Immunhistochemische Charakterisierung der Proteine CCL2, MACC1 und CX3CL1 beim Harnblasenkarzinom
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Immunhistochemische Charakterisierung der Proteine CCL2, MACC1 und CX3CL1 beim Harnblasenkarzinom Der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades Dr. med. vorgelegt von Elena Epple 2020
Als Dissertation genehmigt von der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Tag der mündlichen Prüfung: 25.05.2021/ 29.06.2021 Vorsitzender des Promotionsorgans: Prof. Dr. med. Markus Neurath Gutachter: Prof. Dr. rer. nat. Helge Taubert Prof. Dr. med. Arndt Hartmann
Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung .................................................................................................................... 1 Summary .................................................................................................................................. 3 I. Einleitung ......................................................................................................................... 5 1. Anatomie der Harnblase ............................................................................................... 5 2. Das Harnblasenkarzinom ............................................................................................. 6 3. TNM-Klassifikation des Harnblasenkarzinoms ........................................................... 8 4. Therapie des Harnblasenkarzinoms.............................................................................. 9 5. CCL2 .......................................................................................................................... 10 6. MACC1 ...................................................................................................................... 12 7. CX3CL1 ..................................................................................................................... 14 II. Aufgabenstellung ........................................................................................................... 16 III. Material und Methoden .............................................................................................. 17 1. Histologisches Matetrial und Patientenkollektiv ........................................................ 17 2. Methoden.................................................................................................................... 19 2.1 Herstellung und Liste der verwendeten Lösungen ................................................... 19 2.1.1 Herstellung der verwendeten Lösungen ................................................................ 19 2.1.2 Liste der verwendeten Materialien ........................................................................ 19 2.1.3 Verwendete Antikörper ......................................................................................... 20 3. Herstellung eines Tissue-Microarray ......................................................................... 21 4. Immunhistochemie ..................................................................................................... 22 4.1 Grundlagen der Immunhistochemie ................................................................... 22 4.2 Beispiel für immunhistochemische Nachweismethoden: EnVision-Methode ... 23 4.3 Nachweisprotokolle ............................................................................................ 24 5. Histologische Auswertung ......................................................................................... 25 5.1 Histologische Auswertung der Proteine MACC1 und CX3CL1 ........................ 25 5.2 Histologische Auswertung des Proteins CCL2 .................................................. 26 6 Statistische Auswertung ............................................................................................. 26 IV. Ergebnisse .................................................................................................................. 27 1. CCL2 Proteinnachweis ............................................................................................... 27 1.1 Auswertung der immunhistochemischen Nachweise von CCL2 ....................... 27 1.2 Statistische Auswertungen zum CCL2-Protein-Nachweis ................................. 30 1.2.1 Korrelationen nach Spearman ........................................................................ 30 1.2.2 Berechnung der Überlebensfunktionen mit Logrank-Test sowie Darstellung der Prognose mit Kaplan-Meier-Kurven .............................................................................. 32
2. MACC1 Proteinnachweis ........................................................................................... 39 2.1 Auswertung der immunhistochemischen Nachweise von MACC1 ................... 39 2.2 Statistische Auswertungen zum MACC1 Nachweis .......................................... 41 2.2.1 Korrelationen nach Spearman ........................................................................ 41 2.2.2 Berechnung der Überlebensfunktionen mit Logrank-Test sowie Darstellung der Prognose mit Kaplan-Meier-Kurven .............................................................................. 42 3. CX3CL1 Proteinnachweis .......................................................................................... 43 3.1 Auswertung der immunhistochemischen Nachweise von CX3CL1 .................. 43 3.2 Statistische Auswertungen zum CX3CL1 Nachweis ......................................... 45 3.2.1 Korrelationen nach Spearman ........................................................................ 45 3.2.2 Berechnung der Überlebensfunktionen mit Logrank-Test sowie Darstellung der Prognose mit Kaplan-Meier-Kurven .............................................................................. 46 V. Diskussion ...................................................................................................................... 47 1. Diskussion der Ergebnisse von CCL2 ........................................................................ 47 2. Diskussion der Ergebnisse von MACC1 .................................................................... 50 3. Diskussion der Ergebnisse von CX3CL1 ................................................................... 52 VI. Anhang ....................................................................................................................... 54 Abkürzungen ...................................................................................................................... 54 Tabellenverzeichnis............................................................................................................ 57 Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................... 58 VII. Literaturverzeichnis .................................................................................................... 59 Zur eigenen Person ....................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert. Danksagung .................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Zusammenfassung Hintergrund und Ziele: Das Harnblasenkarzinom gehört bei den Männern zu den vierthäufigsten Karzinomen und ist somit eine Krebserkrankung, die im klinischen Alltag eine große Rolle spielt. Ein etabliertes Screening-Programm für das Harnblasenkarzinom existiert noch nicht, eine Untersuchung findet meist erst bei Beschwerden statt. Auch gibt es unterschiedlich aggressive Arten von Harnblasenkarzinomen, die zwar nach histologischen Merkmalen eingeteilt werden können, so können jedoch nur unspezifische Aussagen über das Metastasierungspotential oder auch die Rezidivwahrscheinlichkeit getroffen werden. Ein Ansatz, um die Aussagekraft zu verbessern, ist die Untersuchung von Zusammenhängen zwischen verschiedener vom Tumor exprimierter Proteine und den klinisch-pathologischen Daten. Methoden: In dieser Arbeit haben wir eine immunhistochemische Charakterisierung der Proteine CCL2, MACC1 und CX3CL1 beim Harnblasenkarzinom durchgeführt. Der Nachweis der Proteine wurde mit Hilfe eines immunreaktiven Scores (IRS) erfasst. Die IRS Daten wurden mit den klinisch-pathologischen Daten korreliert, um Zusammenhänge darzustellen und Aussage über den prognostischen Wert der Proteine bezüglich des Harnblasenkarzinoms zu treffen. Alle drei Proteine wurden bereits bei anderen Tumorentitäten untersucht, mit zum Teil vielversprechenden Ergebnissen. Wir führten Berechnungen zu Korrelationen mit den klinisch-pathologischen Daten mit dem Spearman-Test und der Assoziationen zu den Überlebensdaten mit dem Logrank-Test durch. Ergebnisse und Beobachtungen: Für das Protein MACC1 lagen Korrelationen der IRS mit dem Auftreten von Lymphknotenmetastasen und dem Grading vor. Bei der Berechnung des Log-Rank-Tests ergaben sich keine Assoziationen zwischen den IRS-Werten des Proteins und dem Gesamtüberleben, dem tumorspezifischen Überleben sowie dem Rezidiv-freien Überleben. Zwischen den IRS des Proteins CX3CL1 und den klinisch-pathologischen Daten lagen keine Korrelationen vor. Auch der Logrank-Test zeigte keine signifikanten Unterschiede. Bei den Berechnungen für das Protein CCL2 korrelierten der prozentuale Anteil der gefärbten Immunzellen pro Tumorfläche mit der Sterberate, dem Auftreten eines Rezidivs und dem Auftreten von Lymphknotenmetastasen, der Anwendung einer adjuvanten Chemotherapie sowie mit dem Molecular Immunology Borstel-1 (MIB)-Status. Beim Logrank-Test ergaben sich signifikante Unterschiede beim tumorspezifischen Überleben sowie beim Rezidiv-freien Überleben bezüglich der CCL2 Färbung.
Zusammenfassung Schlussfolgerung: Zusammenfassend kann man sagen, dass das Protein MACC1 sich unseren Ergebnissen nach nicht als aussagekräftiger Marker für das Harnblasenkarzinom eignet, bei anderen Tumorarten zeigten sich jedoch signifikante Ergebnisse, vor allem hinsichtlich des prognostischen Werts für die Ausbildung von Metastasen. Das Protein CX3CL1 ist ambivalent zu betrachten, da es sowohl protumorgene als auch antitumorgene Effekte bei anderen Tumorentitäten gezeigt hat. Auch dieses Protein erwies sich im Ergebnis unserer Untersuchungen nicht als prognostischer Marker für das Harnblasenkarzinom. Hier gilt es jedoch, zusätzlich Untersuchungen anzustellen, um weitere Aussagen über die Auswirkungen des Proteins auf Tumorzellen treffen zu können. Das Protein CCL2 hingegen kann, unseren Ergebnissen nach zu urteilen, ein vielversprechender Marker beim Harnblasenkarzinom sein. Unsere Ergebnisse zeigen eine signifikante Assoziation zwischen der Expression des Proteins und dem tumorspezifischen, sowie dem Rezidiv-freien Überleben. 2
Summary Summary Background: Urinary bladder cancer is one of the fourth most common cancers in men and consequently plays a major role in the everyday clinical practice. It does not exist an established screening program yet, a medical examination only takes place when there are complaints. There are types of bladder cancer, which differ in their aggressiveness. It is possible to categorize them on basis of histological characteristics, but according to these characteristics it is difficult to predict the metastatic potential or the cancer recurrence. Analyses of different proteins, which are expressed by the tumor, and their correlation with clinico-pathological data is a way to assess the relevance of these factors for e.g., the metastatic potential. Methods: We performed an immunohistochemical characterisation of the proteins CCL2, MACC1 and CX3CL1 expressed in bladder cancer, which was evaluated by the use of an immunoreactive score (IRS). We calculated with the Spearman test correlations of the IRS with clinico-pathological data as well as with the logrank test associations with the survival data, like overall survival, relapse- free survival and disease-specific survival. Results: There have been already promising studies for all three proteins in other tumor entities. Our calculations showed correlations of the IRS of MACC1 with the development of lymph node metastases as well as with the tumor grading. There were no associations between the IRS values and the survival data in the logrank test. We did not detect correlations between the IRS of CX3CL1 and the clinico-pathological data. In addition, logrank test did not reveal an association between CX3CL1 protein expression and survival data. Remarkably, the percentage of the CCL2 stained immune cells per tumor correlated with mortality, occurrence of recurrence, development of lymph node metastases, the application of adjuvant chemotherapy and the MIB status. The logrank test showed significant associations between percentage of the CCL2 stained immune cells and the disease-free survival as well as with the relapse-free survival. Conclusion: In summary, we suggest that the protein MACC1 is not suitable as prognostic marker for bladder cancer, although studies in other tumor entities showed significant results, especially regarding the development of metastases. 3
Summary The protein CX3CL1 has to be considered as ambivalent, since it presents both protumorigen and antitumorigen effects in other tumor entities. For these reasons CX3CL1 did not turned out to be useful as a prognostic marker for bladder cancer. But because of its ambivalence further research is needed to predict its effect on tumor cells. Our analyses showed very promising results for the protein CCL2. We found a significant association between the expression of the protein and the overall survival, disease-free survival as well as the relapse-free survival. Results suggest CCL2 protein expression as prognostic factor in urinary bladder cancer. 4
Einleitung I. Einleitung 1. Anatomie der Harnblase Die Harnblase (Vesica urinaria) ist ein muskuläres Hohlorgan, das zu den ableitenden Harnwegen gehört. Der von den Nieren gebildete Urin wird über die Harnleiter (Ureteren) in die Blase abgeleitet. Hier können bis zu 700ml Urin gesammelt und über die Harnröhre (Urethra) abgegeben werden. Die Harnblase liegt extraperitoneal im kleinen Becken, umgeben von verschiebbarem Bindegewebe, welches kranial von Peritoneum überzogen wird. Sie besteht aus dem Blasenkörper (Corpus vesicae), dem Blasengrund (Fundus vesicae), dem Blasenhals (Cervix vesicae) und dem Blasenscheitel (Apex vesicae). Letzterer geht an der Innenseite der vorderen Rumpfwand in die Plica umbilicalis mediana über, ein Relikt aus der Embryonalzeit. Mit dem Fundus Vesicae liegt die Blase dem Diaphragma pelvis auf, dorsal grenzt sie bei Männern an das Rektum, bei Frauen an den Uterus. Der untere Pol befindet sich auf Höhe des Unterrandes der Symphyse, der obere Pol schwankt je nach Füllungszustand zwischen dem oberen Rand der Symphyse und dem Bauchnabel. Die beiden Ureteren münden jeweils dorsolateral in die Blase, eine querverlaufende Schleimhautfalte, die Plica interureterica, verbindet die beiden Einmündungen (Ostien). Ventrokaudal schließt sich die Urethra an (Schünke et al., 2012). Ausgekleidet wird die Harnblase von einem mehrschichtigen Übergangsepithel, dem Urothel. Dieses kann, abhängig von der Füllung der Blase, in seiner Schichtenzahl und Dicke variieren. So hat eine leere Blase eine Epitheldicke von 8-15 mm, eine gefüllte Blase eine Epitheldicke von 2-5 mm. Die letzte Schicht des Urothels bilden die Deckzellen (Umbrella cells), die durch Tight Junctions miteinander verbunden sind und so eine Permeabilitäts- und Schutzbarriere darstellen (Lüllmann-Rauch, 2012). Die Harnblase besteht aus zwei Muskeln, dem Musculus detrusor vesicae und dem Musculus sphincter vesicae. Der M. detrusor vesicae ist ein dreischichtiger Muskel, der die Blase am Beckenboden befestigt, während der M. sphincter vesicae den inneren Schließmuskel bildet. Beide sind, zusammen mit den Muskeln der Harnröhre und des Beckenbodens, für die Kontinenzerhaltung wichtig. Hier hat der M. detrusor vesicae eine relaxierende, der M. sphincter vesicae eine kontrahierende Funktion. Die Gefäßversorgung erfolgt sowohl direkt aus den Arteriae iliacae internae, als auch über die Arteriae vesicales superiores und inferiores. Venös fließt das Blut über den Plexus vesicalis und vertebralis in die Vena cava inferior beziehungsweise superior ab. Der Lymphabfluss verläuft über die prä- und retrovesikalen, sowie über die lateralen vesikalen Lymphknoten (LK). Innerviert wird die Harnblase sowohl sympathisch als auch parasympathisch aus dem Plexus vesicalis, dessen Fasern aus den Nervi splanchnici stammen (Tillmann, 2016). 5
Einleitung 2. Das Harnblasenkarzinom 90% der Harnblasenkarzinome sind Urothelkarzinome (Chalasani et al., 2009). Diese werden unterteilt in papilläre und flache, nicht-papilläre urotheliale Neoplasien. Außerdem wird zwischen nicht-muskelinvasiven Karzinomen (pTa- und pT1-Karzinome, NMIBC) und den muskelinvasiven Karzinomen (pT2-pT4, MIBC) unterschieden. Zu den nicht-muskelinvasiven Läsionen gehört das Carcinoma in situ (CIS), das per definitionem immer eine flache high-grade Läsion ist. Ebenfalls zu den nicht-muskelinvasiven Läsionen aus der Kategorie der papillären Läsionen gehört das nicht-invasive papilläre Urothelkarzinom (pTa), das meistens eine low-grade Läsion ist, aber auch als high-grade Läsion vorkommt, das Papillom und die papilläre urotheliale Neoplasie mit niedrig malignem Potential (PUNLMP), die minimale Atypien aufweist und zu den low-grade Läsionen zählt. Zu den invasiven Läsionen zählt das muskelinvasive Urothelkarzinom, das entweder aus einer flachen Läsion, z.B. einem CIS, oder aus einer papillären high-grade Läsion (pTa- und pT1-Karzinome) entsteht (Moch et al., 2016). Das Urothelkarzinom tritt mit Abstand am häufigsten auf, gefolgt von primären Plattenepithelkarzinomen (v.a. Schistosomiasis-bedingt) (Antunes et al., 2007), Adenokarzinomen und primären neuroendokrinen Karzinomen (Ploeg et al., 2010). Das Staging des Harnblasenkarzinoms erfolgt nach der TNM-Klassifikation (siehe Tabelle 1). Für die Gradierung stehen zwei Klassifikationssysteme zur Verfügung. Die ältere Klassifikation von 1973 teilt die Tumore in 3 Grade (G1-G3) ein. Mit zunehmendem Grad steigen der Malignitätsgrad, die Kernpolymorphie und der Schichtungsverlust des Epithels. Nach der neueren WHO-Klassifikation von 2004 werden die Tumore in Papillome, PUNLMP, low-grade und high-grade Tumore eingeteilt (Hautmann und Gschwend, 2014, Humphrey et al., 2016). Obwohl sich G3 Tumore eindeutig der neuen high-grade Klassifikation zuordnen lassen, ist die Übertragung der anderen Graduierungsklassen nicht einfach möglich. Während PUNLMPs früher als G1 Karzinome klassifiziert wurden, wurde für diese im neuen Graduierungssystem eine eigene Klasse gebildet. Ferner wird das low-grade Spektrum sowohl von G1 als auch G2 Tumoren gebildet, während ein kleiner Teil der G2 Tumore in das high-grade Spektrum einzuklassifizieren ist (Kirkali et al., 2005). Männer sind fast dreimal so häufig vom Harnblasenkarzinom betroffen als Frauen: 2014 lag das Harnblasenkarzinom mit 11680 Neuerkrankungen, nach Prostata-, Darm- und Lungenkarzinom, bei den Männern auf Platz vier der häufigsten Tumorneuerkrankungen, bei Frauen mit 4170 Neuerkrankungen auf Platz 14. Hierbei wurden nicht-invasive papilläre Harnblasenkarzinome und CIS-Läsionen nicht eingerechnet. Betroffen sind vor allem ältere Patienten, das Durchschnittsalter liegt bei 74 (m), bzw. 76 Jahren (w) (Koch-Institut, 2017). 6
Einleitung Hauptrisikofaktor für das Harnblasenkarzinom ist Tabakkonsum. Die enthaltenen kanzerogenen aromatischen Amine bilden DNA-Addukte, welche durch nachhaltige genetische Veränderungen zur Tumorentstehung führen können. Aromatischen Aminen sind auch bestimmte Berufsgruppen wie Arbeiter in der Gummiindustrie oder chemischen Industrie in relevantem Maße ausgesetzt. Chemotherapeutika wie beispielsweise Cyclophosphamid können ebenfalls urotheliale Neoplasien bedingen. Chronisch-entzündliche Erkrankungen der Harnblase, allen voran die Bilharziose, führen vor allem auf dem afrikanischen Kontinent zu sehr hohen Blasenkarzinom-Inzidenzen (Badawi, 1996). Außerdem lässt sich eine familiäre Häufung beobachten, hier insbesondere bei den sogenannten „Langsam-Azetylierern“, die Schadstoffe langsamer abbauen (Hautmann und Gschwend, 2014). Seltener tritt das Harnblasenkarzinom im Rahmen von anderen Erkrankungen auf. So wurde ein Zusammenhang zwischen dem hereditären Retinoblastom und Harnblasenkrebs festgestellt. Auch das Costello- Syndrom, bei dem die Patienten konnatale Anomalien aufweisen, zeigt eine Assoziation mit dem Harnblasenkarzinom (Mueller et al., 2008). Ein etabliertes Screening-Programm für das Harnblasenkarzinom existiert bisher nicht. Die ersten Anzeichen sind meist eine schmerzlose Makrohämaturie (Jones et al., 2007), Schmerzen, Dysurie und Harndrang (Henning et al., 2013). Diese Symptome sollten mittels diagnostischer Zystoskopie abgeklärt werden. So erhält man Auskunft über den histologischen Typ, das Grading und die Invasionstiefe, obgleich bei transurethralen Biopsien ein relevanter Stagingfehler auftreten kann (Vikram et al., 2009). 7
Einleitung 3. TNM-Klassifikation des Harnblasenkarzinoms Tabelle 1: TNM-Klassifikation des Harnblasenkarzinoms Aus der 8. Auflage der TNM-Klassifikation maligner Tumoren von Christian Wittekind (Wittekind, 2017); T: Primärtumor, N: Lymphknotenbefall, M: Fernmetastasen Stadium Beschreibung Tx Primärtumor kann nicht beurteilt werden T0 Kein Anhalt für Primärtumor Ta Nicht-invasives papilläres Karzinom Tis Carcinoma in situ („flat tumour”) T1 Tumor infiltriert subepitheliales Bindegewebe T2 Tumor infiltriert Muskulatur T2a Tumor infiltriert oberflächliche Muscularis propria T2b Tumor infiltriert tiefe Muscularis propria T3 Tumor infiltriert perivesikales Fettgewebe T3a Mikroskopisch T3b Makroskopisch (extravesikaler Tumor) T4 Tumor infiltriert Prostatastroma, Samenblase(n), Uterus, Vagina, oder Becken- oder Bauchwand T4a Tumor infiltriert Prostatastroma, Samenblase(n), Uterus oder Vagina T4b Tumor infiltriert Becken- oder Bauchwand Nx Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden N0 Keine regionären Lymphknotenmetastasen N1 Metastase(n) in solitärem Lymphknoten des kleinen Beckens N2 Metastase(n) in multiplen Lymphknoten des kleinen Beckens N3 Metastase(n) in Lymphknoten an den Aa iliacae communes M0 Keine Fernmetastasen M1 Fernmetastasen M1a Metastasen in nichtregionären Lymphknoten M1b Andere Fernmetastasen 8
Einleitung 4. Therapie des Harnblasenkarzinoms Für die Therapie des Harnblasenkarzinoms ist die Unterscheidung zwischen nicht-muskelinvasivem und muskelinvasivem Karzinom entscheidend. Zu den lokal begrenzten, nicht-muskelinvasiven Karzinomen gehören die T-Stadien pTa, pT1, sowie das CIS. Hier wird normalerweise eine transurethrale Resektion (TUR) mittels Elektroschlinge durchgeführt und so der Tumor abgetragen (Richterstetter et al., 2012). Zur Rezidivprophylaxe erfolgt innerhalb von 6 Stunden eine einmalige Chemotherapeutikum- Instillation in die Blase, z.B. mit Mitomycin C (Solsona et al., 1999). Alternativ kann eine Instillationstherapie mit Bacille-Calmette-Guerin (BCG) durchgeführt werden (Malmström et al., 2009). Nach 2-6 Wochen sollte eine zweite TUR stattfinden. Diese erlaubt ein besseres Staging und es werden mögliche Residualtumoren entfernt (Miladi et al., 2003). Außerdem sollten regelmäßige Kontrollzystoskopien durchgeführt werden (Hautmann und Gschwend, 2014). Ab einem Tumorstadium pT2 spricht man vom muskelinvasiven Harnblasenkarzinom. Ab diesem Stadium wird eine radikale Zystektomie (CX) inklusive beidseitiger pelviner Lymphknotendissektion empfohlen (Stein et al., 2001). Eine Cisplatin-haltige neoadjuvante Chemotherapie (CTx) kann bei lokal fortgeschrittenen, extravesikalen Tumoren und/ oder Lymphknotenmetastasen durchgeführt werden, um das Überleben zu verbessern (von der Maase et al., 2005). Patienten mit einem metastasierten Harnblasenkarzinom kann eine palliative Zystektomie zur Symptomkontrolle (Witjes et al., 2017) und eine Cisplatin-haltige Chemotherapie als palliativer Therapieansatz angeboten werden (Yafi et al., 2011). Als weitere palliative Therapieoption kann eine Immuntherapie mit einem programmed death ligand 1 (PD-L1)-gerichteten Antikörper erwogen werden (Rouanne et al., 2018). Die PD-L1 Therapie ist von der European Medicines Agency zugelassen, aber an den immunhistochemischen Nachweis von PD-L1 gebunden (Eckstein et al., 2019). 9
Einleitung 5. CCL2 Der CC-chemokine ligand 2 (CCL2), auch monocyte chemotactic protein 1 (MCP1) genannt, gehört zur Gruppe der Chemokine, die vor allem Monozyten und Lymphozyten beeinflussen. Chemokine haben eine dreiteilige Tertiärstruktur: Sie bestehen aus einem Amino-Terminus, einem dreisträngigen antiparallelen β-Faltblatt und einem Carboxy-Terminus, der mit einer α- Helix endet. Außerdem gibt es eine Gruppe von Cystein-Resten am Amino-Terminus, die Disulfidbrücken ausbilden. Nach diesen Resten werden die Chemokine eingeteilt, CCL2 gehört zur CC-Gruppe (Baggiolini und Loetscher, 2000). Das Gen für CCL2 liegt auf dem Chromosomenabschnitt 17q11.2 (Naruse et al., 1996) und wird sowohl von Tumorzellen (Loberg et al., 2006) als auch von Zellen der Immunabwehr, wie z.B. Makrophagen (Fujimoto et al., 2009), exprimiert. Die Expression von CCL2 wird durch proinflammatorische Stimuli, wie Interleukine (IL) 1 und 4 und Tumornekrosefaktor α (TNF) erhöht (Van Coillie et al., 1999). CCL2 bindet mit dem Amino-Terminus an den Rezeptor CC-chemokine rezeptor type 2 (CCR2), einen 7-Transmembran-Rezeptor, der G-Protein gekoppelt ist und so intrazelluläre Kaskaden auslöst (Van Coillie et al., 1999). Durch alternatives Spleißen entstehen die zwei Rezeptorsubtypen CCR2A und CCR2B, wobei CCR2B hauptsächlich auf Monozyten und natürlichen Killerzellen zu finden ist (Wong et al., 1997), aber auch auf aktivierten T-Zellen und Gedächtnis-T-Zellen (Sallusto et al., 1998) und somit die für CCL2 wichtige Bindungsstelle darstellt. CCL2 bindet jedoch nicht nur rezeptorspezifisch an CCR2 sondern auch an den Rezeptor CCR4 (Zhang et al., 2006). Das Protein spielt als Chemoattraktor eine wichtige Rolle bei Entzündungen. So trägt es dazu bei, dass Monozyten aus Blutgefäßen zum Ort der Entzündung migrieren und dann zu Makrophagen differenzieren. Nach ihrer Aktivierung schütten die Makrophagen Wachstumsfaktoren und Zytokine aus, dadurch organisieren sie den lokalen Umbau des Gewebes. Außerdem werden proangiogenetische Faktoren frei und fördern so die Wundheilung (Coussens und Werb, 2002). Dieser Mechanismus scheint einige Erkrankungen zu triggern, wie z.B. Artherosklerose (Nelken et al., 1991) und Rheumatoide Arthritis (Hayashida et al., 2001). Schon 1863 vermutete Rudolph Virchow einen Zusammenhang zwischen Entzündung und Krebserkrankungen (Balkwill und Mantovani, 2001). Hierfür wichtig sind die Tumor- assoziierten Makrophagen (TAM), die den Großteil der tumorinfiltrierenden Immunzellen ausmachen. Sie haben pleiotrope Eigenschaften: So können sie zum einen eine antitumorale Wirkung haben, indem sie neoplastische Zellen zerstören (Ruco und Meltzer, 1978). TAMs können aber auch durch die Produktion von Prostaglandinen immunsuppressiv wirken und mithilfe von Wachstumsfaktoren und der Bildung von neuen Blutgefäßen das Tumorwachstum unterstützen (Mantovani et al., 1992). 10
Einleitung Auch durch die Beeinflussung von T-Zellen wirkt CCL2 auf den Tumor, denn das Protein fördert eine Migration von T-Zellen (Harlin et al., 2009) und eine T-Zellinvasion im Tumorgewebe ist mit einem verbesserten klinischen Ergebnis der Patienten assoziiert (Zhang et al., 2003). Außerdem spielt das Protein eine wichtige Rolle bei der Polarisation von T- Helferzellen (TH). Es fördert die IL-4 Produktion und unterdrückt die IL-12 Produktion. Auf diesem Weg differenzieren sich die TH eher zu TH2 als zu TH1 (Luther und Cyster, 2001). CCL2 beeinflusst Tumorzellen auch direkt. So stimuliert es Wachstum, Überleben und Migration der Zellen (Zhang et al., 2010b). Durch Aktivierung des Phosphoinositide 3-kinase (PI3K)/ Akt-Signalwegs kommt es zu einer gesteigerten Proliferation der Tumorzellen und so zum Tumorwachstum (Loberg et al., 2006). Außerdem schützt CCL2 die Tumorzelle durch eine Hochregulierung von Survivin vor Apoptose (Roca et al., 2008). Nachgewiesen wurde die Produktion von CCL2 schon bei einigen Tumoren, wie dem Mammakarzinom (Qian et al., 2011), dem Prostatakarzinom (Mizutani et al., 2009) und dem Ovarialkarzinom (Furukawa et al., 2013). Beim Prostatakarzinom aktiviert CCL2, stimuliert durch vom Tumor freigesetztes Parathormon- related protein (PTHrP), Osteoklasten und unterstützt somit die Knochenmetastasenbildung (Li et al., 2009). Auch beim Mammakarzinom trägt CCL2 zur Metastasenbildung bei, indem es durch den Mitogen-activated protein kinase (MAPK)-Signalweg die Tumorzellmotilität und das Überleben der Zellen erhöht (Fang et al., 2012). Da bei einigen Krebserkrankungen CCL2 eine eher negative Rolle in der Karzinogenese spielt, wurde ein CCL2-Antikörper als mögliche Therapieoption entwickelt. Der Antikörper Carlumab stellte sich jedoch nicht als effizient in der Blockade des CCL2-Signalweges heraus (Sandhu et al., 2013). In der Literatur werden zu dem Protein CCL2 unterschiedliche, teils widersprüchliche Ergebnisse gefunden. Dennoch bestätigen die meisten Quellen, dass CCL2 einen großen Einfluss auf die Tumorentstehung hat, ob im positiven oder negativen Sinne. Deshalb ist es von großer Wichtigkeit, das Protein weiter zu untersuchen, um seine genaue Wirkweise in der Karzinogenese zu erforschen und so möglicherweise einen weiteren Therapieansatz zu entwickeln. 11
Einleitung 6. MACC1 Das Protein metastasis-associated in colon cancer 1 (MACC1), das zu den neueren Biomarkern gehört, wurde als Schlüsselregulator bei der Entstehung von Metastasen identifiziert. Das Gen hierfür wurde zum ersten Mal von Stein et al. beim Kolonkarzinom beschrieben und ist auf Chromosom 7p21.1 lokalisiert (Stein et al., 2009). Das Protein besteht aus 4 Domänen: Am N-Terminus befindet sich eine ZU5-Domäne, die für die Protein-Protein-Interaktion wichtig ist. Dieser folgt eine SH3-Domäne, die der biologischen Funktion dient und eine Rolle in der Aktivierung von Signalwegen spielt. Am C-Terminus liegen zwei Death-Domänen, von denen eine apoptotische Wirkung vermutet wird (Kokoszynska et al., 2009). Die Expression von MACC1 wird über verschiedene Wege gesteuert. Hierbei spielen zum einen MicroRNAs (miRNA) eine Rolle. Es hat sich gezeigt, dass miRNAs die Tumormetastasierung durch Metastasen-assoziierte Gene beeinflussen können (Hwang und Mendell, 2006). Für die MACC1 Expression wurde jeweils eine negative Korrelation zur Expression von miRNA-143 (Zhang et al., 2012), miRNA-338-3p (Huang et al., 2015) sowie für miRNA-200a (Feng et al., 2015) gefunden. Außerdem wird die MACC1 Expression durch den Adenosine monophosphate- activated kinase (AMPK)-Signalweg als Antwort auf metabolischen Stress aufgrund von Glukosemangel induziert (Lin et al., 2015). MACC1 fördert den Warburg-Effekt, indem es Enzyme der Glykolyse in Tumorzellen induziert und so zur Resistenz der Zellen gegenüber metabolischem Stress führt (Zhao et al., 2018). Metabolischer Stress induziert die MACC1- Expression, welche kompensatorisch das Tumorwachstum unter diesen Bedingungen verbessert. Eine Möglichkeit, wie MACC1 die Metastasierung beeinflusst, ist der c-Met-Signalweg, da es zu einer vermehrten Expression von c-Met führt (Stein et al., 2009). Der Ligand Hepatocyte growth factor (HGF) bindet an den-Tyrosinkinase-Rezeptor c-Met, auch Hepatozyte growth factor receptor genannt. Dadurch wird eine Dimerisierung und Autophosphorylierung des Rezeptors ausgelöst (Zhang und Babic, 2016). Nun können verschiedene Proteine wie Growth factor receptor-bound protein 2-associated binding protein 1 (GAB1), Signal transducer and activator of transcription (STAT) 3 und PI3K intrazellulär an den Rezeptor binden. So werden verschiedene intrazelluläre Signalkaskaden aktiviert (Organ und Tsao, 2011). Hierunter zählt der MAPK-Signalweg, bei dem eine Phosphorylierungskaskade zur Transkription verschiedener Gene führt, die für die Proliferation und Invasion wichtig sind (Paumelle et al., 2002). Auch der PI3K/ Akt-Signalweg, welcher die Apoptose verhindert und so zu einem verlängerten Überleben der Zellen führt, wird aktiviert (Xiao et al., 2001). Auf diesem Wege wird auch das Onkogen Twist related protein 1 (TWIST1) aktiviert. So zeigten Wang et al. beim Magenkarzinom, dass MACC1 über TWIST1 zu einer 12
Einleitung vermehrten Ausschüttung von vascular endothelial growth factor-A (VEGF) und somit zur Neoangiogenese führt (Wang et al., 2016). MACC1 wurde schon bei einigen Tumoren untersucht und nachgewiesen. Zuallererst wurde der Biomarker beim Kolonkarzinom entdeckt (Stein et al., 2009). Darüber hinaus wurde auch beim Magenkarzinom (Xie et al., 2016), hepatozellulären Karzinom (Shirahata et al., 2011), Adenokarzinom der Lunge (Shimokawa et al., 2011), Ovarialkarzinom (Zhang et al., 2011), Mammakarzinom (Huang et al., 2013), Glioblastom (Yang et al., 2014) und Nierenbeckenkarzinom (Hu et al., 2014) ein Zusammenhang zwischen der MACC1-Expression und einer schlechten Prognose für den Patienten beobachtet. Für einige Karzinome hat sich MACC1 als zuverlässiger prognostischer Marker herausgestellt, wie z.B. für das Auftreten von Metastasen und das Therapieansprechen beim Kolonkarzinom (Stein, 2013). Sein klinischer Nutzen muss jedoch erst noch bewiesen werden. Für das Blasenkarzinom liegen bisher keine Untersuchungen für die Assoziation zwischen der MACC1 Expression und der Prognose vor. 13
Einleitung 7. CX3CL1 Das Chemokin (C-X3-C motif) ligand 1 (CX3CL1), auch Fraktalkine genannt, gehört zur Zytokinuntergruppe CX3C. Die Untergruppen unterscheiden sich jeweils in der Anzahl der Aminosäuren zwischen dem Zysteinrest und der Primärstruktur (Luster, 1998). Das Gen für CX3CL1 liegt auf Chromosom 16q13, in der Promotorregion liegen außerdem Bindungsstellen für die Transkriptionsfaktoren nuclear faktor „kappa-light-chain-enhancer“ of activated B-cells (NF-кB), STAT1, AP-1 und p53, welche somit auch Einfluss auf die Expression von CX3CL1 haben (Liu et al., 2016). Das Besondere an diesem Zytokin ist, dass es einen muzinartigen Stiel besitzt, an dessen oberen Ende die Chemokindomäne lokalisiert ist, während sich am anderen Ende eine einzelne Transmembranregion mit einem C-Terminus befindet. Außerdem kann es sowohl zellgebunden als auch gelöst vorkommen (Bazan et al., 1997). Das Chemokin kann durch inflammatorische Stimuli, wie TNF-α über den NF-кB-Signalweg induziert werden. Es kann jedoch auch autoregulatorisch die Induktion durch Pertussis-Toxin-sensitive G-Proteine beeinflussen (Chandrasekar et al., 2003). Das Protein wird von Endothelzellen exprimiert und an deren Zellmembran gebunden (Bazan et al., 1997), nun kann eine proteolytische Abspaltung durch Metalloproteinasen, wie die A disintegrin and metalloproteinase 10 (ADAM10), erfolgen, so liegt CX3CL1 dann in seiner löslichen Form vor (Hundhausen et al., 2003). CX3CL1 als Transmembranprotein bindet an den G-Protein gekoppelten, 7 Transmembran- Rezeptor CX3CR1 und fungiert so als integrinunabhängiges Adhäsionsmolekül für Leukozyten (Imai et al., 1997). In gelöster Form hingegen hat CX3CL1 eine chemotaktische Funktion und bewirkt die Migration von Monozyten und T-Lymphozyten (Bazan et al., 1997). CX3CL1 hat jedoch auch direkten Einfluss auf Tumorzellen. So wird beim Lungenkarzinom durch die Bindung von CX3CL1 an CX3CR1 der Src/ Focal adhesion kinase (FAK)-Signalweg aktiviert, welcher die Tumorzellmigration und –invasion beeinflusst (Liu et al., 2018). Der gleiche Effekt wird durch den Transforming growth factor- α (TGF-α)/ Epidermal growth factor receptor (EGFR)-Signalweg erzielt. Auch dieser wird durch CX3CL1 aktiviert, wie Tang et al. beim Prostatakarzinom zeigten. Durch den Signalweg wird die Epithelial-mesenchymale Transition (EMT) gefördert, welche eine wichtige Grundlage für die Metastasierung ist (Tang et al., 2016). Auch der PI3K/ Akt-Signalweg wird durch CX3CL1 aktiviert, der eine antiapoptotische Funktion hat (Shulby et al., 2004). Durch die Beeinflussung von Immun- und Tumorzellen spielt CX3CL1 so eine wichtige Rolle bei verschiedenen entzündlichen Erkrankungen und Tumorentitäten. So zeigten Lucas et al., dass CX3CL1 und sein Rezeptor zur Entstehung von Atherosklerose beitragen, indem sie die Migration von glatten Muskelzellen und Leukozyten fördern (Lucas et al., 2003, Schulz et al., 2007). Auch bei Rheumatoider Arthritis spielt das Chemokin eine Rolle: 14
Einleitung Zum einen sorgt es für die Adhäsion von Leukozyten, zum anderen fördert es die Angiogenese (Volin et al., 2001). Für die Krebserkrankungen hat CX3CL1 eine widersprüchliche Bedeutung. Auf der einen Seite unterstützt es die antitumorale Immunität, indem es natürliche Killerzellen (NK) anlockt, die eine zytotoxische Funktion haben (Guo et al., 2003). Auf der anderen Seite wurde bei einigen Tumorarten eine Assoziation zwischen CX3CL1 und einer schlechten Prognose gefunden. Wie zum Beispiel beim Kolonkarzinom, da CX3CR1-exprimierende Makrophagen durch Angiogeneseinduktion zur Metastasierung beitragen (Zheng et al., 2013). Generell wurde CX3CL1 schon bei vielen Tumoren wie dem kolorektalen Karzinom (Erreni et al., 2016), dem Prostatakarzinom (Shulby et al., 2004), dem hepatozellulären Karzinom (Matsubara et al., 2007) und dem klarzelligen Nierenzellkarzinom (Yao et al., 2014) nachgewiesen. Auf die Assoziation der CX3CL1-Expression mit der Prognose wird in der Diskussion eingegangen. Beim Harnblasenkarzinom wurde das CX3CL1-Protein jedoch noch nicht untersucht. Abbildung 1: Protein CX3CL1 Membrangebundenes und gelöstes CX3CL1-Protein, modifiziert nach Liu et al., 2016 15
Aufgabenstellung II. Aufgabenstellung Das Harnblasenkarzinom ist vor allem bei Männern eine der häufigeren Tumorentitäten. Es liegt bei den Männern an der vierten Stelle und bei Frauen an der neunten Stelle der malignen Tumorerkrankungen. Bei jedem vierten betroffenen Mann und jeder dritten betroffenen Frau ist der Tumor bei Diagnosestellung bereits in die Blasenmuskulatur eingewachsen (Robert Koch Institut 2016). Aufgrund der relativ hohen Inzidenzrate, die aber gleichzeitig mit einer eher niedrigen Sterberate einhergeht, ist es wichtig, Patienten mit einem aggressiven Verlauf frühzeitig zu identifizieren. Bisher dienen als Prognosefaktoren das Alter des Patienten, die TNM-Klassifikation sowie der Resektionsstatus (Deutsche Krebsgesellschaft, 2016). In der S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms wird bisher kein molekularer Marker mit signifikanter Bedeutung beschrieben. Molekulare Marker werden eher zum Nachweis einer urothelialen Differenzierung genutzt (Deutsche Krebsgesellschaft, 2016). Umso wichtiger ist es, neue Marker zu erforschen, die zur Identifizierung aggressiver Tumoren mit Metastasierungspotential dienen können, damit Risikopatienten frühzeitig erkannt und mit einer individuellen Therapie versorgt werden können. Inflammatorische Chemokine spielen eine große Rolle in der Tumorentwicklung und Metastasenentstehung (Borsig et al., 2014). Deshalb versucht man neue Therapieansätze in der Krebstherapie zu finden, um die Chemokin/ Chemokinrezeptor-Achse zu kontrollieren. So wurde zum Beispiel Mogamolizumab entwickelt, ein monoklonaler Antikörper gegen den CCR4-Rezeptor, welcher gute Erfolge in der Therapie der adulten T-Zell-Leukämie gezeigt hat (Ishida et al., 2017). Beim Harnblasenkarzinom wurden in der Immuntherapie bisher Erfolge mit Checkpoint- Inhibitoren wie z.B. Nivolumab gesehen, die den PD-L1-Signalweg blockieren und so zur Bildung zytotoxischer T-Zellen beitragen, die den Tumor bekämpfen sollen (Hakenberg, 2017, Pardoll, 2012). Unsere Studie hat zum Ziel, die Chemokine CCL2 und CX3CL1 sowie den Metastasierungsmarker MACC1 bezüglich ihrer Eignung als prognostische Marker beim Harnblasenkarzinom zu untersuchen und ihre klinische Relevanz zu bestimmen. 16
Material und Methoden III. Material und Methoden 1. Histologisches Matetrial und Patientenkollektiv Insgesamt wurden 95 Proben von Patienten mit muskelinvasivem Harnblasenkarzinom im Zeitraum 1998 bis 2010 untersucht, welche in kurativer Intention mit einer radikalen Zystektomie inklusive bilateraler pelviner Lymphadenektomie behandelt wurden. Die Untersuchung wurde mittel standardisiert erstellter Tissue Microarrays (TMA) durchgeführt. Dazu wurden von jeder Patientenprobe zwei Proben aus dem Tumorzentrum (Z) und zwei Proben aus der Invasionsfront (IF) gestanzt. Alle Patienten wurden aufgeklärt und gaben daraufhin ihr Einverständnis, dass die Gewebeproben der Forschung zur Verfügung gestellt werden (Informed Consent). Das mittlere krankheitsspezifische Überleben nach dieser OP betrug 39 Monate. Zusätzlich erhielten 27 Patienten eine adjuvante platin-haltige Chemotherapie. Das Patientenkollektiv gliederte sich in 69 männliche und 26 weibliche Patienten, das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Chemotherapie betrug 70 Jahre mit einer Spannweite von 41 bis 88 Jahren. Bei 73 der Patienten konnte eine R0-Resektion durchgeführt werden, die übrigen 22 Patienten wurden R1 reseziert. 90 Patienten wiesen ein G3 Karzinom auf, die restlichen 5 ein G2 Karzinom (nach dem Grading von 1973). Außerdem lag bei 69 Patienten zusätzlich ein CIS vor. Der T-Status setzte sich aus 23 pT2-Stadien, 52 pT3-Stadien und 20 pT4-Stadien zusammen. Außerdem lagen 87 Daten zum Lymphknotenbefall vor, davon 58 pN0-Stadien, 9 pN1-Stadien und 20 pN2-Stadien. Über den M-Status lagen keine Daten vor. Der histologische Typ war zumeist ein Urothelkarzinom, lediglich eine Probe wies ein Adenokarzinom auf, eine weitere einen neuroendokrinen Tumor. Eine Übersicht über das Patientenkollektiv zeigt Tabelle 2. 17
Material und Methoden Tabelle 2: Charakterisierung des Patientenkollektivs Variable Charakterisierung des Patientenkollektivs Gesamtzahl n 95 - männlich 69 - weiblich 26 Alter in Jahren 70 (Mittelwert) (41-88) Mittleres Überleben nach CX in Monaten 39 Patienten mit adjuvanter CTx 27 R0 73 R1 22 G2 5 G3 90 CIS 69 pT2 23 pT3 52 pT4 20 pN0 58 pN1 9 pN2 20 M-Status Keine Angaben 18
Material und Methoden 2. Methoden 2.1 Herstellung und Liste der verwendeten Lösungen 2.1.1 Herstellung der verwendeten Lösungen Tabelle 3: Herstellung verwendeter Lösungen Lösung Herstellung Tris-EDTA-Pufferlösung 0,605 g Tris 0,186 g EDTA 500 ml Millipore pH 8,5 mittels 1 M HCl titrieren (ca 700µl) Wasch-Pufferlösung Verdünnen 1:10 mit Aqua dest. DAB+Lösung Verdünnen 1:50 mit Substrate-Chromogen 2.1.2 Liste der verwendeten Materialien Tabelle 4: Liste verwendeter Materialien unter Angabe des Herstellers Material Hersteller Xylol Aqua dest. Anti-CCL2 Antikörper Acris Antibodies, San Diego, USA Anti-MACC1 Antikörper Atlas Antibodies, Bromma, Schweden Anti-CX3CL1 Antikörper Novus Biologicals, Cambridge, England Peroxidase-Block DakoCytomation, Hamburg Wasch-Puffer DakoCytomation, Hamburg Antibody Diluent DakoCytomation, Hamburg EnVision+ DakoCytomation, Hamburg DAB+ DakoCytomation, Hamburg Substrate-Chromogen DakoCytomation, Hamburg Hematoxylin Merck KGaA, Darmstadt 19
Material und Methoden 2.1.3 Verwendete Antikörper Für die Markierung des Proteins CCL2 wurde ein monoklonaler Immunglobulin (Ig) G- Antikörper (AK) gegen CCL2 in der Verdünnung 1:1500 verwendet. Der aus der Maus stammende Antikörper ist gegen humanes Gewebe gerichtet und wurde von Acris Antibodies hergestellt. Um das Protein MACC1 darzustellen, wurde ein polyklonaler IgG-AK gegen MACC1 in der Verdünnung 1:25 benutzt. Der Antikörper stammt aus dem Kaninchen und ist gegen humanes Gewebe gerichtet. Hergestellt wurde er von Atlas Antibodies. Das Protein CX3CL1 wurde mit einem polyklonalen, gegen humanes Gewebe gerichteten Antikörper gegen CX3CL1, verdünnt 1:1000, markiert. Der Antikörper wurde aus Kaninchen gewonnen und von Novus Biologicals hergestellt. Eine Übersicht über die Antikörper liefert Tabelle 5. Tabelle 5: Verwendete Antikörper Antikörper Hersteller Antikörpersubtyp Tier Verdünnung Acris Anti-CCL2 Antibodies monoklonales IgG Maus AK 1:1500 Atlas Anti-MACC1 Antibodies polyklonales IgG Kaninchen AK 1:25 Novus Anti-CX3CL1 Biologicals polyklonaler AK Kaninchen AK 1:1000 20
Material und Methoden 3. Herstellung eines Tissue-Microarray Ein TMA erlaubt eine schnelle, parallele Analyse vieler einzelner Gewebsproben unterschiedlicher Patienten. Es wurden formalinfixierte, in Paraffin eingebettete Gewebeproben (FFPE) in Hämatoxylin- Eosin-Färbung ausgewählt, die eine gut begrenzte Invasionsfront des Tumors ohne nekrotische oder entzündliche Anteile vorwiesen. Zunächst wurden die Proben gescannt (Panoramic P250, 3DHistech, Ungarn) und die zu stanzenden Areale markiert (Panoramic viewer v15.1.). Dabei wurde darauf geachtet, dass die Stanzen aus dem Tumorzentrum einen möglichst hohen Anteil an Epithel im Vergleich zum Stroma haben, während bei den Stanzen aus der Invasionsfront eine Probe 50% Epithel und 50% Stroma enthielt (Nolte et al., 2017). Anschließend wurden 4 Gewebestanzen mit einem jeweiligen Durchmesser von 1 mm gezielt mit einem automatischen Tissue-Microarrayer (TMA Grandmaster, 3DHistech, Ungarn) entnommen, zwei aus dem Tumorzentrum und zwei aus der Invasionsfront (Eckstein et al., 2018). Die ausgestanzten Gewebezylinder wurden auf einem Paraffinblock zusammengesetzt. Schnittpräparate hiervon konnten nun mittels Immunhistochemie untersucht werden. 21
Material und Methoden 4. Immunhistochemie 4.1 Grundlagen der Immunhistochemie Die Immunhistochemie ist eine Methode zum Nachweis von bestimmten Gewebestrukturen bzw. Proteinen unter Verwendung von Antikörpern. Sie wird vor allem in der Tumorbeurteilung eingesetzt, so z.B. in der Tumordiagnostik für die differentielle Identifizierung des Tumors und für die Beurteilung der Prognose mithilfe der Aggressivität des Tumors. Aber auch ein direkter Erregernachweis ist mit der Immunhistochemie möglich. Man nutzt die Antigen-Antikörper-Reaktion und stellt diese mithilfe einer Farbreaktion dar. Die Antikörper werden aus Versuchstieren gewonnen, der modifizierbare Teil (Fab) sollte möglichst spezifisch auf das Epitop passen. An den Antikörper ist ein Farbstoff oder ein Enzym gekoppelt, die bei der Bindung des Antikörpers an das Antigen eine farbliche Veränderung zeigen. So lässt sich auch das Kompartiment der Zelle bestimmen, in dem das gesuchte Antigen vorhanden ist. Man unterscheidet zwischen der direkten und der indirekten Methode. Bei der direkten Methode ist der Primärantikörper schon mit dem Enzym oder Farbstoff konjugiert und löst somit eine Farbreaktion nach Zugabe eines Substrats aus. Bei der indirekten Methode werden unkonjugierte Primärantikörper verwendet. Hier benötigt man zusätzlich einen konjugierten Sekundärantikörper, der an den Primärantikörper bindet, erst dann kann durch eine Reaktion des zugegebenen Substrats mit dem an den Sekundärantikörper gekoppelten Enzym oder Farbstoff der Immunkomplex sichtbar gemacht werden. Der Vorteil der indirekten Methode ist, dass mehrere Sekundärantikörper an einen Primärantikörper binden können und es somit zu einer Signalamplifikation kommt. Diese führt zu einer Erhöhung der Sensitivität (Lang, 2013). 22
Material und Methoden 4.2 Beispiel für immunhistochemische Nachweismethoden: EnVision-Methode Die EnVision-Methode ist eine indirekte Zwei-Schritt-Methode. Das bedeutet, dass zuerst unkonjugierte Primärantikörper hinzugefügt werden. Daraufhin folgen die Sekundärantikörper, die über ein Dextran-Gerüst miteinander verbunden sind und einen Komplex mit den Primärantikörpern eingehen. Außerdem befinden sich an dem Konjugat mehrere Merrettichperoxidase-Moleküle (HRP), die bei der Zugabe der Substrat-Chromogen-Lösung eine Farbreaktion zeigen und somit den Immunkomplex nachweisen (Sabattini et al., 1998). Abbildung 2: Darstellung der EnVision-Methode Schema der EnVision-Methode mit Darstellung von Primärantikörpern, Sekundärantikörpern und HRP, modifiziert nach Lang, 2013 23
Material und Methoden 4.3 Nachweisprotokolle Die Proteinfärbungen für CCL2, MACC1 und CX3CL1 wurden alle nach demselben Nachweisprotokoll angefertigt. Zuerst wurden die Schnittpräparate 30 Minuten bei 72°C vorbehandelt, um das Paraffin abzuschmelzen. Dann wurde zwei mal fünf Minuten in Xylol entparaffiniert. Es folgte eine absteigende Alkoholreihe zur Rehydrierung, anschließend wurden die Schnitte in Aqua destillata (Aqua dest.) eingetaucht. Zur Demaskierung der Antikörper wurden die Präparate fünf Minuten mit einem Tris-Ethylendiaminotetraacetat (EDTA)-Puffer erhitzt, danach erneut mit Aqua dest. gespült. Um unerwünschte Hintergrundfärbungen zu vermeiden, wurden die Schnitte zunächst fünf Minuten mit einem Peroxidase-Hemmer behandelt, der die endogene Peroxidase inhibiert. Anschließend wurde für fünf Minuten ein Wasch-Puffer angewendet. Nun erfolgte die eigentliche Färbung. Hierfür wurde zwischen den einzelnen Färbeschritten jeweils eine Anwendung eines Wasch-Puffers für fünf Minuten angewendet. Als erster Schritt wurde eine 30-minütige Inkubation mit dem Primärantikörper durchgeführt, darauf folgte eine 30-minütige Inkubation mit dem Sekundärantikörper und eine 10-minütige Inkubation mit der Substrat- Chromogen-Lösung 3.3.Diaminobenzidintetrahydrochlorid (DAB) für die Visualisierung. Anschließend wurde mit Aqua dest. gespült. Nun wurde eine Minute mit Hämatoxylin gegengefärbt. Als letzter Schritt erfolgte das Waschen mit Leitungswasser. 24
Material und Methoden 5. Histologische Auswertung 5.1 Histologische Auswertung der Proteine MACC1 und CX3CL1 Die TMAs der Proteine MACC1 und CX3CL1 wurden mit dem Immunreaktiven Score (IRS) nach Remmele und Stegner (Remmele und Stegner, 1987) eingeteilt. Dieser beurteilt zum einen die Intensität der Färbung. Hier werden Werte von 0 bis 3 vergeben, wobei 0 keiner Färbung, 1 einer schwachen Färbung, 2 einer mittelstarken Färbung und 3 einer starken Färbung entspricht. Zum anderen wird die Prozentzahl der gefärbten Tumorzellen ermittelt. Hier werden wie folgt Punkte vergeben: 0 Punkte für 0%, 1 Punkt für 1-9%, 2 Punkte für 10 bis 50%, 3 Punkte für 51 bis 80% und 4 Punkte für mehr als 80%. Diese Punktzahl wird mit dem Färbegrad multipliziert, so erhält man den IRS. Hierfür ergeben sich dann folgende Werte: 0, 1, 2, 3, 4, 6, 8, 9 und 12 (siehe Tabelle 6). Da man für jede Lokalisation (Zentrum und Invasionsfront) je zwei Stanzen entnimmt, wird der Mittelwert der beiden IRS bestimmt. Tabelle 6 zeigt die Einteilung der IRS nach Remmele und Stegner. Tabelle 6: Einteilung der IRS nach Remmele und Stegner Keine Schwache Mittelstarke Starke Farbreaktion=0 Farbreaktion=1 Farbreaktion=2 Farbreaktion=3 0% gefärbt=0 0 0 0 0 ≥1 bis 50 bis ≤80% 0 3 6 9 gefärbt=3 >80% gefärbt=4 0 4 8 12 25
Material und Methoden 5.2 Histologische Auswertung des Proteins CCL2 Bei der Auswertung der TMA des Proteins CCL2 wurden die Immunzellen anstelle der Tumorzellen betrachtet. Es wurde die Anzahl der gefärbten Immunzellen in Bezug auf die Tumorfläche in Prozent angegeben. Die Intensität wurde hierbei vernachlässigt. Auch hier wurde der Mittelwert der beiden prozentualen Anteile jeweils für Zentrum und Invasionsfront bestimmt. 6. Statistische Auswertung Für die statistische Auswertung wurde das Softwareprodukt SPSS-Statistics benutzt. Mithilfe der Korrelationen nach Spearman wurden zunächst die bivariaten Korrelationen zwischen den ermittelten IRS, bzw. dem prozentualen Anteil der Proteine und den jeweiligen klinischen Daten wie dem Überleben, dem tumorspezifischen Überleben und der Metastasierung, sowie den pathologischen Daten wie dem Lymphknotenstatus, dem R-Status und dem T-Status berechnet. Außerdem wurden die bivariaten Korrelationen der IRS, bzw. des prozentualen Anteils der Proteine untereinander betrachtet. Hierbei wurden p-Werte
Ergebnisse IV. Ergebnisse 1. CCL2 Proteinnachweis 1.1 Auswertung der immunhistochemischen Nachweise von CCL2 95 Färbungen wurden immunhistochemisch für das Protein CCL2 ausgewertet. Sowohl im Tumorzentrum als auch in der Invasionsfront lag eine zytoplasmatische perinukleäre Färbung der Immunzellen vor. Es wurde von jeweils zwei Schnitten für Invasionsfront und Tumorzentrum der prozentuale Anteil der gefärbten Immunzellen am Tumorgewebe bestimmt und so der Mittelwert für jede Lokalisation gebildet. Außerdem wurde noch ein gemeinsamer Wert für Invasionsfront und Zentrum berechnet. Im Falle eines nichtauswertbaren Schnittes (N.A.) wurde beim Berechnen des Durchschnittes der jeweils andere Wert als Mittelwert genommen. Tabelle 7 fasst die ermittelten prozentualen Anteile zusammen. 27
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