Gesundes ÖSTERREICH - Fonds Gesundes Österreich
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Gesundes ÖSTERREICH M AG A Z IN F ÜR GE S UNDHEI T SF ÖRDER UNG UND PR ÄV EN T ION GEMEINDEN FÜR GESUNDHEIT Gesundheitsförderung auf kommunaler Ebene WISSEN IM INTERVIEW AUS DER PRAXIS DATEN & FAKTEN Gesunde Dörfer Helmut Mödlhammer, Die Initiative „Auf Gemeinschaft und Städte in Clemens Sedmak gesunde Nachbarschaft!“ und Gesundheit Österreich des FGÖ in Zahlen NR.1|2021
INHALT 1|2021 8 MENSCHEN BRAUCHEN NÄHE Helmut Mödlhammer, der ehemalige Präsident des Österreichischen Gemeindebundes, über Gesundheitsförderung auf Gemeindeebene. MENSCHEN & Thema: In größeren Städten ren alle, schreibt Karin Der Young Widow_ers MEINUNGEN Kommunale Gesund- setzt Gesundheitsförde- Waldherr von der Ferdi- Dinner Club heitsförderung rung auf mehreren Ebe- nand Porsche FernFH in 39 Kurz & bündig 18-36 nen an: was Wien, Linz ihrem Gastbeitrag. 5-7 und Villach dafür tun. 34 Der Verein „Insieme“ Die Seminare des Fonds 26 bietet Selbsthilfe für Der Theologe und Gesundes Österreich ÖPGK-Seite: Gute Ge- Trans*Menschen und Philosoph Clemens für Bürgermeister/innen Kann Gesundheits- sundheitsinformation ist deren Angehörige an. Sedmak im Interview und Amtsleiter/innen förderung dabei unter- zentral für eine höhere 40 über die Auswirkungen 20 stützen, der Landflucht Impfbereitschaft. der COVID-19-Pande- entgegenzuwirken? 36 PRAXIS mie auf unser Leben Wie kommunale 28 Fotos: Österreichischer Gemeindebund/Matern, AdobeStock - Kostiantyn 12 Gesundheitsförderung SELBSTHILFE Kurz & bündig in ganz Österreich Community Organizing 41-43 Drei Kurzporträts: umgesetzt wird. ist eine aufwändige, Etliche Selbsthilfegrup- Alima Matko, 22 aber lohnende Methode pen haben Nachwuchs- Die Initiative „Auf ge- Friedrich Lackner und für kommunale sorgen. Woran liegt das sunde Nachbarschaft!“ Carina Ehrnhöfer Das Projekt „Gesundes Gesundheitsförderung. und was kann man tun, des Fonds Gesundes 14 Dorf“ von Proges 30 um es zu ändern? Österreich zeigt seit Burgenland unterstützt 37 2012, wie Hilfsbereit- WISSEN Gemeinden dabei, Daten & Fakten schaft und gegenseitige die Lebensverhältnisse 32 Auf einen Blick: Die Unterstützung Kurz & bündig insgesamt gesünder Adressen der Selbsthil- gezielt gefördert 15-17 zu gestalten. Von alter(n)sfreundli- fe-Dachverbände werden können. 24 chen Städten profitie- 38 44 2 GesundesÖSTERREICH
EDITORIAL Foto: Klaus Ranger Liebe Leserin, lieber Leser! Teil einer guten Gemeinschaft zu sein, tut unserer Ge- Internationale und nationale Netzwerke bringen sundheit gut. Das erlebt jede und jeder von uns im All- Know-how über kommunale Gesundheitsförderung tag. Und dieser Zusammenhang ist auch durch zahlrei- in die Gemeinden: che wissenschaftliche Studien belegt. Zudem hat uns die COVID-19-Pandemie eindringlich vor Augen geführt, welch „Voneinander große Bedeutung ein starker gesellschaftlicher Zusammenhalt auch in gesundheitlichen Belangen hat. lernen“ Die Gemeinden sind die Basis dafür und somit ein besonders wichtiges Setting für Gesundheitsförderung. Die 2.095 Kom- 18 munen in Österreich legen durch die Qualität ihrer Infrastruk- tur und durch ihre Einrichtungen von Kindergärten über Pflicht- schulen bis zu Wohnheimen für Seniorinnen und Senioren die Grundlagen für unser Wohlbefinden. Und sie tun das auch durch das soziale Klima innerhalb einer Gemeinde. Wie die Die 7 Projekte der Die „Talente der Vielfalt“ sozialen Kontakte in einer Wohnumgebung, einer Gemein- Phase III der Initiative werden in Wien und Ternitz de, einem Stadtteil systematisch und gezielt verbessert „Auf gesunde gehoben. werden können, wird durch die Initiative „Auf gesunde Nach- Nachbarschaft!“ 49 barschaft!“ des Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) schon seit 46-52 2012 erprobt. Das Projekt „Spaller.Michl“ Die wichtigsten Ergebnisse daraus und aktuelle einzelne Ein Projekt im Waldviertel hat in zwei Stadtteilen von Projekte sind ebenso Inhalt dieser Ausgabe unseres Maga- fördert die digitale Kompe- Linz freiwilliges Engage- zins „Gesundes Österreich“ wie ein Überblick über die Netz- tenz von Seniorinnen und ment älterer Bewohnerin- werke für „Gesunde Gemeinden“ und „Gesunde Städte“ auf Senioren. nen und Bewohner nationaler und internationaler Ebene oder ein Bericht über 46 unterstützt. „Community Organizing“ als Methode für Gesundheitsförde- 50 rung. Im Interview auf den Seiten 12 und 13 gibt der Theolo- In Eferding und Groß- gie und Philosoph Clemens Sedmak Antworten auf die Frage, Enzersdorf wurde das Ein Projekt der Caritas was wir aus der COVID-19-Pandemie gelernt haben könnten. Konzept der „Caring bringt in vier Vorarlberger Helmut Mödlhammer, der ehemalige Präsident des Österrei- Communities“ erprobt. Gemeinden Menschen chischen Gemeindebundes und stellvertretende Vorsitzende 47 zusammen. des Kuratoriums des FGÖ, bringt unser Schwerpunktthema im 51 Gespräch auf den Seiten 8 bis 10 auf den Punkt: „Menschen Ein Projekt in der Steier- brauchen Nähe“. mark sorgt dafür, dass Ehrenamtliche Gesundheits- Menschen mit dementiel- buddys machen mit Senior/ Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre, Gesundheit und len Erkrankungen weiter- innen in Bruck an der Mur alles Gute, hin am Leben in ihrer Ge- und Kapfenberg einfache Klaus Ropin, meinde teilhaben können. Bewegungsübungen. Geschäftsbereichsleiter 48 52 des Fonds Gesundes Österreich GesundesÖSTERREICH 3
IM BILD Zusammenhalt in Zeiten der Pandemie Zuwachs in einigen Aspekten dennoch fast jede/r im Alltag Zukunftssorgen belastet sind STUDIE von Zusammenhalt zu ver- dringend braucht“, schrei- und es während der Pande- zeichnen gewesen, der aber ben die Autor/innen Thorsten mie noch einmal mehr ge- am Jahresende nahezu voll- Brand, Robert Follmer und worden sind Eine aktuelle Forschungsar- ständig wieder verschwun- Jana Hölscher vom infas In- • und dass gerade die Jün- beit der deutschen Bertels- den sei. stitut für angewandte Sozi- geren erheblich unter den mann Stiftung beschäftigt „Der gesellschaftliche Zu- alwissenschaft GmbH sowie Folgen der Pandemie leiden. sich mit dem „gesellschaftli- sammenhalt ist verhältnis- Kai Unzicker von der Bertels- Als „besonders resistent ge- chen Zusammenhalt in Zeiten mäßig robust, sodass er mann Stiftung im Fazit zu ih- gen coronabedingte Be- der Pandemie“. Dafür wur- selbst in einer großen ge- rer Studie. drängnisse“ habe sich die den in drei Zeiträumen Daten sellschaftlichen Krise wie der Mittelschicht erwiesen. Zu- erhoben, nämlich im Febru- Corona -Pandemie nicht in Weiters heben sie hervor, gleich seien aber auch in ar und März, im Mai und Ju- sich zusammenfällt und so- dass keiner anderen sozioökono- ni sowie im Dezember 2020, gar positive Werte, wie die • Familien mit geringerem mischen Gruppe „während wobei für 611 Personen Er- Mitmenschlichkeit anderen Einkommen und niedrigerem des Corona-Jahrs 2020 die gebnisse für alle drei Messun- gegenüber, wieder stärker in Bildungsstand in besonderer Zukunftssorgen so stark gen vorliegen. Zu den wich- den Fokus rücken lässt. Der Weise herausgefordert wa- angestiegen“. tigsten Resultaten zählt, dass gemeinsame Kampf gegen ren, das „Homeschooling“ sich der gesellschaftliche Zu- das Virus hat gesellschaftli- ihrer Kinder zu begleiten und Foto: AdobeStock - Rido Quelle: Thorsten Brand, Robert Follmer, Jana Hölscher, Kai Unzicker: „Gesellschaftlicher sammenhalt über das „Coro- che Solidarität entfacht und ihre Betreuung zu organisie- Zusammenhalt in Zeiten der Pandemie – na-Jahr“ 2020 als stabil er- Berufsgruppen in den Vor- ren Ergebnisse einer Längsschnittstudie wiesen habe. In der Mitte des dergrund gerückt, die selten • besonders viele Menschen in Deutschland 2020 mit drei Messzeitpunkten“. Bertelsmann Stiftung, Jahres sei sogar ein leichter im Mittelpunkt stehen und in prekären Lebenslagen von Gütersloh, März 2021 4 GesundesÖSTERREICH
MENSCHEN & MEINUNGEN Zu einem Tabuthema informieren ren sowie anregen, den eigenen einem „virtuellen Messeraum“, finden. Die Österreichische Dia- DIALOGWOCHE Verbrauch zu reflektieren und Zoom-Vorträgen oder On- logwoche Alkohol ist eine Initia- ALKOHOL mit anderen zu Fragen wie: „Ab line-Vernissagen. Insgesamt gab tive der Österreichischen ARGE wann ist es zu viel?“ oder „Wie es rund 80 über das Internet zu- Suchtvorbeugung in Kooperati- Viele Österreicherinnen und Ös- viel Alkohol trinke ich?“ ins Ge- gängliche Veranstaltungen von on mit dem Dachverband der So- terreicher wissen noch immer spräch zu kommen. Dadurch soll Institutionen für Suchprävention zialversicherungsträger und der wenig über konkrete Wirkun- das Bewusstsein für dieses wich- und -beratung sowie von Selbst- Gesundheit Österreich GmbH/ gen und gesundheitsschädigen- tige Thema erhöht und dazu bei- hilfeorganisationen aller Bundes- Fonds Gesundes Österreich und de Mengen von Alkohol. Der getragen werden, übermäßigen länder. Mehr Wissen zum The- wird vom Bundesministerium für Konsum wird tendenziell ver- Alkoholkonsum zu reduzieren. ma Alkohol, ein Selbsttest zur Soziales, Gesundheit, Pflege und Foto: AdobeStock - 1STunningART harmlost und Alkoholabhän- Die „Österreichische Dialogwo- (Früh-)Erkennung eines mögli- Konsumentenschutz gefördert. gigkeit als ernste Erkrankung che Alkohol“ fand heuer vom chen gesundheitsgefährdenden ist nach wie vor ein Tabuthe- 17. bis 23. Mai zum dritten Mal Konsums und viele weitere In- ma. Die Initiative „Österreichi- statt – aufgrund der Rahmenbe- formationsangebote sind auch sche Dialogwoche Alkohol“ soll dingungen ausschließlich mit- auf der Website https://www. deshalb über Alkohol informie- tels Online-Formaten, wie etwa dialogwoche-alkohol.at zu GesundesÖSTERREICH 5
MENSCHEN & MEINUNGEN Neuer Kuratoriumsvorsitzender FONDS GESUNDES ÖSTERREICH Der Wiener Allgemeinme- diziner und Hausarzt Wolf- gang Mückstein (46) wurde Mitte April von Bundespräsi- dent Alexander Van der Bel- len als Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pfle- ge und Konsumentenschutz angelobt. Seither ist er auch Vorsitzender des Kuratori- ums des Fonds Gesundes Österreich. Wolfgang Mück- stein hat 1993 bis 2002 an der Universität Wien Medi- zin studiert und ist zudem in Traditioneller Chinesischer Medizin ausgebildet. Er hat zentrum für wohnungslose Mückstein war Mandatar in noch mehr Bedeutung be- als Mediziner für die Dro- oder nicht versicherte Men- der Wiener Ärztekammer, ist kommen sollte. Auf gesund- genberatungsstelle „Gansl- schen einzurichten. Mit Franz Vater von zwei schulpflich- heitliche Chancengerechtig- wirt“ in der Bundeshaupt- Mayerhofer hat er ab 2010 tigen Töchtern und in seiner keit zu achten, also darauf, stadt gearbeitet und war eine Gruppenpraxis auf der Freizeit gerne sportlich aktiv, die Unterschiede zwischen mobiler Arzt für den Verein Mariahilfer Straße betrie- zum Beispiel beim Rad Fah- Arm und Reich zu verringern, „Neunerhaus“. Diese Sozi- ben, die 2015 zum ersten ren oder als Marathonläufer. ist mir dabei ein besonde- alorganisation für obdach- Primärversorgungszentrum „Gesundheitsförderung und res Anliegen“, sagt der neue lose und armutsgefährdete Österreichs ausgebaut wur- Prävention sind ein wesentli- Bundesminister für Soziales, Menschen hat er auch dabei de und aktuell rund 25 Mit- cher Bestandteil des Gesund- Gesundheit, Pflege und Kon- beraten, ein Gesundheits- arbeitende hat. Wolfgang heitssystems, der in Zukunft sumentenschutz. Digitale »Bewegte Klassen« Die »Bewegte Klasse« ist das gut!«-Expert/innen schal- älteste Programm der nieder- teten sich am Vormittag di- NÖ »TUT GUT!« österreichischen »Tut gut!« rekt in die Klassen zu und ge- Gesundheitsvorsorge GmbH stalteten den Unterricht mit. und bringt seit über 25 Jahren Das Angebot reichte dabei auf spielerische Art und Wei- von Seilspringen und Tan- se Bewegung in den Alltag zen über Rückengymnas- an Niederösterreichs Pflicht- tik und Jonglieren bis hin zu Fotos: Stefanie Freynschlag/BMSGPK, NÖ »Tut gut!« schulen. Im heurigen Schul- mentalen Tipps, wie zum Bei- jahr wurden rund 5.820 Schü- spiel „Stille“-Übungen. Und lerinnen und Schüler sowie für die teilnehmenden Päd- 310 Lehrerinnen und Lehrer agoginnen und Pädagogen in 310 »Bewegten Klassen« gab es ein spezielles Fortbil- unterstützt. Ab Mitte Jänner dungsprogramm am Nach- passierte das bedingt durch mittag. Mehr Informationen die COVID-19-Pandemie auf zur »Bewegten Klasse« ent- Die Sportwissenschaftlerin Alexandra Pibil ist »Bewegte Klasse«-Betreuerin mit dem Knopfdruck und via Bild- hält die Website www.noe- Schwerpunkt Prävention/Rekreation. schirm-Anleitung. Die »Tut tutgut.at 6 GesundesÖSTERREICH
MENSCHEN & MEINUNGEN Kleine Gesten mit großer 3 Fragen an Wirkung Marion Hackl 1 GESUNDES ÖSTERREICH Stolz präsentieren Was hat Ergotherapie die Kinder des Kindergartens mit Gesundheitsförde- Sighartstein ihre rung zu tun? Marion Hackl ist seit 2006 Präsidentin Kunstwerke, Die Ergotherapie geht da- der berufspolitischen Interessensvertre- die dann an von aus, dass „tätig sein“ ein tung Ergotherapie Austria, über die Senior/innen verteilt wurden. menschliches Grundbedürfnis unter https://www.ergotherapie.at weitere Informationen nachzulesen sind. ist und gezielt eingesetzte Tä- tigkeit gesundheitsfördernde Gemeinden und Institutionen und therapeutische Wirkung AVOS SALZBURG in Salzburg – zum Beispiel Kin- hat. Prävention und Gesund- dergärten oder Schulen – be- heitsförderung haben daher 3 Ein netter Spruch, fröhliche Far- stellen die kostenlosen Karten auch in unserer Ausbildung Gibt es Kooperationen ben und Kinder aus der Nach- bei AVOS – Gesellschaft für große Bedeutung. zwischen Ergotherapeut/ barschaft, die auf die Rück- Vorsorgemedizin GmbH Salz- innen und Gemeinden, seite persönliche Botschaften burg. Sobald diese eintreffen, 2 die sich für kommuna- in Worten oder Bildern ma- steht der kreativen Gestaltung Was machen Ergothera- le Gesundheitsförderung len – mehr braucht es nicht nichts mehr im Weg, und die peut/innen in der Praxis? engagieren? für die Nachbarschaftskarten Kinder machen sich eifrig an Wir begleiten Menschen je- Wir haben im Rahmen unseres des Fonds Gesundes Öster- die Arbeit. Im Anschluss geht den Alters dabei nach Verlet- Verbandes Ergotherapie Aust- reich (FGÖ). Im Rahmen des es gemeinsam los, um die Kar- zungen und Erkrankungen ih- ria, dem rund 2.500 der etwa Projekts „AuGeN weiter auf“, ten persönlich direkt in die ren Handlungsspielraum im 3.500 aktiven Ergotherapeu- das vom Land Salzburg und Postkästen von Senior/innen Alltag wieder zu erweitern. tinnen und Ergotherapeuten vom FGÖ gefördert wird, sind zu werfen oder gesammelt in Wir beraten aber auch gesun- in Österreich angehören, Un- diese erneut in ganz Salzburg betreuten Wohneinrichtungen de Menschen, zum Beispiel terlagen für Vorträge erstellt, verteilt worden. „Kleine Ges- abzugeben. „Das Feedback ist wie sie Fehlhaltungen und die gut geeignet sind im Rah- ten haben oft eine große Wir- super! Die Reaktionen reichen damit mögliche Beschwerden men von „Gesunde Gemein- kung – umso mehr in der aktu- von einem Lächeln bis hin zu bei der Arbeit vermeiden kön- de“-Maßnahmen gehalten zu ellen Zeit“, ist Patricia Lehner, Freudentränen“, erzählt Patri- nen. Dafür kommen wir zu werden. Sie beschäftigen sich AVOS-Bereichsleiterin für re- cia Lehner. Denn im digitalen den Menschen nach Hause mit gesundheitsförderlicher gionale Gesundheitsförde- Zeitalter sind „echte“ Postkar- oder in den Betrieb und füh- Aktivität im Alltag und stehen rung, überzeugt. Der Ablauf ist ten zu etwas ganz Besonderem ren als Einstieg systematische unseren Mitgliedern kosten- denkbar einfach: interessierte geworden. Aktivitätsanalysen durch. los zur Verfügung. Teenager als Botschafter/innen Ergebnisse werden auf diversen Social Media-Kanälen mit dem Gelegenheit geben, zur Ein- druckten T-Shirts, die zu Acht- Hashtag #zusammendiekur- Fotos: Kindergarten Sighartstein, ergotherapie austria, FGÖ DAS PROJEKT CORONA- dämmung der COVID-19-Pan- samkeit und Abstandhalten vekriegen verbreitet. Auf htt- BUSTERS demie beizutragen und gehört motivieren sollen über einen Po- ps://www.gesunde-jugend- zu werden. Im Rahmen der au- dcast und Videos bis zur Vertei- arbeit.at/coronabusters wird Für junge Menschen stellt die ßerschulischen Jugendarbeit lung von Glückskeksen mit posi- dazu näher informiert. COVID-19-Pandemie eine be- können sie gemeinsam Kom- tiven Botschaften zum Umgang sondere Herausforderung dar. munikationsmaßnahmen entwi- mit der COVID-19-Pandemie. Das vom Fonds Gesundes Ös- ckeln, welche ihre eigene Peerg- 19 Jugendzentren in ganz Öster- terreich geförderte Projekt „Co- roup ansprechen sollen, also die reich haben sich an dem Projekt ronabusters“ soll Jugendlichen Gruppe der Gleichaltrigen. Die beteiligt, das vom bundeswei- und besonders jenen aus sozi- Palette an Ideen, die dabei ver- ten Netzwerk Offene Jugendar- al benachteiligten Familien die wirklicht wurden, reicht von be- beit bOJA durchgeführt wird. Die GesundesÖSTERREICH 7
IM GESPRÄCH Menschen brauchen Nähe Helmut Mödlhammer, der ehemalige Präsident des Österreichischen Gemeindebundes, über Gesundheitsförderung auf Gemeindeebene und weshalb diese in Zukunft noch stärker umgesetzt werden sollte. TEXT: DIETMAR SCHOBEL GESUNDES ÖSTERREICH hen, und dass Vertreterinnen und Vertre- sermaßen von der Wiege bis zur Bah- Herr Professor Mödlhammer, wofür ter von Gemeinden versuchen, sich in die re. Die Gemeinden sind für wichtige steht „kommunale Gesundheitsför- Bürgerinnen und Bürger hineinzudenken. Einrichtungen verantwortlich, die unser derung“? Menschen dürfen nicht zu Nummern wer- Leben prägen – egal, ob wir dabei an Helmut Mödlhammer: Kommunale den, sondern müssen in ihrer Individuali- Kindergärten, Pflichtschulen oder Hei- Gesundheitsförderung ist mehr, als die tät gesehen werden. me für Seniorinnen und Senioren den- Menschen zu gesunder Ernährung und ken. Auch die Art und Weise, wie die ausreichender Bewegung zu motivieren. GESUNDES ÖSTERREICH lokale Infrastruktur gestaltet wird, steht Es geht darum, gute Möglichkeiten und Welche Funktion haben die Ge- in Zusammenhang zu unserem Wohlbe- Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, meinden dabei, Gesundheitsförde- finden – von den Gemeindestraßen über dass die Bürgerinnen und Bürger aktive rung in die Praxis umzusetzen? Rad- und Fußwege bis zur Frage, wie Mitglieder der Gemeinschaft sind, an die- Die Gemeinden haben eine ganz zen- Gemeindezentren und Veranstaltungs- ser teilhaben und zu ihr beitragen kön- trale Rolle dabei, die Bürgerinnen und säle gebaut werden oder wie die Raum- nen. Denn alle Menschen mit ihren Stär- Bürger mit gesundheitsförderlichen planung insgesamt erfolgen soll. All die- ken und Schwächen sind wichtig. Das gilt Maßnahmen zu erreichen. Ihre Vertre- se Bereiche haben großen Einfluss auf es zu erkennen und die Potenziale jeder terinnen und Vertreter haben direkten unsere Gesundheit. So betrachtet sind und jedes Einzelnen zu nutzen. Das setzt Kontakt zu den Einwohnerinnen und Gemeinden das wohl wichtigste Setting Fotos: Österreichischer Gemeindebund/Pfluegl, Österreichischer Gemeindebund/Matern voraus, dass wir auf die Menschen zuge- Einwohnern. Sie begleiten sie gewis- für Gesundheitsförderung. 7 FRAGEN AN HELMUT MÖDLHAMMER 1 Was wollten Sie als Kind werden? Als Volksschüler wollte ich Meine Familie, Bergschuhe und irgendetwas, das mein 6 Wer sind Ihre Heldinnen und Helden der Wirklichkeit? Rechtsanwalt werden, um mich für Informationsbedürfnis stillt – Alle, die einen Beitrag zum Funktionieren mehr Gerechtigkeit einzusetzen. am besten eine Tageszeitung … der Gesellschaft leisten 2 Wo möchten Sie leben? Da wo ich bin, in der Gemeinde Hallwang 4 Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten? 7 Wie lässt sich „Gesundheitsförderung“ in einem Satz beschreiben? in Österreich, wo mich die Menschen Unabsichtliche, denn kein Mensch ist fehlerfrei Gesundheitsförderung ist die wichtigste verstehen und ich mich wohlfühle Grundlage für ein gutes Leben. 3 Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen? 5 Was verabscheuen Sie am meisten? Egoisten, die sich nicht als Teil der Gemeinschaft fühlen 8 GesundesÖSTERREICH
GESUNDES ÖSTERREICH sitive Beispiele gegenseitiger Hilfe er- Wie kann umfassende Gesundheits- förderung auf kommunaler Ebene „Alle Menschen mit leben konnten. Andererseits, weil die Notwendigkeit soziale Kontakte ein- am besten verwirklicht werden? ihren Stärken und zuschränken auch gezeigt hat, dass Gesundheit ist ein Thema, das wie diese für unser Wohlbefinden wesent- kein anderes geeignet ist, alle Bürge- Schwächen sind für lich sind. Denn wir Menschen brau- rinnen und Bürger zu erreichen und miteinzubeziehen. Zudem hat das, die Gemeinschaft chen Nähe. was die Gemeinden in diesem Bereich wichtig.“ GESUNDES ÖSTERREICH tun, große Vorbildwirkung. Wenn sich Durch die COVID-19-Pandemie HELMUT MÖDLHAMMER, ihre Vertreter mit verständlichen und EHEMALIGER PRÄSIDENT DES ist das Thema Gesundheit in den klaren Botschaften für gesunde Ernäh- ÖSTERREICHISCHEN GEMEINDEBUNDES Vordergrund gerückt. Gleichzei- rung, Bewegung oder auch psychoso- tig wurde es oft darauf reduziert, ziale Gesundheit einsetzen, dann wer- Infektionen zu vermeiden. Wird den sich auch viele Bürgerinnen und der Fokus nach Ihrer Einschätzung Bürger danach richten. Und dasselbe auch wieder mehr auf Gesund- gilt, wenn Gemeindeeinrichtungen ge- takte und gegenseitige Unterstützung heitsförderung liegen, wenn wir sundheitsförderlich gestaltet werden. nicht nur für eine funktionierende Ge- die COVID-19-Pandemie in den Als Beispiel aus der Praxis möchte ich meinschaft, sondern auch für unse- kommenden Monaten hoffentlich die Initiative „Auf gesunde Nachbar- re Gesundheit von Bedeutung sind. überwunden haben werden? schaft!“ des Fonds Gesundes Öster- Durch die COVID-19-Pandemie ist Die COVID-19-Pandemie hat es unab- reich hervorheben. Sie macht darauf noch deutlicher geworden, wie wich- dingbar gemacht, alles zu tun, um Infek- aufmerksam, dass gute soziale Kon- tig das ist: Einerseits, weil wir viele po- tionen zu vermeiden und zudem zu einer GesundesÖSTERREICH 9
IM GESPRÄCH Wirtschaftskrise geführt. Ein Fokus wird und uns somit widerstandsfähiger gegen lischen Belastungen gekommen ist. Auch daher in Zukunft sicher darauf liegen, die Infektionen machen. in Bezug auf die Gesundheit von Kindern ökonomischen Herausforderungen zu be- und Jugendlichen gibt es wohl besonderen wältigen. Gleichzeitig ist eine gute Ge- GESUNDES ÖSTERREICH Nachholbedarf, und ganz allgemein in dem sundheit der Erwerbstätigen die Basis Die COVID-19-Pandemie hat auch Bereich, der ausreichende Bewegung und für ein funktionierendes Wirtschaftsle- zu so genannten „Kollateralschä- ausgewogene Ernährung umfasst. Insge- ben. Gesundheitsförderung sollte des- den“ geführt, etwa im Bereich der samt sollten wir daher in Zukunft noch mehr halb allein schon aus diesem Grund mög- psychosozialen Gesundheit. Wel- qualitätsgesicherte gesundheitsförderliche lichst hohe Aufmerksamkeit erhalten. Ich che Funktion kann Gesundheitsför- Angebote schaffen. Sie sollten gut auf die bin optimistisch, dass dies so sein wird. derung haben, diese zu beheben? Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger ab- Gerade die COVID-19-Pandemie hat uns Als Folge der COVID-19-Pandemie ist tat- gestimmt sein und zur Beteiligung einladen. ja noch mehr bewusst gemacht, welch sächlich sehr viel aufzuarbeiten und die psy- Selbst das beste Gesundheitssystem kann enormer Schatz unsere Gesundheit ist. chosoziale Gesundheit ist ein Bereich, der nur dann gut funktionieren, wenn die Men- Außerdem kann Gesundheitsförderung dabei besonderes Augenmerk erhalten soll- schen auch bei Gesundheitsförderung und bekanntlich unser Immunsystem stärken te, da es bei vielen Menschen zu hohen see- Prävention mitmachen. EIN KURZER LEBENSLAUF VON HELMUT MÖDLHAMMER Politische Diskussionen haben Hel- Politikwissenschaft angefangen. mut Mödlhammer von klein auf ge- 1972 hat er als Journalist bei der prägt. „Mein Vater hat eher die Salzburger Volkszeitung (SVZ) be- Sichtweise der ÖVP vertreten, mei- gonnen, um so sein Studium zu fi- ne Mutter meist jene der SPÖ“, nanzieren. 1992 bis zum Verkauf erinnert sich der ehemalige Präsi- der SVZ im Jahr 2005 war er deren dent des Österreichischen Gemein- Chefredakteur. debundes und stellvertretende Vor- sitzende des Kuratoriums des Fonds Helmut Mödlhammer ist mit der Gesundes Österreich. „Mag sein, Zimmermeisterin Irmgard verehe- dass ich mich deshalb oft für den licht und nach der Heirat in deren Ausgleich einsetze“, schmunzelt der Heimatort Hallwang übersiedelt. Salzburger und erklärt: „Für mich Ab 1984 war er Gemeinderat und heißt das, einerseits stets selbst ei- von 1986 bis 2014 Bürgermeister ne klare Haltung zu zeigen, anderer- von Hallwang. Seine Funktion als seits aber auch gut zuzuhören, was Präsident des Österreichischen Ge- andere sagen und zu versuchen, es meindebundes hat er 18 Jahre lang zu verstehen.“ innegehabt und daneben zahlrei- Er ist 1951 geboren und auf einem che weitere ausgeübt. „Politik gilt kleinen Bauernhof in Koppl nahe der manchmal als undankbares Ge- Stadt Salzburg aufgewachsen. Sein schäft“, sagt Helmut Mödlhammer Vater Felix war Nebenerwerbsbau- er, Berufssoldat und Fabrikarbeiter, und ergänzt: „Das kann ich nicht be- stätigen: Ich empfinde sie vielmehr „Gemeinden sind seine Mutter Eugenie war Verkäufe- rin in einem Modegeschäft. Helmut als eine besonders schöne und be- flügelnde Aufgabe, in der man von das wohl wichtigste Setting Mödlhammer hat die zweiklassige Volksschule in Guggenthal, einem den Menschen sehr viel zurückbe- kommt.“ für Gesundheitsförderung.“ Ortsteil von Koppl besucht und dank Er hat drei Kinder und fünf Enkel HELMUT MÖDLHAMMER, der Unterstützung durch seinen Leh- und betrachtet seine Familie und EHEMALIGER PRÄSIDENT DES ÖSTERREICHISCHEN GEMEINDEBUNDES rer als einziger aus dieser Schule im sein Leben als „reiches Geschenk“, Anschluss auch ein Gymnasium in das ihn mit Dankbarkeit und Zufrie- heitlich überfordert hat, weiß er es nern: „Ich bin leidenschaftlicher Salzburg. 1969 hat er die Matura denheit erfülle. Heuer feiert der en- sehr zu schätzen, jetzt mehr Zeit für Hobby-Gärtner, denn es gibt nichts abgelegt und nach einer Ausbildung gagierte Volksvertreter seinen 70. seine Enkel und seine Hobbys zu ha- Erfreulicheres und Gesünderes als zum Reserveoffizier des Bundeshee- Geburtstag. Weil er sich in der Ver- ben. Dazu zählen Skifahren, Wan- Obst und Gemüse aus eigenem An- res ein Studium der Publizistik und gangenheit manches Mal gesund- dern und nicht zuletzt auch Gärt- bau zu genießen.“ 10 GesundesÖSTERREICH
WIENER GESUNDHEITSFÖRDERUNGSKONFERENZ 2021 GESUND LEBEN IN CORONA-ZEITEN INSPIRATIONEN FÜR DIE PRAXIS DER GESUNDHEITSFÖRDERUNG Dienstag, 14. September 2021 In den Festräumen des Wiener Rathauses und Online kostenlose Online-Teilnahme bei Teilnahme vor Ort: 30 Euro Konferenzgebühr Anmeldung unter: www.wig.or.at
INTERVIEW Was wir lernen könnten Der Theologe und Philosoph Clemens Sedmak über die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf unser Leben, mögliche Erkenntnisse daraus und wie sich die Bedeutung von Gesundheitsförderung verändert hat. TEXT: DIETMAR SCHOBEL GESUNDES ÖSTERREICH schen sich, möglichst rasch wieder zu GESUNDES ÖSTERREICH Herr Universitätsprofessor Sedmak, ihrem gewohnten Alltag zurückkehren Studien zeigen, dass die COVID-19- wie hat die COVID-19-Pandemie un- zu können. Pandemie auch die seelische Ge- ser Leben verändert? sundheit der Bevölkerung massiv Clemens Sedmak: Die COVID-19-Pan- GESUNDES ÖSTERREICH beeinträchtigt hat – durch Depres- demie war ein Einschnitt völlig ungeahn- Ist die gesundheitliche Ungleichheit sionen, Schlaf- und Angststörungen ten Ausmaßes für uns als Gesellschaft und zwischen benachteiligten und und andere psychische Beschwer- für das Leben jedes Einzelnen. Sie hat al- sozial besser gestellten Gruppen den. Gibt es dabei ebenfalls soziale le Facetten unseres Daseins betroffen und größer geworden? Unterschiede? uns zugleich bewusst gemacht, wie sehr Nancy Krieger, Epidemiologin an der Har- Eindeutig ja. Was die Pandemie insge- diese national und global miteinander in vard-Universität, hat darauf hingewiesen, samt und speziell auch die seelische Ge- Zusammenhang stehen. Sie hat uns ver- dass Fragen der Gesundheit stets auch Fra- sundheit betrifft, sitzen wir zwar ge- deutlicht, wie fragil die Strukturen und gen der Diskriminierung sind. Das gilt na- wissermaßen alle im selben Boot. Doch Systeme sind, in denen wir leben und uns türlich auch für die COVID-19-Pandemie. – um bei diesem Bild zu bleiben – wäh- vermeintlich sicher wähnten. Sie hat dazu Wir wissen, dass nach ethnischer Zugehö- rend es sich die einen am Luxusdeck ge- geführt, dass ein Lebensgefühl der Unsi- rigkeit, Bildung und Einkommen benach- mütlich machen können, müssen ande- cherheit und der Heimatlosigkeit weit ver- teiligte Gruppen sowohl gesundheitlich als re in einer Kabine ohne Fenster oder im breitet ist. auch finanziell weitaus stärker davon be- Frachtraum reisen. troffen sind. Sie sind in Relation zu sozial GESUNDES ÖSTERREICH besser gestellten Gruppen weitaus häufi- GESUNDES ÖSTERREICH Wie hat die COVID-19-Pandemie ger an COVID-19 erkrankt oder daran ge- Was könnten wir aus den den sozialen Zusammenhalt storben. Reiche sind während der Pande- Herausforderungen der beeinflusst, der wiederum in mie tendenziell noch reicher, Arme ärmer vergangenen 16 Monate lernen? engem Zusammenhang zu unserer geworden. Die gesundheitliche Ungleich- Die COVID-19-Pandemie ist eine Dis- Gesundheit steht? heit ist also noch größer worden und der ruption, die mit keinem anderen Ereig- Zu Beginn, in den ersten Monaten, hat Gesundheitsförderung kommt die sozia- nis seit dem II. Weltkrieg vergleichbar ist. sich die Bereitschaft zu Solidarität er- le Aufgabe zu, dem entgegenzuwirken. Das würde die Chance für einen Neuan- höht. Mit Fortdauer der COVID-19-Pan- Ich gehe davon aus, dass der Druck erheb- fang bieten, und aus den vergangenen demie haben das Misstrauen und das lich sein wird, dies auch tatsächlich in spür- 16 Monaten hätten wir jedenfalls lernen Aggressionspotenzial zugenommen. In- barem Ausmaß zu tun. Dies einfach schon können, wie sehr wir national und glo- zwischen ist bei vielen Menschen die deshalb, weil so viele Menschen von ge- bal aufeinander angewiesen sind und Foto: ifz_Kolarik Schmerzgrenze erreicht und überschrit- sundheitlichen, sozialen und wirtschaftli- wie dringend es notwendig wäre, behut- ten, was sie an Einschränkungen ihres chen Nachteilen durch die COVID-19-Pan- samer mit unserer Umwelt umzugehen Lebens hinnehmen wollen. Sie wün- demie betroffen sind. und in vielen Bereichen auch Verzicht zu 12 GesundesÖSTERREICH
„Reiche sind während der Pandemie tendenziell noch reicher, Arme ärmer geworden.“ CLEMENS SEDMAK, PHILOSOPH UND THEOLOGE üben. Ich bezweifle jedoch, dass unse- ren Weise bedroht gefühlt. Das hat eine Auf nachhaltig geplante gesundheits- re Lernkurve insgesamt betrachtet sehr Tatsache verdeutlicht, welche die Philo- förderliche Initiativen trifft das auf jeden groß war. Bereits nach der Finanzkri- sophin und Essayistin Susan Sontag ein- Fall zu. Themen, die dabei eine Rolle spie- se 2008 und 2009 stand das Bestreben mal so beschrieben hat: Jeder Mensch len könnten, sind zum Beispiel der Zu- im Vordergrund, möglichst rasch wieder hat in seinem Leben zwei Pässe: einen sammenhang zwischen dem Schutz der zur Tagesordnung überzugehen und ver- für das Land der Gesundheit und einen Umwelt, der Stadtplanung und unserer meintlich Versäumtes nachzuholen. Das für das Land der Krankheit. Der Wert Gesundheit. Investitionen in höhere Ge- wird nach meiner Einschätzung neuerlich unserer Gesundheit wird uns also meist sundheitskompetenz der Menschen sind so sein – allerdings mit der Einschrän- erst bewusst, sobald wir krank sind. Die ebenfalls notwendig. Außerdem müssen kung, dass das diesmal aufgrund der ge- globale Gefährdung durch die Pande- wir benachteiligten Gruppen einen bes- waltigen sozialen und wirtschaftlichen mie hat das Gesundheitsbewusstsein je- seren Zugang zu gesicherten Informatio- Einschnitte durch die COVID-19-Pande- denfalls erhöht und ebenso den Stellen- nen verschaffen. Dabei geht es unter an- mie voraussichtlich nicht wie angestrebt wert von Gesundheitsförderung. Dies derem einfach nur darum, Kindern aus möglich sein wird. Die Grenzen des neo- auch deshalb, weil das Risiko für Infek- Haushalten mit geringerem Einkommen liberalen Wirtschaftssystems, das auf tionen für gesündere Menschen geringer einen Computer sowie einen Internetzu- möglichst geringen Einfluss des Staates ist. Wir wissen zudem, dass uns die ak- gang zur Verfügung zu stellen, damit sie und möglichst großen Profit setzt, sind tuelle Pandemie noch länger beschäfti- am Home Schooling teilnehmen können. aufgezeigt worden. Wir haben alle gese- gen und dass es nicht die letzte gewe- hen, wie wichtig und notwendig letztlich sen sein wird. Außerdem hat sich gezeigt, der Rückhalt durch den Staat ist, und die wie stark unsere Gesundheit in Zusam- Rolle der Institutionen wurde gestärkt. menhang zu allen Lebensbereichen von Arbeit und Wirtschaft über den Konsum Der Theologe und Philosoph Clemens GESUNDES ÖSTERREICH bis zur Freizeit steht. Sedmak (49) hat am King’s College Haben Gesundheit und Gesund- London gelehrt und ist Leiter des Zent- heitsförderung mehr Relevanz GESUNDES ÖSTERREICH rums für Ethik und Armutsforschung der erhalten? Kann Gesundheitsförderung Universität Salzburg sowie seit 2018 Pro- Viele Menschen waren von der Krank- infolgedessen ein Hebel für fessor für Sozialethik an der University of heit COVID-19 betroffen und fast alle ha- notwendige gesellschaftliche Notre Dame in Indiana in den USA. ben sich davon in der einen oder ande- Veränderungen sein? GesundesÖSTERREICH 13
KURZPORTRÄTS raum ist“, erinnert sich Alima arbeitssuchende Menschen ALIMA MATKO Matko. Sie wurde ab 1994 an tätig. Seit 2015 arbeitet sie für der Bundesbildungsanstalt in Styria vitalis und sagt: „Kom- „Als Deutsche in der Südsteier- Mureck zur Kindergartenpäda- munale Gesundheitsförderung mark aufgewachsen, weiß ich, gogin ausgebildet, hat danach heißt, gemeinsam in der Grup- was es heißt, sich in eine neue als Flugbegleitern für die Luft- pe etwas zu bewirken.“ Sie ist Umgebung zu integrieren“, hansa gearbeitet und ab 2000 verheiratet, lebt im Bezirk Straß- lacht Alima Matko (41), Ge- an der Karl-Franzens-Univer- gang am Rande von Graz und meindebegleiterin bei der stei- sität in Graz Psychologie stu- hat eine Tochter von zehn und rischen Gesundheitsförderungs- diert. Nach dem Abschluss ihres einen Sohn von sieben Jahren. einrichtung Styria vitalis. Als sie Studiums war sie neun Jahre Alima Matko kocht gerne für „ ein Jahr alt war, sind ihre Eltern lang für die move-ment Perso- ihre Familie und Freunde und aus Deutschland auf einen Bio- nal- und Organisationsentwick- zählt auch Lesen und Fahrrad- bauernhof nach St. Andrä-Höch lung GmbH Graz mit und für fahren zu ihren Hobbys. im Bezirk Leibnitz übersiedelt. „Später haben sie oft erzählt, Kommunale Gesundheitsförderung heißt, der Grund dafür sei vor allem “ gewesen, dass dies die Regi- gemeinsam etwas zu bewirken. on mit den meisten Sonnen- ALIMA MATKO, stunden im deutschen Sprach- GEMEINDEBEGLEITERIN BEI STYRIA VITALIS er ab 1990 für den avomed ge- rich Lackner. Er ist verheiratet, FRIEDRICH LACKNER arbeitet und diesen seither ge- und sein Sohn Lorenz ist 24 Jahre meinsam mit seinem Team von alt und arbeitet als Physiothera- „Kommunale Gesundheitsförde- einer Organisation mit drei zu ei- peut. Seine Tochter Leona ist 16 rung steht dafür, möglichst vie- ner mit rund 100 Mitarbeitenden Jahre alt und Schülerin. Der avo- le Menschen davon zu überzeu- ausgebaut. „Auch wenn nicht je- med-Geschäftsführer ist oft mit gen, dass Gesundheit in ihrer des neue Projekt gelingt, so sind dem Rennrad oder dem Moun- Gemeinde und ihrem Leben ei- wir doch mit vielen sehr erfolg- tainbike unterwegs und fährt mit ne wichtige Rolle spielen muss“, reich und können Menschen zu Freunden zum Bergsteigen oder sagt Friedrich Lackner (54), der mehr Lebensqualität verhelfen. zu Skitouren – das hat ihn auch „ Geschäftsführer von avomed – Daher fasziniert mich die Arbeit schon bis zum Skiberg Muztagh Arbeitskreis für Vorsorgemedi- für Prävention und Gesundheits- Ata im Westen von China ge- zin und Gesundheitsförderung förderung bis heute“, sagt Fried- führt. in Tirol. Er stammt aus Zirl in Tirol, hat in Innsbruck die Han- Wir wollen möglichst viele Menschen davon delsakademie besucht, war an- überzeugen, dass Gesundheit in ihrer Gemeinde schließend bei einer Versicherung “ eine wichtige Rolle spielen muss. tätig und wollte ein Medizinstu- dium beginnen. Stattdessen hat FRIEDRICH LACKNER, GESCHÄFTSFÜHRER VON AVOMED und hat danach als Angestellte für hat. Für Proges Burgenland war sie CARINA EHRNHÖFER verschiedene Handelsunterneh- ab 2014 tätig und als Leiterin die- men sowie selbständig als Coach ser Gesundheitsförderungseinrich- „Kommunale Gesundheitsförde- und Trainerin gearbeitet. „Alles, tung war sie nicht nur für die Füh- rung bedeutet für mich, gemein- was mit Gesundheit zu tun hat, hat rung des Standortes, des Teams sam für ein lebenswertes Mitein- ich mich immer schon sehr inter- und der Projekte, sondern auch ander in der Gemeinde zu sorgen“, essiert“, erzählt sie. Burnout-Pro- für die Koordination und Entwick- Fotos: Stiefkind Fotografie, Proges Burgenland, avomed sagt Carina Ehrnhöfer (33), die bis phylaxe, Salutogenese, Resilienz, lung der rund 1.200 Ehrenamtli- Ende April Proges Burgenland ge- Stressmanagement oder auch chen im Burgenland zuständig. Im „ leitet hat und damit auch für die Yin-Yoga sind nur einige der The- Mai 2021 ist sie in die Abteilung für Initiative „Gesundes Dorf“ in men, mit denen sie sich in Kursen Organisationsentwicklung der ÖBB Österreichs östlichstem Bun- und Seminaren bereits beschäftigt Infrastruktur AG gewechselt. desland verantwortlich war. Sie stammt aus Unterkohlstätten im Kommunale Gesundheitsförderung “ Südburgenland, ist nach der Ma- bedeutet, gemeinsam für ein lebenswertes tura an der Höheren Bundeslehr- anstalt für wirtschaftliche Berufe Miteinander in der Gemeinde zu sorgen. in Oberwart nach Wien gezogen CARINA EHRNHÖFER, EHEMALIGE LEITERIN VON PROGES BURGENLAND 14 GesundesÖSTERREICH
WISSEN Gesundheitsförderung in Pflegeeinrichtungen Begleitung des Modellprojek- einzurichten. Ein „Wegwei- FÖRDERSCHWERPUNKT tes „Gesundheit hat kein Alter“ ser für die Praxis“ der Gesund- DES FGÖ 2021 in Wien sowie der beiden Trans- heitsförderung in Pflege- und ferprojekte in der Steiermark Betreuungseinrichtungen ist Insgesamt leben in Österreich und in Tirol, die vom FGÖ geför- der Band 19 aus der Reihe Wis- der Statistik Austria zu Folge et- dert wurden. Dazu zählt etwa, sen des FGÖ von Doris Pfabig- wa 82.500 Menschen in statio- alle Zielgruppen miteinzube- an und Sabine Pleschberger. nären Pflege- und Betreuungs- ziehen, Pflege als Interaktions- Er steht unter https://fgoe. einrichtungen. Die Gesundheit arbeit zu verstehen und die Di- org im Bereich „Wissen“ un- der Bewohner/innen und eben- versität der beteiligten Akteur/ ter „Fachwissen zu den Pro- so jene der Mitarbeitenden und innen zu berücksichtigen. Wei- grammlinien“ > „Lebensquali- Angehörigen zu verbessern, ist ters sollten neben verhaltens- tät von älteren Menschen“ zur Foto: AdobeStock – belahoche heuer ein Förderschwerpunkt orientierten Maßnahmen vor Verfügung. Alle Informationen des Fonds Gesundes Österreich allem auch verhältnisorientierte zum Förderschwerpunkt enthält Band 19 aus der (FGÖ). Der Ausgangspunkt da- gesetzt werden, wie etwa bes- die Webpage https://fgoe. Reihe Wissen des FGÖ ist ein „Wegweiser für die Praxis“ bei sind die umfassenden Praxis- sere Arbeitsorganisation, ver- org/foerderschwerpunkt_ der Gesundheitsförderung in erfahrungen sowie die Ergeb- lässliche Dienstpläne oder Ru- lebensqualitaet_aeltere_ Pflege- und nisse der wissenschaftlichen heräume für die Beschäftigten menschen Betreuungseinrichtungen. GesundesÖSTERREICH 15
WISSEN Wie viel Bewegung ist empfehlenswert? nes- oder Mentalbehinderun- zu beachten ist, sowie Plaka- FONDS GESUNDES gen. Das sind Kinder von drei te, welche die wichtigsten In- ÖSTERREICH bis sechs Jahren, Kinder und formationen auf einen Blick Jugendliche von sechs bis 18 zugänglich machen. Alle Bewegung ist gesund – klar! Jahren, Erwachsene, Erwach- Unterlagen können unter Doch wie viel Bewegung ist sene ab 65 Jahren, Schwan- https://fgoe.org im Bereich empfehlenswert? Eine Ant- gere und Frauen nach der „Wissen“ heruntergeladen wort auf diese und vie- Geburt sowie Erwachsene oder in Printform kostenlos le weitere Fragen geben die mit chronischen Erkrankun- bestellt werden. neuen „Österreichischen Be- gen. So sollten sich etwa Kin- wegungsempfehlungen“ des der im Kindergartenalter täg- Fonds Gesundes Österreich lich mindestens drei Stunden Gesundheitsförderliche Telearbeit (FGÖ). Fest steht: es kommt über den Tag verteilt bewe- auf das Alter und die persön- gen, Kinder und Jugendliche FONDS GESUNDES ÖSTERREICH lichen Voraussetzungen an von sechs bis 18 Jahren min- und Expert/innen unterschei- destens 60 Minuten. Für jede den daher sechs Zielgruppen, der sechs Zielgruppen gibt es Aufgrund der COVID-19-Pandemie und zwar unabhängig von nun übersichtliche Folder des mussten viele Betriebe ab dem Früh- Geschlecht, ethnischer Zu- FGÖ, die auf acht Seiten be- jahr 2020 ganz oder teilweise auf Te- gehörigkeit und Körper-, Sin- schreiben, was im Einzelnen learbeit umstellen. Diese Arbeitsform hat dadurch noch mehr Bedeutung er- halten und es ist davon auszugehen, Seelische Erste Hilfe dass dieser Zuwachs auch in Zukunft zumindest teilweise erhalten bleiben gefördert und wendet sich wird. Das Institut Gesundheits- und AVOS SALZBURG an interessierte Jugendliche Tourismusmanagement der FH Joan- im Alter von 15 bis 20 Jah- neum in der Steiermark hat im Auftrag AVOS – Gesellschaft für ren, die unter mehreren On- des FGÖ erforscht, was aus Sicht von Betrieben bei der gesund- Vorsorgemedizin GmbH Salz- line-Modulen wählen kön- heitsförderlichen Gestaltung von Telearbeitsplätzen zu beachten burg bildet jetzt Jugendli- nen. Wenn insgesamt vier ist. Aus einem Meeting von BGF-Expertinnen und -Experten sowie che als Coaches zu Gesund- – davon zwei zum Thema einer Online-Umfrage unter 192 Betrieben konnten fünf konkre- heitsthemen aus, damit sie „seelische Erste Hilfe“ – ab- te Empfehlungen für „Gesundheitsförderliche Telearbeit im Kon- ihr Wissen dann im Sinne der solviert worden sind, gibt es text der COVID-19-Pandemie“ abgeleitet und in einem Factsheet „Peer Education“ an Gleich- eine Abschlussbescheinigung zusammengefasst werden: altrige weitergeben. Das Pro- und den Titel „Jugendge- in Verbindung bleiben, indem die technischen, strukturellen jekt wird vom Land Salzburg sundheitscoach“. und kulturellen Bedingungen für die Telekommunikation sicher- gestellt werden, BGF-Programme spezialisieren und an geänderte Arbeitsbe- dingungen anpassen, Entscheidungen gerade auch in virtuellen Prozessen gemein- sam treffen, Rahmenbedingungen zur Häufigkeit und Dauer der Telearbeit, der Erreichbarkeit, der Pausengestaltung und anderem mehr fest- legen, Fotos: privat, AdobeStock - Maria Sbytova individuelle Unterstützung durch unabhängige Beratung bei belastenden beruflichen Situationen anbieten. Das Factsheet kann auf der Website des FGÖ unter https://fgoe. org heruntergeladen werden. Bereits 2019 hat Magdalena Kappel im Rahmen einer Masterarbeit an der FH Joanneum einen „Leitfa- den für gesundheitsförderliche Telearbeitsplätze“ entwickelt. Die- Tina Repa (19) aus Grödig zählt zu den ersten Jugendlichen, die sich im Bundesland ser steht unter https://cdn.fh-joanneum.at/media/2015/12/ Salzburg als „Jugendgesundheitscoach“ engagieren. Leitfaden_Telearbeit.pdf zur Verfügung. 16 GesundesÖSTERREICH
WISSEN Kinder psychisch belasteter Eltern stärken STYRIA VITALIS Wenn die Mutter oder der Vater psychisch erkrankt oder belas- tet sind, betrifft das die gesam- te Familie. Kinder sind beson- ders betroffen, denn Eltern mit einer psychischen Erkrankung können mit Alltagsaufgaben überfordert sein und phasen- weise kann es dazu kommen, dass es ihnen schwerfällt, ih- re Kinder mit all ihren Bedürf- nissen wahrzunehmen und auf steigt das Risiko, später selbst len diese Funktion erfüllen. Die Fonds Gesundes Österreich, diese einzugehen. Kinder kön- psychisch zu erkranken. Eine zu- Patin oder der Pate verbringt der Stadt Graz und dem Land nen dieses Verhalten oft nur sätzliche Bezugsperson außer- regelmäßig Zeit mit dem Pa- Steiermark geförderten Projek- schwer einordnen und stehen halb der eigenen Familie kann tenkind, und die Kinder erle- tes „Gesund Aufwachsen in teils vor großen Herausforde- eine große Unterstützung sein ben dadurch auch in Zeiten herausfordernden Zeiten“ in rungen: Manche leiden unter und ein gesundes Aufwach- von Veränderungen Stabilität den Bezirken Graz, Graz-Um- Ängsten und Schuldgefühlen, sen fördern. Von der steirischen und Sicherheit. Die Begleitung gebung und Voitsberg umge- andere fühlen sich allein ge- Einrichtung für Gesundheitsför- für Kinder psychisch kranker setzt. Mehr Infos enthält die lassen oder übernehmen (zu) derung Styria vitalis geschulte Eltern durch „Patenfamilien“ Webpage: www.styriavita- viel Verantwortung. Zudem ehrenamtliche Pat/innen sol- wird im Rahmen des vom lis.at/patenfamilien Selbsthilfe wirkt Burgenland nachgegangen, Teilnehmenden verglichen, der Erkrankung, Informatio- AKTUELLE STUDIE für die 127 Multiple Sklero- auf die das nicht zutrifft. Die nen, Gemeinschaft und wech- se-Betroffene befragt wurden. Erhebung zeigt, dass sich die selseitigen Austausch, geben Wie wirkt sich die Arbeit von Die Angaben der Teilnehmen- Angebote von Selbsthilfegrup- Orientierung im Gesundheits- Selbsthilfegruppen aus? Dieser den, die Mitglied einer Selbst- pen positiv auswirken. Sie bie- wesen und tragen zu insge- Frage ist eine aktuelle Studie hilfegruppe sind oder waren, ten ihren Mitgliedern Unter- samt besserer subjektiver Ge- von Ileane Cermak an der FH wurden mit denjenigen jener stützung bei der Bewältigung sundheit bei. Betriebe gesund managen Führungsverhalten. In ihrer einem Lächeln betreten und BUCHTIPP Publikation „Betriebe gesund nach der Arbeit das Gefühl managen“ zeigen die Auto- haben, etwas Sinnvolles ge- Umfassendes Betriebliches ren Erwin Gollner, Heinz K. leistet zu haben.“ Zusätzlich Gesundheitsmanagement Stahl und Florian Schnabel zum gedruckten Buch stehen (BGM) beinhaltet mehr als den Nutzen eines systemori- online Checklisten, Fragebö- Foto: AdobeStock - Yakobchuk Olena, einzelne Maßnahmen für ge- entierten und nachhaltigen gen, Fallvignetten und Linklis- sunde Bewegung, Ernährung Betrieblichen Gesundheitsma- ten zur Verfügung. oder Stressbewältigung und nagements auf. In der Einfüh- beschäftigt sich auch mit ge- rung zu ihrem Werk beschrei- Erwin Gollner, Heinz K. Stahl und Florian Schnabel: „Betriebe gesund sundheitsförderlichen Orga- ben das die Verfasser auch so: managen – Systemorientiertes Handeln für nisationsstrukturen, den Ar- „Mitarbeiter und Führungs- ein nachhaltiges BGM“. Haufe-Lexware beitsbedingungen sowie dem kräfte sollen ihren Betrieb mit Verlag, 2020, 303 Seiten, 39,20 Euro GesundesÖSTERREICH 17
WISSEN Klaus Ropin: Voneinander „Allein das Wissen darüber, welche Handlungsweisen gesundheitsförderlich sind, ist nicht ausreichend.“ Walter Leiss: „Die Gemeinden machen zahlreiche lernen Internationale und nationale Netzwerke bringen Angebote für alle Lebensphasen, de- Know-how über kommunale ren Qualität sich direkt auf die Gesundheit der Gesundheitsförderung in die Gemeinden. Menschen auswirkt.“ TEXT: DIETMAR SCHOBEL U nsere Lebensumstände haben ent- praktischen Erfahrungen mit gesund- Gesundheitsförderung – WiG mit der Ko- scheidenden Einfluss auf unsere heitsförderlichen Projekten und Pro- operation mit dem internationalen Netz- Gesundheit, und die Kommunen grammen voneinander zu lernen.“ werk betraut ist. Phase VII umfasst den sind wiederum ganz wesentlich daran Zeitraum von 2019 bis 2024 und der the- beteiligt, wie sie gestaltet werden. Das Das „Healthy Cities Network“ matische Fokus liegt auf den 17 „Sustain- sollte am besten so erfolgen, dass ge- Das „Healthy Cities Network“ für die able Development Goals“ der Vereinten sundes Verhalten erleichtert wird. Denn Europäische Region der Weltgesund- Nationen bis 2030. allein das Wissen darüber, welche Hand- heitsorganisation WHO wurde bereits lungsweisen gesundheitsförderlich sind, 1988 gegründet – zwei Jahre nach der Das Österreichische Netzwerk ist nicht ausreichend“, beschreibt Klaus ersten internationalen Gesundheitsför- Das Österreichische Netzwerk Gesun- Ropin, der Leiter des Fonds Gesundes derungskonferenz der WHO in Otta- de Städte (ÖNGS) wurde 1992 in Graz Österreich (FGÖ), die zentrale Bedeu- wa. Aktuell gehören diesem rund 100 als politischer Ausschuss des Österrei- tung von Gesundheitsförderung auf einzelne Städte an, die eine Art Flagg- chischen Städtebundes gegründet. „Zu Ebene der Gemeinden. schiff-Funktion haben sollen, sowie 30 unseren übergeordneten Zielen zählt un- nationale und regionale Netzwerke. Ins- ter anderem, eine gesundheitsfördern- Netzwerke für kommunale Gesundheits- gesamt sind damit rund 1.400 Kommu- de städtische Umwelt zu entwickeln so- förderung sollen dafür sorgen, dass qua- nen beteiligt. wie Gesundheitsförderung in Politik und litätsgesichertes Wissen zu diesem The- Wien war von Beginn an dabei und ist als Verwaltung einen hohen Stellenwert zu ma in die Gemeinden gebracht wird. einzige österreichische Stadt Einzelmit- 1.400 Sie hatten in der auf einem umfassen- glied. Seit 2017 gehört auch das Öster- den Begriff von Gesundheit basieren- reichische Netzwerk Gesunde Städte mit Fotos: R. Ettl, Philipp Monihart, AdobeStock - vegefox.com den Gesundheitsförderung von Beginn seinen 20 Mitgliedern dem internationa- an wesentliche Bedeutung. Dank ihrer len Netzwerk an. „Für die Arbeit in den flexiblen Struktur tragen sie auch zur teilnehmenden Städten wurden in ins- kontinuierlichen Weiterentwicklung der gesamt sieben Phasen seit 1988 unter- Ideen und Konzepte für mehr Wohlbe- schiedliche inhaltliche Schwerpunkte ge- Städte gehören dem finden der Bürgerinnen und Bürger bei. setzt. Zwei Aspekte haben dabei jedoch „Netzwerke sind dynamisch aufgebaut, stets eine wesentliche Rolle gespielt: Der „Healthy Cities Network“ der da die Rollen der Partner wechseln und Einsatz für gesundheitliche Chancenge- Europäischen Region der ebenso, wer den Lead übernimmt“, rechtigkeit sowie die intersektorale Zu- Weltgesundheitsorganisation meint Klaus Ropin und fügt hinzu: „Zu- sammenarbeit für mehr Gesundheit“, er- WHO an. dem gibt es die Möglichkeit aus den klärt Ursula Hübel, die bei der Wiener 18 GesundesÖSTERREICH
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