STREUOBSTWIESEN Reichtum vor unserer Haustür - MÄRZ-VEILCHEN
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Nordrhein-Westfalen 1/2021 STREUOBSTWIESEN MÄRZ-VEILCHEN Reichtum vor unserer Haustür Immer der Nase nach
Editorial Hans-Martin Kochanek Bernd Schaller 2 Editorial Liebe Naturschutzmacherinnen Heinrich Grobusch 3 Nachrichten aus NRW und Naturschutzmacher, 4–7 Natur erleben 72.745 – für uns beim NABU ist das ab NRW den Insektenschutz nicht länger Netzwerk für sofort eine ganz besondere Zahl. Denn ausbremst und seine Spielräume für Streuobstwiesen so viele Menschen haben bis Anfang weitere Verbesserungen nutzt. Streuobstwiesen erleben Achim Schumacher Februar bei der Volksinitiative Arten- Steinkauz – Lichtblicke trotz vielfalt NRW unterschrieben. Damit Ob sich 2021 auch in der Landwirt- Negativtrend haben wir die gesetzliche Mindesthür- schaftspolitik die Dinge positiv ent- de von 66.000 Unterschriften schon wickeln, ist noch nicht entschieden. 8–9 Spendenaufruf jetzt übersprungen. Das Land wird Zweifel sind leider angebracht. Aktuell Streuobstwiesen: Schön, an unseren Forderungen nicht mehr laufen in Brüssel die letzten Verhand- Simone von Kampen artenreich und doch vorbeikommen! lungen zur Gemeinsamen Agrarpolitik. gefährdet Und noch bevor die EU die Leitplanken Vor dem Hintergrund der Corona-Pan- ihrer Agrarpolitik definitiv festgelegt 10–11 Volksinitiative Artenvielfalt demie ist das ein umso größerer Erfolg. hat, starten in NRW und ganz Deutsch- Zwischenziel erreicht – und Denn in den vergangenen Monaten land die Verteilungskämpfe um die es geht weiter waren kaum Veranstaltungen möglich, Agrarmilliarden. NABU/Helge May bei denen wir mit Menschen ins Ge- 12–13 Interview spräch kommen konnten. Viele Aktive Für den NABU ist klar, dass diese Gel- Pläne schmieden für die haben daher sehr kreativ und überaus der dazu dienen müssen, eine nachhal- Natur engagiert andere Wege gefunden, um tige, naturverträgliche Landwirtschaft Naturschutzinteressierte anzuspre- zu finanzieren. Das ist derzeit nicht der 14–15 NABU vor Ort chen – offensichtlich mit großem Er- Fall: Im Wettrennen um die Agrarmil- Abschuss von Wölfen ist kein folg. Ich danke allen Aktiven, die den liarden gewinnen bislang leider nicht Marcus Bosch Herdenschutz widrigen Umständen zum Trotz unsere unsere eher kleinen Betriebe, sondern Der lange Arm der Atomkraft gemeinsame Initiative so unermüdlich die großen. Diese ungerechte Vertei- vorantreiben. lung entsteht, wenn die Steuergelder mit 16–17 NATZ, die jungen Seiten der Gießkanne ausgeschüttet und nicht ksena32 - Adobe Stock Noch bis Anfang Juni sammeln wir gezielt für Systemleistungen ausgegeben 18 Artporträt weiter Unterschriften. Denn je mehr werden, etwa für den Schutz von Insek- Das Duft-Veilchen Menschen die Volksinitiative unter- ten, Vögeln und Gewässern. stützen, umso größer wird der Druck 20 Zu guter Letzt auf den Landtag, unsere Forderungen Wir werden in den Diskussionen um die in die Politik zu übernehmen. Mit gro- Agrarpolitik und den Insektenschutz IMPRESSUM: Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland, Landesverband Nordrhein- ßer Zuversicht schaue ich auf das noch weiter die Interessen der Natur vertreten Westfalen, Völklinger Straße 7-9, 40219 Düsseldorf, Tel. 0211 / 159251-0, Fax 0211 / 159251-15 junge Naturschutzjahr, in dem sich in – sei es in Brüssel, Berlin oder hier bei Vorsitzende: Dr. Heide Naderer; Geschäftsführer: Bernhard Kamp NRW endlich einiges in die richtige uns in Düsseldorf. Redaktion: Hannes Huber (HH), Birgit Königs (BKö) Redaktionsbeirat: Monika Hachtel, Stefan Wenzel, Manfred Aletsee, Richtung bewegen könnte. Christian Volk, Bernhard Kamp Dr. Heide Naderer V.i.S.d.P.: Birgit Königs, Sandra Jedamski (NATZ – die jungen Seiten) Anzeigen: Anne Schönhofen, Tel. 0228 / 7667211, Dass das Bundeskabinett im Februar Vorsitzende des NABU Mail: media.agentur@nabu.de das Insektenschutzpaket verabschiedet Nordrhein-Westfalen Layout: Druckhaus Kruse e.K., 46244 Bottrop-Kirchhellen Druck: Dierichs Druck + Media GmbH, Kassel; Auflage: 72.246 Ex. hat, ist ein Schritt in die richtige Rich- Titel: Marienkäfer auf Duft-Veilchen, Foto: GraffiTimi - stock.adobe.com Redaktionsschluss für Ausgabe 2/2021: 16.04.2021 tung. Jetzt kommt es darauf an, dass Gedruckt auf 100% Recyclingpapier 2 NATURSCHUTZ in NRW 1/2021
Nachrichten aus NRW NEUER KURS FÜR AGRARMILLIARDEN NABU NRW kritisiert Vorpreschen der Bundeslandwirtschaftsministerin Noch bevor die EU ihre neue Der NABU fordert, damit kon- Agrarpolitik definitiv verab- krete Leistungen der Landwirt- NABU/Sebastian Hennigs schiedet hat, beginnen auf Ini schaft zu bezahlen, vor allem tiative von Bundeslandwirt- für den Erhalt der Artenvielfalt, schaftsministerin Julia Klöckner zum Schutz der Böden und des die Diskussionen um die inner- Grundwassers sowie zur Re- deutsche Verteilung der EU- duktion der chemisch-syntheti- Gelder. Der NABU NRW hält schen Pflanzenschutzmittel. das für verfrüht und mahnt, die Das Geld dürfe nicht länger Allein in NRW wurden über eine Million Vögel gemeldet. Entscheidung der EU abzuwar- mit der Gießkanne verteilt wer- ten. Jetzt vorzupreschen gefähr- den. Die EU-Kommission hat de die Planungssicherheit für Deutschland bereits vor dem VIEL RESONANZ, WENIGE VÖGEL die Betriebe und berge die Ge- Europäischen Gerichtshof ver- Rekordbeteiligung bei der Stunde der fahr, dass viele Millionen Euro klagt, weil zu viele geschützte Wintervögel in den Sand gesetzt werden. Wiesen und Weiden verloren Zumindest das müsse die Re- gehen und zu viele Agrarvögel Über 47.500 Vogelfreundinnen gebnisse der Zählung. „Die Ge- gierung aus dem Maut-Debakel verschwinden. „Die Situation und -freunde haben im Januar samtzahl von bundesweit 34,5 gelernt haben. der Agrarvögel ist auch in NRW bei der „Stunde der Wintervö- Vögeln pro Garten stellt den Zugleich appelliert der NABU kläglich. Die bisherige Land- gel“ mitgemacht und mehr als niedrigsten Wert seit Beginn der NRW an Umwelt- und Land- wirtschaftspolitik hat das noch eine Million Vögel aus 33.000 Aktion im Jahr 2011 dar“, sagt wirtschaftsministerin Ursula verschärft. Wir brauchen jetzt Gärten gemeldet – allein in Christian Härting vom NABU- Heinen-Esser, sich klar für eine eine Agrarförderung, die die Nordrhein-Westfalen! Bundes- Landesfachausschuss Ornitho- zielgerichtete, naturförderliche Probleme beim Schopf packt weit beteiligten sich sogar über logie. Wie schon im Winter 2017 Verwendung der Gelder auszu- und hilft, sie zu lösen“, betont 236.000 Menschen und zähl- fehlten viele Arten, deren Win- sprechen. Die deutschen Agrar- die NABU-Landesvorsitzende ten über 5,6 Millionen Vögel in terbestände auf Zuzüge aus dem betriebe werden ab 2023 von der Dr. Heide Naderer. 164.000 Gärten. Neuer Rekord Norden angewiesen sind. Dieser EU rund sechs Milliarden Euro – landes- wie bundesweit. ist wohl aufgrund des zunächst pro Jahr erhalten. „Wir freuen uns sehr über die sehr milden Winters teilweise wachsende Beliebtheit unserer ausgeblieben. Auch Blaumeisen wissenschaftlichen Mitmach- wurden weniger gesichtet. Ob aktion“, sagte Birgit Beckers, und wie das Blaumeisensterben stellvertretende Vorsitzende des aus dem Frühjahr 2020 hier NABU NRW. „Den Vögeln hilft Spuren hinterlassen hat, muss es auf jeden Fall, wenn immer noch ausgewertet werden. mehr Menschen ihren Garten In den Top fünf in NRW landet als Mini-Naturschutzgebiet be- der Haussperling auf dem ersten NABU/Ulrich Kosinsky greifen und ihn entsprechend Platz, gefolgt von Kohlmeise, vogelfreundlich gestalten.“ Amsel, Blaumeise und Ringel- Weniger erfreulich sind die Er- taube. BKö LIFE WIESENVÖGEL NRW Alle Augen auf die Uferschnepfe und ihre Nachbarn: Für die Zukunft der Agrarvögel sind sowohl der Streit um die Agrarmilliarden als auch Am Niederrhein nimmt das Projekt Fahrt auf das Projekt „LIFE Wiesenvögel NRW“ entscheidend. Gute Nachricht für Kiebitze, der Wiesenbrüter zu verbessern. Umweltbildung, Maßnahmen anzulegen und störende Gehöl- Wiesenpieper und Uferschnep- Die Kooperation ist Teil des lan- für den Schutz vor Beutegrei- ze zu entfernen. Außerdem bau- fen am Unteren Niederrhein: desweiten Projektes „LIFE Wie- fern und die Abstimmung der en die Stationen ein Ehrenamts- Die NABU Naturschutzstation senvögel NRW“, das vom Lan- Vorhaben in verschiedenen Pro- netzwerk auf und beraten zum Niederrhein, die Biologische desamt für Natur, Umwelt und jektgruppen. Weiter geplant ist Thema Wiesenvogelschutz. Eine Station im Kreis Wesel und das Verbraucherschutz geleitet wird ein breites Bündel an Maßnah- enge Zusammenarbeit streben Naturschutzzentrum im Kreis und noch bis Ende 2027 läuft. men für den Schutz der Wiesen- die Stationen mit der Landwirt- Kleve haben sich zusammenge- Gestartet sind bereits die Vorar- vögel, etwa den Wasserhaushalt schaft und der Jägerschaft an. tan, um die Lebensbedingungen beiten für das Monitoring, die zu verbessern, Kleingewässer 3 Weitere ausführliche Nachrichten gibt es unter www.NABU-NRW.de NATURSCHUTZ in NRW 1/2021
Natur erleben Heinrich Grobusch Streuobstwiesen bieten über 5.000 Tier- und Pflanzenarten Lebensraum, stehen aber auf der „Roten Liste Nordrhein-Westfalens“. Netzwerk für Streuobstwiesen Hotspots der Artenvielfalt nach wie vor stark unter Druck S treuobstwiesen sind Hotspots der oder gleich gerodet – letzteres zum Teil so- Artenvielfalt. Sie bereichern das gar unterstützt durch EG-Prämien. Landschaftsbild. Die Vielfalt an Der Rückgang der Streuobstbestände Sorten und das Wissen um die Pflege der scheint bis heute nicht gestoppt, wenngleich Bäume sind wertvolles Kulturgut. Frisches es bis zum Abschluss der im Jahr 2017 be- Obst von Streuobstwiesen ist lecker und gonnenen landesweiten Bestandserfassung gesund – genauso wie die daraus herge- noch keine belastbaren Zahlen gibt. Klar ist stellten Produkte, etwa der Streuobstwie- indes: Streuobstwiesen werden in der „Ro- sen-Apfelsaft. Genug Gründe also, sich ten Liste Nordrhein-Westfalens“ als „stark für den Erhalt von Streuobstbeständen gefährdet“ eingestuft – gesetzlich geschützt einzusetzen. sind sie derzeit (noch) nicht. Die Lage ist also ernst. Noch etwa bis Mitte des letzten Jahrhun- derts gehörten Streuobstwiesen oft zu land- Viele Baugebiete, wenig Pflege Hans-Martin Kochanek wirtschaftlichen Betrieben und dienten der Welche Faktoren Streuobstwiesen gefähr- Versorgung der Menschen mit Obst. In den den, ist Naturschützer*innen lange bekannt: folgenden Jahrzehnten brachen die Bestän- Auch heute noch müssen viele Obstwiesen de stark ein, denn in den aufkommenden Bauvorhaben weichen. Ein weiteres gra- Niederstammplantagen ließ sich Obst kos- vierendes Problem ist die fehlende Pflege. tengünstiger produzieren. Hochstämmi- Hochstämme sind Kulturpflanzen – nur Blühende Obstbäume sind für Menschen und Tiere ge Obstbäume wurden nicht mehr gepflegt wenn sie fachgerecht geschnitten werden, ein Genuss. 4 NATURSCHUTZ in NRW NRW1/2021 1/2021
Natur erleben entwickeln sie ein tragfähiges Kronenge- waren unter anderem die Herstellung und rüst, liefern qualitativ gutes Obst und errei- Vermarktung von Produkten, die Nutzung Was ist eigentlich eine chen ein hohes Alter und damit verbunden des Grünlandes unter den Bäumen und Streuobstwiese? einen großen ökologischen Wert. Etwa 80 Fördermöglichkeiten. Auf einer Streuobstwiese stehen hoch- Jahre können gut gepflegte Obstbäume alt stämmige Obstbäume verschiedener Ar- werden, Birnbäume sogar 300 Jahre. Ausgezeichnete Streuobstbestände ten (wie Apfel, Birne, Pflaume und Kir- Mit der Auszeichnung von „Vorbildlichen sche) und Sorten (wie Schöner aus Bos- Gemeinsam engagiert Streuobstbeständen“ bringt das Netz- koop, Goldparmäne, Gewürzluiken, Gel- Im Jahr 2017 haben mehrere Verbände werk Streuobstwiesenschutz.NRW den lerts Butterbirne und viele mehr). Ihre aus Landwirtschaft und Naturschutz eine Menschen, die sich für Streuobstbestän- großen Kronen setzen etwa in 1,8 Meter Kooperation geschlossen, um sich für den de einsetzen, sie pflegen und bewirtschaf- Stammhöhe an. Unter den Bäumen be- Erhalt von Streuobstwiesen einzusetzen. ten, Wertschätzung entgegen. Gleichzeitig findet sich in aller Regel Grünland, das Gemeinsam haben sie das Projekt „Netz- werden die Auszeichnungen gern von der extensiv als Wiese oder Weide genutzt werk Streuobstwiesenschutz.NRW“ auf den örtlichen Presse aufgegriffen, sodass viele wird. Unter dem Begriff „Streuobstwie- Weg gebracht. Kooperationspartner sind der Menschen von den Streuobstwiesen in ihrer se“ werden oft sowohl Streuobstwiesen Rheinische Landwirtschafts-Verband, der Nähe erfahren. Etwa dreißig Streuobstbe- als auch -weiden zusammengefasst. Die Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsver- stände in Nordrhein-Westfalen erhielten Kombination aus großkronigen, im Alter band, die Landesgemeinschaft Naturschutz bisher diese Auszeichnung. Sie werden auf oft Höhlen aufweisenden Obstbäumen und Umwelt NRW, die Schutzgemeinschaft der Projektseite www.streuobstwiesen-nrw. und artenreichem Grünland bedingt die Deutscher Wald NRW und der NABU de vorgestellt. große Artenvielfalt dieses Lebensraumes. NRW. Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Infos für alle Natur- und Verbraucherschutz NRW. „Streuobstwiesen – schön, wertvoll und Die Erhaltung von Streuobstwiesen erfor- wichtig“ – unter diesem Titel gibt ein Fly- bewährte Inhalte dert Engagement und Fachwissen. Auch das er des Netzwerks allen Interessierten erste fortzuführen und Das Netzwerk Wissen um Streuobstwiesen in der Bevöl- Einblicke in den Lebensraum und weckt gemeinsam mit der Streuobstwiesenschutz.NRW Im Netzwerk Streuobstwiesenschutz.NRW haben sich der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV), kerung und damit ihre Wertschätzung ist Neugier. Er stellt die vielfältigen Bedeu- Natur- und Umwelt- der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV), die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) NRW, die Schutzgemeinschaft tungen von Streuobstbeständen in den Deutscher Wald (SDW) NRW und der Naturschutz- wichtig, um eine Akzeptanz für die Erhal- schutz-Akademie bund (NABU) NRW zusammengeschlossen, um den Erhalt, die Pflege und Neuanlagen von Streuobst- wiesen voranzubringen. Die Auszeichnung von vorbildlichen tung dieses wertvollen Lebensraums zu Vordergrund, etwa für die Artenvielfalt, als NRW und der Land- Streuobstbeständen ist ein wichtiger Schon die Kleinsten helfen auf der Streuobstwiese tatkräftig mit Das Netzwerk bringt Interessierte rund um das Thema Streuobst zusammen. Neben der Öffentlich- Baustein dieses Projekts. Streuobstwiesen für keitsarbeit unterstützen wir Aktivitäten und Veran- Haben Sie eine schöne Streuobstwiese, schaffen und das Interesse an den Produk- Kulturgut, Ort der Begegnung und grünes Klein und Groß wirtschaftskammer staltungen zum Streuobstwiesenschutz vor Ort und die gut gepflegt, genutzt und möglichst organisieren Fachtagungen sowie Austauschtreffen. Streuobstwiesen sind schon bei der Pflanzung sorten- und artenreich ist? ein Generationenprojekt, weil die Lebensdauer Wir stehen bei Fragen rund um das Thema Streu- Dann bewerben Sie sich gern! ten von Streuobstwiesen zu steigern. We- Klassenzimmer sowie als Quelle leckerer NRW eine Obst- eines gut gepflegten Obstbaums viele Jahrzehnte obst zur Verfügung und vermitteln bei Bedarf den beträgt. Bei Streuobstfesten oder der Ernte ist Kontakt zu Streuobst-Initiativen oder fachkundigen die Wiese ein geselliger Treffpunkt für Nach- Ansprechpartnern in Ihrer Region. barn, Naturliebhaber, Jung und Alt. Und dank der sentliche Inhalte des Projektes sind daher Produkte. Der Flyer kann über die genannte baumwartausbil- Streuobstpädagogik wird die Wiese bisweilen zum „grünen Klassenzimmer“, wo schon die Netzwerk Streuobstwiesenschutz.NRW Streuobstwiesen Jüngsten mit Begeisterung jede Menge über Streuobstwiesen lernen. Naturschutzbund (NABU) NRW Projektkoordinatorin Eva Lisges schön, wertvoll und wichtig der Aufbau und die Pflege eines Netzwerkes Internetseite oder beim NABU NRW kos- www.streuobstwiesen-nrw.de dung zu etablieren. Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucher- Völklinger Str. 7-9 40219 Düsseldorf Telefon: 0211 159251-40 Netzwerk Streuobstwiesenschutz.NRW schutz des Landes Nordrhein-Westfalen. Eva.Lisges@NABU-NRW.de von Akteuren, die sich im Streuobstwie- tenfrei angefordert werden, auch zur Wei- Eva Lisges www.streuobstwiesen-nrw.de Impressum Fotos: Peter Malzbender (Titel, Steinkauz), Frank Grawe (Obstwiese), NABU/Sebastian Hennigs (Hand mit Apfel), Oscar Klose (Tagpfauenauge), Hans-Martin Kochanek senschutz engagieren, die Organisation von tergabe beispielsweise auf Obstwiesenfesten. (Baumpflanzung), Stephan Kolodziej (Schafe), NABU/Robert Kukuljan (Wendehals), NABU/Helge May (Birne), NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln (Apfelblüte) Redaktion: Eva Lisges, Jutta Schmolke Gestaltung: STOCKwerk1 – Büro für Werbung und Design Druck: AWG Druck Klimaneutral gedruckt auf 100 % Recyclingpapier · Stand: Juli 2020 Austauschtreffen und Fachtagungen sowie Das Projekt „Netzwerk Streuobstwiesen- die Öffentlichkeitsarbeit. schutz.NRW“ läuft Ende März 2021 aus. Es ist beabsichtigt, in einem Folgeprojekt Kontakte und Wissen vermitteln Die Mitarbeiter*innen des Projektes sind Ansprechpartner*innen für die verschie- densten Anliegen rund um Streuobst. Dazu gehören die Information von Interessierten, die sich zum ersten Mal mit dem Gedan- ken tragen, eine Streuobstwiese anzulegen, genauso wie die Vermittlung von Kontak- ten zu Fachleuten und vieles mehr. Auch für Streuobstinitiativen und Gruppen, die sich in diesem Bereich engagieren, steht die Netzwerkstelle zur Verfügung. Wichtig ist das insbesondere dort, wo es keine lokalen oder regionalen Streuobst-Netzwerke gibt, die in manch anderer Region des Landes be- reits etabliert sind. Uwe Hoffmann Zwei große Fachtagungen und mehrere Austauschtreffen haben in den letzten drei Jahren im Rahmen des Projektes stattgefun- den, die letzten Veranstaltungen Corona- Vorbildlicher Streuobstbestand: Der Herzwurzelhof in Hückeswagen im Bergischen Land wurde vom konform als Online-Seminare. Themen Netzwerk Streuobstwiesenschutz.NRW ausgezeichnet. 5 NATURSCHUTZ in NRW 1/2021
Armin Schwegler – stock.adobe.com Streuobstwiesen erleben – mit allen Sinnen! STREUOBST- ⬤⬤⬤ lebendige Kultur WIESEN Seit dem Mittelalter umrahmen Obstwiesen die Dörfer. Sie prägen Landschaften und legen Zeugnis ab vom Leben und Wirtschaften unserer sind Vorfahren. Bäume schneiden, Obst ernten oder Heu gewinnen – viele ⬤⬤⬤ Kulturtechniken sind eng mit den Streuobstwiesen verknüpft. ⬤⬤⬤ Schatzkammern der Sortenvielfalt ⬤⬤⬤ gesunder Genuss Garten- rotschwanz: NABU/Marcus Bosch brütet in Specht- Während im Supermarkt nur noch höhlen Auf Streuobstwiesen gedeiht eine Hand voll Apfelsorten zu haben das Obst auch ohne Spritzmittel ist, wachsen hier hunderte Sorten. und Kunstdünger. Und selbst Jede hat ihre eigene Geschichte, spe- Apfelallergiker finden hier oft zielle Eigenschaften und individuelle Sorten, die sie gut vertragen. Stärken – und ist an unterschiedliche Umweltbedingungen angepasst. ⬤⬤⬤ Heimat von über ⬤⬤⬤ ein Ort für Natur- 5.000 Tier- und Pflan- erlebnisse zenarten An kaum einem anderen Ort lassen sich so viele Tiere NABU/Heinz Strunk Wildbienen summen von Blüte zu und Pflanzen beobachten. Hornisse: Blüte, der Grünspecht sucht im Streuobstpädagog*innen ma- jagt andere frisch gemähten Gras nach Ameisen, chen die Wiesen zum „grünen Insekten Wildkräuter blühen um die Wette – Klassenzimmer“. Hier lernen Streuobstwiesen sind Hochburgen der schon die Jüngsten biologischen Vielfalt. Mehr als 5.000 mit Begeis- Arten leben auf den Streuobstwiesen terung viel Achim Schumacher Deutschlands. Die Kombination von über die artenreichen Wiesen und Weiden Natur am Boden und Bäumen mit Ansitz- und ihre warten und Nisthöhlen in der Höhe NABU/Eckhard Grimmberger Zusam- Admiral: sowie das Mosaik aus sonnigen und menhänge. legt seine Eier schattigen Bereichen machen sie zu Garten- an Brenn- schläfer: nesseln ab einem besonders vielfältigen frisst Insekten, Ökosystem. Würmer und Obst NABU/Helge May Großer Abendsegler: bewohnt Baumhöhlen NABU/Kathy Büscher Erdhummel: sammelt Blind- Nektar in den schleiche: Blüten wärmt sich in der Sonne NABU/Ike Noack Marek Swadzba Wiesen- Glockenblume: lockt Wild- bienen an 6 NATURSCHUTZ in NRW 1/2021
Natur erleben Lichtblicke trotz Negativtrend Lokale Erfolge können Niedergang des Steinkauzes nicht stoppen, aber verlangsamen S eit vielen Jahren kennen die Be- sen, kartieren die Vorkommen, be- standszahlen des Steinkauzes in ringen Jungvögel, stemmen sich poli- Nordrhein-Westfalen offenbar nur tisch gegen den Bebauungsdruck und eine Richtung: abwärts. 2016 brüteten noch suchen das Gespräch mit den Menschen vor rund 5.000 Paare in NRW, 2020 waren es Ort, um die Situation zu verbessern. nur noch ungefähr 4.500 – ein Minus von Insgesamt hängen in NRW rund 6.000 zu verlieren, langfristig werden jedoch nur zehn Prozent in nur vier Jahren. Für einen Steinkauzkästen – 860 davon allein im Kreis grundlegende Verbesserungen helfen. der beliebtesten Streuobstbewohner wird Steinfurt. Das zahlt sich aus: Mit 550 Stein- Dazu gehört es, eine kleinparzellierte, grün- die Luft immer dünner. Doch es gibt auch kauzpaaren ist der Kreis Steinfurt Spitzen- land- und strukturreiche Landschaft zu Lichtblicke: In einigen Kreisen steigen die reiter in NRW. Auch der NABU Münster erhalten. Obstwiesen, Kopfbäume, Hecken Bestände und widersetzen sich dem landes- betreut 360 Kästen mit insgesamt 150 und Säume sind überlebenswichtig für den weiten Trend. Wie kann das sein? Brutpaaren. Steinkauz – und ganz nebenbei auch für Gute Nachrichten gibt es zudem aus Teilen eine Vielzahl weiterer Tier- und Pflanzenar- Was der Art in NRW zu schaffen macht, ist der Niederrheinischen Bucht. Das beherzte ten. Eine zentrale Forderung des NABU ist kein Geheimnis. Vor allem der Verlust des Engagement der Gesellschaft zur Erhaltung es daher, Streuobstwiesen endlich wirksam Lebensraums trifft den kleinen Kauz mit der Eulen (EGE) sowie der dortigen NABU- zu schützen. voller Wucht. Wo Bauernhöfe sterben, Obst- und BUND-Kreisgruppen führt seit Jahren Wichtig wäre zudem, dass wieder mehr bäume, Wiesen und Weiden aufgegeben zu positiven Zahlen: 2020 ermittelten die Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde auf der werden und Baugebiete sowie Straßen sich Aktiven dort in vier Kreisen 455 besetzte Weide stehen. Sie pflegen mit ihren Mäu- in Streuobstgebiete fressen, haben Steinkäu- Reviere – 52 mehr als im Vorjahr. 271 Bru- lern, Hufen und Klauen das Grünland na- ze keine Chance mehr. ten verliefen erfolgreich, so dass 927 Jungvö- turverträglich und sorgen – auch mit ihren Dass es in einigen Kreisen dennoch stabile gel ausgeflogen sind. Hinterlassenschaften – dafür, dass sich die und sogar steigende Bestandszahlen zu ver- Können also lokale Initiativen die Lösung Insektenbestände wieder etwas erholen melden gibt, ist das Verdienst der seit Jahr- sein für die Steinkäuze in ganz NRW? Fach- können. Und spätestens bei den Insekten zehnten engagierten, vor allem ehrenamtli- leute sind skeptisch. Das Engagement vor schließt sich der Kreis. Denn sie sind un- chen Steinkauzschützer*innen. Sie hängen Ort sei zwar unverzichtbar, um die Popula- verzichtbare Nahrung für Steinkäuze und Nisthilfen auf, bewirtschaften Streuobstwie- tionen zu stützen und den Steinkauz nicht andere Tiere. Fotos: Achim Schumacher, www.as-naturfotografi e.de 400 350 300 besetzte Reviere 250 200 150 100 50 0 10 011 012 013 014 015 016 017 018 019 20 Jahr 20 2 2 2 2 2 2 2 2 2 20 In den Kreisen Düren und Euskirchen wachsen die Bestände – entgegen dem landesweiten Trend. Quelle: EGE-Jahresbericht 2020 7 NATURSCHUTZ in NRW 1/2021
Schön, artenreich und doch gefährdet! Streuobstwiesen: Ihre Hilfe für den Lebensraum von Steinkauz, Siebenschläfer & Co. Liebe Naturfreundin, lieber Naturfreund! Bei uns in Mitteleuropa sind Streuobstwiesen die Lebensräume mit der größten Arten- vielfalt. Trotzdem sind diese wertvollen Biotope in Nordrhein-Westfalen stark gefähr- det. Einerseits fallen sie immer noch der Erweiterung von Siedlungen zum Opfer, andererseits verfallen gerade die alten Streuobstwiesen mangels Pflege. An vielen Orten zwischen Eifel und Ostwestfalen packen deshalb NABU-Aktive mit Kenntnis und Ta- tendrang zu, um diese wertvollen Trittsteine in unserer Kulturlandschaft zu retten. Sie pflegen Obstwiesen auf naturverträgliche Weise, pflanzen junge Bäume mit alten, vom Aussterben bedrohten Obstsorten nach und legen neue Streuobstwiesen an. Dabei geht es nicht allein um die Obstbäume selbst: Mit über 5.000 Tier- und Pflanzen- arten und Hunderten von Obstsorten spielen die nordrhein-westfälischen Streuobstbe- stände für die biologische Vielfalt hierzulande eine herausragende Rolle. Von der Wur- zel bis zur Baumkrone finden wir stockwerkartig Lebensstätten für viele verschiedene Tiere. Von den Spitzmäusen am Boden, über die verschiedenen Insekten, die im und auf dem Stamm leben, die ausgedienten Spechthöhlen, die Fledermäusen ein Quartier bie- ten bis hin zu den vielfältigen Früchten, die zahlreichen Vögeln und Insekten Nahrung bieten. Die Obstwiesen in Nordrhein-Westfalen liegen schwerpunktmäßig in einem Streuobst- gürtel, der vom Niederrhein und der Voreifel über das Bergische und westliche Sauer- land bis in die streuobstreichen Regionen Ostwestfalens reicht. Sie sind auch ein Garant für den Fortbestand des kleinen Steinkauzes, für den wir in NRW eine besondere Ver- antwortung tragen. In den vergangenen 50 Jahren sind rund 75 Prozent der Streuobst- wiesen von der Bildfläche verschwunden. Mit Ihrer Spende können wir gemeinsam die Heimat von Steinkauz & Tulpenapfel retten! Ihr Franz-Wilhelm Ingenhorst Sprecher des NABU-Landesfachausschusses Streuobstwiesenschutz
Der NABU kümmert sich vielerorts seit langem um den Schutz der Streuobstwiesen und wird sich in Nordrhein-Westfalen auch zukünftig tatkräftig für deren naturverträgliche und möglichst rentable Nutzung einsetzen. Auch auf Drängen des NABU NRW sind die Streuobstbestände im Landesnaturschutzgesetz wieder gesetzlich geschützte Biotope, sobald ihr Bestand weiter abnimmt. Doch dazu wollen wir es gar nicht erst kommen lassen: Wir brauchen auch zukünftig viele Taten, um die heimische Vielfalt auf diesen wertvollen Flächen für kommende Generationen zu erhalten. Mit dem vom NABU NRW koordinierten Projekt NetzwerkStreuobstwiesenschutz.NRW haben wir zusammen mit unseren Partnern aus Naturschutzverbänden und Landwirtschaft ebenfalls landesweit konkrete Maßnahmen zum Schutz und zur Aufwertung bestehender Flächen sowie zur Neuanlage angestoßen. Mit Ihrer Spende können wir gemeinsam diese Hotspots der Artenvielfalt erhalten! regionalen migen Obstbaum einer Einen jungen hochstäm pflanzen. für 80 bis 100 Euro neu Sorte können wir schon Um den unverzichtbaren Schutz gege n Verbiss durch Wei- de- und Wildtiere zu erneuern, falle n rund 25 Euro an. Unser Spendenkonto finden Sie bei der Bank für Sozialwirtschaft Um einem hochstämmi IBAN: DE78 3702 0500 0001 1212 12 gen Obstbaum einen reg gen Pflegeschnitt zu ver elmäßi- passen, braucht der NA BU je nach BIC-Code: BFSWDE33XXX Alter des Baumes zwisc hen 10 und 30 Euro. Stichwort: Obstwiesenschutz Fotos: Claudia Heitmann, Uwe Hilsmann, Hans-Martin Kochanek, Walter Nork, Thorsten Wiegers
Volksinitiative Volksinitiative: Zwischenziel erreicht Über 70.000 Unterschriften sind schon ein- gesammelt – und es geht weiter! Linda Wefers D ie Volksinitiative Artenvielfalt besserer Artenschutz ist. Sie sehen die hat Anfang Februar eine positi- ausgeräumten Landschaften, die zerstör- ve Zwischenbilanz gezogen. Über ten Lebensräume und die Gefahren einer 70.000 Unterschriften haben die Aktiven immer intensiveren Landwirtschaft für seit Juli 2020 bereits eingesammelt – und Insekten, Vögel und viele weitere Tiere vielfalt NRW die drei großen Natur- die formale Hürde von 66.000 Unterschrif- und Pflanzen. Und sie wollen, dass wir schutzverbände NABU, BUND und LNU. ten damit bereits zur Halbzeit genommen. schnellstmöglich gegensteuern, bevor Inzwischen haben sich 85 weitere Vereine, Der Landtag von NRW wird sich also auf Arten unwiederbringlich verloren gehen, Parteien und Organisationen der Initiative jeden Fall mit den Forderungen der Volks- mit noch unabsehbaren Folgen für ganze angeschlossen. Unter strikter Beachtung initiative auseinandersetzen müssen. Ökosysteme“, sagte die NABU-Landes- des Infektionsschutzes haben Aktive im vorsitzende Dr. Heide Naderer bei der ganzen Land Unterschriften gesammelt. Bis Juni 2021 läuft die Unterschriften- Halbzeit-Pressekonferenz Anfang Februar. Aus 394 der 396 NRW-Kommunen liegen sammlung auf Hochtouren weiter. Denn „Mit diesem klaren Votum im Rücken bislang Unterschriften der Bürger*innen mit jeder weiteren Unterschrift steigt fordern wir die Landesregierung auf, den vor. HH der Druck auf das Land, im Naturschutz Schutz der Artenvielfalt endlich in den endlich voranzukommen und die Forde- Fokus ihrer Naturschutz- und Nachhaltig- rungen der Volksinitiative in die Landes- keitspolitik zu stellen.“ Die acht Forderungen auf politik zu übersetzen. Im Sommer 2021 einen Blick: werden die Unterschriften an den Landtag Erfolge anderer Initiativen übergeben – mit dem Ziel, die anhaltende Ein Blick in andere Bundesländer zeigt, 1. Flächenfraß verbindlich stoppen Untätigkeit der Landesregierung etwa welche Erfolge durch eine Volksinitiative 2. Schutzgebiete wirksam schützen beim Insektenschutz zu beenden und möglich sind. Nachdem die Naturschutz- 3. Naturnahe und wilde Wälder zulassen mehr Artenvielfalt zu ermöglichen. verbände in Bayern, Baden-Württemberg, 4. Naturverträgliche Landwirtschaft Niedersachsen und Brandenburg Volks- aktiv voranbringen Viel Unterstützung trotz Corona initiativen gestartet haben, entstanden dort 5. Biotopverbund stärken und ausweiten Die große Resonanz selbst unter den große Debatten. Trotz vieler Unterschiede 6. Lebendige Gewässer und Auen sichern erschwerten Bedingungen der Corona- im Detail sind in der Folge überall konkre- 7. Artenschutz in der Stadt fördern Pandemie sind für den NABU Grund zur te Beschlüsse und signifikante Verände- 8. Nationalpark in der Senne ausweisen großen Freude. „Das bisherige Ergebnis rungen zustande gekommen. Mehr Infos: www.artenvielfalt-nrw.de zeigt, wie wichtig den Menschen ein Initiiert haben die Volksinitiative Arten- 10 NATURSCHUTZ in NRW 1/2021
3x Flächenfraß „Flächenfraß verbindlich stoppen“ – so lautet die erste Forderung der Volksinitiative Artenvielfalt. Dass es dabei in NRW dringenden Handlungsbedarf gibt, zeigen die drei folgenden Beispiele: 72.745 Unterschriften sind zum 2. Februar bereits eingegangen 25 Hektar zwischen Kevelaer 26 Hektar in Euskirchen-Zülpich 30 Hektar in Kirchlengern/ und Wetten Bei Zülpich am See soll auf einer Fläche Hiddenhausen Neue Wohnbebauung und Umgehungs- von 26 Hektar das aus NABU-Sicht völlig Die Gemeinden Kirchlengern und straße: Zwischen Kevelaer und Wetten überdimensionierte Neubaugebiet „See- Hiddenhausen im Kreis Herford planen gehen 25 Hektar an Lebensräumen, Nah- terrassen“ entstehen. Auf der bislang als die Erweiterung ihres Gewerbegebietes erholungsgebieten, Biotopverbund- und Acker genutzten Fläche leben geschützte Oberbehme um weitere 30 Hektar auf Natura 2000-Flächen verloren. Zudem und vom Aussterben bedrohte Arten, etwa dann 77 Hektar. Noch ist das betroffene wurde direkt angrenzend das Industrie- Feldhasen, Rebhühner, Feldlerchen und Grundstück Ackerland. Die Fläche ist gebiet Ost entwickelt, obwohl in dieser Rotmilane – und bis vor kurzem sogar der Landschaftsschutzgebiet und ein relevan- noch unzerschnittenen, typisch nieder- Feldhamster. Das Neubaugebiet würde ter Lebensraum für viele Tier- und Pflan- rheinischen Landschaft Fledermäuse, Lebensräume zerstören, Flächen versiegeln zenarten. Nach Einschätzung des NABU Steinkäuze, Kiebitze und Rebhühner leben. und wichtige Wanderkorridore von Tieren Herford wurde im bestehenden Gewer- Auch die dortigen Flussauen sind wertvol- zerschneiden. Die geplanten Ausgleichs- begebiet auf nachhaltige, ökologische und le Lebensräume, die das Überleben vieler maßnahmen kritisiert der NABU Euskir- flächensparende Aspekte keine Rücksicht Arten sichern. chen als nicht zielführend. genommen. NABU/Kathy Büscher Hendrik Plooij Theo Mohn 11 NATURSCHUTZ in NRW 1/2021
Landesbüro Pläne schmieden für die Natur NRW erneuert die Regionalpläne / Chancen für den Naturschutz I n Nordrhein-Westfalen werden der- che Flächen sichern wir für den Biotop- zeit die Regionalpläne neu gefasst. Sie verbund und als regionale Grünzüge für Das Landesbüro der Naturschutzver- legen fest, wo die Kommunen Bauge- ein besseres Klima? Viele Wälder in NRW bände NRW ist eine gemeinsame Ein- biete ausweisen dürfen, wo sich Fabriken sind lediglich durch Regionalpläne ge- richtung von NABU, BUND und der ansiedeln und Kies abgebaut werden darf. schützt. In der Regionalplanung spielt viel Landesgemeinschaft Natur und Umwelt Das hat mit Naturschutz wenig zu tun? Musik – auch für Naturschützer*innen! NRW (LNU). Es koordiniert seit 1982 die Von wegen! Verbandsbeteiligung und bietet fachli- Und NABU und Co. können da che Beratung und Unterstützung in allen Wir haben mit Simone von Kampen mitgestalten? Fragen rund um das Thema Verbands- gesprochen. Die studierte Landschafts- Die Naturschutzverbände werden an den beteiligung. Das Land NRW finanziert planerin betreut gemeinsam mit ihren Verfahren beteiligt und können Stellung- das Landesbüro der Naturschutzverbän- Kolleg*innen im Landesbüro der Natur- nahmen und Vorschläge einreichen. de – auch um einen zentralen Ansprech- schutzverbände NRW auch die Entstehung partner für alle Verfahren zu haben und der neuen Regionalpläne. … und die verschwinden dann in irgend somit Planungen zu beschleunigen. einer Amtsstube in der Schublade. https://lb-naturschutz-nrw.de Frau von Kampen, was hat Regionalpla Eben nicht. Unsere Stellungnahmen nung mit Naturschutz zu tun? werden ernst genommen. Am eindrück- Eine ganze Menge! Die Regionalpläne lichsten erlebe ich das bei Erörterungster- Können Sie da mal ein Beispiel nennen? schreiben im großen Maßstab vor, wie minen, bei denen alle Beteiligten zusam- In der Region Düsseldorf beispielsweise Flächen genutzt werden dürfen. Also etwa, menkommen und direkt miteinander haben wir – zusammen mit den anderen wo neue Wohnbau- oder Gewerbegebiete diskutieren. Natürlich dringen wir mit Verfahrensbeteiligten – erreicht, dass 25 entstehen. Mit Blick auf den Flächenver- unseren Verbesserungsvorschlägen nicht Prozent weniger Fläche überbaut werden brauch ist das für den Naturschutz eine immer durch. Eine gewisse Frustrations darf als zunächst vorgesehen. 25 Pro- zentrale Frage. Aber die Regionalpläne toleranz braucht es da schon. Aber wir zent – ein toller Erfolg! Zudem wurden legen noch viel mehr fest: Wo können können immer wieder wichtige Verbesse- auf unsere Initiative hin viele Punkte neue Naturschutzgebiete entstehen? Wel- rungen für die Natur erzielen. nochmal auf ihre Naturverträglichkeit Mitmachen? Gerne! Rund 350 ehrenamtliche Verfahrensbearbeiter*innen kümmern sich derzeit in NRW darum, gemeinsam mit dem Landesbüro Planungen zu prü- fen und Stellungnahmen zu erarbeiten. Wer sich ebenfalls engagieren möchte, wendet sich am besten an den NABU vor Ort oder direkt an das Landesbüro. Mit- bringen sollten Aktive Ortskenntnisse, ein gutes Verständnis für die Vorgänge in der Natur und die Bereitschaft, sich mit Plänen und längeren Texten ausei- Melanie Wählen nanderzusetzen. Das Landesbüro bietet immer wieder Workshops und Seminare an – auch für Neueinsteiger*innen. https://lb-naturschutz-nrw.de Genauer Blick auf die Planungsunterlagen: Simone von Kampen im Landesbüro der Naturschutzverbände NRW. 12 NATURSCHUTZ in NRW 1/2021
Landesbüro abgeklopft. Da lohnt sich das Engagement der Verbände wirklich. Oder ein anderes Wofür nutzen wir die Flächen in NRW? Beispiel: Die Naturschutzverbände haben sich immer wieder gegen eine 50 Hektar große Erweiterung einer Kalk-Abgrabung im FFH-Gebiet im Teutoburger Wald eingesetzt, die dann letztlich 2018 auch im Teilplan Kalkstein für den Regionalplan Münsterland nicht als Abgrabungsbereich dargestellt wurde. Es gibt also immer wieder Erfolgserlebnisse? Ja, sicher. Und wichtig ist noch etwas anderes: Die Planungsträger wissen, dass Simone von Kampen die Naturschutzverbände in NRW ganz genau hinschauen und sich mit Nachdruck einmischen. Das sorgt dafür, dass Natur- schutzbelange in den Planungen oftmals schon von Anfang an im Fokus stehen und In der Regionalplanung entscheidet sich, ob Flächen für Neubaugebiete … frühzeitig abgeklopft werden. Wer genau beobachtet wird, möchte sich schließlich keine groben Schnitzer erlauben. Was sind denn bei einem Regionalplan Punkte, bei denen Sie oft Verbesserungen anmahnen? Wir schauen uns auf jeden Fall den Be- reich Siedlungsentwicklung genau an. Um den Flächenverbrauch zu reduzieren, ist die Berechnung des Bedarfs eine entschei- dende Stellschraube. Viele Kommunen NABU/Helge May möchten hier großzügig planen können, oft am realen Bedarf vorbei. Zudem geben wir immer Empfehlungen zu weiteren Einsparmöglichkeiten in den Regionen, um weniger Flächen zu überbauen. Und … oder für Naturschutzgebiete genutzt werden können. natürlich sind für den Naturschutz immer entscheidende Fragen: Ist der Biotopver- bund gut umgesetzt? Sind Freiflächen für die lokale Natur Hinweise erarbeiten, die (lacht) Mir persönlich gefällt vor allem der potenzielle Schutzgebiete gesichert und die wir dann gebündelt in die Stellungnahme Austausch mit den Aktiven vor Ort. Wir Vorgaben zu Klimaschutz und Klimaan- aufnehmen. Dieses Wissen haben wir im diskutieren etwa, welche Auswirkungen passung wirksam ausgestaltet? Landesbüro einfach nicht. ein Baugebiet auf angrenzende Flächen hat und wie wir das in der Stellungnahme Bei Ihnen im Landesbüro arbeiten Profis Und dabei sind im Zweifel auch Hinweise bewerten. Da ist von den Aktiven fast aus den Bereichen Landschaftsplanung, von Laien hilfreich? schon detektivische Arbeit gefragt – etwa, Ökologie, Biologie und Recht. Braucht es da Ich finde: Jeder Hinweis ist ein guter wenn sie vor Ort auskundschaften, welche überhaupt ehrenamtliche Aktive vor Ort? Hinweis. Es ist dann unsere Aufgabe im Konsequenzen die Planungen draußen Unbedingt. Ohne die vielen Ehrenamt- Landesbüro, zu sortieren und auszuwäh- in der Landschaft haben. Denn Vieles lichen vor Ort ginge es auf keinen Fall. len, welche Aspekte in der Stellungnahme springt beim bloßen Aktenstudium nicht Wenn wir im Landesbüro den Entwurf tatsächlich sinnvoll sind und diese fachlich einfach so ins Auge. Und das Schöne ist: eines Regionalplans erhalten, erarbei- einzuordnen. Alle Beteiligten lernen ständig etwas dazu ten wir zwar für den textlichen Teil eine und erweitern ihr persönliches Netzwerk Stellungnahme, etwa zu den Zielen und Das klingt nach einem Haufen Arbeit. – auch wir im Landesbüro. Naturschutz ist Grundsätzen oder zur Umweltprüfung. Ja, das ist es auch – sowohl für die Aktiven Team-Arbeit. Wir können nur gemeinsam Für die Bewertung der Flächendarstellun- vor Ort, die wirklich oft unglaublich enga- erfolgreich sein. gen – etwa zu Siedlungen und Rohstoff- giert sind, als auch für uns im Landesbüro. abbau – geben wir die Unterlagen aber Aber es lohnt sich. Das Landesbüro hat auf seiner Internetseite die wichtigsten Infos zu den neuen Regionalplänen weiter an die Aktiven vor Ort, die mit zusammengestellt: https://lb-naturschutz-nrw.de/ ihrer Ortskenntnis und ihrem Wissen um Mal ganz ehrlich: Macht das auch Spaß? fachthemen/neue-regionalplaene-fuer-nrw.htm 13 NATURSCHUTZ in NRW 1/2021
NABU vor Ort fer Wölfin“ wurde angesichts des funktio- nierenden Schutzes als unverhältnismäßig eingestuft. Schutzzäune, sofern möglich Herdenschutz- hunde oder auch das nächtliche Aufstallen sowie eine fachliche Beratung sind beim Herdenschutz die Mittel der Wahl. Sie dürf- ten nach Einschätzung des NABU auch im Schermbecker Wolfsgebiet dazu beitragen, Weidetierrisse deutlich zu reduzieren. NABU/Marcus Bosch Finanzierung durch das Land Der NABU sieht neben den Tierhaltern auch das Land in der Pflicht. „Wir brauchen in NRW eine Finanzierung von Präventiv- maßnahmen für alle Weidetiere – also auch für Pferde und Rinder“, erklärt Chwallek. Abschuss von Wölfen Rheinland-Pfalz mache es vor: In Gebieten mit einem sesshaften Wolf wird der Her- denschutz zu 100 Prozent gefördert – unter ist kein Herdenschutz anderem für Schafe, Ziegen und Gehege- wild sowie junge Rinder, Pferde und Esel. Notwendig sei zudem mehr Aufk lärung. Koexistenz von Wolf und Weidetieren ist nur mit gutem Daher begrüßt der NABU die Einrichtung Herdenschutz möglich eines bundesweiten Herdenschutzzentrums. Es könne privaten Tierhaltern dabei helfen, G ihre Tiere wirksam zu schützen. W954f sorgt für hitzige Diskussio- Sicht des NABU NRW droht diese Diskus- nen. Die einen wollen die auch als sion eine zentrale Frage zu überdecken: die Abschuss als allerletztes Mittel „Gloria von Schermbeck“ bekann- nach der Umsetzung eines flächendecken- Wölfe zu töten darf aus Sicht des NABU te Wölfin so schnell wie möglich abschie- den wirksamen Herdenschutzes. nur das allerletzte Mittel sein – etwa falls ßen, weil sie wiederholt Schafe gerissen ein Wolf gelernt haben sollte, wolfsabwei- hat. Die anderen lehnen die Tötung ab. Aus Nach wie vor gibt es in NRW selbst in Ge- sende Zäune zu überwinden, dies mehrfach bieten mit Wolfsvorkommen ungeschützte nachweislich getan hat und keine wirksa- Herden – für den NABU ein unhaltbarer me umsetzbare Alternative zur Wahl steht. Verbreitung des Wolfs in NRW Zustand. „Für eine gute Koexistenz von „Die Erfahrung zeigt, dass solche Tiere ihr Seit Anfang 2016 häufen sich die Wolfs- Wolf und Weidewirtschaft ist der konse- Wissen an ihre Nachkommen weitergeben sichtungen in NRW. Von 2009 bis 2020 quente und effektive Herdenschutz entschei- können. Das macht einen Abschuss tat- wurden in NRW 208 Wolfsmeldungen be- dend“, sagt Christian Chwallek, stellver- sächlich notwendig, um geschützte Herden stätigt. Die Zahl der Individuen ist jedoch tretender Vorsitzender des NABU NRW. nicht zu gefährden“, sagt Thomas Pusch. deutlich geringer, denn häufig sorgt ein Das schließe insbesondere auch die Herden Von diesen sehr speziellen Fällen abgesehen Wolf für mehrere Nachweise. Aktuell sind privater Tierhalter ein. gilt für den NABU jedoch: Abschuss ist kein in NRW zwei Rudel mit vier erwachsenen Herdenschutz! Im Zweifel würden geeignete Wölfe lernen schnell Lebensräume sowieso schnell von anderen Tieren und mindestens drei Nachkommen bestätigt. Seit 2018 hat NRW vier Wolfsge- Der Wolf darf aus Sicht des NABU nicht Wölfen besiedelt, so dass an einem guten biete ausgewiesen: Schermbeck, Senne, Ei- mehr die Erfahrung machen, dass Weidetie- Schutz der Herden am Ende dennoch kein fel-Hohes Venn und Oberbergisches Land re leichte Beute sind. „Wölfe lernen schnell“, Weg vorbeiführt. HH – und zudem 2019 die Pufferzone zum sagt auch Thomas Pusch, Sprecher des Lan- rheinland-pfälzischen Wolfsgebiet „Stegs- desfachausschusses Wolf im NABU NRW. kopf“. Während in den Gebieten Scherm- Das mache den Herdenschutz so wichtig. beck und Oberbergisches Land Welpen zur „Sind Weidetiere gut geschützt, wenden sich Welt kamen, wurden in Senne und Eifel- Wölfe wieder stärker den Wildtieren zu.“ Hohes Venn seit längerem keine territorial In vielen Regionen lässt sich das beobach- dort lebenden Wölfe mehr beobachtet. Ne- ten – zuletzt etwa in Thüringen. Dort haben die Behörden eine bereits erteilte Abschuss- Anette Wolff ben den sesshaften Wölfen werden jedoch immer wieder einzelne durchwandernde genehmigung zum Schutz von Weidetieren Wölfe nachgewiesen. wieder zurückgezogen, nachdem der rasch Eine Karte der Wolfsnachweise in NRW und umgesetzte, deutlich bessere Herdenschutz Funktionierender Herdenschutz ist das A und O – etwa mit Zäunen und Hunden weitere Infos finden Sie unter www.nrw-wolf.de gewirkt hat. Ein Abschuss der „Ohrdru- 14 NATURSCHUTZ in NRW 1/2021
NABU vor Ort Der lange Arm der Atomkraft NABU Aachen kämpft weiter gegen belgische Alt-Reaktoren D er Kampf gegen die Atomkraft Wohin mit dem strahlenden Müll? Der NABU Aachen und andere Umwelt- ist erfolgreich beendet? Nicht für Auch in Belgien ist das Atommüll-Problem verbände aus der Region haben daher die den NABU Aachen. Während in ungelöst. Einen Standort für ein Endla- Landesregierungen in NRW und Rhein- Deutschland der Atomausstieg langsam ger sucht Belgien derzeit in der Wallonie, land-Pfalz aufgefordert, sich zu wehren und Realität wird, laufen viele alte Anlagen in also an der Grenze zu Rheinland-Pfalz und zumindest grenzüberschreitende Umwelt- den Nachbarstaaten unbeirrt weiter – we- NRW. In Tihange soll zudem ein Zwischen- verträglichkeitsprüfungen einzufordern. HH nige Kilometer von der deutschen Grenze lager entstehen, in dem der hochradioaktive entfernt. Belgien diskutiert sogar die er- Atommüll 80 Jahre lang lagern soll – oberir- neute Laufzeitverlängerung für seine Alt- disch unter einer nur 20 Zentimeter dicken Reaktoren. Und zu allem Überfluss sollen Betondecke und ohne grenzüberschreiten- nun auch Atommülllager in Grenznähe de Umweltverträglichkeitsprüfung. „Zum entstehen. Vergleich: Das neue Zwischenlager Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern soll 180 Zen- Konzipierte Laufzeit längst timeter dicke Wände und Decken erhalten, überschritten um auch Flugzeugabstürzen standzuhalten“, Die Reaktoren Tihange 1 (bei Lüttich) sowie sagt Mayr. „Dabei wird Tihange ständig von Doel 1 + 2 (bei Antwerpen) sind eigentlich schweren Frachtmaschinen überflogen, da für 40 Jahre konzipiert und sollten nur bis Lüttich-Bierset zum größten europäischen Das Atomkraftwerk Tihange in Belgien gehört für 2015 laufen. Stattdessen wurde die Laufzeit Frachtflughafen werden soll.“ den NABU Aachen auf den Friedhof der Geschichte. bis 2025 verlängert. „Jetzt wollen die Betrei- ber nochmal um ein weiteres Jahrzehnt ver- längern“, berichtet Claus Mayr, Vorsitzender des NABU Aachen. „Das spült riesige Geld- Bremen summen in ihre Kassen, ist aber absolut unverantwortlich.“ Sollte es in Tihange zu Hannover einem Zwischenfall kommen, wären Milli- Amsterdam onen Menschen in Aachen und im Rhein- Dortmund Antwerpen Düsseldorf land unmittelbar betroffen. Aachen liegt nur Maastricht Köln Aachen rund 60 Kilometer östlich des Atomkraft- Brüssel werkes, also in der Hauptwindrichtung. Frankfurt a.M. Die Betreiber halten noch aus einem weite- Luxemburg ren Grund an den veralteten Anlagen fest. Es zeigt sich weltweit, dass neue Atomkraft- werke nicht ohne massive staatliche Subven- tionen zu finanzieren sind und die Bauzei- Eine Studie des Instituts für Sicherheits- und Risikowissenschaften an der Universität für Bodenkultur ten alle Planungen sprengen. Wien macht klar: Ein Zwischenfall in Tihange wäre für Aachen und weite Teile NRWs katastrophal. 15 NATURSCHUTZ in NRW 1/2021
NATZ, die jungen Seiten 40 Jahre NAJU NRW Kleiner Anfang – großartige Entwicklung D ie NAJU NRW wird 40 Jahre alt. Ihr Jubiläum feiert sie am 15. Mai beim Landesjugendzeltlager in Wesel mit vielen Kinder- und Jugendgrup- Lukas Stemper pen. Auf dem Programm stehen Work- shops und Exkursionen sowie Live-Musik am Abend. Für September ist darüber hin- aus ein Festakt geplant, zu dem die NAJU Seit 40 Jahren begeistert die NAJU NRW junge Menschen mit Seminaren, Freizeiten und Aktionen für Natur und Umwelt. auch ehemalige Aktive einladen wird. Heute ist die NAJU die größte Jugendum- zählen einige bekannte Gesichter, etwa Und auch die Geschäftsstelle wächst. An- weltorganisation in NRW. Doch vor 40 Jochen Flasbarth, später NABU-Präsi- fangs noch in Wesel und rein ehrenamtlich Jahren fing alles ganz klein an – und zwar dent und heute Staatssekretär, sowie Josef organisiert, beschäftigt die NAJU mittler- in Wesel: 1981 ging dort zunächst die Orts- Tumbrink, langjähriger Vorsitzender des weile in Düsseldorf 13 Mitarbeiter*innen, und dann die Kreisgruppe der NAJU an NABU NRW und heute Abteilungsleiter im davon vier Freiwilligendienstleistende. Mit den Start. Erst danach gründete sich der Bundesumweltministerium. den Jahren hat die NAJU viele erfolgreiche NAJU-Landesverband in Bonn und im Jahr Die Zahl der Mitglieder stieg im Laufe der Projekte umgesetzt. Das JugendUmweltMo- darauf der NAJU-Bundesverband. Die The- Jahre auf über 18.000. Landesweit engagie- bil etwa ist seit 2002 eine feste Größe der men, die die jungen Naturschützer*innen ren sich Aktive in etwa 120 Kinder-, Jugend- NAJU NRW und kann landesweit für Um- damals umgetrieben haben, sind aktuell und Familiengruppen. Hinzugekommen weltbildungseinsätze gebucht werden. wie eh und je: Umweltschutz, Verkehrspo- sind zuletzt zwei Hochschulgruppen in Christian Volk litik, Naturzerstörung und globale Gerech- Bonn und Bochum. Weitere werden voraus- Alle Infos zu den Jubiläumsfesten gibt’s unter tigkeit. Zu den Aktiven der Anfangstage sichtlich bald folgen. www.NAJU-NRW.de. JugendUmweltMobil mit neuem Leitbild Neue Themenschwerpunkte zur Bildung für nachhaltige Entwicklung D as JugendUmweltMobil (JUM) ist Artensterben, Erderwärmung und die Ver- mit neuem Leitbild unterwegs. schmutzung des Planeten – diese allge- In den Programmen spielt neben genwärtigen Umweltprobleme stellt das der klassischen Umwelt- und Naturpäd- JUM ins Zentrum seiner Programme und agogik zunehmend auch die Bildung für sensibilisiert die jungen Teilnehmer*innen nachhaltige Entwicklung eine große Rolle. für die Natur und ihren Schutz. Das JUM- Folgerichtig sind die Themenschwerpunkte Team vermittelt dabei Wissen, fördert den „Nachhaltige/r Konsum und Produktion“, Spaß an der Natur und ermöglicht es den „Maßnahmen zum Klimaschutz“, „Leben Teilnehmer*innen, selbst aktiv zu werden unter dem Wasser“ sowie „Leben an Land“ und immer etwas Selbstgemachtes mit nach NAJU NRW neu hinzugekommen – also vier der insge- Hause zu nehmen. Lena Dankert samt 17 Ziele der UNESCO für die Bildung Mehr zum neuen Leitbild und über die Program- für nachhaltige Entwicklung. me unter www.jugendumweltmobil.de. Das JugendUmweltMobil ist seit 2002 in NRW unterwegs – jetzt mit neuem Leitbild. 16 NATURSCHUTZ in NRW 1/2021
NATZ, die jungen Seiten Natur erleb�n mit der NAJU NRW Neues Jahresprogramm erschienen – jetzt anmelden E in ungewöhnliches Jahr liegt hin- sammengestellt. Ihr möchtet wissen, was ter uns. Einige NAJU-Veranstal- konkret bei euch vor Ort in NRW ansteht? tungen mussten ausfallen, andere Schnappt euch den neuesten „Tatendrang“. wurden kurzerhand umgeplant. Dennoch Darin findet ihr alle Veranstaltungen der blicken wir auf tolle Naturerlebnisse mit Jugendumweltverbände BUNDjugend, euch zurück und haben für 2021 wie- Deutsche Waldjugend und NAJU in NRW. der ein buntes Veranstaltungsprogramm Bei der bunten Vielfalt an Seminaren, zusammengestellt. Workshops und Freizeiten ist für jede*n et- was dabei. Macht mit und werdet aktiv! Alle Im Jahresprogramm „Raus statt Zuhaus“ Angebote findet ihr auch online unter www. haben wir alle Angebote der NAJU NRW, NAJU-NRW.de/seminare-und-freizeiten. der NAJU-Orts- und Kreisgruppen sowie Dort könnt ihr euch auch gleich anmelden. des NAJU-Bundesverbandes für euch zu- Wir freuen uns auf euch! Lena Dankert BFDler der NAJU starten Mikroprojekte D ank der Förderung des NABU gruppe übergeben. können wir – die BDFler der Kindergärten, NAJU NRW – im Rahmen der die daran Interesse haben, „Und Action!“-Kampagne zwei eigene können sich hierfür bei uns melden spannende Mikroprojekte umsetzen. und das Lernprogramm für ihre Kinder gerne weiter ausbauen. Im Mikroprojekt „Kleintiere des Wal- des“ von Jonas und Maurice legen wir „Tierischer Wohnungsbau“ heißt unser ein ewiges Terrarium an, eine Ameisen- zweites Mikroprojekt, das von Matthias farm und einen pflegeleichten Regen- und Lina betreut wird. Im Rahmen eines blumensaat sollen die Artenvielfalt vor wurmkasten. Terrarium und Wurm- Gruppenprogramms möchten wir Kindern der eigenen Haustür erhöhen und die kasten werden wir im Anschluss an eine Wissen über ihre heimische Natur vermit- Wahrnehmung der Natur stärken. Wir Waldexkursion zusammen mit weite- teln. Selbst gebaute Nistkästen, Insektenho- wollen das Wissen jedoch nicht nur rem Infomaterial an eine Kindergarten- tels und schmetterlingsfreundliche Wild- vermitteln, sondern auch direkt umset- zen. Dafür bestimmen wir gemeinsam Arten vor Ort und bereiten die Kinder damit vor auf eigene Naturabenteuer. Seid gespannt und schaut beim Insta- gram-Kanal der NAJU NRW vorbei! Hier erhaltet ihr weitere Einblicke in unsere Projekte sowie Updates über den Alltag der Ameisen. Text: Lina Lachnitt, Matthias Piegler, Maurice Mühlheim & Jonas Baumeister Maurice Mühlheim Illustration: Daniel – stock.adobe.com www.instagram.com/naju_nrw Die neuen Bewohnerinnen der Ameisenfarm sind schon da. 17 NATURSCHUTZ in NRW 1/2021
Sie können auch lesen