TANKSTELLEN DER ELEKTROMOBILITÄT - TEIL 2: LADEN UNTERWEGS - Sonnenenergie
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TANKSTELLEN DER ELEKTROMOBILITÄT TEIL 2: LADEN UNTERWEGS Quelle: Powerswap AB Bild 1: Akkutausch von der Seite mit dem schwedischen Powerswap-System I n der letzten Ausgabe der SONNEN- ENERGIE beschäftigten wir uns mit dem Laden an Ladestationen. Dieser Teil außerhalb von Stockholm. Zwar ist die Strecke in erster Linie für LKWs gedacht, aber die in die Fahrbahn eingelassene Induktion Induktionssysteme funktionieren heute meist nur mit parkenden oder zumindest betrachtet das Laden fernab von Lade- Stromschiene können genauso gut auch haltenden Fahrzeugen – doch das soll sich säulen, Steckdosen oder Wallboxen. PKWs nutzen. Alles was LKWs und PKWs ändern: so will das Korea Advanced Insti- brauchen, ist ein sich vom Fahrzeugbo- tute of Science and Technology (KAIST) Beim Fahren den in die Schiene herabsenkender La- in Seoul bei seinem OLEV-Projekt 5 bis Straßenbahnen und O-Busse beziehen de-“Schuh“, der sich bei Fahrspurwech- 15% der Straßenfläche mit Induktions- traditionell ihre Energie beim Fahren aus seln automatisch wieder hebt. spulen ausstatten.3) Um ganze Straßen Oberleitungen; künftig kommen auch Vorteile: Einfache Technik ohne Ste- flächendeckend damit auszubauen, kann Oberleitungs-LKW dazu. Doch dieses cker-Suche, die auch im Winter funktio- ein neuer leitfähiger Beton dienen, den Verfahren funktioniert beim E-Auto we- niert. die australische Firma Talga Resources in gen der geringeren Fahrzeughöhe nicht – Nachteile: flächendeckende Strom- Kooperation mit der deutschen Heidel- andernfalls müsste der Wagen ein riesiges schienen-Straßen sind nicht billig, da sie berg Zement entwickelt hat.4) Wie sich „Stromabnehmer-Geweih“ tragen, dass in die vorhandenen Straßen eingearbei- solche Systeme im städtischen Alltags- jede Stromlinie ruinieren würde. Doch tet werden müssen; die heutigen E-Autos verkehr verhalten – etwa wenn größere welche alternativen Verfahren gibt es? müssten mit „Stromschuhen“ nachgerüs- Zahlen E-Autos nach einem Stau oder tet werden und verlören dabei etwas Bo- einer längeren Ampelschaltung plötzlich Stromschienen denfreiheit und Stromlinie. auftreten, ist noch nicht erforscht. Um Vielleicht hat die gute alte Carre- Etwas anders funktioniert das Elonro- das Induktionsverfahren nutzen zu kön- ra-Rennbahn dabei Pate gestanden; ad-System2) aus dem südschwedischen nen, müsste man eine Aufnahmespule in jedenfalls hat sich die schwedische Firma Lund. Hier ist die Stromschiene als 5 cm den Wagenboden der E-Autos einbauen Elways AB1) ein ähnliches Verfahren pa- hohe und 30 cm breite Erhöhung auf – dort wo heute die Akkus sitzen. tentieren lassen. Sogar eine erste Test- der Straße angebracht, so dass weniger strecke gibt es bereits: die „eRoadArlan- Straßenbauarbeiten zu erwarten sind. Akku-Anhänger da“ vom Frachtterminal des Flughafens Doch auch hier braucht der Wagen einen Eine der ältesten Ladetechniken für Arlanda zum Gewerbegebiet Rosersberg Stromabnehmer am Unterboden. Langstrecken ist der Akku-Anhänger: 32 1|2019 MÄRZ-APRIL
Schon Louis Palmer hatte 2007 einen RUBRIK MOBILITÄT Akku-Anhänger an seinem Solartaxi, mit dem er die Welt umrundete.5) Dabei füllt der Akku im Anhänger den im Auto kon- tinuierlich auf. Inzwischen ist es relativ ruhig um diese Technik geworden, zu- mal die Akku-Kapazitäten der heutigen E-Autos für die meisten Alltagsstrecken mehr als ausreichend sind. Heute bietet die Firma EP Tender aus Poissy/Frank- reich einen solchen Range-Extender an, und auch die aufgelöste Nomadic Power in Darmstadt arbeitete an einem 85 kWh-Anhänger. Vorteile: der E-Au- to-Fahrer kann sich den großen Akku leihen, wenn er ihn wirklich braucht. Be- sitzt er ihn selbst, kann er ihn tagsüber an der PV-Anlage laden, selbst wenn er mit dem Auto unterwegs ist. Nachteile: der Akku-Anhänger ist schwerer und hat einen höheren Luft- sowie Roll-Wider- stand als es ein gleich großer Akku im Quelle: ELONROAD http://elonroad.com Auto hätte. Zudem fehlen vielen E-Autos die Anhängerkupplungen und der Strom- anschluss im Heck. Wechselakkus Wechselakkus fanden erstmals Verbrei- tung durch die 2007 gegründete Firma Bild 2: Die Stromschiene auf dem Asphalt von Elonroad. Better Place6) aus Palo Alto/Kalifornien und ihre Kooperation mit dem Autokon- zern Renault, der für dieses Projekt u.a. eine Version des Renault Fluence bei- steuerte. Technisch geht es bei diesem System darum, den im Fahrzeugboden befindlichen, dann leeren Akku aus dem Rahmen heraus zu nehmen und ihn in kürzester Zeit durch einen vollen Akku zu Quelle: Talga Resources Ltd. ersetzen. Dazu muss ein Netz von Wech- selstationen aufgebaut werden, in denen der Fahrzeugbesitzer seinen gemieteten Akku gegen einen frisch geladenen um- tauschen kann. Dies tat Better Place in Bild 3: Symbolbild und Funktionsschema des Induktions-Betons kleinen Ländern ohne eigene Autoindus- trie wie Israel und Dänemark. Doch die Systemkosten für die Wechselstationen trieben die Firma 2013 in die Insolvenz. Dennoch ist die Idee damit nicht tot, zu- mal Wechselakkus zum Laden in der eige- nen Wohnung bei Motorrollern/Scootern heute weit verbreitet sind. Schon zu Zeiten von Better Place wurde im Rahmen des staatlich geförderten Pro- jekts GridSurfer (2009 bis 2011) auf dem Gelände des EWE-Forschungszentrums Next Energy in Oldenburg Deutschlands erste Batteriewechselstation für Elektro- fahrzeuge in Betrieb genommen.7) Tesla hat um 2013 mit der Idee des Wechsel- Quelle: solartaxi.com/Louis Palmer akkus geliebäugelt8), sich aber dann für die hauseigenen Supercharger entschie- den, auch wenn man sich weiterhin in diesem Segment durch eigene Patente absichert. Heute werkeln verschiedene Firmen an Bild 4: Das Solartaxi in Perth/Australien Wechselakkus: das Stockholmer Startup 33 1|2019 MÄRZ-APRIL
Powerswap AB will die Akkus seitlich oder die originellen Akku-Rollenkoffer das Anlegen eines Stroms und das Pum- aus dem Auto ziehen, bei Atmo Auto des Mio von Onyx12) – das Laden kann pen in umgekehrter Richtung kann der Power LLC aus San Francisco sollen die so einfach sein, wenn die Fahrzeuge klein Akku auch wieder geladen werden. Diese Fahrzeuge die leeren Akkus auf eine sind. Akkus, bisher sehr groß und schwer, wer- Ladeplattform ablegen und dann zum Vorteile: große Wechselakkus erlau- den bei gleicher Leistung immer weiter nächsten vollen Akku gezogen werden.9) ben kurze Ladezeiten und unbegrenzte verkleinert. Derzeit bieten Firmen wie Selbst in Indien arbeitet man schon an Reichweite. Volterion aus Dortmund oder VoltSto- Wechselakkus für Omnibusse und drei- Nachteile: sie machen die Autos schwe- rage aus München solche Systeme auch rädrige Rikschas.10) Im November 2018 rer und teurer, sie brauchen eine teure In- in Heimspeichergröße an. Bis sich der kündigte der erst 2014 gegründete chi- frastruktur und viele Reserve-Akkus. Zur Speicher auch in E-Autos verbreitet und nesische E-Auto-Hersteller NIO an, für Konzept-Umsetzung bedarf es der Eini- im Alltagsgebrauch bewährt, kann es die Kunden seines siebensitzigen SUVs gung innerhalb der Autoindustrie und noch eine Weile dauern. Auf die ersten ES8 ein Netz von Akku-Wechselstationen mit den Ladestations-Besitzern (Tank- Exemplare Quant FE und Quantino der aufzubauen.11) Die ersten 18 Stationen stellenkonzerne!) – alles nicht in Sicht. Liechtensteiner Firma NanoFlowCell13) entstehen entlang der 2.285 km langen warten Kunden rund zwei Jahre nach den Nord-Süd-Autobahnmagistrale G4; wei- Tanken öffentlichen Tests immer noch. Das Be- tere sollen folgen. Die ES8-Kunden erhal- Bei Flusszellen-Akkus (Red- sondere der Technik – es gibt noch eine ten 12 kostenlose Akkuwechsel pro Jahr. dox-Flow-Batteries) werden zwei elek- zweite Lademöglichkeit: an speziellen In Deutschland werden derzeit nur trisch unterschiedlich geladene Flüssig- Tankstellen könnte man in wenigen Mi- händische Wechselsysteme für Leicht- keiten aneinander vorbei gepumpt – ge- nuten die gebrauchten Elektrolyte durch fahrzeuge entwickelt, so im Rahmen des trennt nur durch eine Membran, durch frische ersetzen. Projekts Adaptive City Mobility (ACM) die der Ionenaustausch stattfindet. Durch Vorteile: quasi gewohntes Tanken wie mit den fossilen Energien; das Tankstel- lennetz bliebe erhalten. Nachteile: eine flächendeckende Um- setzung bräuchte Zeit und würde deutlich teurer als der Strom aus der Steckdose. Und wie bei den Wechselakkus braucht es vorab einen breiten, internationalen Kon- sens bei den Autoherstellern. Zudem: die Autokäufer müssen mitspielen. Sonne Seit Anfang der 1960er Jahre14) träumten immer Menschen vom ener- gieautonomen elektrischen Fahren mit- tels PV-Panelen auf dem Autodach, und bauten entsprechende Fahrzeuge. Doch Quelle: en.wikipedia/Eli Shany CC BY-SA 3.0 solange es keine leistungsfähigen Li- thium-Ionen-Akkus und PV-Panele mit hohem Wirkungsgrad gab, blieben die Experimente eine Spielerei. Dies hat sich in den vergangenen Jahrzehnten geän- dert, u.a. durch die seit 1987 in Australien stattfindende „World Solar Challenge“, und insbesondere seit man dort 2013 Bild 5: Akku-Wechselstation von BetterPlace in Dvira Junction/Südisrael die viersitzige Cruiser-Klasse eingeführt hat, deren Fahrzeuge schon eine Nähe zu Alltags-PKWs haben. Immer mehr Pro- duzenten von Alltags-E-Autos achten darauf, die Außenhaut ihrer Fahrzeuge mit PV-Panels auszustatten: Rinspeed bei seiner Konzeptstudie „Oasis“15), Ha- nergy und Bluecar/Bollore bei ihrer Ver- einbarung zum Bau eines gemeinsamen E-Autos, und natürlich Sono Motors bei seinem Kleinwagen Sion, der nach einem Tag in der Sonne zusätzliche 30 Kilome- ter fahren soll – genug für die meisten Pendler, um abends das eigene Heim aus eigener (Solar-)Kraft zu erreichen. Quelle: nanoFlowcell In ganz anderen Dimensionen denkt das niederländische Startup Lightyear16): es baut an einem schnittigen Reisewagen, der selbst so viel PV-Strom erzeugt, dass Bild 6: Der QUANTiNO 48VOLT von Nanoflowcells er z.B. während eines zweiwöchigen Surf- 34 1|2019 MÄRZ-APRIL
tripps entlang der portugiesischen Küste 5 kWp-PV-Anlage auf dem LKW-Dach Geld in Strom-Schuhe, Wechselakkus etc. RUBRIK MOBILITÄT von Porto bis Faro nicht einmal an die versorgt wird. DHL setzt in Großbritan- zu investieren oder zum teuren Tanken Steckdose muss. Hirngespinste? Könnte nien mit Trailar ein PV-System auf seinen von Elektrolyten zu fahren, wenn er man meinen – wenn nicht das Lightye- Diesel-LKWs ein; der Hyundai-Konzern seinen Strom aus der Auto-PV und den ar-Team praktisch eine Ausgründung des beginnt, die Autos seiner Marken Hy- benötigten Rest ggf. aus der eigenen Solarcar-Teams der TU Eindhoven wäre, undai und Kia mit PV-Dächern auszu- Steckdose beziehen kann? Der Wunsch das bei der World Solar Challenge in der rüsten – zuerst die Verbrenner, dann die nach finanzieller Freiheit würde anderen Cruiser-Klasse immer wieder die vorderen Hybriden und schließlich die E-Autos.17) Lade-Konzepten den Marktzugang er- Plätze belegt. Selbst bei LKWs greift die Spätestens 2030 wird es keine Neuwagen schweren, und der seit Jahrzehnten kei- Solarisierung um sich: schon ab Anfang ohne PV-Ausstattung mehr geben. Schon mende Wunsch nach dem alltäglichen 2014 hatte die Schweizer Coop einen heute würgen in geografisch günstigen energie-autonomen Fahren mittels So- 18-Tonner E-Truck mit 3 kWp PV-An- Regionen wie der Elfenbeinküste kleine larenergie könnte teilweise Wirklichkeit lage eingesetzt und dafür im selben Jahr Solartaxis ihre fossile Konkurrenz aus rein werden. Schließlich: frei von Tankstellen den Europäischen Solarpreis von Euro- ökonomischen Gründen ab.18) und Stromnetzen würde das „Auto-Mo- solar erhalten. Das ist letztlich eine Revolution des bil“ endlich seinem Namen gerecht wer- Doch nicht nur das: Selbst Fossil-Fahr- Straßenverkehrs und zugleich das Ende den: das „Selbst-Bewegliche“. zeuge werden immer häufiger mit PV der meisten Ladekonzepte. Denn unse- ausgestattet. Im April 2018 stellten re „Fahrzeuge“ sind den größten Teil Quellen der Mineralöl-Konzern Shell und die des Tages über „Stehzeuge“, welche 1) http://elways.se/?lang=en US-amerikanische AirFlow Truck Com- sich – Tiefgaragen einmal ausgenom- 2) http://elonroad.com pany den 36-Tonnen-Stromlinien-LKW men – bequem selbst mit Sonnenlicht 3) https://www.bbc.com/news/techno- „Starship-Truck“ vor, der neben einem aufladen lassen. Und der Wirkungsgrad logy-23603751 400 PS-V6-Motor eine elektrisch ange- der PV-Module steigt seit Jahren. Wel- 4) http://www.talgaresources.com/irm/ triebene Achse hat, deren Akku von einer cher E-Auto-Käufer ist dann noch bereit, PDF/2236_0/Talga39sGrapheneIn- fusedConcreteConductsElectricity 5) https://de.wikipedia.org/wiki/Solar- taxi 6) https://de.wikipedia.org/wiki/Bet- ter_Place 7) https://www.youtube.com/ watch?v=0xRmce-ZIQg 8) https://www.tesla.com/de_DE/vi- deos/battery-swap-event 9) http://powerswap.se/ http://www.atmoclear.com/ 10) http://www.sunmobility.co.in/ 11) https://www.nio.io/de_DE/ news/18-service-stati- ons-along-g4-expressway-now-pro- vide-free-battery-swap-servi- ce-es8-owners Quelle: Sono Motors 12) http://www.mio-onyx.de/ 13) https://www.nanoflowcell.com/ 14) https://skysolar.co.nz/1912-baker- electric-car/ Bild 7: Prototyp des Sion mit großen PV-Flächen auf Motorhaube, Dach und an den Seiten 15) https://www.rinspeed.eu/de/Oa- sis_21_concept-car.html 16) https://lightyear.one/ 17) https://logisticsofthings.dhl/trai- lar-5-fuel-savings-powered-by-so- lar-innovation/#82ku3h6AtuX- 2QQjA.97 , https://www.hyundaimo- torgroup.com/MediaCenter/News/ Press-Releases/hmc-solar-181031. hub#.XD4xv5xCdk8 18) https://www.scidev.net/afri- que-sub-saharienne/pollution/ actualites/cote-divoire-taxi-solaires. html Quelle: Dethleffs GmbH & Co. KG ZUM AUTOR: Götz Warnke Leitung des FA Nachhaltige Mobilität der DGS Bild 8: Dethleffs 2017 als Prototyp vorgestelltes, vollelektrisches Solarwohnmobil warnke@emobility-future.com 35 1|2019 MÄRZ-APRIL
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