Spezielle Bedürfnisse und Angebote für Adoleszente - Eppendorfer Borderline ...
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Zentrum für Psychosoziale Medizin Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik Spezielle Bedürfnisse und Angebote für Adoleszente 30.03.19 Eppendorfer Frühjahrstagung – Persönlichkeit und Trauma Dr. med. Michael Lipp
30.03.19 Adoleszenz Lebensphase, die den Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenalter markiert. […] Adoleszenz meint die „psychosoziale Pubertät“, in der wesentliche mentale und soziale Entwicklungsschritte erfolgen. Beginn des Jugendalters ist markiert durch das Eintreten der Geschlechtsreife (Pubertät). Länge der Jugendphase ist abhängig von der Komplexität der Gesellschaft. Die Abgrenzung zwischen Jugend und frühem Erwachsenenalter ist anhand von Rollenübergängen und Kriterien sozialer Reife markiert. frühe Adoleszenz: 11 -14 Jahre mittlere Adoleszenz: 15 - 17 Jahre späte Adoleszenz: 18 - 21 Jahre
30.03.19 Adoleszenz Zeit zwischen Jugend und „Erwachsenenalter“ •Beginn Menarche bei Mädchen und Spermarche bzw. Stimmbruch bei Männern •Ende mit Heirat und Elternschaft •In vorindustriellen Gesellschaften zwei Jahre •Durch Verbesserung der Ernährung und Reduktion von Infekten bei Kindern ist der Beginn der Adoleszenz deutlich gesunken •Durch Bildungsmöglichkeiten, Veränderung sozialer Normen in Bezug auf Beziehungen und Elternschaft sowie eine effektive Kontrazeption ist der Eintritt in das „Erwachsenenalter“ in das dritte Lebensjahrzehnt verschoben ØDer Abschnitt der Adoleszenz ist deutlich länger geworden ØDie Adoleszenz stellt eine vulnerable Phase dar Ø„Weichenstellung für das Leben“ Patton et al. Adolescence and the next generation. Nature 2018 Sawyer et al. The age of adolescence. Lancet Child Adolesc. 2018
30.03.19 Entwicklungsaufgaben • Identität • Integration von Bindung und • Selbstwert Selbstentfaltung • Affektregulation • Entwicklung einer • Autonomie und Ablösung Zukunftsperspektive • Autarkie • Entwicklung von • Intimität Verantwortlichkeit • Soziale Kompetenz In Anlehnung an Robert J. Havighurst, Developmental Tasks and Education. 1972
30.03.19 Ersterkrankungsalter bei Manifestation psychischer Erkrankungen 50 Alter in dem 50% aller psychischen Lebenszeiterkrankungen manifest sind 43 44 42 40 30 30 31 30 32 24 27 28 25 23 20 21 19 20 18 21 18 19 17 18 19 Altersspektrum in dem 75% aller psychischen 15 11 14 14 Lebenszeiterkrankungen 10 11 manifest sind 6 0 7 7 t t n n g en t en g en ei ei am (N=9.282) ge io un un gk gk ng ng ng ss un ör es ör gi gi ku ku ku re st St G r än än tö ep an an an gs re lls bh bh D an kr kr kr la ro na la r r Er re po Zw te te nt ho ge la ch gs en Bi ko ko po ro Su An tiv ls Al ni D pu k U le fe Im Al af le le Al Al Kessler et al. Arch Gen Psychiatry 2005;62:593–602.
30.03.19 Inanspruchnahme psychiatrischer Behandlung Wölfle et al., Eur Child Adolesc Psychiatry. 2014; Sep;23(9), 753-64
30.03.19 Warum Adoleszentenpsychiatrie • 75% aller psychischen Erkrankungen über die gesamte Lebenspanne beginnen bis zum 24. Lebensjahr in Kindheit, Jugend und jungem Erwachsenenalter • Frühe schwere psychische Erkrankungen in Kindheit und Jugend verlaufen in 60-80% der Fälle chronisch und persistieren in das Erwachsenenalter • Die Inanspruchnahme von Behandlung in dieser Altersgruppe ist niedriger als bei Erwachsenen und liegt bei etwa 4-8% • Die Folgen sind eine hohe und langfristige Krankheitslast für die Betroffenen und ihre Angehörigen Psychische Erkrankungen beginnen oft in der Jugend und chronifizieren häufig ohne professionelle Behandlung Karow et al., 2013 und Lambert et al., 2013, Fortschritte Neurologie Psychiatrie
30.03.19 Arbeitsbereich für die Behandlung von Adoleszenten am UKE KJP 0-21 Jahre EP 18-99 Jahre
30.03.19 Arbeitsbereich für die Behandlung von Adoleszenten am UKE KJP 0-21 Jahre PA1 16-25 Jahre EP 18-99 Jahre
30.03.19 Ergänzende Ansätze in KJP und EP Diagnostik Therapie Verhaltensauffälligkeiten und Pädagogik und Interventionen im sozialer Kontext System vs. vs. kategoriale Einteilung nach Eigeninitiative und Symptomkonstellationen und Veränderungswunsch Individuum
Herausforderungen in Therapie für 30.03.19 Erwachsenenpsychiater Spannungsfeld Eltern/Sorgeberechtigte/Vormund/Betreuer • Gefährdungsaspekte • Aufrechterhaltende Faktoren • Einbezug in die Behandlung (validieren, cheerleaden, Psychoedukation) • Mitbehandlung der Eltern (Schuldthema) Eigenmotivation • Behandlungswunsch? • Pädagogische vs. Therapeutische Interventionen Entwicklungsaspekte • Oppositionelles Verhalten im Rahmen der „normalen“ Entwicklung erkennen
Herausforderungen in Therapie für 30.03.19 Kinder- und Jugendpsychiater Autonomie fördern Ablösungsprozesse von der Familie (Symbiose vs. Trennung) Medikation Eigenmotivation • Behandlungswunsch? • Pädagogische vs. Therapeutische Interventionen Entwicklungsaspekte • Oppositionelles Verhalten im Rahmen der „normalen“ Entwicklung erkennen
30.03.19 Diagnosenverteilung auf der PA1 Borderline Störung 17,1 Kombinierte oder andere 25 Persönlichkeitsstörung Depression 7 Bipolare Störung 5,7 3,9 Schizophrenie F20.x 2,2 Sonstige Psychose 39 Sonstige Unter Sonstiges sind primäre Sucht-, Belastungs- und somatoforme Störungen, Essstörungen, Intelligenzminderungen, Autismusspektrumstörungen und ADHS, sowie Störungen des Sozialverhaltens zusammengefasst (Kategorien F1, F4, F50, F7, F84 und F9 nach ICD-10) Karow et al. Psychiatr Prax 2018
30.03.19 • Suizidalität bei Aufnahme: 60% • Suizidversuch vor Aufnahme: 29% • Selbstverletzendes Verhalten vor Aufnahme: 46% • Selbstverletzendes Verhalten während stationärer Behandlung: 20% • Trauma in der Vorgeschichte: 28% • Komorbide Sucht: 49% Karow et al. Psychiatr Prax 2018
30.03.19 Demographische Daten • Durchschnittsalter bei Aufnahme: 19,1 Jahre (15-25) • Geschlechterverteilung: 62% weiblich, 38% männlich • Migrationshintergrund: 17% • Geht zur Schule: 31% • Wohnt bei Eltern: 48% • Durchschnittliche Aufenthaltsdauer: 37,2 Tage • Familienanamnese psychische Erkrankung: 50% Karow et al. Psychiatr Prax 2018
30.03.19 Wochenplan
30.03.19 Erhebung deutschlandweit ● Internetrecherche + Task-Force „Transitionspsychiatrie“ der DGPPN und DGKJP: ● 42 adoleszenzspezifische Angebote von KJP-, erwachsenenpsychiatrischen und psychosomatischen Kliniken in Deutschland Abzieher et al. Fortschr Neurol Psychiatr. eingereicht
30.03.19 Geographische Verteilung
30.03.19 Welcher Fachrichtung ist das Angebot zugeordnet? 4 Fälle: Kooperation zw. EP und KJP 7 Fälle: Interdisziplinär durch Fachrichtung der OÄ
30.03.19 Fazit Adoleszente brauchen insbesondere im Bereich der Persönlichkeitsstörungen ● Spezifische ● Entwicklungssensitive ● Interdisziplinäre Angebote um Chronifizierungen zu vermeiden.
Zentrum für Psychosoziale Medizin Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik Dr. med. Michael Lipp Funktionsoberarzt Adoleszenzstation und Tagesklinik m.lipp@uke.de
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