Swiss CRM 2013 Einsatz und Trends in Schweizer Unternehmen
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Swiss CRM 2013 Einsatz und Trends in Schweizer Unternehmen Von der Transaktion zur Beziehung. Crossing Borders. Eine Studie von F. Hannich, B. Rüeger, B. Gehring, R. Seiler, L. Comolli, D. Kübler und A. Wüthrich mit Unterstützung der Schweizerischen Post Hauptsponsor Branchenpartner Turning Opportunities into Profit
Management Summary 3 Management Summary Im Rahmen der siebten Durchführung der Trend Aus den Ergebnissen der Untersuchung geht zudem her- studie «Swiss CRM 2013» hat das Institut für Mar vor, dass die befragten CRM-Entscheidungsträger einen keting Management der School of Management steigenden Wettbewerbsdruck verspüren, welche in Ver- and Law der ZHAW Zürcher Hochschule für Ange bindung mit der Generalisierbarkeit der Relationship Mar- wandte Wissenschaften erneut Entscheidungs keting Strategien zu einem zunehmenden Kampf um die träger von Schweizer Unternehmen zum Thema Kunden führen. Der Hyperwettbewerb ist aus Sicht der Customer Relationship Management (CRM) be Unternehmen Realität geworden. fragt. Die diesjährige Studie unterscheidet sich insofern von den Wie bereits in den vergangenen Jahren geben die ersten letztjährigen, als dass nicht nur die Unternehmenssicht ab- drei Kapitel der Studie einen Überblick über die aktuelle gefragt, sondern auch die Kundenperspektive am Beispiel Situation von CRM in den Schweizer Unternehmen. Die von drei teilnehmenden Unternehmen betrachtet wird. Hin- Ergebnisse der Befragung zeigen, dass CRM nach wie vor tergrund dieser Änderung war die Absicht, herauszufin- einen Bedeutungszuwachs verzeichnen kann und die Un- den, inwiefern die Einschätzung der CRM-Verantwortlichen ternehmen immer mehr Budget für ihre CRM-Aktivitäten mit derer der Kunden übereinstimmt. zur Verfügung stellen. Wie erwartet, verlagert sich die CRM-Sichtweise zunehmend weg von der Softwarepers- Anhand der Kundenbefragung werden die Unternehmen in pektive hin zu einem ganzheitlichen Verständnis als ein un- ihrer Annahme bestätigt, dass die Kunden hochzufrieden ternehmensweites Organisations- und Führungsprinzip. sind. Es zeigt sich aber gleichzeitig, dass nur höchste Zu- friedenheitswerte eine zuverlässige Bindung erzeugen, Erneut sehen die Entscheidungsträger einen wichtigen In- wobei eine hohe Zufriedenheit nicht automatisch zur Bin- vestitionsschwerpunkt im operativen Kundenbeziehungs- dung führt. Über ein Drittel der hochzufriedenen Kunden ist management. Als grösste Herausforderungen werden – nicht gebunden. Dennoch ist jeder zehnte Kunde trotz feh- trotz erwartetem Budgetanstieg – fehlende Mittel (Kapital, lender Bindung bereit, als Botschafter des Unternehmens Personal, Zeit) identifiziert. aufzutreten. Im Fokus der diesjährigen CRM-Trends stehen die individu- ellen Kundenbedürfnisse. Dies spiegelt sich darin wider, dass die «Individuelle Betreuung nach Kundenwert» als Top- Trend genannt wird, dicht gefolgt von «Personalisierung/In- dividualisierung». Auch Mobile CRM hat für Schweizer Un- ternehmen inzwischen stark an Bedeutung gewonnen.
Inhalt 5 Inhalt 3 Management Summary 6 1. Studienbeschreibung 1.1. Hintergrund und Ziele der Studie 1.2. Theoretische Fundierung 1.3. Studiendesign 1.4. Befragte Unternehmen und Rücklauf 12 2. Status Quo 2.1. Grosse wahrgenommene Bedeutung von CRM durch Schweizer Unternehmen 2.2. Erfolg geht mit CRM-Verständnis einher 2.3. CRM – Auch in Zukunft eine Investition wert 20 3. CRM-Trends 2013 27 4. Schweizer Unternehmen im Kampf um die Kunden 4.1. Hyperwettbewerb ist aus Sicht der Unternehmen Realität geworden 4.2. Die Studienresultate zeigen: Zufriedene Kunden sind nicht unbedingt treue Kunden 4.3. Customer Experience Management als strategische Waffe im Kampf um die Kunden 4.4. CEM-Modell 49 5. Gap-Analyse: Die Kundenbeziehungen aus Unternehmens- und aus Kundensicht 55 6. Fazit und Ausblick 56 Literaturverzeichnis 59 Abbildungsverzeichnis 60 Autoren der Studie 62 Beteiligte Experten und Autoren der Praxisbeiträge 64 Sponsoren 66 asterstudium Customer Relationship M M anagement
6 1. Studienbeschreibung Swiss CRM 2013 Im Rahmen der siebten Durchführung der Trendstu 1.1. Hintergrund und Ziele der Studie die «Swiss CRM 2013» wurden 279 CRM-Entschei Seit 2003 geniesst CRM sowohl in der Wissenschaft dungsträger über das Kundenbeziehungsmanage wie auch in der Praxis einen anhaltend hohen Stel ment in ihrem Unternehmen befragt. Die Studie lenwert. Ein zunehmend schwieriger Wettbewerb beleuchtet den Status Quo und die Entwicklung von auf Produktebene und ein sich zuspitzender Kampf Customer Relationship Management (CRM) in der um die Kunden sind Faktoren, welche die Bedeu Schweiz. Zum ersten Mal wurden nicht nur die Un tung des Kundenbeziehungsmanagements stetig ternehmen, sondern auch die Endkunden zum The erhöhen. ma CRM befragt. Dadurch kann die Perspektive der Kunden derjenigen der Unternehmen gegenüber Die Trendstudie «Swiss CRM 2013» zeigt den Umset- gestellt werden, was zu neuen und interessanten zungsstand des CRM in Schweizer Unternehmen aller Erkenntnissen führt. Die theoretische Grundlage Branchen auf. Folgende drei Hauptziele werden mit der für die Studienreihe liefert das CRM-Framework Studie verfolgt: der ZHAW. 1) Darstellung des Status Quo und Entwicklung von CRM in Schweizer Unternehmen Frühere CRM-Studien waren stark IT-getrieben. Der IT-Fo- kus ist bis heute in vielen Unternehmen spürbar, wurde aber in verschiedenen Studien (Harding et al., 2003; LaValle und Scheld, 2004) für die hohe Misserfolgsquote von CRM-Projekten verantwortlich gemacht. Aus diesem «Die jährlich durch- Grund sollte CRM aus einem ganzheitlichen Unterneh- mensblickwinkel betrachtet werden. Es ist notwendig, geführte Swiss Kundenstrategie, Prozesse, Organisation und Unterneh- CRM-Studie wird menskultur auf das CRM auszurichten (Roberts et al., 2005). Letztlich können CRM-Initiativen immer nur dann auch international erfolgreich sein, wenn sie von den Mitarbeitenden akzep- (bis nach Nordamerika) immer tiert werden (Brendel, 2000). stärker wahrgenommen.» Die Studie verfolgt das Ziel, einen umfassenden und wirk- Brian Rüeger, Leiter Institut für Marketing Management, lichkeitsgetreuen Überblick über die Sichtweise von CRM, ZHAW School of Management and Law die organisatorische Verankerung, aktuelle Fragestellun- gen und Herausforderungen zu liefern. Die jährliche Durchführung der Trendstudie ermöglicht die Beobachtung der Entwicklung dieser Themen über die Jahre hinweg.
Studienbeschreibung Swiss CRM 2013 7 2) Identifikation und Beobachtung der bedeutends 1.2. Theoretische Fundierung ten CRM-Trends Das ZHAW-CRM-Framework bildet die theoretische Rund um Customer Relationship Management kursieren Grundlage für die Trendstudie. Das Framework ver diverse Trends. Swiss CRM 2013 prüft, welche der zahlrei- steht CRM als unternehmensweit integrierendes chen Trendbegriffe auch tatsächlich in den Unternehmen Organisations- und Führungsprinzip mit zehn Kom Relevanz haben. Durch einen Quervergleich aller bisheri- petenzbereichen. Sowohl in der Theorie als auch in gen Swiss CRM-Studien lässt sich ferner ermitteln, ob der Praxis hat sich das Framework der ZHAW be CRM-Trends wie Mobile CRM, Social Media Marketing währt. oder Kundenwertanalysen nur kurzfristig auf Interesse stossen oder kontinuierlich an Bedeutung gewinnen. An- Um Klarheit über den Begriff «CRM» zu schaffen und einem hand dieser Informationen erfahren Unternehmen, welche ganzheitlichen Unternehmensblickwinkel gerecht zu wer- Themen generell im Trend sind und können die Relevanz den, gilt für die vorliegende Studie die folgende Definition: dieser Themen für ihr eigenes Unternehmen einschätzen. 3) Vertiefte Beleuchtung aktueller CRM-Themen Für ein ausgewähltes CRM-Thema werden vertiefte Analy- Definition von Crm sen durchgeführt. Die Studie erklärt die konkrete Anwen- Integriertes CRM umfasst das systematische Er- dung und schätzt die zukünftige Entwicklung des Themas schliessen und Ausschöpfen von neuen und beste- ein. Dieses Jahr wird Customer Experience Management henden Kunden-, Leistungs- und Mitarbeiterpoten (CEM) genauer unter die Lupe genommen. Es werden ver- tiale zur Schaffung gemeinsamer Werte, dies – wo schiedene Wirkungsbeziehungen überprüft, um Erfolgs- immer möglich und sinnvoll – unter konsequenter faktoren aus Unternehmenssicht zu identifizieren. Zusätz- Nutzung durchgängiger Informations- und Kommu- lich zieht Swiss CRM 2013 auch die Kundenperspektive nikationstechnologien. CRM erfasst alle Massnah- mit ein. Anhand einer Gap-Analyse sollen allfällige Differen- men, die auf eine erhöhte Kundenzufriedenheit ge- zen zwischen den beiden Perspektiven (Kunden vs. Unter- richtet sind. nehmen) ermittelt werden. Übergeordnete Zielsetzung des CRM muss sein, die Fähigkeiten eines Unternehmens sicherzustellen, –– langfristig profitable Kundenbeziehungen aufzubauen (Kundenakquisition), –– im Zeitablauf zu intensivieren (Kunden‑ entwicklung) und –– aufrechtzuerhalten (Kundenbindung). (Rüeger und Hannich, 2010; Stadelmann et al., 2007)
8 Als wissenschaftliche Grundlage für die Studie wird das Frameworks. Somit stellt es eine hervorragende Basis für ZHAW-CRM-Framework verwendet. Dieses Framework, diese praxisbezogene CRM-Studie dar. von der ZHAW in Zusammenarbeit mit den Unternehmen Mummert Consulting und QCi Assessment konzipiert, be- Weitere Informationen und die genaue Beschreibung der trachtet das Kundenbeziehungsmanagement aus Ge- einzelnen Kompetenzbereiche sind auch auf der Website schäftsleitungs- und Entscheidungsträgersicht. Eine Viel- des Instituts für Marketing Management der ZHAW verfüg- zahl von Unternehmen implementierte oder verbesserte bar. www.imm.zhaw.ch/forschung erfolgreich ihre CRM-Strategien mit Hilfe des ZHAW- Abb. 1: Rüeger und Hannich et al., 2010; Stadelmann et al., 2007 ZHAW-CRM-Framework Wettbewerber Innovation Messung der Rentable Unternehmung Wirkungen Unternehmensstrategie Kundenperspektive Analyse und Planung Produktmanagement Kundenmanagement-Aktivitäten Akquisition Entwicklung Retention Organisation und Prozessmanagement Mitarbeiter und Kultur Information und Technologien
Studienbeschreibung Swiss CRM 2013 9 1.3. Studiendesign Auch dieses Jahr wird wieder ein spezielles Trendthema Wie bereits bei den vergangenen Durchführungen genauer beleuchtet, wobei sich das Studiendesign der steht auch in der siebten Realisierung der Trend diesjährigen Studie von der letztjährigen unterscheidet. Die studie Swiss CRM die Ermittlung des Status Quo ganzheitliche Betrachtung des Schwerpunktthemas Cus- des Kundenbeziehungsmanagements in Schweizer tomer Experience Management verlangte zusätzlich zur Unternehmen sowie die Identifikation der bedeu Erfassung der Unternehmenssicht die Befragung von Un- tendsten CRM-Trends im Fokus der Untersuchung. ternehmenskunden. Zu diesem Zweck wurden einzelne Unternehmen aus der Stichprobe angefragt und ihnen die Auf Basis der jährlichen Wiederholung ermöglicht die Stu- Möglichkeit geboten, in Zusammenarbeit mit der ZHAW die Mehrjahresvergleiche und somit die Erfassung relevan- eine Zufriedenheitsanalyse ihrer Kunden durchzuführen. ter Entwicklungstendenzen im Zeitverlauf. Wiederholt wur- de auch die diesjährige Studie von namhaften CRM-Exper- Fragebogeninhalt ten und Praxisvertretern begleitet, welche Cases geliefert Der Inhalt des Fragebogens wurde auf Basis der im Kapitel oder Auswertungen kommentiert haben. Hinzu kommt der 1.1. formulierten Ziele aufgebaut. Den ersten Teil bilden da- Austausch mit den Studierenden und Ehemaligen des be- bei Fragen, welche alljährlich wiederholt werden und einen rufsbegleitenden MAS CRM, der die Chance bietet, beim Überblick über die Entwicklung von CRM in der Schweiz Thema CRM am Puls der Schweizer Unternehmen zu sein bieten. Der zweite Teil der Befragung konzentriert sich auf (siehe auch Vorstellung im Anhang der Studie). das Trendthema Customer Experience Management. Der Fragebogen wird jedes Jahr überarbeitet und mit den neu- Das Studiendesign folgt den zu Beginn formulierten Zielen. esten Entwicklungen bzw. Trendbegriffen ergänzt. Um eine inhaltlich breite Erhebung zu ermöglichen, wurde als Basis der Studie gezielt ein quantitatives Verfahren aus- Die quantitativen Analysen wurden mit der Statistiksoft- gewählt. Zudem wurde darauf geachtet, dass der Frage- ware IBM SPSS Statistics durchgeführt. Signifikante Un- bogen für Unternehmen unterschiedlicher Grössen und terschiede und Zusammenhänge in den Daten wurden bei Branchen geeignet ist. kategorialen Variablen mittels Kreuztabellen und χ2-Tests geprüft, bei intervallskalierten Daten mittels ANOVA-Proze- dur und Regressionsanalyse. Abb. 2: Fragebogenstruktur Aufbau des Fragebogens Status Quo – Bedeutung, Erfolg und Budgets (Kap. 2) – Gesamtverantwortung und Verständnis von CRM – Eingesetzte Software – Themenfokus und aktuelle Herausforderungen Trends – B eurteilung, inwieweit 23 Begriffe im Unternehmen einen relevanten Trend (Kap. 3) darstellen Customer Experience Management – Relevanz (Kap. 4) – Erfassung Unternehmenssicht – CEM-Modell Gap-Analyse – Erfassung Kundensicht (Kap. 5): Die Kundenbeziehungen aus – Gegenüberstellung Kunden- und Unternehmenssicht Unternehmens- und aus Kundensicht – Gap-Analyse
10 1.4. Befragte Unternehmen und Rücklauf Abb. 4: Funktionen der Befragten 1 303 mittlere und grosse Unternehmen wurden te FUNKTIONEN DER ANTWORTENDEN PERSONEN Häufigkeiten in % lefonisch angefragt. Die 279 ausgefüllten Fragebö gen umfassen einen Mix an Unternehmen verschie Geschäftsleitungsebene Inhaber/-in 5,4 % dener Branchen und Grössen. Als Zielpersonen der Geschäftsführung 17,0 % Befragung wurden die Entscheidungsträger im Be Marketing/CRM reich CRM (Inhaber, Geschäftsführende, Marke Leitung Marketing 27,5 % Leitung Verkauf oder Vertrieb 14,9 % ting- oder CRM-Verantwortliche) definiert. Projektverantwortung CRM 3,6 % Leitung Kundenbez. (CRM) 3,6 % Entsprechend den Zielen der Studie bilden mittlere und Andere grosse Unternehmen in der Schweiz die Grundgesamtheit Leitung IT 0,7 % andere 27,2 % der Trendstudie. Dies entspricht Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens CHF 15 Millionen oder min- destens 50 Mitarbeitenden. Von der Befragung ausge- schlossen wurden öffentliche und landwirtschaftliche Be- triebe. Aus forschungsökonomischen Gründen erfolgte die Befragung lediglich auf Deutsch und Französisch. Die Bereitschaft zur Studienteilnahme wurde telefonisch erfragt. Bei positiver Rückmeldung seitens der Unterneh- men wurde ein Link zur Umfrage verschickt. Die nachfol- gende Tabelle stellt die Aufteilung der Stichprobe nach N=279 Unternehmensgrösse, Branchenzusammensetzung und Kundenbasis dar. Die Abbildung 4 zeigt die Funktionen der Antwortenden in ihrem Unternehmen. Abb. 3: Stichprobenzusammensetzung Beschreibung der Stichprobe in % Unternehmensgrösse – Grossunternehmen 45,4 (N=279) – Mittlere Unternehmen 48,3 – Kleine Unternehmen 6,3 Branchenzusammensetzung – CRM-affine Dienstleister 10,5 (N=279) – Andere Dienstleister 24,9 – Verarbeitendes Gewerbe 25,6 – Bau und Bauzulieferer 7,2 – Andere 31,8 Kundenzusammensetzung – Vorwiegend Unternehmenskunden (B2B) 57,1 (N=279) – Vorwiegend Konsumenten (B2C) 20,5 – Unternehmenskunden sowie Konsumenten 22,4
Studienbeschreibung Swiss CRM 2013 11 Bei der Mehrheit (58,9%) der Unternehmen ist die CRM- befragen Unternehmen trägt entweder die Verkaufs- oder Verantwortung auf Geschäftsleitungsebene angesiedelt. Marketingleitung die Verantwortung für das CRM. Nur ge- Dabei liegt die Verantwortung vor allem bei den Firmenin- rade bei etwas mehr als einem Fünftel der befragten Unter- habern oder Geschäftsführenden (25,4%). Bei 40,2% der nehmen sind die Verantwortlichkeiten nicht geregelt. Abb. 5: Ansiedlung CRM-Verantwortlichkeiten CRM-VERANTWORTUNG AUF HOHER STUFE ANGESIEDELT in % 25,4 Geschäftsführung, Firmeninhaber/-in, CEO 15,8 4,7 Leitung Verkauf 14,0 5,7 Leitung Marketing 1,1 3,6 Spezifische CRM-Funktion (z.B. Leiter CRM) 0,4 0,7 Leitung IT 2,2 4,3 Andere Funktion 22,2 Niemand N=279 0 5 10 15 20 25 30 35 Auf Geschäftsleitungsebene Nicht auf Geschäftsleitungsebene
12 2. Status Quo 2.1. Grosse wahrgenommene Bedeutung Abb. 6: CRM-Bedeutung von CRM durch Schweizer Unternehmen BEDEUTUNG VON CRM SO HOCH WIE NOCH NIE Häufigkeiten in % Customer Relationship Management hat bei den Schweizer Unternehmen erneut stark an Bedeu überhaupt nicht wichtig 0,0 % eher nicht wichtig 2,9 % tung gewonnen. Knapp drei Viertel der Befragten teils teils 5,4 % nimmt CRM als sehr wichtig für ihr Unternehmen eher wichtig 16,9 % sehr wichtig 74,8 % wahr. Lediglich 3% der CRM-Verantwortlichen ge ben an, dass CRM für ihr Unternehmen nur von geringer Relevanz ist. Obwohl CRM schon in den letzten Jahren eine Bedeu- tungssteigerung erfahren hat, wird es bei der diesjährigen Umfrage nochmals höher eingestuft. Dementsprechend geben über 90% der CRM-Verantwortlichen der befragten Unternehmen an, dass CRM für ihr Unternehmen «eher wichtig» (16,9%) oder gar «sehr wichtig» (74,8%) ist. Nur N=279 2,9% der Unternehmen stufen die Bedeutung als eher ge- ring ein, «überhaupt nicht wichtig» wird von keinem der Befragten genannt. Ein Vergleich der Bedeutung von CRM über die verschie- 2.2. Erfolg geht mit CRM-Verständnis denen Branchen ergibt, dass ausnahmslos alle befragten einher CRM-affinen Dienstleister dem Customer Relationship Ma- Die CRM-Anstrengungen der Unternehmen schei nagement zumindest eine Teilbedeutung zuordnen. Eben- nen sich bezahlt zu machen, demgemäss wird CRM falls zu erwarten war, dass diese Branche den höchsten von der Mehrheit der befragten Schweizer Unter Anteil der «sehr wichtig»-Antworten auf sich vereint. Die nehmen als erfolgreich wahrgenommen. Nur 13,4% Bedeutung von guten und erfolgreichen Kundenbeziehun- der befragten CRM-Verantwortlichen schätzen ihre gen wird jedoch durch die gesamte Schweizer Wirtschaft CRM-Aktivitäten als eher bis ganz erfolglos ein. erkannt, sodass hier kaum noch Unterschiede feststellbar Klar zu erkennen ist auch, dass diejenigen Unter sind. nehmen, welche CRM als unternehmensweites Or ganisations- und Führungsprinzip verstehen, sich selbst erfolgreicher einschätzen. Viele Unternehmen machen die Erfahrung, dass der Erfolg ihrer CRM-Anstrengungen nur schwer messbar ist. Den- noch beurteilt mehr als die Hälfte der Schweizer Unterneh- men ihre CRM-Aktivitäten positiv. So schätzen 59% der befragten Entscheidungsträger ihre CRM-Anstrengungen als eher bis sehr erfolgreich ein. 13,4% der Unternehmen dagegen beurteilen sie als eher bis überhaupt nicht erfolg- reich. In der Swiss CRM-Studie 2012 (Hannich et al., 2012) zeigte sich, dass viele Unternehmen in Quick-Wins im Be-
Status Quo 13 reich des operativen CRM investieren wollen. Auch wenn sich oft CRM-Massnahmen identifizieren lassen, die schnell «Oft betrachten und einfach Erfolge ermöglichen, macht die notwendige Unternehmen ihre unternehmensweite Vernetzung von CRM ebenso häufig isolierte Massnahmen sinnlos. So ist eine verbreitete Erfah- bisherigen CRM- rung, dass operative Massnahmen nur dann Sinn machen, Anstrengungen nicht wenn gleichzeitig auch die Unternehmenskultur verändert wird. als erfolgreich. Dank analyti- schem CRM können alle Ver- Folgerichtig lässt sich statistisch hochsignifikant zeigen, dass jeweils diejenigen Unternehmen ihren CRM-Erfolg am triebsmassnahmen viel besser höchsten einschätzen, welche die Notwendigkeit zu die- durchgeführt und der Erfolg sem unternehmensweiten Denken und Handeln erkannt haben und CRM in ihrem Unternehmen entsprechend als messbar gemacht werden.» unternehmensweite Aufgabe definieren und leben. Gut die Walter U. Andres, CEO, Advanis AG Hälfte der Schweizer Unternehmen folgt diesem Verständ- nis von CRM. Abb. 8: CRM-Sichtweise CRM – MEHR ALS EINE KUNDEN- VERWALTUNGSSOFTWARE Häufigkeiten in % CRM ist ein unternehmensweites 51 % Organisations- und Führungsprinzip, das alle Massnahmen umfasst, die auf eine verbesserte Kundenorientierung Abb. 7: Erfolg der CRM-Anstrengungen und Kundenzufriedenheit abzielen. DIE CRM-ANSTRENGUNGEN CRM umschreibt Prozessverbesse- 32 % DER SCHWEIZER UNTERNEHMEN rungen, die auf Effizienzsteigerungen ZAHLEN SICH AUS Häufigkeiten in % in den operativen Kundenmanagement- aktivitäten in Marketing, Verkauf und überhaupt nicht erfolgreich 0,8 % Service ausgerichtet sind. eher nicht erfolgreich 12,6 % teils teils 27,6 % CRM bedeutet die unternehmensweite 17 % eher erfolgreich 41,4 % Verknüpfung aller Kundendaten mit Hilfe sehr erfolgreich 17,6 % spezieller Softwarepakete. N=279 N=279
14 Die nachfolgende Abbildung 9 zeigt einen Mittelwertver- (Personal, IT sowie weitere CRM-Aufwände). 39,3% der gleich über die vergangenen Jahre. Daraus wird zum einen Antwortenden rechnen mit keiner Veränderung der zur eine zunehmende Bedeutung, zum anderen ein leicht stei- Verfügung stehenden Ressourcen. gender wahrgenommener Erfolg der CRM-Anstrengungen ersichtlich. Top-Management steht hinter CRM Die CRM-Verantwortlichen wurden direkt gefragt, wo sie 2.3. CRM – Auch in Zukunft eine Investi die grössten Herausforderungen für die Umsetzung eines tion wert effektiven Kundenbeziehungsmanagements in ihrem Unter- Wie schon in den vergangenen Jahren rechnet die nehmen sehen. Für 50,2% der Befragten stellen fehlende Mehrheit der befragten Unternehmen mit steigen Mittel die grösste Hürde bei der Umsetzung von CRM-Initi- den CRM-Budgets. Dennoch sehen die Unterneh ativen dar. Hier ist ein starker Anstieg gegenüber 2012 zu men in den fehlenden Mitteln die grösste Heraus verzeichnen, was auch auf dem aktuellen Stellenmarkt für forderung. Investitionsschwerpunkt ist das operati CRM-Spezialisten erkennbar ist. Dies wurde bereits 2010 in ve CRM, gefolgt von kundenorientierten Produkten der Swiss CRM-Studie festgestellt, als das Gartner Institute und Services. prognostizierte, dass nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit sehr viele CRM-Projekte aus Mangel an qualifizier- Entsprechend der wahrgenommenen Bedeutung prog- ten Mitarbeitern nicht umgesetzt werden können (Hannich nostizieren 19 von 20 Unternehmen eine positive oder zu- et al., 2010). Ebenfalls häufig genannt werden die Heraus- mindest gleich bleibende Entwicklung für das CRM-Bud- forderungen im Umgang mit der Pflege von Kundendaten get. Über die Hälfte der untersuchten CRM-Befragten (40,1%) und das Fehlen von klar definierten CRM-Prozes- erwarten für das kommende Jahr steigende CRM-Budgets sen (39,3%), während fehlende IT-Unterstützung nur noch Abb. 9: Mittelwertvergleiche UNTERNEHMEN SIND POSITIVER STIMMUNG Mittelwerte auf 5er-Skala 2007 2009 2011 2013 2008 2010 2012 5 4,6 4,5 4,4 4,3 4,3 4,2 4,2 4 3,6 3,6 3,6 3,5 3,6 3,5 3,5 3,5 3,5 3,5 3,5 3,4 3,4 3,3 3 2 1 Bedeutung Erfolg Budgets 1 = überhaupt nicht wichtig 1 = überhaupt nicht erfolgreich 1 = stark sinkend 5 = sehr wichtig 5 = sehr erfolgreich 5 = stark steigend
Status Quo 15 in rund jedem zehnten Unternehmen ein Hindernis für er- Abb. 10: Erwartete Entwicklung der CRM-Budgets folgreiches CRM ist. Zudem zeigt sich, dass fehlende Top- ERNEUT HÖHERE BUDGETS ERWARTET Häufigkeiten in % Managementunterstützung kaum noch eine Barriere für die Umsetzung der CRM-Initiativen darstellt. Während im Jahr stark sinkend 0,4 % eher sinkend 4,1 % 2007 noch 25,5% der CRM-Verantwortlichen darin eine gleich bleibend 39,3 % Herausforderung sahen, bewegte sich die Anzahl der Ant- eher steigend 44,4 % stark steigend 11,9 % worten schon letztes Jahr auf tiefen Niveau (11,5%) und wird dieses Jahr wieder bestätigt (12,7%). «Die strategische Bedeutung und der potentielle Mehr- wert des Einsatzes N=279 von CRM-Systemen ist seit Längerem bekannt, was die hohe jährliche Investitionsbe- «Wir sehen in unse- reitschaft widerspiegelt. Trotz- rer täglichen Arbeit, dem weisen die CRM-An- dass zunehmend in strengungen nur bei einer intelligente Kunden- Minderheit der Unternehmen bindungsmassnahmen und signifikante Erfolge im Sinne Loyalitätsprogramme investiert eines messbaren ROI aus. wird. Aufgrund des immer an- Denn oftmals fehlt es an spruchsvolleren wirtschaftli- geeigneten (IT-gestützten) chen Umfeldes werden diese Werkzeugen, um quantitative Investitionen in der Regel vom Bewertungen von CRM- Top-Management initiiert und Massnahmen vornehmen demzufolge auch unterstützt. zu können.» Das war nicht immer so.» Dr. Sandro C. Principe, Member of the Swiss Post Solutions Executive Board Martin Schmid, CMO, Accarda AG
16 Abb. 11: Herausforderungen FEHLENDE MITTEL ALS GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG Mehrfachantworten in % Keine ausreichenden Mittel (Kapital, Personal, Zeit) 50,2 (2012: 39,1) Keine umfassenden und gepflegten Kundendaten 40,1 (2012: 35,6) Keine klar definierten CRM-Prozesse 39,3 (2012: 40,4) Schwierige Messbarkeit des Umsetzungserfolgs 26,6 (2012: 34,9) Fehlende Kundenorientierung in der Kultur 20,2 (2012: 20,9) Zu wenig Verständnis des Kundenverhaltens 16,9 (2012: 20,7) Keine ausreichende IT-Unterstützung 13,5 (2012: 11,5) Fehlende Top-Management-Unterstützung 12,7 (2012: 17,4) N=279 0 10 20 30 40 50 60 «Aus der Erfahrung vieler Kundenprojekte wissen wir, dass erfolgreiche CRM-Projekte die Berück- sichtigung aller wesentlichen Erfolgsfaktoren – Mensch, Prozess und System – erfordern. Ebenso verlangen Kunden eine End-to-End-Betrachtung und Opti- mierung der Kern-Vertriebsprozesse Marketing, Verkauf und Kundenservice. Dies verlangt meist eine Optimierung über die Systemgrenzen hinweg und in der Folge eine Integration von ERP- und CRM-Lösungen. Gerade die Entwicklung im Kundenservice vom Cost- zum Profit-Center verlangt nicht nur technisch durchgängige IT-Geschäftslösungen, sondern auch den Einbezug aller am Serviceprozess beteiligten Mitar- beitenden im Unternehmen und deren Unterstützung bis hin zu Prozess-Apps und mobilen Endgeräten.» Daniel Haas, Managing Director, ACCENTIS Schweiz AG
Status Quo 17 «Es ist auch unsere Beobachtung, dass viele Un- ternehmen ihre wertvollen Kundeninformationen noch in unzähligen, dezentral liegenden Excel-Files haben. Das Potential für eine verbesserte Marktbe- arbeitung alleine durch die Konsolidierung und gemeinsame Nutzung dieser Informationen ist enorm.» Mark Sprauer, Partner, Leiter Kompetenzfeld Market Impact, Abegglen Management Consultants AG Abb. 12: CRM-Software-Nutzung Eigenentwicklungen als Leader bei CRM-Software SPEZIFISCHE CRM-SOFTWARE Ein substantieller Teil der CRM-Investitionen der vergange- IMMER MEHR IM TREND Häufigkeiten in % nen Jahre ist in Software geflossen ist. Dies zeigt sich in Ja 33,7 % der zunehmenden Verbreitung spezialisierter CRM-Syste- 2012 31,4 % 2010 28,5 % me. Auch dieses Jahr ist eine gesteigerte Nutzung speziel- 2008 30,9 % ler CRM-Software in den Unternehmen beobachtbar. Ja, als Teilmodul unserer 27,7 % ERP Software 33,7% der befragten Unternehmen nutzen eine spezielle 2012 23,5 % 2010 23,8 % CRM-Software. Die Nutzungshäufigkeit von spezifischer 2008 23,5 % CRM-Software in den Schweizer Unternehmen pendelt Nein 38,6 % sich somit auf ca. einen Drittel ein. Zusätzlich lässt sich 2012 45,1 % beobachten, dass immer mehr Unternehmen (61,4%, 2010 47,7 % 2008 45,6 % 2012: 54,9%) eine spezielle CRM-Software nutzen, wenn auch nur als Teilmodul der ERP-Software. Auf die Frage nach dem bevorzugten Softwarepartner für CRM-Anwendungen werden immer noch verbreitet Soft- ware-Eigenentwicklungen (21,0%) und branchenspezifi- sche CRM-Lösungen (11,7%) genannt. Die Standardsoft- wareanbieter Microsoft Dynamics CRM (17,3%) und SAP (10,5%) verzeichnen gleich dem Vorjahr die grössten Marktanteile aller Einzelanbieter. Diesbezüglich lässt sich N=279 jedoch feststellen, dass SAP im Vergleich zum Vorjahr ra- sant an Bedeutung verliert (-5,4%). Ein geringerer Teil (je- weils unter 5%) der befragten Unternehmen nutzt CRM- Software wie salesforce.com, Oracle und Cobra.
18 Andere Software: Die meist genannten Softwarepartner im Eine auffällige Veränderung ist, dass Produkte und Servi- Bereich «Andere» sind Vertec (3), Navision (2), MarketEx- ces in den Fokus gerückt sind und nun mit 43,1% der Un- pert (2), OPACC (2), wobei hier natürlich aufgrund der ho- ternehmen den zweithäufigsten Investitionsschwerpunkt hen Fragmentierung des CRM-Softwaremarktes zufallsbe- darstellen. Dies hat 2009 lediglich die Hälfte davon (22,5%) dingte Schwankungen die Regel sind. als Fokus für die Investitionen angegeben. Das kann ein Zeichen dafür sein, dass die Schweizer Wirtschaft aus der Operatives Kundenbeziehungsmanagement als In Wirtschaftskrise herausgefunden hat, von welcher sie vestitionsfokus 2013 2008/2009 betroffen war. Die damals am häufigsten ge- Nachdem zuvor festgestellt wurde, dass die Ausgaben für stellte Frage von Unternehmen an das Institut für Marke- CRM wiederum steigen, ist natürlich von Interesse, wo die- ting Management (respektive Zentrum für Marketing Ma- se hinfliessen. Verbreitetster Investitionsfokus bleibt das nagement) war die nach den Kaufmotiven der Kunden und operative Kundenbeziehungsmanagement, das ja auch im wie die Kunden besser an das Unternehmen gebunden Kern des ZHAW-CRM-Frameworks steht. Fast drei Viertel werden können. Heute hat sich der Fokus der Fragestel- der Unternehmen will, wie im Vorjahr, in Massnahmen zur lungen stark gewandelt. Die Unternehmen interessiert, wie Akquisition, Entwicklung und Bindung von Kunden inves- sie ihre Produkt- und Serviceleistung verbessern können tieren, was häufig der Suche nach isolierten Quick-Wins und wie die Angebote von ihren Kunden wahrgenommen entspricht. Es ist aber auch erfreulich zu sehen, dass mehr werden. Diese Veränderung deckt sich mit der in der Stu- Unternehmen in die strategische Analyse und Planung in- die gemessenen gestiegenen Bedeutung von «Produkte vestieren möchten (30,4%). und Services» im 2013 (siehe Abbildung 14). Abb. 13: Bevorzugter CRM-Softwarepartner GRÖSSTE MARKTANTEILE FÜR MICROSOFT DYNAMICS UND SAP Mehrfachantworten in % Eigenentwicklung 21,0 (2012: 13,5) Microsoft Dynamics CRM 17,3 (2012: 17,6) Branchenspezifische Lösung 11,7 (2012: 13,2) SAP 10,5 (2012: 15,9) salesforce.com 4,9 (2012: 5,2) Oracle (Siebel/Peoplesoft) 3,1 (2012: 2,4) Cobra 3,1 (2012: 2,4) SugarCRM 0,6 (neu) Andere 28,8 (2012: 43,1) N=279 0 5 10 15 20 25 30 35
Status Quo 19 Dies ist für viele Unternehmen eng verknüpft mit der Erfas- Trotzdem ist die Nachfrage nach CRM-Fachkräften stärker sung der Kundensicht (38,8%), da eine kundenorientierte gewachsen als diese ausgebildet werden konnten. Mitver- Leistungsoptimierung ein gutes Verständnis der Kunden- antwortlich dafür war, dass CRM eine Ausweitung in alle bedürfnisse voraussetzt. Zunehmende Bedeutung gewinnt Branchen erlebt hat. Seither ist der Fokus auf die Mitarbei- aber auch die Erlebnisperspektive der Kunden. Unter terschulung jedes Jahr gesunken (bis auf 28,3%). Es ist nehmen suchen nach einem tieferen Verständnis, wie die davon auszugehen, dass die Lücke zwischen Nachfrage Leistungen des Unternehmens erlebt werden (siehe auch und Angebot von CRM-Fachkräften weiterhin wachsen Kap. 4 CEM) bzw. was überhaupt bewusst von den Kun- wird. Positiv formuliert heisst das: Wer heute eine CRM- den wahrgenommen wird und so tatsächlich in deren Be- Ausbildung geniesst, muss sich über seine berufliche Zu- wertung des Leistungserlebnisses einfliesst. kunft kaum Sorgen machen. Der Rückgang der Investitionen in CRM-Mitarbeiterschu- lung passt nicht zu den knappen Ressourcen. Da CRM- Spezialisten auf dem Arbeitsmarkt nicht in ausreichender Zahl verfügbar sind, wird es notwendig sein, bestehende Mitarbeiter fort- und weiterzubilden. Dies haben noch im- merhin 28,3% der Unternehmen auf dem Radar. 2008 hat noch über die Hälfte (50,5%) der befragten Unternehmen Mitarbeiterschulung als CRM-Schwerpunkt angegeben. Abb. 14: Zukünftige CRM-Anstrengungen MEHRHEIT DER UNTERNEHMEN SETZT 2013 AUF OPERATIVES KUNDENBEZIEHUNGSMANAGEMENT Mehrfachantworten in % Operatives Kundenbeziehungsmanagement 73,2 (2012: 72,0) Produkte und Services 43,1 (2012: 36,7) Erfassung der Kundensicht 38,8 (2012: 36,7) Erfolgsmessung 32,6 (2012: 32,2) Prozessmanagement 32,2 (2012: 28,8) Strategische Analyse und Planung 30,4 (2012: 28,0) Mitarbeiterschulung 28,3 (2012: 27,4) Technologie- und Informationsmanagement 16,7 (2012: 24,1) Unternehmensorganisation 14,9 (2012: 14,3) Andere 2,9 (2012: 2,1) N=276 0 20 40 60 80 100
20 3. CRM-Trends 2013 Wie schon in den vergangenen Jahren ist auch die nicht nur durch den Top-Trend «Individuelle Betreuung ses Jahr die individuelle Betreuung nach Kundenwert nach Kundenwert» und den Top-Aufsteiger «Personalisie- der Top Trend. Direkt dahinter als Top Aufsteiger folgt rung/Individualisierung» klar, sondern zeigt sich ebenso «Personalisierung/Individualisierung». Das Pendel darin, dass es «Kundenportale» und «Rückbesinnung auf zwischen Individualisierung und Effizienz im CRM persönliche Kontakte» auch dieses Jahr unter die Top schlägt 2013 Richtung Individualisierung aus. sechs Trendthemen geschafft haben. Ebenfalls eine wich- tige Rolle für die Schweizer Unternehmen spielt die «Integ- Die individuelle Betreuung der Kunden hat einen sehr ho- ration von CRM- und ERP-Systemen». Mehr dazu siehe hen Stellenwert in den Schweizer Unternehmen, dies wird Case SPS Integration von Systemen. Verbessertes Kundendialogmanagement durch Integration von Systemen und Marketing- und Vertriebsprozessen Wie Swiss Post Solutions (SPS) den Kundendialog verbessert und messbar macht Dr. Sandro C. Principe, Head Strategic Marketing & Sales, Member of the Executive Board 45% aller befragten Unternehmen sehen die Notwen- oder Nicht-Kauf (Lost) führt. Für die potentiellen Käufer, digkeit, ihre CRM- und ERP-Systeme zu integrieren, um die sich zum Kauf entschlossen haben, beginnt auf ihren Zielmärkten erfolgreicher agieren zu können. schliesslich das «Kundenmanagement» mit dem damit Auch SPS hat diesen Trend frühzeitig erkannt und ent- verbundenen Account-Management und geplanten sprechend darauf reagiert. Aufgrund der globalen Integ- Massnahmen für die Account-Entwicklung. Die detail- ration von 40 Legaleinheiten und der damit verbunde- lierten Prozesse sind auf der linken Seite der untenste- nen Vereinheitlichung von Prozessen, Systemen und henden Graphik, SPS go-to-market and employer em- Fähigkeiten der Mitarbeiter ergab sich für SPS immen- powerment, zu entnehmen. ser Handlungsbedarf bezüglich eines einheitlichen und performanten CRM-Systems. Zusätzlich wollte sie den Um diese drei Prozesse effektiv zu verwalten, muss zu- Return on Marketing Invest (ROMI) messbar machen. nächst erkannt werden, dass jeder dieser drei Prozesse zu verschiedenen und separaten (Unternehmens-) Von zentraler Bedeutung für die Neugestaltung, wie ein Funktionen gehört. Das verlangt von einer Unterneh- Unternehmen mit seinem Zielmarkt kommuniziert, ist mensorganisation, diese Prozesse zu definieren und zu die Erkenntnis, dass es drei verschiedene, obwohl inte- führen, zweckmässige IT-Systeme zur Unterstützung grierte Prozesse gibt. Der erste ist der «Marketingpro- der Prozesse einzuführen sowie ein sinnvolles Control- zess», in dem das verkaufende Unternehmen die Auf- ling, insb. Reporting, einzurichten. Auf diese Weise kann merksamkeit und das Interesse des potentiellen Kunden die Performance über die komplette Vertriebskette hin erweckt und ihn motiviert, selbst aktiv zu werden, indem gemessen werden, von einer initialen Anfrage oder einer er Informationen über die Leistungen des Unterneh- Kampagne bis zum Win/Lost auch für Cross-/Upselling mens sammelt und Informationen über sein Interesse und Vertragsverlängerungen. Um dies zu erreichen, hat und seine Kaufbereitschaft in einem iterativen Prozess SPS ihr komplettes go-to-market revolutioniert und da- preisgibt. Danach beginnt der «Verkaufsprozess», der bei das CRM-System – Oralce CRMOD – mit ihrem Elo- formell festgelegt ist und entweder zu einem Kauf (Win) qua Marketing Automation System verbunden.
CRM-Trends 2012 21 GO TO MARKET EMPLOYEE ENGAGEMENT Clients Employees – Web/Search Engine Optimization – Executive Lunch – White Board – Social Media – Senior – Town Hall Meeting – Speaking Opportunities – Line Management Management – News Alert – SPS Global – Campaigns – Client To Prospect – Personal – Client Manager – Personal Team Event – Newsletter Intranet / SPS – Public Relations – Events/Round Table Networking – Client To Client Relationship – Team Meeting – Headline News Worldwide Awareness Familiarity Purchase Loyality Living Believing Understanding Hearing Sales accepted Lead (SAL) Potential Opps (PO) AO– Concept Offer Sales Qualified Lead (SQL) AO– Project Setup AO– Binding Offer Business Idea AO– Contract Run and Maintain Client Solution Management (Line, HR) Design Client Solution Cross- and Up-selling Closed / Won / Lost Build Client Solution Marketing Qualified Lead Results – Financial Becomes troubled – Brand Internal Communication Defines needs – CSI, ESI Inquiry (MQL) Campaign Management Communication Management Marketing Automation Tool CRM/Sales Methods Content Content Market Insight and Definition – SPS Solution Portfolio (Process) Abb.: SPS Prozessmodell Steuerung und Verbesserung von Kundenkom 1. SPS befähigt, die Marketing und Sales-Bereiche durch munikation mit Hilfe von CRM und Marketing die gemeinsame Definition und Steuerung standardi- Automation sierter Angebotsprozesse in Einklang zu bringen. Im ersten Projektschritt ihres Vertriebskonzeptes imple- mentierte SPS Oracle CRMOD im Jahr 2010. CRMOD 2. Die Beständigkeit der Marke SPS sicherstellt (mittels ermöglicht das standardisierte Management und Re- Design und Einführung von Standard-Kampagnen). porting der Vertriebsprozesse von SPS. Der zweite Pro- jektschritt beinhaltete die Implementierung eines Lead 3. Die Koordination zwischen verschiedenen Geschäfts- Lifecycle Management (LLM), welches einen naht- bereichen hinsichtlich geplanter Aktivitäten, Ressour- losen (Informations-)Fluss zwischen den Marketing-, cennutzung und Budget-Optimierung verbessert. Vertriebs- und Kundenprozessen ermöglichte. 4. SPS ermöglicht, ein Messinstrument einzuführen, Um dies zu erreichen, entschied sich SPS dazu, Eloqua das sich über alle Marketing- und Vertriebsprozesse – eine Marketing Automation Plattform – zu implemen- erstreckt und den ROI der Marketingaktivitäten nach- tieren, da dies: weisen lässt.
22 Für den Erfolg des Projektes war die Integration von den jeweiligen Lead dann innerhalb eines vereinbarten Oracle CRMOD und Eloqua von zentraler Bedeutung. Zeitraums an oder lehnt ihn ab. Um die Verbindung von Vertrieb und Marketing zu er- möglichen und die Performance über den gesamten Automatisches Lead-Scoring Kaufprozess hinweg messen zu können, hat sich SPS Weiterhin hat SPS ein Lead Scoring-Modell eingeführt. für die folgende, bidirektionale Integration entschieden: So kann der Vertrieb im CRM-System den aktuellen Score zur Kaufbereitschaft eines Kontaktes in Eloqua Data Governance verfolgen. Während der Einführung von Eloqua wurden alle CRM- Kontakte exportiert und auf Vollständigkeit und Richtig- Bewertung der Performance & Reporting keit geprüft. Dies war erforderlich, da Marketingmass- SPS liefert ihrer Geschäftsführung einen monatlichen nahmen sehr genaue Datensegmentierung verlangen. Bericht aus dem CRM, welcher erkennen lässt, wie viel Daraus resultierte eine erhebliche Verbesserung der Da- der abgeschlossenen Verkäufe durch Marketingaktivitä- tenqualität im CRM. ten generiert oder unterstützt und welche Marketing- kommunikationskanäle (z.B. Internet, Telemarketing, Integration der Kontaktdatenbank Events) dazu verwendet wurden. Schliesslich lässt sich Das CRM-System ist der primäre Ort zur Datenablage. der Beitrag von Marketing auf die Pipeline und den Eloqua wird täglich aktualisiert, um sicherzustellen, dass Forecast ermitteln und die Investitionen in Marketingak- beide Systeme synchrone Informationen verwenden. tivitäten sinnvoll steuern. Kommunikation mit potentiellen Neukunden und Die Kommunikation mit B2B Kunden erfordert einen Bestandskunden Multi-Touch-Ansatz mit Inhalten, auf die von diversen Die Kommunikation mit potentiellen Neukunden und Kundenkanälen zugegriffen werden kann. Damit ein An- Bestandskunden wird innerhalb Eloqua durchgeführt. bieter in der Lage ist, das Interesse eines Käufers und Dazu gehören Kampagnen zur Verkaufsförderung, dessen Bindung managen, bewerten und entsprechend Newsletter, Event-Management etc. Das CRM liefert reporten zu können, muss er sein CRM, sein Marketing eine Zusammenfassung im Sinne einer Kontakt- und Automation System sowie seine Web- und Social-Me- Kommunikationshistorie einschliesslich der Anzahl der dia-Kanäle integrieren. Webseiten-Besuche, Formulareingaben etc. SPS hat die dafür notwendigen Systeme und Prozesse Automatische Lead-Qualifikation erfolgreich implementiert, welche nun diese ganzheitli- Das Lead-Modul von CRMOD wurde implementiert. che Sicht der Kundenkommunikation ermöglichen. Zu- Dazu wurden Definitionen für die Qualifikation eines dem kann der quantitative Nutzen (ROMI) einzelner Leads für jede einzelne angebotene Lösung definiert. Kampagnen gemessen und auf die jeweiligen Marke- Sobald mittels einer Kundeninteraktion durch Eloqua tingaktivitäten zurückgeführt werden. Schliesslich hat ein Lead generiert wird, wird er im CRM automatisch an sich der Wertbeitrag von Marketing am Unternehmens- den Vertrieb weitergeleitet. Die Vertriebsabteilung nimmt erfolg deutlich erhöht und ist nun sicht- und messbar.
CRM-Trends 2012 23 «Hinsichtlich der Relevanz des CRM für das eigene Unternehmen fällt bei den Angaben der Befragten besonders auf, dass der bereits im Vorjahr erkenn- bare Trend hin zur Individualisierung noch an Bedeu- tung gewonnen hat. Das klassische Prinzip des Marketing in Form einer differenzierten Marktbearbeitung erfährt damit eine Renaissance, wenn auch mit neuen Schwerpunkten insbeson- dere in Form des Kundenwertes.» Prof. Dr. Florian Siems, RWTH Aachen «Voraussetzung für die Betreuung nach Kundenwert sind strukturierte, komplette, aktuelle und redun- danzfreie Daten. Oft fehlt diese Basis. Es gilt also vorab, diese sicherzustellen, um eine echte kunden- wertbasierte Betreuung erschliessen zu können.» Tobie Witzig, CEO, rbc Solutions AG
24 Deutlich mehr Schweizer Unternehmen beschäftigen sich zuklatschen», sondern die neuen Möglichkeiten der mobi- mit der CRM-Interaktion im Bereich der mobilen Endgerä- len Endgeräte für die emotionale Ansprache der Kunden te. 39,6% der CRM-Verantwortlichen stufen Mobile CRM und zur Effizienzsteigerung für die mobilen Mitarbeiter zu als Trendthema im Jahr 2013 ein. Die Tendenz geht somit nutzen. vermehrt in Richtung CRM-Lösungen, welche (über die Anbindung an mobile Endgeräte) mobil nutzbar sind und 30% der Schweizer Unternehmen sehen in Mobile Apps eine Datenübertragung ohne zeitliche Verzögerung ermög- einen aktuellen CRM-Trend (+5,1% geg. 2012). Gestützt lichen. Informationen werden durch Mobile CRM für den wird diese Aussage vom IT-Research- und Beratungsun- Kunden jederzeit abrufbar und für die Unternehmen be- ternehmen Gartner, das für Mobile CRM-Apps ein Wachs- steht die Möglichkeit, schneller auf Kundenanfragen zu re- tum von 500% innerhalb der nächsten zwei Jahre voraus- agieren. Die Betrachtung von Mobile CRM als reines B2C- sagt. Konkret geht Gartner davon aus, dass im Jahr 2015 Thema würde jedoch zu kurz greifen. Bei den Befragten über 1 200 Apps für Mobile CRM in App Stores verfügbar identifizierten sogar mehr B2B-Unternehmen Mobile CRM sind, im Jahr 2012 waren es lediglich 200 (Gartner, 2012). als aktuellen Trend als B2C-Unternehmen. Um zukünftige Trends frühzeitig zu erkennen, wurden di- verse Begriffe bei der diesjährigen Befragung zum ersten Bei diesem Trend besteht jedoch die Gefahr, dass – ähn- Mal abgefragt. Allerdings werden die neueren Themen nur lich wie schon bei CRM vor einigen Jahren – nach dem von wenigen Befragten als Trend identifiziert und ordnen Hype die Ernüchterung folgt. Es sind bereits einige Mobile sich deshalb auch auf den hinteren Rängen des Trendran- CRM-Projekte zu beobachten, die nicht den gewünschten kings ein. Gamification oder Gamifizierung, der Einbezug Erfolg, aber durchaus substantielle Kosten gebracht ha- von spieltechnischen Elementen oder Prozessen, wird le- ben. Ein Schlüssel ist hier, nicht einfach ein stationäres diglich von 0,7% der Befragten genannt, Crowdsourcing CRM mit einigen Abstrichen auf ein mobiles Endgerät «ab- nur von 1,1%. «Die Offline-Funktionalität verschwindet und an des- sen Stelle ist Mobile CRM auf dem Vormarsch, was für den Aussendienst zur unverzichtbaren Informati- onsquelle wird. Damit verbunden steigt auch der Anspruch zum Ansatz ‹Bring your own Device› (BYOD). Ausge- reifte, plattformunabhängige mobile Lösungen werden deshalb zum Muss für die Anbieter von CRM-Lösungen.» Clemens Thaler, CEO, Ambit AG
CRM-Trends 2012 25 Abb. 15: Trends 2013 SCHWEIZER UNTERNEHMEN RICHTEN DEN FOKUS AUF DIE INDIVIDUELLEN KUNDENBEDÜRFNISSE Mehrfachantworten in % Individuelle Betreuung nach Kundenwert 55,3 (2012: 50,3) Personalisierung / Individualisierung 52,7 (2012: 36,8) Integration von CRM- und ERP-Systemen 44,7 (2012: 46,2) Mobile CRM 39,6 (2012: 33,1) Kundenportale 38,1 (2012: 39,5) Rückbesinnung auf persönlichen Kontakt 34,4 (2012: 43,6) Kundendialogmanagement 34,1 (2012: 32,9) Analytisches CRM zur Potenzial-Analyse 31,1 (2012: 18,0) Mobile Apps 30,0 (2012: 24,9) CRM-Vertriebsunterstützung 27,5 (2012: 36,8) Time-to-Market / Reaktionsgeschwindigkeit 26,7 (2012: 27,8) Loyalitätsprogramme 25,3 (2012: 21,1) Empfehlungsmarketing 24,9 (2012: 18,0) Lead Management 19,4 (neu) Emotionalisierung von CRM 19,0 (2012: 14,3) Datenschutz 15,0 (2012: 15,9) Multi-Channel-Management 12,5 (2012: 36,8) Social CRM 10,6 (2012: 16,0) Wirtschaftliche Überprüfung Kanalmix Point of Sale (POS) 6,2 (2012: neu) Big Data 5,1 (2012: neu) Internet der Dinge und Dienste 5,1 (neu) Crowdsourcing 1,1 (neu) Gamification 0,7 (neu) 0 20 40 60 80 Trend steigend Trend stabil Trend abnehmend
26 Obwohl das Thema Big Data in den Fachmedien stark dis- Verschiedene Trendbegriffe, die auf mehr Effizienz in den kutiert wird, wird es gleich wie Internet der Dinge und Kundenbeziehungen zielen, erhalten 2013 Auftrieb, so z.B. Dienste nur von 5,1% der Befragten als Trend genannt. die beiden höchsten Neueinsteiger Lead Management Beide Themen stehen in enger Verbindung mit Social CRM (19,4%) und wirtschaftliche Überprüfung des Kanalmix (10,6% der Unternehmen). Die Kunden informieren sich (6,2%). Hier ist festzustellen, dass Unternehmen aus unter- vermehrt über das Internet bzw. Social Media über Pro- schiedlichen Branchen dazu übergehen, ihren Kanalmix, dukte und Dienstleistungen und tauschen sich über ver- insbesondere den physischen Point of Sale (POS), zu hin- schiedene Foren und Plattformen aus, was dazu führt, terfragen, mit dem Ziel, eine höhere Effizienz in der Verzah- dass immer grössere Datenmengen verarbeitet werden nung der Kanäle zu erreichen (siehe auch Case SPS: Inte- müssen. Somit kann davon ausgegangen werden, dass gration von Systemen). Auch Kundendialogmanagement Big Data zukünftig weiter an Relevanz gewinnen wird, (34,1%; +1,2%) und analytisches CRM zur Potential-Ana- wenn auch eher für grosse B2C-Unternehmen mit sehr lyse (31,1%; +13,1%) verzeichnen eine Zunahme, wäh- vielen Kunden. In diesem Zusammenhang ist die Sicher- rend Multi-Channel-Management rückläufig ist (12,5%; stellung des Datenschutzes sowie der Datenqualität von -6,3%), was aber vermutlich auf eine Verlagerung auf ver- besonderer Bedeutung (letztjähriges Trendthema). Es wird wandte Trendbegriffe zurückzuführen ist. Interessant ist, spannend sein zu beobachten, inwiefern sich diese The- dass auch Loyalitätsprogramme (25,3%; +4,2%) wieder im men in den nächsten Jahren in den Schweizer Unterneh- Aufwind sind. Sowohl B2C-Unternehmen wie auch Unter- men durchsetzen werden oder aus der Diskussion ver- nehmen mit gemischten Kunden und in geringerem Um- schwinden. fang B2B-Unternehmen denken wieder verstärkt über ge- zielte und strukturierte Kundenbindungsanreize nach (siehe auch Case SPS: Loeb AG). CRM ist in einem ständigen Spannungsfeld zwischen kun- denorientierter Individualisierung und Effizienz in den Kun- denbeziehungen, welche die Kosten der Individualisierung an anderer Stelle wieder einsparen soll. Obschon einzelne Effizienzthemen an Bedeutung zugelegt haben, ist eine Tendenz hin zu Individualisierung beobachtbar.
Schweizer Unternehmen im Kampf um die Kunden 27 4. Schweizer Unternehmen im Kampf um die Kunden Ein zunehmender Wettbewerbsdruck sowie die Ge Stillstand heisst Rückschritt neralisierbarkeit der Relationship Marketing Stra Aktuelle Entwicklungen zeigen, dass der Zeitpunkt gekom- tegien führen zum Kampf um die Kunden. Doch es men ist, nach anderen Lösungen zu suchen. Das heisst auf gibt Hoffnung: Customer Experience Management keinen Fall, dass die bisherigen Anstrengungen vergebens gilt als das neue Zauberwort. waren. Es bedeutet jedoch, dass Unternehmen sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen sollten. Wollen sie in Zukunft Für die Unternehmen wird es heutzutage immer schwieri- erfolgreich sein, müssen sie immer in Bewegung bleiben ger, sich von der Konkurrenz abzugrenzen und sich im und den Blick weiter fassen, indem neue, noch wenig er- Kampf um die Kunden im Markt zu behaupten. Verant- probte Ansätze in Betracht gezogen werden. wortlich dafür sind in erster Linie die zunehmende Homo- genisierung der Märkte, die damit verbundene Austausch- Folgende Themen sind Schwerpunkt des aktuellen Kapi- barkeit der Produkte bzw. Dienstleistungen, das dynami- tels: Einschätzung der Kunden durch die Unternehmen, die sche Wettbewerbsumfeld sowie immer anspruchsvollere Herausforderungen, welche diese Unternehmen sehen und Kunden. erfolgsversprechende Rezepte im Kampf um die Kunden. Schlechte Nachrichten: Beziehungspflege allein 4.1. Hyperwettbewerb ist aus Sicht der genügt heute nicht mehr. Unternehmen Realität geworden Waren vor ein paar Jahren eine unternehmensweite CRM- Der Druck auf die Unternehmen steigt: Immer mehr Datenbank und eine fundierte Relationship Marketing Unternehmen fühlen sich einem verstärkten Wett Strategie noch klare Differenzierungsmerkmale, genügt bewerb ausgesetzt und haben Mühe, sich gegen Beziehungspflege allein heute oft nicht mehr. Je mehr Auf- über der Konkurrenz zu behaupten. merksamkeit Customer Relationship Management in der Vergangenheit erhalten und je mehr der Trend in den Un- ternehmen Einzug gehalten hat, desto wirkungsloser ist es Abb. 16: Wettbewerbsintensität geworden (Palmer, 2010). Die Vorreiter der Unternehmen, DYNAMISCHE ENTWICKLUNG DES die Relationship Marketing einsetzten, waren noch in der MARKTUMFELDS MACHT SCHWEIZER UNTERNEHMEN ZU SCHAFFEN Häufigkeiten in % vorteilhaften Position, die Kunden überraschen zu können. Mit der Zeit zogen aber immer mehr Unternehmen nach trifft überhaupt nicht zu trifft eher zu trifft eher nicht zu trifft voll und ganz zu und die Kunden begannen die Aufmerksamkeit, die ihnen teils teils N=278 zuteilwurde, als selbstverständlich zu erachten. In diesem 70 Sinne fand eine Anspruchsinflation statt, die unweigerlich 58,3 dazu führte, dass sich CRM in seiner bisherigen Form als 60 Branchenstandard etablierte, der kaum noch Differenzie- 50 rungsmöglichkeiten zulässt. In der Folge wurden Unter- nehmen, die bis anhin nichts oder wenig mit der Thematik 40 zu tun hatten und nicht riskieren wollten, den Anschluss zu 28,4 30 verpassen, gezwungen, mitzuziehen. 20 11,2 10 2,2 0,0 Exakte Frage: Unsere Kunden sind hart umkämpft.
28 Der verschärfte Wettbewerb macht auch Schweizer Unter- Hier genügt es allerdings nicht, wenn Unternehmen nur nehmen vermehrt zu schaffen. Beinahe 87% (86,7%) der das Gefühl haben, ein einmaliges Verkaufsversprechen zu befragten Unternehmen sagen, ihr Markt sei hart um- bieten. Allein der Kunde entscheidet darüber, was aus sei- kämpft. ner Sicht einzigartig ist. Dabei sind 58,3% der Meinung, dass ihre Wettbewerber Nichtsdestotrotz gehen die Unternehmen aber davon aus, deutlich stärker sind. dass das Interesse an ihren Angeboten hoch ist. Rund zwei Drittel (67,0%) empfindet ihre Kunden als kompetent Wie auch beim CRM-Erfolg fühlen sich Unternehmen mit und interessiert an ihren Leistungen. einer unternehmensweiten Definition von CRM am wenigs- ten häufig der Konkurrenz unterlegen, während Unterneh- In gesättigten und kompetitiven Märkten ist der Kampf um men mit einer IT-orientierten Perspektive dies deutlich öfter die Kunden oft gross, da in solchen Märkten auch die Kun- tun. Ferner korrelieren kundenorientierte Leistungen und die denabwanderung hoch ist. Ein wichtiges Hindernis, das Verbundenheit der Kunden mit dem Unternehmen negativ die Kunden vom Wechsel zur Konkurrenz abhält, sind die mit der Einschätzung der Stärke der Konkurrenzsituation. Wechselhürden. Ist der Aufwand zu hoch, schrecken viele Kunden vor einem Wechsel zurück, obwohl sie mit dem Was die Einschätzung der Alleinstellungsmerkmale betrifft, bisherigen Anbieter nicht zufrieden sind. sind die Unternehmen zurückhaltend. Die Hälfte der Unter- nehmen (50,5%) zweifelt daran, wichtige Alleinstellungs- merkmale (USP=Unique Selling Proposition) im Markt zu besitzen. Abb. 17: Konkurrenzanalyse Abb. 18: Alleinstellungsmerkmale MEHR ALS DIE HÄLFTE DER UNTERNEHMEN NUR 15% DER UNTERNEHMEN SEHEN HAT MINDESTENS EINEN KONKURRENTEN, DEM EINEN KLAREN WETTBEWERBSVORTEIL SIE SICH UNTERLEGEN FÜHLEN Häufigkeiten in % GEGENÜBER DER KONKURRENZ Häufigkeiten in % trifft überhaupt nicht zu trifft eher zu trifft überhaupt nicht zu trifft eher zu trifft eher nicht zu trifft voll und ganz zu trifft eher nicht zu trifft voll und ganz zu teils teils N=272 teils teils N=275 34,2 70 35 60 30 26,5 47,4 50 25 18,9 35,7 40 20 15,3 30 15 20 10 5,1 8,5 6,6 10 5 1,8 Exakte Frage: Unsere Wettbewerber sind deutlich stärker als wir. Exakte Frage: Wir besitzen wichtige Alleinstellungsmerkmale im Markt.
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