Tablet-PC - ein UK-Medium der Zukunft?
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Teilhabe Onlineversion Plus / www.zeitschrift-teilhabe.de PRAXIS UND MANAGEMENT
Wolfgang Lamers Karin Terfloth
Tablet-PC – ein UK-Medium
der Zukunft?
| Teilhabe Onlineversion Plus, Feb. 2013 , www.zeitschrift-teilhabe.de
Printbeitrag erschienen in: Teilhabe 1/2013, Jg. 52, S. 33 – 42
| KURZFASSUNG Tablet-PCs mit einem berührungsempfindlichen Bildschirm erobern
PRAXIS UND den Computermarkt. Sie gelten als ein alltägliches Kommunikationsmedium, das eine
umfangreiche Nutzung wie z. B. Lesen, Textverarbeitung, Mail, Surfen usw. beinhaltet.
MANAGEMENT Obwohl diese nicht speziell für Menschen mit Behinderung entwickelt wurden, sind eini-
ge hilfreiche Funktionen für diesen Personenkreis integriert. Dieser Beitrag geht der Fra-
ge nach, welche Möglichkeiten Tablet-PCs – hier das iPad – für Menschen beinhalten, die
Lautsprache nicht oder nur teilweise beherrschen und deshalb Unterstützte Kommunika-
tion (UK) nutzen. Für diesen Personenkreis existiert eine Vielzahl spezifischer, individuell
angepasster technischer Lösungen, die sich häufig dadurch auszeichnen, dass ein speziel-
les Gerät mit einer eigens dafür konzipierten Software verwendet wird. Es wird diskutiert,
inwiefern Tablet-PCs hierzu eine sinnvolle Alternative bieten.
| ABSTRACT Tablet PC – AAC Devise of the Future? ? Tablets with a touch screen
conquer the computer market. Tablets are used as an everyday communication medium,
e. g. for reading, word processing, mailing, internet surfing etc. Although these functi-
ons were not developed especially for people with disabilities, some of them seem to be
helpful in this context. This article raises the question which application opportunities lie
in tablets, especially in iPads, for people with impairments in the production of spoken
language who use Augmentative and Alternative Communication (AAC). The AAC sys-
tem is diverse; there is a huge number of specific and adaptable technical solutions, but
specific devices can run only specific software. It is discussed, to what extent tablets can
be a viable alternative to those AAC aids.
T
Video-Button: Text-Button:
Bei „Klick“ wird Ihnen ein Video Bei „Klick“ erhalten Sie eine aus-
zur Thematik angezeigt. führliche Erläuterungen zur Thematik.
iPad – nutzerfreundlich tung hätten einbezogen werden kön-
nen. Wir haben uns für das iPad ent-
Ein direkter Vergleich zwischen dem schieden, weil die Auseinandersetzung
iPad und speziellen UK-Geräten ist auf- zur UK für das Apple-Gerät internatio-
grund der Fülle und der Verschieden- nal am weitesten fortgeschritten ist.
heit der UK-Hilfen kaum sinnvoll mög-
lich. Deshalb werden wir in einem ers- Grundsätzlich ist Apple bei der Kon-
ten Schritt die Hardware des iPads zeption seiner Geräte bemüht, Menschen
sowie spezifisches (UK-)Zubehör anhand mit Behinderung die Zugänglichkeit zu
von Qualitätskriterien, die speziell für erleichtern. So sind in das iOS-Betriebs-
UK-Medien entwickelt wurden, in den system (Version 6) für das iPad und
Blick nehmen. Anschließend betrach- anderer Applegeräte bereits mehrere
ten wir exemplarisch spezifische UK- sog. „Accessibility Features“ eingebun-
Software, die auf diesem Tablet-PC den, die Menschen mit Seh-, Hör- oder
betrieben werden kann. Neben dem motorischer Beeinträchtigung sowie
iPad existieren zahlreiche konkurrie- Lernschwierigkeiten unterstützen sollen.
rende Tablet-PCs, die in die Betrach- Nachfolgend drei kurze Beispiele dazu:PRAXIS UND MANAGEMENT Teilhabe Onlineversion Plus / www.zeitschrift-teilhabe.de
Tablet-PC – ein UK-Medium der Zukunft?
VoiceOver ist eine T zung ermöglichen. Dadurch wurde ein Qualitätskriterien
Bildschirmlesefunktion, enormes Interesse bei Eltern und Fach- elektronischer UK-Medien
die bei Berührung die jeweilige Stelle leuten, insbesondere in Nordamerika,
des Bildschirms (z. B. E-Books) vorliest. geweckt. Innerhalb eines Jahres wur- Unterschiedliche Formen der UK las-
VoiceOver spricht 21 Sprachen und den hunderte von Programmen entwi- sen sich danach differenzieren, ob spe-
arbeitet mit allen Anwendungen. Mit ckelt, die einen Beitrag zur Verbesse- zifische Hilfsmittel genutzt werden oder
der App „SayText“ können Texte rung der Lebensqualität von Menschen nicht. Kommunikation ohne Hilfsmit-
eingescannt und vorgelesen wer- mit Behinderungen leisten können. tel findet über körpereigene Ausdrucks-
den. Zudem werden drahtlose Braille- Diese unerwartete Entwicklung ver- formen statt, wie z. B. Verbalsprache,
Zeilen unterstützt. Die Sprechge- anlasste Apple dazu, auf der Home- Gestik, Mimik und Gebärden. Bei der
schwindigkeit von VoiceOver kann an page einen eigenen Bereich T T Nutzung von Hilfsmitteln wird T
die individuellen Bedürfnisse angepasst „Special Education“ mit zwischen nicht-elektronischen Me-
werden. zahlreichen Verlinkungen zu weiter- dien (wie Gegenständen; Wort- und
führenden Angeboten zu implementie- Bildkarten auf Tafeln, in Büchern T
Siri ist eine Spracherkennungs- ren. Eine Internetrecherche zeigt, wie usw.) und elektronischen Medien
software, über die Befehle ausge- intensiv sich Eltern, Therapeut(inn)en unterschieden. Im Rahmen eines indi-
führt werden können (z. B.: „Rufe Peter und Wissenschaftler(innen) mit diesem viduellen multimodalen Kommunikati-
an“, „Wie wird das Wetter morgen?“). Thema auseinandersetzen. Exempla- onssystems ist es oftmals sinnvoll, eine
Sie befindet sich in Deutschland noch risch sei auf eine Facebookgruppe T passende elektronische UK-Hilfe als
in der Entwicklung und setzt eine Inter- mit 2767 Mitgliedern (Stand Ergänzung zu empfehlen. Dabei wird
netverbindung voraus. Siri ermöglicht 17.11.12) mit mehreren hundert Fo- zwischen elektronischen Geräten mit
und erleichtert für sehbehinderte, blin- renbeiträgen zum Thema „Apps in und ohne Sprachausgabe unterschieden:
de und motorisch beeinträchtigte Men- Special Education“ verwiesen. Inhalt-
schen die Nutzung des iPad. lich geht es dabei um den Einsatz von Geräte ohne Sprachausgabe (Low-
Tablet-PCs beim Lernen, Spielen oder Tech-Geräte) bieten verschiedene An-
Guided Access (ge- in der Diagnostik und T T T steuerungsmöglichkeiten in Form von
führter Zugriff des iPads) Therapie. Tastern und Schaltern in unterschiedli-
wurde mit dem Update auf iOS 6 ein- chen Größen und Formen, um motori-
geführt. Damit kann das iPad so ein- Auch die Fachzeitschrift „Unterstütz- sche Beeinträchtigungen durch die wei-
gerichtet werden, dass ausgewählte te Kommunikation“ widmet dem The- testgehend eigenständige Nutzung von
Funktionen nicht mehr aufgerufen ma „UK und Apps“ in Heft 4/2012 einen Alltagsgeräten sowie UK-Medien aus-
werden können (z. B. Browser, System- Schwerpunkt. Diese Entwicklung ist zugleichen. Geräte ohne Sprachausgabe
einstellungen). In den Systemeinstel- vermutlich durch die hohe Akzeptanz bestehen meist aus einem Tastschalter,
lungen können alle Hardware-Buttons und Verbreitung von Tablet-PCs zu er- der an ein Gerät zur Stromunterbrechung,
(Lautstärke, Home-Button, Ein-/Aus- klären. Die anfänglich ablehnende Hal- z. B. einen Powerlink, angeschlossen
schaltknopf) ausgeschaltet und in allen tung der Herstellerfirmen wurde meist wird. Strombetriebene Geräte jeder Art
Programmen einzelne Bereiche des mit den Begrenzungen des Tablet-PCs können auf diese Weise gesteuert wer-
Bildschirms bzw. Funktionen gezielt im Vergleich zu den eigenen Produkten den, mit dem Ziel der Anbahnung eines
gesperrt werden. Dies erscheint für die (z. B. fehlendes Zubehör, zu geringe Ursache-Wirkung-Verständnisses.
strukturierte Nutzung durch Menschen Lautstärke, Befestigungsmöglichkeiten
mit geistiger Behinderung geeignet. usw.) begründet und die i. d. R. hohen Die Geräte mit Sprachausgabe
Kosten der eigenen UK-Hilfsmittel durch (High-Tech-Geräte) werden nach
die kleinen Verkaufszahlen und den BRAUN & KRISTEN (2005, 20 ff.) in
Weitere Accessibility Features
hohen Beratungs-, Einweisungs- und vier Bereiche unterteilt: einfache Hilfen,
> Assistive Touch Servicebedarf legitimiert. Es hat sich Hilfen mit statischem Display, Hilfen
jedoch bei einigen Herstellern die Er- mit dynamischem Display und schrift-
> Zoom kenntnis durchgesetzt, dass mit der sprachbasierte Hilfen. Der Vorteil die-
Weiterentwicklung kostengünstiger Tab- ser Geräte liegt darin, dass ohne die
> Black and White let-PCs die Gewinnmargen bei klassi- Hilfe anderer über produzierte Sprache
schen UK-Medien zukünftig deutlich die Aufmerksamkeit des Umfelds erregt
> Auswahl geringer ausfallen werden und nur ein wird und man auch nicht bekannten
Mitmischen in diesem neuen Markt- Menschen eine Information sprachlich
> Textgröße verändern segment auf Dauer Gewinne erwar- mitteilen kann (vgl. HOFFMANN-
ten lässt. Vor diesem Hintergrund lässt SCHÖNEICH 2003, 04.024.001 f.). Auf
> FaceTime sich erklären, dass die klassische UK- diese Weise können gewünschte Objek-
Hardware und -software für das iPad te oder Handlungen eingefordert oder
> Erweiterte Untertitel zunehmend umgesetzt T T T ausgewählt und Vorschläge anderer
wird. abgelehnt oder angenommen werden –
> Mono-Audio kurz: Der Eingriff in die Umwelt und
Grundsätzlich muss der Einsatz von somit auch Gestaltungsmöglichkeiten
Die beschriebenen Accessibility Fea- Geräten wie dem iPad den gleichen werden eröffnet.
tures finden sich einzeln oder in Kom- Qualitätskriterien wie herkömmliche
bination auch in verschiedenen UK- UK-Hilfsmittel unterliegen – sowohl Ausgangspunkt bei der Auswahl und
Medien (z. B. VoiceOver in Dyna- T bezogen auf die Hardware als auch auf Bewertung eines Gerätes sind die indi-
VoxMaestrao, Tobii usw.). Bemer- die eingesetzte Software. viduellen Kompetenzen des Nutzers/
kenswert ist, dass solche Funktionen der Nutzerin. Das institutionelle Umfeld
standardmäßig in einem „alltäglichen (z. B. Schule, Wohneinrichtung, Werk-
Computermedium“ zu finden sind und statt) und das außerinstitutionelle Um-
eine weitestgehend barrierefreie Nut- feld (z. B. Familie, Freizeit) mit seinenTeilhabe Onlineversion Plus / www.zeitschrift-teilhabe.de PRAXIS UND MANAGEMENT
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Rotationen in alle vier Richtungen, die
Tab. 1: Kriterien für eine Kommunikationshilfe
jedoch auch ausgeschaltet werden kön-
nen. Das iPad verfügt über zwei Kame-
ras, eine vorne und eine hinten, die für
Bereiche Kriterien
Fotografien, Filmaufnahmen oder Video-
(im Text werden die Bezüge zu den in der Tabelle aufgeführten
Kriterien durch Kürzel in eckigen Klammern angezeigt) telefonate verwendet werden können.
Drei externe Schalter (eine Home-Taste,
[A1] Speicherkapazität über die der Benutzer in das Hauptme-
nü gelangt; ein Lautstärkeregler; ein On/
[A2] Volumen des Sprachspeichers (Zeit) Off-Schalter), ein Kopfhöreranschluss,
integrierte Lautsprecher, ein Mikrofon
[A3] Akkuleistung
sowie ein Dock-Anschluss, mit dem das
[A4] Display (Bildschirmgröße und Verwendung eines Gerät geladen und Daten transferiert
statischen und/oder dynamischen Display) werden können, vervollständigen die
Hardwareausstattung. Das iPad unter-
Hardware [A] [A5] Einstellungen des Touchscreens
stützt gängige Video- und Audioforma-
[A6] Ansteuerung und Auswahl te. Mit dem iPad-Mini hat Apple aktuell
einen Tablet-PC auf dem Markt ge-
[A7] Variabilität zwischen synthetischer und natürlicher bracht, der mit einer Display-Diagona-
Sprachausgabe
len von 20,1 cm zwar sehr viel kleiner
[A8] Zubehör und Peripheriegeräte, Ansteuerungshilfen als das iPad, technisch aber fast genau-
(Abdeckgitter/ Fingerführhilfe)-Sprachausgabe so leistungsstark wie sein „großer Bru-
der“ ausgestattet ist.
[A9] Umfeldsteuerung
[B1] Lademöglichkeiten Speicher [A1 und A2] und Akku-
leistung [A3]: Mit seiner leistungsfähi-
[B2] flexible Positionierung gen Hardware ist das iPad für die
Anforderungen derzeit verfügbarer UK-
Handling [B] [B3] Umfang und Gewicht
Software ausreichend ausgestattet. Selbst
[B4] Datensicherung/Datentransfer bei einer Speicherkapazität [A1] von 16
GB reichen die Ressourcen aus, um
[B5] Stabilität, Unempfindlichkeit und Reinigung- zahlreiche Programme und nutzerspe-
smöglichkeiten
zifische Daten abzulegen. Gleiches gilt
[C1] Vokabular (Umfang, Zeichensysteme, flexible für das Volumen des Sprachspeichers
Aktualisierung und Erweiterbarkeit) [A2]. Natürliche Sprachdateien, die mit
einem internen oder externen Mikrofon
[C2] Gestaltung der Oberfläche und Vokabelorganisation
Software [C] aufgenommen werden können, werden
[C3] Selektion ressourcenschonend im AAC- oder
MP3-Format abgespeichert. So nehmen
[C4] Linguistische Aspekte 12 bis 16 Stunden Tonaufnahmen im
MP3-Format nur etwa 1 GB Speicher-
[D1] Akzeptanz und Teilhabe
platz in Anspruch. Im Vergleich zu den
[D2] Variable Nutzung verschiedener Formate bei UK-Medien üblicherweise verwen-
deten Windows betriebenen Systemen
Sonstiges [D] [D3] Kosten-Nutzen-Relation benötigen Prozesse und Programme,
die unter dem Betriebssystem „iOS“
[D4] Beratung
laufen, weniger Ressourcen. Die Akku-
[D5] Forschung zum Geräteeinsatz leistung des iPads wird mit ca. 10 Stun-
den angegeben, ist aber, wie bei anderen
Geräten auch, stark davon abhängig,
materiellen, kulturellen und sozialen Hardware und Handling T welche Funktionen und welche Soft-
Bedingungsfaktoren muss ebenfalls Be- ware genutzt werden.
rücksichtigung finden (vgl. BOENISCH Umfang und Gewicht [B3]: Das iPad
& SACHSE 2007, 38). Daraus lässt sich (Version 4) ist ein 24,1 cm x 18,5 cm Lademöglichkeiten [B1]: Der Lade-
als Faustregel ableiten, dass ein UK- großer Tablet-PC mit einer Tiefe von 0,9 vorgang geht unkompliziert über den
Medium neben den Kriterien der Halt- cm und einem Gewicht von ca. 650 Dock-Anschluss, an den zusätzliche
barkeit und Stabilität dann geeignet ist, Gramm [B3]. Ausgestattet mit einem Akku-Packs T T T T
wenn es in seinen Anwendungsmög- 1 GHz Dual-Core A6X Prozessor und angeschlossen
lichkeiten variabel und erweiterbar in einem leistungsfähigen Quad-Core Gra- werden können, die die Anwendungs-
vielfältigen Lebenszusammenhängen fikchip wird es mit verschiedenen Ka- dauer erheblich erhöhen. Die Ladezeit
sowie in den Kommunikationsinhalten pazitäten (16, 32 und 64 GB), drahtlo- des Akkus hat sich gegenüber den
ist. Dabei ist es wichtig, dass weder der ser Technologie (Bluetooth 4.0), Funk- Vorgängermodellen verschlechtert und
Nutzer noch das Umfeld inhaltlich und netz (Wifi) und optional mit 3G/4G/ liegt bei 6 bis 7 Stunden. Seine Leistung
technisch überfordert werden. Bei der LTE Mobilfunknetz angeboten. Das 9,7" wurde zwar erhöht, allerdings hat Apple
Bewertung der Einsatzmöglichkeiten (24,6 cm Diagonale) große kratzfeste es versäumt, ein leistungsfähigeres Lade-
des iPads als UK-Hilfe orientieren wir Multi-Touch-Retina-Display mit LED- gerät beizulegen. Als nachteilig erweist
uns (mit kleineren Modifikationen) an Hintergrundbeleuchtung wird mit den sich, dass der interne Akku des iPads
den Kriterien, die BÜNK et al. (2003) Fingern oder einem speziellen Stift ge- im Falle eines Defekts nur durch den
entwickelt haben (vgl. Tab. 1). steuert und unterstützt Bildschirm- Apple-Service gewechselt werden kann.PRAXIS UND MANAGEMENT Teilhabe Onlineversion Plus / www.zeitschrift-teilhabe.de
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Display [A4]: Die Bildschirmgröße Sonneneinstrahlung, ist der Bildschirm folgt, berechnet, wohin der Nutzer/die
des iPads entspricht etwa einem DIN- schlecht lesbar. Hier könnten entspre- Nutzerin gerade schaut, und in Befehle
A5-Blatt. Diese ist für viele Anwendun- chende Folien Abhilfe schaffen. auf einem Tablet-PC um-
gen ausreichend, stößt allerdings bei setzt, existieren bereits.
zunehmender Komplexität der Darstel- Ansteuerung und Auswahl [A6]: Apple verfügt seit einigen Jahren T
lung und steigender Anzahl der Felder Bei der Auswahl einer elektronischen über ein Patent für eine Augen-
auf der Benutzeroberfläche an ihre Hilfe gilt es darauf zu achten, welche steuerung auf dem iPad. Insgesamt
Grenzen. Teilweise könnte dieses Defi- Ansteuerungs- und Auswahlmöglich- befindet sich diese Entwicklung noch
zit kompensiert werden, wenn die ver- keiten das Gerät bietet und wie diese in den Anfängen und ist nicht ver-
wendete Software die Zoom-Funktion auf den individuellen Bedarf der Nut- gleichbar mit den Möglichkeiten, die
des iPad nutzen würde, um ausge- zer(innen) abgestimmt werden können. z. B. die Systeme von Tobii bieten.
wählte Bildschirmbereiche zu vergrö- Die Ansteuerung kann z. B. durch einen Alle UK-Systeme mit Augensteuerung
ßern. Dies setzt die motorische Fähig- Touch-Screen, einen Joystick, eine Augen- verwenden einen großen Bildschirm,
keit voraus, „Multitouch-Gesten“ anwen- oder Zungensteuerung, einen Taster, wodurch die Erkennung der Augenbe-
den zu können. eine Kopfmaus, einen Gehirnstromfüh- wegung erheblich vereinfacht wird. Die
ler usw. erfolgen. Zu den Ansteuerungs- Felder auf einem Tablet-PC mit seinem
Die Qualität der UK-Medien wird möglichkeiten zählen auch die Einga- vergleichsweise kleinen Display müss-
wesentlich durch die Art der verwende- behilfen, die z. B. die Drucksensibilität ten relativ groß sein, um verlässliche
ten Displays beeinflusst. Bei UK-Gerä- des Touchscreens oder Verzögerung der Ansteuerungsergebnisse zu erhalten.
ten mit statischem Display ist durch Druckdauer verändern können.
die Geräteform und Oberflächenauftei-
lung die Anzahl von Feldern festgelegt.
Änderungen der Oberfläche werden
durch Wechseln von Schablonen und Die Sprachausgabe ist für den Nutzer die zentrale
andere Einstellungen am Gerät vorge-
Schnittstelle zur Umwelt.
nommen (z. B. GoTalk, SuperTalker,
Tobii S32 usw.).
Bei Geräten mit dynamischem Dis- Der kapazitive Touchscreen des Standardmäßig verfügt das iPad über
play wird dieser Vorgang softwaremä- iPads entfaltet seine Leistungsfähigkeit eine virtuelle Tastatur, die, wenn sie in
ßig realisiert. So kann durch Drücken durch Ansteuerung mit einem Finger. die UK-Software eingebunden ist, Ein-
eines Feldes eine neue dahinterliegende Der Bildschirm reagiert dabei nicht auf gaben über die vorgestellten Wege zu-
Oberfläche geöffnet werden. Über ein Druck, sondern auf Veränderungen des lässt. Der Einsatz externer Geräte zur
differenziertes, ggf. individuell ausge- elektrischen Feldes. Somit ist es uner- Ansteuerung (s. Anschlussmöglichkei-
wähltes System mit Oberbegriffen und heblich, wie fest mit dem Finger oder ten von Zubehör und Peripheriegeräten
Unterkategorien können so viele Scha- einem speziellen Eingabegerät auf den [A8]) wie Taster oder Joystick ist eben-
blonen verknüpft werden, ohne diese Bildschirm gedrückt wird. Es existieren falls möglich.
materiell und händisch austauschen jedoch auch Soft- und Hardwarelösun-
zu müssen (z. B. EcoTalker, Tobii C8, gen, die das iPad mit einer druckemp- Die Art und Weise wie eine Zelle, ein
C15 Minimerc, DynaVox V/V-Max T findlichen Eingabeoption nachrüsten. Feld oder ein Item ausgewählt wird, wird
usw.). Es werden auch Geräte Für Nutzer(innen) mit motorischen Be- als Selektionstechnik bezeichnet. Es
angeboten, bei denen zwischen stati- einträchtigungen kann es wichtig sein, wird zwischen direkter und indirekter
schem und dynamischem Display vari- dass eine Eingabe auf der Tastatur oder Selektion unterschieden (vgl. VON
iert wird, d. h. eine Kombination aus dem Bildschirm mit Verzögerung er- TETZCHNER & MARTINSEN 2000,
festgelegten Tastenfunktionen und ver- folgt. Diese Option scheint standard- 49 ff.):
änderbarem Display sowie ggf. einer mäßig nicht im Betriebssystem iOS vor-
PC-Tastatur (vgl. SPIEKERMANN 2003, handen zu sein. Inwieweit diese Funk- Eine direkte Selektion wird dann
04.003.001). Auf dem iPad können tion über die installierte UK-Software vorgenommen, wenn eine Taste oder
grundsätzlich beide Varianten realisiert nachgerüstet werden kann, ist uns der- ein Feld gedrückt oder gezeigt wird. Ob
werden, da die Wahl des Displays durch zeit nicht bekannt. Mit der Funk- diese Auswahlform angewendet wer-
die UK-Software festgelegt wird. tion „Assistive Touch“ können den kann, hängt von „der Genauigkeit
Eingabemöglichkeiten angepasst wer- beim Zeigen, der Geschwindigkeit, der
Einstellungen des Touchscreens [A5]: den. Die Hardwaretasten (Home-But- Fähigkeit, mehrere kontrollierte Bewe-
Das iPad erlaubt die Anpassung des ton, laut/leise) können damit digital gungen nacheinander auszuführen und
Kontrastes, der Helligkeit sowie die über das Display ausgelöst werden. der Druckstärke“ der Nutzer(innen) ab
Einstellung eines Weiß-auf-Schwarz-Mo- Darüber hinaus können Standardges- (ebd., 70) ab. Eine indirekte Selektion
dus. Das neue Retina-Display mit sei- ten zur Bedienung des iPads durch kann über Scanning oder Codierung
ner extrem hohen Auflösung (2.048 x individuell angepasste Gesten ersetzt erfolgen. Dies bietet sich dann an,
1.536 Pixel) sowie die LED-Hinter- werden. wenn die Felder oder Tasten nicht mit
grundbeleuchtung erlauben eine her- der Hand oder einer Hilfe gedrückt
vorragende Darstellung von Grafiken, Alternativ können Eingaben durch werden können. Diese Form kann als
Fotos und Filmen. Die (abschaltbare) einen speziellen Stift, der sich z. B. an „Partner-Scanning“ von einer assistie-
Funktion, das Gerät sowohl im Hoch- einer Kopfsteuerung befestigen ließe, renden Person durchgeführt werden
als auch im Querformat nutzen zu kön- vorgenommen T T T T oder automatisch und/oder gerichtet
nen, eröffnet flexible Einstellungsmög- werden. Durch die mit einer Kommunikationshilfe, bei der
lichkeiten des Bildschirms. Das Hoch- eingebaute Front-Videokamera ist z. B. ein Zeiger, eine Lichtquelle oder
glanz-Widescreendisplay bringt auch theoretisch eine Augen-Steuerung mög- ein Rahmen automatisch oder durch
Nachteile mit sich. Bei ungünstigen lich. Erste Prototypen, in denen die manuelle Steuerung (z. B. per Schalter)
Lichtverhältnissen, z. B. bei direkter Kamera die Augenbewegungen ver- über die Zeichen oder Felder läuft undTeilhabe Onlineversion Plus / www.zeitschrift-teilhabe.de PRAXIS UND MANAGEMENT
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durch einen weiteren Tastendruck eine Bei Systemen mit synthetischer Spra- die „Switchbox“ oder T T
Auswahl getroffen wird. Eine weitere che sind auch neue Äußerungen mög- „Tecla“, an die handels-
Form der indirekten Selektion ist die lich, da die sog. Text-To-Speech-Engi- übliche UK-Schalter angeschlossen wer-
Codierung, die eine semantische Ver- nes (TTS) Audiodateien aus Computer- den können. Der „Blue2“ der T
dichtung darstellt. Dies bedeutet, dass texten bei geringem Speicherbedarf ge- Firma AbleNet ist einerseits
bestimmte Felder – dies können Bilder, nerieren. Es handelt sich dabei um eine ein eigenständiger Schalter, der mit den
Symbole oder Wörter sein – mit Satz- Art „akustischem Drucker“. Geräte die- Händen oder Füßen bedient werden
teilen verknüpft sind und je nach Rei- ser Art bieten dem Nutzer eine große kann und die Navigation in einem
henfolge der Selektion zu Sätzen zu- Flexibilität, da bei einer guten Schreib- Kommunikationsprogramm ermöglicht,
sammengefügt werden (vgl. ebd., 57). fähigkeit ein unbegrenzter Wortschatz andererseits ein Universalswitch, an
Die Hardware des iPads unterstützt bei- zur Verfügung steht (vgl. VON TETZ- den handelsübliche Bedienhilfen ange-
de Formen der Selektion. Die indirekte CHNER & MARTINSEN 2000, 58 f.). schlossen werden können.
Selektion muss aber in die UK-Soft- Abkürzungen, Wortlisten und Voraus-
ware implementiert sein und ggf. durch sagesysteme vereinfachen zudem die Grundsätzlich gilt, dass die verwen-
entsprechende externe Steuerungen Nutzung. Aber auch bei der Symbolein- deten UK-Programme eine Schalterbe-
(s. Anschlussmöglichkeiten von Zube- gabe ist synthetische Sprache notwen- dienung vorsehen müssen. Außerdem
hör und Peripheriegeräten [A8]) ergänzt dig, insbesondere wenn verschiedene ist nicht mit allen Systemen eine Be-
werden. Letzteres gilt auch für die Symbole zu Sätzen kombiniert werden. dienung der Standardprogramme, die
direkte Selektion. Als Nachteil der synthetischen Sprach- sich auf dem iPad befinden, gesichert.
ausgabe wird oftmals die Fremdheit der We-sentlich für die Weiterentwicklung
Flexible Positionierung [B2]: Die Stimme und somit die erschwerte Iden- von Ansteuerungen ist aber die Bereit-
Nutzbarkeit des iPads kann durch flexi- tifikation mit der Stimme genannt. schaft der Softwarehersteller, entspre-
ble Positionierungsmöglichkeiten unter- Aktuell werden neue Techniken entwi- chende Funktionen in ihre Produkte zu
stützt werden. Dies gelingt durch Halte- ckelt, mittels der sich die synthetische integrieren. Weitere Peripheriegeräte
rungssysteme, die T T T T Sprachausgabe der natürlichen T über Bluetooth:
leicht und stabil zu Stimme stark annähern soll. T T T T T
befestigen und schwenkbar sind (vgl.
BÜNK et al. 2003, 04.009.001). Gute
Positionierung ist auch für die mobile
Nutzung wichtig. Passende Tragevari-
anten mit Schutzhülle sollten T T Notfall-Button, Alarm mit Ortungsfunktion, Fernbe-
zum Einsatz kommen, die
ohne großes Auspacken die spontane dienung des Fernsehers – die Möglichkeiten zur Umfeld-
Nutzung des Gerätes ermöglichen und steuerung sind weitreichender als bei anderen Geräten.
die Sensibilität des Touchscreens nicht
beeinträchtigen. Für eine gute Positio-
nierung ist das geringe Gewicht [B3]
des iPads von Vorteil. Geräte wie das iPad verfügen sowohl Eine weitere Möglichkeit, Periphe-
über synthetische als auch natürliche riegeräte mit dem iPad zu verbinden,
Variabilität zwischen synthetischer Sprachausgabe. Mit der VoiceOver Bild- besteht über das optional erhältliche
und natürlicher Sprachausgabe [A7]: schirmlesetechnologie des iPads T „iPad-Camera-Connection-Kit“, T
Die Sprachausgabe von UK-Geräten können nicht nur Texte vorge- das einen USB Ein-/Ausgang zur
ist für die Nutzer(innen) die zentrale lesen, sondern auch gesprochene Be- Verfügung stellt. Da mit Hilfe dieses
Schnittstelle zur Umwelt. Es gibt Ge- schreibungen von Objekten auf dem Zubehörs eigentlich Fotos und Videos
räte mit natürlicher und/oder syntheti- Bildschirm ausgegeben werden. von einer Digitalkamera über das USB-
scher Sprachausgabe. Bei natürlicher Kabel oder direkt über eine SD-Karte
Sprachausgabe werden Sprache und Zubehör und Peripheriegeräte [A8]: importiert werden sollen, ist keinesfalls
Geräusche usw. mit einem eingebauten Die (fein-)motorischen Einschränkun- gesichert, dass eine Verbindung mit
oder externen Mikrofon aufgenommen gen vieler UK-Nutzer(innen) erschwe- anderen USB-Geräten funk- T T
oder vorhandene Sprach-/Tondateien ren eine Ansteuerung, wenn nicht spe- tioniert. Die Firma AbleNet
importiert und bei Aktivierung eines zifisches und individualisiertes Zube- bietet für diesen Anschluss diverse
Kommunikationsfeldes wiedergegeben. hör [A9] zur Verfügung steht. Mit dem Lösungen an. Neben technikbasierten
Die „Kommunikationsstimme“, die i. d. R. iPad werden Verbindungen zu externen Lösungen sind aber auch andere Pro-
besser verständlich und natürlicher als Geräten per Bluetooth, einer drahtlo- dukte gefragt, welche die Ansteuerung
eine synthetische Stimme ist, kann an sen Funkverbindung, hergestellt. Da es der Programme erleichtern. Auch für
den jeweiligen Nutzer (dessen Alter und/ sich bei dieser Technologie um einen das iPad existieren Abdeckgitter und
oder Geschlecht) angepasst werden. allgemeinen Standard handelt, haben Führungshilfen [A8] für unterschied-
Der Nachteil bei vielen UK-Medien ist Entwickler von UK-Hilfsmitteln die liche Programme (z. B. Sono Flex,
der begrenzte interne Speicher, wo- Möglichkeit, diese in ihre Geräte zu TapToTalk usw.), die die gezielte T
durch die Menge der aufnehmbaren integrieren. Es gibt Lösungen in Form Ansteuerung mit dem Finger er-
Sprachdateien und damit der Umfang von Einzelschaltern, die in UK-Pro- lauben.
des Wortschatzes stark beschränkt wer- grammen eingesetzt werden können,
den. Ein weiterer Nachteil besteht wie den „Bluetooth Super-Switch“ T Trotz aller Verkaufserfolge, die das
darin, dass nur die Äußerungen genutzt von RJ Cooper. Er kann verwen- iPad verbuchen kann, ebbt die Kritik an
werden können, die zuvor definiert und det werden, wenn innerhalb des Pro- Apples restriktiver Firmenpolitik nicht
digital integriert wurden (z. B.: One- gramms ein automatisches oder schritt- ab. Während ein großer Teil im Bereich
Step, Step-by-Step, Big Mack, GoTalk). weises Scannen von Inhalten vorgese- der IT-Entwicklung, sowohl im Hard-
hen ist. Daneben existieren universelle ware- als auch im Softwarebereich, auf
Lösungen in Form von Interfaces wie offene Standards zielt, zwingt ApplePRAXIS UND MANAGEMENT Teilhabe Onlineversion Plus / www.zeitschrift-teilhabe.de
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seine Nutzer(innen) mehr oder weniger rung eigene Wege. Von anderen Betriebs- allen drei iPad-Generationen. Neu an
dazu, nur die firmeneigenen Vertriebs- systemen vertraute Methoden wie z. B. dieser Lösung ist die Schalterintegra-
wege bei der Software und Einschrän- „Drag & Drop“ funktionieren auf dem tion. Connect hat links und rechts
kungen bei der Hardware hinzuneh- iPad nur mit zusätzlichen Tools. Apple jeweils einen Schalter zur Ansteuerung
men. So fehlt beim iPad z. B. ein USB- verwendet für alle Operationen die integriert. Inwieweit hierbei die Kom-
Eingang, über den unkompliziert Daten Software iTunes. Eine Datensicherung patibilität zu allen Schaltersystemen
transferiert und externe Geräte ange- kann darüber automatisiert und jeder- gewährleistet wird, bleibt noch offen.
schlossen werden könnten. Ein Ein- zeit zurückgespielt werden. Auch die Da das Connect mit eigenständiger
schub für Speicherkarten fehlt ebenfalls UK-Apps werden aus dem iTunes-Store Firmware betrieben wird, bietet sich
und Programme mit Flash-Unterstüt- geladen und installiert. iTunes bedarf durch die Updatefunktion die Möglich-
zung können nicht genutzt werden. mit seinen vielen Optionen einer Einar- keit, zu einem späteren Zeitpunkt neue
Durch diese Einschränkungen ist es beitungszeit. Eine Stärke liegt darin, Funktionen zu integrieren.
schwierig und aufwändig, Standardlö- dass Installationen und Aktualisierun-
sungen anderer Hersteller zu nutzen. gen von Daten und Programmen auto-
UK-Apps – Software fürs iPad
Es werden jedoch zunehmend kreative matisch erfolgen und so gut wie keine
Lösungen für das iPad entwickelt, die Fehlfunktionen auftreten. Die Geschlos- BOENISCH et al. (2007, 355) betonen,
diese Restriktionen relativieren. senheit des „Applesystems“ hat jedoch dass die zufriedenstellende Nutzung
auch einen Vorteil: Viren und andere elektronischer UK-Medien sowohl von
Umfeldsteuerung [A9]: Für Men- schädliche Programme kommen auf der Hardware als auch von der Soft-
schen mit Behinderung ist die selbstbe- dem iPad nicht vor. ware und den damit verbundenen in-
stimmte und unabhängige Einflussnah- dividuell festlegbaren Wortschatzop
me auf ihre Umwelt von zentraler Be- Stabilität, Unempfindlichkeit und tionen abhängt. Im Folgenden wird ein
deutung. Dazu gehört z. B., ohne Hilfe Reinigungsmöglichkeiten [B5]: Das exemplarischer Überblick von UK-Soft-
einen Fernseher, Lichtschalter und Tür- iPad verfügt über ein unempfindliches ware für das iPad gegeben, Kriterien zu
öffner bedienen oder in Notfällen je- Display und eine stabile Alurückseite, deren Qualitätsprüfung vorgestellt und
manden informieren zu können. Die die für den Alltag ausreichend erschei- eine UK-Software exemplarisch skiz-
Möglichkeiten zur Umfeldsteuerung, nen. Mit seinen glatten Oberflächen lässt ziert.
die das iPad bietet, sind weitreichender es sich leicht mit einem Mikrofasertuch
als bei anderen Geräten. Es gibt einfa- reinigen und ggf. mit einer Folie schüt- Neben den fest installierten Pro-
che softwarebasierte Lösungen, T zen. Um die Stabilität zu erhöhen, kann grammen (Applikationen – kurz App),
wie z. B. ein Notfall-Button, über der Nutzer auf ein riesiges Angebot an die in das Betriebssystem „iOS“ einge-
den ein Alarm mit Ortungsfunktion Schutzhüllen und Taschen zurückgreifen. bunden sind, können zusätzlich Pro-
ausgelöst wird oder Bezugspersonen T T T T gramme im App-Store (zum Teil kos-
per SMS informiert werden. Ebenso tenlos) erworben werden. Im dritten
Quartal 2012 standen dort 650.000 ver-
schiedene Apps aus unterschiedlichen
Bereichen (z. B. Unterhaltung, Bildung,
Die zufriedenstellende Nutzung hängt sowohl von Dienstprogramme usw.) zum Download
bereit. Es gibt eine Reihe von Apps, die
der Hardware als auch von der Software und den zur UK eingesetzt werden können.
damit verbundenen Wortschatzoptionen ab. Deren Anzahl steigt stetig, daher ist es
sinnvoll, eine Gruppierung des Ange-
bots vorzunehmen, um einen Überblick
zu schaffen. In einem ersten Versuch
gibt es einfache Hardwarelösungen, wie Eine umfassende Lösung für die UK orientieren wir uns dabei an der Ein-
auf das iPad aufsteckbare Fernbedie- wird mit dem „iAdapter“ T teilung von elektronischen Hilfsmitteln
nungen für Hifi, Video oder Fernsehen angeboten. Er besteht nach BRAUN (vgl. BRAUN & KRIS-
oder ansteuerbare elektrische Verbrau- aus einem robusten vollgummierten TEN 2005, 20):
cher bis hin zu komplexen Hardware- Gehäuse, das vor Aufprall schützt. Auf
lösungen, über die das gesamte Haus der Rückseite befindet sich ein Ge- > einfache Kommunikationshilfen,
(z. B. Heizung, Licht, Türe, Fernseher, windeeinsatz, um das Gerät an einer > Kommunikationshilfen mit statischem
Telefon, Alarm usw.) gesteuert werden Halterung zu montieren. Zwei zusätzli- Display,
kann. Da es sich T T T T che Aktivlautsprecher sind eingebaut > komplexe Kommunikationshilfen mit
hierbei um Stan- sowie ein Schiebedeckel, mit dem der dynamischem Display und
dardlösungen handelt, die drahtlos „Home-Button“ bei Bedarf verschlos- > schriftbasierte Kommunikationshilfen.
über Wireless LAN (WLAN) realisiert sen werden kann. Mitgeliefert werden
werden, ist die Umsetzung lediglich zudem ein Tragegurt sowie ein Tisch- Auf diese Weise wird ein grober Ver-
eine Kostenfrage. Über Bluetooth und ständer. Ein Nachteil des vorgestellten gleich mit aktuell erhältlichen elektro-
WLAN können problemlos weitere Schutzzubehörs liegt darin, dass Ab- nischen UK-Medien möglich (vgl. Tab. 2).
Peripheriegeräte, die diese Techno- deckgitter nicht oder nur eingeschränkt Dabei ist zu bedenken, dass die Apps
logien unterstützen, an das iPad an- genutzt werden können. teilweise über mehr Funktionen als die
geschlossen und gesteuert werden, wie vergleichbaren UK-Hilfsmittel aus der
z. B. Drucker, Kopfhörer oder externe Eine weiterreichende Systemlösung gleichen Kategorie verfügen. Dennoch
Speichermedien. wird von der Firma AbleNet vorgestellt: zeigt die Tabelle die Potenziale der iPad-
„Connect“ beinhaltet wie der T Apps auf. Neben den Apps, die speziell
Datensicherung und Datentransfer iAdapter einen Stereolaut- für die UK entwickelt wurden, finden
[B4]: Vergleichbar den Restriktionen sprecher, Schutz gegen Feuchtigkeit sich auf dem Markt auch zahlreiche
bei der Hardware geht Apple auch beim und Aufprall sowie integrierte Lade- (Lern-)Spiele, die zur Entwicklung von
Datentransfer und bei der Datensiche- möglichkeiten und ist kompatibel zu Ursache-Wirkungs-ZusammenhängenTeilhabe Onlineversion Plus / www.zeitschrift-teilhabe.de PRAXIS UND MANAGEMENT
Tablet-PC – ein UK-Medium der Zukunft?
T
Tab. 2: UK-Hilfsmittel im Vergleich mit iPad-Apps (die Zusammenstellung orientiert sich teilweise an BRANDT 2011)
UK-Hilfsmittel
UK-Hilfsmittel Name Symbolsysteme Aufbau, Funktion Sprachausgabe Preis
vorgegeb. eig. synth. nat.
Click n’ Talk X Bilder mit Text und Audioaufnahmen X 2,69
Einfache UK-Hilfen kombinierbar Engl.
LITTLE/ iTakeTurns 2 Smarty nur 2 Aussagen: Your turn/ X 1,79
BIGMack Symbole My turn Engl.
LITTLE/
Pictello X Bilder mit Text kombinierbar; X 16,99
BIGStep-by-Step
vom iPad vorgelesen
GoTalk One
Scene & Heard X X Szenenbilder oder Fotos mit X 44,99
Audioaufnahmen/Videos kombinierbar
Express One
TapSpeak But- 4500 PCS X Funktion wie BigMacks; X 44,99
4Talk4
ton (Plus) Tastenfeld individualisierbar
Chatbox/DX
TapSpeak PCS X Funktion wie Step-by-Step X 26,99
Sequence
iTalk2
That`s how I Smarty Vokabular in drei Reihen; scrollen X 2,69
Sonstige
Feel Symbole notwendig; 39 Gefühle darstellbar Engl.
AAC Speech > 2000 X Tafeln mit externer X 35,99
Buddy Mulberry kostenloser Software zu
Symbole erstellen; Nachrichtenfenster
Einfache UK-Hilfen
Alexicom AAC ClipArts X Tafeln über das Alexicom X -
LITTLE/ Portal erstellen; 8 Beispiele;
BIGMack Nachrichtenfenster
LITTLE/
OneVoice ClipArts X Kategorien können erstellt werden; X 179,99
BIGStep-by-Step
Kernvokabular begrenzt vorhanden;
Nachrichtenfenster
GoTalk One
PicBoard/ X Individuelle Tafeln mit 1 bis 20 X 6,99/
Express One
Talkboard Symbolen, mit Audioaufnahmen Engl. 14,99
(Talkboard) kombinierbar
4Talk4
Pics Aloud Fotos, X ahmt PECS nach; Bilder zu einem X 4,49
Chatbox/DX
ClipArts Ablauf kombinierbar
iTalk2
Talking Cards > 450 selbst- X Kategorien mit 2, 6 oder 12 X 25,99
erst. Sym. Symbolen auf einer Oberfläche
Sonstige
TapSpeak PCS X Oberfläche mit einzelnen oder mehreren X X 39,90
Choice Symbolen; Bibliothek anlegbar
Easy Speak HD > 800 Bilder X verschiedene Ebenen; Beispielseiten X 44,99
AAC und Kernvokabular bearbeitbar; Engl.
Nachrichtenfenster
MetaTalk DE >2300 Meta- X vorprogrammierte Tafeln; Kernvokabular; X X 159,99
com Sym. Nachrichtenfenster
Komplexe UK-Hilfen
mit dynamischem Proloquo2Go SymbolStix X Kernvokabular in Kategorien organisiert; X 169,99
Display 7000 jedes Tastenfeld individuell bearbeitbar; Engl.
Begriffe Nachrichtenfenster; Wortvorhersage
DynaVox V/
Vmx/M3/ TouchChat HD- SymbolStix X individuell einstellbar; Nachrichtenfenster, X 129,99
M3max/ AAC Wortvorhersage; Multitouch-Gesten möglich Engl.
Maestro
Sono Flex DE SymbolStix X Kern- und Randvokabular organisiert X X 159,99
LightTalker nach dem Fitzgerald-Schlüssel; über 50
vorgefertigte Themenseiten; Nachrichten-
MiniTalker fenster; Verlaufsliste
SmallTalker Get Talking – Bildschirmtastatur des iPads; alphabetische Wortbibliothek mit nach X 189,99
Text To Speech Kategorien geordneten Phrasen(anfängen) (erweiterbar); Verlaufsliste;
XL-Talker, (AAC) 3 Layouts wählbar
EcoTalker
Predictable Wortvorhersage, Phrasen in verschiedenen Kategorien speicher- X 139,99
Tobi C8/C12/C15 und bearbeitbar; Verlaufsliste vorhanden
Sonstige
Speakit! Bildschirmtastatur des iPad; Phrasen speicherbar; Audioaufnahmen; Schrift- X 119,99
größe veränderbar; Wörter werden beim Vorlesen hervorgehoben
Verbally Kernvokabular sorgt für gute Wortvorhersage; vorprogrammierte Phrasen X -
bearbeitbar und erweiterbar; jedes Wort einzeln oder erst ganze Sätze Engl.
sprechen lassen; VerlaufslistePRAXIS UND MANAGEMENT Teilhabe Onlineversion Plus / www.zeitschrift-teilhabe.de
Tablet-PC – ein UK-Medium der Zukunft?
und somit zur Anbahnung von Kom- Buchstabieren von Wörtern oftmals entsprechenden Wortarten (Flexion der
munikation genutzt werden können. langwierig. Daher bieten UK-Medien Verben, Nomendeklination, Tempus
App-Sammlungen: auch Buchstaben-, Wort- und Satzkon- und Modus usw.). Dabei gilt es auch zu
T T T T T T T T struktionen an (vgl. VON TETZCHNER beachten, wie umfangreich die Speicher-
& MARTINSEN 2000, 36). Die UK- vorgänge sind, um ein morphologisch
T T T T T T T Hilfen sollten in der Auswahl von Zei- korrektes Sprechen zu ermöglichen.
chensystemen variabel sowie in der
Ausgestaltung und Erweiterbarkeit der
TapSpeak – ein App-Beispiel
Anhand dieser Tabelle wird ein gro- Zeichen modifizierbar sein, damit die
ßer Vorteil des iPads als UK-Medium Nutzer(innen) wählen und bei zuneh- Um aufzuzeigen, dass das iPad die
deutlich: Auf einem Gerät können meh- menden Fähigkeiten darauf reagieren unterschiedlichen Komplexitätsstufen
rere Apps mit unterschiedlicher Kom- können. elektronischer Hilfsmittel repräsentiert,
plexität, Vokabelumfang und -organisa- wird exemplarisch die App-Serie „Tap-
tion installiert und genutzt werden. Ver- Gestaltung der Oberfläche und Speak“ in seinen drei Varianten anhand
schiedene Kommunikationsmöglichkei- Vokabelorganisation [C2]: Nutzer(in- der beschriebenen Kriterien vorgestellt:
ten können auf diese Weise durch ein nen) verfügen ggf. über unterschiedliche
Gerät bedient werden, häufige Geräte- Aktionsradien, in denen sie eine Ober- > TapSpeak Button (Plus), T
wechsel erübrigen sich dadurch. fläche überblicken und ansteuern kön- vergleichbar mit dem
nen. Dabei sind oftmals auch die An- BIGMack,
zahl der Felder, die Feldgröße sowie der > TapSpeak Sequence, ver- T
Kriterien für UK-Software
Abstand zwischen den einzelnen Fel- gleichbar mit dem Little
Grundsätzlich sollten Benutzeroberflä- dern bedeutsam. Häufig ist bei der Auf- oder BIGStep-by-Step und
chen in verschiedenen Situationen und teilung der Oberfläche eine optische > TapSpeak Choice, ver- T
mit unterschiedlichen Personen ein- Unterscheidung zwischen den Aus- gleichbar mit dem GoTalk.
setzbar sein. Zudem sollte das Vokabu- wahlfeldern und dem Mitteilungsfeld
lar schnell ausgewählt und angesteuert sinnvoll. Das Programm wurde von Ted CON-
werden können, um die Gesprächssi- LEY im Jahre 2009 entwickelt und ist
tuation nicht durch zu große Zeitver- Um mittels der UK-Hilfe zügig in nach Aussagen des Autors eine Soft-
zögerungen zu belasten. Bei einge- Interaktion treten zu können, ist die ware für Menschen mit Autismus und
schränktem Sehvermögen sollten am Anordnung des Vokabulars genau zu mehrfachen Behinderungen (vgl. CON-
Gerät der Kontrast und/oder die Hel- bedenken und dem typischen Satzbau LEY 2011).
ligkeit anzupassen sein. Auf Seiten der entsprechend zu organisieren (vgl.
Software wären optische Hervorhebun- BOENISCH et al. 2007, 368). Ziel ist TapSpeak Button (Plus) basiert auf
gen, z. B. Rahmen oder laufende Licht- es, die Kombination von Kern- und der Idee eines mechanischen Schalters,
punkte sinnvoll. Liegen Einschränkun- Randvokabular so einfach wie möglich auf den Nachrichten unbegrenzt in
gen des Hörvermögens vor, sollten die zu gestalten, um einen automatisierten Anzahl und Länge gesprochen und
akustischen Signale verstärkt werden Zugriff zu eröffnen. In der Organisation abgespielt werden können. Die Tasten-
können (leistungsstarke interne Laut- des Vokabulars können drei Varianten farbe sowie das Feedback beim Drü-
sprecher, externe Aktivboxen, Kopf- unterschieden werden: die hierarchi- cken können variiert werden. Gespei-
hörer). Entsprechend den kognitiven sche Baumstruktur, die querverlinkte chertes kann im Nachhinein bearbeitet
Fähigkeiten der Nutzer(innen) sollen Netzstruktur und die Kodierung (Spei- werden. Ebenso kann die Taste mit
Zeichensysteme mit unterschiedlichem cherung von Symbolkombinationen) Fotos oder Symbolen belegt werden. In
Abstraktionsgrad eingesetzt werden (vgl. BÜNK et al. 2003, 262 f.). der Plus-Version ist auch eine Symbol-
können (vgl. BOENISCH & SACHSE sammlung enthalten. Vergleichbar ist
2007, 129 ff.). Selektion [C3]: Bei der Einstellung diese Software mit dem BIGMack. Vor-
des Displays sollten die Optionen zur teile zeigen sich in der Flexibilität und
Vokabular (Umfang, Zeichensyste- Ansteuerung der einzelnen Zellen, die der Erweiterbarkeit. Es kann eine Viel-
me und flexible Aktualisierung sowie speziell durch die Software unterstützt zahl von Mitteilungen vorbereitet und
Erweiterbarkeit) [C1]: Bei der Aus- wird, in den Blick genommen werden. archiviert und dann je nach Gesprächs-
wahl des Vokabulars ist ein nutzerbe- Dabei können diese Aspekte mit den situation zur Ansteuerung freigegeben
zogener Wortschatz anzustreben, der Hardware-Einstellungen des iPads kor- werden. Ein ständiges Neubesprechen
sowohl Kernvokabular (Wortarten wie respondieren. Folgende Funktionen sind wie beim BIGMack ist hierbei nicht
Verben, Artikel, Präpositionen, Perso- z. B. dabei relevant: notwendige Druck- notwendig. Die App kann in der hori-
nalpronomen, Adjektive und Adver- intensität und Verweildauer sowie zontalen und der vertikalen iPad-Posi-
bien) als auch Randvokabular (Sub- akustisches oder visuelles Feedback bei tion verwendet werden, allerdings wird
stantive oder eindeutig darstellbare der Auswahl eines Feldes. bei der horizontalen Position der Ein-
Verben sowie Floskeln und Schimpf- stellungsmodus angezeigt, was zwar für
wörter) enthält. Linguistische Aspekte [C4]: Im die Einstellungen notwendig, für die
Rahmen der Softwarenutzung sollte Nutzung jedoch hinderlich ist. Für
Als Zeichensysteme können in eine grammatikalisch korrekte Sprache Menschen mit Einschränkungen in der
unterschiedlicher Komplexität je nach ermöglicht werden. Daher sind Hilfen Bewegungskoordination sollte das iPad
„Lesefähigkeit“ der Nutzer(innen) so- für den Aufbau von Satzstrukturen bei dieser App in der vertikalen Positi-
wohl realbezogene Fotos, transparente sinnvoll: z. B. die Farbkodierung nach on ggf. fixiert werden.
Bilder, Symbole und Schriftzeichen, je- dem Fitzgerald-Schlüssel (die Anord-
weils einzeln oder in Kombination mit- nung der Zeichen wird an der Struktur TapSpeak Sequence bietet das Er-
einander, verwendet werden. Die größte eines Aussagesatzes – Subjekt, Prädi- stellen beliebig langer Sequenzen, die
Flexibilität in der Gestaltung des Wort- kat, Objekt – organisiert; dabei werden dann in einer festgelegten Reihenfolge
schatzes erreichen UK-Hilfen, die auf die einzelnen Satzteile oder Wortarten abgespielt werden. Nach dem Auslösen
Schrift basieren. Dabei ist jedoch das farbig kodiert) und die Beugung der jeder Teilsequenz ändert sich die visuelleTeilhabe Onlineversion Plus / www.zeitschrift-teilhabe.de PRAXIS UND MANAGEMENT
Tablet-PC – ein UK-Medium der Zukunft?
Oberfläche, die individuell mit Formen, soll. Auch die Verweildauer auf dem wiegend die Leistungen bisheriger UK-
Farben, Fotos und Symbolen belegt jeweiligen Feld ist veränderbar. Für das Hilfsmittel. Viele UK-Apps sind auch
werden kann. Es ist möglich, mehrere Scanning muss ein Peripheriegerät über auf dem iPhone oder iPod mit kleineren
Sequenzen aufzunehmen und zwischen Bluetooth verbunden werden. Im Rah- Displaygrößen nutzbar. Sicherlich ist
diesen auszuwählen, die Kapazität men dieser Software kann die oben Bedarf in der Entwicklung von spezifi-
eines LITTLE oder BIGStep-by-Step beschriebene Switchbox genutzt wer- schen Ansteuerungsmöglichkeiten gege-
wird deutlich überschritten. den. Dabei können ein oder zwei Taster ben, eine umfassende fachliche Ausei-
zum Einsatz kommen. Für die individu- nandersetzung zum Einsatz dieses neu-
TapSpeak Choice ist in seinen Funk- elle Anpassung des Scannings können en UK-Angebots ist notwendig (z. B.
tionen mit der GOTalk-Serie vergleich- ein akustisches Feedback, die Ge- ist der Markt der Peripheriegeräte un-
bar. schwindigkeit und eine Zeitüberschrei- übersichtlich, daher ist vor der An-
tung je nach Bedarf eingestellt werden. schaffung eine aufwändige Recherche
Vokabular/Zeichensysteme [C1]: unabdingbar).
Das Programm kann auf die Symbol-
Fazit: iPad für alle?
bibliothek von DynaVox/Mayer- T Kosten-Nutzen-Relation [D3]: Ein
Johnson mit PCS 4500-Symbolen Die kriteriengeleitete Analyse hat so- Argument für das iPad ist die Kosten-
zugreifen. Vorteilhaft zeigt sich das Ein- wohl im Hardware- und Softwarebe- Nutzen-Relation, wenn man die Ver-
fügen von Fotos, die direkt über die reich als auch im Handling Stärken und wendungsmöglichkeiten und die Kos-
integrierte Kamera aufgenommen und Schwächen des iPads als UK-Hilfe zur ten mit denen herkömmlicher UK-Ge-
im Archiv verwaltet werden können. Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft räte vergleicht. Das iPad der dritten
Am Display können wahlweise nur die herausgestellt. Innerhalb des Geräts Generation ist je nach Modell und
Symbole oder auch deren Benennung werden zahlreiche Funktionen mitei- gewünschter Speicherkapazität im Han-
angezeigt werden. Das Programm kann nander verknüpft und es zeichnet sich del für aktuell ca. 480 bis 680 Euro
in 20 Sprachen genutzt werden und zudem durch individuelle Anpassbar- erhältlich. Während ein UK-Nutzer bis-
verfügt über 43 verschiedene Stimmen. keit aus. Auch der Touchscreen übt her im Laufe seiner Kommunikations-
Zudem kann eine Aufnahme einer durch seine intuitiven Bedienungsmög- entwicklung mehrere Geräte getestet
externen Stimme erfolgen und es kön- lichkeiten auf Kinder und Jugendliche und ggf. verwendet hat, ist es durch das
nen jeweils die Sprechgeschwindigkeit einen hohen Aufforderungscharakter iPad möglich, ein Gerät anzuschaffen
und Lautstärke verändert werden. aus, wie KRSTOSKI (2012) in einer Er- und dieses in der Komplexität der UK-
Möglichkeiten mitwachsen zu lassen.
Der Wechsel – z. B. zwischen verschie-
denen GoTalk-Geräten – würde sich im
Tablet-PCs haben „Coolnessfaktor“. Vergleich nur auf den Austausch der
Software beziehen. Für die Hilfsmittel-
anpassung stellt dies eine besondere
Entlastung dar. Die Finanzierung der
Gestaltung der Oberfläche und probung mit Schüler(inne)n im Förder- erforderlichen Software wird i. d. R. von
Vokabelorganisation [C2]: Bei Tap- schwerpunkt Körperliche und Motori- den Krankenkassen übernommen. Als
SpeakChoice handelt es sich um eine sche Entwicklung zeigte (vgl. ebd., 37). „allgemeiner Gebrauchsgegenstand des
statische Oberfläche mit bis zu 18 ver- täglichen Lebens“ trifft dies allerdings
schiedenen Rastern zur Auswahl. Die Akzeptanz und Teilhabe [D1]: Die nicht für den Tablet-PC zu. Es gibt aber
Software kann z. B. von einem 4er-Ras- Akzeptanz von Tablet-PCs in der erste Berichte, dass eine Kostenüber-
ter zum 56er-Raster „mitwachsen“. Die Öffentlichkeit ist weitaus höher als bei nahme durch die Krankenkasse dann
Anschaffung eines neuen Geräts bei speziellen UK-Hilfsmitteln. Eine Befra- erfolgen kann, wenn durch entspre-
der Erweiterung der Felderzahl, wie gung von Talker-Nutzer(inne)n zeigt, chende Einstellungen am Gerät, beim
dies z. B. beim GOTalk der Fall ist, ist dass diese ihren Talker nicht gerne in iPad z. B. über den geführten Zugriff
nicht mehr nötig. Mittels „Drag & der Öffentlichkeit nutzen bzw. bei der über „Guided Access“, sichergestellt
Drop“ können Zeichen aus der Biblio- Nutzung von fremden Menschen beob- wird, dass der Tablet-PC ausschließlich
thek ausgewählt und in die individuelle achtet werden (vgl. FLÜHRENBROCK zur Unterstützung der Kom- T T
Nutzeroberfläche eingefügt werden. & TUSCHEN 2010). Darüber hinaus munikation genutzt wird.
Über ein Ordnersystem können die werden Größe und Gewicht als störend
erstellten Oberflächen, aber auch Sym- empfunden. Bezüglich dieser Aspekte Beratung [D4]: Das iPad stößt bei
bolsammlungen sortiert werden. Die könnten Tablet-PCs positiver bewertet Eltern von Kindern mit Sprachproble-
Grundaufteilung der Oberfläche ist werden. Angehörige, aber auch Profes- men auf großes Interesse (vgl. KITZIN-
variabel. Es besteht die Möglichkeit, sionelle nutzen diese Geräte oftmals GER 2012). Kreative Fachleute und
das gesamte Display zur Anzeige der selbst, sodass ein Handling im Kontext Eltern entwickeln für unterschiedlichste
Kommunikationsfelder zu nutzen (links) der UK einfacher wird und somit auch Ausgangslagen individuelle, aber auch
oder ein Mitteilungsfeld in der obersten die Wahrscheinlichkeit der Nutzung übertragbare marktreife Lösungen, da
Zeile einzurichten (rechts). steigt. Einem Tablet-PC kommt in der die Selbstprogrammierung von Apps
Gesellschaft – gerade auch bei Kindern für erfahrene Personen „kein Hexen-
Selektionsformen [C3]: Bei der App und Jugendlichen – ein „Coolnessfak- werk“ mehr ist. Dabei ist nicht immer
stehen verschiedene Scan-Möglichkei- tor“ zu (vgl. KITZINGER 2012). Dieser eine Qualitätskontrolle gesichert, Zu-
ten zur Verfügung. Das Programm kann und die Möglichkeiten, das Gerät auch behör ist oft nur aufwändig im Ausland
direkt über die iPad-Oberfläche ange- für die individuelle Unterhaltung (z. B. zu erhalten. Im Gegensatz zur Versor-
steuert werden oder ein Scanning se- Musik, Video, Fotos) zu verwenden, gung mit klassischen UK-Medien, die
quenziell oder von Zeilen/Spalten er- motivieren zusätzlich. meist „aus einer Hand“ geschieht, hat
folgen. Bei direkter Ansteuerung des sich in Deutschland noch kein Markt
Touchpads kann eingestellt werden, mit Variable Nutzung verschiedener entwickelt, der dies auch für Tablet-PCs
welcher Druckstärke reagiert werden Formate [D2]: Das iPad erreicht über- wie das iPad realisiert.PRAXIS UND MANAGEMENT Teilhabe Onlineversion Plus / www.zeitschrift-teilhabe.de
Tablet-PC – ein UK-Medium der Zukunft?
Durch die leichte und private Er- was sich als Vorteil erwies. Unproblema- HOFFMANN-SCHÖNEICH, Brigitte
reichbarkeit der Apps ergibt sich jedoch tisch konnte die Person Fotos erstellen (2003): Elektronische Kommunikations-
verstärkt Handlungsbedarf im Bereich oder Geräusche aufnehmen und in hilfen in der Praxis. In: ISAAC (Hg.): Hand-
der Fortbildung und der Beratung von die Apps einpflegen. Der Vorteil des buch der Unterstützten Kommunikation.
Professionellen sowie dem familiären Touchscreens liegt darin, dass das Karlsruhe: Von Loeper Literaturverlag,
Umfeld. Die engmaschige UK-Hilfsmit- Zentrum der Aufmerksamkeit (Bild- 04.024.001 – 04.027.001.
telversorgung und technische Beratung schirm) und die Hand sich an ein und KITZINGER, Annette (2012): Das iPad!
durch die entsprechenden Firmen, die derselben Stelle befinden (reine Auge- Entwicklungs- und Kommunikationsför-
z. B. Hotlines und bei längeren Repara- Hand-Koordination). Als Nachteil des derung mit Coolnessfaktor.
turen die Zurverfügungstellung von Er- Touchscreens hat sich in diesem Fall http://www.metacom-
satzgeräten umfasst, ist für das iPad herausgestellt, dass keine taktile Rück- symbole.de/iPad_files/iPad_Schon_
noch nicht sichergestellt. Dennoch ist meldung über das Auslösen von Fel- gehoert.pdf (abgerufen am 01.10.2012).
eine niederschwellig erreichbare und dern und Funktionen erfolgt (vgl. ebd.). KRSTOSKI, Igor (2012): Touchscreen
konkret UK-bezogene technische Bera- und UK. In: Unterstützte Kommunikation
tung notwendig. Die Diskussion um Tablet-PCs sind eine Bereicherung (2), 34–37.
fundierte Kriterien zur Auswahl von für die UK – jedoch keine Wundergeräte, METZLER, Anna (2012): Lernen die
Software und Ansteuerungsmöglichkei- die für alle Nutzer(innen) die optimale Dinge zu gebrauchen. Eine Einzelfallstudie
ten muss nach wie vor erfolgen, damit Lösung darstellen. Es wird weiterhin zur Förderung der Handlungskompetenz
auf dem boomenden Markt reflektierte spezielle UK-Mittel geben, deren Funk- eines Menschen mit schwerer und mehr-
Entscheidungen zur Auswahl getroffen tionen und spezifischen Anpassungen facher Behinderung am Beispiel der Nut-
werden können. nicht auf Tablet-PCs umgesetzt werden zung eines Tablet-PCs. Unveröffentl. Wis-
können. Gleichzeitig deutet aber die senschaftliche Hausarbeit, Heidelberg.
Forschung zum Geräteeinsatz [D5]: aktuelle technische Entwicklung die SPIEKERMANN, Arvid (2003): Grund-
Die rasanten technischen Entwicklun- erheblichen Potenziale dieser Geräte sätzliches und Spezielles über elektronische
gen sowie die Einsatzmöglichkeiten gilt an, die viele klassische UK-Hilfsmittel Kommunikationshilfen. In: ISAAC (Hg.):
es systematisch zu beobachten und überflüssig machen könnten. Die große Handbuch der Unterstützten Kommuni-
deren Nutzen zu erforschen. Eine Stu- Verbreitung der Tablet-PCs wird keine kation. Karlsruhe: Von Loeper Literatur-
die der Auburn University in Alabama Umkehr der Entwicklung zulassen. verlag, 04.003.001 – 04.004.001.
zeigt, dass Kinder mit geistiger Behin- TETZCHNER, Stephen von; MARTIN-
derung, die bereits zur Kommunikation SEN, Harald (2000): Einführung in die
Bildkarten einsetzen, die Nutzung des Unterstützte Kommunikation. Heidelberg:
iPads schnell erlernen und deutlich LITERATUR Edition S.
bevorzugen (vgl. FLORES et al. 2012, VAN DER MEER, Lara et al. (2012): Tea-
75 ff.). Bei einer Studie in Neuseeland BOENISCH, Jens; SACHSE, Stefanie ching Functional Use of an iPod-based-
wurde ein systematisches Training für (2007): Diagnostik und Beratung in der speech-generation Device to Individuals
Menschen mit geistiger Behinderung Unterstützten Kommunikation. Karlsruhe: with developmental Disabilities. In: Jour-
entwickelt, um die Nutzung des iPods Von Loeper Literaturverlag. nal of Special Education Technology 26
einzuführen. Ziel war es, dass die drei BRANDT, Gerald (2011): Neue Medien in (3), 1–11.
Probanden lernten, ihre Vorlieben z. B. der Unterstützten Kommunikation:
für Lebensmittel mittels des Geräts Bestandsaufnahme von Software und den
zum Ausdruck zu bringen. Nach zeitli- Einsatzmöglichkeiten für Tablet-PC auf
i Die Autor(inn)en:
chen Abständen wurde die Kompetenz dem internationalen Markt. Unveröffentl.
im Umgang mit dem Gerät getestet. Wissenschaftliche Hausarbeit, Heidelberg. Prof. Dr. Wolfgang Lamers
Während zwei der Probanden ihre Aus- BRAUN, Ursula; KRISTEN, Ursi (2005): Humboldt-Universität zu Berlin
drucksformen dadurch erweitern konn- Elektronische Kommunikationshilfen. In: @ lamers@hu-berlin.de
ten, nahm die dritte Person das Gerät Braun, Ursula (Hg.): Unterstützte Kommu-
nicht an (vgl. VAN DER MEER et al. nikation. Düsseldorf: Selbstbestimmtes
2012). Weitere Studien: Leben, 20–23. Prof. Dr. Karin Terfloth
T T T T T T
BÜNK, Christof; SESTERHENN, Carolin; Pädagogische Hochschule Heidelberg
LIESEN, Iris (2003): Elektronische Kom-
@ terfloth@ph-heidelberg.de
T T T munikationshilfen mit dynamischem Dis-
play im Vergleich. In: ISSAC (Hg.): Hand-
buch der Unterstützten Kommunikation.
Ein anderer Ansatz, den wir seit ei- Karlsruhe: Von Loeper Literaturverlag,
nem Jahr verfolgen, besteht darin, im 04.005.001- 04.023.001.
Rahmen einer Einzelfallstudie die För- CONLEY, Ted (2011): TapSpeak LLC.
derung der Handlungskompetenz eines http://conleysolutions.com/wordpress
jungen Erwachsenen mit einer schwe- (abgerufen am 02.09.2012).
ren geistigen Behinderung mittels des FLORES, Margaret et al. (2012):
iPads zu dokumentieren und zu reflek- A Comparison of Communication Using
tieren (vgl. METZLER 2012). Der Ver- the Apple iPad and a picture-Based-System.
lauf der Förderung mit der App Tap- In: ISAAC: Augmentative and Alternative
Speak zeigt, dass durch den Umgang Communication 28 (2), 74–84.
mit dem iPad Handlungsfähigkeit FLÜHRENBROCK, Anke; TUSCHEN, Birte
altersadäquat, flexibel und interessen- (2010): Ist Talken cool? Erfahrungen einer
orientiert gefördert werden kann. Meh- Talkergruppe. In: ISAAC: Handbuch der
rere Apps konnten der Person angebo- Unterstützten Kommunikation. 4. Aufl.
ten werden, das Gerät und dessen Karlsruhe: Von Loeper Literaturverlag,
Ansteuerung blieb jedoch immer gleich, 04.028.001-04.033.001.Sie können auch lesen
