STRATEGISCHE PARTNERSCHAFTEN UND REGIONALE SCHWERPUNKTE IN DER INTERNATIONALEN ZUSAMMENARBEIT - Universität Bonn

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STRATEGISCHE PARTNERSCHAFTEN UND REGIONALE SCHWERPUNKTE IN DER INTERNATIONALEN ZUSAMMENARBEIT - Universität Bonn
STRATEGISCHE
     PARTNERSCHAFTEN UND REGIONALE
SCHWERPUNKTE IN DER INTERNATIONALEN
                    ZUSAMMENARBEIT
STRATEGISCHE PARTNERSCHAFTEN UND REGIONALE SCHWERPUNKTE IN DER INTERNATIONALEN ZUSAMMENARBEIT - Universität Bonn
INHALT

EINLEITUNG                      . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . .   3
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LEITLINIEN – STRATEGISCHE SCHWERPUNKTE IN DER
INTERNATIONALEN ZUSAMMENARBEIT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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STRATEGISCHE UNIVERSITÄTSPARTNER UND
SCHWERPUNKTLÄNDER FÜR INTERNATIONALE KOOPERATIONEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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GLOBALE PARTNERSCHAFT STÄRKEN:
KOOPERATIONEN MIT LÄNDERN DES „GLOBALEN SÜDENS“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
EINLEITUNG

Internationalisierung ist ein elementarer Bestandteil im Selbstverständnis der Universität Bonn.
Die fachliche, institutionelle und regionale Vielfalt internationaler Kooperationen sowie ihre
beständige Weiterentwicklung bilden dabei das Fundament für alle universitären Internatio-
nalisierungsaktivitäten und sind eines der Ziele der Internationalisierungsstrategie. Aufbauend
auf dieser Vielfalt, hat das Rektorat für die Universität strategische Universitätspartner sowie
Schwerpunktländer für internationale Zusammenarbeit identifiziert. In Ergänzung zur Auswahl der
Partneruniversitäten und Schwerpunktländer legt die Universitätsleitung zusätzlich besonderes
Augenmerk auf Kooperationen mit Ländern des sog. „Globalen Südens“.
Die Strategie der Partnerschaften und regionalen Schwerpunkte erläutern wir in vorliegender
Broschüre. Der erste Teil stellt dar, welche Leitlinien wir bei der Definition und Auswahl dieser
Partnerschaften und Schwerpunkte zugrunde legen, während der zweite Teil die konkret ausge-
wählten Partneruniversitäten und Schwerpunktländer definiert. Der dritte Teil erörtert schließlich
die besonderen Rahmenbedingungen für die akademische Zusammenarbeit mit Ländern des
„Globalen Südens“. Dieser Teil soll im kommenden Jahr durch Maßnahmen ergänzt und zu einer
Strategie fortentwickelt werden.

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LEITLINIEN – STRATEGISCHE SCHWERPUNKTE IN DER
INTERNATIONALEN ZUSAMMENARBEIT

PRÄAMBEL                                                    § 2 Schwerpunktbildung auf Basis der Vielfalt
                                                            Zugleich – aufbauend auf dieser Vielfalt – definiert die
§ 1 Vielfalt der Kooperationen als Fundament der Inter-
                                                            Hochschulleitung für die Universität insgesamt strategi-
nationalisierung
                                                            sche Schwerpunkte in der internationalen Zusammen-
Internationalisierung ist ein elementarer Bestandteil im    arbeit. Diese Schwerpunkte folgen grundlegenden Prin-
Selbstverständnis der Universität Bonn. Dabei handelt es    zipien (§§ 4-7) und zielen darauf ab, durch synergetische,
sich bei Internationalisierung zunächst um einen Prozess,   nachhaltige Kooperationsbeziehungen stabile Infrastruk-
den die Akteure und Institutionen der Universität intrin-   turen in der internationalen Zusammenarbeit aufzubauen
sisch gestalten, u.a. indem sie enge Kooperationen mit      (§§ 8-9). Sie werden im Sinne einer internationalen Profil-
Partnern in der ganzen Welt unterhalten. Die fachliche,     bildung der Universität durch die Hochschulleitung be-
institutionelle und regionale Vielfalt dieser Koopera-      sonders gefördert (§§ 10-11). Die vorliegenden Leitlinien
tionen sowie ihre beständige Weiterentwicklung bilden       bilden die Grundlage für die Auswahl und Ausgestaltung
das unverzichtbare Fundament für alle Internationalisie-    der strategischen Schwerpunkte.
rungsaktivitäten an der Universität. Unabhängig von den
folgenden Leitlinien genießen sie höchste Bedeutung
für die internationale Reputation der Universität Bonn      § 3 Bilateral-institutionelle und multilateral-regionale
und ermöglichen erst ihre Arbeit in internationalen Zu-     Schwerpunkte
sammenhängen.
                                                            Die Universität Bonn bildet ihre strategischen Schwer-
                                                            punkte in der internationalen Zusammenarbeit auf zwei
                                                            Ebenen: Erstens beschließt sie auf einer bilateral-institu-
                                                            tionellen Ebene strategische Universitätspartnerschaften,
                                                            die eine umfassende Zusammenarbeit in Lehre, Forschung
                                                            und Administration auszeichnet (§ 9a). Zweitens definiert
                                                            sie auf einer multilateral-regionalen Ebene Schwerpunkt-
                                                            länder für internationale Kooperationen, d.h. Länder,
                                                            mit deren Wissenschaftseinrichtungen die Universität
                                                            Bonn aufgrund günstiger Rahmenbedingungen und wis-
                                                            senschaftspolitischer Zielsetzungen besonders intensive
                                                            Kontakte pflegen will (§ 9b).

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PRINZIPIEN STRATEGISCHER KOOPERATIONEN AN
DER UNIVERSITÄT BONN

§ 4 Beidseitiger Nutzen
Die strategischen Schwerpunkte der Universität Bonn
etablieren Kooperationen zu wechselseitigem Nutzen.
Sie gestalten einen reziproken Transfer wissenschaftlicher
Ressourcen, insbesondere von Wissen und Personal (brain
sharing statt brain drain). Dies gelingt am ehesten, wenn
zwischen den Partnern eine annähernde Symmetrie mit
Blick auf die Stärke der zugrundeliegenden Wissenschafts-
systeme besteht. Die besonderen Herausforderungen
asymmetrischer Beziehungen zwischen der Universi-
tät Bonn und ausgewählten Partnereinrichtungen sind
Gegenstand eigener Leitlinien (siehe Abschnitt „Globale
Partnerschaft stärken: Kooperationen mit Ländern des
‚Globalen Südens‘“ auf S. 10).

§ 5 Gemeinsame Werte
Die strategischen Schwerpunkte der Universität Bonn
gründen auf der gemeinsamen Ausrichtung auf zentrale
(politische) Werte als Mindestanforderungen. Zu diesen
Werten zählen insbesondere die freie Ausübung von                 § 7 Langfristige Ausrichtung
Forschung und Lehre, die freie Meinungsäußerung von
                                                                  Die strategischen Schwerpunktsetzungen der Universität
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und die Ori-
                                                                  Bonn sind langfristig orientiert, da nur durch eine konti-
entierung an den Standards wissenschaftlicher Integrität.
                                                                  nuierliche Förderung herausgehobener Partnerschaften
                                                                  Synergieeffekte und Nachhaltigkeit in den Austausch-
§ 6 Standortbezug
                                                                  beziehungen erreicht werden können. Gleichzeitig soll
Die Universität Bonn sieht sich in besonderer Weise ihrem         die Schwerpunktbildung auch auf Änderungen in den
Standort verpflichtet und richtet ihre strategischen Part-        strategischen Zielsetzungen der Universitätsleitung re-
nerschaften auch an diesem aus. In der provisorischen             agieren können. Aus diesen Gründen wird die Auswahl der
Bundeshauptstadt ist auf der Basis der deutsch-französi-          strategischen Universitätspartnerschaften und Schwer-
schen Aussöhnung die Grundlage eines vereinten Europas            punktländer im Fünfjahresrhythmus evaluiert und nur
gelegt und die europäische Integration vertieft worden.           im Erfolgsfall erneuert.
Diese Tradition, die das besondere Bewusstsein für eine
aus dem Zweiten Weltkrieg resultierende Verantwortung
einschließt, soll sich in der Auswahl der universitären
Kooperationsschwerpunkte wiederfinden. Zusätzlich
erachtet die Universität Bonn die – auch vom Land Nord-
rhein-Westfalen kontinuierlich geförderte – Partnerschaft
mit den regionalen Nachbarstaaten als eine wichtige Kom-
ponente ihrer Internationalisierungsstrategie. Schließlich
vereint Bonn als UN-Standort Spitzenkompetenzen im
Bereich der Nachhaltigkeitsforschung, denen die inter-
nationale Partnerschaftsstrategie ebenfalls verpflichtet ist.

Strategische Partnerschaften und regionale Schwerpunkte in der internationalen Zusammenarbeit                             5
(b) Der Fokus auf Schwerpunktländer ermöglicht die
                                                                 Schärfung des (außen)wissenschaftspolitischen Profils
                                                                 der Universität, die konzentrierte Ansammlung von
                                                                 Wissen über hochschulrechtliche, wirtschaftliche und
                                                                 kulturelle Voraussetzungen für kooperative Aktivi-
                                                                 täten und die Bündelung von Erfahrungswerten zu
                                                                 günstigen Rahmenbedingungen für Kooperationen
                                                                 (z.B. durch gute Kenntnisse über nationale Förder-
                                                                 organisationen in den Schwerpunktländern, die die
                                                                 Zusammenarbeit – ggf. gemeinsam mit deutschen
                                                                 Einrichtungen – zusätzlich fördern können). Für jedes
                                                                 Schwerpunktland soll ein prägnantes Portfolio an
                                                                 modellhaften Kooperationsprojekten mit herausge-
                                                                 hobenen Partnereinrichtungen ausgewählt und be-
                                                                 ständig weiterentwickelt werden. Dazu passend zielt
ZIELE DER STRATEGISCHEN ZUSAMMENARBEIT
                                                                 die Konzentration auf Schwerpunktländer darauf ab,
                                                                 an der Universität Bonn eine tiefgreifende Beratungs-
§ 8 Internationale Profilbildung
                                                                 expertise zu den ausgewählten Ländern aufzubauen.
Ziel der strategischen Schwerpunkte ist die internationale
Profilbildung der Universität Bonn und, damit verbunden,
die weitere Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit im
In- und Ausland. Die Profilbildung wird erreicht durch die
                                                             FÖRDERUNG DER STRATEGISCHEN
Systematisierung und Priorisierung von Kooperationsbe-
                                                             KOOPERATIONEN
ziehungen gemäß den vorliegenden Leitlinien sowie durch
den Aufbau sichtbarer Strukturen der Zusammenarbeit.
                                                             § 10 Finanzielle Förderung/Anreizsysteme
§ 9 Aufbau nachhaltiger Strukturen der internationalen       Damit die Ziele für die strategischen Universitätspartner-
Zusammenarbeit                                               schaften und die Kooperationen in Schwerpunktländern
                                                             erreicht werden, unterstützt die Hochschulleitung diese
Ziel der strategischen Schwerpunktsetzung ist es in die-
                                                             durch gezielten Ressourceneinsatz. Fördermöglichkeiten
sem Sinne, Synergien in der Konzeption und Durchfüh-
                                                             werden mindestens einmal pro Jahr hochschulweit aus-
rung neuer Internationalisierungsprojekte zu erreichen
                                                             geschrieben. Gefördert werden auf den Aufbau von lang-
und nachhaltige Strukturen in der internationalen Zu-
                                                             fristigen Kooperationsstrukturen gerichtete Maßnahmen
sammenarbeit aufzubauen:
                                                             in den einzelnen Leistungsdimensionen der Universität.
(a) Strategische Universitätspartnerschaften gewähr-
                                                             § 11 Aktivitäten der Hochschulleitung
    leisten etablierte Kommunikationswege und Koope-
    rationsformen auf Leitungs-, akademischer und ad-        Strategische Universitätspartnerschaften und Koopera-
    ministrativer Ebene, bekannte hochschulspezifische       tionen in Schwerpunktländern werden durch die Hoch-
    Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit sowie           schulleitung zusätzlich ideell und politisch unterstützt. Die
    den Aufbau von Erfahrungswerten und best practices       Hochschulleitung übernimmt die Verantwortung für ver-
    hinsichtlich gemeinsamer Maßnahmen. Sie zielen auf       schiedene partnerschaftsspezifische Kooperationsforma-
    stabile Infrastrukturen in der Kooperation und sollen    te, darunter etwa Veranstaltungen zur Bekanntmachung
    von einzelnen Personen und einzelnen Drittmittel-        der strategischen Partnerschaften an der Universität
    projekten unabhängig sein. Voraussetzung dafür ist       Bonn wie an den Partneruniversitäten, die Einrichtung
    die breite Anlage der Kooperation, die die verschie-     wechselseitiger Büros zur Erleichterung des Austauschs
    denen Leistungsdimensionen der Universität umfasst       und wechselseitige Delegationsbesuche. Die Hochschul-
    (Forschung, Lehre, Administration, Transfer), fakul-     leitung ernennt aus jedem Schwerpunktland und aus
    tätsübergreifend ausgerichtet ist und eine Bandbreite    jeder Partneruniversität mindestens einen renommierten
    kooperativer Maßnahmen ausschöpft. Die strategische      Bonn University Ambassador, d.h. eine*n ehemalige*n
    Universitätspartnerschaft ist die intensivste Form       Gastwissenschaftler*in, die nach außen das Gesicht der
    der internationalen Zusammenarbeit und soll nur in       Kooperation darstellt.
    besonderen Erfolg versprechenden Einzelfällen ein-
    gerichtet werden.

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STRATEGISCHE UNIVERSITÄTSPARTNER UND
SCHWERPUNKTLÄNDER FÜR INTERNATIONALE
KOOPERATIONEN

Die strategischen Schwerpunkte in der internationalen             nis der jeweiligen Hochschulstrukturen sowie den wis-
Zusammenarbeit dienen der wissenschaftlichen und                  senschaftlichen Informationsaustausch zu fördern und
wissenschaftspolitischen Profilbildung der Universität, der       Möglichkeiten der Zusammenarbeit in internationalen
Qualitätssteigerung der internationalen Kooperationen             Netzwerken auszuloten.
(Erhöhung von Mobilitätsoptionen, Internationalisierung
der Lehre und Forschung) sowie der Konzentration von fi-          2. Waseda Universität, Tokio (JP)
nanziellen und administrativen Ressourcen (vgl. Leitlinien
                                                                                       Die 1882 gegründete Waseda Uni-
zu den strategischen Schwerpunkten in der internationa-
                                                                                       versität in Tokio ist eine private Voll-
len Zusammenarbeit). Vor diesem Hintergrund hat das
                                                                                       universität. An ihr sind etwa 43.000
Rektorat der Universität Bonn drei strategische Universi-
                                                                                       BA- und 8.300 MA-Studierende ein-
tätspartner (bilateral-institutionelle Ebene) sowie sieben
                                                                                       geschrieben (2018). Sie zählt zu den
Schwerpunktländer für internationale Kooperationen
                                                                                       wichtigsten japanischen Universitä-
(multilateral-regionale Ebene) ausgewählt. Kooperations-
                                                                  ten. Zusammen mit der ebenfalls in Tokio ansässigen Keio
schwerpunkte mit Blick auf Länder des „Globalen Südens“
                                                                  Universität wird sie in angesehenen Rankings regelmäßig
werden im dritten Teil dieser Handreichung dargestellt.
                                                                  als beste Privathochschule des Landes eingestuft. Die Uni-
                                                                  versität Bonn unterhält zur Waseda Universität seit 1960
                                                                  enge Beziehungen. Am 10. Oktober 2017 wurde diese
STRATEGISCHE UNIVERSITÄTSPARTNER DER                              Kooperation noch einmal sowohl durch die Verleihung der
UNIVERSITÄT BONN                                                  Ehrendoktorwürde an den Bonner Rektor Prof. Dr. Michael
                                                                  Hoch als auch durch die formale Etablierung regelmäßiger
1. Universität St Andrews (GB)                                    Bonn-Waseda- bzw. Waseda-Bonn-Days signifikant ver-
                                                                  stärkt. Beide Universitäten haben Fonds zur Förderung des
                 Die 1413 gegründete Universität
                                                                  gegenseitigen Austausches von Wissenschaftler*innen
                 St Andrews ist eine staatliche britische
                                                                  und Personal auf allen Ebenen eingerichtet.
                 Universität. Sie ist die älteste Univer-
                 sität Schottlands und nach Oxford und
                                                                  3. Universität Melbourne (AUS)
                 Cambridge die drittälteste Universität
                 in der englischsprachigen Welt. In den                                 Die Universität Melbourne – eine
wichtigsten internationalen Rankings gehört sie stets zu                                1853 gegründete staatliche For-
den besten fünf Universitäten Großbritanniens. Zurzeit                                  schungsuniversität – hat 48.000 Stu-
(2018) sind an der Universität 9.000 Studierende ein-                                   dierende (2018). Sie ist Mitglied der
geschrieben. Die Universität Bonn und die Universität                                   Group of Eight, einer Vereinigung der
St Andrews blicken auf eine lange Geschichte zurück: Be-                                acht führenden Hochschulen Aust-
reits 1913 bezeichnen sie sich angesichts des 500-jährigen        raliens. Das Times Higher Education Ranking führt 2019
Jubiläums von St Andrews als Schwesteruniversitäten.              die Universität Melbourne auf dem 32. Platz weltweit,
Am 6. Dezember 2018 hat die Universität Bonn mit der              das QS World University Rankings 2019 sieht sie an 39.
Universität St Andrews ein strategisches Kooperations-            Stelle. Die Universität Bonn und die Universität Melbourne
abkommen unterzeichnet, das eine weitreichende Zu-                haben am 30. Oktober 2018 ein weitreichendes Memo-
sammenarbeit in Forschung, Lehre und Verwaltung vor-              randum of Understanding unterzeichnet. Ziele der nun ge-
sieht. Lehrende und Studierende sollen die Möglichkeit            schlossenen universitätsweiten Vereinbarung sind unter
erhalten, am jeweils anderen Standort zu forschen, zu             anderem der Aufbau gemeinsamer Forschungsprojekte
lehren und zu studieren. Dazu ist auch ist die Einrichtung        in unterschiedlichen Disziplinen und ein stärkerer Aus-
gemeinsamer Studien- und Forschungsprogramme und                  tausch von wissenschaftlichem Nachwuchs, insbesondere
die Hospitation von Verwaltungspersonal vorgesehen.               durch die Lancierung weiterer gemeinsamer Promotions-
Beide Universitäten beabsichtigen außerdem, gemein-               programme.
same Forschungs- und Lehraktivitäten auszubauen. Ziel
der Zusammenarbeit ist es, das wechselseitige Verständ-

Strategische Partnerschaften und regionale Schwerpunkte in der internationalen Zusammenarbeit                                7
SCHWERPUNKTLÄNDER FÜR INTERNATIONALE                         4. Israel
KOOPERATIONEN AN DER UNIVERSITÄT BONN
                                                                                  Die Auswahl Israels markiert ein be-
                                                                                  sonderes Bekenntnis der Universität
1. Australien
                                                                                  Bonn zur Verantwortung für die deut-
                    Australiens Hochschulsystem mit 41                            sche Geschichte. Der Staat Israel und
                    Universitäten gehört seit einiger Zeit   die Bundesrepublik Deutschland haben am 12. Mai 1965
                    zu den besten der Welt. In den wich-     diplomatische Beziehungen aufgenommen. Das Datum
                    tigsten Rankings schneidet Australien    gilt als Meilenstein der Aussöhnung beider Länder nach
regelmäßig sehr gut ab. So listet zum Beispiel das Times     dem Holocaust. Heute sind die Beziehungen eng und
Higher Education World University Ranking 2018 gleich        freundschaftlich. Das bevölkerungsreichste Bundesland
sechs australische Universitäten (University of Melbourne,   Nordrhein-Westfalen hat bereits seit den 1960er Jah-
Australian National University, University of Sydney, Uni-   ren enge Kontakte zu Israel geknüpft, die seitdem vom
versity of Queensland, Monash University, University of      Landtag und von allen Ministerpräsident*innen intensiv
New South Wales) zu den besten 100 (Deutschland: 8).         gepflegt wurden und werden. An diese Politik knüpft
Aufgrund der hohen Forschungsqualität und des ausge-         auch die Universität Bonn, deren Wissenschaftler*innen
zeichneten wissenschaftlichen Umfeldes bietet Australien     zahlreiche enge Kontakte zu israelischen Kollegen haben,
für die Universität Bonn ein sehr großes Potential für       bewusst an.
weitere enge Kooperationen.
                                                             5. Japan
Strategische Universitätspartnerschaft mit der
Universität Melbourne (vgl. oben).                                                Japan weist signifikante parallele
                                                                                  gesellschaftspolitische Herausforde-
2. Frankreich                                                                     rungen zu Deutschland und damit
                                                                                  in vieler Hinsicht verwandte For-
                     Die Auswahl Frankreichs artikuliert
                                                             schungsausrichtungen auf (z.B. in Bereichen wie Über-
                     die Bedeutung des Standorts Bonn
                                                             alterung der Gesellschaft/Gesundheit, Knappheit land-
                     für die Entwicklung der europäischen
                                                             wirtschaftlicher Nutzflächen/Ernährung, Digitalisierung
                     Integration über eine deutsch-franzö-
                                                             4.0). Das bilaterale Verhältnis Deutschlands zu Japan ist
sische Achse seit der Gründung der Europäischen Gemein-
                                                             traditionell freundschaftlich. In den vergangenen Jahr-
schaft. Diese Achse ist heute wieder in ausgesprochener
                                                             zehnten hat es sich zu einer engen außenpolitischen Zu-
Weise aktuell. Mit dem Schwerpunktland Frankreich wird
                                                             sammenarbeit verdichtet. 2011 feierten Deutschland und
die Europa-Ausrichtung der Universität Bonns nachdrück-
                                                             Japan das 150-jährige Jubiläum der Aufnahme diplomati-
lich unterstrichen. Die Forscher*innen der Universität
                                                             scher Beziehungen. Als rechtsstaatliche Demokratien und
Bonn unterhalten seit langem zahlreiche Kooperationen
                                                             Mitgliedsstaaten der G7 und G20 teilen Deutschland und
mit französischen Kolleg*innen an verschiedenen Ins-
                                                             Japan gemeinsame Werte und sind politisch, wirtschaft-
titutionen. Da die französische Hochschulpolitik in den
                                                             lich und gesellschaftlich vielfältig miteinander verbunden.
letzten Jahren deutlich strategischer und internationaler
                                                             Seit Jahrzehnten bestehen enge Kooperationen zwischen
geworden ist, ergeben sich neue Möglichkeiten der Zu-
                                                             Bonner Wissenschaftler*innen sowie Forscher*innen
sammenarbeit mit französischen Universitäten.
                                                             japanischer Universitäten.
3. Großbritannien                                            Strategische Universitätspartnerschaft mit der Waseda
                                                             Universität in Tokio (vgl. oben).
                    Die wissenschaftlichen Beziehungen
                    der Bonner Forscher*innen zu Kol-
                    leg*innen an Hochschulen in Groß-
                    britannien sind sehr ausgeprägt und
mannigfaltig. Angesichts der komplizierten und historisch
durchaus belasteten Beziehungen zwischen Deutschland
und Großbritannien bilden die engen wissenschaftlichen
Kooperationen zwischen deutschen und britischen Kol-
leg*innen ein festes Fundament für eine gemeinschaft-
liche, nachhaltige Gestaltung der gemeinsamen Zukunft.
Strategische Universitätspartnerschaft mit der
University of St Andrews (vgl. oben).

8                                                                         Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
6. Niederlande                                                              7. USA
                     Die Niederlande sind aufgrund ihrer                                        Eine inneruniversitäre Erhebung 2017
                     regionalen Nähe und ihrer hohen                                            hat – nicht überraschend – ergeben,
                     Internationalität ein besonders viel-                                      dass die Bonner Wissenschaftler*in-
                     versprechender Partner für erfolg-                                         nen zu Kolleg*innen von amerikani-
reiche Kooperationsprojekte. Die Universität Bonn, deren                    schen Universitäten die meisten Kontakte haben. Aus
Wissenschaftler*innen bemerkenswert enge Kontakte zu                        diesen Kooperationen geht eine sehr hohe Zahl an ge-
niederländischen Kolleg*innen haben, schließt sich damit                    meinsamer Spitzenforschung hervor, die sich in herausra-
der Politik des Landes Nordrhein-Westfalen an, das von                      genden Publikationen niederschlägt. Noch immer stellen
jeher den europäischen Integrationsprozess aktiv unter-                     die USA weltweit den Kern wissenschaftlicher Innova-
stützt und eine langjährige, intensive Zusammenarbeit zu                    tionskraft und Kreativität dar. Die Hochschullandschaft
seinen westlichen Nachbarländern aufgebaut hat. Die Be-                     ist jedoch überaus komplex und von großer Diversität
nelux-Staaten waren seit jeher Vorreiter der europäischen                   gekennzeichnet. Vor diesem Hintergrund überrascht es
Integration. Sie repräsentieren drei Gründungsmitglieder                    nicht, dass die Bonner Wissenschaftler*innen zu sehr
der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, auf ihrem Ge-                     vielen verschiedenen amerikanischen Hochschulen For-
biet sind der Großteil der Institutionen der Europäischen                   schungsbeziehungen aufgebaut haben. Amerika bleibt
Union und zahlreiche weitere UN- und internationale                         auch in der näheren Zukunft das wichtigste Schwerpunkt-
Organisationen angesiedelt. Das Fokusland Niederlande                       land für die Universität Bonn.
könnte bei positiver Evaluierung auch zur Fokusregion
Benelux erweitert werden.

        PARTNERSCHAFTSSTRATEGIE
        DER UNIVERSTÄT BONN

                                                                     Waseda
                                                                 University Tokyo
                                               University                              University
                                             of St Andrews                            of Melbourne
                                                  Strategische Universitätspartnerschaften
                                                    Bilateral-institutionelle Strategie

                                  USA                                                                   Japan

                                                         Schwerpunktländer mit
                                                  herausgehobenen Universitätspartnern

                                 Großbritannien              Multilateral-regionale                  Israel
                                                                   Strategie

                                              Niederlande                             Australien

                                                                   Frankreich

                                         über 400 weitere Partnereinrichtungen weltweit
                                           70 gesamtuniversitäre Kooperationsabkommen
                                        mehr als 330 Partneruniversitäten im Bereich Mobilität

Übersicht über die Partnerschaftsstrategie der Universität Bonn (Stand Jan. 2019)

Strategische Partnerschaften und regionale Schwerpunkte in der internationalen Zusammenarbeit                                     9
GLOBALE PARTNERSCHAFT STÄRKEN: KOOPERATIONEN
MIT LÄNDERN DES „GLOBALEN SÜDENS“

Einhergehend mit der Verabschiedung der „Leitlinien                               Medien, Kunst, Kultur und auch in der Wissenschaft zu-
zu strategischen Schwerpunkten in der internationalen                             nehmend vernetzt sind. Pauschale Ländergruppierungen
Zusammenarbeit“ und der „Strategischen Universitäts-                              wie „Erste, Zweite und Dritte Welt“ oder „Industrie-,
partner und Schwerpunktländer für internationale Koope-                           Schwellen- und Entwicklungsländer“ entsprechen dem
rationen“ sieht die Universtität Bonn die Notwendigkeit,                          genau so wenig wie die neuere Gruppierung von „Globa-
auch ihre Position mit Partnern in Ländern des sogenann-                          ler Süden“ und „Globaler Norden“. Wir gehen kritisch mit
ten „Globalen Südens darzustellen“. Zum einen soll das                            solch groben Kategorien um. Obschon kein Zweifel daran
vorliegende Positionspapier die zahlreichen bestehenden                           besteht, dass zahlreiche Länder der Welt eine gemeinsa-
Kooperationen der Institute der Universität mit einzelnen                         me Vergangenheit haben, von ähnlichen gegenwärtigen
Wissenschaftler*innen, mit Forschungseinrichtungen so-                            Herausforderungen betroffen sind und besonders rasche
wie Hochschulen gebündelt wiedergeben. Zum anderen                                ökonomische und kulturelle Veränderungen durchlaufen,1
soll es eine Hilfestellung und Orientierung bieten, die                           werden die oben genannten Kategorien der Vielfalt der
bei Kooperationsvorhaben und geplanter Antragstellung                             Entwicklungsprozesse nicht gerecht und erlauben zu
herangezogen werden kann.                                                         wenig Differenzierung.
                                                                                  Die Forschung im und mit dem Globalen Süden stieß in
                                                                                  letzter Zeit auf kritische Stimmen, die eine Neuordnung
1. DER GLOBALE SÜDEN - BEGRIFFLICHE                                               der Beziehungen zwischen Nord und Süd fordern und
EINORDNUNG GLOBALER                                                               dadurch auf eine Entkolonialisierung der Wissenschaft
LÄNDERGRUPPIERUNGEN                                                               und die Anerkennung der Theory from the South2 ab-
                                                                                  zielen. Die UoB ist sich dieser neuen Tendenzen der
Die Universität Bonn ist bestrebt, mit Partnern in allen
                                                                                  wissenschaftlichen Zusammenarbeit bewusst und bereit,
Weltregionen zu kooperieren und somit zum wissen-
                                                                                  darauf zu reagieren.
schaftlichen Fortschritt und zu capacity building beizu-
tragen. Dabei ist davon auszugehen, dass die Länder
der Welt und ihre Bürgerinnen und Bürger sowie ihre
Organisationen durch Handel, Digitalisierung, Migration,

1
    UNDP: Summary. Human Development Report 2013. The Rise of the South: Human Progress in a Diverse World. Auf: http://www.undp.org/
    content/dam/undp/library/corporate/HDR/2013GlobalHDR/English/HDR2013%20Summary%20English.pdf (21.01.19).
2
    Siehe Comaroff, J. / Comaroff J. L.: Theory from the South or, How Euro-America is Evolving Toward Africa. Boulder 2012. And Sarr, F.: Afrotopia.
    Paris 2016.

10                                                                                                Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Wenn wir trotz dieser kritischen Einordnung nachfolgend
den Terminus des „Globalen Südens“ verwenden, dann
als grobe Kurzform zur Eingrenzung derjenigen Länder,
die über vergleichsweise niedrige Prokopfeinkommen
verfügen, in grundlegendem strukturellem Wandel be-
griffen sind, in der Regel hohes Bevölkerungswachstum,
oft fragile Institutionen und Rechtssysteme haben und
zumeist auf der Südhalbkugel der Welt liegen. Dabei
orientieren wir uns in erster Linie an der aktuellen Liste
des Development Assistance Committee (DAC) der Orga-
nisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-
lung (OECD). Die Begrifflichkeit „Globaler Süden“ rückt
die durchaus asymmetrischen Beziehungen zwischen
Norden und Süden in den Mittelpunkt und betont diese
Strukturunterschiede innerhalb der Weltgesellschaft.3                             mit den zum Teil konkurrierenden Zielen erhebliches
Damit soll zugleich eine Essentialisierung territorialer Ein-                     wissenschaftliches Engagement erfordert, wenn auch
heiten vermieden werden.4 Schließlich richten sich auch                           eine begleitende Forschungsagenda nicht definiert und
Förderprogramme und Netzwerkpartner der Universität                               etabliert wurde. Hierbei will die Universität Bonn partner-
Bonn nach dieser Terminologie, so dass damit eine ein-                            schaftlich unterstützen.
heitliche Verständigungsbasis gewährleistet ist.
                                                                                  Besonders wertvoll für bestehende Zusammenarbei-
                                                                                  ten sowie Kooperationsbestrebungen der Universität
                                                                                  ist der in Deutschland einmalige Standortvorteil der
2. AUSGANGSSITUATION                                                              internationalen Bundesstadt Bonn. So sind in Bonn 20
                                                                                  Organisationen der Vereinten Nationen tätig. Mit vielen
In der Überzeugung, dass sich globale Herausforderungen
                                                                                  davon kooperiert die Universität. Außerdem haben in
nur gemeinsam lösen lassen, verabschiedete die General-
                                                                                  Bonn zahlreiche andere staatliche und nichtstaatliche
versammlung der Vereinten Nationen im September 2015
                                                                                  Institutionen der Entwicklungspolitik und Entwicklungs-
die Resolution „Transformation unserer Welt: die Agenda
                                                                                  zusammenarbeit ihren Sitz – zu nennen sind hier ins-
2030 für nachhaltige Entwicklung“5.
                                                                                  besondere das Bundesministerium für wirtschaftliche
Das Kernstück der Agenda bilden die 17 Ziele für nach-                            Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die Gesellschaft
haltige Entwicklung (Sustainable Development Goals,                               für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), das Deutsche
SDGs) mit 169 Unterzielen, die alle drei Dimensionen der                          Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit
Nachhaltigkeit – wirtschaftlich, sozial und ökologisch –                          (DEval) und Forschungseinrichtungen wie das Deutsche
gleichermaßen einbeziehen. Dieser umfassende Ansatz                               Institut für Entwicklungspolitik (DIE), das Bonn Interna-
erfordert eine verstärkte Zusammenarbeit und wird im                              tional Center for Conversion (BICC), die Deutsche Welle
17. Nachhaltigkeitsziel „Umsetzungsmittel stärken und                             (DW) sowie eine Vielzahl von international operierenden
die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung                             Nichtregierungsorganisationen. Durch die ausgezeichnete
mit neuem Leben füllen“ definiert.                                                Vernetzung der Universität Bonn mit diesen und weiteren
                                                                                  regionalen Partnern bestehen zahlreiche Kooperations-
Die Universität Bonn verpflichtet sich insbesondere den
                                                                                  projekte mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen
Unterzielen capacity building und Multi-Akteur-Partner-
                                                                                  in Ländern des „Globalen Südens“.
schaften „zur Mobilisierung und zum Austausch von
Wissen, Fachkenntnissen [und] Technologie“6. Dabei
stellen wir fest, dass die sehr komplexe globale Agenda

3
    Vgl. Connell, Raewyn/Dados, Nour: The Global South. In: Contexts, 2012 (11/1), S. 11.
4
    Vgl. Connell, Raewyn/Dados, Nour: The Global South. In: Contexts, 2012 (11/1), S. 12. Vgl. Auch Dirlik, Arif: Global South. Predicament and Promise.
    In: The Global South, 2007 (1/1), S. 12f. und Ming’ate, M.L.F.: The Global South: What does it mean to Kenya? Auf: http://voices.uni-koeln.de/2015-
1/whatdoesitmeantokenya (24.08.18).
5
    UN (2015): Resolution der Generalversammlung, verabschiedet am 25. September 2015: 70/1. Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für
    nachhaltige Entwicklung, S. 29. Auf: http://www.un.org/Depts/german/gv-70/band1/ar70001.pdf (03.09.2018).
6
    UN (2015): Resolution der Generalversammlung, verabschiedet am 25. September 2015: 70/1. Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für
    nachhaltige Entwicklung, S. 28-29. Auf: http://www.un.org/Depts/german/gv-70/band1/ar70001.pdf (03.09.2018).

Strategische Partnerschaften und regionale Schwerpunkte in der internationalen Zusammenarbeit                                                         11
3. KOOPERATIONEN UND                                                         • Darüber hinaus ist die Universität Bonn maßgeblich
KOOPERATIONSPOTENTIAL                                                          an kooperativen Großprojekten mit Fokus auf den
                                                                               Globalen Süden beteiligt. Ein Beispiel ist der Sonder-
Aktuell besteht eine Vielzahl an Kooperationen mit Län-
                                                                               forschungsbereich/Transregio (SFB/TRR 228) Future
dern in den Regionen in den Regionen Afrika, Asien und
                                                                               Rural Africa. Future-making and social-ecological trans-
Lateinamerika. Solche zum Teil intensiven sowie langjäh-
                                                                               formation. In Zusammenarbeit mit der Universität zu
rigen Beziehungen werden von zahlreichen Instituten und
                                                                               Köln befasst sich der SFB/TRR 228 in seiner ersten
Fachbereichen der Universität Bonn gepflegt. Dabei sind
                                                                               Förderphase (2018-2021) in 14 wissenschaftlichen Teil-
folgende Einrichtungen besonders aktiv: das Zentrum für
                                                                               projekten mit spezifischen Aspekten der sozial-ökologi-
Entwicklungsforschung (ZEF), das Geographische Institut
                                                                               schen Transformation und der Gestaltung von Zukunft
(GIUB), verschiedene Institute der Landwirtschaftlichen
                                                                               in Kenia, Tansania und Namibia. Beteiligt an dem Ver-
Fakultät sowie das Institut für Orient- und Asienwissen-
                                                                               bund sind außerdem das BICC, die Universität Münster,
schaften (IOA). Daneben sind auch das Zentrum für Euro-
                                                                               die Charité an der Humboldt-Universität in Berlin sowie
päische Integrationsforschung (ZEI), das Interdisziplinäre
                                                                               Kooperationspartner in Afrika. Die partnerschaftliche
Lateinamerika Zentrum (ILZ) sowie das Hausdorff Center
                                                                               Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen in Afrika
for Mathematics (HCM) und verschiedene weitere Insti-
                                                                               ist eine selbstverständliche Grundlage des SFB/TRR 228
tute der Medizinischen und Mathematisch-Naturwissen-
                                                                               und dient seiner strategischen Weiterentwicklung zu
schaftlichen in und mit Ländern des Globalen Südens
                                                                               einem Zentrum der wissenschaftlichen Nord-Süd-Ko-
tätig. Im Folgenden wird ein kurzer Überblick über eine
                                                                               operation.8
Auswahl an bedeutenden Kooperationen gegeben:
                                                                             • Das NRW Fortschrittskolleg One Health and urbane
• Das zur Universität Bonn gehörende Zentrum für Ent-
                                                                               Transformation – Erkennung von Risiken, Erarbeitung
  wicklungsforschung (ZEF) spielt gerade in Hinblick auf
                                                                               nachhaltiger Lösungen ist eine vom Land NRW geför-
  (science) capacity building eine herausragende Rolle.
                                                                               derte Graduiertenschule. In Kooperation verschiedener
  Das ZEF ist ein seit 1997 operierendes internationales
                                                                               Institute der Universität Bonn, dem ZEF, der Hochschule
  Forschungsinstitut, das in Kooperation mit Ländern
                                                                               Bonn-Rhein-Sieg und der United Nations University
  des „Globalen Südens“ inter- sowie transdisziplinär
                                                                               – Institute for Environment and Human Security (UNU-
  aktiv ist. In seiner Arbeit verbindet es Wissenschaft
                                                                               EHS, Bonn) werden verschiedene „Dimensionen und
  und Forschung mit Praxis und Politik. Nicht nur durch
                                                                               Transformationen von gesundheitsbezogenen Syste-
  seine Forschungstätigkeit, sondern auch durch die Aus-
                                                                               men in Bezug auf die menschliche Gesundheit, die
  bildung qualifizierter Wissenschaftler*innen trägt es
                                                                               Gesundheit der Umwelt und der landwirtschaftlichen
  zur Armutsbekämpfung und nachhaltigen Entwicklung
                                                                               Produktionssysteme“9 untersucht. Durch eine verglei-
  bei. Förderlich ist zudem die starke weltweite Vernet-
                                                                               chende Gegenüberstellung des Ruhrgebiets mit den
  zung und Zusammenarbeit des ZEF mit Einrichtungen
                                                                               Metropolregionen Ahmedabad/Indien, Accra/Ghana
  der internationalen Entwicklungsforschung. Es wird
                                                                               und São Paulo/Brasilien werden in Zusammenarbeit
  überdies im Global Think Tank Ranking in mehreren
                                                                               mit dort ansässigen Forschungs- und Wissenschafts-
  Kategorien unter den 100 besten Denkfabriken welt-
                                                                               einrichtungen nachhaltige Lösungsansätze entwickelt
  weit genannt. Das Program of Accompanying Research
                                                                               und Synergieeffekte gesteigert.10
  for Agricultural Innovation (PARI)7, gefördert durch
  das BMZ, gehört zu den bedeutendsten Langzeit-For-
  schungsprogrammen des ZEF. Es bringt Partner aus Af-
  rika, Indien und Deutschland zusammen, um zu einem
  nachhaltigen Wachstum der Landwirtschaft und zur
  Ernährungssicherheit in Afrika und Indien beizutragen
  und kooperiert hierfür mit Forschungseinrichtungen in
  15 Ländern des „Globalen Südens“.

7
    Für weitere Informationen s. PARI https://research4agrinnovation.org/.
8
    Für weitere Informationen s. https://www.crc228.de/.
9
    Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW: https://www.mkw.nrw/forschung/forschung-nrw/inter-und-transdisziplinaere-
    forschung/fortschrittskolleg-one-health/ (10.09.2018).
10
     Für weitere Informationen s. https://www.zef.de/onehealth.html.

12                                                                                         Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
• Das Geographische Institut der Universität
  Bonn und das UNU-EHS bieten ein gemein-
  sames Master-Studienprogramm an, mit
  dem Fokus Geography of Environmental
  Risks and Human Security. Zur Unterstüt-
  zung von Studierenden aus dem „Globalen
  Süden“ finanziert der DAAD für jeden Stu-
  dienjahrgang sechs Stipendien.11
• Seit 2003 wird an der Universität Bonn der
  Masterstudiengang Agricultural Sciences
  and Resource Management in the Tropics
  and Subtropics (ARTS) von der Landwirt-
  schaftlichen Fakultät angeboten. Ziel des
  Studiengangs ist die Schaffung einer klar
  profilierten Berufsausbildung der Absol-
  vent*innen, für die auf dem Arbeitsmarkt
  speziell in der internationalen Forschung
  und der Entwicklungszusammenarbeit ein
  steigender Bedarf besteht. Die Zielgruppe
  sind Absolvent*innen eines Hochschulstu-
  diums aus Ländern des „Globalen Südens“
  sowie weitere Bewerber*innen, die eine
  berufliche Tätigkeit in den Bereichen Ent-
  wicklungsforschung und -zusammenarbeit
  anstreben.
Länder, mit denen die Universität Bonn durch langjährige                     Zur stärkeren Bündelung der Expertise in Nachhaltig-
und intensive Kooperationen in den skizzierten und weite-                    keitsforschung und der weitergehenden Förderung der
ren Projekten verbunden ist, sollen im vorliegenden Posi-                    bestehenden Potentiale am UN-Standort Bonn ist 2017
tionspapier als Schwerpunktländer behandelt werden;                          der Bonner Innovations-Campus „Nachhaltigkeit und
dabei handelt es sich um: Äthiopien, Brasilien, Ghana,                       Globaler Wandel“ (ICB) gegründet worden. Der ICB soll
Indien, Kenia, Kolumbien, Mexiko, Mongolei, Namibia,                         eine Forschungsinfrastruktur errichten, die eine Corona
Peru, Thailand und Vietnam.                                                  universitärer und außeruniversitärer Einrichtungen noch
                                                                             enger vernetzt: die Universität Bonn mit ihren Fakultäten
Insgesamt sollen Partnerschaften und Kooperationen
                                                                             und dem ZEF, das DIE, UNU-EHS, das BICC und die Hoch-
im „Globalen Süden“ zukünftig weiter gefördert und
                                                                             schule Bonn-Rhein-Sieg.12
ausgebaut werden, um mit den dortigen Wissenschafts-
systemen zu interagieren und dadurch wechselseitig                           Die bisher bestehenden Kooperationen leisten einen
profitieren zu können. Angesichts der Ausgangsbedingung                      wichtigen Beitrag bei der Identifikation vielversprechen-
und des Kooperationspotentials stellt sich eine Zusam-                       der und zukunftsweisender Partner in den Schwerpunkt-
menarbeit mit Wissenschaftsinstitutionen des „Globalen                       regionen. Daher soll der Standortvorteil Bonns in Zukunft
Südens“ für die Universität Bonn als besonders wichtig                       noch stärker strategisch genutzt und auch die Zusam-
dar. Die langjährigen und vertrauensvollen Kontakte,                         menarbeit mit den in der Stadt ansässigen international
die Bonner Wissenschaftler*innen mit Kolleg*innen in                         operierenden Einrichtungen ausgebaut werden. Die Uni-
den Netzwerkregionen pflegen, bilden eine fruchtbare                         versität Bonn versteht es als Aufgabe, den Austausch mit
Grundlage für Wissensaustausch sowie gemeinsame                              Kooperationspartnern des „Globalen Südens“ zu vertiefen
Forschungsprojekte und begünstigen damit Internatio-                         und zu erweitern sowie ein bestmögliches Informations-,
nalisierung in ihrer Vielfalt und Breite.                                    Beratungs- und Unterstützungsangebot zu bieten.

11
     Für weitere Informationen s. https://www.geographie.uni-bonn.de/studium/im-studium/master/unu.
12
     Für weitere Informationen s. https://www.bonn-alliance.uni-bonn.de/de/innovations-campus-bonn.

Strategische Partnerschaften und regionale Schwerpunkte in der internationalen Zusammenarbeit                                       13
4. FÖRDERGEBER UND
BERATUNGSMÖGLICHKEITEN
                                                                                Darüber hinaus stimmt die Universität Bonn mit den
Derzeit bestehen verschiedene Linien zur Förderung                              zentralen Zielen der Afrika-Strategie überein, „die Inter-
von Projektanbahnungen sowie bereits existierenden                              nationalisierung von Bildung, Wissenschaft und For-
Partnerschaften, die von nationalen Ministerien und                             schung weiter voran[zu]treiben, […] mit den Mitteln und
Förderorganisationen angeboten werden. Diese basieren                           Instrumenten von Bildung, Wissenschaft und Forschung
auf verschiedenen Positions- und Strategiepapieren, die                         verstärkt Zukunftsperspektiven und nachhaltige Entwick-
sich auf unterschiedliche Forschungsfelder im „Globalen                         lungschancen in Afrika [zu] fördern [und] dabei eine neue
Süden“ konzentrieren. So legte 2002 die Bundesregierung                         Qualität der Kooperation an[zu]streben“20.
die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie „Perspektiven
                                                                                Zur Unterstützung von Vorhaben im „Globalen Süden“
für Deutschland“ vor. Ein 2010 beschlossenes Maßnah-
                                                                                bietet die Universität Bonn Beratung zu Fördermöglich-
menprogramm benannte Perspektiven und Aufgaben,
                                                                                keiten und Unterstützung bei der Programmdurchführung
um die Nachhaltigkeitsziele im Verantwortungsbereich
                                                                                durch die Dezernate für Internationales (Dezernat 6) und
der Bundesregierung zu erreichen. Die Neuauflage der
                                                                                Forschung (Dezernat 7) an. Außerdem sollen Programme
Nachhaltigkeitsstrategie 2016 orientiert sich an den SDGs
                                                                                der EU verstärkt für die globale Zusammenarbeit genutzt
und wurde im Bundeskabinett im Januar 2017 beschlos-
                                                                                werden, wie beispielsweise im Erasmus+ Programm Leit-
sen. Daneben veröffentlichten in den letzten Jahren ver-
                                                                                aktion 107 „Mobilität mit Partnerländern“ sowie in der
schiedene Ministerien und Fördergeber Leitlinien und
                                                                                Programmlinie KA2 Cooperation for Innovation and Ex-
Maßnahmenpapiere zu Kooperationen mit Regionen
                                                                                change of good Practices die Förderlinie Capacity Building
des „Globalen Südens“, insbesondere mit Afrika: u.a.
                                                                                in the field of Higher Education.
die Bundesregierung13, das Auswärtige Amt (AA)14, das
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)15,
das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammen-
arbeit und Entwicklung (BMZ)16, das Bundesministerium
für Wirtschaft und Energie (BMWi)17 sowie der Deutsche
Akademische Austauschdienst (DAAD)18.
Wie in der aktuellen Afrika-Strategie des BMBF (Stand
November 2018) deutlich wird, müssen sich die wissen-
schaftlichen Kooperationen mit Afrika verschiedenen Her-
ausforderungen stellen, die für die Zukunft des Kontinents
relevant sind. Dazu gehört, dass sich die Bevölkerung bis
2050 voraussichtlich verdoppeln und sich insbesondere
der Anteil junger Menschen überproportional vergrößern
wird.19 Auch die Universität Bonn sieht hier eine Chance,
junge Talente für wissenschaftliche Fragestellungen zu be-
geistern und gemeinsam mit ihnen Ideen zu entwickeln,
um diesen Herausforderungen in Verbundprojekten zu
begegnen.

13
     https://www.auswaertiges-amt.de/blob/262372/cd01d1b28efa11b4b5eaad2ef391a79e/afrika-leitlinien-download-data.pdf (12.09.2018).
14
     https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/regionaleschwerpunkte/afrika/afrika-leitlinien-node (12.09.2018).
15
     https://www.bmbf.de/de/zusammenarbeit-mit-dem-nahen-osten-und-afrika-333.html (12.09.2018).
16
     http://www.bmz.de/de/laender_regionen/marshallplan_mit_afrika/index.jsp (12.09.2018).
17
     https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Aussenwirtschaft/initiative-pro-afrika.html (12.09.2018).
18
     https://www.kooperation-international.de/uploads/media/daad_strategiepapier_afrika_2014-finale_fassung.pdf (12.09.2018). Eine ausführliche
     Auflistung von Fördermöglichkeiten findet sich hier: https://www.daad.de/der-daad/unsere-aufgaben/entwicklungszusammenarbeit/de/
19
     Vgl. BMBF (2018): Afrika-Strategie des BMBF: Perspektiven schaffen! Neue Impulse für die Kooperation mit afrikanischen Partnern in Bildung,
     Wissenschaft und Forschung. Auf: https://www.bmbf.de/pub/Afrika_Strategie_dt.pdf (12.11.2018).
20
     BMBF (2018): Afrika-Strategie des BMBF: Perspektiven schaffen! Neue Impulse für die Kooperation mit afrikanischen Partnern in Bildung,
     Wissenschaft und Forschung, S. 6. Auf: https://www.bmbf.de/pub/Afrika_Strategie_dt.pdf (12.11.2018).

14                                                                                              Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
BILDNACHWEIS

Titel, S. 3–5, S. 13: istockphoto, iuzishan
S. 10: istockphoto, mr_gateway
S. 11: United Nations
HERAUSGEBER

Der Rektor der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Regina-Pacis-Weg 3
53113 Bonn
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