SWG Der Stadt zuliebe - Sandra Selg - Stadt Speyer

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             SWG
Der Stadt zuliebe

   Sandra Selg
SWG Der Stadt zuliebe - Sandra Selg - Stadt Speyer
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Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
lieber Stadtrat,
liebe Bürger der Stadt Speyer,
liebe Interessierte am Thema Haushalt,

zu Beginn Ihrer Haushaltsrede Herr Oberbürgermeister Eger, erwähnten Sie, dass
Sie in den letzten Jahren Sisyphus und Murmeltier bemüht haben, um bildhaft die
Situation der Haushaltsaufstellung zu beschreiben.

In der Speyerer Wählergruppe lassen wir uns hingegen von drei Kriterien leiten.

   1. Ist dieser Haushalt gut für die jetzige Bevölkerung und für die nächsten
      Generationen?
   2. Sind die Entscheidungen, die getroffen werden mit dem gesunden
      Menschenverstand nachvollziehbar und werden der Stadt zuliebe umgesetzt?
      Sapere aude – wage weise zu sein, ein Zitat von Horaz, von Kant in der
      Aufklärung weitergeführt in „habe Mut dich deines Verstandes zu
      bedienen.“ sollte hier leitend sein.
   3. Werden die Pflichten erledigt, bevor wir mit der Kür beginnen? Dazu gehört
      auch mehr Management in der Verwaltung.

Lassen Sie uns diese drei Kriterien beleuchten:

Wenn man mit Geld das man nicht hat, Dinge anschafft, die man nicht braucht um
Leute zu beeindrucken, die nie nach diesen Dingen gefragt haben, dann ist das nicht
ein Kennzeichen des Wohlstandes um mit Alexander von Humboldt zu sprechen,
sondern ein Kennzeichen von Ignoranz und Geldverschwendung.
Ein Beispiel sei genannt, dass ein Weg entlang am Adenauerpark für 200.000 EUR
geführt werden soll, denn niemand wollte und bis jetzt konnte mir auch noch niemand
erklären wofür er benötigt wird. Dies steht für eine fehlende Haushaltsdisziplin.
Sapere aude, appellieren wir deshalb an diesen Rat, Sie, wir sind das gewählte
Gewissen der Stadt, wir sind aufgefordert, genauso wie die Bürger, sich seines
Verstandes zu bedienen und auch eine klare Kante zu zeigen, auch wenn exakt
diese 200.000 EUR zu 90% vom Land gefördert sind.

Ein Wort zur Frischküche – wir setzen uns für die Frischküche für Kinder ein,
allerdings unter dem Aspekt, dass keine Betreuungsplätze wegfallen. Erst die Pflicht,
dann die Kür!

Die Bundesfinanzen stehen ordentlich da und wir tagen auf dem Schuldenberg, der
Stand Dezember 2016 190 Millionen Euro hoch ist. Wenn wir die Schulden von
Stadtwerken, GEWO und Entsorgungsbetrieben in Höhe von 90 Millionen Euro
dazurechnen, sehen wir die Verschuldung des öffentlichen Gesamthaushalts der
Stadt Speyer und unser Berg wächst auf stattliche 280 Millionen Euro an.
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Davon sind rund 25 Millionen Euro in den Jahren 2011 bis 2016 dazugekommen,
die auf Ihr Konto, Herr Eger, gehen. Wenn das Ihr Plan war, sehr geehrter Herr
Eger, dann sehen wir Ihrer Kandidatur für eine zweite Amtszeit mit Sorge entgegen.

                                                                Schulden des
                                                  Schuldenberg
                       Schuldenberg    Sonstige                 gesamten               Schulden
                                                  Amtszeit Eger
Jahr   Kernhaushalt    Amtszeit Eger   (u.a. SWS,               öffentlichen           öffentlichen
                                                  bei SWS, EBS,
                       Kernhaushalt    EBS, GEWO)               Bereichs der           Bereich
                                                  GEWO
                                                                Stadt Speyer
2010    167.403.000€                     88.099.000€                    255.502.000€
2011    169.848.000€      2.445.000€     87.900.000€      -199.000€     257.748.000€     2.246.000€
2012    176.825.000€      6.977.000€     86.385.000€     -1.515.000€    263.210.000€     5.462.000€
2013    176.209.000€       -616.000€     84.550.000€     -1.835.000€    260.759.000€    -2.451.000€
2014    179.383.000€      3.174.000€     84.709.000€        159.000€    264.092.000€     3.333.000€
2015    176.385.000€     -2.998.000€     82.762.000€     -1.947.000€    259.147.000€    -4.945.000€
2016    189.600.000€     13.215.000€     90.600.000€      7.838.000€    280.200.000€    21.053.000€
                         22.197.000€                     2.501.000€                     24.698.000€

Nach § 93 Gemeindeordnung ist der Haushalt in jedem Haushaltsjahr in Planung und
Rechnung auszugleichen. Die Verpflichtung zum Ausgleich des Haushalts gilt
grundsätzlich auch für die Planungsdaten. Die Nichtbeachtung der Verpflichtung,
den Haushaltsplan jährlich auszugleichen, ist eine Rechtsverletzung, die
Maßnahmen der Aufsichtsbehörde rechtfertigt.

Im Ergebnishaushalt haben Sie uns für das Jahr 2016 ein Rechnungsergebnis von
minus 6,5 Millionen Euro aufgebürdet, für das Jahr 2017 in der Planung ein Minus
von 9,9 Millionen Euro, womit der Gipfel des Schuldenbergs noch nicht erreicht war,
denn für das kommende Haushaltsjahr - mit dem vorliegenden Haushaltsplan –
muten Sie unserer Stadt sage und schreibe ein Minus von 19 Millionen Euro zu.
Ihnen, sehr geehrter Herr Eger, die Finanzen der Stadt Speyer anzuvertrauen
ist so, als hätte man Graf Dracula zum Direktor einer Blutbank bestellt.

                           Rechnungsergebnis 2016           Plan 2017             Plan 2018
Jahresergebnis                         -6.516.122,00 €      -9.997.855,00 €       -19.262.910,00 €

Sehr geehrter Herr Eger, an der Stelle haben Sie sicherlich Verständnis dafür, wenn
die Speyerer Wählergruppe einem Haushaltsplan, der nach der Gemeindeordnung
eine Rechtsverletzung darstellt, nicht zustimmen wird. Die Speyerer Wählergruppe
sieht sich durch die Entscheidung der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD)
vom 18. Januar 2017 hierin bestätigt. Die ADD hat den Beschluss des Stadtrates
über die Haushaltssatzung der Stadt Speyer für das Haushaltsjahr 2017
beanstandet und gefordert sicherzustellen, dass der auf den freiwilligen
Leistungsbereich entfallende Zuschussbedarf nicht über einen bestimmten
Betrag hinausgeht. Wir sind daher auf die diesjährige Ohrfeige der ADD gespannt,
die im Hinblick auf das saftige Defizit von 19 Millionen Euro heftiger ausfallen wird.
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 Eine weitere Regelung der Gemeindeordnung besagt,           Jahr   Eigenkapital am 1.1.
 dass die Stadt sich nicht überschulden darf. Sie ist        2011       62.288.025,46€
                                                             2012       53.867.436,09€
 überschuldet, wenn in der Bilanz ein „nicht durch
                                                             2013       58.631.194,28€
 Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag“ auszuweisen ist. Nach    2014       56.837.494,21€
 dem von Ihnen vorgelegten Haushaltsplan tritt die           2015       47.243.966,58€
 Überschuldung unserer Stadt im Laufe des Jahres 2019        2016       48.472.117,94€
 ein. Auf Seite 55 des Vorberichts zum Haushaltsplan wird    2017       41.955.995,97€
 zum 1. Januar 2020 des Eigenkapital unserer Stadt           2018       31.958.140,97€
                                                             2019       12.695.230,97€
 aufgebraucht sein. Während Ihrer Amtszeit haben Sie Herr
                                                             2020        -5.607.399,03€
 Eger fast 50 Millionen Eigenkaptal der Stadt Speyer
 verbraucht.

An dieser Stelle frage ich mich lieber Kollege Michael Wagner, in welchem Haushalt
OB Hansjörg Eger – jetzt folgt ein Zitat aus der Rheinpfalz vom 9.12.2017 –
                            „ein vorzüglicher Haushälter“
ist. Der städtische Finanzhaushalt kann es ja nun nicht sein.
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Zum Thema Eigenkapital – ich zitierte Peter Eichhorn, „Mehr Management im
öffentlichen Dienst“: „Für den Ausweis des Eigenkapitals und seiner Untergliederung
und Veränderungen in der Bilanz dürften sich die Medien interessieren, wenn
spektakuläre Wachstums- oder gravierende Schrumpfungsprozesse erkennbar
werden...“ wenn das kein spektakulärer Schrumpfungsprozess ist, dann weiß ich
auch nicht: Im Jahr 2020 haben wir unser Eigenkapital vernichtet.

Ich frage Sie, wofür wurde das Geld ausgegeben? Wo können sich die Bürger ein
Bild davon machen, wo ihr Geld investiert wurde? Nun gut, es gibt ein Lesegärtchen,
einige Fahrradverleihstationen und es werden sich viele Planungs-, Beratungs- und
Gutachterbüros über die vielen Gutachten und Expertisen freuen, die Sie in den
letzten Jahren in Auftrag gegeben haben. Aber sonst ist nicht viel Gutes passiert:

•   Im Oktober 2015 beschloss der Stadtrat ein „Integratives Stadtmarketingkonzept“
    als Grundlage für künftige Kommunikations- und Marketingmaßnahmen. Die
    Weiterentwicklung Speyers soll in neun definierten und ausgearbeiteten
    Handlungsfeldern erfolgen. Als erstes Ergebnis wurde für das zukünftige
    marketingorientierte Handeln der Stadt ein neues Stadtlogo geschaffen, welches
    nach erheblichen Bürgerprotest im Sommer 2016 krachend an die Wand
    gefahren ist. Hier wurde viel Aufwand produziert und Geld ausgegeben und am
    Ende platzt die Blase. Wir sind der Meinung, bevor Sie nach den Sternen greifen,
    sollten Sie erst die kleinen Dinge vor der Haustür in Ordnung bringen. Dazu
    empfehlen wir die Lektüre des Rheinpfalz-Artikels vom 9.12.2017 „Ärger um Müll
    und Toiletten“. Für die Speyerer Wählergruppe beginnt hier das Stadtmarketing
    und erschöpft sich nicht in der Erstellung von neun oder zehn Punkteplänen. In
    diesem Zusammenhang fällt mir Philip Manow ein. Der Professor für
    Politikwissenschaft der Universität Bremen hat in seinem Buch „Die zentralen
    Nebensächlichkeiten der Demokratie – von Applausminuten, Föhnfrisuren und
    Zehnpunkteplänen“, den Zehnpunkteplan als politische Entscheidungssimulation
    und Inkompetenzkompensation bezeichnet. Das erinnert mich jetzt sehr an die
    neun Handlungsfelder des Stadtmarketings.

•   Die „Tourismusstrategie Speyer 2020“ wurde vom Stadtrat am 28. Juni 2012
    beschlossen, umfasst vier Handlungsfelder und zehn Leitprojekte, von denen
    man seitdem nicht mehr viel gehört hat. Mit Ausnahme des Leitprojekts 10, die
    Entwicklung einer stabilen Tourismusfinanzierung. Hier soll nun ein freiwilliger
    Fremdenverkehrsbeitrag eingeführt werden. Sehr geehrter Herr
    Oberbürgermeister, dieser Versuch zur Einführung eines
    Fremdenverkehrsbeitrags wirkt hilflos und charakterisiert die Kommunalpolitik der
    letzten Jahre. Lokalredakteur Stefan Keller der Rheinpfalz überschrieb einen
    Kommentar zum gleichen Thema mit: „Bis jetzt nur Worte“.
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•   Obwohl ein Bauträger ernsthaftes Interesse an der „Reithalle“ auf dem Normand-
    Gelände gezeigt hat, ist es nicht gelungen, für die Immobilie ein vernünftiges
    Nutzungskonzept zu entwickeln. Seit Jahren liegt die Halle brach und die
    Bausubstanz wird nicht besser.

•   Architekten, Projektentwickler, Bauträger haben sich in letzter Zeit mehrmals
    öffentlich beschwert, dass
        o die Bearbeitung der Baugenehmigungen zu langsam sei,
        o der Denkmalschutz übertrieben werde und
        o die Mitarbeiter der Stadtplanung für Gespräche nur schwer erreichbar
            seien.
    Sehr geehrter Herr Eger, als Baudezernent tragen Sie hierfür die Verantwortung
    und müssen sich fragen lassen, was unternommen wurde, um die Missstände zu
    beseitigen.

•   Inzwischen beanstandet auch der Bau- und Planungsausschuss die
    mangelhaften Vorlagen und gibt diese zur Nachbesserung an Ihre Verwaltung
    zurück. Im Jahr 2003 hat sich die PM-International AG mit einem Logistikzentrum
    und zugehörigen Büros im Gewerbegebiet Schlangenwühl Nord „An der
    Hofweide“ niedergelassen. Aufgrund der sehr positiven
    Unternehmensentwicklung bestehen Erweiterungsabsichten. Allerdings werden
    hierzu die im Gewerbegebiet noch vorhandenen Flächen nicht ausreichen,
    sodass Sie auf eine Ausgleichsfläche ausweichen wollten. Diese
    Ausgleichsfläche wurde einst geschaffen, um Eingriffe in Natur und Landschaft im
    Rahmen des Teilbebauungsplan 013N vom 9.11.1995 auszugleichen. Jetzt soll
    auch diese Fläche wieder versigelt werden. Zurecht hat daher der Ausschuss Ihre
    Vorlage zurückgewiesen, da ein Teil der dort gepflanzten 6.000 Bäume und
    Sträucher dem Bauvorhaben weichen müssen, ohne dass eine Alternative
    feststand. Eine Kompensation im räumlich und funktionalem Zusammenhang
    wäre nicht möglich, sondern lediglich eine Verbesserung von Natur und
    Landschaft an anderer Stelle. Dies war handwerklich schlecht gemacht und
    schadet der Fa. PM International.

•   Noch schlechter lief es mit dem Bebauungsplan Nr. 050 „Armensünderweg“.
    Obwohl das Thema bereits einmal zurückgestellt wurde, war es so schlecht
    vorbereitet, dass der Beschluss, der Rat der Stadt Speyer beschließt, den
    Bebauungsplan Nr. 050 “Armensünderweg” aufzustellen, am 5.9.2017 vom Bau-
    und Planungsausschuss mit 0 Ja-Stimmen, 8 Nein-Stimmen und 6 Enthaltungen
    abgelehnt wurde. Dies sind keine vertrauensbildenden Maßnahmen unter Ihrer
    Federführung aus dem Stadthaus. Weitere Ausführungen hierzu verkneife ich mir
    jetzt aber.

•   Die Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes wartet seit Jahren auf den
    dringend benötigten Neubau.
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•   Die Feuerwehrleute warten ebenfalls seit Jahren auf eine ordnungsgemäße
    Unterbringung, die überdies gewährleistet, dass sie innerhalb von acht Minuten
    nach der Alarmierung wirksame Hilfe einleiten kann.

•   Keine glückliche Hand haben Sie Herr Eger beim Personalmanagement und der
    langfristigen Bindung wichtiger Mitarbeiter. Mit Frau Welge und Frau Völcker
    haben zwei wertvolle Mitarbeiterinnen das Stadthaus verlassen und mit ihnen ein
    Schatz von Erfahrungswissen. Frau Welge wurde nach ihrem Abschied vom
    Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer über den Klee gelobt und die
    Diakonissenanstalt hat im Wissen über die ausgezeichneten Qualifikationen von
    Frau Völcker rechtzeitig zugegriffen und Frau Völcker nicht nach Freiburg ziehen
    lassen. An dieser Stelle fehlt es scheinbar an Gespür für die Mitarbeiter und wir
    alle wissen, wie wichtig Mitarbeitermotivation für den Unternehmenserfolg ist.

Lassen Sie mich wieder zu den Haushaltsthemen zurückkehren. Mit dem
Konsolidierungsvertrag vom 11.12.2012 haben wir unsere Teilnahme am
Kommunalen Entschuldungsfond – KEF - erklärt. Ziel des KEF in Rheinland-Pfalz ist
es, die Kredite zur Liquiditätssicherung Stand 31.12.2009 ab 2012 in den
kommenden 15 Jahren um zwei Drittel zu reduzieren. Aber was ist inzwischen
geschehen? Obwohl sich die Stadt Speyer im Konsolidierungsvertrag mit dem Land
Rheinland-Pfalz dazu verpflichtet hat, die Liquiditätskredite zu vermindern, sind die
Kredite von 102 Millionen Euro im Jahr 2009, auf 119 Millionen Euro zum Stand
30.9.2017 gestiegen. Sie selbst bezeichnen diese Entwicklung im Vorbericht zum
Haushaltsplan 2018 im Hinblick auf die positive Einnahmeentwicklung in den letzten
Jahren als besorgniserregend.
Die Erkenntnis ist da, ob wo bitte ist das Handlungskonzept. Ich hatte in meiner
letzten Haushaltsrede vorgeschlagen nach dem Beispiel von Neustadt ein
Haushaltskonsolidierungskonzept aufzulegen. Damit hat es Neustadt im rheinland-
pfälzischen Schuldenranking der kreisfreien Städte geschafft, die geringste
Verschuldung aufzuweisen. Offenbar sind Sie der Meinung, dass wir in Speyer ein
Haushaltssicherungskonzept weiterhin nicht benötigen.

Deshalb sage ich noch Mal, dass wir Leistungen,
   -   zu denen wir im Detail gesetzlich nicht verpflichtet sind,
   -   die in einem ungünstigen Kosten-Nutzenverhältnis stehen und
   -   die niemand vermisst,
künftig nicht mehr finanzieren können. Ich erinnere
   -   an den S-Bahn-Haltepunkt Süd,
   -   drei Radverkehrskonzepte,
   -   das wenig ausgelastete Fahrradverleihsystem nextbike,
   -   die schwach frequentierten Buslinien,
   -   das Lesegärtchen,
   -   das renaturierte Woogbachtal,
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   -   das Stadtmarketingprojekt mit dem Glanzstück neues Stadtlogo,
    -  und jetzt ganz neu, die Eingangssituation zum Adenauerpark.
In der Summe zusammen mehrere Millionen. Für die Details verweise ich auf die
Haushaltsreden der Speyerer Wählergruppe der letzten Jahre.

Außerdem hatte ich in meiner letzten Haushaltsrede gefordert, dass neben dem
Konnexitätsprinzip eine gerechte Verteilung der Schulträgerkosten zwischen der
Stadt und dem Landkreis erfolgt. Speyer hat 50.000 Einwohner, der Rhein-Pfalzkreis
150.000. Speyer hat 5 Gymnasien und insgesamt über 4.000 Schüler an
allgemeinbildenden Schulen. Demgegenüber hat der Rheinpfalz-Kreis nur 2
Gymnasien und lediglich 1.900 Schüler an allgemeinbildenden Schulen. Im
Verhältnis der Einwohner zu Gymnasien und Schülern an allgemeinbildenden
Schulen ist eine deutliche Schieflage zu erkennen, denn die Schüler des Landkreises
besuchen die Speyerer Schulen auf unsere Kosten.

                         2016           2017           2018           2019           2020           2021
Gymnasium
                      -727.764,86€   -739.200,00€   -720.935,00€ -1.082.625,00€ -1.086.275,00€ -1.088.645,00€
Kaiserdom
Hans-Purrmann-
                      -872.945,68€ -1.253.555,00€   -892.260,00€    -894.580,00€   -900.610,00€   -902.930,00€
Gymnasium
Friedrich-Magnus-
Schwerd-              -893.208,01€ -1.247.905,00€   -911.365,00€    -918.275,00€   -923.555,00€   -926.995,00€
Gymnasium
Berufsbildende
                     -1.282.920,00€ -1.170.744,61€ -1.360.390,00€ -1.907.010,00€ -1.908.060,00€ -1.913.280,00€
Schule
Integrierte
                     -1.363.541,40€ -1.232.805,00€ -1.358.380,00€ -1.369.410,00€ -1.386.140,00€ -1.376.060,00€
Gesamtschule
Schülerbeförderung    -750.413,78€   -870.530,00€   -632.455,00€    -646.955,00€   -671.955,00€   -696.955,00€
Zusammen             -5.890.793,73€ -6.514.739,61€ -5.875.785,00€ -6.818.855,00€ -6.876.595,00€ -6.904.865,00€

Ich gehe davon aus, dass die Schüler des Landkreises entweder die drei Speyerer
Gymnasien, die Berufsbildende Schule oder die Integrierte Gesamtschule besuchen
und dabei auf unsere Kosten mit dem Schulbus nach Speyer kommen. Für diese
sechs Produkte sind 2017 ein Minus von 6,5 Millionen Euro, 2018 von 5,8 Millionen
Euro und 2019 von 6,8 Millionen Euro veranschlagt.

Gleichzeitig weist unser Haushaltsplan 2018 ein Defizit von fast 20 Millionen Euro
aus.

Im vorliegenden Haushaltsplan sind auf Seite 779 für das Jahr 2017
Zinsaufwendungen von 8.124.500 Euro genannt. Das heißt, die Stadt Speyer zahlt
täglich 22.259 Euro nur an Zinsen. Außerdem sollen nach Ihrer Planung die
Kredite zur Liquiditätssicherung bis zum Jahr 2021 auf den Plan-Wert von
182.593.735,00 Euro ansteigen und wir bekommen bis zum gleichen Jahr in der
Planung nicht einen ausgeglichenen Haushalt, sondern im Gegenteil zweistellige
Millionenbeträge als Jahresverluste.
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Stand der Kredite zur Liquiditätssicherung
  Jahr 2017 (Plan-Wert)                 -124.625.635,00 €
  Jahr 2018 (Plan-Wert)                 -137.589.645,00 €
  Jahr 2019 (Plan-Wert)                 -153.149.415,00 €
  Jahr 2020 (Plan-Wert)                 -166.967.910,00 €
  Jahr 2021 (Plan-Wert)                 -182.593.735,00 €
Haushaltsplan Seite 865.

Demgegenüber schwimmt der Landkreis im Geld. Heinz-Peter Schneider (Grüne) hat
während der Haushaltsberatung im Kreistag laut Rheinpfalz vom 5.12.2017 den
Haushalt als „sauguud“ bezeichnet. Der Landrat konnte nach der Kreistagssitzung
den Kreistag zum Essen in das Restaurant „Vivere“ in Otterstadt einladen... weitere
Anmerkungen erspare ich mir.

Diese Schieflage ist bekannt und ich habe in meinen letzten Haushaltsreden darauf
hingewiesen. Was haben Sie Herr Eger bisher unternommen, um diesen Missstand
zu beseitigen. Waren Sie beim Innenminister und haben ihm erklärt, dass zur
kommunalen Selbstverwaltung auch freiwillige Aufgaben gehören und dass sich die
Finanzausstattung unserer Stadt an einem realistisch ermittelten kommunalen
Finanzbedarf zu orientieren hat. Haben Sie ihm gesagt, dass vor allem die
dynamisch wachsenden Kosten sozialer Leistungen eine hinreichende Ausstattung
mit verlässlichen Steuereinnahmen verlangen und die Finanzausstattung sich am
tatsächlichen Bedarf orientieren muss? Oder haben Sie wenigsten im Städtetag auf
den Tisch geklopft und das Thema zum Tagesordnungspunkt eins gemacht?
Nachdem ich davon nichts gehört habe, muss ich davon ausgehen, dass Sie weiter
lieber Sisyphus und Murmeltier bemühen, um den Zustand zu beschreiben, anstatt
zumindest den Versuch einer Lösung anzugehen.

Zuletzt möchte ich es nicht versäumen nochmals allen zu danken, die an diesem
Haushaltsentwurf mitgewirkt haben, insbesondere der Kämmerei und der gesamten
Verwaltung, aber auch Ihnen liebe Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat, die mit ihrer
ehrenamtlichen Tätigkeit die Beratung erst sinnvoll führen lassen, auch wenn wir in
manchen Fragen unterschiedlicher Meinung sind.
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