STRUKTURELLE UND FUNKTIONELLE UNTERSUCHUNG DES MYELINPROTEINS 36K AUS DEM ZNS DER REGENBOGENFORELLE (ONCORHYNCHUS MYKISS) - repOSitorium
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STRUKTURELLE UND FUNKTIONELLE UNTERSUCHUNG DES MYELINPROTEINS 36K AUS DEM ZNS DER REGENBOGENFORELLE (ONCORHYNCHUS MYKISS) DISSERTATION zur Erlangung des akademischen Grades „Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.)“ des Fachbereiches Biologie/Chemie der Universität Osnabrück vorgelegt von Wolfgang Moll November 2004
INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS 1. EINLEITUNG 1 2. MATERIAL UND METHODEN 2.1 Material 2.2.1 Bakterienstämme 4 2.2.2 Regenbogenforellen (Oncorhynchus mykiss) 4 2.2 Methoden 2.2.1 Computergestützte Aminosäure-Sequenzanalysen 4 2.2.2 Animpfen einer Bakterien-Über-Nacht-Kultur (ÜK) 5 2.2.3 Heterologe Expression mit E. coli/pET-System (Fa. Novagen) 5 2.2.4 Affinitätschromatographische Aufreinigung mit Ni2+-chelatierender Sepharose 5 2.2.5 SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese (SDS-PAGE) (nach Laemmli) 6 2.2.6 Proteinanfärbung mit Coomassie-Lösung 7 2.2.7 Proteinanfärbung durch Silberfärbung 7 2.2.8 Proteintransfer auf Nitrozellulose- oder Polyvinylidenfluorid- (PVDF-) Membran (Western-Blot) 8 2.2.9 Immunologischer Nachweis von Proteinen auf Nitrozellulose- oder Polyvinylidenfluorid- (PVDF-) Membran 9 2.2.10 Fern-UV-Circulardichroismus-Spektroskopie (CD-Spektroskopie) von rekombinantem 36K in Lösung 9 2.2.11 Tryptophan-Fluoreszenz-Studien von rekombinantem 36K in Lösung 10 2.2.12 Elektronenspin-Resonanz-Spektroskopie (ESR-Spektroskopie) von rekombinantem 36K in Lösung 10 2.2.13 Röntgenkleinwinkelstreuung von rekombinantem 36K in Lösung 11 2.2.14 Assoziation von rekombinantem 36K an phospholipidbeschichtete Silica- Kügelchen („TRANSIL“; Fa. Nimbus, Leipzig) 11 2.2.15 Kontrollierter proteolytischer Verdau von rekombinantem 36K mit Trypsin (Fa. Sigma-Aldrich, München) 12
INHALTSVERZEICHNIS 2.2.16 Chemische Spaltung von rekombinantem 36K mit 2-Nitro-5- Thiocyanobenzonsäure (NTCB) 12 2.2.17 Random-Fluoreszenz-Resonanz-Energie-Transfer-(Random-FRET-) Untersuchungen von membranassoziiertem rekombinanten 36K 13 2.2.18 Isolieren von Myelin aus dem ZNS der Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) 14 2.2.19 Herstellen einer 5%igen (w/v) Digitonin-Stammlösung und Myelinprotein- Extraktion mit Digitonin 14 2.2.20 Protein-Konzentrationsbestimmung mit Amidoschwarz-Tüpfel-Test 15 2.2.21 Messung einer Dehydrogenase-Aktivität im isolierten ZNS-Myelin der Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) 15 2.2.22 Herstellung von Phosphatidylcholin (PC)/Phosphatidylethanolamin (PE)-Liposomen 16 2.2.23 Aggregationsassay von Phosphatidylcholin (PC)/Phosphatidyl- ethanolamin (PE)-Liposomen mit rekombinantem 36K 16 2.2.24 Blue-Native Gradienten-Polyacrylamidgel-Elektrophorese (BN-PAGE) (1. Dimension) 17 2.2.25 SDS-PAGE der durch BN-PAGE aufgetrennten Myelinprotein-Komplexe (2. Dimension) 18 2.2.26 Separation der Myelinprotein-Komplexe mit ProFound-Co-Immuno- präzipitation-Kit (Perbio Sciences, Bonn) 18 3. ERGEBNISSE 3.1 Computerunterstützte Analyse der 36K-Aminosäuresequenz 3.1.1 Homologie-Alignment der Aminosäure-Sequenzen von 36K und Proteinen aus der Reduktase/Epimerase/Oxidoreduktase Superfamilie (RED) 20 3.1.2 Sekundärstruktur-Vorhersage des 36K-Proteins mit dem JPred-Internet- Server 22 3.1.3 3-dimensionales Modell des N-terminalen Teils von 36K 24
INHALTSVERZEICHNIS 3.2 Untersuchung der Sekundärstrukturzusammensetzung des rekombinanten 36K-Proteins mittels Fern-UV-Circulardichroismus- Spektroskopie (CD-Spektroskopie) 25 3.3 Röntgenkleinwinkelstreuung von rekombinantem 36K in Lösung 26 3.4 Untersuchungen zur Funktion von 36K 3.4.1 Messung einer Dehydrogenase-Aktivität im isolierten Myelin 27 3.4.2 Aggregationsassay von Phosphatidylcholin (PC)/Phosphatidyl- ethanolamin (PE)-Liposomen mit rekombinantem 36K 29 3.5 Einfluss von Nukleotiden auf die Konformation des rekombinanten 36K-Proteins 3.5.1 Tryptophan-Fluoreszenz-Spektren von rekombinantem 36K ± Nukleotide 31 3.5.2 Fern-UV-Circulardichroismus-Spektroskopie von rekombinantem 32 36K ± Nukleotide 3.5.3 Elektronenspin-Resonanz-Spektroskopie (ESR-Spektroskopie) von rekombinantem 36K ± Nukleotide 33 3.6 Untersuchungen zur Penetration des 36K-Proteins in einen Phospholipid-Bilayer 3.6.1 Kontrollierter proteolytischer Verdau von membrangebundenem 36K 34 3.6.2 Einfluss von Nukleotiden auf Trypsinisierung von membrangebundenem 36K 38 3.6.3 Spaltung von rekombinantem 36K mit 2-Nitro-5-Thiocyanobenzonsäure (NTCB) in Lösung 40 3.6.4 Spaltung von membrangebundenem rekombinanten 36K mit 2-Nitro-5-Thiocyanobenzonsäure (NTCB) 42 3.6.5 Random-Fluoreszenz-Resonanz-Energie-Transfer- (Random-FRET-) Untersuchung zwischen rekombinantem 36K-QSY und 7-Nitrobenz-2- oxa-1,3-Diazol-4-yl-Phosphatidylcholin (NBD-PC) 42 3.6.6 Hypothetisches Modell der Lage von 36K in der „Major Dense Line“ des ZNS-Myelins der Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) 46
INHALTSVERZEICHNIS 3.7 Interaktionen zwischen 36K und anderen Myelinproteinen aus dem ZNS der Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) 3.7.1 Myelinprotein-Extraktionen aus dem Fisch-ZNS mit dem nicht-ionischen Detergenz Digitonin (Fa. Merck, Schwalbach/Ts.) 47 3.7.2 Blue-Native Polyacrylamidgel-Elektrophorese (BN-PAGE) der Myelinprotein-Extraktion aus dem ZNS der Forelle 48 3.7.3 Co-Immunopräzipitation von Myelinprotein-Komplexen aus dem ZNS- Myelin der Forelle 52 3.8 Hypothetisches Modell der Lage und der Interaktionen von 36K mit Proteinen in der „Major Dense Line“ des ZNS-Myelins der Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) 53 4. DISKUSSION 55 5. LITERATUR 63 6. ANHANG 6.1 36K-Aminosäure-Sequnenz mit Sekundärstruktur-Vorhersage (nach 3.1.2) und Trypsinisierungsstellen nach PeptidCutter (Expasy-Internet-Server) 69 6.2 Klonierungsschema der 36KcDNA in die MCS („multiple cloning site“) des pET23a(+)-Vektors (Fa. Novagen, Schwalbach/Ts.) (nach Diplom-Arbeit W. Moll, 2001) 70 6.3 Abkürzungen 71 6.4 Publikationen 72 DANKSAGUNG 73 ERKLÄRUNG ÜBER DIE EIGENSTÄNDIGKEIT DER ERBRACHTEN WISSENSCHAFTLICHEN LEISTUNG 74
1. EINLEITUNG 1. EINLEITUNG Im Laufe der Evolution wurde es für das Überleben der Tiere immer wichtiger, aufgenommene Sinnesreize schnell zu verarbeiten und entsprechend reagieren zu können. Die Reize werden dabei von den Sinnesorganen registriert und als elektrische Erregung (Aktionspotentiale) über weit verzweigte Nervenbahnen weitergeleitet. Dabei entwickelten sich zwei Wege, um eine hohe Geschwindigkeit der Impulsfortleitung zu erreichen. Der eine Weg ist die Vergrößerung des Axondurchmessers, was in eine Verminderung des inneren Längswiderstandes resultiert. Dieses ist z. B. beim Riesenaxon der Tintenfische verwirklicht. Bei den Vertebraten wird diese Möglichkeit durch die zunehmende Anzahl von Nervenzellen bzw. deren Ausläufern (Axone) und den daraus resultierenden Platzmangel limitiert. Um transmembrane Leckströme zu minimieren und die Membrankapazität zu verringern, werden deren Axone mit einer isolierenden Schicht, dem Myelin, das zu ca. 70% aus Lipiden besteht (Morell, 1977), umhüllt (Ritchie, 1995). Diese Myelinhülle wird von spezialisierten Gliazellen, den Schwannschen Zellen im peripheren Nervensystem (PNS) und den Oligodendrozyten im zentralen Nervensystem (ZNS), gebildet. Bei der Myelinisisierung wickeln sich deren abgeflachte Membranfortsätze mehrfach Abb. 1: A. Schematische Darstellung eines konzentrisch um die Axone und myelinisierten Axons (aus Roger Eckert: „Tierphysiologie“). B. Elektronenmikroskopische bilden nach Verdichtung die Aufnahme der multilamellaren Struktur des Myelins aus einem peripheren Nerv der Maus typische kompakte, multi- (Vergrößerung 87200fach, aus J. B. Metzler „Linder Biologie“) lammelare Struktur des Myelins. -1-
1. EINLEITUNG In regelmäßigen Abständen (ca. alle 100 µm) ist die Myelinscheide durch die so genannten „Ranviersche Schnürringe“ unterbrochen. Eine Erregung breitet sich ausschließlich über diese freiliegenden Axonbereiche aus („Saltatorische Erregungsleitung“). Innerhalb des kompakten Myelins unterscheidet man zwei unterschiedliche Bereiche: Die aus der extrazellulären Apposition gebildete „Intraperiod Line“ und die aus der cytosolischen Apposition gebildete „Major Dense Line“. Innerhalb dieser Bereiche befindet sich eine limitierte Anzahl von Proteinen, die aufgrund ihrer adhäsiven Eigenschaften zur Stabilisierung der übereinander liegenden Membranlamellen beitragen. Dabei gibt es deutliche Unterschiede in der Proteinzusammensetzung des ZNS-Myelins phylogenetisch älterer Vertebraten wie den Fischen und jener phylogenetisch jüngerer Vertebraten (Abbildung 2) (Jeserich, 1983; Waehneldt & Jeserich, 1984). Das Proteolipid-Protein (PLP), für das eine adhäsive Funktion auf der extrazellulären Seite angenommen wird (Lees & Brostoff, 1984), ist bei den Fischen durch 2 Isoformen von P0-ähnlichen Glykoproteinen ersetzt (Intermediär Protein 1 & 2; Stratmann & Jeserich, 1995; Lanwert & Jeserich, 2001). Ein weiteres Protein, das nach seinem Molekulargewicht als 36K bezeichnet wird (Jeserich, 1983), sucht Abb. 2: Coomassie-gefärbtes SDS- PAGE-Gel von Myelinproteinen aus dem man bei höheren Vertebraten vergebens. ZNS der Ratte und der Forelle. CNP: 2´, 3´ Dieses neue, myelinspezifische Protein ist Cyclisches Nukleotid 3´-Phospho- diesterase, PLP: Proteolipid Protein, (L/S) nicht glykolisiert (Jeserich & Waehneldt, BP: (large/small) Basisches Protein, IP: Intermediär Protein. 1987) und ausschließlich in der Aus Neuron-Glia Interrelations during phylogony: I. Phylogeny and Ontogeny of cytosolischen Apposition („Major Dense Glial Cells, A. Vernadaktis & B. Roots, Eds. Humana Press Inc., Totowa, Nj Line“) des ZNS der Fische zu finden (Jeserich & Waehneldt, 1986b; Jeserich & Rauen, 1990). Da rekombinantes 36K mit Phospholipid-Bilayern interagiert (Diplom-Arbeit W. Moll, 2001) scheint dieses Protein mit der Myelinmembran assoziiert zu sein. -2-
1. EINLEITUNG Immunologische Untersuchungen zeigten, dass 36K mit keinem der polyklonalen Antikörper gegen eines der bekannten Myelinproteine reagierte. Ebenso zeigten erste Datenbank-Analysen überraschenderweise keine Homologien zu den Myelinproteinen, sondern zu den NAD(P)(H)-abhängigen Oxidoreduktasen (Dissertation Strelau, 1997). Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde versucht über einen Dehydrogenase-Assay sowohl eine entsprechende Aktivität als auch ein mögliches Substrat zu identifizieren. Alternativ wurde für das membranassoziierte 36K, das neben IP1 & 2 und Basischen Myelinprotein (MBP) eines der Hauptmyelinproteine im ZNS der Fische darstellt (vgl. Abbildung 2), eine Funktion als Strukturprotein innerhalb der „Major Dense Line“ vermutet. In diesem Zusammenhang ist die von Blaurock et al. (1986) festgestellte strukturelle Dynamik der Myelinlamellen im Fisch-ZNS zu erwähnen. Blaurocks Experimente zeigten erstmals, dass es unter bestimmten physiologischen Bedingungen zu einer Veränderung der Abstände innerhalb der Myelinlamellen und damit zu einer Auflockerung des scheinbar starren Myelins kam. In wie weit 36K dabei eine Rolle spielen könnte, wurde sowohl mit Hilfe von Liposomen als auch mit isoliertem ZNS-Myelin untersucht. Aufgrund der Sequenzähnlichkeiten von 36K zu den NAD(P)(H)-abhängigen Oxidoreduktasen wurde dabei auch die Beeinflussbarkeit durch Nukleotide geprüft. Dieser Einfluss könnte auf Konformationsänderungen basieren, die wiederum mit biophysikalischen Methoden analysiert wurden. Die beschriebene Myelindynamik könnte auch das Resultat eines koordinierten Zusammenspiels einiger, eventuell komplexierter Myelinproteine sein. Im Rahmen dieser Dissertation wurde deshalb erstmals versucht, Protein-Komplexe aus dem ZNS-Myelin nativ aufzutrennen und deren Komponenten zu identifizieren. -3-
2. MATERIAL UND METHODEN 2. Material und Methoden 2.1 Material Soweit nicht anders vermerkt, wurden alle Chemikalien von der Fa. Roth (Karlsruhe) in p. A.-Qualität bezogen. 2.1.1 Bakterienstämme STAMM GENOM E. coli BL21(DE3)/pLysS E. coli B F- dcm ompT hsdS(rB-mB- galλ(DE3[pLysS Camr] 2.1.2 Regenbogenforellen (Oncorhynchus mykiss) Vom Forellenzuchtbetrieb Lindhorst-Emme (Stukenbrock) wurden 3-4 cm lange Jungfische bezogen und in den hauseigenen Aquarien bei ca. 8-10°C gehalten. 2.2 Methoden 2.2.1 Computerunterstützte Aminosäure-Sequenzanalysen Die aus der 36K-cDNA resultierende Aminosäure-Sequenz (Diplom-Arbeit W. Moll, 2001) wurde mit Hilfe des JPred-Internet-Servers (University of Dundee, Dundee, UK) auf vorhandene Sekundärstruktur-Motive untersucht (Cuff et al., 1998). Die Protein-Datenbank-Recherche wurde mit dem BLAST-Internet-Server (Altschul et al., 1990; Madden et al., 1996) durchgeführt und Sequenzähnlichkeiten zwischen 36K und homologen Proteinen mit MultAlin, Version 5.4.1, (Corpet, 1988) analysiert. Das resultierende Alignment wurde mit dem Computerprogramm GeneDoc, Version 2.6.002, bearbeitet. Mit dem SWISS-MODEL-Server (Guex und Peitsch, 1997) und dem SwissPdb-Viewer, Version 3.7, wurde eine mögliche Tertiärstruktur der N-terminalen Hälfte von 36K (L39 – V186) modelliert. -4-
2. MATERIAL UND METHODEN 2.2.2 Animpfen einer Bakterien-Über-Nacht-Kultur (ÜK) Zu Beginn dieser Arbeit lag die für das 36K-Protein codierende cDNA im prokaryotischen Expressionsvektor pET23a(+) (Fa. Novagen, Schwalbach/Ts.) in E. coli als –80°C-Dauerkultur vor (Diplom-Arbeit W. Moll, 2001). Um das Protein heterolog zu exprimieren, wurden pro 500 ml Expressionsansatz 5 ml ÜK angelegt. In sterile Kulturröhrchen wurde mit entsprechenden Antibiotika versetztes LB-Medium (1% (w/v) Bacto-Trypton, 0.5% (w/v) Hefe-Extrakt; Fa. Otto Nordwald, Hamburg; 1% (w/v) NaCl) gegeben und Bakterien aus der Dauerkultur überimpft. Die Inkubation erfolgte über Nacht bei 37°C im Rüttler (180 rpm). 2.2.3 Heterologe Expression mit E. coli/pET-System (Fa. Novagen) Die heterologe Expression in E. coli/pET-System erfolgte im Wesentlichen nach Protokoll des Herstellers (Fa. Novagen, Schwalbach/Ts.). Der pET23a(+)-Vektor trägt unter der Kontrolle des induzierbaren Bakteriophagenpromotors T7 eine Nukleotidsequenz, die für 6 aufeinanderfolgende Histidine codiert. Durch Klonierung des Zielproteins unter Beachtung des Leserahmens in den distalen Polylinker entsteht bei Expression eine c-terminale „His6-Tag“-Zielprotein-Fusion, mit der dieses Fusionsprotein durch Ni2+-chelatierende Sepharose (Affinitätschromatographie) aufgereinigt werden kann. Zur heterologen Expression wurden 500 ml LBamp/cam-Medium (Endkonz.: 100 µg/ml Ampicillin; 34 µg/ml Chloramphenicol) mit einer ÜK aus 2.2.2 angeimpft und bei 37°C im Schikanekolben inkubiert (180 rpm). Bei einer OD600 von 0.7 bis 0.8 wurde mit IPTG (Endkonz. 100 mM) die Translation induziert und für weitere 2 h bei 16°C inkubiert. Nach dieser Zeit wurden die Zellen pelletiert (15 Minuten, 5000xg, 4°C), in Lyse-Puffer (20 mM Tris/HCl pH 8, 500 mM NaCl) resuspendiert und ggf. bis zur weiteren Verarbeitung bei –80°C gelagert (Moll et al., 2003). 2.2.4 Affinitätschromatographie mit Ni2+-chelatierender Sepharose Die Affinitätschromatographie mit Ni2+-chelatierender Sepharose wurde unter nativen Bedingungen durchgeführt. Sie erfolgte nach einem modifizierten Protokoll des Herstellers (His-Bind Kit, Fa. Novagen, Schwalbach/Ts.). -5-
2. MATERIAL UND METHODEN Die resuspendierten Bakterien wurden bis zur Zelllyse sonifiziert und zur Pelletierung der unlöslichen Bestandteile und Zelltrümmer für 30 min bei 16000xg und 4°C zentrifugiert. Der filtrierte (0.42 µm-Filter) Überstand wurde auf eine mit Nickelsulfat (NiSO4) geladene (Charge-Buffer mit 50 mM NiSO4) und mit Binding-Buffer (20 mM Tris/HCl, pH 8.0, 500 mM NaCl, 50 mM Imidazol) equilibrierte His-Bind Sepharose-Säule (Fa. Novagen, Schwalbach/Ts.) gegeben. Das anschließende Säulenwaschen erfolgte mit 10fachem Säulenbettvolumen Binding-Buffer und 13fachem Säulenbettvolumen Wash-Buffer (Lysepuffer mit 100 mM Imidazol). Das Zielprotein wurde mit 3fachem Bettvolumen Elution-Buffer (Lyse-Puffer mit 150 mM Imidazol) von der Säule gelöst. In das Auffanggefäß vorgegebenes EDTA (Endkonzentration 2 mM) komplexierte ausgewaschene Nickelionen. Vor der Dialyse (Dialyseschläuche Fa. Serva, Heidelberg) gegen 100fach Volumen PBS- (50 mM Na-/K-Phosphat, pH 7.4, 150 mM NaCl) oder Tris-Puffer (30 mM Tris/HCl, pH 7.4, 150 mM NaCl) und vor jedem Experiment wurde die Proteinlösung zur Entfernung von 36K-Aggregaten und sonstigen Partikeln ultrazentrifugiert (30 Minuten, 200000xg, 4°C). Die elektrophoretische Analyse durch SDS-PAGE (2.2.5) zeigte nach Anfärbung der Proteine (2.2.6 oder 2.2.7) in der Elutionsfraktion eine einzige Bande mit dem erwarteten Molekulargewicht. Im Western Blot (2.2.8 & 2.2.9) reagierte die Bande eindeutig mit polyklonalen Antikörpern gegen das native Protein (Jeserich und Waehneldt, 1986b; Moll et al., 2003). Die Protein-Konzentrationsbestimmung über die Absorption von aromatischen Aminosäure-Resten bei 280 nm (Warburg-Formel; Layne, 1957) zeigte, dass rekombinantes 36K-Protein im Milligramm-Maßstab aufgereinigt werden konnte. 2.2.5 SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese (SDS-PAGE) (nach Laemmli) Zur analytischen Proteingelelektrophorese nach Laemmli (1970) wurde zunächst das Trenngel mit entsprechender Acrylamid-Endkonzentration (12 bis 15% (v/v) aus 37.5:1 Acrylamid/Bisacrylamid-Fertiglösung), 1/1000 Volumen TEMED, 1/400 Volumen Ammoniumpersulfatlösung (10% (w/v)), 0.375 M Tris/HCl pH 8.8, 1% (w/v) SDS im Hoefer Mighty Small Gelcaster (Amersham Biosciences, Freiburg) gegossen und mit Isopropanol überschichtet. -6-
2. MATERIAL UND METHODEN Nach Polymerisation wurde das Isopropanol abgegossen, kurz mit Wasser gespült, das 5%ige Sammelgel (wie Trenngel mit 0.375 M Tris/HCl, pH 6.8) eingefüllt und ein Teflonkamm eingeführt. Die Proteinproben wurden vor dem Auftragen mit Laemmlipuffer (0.125 mM Tris/HCl pH 6.8, 2% (w/v) SDS, 6% (w/v) Glycerin, 10% (v/v) ß-Mercaptoethanol), 0.4 mM Bromphenolblau) versetzt und für 5 min aufgekocht. Die Elektrophorese erfolgte bei 60 Volt im Sammelgel und 180 Volt im Trenngel. Nach Auslaufen der Bromphenolblaufront aus dem Trenngel wurden die Proteinbanden nach 2.2.6, 2.2.7 oder 2.2.8 sichtbar gemacht. 2.2.6 Proteinanfärbung mit Coomassie-Lösung Zum Anfärben der Proteine wurde das SDS-PAGE-Gel aus 2.2.5 in Coomassie- Lösung (0.1% (w/v) Brillant blue R250 in 500 ml Methanol, 75 ml Essigsäure, 425 ml Aqua dest.) gegeben und mindestens 1 Stunde geschwenkt. Durch Aufkochen in Aqua dest. (30 Min.) oder Schwenken in Entfärberlösung (7.5% (v/v) Essigsäure, 7.5% (v/v) Methanol, 5% (v/v) Glycerin) konnte überschüssiger Farbstoff entfernt werden. Das Gel wurde nach Stabilisierung in Geltrocknungslösung (22% (v/v) Ethanol, 1% (v/v) Methanol, 1% (v/v) Isopropanol, 2% (v/v) Glycerin) in Zellophanfolie (Fa. Deti, Meckesheim) eingeschweißt und über Nacht getrocknet. 2.2.7 Proteinanfärbung durch Silberfärbung Für die Silberfärbung wurde das SDS-PAGE-Gel zunächst für mindestens 15 Minuten in Fixierer (45% (v/v) Methanol, 10% (v/v) Essigsäure, 45% (v/v) Aqua dest.) geschwenkt. Nach zweiminütiger Inkubation in „Farmers Reducer“ (0.03 M K3[Fe(CN)6], 0.032 M Na2S2O3) wurde das Gel mit Aqua dest. gewaschen bis der gelbe Hintergrund verschwunden war. Die Anfärbung der Proteine erfolgte im 0.1% (v/v)-Silbernitrat-Bad (30 min.). Nach je zweimaligem Waschen mit A. dest. (30 sec.) und 2.5% (v/v) Na2CO3-Lösung (30 sec.) folgte die Entwicklung in Formaldehyd-Lösung (0.4% (v/v) in 2.5% (v/v) Na2CO3-Lösung) bis die Proteinbanden zu sehen waren. Die Reaktion wurde mit 10% (v/v) Essigsäure gestoppt. Das Gel wurde nach Stabilisierung in Geltrocknungslösung (22% (v/v) Ethanol, 1% (v/v) Methanol, 1% (v/v) Isopropanol, 2% (v/v) Glycerin) in Zellophanfolie (Fa. Deti, Meckesheim) eingeschweißt und über Nacht getrocknet. -7-
2. MATERIAL UND METHODEN Zur Reduzierung des Hintergrundes bzw. zum Entfärben von silbergefärbten SDS-PAGE-Gelen wurde die Lösung A (15% (w/v) Na2S2O3, 1.2% (w/v) Thioharnstoff in Aqua dest.) und Lösung B (5% (w/v) K3[Fe(CN)6]) in Verhältnis 1:1 gemischt. Je nach Grad der Abschwächung wurde die Misch-Lösung mit 2 (stark) oder 4 (mäßig) Volumenteilen Aqua dest. versetzt und das Gel bis zur gewünschten Entfärbung darin geschwenkt. Anschließend wurde das Gel unter häufigem Wasserwechsel in Aqua dest. gewässert bis der gelbliche Hintergrund vollständig verschwunden war. 2.2.8 Proteintransfer auf Nitrozellulose- oder Polyvinylidenfluorid- (PVDF-) Membran (Western-Blot) Es wurden drei Lagen Blotpapier (Fa. Whatman, Bruchsal) in Größe des zu blottenden Gels in Transferpuffer (25 mM Tris/HCl, pH 8.0, 20 mM Glycin, 20% (v/v) Methanol) getränkt und auf die Anode der Semi-Dry-Blotting Apparatur (Fa. Phase, Lübeck) gelegt. Darüber wurde ein gleich großes mit Transferpuffer getränktes Stück Nitrozellulose- (Fa. Schleicher & Schuell, Dassel) oder Polyvinylidenfluorid- (PVDF-) Membran (Fa. Amersham Biosciences, Freiburg) luftblasenfrei aufgelegt. Das darüber gelegte SDS-PAGE-Gel wurde vorher kurz in Transferpuffer equilibriert und mit weiteren drei Lagen getränktem Blotpapier blasenfrei bedeckt. Die Kathode der Blotkammer wurde auf das Sandwich gelegt und mit ca. 1 kg beschwert. Der Protein-Transfer erfolgte bei 150 mA pro SDS-PAGE-Gel (max. 25 V) für 1.5 h. Die auf die Membran transferierten Proteine wurden durch Schwenken in Ponceau-S-Lösung (0.1% (w/v) Ponceau-S, 5% (v/v) Essigsäure) reversibel angefärbt und überschüssige Ponceau-S-Lösung mit Aqua. dest. entfernt. Der Größenstandard wurde vor der Protein-Entfärbung mit TBST (10 mM Tris/HCl pH 8.0; 150 mM NaCl, 0.05% (v/v) Tween-20) und anschließendem immuno- logischen Protein-Nachweis (nach 2.2.9) mit dem Skalpell abgetrennt. -8-
2. MATERIAL UND METHODEN 2.2.9 Immunologischer Nachweis von Proteinen auf Nitrozellulose- oder Polyvinylidenfluorid- (PVDF-) Membran Um unspezifische Antikörperbindung zu vermeiden, wurde die proteintragende Nitrozellulose- bzw. Polyvinylidenfluorid- (PVDF-) Membran aus 2.2.8 für 30 min in TBST/Gelatine (10 mM Tris/HCl pH 8.0, 150 mM NaCl, 0.05% (v/v) Tween-20, 0.3% (w/v) Gelatine) geschwenkt. Nach 1 bis 2 Stunden Inkubation mit entsprechenden Antikörpern (verdünnt in TSBT/Gelatine) und 6x5 minütigem Waschen der Membran mit TBST/Gelatine wurde der sekundäre Meerrettich-Peroxidase gekoppelte Antikörper (ebenfalls verdünnt in TBST/Gelatine) für 1 Stunde dazugegeben. Überschüssige Antikörper wurden durch abschließendes Waschen der Membran in TBS (10 mM Tris/HCl pH 8.0 150 mM NaCl) entfernt. Die Peroxidase gekoppelten Antikörper wurden mit Hilfe von Chemoluminiszenz auf ECL-Film (Fa. Amersham Pharmacia, Freiburg) sichtbar gemacht. 2.2.10 Fern-UV-Circulardichroismus-Spektroskopie (CD-Spektroskopie) von rekombinantem 36K in Lösung Die Fern-UV-Circulardichroismus-Spektroskopie (CD-Spektroskopie) wurde mit einem Jasco J-600 Spektropolarimeter bei 20°C durchgeführt. Dazu wurden bei einer Integrationszeit von 50 nm/s drei Spektren von je 0.12 mg/ml (3 µM) rekombinantem 36K (2.2.2 - 2.2.4) in PBS (50 mM Na/K-Phosphat, 150 mM NaCl, pH 7.4) über einen Wellenlängen-Bereich von 185 bis 260 nm gemittelt. Die path length der Küvette (Hellma, Müllheim) betrug 1 mm. Der Anteil von α-Helices, β-Faltblättern, β-Turns und ungeordneter Strukturen („random coil“) wurde mit dem Computer-Programm CDNN, Version 2.1 kalkuliert. Dabei wurde das erhaltene CD-Spektrum mit denen von Proteinen mit bekannter Sekundärstruktur verglichen (Böhm et al., 1992). Der Einfluss von Nukleotiden auf die Sekundärstruktur-Verteilung wurde durch Zugabe von 0.6 mM NAD, NADP oder deren reduzierter Formen untersucht. -9-
2. MATERIAL UND METHODEN 2.2.11 Tryptophan-Fluoreszenz-Studien von rekombinantem 36K in Lösung In der Primärstruktur von 36K (3.1.2) befinden sich 6 Tryptophane. Deren Fluoreszenz nach Erregung bei 280 nm wurde mit einem SLM-Aminco 8100-Spektrometer (Fa. Polytec, Waldbronn) bei 4°C und einer Spaltbreite von 8 mm gemessen. Dazu wurde 2 µM rekombinantes 36K in PBS pH 7.4 (50 mM Na/K-Phosphat, 150 mM NaCl) (2.2.2 - 2.2.4) in eine Quarzküvette (Fa. Hellma, Müllheim) gegeben und Fluoreszenz-Spektren (300 bis 370 nm) aufgenommen. Hinweise auf Konformationsänderungen sollten aufgrund von Fluoreszenzlöschung nach Zugabe von 0.2 bzw. 0.4 mM Nukleotide erhalten werden. Nach Kd=[Nukl.]*(∆Fmax-∆F)*(∆F)-1 (Lin et al., 1997) wurden die jeweiligen apparenten Dissoziationskonstanten berechnet, wobei für Fmax die größte gemessene Fluoreszenzreduktion bei 0.4 mM NADH angenommen wurde. 2.2.12 Elektronenspin-Resonanz-Spektroskopie (ESR-Spektroskopie) rekombinantem 36K in Lösung Die ESR-Spektroskopie wurde in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. H.-J. Steinhoff (AG Experimentelle Physik, Universität Osnabrück) durchgeführt. Zum Einfügen des Nitroxid-Spinlabels (1-oxyl-2,2,5,5-tetramethylpyrrolin-3-methyl)-Methanthiosulfonat (MTS, Fa. Toronto Research Chemicals, Kanada) über die Sulfhydrylgruppen der beiden einzigen im Protein vorhandenen Cystein-Reste wurde die sonifizierte Bakteriensuspension aus 2.2.3 filtriert (0.45 µm) und auf eine nach 2.2.4 vorbereitete His-Bind Sepharose-Säule (Fa. Novagen, Schwalbach/Ts.) gegeben. Nach Waschen mit 10 bzw. 8fachem Säulenbettvolumen Binding-Buffer (20 mM Tris/HCl, pH 8.0, 500 mM NaCl, 50 mM Imidazol) und Wash-Buffer (20 mM Tris/HCl, pH 8.0, 500 mM NaCl, 100 mM Imidazol) wurde 0.15 mM (~10fach molare Proteinkonzentration auf Säule) MTS aus einer 10 mM Stock-Lösung (in DMSO) in 6 ml Wash-Buffer zu dem gebundenen rekombinanten 36K gegeben und die Sepharose über Nacht bei 4°C geschwenkt. Nach Waschen mit weiteren 7 Bettvolumen Wash-Buffer wurde MTS-gelabeltes 36K (36K-MTS) wie unter 2.2.4 beschrieben von der Säule eluiert und gegen 100fach PBS pH 7.4 (50 mM Na/K-Phosphat, 150 mM NaCl) dialysiert. -10-
2. MATERIAL UND METHODEN Für die ESR-Spektroskopie wurde das Protein mit Centriprep-Säulen (Fa. Millipore, Schwalbach/Ts.) nach Vorschrift des Herstellers auf mindestens 10 µM (0.4 mg/ml) konzentriert und vor jeder Messung ultrazentrifugiert (30 Minuten, 200000xg, 4°C). Das ESR-Spektrum wurde von Prof. Dr. H.-J. Steinhoff aufgenommen. 2.2.13 Röntgenkleinwinkelstreuung von rekombinantem 36K in Lösung Die Röntgenkleinwinkeldaten von rekombinantem 36K in Lösung (2.2.2 - 2.2.4) wurden von PD Dr. G. Grüber (Inst. f. Biophysik, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar) aufgenommen und mit Hilfe des Programms DAMMIN ausgewertet. 2.2.14 Assoziation von rekombinantem 36K an phospholipidbeschichtete Silica-Kügelchen („TRANSIL“; Fa. Nimbus, Leipzig) Die mit einem Phosphatidylcholin- (PC-) Bilayer beschichteten Transil-Kügelchen wurden von Firma Nimbus (Leipzig) synthetisiert. Vor der Bindung von rekombinantem 36K an die PC-Membran, wurden 2 µl der 50%igen Transil-Suspension (111 µM PC) zunächst zweimal in 200 µl PBS pH 7.4 (50 mM Na/K-Phosphat, 150 mM NaCl) aufgenommen und bei Raumtemperatur (RT) 5 Minuten mit 3000xg zentrifugiert. Zu den gewaschenen Kügelchen wurde 16 µM rekombinantes 36K (2.2.2 - 2.2.4) gegeben (200 µl) und 1 Stunde bei RT unter Schütteln (500 rpm) inkubiert. Anschließend wurden die Kügelchen pelletiert (5 Minuten, 3000xg, RT) und zum Entfernen von nicht membranassoziiertem Protein zweimal mit PBS gewaschen. Für die SDS-PAGE wurden die Membranen mit 2% SDS aufgelöst (15 Minuten, 500 rpm, RT) und die Elektrophorese mit anschließender Proteinfärbung wie unter 2.2.5 und 2.2.6 beschrieben durchgeführt. -11-
2. MATERIAL UND METHODEN 2.2.15 Kontrollierter proteolytischer Verdau von rekombinantem 36K mit Trypsin (Fa. Sigma-Aldrich, München) Der kontrollierte proteolytische Verdau von rekombinantem 36K (2.2.2 - 2.2.4) wurde statt bei (für Typsin) optimalen 37°C bei 30°C durchgeführt. Unter definierten 36K- zu Trypsin-Verhältnissen (50:1, 500:1) wurde das Protein zwischen 0 und 20 Minuten unter leichtem Schütteln (450 rpm) in PBS pH 7.4 (50 mM Na/K-Phosphat, 150 mM NaCl) trypsinisiert und die Reaktion nach entsprechender Zeit mit 8 mM Pefabloc (Fa. Serva, Heidelberg) gestoppt. Zur Identifizierung von Trypsinisierungsstellen, die durch eine Membranassoziation geschützt sind, wurde rekombinantes 36K vor dem proteolytischen Verdau an einen PC-Bilayer („TRANSIL“) gebunden (2.2.14) und nach Entfernen von nicht-assoziiertem Protein einer Trypsinisierung ausgesetzt. Die entstandenen Fragmente wurden über SDS-PAGE (2.2.5) aufgetrennt und mit Coomassie-Färbung (2.2.6) sichtbar gemacht. 2.2.16 Chemische Spaltung von rekombinantem 36K mit 2-Nitro-5- Thiocyanobenzonsäure (NTCB) NTCB (Fa. Sigma-Aldrich, München) spaltet Proteine chemisch an freien Thiol-Resten (Jacobson et al., 1973; Bähler et al., 1989). Um zu prüfen, ob die 2 in der Primärstruktur von 36K vorhandenen Cystein-Reste als Thiole vorliegen, wurde 5 mM NTCB (aus 40 mM NTCB in 50 mM Na/K-Phosphat pH 7.6) zu 13 µM (0.5 mg/ml) rekombinantem 36K (2.2.2 - 2.2.4) in PBS pH 7.4 (50 mM Na/K-Phosphat, 150 mM NaCl) gegeben und im Dunkeln für bis zu 48 Stunden bei 37°C inkubiert. Durch Zugabe von Laemmlipuffer (0.125 mM Tris/HCl pH 6.8, 2% (w/v) SDS, 6% (w/v) Glycerin, 10% (v/v) ß-Mercaptoethanol, 0.4 mM Bromphenolblau) wurde die Reaktion durch das vorhandene ß-Mercaptoethanol gestoppt und die Reaktionslösung für die SDS-PAGE (2.2.5) vorbereitet. Für die Spaltung von membranassoziiertem 36K wurde das Protein zunächst an einen PC-Bilayer („TRANSIL“) gebunden (2.2.14) und nach Entfernen von nicht-assoziiertem Protein der NTCB-Spaltung ausgesetzt. Die Spaltprodukte wurden nach der SDS-PAGE (2.2.5) mit Coomassie-Färbung sichtbar gemacht (2.2.6). -12-
2. MATERIAL UND METHODEN 2.2.17 Random-Fluoreszenz-Resonanz-Energie-Transfer (Random-FRET)- Untersuchungen von membranassoziiertem rekombinanten 36K Für die Fluoreszenz-Resonanz-Energie-Transfer (FRET)-Untersuchungen wurden von der Fa. Nimbus (Leipzig) Silica-Kügelchen hergestellt, die mit einem Bilayer aus Phosphatidylcholin (PC) und 1 mol% 7-Nitrobenz-2-oxa-1,3-Diazol-4-yl-Gruppe-PC (NBD-PC) beschichtet waren. Dabei war das als Fluoreszenz-Donor fungierende NBD an das Ende je einer Fettsäurekette fusioniert. Wie bei der Einfügung des Nitroxid-Spinlabels für die ESR-Spektroskopie (2.2.12), wurde als Fluoreszenz-Akzeptor QSY® 7 Maleimid (Fa. MoBiTec, Göttingen) im Laufe der affinitätschromatographischen Aufreinigung über die 2 im Protein vorhandenen Cystein-Reste in das rekombinante 36K (2.2.2 - 2.2.4) gebracht. Dazu wurden 0.25 mM QSY® 7 Maleimid (~ 10fach molare Proteinkonzentration auf Säule) aus einer 10 mM Stocklösung (in DMSO) zu 6 ml Wash-Buffer (20 mM Tris/HCl pH 8.0, 500 mM NaCl, 100 mM Imidazol) gegeben und über Nacht bei 4°C mit dem an die NiSO4-Sepharose gebundenen rekombinanten 36K geschwenkt. Nach Waschen mit weiteren 7 Bettvolumen Wash-Buffer wurde QSY-markiertes 36K (36K-QSY) wie unter 2.2.4 beschrieben von der Säule eluiert, gegen 100fach PBS pH 7.4 (50 mM Na/K-Phosphat, 150 mM NaCl) dialysiert und vor jeder Messung ultrazentrifugiert (30 Minuten, 200000xg, 4°C). Zur Bestimmung des spektralen Überlappungsintegrals (Jda=Σ(Fd*εa*λ4)/ΣFd; Fd: Donor-Fluoreszenz, εa: molarer Extinktionskoeffizient vom Akzeptor [M-1*cm-1], λ: Wellenlänge [nm]) und dem daraus resultierenden Förster-Abstand R0 -5 2 -4 1/6 (R0=[(8.79*10 )*(κ *n *Qd*Jda)] Å; Wu, P. & Brand, L., 1994) wurde mit Hilfe eines Shimadzu UV-2501 PC Zweistrahlphotomerters (Fa. Shimadzu Deutschland, Duisburg) ein Absorptionsspektrum vom Akzeptor (36K-QSY) sowie mit einem SLM-Aminco 8100-Spektrometer (Fa. Polytec, Waldbronn) ein Emissionsspektrum vom Donor (NBD-PC) in PBS pH 7.4 (50 mM Na/K-Phosphat, 150 mM NaCl) aufgenommen. Für die Berechnung von R0 wurde für den Dipol-Dipol-Orientierungsfaktor (κ2) 2/3 (Wu, P. & Brand, L., 1994), für den Brechungsindex des Mediums (n) 1.4 und für die Quantenausbeute von NBD in Membranen in Abwesenheit des Akzeptors (Qd) 0.32 (Chattopadhyay, A., 1990) angenommen. -13-
2. MATERIAL UND METHODEN Um die Energietransfer-Effizienz (Fluoreszenz-Reduktion des NDB durch ausreichende Annäherung des proteingebundenen Akzeptors; Wu, P. & Brand, L., 1994; Szöllősi et al., 2002) zwischen den Chromophoren zu bestimmen, wurde rekombinantes 36K (2.2.2 - 2.2.4) bzw. 36K-QSY wie unter 2.2.14 beschrieben mit dem PC/NBD-PC-Bilayer assoziiert, nicht gebundene Proteine ausgewaschen und die NBD-Fluoreszenz-Spektren nach Erregung bei 467 nm aufgenommen. Mit Hilfe des Computerprogramms Mathcad 2001 Professional (MathSoft, München) wurden minimal mögliche Abstände zwischen Donor und Akzeptor bei verschiedenen vertikalen Abständen mit der von Fung und Stryer ermittelten (1978) Integral-Gleichung kalkuliert. Aufgrund des großen Durchmessers der Silica-Kügelchen konnte dabei von einem planaren Bilayer ausgegangen werden. 2.2.18 Isolieren von Myelin aus ZNS der Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) Zum Isolieren von Myelin aus dem ZNS der Regenbogenforelle wurden 800 mg Gesamthirn von 3 bis 8 cm langen Forellen in 10 ml 0.2 M eiskalter Sucrose-Lösung homogenisiert und je 5 ml auf auf ein 0.6 M Sucrose-Bett (7 ml) geschichtet. Nach der Zentrifugation in einem Ausschwingrotor (1 Stunde, 100000xg, 4°C) wurde das weiße Myelin in der Grenzschicht zwischen den Sucrose-Lösungen entnommen, in 10 ml Eiswasser transferiert und in einem Festwinkelrotor erneut zentrifugiert (10 Minuten, 8500xg, 4°C). Das pelletierte Myelin wurde noch 3 mal in Eiswasser resuspendiert, zentrifugiert und schließlich bis zur Weiterverarbeitung bei –80°C eingefroren. 2.2.19 Herstellen einer 5%igen (w/v) Digitonin-Stammlösung und Myelinprotein-Extraktion mit Digitonin Eine 5% (maximale Löslichkeit) entsprechende Menge des Detergenzes Digitonin (Merck, Schwalbach/Ts.) wurde in 98°C heißem Aqua dest. aufgenommen, 15 Minuten gekocht und anschließend bei 4°C mindestens 30 Minuten abkühlen lassen. Aus dieser Stammlösung wurden die bei der im Folgenden beschriebenen Myelinprotein-Extraktion verwendeten Digitonin-Puffer hergestellt. -14-
2. MATERIAL UND METHODEN Das nach 2.2.18 isolierte ZNS-Myelin wurde zunächst in je 100 µl 0.5% (w/v) und 1% (w/v) Digitonin (in 20 mM Tris/HCl pH 7.4, 0.1 mM EDTA, 50 mM NaCl, 10% (v/v) Glycerin, 1 mM PMSF) resuspendiert, für 10 Minuten bei Raumtemperatur (RT) inkubiert und anschließend zentrifugiert (25000xg, 15 Minuten, 4°C). Zur Extraktion der Myelinproteine wurde das resultierende (Myelin-)Pellet zweimal in je 100 µl 4% (w/v) Digitonin-Puffer aufgenommen, 10 Minuten bei RT inkubiert und die nicht solubilisierten Membranen bei 25000xg, 15 Minuten, 4°C pelletiert. Der Überstand mit den gelösten Proteinen wurde abgenommen und die Protein-Konzentration mit einem Amidoschwarz-Tüpfel-Test (2.2.20) bestimmt. 2.2.20 Protein-Konzentrationsbestimmung mit Amidoschwarz-Tüpfel-Test Zur Bestimmung der Protein-Konzentration wurde 1 µl Proteinlösung auf eine Nitroacetat-Membran gegeben und für 2 Minuten in Amidoschwarzlösung (0.5% (w/v) Amidoschwarz in 90% (v/v) Methanol, 10% (v/v) Essigsäure) gebadet. Überschüssiger Farbstoff wurde im Methanol/Essigsäure-Bad (9:1) entfernt und die Proteinkonzentration mit Hilfe einer BSA-Eichreihe bestimmt. 2.2.21 Messung einer Dehydrogenase-Aktivität im isolierten ZNS-Myelin der Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) Nach Cammer et al. (1982) wurde die Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Aktivität im isolierten Myelin bestimmt. Dabei wird das bei der Umwandlung von Glucose-6-Phosphat zu 6-Phosphoglucono-δ-lacton aus der Reduktion von NADP entstehende NADPH durch die Absorptionszunahme bei 320 nm nachgewiesen. Es wurden 3 µl nach 2.2.18 isoliertes Fisch-ZNS-Myelin (resuspendiert in 200 µl 30 mM Tris/HCl, pH 7.4) in Reaktionspuffer (30 mM Tris/HCl pH 7.4, 6.25 mM MgCl2, 1% (v/v) Triton X-100, 1 mM Glucose-6-Phosphat) gegeben und die Reaktion nach 20 Minuten Vor-Inkubation (Absorptionsabnahme durch Triton X-100) mit 0.1 mM NADP (zur Kontrolle NADPH) gestartet. Die Zunahme der Absorption bei 320 nm (Biophotometer Fa. Eppendorf, Hamburg) wurde über die Zeit beobachtet und die Aktivität nach (A320/t)*(Vtotal/6.22)*(1/VMyelin) [µmol/min/mg] berechnet. -15-
2. MATERIAL UND METHODEN Zur Untersuchung einer Dehydrogenase-Aktivität von myelininternem 36K wurde der beschriebene Ansatz ohne Glucose-6-Phosphat im Reaktionspuffer durchgeführt. Dazu wurde eine mögliche Reaktion mit Myelinkomponenten als Substrat mit 0.1 mM Nukleotiden gestartet. Zur Verstärkung der potentiellen Dehydrogenase-Aktivität wurden nach Vor- Inkubation in 30 mM Tris/HCl pH 7.4, 6.25 mM MgCl2, 1% (v/v) Triton X-100 und 0.1 mM Nukleotide als Reaktionsstart 80 µg/ml rekombinantes 36K (2.2.2 - 2.2.4) zugegeben und die Absorption bei 320 nm über die Zeit verfolgt. 2.2.22 Herstellung von Phosphatidylcholin/Phosphatidylethanolamin- Liposomen Phosphatidylcholin (PC) und Phosphatidylethanolamin (PE) stellen die Hauptphospholipide im ZNS-Myelin der Forellen dar. Zur Herstellung von großen, mulitlamellaren Vesikeln (large multilamellar vesicles, LMV) wurden 75% (w/v) Phosphatidylcholin und 25% (w/v) Phosphatidylethanolamin (in Chloroform; Fa. Larodan, Schweden) zusammengegeben und das Chloroform unter einem Stickstoff-Strahl verblasen. Der entstandene Lipidfilm wurde mit mind. 74°C (Tm von PE) heißem Tris-Puffer (30 mM Tris/HCl pH 7.4, 150 mM NaCl) für 1 Stunde unter starkem Rühren rehydriert und die Liposomen-Suspension (~1.3 mM) bis zur weiteren Verwendung bei 4°C gelagert. 2.2.23 Aggregationsassay von Phosphatidylcholin (PC)/Phosphatidyl- ethanolamin/(PE)-Liposomen mit rekombinantem 36K Nach de la Fuente und Parra (1995), Lee und Pollard (1997) und Stieglitz et al. (2001) wurden 0.1 mM PC/PE-Liposomen aus 2.2.22 mit 0.4 mg/ml rekombinantem 36K in Tris-Puffer (30 mM Tris/HCl pH 7.4, 150 mM NaCl) (2.2.2 - 2.2.4) versetzt und die Absorption bei 320 nm (Biophotometer Fa. Eppendorf, Hamburg) über die Zeit beobachtet. Um den Einfluss von Nukleotiden zu untersuchen, wurde entweder 0.1 mM NAD, NADP oder deren reduzierte Formen zu dem Ansatz gegeben. -16-
2. MATERIAL UND METHODEN 2.2.24 Blue-Native Gradienten-Polyacrylamidgel-Elektrophorese (BN-PAGE) (1. Dimension) Nach Schägger & von Jagow (1991), Schägger et al. (1994) und Brookes et al. (2002) wurden die nach 2.2.18 aus der Myelin-Membran extrahierten Proteine bzw. Protein-Komplexe über ein natives Gradienten-Polyacrylamidgel elektrophoretisch aufgetrennt. Dazu wurde mit Hilfe einer Hoefer Mighty Small Gradientengelcaster (Amersham Biosciences, Freiburg), in dem eine ~1 cm Isopropanol-Schicht vorgegeben wurde, ein 6-16%iges Polyacrylamid-Trenngel (6 bzw. 16% Acrylamid/Bisacrylamid aus 24:1-Stocklösung, 500 mM Aminocapronsäure, 50 mM Bis-Tris pH 7.0, 10% (w/v) Glycerin, 1/400 Volumen Ammoniumpersulfatlösung (10% (w/v)) und 1/4000 Volumen TEMED gegossen. Nach der Polymerisation wurde der Alkohol entfernt, vorsichtig mit Wasser gespült und nach Auffüllen mit 4%iger Sammelgel-Lösung (4% Acrylamid/Bisacrylamid aus 24:1-Stocklösung, 500 mM Aminocapronsäure, 50 mM Bis-Tris pH 7.0, 10% (w/v) Glycerin, 1/125 Volumen Ammoniumpersulfatlösung (10% (w/v)) und 1/1250 Volumen TEMED) gegossen ein Teflonkamm eingefügt. Die Proteinproben wurden auf 0.8 mg/ml verdünnt, mit BN-Probenpuffer (0.25% (w/v) Brillant Blue G250 in 25 mM Aminocapronsäure) versetzt und kurz vor dem Auftragen zentrifugiert (2 Minuten, 10000xg, 4°C). Die nötige negative Ladung wurde durch den Farbstoff Brillant Blue G250 an die Proteine gebracht. Aufgrund der daraus resultierenden elektrischen Abstoßung wurde außerdem die Aggregation der Proteine im Gel verhindert. Um dieses während der gesamten Elektrophorese-Dauer zu gewährleisten, wurde zum Kathoden-Puffer (15 mM Bis-Tris pH 7.0, 50 mM Tricine) 0.02% (w/v) Brilliant Blue G250 geben, das nach der Hälfte der Elektrophorese auf 0.01% (w/v) reduziert werden konnte. Zu der Anode wurde ein Puffer aus 50 mM Bis-Tris pH 7.0 gegeben. Die Elektrophorese wurde bei 4°C mit 40 Volt gestartet und nach Eintritt der Farbstoff-Front in das Sammelgel auf 110 Volt erhöht. Nachdem die Front den Anoden-Puffer erreicht hatte, wurde das Gel zur Proteinanfärbung in einem Coomassie-Bad (Brilliant Blue R250) (2.2.6) geschwenkt. -17-
2. MATERIAL UND METHODEN 2.2.25 SDS-PAGE der durch BN-PAGE aufgetrennten Myelinprotein-Komplexe (2. Dimension) Zur Analyse der Protein-Zusammensetzung der durch BN-PAGE (1. Dimension) (2.2.24) aufgetrennten Komplexe wurde entweder die gesamte Spur oder die Komplexe mit einem scharfen Skalpell aus dem Gel geschnitten. Diese wurden auf die Aluminium-Platte der Elektrophorese-Einrichtung gelegt und zum Einbringen der nötigen negativen Ladung an die Protein bzw. zum Hydrolysieren von Disulfid-Brücken für 2 Stunden mit 1% (w/v) SDS/1% (v/v) β-Mercaptoethanol überschichtet. Im Anschluss wurde wie unter 2.2.5 beschrieben ein Trenngel und ein dünnes Sammelgel bis ~0.5 cm unter die Gel-Fragmente gegossen. Diese wurden in 0.8% Agarose eingebettet und die Elektrophorese unter den üblichen Bedingungen durchgeführt. Durch Silberfärbung wurden die aufgetrennten Proteine schließlich sichtbar gemacht (2.2.7). 2.2.26 Separation der Myelin-Proteinkomplexe mit ProFound-Co- Immunopräzipitation Kit (Perbio Science, Bonn) Mit Hilfe der entsprechenden polyklonalen Antikörper wurden die mit 36K, IP2 und MBP assoziierten Proteine mit dem ProFound-Co-Immunopräzipitation Kit (Perbio Science, Bonn) separiert. Dabei wurde im Wesentlichen nach Vorschrift des Herstellers verfahren. Die Seren wurden mit 400 µl „Coupling Buffer“ 1/80 verdünnt, zu 100 µl Matrix (aus 200 µl Suspension) gegeben und nach Zugabe von 1 µl 5 M Natrium-Cyanoborohydrid für 5 Stunden inkubiert. Zur längeren Aufbewahrung der Antikörper-tragenden Matrix bei 4°C in „Coupling Buffer“ wurde Natriumazid (Endkonzentration 0.02% (w/v)) zu der Suspension (400 µl) gegeben. Für die Co-Immunopräzipitation wurden die Antikörper-Matrix-Suspensionen zum entfernen des Lagerungspuffers zentrifugiert (1 Minute, 4000xg, RT) und mit der auf 400 µl verdünnten Protein-Extraktion (2.2.18) resuspendiert. Nach 3-stündiger Inkubation bei RT in einem Überkopftaumler wurde der Ansatz erneut zentrifugiert und nicht gebundene Proteine durch viermaliges Waschen in 300 µl gefolgt von einmaligem Waschen in 100 µl Extraktionspuffer (4% Digitonin (w/v) in 20 mM Tris/HCl pH 7.4, 0.1 mM EDTA, 50 mM NaCl, 10% (v/v) Glycerin, 1 mM PMSF) entfernt. -18-
2. MATERIAL UND METHODEN Die mit den Antikörpern assoziierten Proteine bzw. Protein-Komplexe wurden durch dreimalige Inkubation mit „Elution-Buffer“ (5 Minuten, 750 rpm, RT) abgelöst und durch Zentrifugation (1 Minute, 4000xg, RT) separiert. Die Proteinlösung wurde mit Laemmli-Puffer (0.125 mM Tris/HCl pH 6.8, 2% (w/v) SDS, 6% (w/v) Glycerin, 10% (v/v) ß-Mercaptoethanol, 0.4 mM Bromphenolblau) versetzt und einer SDS-PAGE (2.2.5) unterzogen. Mit Hilfe einer Silberfärbung (2.2.7) wurden die auftrennten Proteine sichtbar gemacht und die Gele anschließend zur Aufbewahrung in Zellophanfolie eingeschweißt. -19-
3. ERGEBNISSE 3. ERGEBNISSE 3.1 COMPUTERUNTERSTÜTZTE ANALYSE DER 36K-AMINOSÄURE- SEQUENZ Zu Beginn dieser Arbeit lag die vollständige, exprimierbare cDNA des Myelinproteins 36K als Bakteriendauerkultur vor (Diplom-Arbeit W. Moll, 2001). Die daraus resultierende Sequenz von 325 Aminosäuren wurde für die folgenden computergestützten Sequenz-Analysen verwendet. 3.1.1 Homologie-Alignment der Aminosäure-Sequenzen von 36K und Proteinen aus der Reduktase/Epimerase/Oxidoreduktase Superfamilie (RED) Datenbank-Analysen mit dem BLAST-Internet-Server (Altschul et al., 1990; Madden et al., 1996) der 36K-Aminosäure-Sequenz (2.2.1) zeigten keine signifikanten Homologien zu allen bisher bekannten Myelinproteinen. Stattdessen gab es deutliche Sequenzähnlichkeiten zu Proteinen aus der Reduktase/Epimerase/Oxidoreduktase Superfamilie (RED) (Labesse et al., 1994; Kallberg et al., 2002). Abbildung 1 zeigt ein Homologie-Alignment (2.2.1) der Aminosäure-Sequenzen von 36K und einem humanen Protein unbekannter Funktion (FLJ13639), Retinol Dehydrogenasen von Mensch (RDH 11) und Maus (UBE-1b) sowie der bereits kristallisierten Carbonyl Reduktase vom Aal (Tanaka et al., 1996) und der 20-β-Hydroxysteriod-Dehydrogenase vom Zebrafisch (Gosh et al., 1991). Besonders im N-terminalen Bereich, in dem sich auch das für die REDs charakteristische Nukleotid-Bindemotif (GXXXGXG) befindet, stimmen die Aminosäuren abgesehen vom FLJ13639 signifikant überein (Moll et al., 2003). Trotz abnehmender Übereinstimmungen im Kern- und C-terminalen Bereich scheinen typische Sequenzmotive der REDs im Bereich der Substrat-Bindtasche (YXXXK, PGXXXT) zwischen 36K, FLJ13639, UBE-1b und RDH11 konserviert zu sein. Diese Motive sind bei der Carbonyl Reduktase und der 20-β-Hydroxysteriod-Dehydrogenase durch das Alignment in Richtung C-Terminus verschoben, können aber vermutlich trotzdem als konserviert betrachtet werden. Ein Hinweis auf eine potentielles Substrat von 36K konnte daraus nicht erhalten werden. -20-
3. ERGEBNISSE Aufgrund dieser signifikanten Motif-Übereinstimmungen könnte 36K in die Reduktase/Epimerase/Oxidoreduktase Superfamilie eingeordnet werden. Nach den Kriterien von Kallberg et al. (2002) wäre dieses Myelinprotein eine „klassische Kurzkettige Dehydrogenase/Reduktase (SDR)“. Abb. 1: Computerunterstützter Aminosäuresequenz-Vergleich (1-Buchstaben-Code) von 36K mit FLJ13639 (Protein unbekannter Funktion vom Menschen; Q9H8H1), UBE-1b (Maus Retinol Dehydrogenase; Q9R1R8), RDH11 (Retinol Dehydrogenase vom Menschen; Q8TC12), CarbRed (Carbonyl Reduktase vom Aal; Q90X71) und Steroid-DH (20 β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase vom Zebrafisch; Q9DF44). Swissprot-TrEMBL-Dateinummern sind kursiv angegeben; Aminosäure- Nummerierung beginnend vom N-Terminus; identische/ähnliche Aminosäuren sind schwarz markiert. -21-
3. ERGEBNISSE 3.1.2 Sekundärstruktur-Vorhersage des 36K-Proteins mit dem JPred-Internet- Server Mit Hilfe des JPred-Internet-Servers (2.2.1), der die Vorhersagen von 6 verschiedenen Algorithmen verarbeitet (Cuff et al., 1998) wurde eine Sekundärstruktur-Analyse des 36K-Proteins durchgeführt. Abbildung 2 zeigt die 36K-cDNA-Sequenz (Moll et al., 2003) und die daraus abgeleitete Primärstruktur aus 325 Aminosäuren mit der vorhergesagten Sekundärstruktur. 1 M G N S T M S L Y R N S A 1 ATG GGT AAT TCA ACG ATG TCT CTT TAC CGC AAC TCC GCG 14 W F L K G M T E F T R S A 40 TGG TTT CTG AAA GGA ATG ACT GAA TTC ACC AGG AGT GCG 27 F L S A A K H F V E K D L 79 TTC CTG TCT GCA GCC AAG CAC TTT GTG GAA AAG GAC CTG 40 E V S M A G R V F M I T G 118 GAA GTG TCC ATG GCA GGC AGG GTC TTC ATG ATC ACT GGA 53 A N S G I G R A T A M A I 157 GCC AAC AGT GGC ATA GGG AGA GCT ACA GCC ATG GCC ATC 66 A K R G G T V H M V C R N 196 GCC AAG AGA GGT GGT ACA GTC CAC ATG GTG TGC AGG AAC 79 K D K A E E A R A D I V K 235 AAG GAT AAA GCA GAG GAG GCC AGG GCT GAC ATT GTC AAG 92 E S G N K E I Y V H I L D 274 GAG TCA GGA AAT AAA GAA ATA TAT GTC CAC ATT CTG GAC 105 L S E T R K V W E F A E A 313 CTA TCA GAG ACA CGG AAG GTT TGG GAA TTT GCA GAG GCC 118 F K R K Y K V L N L L I N 352 TTC AAG AGG AAG TAC AAA GTC TTG AAT TTA CTG ATA AAT 131 N A G C I M S E R D V N A 391 AAT GCA GGC TGC ATC ATG AGT GAG AGG GAT GTG AAC GCT 144 E G L E K S F A S N V M G 430 GAG GGG CTG GAG AAG AGC TTT GCC AGT AAC GTC ATG GGT 157 V Y I L T R G L I P L L E 469 GTG TAT ATC CTG ACC AGG GGA CTG ATT CCC TTA CTG GAG 170 K S A E P R V I T V S S G 508 AAG AGT GCA GAG CCC AGA GTG ATC ACA GTT TCA TCT GGA 183 G M L V Q K L R T G N L Q 547 GGG ATG CTG GTC CAG AAG CTG AGG ACA GGG AAC CTG CAA -22-
3. ERGEBNISSE 196 T E I G R Y D G T M V Y A 586 ACA GAA ATA GGC CGC TAT GAC GGG ACC ATG GTC TAC GCA 209 Q H K R Q Q V V M T E Q W 625 CAG CAC AAG AGG CAA CAG GTG GTG ATG ACA GAG CAG TGG 222 A Q T H S N I H F S V M H 664 GCC CAA ACC CAT AGC AAC ATC CAC TTC TCA GTG ATG CAT 235 P G W V D T P A V A N A M 703 CCT GGC TGG GTG GAC ACA CCA GCG GTG GCC AAT GCC ATG 248 P D F H Q S M K D S L R T 742 CCT GAC TTC CAC CAG TCT ATG AAG GAC AGC CTG AGG ACC 261 P E Q G A D T V V W L A I 781 CCG GAG CAG GGG GCT GAC ACC GTG GTG TGG TTG GCC ATC 274 S E A A A T K P S G S F F 820 TCA GAA GCC GCC GCC ACC AAG CCC AGC GGA AGC TTC TTC 287 Q D R R M V S A H L P L A 859 CAG GAT CGG AGG ATG GTG TCG GCC CAC CTG CCC CTG GCC 300 W T H S S Q L E Q Q K F M 898 TGG ACC CAC AGT TCC CAG TTG GAG CAG CAG AAG TTC ATG 313 S V M E D L A K T F Q P H 937 AGT GTG ATG GAG GAT CTG GCC AAG ACC TTC CAG CCC CAC 326 * 976 TGA Abb.2: cDNA-Nukleotidsequenz und daraus abgeleitete Aminosäuresequenz von 36K mit Sekundärstruktur-Vorhersage nach JPret. ROT: α-Helices, GELB: β-Faltblätter. Demnach besteht das Protein aus alternierenden α-Helices (10) und β-Faltblättern (7) (βαβ-Struktur). Diese sogenannte „Rossmann fold“ (Rossmann et al., 1974) ist charakteristisch für Proteine aus der Reduktase/Epimerase/Oxidoreduktase Superfamilie (RED). Wie bei den Proteinen aus dieser Familie ist das Nukleotid-Bindemotif (GXXXGXG) zwischen dem ersten β-Faltblatt und der darauffolgenden α-Helix lokalisiert (Moll et al., 2003). -23-
3. ERGEBNISSE 3.1.3 3-dimensionales Modell des N-terminalen Teils von 36K Aus der in Abbildung 2 dargestellten 36K-Aminosäuresequenz konnte mit Hilfe des SWISS-MODELL-Servers (Guex und Peitsch, 1997) und des SWISS-pdb-Viewer 3.7 ein 3-dimensionales Modell des N-terminalen Teils von 36K erzeugt werden. Abbildung 3 zeigt den modellierten Teil des Proteins zwischen L39 und V186, der nach 3.1.1 starke Homologien zu Proteinen aus der RED-Superfamilie aufweist. Das dargestellte Molekül hat eine sehr geordnete Struktur mit β-Faltblättern im Zentrum und α-Helices in der Peripherie. Das eingezeichnete Nukleotid-Bindemotif liegt in einer „Tasche“ zwischen einem β-Faltblatt und der darauffolgenden α-Helix. Das Modell bestätigt für den N-terminalen Teil von 36K die Sekundärstruktur-Vorhersage aus 3.1.2 und zeigt die für REDs charakteristische βαβ-Struktur („Rossmann fold“) (Rossmann et al., 1974). Abb. 3: Struktur-Modell des N-terminalen Teils von 36K (L39 bis V186) modelliert mit SWISS-pdb-Viewer 3.7 zeigt βαβ-Struktur (Rossmann fold). ROT: α-Helices und GELB: β-Faltblätter. Putatives Nukleotid-Bindmotif GXXXGXG ist angezeigt. α-Helix-Nummerierungen entsprechend Sekundärstruktur-Vorhersage aus 3.1.2 -24-
3. ERGEBNISSE 3.2 UNTERSUCHUNG DER SEKUNDÄRSTRUKTURZUSAMMENSETZUNG DES REKOMBINANTEN 36K-PROTEINS MITTELS FERN-UV-CIRCULAR- DICHROISMUS-SPEKTROSKOPIE (CD-SPEKTROSKOPIE) Zur Analyse der Sekundärstrukturzusammensetzung von 36K in Lösung wurde eine Fern-UV-Circulardichroismus-Spektroskopie (CD-Spektroskopie) durchgeführt. Dabei ergibt die Differenz der Absorptionen von links- und rechtscircular polarisiertem Licht in Bezug zur Wellenlänge ein CD-Spektrum, dass Voraussagen zur Sekundärstrukturzusammensetzung erlaubt. Dazu wurde mit 0.12 mg/ml (3 µM) rekombinantem 36K in PBS pH 7.4 (2.2.2 - 2.2.4) wie unter 2.2.10 beschrieben das in Abbildung 4A dargestellte gemittelte Spektrum aufgenommen. Dieses zeigt ein Minimum bei 219 nm und ein Maximum bei 195 nm, was auf eine größtenteils α-helicale Struktur des Proteins hindeutet (Yang et al., 1986). A B Abb. 4: Sekundärstruktur-Zusammensetzung von rek. 36K nach CD-Spektroskopie. A: Fern-UV-CD-Spektrum in 50 mM PBS (150 mM NaCl) pH 7.4. B: Prozentuale Verteilung der Sekundärstrukturen kalkuliert nach Böhm et al. (1992) Die Auswertung dieses UV-Spektrums mit Hilfe des Computerprogramms CDNN (Böhm et al., 1992) ergab für das rekombinante 36K in Lösung die in Abbildung 4B dargestellte Sekundärstrukturzusammensetzung von 35% ± 2% α-Helix, 12% ± 2% β-Faltblatt, 17% ± 2% β-Turn und 36% ± 2% ungeordnete Strukturen („random coil“). Dies steht in gutem Einklang mit den computergestützten Vorhersagen aus 3.1.2 und 3.1.3, nach denen das Protein einen hohen Anteil α-helicaler Strukturen aufweist. -25-
3. ERGEBNISSE 3.3 RÖNTGENKLEINWINKELSTREUUNG VON REKOMBINANTEM 36K IN LÖSUNG Die umhüllende Struktur des 36K-Proteins wurde in Kooperation mit PD Dr. G. Grüber (Institut für Biophysik, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar) über Röntgenkleinwinkelstreuung von rekombinantem 36K in Lösung (2.2.2 - 2.2.4) untersucht. Mit Hilfe des Programms DAMMIN konnte aus den gewonnenen Streudaten die Quartärstruktur des Moleküls bestimmt werden. In Lösung hat das 36K-Protein demnach eine Länge von ~9 nm und setzt sich aus 2 Domänen mit den Dimensionen von ~4 x 3 nm und ~5 x 4 nm zusammen (Abbildung 5). Mit BSA als Referenzmolekül konnte eine apparente Molekularmasse von 35 ± 2 kD bestimmt werden. In Zukunft soll rekombinantes 36K ebenfalls in Kooperation mit PD Dr. G. Grüber kristallisiert werden, um über Röntgenstreuungsstudien eine atomare Struktur des Moleküls zu erhalten. Abb. 5: Die umhüllende Struktur des 36K-Proteins abgeleitet aus nach Röntgenkleinwinkeldaten; Studie wurde von PD Dr. G. Grüber (Inst. f. Biophysik, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar) durchgeführt -26-
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