Tagung Programm "Lust & Frust: Körper - Behinderung - Sexualität" - November 2018 - SVFKM
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Tagung Programm «Lust & Frust: Körper – Behinderung – Sexualität» 10. November 2018
«Lust & Frust: Körper – Behinderung – Sexualität» Sexualität und Intimität von Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderungen als Herausforderung für Fach personen Schweizerischer Verein Fachkräfte Körper- und Mehrfachbehinderungen Schaffhauserstrasse 239 zeka - kontor Postfach 5850 Hochstrasse 6 CH-8050 Zürich CH-5405 Baden-Dättwil weiterbildung@hfh.ch info@svfkm.ch www.hfh.ch www.svfkm.ch
Überblick Kooperation Die Tagung findet in Kooperation mit dem Schweizerischen Verein Fachkräfte Körper- und Mehrfachbehinderungen SVFKM statt. Inhalt Sexualität, Intimität, Partnerschaft und Sinnlichkeit zu erleben ist ein Wunsch vieler und ein Recht aller. Für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehin- derung ist der Zugang zur eigenen Sexualität häufig erschwert und mit vielen Fragen und Unsicherheiten – auch des Umfeldes – verbunden. So zum Beispiel: –– Braucht es eine zielgruppenspezifische Sexualpädagogik? –– Wie können Fachpersonen in Institutionen förderliche Kulturen und Struktu- ren schaffen, um Jugendliche und Erwachsene mit Körperbehinderungen in ihrer sexuellen Identität und im Verwirklichen sexueller Bedürfnissen zu unterstützen? –– Fühlen sich Betroffene in ihren Anliegen ernst genommen? –– Tun wir alles, um Selbstbestimmung im Bereich von Partnerschaft und Sexualität zu gewährleisten? –– Wie gehen wir mit dem Thema «Nähe-Distanz» in der Pflege, Betreuung und Assistenz um? ie Tagung sucht und gibt Antworten, ermöglicht Einblick in die Praxis und D vermittelt einen forschungstheoretischen Rahmen. Es kommen Menschen mit Körperbehinderungen, Expertinnen und Experten zu Wort. 2
Tagungsleitung Anna Cornelius, lic. phil.; Susanne Schriber, Prof. Dr.; August Schwere, lic. phil. Adressatenkreis – Fachpersonen Schulische und Klinische Heilpädagogik, Sozialpädagogik – Fachpersonen Logopädie, Psychomotorik-, Physio- und Ergotherapie – Fachpersonen Betreuung, Assistenz und Pflege – Mitarbeitende von Fach- und Beratungsstellen – Institutionsleitungen – Erwachsene mit Körperbehinderungen und Familienangehörige Dauer Samstag, 10. November 2018, 09.00–17.15 Uhr Tagungsgebühr CHF 280.– (inkl. Pausengetränke, Lunch) CHF 140.– für IV-Bezügerinnen und -Bezüger mit gültigem Ausweis mit freundlicher Unterstützung der Stiftung «Denk an mich» Anmeldung Über unsere Website www.hfh.ch/tagungen Anmeldeschluss 1. Oktober 2018 Diese Tagung ist ein Anlass des Instituts Behinderung und Partizipation. Herzlichen Dank für die Unterstützung: 3
Programm, Samstag 10. November 2018 08.30 Uhr Empfang bei Tee, Kaffee und Gipfeli 09.00 Uhr Begrüssung Barbara Fäh, Prof. Dr., Rektorin Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich (HfH) 09.10 Uhr Begrüssung und Einführung ins Thema Tagungsleitung: Anna Cornelius, lic. phil.; Susanne Schriber, Prof. Dr.; August Schwere, lic. phil. 9.25 Uhr Kultur Esther Hasler 9.45 Uhr Referat 1 «Total normal oder doch ganz anders?» Sexuelle Entwick- lung und sexualpädagogische Konsequenzen bei Schülerin- nen und Schülern mit (Körper-)Behinderung Barbara Ortland, Prof. Dr. 10.35 Uhr Erfrischungspause 11.00 Uhr Referat 2 «Sexy Homes!» – Wohneinrichtungen auf dem Weg zu sexueller Selbstbestimmung Sven Jennessen, Prof. Dr. 11.45 Uhr Kultur Esther Hasler 12.00–13.30 Uhr Mittagslunch 12.10–12.40 Uhr Mitgliederversammlung SVFKM 13.30–14.45 Uhr 1. Workshop-Runde 1–8 14.45–15.15 Uhr Pause und Workshop-Wechsel 15.15–16.30 Uhr 2. Workshop-Runde 9–16 16.45 Uhr Apéro 17.15 Uhr Ende der Tagung 4
Abstracts Referate Referat 1 «Total normal oder doch ganz anders?» Sexuelle Entwick- lung und sexualpädagogische Konsequenzen bei Schülerin- nen und Schülern mit (Körper-)Behinderung Barbara Ortland, Prof. Dr. Die sexuelle Entwicklung ist Teil der Persönlichkeitsentwicklung – bei jedem Menschen. Bei Kindern und Jugendlichen mit (Körper-)Behinderung werden dieser Entwicklungsbereich und die daraus resultierenden sexualpädagogischen Aufgaben oft vernachlässigt. In dem Vortrag werden mögliche Besonderheiten der sexuellen Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen mit Behinderung aufgezeigt und Konsequenzen für eine behinderungsspezifische Sexualpädagogik abgeleitet. Ein praxisnahes schulisches Gesamtkonzept zu deren Umsetzung wird vorgestellt. Das Konzept beruht auf dem Forschungsprojekt KiSS («Kompetente, integrierende Sexualpädagogik für Menschen mit körperlicher Schädigung an der Förderschule»). Referat 2 «Sexy Homes!» – Wohneinrichtungen auf dem Weg zu sexu- eller Selbstbestimmung Sven Jennessen, Prof. Dr. Verschiedene Studien weisen auf vielfältige Barrieren bei der Verwirklichung sexueller Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung hin. Ausserdem liegt ein hohes Mass an themenbezogener Unsicherheit bei den Mitarbeitenden in Wohneinrichtungen vor. Vor allem Frauen mit Behinderung und Menschen in Institutionen sind zudem gefährdet, Opfer sexueller Gewalt zu werden. Das Forschungsprojekt ReWiKs («Reflexion, Wissen, Können – Qualifizie- rung von Mitarbeitenden und Bewohner_innen zur Erweiterung der sexuellen Selbstbestimmung für erwachsene Menschen mit Behinderung in Wohnein- richtungen») entwickelt auf der Grundlage von Leitlinien für sexuelle Selbstbe- stimmung Materialien, die Mitarbeitende zur Reflexion des Umgangs mit der Thematik anregen und ihnen Fortbildungsmodule und Handlungsempfehlungen für die Praxis zur Verfügung stellen. Um die Bewohnerinnen und Bewohner dabei zu unterstützen, ihre sexuellen Rechte verwirklichen zu können, werden zudem Materialen in Leichter Sprache erstellt. Der Vortrag gibt einen Einblick in die Prozesse und Ergebnisse des Projektes. 5
Abstracts 1. Workshop-Runde Workshop 1 «Alles verboten?» Unterstützung der sexuellen Selbstbe- stimmung in Institutionen – rechtliche Rahmenbedingungen und Spielräume Peter Mösch Payot, Prof. Sexuelle Selbstbestimmung gehört zu den Persönlichkeitsrechten, auch für Menschen mit Behinderungen und auch für Menschen, die in sozial- und heil- pädagogischen Institutionen leben. Gleichzeitig bestehen Ansprüche – auch für Menschen mit Behinderungen – auf Schutz, zum Beispiel vor ungewollter Sexualität. Vor diesem Hintergrund werden die Teilnehmenden des Workshops für die Praxis wesentliche rechtliche Rahmenbedingungen und Spielräume für die Unterstützung rund um Sexualität kennenlernen. Einbezogen werden Aspekte der Entscheidungsmacht von Angehörigen / Eltern und Beiständinnen bzw. Beiständen. Es werden zudem die die Regeln des Sexualstrafrechts (Porno- grafie etc.) und die Haftpflichtthematik besprochen. Workshop 2 Sexualität und Behinderung: Herausforderung für Angehöri- ge!? Annelies Ketelaars Die Problematik der Sexualität von Menschen mit Assistenzbedarf liegt im Allgemeinen weniger in der Behinderung, sie liegt mehr in den Ängsten und Unsicherheiten der Angehörigen und der Begleitpersonen. Das Thema Sexuali tät ist ein höchst anspruchsvolles Thema, dennoch können wir lernen, mit Fragen, Ängsten und Vorstellungen, die sich rund um das Thema Sexualität von Menschen mit Beeinträchtigungen ergeben, umzugehen. Im Workshop schauen wir gemeinsam den Kurzfilm «Prends moi» («Nimm mich», von Anaïs Barbeau-Lavalette & André Turpin, Kanada 2014) an und ge- hen anschliessend ins Gespräch über das, was berührt, was irritiert, wo wir Not sehen. Wie könnten wir anders mit der Not umgehen, wenn … 6
Workshop 3 Behinderte Partnerschaft – Behinderte Sexualität? Sexuelle Identität und Persönlichkeitsentwicklung Nicole von Moos Ein erfüllendes Sexualerleben ist das Resultat vielschichtiger Entwicklungspro- zesse, welche sich über den ganzen Lebensbogen erstrecken. Von Geburt an entwickeln wir mit der Zunahme motorischer, sensorischer, symbolischer, kog- nitiver und kommunikativer Fähigkeiten unseren angeborenen Erregungsreflex weiter. Körper und Seele sind dabei untrennbar verknüpft. Unser Lebensum- feld, dessen Werte und Haltungen etc. beeinflussen diesen Prozess mit. Wir lernen die Entwicklung der sexuellen Identität und Persönlichkeit anhand des Konzepts des Sexocorporel von Jean-Yves Desjardins (1931-2011) kennen. Was ist aber, wenn alles anders ist – das Zusammenspiel von Körper und Seele «behindert» ist? Die Referentin, selber von einer Körperbehinderung betroffen und in einer Partnerschaft lebend, verknüpft theoretische Aspekte mit ihren persönlichen Erfahrungen und denjenigen der Workshop-Teilnehmerinnen und -teilnehmer. Workshop 4 «Let’s talk about sex! easy?» Sexualunterricht aktuell Madeleine Bosshard Easy – ist es nicht immer; doch über Sexualität, Intimität und Freundschaft re- den, das können wir alle lernen. Kinder und Jugendliche mit einer Beeinträch- tigung erleben alle in irgendeiner Form ihre eigene Sexualität. Nur, wie sage ich es dem Kinde? Lege ich mutig ein Sachbuch hin und benenne Alles beim richti- gen Namen? Welche didaktischen Hilfsmittel haben sich bewährt? Wie integrie- ren wir in der Schule und im Alltag das Thema Körper und Gefühle? Ab wann ist Sexualunterricht in der Schule notwendig und wichtig? Neben Wissensver- mittlung, erhalten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen die Möglichkeit, in diverse Unterrichtsunterlagen reinzuschauen und bewährtes Anschauungsma- terial in die Hand zu nehmen. Über Sexualität reden heisst: erleben, erkennen und benennen. Let’s talk about sex! Ich kann das und du kannst das auch – wir haben eine gemeinsame Sprache zu Freundschaft, Intimität und Sexualität. 7
Workshop 5 Kleiner oder grosser Unterschied? Drei Personen mit Körper- behinderung, zwei Generationen im Gespräch Jahn Graf, Nadja Schmid, Susanne Schriber Susanne Schriber, Generation 1960, erkundet im Gespräch mit Nadja Schmid und Jahn Graf, beide Generation 1990, Veränderungen von Einstellungen, Erschwernissen und Unterstützungsangeboten zum Thema Freundschaft und Sexualität. Fragen sind: Gibt es Unterschiede zwischen Frauen und Männern mit Behinderungen in der Möglichkeit, Sexualität nach persönlichen Vorstellungen zu leben? Wie wird das Thema Sexualität – Menschen mit Körperbehinderungen vor 30 Jahren, wie wird es heute erlebt? Wurden die Betroffenen durch Fachpersonen aus Heilpädagogik, Therapie etc. und von den Eltern im Entdecken ihrer Sexualität gehemmt oder unterstützt? Was fordern, wünschen junge Menschen mit Körperbehinderungen, damit sie Sexualität nach ihren Vorstellungen leben können? In einer Atmosphäre des offenen, wertschätzenden Diskurses werden die Teil- nehmenden des Workshops eingeladen, weitere Fragen einzubringen, sich am Gespräch aktiv zu beteiligen. Workshop 6 Intimität mit Geld und Segen der Institution? Frank Habersatter Wie leben Menschen ihre Sexualität, die durch eine Behinderung nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen und zudem in einer sozialen Institution leben? Mit welchen Schwierigkeiten sind sie konfrontiert und welche (realis tischen) Möglichkeiten bieten sich ihnen mit einem behinderungsbedingt, eingeschränkten Bewegungsradius? Ist die käufliche Liebe eine Möglichkeit bei fehlenden Sexualkontakten und wenn ja, wie soll das gehen? Gemeinsam mit einem Bewohner aus dem Mathilde Escher Heim gehen wir diesen Fragen nach und beleuchten sie aus der Perspektive des Bewohners, der Mitarbeitenden aus Pflege und Sozialpädagogik und zu guter Letzt aus der Sicht der Institution in Bezug auf die Rahmenbedingungen 8
Workshop 7 Lust und Frust: Sexualität und Querschnittlähmung Theres Kämpfer Eine Querschnittlähmung bedingt mitunter, sich auch im Bereich der Sexua- lität auf eigene, (neue) Möglichkeiten um- und einzustellen. Was ist Sexualität? Wie spielen physiologische Komponenten (Erregung, Sinnesempfindung) mit sexodynamischen Komponenten (Lust, Begehren) zusammen? Welche Sexual- funktionen sind bei Frauen und Männern mit Querschnittslähmung betroffen? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es im Bereich der Sexualfunktionen? Wel- che Ängste haben Menschen mit Querschnittlähmung? Nicht der Blick auf das Nicht-Mögliche oder Verlorene steht im Vordergrund, sondern die Frage, wie das Vorhandene genutzt werden kann. Welche Entwick- lungsmöglichkeiten gibt es, um Sexualität angstfrei zu entdecken und zu leben? Dazu erfahren wir mehr in einem Input. In einer anschliessenden kleinen Werkstattarbeit geht es darum, Sinnlichkeit als Möglichkeit vielfältigen eroti- schen und sexuellen Erlebens zu veranschaulichen. Workshop 8 Homo-, bisexuell, trans* – Alles klar?! Moritz Mahr Sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten, die nicht der Norm ent- sprechen, sind nicht immer einfach zu verstehen. Erst recht nicht die besonde- ren Herausforderungen, die lesbische, schwule, bisexuelle und trans* Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität bewältigen müssen. Dieser Workshop legt die Grundlage für ein besseres Verständnis von Begriffen und Lebenslagen – hauptsächlich durch Wissensvermittlung. Was ist sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität (und was nicht)? Was bedeutet lesbisch, schwul, bisexuell und trans*? Was soll dieser Stern, und was ist LGBTIQ* für ein Buchstabensalat? Was sind besondere Herausforde- rungen von jungen LGBT-Menschen? Was ist mit Mehrfachdiskriminierung, beispielsweise aufgrund einer körperlichen Beeinträchtigung, gemeint? Diese und weitere Fragen werden in diesem Workshop behandelt. 9
Abstracts 2. Workshop-Runde Workshop 9 Sexualität in Institutionen im Dreieck Tabu, Assistenz – Lust- volles Experimentieren Catherine Agthe Seit rund dreissig Jahren wird Sexualität im Zusammenhang mit behinderten Menschen thematisiert. Vor dem Hintergrund der Inklusion und spezifisch der sexuellen Rechte gilt es als selbstverständlich, dass Liebe, Zärtlichkeit und Sexualität Grundbedürfnisse sind. Wie nun sieht die Realität in Institutionen für Menschen mit Körperbehinderungen aus? Wir decken den Begriff Tabu in der Sexualität neu auf, indem wir die subtile Rolle von Assistenzpersonen (Pro- fessionelle, Eltern) ins Spiel bringen. Welche Rollen spielen sie, wenn Sexualität experimentell erkundet wird, dafür aber Assistenz benötigt wird? Es soll an Beispielen aufgezeigt werden, dass es um eine neue Befreiung geht: Auch geheimste oder verbotene Wünsche sollen verwirklicht werden können, auch dann, wenn Assistenz notwendig ist. Denn auch diese Wünsche sind Quelle von Lust und Vergnügen. Workshop 10 «Hilfe, ich werde geliebt!» Wenn Klientinnen, Klienten sich in Fachpersonen verlieben Andrea Gehrig Gute und tragfähige Beziehungen zu den Klientinnen und Klienten sind in der sozialpädagogischen Arbeit und in der Pflege von Menschen mit Beeinträch- tigung das A und O. Gleichzeitig passiert es immer wieder, dass sich Klienten oder Klientinnen in begleitende Fachpersonen verlieben. Die betroffene Fach- person fühlt sich oft alleine gelassen oder sogar unter besonderer Beobachtung. Häufig sind Teams und das Umfeld damit überfordert, schliesslich will niemand die verliebte Person verletzen. Dieser Workshop soll möglichst ganzheitlich Antworten auf die vielen Fragen geben, die sich in und aus solch einer Situation ergeben können: Wer trägt in solchen Situationen welche Verantwortung? Was sind hilfreiche, was sind eher hinderliche Interventionen? Welchen Risiken des Beziehungsmissbrauchs muss sich das begleitende Team bewusst sein? 10
Workshop 11 Paro: Kuscheln mit Robotern – Soziale Robotik als Möglich- keit für Menschen mit Behinderungen?! Doris Monn Frei, Susanne Schriber Im Altersbereich wird die Baby-Robbe Paro als sozialer Roboter bereits mit guten Erfahrungen eingesetzt. «Paro weckt Zärtlichkeit und gibt vielen Bewoh- nerinnen und Bewohnern Zuwendung», so die Leiterin eines Alterszentrums. «Soziale Robotik» wird in unseren Alltag Einzug halten. Wenn Paro im Einsatz mit demenzkranken Menschen auf so positive Echos stösst, wäre es dann nicht auch denkbar, Paro bei Menschen mit schweren mehrfachen Behinderungen einzusetzen? Wir lernen Paro in diesem Workshop kennen. Welche Erwar- tungen und Bedenken wecken bei uns der Einsatz von Schmuserobotern? Wie stellen wir uns gegenüber möglichen Perspektiven, dass Robotik im Bereich von Zärtlichkeit und Sexualität zukünftig zum Alltag von uns und damit auch von Menschen mit Beeinträchtigungen gehören wird? Die Antworten auf diese Fragen können nicht abschliessend sein, sondern öff- nen Überlegungen zu wichtigen Fragen einer nahen Zukunft Workshop 12 «Sexualität – und wie ist das bei mir?» Sexualentwicklung, Verhütung und Fruchtbarkeit bei Frauen mit Behinderung Ruth Draths, Dr. med. In diesem Workshop werden frauenärztliche Fragen referiert und diskutiert, die rund um das Thema der weiblichen Sexualität bei verschiedenen Körper- behinderungen auftauchen. Neben den Besonderheiten der Pubertäts- und Sexualentwicklung bei Mädchen mit körperlicher Behinderung werden die anatomischen Varianten erklärt, die isoliert oder kombiniert bei betroffenen Frauen (z.B. Spina bifida) auftreten können. Ähnlich wie bei hormonellen Fehl- funktionen können diese zu Verunsicherung in der Geschlechtsidentität oder zu Einschränkungen im sexuellen Erleben führen. Auch die Frage der Schwan- gerschaftsverhütung wird besprochen, denn für Betroffene und Betreuende ist es wichtig, moderne Verhütungsmittel zu kennen und über deren Vorteile und Risiken informiert zu sein. Chancen und Probleme bezüglich Kinderwunsch, Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und Geburt sind weitere Diskussionsthemen. 11
Workshop 13 Schwere mehrfache Behinderung – ein mehrfaches Tabu? Sexuelle Bedürfnisse von Menschen mit schweren mehr fachen Behinderungen Anna Cornelius Sexuelle Bedürfnisse und Ausdrucksformen werden Menschen mit schweren und komplexen Bedingungen häufig abgesprochen. Trotz ihres in der Regel geschlechtlich normal entwickelten Körpers werden sie meist als asexuelle Menschen angesehen. Der Workshop soll diese Sichtweise ändern. Im Zentrum steht deshalb die Frage, wie Menschen mit schweren Behinderungen sexuelle Bedürfnisse ausdrücken und welche Möglichkeiten sie haben, diese zu be- friedigen. Anhand von Fallbeispielen werden wir zusammen ergründen, wie mehrfachbehinderte Menschen Nähe, Liebe aber auch die sexuelle Befriedigung erleben können. Schnell werden wir dabei auch auf Gefahren und Grenzen stossen, die wir in unsere Überlegungen einbeziehen müssen. Workshop 14 Sex auf Bestellung?! – Sexualbegleitung für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderungen zum Zwecke des Erwerbs sexueller Kompetenzen Erich Hassler, Sabina Maag «Über Sexualität nur zu reden, macht nicht satt». Doch was ist, wenn der Hun- ger nach Sex nicht zu stillen ist, weil eine körperliche oder kognitive Behinde- rung nicht zulassen, erotische Erfahrungen machen zu können? Was ist, wenn der Dürstende / die Dürstende den Angehörigen und Betreuern / Betreuerinnen das Leben so richtig schwermacht? Ein möglicher Weg ist die Sexualbegleitung InSeBe®, die sich gezielt an Frau- en und Männer mit Behinderung richtet, mit dem Ziel, sexuelle Erfahrungen machen zu können. Fachkompetenz, Achtsamkeit und Einfühlungsvermögen stehen hierbei an erster Stelle. Das anvisierte Ziel hingegen ist der Erwerb sexu- eller Kompetenz und damit erotisches Selbstbewusstsein. Über diese Aussage und Ihre Fragen wollen wir im Workshop sprechen und die Sexualbegleitung emanzipieren. 12
Workshop 15 Zwischen Tabu und Kamasutra: Einbezug von kulturspezifi- schen Aspekten in der Elternarbeit Hannah Labusch, Cornelia Maissen Die Heilpädagogik hat sich parallel zur veränderten Gesellschaft gewandelt. Mittlerweile gehören behinderte Kinder und Jugendliche mit Migrationshinter- grund zum Berufsalltag heilpädagogischer Fachpersonen. Vor allem die Eltern- zusammenarbeit ist im Spannungsfeld von Migration und Behinderung zentral, aber auch immer wieder herausfordernd für alle Beteiligten. Der Workshop bietet eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen, kulturell bedingten Vorstellungen über Behinderungen mit Fokus auf eine menschenrechtsbasierte Sexualpädagogik an. Wenn es um das Thema Sex geht bewegen wir uns in der Diskussion im Work- shop im Spannungsfeld zwischen Tabu und Kamasutra. Dabei erwerben die Kursteilnehmenden wichtige Inputs über hierfür benötigte transkulturelle und sexualerzieherische Kompetenzen Workshop 16 Sex – ja ... Kinder?! Elternschaft von Menschen mit Behinde- rungen als Tabuthema Miriam Staudenmaier Haben Menschen mit Behinderung ein Recht auf Elternschaft? Spätestens seit der UN-Behindertenrechtskonvention ist dieses Recht gesetzlich verankert (BRK Artikel 23). Aber wie sieht es in der Praxis aus? Elternschaft von Men- schen mit Behinderung, insbesondere mit kognitiver Beeinträchtigung, ist nach wie vor ein gesellschaftliches und teilweise fachliches Tabuthema. Warum ist dieses Thema so umstritten? Durch wen und in welcher Form können Frauen und Männer mit Kinderwunsch bei der Entscheidungsfindung, in der Schwan- gerschaft und bei der Ausübung der Elternschaft professionell unterstützt werden? Welchen Stellenwert hat dabei der Schutz des Kindes? Mit diesen und weiteren ethischen, sonder- und sozialpädagogischen Fragen setzen wir uns im Workshop auseinander. 13
Personen Tagungsleitung Anna Cornelius – lic. phil., Sonderpädagogin, Dozentin, Zentrum Weiterbil- dung HfH, www.hfh.ch Susanne Schriber – Prof. Dr., Dozentin, Leiterin Schwerpunkt Pädagogik für Körper- und Mehrfachbehinderungen im Studiengang Sonderpädagogik HfH, www.hfh.ch Schwere August – lic. phil., Bereichsleiter Ambulatorien, Zentren Körperbehin- derte Aargau zeka, www.zeka.ch Referierende, Workshopleitungen Catherine Agthe – Sexualpädagogin, freiberuflich tätig, Sexualität und Behinde- rung, www.catherineagthe.ch Madeleine Bosshart – Sexologin, eigene Praxis Sexualtherapie & Sexualpädago- gik, www.liebelust.ch Ruth Draths – Dr. med., FMH Gynäkologie und Geburtshilfe, Schwerpunkt Kinder- und Jugendgynäkologie, Frauenpraxis Buchenhof, Sursee, www.frauenpraxis-buchenhof.ch Jahn Graf – Aktivist und YouTuber: jahns rollende welt, www.youtube.com Andrea Gehrig – lic. rer. soc., Supervision und Organisationsberatung, selbst- ständig, Solothurn, www.andrea-gehrig.ch Frank Habersatter – Dipl. Soz.Päd. / Social Manager MAS, Leiter Wohnen, Mathilde Escher Heim, www.meh.ch Erich Hassler – Sexualberater, Leitung InSeBe®, Dietlikon, www.insebe.ch Sven Jennessen – Prof. Dr. phil., Professur für Körperbehindertenpädagogik am Institut für Rehabilitationswissenschaften der Humboldt Universität zu Berlin, www.hu-berlin.de 14
Therese Kämpfer – Leiterin Para Know-how, Sexualberaterin Schweizer Para- plegiker Zentrum Nottwil, www.paraplegie.ch/paraknowhow Annelies Ketelaars – Praxis für Supervision, Gewaltprävention, Konfliktklärung und Sozialpädagogik; Freischaffend, www.annelies-ketelaars.ch Hannah Labusch – MAS in Konflikt-und Friedensforschung, Fachleiterin HPS Zürich – Integration und Transkultur, www.stadt-zuerich.ch/schulen Sabina Maag – Sexualbegleiterin InSeBe®; Arbeitsagogin, Gruppenleiterin Espas, Zürich, www.espas.ch Moritz Mahr – BA in Sozialer Arbeit, Schulsozialarbeiter, Projektmitarbeiter bei Beratung + Hilfe 147, www.147.ch Cornelia Maissen – Sexualpädagogin, Fachmitarbeiterin Fachstelle für Sexual- pädagogik Lust & Frust der Stadt Zürich, www.lustundfrust.ch Doris Monn Frei – RN, BScN, Alters- und Pflegezentrum Bruggwiesen, Effreti- kon, www.apzb.ch Nicole von Moos – Dipl. Logopädin, MSc Neurorehabilitation, Stv. Bereichs leiterin Ambulatorien, Zentren Körperbehinderte Aargau zeka, www.zeka-ag.ch Peter Mösch Payot – Prof. lic. iur. LL.M., Hochschule Luzern Soziale Arbeit, Luzern, www.hslu.ch Barbara Ortland – Prof. Dr. phil., Sonderpädagogin, Sexualpädagogin, Pro- fessorin für Heilpädagogik an der Katholischen Hochschule NRW, Abteilung Münster, www.katho-nrw.de Nadja Schmid – Kauffrau EFZ, persönliche Beraterin in eigener Firma «You are never alone», www.you-are-never-alone.ch Miriam Staudenmaier – lic. phil. I Sonder- und Sozialpädagogin, Projektleiterin Schiess – Beratung von Organisationen, Aarau, www.schiess.ch 15
Teilnahmebedingungen Anmeldung Wir nehmen nur online Anmeldungen entgegen. Bitte melden Sie sich direkt über unsere Homepage www.hfh.ch/tagungen für die Veranstaltung an. Anmel- deschluss ist der 1. Oktober 2018. Die Zahl der Teilnehmenden ist beschränkt. Bestätigung Wir bestätigen Ihre Anmeldung und geben Ihnen so bald als möglich Bescheid, ob Sie an der Tagung teilnehmen können. Mit der Einladung erhalten Sie einen Einzahlungsschein. Die Anmeldung ist erst mit der Überweisung definitiv. Zahlung Bitte bezahlen Sie nach dem Empfang der Teilnahmebestätigung die Tagungs gebühr mit dem zugestellten Einzahlungsschein bis Tagungsbeginn. Abmeldung Die Tagungsgebühr von CHF 280.– wird nur zurückerstattet, wenn jemand Ihren Platz einnehmen kann. In jedem Fall müssen wir eine Bearbeitungsgebühr von CHF 50.– verrechnen. Absage der Tagung Erreicht die Tagung bei Ablauf der Anmeldefrist nicht die von uns gesetzte Minimalzahl an Teilnehmenden, müssen wir die Tagung absagen. Versicherung Der Abschluss einer Unfall- und Diebstahlversicherung ist Sache der Teilneh- merinnen und Teilnehmer. Die Tagungsorganisation übernimmt keine Haftung. 16
Lageplan Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Schaffhauserstrasse 239 Postfach 5850 CH–8050 Zürich www.hfh.ch info@hfh.ch Detailierte Anfahrtsbeschreibung (Auto, Öffentlicher Verkehr) unter www.hfh.ch/lageplan Parkmöglichkeit im Parkhaus an der Berninastrasse 45 17
Schaffhauserstrasse 239 Postfach 5850 CH-8050 Zürich T +41 44 317 11 41 weiterbildung@hfh.ch www.hfh.ch
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