Der Weg zum vollautonomen Accounting - FH OÖ

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Der Weg zum vollautonomen Accounting - FH OÖ
FH OÖ FAKUTLTÄT FÜR
WIRTSCHAFT UND MANAGEMENT

FH-NEWS                                                                                            FH-Newsletter
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für Controlling, Rechnungswesen                                                                    Ein Service des Studiengangs
                                                                                                   „Controlling, Rechnungswesen und
und Finanzmanagement                                                                               Finanzmanagement“

                                                                                                   Themenschwerpunkte:
Der Weg zum vollautonomen Accounting
                                                                                                   » Der Weg zum vollautonomen
                                                                                                     Accounting
Die Digitalisierung ist einer der bedeutendsten und weitreichendsten Trends. Viele Unter­
nehmen setzen auch im Accounting (Controlling und Rechnungswesen) auf den Einsatz                  » Die Konkurs-Illusion oder: Die erwar-
digitaler Technologien, um effizienter und besser arbeiten zu können. Mit neuen Möglichkeiten        teten Auswirkungen von COVID-19
in der Datengenerierung und -visualisierung öffnen sich scheinbar die Türen für bessere und          auf Kreditausfälle und Insolvenzen
schnellere Entscheidungsgrundlagen und für eine proaktive Unternehmenssteuerung, zu der
das Accounting aktiv beisteuern kann.
                                                                                                   » Grundsatz der Unternehmensfort­
Der Digitalisierungsprozess im Accounting wird stufenweise und in Abhängigkeit des Reife­
                                                                                                     führung in Krisenzeiten
grads eines Unternehmens erfolgen. Eine Forschungsgruppe im Studiengang CRF ent­wickelte
deshalb ein Reifegradmodell für das Accounting.                                                    » OPEN LECTURE zu Covid-Krisen­
                                                                                                     management, Wirtschaftskriminalität
In dem entwickelten Stufenmodell stehen die Beschäftigten im Accounting im Mittelpunkt, die          und Green Deal
Technologien werden als Werkzeuge für die Veränderung ihrer Arbeit gesehen. Dieses robuste
Stufenmodell ermöglicht Unternehmen aber auch Mitarbeiter*innen eine Einordung und kann            » CRF-Diplomarbeitswettbewerb –
gleichzeitig als Ziel- und Zukunftsbild für eine weitere Entwicklung dienen. Wie beim „auto­         2021 virtuell
nomen Fahren“ des Kraftfahrzeuges werden mehrere Entwicklungsstufen unterschieden.
                                                                                                   » Termine
Die 4 Stufen in aller Kürze:
Stufe 0 (Softwaregestütztes Accounting): Fehlende integrierte ERP-Systeme führen aktuell
oft dazu, dass Unternehmen manuelle Workarounds mit Excel nutzen, um die Nachteile der
bestehenden Insellösungen auszugleichen. Mangels einheitlicher Datenbasis wird ein automati­         Impressum:
siertes Berichtwesen verhindert. In dieser Stufe können auch noch papierbasierte Ablage- und
Arbeitsabläufe existieren.                                                                           FH Oberösterreich
                                                                                                     Fakultät für Wirtschaft und Management
                                                                                                     Studiengang „Controlling, Rechnungswesen
Stufe 1 (Digital unterstütztes Accounting): Stufe 1 kennzeichnet eine Mischung aus manueller         und Finanzmanagement“
und automatisierter Belegverarbeitung sowie ein elektronisches Ablagesystem. Sich wiederho­          Wehrgrabengasse 1–3, 4400 Steyr/Austria
lende, regelbasierte Prozesse werden von Service-Zentren (oftmals offshore) mit einer Mischung       Tel: +43 5 0804 33700
aus manuellen Tätigkeiten und einfachen Automatisierungsansätzen durchgeführt. Der Einsatz           Fax: +43 5 0804 33799
                                                                                                     E-Mail: crf@fh-steyr.at
von Software-Robotern befindet sich in der Pilotphase. Cloudbasierte Softwarelösungen ermögli­       Web: www.fh-ooe.at/crf
chen eine ortsunabhängige Anbindung an alle wichtigen Subsysteme (ERP-System etc.).
                                                                                                     Das Redaktionsteam:
Stufe 2 (Teilautonomes Accounting): Stufe 2 zeichnet sich durch einen hohen Automatisie­             FH-Prof. Mag. Dr. Josef Arminger,
                                                                                                     FH-Prof. Dr. C
                                                                                                                  ­ hristoph Eisl, Mag. Dr. Stefan Fink,
rungsgrad der Prozesse aus. Die Mitarbeiter*innen konzentrieren sich auf die Interpretation der
                                                                                                     Mag.a Christa Hangl, FH-Prof. Mag. DI Peter Hofer,
systemgenerierten Informationen, tragen Verantwortung für die Datenqualität sowie Prozesse           MMag.a Dr.in Susanne Leitner-Hanetseder, ­FH-Prof.
und nehmen eine stärkere interne Beratungsrolle ein. Mitarbeiter*innen beziehen externe und          Dr. Othmar M. Lehner, FH-Prof. DI Dr. Heimo
unstrukturierte Daten in ihre erweiterten Business-Intelligence-Lösungen (BI) mit ein und nutzen     Losbichler, FH-Prof. Dr. Albert Mayr
künstlich intelligente Tools (KI), um Datenanalysen und Betrugserkennung durchzuführen.
                                                                                                     Fotos: FH OÖ, Peter Baier, AdobeStock, iStock,
Mittels Self-Service-BI-Tools können Manager*innen Informationen zeitnah über Dashboards             Fotolia, Bernhard Plank – imBilde.at
abrufen und nutzen digitale Möglichkeiten für ihre Meetings.
                                                                                                                                            Seite 1 von 6

MAKE IT REAL                          FH OÖ FAKULTÄT FÜR WIRTSCHAFT UND MANAGEMENT                                               www.fh-ooe.at/crf
Der Weg zum vollautonomen Accounting - FH OÖ
Stufe 3 (Vollautonomes Accounting): In Stufe 3 sorgt eine multifunktionale KI für die automati­
                                                                                                     FH-Newsletter
sierte Anwendung und Anpassung von Rechnungslegungs- und Steuervorschriften, setzt Opti­             Nr. 21/März 2021
mierungsmaßnahmen um, liefert zielgruppenspezifisches Reporting und Forecasting in Echtzeit,         Ein Service des Studiengangs
führt Simulationen und Szenarien durch und gibt regelmäßig Managementwarnungen zu wich­              „Controlling, Rechnungswesen und
tigen Kennzahlen mit detaillierten Analysen und Empfehlungen aus. Die KI steuert den Einsatz der     Finanzmanagement“
spezialisierten Softwarelösungen entsprechend der Aufgaben, die das Management vorgibt. Sie
nutzt ein tief integriertes virtuelles Data Warehouse, in dem interne und externe Daten verfügbar
sind und die Datenschutz- und Sicherheitsrichtlinien eingehalten werden. Manager*innen kom­
munizieren ortsunabhängig über natürliche Sprachverarbeitung mit dem System. KI lernt aus den
vom Management getroffenen Entscheidungen und verbessert damit die zukünftigen Vorschläge.
In diesem Stadium kann von einem vollautonomen Accounting gesprochen werden.

Automatisierung und Digitalisierung wird die Arbeitsinhalte und die Arbeitsorganisation massiv
beeinflussen. Darüber sind sich Praxis und Wissenschaft einig. Einfache und repetitive Routine­
tätigkeiten können durch Software-Roboter automatisiert abgearbeitet werden. Künstliche
Intelligenz (KI) macht aber auch vor Nicht-Routinetätigkeiten nicht halt. So könnten spezialisier­
te IT-Tools auch Vorschläge bezüglich Planung und Steuerung im Unternehmen liefern. Welche
Berufsfelder wird es deshalb zukünftig im unternehmensinternen Finanzbereich noch geben?
Welche Rollen und Aufgaben wird der Mensch im Finanzbereich zukünftig noch übernehmen?
Welche Kompetenzen müssen Mitarbeiter*innen im Finanzbereich aufweisen?

Mitarbeiter*innen, die den Anforderungen der Digitalisierung gewachsen sind, sind unabding­
bar. Dies bestätigen auch die Befragten der eingangs erwähnten Studie „Status quo der Digi­
talisierung im Accounting“. Personelle Ressourcen müssen aber auch geplant und aufgebaut
werden. Ein Forscher*innenteam der FH Oberösterreich, Campus Steyr, Controlling, Rech­
nungswesen und Finanzmanagement hat deshalb mittels einer Delphi-Studie und zahlreichen
Expert*innenworkshops das „Future-Finance-Team“ eines teilautonomen Finanzbereichs (Stufe
2 des Stufenmodells) zum Leben erweckt. Das Future-Finance-Team wird vom Forschungs­
team in Form von „Personas“ dargestellt. Diese Darstellung ermöglicht Beschäftigten im
Finanzbereich, sich mit den Personas zu identifizieren und eine spezifische Idee vom Future-
Finance-Team zu bekommen

Wie wirkt sich die Digitalisierung auf bestehende Berufsfelder aus?
Repetitive, regelbasierte Aufgaben wie die Beleg- und Kostenerfassung, Abstimmarbeiten oder
Berichterstellung werden zukünftig immer weniger von Menschenhand erfolgen.

Werden die damit verbundenen Berufsfelder verschwinden?
Die Rollen werden sich verändern. Neue Berufsfelder werden entstehen, alte Berufsfelder
werden neue Rollen übernehmen müssen. Anstelle von oftmals kleinteiligen manuellen Arbeits­
aufgaben werden beispielsweise Rechnungswesenmitarbeiter*innen in zunehmend dynami­
scheren Umgebungen ihr Fach- und Prozesswissen dazu einsetzen, Prozesse zu überwachen,
zu adaptieren und die zunehmende Datenmenge zu prüfen. Die Datenerfassung wird jedoch
durch IT-Tools erfolgen.

Die Digitalisierung wird auch stark wissensbasierte Berufsfelder wie Treasurer,
Risikomanager*innen oder Rechts-Expert*innen im Fachbereich treffen. Wissensdaten­
banken und auf künstlicher Intelligenz basierende Expertensysteme werden die Arbeit dieser                       Wissensdatenbanken
Berufsgruppen unterstützen. Vielfach wird den Mitarbeiter*innen die Existenz der sog. künst­             und auf künstlicher Intelligenz
lichen Intelligenz dahinter gar nicht bewusst sein. Neben der Fähigkeit, diese KI-Tools richtig zu        basierende Expertensysteme
bedienen, ist die Kompetenz erforderlich, die Ergebnisse im Kontext richtig zu interpretieren.
                                                                                                      werden die Arbeit von Treasurern,
                                                                                                            Risikomanager*innen oder
Durch BIG Data wird der Finanzbereich als Informationslieferant für strategische Entschei­
                                                                                                           Rechts-Expert*innen künftig
dungen an Bedeutung gewinnen. Data Analyst*innen werden im Fachbereich relevant und
unterstützen durch Datenmodellierung, Analyse von Daten und Prognose- und Simulations­                                    unterstützen.
rechnungen die Controller*innen als Business Partner*innen. Controller*innen werden noch
stärker zu Berater*innen des Managements und arbeiten eng mit den Business Data Analysts,
deren Aufgaben mit der Menge und Qualität der Daten wachsen, zusammen.

Die fortschreitende Digitalisierung der Arbeit im Finanzbereich bedarf der Koordination zwi­
schen den Fachabteilungen und der IT. Manager*innen für Finanzsysteme und -prozesse
werden einerseits für die Abstimmung zwischen diesen Abteilungen verantwortlich sein,
andererseits auch technologische Trends mit Blick auf die Einsatzfähigkeit im unternehmens­
internen Finanzbereich beurteilen. Letztendlich müssen sich diese Trends auch in den Lehr­                                    Seite 2 von 6

MAKE IT REAL                                              FH OÖ CAMPUS STEYR                                            www.fh-ooe.at/crf
Der Weg zum vollautonomen Accounting - FH OÖ
inhalten von berufsbildenden höheren Schulen sowie Fachhochschulen und Universitäten
                                                                                                      FH-Newsletter
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                                                                                                      Ein Service des Studiengangs
Neben der Digitalisierung zeichnet sich aktuell ein weiterer gesellschaftlich relevanter Trend        „Controlling, Rechnungswesen und
ab, der auch im Finanzbereich aufgegriffen werden muss, nämlich das Reporting bezüg­                  Finanzmanagement“
lich Nachhaltigkeit im Sinne der ESG-Kriterien. Sustainability Manager*innen werden sich
dieser Thematik ganzheitlich widmen.
                                                                      (Susanne Leitner-Hanetseder)

Die Konkurs-Illusion oder: Die erwarteten
Auswirkungen von COVID-19 auf Kreditausfälle
und Insolvenzen
Die COVID-19 Pandemie verursachte im Jahr 2020 die schärfste Rezession seit dem 2. Welt­
krieg. Der Einbruch der Wirtschaftsleistung in Q2/2020 von über 14 % wurde zwar von einer
Erholungsbewegung gefolgt, die neuerlichen Ausbrüche und damit einhergehenden Lock-
Downmaßnahmen sorgten jedoch für neuerliche Dämpfer. Und auch das Jahr 2021 sieht
wachstumsmäßig nicht mehr ganz so gut aus, wie Ende letzten Jahres in den Prognosen
angenommen.

Demgegenüber lesen sich Berichte der Kreditschutzverbände wie Nachrichten aus einer
anderen Welt. Die Konkurse 2020 lagen in Österreich über 40 % niedriger als im Jahr 2019. Es
mehren sich daher Stimmen, die behaupten, dass das ganze „doch noch einmal glimpflich“
ausgegangen sei.

An dieser Stelle muss ganz klar darauf hingewiesen werden, dass diese extrem niedrigen Kon­
kurszahlen (die global zu beobachten waren) auf Hilfsmaßnahmen von Staat und Bankensektor
zurückzuführen sind. Sämtliche Stützungsmaßnahmen von Regierungsseite, wie etwa die Kurz­
arbeitsregelungen, Härtefallfonds, Umsatzersatz und noch weitere Maßnahmen (in Summe ca.
12,5 % des österreichischen Bruttoinlandsprodukts) sorgten dafür, dass die wirtschaftlichen
Einbrüche künstlich kompensiert werden konnten. Zusätzlich sorgten Stundungen (Sozialversi­
cherungsbeiträge u.a.) und auch Zahlungsmoratorien bei Kreditzahlungen dafür, dass Liqui­
ditätsengpässe weitestgehend vermieden wurden. Faktum ist aber, dass der wirtschaftliche
Abschwung, die teilweise massiv eingebrochene Nachfrage, die Probleme in den Lieferketten
und auch die deutlich pessimistischere Stimmung bei Haushalten und Unternehmen, ihre Wir­
kung in der wirtschaftlichen Dynamik und damit auch der Solvenz von Unternehmen hinterlas­
sen werden. Verglichen mit den Insolvenzen 2020 rechnet Euler Hermes / Allianz Research in                        „Koste es was es wolle“
Österreich 2021 mit einem Insolvenz- Anstieg um +64 %, der sich 2022 mit nochmals +11 %                 darf für Unternehmen und Banken
fortsetzen wird. 2021-2022 bedeutet dies einen Anstieg um 82 %, der eine Herausforderung                   nicht zum Boomerang werden.
nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für kreditvergebende Banken darstellen wird.
Mit dieser Entwicklung ist Österreich nicht alleine – vergleichbare Schätzungen gibt es für
Frankreich, für Italien wird gar ein Anstieg um +128,4 % erwartet.

Es ist von essenzieller Bedeutung, diesen signfikanten Anstieg nach (notwendigem) Auslaufen
von Stützungsmaßnahmen im Auge zu behalten und klar und transparent mit der Situation
umzugehen. Eine Verlängerung der Maßnahmen „koste es was es wolle“ ist dabei nicht zu
empfehlen. Einerseits darf die Kostenbelastung nicht unterschätzt werden (alleine 2020 stieg
die österreichische Gesamtverschuldung um +13,7 %, die zusätzlichen Maßnahmen 2021 sind
darin noch nicht enthalten), andererseits muss auch berücksichtigt werden, dass die Förde­
rung von Unternehmen, welche auch ohne Corona kein nachhaltiges Geschäftsmodell gehabt
hätten, eine gefährliche Fehlsteuerung im Rahmen der Wirtschaftspolitik bedeuten würde.

Bei aller Dramatik der Situation: Es ist wichtig, sich mit der erwarteten Insolvenzentwicklung
auseinanderzusetzen und nachhaltig darauf zu reagieren. Für Unternehmen und Banken ergibt
sich dabei insbesondere Handlungsbedarf, was die Risikovorsorge betrifft. Nur so kann „Koste
es was es wolle“ nicht zum Boomerang werden.
                                                                                      (Stefan Fink)

                                                                                                                               Seite 3 von 6

MAKE IT REAL                          FH OÖ FAKULTÄT FÜR WIRTSCHAFT UND MANAGEMENT                                       www.fh-ooe.at/crf
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Grundsatz der Unternehmensfortführung                                                                                                                        FH-Newsletter
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in Krisenzeiten                                                                                                                                              Ein Service des Studiengangs
                                                                                                                                                             „Controlling, Rechnungswesen und
                                                                                                                                                             Finanzmanagement“
Das Unternehmensgesetzbuch (UGB) normiert in § 201 Abs 2 Z 2 die gesetzliche Fortführungs­
annahme (die going concern-Prämisse), die der Bilanzierung zugrunde zu legen ist. Von diesem
zentralen Bewertungsgrundsatz bei der Aufstellung von Abschlüssen darf nur abgegangen
werden, wenn tatsächliche oder rechtliche Gründe entgegenstehen. Für diese Annahme sind
keine besonderen Nachweise notwendig, wenn ein grundsätzlicher Fortführungswille besteht
und eine nachhaltige Gewinnsituation, einfacher Zugriff auf finanzielle Mittel und ein positives
Eigenkapital vorliegen.

Sämtliche weiterführenden Bewertungsgrundsätze für Vermögensgegenstände und Schulden
bauen auf diesem Grundgedanken auf und ermöglichen beispielsweise bei Gegenständen
des Anlagevermögens die Zulässigkeit einer planmäßigen Abschreibung über die betriebsge­
wöhnliche Nutzungsdauer bzw. eine Abzinsung langfristig fälliger Schulden. In wirtschaftlichen
Krisen­zeiten (wie der anhaltenden COVID-Krise) gewinnt diese Fortführungs-Prämisse an Re­
levanz für die Bilanzierung, da Umsatzeinbrüche, unsichere Zukunftsperspektiven und Liquidi­
tätsprobleme den Bestand von Unternehmen einzelner Branchen stark gefährden.

Die Fortführungsannahme – Rahmenbedingungen und Zeitraum
Wie bereits angeführt darf von der going concern-Prämisse nur abgegangen werden, wenn
tatsächliche oder rechtliche Gründe dagegenstehen. Ausgangspunkt für die Beurteilung der
Unternehmensfortführung bildet eine Unternehmensplanung, die alle relevanten und wesent­
lichen Entwicklungen über künftige Chancen und Risiken berücksichtigt. Dies ist insbesondere
dann erforderlich, wenn insolvenzrechtliche Tatbestände drohen. Diese Planung hat umso de­
taillierter zu erfolgen, je mehr eine Fortführung gefährdet erscheint und reicht von einer reinen
Ertragsplanung bis hin zu einer integrierten Planungsrechnung.

Das UGB enthält in diesem Zusammenhang keinen definierten Zeithorizont für die Planungs-
rechnungen. Nach Ansicht des Fachsenats der Kammer der Steuerberater und Wirtschafts­
prüfer umfasst der Beurteilungszeitraum zumindest zwölf Monate ab dem Abschlussstichtag.1
Bestehen innerhalb dieses Zeitraumes fundierte Anhaltspunkte, die gegen eine Unternehmens­
fortführung sprechen, ist der Planungshorizont zu erweitern. Zu den tatsächlichen Gründen
zählen alle Ereignisse und Gegebenheiten betrieblicher oder finanzieller Art innerhalb des
Planungszeitraumes. Zu den rechtlichen Gründen zählen beispielsweise insolvenzrechtliche
Tatbestände (Zahlungsunfähigkeit bzw. Überschuldung), die Auflösung der Gesellschaft auf
Grund gesetzlicher oder gesellschaftsvertraglicher Befristung oder etwa das Auslaufen von
Verträgen oder sonstigen Schutzrechten, die wesentliche Grundlage der Unternehmenstätig­
keit sind. Bestehen wesentliche Unsicherheiten hinsichtlich der Fortführungsannahme ist eine
ausführliche Erläuterung im Anhang und im Lagebericht erforderlich.

Konsequenzen bei Abgehen von der going-concern Prämisse
Kann die Fortführungsannahme nicht mehr begründet werden führt dies zu einer Änderung
der Bewertungsmethoden bei betroffenen Vermögensgegenständen und Schulden. Liegt kein
formaler Auflösungsbeschluss vor, sind die übrigen Bilanzierungs- und Bewertungsgrund­
sätze weiterhin zu beachten. Bei Vermögensgegenständen ist jedoch zu überprüfen, ob durch
verkürzte Nutzungsdauern oder Änderung der Verwertungsmöglichkeiten eine Anpassung der
Abschreibungen erforderlich ist oder außerplanmäßige Abschreibungen einzelner Gegenstän­
de des Anlage- und Umlaufvermögens erforderlich sind. Auf der Passivseite sind andererseits
Verpflichtungen aufgrund der Beendigung des Unternehmens zu bilanzieren, dies betrifft insbe­
sondere jene gegenüber Arbeitnehmer *innen. Die geänderten Bilanzierungs- und Bewertungs­
methoden und deren Auswirkungen sind im Anhang zu erläutern.
                                                                                                                                          (Josef Arminger)

1
    Vgl. KFS/RL 28 Fachgutachten: Unternehmensfortführung gemäß § 201 Abs. 2 Z 2 UGB vom 19. September 2016, überarbeitet im Juni 2018                                               Seite 4 von 6

MAKE IT REAL                                                                                     FH OÖ CAMPUS STEYR                                                             www.fh-ooe.at/crf
Der Weg zum vollautonomen Accounting - FH OÖ
OPEN LECTURE zu Covid-Krisenmanagement,                                                                              FH-Newsletter
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Wirtschaftskriminalität und Green Deal                                                                               Ein Service des Studiengangs
                                                                                                                     „Controlling, Rechnungswesen und
                                                                                                                     Finanzmanagement“
5 Finanz-Expert*innen gaben aktuelle Einblicke zu Covid-Krisen­
management, European Green Deal und Wirtschaftskriminalität
Die Auswirkungen von Corona auf die finanzielle Unternehmensführung standen im Fokus
der „10. CRF-Leading Practices“ am 22. Jänner 2021 an der Management-Fakultät der
FH Oberösterreich in Steyr. Dabei gaben heuer Expert*innen von der Porsche Holding, BMD,
Salvagnini Maschinenbau, Bolena Impact-Investments und Gattringer, Schiller & Partner
Einblicke zu aktuellen Themen und diskutierten diese Entwicklungen mit Studierenden. Die
diesjährige Veranstaltung fand zum ersten Mal als Online-Lecture statt und war öffentlich
zugänglich.

Die Referenten waren hochkarätig und die Themen topaktuell:

» Thomas Lirk, CFO Großhandel der Porsche Holding und Daniel Müller, CFO Salvagnini Ma­
  schinenbau, zeigten aus Finanz- und HR-Sicht, mit welchen kurz- und langfristig wirksamen
  Maßnahmen sie ihr Unternehmen erfolgreich durch die Krise navigieren.
» Unternehmerin Alexandra Bolena und Steuerberaterin Claudia Gattringer griffen den Europe­
  an Green Deal auf und referierten über nachhaltige Investments, offene Finanzierungsfragen
  sowie Initiativen zur Ökologisierung des Steuerrechts am Beispiel der Elektromobilität.
» BMD-Akademieleiter Roland Beranek widmete sich der zunehmenden Wirtschaftskriminalität
  und zeigte organisatorische und technologische Wege zur Betrugsbekämpfung im Rech­
  nungswesen auf.

Durch den Tag führte Lehrveranstaltungsleiter und Masterstudiengangskoordinator Christoph
Eisl. „Covid-19 hat derzeit offensichtlich massive Auswirkungen auf die Betriebe und die
Finanzwelt. Mittel- und langfristig wird aber die Klimakrise verstärkt in den Fokus rücken und
Führungskräfte sowie Mitarbeiter*innen in den Bereichen Controlling, Rechnungswesen und
Finanzmanagement vor mindestens genauso große Herausforderungen stellen. Finanzexperten
sind zu jeder Zeit gefragt, besonders aber in Zeiten des Wandels“, so Controlling-Professor
Eisl, der mit seinen Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen auch Unternehmen
bei der Entwicklung von Planungsrechnungen und optimierten Reportinglösungen unterstützt.
                                                                                                  (Christoph Eisl)

CRF-Diplomarbeitswettbewerb – 2021 virtuell                                                                            Diplomarbeitswettbewerb
                                                                                                                       Die Teilnahme erfolgt unter
                                                                                                                       www.fh-ooe.at/diplomarbeits­
Bereits zum sechsten Mal wird heuer der Diplomarbeitswettbewerb am Studiengang CRF,                                    wettbewerb.
Campus Steyr, durchgeführt. Wir suchen und prämieren die besten Arbeiten aus Wirtschafts-
themen, die zumindest teilweise einen finanziellen Bezug (z. B. Investitionsberechnung,                                Anmeldeschluss
Planung der Projektkosten, Betrachtung steuerlicher Wirkungen etc.) aufweisen. Aufgrund der                            2. April 2021
unsicheren Covid19-Situation führen wir den Wettbewerb heuer virtuell durch.

Im vorletzten Jahr kamen die Sieger mit folgenden Themen aus drei verschiedenen
Bundesländern:

 Platz   Schule                     Diplomarbeit                                                    Preisgeld

   1     HAK Feldbach               Wohnimmobilie - Investment.Development.Vermarktung               € 1.000,–

                                    Analyse aktueller Anforderungen und Erwartungen an die
   2     HAK Innsbruck              Sparte der Steuerspezialistinnen und Steuerspezialisten und        € 500,–
                                    deren Entwicklung

   3     HAK Ried                   Business Unit Future Dome - Kosten-Nutzen-Analyse                  € 250,–

         Sonderpreis für die
                                    „disCount - Ein Rechnungswesen-Programm für SchülerInnen“          € 500,–
         ­Ferrarischule Innsbruck

                                                                                                                                              Seite 5 von 6

MAKE IT REAL                                                       FH OÖ CAMPUS STEYR                                                   www.fh-ooe.at/crf
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                                                                                                        Ein Service des Studiengangs
                                                                                                        „Controlling, Rechnungswesen und
                                                                                                        Finanzmanagement“

Abbildung 1 – Die Sieger aus der HAK Feldbach mit der Jury (Foto 2019)

Wir möchten uns ganz besonders bei Ihnen als Projektbetreuer*innen bedanken. Die wirk­
lich großartige Qualität der Projektarbeiten spricht für Sie als Pädagog*innen aber auch als
Fachexpert*innen.

Unsere Bitte an Sie lautet: Motivieren Sie Ihre Schüler*innen am virtuellen Diplomarbeits-
wettbewerb am 7. Mai 2021 in Steyr teilzunehmen.

Die Teilnahme erfolgt unter: www.fh-ooe.at/diplomarbeitswettbewerb.
Anmeldeschluss ist der 2. April 2021.
                                                                                        (Albert Mayr)

Termine
Virtual Open House                                                                                        Bewerbungstermine:
19. März 2021, 13 – 18 Uhr
www.fh-ooe.at/openhouse                                                                                   Ordentliche Bewerbungsfrist
                                                                                                          31. März / 30. Juni 2021
Virtual Master Night:
14. April 2021, 18 – 20 Uhr                                                                               Termine für
                                                                                                          Aufnahmeverfahren:
CRF Kamingespräch                                                                                         Bachelor:
online mit Herrn Dr. Thomas Steiner, Direktor der Österreichischen Nationalbank                           8. April 2021
21. April 2021, 17:30 Uhr                                                                                 6. Juli 2021
                                                                                                          Master:
Finale Diplomarbeitswettbewerb:                                                                           7. April 2021
7. Mai 2021, 9 – 13 Uhr (Einsendeschluss: 2. April 2021)                                                  7. Juli 2021
www.fh-ooe.at/diplomarbeitswettbewerb

                            Studiengangsleiter: FH-Prof. DI Dr. Heimo Losbichler
                            Studienberatung: Elke Schlemmer, Blanka Imsirovic
                            FH Oberösterreich, Fakultät für Wirtschaft und Management
                            Wehrgrabengasse 1–3, 4400 Steyr/Austria
                            Tel: +43 5 0804 33700, Fax: +43 5 0804 33799
                            E-Mail: crf@fh-steyr.at
                                                                                                                                 Seite 6 von 6

MAKE IT REAL                                                      FH OÖ CAMPUS STEYR                                       www.fh-ooe.at/crf
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