Systemischer Lupus erythematodes in den Wechseljahren

Die Seite wird erstellt Elias Weiß
 
WEITER LESEN
Systemischer Lupus erythematodes in den Wechseljahren
Menopause

J. Gynäkol. Endokrinol. CH                   Petra Stute1 · Christoph Keck2
https://doi.org/10.1007/s41975-021-00221-z    1
                                                Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Univ.-Frauenklinik, Inselspital,
Angenommen: 15. Oktober 2021                    Bern, Schweiz
                                              2
                                                aescuLabor Hamburg GmbH, Hamburg, Deutschland
© Der/die Autor(en) 2021

                                             Systemischer Lupus
                                             erythematodes in den
                                             Wechseljahren

Einleitung                                   lagern mit der Folge einer Vaskulitis und             len, B-Zellen, Natürliche Killer[NK]-
                                             ggf. langfristig dem Risiko für Gefässver-            Zellen, Granulozyten etc.) exprimieren
In Deutschland sind etwa 37 von              schlüsse. Die beschriebene Aktivierung                sowohl Östrogenrezeptor (ER) alpha als
100.000 Personen, v. a. Frauen, an ei-       des Immunsystems kommt nach gegen-                    auch Progesteron- (PR) und Androgen-
nem systemischen Lupus erythema-             wärtigem Verständnis unter Vermittlung                rezeptoren (AR). Östrogene verstärken
todes (SLE) erkrankt [1]. Dank der           des Interferonsystems zustande. Dabei                 das humorale Immunsystem, d. h., die
verbesserten rheumatologischen Thera-        spielt vor allem Typ-I-Interferon eine                Sekretion von Autoantikörpern wird
piemöglichkeiten stellt sich in der Praxis   entscheidende Rolle. Diagnostisch wird,               verstärkt (> Frauen haben häufiger Au-
zunehmend die Frage, ob eine betroffene       z. B. um die Krankheitsaktivität zu er-               toimmunerkrankungen). Gleichzeitig
Frau in den Wechseljahren mit z. B. einer    fassen, nicht Interferon selbst bestimmt,             wirken sie im Bereich des zellulären Im-
Hormonersatztherapie (HRT) behandelt         sondern es werden Proteine, die als Re-               munsystem antiinflammatorisch, d. h.,
werden darf.                                 aktion auf Interferon sezerniert werden,              die Th2-Response nimmt zu (> Frauen
                                             nachgewiesen. Unter Studienbedingun-                  haben häufiger Allergien). Progesteron
Definition, Pathophysiologie                 gen werden heute meist die Proteine IP-               und Androgene wirken ähnlich auf das
und Klinik des SLE                           10 sowie SIGLEC1 bestimmt, dabei kor-                 humorale Immunsystem (Suppression),
                                             reliert die Höhe der Serumspiegel dieser              jedoch entgegengesetzt auf das zelluläre
Der SLE zählt zu den Kollagenosen. Er ist    Marker positiv mit der Krankheitsaktivi-              Immunsystem (Progesteron: antiinflam-
eine immunologische Systemerkrankung         tät [3]. . Tab. 1 gibt einen Überblick über           matorisch, Androgene: proinflamma-
der Haut und des Gefässbindegewebes          typische immunologische Laborbefunde                  torisch; [6, 7]). Der unterschiedliche
zahlreicher Organe. Frauen sind häufiger      beim SLE.                                             Einfluss der Sexualhormone auf das Im-
als Männer betroffen (w:m = 10:1; [2]). Es        Der SLE verläuft typischerweise in                munsystem spiegelt sich beim SLE wider:
wird eine familiäre Häufung beschrieben,     Schüben, dabei kommt es zu Krank-                     1) In der Kindheit ist die Dominanz des
die eine genetische Disposition erkennen     heitsphasen mit ausgeprägten Sympto-                  weiblichen Geschlechts beim SLE weni-
lässt, die, in Kombination mit endo- und/    men (. Tab. 2), jedoch können zwischen                ger stark ausgeprägt als nach der Pubertät
oder exogenen Faktoren, zur Entstehung       einzelnen Schüben durchaus auch lange                 (w:m = 3:1; [8]). 2) Mädchen mit Men-
des Krankheitsbilds beiträgt.                Phasen ohne signifikante Krankheitsak-                 arche vor dem 10. Lebensjahr haben
    Pathophysiologisch kommt es durch        tivität liegen.                                       ein signifikant erhöhtes relatives Risiko
(Hyper-)Aktivierung des Immunsystems                                                               (RR) für die Entwicklung eines SLE (RR
zur Bildung antinukleärer Antikörper         Einfluss der endogenen                                2,1, 95 %-Konfidenzintervall 1,4–3,2;
(ANA) und damit zur Zellschädigung.          Sexualhormonexposition auf                            [9]). 3) In der fertilen Lebensphase sind
Durch Zellzerfall und die Freisetzung        den SLE                                               Frauen 10 × häufiger als Männer vom
intranukleärer Substanzen kommt es zur                                                             SLE betroffen, wohingegen postmeno-
weiteren Aktivierung des Immunsystems        Sexualsteroidhormone haben einen di-                  pausal der Quotient auf 8:1 sinkt [8].
und es beginnt ein Circulus vitiosus, der    rekten Einfluss auf immunologische                     4) In der Schwangerschaft kommt es
letztlich eine Entzündungsreaktion aus-      Prozesse. So kommt es unter Östro-                    aufgrund der stark erhöhten plazentaren
löst, die zur weiteren Schädigung des        geneinfluss zu einer Verstärkung, unter                Östrogensynthese zu einer Verschlechte-
Gewebes führt. Beim SLE kommt es zur         Progesteron und Androgenen eher zu                    rung des Krankheitsbilds mit Zunahme
Ausbildung von Immunkomplexen aus            einer Abschwächung der autoimmuno-                    der Intensität und Häufigkeit der SLE-
Zellkernbestandteilen und Autoantikör-       logischen Aktivität [4, 5]. Die Zellen                Schübe.
pern, die sich u. a. an Gefässwänden ab-     des immunologischen Systems (T-Zel-

                                                                                             Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz
Menopause

Tab. 1 Immunologische Laborbefunde beim SLE[2]
Hohe ANA-Titer (> 95 %), Anti-dsDNS-AK (70 %), Anti-Sm (30 %), Anti-Ro = SSA (60 %), Anti-La = SSB (20 %), Anti-C1q-AK, evtl. AK gegen Gerinnungs-
faktoren, zirkulierende Immunkomplexe ↑
 Antiphospholipid-AK (35 %): Anti-Cardiolipin-AK, Anti-β2-Glycoprotein-1-AK, AK gegen Phosphatidylserin (IgM, IgG), Lupusantikoagulans
 ANA antinukleäre Antikörper, AK Antikörper, dsDNS Doppelstrang-DNS, Sm Untergruppe der ANA, Ro Untergruppe der ANA, La Untergruppe der ANA,
 C1q Komplementfaktor C1

Tab. 2 Mögliche Symptome beim SLE[2]
Allgemein-          Subfebrile Temperaturen, Fieber, Schwäche, Gewichtsverlust
beschwerden (95 %)
 Muskel-/Gelenk-        Polyarthritis (80 %), Myositis (40 %; cave: keine Zerstörung der knöchernen Strukturen, sondern Schwächung des Halteappa-
 beschwerden            rats mit ggf. Deformierungen)
 Hautveränderungen      Schmetterlingserythem, makulopapulöse Exantheme, Lichtempfindlichkeit, Raynaud-Syndrom, vernarbende Alopezie
 (85 %)
 Organmanifestation     Kardiopulmonal (60–70 %; z. B. Endo-/Myokarditis, Pleuritis, Lungenfibrose)
                        Renal (60–70 %; cave: Lupusnephritis häufig prognosebestimmend)
                        Neurologisch (60 %), zentral/peripher psychisch (Depression)
                        Auge (Visusverlust durch Mikroangiopathie, Thrombose der V. retinae)

Tab. 3   Einfluss einer HRT auf das Risiko von „flares“ bei Frauen mit SLE. (Modifiziert nach [6])
 Arden [26], UK                       Retrospektive Studie                               Kein Unterschied
 Mittleres FU: 12 Monate              30 HRT vs. 30 Non-HRT
 Kreidstein [27], Kanada              Prospektive Kohortenstudie                         Kein Unterschied
 Mittleres FU: 12 Monate              16 HRT vs. 32 Non-HRT
 Mok [28], Hong-Kong                  Prospektive Kohortenstudie                         Kein Unterschied
 Mittleres FU: 12 Monate              11 HRT vs. 23 Non-HRT
 SELENA MHT, Byon [23], USA           Randomisiert-kontrollierte Studie CEE + MPA        Schwere „flares“
 Mittleres FU: 12 Monate              vs. Placebo                                        RR 1,75 (95 %-KI 0,73–4,22)
                                                                                         Leichte bis moderate „flares“
                                                                                         RR 1,34 (95 %-KI 1,07–1,66)
 Sanchez-Guerrero [24], Mexiko        Randomisiert-kontrollierte Studie CEE + MPA        Kein Unterschied bzgl. „flares“ und Krankheitsaktivität
 Mittleres FU: 12 Monate              (n = 52) vs. Placebo (n = 54)
 Hochman [29], Kanada                 Prospektive Kohortenstudie                         Kein Unterschied bzgl. koronarer Herzerkrankung
                                      114 HRT vs. 227 Non-HRT
 CEE konjugierte equine Östrogene, FU Follow-up, HRT Hormonersatztherapie, KI Konfidenzintervall, MPA Medroxyprogesteronacetat, RR relatives Risiko

   Anders als früher vermutet, ist ein              nen zwischen 37 und 50 Jahren. Somit                 v. a. Frauen mit SLE, die mit Glukokor-
SLE nicht mit einem erhöhten Risiko für             werden die meisten SLE in der fertilen               tikoiden behandelt werden [19, 20].
eine prämature Ovarialinsuffizienz (POI)              Lebensphase diagnostiziert. Wird die                     Auf zwei Studien, die den Einfluss
assoziiert. Dies geht aus einer transver-           Erstdiagnose SLE erst in der Postmeno-               der Wechseljahre auf den Verlauf des
salen Kohortenstudie mit 961 Frauen                 pause gestellt, so scheinen Nephropathi-             SLE untersucht haben, soll nun detail-
mit SLE hervor: Nach Adjustieren bzgl.              en und das charakteristische Schmetter-              liert eingegangen werden. In der ers-
der POI-Risikofaktoren „Nikotinabu-                 lingserythem zwar seltener, aber dafür               ten, einer multiethnischen longitudina-
sus“ und „Chemotherapie“ betrug das                 eine Pleuritis und ein Sjögren-Syndrom               len Studie, wurde der SLE-Verlauf bei 436
mediane Menopausenalter wie in der                  häufiger aufzutreten [13–15].                         prämenopausalen und 82 postmenopau-
Normalbevölkerung 50 Jahre [10].                       Der Einfluss der Menopause auf die                 salen Frauen während etwa 36 Mona-
                                                    Häufigkeit und Intensität von SLE-Symp-               ten beobachtet und verglichen. Bei post-
Frauen mit SLE in den                               tomen ist variabel und reicht von „ohne              menopausalen Frauen wurde eine gerin-
Wechseljahren                                       Einfluss“ bis zu „signifikante Verbes-                 gere Prävalenz renaler Komplikationen,
                                                    serung“ [16–18]. Allerdings kommen                   jedoch eine höhere Rate vaskulärer Er-
Die ersten Symptome eines SLE tre-                  bei Frauen mit SLE in den Wechseljah-                eignisse und thromboembolischer Kom-
ten meistens (65 %) zwischen 16 und                 ren neue Gefahren hinzu, nämlich das                 plikationen beobachtet. Allerdings wur-
55 Jahren auf, bei 20 % schon vor dem               durch den menopausalen Östrogenabfall                de die Verschlechterung des Krankheits-
16. Lebensjahr bei 15 % [11] nach dem               erhöhte Risiko für kardiovaskuläre Er-               bilds eher der Krankheitsdauer und we-
55. Lebensjahr [12]. Das mediane Alter              eignisse und Osteoporose. Dies betrifft              niger der Menopause zugeschrieben [18].
bei Erstdiagnose liegt bei Kaukasierin-                                                                  Die zweite, ebenfalls eine Longitudinal-

 Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz
Zusammenfassung · Résumé

studie, untersuchte den Krankheitsver-         351 postmenopausale, im Mittel 50-             J. Gynäkol. Endokrinol. CH
lauf von Frauen mit SLE in der Prä-, Pe-       jährige Frauen mit entweder inaktivem          https://doi.org/10.1007/s41975-021-00221-z
                                                                                              © Der/die Autor(en) 2021
ri- und Postmenopause. Die SLE-Krank-          SLE (81,5 %) oder stabil-aktivem SLE
heitsaktivität, gemessen mit einem In-         (18,5 %), die parallel mit ≤ 0,5 mg Pred-
                                                                                              P. Stute · C. Keck
dex, der u. a. auf den Kriterien Vaskulitis,   nison/Tag behandelt wurden, ein [23].
Proteinurie, Erythem, Perikarditis und         Ausschlusskriterien waren ein hoher An-        Systemischer Lupus
Nachweis von Anti-dsDNS-Antikörpern            tiphospholipidantikörpertiter und Zu-          erythematodes in den
basierte, war bei Frauen in der Prämeno-       stand nach Thromboembolie. Die Frauen          Wechseljahren
pause signifikant höher als in den ande-        erhielten entweder eine orale sequen-
                                                                                              Zusammenfassung
ren reproduktiven Lebensphasen. Auch           zielle HRT (CEE 0,625 mg/Tag + MPA
                                                                                              Der systemische Lupus erythematodes (SLE)
hier kann also festgehalten werden, dass       5 mg/Tag an 10 Tagen pro Monat) oder           ist eine immunologische Systemerkrankung
die Krankheitsaktivität in Abhängigkeit        Placebo. Die geplante Therapiedauer            der Haut und des Gefässbindegewebes.
von der Dauer der Erkrankung nachlässt.        betrug 12 Monate. Etwa 36 % der Teil-          Frauen sind häufiger als Männer betroffen.
Allerdings zeigt sich auch, analog zu der      nehmerinnen brachen vor Studienende            Der Krankheitsverlauf wird mehr von
ersten Studie, eine höhere Mortalität auf-     die Studie ab. Schwere „flares“ traten bei      der Krankheitsdauer als der Menopause
                                                                                              beeinflusst. Eine systemische HRT
grund von Begleiterkrankungen [21].            7,5 % der HRT-Anwenderinnen und bei            kann zur Reduktion von schweren
    Der menopausale Östrogen- und Pro-         4,5 % in der Placebogruppe auf (nicht-         vasomotorischen Beschwerden bei Frauen
gesteronabfall ist mit diversen akuten         signifikanter Unterschied, Intention-to-        mit inaktivem/stabilem SLE und negativem
(klimakterisches Syndrom) und chroni-          treat-Analyse). Vor allem bei Frauen           Antiphospholipidantikörpertiter eingesetzt
schen Hormonmangelfolgen (z. B. kar-           mit stabil-aktivem SLE war das Risi-           werden. Im Falle einer HRT sollte eine
                                                                                              transdermale Östrogentherapie kombiniert
diovaskuläre Erkrankung, Osteoporose)          ko schwerer „flares“ signifikant erhöht.         mit einem stoffwechselneutralen Gestagen
assoziiert. Frauen ohne (hormonabhän-          Dagegen traten leichte bis moderate            gewählt werden. Es sollten engmaschige
gige) Erkrankung profitieren meist von          „flares“ im aktiven Behandlungsarm              gynäkologische und rheumatologische
einer HRT [22]. Bei Frauen mit SLE,            signifikant häufiger als in der Place-           Verlaufskontrollen unter HRT durchgeführt
die in die Wechseljahre kommen, stellen        bogruppe auf. Das Fazit der Autoren            werden.
sich mindestens zwei Fragen:                   war, dass die Vorteile einer HRT die           Schlüsselwörter
1. Ist eine HRT bei klimakterischem            Risiken für „flares“ kompensieren, da           Antiphospholipidantikörper · Klimakteri-
    Syndrom wirksam?                           diese meist leicht gewesen seien. In           sches Syndrom · Östrogen
2. Verschlechtert eine HRT den SLE-            die zweite RCT wurden 106 Frauen
    Krankheitsverlauf?                         in der Peri- oder Postmenopause ein-
                                               geschlossen und ebenfalls entweder             Lupus érythémateux
Die erste Frage kann mit „Ja“ beantwortet      mit einer oralen sequenziellen HRT             disséminé dans la ménopause
werden ([23–25]; cave: Komorbiditäten          (CEE 0,625 mg/Tag + MPA 5 mg/Tag an
                                                                                              Résumé
und Komedikation können als Begleiter-         10 Tagen pro Monat) oder mit Placebo
                                                                                              Le lupus érythémateux disséminé (LED) est
scheinung bzw. Nebenwirkung einzelne           behandelt [24]. 84 % der Teilnehme-            une maladie immunologique systémique
menopausale Symptome verstärken!).             rinnen wurden während 12 Monaten               affectant la peau et le tissu conjonctif
    Der Einfluss einer HRT auf den SLE-         und nur 71 % während der ursprüng-             vasculaire. Les femmes sont plus souvent
Krankheitsverlauf wurde nur in we-             lich geplanten zwei Jahre Therapiedauer        atteintes que les hommes. La durée de la
                                                                                              maladie a une plus grande influence que la
nigen und kleinen Studien untersucht           beobachtet. Ausschlusskriterien waren
                                                                                              ménopause sur l’évolution de la maladie. Le
(. Tab. 3).                                    eine hohe Krankheitsaktivität, Alter 65+       THS systémique peut être utilisé pour réduire
    Als Endpunkt wurden meistens die           und Zustand nach Thromboembolie. In            les symptômes vasomoteurs sévères chez
sog. „flares“ gewählt. Hierunter versteht       dieser Studie wurde kein Unterschied           les femmes atteintes d’un LED inactif/stable
man zum Teil unspezifische Symptome             bzgl. Krankheitsaktivität und Anzahl der       et un titre d’anticorps anti-phospholipides
                                                                                              négatif. Dans le cas d’un THS, on doit choisir
wie anhaltendes Fieber nicht aufgrund          „flares“ beobachtet.
                                                                                              un œstrogène transdermique en association
einer Infektion, schmerzhafte, geschwol-          Somit ist die zweite Frage nicht ein-       avec un progestatif métaboliquement
lene Gelenke, Zunahme der Müdigkeit,           deutig zu beantworten. Die Mehrheit            neutre. L’évolution sous THS doit être
Hautausschläge, Wunden oder Geschwü-           der Studien zeigt keinen (signifikant)          étroitement surveillée par des contrôles
re im Mund oder in der Nase und/oder           ungünstigen Einfluss einer HRT auf den          gynécologiques et rhumatologiques.
eine allgemeine Schwellung der Bei-            SLE-Krankheitsverlauf. Es muss jedoch
                                                                                              Mots clés
ne. Die vorliegenden Kohortenstudien           angenommen werden, dass der Krank-             Anticorps anti-phospholipides · Syndrome
zeigen kein erhöhtes Risiko für das Auf-       heitsverlauf bei Frauen mit schwerem           climatérique · œstrogèn
treten von „flares“ unter einer HRT. Die        oder langjährigem SLE aufgrund der
Ergebnisse der randomisiert-kontrol-           präexistenten endothelialen Dysfunkti-
lierten Studien (RTC) sind heterogen           on unter einer HRT ungünstig(er) sein
und sollen im Folgenden detailliert be-        könnte.
schrieben werden. Die erste RCT schloss

                                                                                      Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz
Menopause

   Die EULAR-Empfehlungen (Exper-                  (transdermales Östrogen kombiniert                        terials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers
                                                                                                             einzuholen.
tengruppe der European League Against              mit stoffwechselneutralem Gesta-
Rheumatism) zum Einsatz einer HRT                  gen). Engmaschige Kontrollen durch                        Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der
beim klimakterischen Syndrom sind wie              Gynäkologie und Rheumatologie!                            Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/
                                                                                                             licenses/by/4.0/deed.de.
folgt [30]:                                      4 Eine HRT sollte bei Frauen mit SLE
1. Eine HRT kann zur Reduktion                     und positivem Antiphospholipid-
   von schweren vasomotorischen                    antikörpertiter zurückhaltend nach                        Literatur
   Beschwerden bei Frauen mit inak-                Abwägen der Vor- und Nachteile
   tivem/stabilem SLE und negativem                eingesetzt werden.                                         1. Brinks R, Fischer-Betz R, Sander O, Richter JG,
                                                                                                                 Chehab G, Schneider M (2014) Age-specific preva-
   Antiphospholipidantikörpertiter               4 Eine vaginale Östrogentherapie ist                            lence of diagnosed systemic lupus erythematosus
   eingesetzt werden.                              immer möglich.                                                in Germany 2002 and projection to 2030. Lupus
2. Die Anwendung einer HRT sollte                4 Mögliche Alternativen zur Reduktion                           23(13):1407–1411
                                                                                                              2. Herold G (2020) Innere Medizin
   bei Frauen mit SLE und positivem                von vasomotorischen Symptomen                              3. Rose T, Grützkau A, Hirseland H, Huscher D,
   Antiphospholipidantikörpertiter                 sind u. a. eine orale Progesteronmo-                          Dähnrich C, Dzionek A, Ozimkowski T, Schlumber-
   sorgfältig gegenüber dem erhöh-                 notherapie, ausgewählte Antide-                               ger W, Enghard P, Radbruch A, Riemekasten G,
                                                                                                                 Burmester GR, Hiepe F, Biesen R (2013) IFNα and
   ten Risiko für Thromboembolien                  pressiva und Antikonvulsiva sowie                             its response proteins, IP-10 and SIGLEC-1, are
   und kardiovaskuläre Erkrankungen                Phytotherapeutika ohne Einfluss                                biomarkers of disease activity in systemic lupus
   abgewogen werden.                               auf den Östrogensignalweg (z. B.                              erythematosus. Ann Rheum Dis 72(10):1639–1645
                                                                                                              4. Klein SL, Flanagan KL (2016) Sex differences
                                                   Traubensilberkerze).                                          in immune responses. Nat Rev Immunol
Einschränkend muss hinzugefügt wer-                                                                              16(10):626–638
den, dass die meisten Studien eine ora-                                                                       5. Laffont S, Guéry JC (2019) Deconstructing the
                                                 Korrespondenzadresse                                            sex bias in allergy and autoimmunity: from sex
le HRT (CEE + MPA) einsetzten, wel-                                                                              hormones and beyond. Adv Immunol 142:35–64
che per se mit einem erhöhten Risiko                                  Prof. Dr. med. Petra Stute              6. Gompel A (2020) Systemic lupus erythematosus
für Thromboembolien und kardiovasku-                                  Abteilung für Gynäkologische               and menopause. Climacteric 23(2):109–115
                                                                      Endokrinologie und                      7. Giefing-Kröll C, Berger P, Lepperdinger G, Grubeck-
läre Erkrankungen assoziiert ist [22]. Ei-                                                                       Loebenstein B (2015) How sex and age affect im-
                                                                      Reproduktionsmedizin, Univ.-
ne transdermale Östrogentherapie wäre                                                                            mune responses, susceptibility to infections, and
                                                                      Frauenklinik, Inselspital                  response to vaccination. Aging Cell 14(3):309–321
hier grundsätzlich von Vorteil. Wenn al-                              Friedbühlstrasse 19,                    8. Lahita RG (1999) The role of sex hormones
so eine HRT eingesetzt wird, dann soll-                               3010 Bern, Schweiz                         in systemic lupus erythematosus. Curr Opin
te ein niedrig dosiertes transdermales                                petra.stute@insel.ch                       Rheumatol 11(5):352–356
Östrogen in Kombination mit mikroni-                                                                          9. Costenbader KH, Feskanich D, Stampfer MJ,
                                                                                                                 Karlson EW (2007) Reproductive and menopausal
siertem Progesteron oder Dydrogesteron           Funding. Open access funding provided by Univer-                factors and risk of systemic lupus erythematosus in
gewählt werden [6]. Wenn eine Östro-             sity of Bern                                                    women. Arthritis Rheum 56(4):1251–1262
gentherapie kontraindiziert ist, kann eine                                                                   10. Alpízar-Rodríguez D, Romero-Díaz J, Sánchez-
                                                                                                                 Guerrero J, Seuc AH, del Carmen Cravioto M (2014)
orale Progesteronmonotherapie erwogen            Einhaltung ethischer Richtlinien                                Age at natural menopause among patients with
werden [31]. Eine vaginale Östrogenthe-                                                                          systemic lupus erythematosus. Rheumatology
rapie bei dem sog. „genitourinary syn-                                                                           (Oxford) 53(11):2023–2029
                                                 Interessenkonflikt. P. Stute und C. Keck geben an,          11. Schaller J (1982) Lupus in childhood. Clin Rheum
drome of menopause“ ist auch bei po-             dass kein Interessenkonflikt besteht.                            Dis 8(1):219–228
sitivem Antiphospholipidantikörpertiter                                                                      12. Ballou SP, Khan MA, Kushner I (1982) Clinical fea-
                                                 Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine                 tures of systemic lupus erythematosus: differences
möglich [6]. Wenn eine HRT eingesetzt            Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt.                   related to race and age of onset. Arthritis Rheum
wird, sollten engmaschige Verlaufskon-           Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort            25(1):55–60
trollen beim Gynäkologen und Rheuma-             angegebenen ethischen Richtlinien.                          13. Boddaert J, Huong DLT, Amoura Z, Wechsler B, Go-
tologen erfolgen.                                                                                                deau P, Piette JC (2004) Late-onset systemic lupus
                                                 Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative             erythematosus: a personal series of 47 patients
                                                 Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz                  and pooled analysis of 714 cases in the literature.
                                                 veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung,            Medicine (Baltimore) 83(6):348–359
Fazit für die Praxis                             Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jegli-           14. Lalani S, Pope J, de Leon F, Peschken C (2010)
                                                 chem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die              Clinical features and prognosis of late-onset
4 Der SLE betrifft v. a. Frauen im fertilen       ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsge-             systemic lupus erythematosus: results from the
   Alter.                                        mäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz              1000 facesoflupusstudy. JRheumatol37(1):38–44
                                                 beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenom-               15. Tomic-Lucic A, Petrovic R, Radak-Perovic M, Milo-
4 Die SLE-Krankheitsaktivität nimmt              men wurden.                                                     vanovic D, Milovanovic J, Zivanovic S, Pantovic S,
   meist mit der Krankheitsdauer ab.                                                                             Veselinovic M (2013) Late-onset systemic lupus
4 Die Menopause hat einen variablen              Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges          erythematosus: clinical features, course, and
                                                 Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten               prognosis. Clin Rheumatol 32(7):1053–1058
  Effekt auf den SLE-Krankheitsverlauf.           Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbil-         16. Sánchez-Guerrero J, Villegas A, Mendoza-Fuen-
4 Eine HRT kann zur Behandlung                   dungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be-              tes A, Romero-Díaz J, Moreno-Coutiño G, Cra-
  des klimakterischen Syndroms bei               treffende Material nicht unter der genannten Creative            vioto MC (2001) Disease activity during the
                                                 Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung                premenopausal and postmenopausal periods in
  Frauen mit stabilem/inaktivem SLE              nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für       women with systemic lupus erythematosus. Am J
  und negativem Antiphospholipid-                die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Ma-                Med 111(6):464–468
  antikörpertiter eingesetzt werden

 Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz
17. Mok CC, Lau CS, Ho CT, Wong RW (1999) Do flares           and/or antiphospholipid syndrome. Ann Rheum
    of systemic lupus erythematosus decline after            Dis 76(3):476–485
    menopause? Scand J Rheumatol 28(6):357–362           31. Hitchcock CL, Prior JC (2012) Oral micronized pro-
18. Fernández M, Calvo-Alén J, Alarcón GS, Rose-             gesterone for vasomotor symptoms—a placebo-
    man JM, Bastian HM, Fessler BJ, McGwin G,                controlled randomized trial in healthy postmeno-
    Vilá LM, Sanchez ML, Reveille JD (2005) Systemic         pausal women. Menopause 19(8):886–893
    lupus erythematosus in a multiethnic US cohort
    (LUMINA): XXI. Disease activity, damage accrual,     Hinweis des Verlags. Der Verlag bleibt in Hinblick
    and vascular events in pre- and postmenopausal       auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeich-
    women. Arthritis Rheum 52(6):1655–1664               nungen in veröffentlichten Karten und Instituts-
19. Petri M (1995) Clinical features of systemic         adressen neutral.
    lupus erythematosus. Curr Opin Rheumatol
    7(5):395–401
20. Petri M, Spence D, Bone LR, Hochberg MC (1992)
    Coronary artery disease risk factors in the Johns
    Hopkins Lupus Cohort: prevalence, recognition
    by patients, and preventive practices. Medicine
    (Baltimore) 71(5):291–302
21. Urowitz MB, Ibañez D, Jerome D, Gladman DD
    (2006) The effect of menopause on disease activity
    in systemic lupus erythematosus. J Rheumatol
    33(11):2192–2198
22. Manson JE, Kaunitz AM (2016) Menopause
    management—getting clinical care back on track.
    N Engl J Med 374(9):803–806
23. Buyon JP, Petri MA, Kim MY, Kalunian KC,
    Grossman J, Hahn BH, Merrill JT, Sammaritano L,
    Lockshin M, Alarcón GS, Manzi S, Belmont HM,
    Askanase AD, Sigler L, Dooley MA, Von Feldt J,
    McCune WJ, Friedman A, Wachs J, Cronin M,
    Hearth-Holmes M, Tan M, Licciardi F (2005) The
    effect of combined estrogen and progesterone
    hormone replacement therapy on disease activity
    in systemic lupus erythematosus: a randomized
    trial. Ann Intern Med 142(12 Pt 1):953–962
24. Sánchez-Guerrero J, González-Pérez M, Durand-
    Carbajal M, Lara-Reyes P, Jiménez-Santana L,
    Romero-Díaz J, Cravioto MD (2007) Menopause
    hormonal therapy in women with systemic lupus
    erythematosus. Arthritis Rheum 56(9):3070–3079
25. Cravioto MD, Durand-Carbajal M, Jiménez-
    Santana L, Lara-Reyes P, Seuc AH, Sánchez-
    Guerrero J (2011) Efficacy of estrogen plus
    progestin on menopausal symptoms in women
    withsystemiclupuserythematosus: arandomized,
    double-blind, controlled trial. Arthritis Care Res
    (Hoboken) 63(12):1654–1663
26. Arden NK, Lloyd ME, Spector TD, Hughes GR (1994)
    Safety of hormone replacement therapy (HRT)
    in systemic lupus erythematosus (SLE). Lupus
    3(1):11–13
27. Kreidstein S, Urowitz MB, Gladman DD, Gough J
    (1997) Hormone replacement therapy in sys-
    temic lupus erythematosus. J Rheumatol
    24(11):2149–2152
28. Mok CC, Lau CS, Ho CT, Lee KW, Mok MY, Wong RW
    (1998) Safety of hormonal replacement therapy
    in postmenopausal patients with systemic lupus
    erythematosus. Scand J Rheumatol 27(5):342–346
29. Hochman J, Urowitz MB, Ibañez D, Gladman DD
    (2009) Hormone replacement therapy in women
    with systemic lupus erythematosus and risk of
    cardiovascular disease. Lupus 18(4):313–317
30. Andreoli L, Bertsias GK, Agmon-Levin N, Brown S,
    Cervera R, Costedoat-Chalumeau N, Doria A,
    Fischer-Betz R, Forger F, Moraes-Fontes MF,
    Khamashta M, King J, Lojacono A, Marchiori F,
    Meroni PL, Mosca M, Motta M, Ostensen M,
    Pamfil C, Raio L, Schneider M, Svenungsson E,
    Tektonidou M, Yavuz S, Boumpas D, Tincani A
    (2017) EULAR recommendations for women’s
    health and the management of family planning,
    assisted reproduction, pregnancy and menopause
    in patients with systemic lupus erythematosus

                                                                                                              Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz
Sie können auch lesen