Statistik aktuell 63 - Öffentliche Statistik Kanton St.Gallen
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Kanton St.Gallen Statistik Statistik aktuell 63 März 2018 Sozialhilfe und weitere bedarfsabhängige Sozialleistungen im Kanton St.Gallen Kennzahlen 2005 bis 2016 Inhalt Herausgepickt3 Einleitung4 Wirtschaftliche Sozialhilfe der Gemeinde 6 Sozialhilfe im Flüchtlings- und Asylbereich 46 Weitere bedarfsabhängige Sozialleistungen50 Spezialthema: Eineltern-Familien in der Sozialhilfe 56 Anhang61
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Inhaltsverzeichnis Herausgepickt 3 Einleitung 4 Wirtschaftliche Sozialhilfe der Gemeinde 6 Kennzahl zum Sozialhilfebezug der Gesamtbevölkerung 6 Kennzahlen zum Sozialhilfebezug verschiedener Altersgruppen 9 Kennzahlen zum Sozialhilfebezug der privaten Haushalte 12 Kennzahlen zum Ausbildungshintergrund der Sozialhilfe Beziehenden 18 Kennzahlen zur Erwerbstätigkeit der Sozialhilfe Beziehenden 22 Kennzahlen zur Bezugsdauer von Sozialhilfeleistungen 30 Kennzahlen zur Beendigung des Sozialhilfebezugs 36 Herausgeberin Kennzahlen zur Einkommenssituation der Sozialhilfe Beziehenden 40 Kanton St.Gallen Fachstelle für Statistik Kennzahlen zur Höhe der Sozialhilfeleistung 42 www.statistik.sg.ch Autorin Sozialhilfe im Flüchtlings- und Asylbereich 46 Esther Gerber, Kennzahl zur Sozialhilfe im Flüchtlingsbereich 46 Fachstelle für Statistik Kennzahl zur Sozialhilfe im Asylbereich 48 Fachinhaltliche Beratung Elisabeth Frölich Edelmann, Weitere bedarfsabhängige Sozialleistungen 50 Amt für Soziales Kennzahl zur Alimentenbevorschussung 50 Auskunft Für fachlich-inhaltliche Kennzahl zu den Mutterschaftsbeiträgen 52 Fragen: Kennzahl zu den ausserordentlichen Ergänzungsleistungen (AEL) 54 Elisabeth Frölich Edelmann, Amt für Soziales +41 (0)58 229 43 52 Spezialthema 56 elisabeth.froelich@sg.ch Eineltern-Familien in der Sozialhilfe 56 Für statistisch-methodische Fragen: Esther Gerber, Anhang 61 Fachstelle für Statistik Steckbrief Sozialhilfestatistik 61 +41 (0)58 229 21 90 statistik@sg.ch Hinweise zur Datenqualität 64 Bezug Methodische Details zum Beschäftigungsgrad 64 Exemplare im Angebotsmerkmale der wirtschaftlichen Sozialhilfe der Gemeinde, pdf-Format unter: Sozialhilfe im Asylbereich, Sozialhilfe im Flüchtlingsbereich 65 www.statistik.sg.ch > Publikationen Angebotsmerkmale der weiteren bedarfsabhängigen Sozialleistungen 65 > Statistik aktuell Kennzahlentabelle von Kanton und Gemeinden zur Sozialhilfe 67 Gedruckte Exemplare à Fr. 15.–, telefonische Bestellung unter: +41 (0)58 229 34 86 Grafik/Layout Kanton St.Gallen Amt für Raumentwicklung und Geoinformation Copyright Abdruck – ausser für kommerzielle Nutzung – mit Quellenangabe gestattet Foto Titelseite Kanton St.Gallen Fachstelle für Statistik 2
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Herausgepickt Sozialhilfequote unverändert Aufgrund dieser Erwerbsbeteiligung sowie Einkünften Im Jahr 2016 bezogen 2,2 Prozent der Kantonsbe- aus Alimentenbevorschussung und Unterhaltsbei- völkerung Sozialhilfeleistungen der Gemeinden und trägen kommt bei 80 Prozent der Eineltern-Familien damit ist die Sozialhilfequote das vierte Jahr in Fol- die Sozialhilfe nur ergänzend zum Tragen. Nur jede ge unverändert. Insgesamt wurden 2016 im Kanton fünfte unterstützte Einelternfamilie deckte 2016 ihren St.Gallen 11 119 Personen mit Sozialhilfe unterstützt. gesamten Lebensbedarf ausschliesslich über die So- Im Kanton St.Gallen sind die Sozialhilfequoten der Ge- zialhilfe. meinden mit wachsender Besiedlungsdichte tenden- ziell höher. Überdurchschnittliche Sozialhilfequoten Sozialhilfequote im Flüchtlingsbereich hat sind insbesondere bei Gemeinden mit Zentrumsfunk- zugenommen tion festzustellen. Im Jahr 2016 wurden im Kanton St.Gallen 1450 Personen des Flüchtlingsbereichs mit finanzieller So- 2,9 Prozent aller privaten Haushalte bezogen zialhilfe unterstützt, dies sind 82,8 Prozent der ent- finanzielle Sozialhilfe der Gemeinde sprechenden Bevölkerungsgruppe. Gegenüber 2013 Insgesamt 6239 Privathaushalte beanspruchten 2016 ist die Sozialhilfequote im Flüchtlingsbereich um gut mindestens einmal Leistungen der finanziellen Sozi- 16 Prozentpunkte gestiegen. Dies bedeutet dass es alhilfe der Gemeinde, was 2,9 Prozent aller privaten vielen der in den Jahren 2015 und 2016 neu in die Haushalte des Kantons entspricht. Je nach Haus- Schweiz gekommenen Asylsuchenden in der Kürze haltstyp bestehen deutliche Unterschiede. Eineltern- der verstrichenen Zeit seit dem positivem Asylent- Haushalte tragen mit 17,5 Prozent ein sechsfach scheid, beziehungsweise der Zubilligung einer vorläu- höheres Sozialhilferisiko. Haushalte mit Verheirateten figen Aufnahme, noch nicht möglich gewesen ist, eine oder 3 und mehr Erwachsenen haben ein klar unter- wirtschaftliche Existenzgrundlage aufzubauen. durchschnittliches Sozialhilferisiko was auch damit zu- sammenhängt dass mehrere erwachsene Personen Im Asylbereich werden 9 von 10 Personen mit zur Erzielung eines Einkommens beitragen können. Sozialhilfe unterstützt 2016 liefert die Schweizerische Sozialhilfestatistik Einelternfamilien sind meist nur ergänzend auf erstmals Resultate zur Sozialhilfe im Asylbereich. Ins- Sozialhilfe angewiesen gesamt 3309 Personen des Asylbereichs erhielten 1112 Eineltern-Familien erhielten 2016 wirtschaft- 2016 finanzielle Unterstützung durch Sozialhilfe, dies liche Sozialhilfe der Gemeinde, davon waren 1789 entspricht 88,3 Prozent der Bevölkerungsgruppe im unterstützte Kinder betroffen. Gut jede/jeder dritte Kanton St.Gallen mit Aufenthaltsstatus N oder einer Sozialhilfe beziehende Alleinerziehende ist zumindest vorläufigen Aufnahme mit weniger als 7 Jahren Auf- teilweise erwerbstätig, und verglichen mit allen übri- enthalt. gen unterstützten Fällen ist dies überdurchschnittlich. 3
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Einleitung Das System der sozialen Sicherung der Schweiz zielt Bedarfsleistungen in Ergänzung mangelnder privater darauf ab, den Bewohnerinnen und Bewohnern des Sicherung Landes eine ausreichende Grundlage für die Schaf- Kommt ein Elternteil nach einer Trennung seiner Un- fung und Erhaltung ihres Lebensunterhaltes zu bieten. terhaltspflicht für die Kinder nicht nach, so kann der Verantwortlich dafür sind in erster Linie die Bewohne- Kanton im Interesse der Anspruchsberechtigten rinnen und Bewohner selbst, die auf der Basis einer ausbleibende finanzielle Unterstützungsbeiträge be- vom Staat bereitgestellten Grundversorgung auf dem vorschussen. Der Kanton St.Gallen kennt hier die Gebiete des Rechts, der Bildung und der öffentlichen Bevorschussung von Kinderalimenten. Eine weite- Sicherheit für ihren Lebensunterhalt selbst besorgt re Bedarfsleistung des Kantons St.Gallen sind die sind (vgl. G_1). Ist ihnen dies wegen Krankheit, Alter, bei der Geburt eines Kindes ausgerichteten Mutter- Invalidität und Arbeitslosigkeit nicht in ausreichendem schaftsbeiträge. Sie werden in Fällen gewährt, wo der Masse möglich,kommen Sozialversicherungsleistun- Lebensbedarf der Familie das anrechenbare Einkom- gen zum Zug, um den Bedarf zu decken. Jedoch men übersteigt. ist es möglich, trotz dieser Versicherungsleistungen, oder weil keine Ansprüche auf Versicherungsleistun- Das System der Sozialen Sicherung gen bestehen, in eine Notlage zu geraten. Mit dem G_1 Ziel, in solchen Fällen eine Unterstützung anzubieten wird von den Kantonen und Gemeinden eine Reihe von bedarfsabhängigen Sozialleistungen bereitge- stellt.1 Diese werden nach einer Überprüfung der An- Grundversorgung und individuelle Sicherung des Lebensunterhalts spruchssituation gewährt und lassen sich wiederum in mehrere Kategorien unterteilen, wobei die letzte Stufe dieser Bedarfsleistungen die kommunale Sozialhilfe darstellt:2 Bedarfsleistungen zur Sicherstellung der allgemeinen Sozialversicherungen Grundversorgung Sie umfassen Ausbildungsbeihilfen, die Übernahme oder Verbilligung der Prämien für die obligatorische Krankenversicherung, Opferhilfe, Rechtshilfe sowie Zuschüsse für Sozialversicherungsbeiträge zu AHV/ IV/EO. Auf einer Bundesgesetzgebung basierend Bedarfsleistungen sind diese Leistungen, wenn auch in unterschiedli- cher Ausgestaltung, in allen Kantonen vorhanden und sollen allen Personen einen Zugang zur Grundversor- gung ermöglichen. Sozialhilfe Bedarfsleistung in Ergänzung ungenügender oder Quelle: Bundesamt für Statistik, Soziale Sicherheit erschöpfter Sozialversicherungsleistungen © Fachstelle für Statistik Kanton St. Gallen Wenn Sozialversicherungsleistungen den Lebensbe- darf nicht decken können, besteht für die Kantone die Möglichkeit, dieses Defizit durch die Bereitstellung ergänzender Leistungen auszugleichen. Der Kanton St.Gallen gewährt hier ordentliche und ausserordent- liche Ergänzungsleistungen zu AHV/IV-Beträgen. Seit 1.1.2016 werden im Kanton St.Gallen keine neuen Gesuche für ausserordentliche Ergänzungsleistungen (AEL) mehr aufgenommen. Vorher bestehende An- sprüche werden während einer Übergangsfrist weiter- hin anerkannt. 1 Bundesamt für Statistik (2014): Inventar der bedarfsabhängigen Sozialleistungen www.sozialhilfeiws.bfs.admin.ch 2 Wyss, Kurt (1999): Sozialhilfe – eine tragende Säule der sozialen Sicherheit? Ein Überblick über die in der Schweiz ausgerichteten bedarfsabhängigen Sozialleistungen. Info: Social Nr.1, Bundesamt für Statistik, Neuchâtel. 4
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Sozialhilfe In einem ersten Berichtsteil (ab Seite 6) wenden wir Die Sozialhilfe fängt in jedem Kanton als letztes Netz uns den Sozialhilfe beziehenden Personen und Haus- alle monetären Defizite und Risiken der Bevölkerung halten im Kanton St.Gallen zu. Ihre Situation wird an- auf, die durch Eigenleistungen, Sozialversicherungen, hand verschiedener Themenfelder wie beispielsweise Bedarfsleistungen und private Unterstützung nicht dem Alter, dem Ausbildungshintergrund, der Erwerbs- gedeckt sind. Sie gliedert sich – je nach Aufenthalts- situation oder der Dauer des Sozialhilfebezugs be- status der Betroffenen – in verschiedene Teilbereiche: leuchtet. Jedes dieser Themenfelder wird durch eine die wirtschaftliche Sozialhilfe der Gemeinde, die So- oder mehrere Kennzahlen erschlossen. Diese Kenn- zialhilfe im Flüchtlingsbereich und die Sozialhilfe im zahlen sollen zum Einen den Grad der Betroffenheit Asylbereich. Die Leistungen in allen Teilbereichen wer- einzelner Bevölkerungsgruppen sichtbar machen und den den Betroffenen in der Regel von den Gemein- im zeitlichen Verlauf nachzeichnen. Zum andern neh- den ausgerichtet. Eine Ausnahme stellen Betroffene men sie Bezug auf sozialpolitische Ziele und Konzep- dar, welche in kantonalen Zentren für Asylsuchende te, so dass anhand der Kennzahlen einschätzbar sein untergebracht sind. soll, inwiefern die für die Sozialhilfe formulierten Ziele Die wirtschaftliche Sozialhilfe ist nach kantona- erreicht werden. Die in diesem Bericht dargestellten lem Recht geregelt und wird von den Gemeinden Kennzahlen beziehen sich grundsätzlich auf die Erhe- ausgerichtet. Das Ausmass der von der Sozialhilfe bungen 2005 bis 2016, wobei aus Qualitätsgründen abzudeckenden finanziellen Beiträge ist – neben nicht alle Indikatoren für jedes Jahr ausgewiesen wer- der materiellen Lage der Bevölkerung – auch von den können. Vor 2005 liegen keine Daten vor, welche der Ausgestaltung der vorgelagerten kantonalen eine Kennzahlenberechnung erlauben würden. Bedarfsleistungen und den Sozialversicherungsleis- Die Darstellung der Kennzahlen ist so aufgebaut, tungen abhängig. das zuerst die zugrundeliegenden Zähleinheiten be- Die Sozialhilfe im Flüchtlings- und im Asylbereich nannt werden. Eine Erläuterung der dabei auftretenden wird finanziert durch Pauschalen, die der Bund ge- elementaren Unterscheidung zwischen Sozialhilfe be- mäss Art. 88 des Asylgesetzes an die Kantone aus- ziehenden Personen und Fällen findet sich im Anhang richtet, welche diese an die Gemeinden weitergeben. (Seite 63). Nach der Zähleinheit wird die Berechnung Von den dargestellten Bedarfsleistungen wer- der Kennzahl erklärt. Anschliessend folgen Hinweise den in diesem Bericht die Sozialhilfe, die Alimen- zum Aussagegehalt der Kennzahl, verbunden mit In- tenbevorschussung, Mutterschaftsbeiträge und die terpretationshilfen, und zuletzt die Ergebnisse in Form ausserordentlichen Ergänzungsleistungen berück- von Text sowie grafischer Darstellung. sichtigt. Die statistischen Daten werden im Rahmen In einem zweiten Berichtsteil werden, der gleichen der Schweizerischen Sozialhilfestatistik vom Bun- Logik folgend, Kennzahlen zur Bevorschussung von desamt für Statistik produziert (vgl. Seite 61). De- Kinderalimenten, zu den Mutterschaftsbeiträgen und taillierte Angaben zum Leistungsumfang und den den ausserordentlichen Ergänzungsleistungen prä- Zugangsvoraussetzungen zu den drei Bedarfsleis- sentiert. tungen können dem tabellarischen Anhang entnom- Ein Spezialteil beleuchtet die Situation der Einel- men werden (Seite 65). tern-Familien. 5
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Wirtschaftliche Sozialhilfe der Gemeinde Die in diesem Kapitel präsentierten Kennzahlen be- – Flüchtlinge mit Ausweis B ab fünf Jahren nach Ein- ziehen sich auf die von den Gemeinden finanzierten reichung des Asylgesuchs (B5+) Sozialhilfeleistungen. Dossiers der mithilfe von Glo- – vorläufig aufgenommene Flüchtlinge und Perso- balpauschalen des Bundes finanzierten Sozialhilfe nen ab sieben Jahren nach Ankunft in der Schweiz für Flüchtlinge beziehungsweise Sozialhilfe für Asyl- (F7+; F VA7+) suchende bleiben in diesem Kapitel unberücksichtigt (vgl. dazu das gesonderte Kapitel ab Seite 46). Hat die Im Jahr 2016 hatten 110 Personen, die als weitere un- antragstellende Person eines Unterstützungsdossiers terstützte Mitglieder in einem Dossier der wirtschaftli- im Stichmonat einen der folgenden Status zählen alle chen Sozialhilfe erfasst waren, einen anderen als oben im Dossier enthaltenen unterstützten Personen (auch genannten Aufenthaltsstatus. Das sind lediglich 2,1 wenn diese einen anderen Status haben) zu den Be- Prozent aller Personen. ziehenden der wirtschaftlichen Sozialhilfe: Weitere Hinweise zur Untergliederung in die drei – Schweizer Staatsangehörige Teilstatistiken Wirtschaftliche Sozialhilfe der Gemein- – Niederlassungsbewilligung C de, Sozialhilfe im Flüchtlingsbereich und Sozialhilfe – Jahresaufenthaltsbewilligung B im Asylbereich sind dem Steckbrief auf Seite 61 zu – Kurzaufenthaltsbewilligung L entnehmen. Kennzahl zum Sozialhilfebezug der Gesamtbevölkerung Sozialhilfequote der Gesamtbevölkerung Berechnung fig aufgenommene Flüchtlinge mit mehr als 7 Jahren Die Sozialhilfequote beziffert den Anteil der Personen, Aufenthalt in der Schweiz (F7+) wurden erst 2009 in die finanzielle Sozialhilfe der politischen Wohngemein- die Sozialhilfestatistik integriert und bis einschliesslich de beziehen, an der Wohnbevölkerung (gemäss De- 2008 nicht mitgezählt. Hinweise zum Leistungsan- finition Zähleinheiten) eines ausgewählten Gebietes spruch auf Sozialhilfe finden sich auf Seite 65. (Kanton, Wahlkreis, Gemeinde). Hinweise zum Aussagegehalt Sozialhilfequote der Gesamtbevölkerung in % Die Sozialhilfequote ist ein Indikator für das Ausmass der bekämpften Armut in einer Gesellschaft. Als be- Anzahl wirtschaftliche Sozialhilfe der Gemeinde kämpfte Armut werden Lebensverhältnisse bezeich- beziehende Personen im Kalenderjahr = x 100 net, deren materielle Ressourcenausstattung sowohl Anzahl Personen der ständigen Wohnbevölkerung (BFS STATPOP) am Vorjahresende aus Sicht des politischen Gemeinwesens wie der Betroffenen erklärtermassen unter dem Existenzmini- Lesebeispiel: Eine Sozialhilfequote von 2 Prozent mum liegt. Dem gegenüber steht die sogenannte ver- bedeutet, dass im entsprechenden Gebiet von 100 deckte Armut, von welcher jene Menschen betroffen Einwohnerinnen und Einwohnern zwei mit Sozialhilfe sind, die keinen Sozialhilfeanspruch geltend machen, unterstützt worden sind. obwohl deren wirtschaftlichen Verhältnisse dies erlau- Die Quoten der wirtschaftlichen Soziallhilfe (G_2) ben würden. Sie wird durch die Sozialhilfequote nicht einerseits und die der Sozialhilfe im Flüchtlingsbereich abgebildet. (G_24) und Asylbereich (G_25) andererseits werden Die Sozialhilfequote eines Gebietes wird wesentlich unterschiedlich berechnet und sind daher nicht direkt beeinflusst durch die Bevölkerungszusammensetzung vergleichbar. Zu den Details siehe die jeweiligen Hin- und deren Ressourcenpotential sowie durch die für weise im Abschnitt «Berechnung». die Bevölkerung zugänglichen Erwerbsmöglichkeiten, wobei die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen durch die Zähleinheiten Konjunkturlage beeinflusst wird. Auch soziale Kom- Sozialhilfe beziehende Personen im Kalenderjahr ponenten können die Inanspruchnahme von Sozialhil- (vgl. dazu die einleitenden Bemerkungen zum Kapitel feleistungen beeinflussen, da in bevölkerungsmässig «Wirtschaftliche Sozialhilfe der Gemeinde») und alle grösseren Gemeinden die Anonymität zumeist ausge- Personen der ständigen Wohnbevölkerung am Vor- prägter und daher die Hemmschwelle gegenüber den jahresende. Vorläufig Aufgenommene mit mehr als 7 Behörden tendenziell kleiner ist als in Dorfgemeinden. Jahren Aufenthalt in der Schweiz (VA7+) sowie vorläu- Ein weiterer wesentlicher Zusammenhang besteht zur 6
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Ausgestaltung der Sozialleistungen, die der kommu- Sozialhilfequote unverändert bei 2,2 Prozent liegt. Auf nalen Sozialhilfe vorgelagert sind und diese entlasten Ebene der Schweiz nimmt die Anzahl Bezügerinnen können (z.B. ausserordentliche kantonale Ergän- und Bezüger in etwas stärkerem Ausmass zu (+2,9 zungsleistungen). Dies ist insbesondere bei einem Prozent), was zu einem Anstieg der Sozialhilfequote interkantonalen Vergleich von Sozialhilfequoten zu auf 3,3 Prozent führt. Insgesamt liegt das schweizeri- berücksichtigen, da solche bedarfsabhängigen So- sche Sozialhilferisiko im Jahr 2016 nach wie vor deut- zialleistungen von Kanton zu Kanton in Umfang und lich höher als im Kanton St.Gallen. Ausgestaltung verschieden sein können Im Kanton St.Gallen nehmen die Sozialhilfequoten der Gemeinde mit wachsender Besiedlungsdichte Ergebnisse des Gemeindegebietes tendenziell zu. Erhöhte Sozi- Im Jahr 2016 haben im Kanton St.Gallen insgesamt alhilfequoten sind insbesondere bei Gemeinden mit 11 119 Personen finanzielle Leistungen der Sozialhilfe Zentrumsfunktion festzustellen. Die Sozialhilfequoten bezogen, das sind 187 Personen mehr als im Vorjahr der einzelnen Gemeinden des Kantons sind im tabel- und entspricht einer Zunahme um 1,7 Prozent. Die larischen Anhang aufgeführt (T_3, Seite 67). Bevölkerung hat ebenfalls zugenommen so dass die Sozialhilfequote der Gesamtbevölkerung Kanton St. Gallen und Schweiz – 2005 bis 2016 G_2 Prozent 3,5 3,0 2,5 SG 2,0 CH 1,5 1,0 0,5 0,0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweiz. Sozialhilfestatistik © Fachstelle für Statistik Kanton St. Gallen 7
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Sozialhilfequoten der Gesamtbevölkerung Wahlkreise und Gemeinden Kanton St.Gallen 2016 K_1 Wahlkreis Wahlkreis Rorschach (2,0%) Rorschach (2,0%) Wahlkreis Wahlkreis Sth Sth Wil (2 ,5%) Wil (2 ,5%) Muo Muo Tüb Roa Tüb Roa Brg Brg Gla Gla äg äg Rhe Rhe Für eine Zuordnung der Tha Tha Nhe Nhe Gemeindekürzel zu den Wil Zuz Wil Zuz Wak Mör WtbWak Wtb Mör Nbü Nbü SaM SaM Gemeindenamen vgl. die Unt Unt Rob gg Rob Uzw Egg E Übersichtstabelle auf den Obü Uzw Obü And And Gai Gai Jon Jon Reb Brn AuReb Brn Au Seiten 67 und 68 Gos GosSaG SaG Ouz Ouz Mar Mar Wid Wid Kir Kir Fla Fla Bal Bal Lüt Deg Lüt Deg Die Die Wahlkreis Wahlkreis Als Als BüGa BüGa St.Gallen (3,4%) St.Gallen (3,4%) Mos Mos Eic Eic Ohe Nec Ohe Nec Ori Ori Wahlkreis Wahlkreis Rheintal Rheintal (1,6% ) (1,6% ) Lic Lic Wat Hem Wat HemWahlkreis Wahlkreis Rüt Rüt Wahlkreis Wahlkreis ToggenburgToggenburg (2,3%) (2,3%) See-Gaster See-Gaster (1,6%) Esc (1,6%) Esc Ebn Ebn Sen Sen Gom Gom RaJ RaJ Uzn Uzn Na Na Kal Kal Gam Gam Scm Scm WiAJ WiAJ Wahlkreis Wahlkreis Ben Ben WerdenbergWerdenberg (1,5%) (1,5%) Scä Scä Gra Gra Buc Buc Amd Amd Sev Sev Wal Wal Wee Wee War War Sozialhilfequoten Sozialhilfequoten (Anzahl (Anzahl KantonGemeinden) Kanton St.Gallen St.Gallen Gemeinden) Qua Qua Flu Flu Sar Sar 0% bis 0,9%0% bis (21)0,9% (21) 1% bis1,9%1% bis1,9% (32) (32) Vil Bad Vil Bad 2% bis 2,9%2% bis (14)2,9% (14) Mel Mel 3% und mehr 3% (10) und mehr (10) Wahlkreis Wahlkreis Pfä Pfä Sarganserland (1,4%) Sarganserland (1,4%) Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweiz. Sozialhilfestatistik © Fachstelle für Statistik Kanton St.Gallen 8
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Kennzahlen zum Sozialhilfebezug verschiedener Altersgruppen Sozialhilfequote nach Altersgruppen Berechnung Ergebnisse Die altersspezifischen Sozialhilfequoten geben für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 0 – 17 Jah- jede Altersgruppe der Gesamtbevölkerung an, wel- ren weisen mit 3,4 Prozent die höchste Sozialhilfequo- cher Anteil mit Sozialhilfe unterstützt wurde. te auf. Insgesamt waren im Jahr 2016 28 Prozent aller mit Sozialhilfe unterstützten Personen jünger als 18 Sozialhilfequote der Altersgruppe X in % Jahre alt. Mit zunehmendem Alter sinken die Sozialhilfequo- Anzahl wirtschaftliche Sozialhilfe der Gemeinde beziehende Personen der Altersgruppe X im Kalenderjahr ten tendenziell. Personen im Rentenalter benötigen = x 100 aufgrund der gut ausgebauten Sozialversicherungsleis- Anzahl Personen der ständigen Wohnbevölkerung (BFS STATPOP) der Altersgruppe X am Vorjahresende tungen, ergänzt um die ordentlichen und ausserordent- lichen Ergänzungsleistungen, nur selten Unterstützung Hinweise zum Aussagegehalt 3 durch die Sozialhilfe. Im Jahr 2016 erhielten insgesamt Die altersspezifische Sozialhilfequote zeigt die Betrof- 99 Personen im Alter über 64 Jahre Sozialhilfe. Zur Un- fenheit der einzelnen Altersgruppen bezüglich der be- terstützung der Personen im Rentenalter mit ausseror- kämpften Armut. dentlichen Ergänzungsleistungen siehe die gesonderte Darstellung auf Seite 54. Zähleinheiten Sozialhilfe beziehende Personen im Kalenderjahr und alle Personen der ständigen Wohnbevölkerung, am Vorjahresende. Zu Veränderungen bei den Zähleinhei- ten siehe die methodischen Hinweise zu den Zählein- heiten auf Seite 6. Anzahl Sozialhilfe beziehender Personen und altersspezifische Sozialhilfequoten Kanton St.Gallen 2016 G_3 Anzahl Personen (linke Skala) 3500 4,0 3000 3,5 3,0 2500 Sozialhilfequote (rechte Skala) 2,5 2000 2,0 1500 1,5 1000 1,0 500 0,5 0 0,0 0-17 18-25 26-35 36-45 46-55 56-64 65-79 80+ Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweiz. Sozialhilfestatistik © Fachstelle für Statistik Kanton St.Gallen 3 Für ergänzende Informationen siehe Hinweise zum Aussagegehalt Seite 6 9
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Sozialhilfequote der Kinder und Jugendlichen Berechnung Die Sozialhilfequote der Kinder und Jugendlichen gibt Ergebnisse an, wie viel Prozent der gesamten Wohnbevölkerung Im Jahr 2016 erhielten 3,4 Prozent der 0-17-jährigen im Alter unter 18 Jahren mit Sozialhilfe unterstützt Bevölkerung des Kantons St.Gallen Sozialhilfeleis- wurden. tungen, was 3153 Personen entspricht. Kinder und Jugendliche von Eineltern-Familien und kinderreichen Sozialhilfequote der Bevölkerung unter 18 Jahren in % Familien sind dabei besonders betroffen. Mehr als jede zweite Sozialhilfe beziehende Person im Alter un- Anzahl wirtschaftliche Sozialhilfe der Gemeinde beziehende ter 18 Jahren (54 Prozent) lebt mit nur einem Elternteil Personen im Alter von 0–17 Jahren im Kalenderjahr = x 100 zusammen. Anzahl Personen der ständigen Wohnbevölkerung (BFS STATPOP) am Vorjahresende im Alter von 0 – 17 Jahren Die bekämpfte Armut unter den Kindern und Ju- gendlichen hat gegenüber dem Höchststand von 2006 zunächst merklich abgenommen aufgrund der Zähleinheiten mehrheitlich guten Arbeitsmarktlage bis 2008, die Sozialhilfe beziehende Personen im Kalenderjahr und zahlreichen Familien und Eineltern-Familien eine Ablö- Personen der ständigen Wohnbevölkerung unter 18 sung aus der Sozialhilfe ermöglichte. Zwischen 2008 Jahren am Vorjahresende. Zu Veränderungen bei den und 2011 schwankt die Sozialhilfequote der 0-17Jäh- Zähleinheiten seit 2009 siehe methodische Vorbemer- rigen jährlich zwischen 3,1 und 3,2 Prozent. 2012 kungen zu den Zähleinheiten auf Seite 6. und 2013 nimmt die Sozialhilfequote der 0-17 Jäh- rigen wieder zu, da die Anzahl Unterstützter jährlich Hinweise zum Aussagegehalt 4 steigt bei gleichzeitiger Abnahme der Minderjährigen Diese Kennzahl ist ein Indikator für das Ausmass von in der Gesamtbevölkerung. Die Quote verharrt an- bekämpfter Armut unter den Kindern und Jugendli- schliessend 2 Jahre auf diesem Niveau und sinkt 2016 chen im Alter unter 18 Jahren. um 0,1 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent. Minderjährige Armutslagen können Auswirkungen auf die Bil- tragen im gesamten Beobachtungszeitraum seit 2005 dungschancen von betroffenen Kindern und Jugend- unverändert ein sichtbar höheres Sozialhilferisiko als lichen haben und dadurch auch ihre späteren Berufs- die Gesamtbevölkerung (vgl. G_4). Die Tendenz der aussichten beeinträchtigen. Bei langfristigen prekären Sozialhilfequote von Kindern und Jugendlichen folgt finanziellen Verhältnissen ist auch ein Einfluss auf die in diesem Zehnjahreszeitraum allerdings weitgehend sozialen und emotionalen Entwicklungsmöglichkeiten der Entwicklung des gesamtgesellschaftlichen Sozial- der Heranwachsenden möglich. hilferisikos. 4 Für ergänzende Informationen siehe Hinweise zum Aussagegehalt Seite 6 10
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Sozialhilfequoten der Kinder und Jugendlichen (unter 18-Jährige) und der Gesamtbevölkerung Kanton St.Gallen 2005 bis 2016 G_4 Prozent 4,0 3,5 3,0 0-17 Jahre 2,5 2,0 Gesamt- bevölkerung 1,5 1,0 0,5 0,0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweiz. Sozialhilfestatistik (ab 2011) © Fachstelle für Statistik Kanton St.Gallen FfS-SG_STATPOP (2005–2010) 11
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Kennzahlen zum Sozialhilfebezug der privaten Haushalte Haushaltsquote aller Privathaushalte Berechnung senden Haushaltsbegriff basieren. Den übrigen Aus- Die Haushaltsquote beziffert den Anteil der Privat- wertungen des Berichtes liegen sogenannte Unter- haushalte, die finanzielle Sozialhilfe der politischen stützungseinheiten zugrunde, die nicht in jedem Falle Wohngemeinde beziehen, an allen Privathaushalten identisch sein müssen mit dem Haushalt. Zur Definiti- (gemäss Definition Zähleinheiten) eines ausgewählten on der Unterstützungseinheit und die Abgrenzung von Gebietes (Kanton, Wahlkreis, Gemeinde). der Haushaltsdefinition siehe Ausführungen im Steck- brief auf Seite 63. Haushaltsquote aller Privathaushalte in % Hinweise zum Aussagegehalt Anzahl wirtschaftliche Sozialhilfe der Gemeinde Die Haushaltsquote ist ein Indikator für das Ausmass beziehende Privathaushalte im Kalenderjahr = x 100 der bekämpften Armut in einer Gesellschaft. Als be- Anzahl Privathaushalte der ständigen Wohnbevölkerung (BFS STATPOP) am Vorjahresende kämpfte Armut werden Lebensverhältnisse bezeich- net, deren materielle Ressourcenausstattung sowohl Lesebeispiel: Eine Haushaltsquote von 2 Prozent aus Sicht des politischen Gemeinwesens wie der bedeutet, dass im entsprechenden Gebiet von 100 Betroffenen erklärtermassen unter dem Existenzmini- Privathaushalten zwei mit wirtschaftlicher Sozialhilfe mum liegt. Dem gegenüber steht die sogenannte ver- unterstützt worden sind. deckte Armut, von welcher jene Menschen betroffen sind, die keinen Sozialhilfeanspruch geltend machen, Zähleinheiten obwohl deren wirtschaftlichen Verhältnisse dies erlau- Privathaushalte, die mindestens einmal im Kalender- ben würden. Sie wird durch die Haushaltsquote nicht jahr mit finanzieller Sozialhilfe unterstützt wurden (Hin- abgebildet. weise zum Leistungsanspruch auf Sozialhilfe finden sich auf Seite 65) sowie sämtliche Privathaushalte der Ergebnisse ständigen Wohnbevölkerung. Damit ein Referenzieren Im Jahr 2016 wurden im Kanton St.Gallen 2,9 Pro- der unterstützten Haushalte auf die Gesamtheit aller zent aller privaten Haushalte mindestens einmal mit Haushalte der Bevölkerung möglich ist, werden bei Leistungen der finanziellen Sozialhilfe unterstützt wo- der Zuordnung eines unterstützten Privathaushalts zu mit die Quote gegenüber dem Vorjahr unverändert ist. einem Haushalttyp nicht nur die unterstützten Perso- Auf Ebene der Schweiz liegt der Anteil mit Sozialhilfe nen berücksichtigt sondern auch die im selben Haus- unterstützter Privathaushalte 2016 bei 4,1 und damit halt lebenden nicht unterstützten Personen, welche in höher als im Kanton, wobei die Differenz zwischen der Sozialhilfestatistik ebenfalls mit erhoben werden. Kanton und Schweiz ähnlich hoch ausfällt wie bei der Die Auswertungen in Grafik G_5 und G_6 sind die Sozialhilfequote (vgl. Grafik G_2). einzigen im gesamten Bericht die auf diesem umfas- 12
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Haushaltsquote aller Privathaushalte Kanton St.Gallen und Schweiz 2015 bis 2016 G_5 Prozent 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 SG 2,0 CH 1,5 1,0 0,5 0,0 2005* 2006* 2007* 2008* 2009* 2010* 2011* 2012* 2013* 2014* 2015 2016 * Vor 2015 ist keine Berechnung der Kennzahl möglich Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweiz. Sozialhilfestatistik © Fachstelle für Statistik Kanton St.Gallen 13
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Haushaltsquote nach Haushaltstyp Berechnung gen im gesamten Bericht die auf diesem umfassenden Die Haushaltsquote beziffert den Anteil der Privat- Haushaltsbegriff basieren. Den übrigen Auswertungen haushalte, die finanzielle Sozialhilfe der politischen des Berichtes liegen sogenannte Unterstützungsein- Wohngemeinde beziehen, an allen Privathaushalten heiten zugrunde, die nicht in jedem Falle identisch sein (gemäss Definition Zähleinheiten) eines ausgewählten müssen mit dem Haushalt. Zur Definition der Unter- Gebietes (Kanton, Wahlkreis, Gemeinde). stützungseinheit und die Abgrenzung von der Haus- haltsdefinition siehe Ausführungen im Steckbrief auf Haushaltsquote aller Privathaushalte in % Seite 63. Anzahl wirtschaftliche Sozialhilfe der Gemeinde Hinweise zum Aussagegehalt beziehende Privathaushalte im Kalenderjahr = x 100 Die Haushaltsquote ist ein Indikator für das Ausmass Anzahl Privathaushalte der ständigen Wohnbevölkerung (BFS STATPOP) am Vorjahresende der bekämpften Armut in einer Gesellschaft. Als be- kämpfte Armut werden Lebensverhältnisse bezeich- Lesebeispiel: Eine Haushaltsquote von 2 Prozent net, deren materielle Ressourcenausstattung sowohl bedeutet, dass im entsprechenden Gebiet von 100 aus Sicht des politischen Gemeinwesens wie der Privathaushalten zwei mit wirtschaftlicher Sozialhilfe Betroffenen erklärtermassen unter dem Existenzmini- unterstützt worden sind. mum liegt. Dem gegenüber steht die sogenannte ver- deckte Armut, von welcher jene Menschen betroffen Zähleinheiten sind, die keinen Sozialhilfeanspruch geltend machen, Privathaushalte, die mindestens einmal im Kalender- obwohl deren wirtschaftlichen Verhältnisse dies erlau- jahr mit finanzieller Sozialhilfe unterstützt wurden (Hin- ben würden. Sie wird durch die Haushaltsquote nicht weise zum Leistungsanspruch auf Sozialhilfe finden abgebildet. sich auf Seite 65) sowie sämtliche Privathaushalte der ständigen Wohnbevölkerung. Damit ein Referenzieren Ergebnisse der unterstützten Haushalte auf die Gesamtheit aller Im Jahr 2016 wurden 2,9 Prozent aller privaten Haus- Haushalte der Bevölkerung möglich ist, werden bei der halte mindestens einmal mit Leistungen der finanziellen Zuordnung eines unterstützten Privathaushalts zu ei- Sozialhilfe unterstützt, dies entspricht 6239 Haushal- nem Haushalttyp nicht nur die unterstützten Personen ten. Betrachtet man die Haushaltsquote verschiede- berücksichtigt sondern auch die im selben Haushalt ner Haushaltstypen zeigen sich deutliche Unterschie- lebenden nicht unterstützten Personen, welche in der de. Ein überdurchschnittliches Sozialhilferisiko tragen Sozialhilfestatistik ebenfalls mit erhoben werden. Eine mit 17,5 Prozent die Eineltern-Haushalte, die in der Mutter mit minderjährigem Kind, die Sozialhilfe bezieht hellblauen Säule «1 erwachsene Person mit minder- und mit einem Partner zusammen lebt, welcher nicht jährigen Personen» abgebildet sind. Im Haushaltstyp unterstützt wird, gehört zum Haushaltstyp «2 Erwach- «2 Erwachsene, nicht verheiratet» liegt die Quote bei sene, nicht verheiratet mit minderjährigen Personen». den Haushalten mit Kindern (hellblaue Säule) deutlich Da in den zur Berechnung der Quote erforderlichen höher als bei den Haushalten ohne Kinder. Hier ist zu Bevölkerungsdaten keine Verwandtschaftsbeziehun- beachten, dass ein Haushalt mit zwei Erwachsenen gen vorliegen, können die möglichen Haushalttypen und Kindern auch aus einer erwachsenen Person be- lediglich über Alter, Geschlecht, Zivilstand und die An- stehen kann, welche ein volljähriges und mindestens zahl Personen definiert werden. ein minderjähriges Kind hat. Haushalte mit Verheirate- Die für die Berechnung der Haushaltsquote gebil- ten oder 3 und mehr Erwachsenen tragen ein klar un- dete Typisierung bildet die effektive Haushaltszusam- terdurchschnittliches Sozialhilferisiko was auch damit mensetzung mit sämtlichen Personen ab (inkl. der zusammenhängt dass mehrere erwachsene Personen nicht unterstützten Personen im selben Haushalt). Die zur Erzielung eines Einkommens beitragen können. Auswertungen in Grafik G_5 und G_6 sind die einzi- 14
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Haushaltsquote nach Haushaltstyp Kanton St.Gallen 2016 G_6 Prozent 20 18 Haushalte ohne 16 minderjährige Personen 14 Haushalte mit minderjährigen Personen 12 Total Privathaushalte 10 8 6 4 2 0 1 erwachsene 2 Erwachsene 2 Erwachsene 3 oder mehr Total Person verheiratet nicht verheiratet Erwachsene Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweiz. Sozialhilfestatistik © Fachstelle für Statistik Kanton St.Gallen 15
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Entwicklung der Anzahl Sozialhilfe beziehender Eineltern-Familien Berechnung Ergebnisse Die Entwicklung der Anzahl Sozialhilfe beziehender Insgesamt erhielten im Jahr 2016 im Kanton St.Gallen Eineltern-Familien wird ermittelt, indem jährlich die An- 1112 Eineltern-Familien finanzielle Leistungen der So- zahl im Kalenderjahr unterstützter Eineltern-Familien zialhilfe. Damit ist ihre Anzahl das dritte Jahr in Folge ins Verhältnis gesetzt wird zur Anzahl unterstützter leicht gesunken. Die Anzahl sämtlicher Unterstüt- Eineltern-Familien im Jahr 2005. zungseinheiten in Privathaushalten steigt hingegen seit 2009 jährlich und übertrifft 2016 den Ausgangs- Veränderung der Anzahl Sozialhife beziehender wert des Jahres 2005 bereits um 22 Prozent. Im We- Eineltern-Familien in % gegenüber 2005 sentlichen ist diese Zunahme sämtlicher Unterstüt- zungseinheiten in Privathaushalten zurückzuführen Anzahl Unterstützungseinheiten Eineltern-Familien auf Fälle, die nur aus einer einzigen Person bestehen. im Kalenderjahr – Anzahl Unterstützungseinheiten Eineltern-Familien 2005 Diese Alleinlebenden haben zwischen 2005 und 2016 = x 100 um rund 500 Fälle zugenommen. Bei den unterstütz- Anzahl Unterstützungseinheiten Eineltern-Familien 2005 ten Eineltern-Familien reduziert sich die Zahl vergli- Zähleinheiten chen mit dem Jahr 2005 bis 2008 zunächst deutlich, Im Kalenderjahr Sozialhilfe beziehende Unterstüt- steigt dann kontinuierlich an und erreicht im Jahr 2013 zungseinheiten (Fälle, Dossiers). In ca. 15 Prozent die- wieder das Ausgangsniveau von 2005. In den Folge- ser Fälle leben noch weitere Personen zusammen mit jahren sinkt die Anzahl unterstützter Eineltern-Familien der Eineltern-Familie im gleichen Haushalt. wieder und ist, verglichen mit dem Jahr 2005, um 62 Fälle niedriger. Hinweise zum Aussagegehalt Die Entwicklung der Anzahl unterstützter Eineltern-Fa- milien gibt Aufschluss über Schwankungen im Zeitver- lauf. Eine vergleichende Gegenüberstellung mit allen Unterstützungseinheiten aus Privathaushalten ermög- licht eine Einschätzung inwiefern sich die Fallzahlen der Eineltern-Familien über- oder unterdurchschnitt- lich entwickeln. 16
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Veränderung der Anzahl Sozialhilfe beziehender Eineltern-Familien und sämtlicher Unterstützungseinheiten in Privathaushalten gegenüber 2005 Kanton St.Gallen 2005 bis 2016 G_7 Veränderung in Prozent gegenüber 2005 25 20 15 Eineltern-Familien 10 Alle Unterstützungs- 5 einheiten in Privathaushalten 0 -5 -10 -15 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweiz. Sozialhilfestatistik © Fachstelle für Statistik Kanton St.Gallen 17
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Kennzahlen zum Ausbildungshintergrund der Sozialhilfe Beziehenden Anteile einzelner Ausbildungsniveaus am Total der der 20–64-jährigen Sozialhilfe Beziehenden Berechnung Ergebnisse Diese Kennzahl gibt an, welcher Anteil der Sozialhil- Durchschnittlich 44 Prozent aller Sozialhilfe beziehen- fe Beziehenden im erwerbsaktiven Alter zwischen 20 den Personen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren und 64 Jahren jeweils über eine bestimmte Art von verfügen nicht über eine abgeschlossene nachobliga- abgeschlossener Ausbildung (X) verfügt. torische Ausbildung. Sie bilden damit die anteilsmä- ssig grösste Gruppe. 39 Prozent der erwachsenen Anteil der 20–64-jährigen Sozialhilfe Beziehenden mit Sozialhilfe Beziehenden hat eine Berufsausbildung abgeschlossener Ausbildung X in % oder Maturitätsschule absolviert und eine kleine Min- derheit von knapp 3 Prozent besitzt eine tertiäre oder Anzahl 20–64-jährige Sozialhilfe Beziehende mit höhere Fachausbildung (G_8, Säulen «Total»). abgeschlossener Ausbildung X = x 100 Zwischen einzelnen Staatengruppen bestehen Anzahl Sozialhilfe Beziehende zwischen 20–64 Jahren hinsichtlich der Ausbildungssituation deutliche Unter- schiede. Schweizerinnen und Schweizer sowie Perso- Zähleinheiten nen aus EU/EFTA-Staaten können im Vergleich zum Sozialhilfe beziehende Personen im Kalenderjahr im Total häufiger eine Berufsausbildung vorweisen (52 Alter zwischen 20 und 64 Jahren. bzw. 43 Prozent). Staatsangehörige aus dem übrigen Europa und aussereuropäischen Staaten verfügen Hinweise zum Aussagegehalt mehrheitlich über keine nachobligatorische Ausbil- Die Kennzahl gibt einen Einblick in das Bildungskapi- dung (56 Prozent; 55 Prozent). Die Ursache für diesen tal der von Sozialhilfe Unterstützten. Eine diesbezüg- erhöhten Anteil im übrigen Europa dürfte auch darin lich schwache Ressourcenausstattung verringert die liegen, dass weiterführende Ausbildungen in diesen Chancen der betroffenen Personen auf dem Arbeits- Herkunftsländern nicht flächendeckend vorhanden, markt und damit auch die Aussicht auf ein existenz beziehungsweise nicht allgemein zugänglich sind oder sicherndes Erwerbseinkommen. einen hohen materiellen Ressourceneinsatz erfordern. Den insgesamt grössten Anteil an Hochqualifizierten besitzen die Angehörigen der EU/EFTA-Staaten mit 5 Prozent. 18
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Anteile 20–64-jähriger Sozialhilfe Beziehender nach höchster abgeschlossener Ausbildung und Staatsangehörigkeit Kanton St.Gallen 2016 G_8 Prozent 100 90 80 70 keine berufliche Ausbildung 60 Berufsausbildung, Maturitätsschule 50 Universität, höhere Fachausbildung unbekannt 40 30 20 10 0 Total CH EU/EFTA übriges aussereuro- Europa päische Staaten Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweiz. Sozialhilfestatistik © Fachstelle für Statistik Kanton St.Gallen 19
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Anteil erwerbsfähiger Sozialhilfe Beziehender mit abgeschlossener Ausbildung Berechnung liche Selbständigkeit ermöglichen. Der Anteil erwerbs- Diese Kennzahl gibt an, welcher Anteil aller erwerbs- fähiger Sozialhilfe Beziehender mit abgeschlossener fähigen Sozialhilfe beziehenden Personen eine Aus- Ausbildung ist ein grober Gradmesser dafür, inwiefern bildung abgeschlossen hat. Als Ausbildung zählen diese gesellschaftspolitische Zielvorgabe erreicht wird. folgende Abschlüsse: berufliche Grundbildung mit Je höher ihr Anteil, umso weniger ist dies der Fall. Stei- Eidgenössischem Attest, Berufslehre, Maturitäts- gende Anteilswerte können in Zusammenhang stehen schule, Diplommittelschule, Berufsmaturität, Höhere mit der Entwertung absolvierter Ausbildungen und/ Fach- oder Berufsausbildung, Fachhochschule und oder der konjunkturellen Lage, welche die Beschäf- Universität. tigungsmöglichkeiten generell einschränkt. Daneben spielen Aspekte eine Rolle, welche die volle Teilnahme Anteil erwerbsfähiger Sozialhilfe Beziehender mit am Arbeitsmarkt erschweren (beispielsweise Kinder- abgeschlossener Ausbildung in % betreuungspflichten) und deshalb eine Ergänzung des Einkommens durch Sozialhilfeleistungen erforderlich Anzahl erwerbsfähige Sozialhilfe Beziehende mit abgeschlossener Ausbildung machen. = x 100 Anzahl erwerbsfähige Sozialhilfe Beziehende Ergebnisse Zähleinheiten 45 Prozent der erwerbsfähigen Personen, die im Jahr Erwerbsfähige Sozialhilfe beziehende Personen im 2016 Sozialhilfeleistungen bezogen haben, verfügen Kalenderjahr. Erwerbsfähig ist, wer zwischen 20 und über eine abgeschlossene Ausbildung, womit der 64 Jahre alt ist und sich entweder auf Stellensuche Wert gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen ist befindet, in ein Beschäftigungsprogramm integriert ist (+1,0 Prozentpunkte). In absoluten Zahlen entspricht oder einer Erwerbstätigkeit nachgeht. dies im Jahr 2016 1842 Personen, dies sind 136 mehr als im Vorjahr und ein Zuwachs von 267 Personen ge- Hinweise zum Aussagegehalt genüber 2010. Der Anteil erwerbsfähiger Sozialhilfe Gesellschaftspolitisch wird erwartet, dass Bildungsab- Beziehender mit abgeschlossener Ausbildung sinkt schlüsse die Grundlage dafür bieten, auf dem Arbeits- zwischen 2006 und 2010, ab 2011 ist eine kontinuier- markt Positionen zu erwerben, welche die wirtschaft- liche Zunahme zu beobachten. 20
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Anteil erwerbsfähiger Sozialhilfe Beziehender mit abgeschlossener Ausbildung Kanton St.Gallen 2006 bis 2016 G_9 Prozent 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2005* 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 * Aufgrund der Datenqualität ist keine Berechnung der Kennzahl möglich Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweiz. Sozialhilfestatistik © Fachstelle für Statistik Kanton St.Gallen 21
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Kennzahlen zur Erwerbstätigkeit der Sozialhilfe Beziehenden Anteil Erwerbstätiger am Total der Sozialhilfe Beziehenden im Alter von 20 – 64 Jahren Berechnung teil erwerbstätiger Personen darauf hin, dass Faktoren Diese Kennzahl gibt an, wieviel Prozent aller Sozialhilfe wie Arbeitslosigkeit, dauerhafte oder vorübergehende beziehenden Personen im Alter zwischen 20 und 64 Arbeitsunfähigkeit und die Chancenlosigkeit auf dem Jahren erwerbstätig sind. Als erwerbstätig gelten Per- Arbeitsmarkt oftmals in Zusammenhang stehen mit sonen, die mindestens eine Stunde pro Woche eine dem Auslösen eines Sozialhilfeanspruchs und die Si- Erwerbstätigkeit ausüben (als Selbstständige, rege- tuation auf dem ersten Arbeitsmarkt es Sozialhilfebe- mässig Angestellte, mitarbeitende Familienmitglieder, ziehenden nicht ermöglicht, wenigstens teilweise oder Lehrlinge oder unregelmässig Beschäftigte). befristet ein Einkommen zu erzielen. Anteil erwerbstätiger Sozialhilfe Beziehender Ergebnisse bei den 20–64-Jährigen in % Der Anteil erwerbstätiger Sozialhilfe beziehender Per- sonen ist 2016 unverändert. Mit 21,9 Prozent ging et- Anzahl erwerbstätiger Sozialhilfe Beziehender zwischen 20–64 Jahren was mehr als ein Fünftel aller Sozialhilfe Beziehenden = x 100 im Alter zwischen 20 und 64 Jahren einer Erwerbstä- Anzahl Sozialhilfe Beziehende zwischen 20–64 Jahren tigkeit nach. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Zähleinheiten nahezu vier von fünf Personen im erwerbsfähigen Alter Sozialhilfe beziehende Personen im Kalenderjahr im nicht erwerbstätig sind (Differenz der Säule in G_10 Alter zwischen 20 und 64 Jahren. zu 100 Prozent). Seit 2007 weist der Anteil erwerbs- tätiger Sozialhilfe Beziehender eher eine rückläufige Hinweise zum Aussagegehalt Tendenz auf und liegt 2016 um 5,1 Prozentpunkte tief- Die Erwerbstätigkeit der Sozialhilfe Beziehenden lie- er als 2007. Dies weil die Anzahl der erwerbstätigen fert Hinweise auf mögliche Hintergründe des Sozial- Personen 2016 mit 1644 praktisch gleich hoch ist wie hilfebezugs. Ein steigender Anteil von erwerbstätigen 2007 (1631), jedoch die Anzahl der insgesamt Unter- Personen signalisiert, dass eine zunehmende Zahl von stützten im Alter zwischen 20-64 im gleichen Zeitraum Erwerbstätigen mit der ausgeübten Beschäftigung deutlich zunahm (+1476 Personen), insbesondere im bzw. dem aktuellen Beschäftigungsumfang kein exis- Alterssegment zwischen 46 und 64 Jahren (+1077 tenzsicherndes Einkommen erzielen kann (vgl. dazu Personen). auch die beiden Kennzahlen zu den Vollzeit-Working- Poor ab Seite 26). Umgekehrt deutet ein niedriger An- 22
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Anteil erwerbstätiger Sozialhilfe Beziehender zwischen 20–64 Jahren Kanton St. Gallen 2007 bis 2016 G_10 Prozent 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2005* 2006* 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 * Aufgrund der Datenqualität ist keine Berechnung der Kennzahl möglich Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweiz. Sozialhilfestatistik © Fachstelle für Statistik Kanton St.Gallen 23
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Anteil erwerbstätiger Sozialhilfe Beziehender zwischen 20–64 Jahren nach Falltyp Berechnung 5 Hinweise zum Aussagegehalt 6 Der Anteil erwerbstätiger Sozialhilfe beziehender Per- Die Anteile erwerbstätiger Personen in den einzelnen sonen zwischen 20 und 64 Jahren wird berechnet, in- Falltypen liefern Hinweise auf den Grad der Einbin- dem die Anzahl der Erwerbstätigen zwischen 20 und dung in den Arbeitsmarkt, der je nach Situation im 64 Jahren mit Falltyp X, ins Verhältnis gesetzt wird jeweiligen Haushalt unterschiedlich sein kann. zu allen Sozialhilfe Beziehenden zwischen 20 und 64 Jahren im Falltyp X. Ergebnisse Personen mit Kindern (Eineltern-Familien/Paare mit Anteil erwerbstätiger Sozialhilfe Beziehender Kindern) weisen eine höhere Erwerbsbeteiligung auf zwischen 20–64 Jahren nach Falltyp in % als Unterstützungseinheiten ohne Kinder. Der Anteil erwerbstätiger Personen ist unter den Eineltern-Fami- Anzahl erwerbstätiger Sozialhilfe Beziehender zwischen 20–64 Jahren in Falltyp X lien mit 35 Prozent am grössten. Trotz dieser hohen = x 100 Erwerbsbeteiligung gelingt es ihnen jedoch seltener Anzahl Sozialhilfe Beziehende zwischen 20–64 Jahren in Falltyp X als anderen Falltypen, den Sozialhilfebezug durch eine verbesserte Erwerbssituation zu beenden (G_19 auf Zähleinheiten Seite 39). Bei Paaren ohne Kinder ist die Erwerbsakti- Sozialhilfe beziehende Personen im Kalenderjahr im vität mit einem Anteil von 17 Prozent nur halb so gross Alter zwischen 20 und 64 Jahren. wie unter den Eineltern-Familien. Von den Personen, die nicht in Privathaushalten leben, sind 12 Prozent erwerbstätig. 5 Ergänzende Informationen siehe Berechnung Seite 22 6 Ergänzende Informationen siehe Hinweise zum Aussagegehalt Seite 22 24
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Anteil erwerbstätiger Sozialhilfe Beziehender zwischen 20–64 Jahren nach Falltyp Kanton St.Gallen 2016 G_11 Durchschnittlicher Anteil aller Personen Eineltern-Familien Paare mit Kindern Einpersonenhaushalt Paare ohne Kinder Übrige (in Privathaushalten) Nicht-Privathaushalte 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Prozent Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweiz. Sozialhilfestatistik © Fachstelle für Statistik Kanton St.Gallen 25
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Anteil Sozialhilfe beziehende Vollzeit Working-Poor Berechnung Armutsbetroffenheit von Vollzeiterwerbstätigen, die Der Anteil der Sozialhilfe beziehenden Vollzeit Wor- keine Sozialhilfeleistungen beziehen, obwohl deren king-Poor entspricht dem Anteil Vollzeit Working-Poor finanzielle Verhältnisse dies erlauben würden, wird da- an allen Sozialhilfe beziehenden Unterstützungsein- durch nicht abgebildet.7 heiten in Privathaushalten. Da die Sozialhilfe als letztes Glied im System der sozialen Sicherung mit ihrem Leistungsauftrag in ers- Anteil Sozialhilfe beziehende Vollzeit ter Linie darauf ausgerichtet ist, den Erwerbslosen Working-Poor in % und Nichterwerbspersonen eine vorübergehende Existenzsicherung zu bieten, weist eine zunehmen- Anzahl Sozialhilfefälle in Privathaushalten mit Vollzeiterwerb de Unterstützung von Vollzeiterwerbstätigen auf eine = x 100 Ausweitung des Aufgabenbereiches der Sozialhilfe hin. Anzahl Sozialhilfefälle in Privathaushalten Das Ausmass der Vollzeit Working-Poor-Quote steht einerseits in Zusammenhang mit dem Lohnni- Zähleinheiten veau, insbesondere in den Tieflohnbranchen. Ein wei- Im Kalenderjahr Sozialhilfe beziehende Vollzeit-Wor- terer Faktor ist die Haushaltsgrösse. Je grösser die king-Poor-Fälle und alle Unterstützungseinheiten Zahl der Haushaltmitglieder, desto grösser wird das (Fälle, Dossiers) in Privathaushalten. Eine Unterstüt- Risiko, dass ein Vollzeitpensum für die wirtschaftliche zungseinheit gilt als Vollzeit-Working-Poor, wenn de- Existenzsicherung nicht ausreicht. ren Mitglieder zusammen genommen ein Beschäfti- gungspensum von mindestens 100 Prozent erzielen (Lehrlinge ausgenommen). Methodische Details zur Berechnung des Beschäftigungspensums sowie zum Ergebnisse Umgang mit fehlenden Angaben sind dem methodi- Im Jahr 2016 bezogen schätzungsweise 3,7 Prozent schen Anhang (Seite 64) zu entnehmen. der unterstützten Fälle in Privathaushalten Leistungen der Sozialhilfe, obwohl sie im Umfang von mindestens Hinweise zum Aussagegehalt einer Vollzeitstelle erwerbstätig waren (zum Umgang Mit der Ausübung einer Vollzeiterwerbstätigkeit ist die mit fehlenden Angaben zum Beschäftigungsumfang Erwartung verbunden, dass diese ein existenzsichern- siehe Seite 64). Dies entspricht 231 Fällen. Der Anteil des Einkommen bietet. Anhand der Vollzeit Working- der Vollzeit Working-Poor unter den Privathaushalten Poor-Quote lässt sich einschätzen, in welchem Aus- hat sich im Vergleich zu 2008 (7,4 Prozent) halbiert. mass Haushalte trotz Ausübung einer Vollzeiterwerbs- Der Rückgang ist bei den Paaren mit Kindern und Ein- tätigkeit in bekämpfter Armut leben. Von bekämpfter personenhaushalten am deutlichsten. Armut betroffen sind Haushalte, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation Anspruch auf Sozialhilfe- leistungen haben und diesen auch verwirklichen. Die 7 Aus diesem Grund ist die hier berechnete Vollzeit-Working-Poor-Quote nicht vergleichbar mit den vom Bundesamt für Statistik publizierten Armutsquoten, welche sich auf die gesamte erwerbstätige Bevölkerung beziehen. 26
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Anteil Sozialhilfe beziehende Vollzeit Working-Poor Kanton St. Gallen 2008 bis 2016 G_12 Prozent 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2005* 2006* 2007* 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 * Aufgrund der Datenqualität ist keine Berechnung der Kennzahl möglich Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweiz. Sozialhilfestatistik © Fachstelle für Statistik Kanton St.Gallen 27
Statistik aktuell Nr. 63 · März 2018 Anteil Sozialhilfe beziehende Vollzeit Working-Poor nach Falltyp Berechnung Hinweise zum Aussagegehalt 9 Für die Unterstützungseinheiten in Privathaushalten Die Kennzahl zeigt für verschiedene Haushalts- und wird berechnet, wie gross der Vollzeit-Working-Poor- Familienformen das Risiko an, trotz der Erwerbstätig- Anteil in den verschiedenen Falltypen jeweils ist. Dazu keit im Umfang von mindestens einer Vollzeitstelle auf wird pro Falltyp die Anzahl der Vollzeit-Working-Poor Sozialhilfe angewiesen zu sein. ins Verhältnis gesetzt zur Gesamtzahl der unterstütz- ten Fälle. Ergebnisse Im Jahr 2016 wiesen von den mit Sozialhilfe unter- Anteil Sozialhilfe beziehene Vollzeit Working-Poor stützten Fällen schätzungsweise insgesamt 4 Prozent nach Falltyp X in % ein summiertes Erwerbspensum von mindestens einer Vollzeitstelle auf. Paare mit Kindern sind dabei Anzahl Sozialhilfefälle des Falltyp X mit Vollzeiterwerb besonders betroffen. 17 Prozent der unterstützten = x 100 Paare mit Kindern zählt zu den Vollzeit-Working-Poor. Anzahl Sozialhilfefälle des Falltyp X Alleinlebende weisen einen unterdurchschnittlichen Vollzeit-Working-Poor-Anteil auf, was auch damit zu- Zähleinheiten 8 sammenhängen dürfte, dass sie aufgrund des gerin- Im Kalenderjahr Sozialhilfe beziehende Vollzeit-Wor- geren Grundbedarfs mit einem Vollzeitpensum eher king-Poor-Fälle und alle Unterstützungseinheiten die Schwelle eines existenzsichernden Einkommens (Fälle, Dossiers) in Privathaushalten. Eine Unterstüt- erreichen als (kinderreiche) Familienhaushalte. Ein- zungseinheit gilt als Vollzeit-Working-Poor, wenn de- eltern-Familien zählen unterdurchschnittlich zu den ren Mitglieder zusammen genommen ein Beschäfti- Vollzeit-Working-Poor da sie zwar häufig erwerbstätig gungspensum von mindestens 100 Prozent erzielen sind, jedoch aufgrund von Kinderbetreuungspflichten (Lehrlinge ausgenommen). seltener einem Vollzeiterwerbspensum nachgehen. 8 Ergänzende Informationen siehe Zähleinheiten Seite 26 9 Ergänzende Informationen siehe Hinweise zum Aussagegehalt Seite 26 28
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