TÄTIGKEITSBERICHT DES 12. WDR-RUNDFUNKRATS - rundfunkrat - vom 2. Dezember 2016 bis 5. Juli 2019
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rundfunkrat TÄTIGKEITSBERICHT DES 12. WDR-RUNDFUNKRATS TÄTIGKEITSBERICHT DES 12. WDR-RUNDFUNKRATS vom 2. Dezember 2016 bis 5. Juli 2019 WESTDEUTSCHER RUNDFUNK RUNDFUNKRAT Appellhofplatz 1 50667 Köln wdr-rundfunkrat.de
3 RUNDFUNKRAT Rückschau von Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender des WDR-Rundfunkrats 6 Stellungnahme zu Auftrag und Strukturreform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks 16 Veröffentlichungen zu Grundlagen und zur Gremienarbeit 18 PROGRAMM Rückschau von Petra Kammerevert MdEP, Vorsitzende des Fachausschusses 20 Mitglieder des Fachausschusses 28 Programmbeschwerden 29 Stellungnahmen zum Programm 36 Produktionsverträge und Rechteerwerb 38 HAUSHALT UND FINANZEN Rückschau von Heinrich Kemper, Vorsitzender des Fachausschusses 40 Mitglieder des Fachausschusses 47 Beschlüsse und Veröffentlichungen 48 RUNDFUNKENTWICKLUNG UND DIGITALISIERUNG Rückschau von Horst Schröder, Vorsitzender des Fachausschusses 50 Mitglieder des Fachausschusses 57 Beschlüsse und Veröffentlichungen 58 WEITERE GREMIEN DES RUNDFUNKRATS Präsidium 61 Erweitertes Präsidium 61 Sachkommissionen 62 Arbeitsgruppen 63 BERICHTE AN DEN RUNDFUNKRAT Berichte von Gremienmitgliedern 65 Berichte von Senderverantwortlichen 65 PERSONALIA Vom WDR-Rundfunkrat gewählte Personen 69 Zusammensetzung des 12. WDR-Rundfunkrats 70 Geschäftsstelle des WDR-Rundfunkrats 74
rundfukrat 5 Der 12. WDR-Rundfunkrat mit seinem Vorsitzenden Andreas Meyer-Lauber (2. von links), seinen Stellvertreterinnen Dr. Dagmar Gaßdorf und Silke Gorißen (vorn 4. und 3. von links) sowie Intendant Tom Buhrow (vorn links)
6 Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender des WDR-Rundfunkrats Rückschau von SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN, Andreas in diesem Bericht fasst der 12. WDR-Rundfunkrat seine Tätig- Meyer-Lauber keit zur Mitte seiner Amtszeit zusammen. Er konstituierte sich als Aufsichtsgremium der größten Landesrundfunkanstalt der ARD am 2. Dezember 2016 für fünf Jahre. Die Mitglieder wählten Dr. Dagmar Gaßdorf und Silke Gorißen als stellver tretende Vorsitzende und mich als Vorsitzenden. Bis Juli 2019 absolvierte der 12. WDR-Rundfunkrat 30 Sitzun- gen. Vorbereitet wird die – eher parlamentarische – Arbeit im Plenum, dessen Beratungen auch externen Zuhörer*innen offenstehen, durch drei Fachausschüsse: für Programm, für Haushalt und Finanzen sowie für Rundfunkentwicklung und Digitalisierung. Die Ausschussvorsitzenden Petra Kammer- evert MdEP, Heinrich Kemper und Horst Schröder beschrei- ben in den folgenden Kapiteln dieses Berichts das eindrucks- volle Spektrum der Themen, mit denen sich die 60 ehrenamt- lichen Mitglieder des Rundfunkrats und ihre Stellvertrete- r*innen befassten. Dies erfolgte in insgesamt rund 80 Sitzun- gen der Ausschüsse, Sachkommissionen und Arbeitsgruppen. Zur inhaltlichen Koordination kommen zudem die Vorsitzen- den des Rundfunkrats und der Ausschüsse sowie deren Stell- vertreter*innen mindestens viermal im Jahr im erweiterten Präsidium zusammen. Außerdem trifft sich das Präsidium, bestehend aus den stellvertretenden Vorsitzenden des Rund- funkrats und mir, vor jeder Sitzung des Plenums.
rundfunkrat 7 Viele Aufgaben des Rundfunkrats zu Programm, Finanzen, Technik und Struktur des Senders sind durch das WDR- Gesetz vorgegeben. Zudem setzt sich der Rundfunkrat eigene Arbeitsziele, um Senderverantwortliche und Medienpoliti- ker*innen durch Anregungen und konstruktive Kritik zu unter- stützen. Der Rundfunkrat bestimmt das Personal an der Sen- derspitze. Er genehmigt und evaluiert Programmschemata für Hörfunk und Fernsehen und er vermittelt bei Kritik am Pro- gramm zwischen Verantwortlichen und Publikum. Er gibt Pro- duktionsverträge und die Finanzpläne des WDR frei, begleitet öffentliche Debatten, positioniert sich zu medienpolitischen Entwicklungen und Gesetzesvorhaben. Die Mitglieder befas- sen sich mit den Folgen technischer Innovationen und der Geschäftsmodelle globaler und nationaler Wettbewerber. Als Vertreter*innen der Allgemeinheit im WDR haben die Das Ergebnis der konzentrierten Arbeit des Rundfunkrats Mitglieder das Ziel, ihre Arbeit möglichst transparent und sind zahlreiche Beschlüsse, Stellungnahmen und weitere Pu verständlich zu machen. Deshalb berichten sie nicht zuletzt blikationen. Für die Zeit von Dezember 2016 bis Juli 2019 sind jenen 61 Organisationen von ihrer Arbeit, die sie in den Rund- sie in diesem Bericht dokumentiert. Sie sind thematisch ge- funkrat entsandt haben. Diese sind im WDR-Gesetz fest gliedert jeweils am Ende der Kapitel aufgelistet. Viele Doku- gelegt. Die Beteiligung eines möglichst weiten Kreises gesell- mente finden sich außerdem im Wortlaut auf der Internet- schaftlicher Gruppen an der Aufsicht über den Sender soll seite des Gremiums unter der Adresse wdr-rundfunkrat.de. dazu beitragen, den WDR als öffentlich-rechtliche Rundfunk- anstalt in NRW zu verankern. Umgekehrt sollen die entsand- Als öffentliches Gremium informiert der Rundfunkrat nicht ten Mitglieder ihre spezifischen Kenntnisse und Perspektiven allein durch diesen Bericht, sondern fortlaufend. Mitglieder, in die Beratungen einbringen und die gesellschaftliche Plura Organisation, gesetzliche Grundlagen und Schwerpunkte lität der Meinungen spiegeln. seiner Arbeit sind auf der Internetseite einsehbar. Dasselbe gilt für aktuelle Termine, Tagesordnungen und Arbeitsergeb- nisse. Damit erfüllt der Rundfunkrat nicht nur seine gesetz liche Publikationspflicht, sondern geht aus eigener Initiative darüber hinaus. Als Vorsitzender veröffentliche ich monatliche Newsletter und informiere die Presse. Wie ich pflegen die Kol- leg*innen aus dem Gremium den Kontakt zu Sitzungsgästen, Studierenden und weiteren Interessengruppen. Am Ende jedes Sitzungsjahrs lädt der Rundfunkrat amtierende und ehe- malige Mitglieder sowie Gesprächspartner*innen aus dem WDR, der Medienpolitik, aus Wissenschaft und Gesellschaft zur sogenannten »Pfefferkuchensitzung« ein. Diese traditionelle Abendveranstaltung bietet die Möglich- keit, sich in informeller Atmosphäre über das abgelaufene Sit- zungsjahr, medienpolitische Entwicklungen und künftige Schwerpunkte auszutauschen. Die stellvertretenden Vorsitzenden des Rundfunkrats, Dr. Dagmar Gaßdorf (links) und Silke Gorißen
8 BEKENNTNIS ZUM ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN Ihr Bekenntnis zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben RUNDFUNK die Mitglieder im Mai 2019 bekräftigt. Grund waren politi- sche Pläne für eine neue Berechnung des Rundfunkbeitrags. Von Beginn an ist die Arbeit des 12. WDR-Rundfunkrats ge- Danach würde die Höhe des Rundfunkbeitrags, beziehungs- prägt durch die grundsätzliche Debatte über medienpolitische weise deren Veränderung, künftig an eine externe Größe Rahmenbedingungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. gebunden. Das wäre die Umkehrung des bisherigen und ver- Hintergrund ist der technisch und wirtschaftlich getriebene fassungsrechtlich vorgegebenen Prinzips, zunächst den Fi- Wandel des gesamten Mediensystems und des WDR. Neben nanzbedarf der Sender zu ermitteln, unabhängig überprüfen den traditionellen Kanälen Fernsehen und Hörfunk wird das zu lassen und davon die Höhe des notwendigen Rundfunk- Internet immer wichtiger. Zugleich ringen Sender, Politik und beitrags abzuleiten. Der Rundfunkrat kritisiert solche Pläne Gesellschaft um Erwartungen an das künftige Programm, um und betont das Recht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Akzeptanz und Finanzierung. Wenn sich der Rundfunkrat mit auf eine auskömmliche Finanzierung. Er insistiert darauf, dass diesen Entwicklungen beschäftigt, dann tut er dies als Vertre- die Finanzierung dem Programmauftrag folgen muss. Die Sen- ter des Publikums. Sein erstes Interesse gilt dem Programm. der, auch der WDR, müssen sparsam wirtschaften. Aber die Oberstes Ziel ist es, die unabhängigen und qualitativ hoch- Politik darf in Zeiten, die immer komplexer werden, keinesfalls wertigen Angebote des WDR als öffentlich-rechtlicher Rund- das öffentlich-rechtliche Programm beschneiden, indem sie funkanstalt zu erhalten und zu stärken. die Finanzierung an einer willkürlichen Obergrenze für den Rundfunkbeitrag ausrichtet. In den Fachausschüssen und im Rundfunkrat widmeten wir uns ab 2017 der Frage, wie der Auftrag und die Struktur des Von den politischen Entscheidungen zur künftigen Finanzie- öffentlich-rechtlichen Rundfunks künftig definiert werden soll- rung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hängt also die ten. Dazu hat der WDR-Rundfunkrat Leitlinien erarbeitet. Sie wirtschaftliche Zukunft des WDR maßgeblich ab. Dabei spie- setzen Maßstäbe für den politischen und senderinternen Re- gelten bereits die bisherigen Finanzpläne des WDR, die dem formprozess und sind Grundlage der Arbeit des Rundfunkrats. 12. Rundfunkrat in den vergangenen Jahren zur Genehmigung Seine grundlegende Stellungnahme zu »Auftrag und Struktur- vorlagen, große organisatorische und technische Veränderun- reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks« vom 30. Juni gen. Mit jährlichen Einnahmen von rund 1,4 Milliarden Euro 2017 ist am Ende dieses Kapitels dokumentiert. Zu den Kern- und dem Aufbrauchen angesparter Rücklagen ist die Finanzie- aussagen zählen: Der WDR bildet, informiert und unterhält rung des WDR voraussichtlich bis 2020 gesichert. Dies ist Fol- viele Millionen Menschen in NRW und darüber hinaus. Das ge eines harten Sparprogramms. Zugleich konnte der WDR unabhängige Angebot für alle muss weiterhin staatsfern nur so in digitale Medien investieren. Der WDR baut im Zeit- und angemessen finanziert werden. Der öffentlich-rechtliche raum 2016 bis Anfang 2021 rund 500 Stellen ab. Zudem richtet Rundfunk ist konstitutiv für unsere Demokratie. Der gesetz er seine Organisation zunehmend vernetzt und medienüber- liche Rahmen muss ermöglichen, dass der WDR und andere greifend aus und hat im Verbund der neun ARD-Anstalten, öffentlich-rechtliche Medien auch die junge Generation wie- zum Teil auch mit ZDF und Deutschlandradio, ein Maßnah- der besser erreichen. menpaket aufgelegt, um Doppelstrukturen und Bürokratie abzubauen. Gleichwohl: Bleiben die Programmmittel über 2020 hinaus eingefroren, ist das Angebot des WDR und der Das WDR-Gesetz schreibt für den Rundfunkrat 60 Mitglieder ARD substanziell gefährdet. plus Stellvertreter*innen vor. Das Plenum tagt öffentlich.
rundfunkrat 9 Der 12. WDR-Rundfunkrat hat den Intendanten und seine Geschäftsleitung im Amt bestätigt. Von links nach rechts: Programmdirektorin Valerie Weber, Programmdirektor Jörg Schönenborn, Intendant Tom Buhrow, Verwaltungsdirektorin Dr. Katrin Vernau, Justiziarin Eva-Maria Michel und Wolfgang Wagner, Direktor für Produktion und Technik BESTÄTIGUNG DER SENDERSPITZE In Zeiten des schnellen technischen Wandels und medienpoli- tischer Umbrüche setzte der 12. WDR-Rundfunkrat damit auf Die Weichen für weitere Reformen des WDR hat der Rund Kontinuität an der Spitze des Senders. Damit unterstützt das funkrat durch die Wiederwahl des Führungspersonals gestellt. Gremium deren Strategie der Crossmedialität. Diese Bezeich- Im März 2018 bestätigte er mit großer Mehrheit Tom Buhrow nung steht dafür, die redaktionelle Arbeit über Hörfunk, als Intendanten bis 2025. Dass er mit 50 von 55 Stimmen wie- Fernsehen und Internet hinweg zu vernetzen und Inhalte me- dergewählt wurde, zeigt seinen großen Rückhalt im Gremium. dienübergreifend zu verbreiten, statt wie bisher an den ver- Daran knüpft der Rundfunkrat allerdings auch hohe Erwar schiedenen Kanälen orientiert. Dazu baut der WDR die redak- tungen. Als wichtigster Botschafter der größten ARD-Anstalt tionelle und hierarchische Organisation zunehmend um. Der muss Tom Buhrow dem WDR eine starke Stimme geben. Rundfunkrat begleitet diese Prozesse konstruktiv und kritisch. Heute ist es so wichtig wie nie, die Leistungen des öffentlich- In mehreren Stellungnahmen betonte das Gremium, dass rechtlichen Rundfunks für den gesellschaftlichen Zusammen- Qualität und Vielfalt im Vordergrund stehen müssen. Denn halt zu stärken und positiv zu kommunizieren. Der Intendant Organisation ist letztlich nur Mittel zum Zweck. Im Zentrum steht vor der Herausforderung, das Publikum wie auch die steht das Programm. eigene Belegschaft mit Inhalten und strukturellen Zielen zu überzeugen. Auf Vorschlag des Intendanten hatte der 12. WDR-Rundfunkrat bereits 2017 die Justiziarin, Eva-Maria Michel, und den Direktor für Produktion und Technik, Wolf- gang Wagner, im Amt bestätigt. 2018 folgte die Wiederwahl der Programmdirektoren Jörg Schönenborn und Valerie Weber und im Mai 2019 stimmte der Rundfunkrat der zweiten Amtszeit von Verwaltungsdirektorin Dr. Katrin Vernau zu.
10 BEGLEITUNG DES WANDELS ZUM DIGITALEN Der mediale Wandel im WDR führte zunächst zur Zusam menlegung von Redaktionen zu sogenannten crossmedialen Leuchttürmen, etwa für Wirtschaft und Sport. Seit 2019 bün- delt der WDR zudem die Produktion aktueller Nachrichten im sogenannten Interims-Newsroom. Dies hat der Rundfunkrat 2018 begrüßt und zugleich betont, dass die neue Arbeitsorga- nisation der publizistischen und investigativen Kraft des WDR zugutekommen muss. Der Sender baut als nächsten Schritt die bisher getrennten Programmdirektionen für Hörfunk und Fernsehen um. Sie heißen ab Juli 2019 »Programmdirektion NRW, Wissen und Kultur«, geleitet von Frau Weber, und »Pro- grammdirektion Information, Fiktion und Unterhaltung«, geleitet von Herrn Schönenborn. Der Rundfunkrat erwartet, dass auch diese Neuordnung das inhaltliche Angebot des WDR fördert, denn es ist zentral für die Legitimation und Ak- zeptanz beim Publikum. NRW ist ein Land der Industrie und der Wissenschaft, ein Kulturland, ein Land großer Vielfalt. Der Umbau des WDR muss dazu beitragen, dieses reiche Potenzial In den Arkaden in Köln bündelt der WDR seit 2019 die aktuelle Berichterstat- an Themen weiter auszuschöpfen. tung im sogenannten Interims-Newsroom. Der Rundfunkrat hat betont, dass neue Arbeitsorganisationen der publizistischen und investigativen Kraft des WDR zugutekommen müssen. Zum wirtschaftlich und medial getriebenen Umbau hat sich der WDR als weiteren großen Prozess einen kulturellen Wan- del verordnet. Auslöser waren Presseberichte im April 2018, Bei seiner Arbeit hat der Rundfunkrat stets die Belange der die sexuelle Belästigungen im Sender thematisierten und eine Bürgerinnen und Bürger im Blick, deren Interessen er im breite Debatte über Führungskultur und Machtmissbrauch Sender vertritt. Dies gilt für die jährliche Beratung über die auslösten. Der Rundfunkrat ist – auf einer abstrakten, struktu- Erfüllung der WDR-Programmrichtlinien, in denen der Sender rellen Ebene – auch für Personalthemen zuständig. Er lässt aufzeigt, wie er den gesetzlichen Programmauftrag realisiert. sich regelmäßig über statistische Entwicklungen sowie über Dies gilt ebenso für Beschlüsse, die der Rundfunkrat im Rah- Ziele und Maßnahmen der Gleichstellung, Aus- und Fortbil- men seines Mandats zur allgemeinen und nachlaufenden Kon- dung sowie der Integration informieren. Auf dieser strukturel- trolle von Programmschemata, bestimmter Formate wie Talk- len Ebene befasste sich der Rundfunkrat auch mit den Vor- und Jugendsendungen oder einzelner Beiträge fasst. Nicht würfen über personelle Missstände, als diese aufkamen. In zuletzt um sich seiner Rolle und den damit verbundenen ver- einer Stellungnahme vom Mai 2018 mahnte er konsequente antwortungsvollen Aufgaben auch selbstkritisch zu stellen, Aufarbeitung und weiterführende Maßnahmen an. Das Gre- ließ der Rundfunkrat eigene Programmbeschlüsse 2018 erst- mium begrüßte, dass der Intendant Dr. Monika Wulf-Mathies mals durch ein externes Gutachten überprüfen. Es untersuch- als externe, unabhängige Gutachterin gewinnen konnte und te die Hörfunkprogramme WDR 2 und WDR 4, deren Refor- sich den Ergebnissen ihrer Untersuchung im September 2018 men er im Jahr zuvor genehmigt hatte. Das Gutachten, öffentlich und selbstkritisch stellte. Darauf aufbauend hat der veröffentlicht unter wdr-rundfunkrat.de, belegte solide WDR einen unternehmensweiten Prozess des Kulturwandels Erfolge und bot Anregungen für die weitere Entwicklung. initiiert. Erste Maßnahmen waren eine neue, erweiterte Dienstvereinbarung zum Schutz vor sexueller Belästigung, die Verbesserung des Beschwerdeverfahrens sowie verpflichten- de Fortbildungen für Führungskräfte. Zudem beteiligen sich Mitarbeiter*innen aller Unternehmensbereiche an Workshops und weiteren Initiativen zum Kulturwandel. Über Fortschritte lässt sich der Rundfunkrat regelmäßig informieren.
rundfunkrat 11 INTERESSENVERTRETER DES PUBLIKUMS Zu den gesetzlichen Pflichten des Rundfunkrats gehört die Weiterbildung seiner Mitglieder. Traditionell bieten Fachmes- Die Reaktionen des Publikums sind ein wichtiges Korrektiv. sen und Medienkongresse dazu gute Gelegenheiten. So infor- Es gehört zu den gesetzlichen Aufgaben des Intendanten, den mieren sich Gremienmitglieder regelmäßig auf der IFA in Rundfunkrat über Zuschriften an den WDR zu informieren. Berlin über technische Trends und deren Relevanz für den Dies bezieht sich auf Eingaben – also normale Zuschriften öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Schwerpunkte waren, zuletzt an den WDR – und auf Programmbeschwerden – das sind im Herbst 2017, DAB+ als digitaler Verbreitungsstandard für Vorwürfe, der WDR habe gegen Programmgrundsätze oder Radioprogramme, TPEG, ein Übertragungsformat für Ver- andere Gesetze verstoßen. Zusätzlich erreichen das Gremium kehrsmeldungen, sowie Virtual Reality. Zudem haben Neue- direkt zahlreiche E-Mails und Briefe. Dadurch sind Themen rungen bei Empfangsgeräten – immer höhere Bildauflösungen des Publikums in jeder Sitzung des Rundfunkrats präsent. oder spezielle Bildschirme – Auswirkungen auf die Produktion Wenn sie nicht einzelne WDR-Beiträge in Hörfunk, Fernsehen und Verbreitung von Programmen. ARD und WDR sind auf oder Internet kritisieren, monieren Zuschauer*innen zum der IFA seit Jahren vertreten, eine Delegation des Rundfunk Beispiel auch häufige Wiederholungen, die Musikausrichtung rats wird auch im September 2019 deren Stände wieder be im Hörfunk oder die Sprachverständlichkeit im Fernsehen. suchen. Parallel wächst die Bedeutung der Berliner Messe Der Rundfunkrat gibt Fragen und Kritik an die Verantwort re:publica. Sie ist mittlerweile eine der größten Konferenzen lichen im WDR weiter und erläutert den Absender*innen zu den Themen Digitalisierung und Gesellschaft in Europa. eigene Positionen. Zudem hat das Gremium eine Mittler Mitglieder des Rundfunkrats nutzten diesen Branchentreff als funktion zwischen Sender und Publikum im gesetzlich be- Diskussionsforum der Medienwirtschaft und -politik jeweils stimmten Programmbeschwerdeverfahren (siehe Kapitel im Mai 2018 und 2019. Im Rundfunkrat berichteten sie von ih- Programmausschuss). ren Erkenntnissen. Diese fließen in Beratungen zur Digitalisie- rung im WDR und in die Analyse neuer Verbreitungswege ein. Auch mit dem digitalen Engagement des WDR, den soge- nannten Telemedien, befasst sich der Rundfunkrat auf inhalt- licher Ebene. Über das Gesamtkonzept der Internetpräsenz und neue Onlineangebote hat das Gremium sogar eine gesetzliche Aufsichtspflicht, die über die nachlaufende Pro- grammkontrolle für Fernsehen und Hörfunk hinausgeht. Zudem stellte sich der Rundfunkrat ab Mitte 2018 die eigene Aufgabe, die Chancen und Risiken sozialer Medien zu untersu- chen. Die Mitglieder aller drei Fachausschüsse befassten sich insbesondere mit der Plattform Facebook als einem der wich- tigsten Verbreitungswege. Der WDR, der sich der Digitalisie- rung und dem Prinzip verschrieben hat, aktuelle Inhalte »mo- bile first«, also zuerst online über mobile Geräte auszuspielen, steckt wie alle Medienanbieter in der Zwickmühle: Einerseits bieten Plattformen wie Facebook eine immense Reichweite. Andererseits sind gerade bei sozialen Medien wie Facebook, WhatsApp und Instagram das intransparente Geschäfts modell und der Datenschutz zu problematisieren. Der WDR- Rundfunkrat hat sich dazu im Juli 2019 kritisch positioniert und den Sender aufgefordert, sich gegenüber der Medien Der Empfang über Internet und mobile Geräte wird für das Publikum politik für eine zeitgemäße und vielfaltssichernde Regulierung immer wichtiger – und damit auch für den WDR solcher Plattformen und Intermediäre einzusetzen.
12 WEITERBILDUNG DER MITGLIEDER Um die Weiterbildung zu standardisieren, begann der 12. WDR-Rundfunkrat damit, zweimal im Jahr Workshops in Zusammenarbeit mit dem Sender abzuhalten. So ging es im Februar 2019 um crossmediale Programmplanung. Neben Vorträgen zur medienübergreifenden Produktion von Nach- richten, Bildungsangeboten und Wirtschaftsbeiträgen gab es Führungen durch verschiedene Redaktionen. Dort entstehen Angebote parallel für Fernsehen, Radio und Internet – etwa zu Wissenschaft, Kultur oder Karneval. Zudem besuchten Mit- glieder die Mediathek, die für den Sender immer wichtiger wird. Frühere Workshops legten Schwerpunkte auf Finanzen, Produktion, Aufbau und Telemedienauftrag des WDR. Dieses Weiterbildungsformat mit seiner Mischung aus Theorie und Praxis findet bei Mitgliedern und stellvertretenden Mitglie- dern des Rundfunkrats großen Zuspruch. Der Austausch mit Macher*innen in Redaktionen und Fachabteilungen sensibili- siert für die Arbeit und Belange des WDR und erleichtert das gegenseitige Verständnis. Praktische Einblicke erhielten Mitglieder auch im März 2019 beim Redaktionsbesuch in Mainz bei funk-Programmgeschäfts führer Florian Hager. Das öffentlich-rechtliche Inhaltenetz- werk funk besteht seit Oktober 2016 und richtet sich mit werbefreien Inhalten zur Information, Orientierung und Un- terhaltung an Menschen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren. Getragen wird es von den neun ARD-Anstalten und dem ZDF. Im Frühjahr 2019 bot funk rund 80 Formate – neun davon Oben: Die Mitglieder des Rundfunkrats bilden sich in Workshops weiter und infor- lieferte der WDR – und verbreitete sie über das Internet, vor mieren sich auf medienpolitischen Kongressen und Fachmessen, hier auf der IFA allem in sozialen Medien und auf funk.net. Die Mitglieder Unten: Can Dündar, der ehemalige Chefredakteur der türkischen Tageszeitung Cumhuriyet, erläuterte im WDR-Rundfunkrat die Situation von Redaktionen und des Rundfunkrats lobten die progressive Arbeitsorganisation Journalist*innen in seiner Heimat und die Fortschritte, öffentlich-rechtliches Programm für die junge, onlineaffine Zielgruppe zu entwickeln. Zusammen mit dem Intendanten nahm ich dies zum Anlass, Für gewöhnlich sind es die Geschäftsleitung und weitere mich gegen die Einschränkung der Pressefreiheit in der Türkei Fachleute des WDR und der ARD, die dem Gremium Rede zu positionieren und an die politischen Entscheidungsträ- und Antwort stehen. Zu besonderen Themen lädt der Rund- ger*innen und türkischen Mitbürger*innen – nicht zuletzt in funkrat externe Gesprächspartner*innen in seine Sitzungen NRW – zu appellieren, sich für die Freiheit des Worts und der ein. Vor dem Verfassungsreferendum in der Türkei im Frühjahr Menschen einzusetzen. 2017 beispielsweise ging es im Rundfunkrat um die aktuelle Situation türkischer Redaktionen und Journalist*innen. Dazu Zur Medienpolitik in NRW tauschte sich der Rundfunkrat im war Can Dündar eingeladen, der ehemalige Chefredakteur der Januar 2018 mit NRW-Staatssekretär Nathanael Liminski aus. überregionalen Tageszeitung Cumhuriyet. Es ging um die anstehende Strukturreform des öffentlich- rechtlichen Rundfunks, die Modernisierung des Telemedien- auftrags und weitere medienpolitische Vorhaben der von CDU und FDP getragenen Landesregierung. Der Rundfunkrat begrüßte Pläne, die komplexen Besetzungsregeln für den WDR-Verwaltungsrat zu entbürokratisieren. Die Mitglieder befürworteten ebenfalls, die ab 2019 vorgesehene Werbezeit- verkürzung für den WDR-Hörfunk aufzuschieben. Beides ist im novellierten WDR-Gesetz mittlerweile umgesetzt.
rundfunkrat 13 BEWERTUNG UND UMSETZUNG die Entsendungen, überlässt es sie nun allein dem Intendan- GESETZLICHER GRUNDLAGEN ten. Tom Buhrow hat gleichwohl zugesagt, die Gremien wie bisher einzubeziehen. Der Hintergrund: Neben der Tätigkeit Der Rundfunkrat begleitet Regulierungsvorhaben auf EU-, im WDR-Rundfunkrat übernehmen Mitglieder auch wichtige Bundes- und Landesebene von jeher sehr intensiv. In laufen- Funktionen in anderen Gremien. Dies betrifft Aufsichtsräte den Verfahren gibt er Anregungen aus seiner praktischen von Unternehmen, an denen der WDR beteiligt ist – also der Arbeit und positioniert sich zu Gesetzentwürfen. Im Vorfeld Werbetochter WDR mediagroup GmbH, der Produktionsfirma der Novelle des WDR-Gesetzes, die im März 2019 in Kraft ge- Bavaria Film GmbH und der Film- und Medienstiftung Nord- treten ist, vertrat ich den WDR-Rundfunkrat in der Anhörung rhein-Westfalen. Mitglieder des Rundfunkrats arbeiten zudem von Sachverständigen im Landtag NRW. im Programmbeirat der ARD für das Erste Deutsche Fernse- hen, im Programmausschuss des Rundfunkrats der Deutschen Zudem beschließt der Rundfunkrat, wie zuletzt 2017 und 2018, Welle und im Programmbeirat von ARTE Deutschland mit. wenn in der Folge neuer Gesetze die WDR-Satzung bezie- Die jeweiligen Vertreter*innen werden dafür vom Rundfunkrat hungsweise die Geschäftsordnung des Rundfunkrats anzupas- gewählt. Als Vorsitzender des WDR-Rundfunkrats übe auch sen ist. Dabei ist es das Ziel des Gremiums, die eigene Arbeit ich, allerdings qua Amt, weitere Funktionen aus: Ich leite die möglichst transparent, nachhaltig und effektiv zu gestalten. So Sitzungen des erweiterten Präsidiums, in dem meine Stellver- tagt der Rundfunkrat seit Jahren öffentlich, seit 2016 schreibt treterinnen, die Vorsitzenden der Fachausschüsse und deren dies das WDR-Gesetz auch vor. Es wurde seitdem mehrfach Stellvertreter*innen die Arbeit des Rundfunkrats koordinieren. novelliert. Zum einen hat die Landesregierung einige ihrer Ich nehme beratend an den Sitzungen des Verwaltungsrats Ziele umgesetzt. Zum anderen sind nun EU-Vorschriften zur teil. Wie dessen Vorsitzender bin ich Mitglied im Aufsichtsrat Datenschutzgrundverordnung in nationales und Landesrecht der WDR mediagroup GmbH. Der WDR lädt uns außerdem umgesetzt. Auf dieser Grundlage wählte der Rundfunkrat im zu Gesellschafterversammlungen von Unternehmen ein, an Dezember 2018 Dr. Reinhart Binder als ersten Rundfunkdaten- denen der WDR die Mehrheit hält. schutzbeauftragten für den WDR. Der Volljurist trat das Amt am 1. Januar 2019 für vier Jahre an und ist zugleich zuständig für den Bayerischen und den Saarländischen Rundfunk sowie für das Deutschlandradio und das ZDF. Gesetzlich neu geregelt ist auch die Wahl des WDR-Ver waltungsrats, die Ende 2019 ansteht. Der Beschluss des Rundfunkrats zur Umsetzung dieses Verfahrens ist auf wdr-rundfunkrat.de veröffentlicht. Das Gremium hatte die Vereinfachung der Besetzungsregeln für den WDR-Verwal- tungsrat durch die jüngste Novelle des WDR-Gesetzes be- grüßt. Kritisch sah es allerdings, dass das Mitspracherecht der Gremien bei der Zusammensetzung von Aufsichtsräten der Tochterfirmen beschnitten wurde. Forderte das Gesetz bisher Vorschläge der Organe Rundfunkrat und Verwaltungsrat für
14 GREMIENARBEIT AUF EBENE DER ARD Die beiden übergeordneten Gremien der ARD – das sind der ARD-Programmbeirat und die Gremienvorsitzendenkonferenz Eine besondere Herausforderung ist die Gremienarbeit (GVK) – haben allerdings nur beratende und koordinierende auf Ebene der ARD. Die Arbeitsgemeinschaft der öffent- Funktionen. Beide setzen sich aus Mitgliedern der Landes lich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik gremien zusammen. Der ARD-Programmbeirat analysiert Das Deutschland (ARD) veranstaltet Das Erste. Sie hat aber kein Erste und berät dessen Programmdirektor*in. In der GVK eigenes beschlussfähiges Kontrollorgan wie das ZDF mit kommen die Vorsitzenden der Verwaltungs- und Rundfunk seinem Fernsehrat. Vielmehr erfolgt die Beteiligung der räte der neun Landesrundfunkanstalten der ARD und der Allgemeinheit an ARD-Entscheidungen indirekt durch das Deutschen Welle dreimal im Jahr zusammen. Ihre Ziele sind, Zusammenwirken der Rundfunk- und Verwaltungsräte der die gesellschaftliche Akzeptanz des öffentlich-rechtlichen neun Landesrundfunkanstalten und der Deutschen Welle. Rundfunks auch in der konvergenten Medienwelt zu stärken, Diese kontrollieren die einzelnen Mitglieder der ARD nach Profil und Qualität des Programms zu erhalten und zu schär- den jeweiligen landesrechtlichen Vorgaben. Darin sind fen sowie die Arbeit von Sendern und Gremien transparenter beispielsweise Aufgreifschwellen festgelegt, ab denen die zu machen. Sender ihren Gremien Produktions- und Rechteverträge vor legen müssen. So muss sich die ARD Verträge für Das Erste Die GVK strukturiert das seit 2009 gesetzlich vorgeschriebe- mitunter von mehreren Verwaltungs- und Rundfunkräten ne Genehmigungsverfahren für Telemediendienste (Dreistu- genehmigen lassen. Der WDR-Rundfunkrat ist befasst, sobald fentest), sofern es um gemeinsame Internetangebote der ARD der WDR oder seine Töchter mit mindestens zwei Millionen geht (zum Beispiel DasErste.de, KiKA.de). Sie koordiniert auch Euro beteiligt sind. Über weitere Gemeinschaftsvorhaben alle zwei Jahre die Beratung der programmlichen Leitlinien der ARD werden die Anstaltsgremien regelmäßig informiert. der ARD durch die verschiedenen Gremien. Außerdem ist die Schließlich sind, auf Basis ARD-interner Vereinbarungen, für finanzielle und programmstrategische Entwicklung von ARD- bestimmte Einrichtungen einzelne Gremien stellvertretend Gemeinschaftseinrichtungen und -aufgaben regelmäßig für alle anderen zuständig. So kontrollieren der Rundfunkrat Thema der GVK. und der Verwaltungsrat des WDR stellvertretend für alle ARD-Gremien den Zentralen Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio. Über ARD-Verträge entscheiden Gremien der Landesrundfunkanstalten nach landesrechtlichen Vorgaben. So stimmte der WDR-Rundfunkrat dem Erwerb der Übertragungsrechte an der Nations League und am DFB-Pokal zu.
rundfunkrat 15 Die Argumente und Positionen des WDR-Rundfunkrats finden im Austausch mit Kolleg*innen weiterer Aufsichtsgremien und mit Intendant*innen durchaus Gehör. Naturgemäß spielt auch auf ARD-Ebene seit Ende 2016 die Debatte über Akzeptanz, Auftrag und Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rund- funks eine entscheidende Rolle. Die Gremienvorsitzenden- konferenz der ARD hat mehrfach die Bedeutung des öffent- Der oder die jeweilige Vorsitzende ver- lich-rechtlichen Rundfunks betont und eine auskömmliche, tritt den WDR-Rundfunkrat in den Bera- unabhängige Finanzierung gefordert, die dem Programmauf- tungen der ARD-GVK. Dort bringt er*sie trag zu folgen hat. Diese und weitere Stellungnahmen sind zu die Arbeitsergebnisse des eigenen Gre finden über die Internetseite ard.de/gvk. miums ein. Ein Beispiel sind die Stellung- nahmen des WDR-Rundfunkrats zur AUSBLICK Sportstrategie von ARD und WDR, die er 2017 bekräftigt hat: Danach müssen die Die Aufsicht über die ARD ist komplex. Die GVK trifft keine Sender einerseits dem öffentlich-recht bindenden Entscheidungen, sie ermöglicht aber immerhin lichen Programmauftrag und der Erwar- eine gemeinsame Willensbildung. Auf dieser Grundlage berät tung vieler Beitragszahler*innen ent sie die Konferenz der ARD-Intendant*innen, mit der sie drei- sprechen, die große Sportevents frei mal jährlich zusammenkommt. Das Amt an deren Spitze empfangen wollen. Andererseits kritisiert wechselt turnusgemäß, in der Regel alle zwei Jahre. Auf die der WDR-Rundfunkrat die zunehmende ARD und ihre Gremien kommen herausfordernde Jahre zu. Kommerzialisierung im Profisport und Die Zukunft der ARD, und damit auch des WDR, hängt dabei Auswüchse wie Doping und fragwürdiges maßgeblich von politischen Entscheidungen ab – und von Geschäftsgebaren der FIFA und anderer uns als Publikum des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Als internationaler Sportverbände. ARD und Vertreter*innen der Allgemeinheit im Aufsichtsgremium der WDR sollten deshalb gezielt eigene Stär- größten ARD-Rundfunkanstalt sehen wir uns als Mitglieder ken ausbauen – dazu gehören investiga des WDR-Rundfunkrats in der Pflicht und sind gern bereit, tive und fundierte Berichte jenseits der aktiv daran mitzuarbeiten, den öffentlich-rechtlichen Rund- reinen Übertragung von Wettkämpfen funk weiterzuentwickeln. sowie die Berichterstattung auch über weniger massenattraktive Sportarten als Fußball. Vor dem Hintergrund des zuneh- menden Sportrechteerwerbs durch pri vate Wettbewerber und der immens stei- genden Preise auf dem internationalen Markt muss die ARD ihr Sportbudget wei- terhin konsequent deckeln und anhand klarer Kriterien einsetzen.
16 Stellungnahme zu Auftrag und Strukturreform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Mit dieser Stellungnahme vom 30. Juni 2017 setzte der 12. WDR-Rundfunkrat im ersten Amtsjahr Maßstäbe für den politischen und senderinternen Reformprozess. Zugleich dient sie dem Gremium als Leitlinie der eigenen Arbeit. PRÄAMBEL Der WDR-Rundfunkrat will mit der vorliegenden Position Maßstäbe für den Reformprozess benennen. Er wird in der Der Rundfunkrat des WDR begrüßt die Reformanstrengungen, weiteren Debatte über die Gestaltung der Reform alle Maß- die von der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Minis- nahmen daran messen, ob sie den öffentlich-rechtlichen terpräsidenten im Oktober 2016 angestoßen wurden. Dazu Rundfunk stärken und ihn zukunftsfest machen. müssen wir eine Vision für den öffentlich-rechtlichen Rund- funk der Zukunft entwickeln. Das gilt für alle Bürgerinnen und Bürger, vor allem auch für diejenigen, die als Politikerinnen AUFTRAG UND PROGRAMMGESTALTUNG und Politiker den Rahmen setzen oder die als Medienschaf- fende den Rundfunk gestalten. Wir brauchen eine kollektive Die besonderen Stärken der ARD sind die föderale Veranke- Vorstellung davon, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk in rung und die Regionalität ihrer Angebote. Diese Grundprinzi- Zukunft aussehen soll und welche Rolle wir ihm als Garanten pien müssen gewahrt bleiben. Der qualitative Anspruch an die unserer gemeinsamen Werte beimessen. Dazu gehören die regionale Berichterstattung muss derselbe sein wie für das Förderung der internationalen Verständigung, der europäi- überregionale Programm. schen Integration und des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Bund und Ländern. Der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (im Sinne des § 11 RStV) muss bekräftigt werden. Er ist zudem ausdrück- In Zeiten zunehmender Komplexität bei gleichzeitig zuneh- lich um den Auftrag zu erweitern, die unabhängige Medien mender Individualisierung entstehen mediale Teilöffentlichkei- pluralität zu sichern. ten, die Ansprüche an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wachsen. Die Entwicklung der Gesellschaft erfordert also Zur Erfüllung des Auftrages sind mehr programmliche Koope- mehr Information, mehr Bildung, Kultur und Vermittlung von rationen innerhalb der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstal- Medienkompetenz, erhöhte Meinungs- und Urteilsfähigkeit ten wünschenswert. Kooperationen dürfen jedoch nicht dazu sowie qualitativ hochwertige Beratung und Unterhaltung. führen, dass Qualitätsansprüche abgesenkt werden. Im Zuge des Prozesses ist daher auch die Frage zu beantworten, wel- Um seine Rolle zu erfüllen, muss der öffentlich-rechtliche che besonderen Anforderungen an die Programmqualität aus Rundfunk alle Menschen im ganzen Land erreichen. Er muss dem öffentlich-rechtlichen Status erwachsen. insbesondere die junge Generation gewinnen. Dabei hat er die Aufgabe, im Spannungsfeld gesellschaftlicher Pluralität für Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist, bezogen auf das Gesamt- Zusammenhalt zu sorgen. programm, ein Angebot für alle. Dazu braucht er das Recht, alle Kanäle, inklusive des Internets, unter Berücksichtigung Als Vertreterinnen und Vertreter der Allgemeinheit im Auf- der Urheberrechte unbeschränkt auszuschöpfen. Dies gilt sichtsgremium der größten ARD-Anstalt sehen sich die Mit- auch für künftige Weiterentwicklungen und mögliche neue glieder des WDR-Rundfunkrats in der Pflicht und sind gern Verbreitungsformen. Insofern ist der Begriff des Rundfunks bereit, aktiv daran mitzuarbeiten, den öffentlich-rechtlichen zeitgemäß zu definieren und dadurch zukunftsfähig zu ma- Rundfunk weiterzuentwickeln. An veränderte Strukturen sind chen. Die Bestands- und Entwicklungsgarantie darf nicht in der Folge auch die Aufsichtsgremien anzupassen. angetastet werden. Der rechtliche Rahmen ist nicht mehr
rundfunkrat 17 zeitgemäß (Sendungsbezug, Verweildauerkonzepte, Verbots- und darf ihre von Art. 5 Absatz 1 Satz 2 GG geschützte Pro- listen für die öffentlich-rechtlichen Angebote, Dreistufen- grammautonomie nicht gefährden. 2 tests). Die Gesetzgeber sind gefordert, die Begrenzung des \\ Art. 5 Absatz 1 Satz 2 GG verlangt für die Festsetzung der öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Internet aufzuheben. Rundfunkgebühr ein Verfahren, das dem öffentlich-rechtli- chen Rundfunk die zur Erfüllung seiner Aufgabe im dualen Die Nutzung neuer Techniken und die Crossmedialität, also System erforderlichen Mittel gewährleistet und ihn vor die Zusammenführung bisher getrennter Techniken und Einflussnahmen auf das Programm wirksam sichert. Strukturen, müssen die Vielfalt der Inhalte, die Pluralität \\ Für die Gebührenfinanzierung gilt der Grundsatz der Pro- der Meinungen und die Regionalität der Angebote erhalten. grammneutralität. Im Verfahren der Gebührenfestsetzung Zu begrüßen ist auch der Diskurs mit den Nutzerinnen und ist von den Programmentscheidungen der Rundfunkanstal- Nutzern und ihre stärkere Einbeziehung in die Angebots ten auszugehen. Die Gebühr darf nicht zu Zwecken der Pro- entwicklung. grammlenkung oder der Medienpolitik eingesetzt werden. \\ Die Finanzierung muss entwicklungsoffen und entspre- Der WDR-Rundfunkrat unterstützt das Konzept einer öffent- chend bedarfsgerecht gestaltet werden. Dem entspricht die lich-rechtlichen Plattform, also einer starken, gemeinsamen Garantie funktionsgerechter Finanzierung. Die Mittelaus- Angebotsmarke im Internet. In diesem Zusammenhang müs- stattung muss nach Art und Umfang den jeweiligen Aufga- sen auch die Rolle und der Auftrag der Digitalkanäle disku- ben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gerecht werden. 3 tiert und die Frage erörtert werden, ob es nicht andere und bessere Wege gibt, die dort verbreiteten Inhalte zugänglich Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist ein Dienst an der Allge- zu machen. meinheit. Deshalb garantieren die Urteile des Bundesverfas- sungsgerichts neben Bestand und Entwicklung die staatsferne Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. VERWALTUNG UND PRODUKTION Ohne den Rundfunkbeitrag kann der öffentlich-rechtliche Der WDR-Rundfunkrat begrüßt den laufenden Prozess zur Rundfunk seinen Auftrag nicht erfüllen. In Zeiten steigender Analyse und Optimierung der Strukturen auf Ebene von ARD, Anforderungen kann nicht davon ausgegangen werden, ZDF und Deutschlandradio. Die dazu definierten Maßnah- dass die Aufwendungen für den öffentlich-rechtlichen Rund- men, die von der ARD derzeit geprüft und umgesetzt werden funk von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt sollen, erscheinen plausibel. Ihre Umsetzung muss allerdings werden können. in ein Gesamtkonzept gefasst werden, das auch dem Gedan- ken der Nachhaltigkeit Rechnung trägt. Dabei haben Sekun- Allein eine stärkere Indexierung des Rundfunkbeitrags ist därprozesse eher dienende Funktion. Im Mittelpunkt des indes nicht geeignet, die Finanzierung auf lange Sicht zu Reformprozesses sollen Auftrag und Programm stehen. steuern. Zudem trägt sie nicht zur Legitimation des öffentlich- rechtlichen Rundfunks bei. Wie im Beschluss des 11. WDR- Rundfunkrats vom 17. November 2016 bereits gefordert, FINANZEN sollten dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Rolle und die kritische Kompetenz der Kommission zur Ermittlung des Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist konstitutiv für unsere Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten erhalten bleiben. Demokratie. Deshalb ist er angemessen zu finanzieren. Die Bestands- und Entwicklungsgarantie, wie sie in mehreren Ur- Der WDR-Rundfunkrat tritt für eine bedarfsgerechte Finanzie- teilen des Bundesverfassungsgerichts bestätigt wurde, setzt rung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ein. Verringerungen dafür klare Maßstäbe: der Finanzierung, wie sie durch die landesgesetzliche Be- schränkung der Werbezeiten im Rundfunk entstehen, sind zu \\ Art. 5 Absatz 1 Satz 2 GG verpflichtet den Staat, die Grund- kompensieren. versorgung, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in einer dualen Rundfunkordnung zufällt, zu gewährleisten. Der WDR-Rundfunkrat versteht sich als Treuhänder der Bei- \\ Die Bestands- und Entwicklungsgarantie für den öffent- tragszahlerinnen und Beitragszahler. Er sieht seine Aufgabe lich-rechtlichen Rundfunk erstreckt sich auch auf neue auch darin, im Rahmen des Programmauftrags über die Dienste mittels neuer Techniken, die künftig Funktionen Grundsätze der Wirtschaftlichkeit und der Sparsamkeit im des herkömmlichen Rundfunks übernehmen können. 1 WDR und in der ARD zu wachen. Zum Beispiel schlägt er \\ Die Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstal- vor, über die Limitierung der Spitzenhonorare im öffentlich- ten muss nach Art und Umfang ihrer Funktion entsprechen rechtlichen Rundfunk nachzudenken. 1 BVerfGE 83, 238 – 6. Rundfunkentscheidung. 2 BVerfGE 87, 181 – 7. Rundfunkentscheidung. 3 BVerfGE 119, 181 – 12. Rundfunkentscheidung.
18 Veröffentlichungen zu Grundlagen und zur Gremienarbeit Über Beratungsergebnisse und Beschlüsse informiert der WDR-Rundfunkrat auf der Internetseite wdr-rundfunkrat.de, in seinem Newsletter und in Pressemitteilungen. Im Wortlaut sind die unten auf- geführten Arbeitsergebnisse online abrufbar. Sie betreffen in erster Linie personelle und strukturelle Beschlüsse des Gremiums. Veröffentlichungen zu fachlichen Inhalten finden sich in den Kapiteln der Ausschüsse für Programm, für Haushalt und Finanzen sowie für Rundfunkentwicklung und Digitalisie- rung, die sie hauptsächlich vorbereitet haben. Die ausschussübergreifend vorbereitete Stellungnahme des WDR-Rundfunkrats zu Auftrag und Strukturreform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist wegen ihrer grundsätzlichen Bedeutung auf den vorstehenden Seiten dieses Berichts dokumentiert. NUTZUNG DER SOGENANNTEN SOZIALEN MEDIEN FINANZIERUNG DES ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN DURCH DEN WDR RUNDFUNKS Der Rundfunkrat unterstützt grundsätzlich die Strategie des Der WDR-Rundfunkrat fordert angesichts der anhaltenden WDR, seine qualitativ hochwertigen und unabhängigen Inhal- politischen Diskussionen noch einmal nachdrücklich eine te möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Die angemessene und auskömmliche Finanzierung des öffentlich- sogenannten sozialen Medien im Internet, darunter insbeson- rechtlichen Rundfunks. Die Finanzierung muss entwicklungs- dere Facebook, WhatsApp und Instagram, spielen eine so offen und bedarfsgerecht gestaltet werden und nach Art und wichtige Rolle, dass sie der WDR trotz aller Kritik an deren Umfang den jeweiligen Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Geschäftsmodell als Ausspielungswege nicht ignorieren kann. Rundfunks gerecht werden. Der gesetzliche Auftrag bestimmt Das Gremium erwartet vom WDR, Nutzen und Risiken sozia- die Finanzierung, nicht umgekehrt. Eine Beitragsobergrenze ler Medien als Verbreitungswege und für den Dialog mit dem hält der WDR-Rundfunkrat deshalb für nicht sachgerecht. Publikum sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Stellungnahme vom 2. Mai 2019 Stellungnahme vom 5. Juli 2019 KATRIN VERNAU MIT GROSSER MEHRHEIT ALS VORBEREITUNG DER WAHL DES WDR-VERWALTUNGSDIREKTORIN BESTÄTIGT WDR-VERWALTUNGSRATS Der Rundfunkrat hat Dr. Katrin Vernau als Verwaltungs Der WDR-Rundfunkrat hat das erweiterte Präsidium in Funk direktorin bis 2025 wiedergewählt. tion einer Findungskommission beauftragt, die Wahl des Ver- Pressemitteilung vom 2. Mai 2019 waltungsrats vorzubereiten. Die Vorgaben und Aufgaben hat das Gremium in seiner Stellungnahme präzisiert. Stellungnahme vom 2. Mai 2019 WIEDERWAHL DER PROGRAMMDIREKTOREN Der Rundfunkrat hat Valerie Weber und Jörg Schönenborn als Programmdirektoren bis 2024 wiedergewählt. Pressemitteilung vom 30. Oktober 2018 BELÄSTIGUNGSVORWÜRFE IM WDR Der Rundfunkrat begrüßt den Aufklärungswillen des Inten- danten und erwartet von den Senderverantwortlichen, Vor- würfen nachzugehen und – wo nötig – geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Stellungnahme vom 8. Mai 2018
rundfunkrat 19 WIEDERWAHL DES INTENDANTEN WIEDERWAHL DES DIREKTORS FÜR PRODUKTION Der WDR-Rundfunkrat hat mit 50 von 55 abgegebenen UND TECHNIK Stimmen Tom Buhrow als Intendanten des Westdeutschen Der WDR-Rundfunkrat hat den Direktor für Produktion und Rundfunks Köln bis 2025 wiedergewählt. Das deutliche Wahl- Technik im WDR, Wolfgang Wagner, für fünf weitere Jahre im ergebnis belegt das große Vertrauen in den Intendanten ver- Amt bestätigt. Damit folgte das Gremium einem Vorschlag bunden mit hohen Erwartungen an die Weiterentwicklung des Intendanten Tom Buhrow. des Senders. Pressemitteilung des WDR vom 28. April 2017 Pressemitteilung vom 23. März 2018 WDR MAHNT PRESSEFREIHEIT IN DER TÜRKEI AN VORBEREITUNG DER WAHL DES INTENDANTEN Der WDR-Rundfunkrat hat sich in seiner Sitzung am 30. März Tom Buhrow erklärt seine Bereitschaft, sich für eine weitere ausführlich über die aktuelle Situation türkischer Redaktionen Amtsperiode zur Wiederwahl zu stellen. Nach dem WDR- und Journalist*innen informiert. Zu einem Austausch darüber Gesetz ist das Gremium für die Wahl des*der Intendant*in hatte das Gremium Can Dündar, den ehemaligen Chefredak- des Senders zuständig. teur der überregionalen Tageszeitung Cumhuriyet, eingeladen. Pressemitteilung vom 26. Januar 2018 Der Vorsitzende des Rundfunkrats Andreas Meyer-Lauber und WDR-Intendant Tom Buhrow haben dies zum Anlass genom- men, sich gegen die Einschränkung der Pressefreiheit in der AUFTRAG UND STRUKTURREFORM DES Türkei zu positionieren. ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN RUNDFUNKS Pressemitteilung des WDR vom 30. März 2017 Der Rundfunkrat fordert, den gesetzlichen Programmauftrag zu bekräftigen und die Begrenzungen des öffentlich-rechtli- chen Rundfunks im Internet aufzuheben. Dabei ist eine EVA-MARIA MICHEL ALS WDR-JUSTIZIARIN staatsferne und bedarfsgerechte Finanzierung durch den WIEDERGEWÄHLT Rundfunkbeitrag für die Erfüllung seines Auftrages unent- Der WDR-Rundfunkrat hat in seiner heutigen Sitzung WDR- behrlich. Vollständiger Wortlaut siehe vorstehende Seiten Justiziarin Eva-Maria Michel für weitere fünf Jahre im Amt be- dieses Berichts. stätigt. Damit folgte das Gremium einem Vorschlag des Inten- Stellungnahme und Pressemitteilung vom 30. Juni 2017 danten Tom Buhrow. Pressemitteilung des WDR vom 22. Februar 2017
20 Petra Kammerevert MdEP, Vorsitzende des Programmausschusses Rückschau von Petra Kammerevert MdEP SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN, Zu den Aktivitäten des Programmausschusses gehören neben der kritischen Programmbeobachtung vor allem intensive Be- die Beratungen im Programmausschuss in den Jahren von ratungen zu Programmänderungen, Prozessen und Reformen 2017 bis heute waren geprägt von strukturellen Veränderun- des WDR. Grundlage für die Beratungen bieten dabei die gen im WDR und den Herausforderungen, denen sich der aktuellen Berichte aus den Programmdirektionen sowie Zu- Sender im Zuge der Digitalisierung der Gesellschaft stellen schriften von Bürger*innen, die ihre Kritik am Programm an muss. Oberstes Ziel des Programmausschusses war und ist den Rundfunkrat richten. Bis Mitte 2019 hat sich der Fach- dabei, trotz aller strukturellen Maßnahmen und nötigen ausschuss schwerpunktmäßig mit den Themen Programm- Einsparungen die Qualität des Programms zu erhalten. Die strategie, Digitalisierung und Programmkritik befasst. Zudem Ansprüche an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wachsen hat er sich in Arbeitsgruppen sowie zu aktuellen Anlässen und die Entwicklung der Gesellschaft erfordert mehr denn je mit Programmmacher*innen des WDR in Werkstattgesprä- Information und Einordnung. chen ausgetauscht. In insgesamt 29 Sitzungen bereiteten die Mitglieder Entscheidungen und Stellungnahmen des Dem Fachausschuss ist es wichtig, dass die neuen crossmedi- Rundfunkrats vor. Dazu zählen auch 20 Programmbeschwer- alen Strukturen im WDR die publizistische Vielfalt und die den. Die Ergebnisse sind am Ende dieses Kapitels und auf Regionalität seiner Angebote nicht beeinträchtigen. Zudem wdr-rundfunkrat.de veröffentlicht. muss das Gesamtprogramm des öffentlich-rechtlichen Rund- funks Inhalte für alle Menschen bieten und auch die junge Generation mit neuen digitalen Formaten ansprechen. Wie der WDR mit seinem Programm die Jugend erreicht, bleibt ein wichtiges Thema des Gremiums.
programm 21 PROGRAMMSTRATEGISCHE BERATUNGEN Rundfunkrat die zunehmende Kommerzialisierung im Profisport und Auswüchse wie Doping und fragwürdiges Auftrag und Strukturreform des öffentlich- Geschäftsgebaren der FIFA und anderer internationaler rechtlichen Rundfunks Sportverbände. ARD und WDR müssen eigene Stärken aus- Zu den grundlegenden programmstrategischen Beratungen bauen – dazu gehören investigative und fundierte Berichte gehörte die Erarbeitung einer Stellungnahme zu »Auftrag jenseits der reinen Übertragung von Wettkämpfen sowie die und Strukturreform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks«, Berichterstattung über andere, weniger massenattraktive die der WDR-Rundfunkrat unter Federführung des Programm Sportarten. ausschusses im Juni 2017 abgegeben hat. Nachtprogramm in den Hörfunkwellen Darin fordert das Gremium, den gesetzlichen Programm Im November 2017 befasste sich das Fachgremium vertieft auftrag zu bekräftigen und die Begrenzungen des öffentlich- mit dem neuen, wellenübergreifenden Nachtprogramm im rechtlichen Rundfunks im Internet aufzuheben. Dabei ist WDR Hörfunk. Mitglieder begrüßten grundsätzlich das eine staatsferne und bedarfsgerechte Finanzierung durch Modell der Nachtversorgung, das darauf basiert, dass Nacht- den Rundfunkbeitrag für die Erfüllung seines Auftrags programme anderer Landesrundfunkanstalten kostenfrei unentbehrlich. Der Programmausschuss hatte dem Plenum übernommen werden können, um Synergien in den reichwei- zuvor seine Position vorgelegt und eine Beschlussempfehlung tenschwachen Nachtstunden zu nutzen. Im Rahmen dieser abgegeben. Zur Erfüllung des Auftrags regte der Fachaus- Änderungen hat WDR 2 ab Januar 2018 die vom SWR produ- schuss mehr programmliche Kooperationen innerhalb der zierte »ARD Popnacht« und WDR 4 die vom NDR angebotene öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten an. Die Koopera neue »ARD Oldienacht« kostenfrei übernommen. tionen dürften jedoch nicht dazu führen, dass Qualitäts- ansprüche abgesenkt werden. Auch die neuen WDR-Hörfunknachrichten in der Nacht sah der Programmausschuss als eine im Grundsatz richtige Ent- Hintergrund der Beratungen war, dass die Ministerpräsi- scheidung an, um die Menschen in NRW auch nachts nicht dent*innen der Länder im Oktober 2016 die öffentlich-recht nur mit Nachrichten aus Deutschland und aller Welt, sondern lichen Sender ARD, ZDF und Deutschlandradio aufgefordert auch aus NRW und seinen Regionen zu versorgen. Das Gremi- hatten, ein abgestimmtes Papier zu geplanten Reformen bis um wies jedoch darauf hin, dass für die neuen Nachtnachrich- 25. September 2017 einzureichen. Dazu wollte sich das Gre ten die journalistische Aufbereitung gewährleistet sein muss. mium positionieren und kurze, der Öffentlichkeit leicht zu Ein zusätzlicher Mehrwert könnte dadurch entstehen, dass vermittelnde Grundsätze des Rundfunkrats zum Auftrag und der*die künftige Hörfunknachtredakteur*in andere Redaktio- zur Struktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks erarbeiten. nen auf besondere Ereignisse in den sozialen Netzwerken, die Die Stellungnahme ist in diesem Bericht dokumentiert und für das Programm relevant sein können, aufmerksam macht. unter wdr-rundfunkrat.de abrufbar. Darüber hinaus fordert der Programmausschuss vom WDR, die Qualität der Nachrichten künftig auch in der Nacht sicher- Sportstrategie des WDR und der ARD zustellen und die größer werdende Belastungssituation von Der Programmausschuss positionierte sich außerdem zur Redakteur*innen für die neuen Nachtnachrichten so gut wie Sportstrategie des WDR im Rahmen der ARD. Auf Grundlage möglich einzugrenzen. der Beratungen, an denen auch der Haushalts- und Finanzaus- schuss beteiligt war, hat der Rundfunkrat im August 2017 eine Der Rundfunkrat stimmte am 21. November 2017 den neuen Stellungnahme zur Sportstrategie der ARD abgegeben. Das Nachtprogrammen der WDR-Hörfunkwellen mit den Hinwei- Gremium sah die ARD und damit den WDR vor vielfältigen sen und Anregungen des Programmausschusses zu. Herausforderungen und bekräftigte damit seine bisherigen Beratungsergebnisse: Einerseits müssen die Sender dem öf- fentlich-rechtlichen Programmauftrag und der Erwartung vie- ler Beitragszahler*innen entsprechen, die große Sportevents frei empfangen wollen. In der aktuellen Debatte über die Legitimation der öffentlich-rechtlichen Sender ist dies ein wichtiges Argument. Auch hat der Sport eine wertvolle gesell- schaftsverbindende Funktion. Andererseits kritisiert der
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