TABLET STATT SCHREIBBLOCK - Metro AG
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Ausgabe 01 – April 2018 METRO HANDELSBRIEF TABLET STATT EINBLICKE Klimaschutz geht alle an SCHREIBBLOCK INTERVIEW „Der Genuss darf nicht auf der Strecke bleiben“ Wie Digitalisierung die DAS GUTE ESSEN Gastronomie unterstützt Mit Eva Maydell
EINBLICKE KLIMASCHUTZ GEHT ALLE AN Wie die Kosten der Energiewende fair verteilt werden können. Die Energiewende wird deutschland- weit vorangetrieben: Fast ein Drittel des Strom von der EEG-Umlage zu befreien – auch wenn dieser Eigenstrom konven- EINE FAIRE verbrauchten Stroms stammt hierzu- tionell produziert wird. KOSTENVERTEILUNG lande aus erneuerbaren Energien. Über 80% der Deutschen befürworten diese Auch die Netzentgeltbefreiungen, von Belastungen für Entwicklung, vieles ist auf dem richtigen denen zahlreiche Unternehmen profitie- Haushalte und Handel Weg. ren, setzen Fehlanreize und treiben das Netzentgelt für die nicht privilegierten Doch bei der Kostenverteilung der Energiewende gibt es Nachholbedarf. Stromverbraucher in die Höhe. Private Haushalte und Handel könnten um 33 % Strom- verbrauch Die Umlage für erneuerbare Energien (EEG-Umlage) ist ein gutes Beispiel. Sie ist derzeit der mit Abstand größ- mehr als 1,4 Mrd. ¤ entlastet werden, würden das Eigenstromprivileg und die Netzentgeltbefreiungen abgeschafft 50 % Energie- kosten te Kostenfaktor beim Strompreis und werden. Private Haushalte und Handel soll die Produktion von Ökostrom mit verbrauchen rund 1/3 des Stroms, Sonne, Wind und anderen Erneuerbaren Eine weitere Entlastung in Höhe von tragen aber beinahe 50 % der fördern. 3,4 Mrd. ¤ wäre durch die weitgehende Kosten der Energiewende Abschaffung der Stromsteuer möglich. Ungerechte Verteilung der Kosten So würde Strom gegenüber Heizöl oder Gas wettbewerbsfähiger. Dies würde Entlastungen für Dabei werden die Verbraucher und zugleich erneuerbare Energien fördern. Verbraucher und Handel der Handel überproportional belastet: Ein Bereich, in dem auch METRO aktiv Zusammengenommen verbrauchen ist, beispielsweise mit der Photovoltaik- private Haushalte und Handel rund ein Initiative in Kooperation mit E.ON. Senkung Drittel des Stroms in Deutschland. Doch Bei dieser werden auf den Dächern der Stromsteuer sie schultern beinahe die Hälfte der von bis zu 30 METRO Cash & Carry –3,4 Mrd. ¤ Kosten der Energiewende. Das sind 10 Märkten Solaranlagen errichtet. Klima Mrd. ¤ pro Jahr. freundlich werden damit rund 16 % des Abschaffung des Energieverbrauchs eines Großmarktes Eigenstromprivilegs Zugleich erhält ein Großteil der selbst produziert. Zwar gilt auf eigen –825 Mio. ¤ Industrie zahlreiche Vergünstigun- erzeugten erneuerbaren Strom nicht gen, die von Verbraucher und Handel die Stromsteuer – jedoch die EEG-Um- mitbezahlt werden, beispielsweise mit lage. Verzicht auf Netz entgeltbefreiungen der EEG-Umlage – eine Schieflage, die korrigiert werden muss. Denn die Gesellschaftliche Akzeptanz für –646 Mio. ¤ Energiewende ist ein gesamtgesell- Energiewende bewahren schaftliches Projekt, das nicht nur wenige, sondern alle gemeinsam vor- Mit der Abschaffung des Eigenstrom- anbringen müssen. privilegs, der Netzentgeltbefreiung sowie dem Herabsetzen der Strom- • M ehr Kostengerechtig- Entlastungen in Milliardenhöhe steuer und weiteren Maßnahmen könn- keit herstellen möglich ten Verbraucher und Handel insgesamt um 5,2 Mrd. ¤ entlastet werden. Bei • A kzeptanz für Energie- Die stromintensive Industrie, wie das einer solchen Kostenaufteilung der wende in der Gesell- produzierende Gewerbe und die Bau- Energiewende geht es nicht nur um schaft erhalten branche, sollte stärker in die Finanzie- die gerechte Verteilung der Lasten. rung der Energiewende einbezogen Es geht auch darum, die gesellschaft- werden. So sollte auf das Eigenstrom- liche Akzeptanz für die Energiewende privileg verzichtet werden. Es ermög- und die wirtschaftliche Entwicklung Alle Vorschläge des HDE und des vzbv licht der Industrie, den selbsterzeugten des Standorts Deutschland zu fördern. finden Sie hier: http://bit.ly/2FGjhjA 2
SCHWERPUNKT WEGBEREITER FÜR DIE DIGITALISIERUNG DER GASTRONOMIE Wie modernisiert man eine Branche mit vielen kleinen Unternehmern? Wie lässt sich die Arbeit für Gastronomen erleichtern und das Kundenerlebnis steigern? HOSPITALITY.digital liefert Antworten – mit digitalen Lösungen und neuen Technologien. Wenn Ludwig Horn die Bestellung seiner Gäste aufnimmt, bleiben Stift und Notizblock hinter der Theke. Der Berliner Gastronom nutzt stattdessen das digitale Tool Orderbird. Mit diesem wird die Bestellung auf einem mobilen Gerät aufgenommen, über das WLAN- Netz in die Küche gesendet und mit einem Tablet abgerechnet. Der Restau- rantbesitzer hat seine Prozesse digita- lisiert. Gastronomen arbeiten überwiegend offline Damit zählt Ludwig Horn in der Bran- che der Hotels, Restaurants und Caterer (HoReCa) zu den Ausnahmen: Während die Digitalisierung in nahezu sämtli- chen Lebensbereichen Einzug gehalten hat, arbeiten insbesondere kleine und mittlere Gastronomiebetriebe noch weitestgehend analog. Und das in einer Branche, die mit rund 11.000 Hotels, über 73.000 Restaurants und mehr als Wenn Ludwig Horn die Bestellung seiner Gäste aufnimmt, bleiben Stift und Notizblock hinter der Theke. Der Berliner Gastronom nutzt stattdessen das digitale Tool Orderbird. Der Inhaber zweier Restaurants HOSPITALITY.digital treibt Innovatio- Vor dem digitalen Wandel braucht spricht aus Erfahrung. Ein Jahr nach nen und Digitalisierung voran sich niemand zu fürchten. Gründung des ersten Restaurants am Ludwig Horn Landwehrkanal in Berlin-Kreuzberg Tools wie Orderbird oder FragPaul sind stieg Ludwig Horn auf digitale Lösun- erste Wegmarken der Modernisierung gen um: „Mit der Zeit kamen immer einer Branche, die sich seit Jahrzehnten mehr Gäste und es wurde schwieri- kaum verändert hat. Um Innovationen 13.000 Caterern in Deutschland täglich ger für mich, Abläufe kontrolliert zu sowie Digitalisierung in der HoReCa- millionenfachen Kundenkontakt hat. steuern.“ Dies änderte sich mit dem Branche voranzutreiben, wurde im Jahr Kunden, die digitale Technologien als Einsatz digitaler Lösungen. So wur- 2015 HOSPITALITY.digital gegründet. Standard gewohnt sind. den mit dem Kassensystem Orderbird HOSPITALITY.digital übersetzt Spitzen Bestellungen beschleunigt und Bezahl- technologien in nutzerorientierte Gastronomen befürchten jedoch hohe vorgänge erleichtert. Neben Orderbird Anwendungen und fördert dadurch In- Kosten und einen großen Zeitaufwand nutzt der Berliner Gastwirt auch den novationen in Gastronomie und Handel. bei der Umstellung auf digitale Lösun- Personalassistenten FragPaul. Ein Tool, Um dies zu erreichen, arbeitet gen. Ludwig Horn hingegen ist sicher: das unter anderem die Zeiterfassung, HOSPITALITY.digital an zahlreichen „Vor dem digitalen Wandel braucht sich Schichtpläne und Lohnabrechnungen Initiativen und Projekten: von der niemand zu fürchten.“ digitalisiert. Entwicklung digitaler Tools, über die 3
SCHWERPUNKT direkte Kundenunterstützung bis hin Praxistest in 500 Restaurants in „Startup Europe Partnership“ der Euro- zur Entwicklung und Umsetzung von Europa päischen Kommission erhalten. Unternehmenskonzepten und Anwen- dungslösungen. Das passiert im Projekt METROpolitan Ein Ergebnis dieser engen Kundenin- Pilot. HOSPITALITY.digital bringt Inno- teraktion ist auch ein Gastro-Manage- Unkompliziert von analog zu digital vatoren und Gastronomen zum Praxis- ment-Tool. Mit diesem Tool können test zusammen. Seit 2016 können 500 Gastwirte in Echtzeit ihre Gewinne, Mit den von HOSPITALITY.digital entwi- Restaurants in 5 europäischen Fein- Verkaufszahlen und die Umsatzprog- ckelten Lösungen können Gastronomen schmecker-Metropolen digitale Tools nosen der kommenden Tage mit einem ohne viel Aufwand und technisches in ihrem Betriebsalltag anwenden: „Ob Klick einsehen. Vorwissen die ersten Schritte in die digi- in Barcelona, Berlin, Mailand, Paris oder tale Welt gehen. HOSPITALITY.digital Wien – mit METROpolitan Pilot ermög- Mit dem METRO Accelerator zur bietet hierfür kostenfreie Einstiegslösun- lichen wir Kunden, Innovationen zu nut- Serienreife gen wie zum Beispiel Tools zur Erstel- zen und auf deren Alltagstauglichkeit lung einer eigenen Gastronomie-Home- zu testen“, erklärt Tim Kruppe, Director Ein weiteres Projekt von page oder zur Online-Tischreservierung Digital Projects bei HOSPITALITY.digital. HOSPITALITY.digital ist der METRO Accelerator powered by Techstars, mit dem internationale Gründerteams bei der Entwicklung digitaler Lösungen un- Ob in Barcelona, Berlin, Mailand, Paris oder Wien – mit terstützt werden. FragPaul ist beispiels- METROpolitan Pilot ermöglichen wir Kunden, Innovationen weise eines der geförderten Start-ups. zu nutzen und auf deren Alltagstauglichkeit zu testen. Seit 2015 führte HOSPITALITY.digital Tim Kruppe bereits 3 Runden des Accelerator-Pro- gramms für die Gastronomie durch, für die vierte Runde 2018 können sich Start-ups bis zum 15. Juni bewerben. an. Alle Tools werden gemeinsam mit In den Restaurants werden beinahe 70 Im Jahr 2017 startete zudem der erste Gastronomen entwickelt, um deren Be- Tools für sämtliche Gastronomieberei- Accelerator für den Themenbereich dürfnisse zu verstehen und passgenaue che erprobt, von der Online-Reservie- Handel. In jeder Runde werden aus Lösungen zu entwickeln. Verständliche rung über die smarte Speisekarte bis zahlreichen Bewerbungen 10 Start-ups Sprache und geringe Komplexität der zum innovativen Abfallmanagement. ausgewählt, die über 3 Monate von Lösungen stehen im Mittelpunkt, um Basierend auf den Ergebnissen aus Mentoren begleitet werden. den Gastronomen eine schnelle An- dem Piloten optimieren die Start-ups wendung der Tools zu ermöglichen. ihre Produkte. Durchläuft ein Tool das Ziel des Accelerators ist es, aus der Idee Entsprechend diesem kundenfokussier- Programm erfolgreich, kann es mehr der Gründer ein marktfähiges Produkt ten Ansatz werden die Gastronomen Kunden angeboten werden. Für dieses zu entwickeln, dieses einer größeren kontinuierlich zu Produkt, Verkaufspro- Projekt hat HOSPITALITY.digital 2017 Zielgruppe anzubieten und Investo- zess und Kundenservice befragt und ihr die Auszeichnung „Innovative Approach ren auf das Start-up aufmerksam zu Feedback für Optimierungen genutzt. Award“ im Rahmen der Initiative machen. Die Gründer profitieren von der starken Expertise der METRO im HoReCa-Sektor und dem Zugang zu mehr als 21 Mio. Kunden weltweit. Mehr Zeit für die kreative Arbeit und den Kunden Orderbird, FragPaul oder die von HOSPITALITY.digital entwickelten Tools bieten Gastronomen viele Vorteile – in ihrer Rolle als Unternehmer und Gast- geber. „Digitale Lösungen helfen meines Erachtens Restaurantbetrieben sehr gut, das Personal zu managen, eine Kundendatenbank aufzubauen, Steuern und Finanzen zu regeln, sowie bei Be- stellung und Lagerung von Lebensmit- teln“, so Ludwig Horn. Dies zeigt auch die erste Auswertung des METROpolitan- Piloten: „Wir sehen bei einzelnen Mit den von HOSPITALITY.digital entwickelten Lösungen, wie dem Tool zur Online- Kunden zum Beispiel rund 10 % mehr Tischreservierung, können Gastronomen die ersten Schritte in die digitale Welt gehen. Umsatz, eine tägliche Ersparnis von 1–3 4
SCHWERPUNKT VORTEILE DIGITALER GASTRO-TOOLS METRO INTERNATIONAL: CLASSIC FINE FOODS Spitzenköche brauchen Spitzen- ware, und das weltweit. Dafür sorgt Classic Fine Foods (CFF) als führender Feinkost-Großhändler mit Hauptsitz in Singapur. Das Unternehmen ist in 21 Städten in 14 Ländern präsent, dazu zäh- len unter anderem Japan, China, Südkorea, Vietnam, Malaysia und die Philippinen, Großbritannien und Frankreich sowie die Vereinig- ten Arabischen Emirate. Seit 2015 GESCHÄFTSBETRIEB KUNDENERLEBNIS gehört CFF zu METRO und ist als etablierter Partner renommierter Nachhaltigkeit Bessere Serviceleistungen Spitzenköche weltweit auf Wachs- tumskurs. Erhöhte Effizienz Zahlung Das Erfolgsrezept ruht auf 3 Säulen: exzellenter, maßgeschnei- Kostensenkungen Tischreservierung derter Service, eine breite Auswahl an Luxus- und Nischenprodukten Schnellere Nachbestellung Social Media höchster Qualität sowie reibungs- lose internationale Beschaffungs- und Logistikprozesse. Der Beliefe- rungsspezialist vernetzt die besten Stunden Arbeitszeit und eine Reduzie- müssen auch die politischen Rahmen- Feinkosthersteller aus aller Welt rung der Lebensmittelverschwendung bedingungen stimmen. Eine moderne mit der gehobenen Gastronomie in um 15 %“, fasst Tim Kruppe die Erkennt- Digitalisierungspolitik sollte die Balance First-Class-Hotels, Sterne-Restau- nisse zusammen. finden zwischen der Förderung digi- rants und ausgesuchten Delikatess- taler Lösungen und dem Schutz von händlern. Mehr als 15.000 Kunden Gastronomieinhabern wie Ludwig Privatsphäre und Persönlichkeitsrechten vertrauen auf das Unternehmen Horn bleibt vor allem mehr Zeit für den der Nutzer. Zudem benötigen Gründer und seine Expertise in puncto kreativen Teil ihrer Arbeit – und für ihre Unterstützung, um neue Ideen weiter Haute Cuisine. Gäste. Diese profitieren von besseren engagiert vorantreiben zu können. Die Services, etwa bei der Reservierung bestehenden Förderinstrumente für Die von CFF angebotenen Pro- oder der Bezahlung. Start-ups sollten ausgebaut und büro- dukte stammen größtenteils aus kratische Hürden abgebaut werden. Bei Europa und hier zu 60% aus Frank- 500.000 Gastronomen in Europa sol- der Wagniskapitalfinanzierung brauchen reich. Aber auch Köstlichkeiten aus len digitalisiert werden Kapitalgeber verbesserte Bedingungen, Spanien, Italien, Japan, Australien sodass Start-ups ihre mutigen Ideen und den USA haben ihren festen Daher ist es Ziel von METRO, bis zum auch in der Realität umsetzen können. Platz. Alle Produkte werden inten- Jahr 2020 eine halbe Million Gastrono- siv geprüft, bevor sie in das Sorti- men zu digitalisieren. Um die weltweit Mit Programmen wie METROpolitan ment aufgenommen werden. Denn größte digitale HoReCa-Community zu Pilot, dem Accelerator und digitalen Spitzenköche wie Pierre Gagnaire, schaffen, hat METRO den Digital Club Tools hat HOSPITALITY.digital erste Joel Robuchon, Gordon Ramsay ins Leben gerufen. Die Plattform ist Schritte unternommen, um Gastrono- und Alain Ducasse, die zu den offen für alle kleinen und mittelgroßen men ihre Arbeit zu erleichtern und neue Kunden von CFF gehören, erwarten Gastronomiebetriebe und bietet Zu- Kundenerlebnisse zu schaffen. Nun gilt eigentlich nur eines: das Beste vom gang zu digitalen Lösungen sowie die es, die innovativen und digitalen Lösun- Besten. Nicht umsonst lautet das Chance zum Wissensaustausch. gen in der gesamten Branche bekannt Unternehmensmotto: „Wir wählen zu machen – sodass Gastronomen wie das Beste aus der Welt und bringen Um digitale Tools in der Gastrono- Ludwig Horn zukünftig nicht mehr die es zu Ihnen.“ mie erfolgreich einsetzen zu können, Ausnahme sind. 5
INTERVIEW „DER GENUSS DARF NICHT AUF DER STRECKE BLEIBEN“ Dr. Margareta Büning-Fesel und Cornelia Poletto im Gespräch über Ernährungstrends, den richtigen Umgang mit Lebensmitteln und Orientierungshilfen für Verbraucher. „Die Themen Ernährung, „Wir sollten nicht immer alles Gesundheit und Konsum in Regeln und Ampeln denken. müssen in den Schulen Sich mit Freude und Genuss verankert werden – das gut zu ernähren – das muss kann man in vielen Fächern das Ziel sein.“ unterbringen.“ Dr. Margareta Büning-Fesel ist Ernährungswissenschaftlerin Cornelia Poletto ist Spitzenköchin, Kochbuchautorin und und leitet das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). TV-Moderatorin. Ein Kochabend mit Freunden: Ein Gast ist Veganer, ein an- rung bedeutet für mich, auch mal zum Schokoriegel greifen derer ernährt sich glutenfrei, ein Dritter ist auf Paleo-Diät. zu können – ihn am nächsten Tag aber wieder durch ein Ist Ernährung komplizierter geworden? Stück frisches Obst zu ersetzen. Poletto: Das ist tatsächlich mein Eindruck. Als Gastronomin Auch ein Trend: In Deutschland wird immer seltener ge- weiß ich, dass es viele Unverträglichkeiten und Allergien, aber kocht. Verlernen wir den Umgang mit Lebensmitteln? auch Trends gibt. Trends darf jeder mitmachen, aber es wird kritisch, wenn die Ernährung nicht ausgewogen ist ... Poletto: Ich sage immer: Jeder, der gerne isst, kann auch kochen lernen. Die kalte Küche hat stark zugenommen, der Büning-Fesel: ... und durch Unsicherheit Lebensmittel weg- Latte macchiato to go ersetzt beinahe die Ernährung. Den gelassen werden. Das kann zu gesundheitlichen Problemen Sonntagsbraten gibt es kaum noch, weil Rezepte nicht mehr führen. Trends können aber auch positiv sein, weil Menschen über Generationen weitergegeben werden. sich bewusst mit ihrer Ernährung auseinandersetzen. Büning-Fesel: Es ist leider auch nicht mehr üblich, gemein- Gibt es unter den Trends ein Patentrezept für eine gesunde sam in der Familie zu kochen. Dabei lerne ich das Kochen Ernährung? doch, wenn ich den Eltern über die Schultern schaue und mitmache. Optimistisch stimmt mich Büning-Fesel: Wenn Trends dazu füh- die Entwicklung, dass junge Leute sich ren, dass Menschen mehr pflanzliche Jeder, der gerne isst, heute häufiger zum gemeinsamen Ko- Lebensmittel essen, dann ist das sehr kann auch kochen lernen. chen treffen. positiv. Denn es entspricht den Grund- Cornelia Poletto regeln einer gesunden Ernährung, die Wie können Ernährungskompetenzen in der Ernährungspyramide abgebildet wieder gestärkt werden? sind: Wir sollten reichlich pflanzliche Lebensmittel essen, in Maßen tierische Produkte verzehren Büning-Fesel: Wir haben mit dem Ernährungsführerschein und mit stark verarbeiteten Lebensmitteln sehr sparsam sein. gute Erfahrungen gemacht: Kinder bereiten frische Lebens- mittel im Klassenzimmer zu und tragen ihr Wissen in die Poletto: Als Köchin würde ich ergänzen: Auch der Genuss Familie. Wichtig ist, den gesamten Schulalltag zu betrachten: darf nicht auf der Strecke bleiben. Eine ausgewogene Ernäh- Wie sieht das Schulessen aus, gibt es genügend Bewegung? 6
INTERVIEW Wir brauchen eine langfristige, strukturelle Verankerung der Seit 2016 ist die Nährwertkennzeichnung Pflicht. Benötigen Themen Ernährung, Gesundheit und Konsum in den Schulen Verbraucher weitere Angaben auf Lebensmitteln? – dies kann man in vielen Schulfächern unterbringen. Büning-Fesel: Viele Verbraucher wünschen sich mehr Ori- Poletto: Kindern wird zu Hause nicht mehr selbstverständlich entierung. Diskutiert werden muss, ob es eine Ampelkenn- vermittelt, wie gute Ernährung aussieht, die Schule nimmt da zeichnung sein sollte oder etwas anderes – in Dänemark gibt eine wichtige Funktion ein. Ich habe festgestellt, dass es ames zum Beispiel eine Schlüsselloch-Symbolik, mit der unter besten klappt, wenn Lehrer, Eltern und Kinder gemeinsam anderem auch frische, unverarbeitete Lebensmittel als positiv Verantwortung übernehmen ... gekennzeichnet werden können. Wichtig ist vor allem, die Verbrau- Büning-Fesel: ... doch das dauerhaf- cher zu fragen: Was würde euch te Verpflegungsangebot sollte von Beim Thema Ernährung sollte helfen? Profis kommen. die Zusammenarbeit zwischen den Ressorts verstärkt werden. Poletto: Es braucht Information Anderes Thema: Greifen Sie manch- Dr. Margareta Büning-Fesel und Aufklärung. Gutes Essen muss mal zu Fertigprodukten? wieder eine Selbstverständlichkeit werden. Wir sollten nicht immer Poletto: Wenn ich als Köchin ein alles in Regeln und Ampeln denken. Fertiggericht kaufen würde, dann liefe etwas falsch. Es gibt Sich mit Freude und Genuss gut zu ernähren – das muss das viele schnelle Gerichte: In der Kochzeit von Spaghetti kann Ziel sein. ich eine leckere Sauce zubereiten – ob es eine Tomatensauce ist oder ein gutes Olivenöl mit Knoblauch und Peperoncini. Welche Schwerpunkte sollte die neue Regierung in der Mein Credo: Selber kochen geht schnell und ist billiger als Ernährungspolitik setzen? Fertiggerichte. Büning-Fesel: Ich begrüße sehr, dass laut Koalitionsvertrag Büning-Fesel: Wenn es schnell gehen muss, greife ich auch der nationale Aktionsplan zu Ernährung und Bewegung „In mal auf eine Tiefkühl-Gemüsemischung zurück und schneide Form“ fortgesetzt wird und die ersten 1.000 Tage im Leben frisches Gemüse hinzu. Wir haben in Deutschland aber ein dabei besonders im Fokus stehen. Ich wünsche mir eine Problem mit Übergewicht – das resultiert aus einem Mangel stärkere ressortübergreifende Zusammenarbeit beim Thema an Bewegung und auch der übermäßige Verzehr von fettrei- Ernährung. chen Fertigprodukten oder gesüßten Getränken spielt hier eine Rolle. Es ist daher richtig, Zucker, Fett und Salz in sol- Poletto: „In Form“ ist eine gute Idee, auch weil die Ernäh- chen Produkten zu reduzieren, wie es die geplante nationale rungsbedürfnisse von Senioren dort thematisiert werden. Reduktionsstrategie vorsieht. Eine Gesamtvorgabe, an der Wichtig finde ich auch, Ernährung zum Schulfach zu machen, sich alle orientieren, wäre gut. am besten mit einem Mix aus Theorie und Praxis. REAL SCHAFFT VORAUSSETZUNGEN FÜR NEUE TARIFPARTNERSCHAFT In den vergangenen Jahren wurde verzeichnen etliche Wettbewerber Real wird hierzu die Mitgliedschaft das Geschäftssystem von Real grund- einen Kostenvorteil von bis zu 30 %. im Arbeitgeberverband AHD nut- legend erneuert. Das Unternehmen Deshalb wurde im Sommer 2016 ein zen. Auf dieser Basis ergibt sich die hat es mithilfe des neuen Markthallen- Zukunftstarifvertrag mit der Gewerk- Möglichkeit, modernere und flexiblere Konzeptes geschafft, sich als bundes- schaft Verdi geschlossen, in dem für Tarifverträge zu verhandeln. Dies wird weiter Anbieter der größten Vielfalt zu Real die Schaffung wettbewerbskon- mithilfe einer gesellschaftsrechtlichen positionieren und einen rasant wach- former Kostenstrukturen vereinbart Umgliederung ermöglicht. senden Online-Marktplatz (real.de) wurde. zu schaffen. Weiterhin wurden die Bekenntnis zur Tarifpartnerschaft Einkaufskonditionen durch Gründung Moderner Tarifvertrag mit neuem Real steht nach wie vor zur Tarifpart- der Handelskooperation Retail Trade Partner nerschaft. Es wird auch in einer neuen Group (RTG) deutlich verbessert. Nach 2 Jahren ergebnisloser Ver- Konstellation keine Einschnitte beim handlungen mit Verdi konnte aller- monatlichen Entgelt für die bereits Positiven Weg fortsetzen dings keine Einigung erzielt werden. bei Real Beschäftigten geben. Für Um diesen positiven Weg konsequent Auch eine längst überfällige Reform neue Mitarbeiter wird eine Verhand- weitergehen zu können, benötigt Real des Flächentarifvertrags ist derzeit lungslösung angestrebt, die Real eine wettbewerbsfähige Entgeltstruk- unrealistisch. Die Real Geschäfts- bei den Personalkosten entlastet tur für seine über 34.000 Mitarbeiter. führung hat deshalb beschlossen, und zugleich faire sowie attraktive Durch eine sehr niedrige Tarifbin- Rahmenbedingungen für eine neue Konditionen im Wettbewerb auf dem dung im Lebensmitteleinzelhandel tarifpolitische Lösung zu schaffen. Arbeitsmarkt ermöglicht. 7
DAS GUTE ESSEN MIT EVA MAYDELL Mitglied des Europäischen Parlaments Eva Maydell ist überzeugte Europäerin und Rising Star der Euro- /EvaMaydell päischen Volkspartei. Wir sprachen mit der jungen Europaabge- @EvaMaydell ordneten aus Bulgarien über Digitalisierung und gutes Essen. Frau Maydell, Sie verbringen sehr viel frische, saisonale Salate mit Rind- oder Wie können wir die Menschen für die Zeit in Brüssel – vermissen Sie manchmal Hähnchenfleisch zu kombinieren. europäische Idee begeistern? die Küche Ihrer bulgarischen Heimat? Die Digitalisierung Europas zählt zu Europa muss sich auf das konzentrieren, Ich verbringe 3 Wochen im Monat in Ihren zentralen Projekten. Wie digital was uns eint, um die Fragen zu lösen, Brüssel und Straßburg. Die wenigen ist Europa, wo muss der technologi- die uns trennen. Europa braucht leiden- Tage, die ich in Bulgarien bin, sind oft sche Wandel vorangetrieben werden? schaftliche Europäer als Vorreiter einer voll mit Terminen und Veranstaltungen, wiederauflebenden Begeisterung für da ich Büros in 3 Städten außerhalb Alle Studien zu dem Thema zeigen, dass das europäische Projekt. Nachdem sich Sofias habe. Da ist die Zeit für gutes die Schaffung des digitalen Binnenmarkts unsere Volkswirtschaften von einem bulgarisches Essen begrenzt, und ich viele Vorteile für unsere Gesellschaften Jahrzehnt der Probleme erholt haben, vermisse die bulgarische Küche häu- bringen wird. Es kann nicht sein, dass wir herrschen wieder sehr günstige Bedin- fig sogar, wenn ich dort bin. Immerhin im 21. Jahrhundert einen gemeinsamen gungen – es ist an der Zeit, dass Politi- findet man dank des EU-Binnenmarkts Markt für Waren und eine gemeinsame ker und Bürger über Europa und dessen die meisten regionalen Zutaten oder Währung, aber 28 verschiedene Märkte Zukunft debattieren. Wir sollten den neu- Gerichte in Geschäften überall in Eu- für digitale Dienstleistungen haben. Ich en Schwung nutzen, um die Europäer ropa. In meinem Kühlschrank in Brüs- bin zuversichtlich, dass während der an einer echten, europaweiten Debatte sel habe ich fast immer bulgarischen bulgarischen Ratspräsidentschaft die über die Zukunft der EU zu beteiligen. Joghurt oder Weißkäse. meisten der übrigen Gesetzesinitiativen erfolgreich verhandelt und digitale Hürden Die Legislaturperiode biegt auf die Ihr Berufsalltag sieht volle Sitzungs- abgebaut werden können. Wir müssen Zielgerade ein. Welche politischen wochen und zahlreiche Reisen vor, den Bürgern zeigen, welche Vorteile digi- Vorhaben wollen Sie bis zu den Euro- zu Hause wartet Ihre junge Familie. tale Technologien der europäischen Wirt- pawahlen 2019 noch umsetzen? Bleibt da Zeit für eine gesunde und schaft und Gesellschaft bringen können. ausgewogene Ernährung? Bei der Entwicklung digitaler Lösungen Ich bin starke Befürworterin des digi- für soziale Herausforderungen sind Fort- talen Binnenmarkts sowie der Kapital- Als Eltern legen wir zu Hause noch schritte und Investitionen erforderlich, um marktunion und setze mich für deren mehr Wert auf gesunde Ernährung. Technologien für Menschen mit Behinde- Schaffung ein, da sie das Wachstum un- Doch wir haben nur wenig Zeit zum rungen besser zugänglich zu machen. serer Volkswirtschaften beschleunigen Einkaufen und Kochen. In der kurzen werden. Zudem ist Sicherheit in Europa Mittagspause zwischen Terminen essen 2017 wurden Sie als erste Frau zur Prä- eines der wichtigsten Anliegen der Bür- wir meistens ein schnelles Sandwich sidentin der Europäischen Bewegung ger. Jede noch so geringe Verzögerung oder eine Suppe. Für eine ausgewoge- International gewählt, die die euro- bei der Verbesserung der Situation ist ne Ernährung versuchen wir abends päische Zivilgesellschaft stärken will. hier absolut inakzeptabel. Zentrale Düsseldorf Konzernbüro Berlin Konzernbüro Brüssel / EU Schlüterstraße 1, 40235 Düsseldorf Charlottenstraße 46, 10117 Berlin 85 Avenue des Nerviens, 1040 Brüssel T +49 211 6886-1989 T +49 30 2088943-0 T +32 2 737-1160 F +49 211 6886 490-1989 F +49 30 2088943-43 F +32 2 230-8497 E politik@metro.de E berlin@metro.de E brussels@metro.de www.metroag.de politik.metroag.de politics.metroag.eu @METRO_News @DasGuteessen @METRO_EU Herausgeber: METRO AG Konzernkommunikation und Politik Bildnachweis: S. 1 Adobe Stock / LIGHTFIELD STUDIOS, Schlüterstraße 1, 40235 Düsseldorf Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir bei S. 3 HOSPITALITY.digital, S. 4, HOSPITALITY.digital, S. 5 Adobe Verantwortlich: Michael Wedell der Verwendung von Begriffen auf geschlechtsspezifische Stock / Gregory Lee, S. 6 Büning-Fesel / David Maupilé, Redaktionsschluss: 4.4.2018 Doppelnennungen und nutzen die männliche Schreibweise. Poletto / Oliver Lassen Photography, S. 8 Eva Maydell
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