Der Barriere-Checker Veranstaltungen barrierefrei planen - Einfach für alle! - Referat für barrierefreies Planen und ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Der Barriere-Checker Veranstaltungen barrierefrei planen Einfach für alle! Erarbeitet vom Landesverband Hessen
IMPRESSUM Herausgeber Der Paritätische NRW Loher Straße 7 | 42283 Wuppertal Telefon: (02 02) 28 22-0 presse@paritaet-nrw.org www.paritaet-nrw.org Text und Redaktion: Katja Lüke Layout: Michael Möller | comicpix.de Zeichnungen: Lisa Brenner November 2013 Erarbeitet vom Landesverband Hessen Wir danken den Kolleginnen und Kollegen vom Paritätischen Landesverband Hessen, die diese Broschüre entwickelt und uns für die Nutzung in Nord- rhein-Westfalen zur Verfügung gestellt haben.
Hinkommen – Reinkommen – Klar kommen! INHALTSVERZEICHNIS Ankündigung und Einladung 06 Veranstaltungsort 09 Anreise und Ankunft 12 Essen und Trinken 14 Redebeiträge und Präsentationen 17 Menschen mit Lernschwierigkeiten 19 Menschen mit Sehbehinderung 20 Menschen mit Körperbehinderungen 22 Menschen mit Hörbehinderung 24 Menschen mit psychischen Behinderungen 27 Zehn Knigge-Tipps zum respektvollen Miteinander 28 Glossar 32 Vorlage „Barriere-Checkliste“ 34 3
Barrierefreiheit: Einfach für Alle! Alle gehören dazu. Alle sollen einen Beitrag zur Umsetzung der dabei sein und teilnehmen kön- UN-Behindertenrechtskonven- nen. Das klingt einfach, doch um tion zu leisten. Der erste Schritt diesem Anspruch von Inklusion ist getan, sobald bestehende gerecht zu werden, gilt es für die Barrieren wahrgenommen wer- Organisation von Veranstaltun- den. Schon diese Bewusstseins- gen einiges zu bedenken – ganz bildung führt zu Veränderungen. gleich, ob es sich um einen Eltern- Wenn Sie unsere Anregungen bei abend, eine Tagung oder einen der Planung und Gestaltung be- größeren Kongress handelt. rücksichtigen, profitieren davon nicht nur Menschen mit Behinde- Barrierefreiheit ist nicht nur der rungen, sondern letztendlich alle stufenlose Eingang und das Vor- Teilnehmenden. handensein der Rollstuhltoilette. Alle Barrieren zur gleichberech- tigten Teilhabe sollen minimiert Wir verzichten in dieser werden. Hierzu gehört zum Broschüre meist auf genaue Beispiel, dass blinde Menschen Zentimeterangaben. Diese eine Einladung selbstständig können Sie aber unter der lesen können, Menschen mit DIN-Norm 18040-1 „Barrierefrei Hörbehinderung Schrift- oder bauen“ nachlesen. Gebärdensprachdolmetscher/- innen sowie Schwerhörigen-Hör- anlagen angeboten werden oder notwendigen Begleitpersonen/ Assistenzen kostenloser Eintritt gewährt wird. Mit dieser Broschüre möchte der Paritätische Wohlfahrtsverband Sie dabei unterstützen, Barriere- freiheit umzusetzen, um damit 4
Von der Fülle der Hinweise soll- zung dieser drei Grundsätze ge- ten Sie sich nicht abschrecken ben wir Ihnen auf den folgenden lassen. Sie müssen nicht alles, Seiten Tipps und Anregungen, was wir zusammengetragen ha- die von der Ankündigung und ben, sofort umsetzen. Sie haben Einladung über die Anreise bis zu bereits viel erreicht, wenn Sie den Anforderungen an den Ver- drei kurze Formeln der Barriere- anstaltungsraum und das Buffet freiheit beherzigen: reichen. Jedem Kapitel ist eine kurze, themenspezifische Check- 1 Offen für Alle: Sämtliche An- gebote, die für Menschen zu- gänglich sind, die gehen können, liste vorangestellt, in der wir das Wichtigste zusammengefasst haben. Am Ende der Broschüre sollen auch für Menschen, die finden Sie eine umfassende auf einen Rollstuhl oder Rollator Checkliste mit den wichtigsten angewiesen sind, ohne weitere Bedingungen für eine barriere- Hilfe erreichbar sein. freie Veranstaltung. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die für 2 Das Zwei-Sinne-Prinzip: Alle Informationen sollen durch mindestens zwei Sinne wahr- mehr Barrierefreiheit sorgen. Alle können Barriere-Checker nehmbar sein (sehen, hören, sein! Wenn Sie Ihre Gäste um fühlen). So kann eine nicht aus- eine Rückmeldung zu Ihrer Ver- reichend vorhandene Fähigkeit anstaltung bitten, erfragen Sie durch eine andere ausgeglichen dort doch auch, ob sie mit der werden. Barrierefreiheit zufrieden waren oder Verbesserungsvorschläge 3 KISS – „Keep it short and simple“: Halte es kurz und einfach. Informationen sollen haben. einfach und verständlich formuliert und vermittelt werden. Mehr ist es nicht! Für die Umset- 5
Ankündigung und Einladung Schrift Informationen, Beispiele und Schon die Ankündigung Ihrer Kurse zu Leichter Sprache finden Veranstaltung kann Barrieren Sie auf: www.leichtesprache.org enthalten. Wählen Sie für Ihre Texte eine gut lesbare, serifen lose Schrift (ohne Schnörkel) wie zum Beispiel Arial. Es empfiehlt sich, eine Schriftgröße von min- destens 12 Punkt sowie eine kontrastreiche Farbgestaltung (schwarz auf weiß) zu wählen. Formulieren Sie Ankündigung und Einladung (auch) in Leichter Sprache nach dem KISS-Prinzip – dankbar sein. Nicht nur blinde Halt es kurz und einfach! Nur Menschen können keine Straßen- eine Information pro Satz. Keine karten lesen. Fremdwörter. Kontaktdaten Wegbeschreibung Geben Sie in der Anmeldung für Hinweise zur Barrierefreiheit des Rückfragen eine E-Mail-Adresse, Öffentlichen Personennahver- die Postanschrift und eine Tele kehrs und die Wegbeschreibung fonnummer an. Auch hier gilt von der nächstgelegenen Halte das Zwei-Sinne-Prinzip, da nicht stelle zum Veranstaltungsort jeder Mensch schreiben oder Sie sollten Sie in der Einladung oder am Telefon hören kann. in der Anmeldebestätigung ge- ben. Für blinde Menschen reicht Post- und E-Mail-Versand es dabei nicht, eine Straßenkarte Möchten Sie per Post oder E-Mail abzudrucken. Auch viele andere zu Ihrer Veranstaltung einladen? Personen werden Ihnen für eine Bei einer Einladung per Post sorgt Wegbeschreibung in Worten mattgestrichenes Papier ohne 6
Check liste Texte in gut lesbarer Schrift (Schrift ohne S erifen, z. B. Arial, Schriftgrö Glanz dafür, dass das Lesen für ße mindes- tens 12 Punkt, Menschen mit Sehbehinderung kontrastreiche Farbgestaltun nicht unnötig erschwert wird. g) E-Mails haben den Vorteil, dass Information en in Leichter sie im Anhang ein barrierefreies Sprache formu lieren. PDF versenden können. Dies Dadurch ist es für alle kurz ist ein Dokument, das auch blin- und übersichtl ich de Menschen von ihrem Hilfs Hinweis auf system (Screenreader) per Barrierefreiheit Vorhandene U : Computer gut vorgelesen be- nterstützun- gen wie Gebärd kommen können. Ein Screen- ensprach- oder Schriftdo reader ist ein Hilfsmittel für den lmetscher/ -innen sowie S Computer blinder Menschen, chwerhörigen Höranlagen an - der herkömmliche Schrift in geben, bzw. Bedürfnisse in eine Sprachausgabe oder Brail- der Anmel- dung abfragen leschrift verwandelt. Wegbeschre Ein barrierefreies PDF-Doku- ibung in Worte von der Haltest n ment zu erstellen ist leichter elle zum Veranstaltung als gedacht. Wenn Sie mehr zu sort barrierefreien Internet- unterschied liche Kontakt- seiten und PDF-Dokumenten möglichkeiten angeben wissen möchten, können (Telefon, E-Ma il, Fax, Post) Sie sich hier informieren: mattgestrich enes Papier www.einfach-fuer-alle.de verwenden Homepage Ankündigu ng im Internet Bei der Ankündigung im barrierearm ge stalten Internet sollten Sie beden- ken, dass Menschen mit Bewegungseinschränkungen gewiesen sind, ohne Benutzung der Hände und/oder Arme zum einer Computermaus über die Beispiel auf die Möglichkeit an- Tastatur zu navigieren. 7
Ankündigung und Einladung Sehbehinderte Menschen sollten wenn noch kein konkreter Bedarf die Schrift auf einer Homepage angemeldet wurde. Vereinbaren vergrößern können. Blinde Men- Sie einen Stichtag, zu dem eine schen müssen sich die Seite kor- kostenfreie Stornierung der Leis- rekt und verständlich von einem tung möglich ist, sollte kein Be- Screenreader in Sprachausgabe darf angemeldet worden sein. vorlesen oder auch tastbar in Brailleschrift übersetzen lassen Barrierefreiheit konkret können. Werben Sie schon im Vorfeld Ihrer Veranstaltung damit, dass Dolmetscher/-innen Sie sich um Barrierefreiheit be- Weisen Sie in der Anmeldung mühen! Dazu empfehlen wir, darauf hin, ob Sie auf jeden Fall die vorhandenen Angebote in Schrift- und Gebärdensprach der Einladung konkret zu be dolmetscher/-innen vor Ort ha- nennen und nicht pauschal ben oder nur, sofern der Bedarf „barrierefrei“ zu schreiben. Sie angemeldet wird. können beispielsweise angeben, dass alle Räume für mobilitäts- Formulierungsvorschlag: beeinträchtigte Personen bar- „Bitte teilen Sie uns Ihren rierefrei erreichbar und Schrift behinderungsspezifischen dolmetscher/-innen vor Ort sind. Bedarf bis zum ... mit, damit Für einige Personen bleiben wir beispielsweise Gebärden- vielleicht noch Fragen offen, die sprachdolmetscher/-innen dann persönlich geklärt werden einplanen oder andere Vor- müssen. Aber wenn die mögli- kehrungen wie z. B. eine chen Unterstützungsangebote Schwerhörigen-Höranlage oder der barrierefreie Zugang in treffen können.“ der Einladung angegeben sind, fühlen sich alle willkommen! Schrift- und Gebärdensprach dolmetscher/-innen sollten Sie rechtzeitig vorbuchen, auch 8
Veranstaltungsort Check liste stufenloser Zugang zu alle n (!) Räumen Behinderten parkplätze (mit ausreichender über barriere Breite von 3,50 freien öffentlic m) hen Personenn Beschilderu ahverkehr zu e ng zu markante rreichen Anmeldung (k n O rte n wie zum Beis ontrastreich, z. piel Toilette od gut befestig B. gelb auf sch er te Wege (kein w arz) Kopfsteinpflast falls Rampe er) n nötig sind: n icht mehr als 6 ausreichend % Steigung (!) Toiletten für angewiesen si M enschen, die a nd (Berechnun uf einen Rollstu g Richtlinie VD hl I 6000 Blatt 3) Räume Parkplätze Bei allem Verständnis für frü- Vergewissern Sie sich, dass genü- here Bausünden – große Ver- gend Parkplätze in ausreichender anstaltungen sollten Sie nur in Breite von 3,50 Meter für „außer Räumen planen, die stufenlos gewöhnlich Gehbehinderte“ erreichbar und zumindest an (Personen mit Behindertenpark diesem Punkt als barrierefrei ausweis) vorhanden sind oder zu bezeichnen sind. Sollte der geben Sie Hinweise, wo sich Haupteingang nicht stufenlos weitere Parkplätze befinden. sein, finden Menschen, die einen Rollstuhl oder einen Rollator Beschilderung nutzen, zwar auch allein den Ausgeschildert sein sollten alle barrierefreien Eingang, aber mit wichtigen Punkte wie die Behin- einem entsprechenden Hinweis- dertentoilette und die Ausgabe schild ist der Empfang für sie der Empfänger für die FM-Anlage gleich viel freundlicher. (Frequenzmodulation, drahtlose Funkanlage als Unterstützung für schwerhörige Menschen). 9
Veranstaltungsort Alle Schilder sollten in kontrast Nutzung und das problemlosere reichen Farben gestaltet sein Ankommen für Menschen mit (z. B. gelb auf schwarz). Auch an Sehbehinderung. Treppen helfen Schilder weiter, Für Menschen mit Hörbehinde- die den Weg weisen zur barriere rung sollte bei einem Notfall im freien Überwindung per Lift oder Aufzug die Möglichkeit beste- Rampe. Auf die Farben Rot und hen, per Lichtsignal an der Ge- Grün sollten Sie mit Blick auf gensprechanlage informiert zu Personen mit Rot-Grün-Blindheit werden (rotes Licht = noch keine (Farbfehlsichtigkeit) verzichten. Rückmeldung, grünes Licht = Hilfe kommt! Neben der Licht Aufzug anzeige die dazugehörige Erläu- Wenn Ihr Veranstaltungsort dank terung). eines Aufzugs barrierefrei zu sein scheint, vergewissern Sie sich, Platzreservierung dass seine Maße auch stimmen. In bestuhlten Sälen werden oft Es gibt schmale Aufzüge, in die Plätze in der ersten Reihe für Gäs- nicht alle Rollstuhlnutzenden te mit Behinderungen reserviert. hineinkommen. Auf der sicheren Das ist zwar gut gemeint, aber Seite sind Sie mit einer Fläche nicht immer die beste Lösung. von 1,10 Meter mal 1,40 Meter. Denn je nach Behinderung gibt Die Bedienelemente des Fahr- es unterschiedliche Bedürfnisse stuhls sollten so niedrig ange- an den Platz. Geben Sie Men- bracht sein, dass sie sowohl im schen im Rollstuhl die Möglich- Sitzen als auch für kleinwüchsige keit, sich mit ihrem Rollstuhl an Menschen gut erreichbar sind. den Rand der Stuhlreihen zu Für Menschen mit Sehbehinde- stellen oder sich auch auf einen rung müssen die Aufzugknöpfe Stuhl umzusetzen. taktil fühlbar sein. Eine Sprach- ausgabe im Fahrstuhl, welche die Für Menschen mit Hörbehinde- jeweiligen Stockwerke ansagt, rung, die die Gebärdensprache erleichtert die selbstständige oder das Schriftlesen nutzen, 10
sollten Sie Plätze reservieren, diese auch für Menschen mit von denen aus die Gebärden- Mobilitätseinschränkung zu- sprachdolmetschenden und die gänglich sein. Führen Treppen Leinwand für die Schriftausgabe stufen auf die Bühne, ist ein gut zu sehen sind. Menschen mit Handlauf erforderlich? Eine bar- Hörbehinderung, die mit Hilfe rierefreie Bühne hat außerdem einer vorhandenen Höranlage für eine Rampe (nicht mehr als 6 % Schwerhörige die gesprochene Steigung) oder einen offenen Sprache weitgehend verstehen Lift. Sofern benötigt, sollte ein können, nutzen gern Plätze mit höhenverstellbares Rednerpult guter Sicht auf das Podium, um zur Verfügung stehen. eventuell das Verstehen durch Mundabsehen („Lippenlesen“) zu Boden unterstützen. Stolperfallen sind im Interesse Sehbehinderte und blinde Men- aller Teilnehmenden zu vermei- schen wissen Plätze am Rand zu den. Wenn es nicht ohne herum schätzen, damit sie nicht durch liegende Kabel geht, müssen die Reihen oder über am Boden diese durch Matten überbrückt stehende Taschen stolpern. oder abgeklebt werden. Die Abdeckung sollte kontrastreich Für alle Teilnehmenden mit Be- sein, sich also farblich vom hinderungen gilt: Sie sollten für Bodenbelag abheben. eine potenzielle Begleitung noch einen Nachbarplatz reservieren Wenn Ihre Veranstaltung im und letztendlich soll sich jede Freien und auf einer Wiese statt- Person auch selbstverständlich findet, sorgen Sie für gut befahr- ihren Platz nach den eigenen bare Wege, zum Beispiel durch Wünschen aussuchen können. Matten. Prinzipiell ist eine Wiese jedoch stets ein schwieriger Bühne Untergrund für barrierefreie Planen Sie eine Veranstaltung mit Veranstaltungen. einer Bühne? Dann muss 11
Anreise und Ankunft Begleit- und Fahrdienste des Rollstuhlgewichts, auf jeden Sehr hilfreich ist es, wenn Sie Fall ein Fahrzeug mit Lift oder einen Begleitdienst für seh- befahrbarer Rampe. behinderte Personen von der Einige Fahr- und Taxidienste nächstgelegenen Haltestelle bieten Fahrzeuge mit entspre- zum Veranstaltungsort anbieten. chender Ausstattung an; dieses Über diesen Service werden sich Angebot steht allerdings nicht auch mobilitätsbeeinträchtigte allerorts zur Verfügung. Personen freuen. Denn Rollstuhl- fahrerinnen und Rollstuhlfahrer Wenn Sie eine Veranstaltung können nie sicher sein, ob ihnen ohne einen von Ihnen organi- nicht ein rücksichtlos geparktes sierten Shuttle-Service anbieten, Auto den Weg über die abge- geben Sie bekannt, ob es einen senkte Bordsteinkante versperrt. entsprechenden externen Fahr- und Taxidienst in der näheren Der Weg zum Veranstaltungsort Umgebung gibt. Dort können sollte gut befestigt sein und nicht die Teilnehmenden den Dienst über Kopfsteinpflaster führen. dann selbstständig buchen. Um Kopfsteinpflaster zu vermei- den, nehmen Personen auch Ansprechperson vorstellen einen Umweg in Kauf, damit Ihr Personal an der Anmeldung sie störungsfreier ankommen. sollte Informationen geben können über alle Angebote und Wenn Sie einen von Ihnen Vorrichtungen für Menschen mit organisierten Shuttle-Service Behinderung, wie zum Beispiel vom Bahnhof oder Flughafen aus Standort der Behindertentoilet- anbieten, sollte dieser rollstuhl- ten, Ausgabe der Empfänger für gerecht sein. Fragen Sie im Vor- die FM-Anlage oder Verlauf der feld, ob ein Umsetzen auf einen Induktionsschleife (fest instal herkömmlichen Autositz möglich lierte Anlage zur Verstärkung ist. Für Menschen mit Elektro der Tonsignale für Menschen mit rollstuhl benötigen Sie, aufgrund Hörschädigung). 12
Check liste Begleit- und Fahrdienste direkt auffin dbarer Info- bzw . Anmeldetisch Falls Sie Unter- stützung am Buffet oder Ähnli- ches anbieten, sollten Ihre Mitar- Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbei- beiterinnen und Mitarbeiter auch terinnen und Mitarbeiter dafür, darauf hinweisen können. Neh- dass voraussichtlich einige Teil- men Sie sich die Zeit, alle Mitwir- nehmenden nicht hören und kenden der Veranstaltung über somit eventuell nicht antworten alle Unterstützungsangebote zu können und/oder nicht sehen informieren, so haben Sie viele können. kompetente Multiplikatoren. 13
Essen und Trinken Buffet Speiseauswahl Vor allem wenn Sie ein Buffet zur Sollten Sie Finger-Food anbie- Selbstbedienung anbieten, sollte ten, halten Sie für Personen, die dies so niedrig aufgebaut sein, Assistenz beim Essen benötigen, dass auch kleinwüchsige Men- auch Teller und Bestecke bereit. schen und Menschen im Roll- Wenn man das Essen nicht in der stuhl die Chance haben, die Aus- eigenen Hand zum Mund führen wahl zu sehen und sich selbst zu kann, wird meistens Besteck für die bedienen. Machen Sie, vielleicht assistierende Person bevorzugt. bei der Ankündigung zur Pause, deutlich, ob beispielsweise zum Suppe ist ein beliebter warmer Tragen der Teller unterstützendes Imbiss. Für geh- und sehbehinder- Personal vorhanden ist. te Menschen gibt es allerdings kaum ein Gericht, das sie schlech- Trinkhalme ter transportieren können. Auch Bieten Sie Trinkhalme für Geträn- Menschen mit einer Beeinträchti- ke an. Kinder freuen sich und für gung der Arme und/oder Hände viele Menschen mit Behinde- können Suppe oft nicht allein rungen ist dies eine kleine und oder nur mit höherem Zeitauf- unauffällige Unterstützung beim wand essen. Bieten Sie deshalb Trinken. eine Alternative zur Suppe an. Zum Auswählen beschriften Sie alle angebotenen Speisen mit einem Schild. Für Menschen mit Sehbeeinträchtigung können Sie die Auswahl an Speisen entweder vom Personal am Buffet benen- nen lassen oder ihnen eine Spei- sekarte in Brailleschrift anbieten (wohlwissend, dass nicht alle seh- beeinträchtigten Menschen die 14
Check liste Stehtische u nd unterfahrb Tische are Brailleschrift lesen können). Trinkhalme Unabhängig von der Frage Alternative nach Beeinträchtigungen zur Suppe denken Sie sicherlich auch Höhe des S elbstbedienun buffets anpass gs- daran, vegetarisches Essen en anzubieten. Vielleicht auch Speisen mit Schild benenn etwas Veganes? Wenn Sie en Angabe übe als Fleischangebot nicht r Inhaltsstoffe Lebensmittel der gerade Schwein wählen, haben Sie Ihre Auswahl ausreichend Platz lassen damit auch für die meisten zwischen den Tischen Kulturen geöffnet. (mindestens fü r einen Roll- stuhl, aber rech nen Sie lieber mit zwei) Bestuhlung und Tische Für die Pausen sind auf Veranstal- tungen oft Stehtische aufgestellt. Pausen sind wichtige Zeiten zum informellen Austausch. Es bietet sich an, für Menschen Um daher auch dieses Angebot mit allergischen Reaktionen vielfältig zu gestalten, stellen oder Diabetes eine kleine Infor- Sie sowohl Stehtische als auch mation mit den Zusatzstoffen unterfahrbare niedrigere Tische auszulegen. Da auch blinde für kleinwüchsige Menschen Menschen Allergien oder Diabe- und Rollstuhlfahrende auf. Damit tes haben können, sollte diese Sie diese Personengruppe beim Information auch in Brailleschrift Essen nicht separieren, sollten vorliegen. Sie an den Tischen auch einige Stühle anbieten. 15
Essen und Trinken Erfahrungsgemäß essen die Sie haben bestimmt im Blick, meisten Menschen lieber im auch genügend Platz zum Durch- Sitzen, sodass dieses Angebot gehen und Durchfahren zwi- von vielen Ihrer Gäste gern an- schen den Tischen zu lassen. genommen werden wird. Sorgen Eine ausreichende Breite Sie dafür, dass genug Platz für zwischen Tischen wird mit diejenigen bleibt, die auf die 1,20 Meter angegeben. Nutzung der niedrigen Tische angewiesen sind. 16
Redebeiträge und Präsentationen Um dem Ziel der Barrierefreiheit Check liste näher zu kommen, müssen Sie vorab um T hesenpapiere die weiteren Mitwirkenden, die oder PowerPo int-Präsen- Sie vielleicht für einen Redebei- tationen bitten trag eingeladen haben, ebenfalls Hinweis auf aufklären. Viele Barrieren entste- Vielfalt unter den Teilnehme hen nur aus Unwissenheit und nden geben lassen sich vermeiden, ohne dass Hilfestellun g geben zu me Kosten entstehen. Die folgenden Barrierefreiheit hr im Vortrag Vorschläge sind teilweise abhän- gig von der Art der Angebote und der Vielfalt ihrer Teilnehmen- alle vorkommenden Namen des den. Wählen Sie selbst, was Sie Tages vorab erfassen können. für Ihre Veranstaltung berück- sichtigen müssen. Wenn Sie eine FM-Anlage für schwerhörige Menschen nutzen, Bitten Sie Vortragende recht- erklären Sie den Rednerinnen zeitig vor dem Veranstaltungs und Rednern die Bedeutung der termin um ihr Thesenpapier oder zwei Mikrofone. Eines ist der Sen- eine eventuelle PowerPoint- der für die FM-Anlage. Bitten Sie Präsentation, damit Sie diese den Ihre Vortragenden, Fragen aus Schrift- und Gebärdensprach dem Publikum, die nicht über dolmetscher/-innen und Men- beide Mikrofone gestellt wer- schen mit Sehbeeinträchtigung den, zu wiederholen. So wissen vorab (per E-Mail) zukommen las- alle Personen im Raum, worauf sen können und geben Sie dies gerade geantwortet wird, denn auch als Begründung an. Von den nicht alle Anwesenden können Dolmetscherinnen und Dolmet- gestellte Fragen ohne Mikrofon- schern werden Sie vermutlich verstärkung hören. Wenn Sie ein auch um einen Programmablauf Mikrofon herumreichen, denken gebeten, mit dem diese die ge- Sie auch an das Mikrofon der FM- planten Zeitabläufe und auch Anlage. 17
Redebeiträge und Präsentationen Bitten Sie die Vortragenden um schen mit Sehbehinderung Leichte Sprache. Kurze Sätze mit beschrieben werden. Ihre Vor- jeweils einer Information, keine tragenden werden dankbar sein, Fremdwörter. Was immer mög- wenn sie sich bereits im Vorfeld lich ist: Sie sollten eine Zusam- der Veranstaltung die richtigen menfassung von Vorträgen in Worte dafür zurechtlegen kön- Leichter Sprache anbieten. nen. Geben Sie deshalb bekannt, Siehe auch: dass voraussichtlich Menschen www.leichtesprache.org mit Sehbehinderung anwesend sein werden, die kurze Beschrei- Bildliche Darstellungen in einer bungen von Bildern und Grafiken Präsentation sollten für Men- zu schätzen wissen. Jetzt sind Sie schon sehr gut informiert, um Ihre nächste Ver- anstaltung barrierefrei zu planen. Auf den folgenden Seiten erfahren Sie noch mehr über die sehr unter- schiedlichen Barrieren, auf die Menschen je nach ihrer Behinde- rung stoßen können. Und Sie bekommen Tipps, wie sich diese spezifischen Barrieren abbauen lassen. 18
Menschen mit Lernschwierigkeiten Menschen mit Lernschwierig keiten werden im Gesetz noch Check liste als Menschen mit geistiger bei „B“ im S Behinderung bezeichnet. In chwer- behindertenau der Fachsprache wird oft von sweis empfehlen wir Menschen mit „sogenannter , die Begleitperson geistiger Behinderung“ gespro- /Assistenz kostenlos teiln chen. Da der Begriff „geistige ehmen zu lassen Behinderung“ von den Betroffe- kurze, einfa nen als Beleidigung empfunden che und wird, übernehmen wir die von vollständige S ätze in der „Mensch zuerst“ propagierte und Einladung gewünschte Bezeichnung der Vorträge als Zusammen- „Menschen mit Lernschwierig fassung in Leic hter keiten“. Sprache anbie ten Verwenden Sie Leichte Sprache und Piktogramme, wo immer es möglich ist. Bitte beachten Sie, in (meistens) schwerer Sprache dass Leichte Sprache keine Kin- als auch die Übersetzung in dersprache ist. Auch den Bedarf Leichter Sprache auszulegen. an Leichter Sprache können Sie Hinweise zur Verwendung von im Vorfeld in Ihrer Anmeldung Leichter Sprache finden Sie auf abfragen. Dann können Sie noch der Internetseite: entscheiden, ob Sie eine simul www.leichtesprache.org tane Übersetzung von Vorträgen in Leichte Sprache anbieten Wenn Sie kein Buffet, sondern möchten. Auf jeden Fall empfeh- eine Speisekarte haben, verwen- len wir, Skripte und Thesenpapiere den Sie wenn möglich ergänzend in Leichter Sprache anzubieten auch Fotos. und diskriminierungsfrei immer sowohl das ausführliche Skript 19
Menschen mit Sehbehinderung Werden während einer Veran- Zwei-Sinne-Prinzip: staltung Präsentationen und Bilder und Fotos beschreiben Thesenpapiere verwendet, ist Weisen Sie Vortragende darauf es ein aufmerksames Angebot, hin, dass auch Menschen mit sehbehinderten Menschen die- Sehbehinderung unter den se Unterlagen vorab per E-Mail Gästen sind und sie Folien mit zukommen zu lassen. Menschen Fotos oder anderen grafischen mit Sehbeeinträchtigung haben Darstellungen auch in Worten so die Möglichkeit, sich diese in beschreiben sollen. Ein Bild mag der von ihnen benötigten Größe manchmal mehr als 1000 Worte auszudrucken oder mit vergrö- sagen, aber zu Menschen mit ßernder Lupe am Bildschirm an- Sehbehinderung spricht es nicht. zusehen oder anderweitig aufzubereiten. Außerdem nutzen die meisten blinden Menschen einen Screen- reader, der ihnen die Texte am PC vorliest. Screenreader können Dokumente im PDF-Format aber nur korrekt und verständlich wie- dergeben, wenn diese barriere- frei erstellt wurden. 20
Check liste Präsentatio nen und These nehmende pe npapiere vora r E-Mail sende b an Teil- n leicht erreic hbare Plätze a gern in der Nä m Rand reserv he von Steckd ieren und wendeten Lap osen für die oft tops zum Mitsc ver- bei „B“ im S hreiben chwerbehinde wir, die Begleit rtenausweis em person/Assiste pfehlen nehmen zu lass nz kostenlos te en il- Glastüren u nd -wände du sichtbarer mach rch Markierun en gen Blindenführhunde Wenn ein Blindenhund mitge- führt wird, bedenken Sie bitte, dass dieser Hund bei einer für ihn anstrengenden Arbeit ist und lenken Sie ihn nicht unnötig ab. Hund und Mensch freuen sich aber bestimmt über das aufmerksame Angebot eines Wassernapfes und den Hinweis, wo man draußen problemlos „Gassi gehen“ kann. 21
Menschen mit Körperbehinderungen Der Personenkreis der Menschen nachlesen. Erfahrungsgemäß mit Körperbehinderungen ist verkommen Rollstuhltoiletten oft sehr groß. Zusammengefasst zum Lagerraum oder zur Abstell- sind unter dieser Bezeichnung möglichkeit für den Putzwagen, unter anderem Menschen mit daher empfehlen wir, dies vor Amputationen, Spastiken, Rü- Ihrer Veranstaltung zu prüfen. ckenleiden und auch kleinwüch- sige Personen. Einige sind gehfä- hig, andere auf die Nutzung von Unterarmgehstützen, Rollator oder Rollstuhl angewiesen. Die Für Schilder und Aushänge Gruppe ist also breit und viel in der richtigen Höhe hilft fältig, wodurch eine Menge der Perspektivwechsel – bedacht werden muss. einfach mal hinsetzen. Mobile Rollstuhltoiletten Je nach Größe Ihrer Veranstal- tung sollten Sie überlegen, mo- bile Rollstuhltoiletten zusätzlich anzumieten, da es in den meisten Veranstaltungsorten nur eine ein- zige Rollstuhltoilette für Frauen und Männer gibt. Die genaue Be- schreibung der Anforderungen an eine Behindertentoilette kön- nen Sie im Internet unter der DIN 18040-1 für den Sanitärbereich 22
Check liste ausreichend (wirkliche) Behindertento iletten und -parkplätz e (ohne Gefälle) Türbreiten (m indestens 90 cm) beachte n Verschiedene Behinderungen – bei „B“ im S chwer- verschiedene Bedarfe behindertenau sweis Für die meisten kleinwüchsigen empfehlen wir , die Menschen sind gängige Toiletten Begleitperson /Assistenz zu hoch. Wenn kein elektrisch kostenlos teiln ehmen zu höhenverstellbarer Sitz vorhan- lassen den ist, ist der Sitz auf der Behin- bei bestuhlt dertentoilette oft erhöht. Stellen en Veran- staltungen Plä Sie doch in alle Toilettenräume tze am Rand reserviere eine kleine „Tritthilfe“. Auch das n unterfahrba lange Sitzen auf hohen Stüh- re Tische len ohne Bodenkontakt kann und immer wieder beschwerlich sein. Diesen Per- Platz, Platz, Pla tz! sonen könnten Sie Getränke kisten oder Fußbänke zum Abstellen der Füße und/oder Sitzerhöhungen anbieten. Aller- dann hängen Sie diese nicht zu dings ist die Grenze zwischen hoch auf. Wenn sich die Teilneh- Anbieten und Aufdrängen in der merinnen und Teilnehmer erst Wahrnehmung des Gegenübers eintragen sollen, stellen Sie bei oft schmal. Akzeptieren Sie daher ausreichend Platz besser Tische ein „Nein“ beim ersten Mal. auf, auf welche Sie die Listen aus- legen oder aufkleben können. Aushänge und Listen Das hilft kleinwüchsigen Men- Sollten Sie Aushänge machen, schen und Personen im Rollstuhl. etwa eine Liste mit den Namen von Workshop-Teilnehmenden, 23
Menschen mit Hörbehinderung Nur wenige der Menschen mit (Induktionsanlage oder FM-Anla- Hörbehinderung können die Ge- ge) als auch Gebärdensprachver- bärdensprache nutzen und ver- dolmetschung und Schriftverdol- stehen. Insbesondere hochgradig metschung benötigen. Sie sollten schwerhörige und spätertaubte im Anmeldeformular explizit Menschen nutzen bevorzugt die abfragen, was benötigt wird. Schriftsprache. Einem Vortrag in Schriftsprache zu folgen ist aber Platzierung der auch nicht für alle Menschen Dolmetscher/-innen mit Hörbehinderung möglich. Für die Schriftdolmetscher/ Deshalb kann es nötig sein, dass -innen benötigen Sie einen Sie für Ihre Veranstaltung sowohl Tisch, der am Rand stehen kann eine Höranlage für Schwerhörige und mindestens eine Steck dose in direkter Reichweite zur Verfügung hat. Fragen Sie Ihre Schriftdolmetscher/-innen, ob sie Verlängerungskabel und anderes Equipment, wie die Leinwand zur Übertragung der Mitschrift, selbst mitbringen, was nicht bei allen Anbieter/ -innen der Fall ist. Schrift- und Gebärdensprachdolmetscher/ -innen bevorzugen Stühle ohne Armlehnen. Die Gebärdensprach dolmetscher/-innen müssen gut sichtbar vorne sitzen oder 24
Check liste Gebärdensp rachdolmetsch -innen gut sich er/ tbar ohne Gegenlicht pla tzieren und gegenüber Plä tze für gebärd sprachorientie en- rte Menschen reservieren Schriftdolm stehen, eventuell auch auf etscher/-innen in Steckdosen einem kleinen Podest. Bei nähe platziere und einen Tisch n Großveranstaltungen soll- zur Verfügung stellen ten Sie diese live auf eine Ansprechpe Leinwand übertragen. rson für techn Probleme und ische Da die Gebärdensprache Fragen vorstelle n eine visuelle Sprache ist, kommt es auf die kleinste Mimik bei der Übersetzung an. Gute Lichtverhältnisse (kein Ge- genlicht) sind wichtig, wenn man sehen statt hören will/muss. Ansprechpersonen vorstellen Personen, die mit Unterstützung von technischen Hilfsmitteln wie einer Induktionsanlage (fest in- stalliert) oder FM-Anlage (mobil und ausleihbar) der Veranstal- tung folgen können, sollten Sie bei der Ankunft eine Ansprech- person für die gesamte Veranstal- tung vorstellen und am besten einen Ort vereinbaren, an dem diese Person (fast) immer anzu- 25
Menschen mit Hörbehinderung treffen ist. Auf diese Weise kön- Der Nachteil dieses Dienstes ist, nen technische Probleme direkt dass es keinen direkten Kontakt mit der richtigen Ansprechper- zwischen der dolmetschenden son geklärt werden. So entstehen Person und ihrem Gegenüber weniger Störungen während gibt. So kann die dolmetschende eines Vortrags, beispielsweise Person nicht erkennen, ob sie wenn die Batterien des Empfän- verstanden wird (z. B. weil sie gergeräts ausgetauscht werden einen anderen Gebärdensprach- müssen oder das Mikro des Sen- Dialekt verwendet). Zudem sind ders versehentlich ausgestellt Nachfragen von Seiten des nicht wurde. hörenden Publikums, zum Bei- spiel an die Referierenden, kaum Ferndolmetschdienst möglich. Eine weitere Möglichkeit, Ihre Veranstaltung für Menschen mit Hörbehinderung zu überset- Die Bezeichnung „taub- zen, ist ein mobiler, simultaner stumm“ wird von vielen gehör- Ferndolmetschdienst. Hier wird losen Menschen als abwertend gesprochene Sprache live über empfunden. Wer nicht hören ein Mikrofon des Anbieters kann, ist noch lange nicht per Internet übertragen. Der stumm. Text der Schriftdolmetscher/- innen oder das Video der Gebärdensprachdolmetscher/- innen wird an einen Laptop oder ein Smartphone gesendet und kann mit einem Beamer für alle sichtbar gemacht werden. Sie benötigen dazu eine leistungs fähige Internet-Verbindung. 26
Menschen mit psychischen Behinderungen Manche Menschen mit einer kreis der psychisch behinderten psychischen Behinderung kön- Menschen, werden mehr Pausen nen öffentliche Veranstaltungen benötigen als Sie im Programm aus verschieden Gründen nicht vorgesehen haben. Sind Sie aufsuchen. Einigen Menschen schon einmal von einer ständig ist es nicht möglich, sich in ei- klappernden Tür gestört worden? nem Raum mit vielen anderen Oder war es Ihnen selbst unan- Menschen aufzuhalten oder genehm, wie laut es dadurch war, auch nur die eigenen vier Wände wenn Sie den Raum verlassen zu verlassen. Um auch diesem oder betreten haben? Sorgen Personenkreis die Teilhabe zu Sie daher vor, dass Menschen – ermöglichen, können Sie Ihre egal aus welchen Gründen – den Veranstaltung über einen Live- Raum störungsfrei durch eine Stream im Internet übertragen. leise schließende Tür verlassen Statt dieser Übertragung in und wieder betreten können. Echtzeit könnten Sie als Angebot auch Videomitschnitte Ihrer Ver- anstaltung im Anschluss auf Ihrer Homepage oder Plattformen wie YouTube einstellen. Diese Angebote sollen aber nicht die Möglichkeit einer barrierefreien Teilhabe vor Ort ersetzen! Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer Ihrer Veranstaltung, nicht nur aus dem Personen- 27
Zehn Knigge-Tipps zum respektvollen Miteinander Kann man zu einer blinden Frau will, wird er Ihnen die Geschichte „Auf Wiedersehen“ sagen? von selbst erzählen. Während man sich dies überlegt, Anstarren gehört nicht zu den ist die Situation vorbei und man guten Umgangsformen. Beden- hat vielleicht gar nichts gesagt. ken Sie, dass auch blinde Men- Kann man mit einem Mann im schen Ihre Blicke spüren. Rollstuhl zum Buffet gehen? Während man sich dies überlegt, ist dieser vielleicht an einem an- deren Tisch oder allein am Buffet. 2 Alltag: Unterstützung an- bieten – und abwarten Generell ist es höflich, wenn Sie Auf Seiten der nichtbehinderten Ihre Hilfe anbieten. Noch höfli- Menschen gibt es immer noch cher ist es, geduldig auf die Ant- Unsicherheiten und Berührungs- wort zu warten. Viele Menschen ängste. werden sofort voller Hilfsbereit- Deshalb haben der Paritätische schaft handgreiflich, doch einen Wohlfahrtsverband und der Übergriff hat niemand gern. Knigge-Rat diese und andere Akzeptieren Sie freundlich, wenn Frage besprochen. Die verschie- jemand Ihre Hilfe nicht in An- denen Erfahrungen von Men- spruch nehmen möchte. schen mit Behinderungen sind in die folgenden Ergebnisse und Empfehlungen eingeflossen: 3 nrede: Reden Sie mit dem A Menschen – nicht über ihn hinweg 1 Small Talk: Keine plumpe Neugier Plumpe Neugier ist im Small Talk Viele Menschen mit Behinde- rungen wundern sich, dass sie in der Anrede übergangen werden. generell tabu. Fragen Sie Ihren Stattdessen wird die Begleit Gesprächspartner nicht, warum person gefragt „Möchte Ihr Mann oder seit wann Ihr Gegenüber noch etwas trinken?“ Haben Sie eine Behinderung hat. Wenn er keine falschen Hemmungen, den 28
Menschen mit Behinderung direkt anzusprechen. Generell gilt: Erwachsene Men- 5 Ansehen: Suchen Sie Blick kontakt Sie schenken einem Menschen schen mit und ohne Behinderung Ansehen, indem Sie ihn ansehen. werden gesiezt. Bleiben Sie beim Für schwerhörige Menschen Sie oder klären Sie die gleichbe- ist diese Höflichkeit besonders rechtigte Anrede. Etwa: „Wollen wichtig, da Mimik und Gestik wir Du zu einander sagen?“ beim Verstehen helfen. Wer schon einmal eine Referentin 4 Respekt: Beachten Sie die Distanzzonen Gerade für Menschen mit Behin- oder einen Referenten erlebt hat, die oder der beim Schreiben mit dem Rücken zum Publikum re- derungen ist es besonders wich- det, kennt den Effekt. Wenden Sie tig, dass Sie die Distanzzonen Ihr Gesicht zum Gegenüber, doch beachten. Fremden erwachsenen vermeiden Sie es, zu schreien Menschen sollten Sie selbstver- oder in Babysprache zu sprechen. ständlich nicht ohne weiteres Verwechseln Sie Schwerhörig- den Kopf streicheln oder die keit nicht mit Begriffsstutzigkeit. Schulter tätscheln. Ein grobes Ermöglichen Sie Gespräche auf Foul ist es, den Blindenstock zu Augenhöhe, indem Sie sich nach verlegen, die Position des Roll- Möglichkeit bei kleinen Perso- stuhls zu verändern oder ihn gar nen oder Menschen im Rollstuhl als Garderobenständer zu miss- selbst setzen. brauchen. Hilfsmittel sind für die Menschen mit Behinderungen etwas sehr Persönliches und für Fremde tabu. Eine fremde Hand 6 Beachtung: Der Dolmet- scher hat die Nebenrolle Wenn eine Gebärdensprachdol- tasche würden Sie schließlich auch metscherin im Einsatz ist: Sehen nicht ohne weiteres ergreifen. Sie beim Sprechen nicht die Gebärdensprachdolmetscherin, 29
Zehn Knigge-Tipps zum respektvollen Miteinander sondern Ihr/e Gesprächspartner/- schen und fragen Sie die Roll- in an und wählen Sie die direkte stuhlfahrerin, ob sie mit Ihnen Anrede mit „Sie“ bzw. „Du“. Ihre „spazieren gehen“ will. An diesen Gesprächspartner/-in hat die gängigen Formulierungen stören Hauptrolle, der Dolmetscher die sich Menschen mit Behinderun- Nebenrolle. Dies stellt für Gebär- gen in der Regel nicht. densprachdolmetschende keine Unhöflichkeit dar. 9 Sorgfalt: Vorsicht vor Diskriminierung 7 I nformation: Kommunizie- ren Sie besser zu viel als zu wenig Sprachliche Sorgfalt ist gefragt, wenn Sie über Menschen spre- chen. Gehörlose Menschen sind Gerade für blinde Menschen ist nicht taubstumm, sondern kom- es wichtig, dass Sie ausgiebig munizieren über die Gebärden- kommunizieren, zum Beispiel bei sprache und sind gehörlos, aber der Begrüßung. Sagen Sie: „Hallo nicht stumm. Max, ich bin’s, Agnes. Herr Müller Hartnäckig hält sich auch der kommt auch gerade zur Tür he- Begriff „Mongolismus“, der keine rein.“ Geben Sie Bescheid, wenn Diagnose ist, sondern eine Dis- Sie Ihren Platz verlassen, um zu kriminierung. Richtig heißt es vermeiden, dass Ihr Gegenüber „Down-Syndrom“ oder „Trisomie sich mit einem leeren Stuhl un- 21“. terhält, weil er denkt, Sie seien Reden Sie statt von „Behinder- noch da. Das ist für den blinden ten“ besser von „Menschen mit Menschen sehr unangenehm. Behinderungen“. 8 Normalität: Keine Angst vor gewohnten Redewendungen Sagen Sie ruhig „Auf Wieder- Achten Sie bei der Begrüßung auf die Körpersprache des blin- den Menschen und fragen Sie sehen“ zu einem blinden Men- „Wollen wir Händeschütteln?“. 30
Bedenken Sie, dass der Hand- gestellte, Vereinsmitglied, Mutter schlag eine wichtige Möglichkeit oder Temposünderin. ist, um Informationen über Sie Die Behinderung ist nur ein zu erhalten und Sie zu begreifen. Merkmal von vielen. Verzichten Fragen Sie beim Ortswechsel: Sie darauf, Menschen auf die „Darf ich Ihnen meinen Arm Behinderung zu reduzieren. Eine anbieten?“ Bemerkung wie „Wie toll, dass Sie trotz Ihrer Behinderung mobil 10 ewusstsein: Die Behin B derung ist nur ein Merk- mal von vielen sind“ ist genauso unpassend wie „Als Frau können Sie aber relativ gut Auto fahren“. Begreifen Sie Eine Rollstuhlfahrerin ist eine Andersartigkeit nicht als Makel, Frau und außerdem vielleicht An- sondern als Vielseitigkeit. Unsere Broschüre „Der Barriere-Checker“ erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit bei der Planung und Durchführung von barrierefreien Veranstaltungen. Teilen Sie uns gerne Ihre Ergänzun- gen, Anmerkungen, Erfahrungen und kreativen Ideen zum Thema barrierefreie Veranstaltungen mit! Inklusion@paritaet-hessen.org 31
Glossar Wir erklären hier einige Begriffe, Empfängern für jede einzelne die in der Broschüre vielleicht zu schwerhörige Person. Das Spre- selbstverständlich erwähnt sind. chen in den Sender verstärkt die Lautstärke. Die Empfänger sind Screenreader: kleine Kästchen mit Anschluss Vorlese-Anwendung. Ein Screen- eines Kopfhörers, an denen die reader ist ein Hilfsmittel für den Lautstärke individuell geregelt Computer blinder Menschen, werden kann. der herkömmliche Schrift in eine Sprachausgabe oder Brailleschrift Induktionsanlage und verwandelt. Bei barrierefreier Induktionsschleife: Gestaltung von Dokumenten Meistens fest installierte Anlage und Internetseiten werden zu in Räumen zur Verstärkung der grafischen Darstellungen vom Tonsignale für Menschen mit Screenreader erklärende Alter- Hörschädigung. Für schwer nativtexte vorgelesen. Außer- hörende Menschen ist damit ein dem können Überschriften und problemloser Empfang möglich, bestimmte Absätze erkannt und indem sie ihre Hörhilfe auf eine von den Nutzerinnen und Nut- bestimmte Position stellen. zern angesteuert werden. Nachteil: Man ist auf den Raum und die Weite der installierten FM-Anlage: Induktionsschleife angewiesen. Frequenzmodulations-Anlage. Vorteil: Alle Personen können Drahtlose Funkanlage als Un- ihre eigene Hörhilfe (mit einge- terstützung für schwerhörige bauter T-Spule) nutzen; die Anla- Menschen. Die Anlage besteht ge ist ohne fremde Hilfe nutzbar. entweder aus einem Sender, der wie ein herkömmliches Mikrofon Merkzeichen „B“ im Schwer aussieht, oder einem stationären behindertenausweis: Sender, der am eventuell vorhan- Das Merkzeichen „B“ (für Begleit- denen Mischpult angeschlossen person) auf der Vorderseite des werden kann, und mehreren Schwerbehindertenausweises 32
berechtigt zur unentgeltlichen „Leichte Sprache sieht einfach Mitnahme einer Begleitperson aus. Aber manchmal ist Leichte in öffentlichen Verkehrsmitteln. Sprache ganz schön schwer. Es wird Menschen mit Behinde- Jeder Mensch versteht Texte in rung unter den verschiedensten Leichter Sprache besser. Voraussetzungen als Nachteils- Leichte Sprache ist wichtig für ausgleich gewährt. Die Formu- Menschen mit Lernschwierig lierung dazu lautete früher: „Die keiten. Notwendigkeit ständiger Beglei- Leichte Sprache ist auch gut für tung ist nachgewiesen.“ Diese alle anderen Menschen. Formulierung gab immer wieder Zum Beispiel: Für Menschen, die Anlass zu dem Missverständnis, nicht so gut lesen können. dass Ausweisinhaber/-innen Für Menschen, die nicht so gut nicht nur berechtigt, sondern Deutsch können.“ auch verpflichtet seien, stets eine Quelle: Begleitperson bei sich zu haben. www.leichtesprache.org Deshalb hat der Gesetzesgeber 2006 die Formulierung geändert in: „Die Berechtigung zur Mit nahme einer Begleitperson ist Als weiterführende Litera- nachgewiesen.“ tur empfehlen wir: BKB Bundeskompetenz Leichte Sprache: zentrum Barrierefreiheit Das große „L“ ist kein Tippfehler. e. V. und Christian Judith, Der Paritätische Wohlfahrtsver- K Produktion: band möchte damit die Leichte „Handreichung und Sprache als eine zu erlernende Checkliste für barriere- Sprache anerkennen, auch wenn freie Veranstaltungen“. wir sie in dieser Broschüre, außer Als Download im Internet für folgende Erläuterung, nicht verfügbar unter angewendet haben: www.k-produktion.de 33
Vorlage „Barriere-Checkliste“ Ankündigung im Internet barrierearm direkt auffindbarer Info- bzw. Anmeldetisch gestalten (gut nutzbar von Screenreadern) stufenloser Zugang zu allen (!) Räumen Anschreiben in gut lesbarer Schrift Beschilderung zu markanten Orten wie zum (Schrift ohne Serifen, z. B. Arial, Schriftgröße Beispiel Toilette oder Anmeldung (kontrast- mindestens 12 Punkt, kontrastreiche reich, z. B. gelb auf schwarz) Gestaltung) gut befestigte Wege (kein Kopfsteinpflaster) Informationen in Leichter Sprache formu- lieren, kurze Sätze mit jeweils einer Informa- falls Rampen nötig sind: tion, keine Fremdwörter maximal 6 % Steigung unterschiedliche Kontaktmöglichkeiten Größe des Aufzugs 1,10 m x 1,40 m, angeben (Telefon, E-Mail, Fax, Post) dies ist für einen barrierefreien Zugang nötig (kleinere Maße für Menschen, die auf die mattgestrichenes Papier verwenden Nutzung eines Rollstuhls angewiesen sind, Hinweis auf Barrierefreiheit: Vorhandene angeben). Unterstützungen wie Gebärdensprach- oder Türbreiten beachten (mindestens 90 cm) Schriftdolmetscher/-innen angeben, bzw. Bedarf in der Anmeldung abfragen Selbstbedienungsbuffet nicht zu hoch Wegbeschreibung in Worten aufbauen
Beschilderung der Speisen Glastüren und -wände durch Markierungen Inhaltsstoffe der Lebensmittel angeben sichtbarer machen Trinkhalme Stehtische und unterfahrbare Tische Alternative zur Suppe ausreichend Behindertentoiletten und -parkplätze (ohne Gefälle) ausreichend Platz lassen zwischen den Tischen (1,20 m) bei bestuhlten Veranstaltungen sowohl Plätze am Rand als auch Plätze mit guter Vortragende um eine klare deutliche Sicht auf die Gebärdensprachdolmetscher/ Sprache bitten und eventuell auf Extra- -innen reservieren Mikrofon der Schwerhörigen-Anlage hinweisen Schriftdolmetscher/-innen in Steckdosen- nähe platzieren und einen Tisch zur Ver- Vortragende bitten, Bilder oder Fotos in fügung stellen ihrer Präsentation für Menschen mit Seh- behinderung zu beschreiben Menschen mit Hörbehinderung Ansprech- person für technische Probleme während der Vortragende um Leichte Sprache bitten Veranstaltung vorstellen Präsentationen und Thesenpapiere vorab bei „B“ im Schwerbehindertenausweis an Teilnehmende mit Sehbehinderung per empfehlen wir, die Begleitperson/Assistenz E-Mail senden kostenlos teilnehmen zu lassen Diese Vorlage stammt aus der Broschüre „Der Barriere-Checker“ des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.
So definiert das Gesetz zur Gleichstellung der Menschen mit Behinderung die Barrierefreiheit: „Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrs- mittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Infor- mationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne beson- dere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zu- gänglich und nutzbar sind.“ (Behindertengleichstellungsgesetz § 4) www.paritaet-nrw.org
Sie können auch lesen