondere zu Mo- Anteil beim Arbeitsverkehr lag im Jahr 2008 bei- tiven und Wünschen hinter der Freizeitmobilität spielsweise bei fast 18 Prozent.5 In Deutschland liegen wenige aktuelle Ergebnisse vor. Es besteht wurden im Jahr 2008 durchschnittlich 91 Millio Forschungsbedarf beim Thema Freizeitmobilität, nen Freizeitwege pro Tag mit einer Gesamtlänge um vorhandene Lücken zu schließen und punkt- von 1,3 Milliarden Personenkilometern, also genaue Maßnahmen für eine gesundheitsfördern- einer durchschnittlichen Weglänge von etwa 14 de und klimaschonende Mobilität im Freizeitbe- Kilometern, zurückgelegt.49 reich planen und umsetzen zu können. Der Anteil der Frei- Klimabelastung durch Freizeitverkehr hoch zeitwege hat in den An einem durchschnittlichen Werktag legen die Freizeitmobilität ist eine klima vergangenen 20 Jahren deutlich zugenommen. Vorarlbergerinnen und Vorarlberger fast 260.000 politische Herausforderung • Das sich verändernde Freizeitverhalten sowie gesell- Freizeitwege in Österreich nehmen zu schaftliche, technische und wirtschaftliche Entwick- Vorarlberg Niederösterreich lungen führten in den vergangenen Jahren zu einem Trend 1995 2013 Trend 1995* 2008 Anstieg der Freizeitmobilität. Quelle: bmvit 200227, Herry/Land Vorarlberg 201466, Land NÖ 20085 • Freizeitmobilität und Versorgungswege machen be- Freizeit & 19 23 & 18 22 reits jeweils etwa ein Drittel der täglichen Wege aus. Einkauf/Erledigungen = 24 24 ( 30 27 • In Österreichs Bundesländern Tirol, Vorarlberg und Arbeit = 28 28 ( 25 24 Niederösterreich beträgt der Anteil der Wege für geschäftlich ( 7 6 ( 8 7 Freizeit im Sinne von Erholung und Zerstreuung an Ausbildung/Schule ( 18 13 ( 15 11 Werktagen zwischen 22 und 30 Prozent. Bringen/Holen von – 6 – 9 • Bei Ausflugszielen, Einkaufszentren und sonstigen Personen großen Verkehrserregern braucht es verpflichtende Tabelle: VCÖ 2016 Sonstige 4 0 ( 3 0 Mobilitätskonzepte, um darauf ein Mobilitätsmanage- ment aufzubauen. Bislang wird kaum erhoben, wie Anzahl der Wegzwecke in Prozent * Aufgrund von Rundungsdifferenzen ergibt die Summe nicht genau 100 Prozent. Besucherinnen und Besucher anreisen.
Fokus Freizeitverkehr 15 Foto: Michiel Slütter/Fieserbong Schnell, bequem und flexibel zum Freizeitziel Neben der Reisezeit sind Bequemlichkeit und Flexibilität während des Weges wichtige Kriterien für die Verkehrsmittelwahl im Bereich Freizeitmobilität. Bei vielen Freizeitzielen gibt es noch wenige Alternativen zum Pkw oder es wird zu wenig darüber informiert. Innerhalb von Städten ist die Erreichbarkeit Gründe für die Verkehrsmittelwahl der Freizeitziele mittels Öffentlichem Verkehr, In der Schweiz sind die wichtigsten Gründe mit dem Fahrrad oder zu Fuß großteils gut, in für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel im ländlichen Regionen hingegen gibt es große Un- Freizeitverkehr mangelnde Alternativen, das An- terschiede zwischen einzelnen Zielen. Die Wahl gebot des Öffentlichen Verkehrs an sich oder die des Freizeitziels und die Wahl des Verkehrsmittels Verfügbarkeit einer Zeitkarte des Öffentlichen sind abhängig voneinander und werden sowohl Verkehrs. Wird das Rad oder Gehen als Anreise- von der Verfügbarkeit attraktiver Freizeitangebote option gewählt, sind die wichtigsten Gründe das am Zielort als auch vom Vorhandensein von Ver- Ausüben einer sportlichen Aktivität, die Distanz kehrsangeboten wie Öffentlicher Verkehr, Leihrä- sowie Gesundheitsaspekte.18 dern oder Taxis beeinflusst. Die jährlichen Ausgaben Zentral für die Benützung öffentlicher Ver- Tarifangebote machen Öffi-Nutzung attraktiv inländischer Tagesgäste kehrsmittel zu Freizeitzielen sind die Anzahl der Für Jugendliche sind Schul- und Jugendtickets sind preisbereinigt in den Jahren 2000 bis Verbindungen und möglichst lange Betriebszeiten Anreiz zur Nutzung des Öffentlichen Verkehrs 2014 um drei Viertel am Abend und am Wochenende. Ebenso sind für die Freizeitmobilität, wie beispielsweise das gestiegen. Zugänglichkeit und Einfachheit für die Nutzung des Öffentlichen Verkehrs wichtig. So werden Ausgaben der Tagesgäste steigen an Direktverbindungen gegenüber Umsteigerela- Ausgaben inländischer Tagesgäste tionen bevorzugt.71 Während das Umsteigen Ausgaben ausländischer Tagesgäste 7 innerhalb des Bahnnetzes meist unproblema- Quelle: Statistik Austria 2016133, WIFO 2013160 tisch ist, wird ein Wechsel zwischen Bahn und 6 preisbereinigt (Basis 2014) in Milliarden Euro, Bus zur Barriere. Das beginnt oft schon bei der 5 Information, wenn etwa in Busfahrplänen Bahn- 4 anschlusszeiten fehlen, selbst wenn Buslinien 3 Bahnhöfe mitbedienen.71 2 Grafik: VCÖ 2016 1 0 2000 2005 2010 2014
16 Fokus Freizeitverkehr Mobilität mit Freizeitmobilität Zukunft 2/2016 gen meist Einzelfahrkarten gelöst. Die Kosten für Gründe für die Freizeit-Verkehrsmittelwahl eine Fahrkarte des Öffentlichen Verkehrs liegen gewähltes Verkehrsmittel in Prozent selbst bei vergünstigten Angeboten in der Re- gel über den reinen Treibstoffkosten beim Pkw. Grund für Wahl eines Verkehrsmittels Öffentlicher Gehen/ Pkw/ im Freizeitverkehr in der Schweiz Verkehr Rad- Motorrad Reisen mehrere Erwachsene zusammen, fallen (Mehrfachnennungen möglich) fahren die Ticketkosten mehrfach an, bei gemeinsamer Mangelnde Alternativen 37 4 15 Pkw-Nutzung steigen die Pkw-Kosten kaum. Angebot an Öffentlichem Verkehr 16 1 18 Da beim Pkw-Gebrauch die Gesamtkosten Verfügbarkeit Verkehrsmittel oder 15 – 10 ausgeblendet werden, erscheinen die Kosten der Zeitkarte des Öffentlichen Verkehrs Anreise mit Bahn oder Bus höher als jene der Reisezeit 14 – 30 Anreise per Pkw. So kostet eine Zugfahrt im Jahr 2016 von Wien in das 84 Kilometer entfernte Komfort 11 – 22 Laa an der Thaya mit der ÖBB-VorteilsCard für Fehlende Parkplätze am Ziel 8 1 – Erwachsene 7,30 Euro (etwa 9 Cent pro Kilo- Reisegenuss 6 6 2 meter), die Treibstoffkosten für einen Pkw liegen Umweltgründe 6 2 – bei 6,60 Euro (etwa 8 Cent pro Kilometer).c Witterungsverhältnisse 5 – 6 Ein ehrlicher Kostenvergleich berücksichtigt Gesundheitsgründe 2 18 3 Quelle: BFS 201218 Tabelle: VCÖ 2016 die Pkw-Gesamtkosten, die mit dem amtlichen Spaziergang/sportliche Aktivität – 49 – Kilometergeld von 42 Cent pro Kilometer19 Kurze Strecke – 26 – bemessen werden können. Damit kommt die Transport von Gepäck/Waren – - 9 Pkw-Fahrt von Wien nach Laa an der Thaya auf 35,30 Euro. Sonstiges 24 14 21 Reisezeitvergleich und Verkehrsmittelwahl Reisezeit und Komfort Top-Jugendticket für Schülerinnen und Schüler Gibt es im Öffentlichen Verkehr keine Direkt- sowie mangelnde Al- ternativen legen oft die sowie Lehrlinge bis 24 Jahre zum Jahrespreis von verbindungen für die gewählte Strecke, fällt der Nutzung eines Kfz nahe. 60 Euro im gesamten Verbundbereich des VOR Reisezeitvergleich meist zugunsten des Pkw aus. Der Öffentliche Verkehr (Wien, Niederösterreich, Burgenland). Ähnliche Beim Ausflugsverkehr sinkt die Bedeutung der wird bei gutem Angebot jedoch gerne genutzt. Angebote werden in allen Verkehrsverbünden kürzeren Reisezeit, wenn An- und Abreise bereits angeboten. Erlebnischarakter haben. So hat der Öffentli- Verbesserungspotenzial gibt es beim Tarifsys- che Verkehr den Vorteil, dass eine Wanderung tem der Busse. Selbst in den ÖBB-Postbussen nicht an der gleichen Stelle beginnen und enden berechtigen nur VorteilsCardSenior und Vor- muss. In der Schweiz nennen fast 30 Prozent der teilsCardSpecial zum Kauf eines ermäßigten Ti- Pkw-Nutzenden die Reisezeit als wichtigstes Ent- ckets. Ausflugs- beziehungsweise Tourismuskarten scheidungskriterium für die Verkehrsmittelwahl.18 wie die BurgenlandCard oder NÖCard ermögli- chen zwar an vielen Ausflugszielen freien Eintritt, Parkplatzverfügbarkeit und Gepäck berechtigen aber nicht zur ermäßigten Nutzung Die Parkplatzverfügbarkeit ist ein wichtiges Kri- öffentlicher Verkehrsmittel. terium der Verkehrsmittelwahl. Allfällige Park- Günstige Kombitarife werden häufig im „Ge- gebühren werden bei Ausflügen in Kauf genom- legenheitsverkehr“ – meist mit dem Bus – ange- men. In manchen Bereichen der Freizeitmobilität boten. Der Preis für ein Ticket inkludiert in der spielt die Möglichkeit des Gepäcktransports eine Regel neben der An- und Abreise die Freizeitak- große Rolle, etwa beim Skitag oder beim Einkau- tivität am Zielort, etwa einen Tagesskipass, den fen.71 Das Ausleihen der Skiausrüstung vor Ort Eintritt in ein Hallenbad oder ein Museum.71 beziehungsweise Angebote, Einkäufe kostenlos oder günstig nach Hause zu liefern, erleichtern Kostenvergleich erfolgt oft nur oberflächlich es, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Anders als etwa im Berufspendelverkehr, für den Die Nicht-Verfügbarkeit von Parkplätzen ist für günstige Zeitkarten des Öffentlichen Verkehrs knapp acht Prozent ein Grund, den Öffentlichen eine große Rolle spielen, werden bei Tagesausflü- Verkehr zu nutzen.18
Mobilität mit Zukunft 2/2016 Fokus Freizeitverkehr 17 Österreichs Einkaufszentren in zentraler Lage besser umweltfreundlich zu erreichen Einkaufszentrum* Bundes- Parkplätze** Radabstell Anbindung mit Öffentlichem Lage land plätze** Verkehr Donau Zentrum Wien W 50 0,8 Straßenbahn, U-Bahn, Bus zentral Sillpark Innsbruck T 52 27,8 Straßenbahn, Bus zentral Fischapark Wr. Neustadt NÖ 71 7,9 Bus Stadtrand Zimbapark Bürs V 82 2,9 Bus zentral Mariandl Krems NÖ 83 4,5 Bus zentral Cyta Shoppingwelt Völs T 100 1,5 Bahn, Bus Stadtrand Q19 Wien W 103 3,0 Straßenbahn, Bus zentral Shopping City Seiersberg/Graz ST 103 2,0 Bus Stadtrand max.center Wels OÖ 109 3,6 Bus Stadtrand Citypark Graz ST 109 18,1 Bahn, Bus zentral DEZ Innsbruck T 120 8,0 Bahn, Bus Stadtrand Atrio Villach K 121 9,1 Bahn, Bus Stadtrand Center West Graz ST 133 7,2 Bus Stadtrand Quelle: VCÖ 201640 Tabelle: VCÖ 2016 Varena Vöcklabruck OÖ 191 10,1 Bus zentral Haid Center Linz OÖ 196 2,3 Straßenbahn, Bus Stadtrand Plus City Pasching OÖ 210 2,5 Straßenbahn, Bus Stadtrand McArthur Glenn Outlet Parndorf B 216 0,4 Bahn, Bus Stadtrand * Die Auswahl der Einkaufszentren erfolgte aufgrund der Verfügbarkeit der Daten ** pro 1.000 Besucherinnen und Besuchern pro Tag Information als Entscheidungskriterium zentraler Lage. Dadurch sind sie ausgezeichnet Am Stadtrand gelegene Im Freizeitverkehr ist Information wichtiger als mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.1 Einkaufszentren verur- sachen viel Autoverkehr, bei Routinewegen wie täglichen Arbeits- oder Auch Salzburg setzte mit der Kampagne zentral gelegene sind Ausbildungswegen. Ziele wie Einkaufszentren, „G’scheit shoppen, gratis Bus fahren“ im Früh- meist besser mit um- weltfreundlichen Ver- Bäder, Skigebiete oder Kinos informieren poten- jahr 2016 eine Initiative, um die Nutzung öf- kehrsmitteln erreichbar. zielle Besucherinnen und Besucher in der Regel fentlicher Verkehrsmittel in der Stadt Salzburg über Anreisemöglichkeiten. Vor allem außerhalb zu forcieren. Im Jahr 2016 nutzen bereits 44 der Ballungsräume ist diese Information sehr Prozent der Salzburgerinnen und Salzburger Bus Pkw-zentriert, etwa mit der Information, dass ge- und Obus, um im Zentrum ihre Einkäufe zu er- nügend Parkplätze zur Verfügung stünden, oder ledigen oder Freizeiteinrichtungen zu besuchen.3 detaillierter Darstellung der Auto-Anreise.71 Einkaufen oder Shopping? Hindernisse für eine umweltfreundliche Anreise Auf den ersten Blick scheint mit Einkaufen und • Schlechte Erreichbarkeit von Haltestellen des Öffentlichen Verkehrs zu Fuß, Shopping das Gleiche gemeint zu sein. Shopping per Fahrrad oder Auto zählt jedoch zu den Freizeitaktivitäten, da Erleb- • Mangelhafte Beschilderung der Umsteigebereiche nis und Wunscherfüllung im Vordergrund stehen • Überwinden der „First-mile“ und „Last-mile“ und der Erwerb eines Konsumguts beim Shop- • Mangelhaftes ergänzendes Angebot in der Wegekette durch Shuttlebusse, Taxis, ping nicht zwingendes Ergebnis ist.120 Rad- oder Carsharing Liegen Einkaufszentren am Stadtrand oder sind • Fehlende Wahlmöglichkeiten für spontane Planänderungen, etwa eine spätere sie nur schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln Rückfahrt erreichbar, werden sie zu Verkehrserregern. Bei- • Mangelnde Information über eine mögliche Anreise mit Öffentlichem Verkehr spielsweise befindet sich die Hälfte der Wiener • Oft nur oberflächlicher Kostenvergleich Pkw – Öffentlicher Verkehr Shopping Malls und Warenhäuser, 14 von 32, in • Verbesserungswürdiger Umsteigekomfort und mangelnde Anschlusssicherheit zwischen unterschiedlichen Verkehrsmitteln im Öffentlichen Verkehr • Fehlender integrierter Taktfahrplan mit gesicherten Umsteigemöglichkeiten
18 Fokus Freizeitverkehr Foto: fotolia.com Freizeit-Mobilitätsangebote an unterschiedliche Bedürfnisse anpassen Mobilität ist ein Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben. Gerade in der Freizeit hat die individuelle und anlassbezogene Gestaltung von Mobilität einen besonderen Stellenwert. Mobilitätsangebote sind an die unterschiedlichen Bedürfnisse und Möglichkeiten anzupassen. Das Mobilitätsverhalten in der Freizeit ist sehr zent mehr Versorgungswege zurücklegen als der individuell und unterscheidet sich deutlich je Gesamtdurchschnitt mit 39 Prozent.138 Kinder, nach Alter, Geschlecht, Wohnort oder Lebens- Jugendliche und Nicht-Erwerbstätige ohne Pkw stil. Beispielsweise zeigen Untersuchungen aus legen in Österreich zwischen 75 und 90 Prozent Deutschland, dass ältere Frauen um 19 Prozent aller Wege zu Fuß, per Rad und im Öffentlichen und ältere Männer um 27 Prozent mehr an Verkehr zurück, Erwerbstätige, die einen Pkw zur Wegen zu Freizeit- und Versorgungszwecken Verfügung haben, zwischen 65 bis 80 Prozent zurücklegen als andere Gesellschaftsgruppen. Im mit dem Auto.9 Im ländlichen oder suburbanen Vergleich der Geschlechter fällt auf, dass über Raum dominiert grundsätzlich der Pkw.74 alle Altersklassen hinweg Frauen mit 48 Pro- Freizeitmobilität von Kindern und Jugendlichen Kinder und Jugendliche sind im Alltag anders Alle Mobilitätsarten auf einer Karte mobil als Erwachsene. Schul- und Freizeitwege Besonders in Städten steigt aktuell die Nachfrage nach Mobilitätsdienstleistungen, gehören zu ihren wichtigsten Verkehrszwecken. um auch ohne eigenes Auto nicht auf individuelle Mobilität verzichten zu müssen. Der Radanteil bei Kindern und Jugendlichen liegt Eine Lösung dazu ist das Konzept „Mobility as a Service (MaaS)“.112 MaaS-Lösun etwa im Schnitt der Gesamtbevölkerung, dagegen gen kombinieren private und öffentliche Mobilitätsangebote8 und sind ein flexib- liegt der Mitfahranteil im Pkw deutlich über dem les, personalisiertes On-demand-Service, das alle Arten von Mobilität integriert. Schnitt der Gesamtbevölkerung. Die wichtigste MaaS-Lösungen können eine finanziell attraktive, nachhaltige und bequeme Er- Rolle in der Mobilität von Kindern und Jugend gänzung oder Alternative zum Pkw bieten.62 Umgesetzt werden MaaS-Lösungen lichen spielen der Öffentliche Verkehr, das Mit- beispielsweise über Apps. Bei der Qixxit-App der Deutschen Bahn werden nach Ein- fahren im Pkw und das Radfahren. 5 gabe von Start- und Zieladresse sämtliche Mobilitätsoptionen mit Kosten, Reisezeit Die Aufteilung der Wege auf die unterschied- und genauer Route angezeigt.50 Daimler bietet mit der M oovel-App ein ähnliches lichen Wegzwecke spiegelt die jeweilige Lebens- 90 Service an. Ein weiteres Beispiel ist die WienMobil-Karte, die seit Jänner 2015 situation der Gruppe hinsichtlich Alter und von den Wiener Linien angeboten wird. Eine einzige Karte ermöglicht Nutzen und Erwerbstätigkeit deutlich wider. Bei Kindern Bezahlen von Öffentlichen Verkehrsmitteln, Garagenplätzen, Taxis, E-Ladestationen und Citybikes. Für Seniorinnen und Senioren gibt es einen Sondertarif.158
Mobilität mit Zukunft 2/2016 Fokus Freizeitverkehr 19 Freizeitwege zur Erho- Bei Wegzwecken wenige Unterschiede zwischen Stadt und Land lung, Entspannung und Zerstreuung machen im Freizeit (Erholung) Versorgungswege (private Erledigung, Einkauf, Hol-/Bringwege) jeweiligen Bundesland in Schule/Ausbildung geschäftlich Arbeit städtischen und in länd- 100 lichen Bezirken einen 26 26 19 20 27 27 30 ähnlich hohen Anteil von 80 5 6 etwa einem Viertel aller in Prozent aller Wege 5 6 10 7 6 5 Wege aus. 9 9 7 12 14 Quelle: Herry 201466, bmvit 201529 Grafik: VCÖ 2016 60 15 37 35 37 32 40 37 30 29 20 23 22 31 30 23 24 19 0 zentrale periphere Innsbruck ländlicher Zentralraum Zentralraum periphere Bezirke Bezirke Raum größere kleinere Gemein- Gemeinden Gemeinden den Ostregion Tirol Vorarlberg (Teile von Niederösterreich und Burgenland) z wischen 6 und 14 Jahren machen Ausbildungs- Pkw-Nutzenden“ benutzen schwerpunktmäßig wege 70 bis 75 Prozent ihrer Alltagsmobilität den Pkw, anlassbezogen fahren sie jedoch mit aus, der Rest sind überwiegend Freizeitwege. Bei öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad. Jugendlichen von 15 bis 17 Jahren dienen 45 bis Sie suchen sich das Verkehrsmittel aus, das für 55 Prozent der Wege ihrer Ausbildung, Arbeits- die jeweilige Situation am besten passt. Die dritte wege machen bereits 10 bis 25 Prozent aus, die Gruppe sind „Personen ohne Pkw-Verfügbar- restlichen Wege sind überwiegend Freizeitwege. 9 keit“. Diese benutzen den Öffentlichen Verkehr, Die Wegzwecke von Kindern, die in zentralen das Rad oder gehen zu Fuß. Sie sind dement- Lagen wohnen, unterscheiden sich nur gering sprechend auf eine gute Erreichbarkeit der für sie von jenen in peripherer Lage. Bei Jugendlichen wichtigen Ziele ohne Auto angewiesen.63 sind diese Unterschiede zwischen Zentrum und In naher Zukunft werden ältere Menschen Peripherie deutlich stärker ausgeprägt.9 noch mobiler sein als bisher, was zu steigendem Freizeitverkehr führen wird. Schon in den ver- Freizeitmobilität älterer Menschen gangenen Jahrzehnten nahmen bei Seniorinnen Viele Aspekte der Mobilität älterer Menschen und Senioren Freizeitaktivitäten außer Haus sind grundsätzlicher Natur und betreffen nicht deutlich zu. Neben Einkaufsbummeln, Aus- ausschließlich den Bereich Freizeitmobilität, son- flügen und Besuchen von Ausstellungen und dern die Gesamtmobilität. Vorträgen wird Geselligkeit in Vereinen oder bei Lag der Anteil der über 65-Jährigen im Jahr Stammtischen gesucht. Auch Besuche im Ver- Die Zahl älterer Men- 2015 österreichweit bei 18 Prozent, wird er sich wandtenkreis102 sowie die Versorgung und Pflege schen in Österreich bis zum Jahr 2030 auf 23 Prozent erhöhen.132 In einer anderen Person, die unter Mobilitätsein- steigt und damit auch manchen Regionen werden dann doppelt so viele schränkungen leidet,13 nehmen einen größeren die Zahl jener Personen, die viel Freizeit zur Ver- über 65-Jährige leben wie heute.160 Heute besit- Stellenwert ein. Spaziergänge und Wandern fügung haben. zen mehr ältere Personen ein Auto als in früheren Generationen, womit die Autonutzung auch in Immer mehr ältere Menschen in Österreich dieser Altersgruppe insgesamt steigt.70 Besonders im ländlichen Raum spielt für die Erreichung 0–14 Jahre 15–59 Jahre 60–74 Jahre 75–84 Jahre 85 Jahre und älter von Freizeitzielen das Auto eine große Rolle.74 10 Andererseits ist die Gruppe der Seniorinnen und 0,4 0,6 0,2 0,7 0,3 Bevölkerungszahl in Millionen 0,2 0,6 1,0 1,0 Senioren keine verhaltenshomogene Gruppe.86 8 0,5 Quelle: Statistik Austria131 Grafik: VCÖ 2016 1,3 1,4 1,8 1,7 1,7 Bei Personen im Alter von 55 plus können 6 drei Mobilitätstypen unterschieden werden. 4 5,3 5,4 5,1 5,1 5,0 Die „vorwiegend Pkw-Nutzenden“ machen dies meist wegen fehlender Alternativen. Die „selektiv 2 1,2 1,3 1,3 1,3 1,3 0 2015 2020 2030 2040 2050
20 Fokus Freizeitverkehr Mobilität mit Zukunft 2/2016 Durch unseren Lebensstil sagen wir, wer wir sind, Gehen und Öffentlicher Verkehr sind für als was und als wer wir gesehen werden wollen. Freizeitwege älterer Menschen am wichtigsten Mobilitätsangebote sind daher individueller und flexibler zu gestalten. Mobilitätsanbieter sind ge- Rad fordert, zielgerichtet zu informieren.37 100 Anteil der Wege in Wien in Prozent 19 16 39 31 27 Komfort ist bei der Verkehrsmittelwahl in der 80 34 Freizeit für ältere Personen zentral 46 27 Quelle: Stadt Wien 201564 Grafik: VCÖ 2016 60 81 Barrierefrei gestaltete Haltestellen, genügend Zeit 30 2 3 41 beim Ein- und Aussteigen sowie das Vorhanden- 40 3 1 sein von Sitzmöglichkeiten sind bei der Wahl des 20 9 Verkehrsmittels für ältere Personen oft ausschlag- 36 34 43 48 2 20 0 8 gebend. Unannehmlichkeiten wie weite Wege zur 60–74 75+ 60–74 75+ 60–74 75+ Haltestelle, unregelmäßige Fahrpläne und häufi- Freizeit Versorgung Holen/Bringen ges Umsteigen sind grundsätzlich unerwünscht. Autofahrten werden dann subjektiv als vorteilhaf- Bei älteren Menschen sind bei Seniorinnen und Senioren eine beliebte ter wahrgenommen, die damit verbundenen Ri- dominieren in Wien mit Freizeitaktivität mit positiven Auswirkungen auf siken und Kosten unterschätzt. 10 Die Initiativen Ausnahme von Hol- und Bring-Diensten das Ge- die Gesundheit. Radfahren verliert hingegen im „Compagnons du voyage“ aus Frankreich und hen und der Öffentliche hohen Alter an Bedeutung.12 „travel mentoring service“ aus England setzen Verkehr bei Freizeit- und Versorgungswegen. Das Ende des aktiven Berufslebens ist ein auf persönliche Unterstützung für mobilitätsein- Umbruch, der sich oft auf das Mobilitätsverhal- geschränkte Personen, um eine bessere Orientie- ten auswirkt. Untersuchungen aus der Schweiz rung und Navigation im Öffentlichen Verkehr zu und England zeigen, dass ab einem Alter von 65 ermöglichen.80,150 Jahren die Zahl der Wege, die Tagesdistanz und die Wegzeiten stetig abnehmen. Die Verkehrs- Flexible öffentliche Verkehrsmittel in den mittelwahl verlagert sich vom Auto vor allem in Gemeinden anbieten urbanen Gegenden mit entsprechender Infra- Nicht alle können sich flexible und kostspielige struktur hin zum Öffentlichen Verkehr und auf Angebote wie ein eigenes Auto oder Taxifahrten das Gehen.18,124 leisten. Daher kommt der Entwicklung von leistbaren Mobilitätsdienstleistungen eine Lebensstile älterer Menschen sind heterogen besondere Bedeutung zu, um die selbstständige Die Bevölkerungsgruppe der Seniorinnen und Mobilität und damit ein selbstbestimmtes Leben Senioren ist heterogen. Viele unterschiedliche zu unterstützen und sicherzustellen. Faktoren, Verhaltensweisen und Lebenssituatio Für kleinere Gemeinden im ländlichen Raum nen spielen eine Rolle: Gesundheit oder Mobili sind Mikro-ÖV-Systeme wie Anrufsammeltaxis, tätsbeeinträchtigungen, soziale Kontakte, Ein- Rufbusse oder Gemeindebusse sehr gut geeignet. kommenssituation, Wohnumfeld, Verkehrsange- Sie bieten eine Flexibilisierung des Öffentlichen bote, Technologienutzung sowie Einstellungen Verkehrs zu attraktiven Preisen. und Wertorientierungen.110 Menschen, die auf Neben Benutzungsfreundlichkeit und Erreich- ein einziges Verkehrsmittel fixiert sind, sind be- barkeit spielt das subjektive Sicherheitsgefühl eine sonders gefährdet, immobil zu werden, wenn sie wichtige Rolle für ältere Personen. Die Anwesen- es einmal nicht mehr nutzen können. Lebensstile heit eines Schaffners oder einer Schaffnerin, von sind Formen der individuellen Lebensführung. Sicherheitspersonal und auch Beleuchtung und gute Sichtbarkeit relevanter Infrastruktur erhöhen Die Gemeinde Krengl- Foto: Gerhard Rainer bach in Oberösterreich den Reisekomfort für ältere Fahrgäste.143 bietet ihrer Bevölke- Individuelle Information zu Wegeketten von rung ein halbstündlich verkehrendes Anruf Tür zu Tür ermöglicht neben Komfort außerdem sammeltaxi an. ein Gefühl der Sicherheit und Selbstgestaltung. Das Informationsverhalten zum Öffentlichen
Mobilität mit Zukunft 2/2016 Fokus Freizeitverkehr 21 Good-Practice-Beispiele Anrufsammeltaxis: In Ernstbrunn in Niederösterreich Foto: Deutsche Bahn AG 2016 In Video-Reisezentren sorgt der Mobilitätsverein „Ernsti-Mobil“ für eine bietet die Deutsche Steigerung der örtlichen Mobilität mit Elektro-Fahr- Bahn einen persönlichen zeugen.83 Ticketverkauf per Bild- schirm und Mikrofon, „Radeln ohne Alter“: Im Vorarlberger Lustenau auch wenn der Schalter nicht besetzt ist. werden ältere Menschen aus Altersheimen mit Smartphone-basierte Navigationssysteme sind Fahrradrikschas von Freiwilligen ausgefahren.36 ständig verfügbar und bei der Kombination von Sicherheitstrainings: In der Stadt Salzburg bietet mehreren Verkehrsmitteln flexibel in der Anwen- das Projekt „Mobil sein – dabei sein“ Schulungen für dung. 51 Viele Mobilitätsangebote wie Carsharing ältere Fahrgäste im Öffentlichen Verkehr.121 oder Fahrradverleih sind an die Nutzung von Smartphones gebunden. Schulungen im Umgang Verkehr unterscheidet sich je nach Altersgrup- mit neuen Medien und Apps können innova- pe. Personen ab 60 Jahren bewegen sich häufig tive Mobilitätsdienstleistungen auch für ältere im Rahmen ihrer Mobilitätsgewohnheiten. Der Menschen attraktiv machen. In der Entwicklung Mobilitätsverzicht aufgrund von Informations- von Smartphones, Tablets und der Gestaltung mangel betrifft insbesondere Personen über 75 von Apps ist auf flexible Schriftgrößen, intuitive Jahren. Ältere nutzen zudem häufiger Fahrpläne Bedienung, ausreichend Information zu Verbin- und Telefonhotlines, um sich über den Öffent dungen und einfachen Ticketkauf zu achten, um lichen Verkehr zu informieren.123 Auch Konzepte Älteren deren Nutzung zu erleichtern.53 wie die sogenannten Video-Reisezentren der Zunehmend kommen unmittelbar am Körper Deutschen Bahn, welche seit April 2013 in acht getragene Geräte („wearable devices“) auf den Bundesländern Deutschlands einen persönlichen Markt. Auch für Seniorinnen und Senioren kön- Ticketverkauf über Bildschirm und Mikrofon er- nen solche Uhren, Ringe oder Armbänder künf- möglichen, zielen auf Seniorinnen und Senioren tig beispielsweise als Navigationsunterstützung ohne technische Vorkenntnisse ab.39 oder für einfaches Ticketing durch automatische Identifizierung an Bedeutung gewinnen.45 Digitale Information ist für viele Ältere nützlich Da der Freizeitverkehr älterer Menschen bei Für ältere Menschen stellt die Online-Suche nach zunehmender Wahlfreiheit des Verkehrsmittels Informationen teilweise eine Barriere dar. Wenn weiter ansteigen wird, ist diese Zielgruppe gerade Mobilitätsdienstleistungen für ältere Menschen in Bezug auf die hohe Qualität des Öffentlichen so gestaltet werden, dass sie attraktiv sind und Verkehrs passend anzusprechen. In ländlich pe- deren Bedürfnissen gerecht werden, können ripheren Gebieten, in denen der Anteil älterer sie Informationslücken und ungewollten Mo- Menschen besonders steigt, und in suburbanen bilitätsverzicht reduzieren.102 Seniorinnen und Gebieten gibt es die signifikant geringste Zufrie- Senioren haben aktuell die höchste Zuwachsrate denheit mit Informationen zum Öffentlichen bei der Nutzung des Internets und verfügen Verkehr. Es besteht dort also nicht nur ein Nach- hinsichtlich der Verwendung von mobilen End- holbedarf an Mobilitätsangeboten, sondern auch geräten wie Smartphones oder Tablets über große an leicht zugänglicher Information.123 Wachstumspotenziale.4 Im Jahr 2015 nutzten in Österreich bereits 70 Prozent der 60- bis 69-Jäh- rigen ein Smartphone.87 Trotz vieler Gemeinsamkeiten finden sich un- Was Freizeitmobilität im Alter erleichtert ter den älteren Menschen bei der Nutzung von • Öffentlichen Verkehr seniorengerecht gestalten digitalen Medien sehr heterogene Gruppen. Das • In kleineren Gemeinden Mobilitätsangebote wie Anrufsammeltaxis, Ruf- oder Spektrum reicht von den „Silver Surfern“, die mit Gemeindebusse einführen Begeisterung Smartphones verwenden, bis hin zu • Seniorengerechte Infrastruktur für das Gehen schaffen und erhalten Seniorinnen und Senioren, die den Kontakt mit • Objektives und subjektives Sicherheitsgefühl beim Radfahren im Alter fördern Internettechnologien komplett ablehnen.4 • Spezielle Schulungs- und Begleitangebote für Seniorinnen und Senioren, die ältere Personen bei der Nutzung neuer Technologien unterstützen • Verkehrsrelevante Informationen so gestalten, dass sie intuitiv erfassbar sind
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