Stärkung der Rechte Älterer in Zeiten der Digitalisierung
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Dokumentation zur Online-Konferenz
Stärkung der Rechte
Älterer in Zeiten
der Digitalisierung
Erkenntnisse aus der Covid-19-Pandemie
28.–29. September 2020
#AgeingEU2020
Konferenz zur Stärkung der Rechte
älterer Menschen | Conference on
strengthening older people’s rights
2
Dokumentation
Einleitung
Vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie aus mehr als 60 Ländern teilnahmen. Input kam
haben das Bundesministerium für Familie, Se- von Sachverständigen sowie Vertreterinnen
nioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), die BAGSO und Vertretern der EU-Mitgliedstaaten und den
– Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorga- europäischen Institutionen. Diese Dokumenta-
nisationen und AGE Platform Europe (AGE) ihre tion fasst die wichtigsten Impulse der Konferenz
Kräfte gebündelt und anstelle zweier Tagungen zusammen. Die vollständige Konferenz findet
vor Ort eine gemeinsame Online-Konferenz auf sich auf YouTube.
die Beine gestellt, an der über 1.500 Menschen
2 Tage standen
unter der Frage,
21 Speakerinnen
und Speaker gaben als
welche Chancen und nationale und interna-
Gefahren die tionale Expertinnen und
Digitalisierung für Experten Input.
ältere Menschen birgt.
13 Über 1.500
Menschen aus mehr als 60
Fachvorträge waren Nationen nahmen an der
Teil des Programms. Konferenz teil.
4 Frage-
und-Antwort-Runden
266
boten die Möglichkeit
zum Austausch. Fragen reichten die
Teilnehmenden ein.
3
Vorträge
Moritz Ader… John Patrick Clarke…
…ging auf OECD-Erkenntnisse zur Digitalisie- …erinnerte an die VN-BRK, insbesondere Artikel
rung im Zusammenhang mit COVID-19 ein. 3, 5, 9 und 19. Digitalisierung bringe Vor- und
Die Pandemie offenbare bestehende Lücken. Nachteile für ältere Menschen mit Behinderung
Um diese zu schließen, sei es unerlässlich sozio- mit sich. Technik sei so auszugestalten, dass sie
ökonomische Unterschiede zu überwinden. die Teilhabe von Menschen mit Behinderung
Dabei müsse die Devise lebenslanges Lernen sein. fördert.
Robin Allen… Helena Dalli…
…betonte, dass Autonomie essentiell sei und for- …sagte: „Europa befindet sich an drei Übergän-
derte, dass KI menschenzentriert auszugestalten gen, den Weg in die Digitalisierung, den Weg zur
sei. Hierzu ging er auf den Bericht für Equinet Überwindung von COVID-19 und den Übergang
ein, der sich mit den Auswirkungen von künst- zu einer Union, die von Gleichheit geprägt ist.“ Sie
licher Intelligenz auf die Arbeit dieser Stellen kündigte an, das Prinzip des Ageing-Mainstrea-
befasst und Gefahren für Gleichbehandlung ming in allen Politikbereichen zu verfolgen.
offenlegt.
Franziska Giffey…
Andraž Banfi…
…betonte, dass Menschenrechte kein Ablauf-
…stellte die Arbeit eines Projektes zur Unter- datum haben. Für das BMFSFJ sei hierbei die Zu-
stützung für Unternehmen im Hinblick auf aktiv sammenarbeit mit der Zivilgesellschaft essentiell.
alternde Mitarbeitende vor. Unerlässlich sei das Nur durch europäische Zusammenarbeit ist die
Prinzip des lebenslangen Lernens und Pandemiekrise zu lösen. COVID-19 forciere die
der Weiterbildung umzusetzen, um Menschen Bedeutung digitaler Kommunikation für die Teil-
länger im aktiven Erwerbsleben zu halten und habe aller.
am Fortschritt teilhaben zu lassen.
Ebbe Johansen…
Milan Brglez…
…erläuterte die Aktualität des Konferenzthemas
…stellte die Interessengruppe zur generationen- anhand der stark beschleunigten Digitalisierung
übergreifenden Solidarität des EP vor und for- aller Lebensbereiche. Die politischen Entschei-
derte entsprechend des Kommissionsvorschlags dungsträger sind gefragt, ein nutzerfreundliches
eine Erhöhung der Finanzmittel für die digitale und sicheres, digitales Umfeld zu schaffen und
Transformation. Er forderte, auch ESF-Mittel gleichzeitig analoge Teilhabe zu garantieren.
verstärkt für digitale Fertigkeiten einzusetzen
sowie die Nacherwerbsphase in Programme ein- Claudia Mahler…
zubeziehen.
…verwies auf ihren Bericht an die VN zu den Aus-
Anna Chabiera… wirkungen von COVID-19 auf ältere Menschen.
Sie forderte einen Vertrag zu den Rechten Älterer,
…fragte: „Werden die Menschenrechte älterer der auch den Zugang zu einem Beschwerdesys-
Menschen in der Praxis umgesetzt?“ Das Recht tem enthält. Sie lobte den rechtebasierten Ansatz
auf Bildung sei kein soziales Recht, sondern ein der Ratsschlussfolgerungen.
Menschenrecht in jedem Alter. Altersstereotypen
müsse mit einem international bindenden Inst-
rument entgegengewirkt werden.
4
Elizabeth Mestheneos… Guiseppe Palmisano…
…ging auf die Herausforderungen der Nutzung …führte in den Rahmen des Europarates hin-
digitaler Geräte für ältere Menschen ein. Zugang sichtlich der Rechte Älterer und in der Digitali-
zur digitalen Welt sei ein Menschenrecht, das sierung ein. Zu beachten sei v.a. die Revidierte
nicht vom sozioökonomischen Status abhängen Europäische Sozialcharta (1996), insb. Artikel 23,
darf. Sie forderte Daten ein, die auch das hohe der das Recht auf Teilhabe festschreibt. Er hoffe,
Alter einschließen. dass der deutsche Vorsitz im Europarat ab 15.
November 2020 hier anknüpft.
Heidrun Mollenkopf…
Birgitta Sacrédeus…
…forderte, dass ältere Menschen das Recht auf
Zugang zu digitalen Informationen, Diensten …betonte die Bedeutung des Breitbandausbaus
und sozialen Netzwerken haben müssen. Neue in allen Regionen. Sie nannte als Beispiele für
rechtliche Rahmen auf nationaler und globaler den Nutzen den Zugang zu Bibliotheken und den
Ebene sind notwendig, um die gleichberechtigte Einsatz von Telemedizin. Festzuhalten sei, dass
Anwendung der Menschenrechte auf alle älteren durch den hohen Digitalisierungsgrad in Schwe-
Männer und Frauen zu gewährleisten. den auch ältere Menschen mit dem Umgang
digitaler Geräte sicher seien.
Claudia Müller…
Juliane Seifert…
…ging auf die Erkenntnisse des 8. Altersberichts
der Bundesregierung ein. Dieser untersuche, wel- …betonte: „Wir müssen die Digitalisierung zum
chen Beitrag Digitalisierung zur Erhaltung und Wohl aller Menschen gestalten, niemand darf
Stärkung der Lebensqualität im Alter leiste. Dabei zurückgelassen werden. Nationale und europäi-
sei auf die hohe Diversität der Älteren und beteili- sche Politik für Ältere gehen Hand in Hand daher
gungsorientierte Technikgestaltung zu achten. auch die Ratsschlussfolgerungen. Auch auf Ebene
der VN muss über die Schließung möglicher
Franz Müntefering… Schutzlücken geredet werden.“
…betonte, dass die Digitalisierung ein klarer Dubravka Šuica…
Fortschritt sei und dass dieser Fortschritt den
Menschen dienen muss und nicht umgekehrt. Es …hob hervor, dass COVID-19 ein Weckruf für die
sei wichtig für eine funktionierende Demokratie, Bedeutung der Menschenrechte in jedem Lebens-
dass die Digitalisierung so genutzt wird, dass sie alter war. Das Grünbuch zum Altern werde hier-
den Menschen guttut. auf eingehen, ebenso wie die Langzeitstrategie zu
ländlichen Regionen.
Michael O’Flaherty…
Matthias von Schwanenflügel…
…verwies auf die Briefs der Europäischen Grund-
rechteagentur zu COVID-19, die in diesem Jahr …stellte die Inhalte der am 9.10.2020 verabschie-
bereits veröffentlicht wurden, und die Ergebnisse deten Ratsschlussfolgerungen vor. Sie enthalten
des für die Konferenz erstellten Hintergrund- ein Bündel von Maßnahmen, die sich an die
papiers. Erkennbar sei eine abnehmende Nutzung Mitgliedstaaten der EU, die EU-Kommission und
digitaler Medien mit steigendem Alter, aber auch andere EU-Institutionen richten. Sie sollen in den
mit sinkendem Bildungsgrad. PDF kommenden Jahren umgesetzt werden. Presse-
mitteilung5 Zentrale Ergebnisse Menschenrechte haben kein Ablaufdatum und – auch bei Einschränkungen. Technik kann nie sind nicht an ein Lebensalter gebunden. Daher den direkten menschlichen Kontakt ersetzen, nur ist sowohl bei Exit-Strategien aus der Pandemie unterstützen. Um die digitale Teilhabe zu sichern, als auch hinsichtlich der Digitalisierungsstra- muss daher auf die Umsetzung des Rechts auf tegien der EU und ihren Mitgliedstaaten darauf lebenslanges Lernen und auf die Fortentwick- zu achten, dass alle Menschen teilhaben und lung von Fähigkeiten auch in der nacherwerb- keine Gruppe bevorzugt oder benachteiligt wird. lichen Lebensphase hingewirkt werden. Die am Das Prinzip der VN-Nachhaltigkeitsstrategie 9. Oktober 2020 verabschiedeten Ratsschlussfolg- „Niemanden zurücklassen“ gilt gerade für die erungen, die erstmals seit 2010 die Rechte älterer Digitalisierung, die in 2020 mehr denn je zum Menschen in den Mittelpunkt stellen, wurden als Garanten für die volle Teilhabe am kulturellen, Agenda für die nächsten Jahre begrüßt, verknüpft wirtschaftlichen und sozialen Leben geworden mit der Erwartung, dass die folgenden EU-Rats- ist. Technik muss dem Menschen nutzen und so präsidentschaften das Thema weiterverfolgen. ausgestaltet sein, dass sie bedienbar und sicher ist
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