Theater Freiburg Spielzeit 2016/17 - webspaceconfig.de

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Theater Freiburg Spielzeit 2016/17 - webspaceconfig.de
Theater Freiburg   Spielzeit 2016/17
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BZ-Kultur
Eine Bühne fürs Theater                                   Jetzt
                                                          geht’s
                             badische-zeitung.de/kultur
                                                          los
     Ob auf der Bühne, im Studio oder irgendwo:
     Theater ist die Faszination vom spielenden
     Menschen. Doch ist der Vorhang zu, sind alle
     Fragen offen. Sagt Brecht. Wir geben täglich
     Antworten. Und stellen neue Fragen.

                                                          Theater Freiburg   Spielzeit 2016/17
Theater Freiburg Spielzeit 2016/17 - webspaceconfig.de
Liebes Publikum,
wir legen los und freuen uns auf eine fulminante elfte   Nicht zuletzt wollen wir uns bei unserem Publikum
Spielzeit mit Ihnen! Besonders herausfordernde           und der Stadt Freiburg herzlich für lange Jahre der
Zeiten brauchen besondere Ideen. Wir präsentieren        Treue bedanken, wenn wir Ende Juli 2017 mit Ihnen
Ihnen einen Spielplan, der mit einem breiten Spek-       und vielen Künstlern Abschied feiern. Seien Sie
trum an künstlerischen Formen nach vorne blickt,         dabei!
obwohl man in diesen Tagen manchmal meint, nur mit
»kurzer Sicht« fahren zu können. Die grundlegenden
Gedanken, die sich wie rote Fäden durch die Spielzeit
16/17 ziehen, können Sie im Text »Weltübergang«
nachlesen.
                                                         Ihre
Zudem feiert das Theater Freiburg 2016 ein bedeut-       Barbara Mundel
sames Jubiläum: Seit 150 Jahren ist das Theater in
kommunaler Hand. Für die Theater ist die Verantwor-
tung, die Kommunen und Länder übernehmen von
entscheidender Bedeutung, weil sie das breite
kulturelle Angebot in Deutschland erst ermöglichen.
Wir nehmen dieses Ereignis zum Anlass, um den
wichtigsten deutschen Theaterpreis »Der Faust« nach
Freiburg zu holen. Grundlage für die Vergabe des
Preises sind Vorschläge der Theater, es ist also ein
Preis der Theater für ihre Künstler. Beide Ereignisse
sind Ausdruck der einmaligen Theaterlandschaft
im deutschsprachigen Raum.

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inHaLt
 8    Spielplanübersicht
14    »Weltübergang«
18    Oper
30    Schauspiel
52    Tanz & Performance
84    Junges Theater
94    Konzert

96    TheaterFreunde
98    Mitarbeiter
106   Karten
109   Abonnements
116   Besuchergemeinschaften
120   Service

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Theater Freiburg Spielzeit 2016/17 - webspaceconfig.de
Oper / Schauspiel / TanZ & Performance                                                                Oper / Schauspiel / TanZ & Performance  

SO 25.9.2016 / Großes Haus             SA 22.10.2016 / Werkraum / S. 90       SA 26.11.2016 / Großes Haus / S. 21    SA 14.1.2017 / Großes Haus / S. 22
Eröffnungs-                            33 Bogen und                           Die Sache                              Crusades
matinee &                              ein Teehaus                            Makropulos                             Große Oper von Ludger Vollmer
                                                                                                                     (Uraufführung)
Welcome-                               Inszenierte Lesung nach
                                       Mehrnousch Zaeri-Esfahani (10+)
                                                                              Oper von Leoš Janáček

Konzert                                                                       Doppelabend:
                                                                                                                     SA 28.1.2017 / Kleines Haus / S. 42
Willkommen in der Spielzeit 16/17!     SA 5.11.2016 / Großes Haus             FR 2. & SA 3.12.2016 / Kleines Haus    Wassa
                                       DER FAUST                              & Kammerbühne / S. 59
                                                                                                                     Schelesnowa /
FR 30.9.2016 / Kleines Haus / S. 32
                                       Verleihung des deutschen               Avec Anastasia                         Die Mutter
Schlachten!                            Theaterpreises                         Tanz & Biografie
                                                                                                                     Schauspiel von Maxim Gorki
Schauspiel von Tom Lanoye und                                                 von Mickaël Phelippeau
                                                                                                                     und Bertolt Brecht
Luk Perceval nach den Rosen-
kriegen von William Shakespeare
                                       Endlich wieder:
                                       SO 13.11.2016 / Großes Haus / S. 91
                                                                              SoLDs’ Open                            mit Musik von Hanns Eisler

                                       Die kleine Hexe                        House                                  FR 10.2.2017 / Kleines Haus / S. 43
SA 1.10.2016 / Großes Haus / S. 20                                            Tanz & Showing von Graham Smith
Jerusalem
                                       Kinderstück nach Otfried Preußler
                                       (5+)
                                                                              und der School of Life and Dance       Endstation
Oper von Giuseppe Verdi
                                                                              SA 10.12.2016 / Kleines Haus / S. 39
                                                                                                                     Sehnsucht
                                       Doppelabend:                                                                  Schauspiel von Tennessee Williams
FR 7.10.2016 / Kleines Haus /          DO 17. & FR 18.11.2016 / Kleines       KULA –
S. 33                                  Haus & Kammerbühne / S. 55
                                                                              nach Europa                            SA 11.2.2017 / Großes Haus / S. 24
Secondhand-                            Glas                                   Transnationales Theaterprojekt         Julius Cäsar
Zeit                                   Tanz & Zuschauer von Jenny Beyer
                                                                                                                     in Ägypten
Machtwechsel 1: Szenische Lesung       The Winning                            DO 15.12.2016 / Großes Haus / S. 61
                                                                                                                     Oper von Georg Friedrich Händel
nach Swetlana Alexijewitsch
                                       Team                                   9000 Steps
mit den »methusalems«                                                         Tanz & Musik von WLDN / Joanne         SA 4.3.2017 / Großes Haus / S. 44
                                       Competition                            Leighton
                                                                                                                     Eurotopia
SA 8.10.2016 / Großes Haus / S. 36     Tanz & Biografie von Helen
                                                                                                                     Acht Künstler. Acht internationale
Unterwerfung                           Schröder und Ekaterina Statkus         FR 16.12.2016 / Werkraum / S. 41
                                                                                                                     Statements
Schauspiel nach dem Roman von
                                       SA 19.11.2016 / Tanzstudio / S. 58
                                                                              Anarchie in
Michel Houellebecq
                                       Desire &                               Bayern                                 MI 8. & DO 9.3.2017 / Kleines
                                                                                                                     Haus / S. 62
                                                                              Ein naiver Science Fiction
DI 18.10.2016 / Großes Haus / S. 37
                                       Discipline                             nach Rainer Werner Fassbinder          Aus der Reihe
Neeeiiiiiiiiii?iiiin                   Tanz & Körperbilder von Matthew        mit den »methusalems«
                                                                                                                     tanzen
Ein alternativloses Konzert von        Rogers und Chris Leuenberger
                                                                                                                     Tanz & Sprache von Antje Pfundtner
und mit Schorsch Kamerun                                                      FR 13.1.2017 / Kleines Haus / S. 91
                                                                                                                     in Gesellschaft
                                       DO 24.11.2016 / Kleines Haus / S. 38
                                                                              The Addams
DO 20.10.2016 / Kleines Haus / S. 54
                                       Nathan der                             Family                                 DO 16.3.2017 / Kleines Haus / S. 46
Der Stamm                              Weise                                  Musical von Andrew Lippa mit           Tagebücher des
Tanz & Biografie von Graham Smith
und der School of Life and Dance
                                       Schauspiel von Gotthold Ephraim
                                       Lessing
                                                                              Jugendlichen (12+)
                                                                                                                     Maidan
Freiburg und Jerusalem                                                                                               Machtwechsel 2: Szenische Lesung
                                                                                                                     nach Natalia Voroschbit

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Oper / Schauspiel / TanZ & Performance                                                                Oper / Schauspiel / TanZ & Performance  

DO 23.3.2017 / Großes Haus / S. 76     FR 5.5.2017 / Kammerbühne / S. 48       SA 22.7. & DI 25.7.2017 /              Wieder im Spielplan
Caen Amour                             Gespräche                               Konzerthaus / S. 29
Tanz & Historie von Trajal Harrell
                                       über uns                                Das Wunder der                         ab SO 23.10.2016 / Großes Haus

                                       Schauspiel von Tina Müller              Heliane                                Così fan tutte
SA 25.3. bis MO 1.5.2017 / Theater                                                                                    Oper von Wolfgang Amadeus
                                       (Uraufführung)                          Konzertante Aufführung der Oper
Freiburg & Museum für Neue Kunst /                                                                                    Mozart
                                                                               von Erich Wolfgang Korngold
S. 64
                                       SA 13.5.2017 / Kleines Haus / S. 49
Depot Erbe                             Weltveränderer
                                                                                                                      ab DI 6.12.2016 / Kleines Haus
Ein TANZFONDS ERBE Projekt
                                       Eine Chronik des rasenden
                                                                               SA 22.7.2017 / Theater Freiburg        Tschick
SA 25.3.2017 / Großes Haus / S. 77
                                       Stillstands (2006-2017) von             Save the date                          Schauspiel nach dem Jugendroman
                                                                                                                      von Wolfgang Herrndorf (12+)
                                       Andreas Liebmann                        Wir nehmen Abschied
The Last Hour                                                                                                         ab SA 17.12.2016 / Großes Haus
Performance von Plan B                 SA 13.5.2017 / Werkraum / S. 93         Im Anschluss an die Aufführung
                                       Gold                                    der konzertanten Oper »Das             Carmen
FR 7. & SA 8.4.2017 / Kleines Haus /                                           Wunder der Heliane« am Samstag,        Oper von Georges Bizet
                                       Musiktheater nach dem Märchen
S. 78                                                                          22. Juli, laden wir Sie herzlich
                                       »Der Fischer und seine Frau« (5+)
Kreutzberg                                                                     ein, ins Theater Freiburg zu kommen,   ab DO 30.3.2017 / Kleines Haus
Tanz & Historie von Chris Leuen-       DO 18. bis SA 27.5.2017 / Theater
                                                                               um nach elf Jahren mit uns den
                                                                               Abschied von Barbara Mundel
                                                                                                                      Homo Faber
berger und Marcel Schwald              Freiburg / S. 50                                                               Schauspiel nach Max Frisch
                                                                               und ihrem Team zu feiern.
SA 8.4.2017 / Großes Haus / S. 25
                                       Art of the cities
                                       3. Internationales
CeNDrillon oder Bürgerbühnenfestival
der gläserne            FR 16.6.2017 / Großes Haus / S. 28
Schuh                   Zaïde / Adama
Oper von Jules Massenet
                                       Oper von Wolfgang Amadeus
                                       Mozart und Chaya Czernowin
SA 29. & SO 30.4.2017 /
                                       (Neukomposition)
Kleines Haus / S. 79
nimmer                                 Juni 2017 /  Theater Freiburg / S. 51
Tanz & Geschichten für Kinder und
Erwachsene von Antje Pfundtner in
                                       Human Trade
Gesellschaft                           Network –
DI 2. & MI 3.5.2017 / Großes Haus /
                                       das Festival
                                       Multinationale Recherche über
S. 92
                                       Menschenhandel
Goldrausch                                                                                                                   Den Spielplan des
                                                                                                                         Jungen Theaters finden Sie
Stummfilm von Charlie Chaplin live     Juli 2017
                                                                                                                           ab Seite 84 sowie unter
begleitet vom Philharmonischen
Orchester Freiburg (12+)
                                       Mittsommer-                                                                      www.junges.theater.freiburg.de
                                       nachtstisch                                                                             Das Progamm der
                                       Freiburgs ungewöhnlichstes                                                           Sinfoniekonzerte finden
                                       Straßenfest                                                                              Sie auf Seite 95
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WELTÜBERGANG
Die Welt wächst zusammen. Diese Erkenntnis ist so        denen wir uns nicht mehr heraushalten können,
einfach wie brisant. Seitdem vor etwa einer Gene-        in denen wir ohnehin bereits mitmischen oder mit-
ration fast zeitgleich das Ende der Geschichte und       verantwortlich sind. Wie viel Fremdheit, wie viel
der global geführte Kampf der Kulturen ausgerufen        gegenseitige Perspektivübernahmen als Fremde
worden ist, kommen wir mit der Diagnose kaum noch        unter Fremden kann man in Europa aushalten – oder
hinterher. Wagen wir den Rückblick auf elf Jahre         anders herum: Kann das Fremde zum konstitutiven
Intendanz, eröffnet sich uns ein so erstaunliches wie    Element des inneren Zusammenhalts werden?
erschreckendes Bild von Veränderungen und Zuspit-
zungen unserer ersten programmatischen Fragen            In dieser letzten Spielzeit unter Barbara Mundel
aus dem Jahr 2006: sei es nach einer Alternative zum     holen wir noch einmal aus, um in Oper, Schauspiel
Kapitalismus, der Entscheidung, wer hier leben darf,     und Tanz & Performance Räume für Utopien,
nach der Unendlichkeit des Menschen oder wie             Perspektivwechsel und Vielfalt zu eröffnen, mit
viel Kunst die Macht verträgt. All diese Fragen haben    Formen zu experimentieren und interkulturelle Bege-
sich stets neu gestellt, aktualisiert und müssen heute   gnungen zu stiften. Dabei gehen wir an die Punkte,
auf einem ganz anderen Boden globaler Unsicher-          an denen die Risse unseres eigenen Selbstver-
heiten und Gewissheiten verhandelt werden.               ständnisses am schmerzhaftesten sind – zwischen
                                                         Orient und Okzident, dem Eigenen und dem
Im vergangenen Jahr richteten wir den Blick auf uns      Fremden, Tradition und Zukunft. Und dorthin, wo
selbst und fragten angesichts enormer Heraus-            Potentiale in den Räumen dazwischen herrschen.
forderungen von innen und außen: Schaffen wir das?
Nun weiten wir unseren Blick und richten ihn auf         Um nur einige zu nennen: Die Oper sucht mit
ein alterndes Europa, das zunehmend Schwierig-           »Crusades« nach Möglichkeiten der Koexistenz und
keiten hat, sich und den Rest der Welt von seiner        des übergreifenden Mitgefühls zwischen Europa
eigenen Legitimität zu überzeugen. Europa wird sich      und dem Nahen Osten, das Schauspiel formuliert in
verändern. Wir müssen systematisch Erfahrungen           »Eurotopia« mit internationalen Künstlern grenz-
machen mit Disparatheit, mit Fremdheit – und             überschreitende Utopien auf der Bühne, und Tanz &
mit Menschlichkeit. Auch über Europa hinaus. Die         Performance eröffnet mit dem »Depot Erbe« eine
eins gewordene Welt, unteilbar, ohne Grenzen,            Plattform, um fundamentale Abstammungs- und
bringt uns ganz nah an die verschiedenen Konflikt-       Zugehörigkeitslogiken infrage zu stellen.
herde in Syrien, Irak und Afghanistan heran, aus

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SparTe

Es sind die Bruchstellen unserer eigenen Überzeu-
gungen, Wahrnehmungen und Verfasstheiten, die uns
intensiv beschäftigen. In Phasen des Umbruchs
geht etwas Altes zu Ende und etwas Neues beginnt.
Wir setzen bereits in diesem Spielzeitheft hierzu
spielerisch an, indem wir den apokalyptischen Vorher-
sagen des spätmittelalterlichen Nostradamus die
fantastischen Möglichkeiten erträumter Reparaturen
von etwas vermeintlich Gebrochenem entgegen-
setzen. Wie im Theater liegen bedeutend größere
Möglichkeiten im Provisorium, im flüchtigen Übergang,
als in einer überfordernden Optimierungshaltung,
deren Ideale wir nie erreichen werden oder wollen.
Oder im Klebeband, das uns und unsere Ideen, wenn
auch nur für den Moment, zusammenhält.

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Oper

Oper
PREMIEREN                   wieder im spielplan   Die Oper – ureuropäisches Theaterphänomen seit
                                                  über vierhundert Jahren – begibt sich in dieser
SA 1 .10 . 2016             ab SO 23 .10 . 2016   Spielzeit auf die Reise zwischen Morgenland und
     Jerusalem                  Così fan tutte    Abendland. Auf den unterschiedlichsten Handlungs-
SA 26 .11 . 2016            ab SA 17.12 . 2016    strängen vom Barock bis in die unmittelbare
     Die Sache                  Carmen            Gegenwart werden wir immer wieder damit kon-
     Makropulos                                   frontiert, wie schnell Neugierde, Entdeckerlust und
SA 14 .1 . 2017                                   Faszination am Fremden in imperialistisches Macht-
     Crusades                                     gebaren, Gier und egozentrischen Fanatismus
     (Uraufführung)                               kippt. Wie tief sitzt die Furcht vor dem Anderen, das
SA 11 . 2 . 2017                                  panisch bekämpft, beherrscht, zerstört werden
     Julius Cäsar                                 muss! Ist es tatsächlich das Andere? Ist es nicht
     in Ägypten                                   vielmehr das eigene Selbst, die unbändige Macht der
SA 8 . 4 . 2017                                   Affekte, die kaum zu zivilisieren sind? Unter dem
     Cendrillon oder                              dünnen Firnis kultureller Behauptungen, die Regle-
     Der gläserne Schuh                           ments für Herkunft, Religion, Kunst und Bildung
FR 16 .6 . 2017                                   aufstellen, brodelt eine emotionale Urgewalt, die sich
     Zaïde /Adama                                 nicht zuletzt in der Wucht der Musik entäußert. Jeder
     (Neukomposition)                             Reisende, jeder Suchende, jeder Pilger unseres
SA 22 . & D I 25 .7. 2017                         Spielplans muss sich früher oder später klar machen,
     Das Wunder                                   dass er selbst der Fremde, der Unbekannte, der
     der Heliane                                  Beängstigende ist. Auf forsch begonnenen Kreuz-
                                                  zügen kriecht er letztendlich vor sich selbst zu
                                                  Kreuze. Folgt daraus Selbsterkenntnis und Demut,
                                                  kann solch ein Protagonist sogar zum wirklichen
                                                  Vorbild werden. Ein Aufruf aktueller denn je!

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SA 1. Oktober 2016                                                     oper   SA 26. November 2016                                                oper
Premiere, GroSSes Haus                                                        Premiere, GroSSes Haus

Jerusalem                                                                     Die Sache
                         Vor der geschichtsträchtigen
O per vo n G i u s eppe Ver d i
Folie des ersten Kreuzzuges und der Eroberung
                                                                              Makropulos
Jerusalems im Jahre 1099 entfaltet Verdi 1847 in                              O per vo n Leo Š JanáČek Elina Makropulos, Ellian
seinem ersten Auftragswerk für die Pariser Grand                              MacGregor, Ekaterina Myskin, Elsa Müller, Eugenia
Opéra ein packendes Drama, das die politischen                                Montez, Emilia Marty – im Verlauf eines 300-jährigen
und religiösen Kämpfe mit heftigen familiären Aus-                            Lebens sammeln sich einige Namen an. Geht man
einandersetzungen konterkariert. Hart an der Grenze                           an den Beginn der Reihe, so versinkt man in der
des Inzests begehrt hier der Onkel seine Nichte. Das                          märchenhaften Geschichte um die Sache Makropulos:
führt nicht nur zu panisch unterdrückter Leiden-                              Die 1585 geborene Elina Makropulos war die Tochter
schaft, sondern bedingt rasende Eifersucht, Rache-                            jenes Leibarztes, der für Rudolf II. ein lebensver-
gedanken und Gewaltausbrüche. Familienstrukturen                              längerndes Mittel herstellen sollte. Dies wurde kurzer-
spiegeln die große Politik wider. Oder sind sie viel-                         hand an dessen Tochter ausprobiert: Die Aneinander-
mehr Erklärungsmuster für die Gefahren verhärteter                            reihung der Namen nahm ihren Ausgang. Geht man
Herrschafts- und damit auch Religionsansprüche?                               ans andere Ende, landet man mit Emilia Marty direkt
Es gibt kein Gut und Böse, das sich in eindeutige                             in der Oper Janáčeks. Sie hat all die Jahre unter den
Machtblöcke teilen ließe, jedem Einzelnen selbst ist                          Initialen E.M. gelebt und sucht nun das Schriftstück,
dieser Widerstreit eingeschrieben. Der gloriose                               das sie weitere 300 Jahre leben lassen könnte.
Sieg des Abendlandes über den Orient decouvriert                              Dabei gerät sie in einen über Generationen geführten,
sich als ein Pseudo-Happy End, das menschliche                                enervierenden Rechtsstreit. Hat sie vielleicht doch
Abgründe und Verzweiflung nur kurzfristig zu                                  lange genug gelebt? Kann ihr das Leben noch Höhe-
vertuschen vermag. Dauerhafte Befriedung: Bleibt                              punkte bieten? Oder ist sie zu ermattet, zu ermüdet?
sie stets nur Utopie? Verdi legte zeit seines Lebens                          Janáček schreibt seine vorletzte Oper über die
den Finger mahnend in diese Wunde.                                            Fragwürdigkeit des Menschseins – und erzählt dabei
                                                                              doch von Momenten der puren Faszination am Leben.
Musikalische Leitung: Fabrice Bollon, Regie: Calixto Bieito, Bühne: Aida
Guardia, Kostüme: Rebekka Zimlich, Chor: Bernhard Moncado
                                                                              Musikalische Leitung: Gerhard Markson, Regie: Vera Nemirova, Bühne: Jens
                                                                              Kilian, Kostüme: Marie Luise Strandt, Chor: Bernhard Moncado
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Mit Unterstützung der ExellenceInitiative der TheaterFreunde Freiburg
                                                                              In tschechischer Sprache mit deutschen Übertiteln
                                                                              Mit Unterstützung der ExellenceInitiative der TheaterFreunde Freiburg

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SA 14. Januar 2017                                          oper                                                                           oper
Premiere, GroSSes Haus

Crusades                            (U r au ffü h r u ng)

                                   »Oper über die Spät-
g ross e O per vo n Lu dg er Vo llm er                             In seiner suggestiven und emotionalen Musiksprache,
folgen der Kreuzzüge« nennt Ludger Vollmer sein                    die westliche und östliche Traditionen gleichermaßen
neues Musiktheater-Werk, das das Theater Freiburg                  zu einem melodisch-rhythmisch Klangreichtum ver-
bei ihm und der Librettistin Tiina Hartmann in Auftrag             webt, tritt Ludger Vollmer den Beweis an, dass »Oper
gegeben hat. Jerusalem als der Jahrtausende alte                   als Gesamtkunstwerk die Menschen nach wie vor
religiöse Konfliktherd der monotheistischen Religio-               am meisten packt, dass es keinen Ort gibt, der durch
nen sowie die Historie der zerstörerischen Kreuzzüge               sie nicht berührt wird«.
bilden das Fundament für eine leidenschaftliche
Liebesgeschichte über Religionsgrenzen hinweg,                     Musikalische Leitung: Daniel Carter, Regie: Neco Celik, Bühne: Rifail
                                                                   Ajdarpasic, Kostüme: Ariane Isabel Unfried, Chor: Bernhard Moncado,
wie sie heute in jeder bunt gemischten Gesellschaft                Kinder- & Jugendchor: Thomas Schmieger
einer europäischen Großstadt stattfinden könnte.
                                                                   Ludger Vollmer, 1961 in Berlin geboren und seit 1992 in Weimar lebend,
Halten die emotionalen Bindungen möglichen Diffe-                  gehört zu den produktivsten deutschen Opernkomponisten. 2009 erhielt
renzen durch Herkunft und Religion stand? Histori-                 er den Europäischen Toleranzpreis für seine Oper »Gegen die Wand«,
                                                                   deren Stuttgarter Inszenierung unter der Regie von Neco Celik 2011 zudem
sche Persönlichkeiten wie Papst Urban II., Bernhard                mit dem Deutschen Theaterpreis ausgezeichnet worden ist. 2014 verlieh
von Clairveaux, Rabia von Basra oder Walther von                   die Stadt Weimar Ludger Vollmer für sein künstlerisches Gesamtwerk
                                                                   den Weimar-Preis.
der Vogelweide, Chöre von Kreuzfahrern und Kinder-
kreuzzüge treten dabei immer wieder aus dem                        Tiina Hartmann lehrt Literaturwissenschaft an der Universität Bayreuth. Sie
                                                                   promovierte zu »Goethes Musiktheater« (Niemeyer 2004) und habilitierte
Echoraum alter Zeiten hervor – mahnend, klagend,                   sich mit »Grundlegung einer Librettologie« (De Gruyter 2016). Sie verfasste
aufwiegelnd, abschreckend: Wie sehr resultieren                    zahlreiche Libretti, zuletzt für Ludger Vollmer »Tschick« (nach Herrndorf),
                                                                   2009 »Dreimaldrei gleich unendlich« für Karola Obermüller und Peter Gilbert,
höchst aktuelle Probleme aus den langen Gewaltket-                 2008 »Kastraten – Gesang nach Messers Schneide« für die Händelfestspiele
ten der abend- und morgenländischen Geschichte!                    Halle und »Last Desire« Lucia Ronchetti (2005 von der Zeitschrift OPERN-
                                                                   WELT nominiert als Uraufführung des Jahres).
Doch durchdrungen von der Hoffnung, dass ein
übergreifender Humanitätsgedanke alle Konfliktpar-                 Die Uraufführung wird flankiert von einem Beiprogramm mit Workshops,
                                                                   Werkstattgesprächen, Probenbesuchen und einem Komponisten-Porträt.
teien verbinden könnte, mündet der tragische Opfer-                Genauere Informationen entnehmen Sie unseren Ankündigungen im
tod der Liebenden in ein großes Opernfinale, das                   Laufe der Spielzeit.
der Utopie einer friedlichen Zukunft im gegenseitigen              Ein Auftragswerk des Theater Freiburg
Respekt gilt.                                                      Mit Unterstützung der TheaterFreunde Freiburg

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SA 11. Februar 2017                                                    Oper   SA 8. April 2017                                                     oper
Premiere, GroSSes Haus                                                        Premiere, GroSSes Haus

Julius Cäsar                                                                  CENDRILLON oder
in Ägypten                                                                    der gläserne
                                  Ein Herrscherdrama
O per vo n G eo rg Fr i ed r i c h Hän d el
über einen imperialistischen Machtpolitiker? Oder
                                                                              Schuh
der Nervenkitzel eines erotischen Abenteuers fern                             Oper von Jules MASSENET  Ein Schritt Richtung Märchen-
der Heimat? Gerade die Mischung verspricht eine                               glück. Die weltberühmte Geschichte von Aschen-
spannende Geschichte um den legendären Feld-                                  puttel eröffnete Jules Massenet eine Fülle von
herren Julius Cäsar, der seinen innenpolitischen                              Möglichkeiten: Er konnte nicht nur die rührende
Gegner Pompeius bis nach Ägypten verfolgt, wo er                              Unschuld des armen Mädchens und den melancho-
plötzlich unerwartet-exotischen Fragestellungen                               lischen Weltschmerz des Prinzen in Musik setzen,
gegenübersteht: Was tun, wenn man als Gastge-                                 sondern zugleich die Bösartigkeit ihres Umfelds
schenk den Kopf des Rivalen präsentiert bekommt?                              an den Pranger stellen und eine wundersame Zauber-
Was tun, wenn die Dienerin der sagenumwobenen                                 welt aufblitzen lassen. Denn was die Stiefmutter
Kleopatra ein erotisches Spiel forciert? Was tun,                             unbedingt verhindern will, macht eine gute Fee
wenn man im Lustgarten Opfer eines Mordkomplotts                              möglich: Nach dem prächtigen Ball treffen sich in
werden soll? Und was tun, wenn man die Schutzbe-                              ihrem Zauberreich Cendrillon und der Märchenprinz
dürftigen aus den Augen verloren hat? Auch in der                             ein zweites Mal. War all das nur ein Traum? Nicht,
Fremde weicht Cäsar den Konflikten nicht aus. Er ist                          wenn ein Liebender das Land unermüdlich nach dem
zu siegen gewohnt und will sich von den Störfeuern                            zugehörigen Fuß des gläsernen Schuhs absucht.
nicht den Urlaubsflirt vermiesen lassen. Händel treibt                        Massenets setzt alle Betonung auf den Zauber, als
das Spiel um Macht und Verführung, Gier und Erotik                            wolle er dem Publikum zurufen, dass das Märchen-
ins Extreme und erreicht mithilfe seiner Musik eine                           glück auch heute noch zur Wirklichkeit werden
emotionale Tiefenschärfe, die dieses Stück zu einer                           könne. Seine zauberhaft-romantische Vertonung
der meistgespielten Händel-Opern gemacht hat.                                 liefert den Beweis, indem sie unverhohlen eine Flucht-
                                                                              möglichkeit aus der prosaischen Wirklichkeit bietet.
Musikalische Leitung: Egon Mihajlovic, Regie: Florentine Klepper, Bühne:
Martina Segna, Kostüme: Adriane Westerbarkey
                                                                              Musikalische Leitung: Fabrice Bollon, Regie: Barbara Mundel, Chor:
                                                                              Bernhard Moncado
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Mit Unterstützung der ExellenceInitiative der TheaterFreunde Freiburg
                                                                              Mit Unterstützung der ExellenceInitiative der TheaterFreunde Freiburg

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SparTe

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FR 16. Juni 2017                                                     oper   SA 22. & DI 25. Juli 2017                                             oper
Premiere, GroSSes Haus                                                      Konzerthaus

Zaïde /                                                                     Das Wunder der
Adama                       (N eu ko m p os itio n)                         Heliane
O per vo n Wo lfg ang Amad eu s Moz art u n d Chaya                         ko nzertante Au ffü h r u ng d er O per vo n Er i c h Wo lf-
Czer n owi nKommt man der Wahrheit nur im Frag-                                             Eine der reizvollsten Opernpartituren
                                                                            g an g Ko r n go ld
mentarischen auf die Spur? Mozarts Singspiel um                             der 1920er Jahre schlummert seit Jahrzehnten in
das gefangengehaltene Liebespaar Zaïde und                                  den Archiven und harrt einer Wiederentdeckung und
Gomatz ist 1779 Fragment geblieben. Die israelische                         Neubewertung: »Das Wunder der Heliane« ist nach
Komponistin Chaya Czernowin hat 2006 an die Stelle                          Meinung des Komponisten Erich Wolfgang Korngold
der fehlenden Dialoge eine zweite, eigenständige                            seine beste Oper, um die sich 1927 zahlreiche Opern-
Geschichte »Adama« (hebräisch: Erde) gesetzt. Es                            häuser rissen. Kein Wunder, galt doch Korngold
ist die Geschichte der unmöglichen Liebe zwischen                           seit seinem sensationellen Erfolg mit »Die tote Stadt«
einer Israelin und einem Palästinenser, der zärtlich-                       als hoffnungsvollster Opernkomponist seiner Zeit. In
introvertierte und tränenerstickte Versuch einer                            epischer Breite und mit glühender Erotik erzählt
Annäherung. Für Freiburg schreibt sie nun an einer                          »Das Wunder der Heliane« eine Geschichte von Liebe,
elementaren Erweiterung, indem sie noch eine dritte                         Macht, Ehebruch und Gottesgericht. Die grandiose
Ebene hinzufügt: ein Chorgeflecht aus israelischen                          Musik der Oper, die den Sängern schier Unmögliches
und palästinensischen Stimmen, die deutlich machen,                         abverlangt, krankt jedoch an einem eher schwachen
warum Liebe unter gesellschaftlichen und politischen                        Libretto, weshalb sich das Werk nicht dauerhaft im
Extremen so schwer zu leben ist. Zwei Orchester                             Repertoire verankern konnte. Eine reizvolle Aufgabe
stehen sich gegenüber, im Zwischenraum pendeln                              für Generalmusikdirektor Fabrice Bollon in der Reihe
die Darsteller von hier nach dort. Das Publikum                             der Freiburger Wiederentdeckungen!
sitzt rund um diese außergewöhnliche Spielfläche:
                                                                            Dirigent: Fabrice Bollon, Solisten: Simone Schneider (Heliane), Levente
Ganz neue Dimensionen fürs Hören und Sehen!                                 Molnár (Der Herrscher), Frank van Hove (Der Pförtner) u.a., Opern- und
                                                                            Extrachor des Theater Freiburg (Einstudierung: Bernhard Moncado)
Musikalische Leitung: Daniel Carter, Regie: Ludger Engels, Bühne &
Kostüme: Ric Schachtebeck, Mitarbeit Kostüme: Sarah Mittenbühler,           Im Anschluss an die konzertante Aufführung am Samstag, 22. Juli, laden wir
Chor: Bernhard Moncado                                                      Sie herzlich ein, ins Theater Freiburg zu kommen, um nach elf Jahren mit uns
                                                                            den Abschied von Barbara Mundel und ihrem Team zu feiern.

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schauspiel

schauspiel
PREMIEREN                                                  Die Situation des Umbruchs ist zum Dauerzustand
                                                           geworden. Europa im Umbruch, Gesellschaft, Partei-
FR 30 . 9 . 2016            FR 5 . 5 . 2017                enlandschaft im Umbruch, Familien-, Arbeitsmodelle,
     Schlachten!                Gespräche über uns         alles im Umbruch. Dazwischen straucheln wir auf
FR 7.10 . 2016              SA 13 . 5 . 2017               der Suche nach einer angemessenen Deutung der
     Secondhand-Zeit            Weltveränderer             sich überschlagenden Ereignisse, nach einer sinnvol-
SA 8 .10 . 2016                                            len Haltung. Wir nehmen im Schauspiel große literari-
     Unterwerfung                                          sche Stoffe ins Visier, um mit Distanz ein Bild zu
D I 18 .10 . 2016           FEstivals                      entwerfen: Ist die Welt zu verstehen als Pokerspiel?
     Neeeiiiiiiiiii?iiiin                                  Geht es nur noch um den Erhalt der Macht wie in
D O 24 .11 . 2016           D O 18 . bis SA 27. 5 . 2017   Gorkis »Wassa Schelesnowa«? Die monumentale
     Nathan der Weise           Art of the Cities          Shakespeareüberschreibung »Schlachten!« von Tom
SA 10 .12 . 2016            J uni 2017                     Lanoye verhandelt sechs aufeinanderfolgende
     Kula – nach Europa         Human Trade Network        Formen von Herrschaft. Was passiert, wenn Mythen
FR 16 .12 . 2016                                           zertrümmert und Illusionen demaskiert sind? Uns
     Anarchie in Bayern                                    interessiert Kunst, die Kraft hat, jenseits der Apoka-
SA 28 .1 . 2017             wieder im spielplan            lypse Positionen zu beziehen. Europa und seine
     Wassa Schelesnowa /                                   Müdigkeit, seine Verwerfungen, aber auch seine
     Die Mutter             ab D I 6 .12 . 2016            neuen Nachbarschaften, seine Potentiale werden uns
FR 10 . 2 . 2017                Tschick                    beschäftigen. Mit »Nathan der Weise« überprüfen
     Endstation Sehnsucht   ab do 30 . 3 . 2017            wir weniger eine allgemeine Vision von Toleranz, als
SA 4 . 3 . 2017                 Homo Faber                 das konkrete Szenario einer »Feuerpause«, den
     Eurotopia                                             Modus Vivendi zwischen Gruppen, die sich eigentlich
D O 16 . 3 . 2017                                          hassen. Michel Houellebecq fordert uns mit »Unter-
     Tagebücher des                                        werfung«, der Geschichte der Selbstabschaffung
     Maidan                                                eines aufgeklärten Europas, heraus. Jenseits der
                                                           literarischen Fiktionen werden wir international aus-
                                                           schwärmen für unsere Rechercheprojekte wie
                                                           »Eurotopia« und »Kula«, um den Dialog, um den es
                                                           in diesen kriegerischen Zeiten geht, auf der Bühne
                                                           zu manifestieren.
30                                                                                                               31
FR 30. September 2016                                       schauspiel    FR 7. Oktober 2016                                          schauspiel
Premiere, Kleines Haus                                                    premiere, Kleines Haus

Schlachten!                                                               Secondhand-Zeit
Sc hau s pi el vo n To m L anoye u n d Lu k Perce val nac h d en          mac htwec h s el 1: S zen i sc h e Lesu n g au s d em Ro man
                                         Ein schwacher
Ros en k r i eg en vo n Wi lliam S hak es pe ar e                         vo n Swetl ana Ale xij e witsc h m it d en »m eth u salem s«
König, unfähig und prunksüchtig, erreicht wahre                           Die weißrussische Friedenspreisträgerin Swetlana
Größe erst im Fall, als er nur noch spielen kann, was                     Alexijewitsch hat sich auf die Reise nach dem »Leben
er einmal war. Der aufstrebende Pragmatiker, der                          auf den Trümmern des Sozialismus« gemacht. In
ihn stürzt, will alles besser machen – um als Despot                      »Secondhand-Zeit« untersucht sie das postsowje-
von Schuldgefühlen zerfressen zu enden. Mit der                           tische Machtvakuum in den Küchen, Straßen und
Geschichte von Richard II. und Bolinbroke (alias                          Plätzen Russlands. Die Seniorentheatergruppe
Henry IV.) eröffnet Shakespeare einen Zyklus von                          »methusalems« eröffnet mit diesem dokumentari-
Machterwerb und -verlust, eine Prozession von                             schen Roman unsere Reihe szenischer Lesungen
Herrschern, die als Thron- und Kronenräuber aufstei-                      »Machtwechsel«, in der wir Dynamiken radikalen
gen, um ihrerseits von ihren Nachfolgern gestürzt                         gesellschaftlichen Wandels mit internationaler
zu werden. Lanoye und Perceval haben aus den acht                         Literatur befragen.
»history plays« der Rosenkriege – in einem Kunst-
                                                                          Szenische Einrichtung: Sahar Amini, mit den »methusalems«
stück gleichzeitiger Konzentration und Entgrenzung
– einen großen Essay über das Problem der Macht-
ausübung geschrieben, einen Bastard aus sprach-
licher Verdichtung und Verwahrlosung, ein explosives
Gemisch aus Komödie und Tragödie, das uns aus
einem faulen Kern der Vergangenheit in einen noch
fauleren der Gegenwart führt: »There is tremendous
poetry in killing.«

Regie: Christoph Frick, Bühne & Kostüme: Jana Findeklee & Joki Tewes,
Musik: Martin Schütz

Zu sehen ist das Werk entweder geteilt in zwei Abende oder als Theater-
marathon an einem.
Mit Unterstützung der TheaterFreunde Freiburg

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SA 8. Oktober 2016                                         schauspiel   DI 18. Oktober 2016                                 schauspiel
Premiere, GroSSes Haus                                                  Premiere, GroSSes Haus

Unterwerfung                                                            Neeeiiiiiiiiii?iiiin
Sc hau s pi el nac h d em Ro man vo n M i c h el Hou elleb ecq          Ei n alter nativlos es Ko nzert vo n u n d m it Sc h o rsc h
Ein letzter, männlicher »Homo sapiens« untersucht                                 Der »Spirit der Straße« bestimmt die Über-
                                                                        K am er u n
in der nahen Zukunft des Jahres 2022 seine Lebens-                      legungen derer, die heute Produkte auf den Markt
optionen: Wie lebt ein Mensch, der nicht glaubt?                        bringen. Ehemals gegenkulturelle Strategien sind
François, Angehöriger der Kaste vor sich hindüm-                        in werbetechnischen Praktiken zu Guerilla-Marketing
pelnder Literaturwissenschaftler, hat nicht wirklich                    geworden, Städte packen ihre letzten rauen Merk-
etwas zu verlieren. Rational, illusionslos und dis-                     male in tourismustaugliche Großevents, Autos
tanziert betrachtet er das, was ist, ohne Empathie                      hausieren mit einem »revolutionären« Äußeren. Gleich-
oder irgendeine Grundannahme von Sinn. Das                              zeitig taucht das Reden von »Alternativlosigkeit« die
politische System der Demokratie kippt, der einzige                     Bühnen politischer Entscheidungsprozesse in ein
alternative Weltentwurf jenseits des Kapitalismus,                      ängstliches Dunkel, das Rechtspopulisten nutzen, um
ein politischer Islam, beginnt sich durchzusetzen:                      durchgesetzten »Alternativen« nicht nur das Wort,
Das Abendland unterwirft sich. Houellebecq be-                          sondern auch die Empörung streitig zu machen. Was
schreibt den Kreuzweg des Individuums François mit                      ist geblieben vom »Anderssein« in Zeiten ökonomi-
gnadenloser Komik. Seine Konversion zum Islam ist                       sierter Selbstverwirklichung, grüner Ministerpräsi-
das Ergebnis einer Bilanz: eine Vernunftentschei-                       denten und AfD-No-Future? In einem musikalischen
dung. Eine goldene Zukunft kann beginnen, ein neues                     Überprüfungsabend will Sänger und Theaterregisseur
Europa erblühen. Endlich ist die Müdigkeit einer                        Schorsch Kamerun gemeinsam mit Ensemblespielern
Gesellschaft besiegt. Endlich gibt es wieder Freiheit                   und anderen Showprofis herausfinden, ob über-
durch Sicherheit statt Freiheit ohne Sicherheit!                        haupt noch etwas klingen kann zum Neinsingen und
                                                                        Nichtmitsprechen.
Regie: Thomas Krupa, Bühne: Thilo Reuther, Kostüme: Ines Burisch,
Komposition: Mark Polscher
                                                                        Von und mit: Schorsch Kamerun & Ensemble
Mit Unterstützung der TheaterFreunde Freiburg

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DO 24. November 2016                                    schauspiel   SA 10. Dezember 2016                                      schauspiel
Premiere, Kleines Haus                                               Premiere, Kleines Haus

Nathan der Weise                                                     KULA –
Sc hau s pi el vo n Gotth o ld Eph r ai m Less i ng Nathan
kehrt von seiner Geschäftsreise nach Jerusalem zu-
                                                                     nach Europa
rück und findet verbrannte Erde und sein Haus in                                                       »Kula« ist der Name
                                                                     Tr ans natio nales Th e ater proj ek t
Trümmern vor. Jenseits von Rachegedanken beginnt                     eines Tauschsystems, das in Neuguinea zwischen
er sein kluges Schachspiel der Aufklärung: Der                       Inseln praktiziert wird. Getauscht werden »kostbare
christliche Tempelherr, der Nathans Tochter Recha                    Gegenstände«, deren Wert ökonomisch zwar nicht
aus den Flammen rettete, wird bald seine Vorurteile                  messbar, sozial und kulturell aber von essentieller
gegen Nathan überwinden. Der muslimische Herr-                       Bedeutung ist. »Kula-Objekte« werden im Laufe der
scher Saladin bekommt anstelle eines Darlehens die                   Zeit mit der Geschichte ihrer Weitergabe aufgeladen,
Weisheit der Ringparabel offenbart, ein Sinnbild                     und tragen so eine Botschaft des Friedens und der
für Toleranz und respektvolles Nebeneinander der                     Verständigung in sich. Dieses Tauschprinzip steht
drei monotheistischen Religionen. Ungeahnte Famili-                  symbolisch für diesen Theaterabend. In Folge der
enbande zeigen zum Ende des Stückes die gemein-                      Attentate in Paris und der islamophoben Ausschrei-
samen Wurzeln der Beteiligten auf. Friede kann                       tungen in Deutschland stellt es die Frage nach
einkehren, wenn auch nur für kurze Zeit, am Ende                     europäischen Werten. Mit einem internationalen
stehen die Häuser erneut in Flammen. Philosophi-                     Ensemble untersucht Robert Schuster Möglichkeiten
sche oder religiöse Entwürfe kollidieren unvereinbar                 und Beschränkungen der Verständigung zwischen
mit der Realität, blinder Hass und Gewalt sind die                   Künstlern aus Deutschland, Frankreich und Afgha-
Folgen: »Ich fürchte, grad unter Menschen möchtest                   nistan. Modellhaft wird ausprobiert, wie ein Zusam-
du ein Mensch zu sein verlernen.« Lessing letztes                    menleben verschiedener Kulturen möglich wäre,
Stück aus dem Jahre 1779 zeigt sich heute aktueller                  inwiefern Diversität bereichernd sein kann und wie
denn je.                                                             man sich mit Respekt begegnet.

Regie: Mareike Mikat, Bühne & Kostüme: Simone Manthey                Regie: Robert Schuster, Bühne & Kostüme: Eva-Maria van Acker, Geräusche:
                                                                     Max Bauer, Künstlerische Mitarbeit: Martin Gruber

                                                                     Eine Produktion des Deutschen Nationaltheaters Weimar mit dem Kunstfest
                                                                     Weimar in Kooperation mit dem Theater Freiburg
                                                                     Mit Unterstützung des Freundeskreises des DNT, des Goethe-Instituts und
                                                                     des Jeune Théâtre National.

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Sparte   FR 16. Dezember 2016                           schauspiel
         Premiere, Werkraum

         Anarchie in
         Bayern
         Ein naiver Science Fiction nach Rainer Werner Fassbinder
                                 Die RAF, Osama bin Laden,
         m it d en »m eth u salem s«
         der arabische Frühling und jetzt auch noch das:
         Bayern wird Opfer einer hinterhältigen Revolte und
         nichts mehr ist so schön, wie es war. Im Wohn-
         zimmer der Familie Normalzeit erleben wir den
         Schrecken der neuen Zeit hautnah mit. »Anarchisten«
         übernehmen die Macht. Alles ist frei, die Ehe und
         das Geld sind abgeschafft, die Grenzen sind offen,
         und der Bürokratie werden alle Befugnisse ent-
         zogen! Während die anarchistischen Terroristen be-
         schäftigt sind, Bewusstseinskomitees zu bilden, holt
         der rechtmäßig gewählte Führer des deutschen
         Volkes mit seinen europäischen Verbündeten Bayern
         heim in die Union. Am Ende siegt also das Gute, denn
         »Ordnung muss sein«, und niemand muss sich mehr
         vor Vergewaltigung fürchten. Wir haben es wieder
         mal geschafft. Fassbinders frühes Theaterfragment,
         das 1968 mit dem Ensemble des »antitheaters«
         uraufgeführt wurde, durchlebt mit der Senioren-
         theatergruppe »methusalems« eine radikale Neu-
         interpretation. Eine ziemlich böse Komödie.

         Regie: Miriam Tscholl, mit den »methusalems«

40                                                             41
SA 28. Januar 2017                                       schauspiel   FR 10. Februar 2017                             schauspiel
Premiere, Kleines Haus                                                Premiere, Kleines Haus

Wassa                                                                 Endstation
Schelesnowa /                                                         Sehnsucht
Die Mutter                                                            Sc hau s pi el vo n Ten n ess ee Wi lliam s Aus der massiven
                                                                      Auflösung des amerikanischen Südstaatenadels
Sc hau s pi el vo n Ma xi m Go r k i u n d B erto lt B r ec ht m it   kommend und psychisch angegriffen, quartiert sich
M u s i k vo n Han ns Ei s ler Gorki schrieb »Wassa Sche-             Blanche DuBois für einen unbestimmten Zeitraum
lesnowa« als Abrechnung mit der fehlgeschlagenen                      bei ihrer jüngeren Schwester Stella ein. Die hat sich
Revolution 1905. Eine untergehende bürgerliche                        schon länger in ein vitaleres Milieu abgesetzt und der
Klasse versucht zu retten, was zu retten ist, ohne eine               obsessiven Beziehung mit einem polnischen Ein-
alternative Idee für die Zukunft. Wassa ist Firmen-                   wanderer der zweiten Generation verschrieben, der
und Familienoberhaupt, sie fordert dieselbe Härte                     sich buchstäblich durchschlägt. Im Nahbereich
von sich selbst wie von allen Familienmitgliedern.                    beengter Wohnverhältnisse kollidiert nun die Anstren-
Doch mit Härte ist nichts mehr auszurichten, die                      gung der Sozialabsteigerin, ihr Selbstbild kultureller
Kinder sind degeneriert, der Bruder säuft, der kranke                 Überlegenheit zu behaupten, mit dem aggressiven
Mann verabschiedet sich auf Empfehlung seiner                         Aufstiegswillen und dem illusionsfreien Misstrauen
Gemahlin in den Selbstmord. Selbsterhalt der Macht                    Stanley Kowalskis, für den nicht Herkunft zählt,
ist das höchste Ziel, auch wenn Wassa nicht beant-                    sondern Machbarkeit. Williams’ Figuren bewohnen
worten kann, für wen sie diese »Zukunft« und ihr                      ein Treib- und Triebhaus aus Projektionen, Lüge und
marodes Unternehmen eigentlich durchbringen will.                     Selbsttäuschung und erzählen schon seit 70 Jahren
Am Ende kollabiert das System. Die Mutter aus                         von gesellschaftlichem Drift und den Verteilungs-
Gorkis gleichnamigem Roman, den Brecht bearbeitet                     kämpfen neuer Nachbarn in einer Welt, die Sehn-
und Eisler vertont hat, ist die Gegenfigur zu Wassa,                  süchte produziert, statt sie zu befriedigen.
eine Lichtgestalt vom unteren Ende der Gesellschaft.
                                                                      Regie: Daniela Löffner
Sie schafft das Übermenschliche und zieht für ihren
zum Tode verurteilten Sohn in den revolutionären                      Mit Unterstützung der TheaterFreunde Freiburg
Kampf.

Regie: Tom Kühnel, Bühne & Kostüme: Viva Schudt

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SA 4. März 2017                                    schauspiel                                                              schauspiel
Premiere, GroSSes Haus

Eurotopia
Ac ht Kü n stler . Ac ht i nter nati o nale Statem ents         Bereits parallel zu den Proben für »Eurotopia« in-
Wie kann man Europa erzählen, demaskieren, zer-                 stallieren wir in der Kammerbühne das »Europäische
trümmern, um es wieder neu zusammenzusetzen?                    Hinterzimmer«, präsentieren Bonusmaterialien der
Kann Europa angesichts seines aktuellen politischen             vielfältigen dokumentarischen Recherchen, politische
Versagens, ökonomischer Stagnation und seiner                   Debatten, Geheimverhandlungen mit Künstlern,
Verwicklung in uns immer weiter einholende Kriege               offene Proben, inszenierte Plebiszite und das eigent-
zu einem Labor werden für neues Zusammenleben?                  liche Pokerspiel um »Eurotopia«.
Wir brauchen Argumente quer durch Staaten,
                                                                Statements von: Memet Ali Alabora (Türkei), Thomas Bellinck (Belgien),
Milieus, Köpfe. Wieviel kollektive Einbildungskraft             Felicitas Brucker (Deutschland), Ruud Gielens (Belgien), Emre Koyuncuoglu
bringen wir noch auf jenseits eines ökonomischbüro-             (Türkei), Faustin Linyekula (Kongo), Jarg Pataki (Deutschland), Milo Rau
                                                                (Schweiz)
kratischen Regelwerks? Das Theater Freiburg hat
acht renommierte internationale Theaterkünstler aus             Gesamtausstattung: Ortreport & Meier/Franz
                                                                Künstlerische Gesamtleitung & Dramaturgie: Ivo Kuyl und die Dramaturgie
Belgien, der Türkei, dem Kongo, der Schweiz und                 des Theater Freiburg
Deutschland eingeladen, ihr persönliches, radikales
Statement zu Europa zu formulieren. Diese acht
Statements treffen an einem Abend auf der großen
Bühne aufeinander. Die eingeladenen Künstler haben
alle einen ganz spezifischen Bezug zu Europa, sie
werden im Vorfeld der Produktion ausschwärmen im
zeitlichen und räumlichen Sinn, reisen und verweilen,
sie werden rücksichtslos Erfahrungen sammeln
und Regeln brechen. Sie machen eine Kurzoper,
Lecture Performances, Choreografien, Dokumentar-
theater oder rasende Monologe. Am Ende entsteht
eine leidenschaftliche Vermessung der Utopie: An
welchem Haus können wir bauen, was kann Europa
sein?

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dO 16. märz 2017
Premiere, kLeines Haus

taGebücHer des
maidan
mac hT Wec h S el 2: S Zen i Sc h e leSu nG nac h naTalia
            Die Aufstände ukrainischer Bürger im
vO rO Sc h b iT
Winter 2013/14 gegen die eigene Regierung verbindet
sich eng mit dem Platz der Unabhängigkeit in Kiew –
dem Maidan. Die Autorin Natalia Voroschbit und
der Regisseur Andrej Mai führten dort während der
Proteste Gespräche mit den verschiedensten
Menschen und zeichnen ein vielschichtiges Bild von
den Ereignissen. Mit ihrem Recherchestück »Tage-
bücher des Maidan« setzen wir unsere Reihe »Macht-
wechsel« zu gesellschaftlichen Umbrüchen fort.

46                                                          47
FR 5. Mai 2017                                            schauspiel   SA 13. Mai 2017                                            schauspiel
Premiere, Kammerbühne                                                  Premiere, Kleines Haus

Gespräche                                                              Weltveränderer
über uns                               (U r au ffü h r u ng)           Ei n e C h ro n i k d es r as en d en Sti llstan ds (20 0 6 -2017 )
                                                                       vo n An d r e as Li eb man n Vor zehn Jahren hat das
                              Heute. Eine Stadt in der
Sc hau s pi el vo n Ti na M ü ller                                     Theater Freiburg gefragt »In welcher Zukunft wollen
Mitte Europas. Eine Eingerichtete, eine Abge-                          wir leben?« und mit vielen Theaterprojekten unter
sicherte und ein Fremder, ein Schutzsuchender                          der Beteiligung eines erweiterten Ensembles von
begegnen sich. Sie lernen sich kennen, sie gehen                       Freiburger Bürgern Veränderungen hinterfragt und
weit dabei, weiter als sie vielleicht anfangs dachten.                 initiiert. Seitdem haben sich die Entwicklungen
Tina Müller und Ahmed Mohamed ringen zwei                              extrem beschleunigt. Hirnforscher manipulieren die
Jahre lang um eine ehrliche Freundschaft. Sie hinter-                  Neuronenmechanik, die Fortpflanzungsmedizin
fragen die gängigen Grenzen der Toleranz, Fürsorge                     ermöglicht 60-jährige Mütter, die Finanzkrise liegt
und Hilfsbereitschaft. Kann eine Freundschaft                          hinter uns und wieder vor uns, alle Grenzen weg, alle
bestehen, wenn einer von beiden substanzielle Hilfe                    Mauern hoch. Was kann hier Theater? Technische
braucht? Hilfe ist in heutigen Zeiten kompliziert                      Forschung und politische Zustände verändern sich
geworden: Wie kann verhindert werden, dass der                         in einem Tempo, dass darauf vielleicht nur mit Still-
Rest der Familie den hoffnungslosen Weg über das                       stehen reagiert werden kann. Wir stellen die Alter-
Meer antritt? Was bringen Härtefallanträge, Unter-                     native zum Kapitalismus her, wenn wir sie darstellen.
schriftensammlungen, Petitionen? Wie erkläre ich der                   Oder? Für »Weltveränderer« sichtet Andreas
Tochter, dass die Wohnung ein sicheres Versteck vor                    Liebmann Materialien aus den letzten zehn Freiburger
einer Abschiebung ist? Und warum sitzen alle nur                       Theaterjahren, projiziert sie in die weitere Zukunft,
auf ihren Betten und starren auf ihre Smartphones,                     und inszeniert einen Abend, der den Motor all dieser
als könnte sich daraus ein Wunder offenbaren?                          Veränderungsprozesse noch einmal anwirft.

Regie: Sascha Flocken                                                  Regie: Andreas Liebmann

Ein Auftragswerk des Theater Freiburg
Mit Unterstützung der TheaterFreunde Freiburg

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DO 18. bis SA 27. Mai 2017                          schauspiel      Juni 2017                                                  schauspiel
Theater Freiburg                                                    Theater Freiburg

Art of the cities                                                   Human Trade
3 . i nter natio nales B ü rg er b ü h n en festival Die »Bürger-   Network –
bühnen« an deutschen Stadttheatern haben in den
letzten Jahren eine große Erfolgsgeschichte erlebt.
Theaterstücke, die von Laien unter professionellen
                                                                    das Festival
Bedingungen entwickelt werden, brachten andere                      M u lti natio nale R ec h erc h e ü b er M en sc h en han d el
Themen und andere Formen auf die Bühne und sind                     Theaterschaffende aus Ouagadogu, Bangalore,
ein Stück künstlerischer Zukunft des institutionali-                Bukarest/Sibiu und Freiburg stellen sich der Frage:
sierten Theaters geworden. In Freiburg gibt es zwar                 Was ist ein Mensch wert? Denn im globalen Preis-
keine »Bürgerbühne«, dafür aber eine jahrelange                     kampf werden Menschen verkauft oder zumindest
Suchbewegung, wie man in allen Sparten, Schauspiel,                 gehandelt – prekäre Unternehmungen mit hohem
Tanz und Oper, partizipative Inszenierungen und                     Risiko und hohen Gewinnmargen. Die Strukturen
neue Formate anstoßen kann. Zeit also, als Gastge-                  umspannen die Welt, befeuert von Wohlstandsver-
ber zu fungieren für zehn internationale Produktio-                 sprechen, Not, Ungleichheit und der unstillbaren
nen, die alle einen ganz spezifischen Zugriff gewählt               Nachfrage nach »billiger Arbeitskraft«. Das »Human
haben für ihre Geschichte oder ihr Thema, das an                    Trade Network« erprobt ein globales Theater mit
diesem Ort, mit diesen Menschen erzählt werden                      einem Recherchenetzwerk zwischen Deutschland,
muss. Das Festival präsentiert neben Produktionen                   Rumänien, Indien und Burkina Faso. Das Festival
verschiedener »Bürgerbühnen« auch Produktionen                      zeigt vier Theaterprojekte, die sich kooperativ auf
anderer Traditionen, wie britisches »Community                      drei Kontinenten mit Ursachen, Strukturen, Dimen-
Theatre«, oder es blickt nach Osteuropa und Grie-                   sionen und Folgen von Menschenhandel und Arbeits-
chenland, wo die politischen Verhältnisse ein neues                 ausbeutung auseinandergesetzt haben. Dazu gibt
politisches Handeln in Form von Theaterkunst                        es Diskussionen und Expertengespräche: Hat alles,
förmlich erzwingen. Eine Plattform also für Ent-                    was einen Wert hat, auch einen Preis?
stehungsimpulse, Produktionswege und Formate.
                                                                    Internationale Partner: Clemens Bechtel (Deutschland), Abhishek
Besonders erwünscht: Beteiligung der Bürger!                        Majumdar (Indien), Luca Fusi & Ildevert Meda (Burkina Faso), Gianina
                                                                    Carbunariu (Rumänien)

                                                                    Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes

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Tanz & Performance

Tanz &
Performance
D O 20 .10 . 2016                SA 25 . 3 . b i s M O 1 . 5 . 2017      Bevor das deutschlandweit ausgerufene Tanzjahr
     Der Stamm                       DEPOT ERBE                          2016 zu Ende geht, präsentieren wir in der ersten
     G ra ha m S mith                Ligna, Jochen Roller, Joanne        Spielzeithälfte Performances und Choreografien,
D O 17.11 . & FR 18 .11 . 2016       Leighton , J osep Ca ballero        die sich auf wichtige Motive in der Geschichte
     Glas                            García, David Weber-Krebs,          des zeitgenössischen Tanzes beziehen. Der Tanz,
     J enny B eyer                   Helen Schröder & Ekaterina          dem oft nachgesagt wird, er sei formal und selbst-
D O 17.11 . & FR 18 .11 . 2016   	Statkus, Ivana Müller, Mickaël         reflexiv, hat sich im Laufe seiner Geschichte stark
     The Winning Team                Phelippeau, Plan B, Olga De         mit der Frage beschäftigt, zu wem oder zu was er
     Competition                     Soto, Stan’s Cafe, Christin Vahl,   sich verhält. So lassen sich zahlreiche Dualismen
     H elen S chrö der &             Graham Smith, Etienne Bideau-       aufzählen, aus denen prägende Formen und Themen
	Ekatha rina Statkus             	Rey, Anne Mousselet & Gäste            hervorgegangen sind: Tanz & Musik, Tanz & Sprache,
SA 19 .11 . 2016                 D O 23 . 3 . 2017                       Tanz & Körperbilder, Tanz & Zuschauer, Tanz &
     Desire & Discipline             Caen Amour                          Historie sowie Tanz & Biografie. Unsere Stücke
     M at thew R ogers &             Trajal Harrell                      erzählen von jenen Koexistenzen und versammeln
	C hris Leuenb erger             sa 25 . 3 . 2017                        Künstler aus Israel, Russland, Uganda, Belgien,
FR 2 .12 & SA 3 .12 . 2016           The Last Hour                       Deutschland, Kroatien, Schweiz, USA, Schweden,
     Avec Anastasia                  Plan B                              Frankreich und Guinea.
     M ickaël Phelip p eau       fr 7. 4 . & sa 8 . 4 . 2017
FR 2 .12 & SA 3 .12 . 2016           Kreutzberg
     SoLDs’ Open House           	Chris Leuenberger &
     G ra ha m S mith            	Marcel Schwald
D O 15 .12 . 2016                Sa 29 . 4 & so 30 . 4 . 2017
     9000 Steps                      nimmer
     wld n /J oa nne Leighton        A ntje P fun dtner in
MI 8 . 3 . & D O 9 . 3 . 2017        G esellschaf t
     Aus der Reihe tanzen
     A ntje P fun dtn er in      J u n i & j u li 2017
     G esellsc haf t                 Die andere Seite /
                                     The Other Side
52                                   G ra ha m S mith                                                                     53
DO 20. Oktober 2016                         Tanz & Performance   DO 17. & FR 18. November 2016          Tanz & Performance
Kleines Haus                                                     Kleines Haus, doppelabend mit »the winning team«

Der Stamm                                                        Glas
Tanz & Biografie von Graham Smith und der School of              Tanz & Zu sc hau er vo n J en ny B e yer In ihren Stücken
life and dance Freiburg und Jerusalem Der Choreograf             setzt die Choreografin Jenny Beyer das Publikum
Graham Smith holt seine jüngst gegründete Senioren-              ins Verhältnis zum Tanz. Wie vielfältig, politisch und
Tanzgruppe aus Jerusalem zum zweiten Mal nach                    paradox die Rolle des Zuschauers sein kann, zeigte
Freiburg und sucht mit allen zusammenkommenden                   uns schon ihr Stück »Liebe«, bei dem es um Nähe
Mitgliedern des generationenübergreifenden SoLD-                 ging. »Glas« ist das Gegenteil: Es setzt das Publikum
Ensembles nach physischen Formen der Begegnung.                  auf eine weit entfernte Tribüne und hinterfragt, wer
Biografien aus der Nachkriegsgeneration begegnen                 die Distanz aufrecht erhält. Tänzer oder Publikum?
einander, und es entsteht eine Choreografie, die                 Es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine der beiden
für die Gruppe auf einer existenziellen Frage aufbaut:           Gruppen die Grenze aufhebt.
Welchen Platz kann ich innerhalb einer Gemeinschaft
einnehmen, ohne jemanden auszugrenzen?
                                                                 DO 17. & FR 18. November 2016
Eine Kooperation mit der Machol Shalem Dance House Jerusalem     Kammerbühne, doppelabend mit »glas«

                                                                 The Winning Team
                                                                 Competition
                                                                 Tanz & b i og r afi e vo n H elen Sc h rö d er u n d Ek ater i na
                                                                 Statku sAuf ihrem Weg zum Ruhm sind Schröder und
                                                                 Statkus um keine Strategie verlegen. Sie gehen über
                                                                 Leichen der Tanzgeschichte, um sich Choreografien
                                                                 anzueignen, die nicht die ihren sind. Auf der Suche
                                                                 nach der ultimativen Innovation wird kein Kapitel der
                                                                 Geschichte ausgelassen.

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SA 19. November 2016                       Tanz & Performance     FR 2. & SA 3. Dezember 2016           Tanz & Performance
Tanzstudio                                                        Kleines Haus, doppelabend mit »OPEN HOUSE«

Desire &                                                          Avec Anastasia
Discipline                                                        Tanz & b i og r afi e vo n M i c k aël Ph eli ppe au Für seine
                                                                  choreografischen Porträts ist Mickaël Phelippeau
Tanz & Kö r per b i ld er vo n Matth e w Rog ers u n d Ch r i s   bekannt. Sie entstehen aus purem Interesse an
             Die Choreografen und Tänzer Matthew
Leu en b erg er                                                   Menschen, die sonst nicht auf der Bühne stünden.
Rogers und Chris Leuenberger ergründen die                        Mit dem Porträt einer aus Guinea stammenden und
inhärente, jedoch oft unbenannte Erotik im Tanz.                  in Frankreich lebenden 16-jährigen Schülerin ist
Heutzutage, da unser Intimleben in den sozialen                   Phelippeau zum dritten Mal in Freiburg. Über »Avec
Medien zur Schau gestellt wird und pornografische                 Anastasia« sagt er selbst, er präsentiere kein voll-
Darstellung zur Norm geworden ist, verändert sich                 endetes Werk, sondern das Ergebnis einer außer-
unser Verständnis von Erotik. Leuenberger und                     gewöhnlichen Begegnung.
Rogers stellen sich dieser Aufgabe: Ausgehend vom
Phänomen einer Profanisierung der Sexualität in der
Gesellschaft, im Kunstmarkt und in der Unterhal-                  FR 2. & SA 3. Dezember 2016
                                                                  Kleines Haus & Kammerbühne, doppelabend mit
tungsindustrie fragen sie, ob und wie eine erotische              »Avec Anastasia«
Begegnung im Theater möglich ist.

                                                                  SoLDs’ Open
                                                                  House
                                                                  Tanz & s h owi n g vo n G r aham S m ith u n d d er sc h oo l o f
                                                                                 Anschließend an Mickaël Phelippeau
                                                                  li fe an d dan ce
                                                                  präsentieren die vor fünf Jahren von Graham Smith
                                                                  gegründeten SoLD-Gruppen ihre Arbeit als nicht
                                                                  professionelles Tanzensemble. »Open House« ist ein
                                                                  spielzeitübergreifendes Aufführungsformat, das uns
                                                                  einen Einblick in die langjährige Zusammenarbeit
                                                                  von Graham Smith und den drei SoLD-Gruppen gibt.

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SparTe   dO 15. dezember 2016                        TanZ & perfOrmance
         GrOsses Haus

         9000 stePs
                                                 In ihrer Grup-
         TanZ & m u S i k vO n WlD n/J Oan n e lei G hTO n
         penchoreografie »9000 Steps« – die fünfte Arbeit,
         die Joanne Leighton in Freiburg präsentiert – begeben
         sich 6 Tänzerinnen und Tänzer auf die Spuren von
         Steve Reichs »Drumming«, eines der größten High-
         lights der Minimal Music aus dem Jahre 1970. Bei
         »Drumming« sind es die einfachen und sich nach und
         nach verdichtenden Rhythmen, die das Publikum im
         Bann halten. Bei »9000 Steps« ist es das Tempo
         der Tänzerinnen und Tänzer, welches sich mit dem
         Takt der Musik steigert: Aus Gehen wird Laufen, aus
         sich kreuzenden, sich vermehrenden Schritten wird
         Tanz. Nach ihrem einjährigen Stadtprojekt »Die
         Türmer von Freiburg« geht es Leighton diesmal um
         den bewegten Körper und um die Wege, auf die ihn
         Musik und Choreografie bringen. Aus dem Zusammen-
         spiel von Bewegung und Musik entsteht eine kanon-
         artige Choreografie, in der die reine Form hinter die
         zwischenmenschlichen Dynamiken der Tänzerinnen
         und Tänzer tritt. Als wäre »9000 Steps« eine Remini-
         zenz an die ritualisierten und atemberaubenden
         Choreografien von Christian Rizzo und von Anne
         Teresa De Keersmaeker, in den vergangenen Spiel-
         zeiten im Großen Haus.

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