Sprache ist mehr als ein Tool für die globale Arbeitswelt

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Sprache ist mehr als ein Tool für die globale Arbeitswelt
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   Sprache ist mehr als ein Tool
   für die globale Arbeitswelt
   Manches, das hierzulande als Standard gilt, ist in anderen Kontexten unbekannt,
   weiß die Autorin aus eigener Forschungserfahrung. Internationalisierung deutscher
   Hochschulen muss Sprachenvielfalt beinhalten | Von Raphaela Henze

                                  S
                                            o sehr der Wunsch nach einer        Überwinden von Machtasymmetrien
                                            Lingua franca aus Praktikabi-
                                            litätsgründen einleuchtet, so       Bei meinem aktuellen Forschungs-
                                            sehr müssen wir uns vor Au-         projekt geht es um die Bedeutung von
      Foto: privat

                                            gen halten, dass die Dominanz       Kunst und Kultur für gesellschaftli-
                                  des Englischen bestehende Ungleichhei-        che und politische Zusammenhänge in
                                  ten perpetuiert und intellektuelle Mo-        Süd- und Mittelamerika. Mit Englisch-
    Prof. Dr. Raphaela
                                  nokulturen begünstigt (Jacobsen 2015,         kenntnissen komme ich nicht weiter.
                Henze
                                  2018; Gehrmann 2015; Henze 2018, 2019).       Kaum eine der südamerikanischen
    ist Professorin für Kultur-                                                 Kolleginnen oder einer der Kollegen
management und Prodekanin         Wo Sprache zum Stereotyp wird, stan-          kommuniziert auf Englisch. In den
für Internationalisierung und
    Forschung an der Fakultät     dardisiert sie zwangsläufig unser Den-        wissenschaftlichen Texten aus Brasi-
  Technik und Wirtschaft der      ken, schreibt der französische Soziologe      lien, Argentinien, Chile oder Venezuela
      Hochschule Heilbronn. |
             raphaela.henze@
                                  François Jullien in seinem Buch „Es gibt      kommen die vermeintlichen und aus-
               hs-heilbronn.de    keine kulturelle Identität“ (Jullien 2018).   schließlich westlichen Standardwerke
                                  Seine Befürchtung, die Dominanz des-          meiner Disziplin so gut wie nicht vor.
                                  sen, was er „Globisch“ nennt, könnte uns      Dies gilt allerdings auch vice versa. Nur
                                  der Fähigkeit berauben, unterschiedli-        sehr wenige europäische Kolleginnen
                                  che Sprachen wechselseitig zu reflektie-      und Kollegen nutzen Literatur aus dem
                                  ren, kann man uneingeschränkt teilen.         asiatischen, afrikanischen oder süd-
                                  „Wir denken dann nur noch in standardi-       amerikanischen Raum, obwohl diese
                                  sierten Begriffen, die uns dazu verleiten,    durchaus vorhanden ist. Dies macht
                                  das für universell zu halten, was eigent-     deutlich, wie ethnozentrisch unse-
                                  lich nur Stereotype des Denkens sind.“        re Referenzrahmen sind (Henze 2019).
                                  (Jullien 2018, S. 55)                         Was wir für Standard halten, ist es in
                                                                                anderen Kontexten nicht und mit-
                                  Wenn Narrative – insbesondere solche          hin funktioniert das, was wir vermit-
                                  aus Ländern des Globalen Südens – in          teln, in ebendiesen Zusammenhängen
                                  unserer Lehre und Forschung kaum bis          möglicherweise schlecht bis gar nicht.
                                  gar nicht vorkommen, machen wir uns           Dies sollten wir uns insbesondere dann
                                  eines gefährlichen Epistemizids schul-        vor Augen halten, wenn wir uns vor-
                                  dig (de Sousa Santos 2014; Hall, Tandon       nehmen, Studierende auf Aufgaben in
                                  2018), auf den uns Studierende weltweit       einem internationalen Umfeld vorzu-
                                  bereits seit mehreren Jahren, etwa mit        bereiten. Ein größeres Augenmerk auf
                                  der Kampagne „Why is my curriculum so         eine breit gefächerte Übersetzungsför-
                                  white?“, aufmerksam machen.                   derung, und zwar aus einer und in eine

   30 DUZ Wissenschaft & Management 10 | 2020
Foto: Sylvia Yang / unsplash.com

                                   Vielzahl von Sprachen, würde zur Überwindung be-       praktischen Aspekt meiner Ausführungen: dem Be-
                                   stehender Machtasymmetrien beitragen.                  herrschen von Sprachen.

                                   Sprachen sind Kulturgüter                              Die Auseinandersetzung mit Fremdsprachen fördert
                                                                                          nachweislich Empathie und Verständnis für bisher
                                   Sprachen sind mehr als nur Werkzeuge zur Wis-          fremde Kulturen (Rösler 2015; Rowntree, Neal, Fen-
                                   sensvermittlung (Henze 2020). Jede einzelne ist kol-   ton 2011). Schon aus diesem Grund sollte die Förde-
                                   lektives Gedächtnis und als solche Ausdruck von        rung der Fremdsprachenkompetenzen sowohl von
                                   Tradition, Geschichte und Kreativität derjenigen       Studierenden als auch von Lehrenden zentraler Be-
                                   Kultur, die sie hervorgebracht hat. Sprache kann,      standteil von Internationalisierungsbestrebungen
                                   wenn man denn möchte, als Herrschafts- oder gar        sein. Das Potenzial von Mehrsprachigkeit und insti-
                                   Machtinstrument bezeichnet werden. In der Vergan-      tutionellem Multilingualismus wird noch zu wenig
                                   genheit war sie das sicher. Philipson (1992) spricht   erkannt. Fremdsprachenkompetenz, insbesonde-
                                   von einem linguistischen Imperialismus, der die        re auch in Sprachen, die nicht zu den sogenannten
                                   weltweite Verbreitung des Englischen, wie wir sie      Weltsprachen gehören, kann einen wichtigen Vorteil
                                   heute kennen und für weitgehend selbstverständ-        für die Studierenden bedeuten – und mitnichten nur
                                   lich erachten, überhaupt erst ermöglicht hat. Aber     für diejenigen, die später tatsächlich international
                                   auch heute noch werden Menschen wegen ihrer            arbeiten (möchten). Auch in Transformationsgesell-
                                   Sprache oder ihres Dialekts diskriminiert.             schaften wie Deutschland werden Sprachkenntnisse
                                                                                          immer wichtiger (Henze 2019). Deutlich ist jedoch,
                                   Wichtig wäre es, sich ins Bewusstsein zu rufen, dass   dass diese gesellschaftliche Transformation den
                                   das Beherrschen mehrerer Sprachen ein Privileg ist.    Vorlesungssaal leider noch nicht erreicht. Zwar hält
                                   Und mit Privilegien sollte man entsprechend verant-    sich Deutschland die Durchlässigkeit seines Bil-
                                   wortungsbewusst umgehen. Dies führt mich zu dem        dungssystems zugute – und im Vergleich zu Groß-

                                                                                                 10 | 2020 DUZ Wissenschaft & Management 31
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britannien und Frankreich mag dieses tatsächlich         nicht nur theoretisch zu verstehen, sondern ihnen
auch durchlässiger sein –, doch von einer Chancen-       auch praktisch gerecht zu werden. Anders sieht das
gleichheit auf Bildung ist Deutschland noch viele        jedoch aus, wenn Dozentinnen und Dozenten Lehr-
bildungspolitische Grundsatzentscheidungen und           veranstaltungen in englischer Sprache anbieten,
vermutlich auch hohe Investitionen entfernt.             weil dies möglicherweise in Akkreditierungsverfah-
                                                         ren mangels intensiverer Auseinandersetzung mit
Migrantinnen und Migranten, Geflüchteten und Stu-        der Thematik gefordert oder von den für Internati-
dierenden mit Migrationsgeschichte Zugänge zu            onalisierung Zuständigen an der Hochschule so ge-
ermöglichen, muss selbstverständlicher Teil von          wünscht wird. Ich schließe nicht aus, dass etliche
Internationalisierung werden (Ergin, de Wit, Leask       Studierende tatsächlich einen Mehrwert aus diesem
2019). Auch auf der Seite der Lehrenden findet sich      Aktionismus ziehen, der Internationalisierung be-
nach wie vor Homo- statt Heterogenität. Professo-        dauerlicherweise mit Anglophonisierung und nicht
rinnen und Professoren aus dem Ausland oder sol-         mit Vielfalt gleichsetzt. Wichtig ist hierbei jedoch,
che mit Migrationsgeschichte gibt es in Deutschland      nach Disziplinen und danach, was für das jeweili-
immer noch viel zu selten.                               ge Fach sinnstiftend ist, zu differenzieren und nicht
                                                         pauschal mit dem Englischen eine weitere Sprache
Sprache in der Lehre                                     einzuführen.

Wir sollten beim wichtigen Erwerb von Fremdspra-         Immer mehr Studierenden fällt es offenbar schwer,
chenkompetenz aber unterscheiden zwischen dem            sich auf Deutsch fehlerfrei auszudrücken. Nach
pädagogisch untermauerten Fremdsprachenunter-            vielen Jahren der Korrektur Hunderter Klausuren,
richt auf unterschiedlichen Sprachniveaustufen so-       Hausarbeiten und Bachelor- und Masterarbeiten
wie den überaus sinnvollen Auslandsaufenthalten          stelle ich fest, dass viele Studierende die grundle-
auf der einen und dem mitunter doch etwas zwang-         genden Regeln der deutschen Grammatik und Or-
haft anmutendem Angebot von fachspezifischen In-         thografie kaum noch beherrschen. Dies betrifft
halten auf Englisch durch Nichterstsprachlerinnen        mitnichten nur Studierende, die mit einer anderen
und Nichterstsprachler auf der anderen Seite.            als der deutschen Sprache aufgewachsen sind und
                                                         von denen es in unseren Institutionen aufgrund bil-
Das Argument „weil die Studierenden das später ein-      dungspolitischer Verfehlungen gerade beim früh-
mal brauchen“ für Englisch in einzelnen Lehrveran-       kindlichen Sprachunterricht leider viel zu wenige
staltungen auch in Studiengängen, die ansonsten          gibt, sondern auch diejenigen mit Deutsch als ein-
auf Deutsch unterrichtet werden, ist in dieser Pau-      ziger Erstsprache.
schalität unter akademischem Niveau (Rösch, Tol-
kiehn 2018). Damit sei aber keinesfalls gesagt,          Die inhaltlich guten Arbeiten sind die, die auch
Lehrveranstaltungen von ausländischen Kollegin-          sprachlich gelungen sind. Wer in der Lage ist, ver-
nen und Kollegen seien für Studierende nicht sinn-       ständlich und korrekt zu formulieren, ordnet seine
voll oder das Beherrschen von Fremdsprachen und          Gedanken und denkt über den Satz noch ein zweites
deren fachspezifischen Vokabularien sei für sie ver-     oder drittes Mal nach. Ein schlüssiger oder gar geni-
zichtbar. Im Gegenteil, solche Veranstaltungen ha-       aler Gedanke, so meine These, kommt selten gram-
ben viele fachliche Vorteile über den Spracherwerb       matisch und/oder orthografisch fehlerhaft daher.
hinaus. Kurse zur fachspezifischen Fremdsprachen-        Fast 70 Jahre nach Sapir und Whorf, die übrigens in
kompetenz, wie sie zahlreiche Universitäten bereits      der Tradition Herders und Humboldts stehen, sind
seit Jahrzehnten anbieten, sind ebenso sinnvoll wie      sich Linguisten, Hirnforscher und Psychologen in ei-
studiengangsimmanente Auslandsaufenthalte. Stu-          nem weitgehend einig: Sprachgenauigkeit prägt und
diengänge, die Lehrende aus verschiedenen Ländern        schärft das Denken. Warum widmen wir ihr dann
einbeziehen, deren entsprechend unterschiedliche         nicht mehr Bedeutung, sondern reduzieren sie le-
Perspektiven, Lehrmethoden und Sprachkompeten-           diglich zu einem Handwerkszeug, um Inhalte rüber-
zen dann in die Lehre einfließen, sind äußerst attrak-   zubringen? Viel mehr als bisher müssen wir uns mit
tiv, denn sie bereiten auf etwas vor, was Studierende    Fragen der Sprachlichkeit und ganz besonders mit
meines Erachtens später tatsächlich benötigen: die       dem Verhältnis von Sprache, Erkenntnisfindung und
Fähigkeit, kulturell unterschiedliche Anforderungen      -gewinnung auseinandersetzen (Gehrmann 2015).

32 DUZ Wissenschaft & Management 10 | 2020
Defizite in Mathematik
                               einzugestehen, scheint uns
                               weniger schwerzufallen als
                               solche in der eigenen Sprache

An vielen Hochschulen und Universitäten werden vor        ten mit mangelhaften Deutschkenntnissen auf dem
Semesterbeginn sogenannte Mathe-Brückenkurse              Arbeitsmarkt schwer haben werden. Dieser Arbeits-
angeboten. Deutsch-Brückenkurse fehlen dagegen,           markt hat sich insbesondere in den letzten Wochen
obwohl es dafür gute Argumente und durchaus unter-        schlagartig verändert und er wird möglicherweise nie
haltsame sowie anschauliche Literatur etwa von Wolf-      wieder der sein, der er noch in den sogenannten Vor-
gang Schneider gibt. Mein Doktorvater hat mir damals      Corona-Zeiten war. Häufig werden Studiengänge mit
die ideologisch schwierige Stilfibel von Ludwig Reiners   dem leicht abgeschmackten „wir bereiten unsere Stu-
auf den Tisch gelegt. Defizite in Mathematik einzuge-     dierenden auf den globalen Arbeitsmarkt der Zukunft
stehen, scheint uns weniger schwerzufallen als solche     vor“ beworben. Wird dieser Arbeitsmarkt tatsächlich
in der eigenen Sprache. Von dieser Schamhaftigkeit        noch ein globaler sein? Und wenn ja, was zu vermuten
müssen wir uns dringend verabschieden.                    und auch zu hoffen ist: Wird man diese Globalisierung
                                                          nicht stärker als bisher im Sinne Bruno Latours vom
Wertschätzender Umgang mit Sprache                        Lokalen her denken müssen? Und werden es zukünftig
                                                          tatsächlich noch die anglophonen Staaten sein, die im
Der Wunsch nach einem wertschätzenden Umgang              wahren Sinne des Wortes den Ton angeben?
mit Sprache – und zwar egal mit welcher Sprache –
entsteht vor dem Hintergrund, dass Sprache, wie ein-      Internationalisierung von den Inhalten her denken
gangs erwähnt, eine kulturelle Errungenschaft ist und
dementsprechend gewürdigt und erhalten werden             Die häufig gehörte Behauptung, Kompetenzen wie bei-
muss. Hier gilt es, im Rahmen des an der Hochschule       spielsweise Medien- oder eben auch Fremdsprachen-
Möglichen zu unterstützen. Dazu gehört für Lehrende,      kompetenz würden sprachliche Defizite im Deutschen
korrekt und präzise zu kommunizieren sowie deutlich       schon irgendwie aufwiegen, überzeugt nicht. Meines
zu machen, dass flüssiger Stil und inhaltliche Präzi-     Erachtens stehen all diese Kompetenzen gleichwertig
sion in E-Mails, Hausarbeiten, Referaten oder Thesen      nebeneinander.
kein Selbstzweck sind, sondern deren Überzeugungs-
kraft entscheidend steigern können.                       Gefragt ist hier aber auch die Einsicht in die Notwen-
                                                          digkeit und das Eigenengagement der Studierenden.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwierig es ist,     Im letzten Semester habe ich 40 Klausuren korrigiert.
den Studierenden entsprechende Defizite ins Bewusst-      Leider war keine einzige davon sprachlich fehlerfrei,
sein zu heben. Manche reagieren mit Unverständnis         mehrere ehrlich verheerend. Ich bezweifle, dass das
ob des Ansinnens, sich doch mit den Formulierungen        Englisch dieser Studierenden besser ist als ihr Deutsch.
Mühe zu geben. Den Satz „Aber man versteht doch,          Vor allem bezweifele ich aber, dass es das durch eng-
was gemeint ist!“ habe ich unzählige Male gehört. Mir     lischsprachige Lehrveranstaltungen wird, die häu-
ist bewusst, dass Grammatikunterricht nicht Aufgabe       fig nur ein Feigenblättchen für die allseits geforderte
von Hochschullehre sein kann. Mir ist aber auch be-       Internationalisierung sind und bei denen das sprach-
wusst, dass es unsere Absolventinnen und Absolven-        liche Niveau als Entgegenkommen für die Nichterst-

                                                                  10 | 2020 DUZ Wissenschaft & Management 33
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sprachler möglicherweise noch weiter absinkt (Rösch,                Soziale Aspekte einbeziehen
Tolkiehn 2018). Häufig wird in diesem Kontext von Ser-
vice-Englisch gesprochen, das nicht nur dem Spracher-               Solche Fragen zur Erweiterung unseres Methoden-
werb, sondern auch den zu vermittelnden Inhalten eher               kanons, der Einbindung bisher marginalisierter Nar-
abträglich als dienlich ist (Becker, Narvaja de Arnoux              rative, zu neuen, transkulturellen Lehrformaten für
2020). Internationalisierung auf die Anzahl von Lehr-               eine diverse Studierendenschaft sowie zu Demokrati-
veranstaltungen in englischer Sprache zu reduzieren,                sierungs- und Teilhabeprozessen, Bildungszugängen
ist eine unzulässige Verkürzung und wird dem durch-                 und der Sicherung der Wissenschaftsfreiheit sollten
aus richtigen Bestreben, wettbewerbs- und vor allem                 uns bewegen (Henze 2019). Die soziale Verantwortung,
zukunftsfähige Studiengänge anzubieten, nicht ge-                   die mit Internationalisierung einhergeht, wird eben-
recht. Im Zentrum der Überlegungen muss neben dem                   falls noch zu selten thematisiert (Brandenburg, de Wit,
Wie der Vermittlung vor allem das Was stehen. Und hier              Jones, Leask 2019). Forschung auf diesem Gebiet wür-
wäre, insbesondere auch in Akkreditierungsverfahren,                de eine wichtige, wissenschaftliche Ergänzung zum
eine deutliche Fokussierung auf internationale Inhalte              durchaus üppig vorhandenen Fundus der Literatur zur
wichtig. Welche Literatur legen wir zugrunde? Welche                Internationalisierung von Hochschulen darstellen und
Methoden und Narrative nutzen wir? Welche internati-                der Attraktivität des Hochschulstandorts Deutschland
onalen Netzwerke haben wir uns aufgebaut, von denen                 nachhaltig dienen – möglicherweise sogar nachhalti-
auch unsere Studierenden profitieren können?                        ger als die teilweise etwas verzweifelt anmutende Su-

   Literatur

   Altbach, Philip; de Wit, Hans (2017): Global higher education might turn upside down as West turns inward, in: Times Higher
   Education, 16. Februar 2017. https://www.timeshighereducation.com/comment/global-higher-education-might-turn-upside-
   down-west-turns-inward (19. Juni 2017)

   Becker, Lidia; Narvaja de Arnoux, Elvira (2020): Wissenschaft: Es muss nicht immer Englisch sein, in: Süddeutsche Zeitung
   vom 10. Februar 2020

   Brandenburg, Uwe; de Wit, Hans; Jones, Elspeth; Leask, Betty (2019): Defining internationalisation in HE for society, in: Uni-
   versity World News, 29. Juni 2019. https://www.universityworldnews.com/post.php?story=20190626135618704 (1. Mai 2020)

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34 DUZ Wissenschaft & Management 10 | 2020
che nach Studiengangsmodellen, die für (zahlende)                      aufenthalten, laden wir ausländische Kolleginnen
ausländische Studierende attraktiv sein sollen. Mit so-                und Kollegen ein, suchen wir Literatur von Kollegin-
zialen Aspekten zu punkten, würde eine neue Varian-                    nen und Kollegen auch außerhalb der westlichen He-
te in den Wettbewerb um kluge Köpfe bringen, die ein                   misphäre – künstliche Intelligenz (wie beispielsweise
Alleinstellungsmerkmal unseres Hochschulstandorts                      deepl.com) kann bei Übersetzungen durchaus hilf-
darstellen könnte.                                                     reich sein. Nehmen wir uns die Zeit und machen wir
                                                                       uns die Mühe, Studierenden die kulturellen, integra-
Fazit                                                                  torischen, sozialen, intellektuellen und kommunika-
                                                                       torischen Dimensionen des Phänomens Sprache zu
Nehmen wir Sprache(n) und auch die landessprach-                       verdeutlichen. Wir tun unseren Studierenden kei-
liche Lehre bitte ernst. Sensibilisieren wir Studieren-                nen Gefallen, wenn wir über zu viele Fehler einfach
de nicht nur für die Wichtigkeit, sondern auch für die                 hinwegsehen und damit implizit vermitteln, dass es
Schönheit von Sprache(n). Das wird ihnen in vielfa-                    auf Genauigkeit des Ausdrucks und sprachliche Kor-
cher Hinsicht dienlich sein. Überlassen wir die Ver-                   rektheit nicht ankommt. Auch oder gerade in Zeiten,
mittlung von Fremdsprachenkompetenzen vielleicht                       in denen wichtige Mitteilungen auf 140 Zeichen re-
eher Profis in entsprechenden Kursen und unterstüt-                    duziert werden, werden sich diejenigen von anderen
zen wir unsere Studierenden bei der Organisation von                   abheben, die korrekt sowie verständlich Sinnvolles
(über den Spracherwerb hinaus) wichtigen Auslands-                     kommunizieren – egal in welcher Sprache. //

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