Staatstheater Braunschweig 2022/2023

Die Seite wird erstellt Bettina Scharf
 
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Staatstheater Braunschweig 2022/2023
Staatstheater
Braunschweig
2022/2023
Staatstheater Braunschweig 2022/2023
Staatstheater
Braunschweig
2022/2023
Staatstheater Braunschweig 2022/2023
Hier schlagen unsere
Herzen Wurzeln.                                                          Liebes Publikum,

                                                                         wir können es nicht glauben, dass ein Krieg in Europa unsere Hoffnungen auf die Transfor-
                                                                         mation unserer Gesellschaft hinsichtlich Klimawandel, Gleichberechtigung, Antidiskrimi-
                                                                         nierung so geschmälert hat. Wieder reden wir über Despoten, menschenvernichtende
                                                                         Waffen, Kriegsopfer, Geflüchtete. Und dieser schreckliche Konflikt findet so nah bei uns
                                                                         statt. Wie anachronistisch ist das? Was sind das für Zeiten?

                                                                         In unserem Spielplan wollen wir uns trotz dieses historischen Rückschritts die womöglich
                                                                         umso brennenderen Fragen nach dem gesellschaftlichen Wandel stellen.

                                                                         Im Zentrum steht dabei unser Jahresprojekt »Ausweitung des Ringgebiets«. Hinter dieser
                                                                         durchaus mit Braunschweiger Attributen spielenden Überschrift verbirgt sich eine sparten-
                                                                         übergreifende und perspektivenreiche Auseinandersetzung mit dem mythologischen Stoff
                                                                         »Der Ring des Nibelungen« und dem von diesem Stoff nicht zu trennenden Komponisten
                                                                         Richard Wagner. Dabei werden wir uns auf die Suche nach neuen Ansätzen, nach neuen
                                                                         künstlerischen Formen machen, um den Wagnerschen Weltentwurf zu betrachten, zu
                                                                         hinterfragen, aus einer neuen Sicht heraus zu denken. Es ist das erste Mal in der
                                                                         Geschichte des Staatstheaters, dass wir ein so groß gedachtes Projekt in so konsequenter
                                                                         Weise quer durch alle Sparten miteinander gestalten. Eine kreative Herausforderung.

                                                                         Besonders freut uns auch die Zusammenarbeit mit dem Herzog Anton Ulrich-Museum.
                                                                         Flankierend zur großen Max Beckmann-Ausstellung (28.10.2022 – 12.02.2023) hat das
                                                                         Staatstheater mit dem Museum eine begleitende Reihe konzipiert, die uns den Menschen
                                                                         Beckmann und seine Zeit über sein malerisches Werk hinaus näherbringen wird. Beckmann
                                                                         ist in Braunschweig aufgewachsen und zwar direkt gegenüber dem Staatstheater in einer
                                                                         Wohnung, die heute unsere Schauspieldramaturgie beherbergt. In einige seiner weltbe-
                                                                         rühmten Bilder sind Erfahrungen seiner Braunschweiger Zeit eingeflossen. Gerne gehen
                                                                         wir diese Kooperation mit dem »Louvre des Nordens« ein.

                                                                         Daneben gibt es noch viel zu entdecken, wie z. B. die selten gespielte Oper »Dante« oder
                                                                         die charmante Operette »Cloclo«. Das Tanztheater lädt renommierte Gastchoreograf:innen
                                                                         wie Stijn Celis, Ihsan Rustem, Guy Nader und Maria Campos sowie den Komponisten
                                                                         Steffen Schleiermacher zu Uraufführungen ein. Das Familienstück zur Weihnachtszeit wird
                                                                         dieses Jahr »Robin Hood«. Das Schauspiel stellt sich die Frage nach der Verantwortung des
                                                                         Einzelnen und widmet sich neben klassischen Stoffen wie »Peer Gynt« und dem »Schim-
                                                                         melreiter« auch wieder vielen neuen Texten und Projekten wie dem Rechercheprojekt
                                                                         »Vergessen, dass« über Demenz. Das JUNGE! Staatstheater kooperiert erstmalig mit dem
                                                                         Theater Fadenschein für »Der Bär, der nicht da war«. Unser Orchester hat mit Werken u. a.
                                                                         von Wagner, Bruckner, Debussy bis Rihm und Neuwirth ein sehr prominentes Programm.
                                                                         Überzeugen Sie sich selbst, wie vielfältig die Angebote für die nächste Saison sind.
                                                                         Die Pandemie hoffentlich hinter uns lassend, zeigen wir wieder die ganze Bandbreite
                                                                         unseres ressourcenreichen Mehrspartenhauses. Bleiben Sie uns gewogen.

Ob Kulturprojekte, Umweltinitiativen oder Sportveranstaltungen           Ihre

– wir engagieren uns für vielfältige Projekte im Braunschweiger          Dagmar Schlingmann		              Stefan Mehrens
Land. Und das aus Überzeugung. Schließlich sind wir seit über 265        Generalintendantin		              Verwaltungsdirektor

Jahren ein starker Partner für die Menschen hier vor Ort. Und tief
in der Region verwurzelt.

oeffentliche.de/engagements
                                                                     3   Editorial
Staatstheater Braunschweig 2022/2023
September                                                           Oktober                                          November                                                         Dezember
                                                                                                                                                                                      AUSWEITUNG DES RINGGEBIETS

And the Stars Look Very                                             SAWTIK.  Deine Stimme                            Die lange Nacht der                                              tanzwärts!     Extrem
Different  Today                                                                                                     Literatur
                                                                         tanz JUNG!
                                                                    WIEDERAUFNAHME
                                                                    C: Taoufiq Izzediou                                                                                                    Tanzprojekt mit Braunschweiger:innen
                                                                                                                                                                                      URAUFFÜHRUNG
        Schauspiel
WIEDERAUFNAHME                                                      06.10.2022, Kleines Haus                         05.11.2022, Kleines Haus & Aquarium                              C: Tanzensemble
Eine musikalische Hommage an David Bowie                                                                                                                                              02.12.2022, Kleines Haus
                                                                    AUSWEITUNG DES RINGGEBIETS

                                                                                                                     Wilhelm Raabe-
R: Deborah Epstein

                                                                    Das Musikdrama
                                                                        Rheingold                                                                                                     Cloclo
09.09.2022, Aquarium

                                                                                                                     Literaturpreis
PeerSchauspiel
     Gyntvon Henrik Ibsen                                           PREMIERE       von Richard Wagner                                                                                     Operette von Franz Lehár
                                                                                                                                                                                      PREMIERE
                                                                    ML: Srba Dinić, R: Isabel Ostermann              Preisverleihung                                                  ML: Mino Marani, R: Dirk Schmeding
PREMIERE                                                            08.10.2022, Großes Haus                          06.11.2022, Kleines Haus                                         03.12.2022, Großes Haus
R: Michael Talke

                                                                    Salut Salon – Die Magie                          Das Lied der Stadt                                               Die Zauberflöte
10.09.2022, Großes Haus
AUSWEITUNG DES RINGGEBIETS

                                                                    der     Träume                                   (nicht für   dich)                                                      Oper von Wolfgang Amadeus Mozart
                                                                                                                                                                                      WIEDERAUFNAHME

To Fall JUNGES!
         Safely                                                                                                                                                                       ML: Christine Strubel, R: Dagmar Schlingmann
                                                                    Gastspiel                                               Schauspiel von Ivana Sajko
                                                                                                                     URAUFFÜHRUNG                                                     09.12.2022, Großes Haus
URAUFFÜHRUNG    Musiktheater von Katharina Kern                     09.10.2022, Großes Haus                          R: Malena Große

                                                                                                                                                                                      Der Prozess       I – Eichmann
& Jeannette Petrik (Libretto) & Diana Syrse (Komposition)                                                            12.11.2022, Aquarium

                                                                    Frau Ada   denkt Unerhörtes
ML: Johanna Motter, R: Jörg Wesemüller

                                                                                                                     Braunschweig International 10.12.2022, Kleines Haus
11.09.2022, Lokpark                                                                                                                                                                          Schauspiel von krügerXweiss
                                                                                                                                                                                      WIEDERAUFNAHME
                                                                           Schauspiel von Martina Clavadetscher
                                                                    WIEDERAUFNAHME

Theaterfest                                                                                                          Film        Festival
                                                                    R: Milena Mönch

                                                                                                                                                                        Das geheime Leben
                                                                    14.10.2022, Aquarium
Spielzeitauftakt                                                                                                     Preisverleihung

                                                                    2.  Sinfoniekonzert                                                                                 des Waldes
18.09.2022, Großes & Kleines Haus                                                                                    12.11.2022, Großes Haus

Vergessen,      dass                                                                                                 Robin          Hood
                                                                    Werke von Ravel, Bartók                                                                                       JUNGES! Konzert für Kinder ab 7 Jahren
                                                                                                                                                                                      PREMIERE
                                                                    ML: Stefan Soltesz                                                                                  ML: Thomas Dorsch, Juri Tetzlaff
      Stückentwicklung von Jan Neumann
URAUFFÜHRUNG                                                        16. / 17.10.2022, Großes Haus                    PREMIERE  JUNGES! Familienstück zur Weihnachtszeit 11. / 12.12.2022, Großes Haus
R: Jan Neumann                                                                                                       von Stephan Beer & Georg Burger
                                                                    AUSWEITUNG DES RINGGEBIETS

                                                                                                                                                                                      4.  Sinfoniekonzert
23.09.2022, Kleines Haus                                                                                             R: Stephan Beer

                                                                    Siegfried    – Eine Bewegung                     13.11.2022, Großes Haus
AUSWEITUNG DES RINGGEBIETS
                                                                                                                                                                                      Werke von Rihm, Ives, Krenek, Mozart

1.  Sinfoniekonzert                                                                                                  Der ideale       Mann
                                                                           Tanztheater von Steffen Schleiermacher
                                                                    URAUFFÜHRUNG                                                                                                      ML: Marc Niemann
                                                                    (Komposition) und Gregor Zöllig (Choreografie)                                                                    18. / 19.12.2022, Großes Haus
Werke von Wagner, Mendelssohn Bartholdy, Liszt                      ML: Srba Dinić                                       Komödie von Oscar Wilde
                                                                                                                     PREMIERE
ML: Srba Dinić                                                      29.10.2022, Großes Haus                          Deutsche Fassung von Elfriede Jelinek nach einer Übersetzung
25. / 26.09.2022, Großes Haus                                                                                        von Karin Rausch
                                                                                                                     R: Dagmar Schlingmann

Amerikanische                                                                                                        19.11.2022, Kleines Haus

Traum-Musik                                                                                                          Das Hotel
JUNGES! Konzert für Kinder ab 5 Jahren & Familien                                                                           Theaterstück
                                                                                                                     SZENISCHE LESUNG
ML: Santiago E. Osorio, Musik: Aaron Copland                                                                         von Max Beckmann
29. / 30.09. / 03.10.2022, Kleines Haus                                                                              R: Lukas Pergande
                                                                                                                     25. / 27.11.2022, Aquarium

Häppi Bürste
       JUNGES! Schauspiel
WIEDERAUFNAHME                                                                                                       3.  Sinfoniekonzert
ML: Jörg Wockenfuß, R: Jörg Wesemüller                                                                               Werke von Brahms, Mozart, Schleiermacher
30.09.2022, Lokpark                                                                                                  ML: Srba Dinić
                                                                                                                     27. / 28.11.2022, Großes Haus

Her. Olimpia.                                                                                                        Trojan Rooms
Maschinenerotik                                                                                                              tanz JUNG!
                                                                                                                     WIEDERAUFNAHME
        Installatives Schauspiel von Christoph Diem
WIEDERAUFNAHME                                                                                                       C: Tiago Manquinho
R: Christoph Diem                                                                                                    24.11.2022, Kleines Haus
23.09.2022, Aquarium

4                                              Spielzeitübersicht                                                    5                                           Spielzeitübersicht
Staatstheater Braunschweig 2022/2023
Januar                                                              Februar                                                 März                                                           April

Woyzeck                                                             Der hinkende Teufel /                                   Schimmelreiter                                                 Dante
                                                                    Die Geschichte vom
      Schauspiel nach Georg Büchner
WIEDERAUFNAHME                                                                                                                  Schauspiel nach der Novelle von Theodor Storm
                                                                                                                            PREMIERE                                                          Oper von Benjamin Godard
                                                                                                                                                                                           PREMIERE
von Tom Waits, Kathleen Brennan & Robert Wilson                                                                             R: Felicitas Brucker                                           ML: Mino Marani, R: N.N.

                                                                    Soldaten
R: Ulrike Arnold, ML: Clemens Rynkowski                                                                                     11.03.2023, Großes Haus                                        01.04.2023, Großes Haus
06.01.2023, Großes Haus
                                                                                                                            AUSWEITUNG DES RINGGEBIETS

                                                                                                                                                                                           Mach  mit!
                                                                        Komische Kammeroper von Jean Françaix /
                                                                    PREMIERE

Niemand        wartet auf dich                                                                                              Die Walküre
                                                                    Musiktheater von Igor Strawinsky
                                                                    ML: Mino Marani, R: Jessica Schauer                                        (AT)                                           JUNGES! Schauspiel
                                                                                                                                                                                           PREMIERE
   Schauspiel von Lot Vekemans
PREMIERE                                                            04.02.2023, Kleines Haus                                      Schauspiel von Caren Jeß
                                                                                                                            URAUFFÜHRUNG                                                   R: Merlin Mölders
R: Udo van Ooyen                                                                                                            R: Alexandra Holtsch                                           April 2023, Aquarium

                                                                    Die letzte Pflanze…
13.01.2023, Kleines Haus                                                                                                    16.03.2023, Kleines Haus

                                                                                                                                                                                      Der Diamantenherzog und
Der Weg der Arbeitenden                                             wird dietanzerste  sein.                                Der Bär,    der     nicht       da     war
                                                                                                                                JUNGES! Schauspiel nach dem Bilderbuch von Oren Lavie das brennende Schloss
KlasseEinins   Paradies                                                          JUNG!
                                                                    WIEDERAUFNAHME                                          PREMIERE
                                                                    C: Teresa Rotemberg                                     Kooperation mit dem Theater Fadenschein                          Gastspiel, Hip-Hop-Oper mit der Jazzkantine
                                                                                                                                                                                           WIEDERAUFNAHME
          Projekt von Daniele Szeredy nach dem Film »La
URAUFFÜHRUNG                                                        08.02.2023, Kleines Haus                                R: Katharina Schmidt & Miriam Paul                             08.04.2023, Großes Haus
classe oparaia va in Paradiso« von Elio Petri & Ugo Pirro                                                                   19.03.2023, Theater Fadenschein
                                                                                                                                                                                           AUSWEITUNG DES RINGGEBIETS

                                                                    Dog Oper
                                                                         Days
R: Daniele Szeredy
                                                                                                                            AUSWEITUNG DES RINGGEBIETS

                                                                                                                                                                                           tanzwärts!     Generationen
20.01.2023, Aquarium

                                                                                                                            7.  Sinfoniekonzert
                                                                    PREMIERE von David T. Little

Professor        Mamlock                                            ML: Alexis Agrafiotis, R: Balázs Kovalik                                                                                    Tanzprojekt mit Braunschweiger:innen
                                                                                                                                                                                           URAUFFÜHRUNG
                                                                    11.02.2023, Großes Haus                                 Werk von Richard Wagner                                        C: Tanzensemble
    Schauspiel von Friedrich Wolf
PREMIERE                                                                                                                    ML: Srba Dinić                                                 14.04.2023, Kleines Haus

                                                                    Silent Bodies           – Loud Voices
R: Christoph Mehler                                                                                                         19. / 20.03.2023, Großes Haus

                                                                                                                                                                                           8.  Sinfoniekonzert
21.01.2023, Großes Haus
                                                                           Dreiteiliger Tanzabend mit Choreogafien von
                                                                    URAUFFÜHRUNG

Slow         Violence                                               Stijn Celis, Ihsan Rustem, Guy Nader und Maria Campos                                                                  Werke von Firsova, Daetwyler, Neuwirth, Debussy
                                                                    25.02.2023, Großes Haus                                                                                                ML: Mario Parisotto
Fünfteiliges Mini-Residenzprogramm                                                                                                                                                         16. / 17.04.2023, Großes Haus

                                                                    6.   Sinfoniekonzert
Kuratiert von: Lukas Pergande

                                                                                                                                                                                           Meeres-Sinfonie
28.01. – 12.03.2023, Aquarium
                                                                    Werk von Anton Bruckner

5.  Sinfoniekonzert                                                 ML: Gerd Schaller                                                                                                      JUNGES! Konzert für Jugendliche & Erwachsene
                                                                    26. / 27.02.2023, Großes Haus                                                                                          Moderiertes Konzert mit Musik von Claude Debussy
Werke von Schleiermacher, Mintzer, Strauss                                                                                                                                                 18.04.2023, Großes Haus
ML: Srba Dinić

                                                                                                                                                                                           Annie
29. / 30.01.2023, Großes Haus

                                                                                                                                                                                              JUNGES! Musical von Charles Strouse (Musik)
                                                                                                                                                                                           PREMIERE
                                                                                                                                                                                           & Martin Charhin (Liedtexte)
                                                                                                                                                                                           ML: Mike Garling, R: Markus Schneider
                                                                                                                                                                                           29.04.2023, Großes Haus

6                                              Spielzeitübersicht                                                           7                                         Spielzeitübersicht
Staatstheater Braunschweig 2022/2023
Mai                                                              Juni
                                                                 AUSWEITUNG DES RINGGEBIETS

Aus Sprechoper
    der Fremde                                                   Götterdämmerung
PREMIERE       in 7 Szenen von Ernst Jandl
R: Christoph Diem                                                    Musikdrama von Richard Wagner
                                                                 PREMIERE
05.05.2023, Aquarium                                             ML: Srba Dinić, R: Isabel Ostermann, Dagmar Schlingmann,
                                                                 C: Gregor Zöllig

Stolz und Vorurteil*
                                                                 03.06.2023, Großes Haus
                                                                 AUSWEITUNG DES RINGGEBIETS

(*oder  so)                                                      Ausweitung des
    Komödie von Isobel McArthur nach Jane Austen
PREMIERE
R: N.N.
06.05.2023, Kleines Haus                                         Ringgebiets. Das Festival
JUNGE!            Blümchen
                                                                 07. – 19.06.2023, Großes & Kleines Haus, Stadtgebiet
                                                                 AUSWEITUNG DES RINGGEBIETS
von Kindergartenkindern für Senior:innen am Muttertag
14.05.2023, in der Stadt
                                                                 10.     Sinfoniekonzert
9.  Sinfoniekonzert
                                                                 Werke von Vivaldi, Scelsi, Wagner
                                                                 ML: Mino Marani
Werke von Rachmaninow, Tschaikowsky                              19. / 25.06.2023, Großes Haus
ML: Srba Dinić
14. / 15.05.2023, Großes Haus
                                                                 Die InselJUNGES!
                                                                             desSchauspiel
                                                                                   Dr. Moreau
Funken
                                                                 WIEDERAUFNAHME            nach H. G. Wells
                                                                 R: Markolf Naujoks
   JUNGES! Schauspiel von Till Wiebel
PREMIERE                                                         22.06.2023, Lokpark
R: Emel Aydoğdu
26.05.2023, Kleines Haus
                                                                 Klassik         auf dem Hügel
                                                                 JUNGES! Konzert für Kinder ab 6 Jahren & Familien
                                                                 Musik für vier Fagotte
                                                                 28. / 30.06. / 02.07.2023, Theaterpark

                                            Weitere Wiederaufnahmen
                                            in Planung:

                                            Clevergirl. Mit                             Freiheit und
                                            Angstmän auf                                Widerstand – Ich
                                            intergalaktischer                           bin nicht Sophie
                                            Mission                                     Scholl
                                            JUNGES! Schauspiel                          JUNGES! Schauspiel

                                            Fake     Voices                             knistern knuspern
                                                                                        rauschen
                                            JUNGES! Musiktheater

                                                                                        JUNGES! Konzert

8                                           Spielzeitübersicht                                                              9   Brendon Feeney, Tanztheater
Staatstheater Braunschweig 2022/2023
Ausweitung des
   Ringgebiets
                                                  Eine spartenübergreifende Neuinter-
                                                  pretation von Richard Wagners »Der
                                                  Ring des Nibelungen«, wie sie noch kein
                                                  Theater zuvor versucht hat, steht im
                                                  Mittelpunkt der Spielzeit 2022 / 2023.
                                                  Das Musiktheater, das Staatsorchester,
                                                  das Schauspiel, das Tanztheater und
                                                  das JUNGE! Staatstheater bündeln ihre
                                                  Kräfte. Ein umfangreiches Rahmen-
                                                  programm sorgt für eine »Ausweitung
                                                  des Ringgebiets« – nicht nur in den Stadt-
                                                  raum Braunschweigs hinein. Zum Finale
                                                  im Juni 2023 lädt das Staatstheater
                                                  zu einem zwölftägigen Ring-Festival mit
                                                  u. a. zwei zyklischen Aufführungen von
                                                  »Das Rheingold«, »Die Walküre (AT)«
                                                  (UA),»Siegfried – Eine Bewegung« (UA)
                                                  und »Götterdämmerung«.

   10            Braunschweig, Kattreppeln   11   Ausweitung des Ringgebiets
Staatstheater Braunschweig 2022/2023
Den »Ring« umgibt wie vielleicht kein anderes        Diesen Fragen will sich das Staatstheater
                                Werk der Musiktheatergeschichte ein Nimbus           Braunschweig unter dem Titel »Ausweitung
                                des Monumentalen. Im Laufe der Rezeptions-           des Ringgebiets« stellen – natürlich in Anspie-
                                geschichte galt und gilt er als Prestigeprojekt      lung auf die Braunschweiger Stadtteile Östli-
                                und Machtgebärde in der Theaterwelt und in           ches und Westliches Ringgebiet, die ihre
                                der Politik. Gleichzeitig wurden anhand von          Namen in den 1880er Jahren erhielten, als
                                Neuinszenierungen regelmäßig Anstöße zu den          begonnen wurde, eine Ringstraße um den his-
                                aktuellen Themen der jeweiligen Zeit gesucht,        torischen Stadtkern zu bauen, der wiederum
                                schildert Wagner doch in seinem Epos eine            von der Oker wie ein Ring umschlossen wird.
                                Welt im Umbruch, demokratische Zerfallspro-
                                zesse und den Verlust eines Narrativs, das      Ausgehend von Wagners »Ring des Nibelun-
                                vorbehaltlos geteilt wird.                      gen« möchte das Staatstheater Braunschweig
                                                                                einen Weg einschlagen, der sich dezidiert aus
                                Auch in Braunschweig hat das Werk eine lange den Qualitäten eines Mehrspartenhauses ent-
                                Geschichte. Bereits 1878 / 1879, zwei Jahre     faltet und aktiv den Austausch mit der Stadt-
                                nach der Uraufführung in Bayreuth, wurde        gesellschaft sucht. Dabei wird die Idee eines
                                Richard Wagners »Der Ring des Nibelungen« in »Universalgenies« wie bei Wagner durch die
                                Braunschweig im Theater am Steinweg erst-       Exzellenz von Kollektiven aus verschiedenen
                                mals aufgeführt – als vierte Bühne der Welt mit Sparten ersetzt. Es geht also nicht mehr nur
                                einer zyklischen Wiedergabe nach München,       um eine Synthese der Künste zu einem
                                Leipzig und Wien. Es folgten in den nächsten    Gesamtkunstwerk, sondern viel mehr um die
                                Jahrzehnten weitere Interpretationen und nach Gebrochenheit und Heterogenität als Modell
                                1945 zunächst »Die Walküre« (1954 / 1955        einer Gesellschaft in Transformation.
                                und 1969 / 1970), »Das Rheingold«
                                (1958 / 1959) und »Siegfried« (1964 / 1965)     In einem gemeinsamen Arbeitsprozess widmen
                                einzeln. Dann 1976 – 78 wieder als »Ring«, 1981 sich die Sparten des Hauses in der Spielzeit
                                als Zyklus von Heribert Esser (Musikalische     2022 / 2023 einer Neuinszenierung des
                                Leitung) und Hans-Peter Lehmann (Regie) und »Rings«.
                                zuletzt 1999 – 2001 von Jonas Alber (Musikali-
                                sche Leitung) und Uwe Schwarz (Regie), dabei
                                2001 auch als Zyklus.

                                Die Schaffung wie die Rezeption eines musik-
                                theatralen Kunstwerks waren für Richard Wag-
                                ner (1813 – 1883) untrennbar mit dem
                                Anspruch verbunden, gesellschaftspolitische
                                Ideen und Visionen aufzuzeigen und so unmit-
                                telbar zu den Diskursen seiner Zeit beizutragen.
                                Dieses »Neue« meint hierbei auch stets eine
                                Reform des Theaters – die Mittel der »klassi-
                                schen« Oper waren in seinen Augen nunmehr
                                unzulänglich. Heute haben sich die Mittel der
                                darstellenden Künste erneut verändert und die
                                Theater sehen sich mit den Fragen konfron-
                                tiert: Welche Formen und Formate, welche
                                Arbeitsweisen und Rezeptionshaltungen sind
                                heute zeitgemäß? Wie verortet sich das Theater
                                in der Stadtgesellschaft?

12   Braunschweig, Jahnstraße   13                              Ausweitung des Ringgebiets
Staatstheater Braunschweig 2022/2023
Das Rheingold                                                            To Fall Safely
                                MUSIKTHEATER Vorabend des Bühnenfestspiels »Der Ring                     JUNGES! Uraufführung
                                des Nibelungen« von Richard Wagner                                       Premiere am 11.09.2022, Lokpark
                                Premiere am 08.10.2022, Großes Haus
                                                                                                         Das Auftragswerk an die Komponistin Diana Syrse und Katharina Kern
                                Den sogenannten Vorabend des »Rings« gestaltet das Musiktheater mit      & Jeannette Petrik (Libretto) fragt: Wie können wir Richard Wagners
                                Gesangssolist:innen aus dem Ensemble sowie Gästen und dem Staats-        Einfluss in der Gegenwart anerkennen und uns gleichzeitig von ihm
                                orchester Braunschweig. Drei Schauspieler:innen ergänzen die Beset-      befreien? Die Musikalische Leitung liegt bei Johanna Motter, Regie
                                zung. Regie führt Isabel Ostermann, die Musikalische Leitung liegt bei   führt Jörg Wesemüller. Eine Produktion für eine Sopranistin, einen
                                Generalmusikdirektor Srba Dinić. Mehr auf S. 20.                         Countertenor, einen Bariton und eine:n Tänzer:in. Mit dem Staatsor-
                                                                                                         chester Braunschweig. Mehr auf S. 38.

                                Die Walküre (AT)                                                         Konzertprogramm
                                                                                                         zur »Ausweitung des Ring-
                                SCHAUSPIEL Uraufführung
                                Premiere am 16.03.2023, Kleines Haus

                                Für den Beitrag des Schauspiels zum »Ring« schreibt die mehrfach         gebiets«
                                preisgekrönte Autorin Caren Jeß ein neues Stück für das Staatstheater
                                Braunschweig. Inszenieren wird Alexandra Holtsch, die nicht nur          STAATSORCHESTER Sinfoniekonzerte 1, 7 & 10
                                Regisseurin, sondern auch Komponistin ist. Eine Produktion für           25. & 26.09.2022; 19. & 20.03.2023; 19. & 25.06.2023, Großes Haus
                                Schauspieler:innen, Instrumentalist:innen und einen Sänger.
                                Mehr auf S. 28.                                                          Das »Unbehagen«, das die Kunst und das Wirken Wagners verbunden
                                                                                                         mit seinem Antisemitismus und dessen Rezeptionsgeschichte hervorru-
                                                                                                         fen, ist Anlass für einige programmatische Gegenüberstellungen und

                                Siegfried – Eine Bewegung                                                Ergänzungen im Konzertprogramm, das das »Ring-Projekt« begleitet.
                                                                                                         Die Faust-Sinfonie von Franz Liszt, der gewissermaßen als Chefdenker
                                                                                                         des sogenannten »Neudeutschen« gelten kann, ist in Verbindung mit der
                                TANZTHEATER Uraufführung                                                 Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy hierbei wie ein musikalischer
                                Premiere am 29.10.2022, Großes Haus                                      Steinbruch zu denken: Wagner bedient sich aus dessen Material
                                                                                                         während seiner frühen Schaffensphase zur Entwicklung seiner eigenen
                                Das Tanztheater beteiligt sich mit einem Auftragswerk an den Leipziger   Tonsprache. Unvermeidlich ist es, auch dabei seinen Antisemitismus zu
                                Komponisten Steffen Schleiermacher, der den inhaltlichen Kern aus        denken und auszustellen: die, nach Adorno, »Amfortaswunde im
                                Wagners Oper in eine Lebensrealität transferiert, in der Natur nur       Fleisch der deutschen Kulturgeschichte«, die nicht heilen kann und
                                noch eine Behauptung ist. Die Choreografie besorgt Gregor Zöllig. Mit    heilen darf. Die Präsentation des Siegfried-Idylls, als Überforderung
                                dem Tanzensemble und dem Staatsorchester Braunschweig.                   des Helden, in Kombination mit »Natura renovatur« von Giacinto Scelsi
                                Mehr auf S. 34.                                                          kann als Abbildung des Scheiterns der sozialen Utopie Wagners (nicht
                                                                                                         der musikalischen!) und der Lichtseite seines avantgardistischen Ansat-
                                                                                                         zes verstanden werden. Die Frage nach der Fortschreibung des Werk-

                                Götterdämmerung                                                          Gedankens steht im Raum; vermittelt werden soll, dass Wagnerkritik
                                                                                                         unweigerlich immer auch eine Kritik der Moderne ist…
                                                                                                         Mehr auf S. 46 & 48 .
                                ALLE SPARTEN Dritter Tag des Bühnenfestspiels »Der Ring
                                des Nibelungen« von Richard Wagner
                                Premiere am 03.06.2023, Großes Haus

                                Das Ende der Tetralogie markiert gleichzeitig den Höhepunkt der
                                Braunschweiger »Ausweitung des Ringgebiets«. Die zuvor in einzelnen
                                Projekten arbeitenden Sparten kommen in dieser Produktion zusam-
                                men und erforschen neue Potentiale des kollektiven Arbeitens. So wird
                                zwar die gesamte Musik der »Götterdämmerung« mit Staatsorchester
                                und Sänger:innen erklingen, aber mit unterschiedlichen ästhetischen
                                Sprachen und Sichtweisen inszeniert, choreografiert, erforscht…
                                Mehr auf S. 22 & 35.

14   Braunschweig, Bockstwete   15                                               Ausweitung des Ringgebiets
Staatstheater Braunschweig 2022/2023
Ring-Modulator
                                  Zur »Ausweitung des Ringgebiets« hat das        JUNGES! Projektreihe
                                  Staatstheater gemeinsam mit der jungen          Fortlaufend während der gesamten Spielzeit an besonderen
                                  Braunschweiger Fotografin Melina Rudolf         Orten der Stadt
                                  eine Fotoserie produziert. Die ersten Bilder,
                                  aufgenommen im Braunschweiger Stadt-            Der »Ring-Modulator« ist ein partizipatives, spartenübergreifendes
                                  raum, sind hier zu sehen. Melina Rudolf         Projekt des JUNGEN! Staatstheaters und bringt Musik, Motive,
                                  studiert an der HBK Braunschweig Kunst-         Geschichten, Orte und Figuren aus Richard Wagners »Ring des Nibe-
                                  wissenschaft und interessiert sich für die      lungen« auf eine Braunschweiger Frequenz. Menschen und Architektur
                                  Schnittstelle zwischen Dokumentation und        werden befragt, Workshops und Aktionen sorgen für eine »Ausweitung
                                  Inszenierung in der Fotografie.                 des Ringgebiets«. Ein Projekt von Iris Kleinschmidt und Sarit Streicher.
                                                                                  Mehr auf S. 44.

                                                                                  tanzwärts! Extrem
                                                                                  TANZTHEATER Uraufführung
                                                                                  Premiere am 02.12.2022, Kleines Haus

                                                                                  Angelehnt an Gregor Zölligs Neuinterpretation des »Siegfried« beschäf-
                                                                                  tigen sich auch in »tanzwärts! Extrem« die teilnehmenden Braun-
                                                                                  schweiger:innen mit Themen des Widerstands und des Aufbruchs.
                                                                                  Aktivist:innen, die die Welt verändern wollen – und zwar JETZT und
                                                                                  nicht irgendwann. Was treibt sie an? Wann stehen wir selbst für etwas
                                                                                  ein und setzen mit unseren bewegten Körpern ein Zeichen?
                                                                                  Mehr auf S. 35.

                                                                                  tanzwärts! Generationen
                                                                                  TANZTHEATER Uraufführung
                                                                                  Premiere am 14.04.2023, Kleines Haus

                                                                                  »tanzwärts!« versteht sich schon von Beginn an als generationenüber-
                                                                                  greifendes Projekt. Inspiriert durch die »Götterdämmerung« werden
                                                                                  diesmal die Generationen selbst zum Thema. Nur wenn die alte Ord-
                                                                                  nung in Frage gestellt wird, kann etwas Neues entstehen. Aber: Es ist
                                                                                  gar nicht so leicht, in die Fußstapfen der »Älteren« zu treten. Möchte
                                                                                  das eine jüngere Generation überhaupt? Mehr auf S. 35.

                                                                                  Ausweitung des Ringgebiets.
                                                                                  Das Festival
                                                                                  ALLE SPARTEN
                                                                                  07.–19.06.2023, Großes & Kleines Haus, Lokpark, Stadtraum

                                                                                  Im Juni 2023 lädt das Staatstheater Braunschweig zu einem zwölftägi-
                                                                                  gen Ring-Festival mit zwei zyklischen Aufführungen (07.06. – 10.06. &
                                                                                  13.06. – 18.06.) von »Das Rheingold«, »Die Walküre (AT)« (Uraufführung),
                                                                                  »Siegfried – Eine Bewegung« (Uraufführung) und »Götterdämmerung«.
                                                                                  Begleitet werden die Zyklen von einem Sinfoniekonzert mit u. a.
                                                                                  Wagners »Siegfried-Idyll«, Interventionen im Stadtraum, Gesprächs-
                                                                                  runden und einer besonderen Opernjukebox.

16   Braunschweig, Lessingplatz   17
Die Geschichte                                  Zyklus             Sicher ist alle
Max Beckmann                  Das Staatstheater Braun-
                              schweig und das Herzog
                              Anton Ulrich-Museum veran-
                              stalten gemeinsam eine
                                                                                vom Soldaten
                                                                                 MUSIKTHEATER von Igor Strawinsky
                                                                                am 11. & 12.02.2023
                                                                                im Herzog Anton Ulrich-Museum
                                                                                                                                Max Beckmann

                                                                                                                                STAATSORCHESTER
                                                                                                                                                   Kunst auch Rausch
                                                                                                                                »Musik und Bilder« Das Schauspiel des Staatstheaters Braun-
                                                                                                                                                 Sinfoniekonzerte 3 / 4 / 5
                                                                                                                                                                                  schweig entwickelt ein akustisch-theatrales
                                                                                                                                                                                  Close-up in drei Schritten zum Künstler Max

                              Reihe begleitend zur großen
                                                                                                                              sonntags mit anschließendem Lunch und               Beckmann.
                                                                                Premiere im Kleinen Haus                      Museumsbesuch im HAUM

                              Sonderausstellung »Max
                                                                                (mit »Der hinkende Teufel« von Jean Françaix) 27. / 28.11.2022; 18. / 19.12.2022;

                                                                                                                                                                                  Das Hotel
                                                                                am 04.02.2023                                 29. / 30.01.2023, Großes Haus

                              wird Beckmann. Es begann                          Musikalische Leitung: Mino Marani               Werke der Komponisten Steffen Schleierma-

                              in Braunschweig«.
                                                                                Regie: Jessica Schauer                          cher, dessen Auftragskomposition mit dem          SCHAUSPIEL Theaterstück von Max Beckmann
                                                                                                                                Titel »The Beginning – Fünf Beckmann Bilder«      Szenische Lesung, eingerichtet von

                              (28.10.2022 – 12.02.2023)
                                                                                Max Beckmanns Schaffen ist in Teilen geprägt    uraufgeführt wird, und Wolfgang Rihm, der in      Lukas Pergande
                                                                                von grimmig ironischen Bildfolgen mit grotes- verschiedenen Werken seines Œuvres Arbeiten         25. / 27.11.2022, Aquarium
                                                                                ken Gestalten von pulsierendem Leben,           von Max Beckmann reflektiert und deutet, wer-
                                                                                leuchtender Farbkraft und dramatischer          den in einem programmatischen Kontext mit         Max Beckmann als Dramatiker: »Das Hotel« ist
                                                                                Rhythmik mit kontrastierenden lyrischen und     Musik aus Beckmanns Schaffenszeit präsen-         ein Panorama einer Dekadenzgesellschaft, ein
                                                                                introvertierten Tönen (Selbstporträts). Viele   tiert. Dabei sind auch die Vorlieben des          Theater des Lebens. Im Zentrum steht als eine
                                                                                Gemälde sind theatral anmutende Bildinsze-      Malers, dessen Lieblingskomponisten Wolf-         Art Selbstporträt Beckmanns der Hoteldirektor
                                                                                nierungen und zeigen tatsächlich immer          gang Amadeus Mozart und Igor Strawinsky           Zwerch, der zwischen seiner Frau und seiner
                                                                                wieder die Welt des Theaters, des Zirkus und    gewesen sind, prägend für das Programm.           Geliebten steht und letztlich beide Frauen in
                                                                                des Varietés. Das Thema des Zurschaustel-       Die Aufführung des »Heldenlebens« von             den Tod treibt. »Wenn man dies alles, den
                                                                                lens trieb ihn zeitlebens an. Viele Gemälde     Richard Strauss trägt dem Umstand Rechnung,       ganzen Krieg oder auch das ganze Leben nur
                                                                                sind gleichermaßen Stills des »Welttheaters«;   dass Max Beckmann einer der bedeutendsten         als eine Szene im Theater der Unendlichkeit
                                                                                sie sind wesentlich beeinflusst durch die       Selbstporträtisten der Kunstgeschichte ist.       erfasst, dann ist vieles leichter zu ertragen.«
                                                                                Erfahrungen des Künstlers im Ersten Welt-       Richard Strauss ist der einzige Komponist von
                                                                                krieg und durch die dramatischen politischen    Weltrang, der das musikalische Selbstporträt
                                                                                Entwicklungen während seines Exils nach         in vielfältiger Weise pflegte. Hier die Aufzäh-
                                                                                1937. Strawinskys Spiel für eine Wanderbühne lung von einigen weiteren entsprechenden             Max wird
                                                                                aus dem Kriegsjahr 1917, »Die Geschichte vom    Werken: »Tod und Verklärung«, »Sinfonia
                                                                                Soldaten«, bildet in verschiedener Hinsicht die domestica« und die Konversationsoper »Inter-
                                                                                                                                mezzo«, die das intime Familienleben des
                                                                                                                                                                                  Beckmann
                                                                                frühe Erfahrungswelt Beckmanns ab.
                                                                                Vom Regen in die Traufe, mag Strawinskys        Komponisten auf die Bühne bringt. Hierbei         SCHAUSPIEL Sound-Installation von
                                                                                namenloser Soldat denken – denn auf dem Weg kommt es zur Gegenüberstellung von Beispie-           Alexandra Holtsch
                              Max Beckmann (1884–1950), einer der wich-         zum Heimaturlaub begegnet er ausgerechnet       len verfemter und gefeierter Kunst der natio-     Ab Oktober 2022, Museumspark
                              tigsten und einflussreichsten Maler des 20.       dem Teufel. Der verspricht ihm große Reichtü- nalsozialistischen Zeit.
                                                                                mer, wenn der Soldat ihm seine Geige über-                                                        Mit Textschnipseln, Original-Tönen aus
                              Jahrhunderts, schuf seine Hauptwerke in Ber-      lässt, doch der Teufel hat noch eine Bitte: Der                                                   Tagebüchern, Briefen, Schriften und Doku-
                              lin, Frankfurt, Paris, Amsterdam, St. Louis und
                              New York. Wenig beachtet wird meist, dass
                                                                                Soldat möge ihm das Geigenspiel beibringen.
                                                                                Allerdings vergehen nicht – wie er meint – drei Beckmanns                                         menten von Zeitgenossen entsteht eine Annä-
                                                                                                                                                                                  herung an Max Beckmanns Leben, seine Zeit

                              Beckmann seine Jugendjahre in Braunschweig
                              verbrachte. Hier wurde er zum Künstler. Früh
                                                                                Tage in Gesellschaft des Teufels, sondern drei
                                                                                Jahre, in denen der Soldat seine Braut, seine   Musicbox                                          und die damit verbundenen Katastrophen- und
                                                                                                                                                                                  Krisenerfahrungen. Die Installation ist frei
                                                                                Freunde und Familie verliert. Das Geld allein                                                     zugänglich und führt die Ausstellung des
                              faszinierte Beckmann die Welt der Literatur,      macht ihn aber auch nicht glücklich, und so      STAATSORCHESTER Mittagskonzerte                  Museums über den öffentlichen Raum in das
                                                                                setzt er nun alles daran, wenigstens seine      im HAUM mit moderierten Musikbeiträgen            Theater.
                              des Theaters, der Musik. Tatsächlich lagen die    Geige zurückzuerlangen ...                      und anschließender Führung
                              Wohnungen, in denen er aufwuchs, in Sicht-        Mit einem Kammerensemble und wenigen            Werke von Germaine Tailleferre, Nadia
                              weite zum Herzoglichen Museum (heute Her-
                                                                                                                                                                                  Zuhause
                                                                                Darsteller:innen wird Jessica Schauer Stra-     Boulanger, Erik Satie, Darius Milhaud, Kurt
                                                                                winskys Gleichnis vom Soldaten in den           Weill, Paul Dessau u. a.
                              zog Anton Ulrich-Museum) wie auch zum Hof-        Räumen des Herzog Anton Ulrich-Museums in
                              theater (heute Staatstheater).                    Bezug zu der Beckmann-Ausstellung setzen.       Kammermusikalische Formationen des                SCHAUSPIEL Eine Lesung
                                                                                Zuvor wird die Inszenierung – mit Jean          Staatsorchesters bieten während der Ausstel-      Herbst 2022, Magnitorwall 18
                              Die benachbarten Kunstinstitutionen haben         Françaix’ »Der hinkende Teufel« zum Doppel-     lungsperiode in verschiedenen kleinen Mit-
                              daher eine enge Zusammenarbeit vereinbart         abend kombiniert – am 4. Februar im Kleinen     tagskonzerten Programme, die mit Werken der       Im Salon des ehemaligen Wohnhauses der
                                                                                Haus des Staatstheaters ihre Premiere feiern.   oben genannten Komponist:innen ein Reper-         Familie Beckmann am Magnitorwall, heute
                              und gemeinsam für die gesamte Dauer der           Mehr auf S. 21.                                 toire der sogenannten klassischen Moderne         zum Staatstheater gehörig und Heimat der
                              Ausstellung ein vielseitiges Programm in allen                                                    zur Aufführung bringen, das auch besonders        Schauspieldramaturgie, findet eine Lesung
                              Sparten konzipiert, das u. a. im Museum, im                                                       die Vorliebe Max Beckmanns für Zirkus- und        statt, mit Selbstzeugnissen und Briefen
                                                                                                                                Varietémusik sowie für den Jazz abbildet, über    Beckmanns.
                              ehemaligen Wohnhaus der Familie Beckmann                                                          den Beckmann notierte: »Ich liebe den Jazz so.
                              (heute Räumlichkeiten der Schauspieldrama-                                                        Das ist eine vernünftige Musik. Was könnte
                              turgie des Staatstheaters) und im Museums-                                                        man daraus machen.«

                              park stattfinden wird.

    18         Max Beckmann                                                     19                                              Max Beckmann
Musiktheater
               08.10.2022, Großes Haus                          03.12.2022, Großes Haus                           04.02.2023, Kleines Haus                          11.02.2023, Großes Haus                             01.04.2023, Großes Haus
               Premiere                                         Premiere                                          Premiere                                          Premiere                                            Premiere

               Das Rheingold                                    Cloclo                                            Der hinkende                                      Dog Days                                            Dante
               Richard Wagner                                   Franz Lehár                                       Teufel / Die                                      David T. Little                                     Benjamin Godard

               Musikalische Leitung: Srba Dinić                 Musikalische Leitung: Mino Marani                 Geschichte                                        Musikalische Leitung: Alexis Agrafiotis             Musikalische Leitung: Mino Marani

                                                                                                                  vom Soldaten
               Regie: Isabel Ostermann                          Regie: Dirk Schmeding                                                                               Regie: Balázs Kovalik                               Regie: N. N.
               Bühne: Stephan von Wedel                         Bühne: Pascal Seibicke                                                                              Bühne: N. N.                                        Bühne: N. N.
               Kostüme: Julia Burkhardt                         Kostüme: N.N.                                                                                       Kostüme: N. N.                                      Kostüme: N. N.
               Dramaturgie: Sarah Grahneis                      Dramaturgie: Theresa Steinacker                   Jean Françaix / Igor Strawinsky                   Dramaturgie: Sarah Grahneis                         Dramaturgie: Theresa Steinacker

               Vorabend des Bühnenfestspiels                    Operette in drei Akten                            Musikalische Leitung: Mino Marani                 Oper in drei Akten                                  Oper in vier Akten
               »Der Ring des Nibelungen« in vier Bildern        Libretto von Bela Jenbach                         Regie: Jessica Schauer                            Libretto von Royce Vavrek                           Libretto von Édouard Blau
               Dichtung vom Komponisten                                                                           Bühne & Kostüme: Jessica Krepinsky                nach der Kurzgeschichte von Judy Budnitz
                                                                in deutscher Sprache mit Übertiteln               Dramaturgie: Theresa Steinacker                                                                       in französischer Sprache mit deutschen
               in deutscher Sprache mit Übertiteln                                                                                                                  in englischer Sprache mit deutschen                 Übertiteln
                                                                »Ich bin meinem Mann treu, denn er hat es         Komische Kammeroper von Jean Françaix             Übertiteln
               Im vielfach als »mystisch« beschriebenen         nicht anders verdient!«, wirft sich Melousine,    Libretto vom Komponisten nach dem gleich-                                                             Florenz ist in Aufruhr. Nach einer längeren
               Es-Dur entwickelt sich über Minuten der          die Gattin des Bürgermeisters von Perpignan,      namigen Roman von Alain-René Lesage               Ein Krieg hat Amerika ins Chaos gestürzt – die      Abwesenheit ist der junge Dante Alighieri in
               Beginn des sogenannten Vorabends des »Ring       stolz in die Brust. Ihr Ehemann Severin           in französischer Sprache mit Übertiteln           Schulen sind geschlossen, Strom und Gas             seine Heimatstadt zurückgekehrt und sieht,
               des Nibelungen«. Die Wogen des Rheins, die       Cornichon hält es mit der Treue jedoch nicht                                                        abgestellt, die Straßen leer bis auf militärische   wie der Kampf der kaisertreuen Ghibellinen
               Kraft der Natur … Diese Natur ist aber bereits   so genau – bei seinen Aufenthalten in Paris ist   Musiktheaterwerk von Igor Strawinsky, in zwei     Fahrzeuge. Diese aber bringen schon lange           gegen die Anhänger des Papstes, die Guelfen,
               zu diesem Zeitpunkt beschädigt, wie wir in der   er für die umschwärmte Tänzerin Cloclo            Teilen zu singen, zu spielen und zu tanzen        keine Rationen mehr. Erst verschwanden die          seine Heimatstadt zu zerreißen droht. Wäh-
               »Götterdämmerung« erfahren werden: Götter-       Mustache entbrannt. Eines Tages fängt Melou-      Libretto von Charles Ferdinand Ramuz              Nachbarn, nun sind auch keine Tiere mehr da.        rend er in den politischen Kämpfen zu vermit-
               vater Wotan war es, der längst die Weltesche     sine einen Brief Cloclos an ihren Gatten ab,      in deutscher Sprache                              Dennoch zieht Vater Howard täglich mit              teln versucht, muss er erfahren, dass sein
               beschnitten hat. Nun hat er sich hinsichtlich    glaubt allerdings, dass sich hinter der zärtli-                                                     seinem Gewehr los, um Nahrung für seine             Vertrauter Simeone glücklich verlobt ist – aus-
               der neuen Burg für seine Götterfamilie verkal-   chen Anrede »Papachen« eine uneheliche            Es ist ein heiter-frivoles Teufelchen, das in     fünfköpfige Familie zu erbeuten – erfolglos.        gerechnet mit Béatrice, seiner Flamme aus
               kuliert. Die Bauherren Fafner und Fasolt kann    Tochter verbirgt. Da ihre eigene Ehe kinderlos    Françaix’ augenzwinkernder Kammeroper             Der Verfall der Zivilisation manifestiert sich      Kindertagen, die ›ihren‹ Dante ebenfalls nie
               er nicht bezahlen (zumindest nicht mit seiner    geblieben ist, reist Melousine prompt nach        durch die Großstadt zieht und in die Häuser       mehr und mehr im Verhalten der Familienmit-         vergessen hat…
               Schwägerin Freia, da er ohne sie altern und      Paris, um die vermeintliche Tochter zu adop-      hineinlinst, die »aufgeschnitten wie Pasteten«    glieder. Während ihre beiden Brüder sich            Während Dantes dichterisches Schaffen in der
               schwach werden würde). Da Wotans gesamtes        tieren. Eine willkommene Gelegenheit für          vor ihm liegen. Dort sieht es Ehebrecher und      langweilen und zunehmend antisozial werden,         Literatur und der bildenden Kunst zahllose
               Machtkonstrukt jedoch auf der Einhaltung von     Cloclo, der Pariser Polizei zu entfliehen – von   Verbrecher, leichte Damen und eine brave          findet die junge Lisa plötzlich einen ungewöhn-     Spuren hinterlassen hat, muss man diese – von
               Verträgen fußt, muss eine Lösung her. Die        der sie gesucht wird, weil sie einen Polizisten   Anwaltstochter, die ausgerechnet ihren alles      lichen Freund: Prince, ein Mann in einem            einzelnen Figuren der »Göttlichen Komödie«
               Fügung wollte es, dass zuvor Alberich dem        geohrfeigt hat –, im Landleben von Perpignan      andere als ehrlichen Vater zum Thema ihres        Hundekostüm. Anfangs befremdet von dem              wie Francesca da Rimini oder Gianni Schicchi
               Rhein und dessen Töchtern das Gold entrissen     das Dorfmädchen zu mimen und dabei allen          Aufsatzes »Der ehrliche Mann« macht. Mit          verkleideten Mann, wird er nach und nach            abgesehen – auf der Opernbühne fast schon
               hatte, indem er tat, was Wotan nicht ver-        Männern den Kopf zu verdrehen.                    Witz, Hintersinn und spitzer Zunge kommen-        mehr wie ein Haustier behandelt. Als die            mit der Lupe suchen. In Benjamin Godards
               mochte: der Liebe abzuschwören. Die Konfron-     Lehárs 1924 in Wien uraufgeführte »Cloclo« ist    tiert der Teufel das Treiben, doch ohne einzu-    Ressourcen immer knapper werden und der             1890 uraufgeführter Oper allerdings rückt der
               tation zwischen ihnen und der unbedingte         die letzte durchweg heitere Operette des          greifen – die Menschen sind schon durchtrie-      Hunger größer, wirft seine Gegenwart unbe-          italienische Dichter und Politiker mitten ins
               Machtanspruch beider setzt ein Räderwerk an      Meisters der ›Silbernen‹ Operettenära. Die        ben genug.                                        queme Fragen der Menschlichkeit auf: Wie            Zentrum des dramatischen Geschehens und
               Ereignissen in Gang, das am Ende der Tetralo-    hinreißend schwungvolle Partitur birgt            In Strawinskys »Geschichte vom Soldaten«          handeln wir, wenn die Welt um uns herum             wird vom Schatten Vergils, wie in einer Voraus-
               gie einen ganzen Weltentwurf vernichten wird.    selbstverständlich den ein oder anderen           hingegen wird der Teufel aktiv: Er bietet einem   verroht und ihr Wertekonstrukt zerfällt und         schau auf die »Göttliche Komödie«, sogar in die
               In ihrer Inszenierung des »Rheingolds« wird      Walzer – aber auch schmissige Foxtrotts,          Soldaten auf Fronturlaub große Reichtümer         wie lange können wir human sein, wenn der           Reiche der Hölle und des Himmels geführt.
               Isabel Ostermann den Fokus auf diese Charak-     glutvolle Tangos, Blues und Java lassen die       an, wenn der ihm im Gegenzug seine Geige          Ausnahmezustand Alltag geworden ist und wir         Berührende Arien und mächtige Chortableaus
               tere legen und hierbei die Verbindungen          1920er Jahre musikalisch auferstehen.             überlässt. Doch der Soldat muss feststellen,      ums eigene Überleben kämpfen müssen?                zeugen von der Handschrift eines zu Unrecht
               zwischen den Antagonisten freilegen, deren                                                         dass Geld allein ihn nicht glücklich macht und    David T. Little und Royce Vavrek zeichnen mit       fast vergessenen französischen Komponisten,
               Willenskräfte sich gegenseitig bedingen und                                                        setzt nun alles daran, wenigstens seine Geige     ihrer Adaption der Kurzgeschichte »Dog Days«        der sich dem herrschenden »wagnérisme«
               verderben.                                                                                         zurückzuerlangen.                                 ein Portrait einer Familie, die extremen            seiner Zeit verweigerte und die französische
                                                                                                                  Zwei Facetten des Diabolischen und seiner         Umständen ausgesetzt ist. Littles atmosphäri-       Operntradition in der Nachfolge Gounods und
                                                                                                                  Verführungskraft auf den Menschen nimmt           sche Musik verbindet klassische Opernele-           Massenets fortschreiben wollte.
                                                                                                                  dieser Doppelabend in den Blick. Regie führt      mente wie Ensembles und gefühlvolle Arien
                                                                                                                  Jessica Schauer, die zuletzt im Kleinen Haus      mit zeitgenössischen Kompositionstechniken
                                                                                                                  »The Last Five Years« inszenierte. Am 11. & 12.   wie harmonischer Repetition, sich verschie-
                                                                                                                  Februar zeigt das Staatstheater im Rahmen des     benden Strukturen und Timbres und Einflüs-
                                                                                                                  Max Beckmann-Schwerpunktes »Die                   sen aus Rock und Heavy Metal.
                                                                                                                  Geschichte vom Soldaten« in den Räumlichkei-
                                                                                                                  ten des Herzog Anton Ulrich-Museums.

    20         Musiktheater                                                                                       21                                                Musiktheater
03.06.2023, Großes Haus                          09.12.2022, Großes Haus
Premiere                                         Wiederaufnahme

Götterdämmerung Die Zauberflöte
Richard Wagner                                   Wolfgang Amadeus Mozart

Musikalische Leitung: Srba Dinić                 Musikalische Leitung: Christine Strubel
Regie und Choreografie: Isabel Ostermann,        Regie: Dagmar Schlingmann
Dagmar Schlingmann, Gregor Zöllig                Bühne: Sabine Mader
Bühne: Hank Irwin Kittel, Stephan von Wedel      Kostüme: Inge Medert
Kostüme: Julia Burkhardt                         Dramaturgie: Sarah Grahneis
Dramaturgie: Sarah Grahneis, Ira Goldbecher
                                                 Große Oper in zwei Aufzügen von
Dritter Tag des Bühnenfestspiels »Der Ring       Wolfgang Amadeus Mozart, Dichtung von
des Nibelungen«                                  Emanuel Schikaneder
Dichtung vom Komponisten
                                                 in deutscher Sprache mit Übertiteln
in deutscher Sprache mit Übertiteln
                                                 Dagmar Schlingmann zeigt mit der »Zauber-
Liebe, Macht und Intrige – Schicksale, die       flöte« eine surreale Welt, in der die Linien
miteinander so tief verwoben sind, dass die      zwischen Gut und Böse verschwimmen. Ist es
Protagonist:innen im Geflecht ihrer Vergan-      – wie anfänglich von der Königin behauptet
genheit und Familiengeschichten immer weiter     – Sarastro, der ein Tyrann ist und gestürzt wer-
verketten, nicht ahnend, dass der Untergang      den muss oder vertreten er und sein Gefolge
unmittelbar bevorsteht. Doch wessen? Und         die besseren Ideen? In der Konfrontation mit
wenn die Welt brennt, kann aus der Asche         diesen unterschiedlichen Systemen und
etwas Neues entwachsen?                          Gedankenwelten sind es die jungen Protago-
Mit der »Götterdämmerung« findet Richard         nist:innen, die ihre eigenen Werte und damit
Wagners Tetralogie ein Ende von nicht nur        auch ihren eigenen, neuen Weg in die Zukunft
enormem Ausmaß, sondern auch gewaltigem          finden müssen.
utopischen Potenzial. Dieses »Ende« markiert
gleichzeitig den Höhepunkt der Braunschwei-      »Es ist eine Freude, Mozarts ermutigende
ger »Ring«-Saison. Die zuvor in einzelnen        Musik wiederzuerleben. Die Inszenierung
Projekten arbeitenden Sparten kommen in          stellt wichtige Fragen, am Ende hängt die
dieser Produktion zusammen und erforschen        Schöpfung an einem zarten Schmetterling –
neue Potentiale des kollektiven Arbeitens. So    leider wohl ein zutreffendes Bild unserer
wird zwar die gesamte Musik der »Götterdäm-      Situation.« (Braunschweiger Zeitung)
merung« mit Staatsorchester und Sänger:innen
erklingen, aber mit unterschiedlichen ästheti-
schen Sprachen und Sichtweisen inszeniert,
choreografiert, erforscht …

                                                                                                    Außerdem ist das Musiktheater
                                                                                                    beteiligt an den Produktionen:

                                                                                                    To   Fall Safely
                                                                                                    JUNGES! Musiktheater

                                                                                                    Siegfried
                                                                                                    Tanztheater

                                                                                                    Die    Walküre (AT)
                                                                                                    Schauspiel

22                                               Musiktheater                                                                        23   Ekaterina Kudryavtseva, Musiktheater
Schauspiel
             10.09.2022, Großes Haus                           23.09.2022, Kleines Haus                            12.11.2022, Aquarium                              19.11.2022, Kleines Haus                         23.01. – 12.03.2023, Aquarium
             Premiere                                          Uraufführung                                        Uraufführung                                      Premiere                                         Mini-Residenzprogramm

             Peer Gynt                                         Vergessen, dass                                     Das Lied der Stadt Der ideale Mann                                                                 Slow Violence I – V
             Henrik Ibsen                                      Jan Neumann                                         (nicht für dich)   Oscar Wilde                                                                     Kuratiert von: Lukas Pergande
                                                                                                                                                                                                                      Rauminstallation: Florian Barth
             Regie: Michael Talke                              Regie: Jan Neumann                                  Ivana Sajko                                       Regie: Dagmar Schlingmann
             Bühne & Kostüme: Agathe MacQueen                  Bühne & Kostüme: Dorothee Curio                                                                       Bühne: Sabine Mader                              »Slow Violence« beschreibt eine Form von
             Musik: Johannes Mittl                             Musik: Camill Jammal                                Regie: Malena Große                               Kostüme: Inge Medert                             Gewalt, die sich langsam und unbemerkt
             Dramaturgie: Katharina Gerschler                  Dramaturgie: Volker Bürger                          Rauminstallation: Florian Barth                   Musik: Alexandra Holtsch                         ausbreitet, von Leid und Schaden, die über
                                                                                                                   Kostüme: Swantje Silber                           Dramaturgie: Katharina Gerschler                 Jahre oder Jahrzehnte entstehen. So löst
             Dramatisches Gedicht von Henrik Ibsen             Eine Stückentwicklung von Jan Neumann               Musik: Hans Könnecke                                                                               Gewalt, die durch Klimawandel, Entwaldung,
             aus dem Norwegischen von Christian                & Ensemble / Auftragswerk des Staatsthea-           Dramaturgie: Holger Schröder                      Komödie von Oscar Wilde in der                   Ölverschmutzungen oder die ökologischen
             Morgenstern                                       ters Braunschweig                                                                                     deutschen Fassung von Elfriede Jelinek           Folgen von Kriegen verursacht wird, zwar
                                                                                                                   Ein Mann strandet in einer fremden Stadt.         nach einer Übersetzung von Karin Rausch          zunehmend auch schnelle Katastrophen wie
             Wer ist das überhaupt: Ich? Fort aus seiner       Was bleibt, wenn die Erinnerung schwindet?          Eine Brücke erzählt dort ein vielstimmiges                                                         Überflutungen, Lawinen oder Erdbeben aus,
             engen Existenz versteigt sich Peer in Fantasien   Wenn Vertrautes fremd wird, das eigene Leben        Lied, nicht nur über diesen Mann und seine        Bei einem Treffen der höheren Gesellschaft im    zum größten Teil aber findet sie allmählich
             von Wagemut und Größe. Als Lügner und             rätselhaft? Wenn selbst alltägliche Handlungen      Geschichte, von Aufbruch und zerstörten           Hause des populären Politikers Robert Chil-      statt, bleibt unsichtbar. Die Verantwortlichen
             Entführer aus dem Dorf getrieben, gerät er        nicht mehr alleine bewältigt werden können?         Hoffnungen. »Das Lied der Stadt (nicht für        tern taucht die charmante Mrs. Cheveley auf.     sind ebenfalls nicht offensichtlich, aber die
             unter die Trolle. Rastlos die Welt durchirrend,   Aus unseren Erinnerungen bauen wir unsere           dich)« ist auch ein Lied über die Möglichkeiten   Unter deren polierter Oberfläche steckt          Opfer sind es.
             landet er in einem Kairoer Irrenhaus, wird in     Identität, unsere Persönlichkeit. Sartre sagte:     und Grenzen der Kunst angesichts einer            allerdings ein stahlharter Kern: Sie weiß, wie   Im wöchentlichen Wechsel mit dem laufenden
             Amerika ein berühmter Reeder, Sklavenhänd-        »Je suis mon passé/Ich bin meine Vergangen-         Wirklichkeit, in der Menschen, die diese          der vermeintlich Untadelige seinen kometen-      Spielplan im Aquarium öffnen wir unsere
             ler und Pelztierjäger. Einen Lebensentwurf        heit.« Bin ich nicht mehr ich, wenn ich mich        Brücke täglich überqueren, abstürzen in           haften Aufstieg in Gang gesetzt hat und auch,    Spielstätte für einen Teil der Spielzeit für fünf
             nach dem anderen streift er ab. Nach jedem        nicht mehr erinnere?                                soziale Not: »Der Fall eines Menschen ist         wie man dieses Wissen nutzt. Die Cocktails       Mini-Residenzen. Jeweils eine Woche lang
             Scheitern erfindet er sich an neuem Ort als ein   Unter Demenz leiden in Deutschland ca. 1,8          größer als die Kunst«, schreibt Ivana Sajko.      sind kaum halb geleert, da erpresst sie den      forschen Gastkünstler:innen und Gruppen
             Anderer, schlägt mit zunehmender Brutalität,      Millionen Menschen, bis 2050 wird mit 2,7           Eine Cover-Version von Knut Hamsuns Roman         Polit-Lebemann schon, im Kongress ein            unterschiedlicher Disziplinen zur langsamen
             die sich aus einem Gefühl von Minderwertig-       Millionen gerechnet. Fast jede:r kennt demente      »Hunger« wollte die Autorin zunächst verfas-      dubioses Projekt zu unterstützen. »Jeder hat     Gewalt und präsentieren ihre Ergebnisse dann
             keit speist, Kapital aus wechselnden Identitä-    Menschen oder hat Erfahrungen mit Demenz            sen, doch dann hat sie einen anderen Weg          heutzutage seinen Preis. Der Haken ist leider,   jeweils am Wochenende.
             ten. Verschiedenste Rollen probierend, findet     in der Familie. Dennoch wird die Krankheit          eingeschlagen. Durch die vielen unterschied-      dass die meisten Leute so schrecklich teuer      Mit dabei sind Bezugsgruppe Rainer Rauch
             er nur eines nicht: sich selbst.                  aus dem öffentlichen Bewusstsein gedrängt –         lichen Blickwinkel, die sie einnimmt, hat sie     geworden sind…« Um einem Korruptionsskan-        (Installation und Performance aus Braun-
             Im Kern ein Märchenstoff, ist Ibsens dramati-     die Krankheit macht Angst. Dabei verlieren          ein Panorama unserer Welt geschaffen, ein         dal zu entgehen, Mandat wie Ruf zu retten,       schweig), Bokoya (Jazz und Hip Hop aus Köln
             sches Gedicht von 1867 auch ein Bilderbogen       demente Menschen lange nicht alle Fähigkei-         Sprechoratorium voller Träume und (Des-)          kontert Chiltern mit turbulenten Vertu-          und Bielefeld), Institut für Widerstand im
             des 19. Jahrhunderts. Sein »nordischer Faust«     ten, geschweige denn alle auf einmal.               Illusionen: »Ich weiß nicht, in welchem           schungsversuchen.                                Postfordismus (Dokufiktion aus Berlin) und
             fragt nicht nur nach der Konstruktion von         Der Schauspieler, Autor und Regisseur Jan           Ausmaß man die Kunst durch die wahre              Elfriede Jelinek spitzt Oscar Wildes Polit-      Rubarb Dance & Art (Tanz und Illustration).
             Identität, sondern erzählt von einer Welt in      Neumann entwickelt seine Stücke in gemeinsa-        Tragödie, durch die wahre Frustration, durch      Komödie um Insidergeschäfte und Doppel-
             rasanter Transformation, von Kolonialismus,       mer Arbeit mit den Schauspieler:innen. Häufig       die wahre Wunde betrügen kann, aber in dem        moral sprachlich wie inhaltlich so zu, dass
             Imperialismus und den Folgen ungebremsten         beschäftigt er sich mit Themen wie Trauer, Tod,     Raum, in dem das noch immer möglich ist, lebt     hinter der gehobenen viktorianischen Gesell-
             Fortschritts, denen wir uns heute stellen         historischen Umbrüchen und anderen Krisen-          der Text als Kunst.« (Ivana Sajko)                schaft unsere unmittelbare Gegenwart sichtbar
             müssen.                                           erfahrungen. Seine Arbeit zeichnet sich durch       Die kroatische Autorin und Theaterregisseu-       wird, die nicht weniger korrumpiert ist. Denn,
                                                               eine ernsthafte Begegnung mit den Inhalten bei      rin, geboren 1975 in Zagreb, gilt als eine der    mit Robert Chiltern gesprochen: »Die Wahrheit
                                                               gleichzeitiger spielerischer Leichtigkeit aus. So   wichtigsten zeitgenössischen Stimmen der süd-     ist eine so komplexe Angelegenheit wie die
                                                               gelingt es Jan Neumann, den Dingen, vor             osteuropäischen Literatur. Ihre Werke wurden      Politik ein komplexes Geschäft ist.«
                                                               denen wir die Augen verschließen, den Schre-        vielfach ausgezeichnet und außerhalb ihrer
                                                               cken zu nehmen und sie mitten ins Leben zu          Heimat vor allem im deutschsprachigen
                                                               stellen.                                            Theaterraum zur Aufführung gebracht.

    24       Schauspiel                                                                                            25                                                Schauspiel
13.01.2023, Kleines Haus                        20.01.2023, Aquarium                             21.01.2023, Großes Haus
Premiere                                        Uraufführung                                     Premiere

Niemand wartet                                  Der Weg der                                      Professor
auf dich                                        Arbeitenden                                      Mamlock
Lot Vekemans                                    Klasse ins                                       Friedrich Wolf

Regie: Udo van Ooyen                            Paradies                                         Regie: Christoph Mehler
Bühne & Kostüme: Loriana Casagrande                                                              Bühne & Kostüme: Jennifer Hörr
                                                Ein Projekt von Daniele Szeredy                  Dramaturgie: Holger Schröder
Kooperation mit dem Kellertheater               nach dem Film »La classe oparaia va in
Winterthur (CH)                                 Paradiso« von Elio Petri und Ugo Pirro           Professor Mamlock ist ein überzeugter Patriot
                                                                                                 und Demokrat, verwundet im Ersten Weltkrieg
Ein alter Mann, ein Politiker und ein Schau-    Regie: Daniele Szeredy                           und für seine Tapferkeit ausgezeichnet. Mit
spieler treten nacheinander auf, bewegt von     Rauminstallation: Florian Barth                  großer Disziplin hat er eine Klinik aufgebaut
der Frage nach der Sinnhaftigkeit ihres Tuns.   Kostüme: Alena Nienstedt                         und genießt am Vorabend der »Machtergrei-
Was hinterlasse ich für Spuren in der Gesell-   Dramaturgie: Katharina Gerschler                 fung« der Nazis einen herausragenden Ruf als
schaft? Wie konkret kann ich Entwicklungen                                                       Chirurg. Doch mit dem Wechsel der politischen
beeinflussen? Wie werde ich gehört oder         1971. Lulù, Prototyp des männlichen Beschäf-     Verhältnisse ist für ihn als Jude sein bisheriges
wahrgenommen? Wie weit liegen einstige          tigten in der Schwerindustrie, folgt den         Leben nur noch Makulatur. Ungläubig muss er
Ideale und gelebte Wirklichkeit auseinander?    Aufstiegs- und Konsumversprechen des             erleben, wie die Faschisten seine Reputation
Lot Vekemans, eine der bekanntesten zeitge-     Wirtschaftsbooms und nimmt ungeheure             als Arzt untergraben. Mamlock verliert die
nössischen Autorinnen aus den Niederlanden,     Arbeitszeiten und körperliche Anstrengung in     Leitung der Klinik und ist dennoch lange nicht
hat einen beeindruckenden Monolog verfasst,     Kauf. Nach einem Arbeitsunfall erkennt er        gewillt, den ideologischen Irrsinn und die
der in seiner einfachen Setzung großen          seine entfremdete Lage, politisiert sich und     konkrete Gefahr für sein Leben und das seiner
gesellschaftlichen Themen nachspürt. Es geht    verliert den Arbeitsplatz. Durch gewerkschaft-   Familie anzuerkennen.
um Selbstverantwortung und die Wirksamkeit      lichen Druck wird er zu leicht verbesserten
eigenen Handelns. Am Schluss öffnet die         Bedingungen wiedereingestellt. Zurück am         Der Arzt, Dramatiker und Politiker Friedrich
Autorin das Forum, die vierte Wand wird         Fließband, umgeben vom Lärm der Maschinen,       Wolf (1888 – 1953) zeigt den beginnenden
überwunden und auch das Publikum in diesen      erscheint ihm im Traum die Wand, die die         Prozess der politischen und menschlichen
Prozess der Selbstreflexion mit einbezogen.     Arbeitende Klasse durchbrechen muss, um ins      Katastrophe, an deren Ende der Holocaust
                                                Paradies zu gelangen.                            stehen sollte, in einer atemberaubenden,
Lot Vekemans hat diesen Monolog ursprüng-                                                        kammerspielartigen Verdichtung. Beklemmend
lich für eine Frau geschrieben, doch einer      Fünfzig Jahre später schleppen prekär            ist, mit welcher Geschwindigkeit die neue Ideo-
Veränderung des Geschlechtes zugestimmt. In     Beschäftigte Pakete die Treppe hinauf oder       logie Raum greift und an Macht gewinnt.
Winterthur und Braunschweig wird er gespielt    Schmutzwäsche hinunter, befüllen Super-          Während Mamlock immer noch an den
von unserem langjährigen Ensemblemitglied       marktregale, antworten am Ende von Hotlines,     Prinzipien von Vernunft und Aufklärung
Götz van Ooyen.                                 steuern Lkw, Busse oder die Räder von            festhält, bricht sich der Faschismus Bahn mit
                                                Bringdiensten. Vereinzelt und unorganisiert      Verfolgung, Folter und Mord. Das Stück
                                                scheinen zersplitterte Gruppierungen nur für     schrieb Friedrich Wolf 1933 im französischen
                                                ihr individuelles Wohl zu kämpfen. Gleichzei-    Exil, als unmittelbares Zeugnis der politischen
                                                tig lässt der Wirtschaftswandel, geprägt von     Ereignisse. Doch die Historie sollte uns dafür
                                                Outsourcing, Flexibilisierung und Digitalisie-   sensibilisieren, dass Demokratie und Selbstbe-
                                                rung, alte Emanzipationslosungen überholt        stimmung heute wie morgen keine Selbstläufer
                                                und utopisch klingen. Aber die Arbeitende        sind und eines kontinuierlichen Schutzes
                                                Klasse besteht weiter, sichtbar als Körper im    bedürfen.
                                                öffentlichen Raum und zugleich unsichtbar als
                                                politische Stimme. Und sie sucht weiter nach
                                                ihrem Weg ins Paradies.

26                                              Schauspiel                                                                                           27   Lina Witte, Schauspiel
11.03.2023, Großes Haus                           16.03.2023, Kleines Haus                          05.05.2023, Aquarium
Premiere                                          Uraufführung                                      Premiere

Schimmelreiter                                    Die Walküre (AT)                                  Aus der Fremde
Theodor Storm                                     Caren Jeß                                         Ernst Jandl

Regie: Felicitas Brucker                          Regie & Musik: Alexandra Holtsch                  Regie: Christoph Diem
Bühne: N.N.                                       Bühne & Kostüme: Sabine Mader                     Rauminstallation, Kostüme & Video:
Kostüme: N.N.                                     Dramaturgie: Katharina Gerschler                  Florian Barth
Dramaturgie: Ursula Thinnes                                                                         Dramaturgie: Holger Schröder
                                                  Für den Beitrag des Schauspiels zur »Auswei-
Nach der Novelle von Theodor Storm für            tung des Ringgebiets« schreibt Caren Jeß ein      Sprechoper in 7 Szenen von Ernst Jandl
die Bühne bearbeitet von Felicitas Brucker        neues Stück für das Staatstheater Braun-
                                                  schweig. Die mehrfach preisgekrönte Autorin,      »Aus der Fremde« ist eine Sprechoper für drei
Der Aufstieg Hauke Heiens zum Deichgrafen         die Sprache immer auch musikalisch denkt          Personen, ein lichtes, poröses Kunstwerk im
ist keine einfache Erfolgsgeschichte. Miss-       und sich mit Wagners Werk schon lange             Konjunktiv über das Ringen eines Autors mit
trauen löst dessen Interesse an Mathematik        beschäftigt, wird für ihr Stück von Figurenkon-   Sprache, Einsamkeit und dem Verzicht auf die
und Naturwissenschaft aus, der Forscher-          stellationen und Motiven der »Walküre« wie        gelebte Liebe. »Die Rede ist eingespannt in
drang, die manische Suche nach der besten         Inzest und Rache ausgehen. Ihr Stück wird         Dreiergruppen von Zeilen, die Stimme bewegt
Deichkonstruktion. Der Deich markiert die         keine Überschreibung sein, sondern ein            sich an der Grenze eines Singens, das den
Grenze zwischen der Gewalt des Meeres, der        eigenständiges künstlerisches Werk, das           Verlust der Vertrautheit der tragischen Haupt-
Natur, dem bewirtschafteten Land des Dorfes.      Wagners Musikdrama aufsprengt, ergänzt und        figur mit sich selbst und Welt nochmals
Tiefer, verschwurbelter Aberglaube bestimmt       ins Zeitgenössische erweitert.                    deutlich markiert« (Ernst Jandl). Entstanden
die Dörfler, die lieber einen lebendigen Hund     Inszenieren wird Alexandra Holtsch, die nicht     ist ein wunderbares Kammerspiel, das mit
begraben als der planerischen Klarheit des        nur Regisseurin, sondern auch Komponistin         großer Leichtigkeit ein ernstes Thema streift.
Deichgrafen folgen. Sei die Bedrohung durch       ist. In ihren Arbeiten mixt sie zeitgenössische   Zugleich ist das Stück eine kleine postmoderne
eine Sturmflut auch noch so groß.                 elektronische Musik mit Werken aus allen          Preziose, ein echtes »Kind« der 80er.
Dieser Deichgraf ist kein einfacher Charakter.    Epochen. Als Musikerin entwickelte sie bereits
Ein Außenseiter und ehrgeiziger Sonderling,       2013 an der Deutschen Oper Berlin die Auf-        Ernst Jandl (1925 – 2000) feierte vor allem als
bei dem sich das permanente Ankämpfen             tragskomposition »Der Ring: Next Generation«      Lyriker große Erfolge. Seine experimentellen,
gegen gläserne Decken in Arroganz und Hybris      nach Richard Wagner für Elektronische Musik       lautmalerischen Gedichte, die in seiner Heimat
gewandelt hat. Je größer die Kluft zwischen       und Orchester und wird auch in dieser Pro-        Österreich zunächst als kulturelle Provokation
den Welten des Deichgrafen und des Dorfes,        duktion nicht nur mit Schauspieler:innen,         aufgenommen wurden (»schtzngrmm«),
umso brüchiger droht der Deich zu werden.         sondern ebenso mit Instrumentalist:innen und      gehören längst zum literarischen Kanon. Mit
                                                  einem Sänger arbeiten.                            der Autorin Friederike Mayröcker, die vermut-
Theodor Storm findet in seiner Novelle von                                                          lich auch Vorbild für die Frau in seiner
1888 große, fantastische Bilder für das Aufein-                                                     Sprechoper ist, pflegte Jandl eine tiefe Bezie-
anderprallen von Natur und Fortschritt, für die                                                     hung. Mit der Inszenierung dieser Sprechoper
unheimliche Macht einer Gesellschaft, die aus                                                       erfüllt sich der Regisseur und stellvertretende
Angst vor Erneuerung die Naturkatastrophe                                                           Schauspieldirektor des Staatstheaters Braun-
geschehen lässt.                                                                                    schweig, Christoph Diem, einen lang gehegten
                                                                                                    Wunsch.

28                                                Schauspiel                                                                                          29   Klaus Meininger, Schauspiel
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