Wirtschaftsbericht Kroatien 2020 - Switzerland Global Enterprise

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Schweizer Vertretung in: ZAGREB
    Land: KROATIEN                           Zuletzt aktualisiert am: 15.05.2021

                         Wirtschaftsbericht Kroatien 2020

Zusammenfassung
Die wesentlich vom Tourismus abhängige kroatische Wirtschaft erlitt im Pandemiejahr einen
historischen Einbruch und ging um 8,4% zurück. Ein starker Rückgang der
Dienstleistungsexporte und des Privatkonsums trugen zu diesem Negativwachstum bei.
Neben der Pandemie traf eine Serie von schweren Erdbeben das Land hart und wird über
Jahre zu hohen Folgekosten führen.
Für 2021 wird eine rasche Erholung erwartet, getrieben durch die aus den EU-Fonds
kofinanzierten Investitionen. Es bestehen jedoch weiterhin Herausforderungen und Risiken,
welche die angestrebte Erholung verlangsamen könnten.
Der kroatische Aussenhandel ging 2020 um 6% im Vorjahresvergleich zurück, wobei die
Exporte leichter als die Importe sanken. Die Wirtschaft bleibt stark importorientiert. Das hohe
Warenhandelsdefizit wird durch den Dienstleistungshandel wettgemacht. Kroatien erzielte
Fortschritte bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen für Investitionen. Investoren
kämpfen aber weiterhin mit administrativen Barrieren. Klientelismus und Korruption bestimmen
das Geschäftsumfeld anhaltend.
Die bilateralen wirtschaftlichen Beziehungen sind gut, wenn auch quantitativ ausbaufähig. Der
Handel mit der Schweiz ist bescheiden, Kroatien bleibt aber der zweitwichtigste
Handelspartner in der Region. Das bilaterale Warenhandelsvolumen legte 2020 zu und
überstieg mit 609,7 Mio. CHF das bisherige Rekordniveau. Die schweizerischen
Direktinvestitionen verzeichneten im Berichtsjahr erneut einen Abfluss; die Schweiz bleibt
unter den Top-10 wichtigsten Investoren.
Die Wiederbelebung der Konjunktur und der gleichberechtigte Zugang von Schweizer
Unternehmen zu den massiven EU Struktur- und Kohäsionsfonds dürften in der Zukunft einen
Anreiz zum Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen geben.

1    Wirtschaftliche Probleme und Herausforderungen

Nachdem sich das jüngste Mitglied der Europäischen Union fünf Jahre lang auf einem
moderaten Expansionskurs befand, schrumpfte die Gesamtwirtschaftsleistung 2020 infolge der
Pandemie so stark wie nie zuvor. Das stark vom Tourismus und den damit verbundenen
Branchen abhängige BIP brach um 8,4% gegenüber dem Vorjahr ein und verzeichnete somit
einen der stärksten Rückgänge in der EU. Das Land wurde zudem von zwei verheerenden
Erdbeben mit Schäden in Milliardenhöhe Euro heimgesucht.

Zur Eindämmung der COVID-19 Krise beschloss die Regierung ein umfangreiches
Hilfsprogramm, das insbesondere auf die Arbeitsplatz- und Liquiditätssicherung sowie
Stundung von Steuern und Abgaben abzielt. Weitere Hilfsmassnahmen wurden für besonders
angeschlagene Sektoren wie den Tourismus beschlossen. Diese von der Geschäftswelt als
angemessen erachteten Massnahmen konnten die Auswirkungen der Rezession auf den
Arbeitsmarkt abfedern, auch wenn sie hohe Kosten für die öffentlichen Finanzen mit sich
bringen. Diese werden den Trend zur fiskalischen Konsolidierung zumindest vorübergehend
bremsen. Der Staatshaushalt erreichte 2020 nach drei Jahren Überschuss wieder ein Defizit
von 7,4% des BIP. Die Staatsverschuldung stieg von 73% im 2019 auf 89% des BIP. Zu
erwarten ist, dass das Defizit und die Verschuldung 2021 wieder sinken, da die Regierung
entschlossen ist, die Maastricht-Kriterien auf ihrem Weg zur Euro-Einführung einzuhalten.

Nebst diesen pandemiebedingten Herausforderungen bleiben bedeutende strukturelle
Ungleichgewichte im kroatischen Wirtschaftssystem bestehen. Eine hohe öffentliche
Verschuldung, ein dominierender Staatssektor, mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, schwache
Warenexporte, zu hohes Gewicht des Tourismussektors und eine bedenkliche demographische
                                              1
Entwicklung machen dem Land weiterhin zu schaffen. Zudem hat Kroatien weiterhin grossen
Reformbedarf. Alle bisherigen Regierungen haben es versäumt, tiefgreifende strukturelle
Reformen (u.a. Privatisierung von Betrieben, der finanziell kaum nachhaltigen Pensions- und
Gesundheitssysteme, ineffiziente Justiz und öffentliche Verwaltung) durchzuführen. Dazu
kommt, dass die Reformbemühungen nach dem Beitritt zur EU merklich nachgelassen haben.
Diese Probleme sind allgemein anerkannt und werden von der Regierung dennoch nur
halbherzig angegangen. Zu den Erfolgen zählt die Fortführung einer weitgehenden
Steuerreform (inkl. Senkung der Gewinn- und der Einkommenssteuer). Das Weltbank-Ranking
Ease-of-Doing-Business platzierte Kroatien 2020 auf Rang 51 (2019: 58) von 190 Ländern. Vor
allem administrative Hürden stellen immer noch eine grosse Herausforderung für ausländische
Investoren dar. Kritisiert werden auch das komplexe Steuersystem und die wenig transparente
Verbindung von Politik und Wirtschaft. Beim Index der Korruptionswahrnehmung von
Transparency International belegte Kroatien 2020 den 63. Platz von 180 Staaten.

Für 2021 gehen die meisten Prognosen von einer deutlichen konjunkturellen Erholung mit
einem Wirtschaftswachstum von rund 5% aus. Infolge des massiven Einbruchs im 2020 dürfte
das vorpandemische Niveau jedoch erst 2022 wieder erreicht werden. Die erwartete
Konjunkturaufhellung wird sich positiv auch auf Schweizer Unternehmen und ihre
Geschäftsaktivitäten auswirken. Sie blicken optimistisch ins 2021. Das Land gewinnt als
potenzieller Produktions- bzw. Servicestandort an Bedeutung. Zu den Vorteilen gehören die
günstige geographische Lage, die gut entwickelte Infrastruktur, die EU-Mitgliedschaft und der
damit verbundene Zufluss an EU-Fördermitteln. Kroatien stehen in den nächsten zehn Jahren
aus verschiedenen EU-Förderinstrumenten bis zu 30 Mrd. EUR zur Verfügung, die
insbesondere in den Sektoren Energie, Wasser/Abwasser, Abfall und Infrastruktur eingesetzt
werden sollten. Dadurch bieten sich Geschäftschancen auch für Schweizer Firmen.

2     Internationale und regionale Wirtschaftsabkommen

2.1     Politik, Prioritäten des Landes

Als EU-Mitglied ist Kroatien in die Aussenwirtschafts- und Handelspolitik der EU eingebunden.
Das Land ist Mitglied des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank sowie der
Welthandelsorganisation. Im Januar 2017 stellte Kroatien einen Antrag auf OECD-
Mitgliedschaft und hat seitdem den Kandidatenstatus inne. Wichtige europapolitische Ziele
bleiben der Beitritt zum Schengen-Raum sowie zur Eurozone. Diese strebt die aktuelle
Regierung bis zum Ablauf ihres Mandats Ende 2024 an. Kroatien hat den Schengen-
Bewertungsprozess, der im Juni 2015 begann und im Mai 2019 endete, erfolgreich
abgeschlossen. Damit verlagert sich die Diskussion um den Schengen Beitritt nun auf die
politische Ebene. Im Juli 2020 ist Kroatien dem Wechselkursmechanismus II (WKM II)
beigetreten, womit eine nächste Hürde für den Euro genommen wurde.
Prioritär bleibt auch die Kooperation in der unmittelbaren Region. Die wirtschaftliche Diplomatie
setzt vermehrt auf Kontakte mit aussereuropäischen Staaten wie z.B. durch die sog. «16+1
Kooperation» mit China.

2.2    Aussichten für die Schweiz (Diskriminierungspotenzial)

Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen sind von den bilateralen Verträgen zwischen der
Schweiz und der EU bestimmt. Durch die EU-Mitgliedschaft hat sich das latente
Diskriminierungspotenzial gegenüber lokalen und EU-Geschäftspartnern verringert. Informelle
Monopole und Patronagenetzwerke in gewissen Brachen stellen aber weiterhin gewisse Risiken
dar.

Bilateral sind zwei Abkommen für die wirtschaftlichen Beziehungen besonders relevant: Das
Abkommen über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Investitionen und das
Doppelbesteuerungsabkommen.
                                               2
Mit der Ratifizierung von Protokoll III zur Ausdehnung der Personenfreizügigkeit auf Kroatien
und dessen Inkrafttreten am 1.1.2017 wurde ein neues Kapitel in den bilateralen Beziehungen
aufgeschlagen1. Auch die bisher erfolgreiche Umsetzung und der ausgezeichnete Ruf des
Schweizer Erweiterungsbeitrags an Kroatien von 45 Mio. CHF haben die bilateralen
Beziehungen weiter vertieft.

3       Aussenhandel

3.1   Entwicklung und allgemeine Aussichten

Nachdem die kroatische Aussenhandelsstatistik jahrelang neue Rekordzahlen schrieb, kam es
im Pandemiejahr 2020 aufgrund der rückläufigen Binnen- und Aussennachfrage zu einer
beträchtlichen Abschwächung. Der Warenaustausch mit dem Ausland belief sich auf 38 Mrd.
EUR und ging um 6% im Vorjahresvergleich zurück, wobei die Exporte (-2,3% auf 14,9 Mrd.
EUR) leichter als die Importe (-8,6% auf 22,8 Mrd. EUR) sanken. Deutschland behielt die
Spitzenposition unter den Exporteuren (Anteil 15%), vor Italien (12%) und Slowenien (11%) und
ersetzte erstmals Italien als den wichtigsten Absatzmarkt (13%), nachdem sich die Covid-19-
Krise negativ auf den Aussenhandel mit dem Adrianachbar auswirkte. 70% der Warenexporte
und 80% der Importe entfallen auf die EU. Die zweitwichtigste Zielregion bleibt die CEFTA mit
einem Anteil von 10%.2 Für 2021 ist eine moderate Erholung des Warenhandels zu erwarten.
Zu den Sektoren mit besonderem Marktpotenzial zählen die Umwelt (Wasser- und Abwasser,
Abfallentsorgung), die Metall- und die Lebensmittelindustrie. Geplant sind beträchtliche
Investitionen in den Ausbau und die Modernisierung des Schienennetzes.

Das hohe Defizit im Warenaussenhandel wird in der Regel infolge hoher Tourismuseinnahmen
durch den Dienstleistungshandel wettgemacht. Im Coronajahr wirkten sich in Kroatien die
Einreise-    und    Bewegungseinschränkungen       besonders      verheerend   auf   den
Dienstleistungssektor auf. Das Land verzeichnete Dienstleistungseinnahmen in Höhe von 8,8
Mrd. EUR (-43%) sowie Ausgaben von 3,6 Mrd. EUR (-29%).3

3.2   Bilateraler Handel

Der bilaterale Handelsaustausch ist auf bescheidenem Niveau, allerdings bleibt Kroatien die
zweitwichtigste Handelspartnerin der Schweiz in der Region. Seit 2018 wird ein solides
Wachstum verzeichnet, das auch im Coronajahr nicht an Dynamik verlor: Das Handelsvolumen
nahm um 11% zu und betrug 609,7 Mio. CHF. Die Schweizer Exporte stiegen um 14% (330
Mio. CHF) und übertrafen somit die bisherige Rekordhöhe von 2008. Die kroatischen Exporte
verzeichneten einen Anstieg von 8% (280 Mio. CHF). Die Pandemie wirkte sich zum Teil auch
auf die Struktur des bilateralen Handels aus. So wuchs der Anteil der pharmazeutischen
Produkte bei den Schweizer Ausfuhrgütern von 55% auf 61%. Weitere wichtige Ausfuhrgüter
waren Maschinen und chemische Produkte. Die wertmässig grösste Zunahme wurde beim
Export von pharmazeutischen Erzeugnissen (+26%). Aus Kroatien importiert die Schweiz vor
allem unedle Metalle und Waren daraus, Maschinen, Holz und Textilien. Der Saldo des
bilateralen Handelsaustausches entwickelte sich positiv für die Schweiz und stieg 2020 von
einem Tief im Jahr 2018 (17 Mio. CHF) auf 50 Mio. CHF. Die Bilanz bleibt jedoch im Vergleich
zum Überschuss von 2008 (229 Mio. CHF) bescheiden.4 Die kroatische Statistik weist eine
ähnliche Entwicklung auf. Das Handelsvolumen betrug 2020 demnach 399 Mio. EUR (+11%),
wobei die Schweizer Exporte um 11% (177 Mio. EUR) und die Importe um 10% zunahmen (222
Mio. EUR). Dem Volumen nach bleibt die Schweiz weltweit der 22. Handelspartner Kroatiens.5

1 Bis Ende 2021 besteht noch ein Übergangsregime mit jährlich ansteigenden Quoten für Arbeitsbewilligungen,
dass danach für weitere maximal 2 Jahre verlängert werden kann.
2 Quelle: Statistisches Amt der Republik Kroatien, März 2021 (provisorische Zahlen)
3 Quelle: Kroatische Nationalbank, April 2021
4 Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, April 2021 (provisorische Zahlen)
5
  Quelle: Statistisches Amt der Republik Kroatien, März 2021 (provisorische Zahlen)
                                                        3
Kroatien verzeichnete 2020 im Dienstleistungshandel mit der Schweiz Einnahmen von 401
Mio. EUR (-31%) und Ausgaben von 95 Mio. EUR (-23%)6. Die meisten Einnahmen kamen aus
dem Reiseverkehr, die meisten Ausgaben betrafen die Gebühren für die Nutzung von geistigem
Eigentum. Gemäss der Schweizer Dienstleistungsstatistik verzeichnete die Schweiz Einnahmen
von 85 Mio. CHF (-13%) und Ausgaben von 164 Mio. CHF (-46%). Die meisten Einnahmen
stammten aus den Lizenzgebühren, wobei die meisten Ausgaben klar den Tourismus betrafen.7

4      Direktinvestitionen

4.1    Entwicklung und allgemeine Aussichten

Kroatien verzeichnete im Pandemiejahr 2020 eine leicht erhöhte Investitionsdynamik. Den
provisorischen Berechnungen der Kroatischen Nationalbank zufolge betrug der Zufluss von
ausländischen Direktinvestitionen (FDI) insgesamt 1,28 Mrd. EUR, was einer Zunahme von 6%
gegenüber dem Vorjahr entspricht, aber immer noch deutlich unter den Rekordzahlen vor der
Finanzkrise liegt. Die meisten FDI stammten 2020 aus Luxemburg (49%) und Österreich (17%).

Das Gesamtvolumen der FDI zwischen 1993 und 2020 belief sich auf 33 Mrd. EUR. Österreich
bleibt der wichtigste Auslandsinvestor mit einem Anteil von 14%. An zweiter und dritter Stelle
sind aufgrund des Firmensitzes von diversen in- und ausländischen Investoren die Niederlande
(13%) und Luxemburg (11%). Strukturell liegt der Schwerpunkt der bisherigen FDI-Zuflüsse im
Finanzsektor, Handel, Immobilien und Telekommunikation.8 Kroatien hat verhältnismässig
wenig grosse Greenfield-Investitionen anziehen können und liegt dabei unter dem Durchschnitt
der Peer-Staaten in Mittel- und Osteuropa. Ein Grossteil der aktuellen Investitionsaktivitäten
bezieht sich auf den Tourismus und Projekte im Infrastruktursektor. Zunehmend wird das Land
attraktiver für Investoren aus den anderen Industrie- und Technologiebranchen, wobei jüngst
besonders beachtliche Investitionen in die rege Startup-Szene verzeichnet wurden. Die
Rahmenbedingungen für Investoren haben sich in den vergangenen Jahren durch neue
Gesetzesinitiativen und bedeutende Fördermassnahmen verbessert. Anregende Fördermittel
sind bereits bei Investitionen in Höhe von EUR 50’000 und mindestens 3 Neubeschäftigungen
möglich. Trotz den Reformanstrengungen bleiben aber Bürokratie, langwierige Genehmigungs-
und Antragsverfahren, Vetternwirtschaft und Rechtsunsicherheit weiterhin als Hürden bestehen.

4.2         Bilaterale Investitionen

Laut den vorläufigen Daten wurde 2020 bei schweizerischen FDI erneut ein Abfluss (37,2 Mio.
EUR) verzeichnet.9 Aufgrund dieser sich wiederholenden Entwicklung gehört die Schweiz nicht
mehr zu den Hauptinvestorenländern in Kroatien und liegt auf Rang 13 mit einem Gesamtbetrag
von 505,6 Mio. EUR und einem Anteil von 1,5% an den seit 1993 getätigten FDI.

Die Hauptinvestoren aus der Schweiz sind international tätige Unternehmen wie
LafargeHolcim, Vetropack, Model, Weidmann und die Bauwerk Gruppe. Die Schweizer
Investitionen sind im Unterschied zu einigen besser positionierten Investorenländern, welche
über einzelne grössere Leuchtturminvestitionen verfügen, breit diversifiziert, mit Schwerpunkt
im Produktionsbereich. Sie sind auch gut assimiliert und haben oft lokales Management. Seit
dem EU-Beitritt zeigt sich trotz negativer offizieller Statistik doch eine erhöhte
Investitionsdynamik. So konnten diverse Neuinvestitionen von den in der Schweiz ansässigen
Unternehmen in den Sektoren Energie, Elektronik, Metallindustrie, Aluminiumverpackungen,
Dienstleistungen in der ITK-Branche sowie Gewerbeimmobilien verzeichnet werden.

6 Quelle: Kroatische Nationalbank, April 2021
7 Quelle: Schweizerische Nationalbank, März 2021
8 Quelle: Kroatische Nationalbank, April 2020
9 Quelle: Kroatische Nationalbank, April 2020

                                                   4
5      Handels-, Wirtschafts- und Tourismusförderung, „Landeswerbung“

5.1      Instrumente der Aussenwirtschaftsförderung

Nebst Switzerland Global Enterprise und (beschränkt) der Handelskammer Schweiz-
Mitteleuropa (SEC) ist die Schweizerische Botschaft Zagreb die wichtigste Anlaufstelle für
schweizerische Wirtschaftsförderung in Kroatien. Sie verfügt vor Ort über ein gutes Netzwerk
von lokalen Partnern und arbeitet eng mit der Swiss-Croatian Business Association (SCBA)
zusammen. Die SCBA ist ein loser Verein der bedeutendsten Schweizer Unternehmen in
Kroatien und veranstaltet in enger Kooperation mit der Botschaft Anlässe mit prominenten
Ehrengästen aus Regierungs- und Geschäftskreisen.

5.2      Interesse des Aufenthaltslands für die Schweiz

In den Sektoren Tourismus, Bildung und Gesundheit wird die Schweiz als Top-Destination
angesehen. Aus preislichen Gründen profitiert sie hingegen relativ wenig von den rund 250'000
Kroatinnen und Kroaten, die jährlich ihre Skiferien im Ausland verbringen. Dass hier jedoch ein
gewisses Potenzial besteht, zeigt die grosse Anzahl von Anfragen, welche die Botschaft in der
Wintersaison 2020/2021 von skilustigen Kroatinnen und Kroaten erhielt. Die Schweizer
Hotellerie verzeichnete allerdings 2020 starke Einbrüche bei den Ankünften (-67%) und
Logiernächten (-58%) aus Kroatien im Vorjahresvergleich10. Diese Übernachtungszahlen
dürften jedoch höher sein, da viele Besucher aus Kroatien bei Verwandten oder Freunden in
der Schweiz übernachten. Es besteht ein Interesse für die Schweiz als Ausbildungsort, vor allem
in der Touristikbranche, wo Bedarf an qualifizierter Ausbildung besteht. Entsprechende private
Schulen aus der Schweiz veranstalten regelmässige Promotionsanlässe in Kroatien.

Kroatische Investitionen konzentrieren sich vor allem auf die Nachbarregion. Der Kroatischen
Zentralbank zufolge wurde 2020 bei den Investitionen in der Schweiz ein Nettozufluss von 11,5
Mio. EUR verzeichnet. Die Schweiz belegt auf der Liste der Staaten mit den meisten kroatischen
Investitionen den 6. Platz mit einem Bestand von 137,3 Mio. EUR (Anteil 3%). Der Botschaft ist
nur eine grössere Investition in der Schweiz bekannt (Chocolatier Favarger).

Schweizerische Banken oder Versicherungsgesellschaften sind in Kroatien nicht vertreten. Die
meisten Banken in Kroatien bleiben in ausländischen Händen (Österreich, Italien, Ungarn).

10   Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweiz
                                                5
ANHANG 1

Wirtschaftsstruktur

                                                   2015               2020
Verteilung des BIP
Primärsektor                                       3.6%                3.9%
Verarbeitende Industrie                           25.8%               25.7%
Dienstleistungen                                  70.6%               70.4%
- davon öffentliche                               21.6%               24.9%
Dienstleistungen

                                                   2015               2020
Verteilung der
Beschäftigung
Primärsektor                                       9.2%                6.4%
Verarbeitende Industrie                           26.8%               27.9%
Dienstleistungen                                  64.0%               65.6%
- davon öffentliche                               33.2%               34.1%
Dienstleistungen

Quelle: Statistisches Amt der Republik Kroatien, Februar/April 2021

                                                       6
ANHANG 2

Wichtigste Wirtschaftsdaten

                                                                2019     2020     2021
                                                                 60.8     56.9     65.2
 BIP (Mrd. USD)*
                                                               14’936   14’072   16’247
 BIP/pro Kopf (USD)*
                                                                  2.9     -9.0      4.7
 BIP/pro Kopf (Wachstumsrate)*
                                                                  0.8      0.3      0.7
 Inflationsrate (%)*

                                                                  7.8      9.2      9.4
 Arbeitslosigkeit (%)*
                                                                  0.4     -8.0     -3.9
 Budget-Saldo (% des BIP)*
                                                                  2.8     -3.5     -2.3
 Ertragsbilanz (% des BIP)*

                                                                 72.8     87.2     86.3
 Gesamtverschuldung (% des BIP)*
                                                                147.9    137.8    126.8
 Schuldendienst (% der Exporte)**
                                                                  7.7      7.9      7.8
 Reserven (Importmonate)**

           Prognose

Quellen:

*          IMF, World Economic Outlook Database – April 2021
**         Article IV Consultation – Februar 2020

                                                      7
ANHANG 3                                                               Modul CH@WORLD: A352

  Handelspartner                     Jahr: 2020

  Aussicht gemäss Aufenthaltsland

                        Kroatische                                                        Kroatische
                         Exporte                                                           Importe
           Land
                        (Mio. EUR)
                                         Anteil      Ver.*               Land
                                                                                          (Mio. EUR)
                                                                                                       Anteil   Ver.*

 1 Deutschland            1'903.9        12.8%       -5.0%     1 Deutschland               3'481.2     15.3%     -9.9%
 2 Italien                1'856.8        12.5%      -12.7%     2 Italien                   2’803.9     12.3%    -19.1%
 3 Slowenien              1’535 2        10.3%       -6.2%     3 Slowenien                 2'579.4     11.3%    -10.6%
 4 Bosnien Herz.          1'276.5          8.6%     -16.1%     4 Ungarn                    1'775.8      7.8%    -16.7%
 5 Ungarn                 1'062.5          7.1%      68.4%     5 Österreich                1‘505.7      6.6%    -6.6%
 6 Österreich               851.8          5.7%      -5.3%     6 China                     1’060.2      4.6%    47.9%
 7 Serbien                  697.3          4.7%       0.1%     7 Polen                       916.6      4.0%     -3.6%
 8 USA                      456.3          3.1%     10.9%      8 Niederlande                 891.9      3.9%     -8.8%
 9 Frankreich               450 7          3.0%       4.0%     9 Belgien                     716.2      3.1%    56.9%
10 Rumänien                 292 4          2.0%     12.9%     10 Bosnien Herz.               669.9      2.9%     -4.0%
16 Schweiz                  222 1          1.5%     10.0%     22 Schweiz                     177.4      0.8%    11.4%
 - EU                    10'366.0         69.7%      -0.3%     - EU                        18'301.3    80.2%     -8.9%

   Total                 14’877 9         100%       -2.3%       Total                     22'825.9    100 %    -8.6%

  Quelle: Statistisches Amt der Republik Kroatien, März 2021 (provisorische Ergebnisse)

  * Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %

                                                         8
ANHANG 4                                                                              Modul CH@WORLD: A750
Handelsentwicklung
TN103: Schweizerischer Aussenhandel nach Ländern und Kapiteln
Periode: Januar bis Dezember 2020
Land: 131 Kroatien
* = Veraenderungsrate / Anteile nicht berechenbar
** = Veraenderungsrate > 999,9 %
Total 2: Ergebnisse inklusive Gold in Barren und anderen Edelmetallen, Münzen, Edel- und Schmucksteinen sowie
Kunstgegenständen und Antiquitäten.
            Total 2                         Im port in Mio. CHF                       Export in Mio. CHF          Saldo in Mio. CHF
                                   2019       2020      +/- %     Anteil     2019       2020     +/- %   Anteil    2019      2020
Total                              259.29     280.13            8    100     289.51      329.6      13.8    100     30.22     49.47
            Landw irtschaftliche
Jan 24                               13.9      16.57      19.2         5.9    10.51      14.51     38.1     4.4       -3.4    -2.06
            Produkte
25 - 26     Mineralische Stoffe      0.07        0.07      -1.3         0        0        0.04        **     0       -0.07    -0.03

27          Energieträger              0           0     -99.7          0      0.97       0.25     -74.5    0.1       0.97     0.25

            Chemische
28 - 29                              1.36        0.24      -82         0.1     1.88       1.54      -18     0.5       0.52      1.3
            Grundprodukte
            Pharmazeutische
30                                  11.48      14.04      22.3          5    159.29     200.09     25.6    60.7    147.81    186.05
            Erzeugnisse
            Düngemittel,
31 - 32                              0.57        0.77     34.1         0.3     3.53       3.93     11.4     1.2       2.96     3.17
            Farbstoffe, Pigmente
            Schönheitsmittel,
33 - 34                              0.18        0.45    144.5         0.2     6.52        5.2     -20.2    1.6       6.33     4.75
            Waschmittel
            Stärke, versch.
35 - 38                              0.86        0.83      -3.6        0.3     2.74       2.34     -14.7    0.7       1.88     1.51
            chemische
            Kunststoffe,
39 - 40                              6.02         7.1     17.9         2.5     6.77       5.99     -11.5    1.8       0.75    -1.11
            Kautschuk
            Felle, Leder,
41 - 43                              0.57        0.46    -19.9         0.2     0.18       0.14      -23      0       -0.39    -0.32
            Lederw aren
            Holz, Kork,
44 - 46                             33.73        30.3    -10.2        10.8     0.83       0.73     -12.2    0.2      -32.9   -29.57
            Flechtw aren
            Papier und
47 - 49                              3.73        5.21     39.8         1.9     9.88      10.36      4.8     3.1       6.16     5.15
            Papierw aren
            Textilien und
50 - 63                             18.42      15.85       -14         5.7     2.09        1.7     -18.6    0.5     -16.34   -14.15
            Bekleidung
            Schuhe, Schirme
64 - 67                             11.05      17.33      56.8         6.2     0.27       0.17     -38.8    0.1     -10.78   -17.16
            usw .
            Waren aus Steinen,
68 - 70                              15.3        11.8    -22.9         4.2     2.17       2.54     17.1     0.8     -13.13    -9.27
            Keramik, Glas
            Edelsteine,
71                                   0.04        0.02    -61.8          0      0.25       0.02     -92.7     0         0.2       0
            Edelmetalle,
            Unedle Metalle und
72 - 83                             65.27        81.2     24.4         29      8.19      14.03     71.3     4.3     -57.07   -67.17
            Waren daraus
            Maschinen ( nicht
84                                  44.75      42.27       -5.5       15.1    35.87      29.33     -18.2    8.9      -8.89   -12.95
            elektrisch)
            Maschinen
85                                   8.92      10.72      20.1         3.8     9.35       9.91      5.9      3        0.43    -0.81
            (elektrisch)
            Fahrzeuge,
86 - 89                              3.03        4.07     34.6         1.5     3.54       3.06     -13.7    0.9       0.52    -1.02
            Flugzeuge usw .
            Opt. / medizin.
90                                   1.93        1.77      -8.4        0.6    11.37      13.31       17      4        9.44    11.54
            Instrumente
91          Uhrmacherw aren          0.12        0.12      2.9          0     10.38       8.75     -15.8    2.7      10.27     8.63

92          Musikinstrumente         0.01        0.04      174          0        0        0.02        **     0       -0.01    -0.02

            Waffen und
93                                   0.04        0.01    -69.8          0      0.05       0.05     -12.6     0        0.01     0.03
            Munitionen
            Möbel, Bettzeug
94                                  17.61      18.67       6.1         6.7     0.64        0.5     -21.4    0.2     -16.97   -18.17
            usw .
            Spielzeuge,
95 - 96                              0.24        0.21    -12.4         0.1     2.18       1.11     -49.1    0.3       1.94      0.9
            Sportgeräte usw .
            Kunstgegenstände,
97                                   0.08        0.01    -85.4          0      0.06       0.02     -70.5     0       -0.02     0.01
            Antiquitäten

Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Januar 2020 (provisorische Ergebnisse)

                                                                  9
ANHANG 5                                                                 Modul CH@WORLD: A356

Hauptinvestoren nach Land                                   Jahr: 2020

  Platz             Land                Direktinvestitionen              Anteil   Verände-      Flüsse im
                                        (Mio. EUR, Bestand)                          rung      vergangenen
                                                                                  (Bestand)   Jahr (Mio. EUR)
    1.    Österreich                              4'668.0                14.1%       4.9%           216.0
    2.    Niederlande                             4'368.6                13.2%       4.3%           181.6
    3.    Luxemburg                               3'757.9                11.4%      20.1%           627.7
    4.    Deutschland                             3'491.0                10.6%       4.1%          137.5
    5.    Italien                                 3'416.0                10.3%       3.4%          112.5
    6.  Ungarn                                    2'695.2                 8.2%      -1.5%           -40.8
    7.  Slowenien                                 1'623.3                 4.9%       8.2%          122.8
    8.  Grossbritannien                           1'003.1                 3.0%      -2.4%           -24.5
     9. Frankreich                                  989.6                 3.0%       1.1%            10.3
    10. NL-Antillen                                 854.4                 2.6%       0.0%             0.0

   13. Schweiz                                      505.6                1.5%      -6.9%           -37.2
          Total                                  33'044.8                100%       4.0%         1'278.6

Quelle: Kroatische Nationalbank, April 2021 (provisorische Ergebnisse)

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