TheaterZeit - Jetzt mehr Theater pro Zuschauer! Nichts ist unmöglich - LN-Magazine

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TheaterZeit - Jetzt mehr Theater pro Zuschauer! Nichts ist unmöglich - LN-Magazine
TheaterZeit
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      Juni 2020 · Sonderausgabe

                        Jetzt
                    mehr Theater
                   pro Zuschauer!
                         Nichts ist
                        unmöglich …

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TheaterZeit - Jetzt mehr Theater pro Zuschauer! Nichts ist unmöglich - LN-Magazine
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                                               Liebes Publikum,

                                   gerne möchten wir Sie in dieser Sonder-
                               ausgabe der TheaterZeit Juni buchstäblich hinter
                                 die Kulissen unserer Arbeit blicken lassen.
                         Seit dem 13. März steht unser Proben- und Spielbetrieb nun
                        still – seither entwickeln wir mit großer Kraft, Kreativität und
                      Umsicht Strategien, wie und unter welchen Umständen die Wieder-
                         eröffnung nach der Sommerpause Ende August möglich ist.
                         Erfahren Sie aus Gesprächen mit unserem Direktorium und mit
                    Mitarbeiter:innen, welche Fragestellungen die aktuelle Situation aufwirft
                   und welche Herausforderungen gemeistert werden müssen: Welche neuen
                   Anforderungen werden an den Spielplan gestellt? Welche Sicherheitsmaß-
                  nahmen für die auftretenden Künstler:innen sind einzuhalten? Wie sehen die
                   umzusetzenden Hygienekonzepte aus, um unserem Publikum den Theater-
                     besuch wieder zu ermöglichen? Und wir haben auch Sie befragt – unser
                   Publikum und unsere Abonnent:innen: Worauf freuen Sie sich, was vermis-
                               sen Sie, welche Fragen und Sorgen treiben Sie um?
                     Und diese TheaterZeit soll Sie natürlich auch neugierig machen – neu-
                       gierig auf die kommende Spielzeit, für die wir es kaum erwarten
                      können, Sie wieder bei uns im Theater Lübeck begrüßen zu dürfen.
                       Schon eine Woche nach Erscheinen dieser Ausgabe, am 13. Juni,
                          halten Sie die nächste Sonderausgabe in den Händen: Darin
                              präsentieren wir Ihnen unseren Spielplan 2020/21!

                                            Wir freuen uns auf Sie!
                                             Ihr Theater Lübeck

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     Liebe theaterbegeisterte
     Zuschauerinnen und Zuschauer,
     jeder Mensch mit einer gewissen Lebens-                                                                                                   Diese Konzepte nehmen Gestalt an und
     er fahrung hat es schmerzlich oder                                                                                                        wir sind hoffungsvoll, bald wieder für Sie
     beglückend bereits erlebt. Ein Plan, eine                                                                                                 spielen zu können. Ein Moment, auf den
     Projektion auf die Zukunft ging nicht auf.                                                                                                alle Mitarbeiter:innen des Theaters und
     Etwas hat sich verändert, und die Antwor-                                                                                                 Sie, liebes Publikum, sehnsüchtig warten.
     ten, die Routinen die wir eingeübt hatten,                                                                                                Das Schauspiel hat die außergewöhnliche
     stimmen nicht mehr mit den Fragen der                                                                                                     Herausforderung angenommen, seinen
     Zeit überein. Wie gerne hätte ich mich                                                                                                    Spielplan nach den gebotenen Vorgaben
     Ihnen in einem wunderbaren und ausge-                                                                                                     hinsichtlich der Inszenierungsstile zu ver-
     feilten Spielzeitheft vorgestellt und Ihnen                                                                                               ändern – hier können fast alle Titel wie
     damit Lust auf ein aufregendes Theater-                                                                                                   geplant bestehen bleiben. Schon in der
     jahr in Ihrem einzigartigen Jugendstil-                                                                                                   kommenden Woche werden Sie erneut eine
     Theater gemacht. Die künstlerischen                                                                                                       Sonderausgabe der TheaterZeit in den Hän-
     Leiter hatten mit Ihren Teams einen her-                                                                                                  den halten: In dieser werden wir Sie über
     vorragenden Spielplan gestaltet, der nun                                                                                                  unseren Spielplan 2020/21 informieren. Sie
     zum Teil zunächst nur ein unverwirklich-                                                                                                  werden sehen, dass wir unsere Ideen für
     ter Plan bleiben muss. Denn der für das                                                                                                   die kommende Spielzeit nicht verworfen,
     Musiktheater ursprünglich entwickelte         Caspar Sawade (Geschäftsführender Theaterdirektor ab der Spielzeit 2020/21)                 sondern sie lediglich zum Teil verschoben
     Spielplan ist unter den gebotenen Hygi-                                                                                                   haben. Sobald wir wieder in gewohntem
     enemaßnahmen zumindest für die kom-           verharren in Starre, die anderen möchten     Menschen, Verhinderung von liebevollen         Maße musizieren, singen und spielen dür-
     menden Monate nicht umzusetzen.               aktiv werden und somit ihre Unsicherheit     Begegnungen, sind nur einige Stichworte        fen, holen wir diese Produktionen nach.
     Wir leben in bewegenden, turbulenten          in unbeherrschbaren Situationen über-        unserer Zeit. Und zu jedem dieser Schlag-      Einiges wird sich sicher verändern, schon
     Zeiten – trotz Stillstand des öffentlichen    winden.                                                         worte ließe sich ein Werk   unsere Möglichkeiten der Begrüßung und
     Lebens. Durch ein unsichtbares Virus
     wurden uns Theatermenschen die wich-
                                                   Theaterkünstler:innen
                                                   arbeiten mit unter-
                                                                                  »Künstler                        der künstlerischen Aus-
                                                                                                                   einandersetzung finden.
                                                                                                                                               Verabschiedung haben sich gewandelt.
                                                                                                                                               Keine Umarmung unter Freunden, kein
     tigsten Zutaten zu einem erfüllten Leben      schiedlichen künstle-       brauchen ihre                       Wir wollen endlich wie-     Händedruck ist möglich. Aber wir werden
     genommen. Wir wollen spielen, musizie-
     ren, singen. Wir wollen auf der Bühne für
                                                   rischen Mitteln an der
                                                   Reflexion ihrer Lebens-
                                                                                Kunst, sie ist                     der für Sie, unser Publi-
                                                                                                                   kum, unserer geliebten
                                                                                                                                               Sie mit Herzensfreude in Ihrem Theater
                                                                                                                                               begrüßen, denn wenn uns diese Zeit eines
     unser Publikum da sein. Künstler:innen        wirklichkeit, den indivi-   weit mehr als                       Arbeit nachgehen und        deutlich gemacht hat, dann dass wir Sie,
     brauchen ihre Kunst – sie ist weit mehr als   duellen und kollektiven                                         arbeiten mit Hochdruck      unser verehrtes Publikum, vermissen!
     Broterwerb, sie ist Lebenselixier. Und wir    Er f ahr ungen. Jet z t      Broterwerb,                        an Konzepten, unter         Ich bin überaus froh, in Zukunft für die-
     brauchen Sie als unser Publikum, das wir
     erfreuen, unterhalten, herausfordern und
                                                   befinden wir uns in
                                                   einer Wirklichkeit, die
                                                                               sie ist Lebens-                     denen wir dies sicher
                                                                                                                   und nicht aller künst-
                                                                                                                                               ses wunderbare Theater in der schönen,
                                                                                                                                               kulturreichen Stadt Lübeck arbeiten zu
     auf anregende Weise verstören wollen.         niemand vor einem hal-          elixier.«                       lerischer Möglichkeiten     können. Gemeinsam mit den engagierten
     Wie unsere Zuschauer wurden auch wir          ben Jahr für vorstellbar                                        beraubt tun können. Alle    und kreativen Theatermitarbeiter:innen
     unerwartet aus unseren Routinen vertrie-      gehalten hätte. Es drängen sich Themen       Abläufe eines Theaterbesuchs, einer Probe      und Ihnen als treues, starkes Publikum
     ben und spüren schmerzlich den Verlust.       in den Vordergrund, die einer künstleri-     und einer Vorstellung sind für Publikum        nehme ich die Herausforderungen dieser
     Menschen reagieren in höchst unter-           schen Auseinandersetzung bedürfen. Ver-      und Mitarbeiter:innen neu zu durchdenken.      außergewöhnlichen Zeit gern an.
     schiedlicher Weise auf außergewöhnliche,      einzelung, Einsamkeit, Verlust von Nähe,     Wir werden nur füreinander da sein können,
     ja angsterzeugende Situationen. Die einen     Existenzangst, Misstrauen und Furcht vor     wenn wir uns und andere nicht gefährden.       Ihr Caspar Sawade

                   »Das Theater ist für mich meine Batterie, an der ich mich für meinen Alltag auflade. Ich liebe Opern
                   und auch das Schauspiel. Die Stücke, die mir gefallen, sehe ich mir so oft an, wie ich kann. Denn live
                  ist live, deshalb ist das gleiche Stück immer anders. Meine Sorgen und Probleme gebe ich mit meiner
                   Jacke an der Garderobe ab, dann habe ich eine schöne und entspannte Zeit im Theater und gehe am
                                                        Ende beschwingt nach Hause.«
                                                            Marina Köhn, 56 Jahre

                    »Seit 25 Jahren sind wir Abonnenten und haben viel erlebt im Theater. Wir mögen besonders das
                   Schauspiel, wobei wir ab der neuen Saison ein Mix-Abo gebucht haben, um auch regelmäßig in die
                   Oper zu gehen. Die Theaterbesuche sind sehr bereichernd und wir hoffen sehr, dass es wieder los-
                                         geht, von ganzem Herzen. Wir kommen auf jeden Fall.«
                                                  Claus und Ursel Piehl, 73 und 74 Jahre

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     Verehrtes Publikum,
     am 13. März haben wir unsere letzte Vor-                                                                                           und bereit sein, von ihnen Abschied zu
     stellung in den Kammerspielen gespielt.                                                                                            nehmen, denn wir wollen wieder auftre-
     Noch immer sitzen der Schreck und das                                                                                              ten, für Sie spielen.
     Erstaunen in mir, wenn ich durch das The-                                                                                          Deshalb müssen wir unseren Spielplan für
     ater gehe. Ich vermisse das Gemurmel in                                                                                            die neue Spielzeit komplett neu ausrich-
     den Gängen, die Aufregung der Schau-                                                                                               ten. Wir werden Ihnen die Aufführungen
     spieler vor ihren Auftritten, die Spannung                                                                                         der neuen Spielzeit als Live-Hörspiele
     im Zuschauerraum vor dem Beginn der                                                                                                und formal aufregende epische Experi-
     Vorstellungen. Seit diesem Tag liegt das                                                                                           mente präsentieren. Im Zuschauerraum
     Theater wie ein wildes betäubtes Tier im                                                                                           werden Sie in einem geschützten sicheren
     Corona-Koma. Ohne Sie, unser Publikum,                                                                                             Hygiene-Setting Platz nehmen können,
     haben wir unser Ziel verloren. Für unsere                                                                                          so dass Sie ohne Angst unseren neuen
     Kunst brauchen wir das Gegenüber, den                                                                                              Spielplan genießen können. Daran haben
     Dialog. Wir sehnen uns nach Ihrem Atem,                                                                                            wir in den letzten Wochen mit unseren
     dem Klang Ihrer Hände. Ihre Blicke erwe-                                                                                           Experten intensiv gearbeitet. Wir wollen
     cken unser Spiel zum Leben und Ihre                                                                                                mit unserem Spiel berühren und durch
     Anwesenheit macht diesen Austausch                                                                                                 die Zuschauer berührt werden. Der Aus-
     zwischen Bühne und Zuschauerraum zu          Pit Holzwarth (Schauspieldirektor)                                                    tausch zwischen Bühne und Auditorium ist
     einem unverwechselbaren lebendigen                                                                                                 durch kein Streaming und keine digitale
     Ereignis. Und wir wissen, dass auch Sie      und des Zusammenhalts führen, zu einem     visieren, Risiken einzugehen, Grenzen zu   Repräsentation zu ersetzen. Wir freuen
     diese auratisch lebendigen Momente im        offenen Austausch, welche basalen Werte    verschieben, neue Sichtweisen auszu-       uns auf Sie.
     Theater vermissen.                           für unser krisengeschütteltes Leben in     probieren – kämpfen mit den unkünstle-
     Gleichzeitig steckt, trotz dem verursach-    Zukunft wichtig sind. Normalerweise sind   rischen Vorgaben der Abstandswahrung       Ihr Pit Holzwarth
     ten massiven Leid, auch in dieser Krise      wir Menschen nicht sehr gut darin, alte    und Kontaktvermeidung, die diese Krise
     eine außergewöhnliche Chance: Sie kann       Gewohnheiten aufzugeben. Auch wir The-     uns im Leben und auf der Bühne diktiert.
     zu einem starken Gefühl der Solidarität      atermenschen – darin gewohnt zu impro-     Wir müssen viele Routinen hinterfragen

     Nachdenken über Theater in Corona-Zeiten
     Ein Gespräch mit dem Schauspieler Michael Fuchs
     Lieber Michael, wie geht es dir als Schauspieler in                                                                     wirklich darüber nachzudenken, was in unserer Welt
     Corona-Zeiten?                                                                                                          geschieht und was wir der Gesellschaft an kreativen
     Im Moment nicht mehr spielen zu können, nicht                                                                           Ideen, an Möglichkeiten fürs Leben mit oder nach
     mehr proben zu können, ist für mich schon ein sehr                                                                      Corona mitgeben können – in unseren Stücken, in
     großer Verlust.                                                                                                         den neuen Produktionen der Spielzeit und all den
                                                                                                                             zusätzlichen kleinen Projekten, die jetzt kommen.
     Ab dem 2. Juni kann das Schauspiel wieder proben.
     Wie kann man sich Proben unter Corona-Regle-                                                                            Heißt das für dich, in Corona-Zeiten gewinnt Thea-
     ment vorstellen? Wo liegen die Herausforderungen                                                                        ter an Relevanz?
     für dich als Schauspieler?                                                                                              Ich finde Theater, Kunst, Schriftstellerei, Bildende
     Ich glaube, die größte Herausforderung ist: Schaf-                                                                      Kunst, Tanz wichtig – mehr denn je. Wenn es plötz-
     fen wir es, einander Vertrauen entgegenzubringen.                                                                       lich keine Bücher mehr auf der Welt gibt, werden
     Es gibt einerseits ganz klar die vorgegebenen                                                                           sehr viele begreifen, dass uns etwas fehlt. Und jetzt
     Eckpunkte: Für jeden Schauspieler, für jede Schau-                                                                      wo wir als Theater nicht da sind, sagt man vielleicht
     spielerin müssen 20 m² zur Verfügung stehen, das                                                                        einmal mehr: »Ach Mensch, das Theater Lübeck,
     heißt, je nach Probenraumgröße kann nur eine                                                                            irgendwie vermisse ich es.« Und warum vermisse ich
     bestimmte Anzahl an Schauspielern proben. Wir                                                                           es? Nicht nur weil wir die Leute nur zum Lachen brin-
     dürfen eine Stunde proben, dann wird 15 Minuten         Michael Fuchs als Klaus Gruber in »Istanbul«                    gen, nein, wir geben philosophische Denkanstöße, im
     gelüftet. Wir müssen während der Probe alle 1½,                                                                         Lustigen, im Munteren, aber auch im Nachfragen-
     möglichst zwei Meter Abstand zueinander halten und         Das heißt, es geht letztendlich auch um Verantwor-        den, im Verstörenden. Und Theater geht noch darüber
     strenge Hygieneregeln beachten. Das bekommt man            tung, die man füreinander hat …                           hinaus: Theater ist was zum Fühlen, zum Anfassen, ich
     alles mit Disziplin durchaus hin. Auf der anderen Seite    Ja, man hat eine Verantwortung füreinander – in dem       werde aufgerüttelt, es tut was mit mir. Und wenn ein
     haben haben wir auch alle Kontakte zu anderen Men-         Sinne, wie sie im Moment in der Gesellschaft ja auch      kleiner Prozentsatz der Menschen merkt, dass ihnen
     schen, zu Verwandten oder zu Freunden. Und das birgt       stattfindet. Ich habe grundsätzlich eine Verantwortung     Theater fehlt, dann ist das schon sehr viel wert.
     natürlich immer ein Risiko: Wie sehr kann ich mich auf     für andere Menschen.
     den anderen, den Partner, den Schauspiel-Kollegen          In dieser Corona-Zeit haben wir als Künstler, als Thea-   Das Gespräch führte Schauspieldramaturgin
     verlassen.                                                 terschaffende ja auch einmal Zeit, in uns zu gehen und    Katrin Aissen.
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TheaterZeit - Jetzt mehr Theater pro Zuschauer! Nichts ist unmöglich - LN-Magazine
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     »Ja, mach nur einen Plan …«
     ein Corona-Tagebuch der Schauspieldramaturgin Katrin Aissen
     13. März                                                                                                                       17. April
     Plötzlich geht alles ganz schnell: In Schleswig-                                                                               Endlich wieder ein Live-Erlebnis! Im Großen Haus
     Holstein werden alle Kulturveranstaltungen ab                                                                                  haben wir eine kleine Premiere: Ensemblemit-
     dem 14. März abgesagt – zunächst begrenzt bis                                                                                  glieder aus allen Sparten stehen zum ersten Mal
     zum 19. April.                                                                                                                 gemeinsam für ein »Online-Theater« – in Koopera-
     Schock! Was heißt das? Für den 2. April war die                                                                                tion mit den Lübecker Nachrichten – auf der Bühne.
     Premiere »Game of Crowns 2« von und nach Wil-                                                                                  Toll, das positive Feedback der Follower, und schön
     liam Shakespeare in den Kammerspielen geplant.                                                                                 auch endlich mal wieder die Kolleg:innen zu sehen!
     Kann man die Premiere nach hinten verschieben?
     Am 1. Mai ist schon die Premiere »Vögel« von Wajdi                                                                             Ende April
     Mouawad – auch in den Kammerspielen – ange-                                                                                     Die zweite Schockwelle: Es wird klar, dass unsere
     setzt …                                                                                                                         Premieren »Game of Crowns 2« und »Vögel« in die-
                                                                                                                                     ser Spielzeit nicht zu halten sind und dass auch für
     17. März                                                                                                                        die Produktionen der kommenden Spielzeit sehr
     Es wird klar, dass ab sofort auch keine Proben bis                                                                              spezielle Bedingungen gelten werden. Aber wie
     zum 19. April mehr stattfinden können. Man hat ein                                                                               kann man Theater machen ohne Berührungen, mit
     bisschen das Gefühl, als würden einem in voller                                                                                 einem Mindestabstand von 1,5 Metern, bei inten-
     Fahrt die Reifen abmontiert.                                                                                                    sivem Sprechen oder Singen sogar von 6 Metern?
     Und jetzt? Kann man die beiden Premieren in den                                                                                 Nach einem kurzfristigen Gefühl von »Amputation«
     Juni verlegen? Aber was macht man dann mit den                                                                                  und Beschneidung setzt kreativer Widerstands-
     Proben für die nächste Spielzeit, die für diesen                                                                                geist ein. Wie kann man die Vorgaben erfüllen und
     Zeitraum geplant waren?                                                                                                         trotzdem spannendes, berührendes und aktuelles
                                                                Anfang/Mitte April                                            Theater machen? Bühnenbilder und Kostüme werden neu
     Ende März                                                  Ernüchterung setzt ein, die Corona-Realität konfrontiert      konzipiert, Textfassungen umgearbeitet – kein Stück darf
     Nach dem ersten Schockzustand beginnt eine produktiv-      einen mit »hard facts«: Es wird klar, dass sich der Proben-   länger als 1 Stunde 50 Minuten sein – und nach innova-
     euphorische Phase. Ohne Proben, Vorstellungen, Pub-        betrieb noch weiter nach hinten verschieben wird. Bevor es    tiven Theaterformen wird gesucht. Vielleicht birgt diese
     likumseinführungen und die alltäglichen Termine gibt       wieder möglich sein wird, ein spielerisches Ausloten von      Krise ja auch eine große Chance?
     es endlich genügend Zeit für Recherche, konzeptionelle     Inhalten und Theaterformen auszuprobieren, wird man
     Vorbereitung, Reflexionen und Diskussionen mit den          ein ausgeklügeltes Konzept für Hygiene- und Abstands-         Mitte Mai
     Regieteams der kommenden Produktionen – und Zeit,          regeln austüfteln müssen … Die Wiederaufnahme von             Endlich ist klar, dass wir ab dem 2. Juni wieder pro-
     nochmal grundsätzlich und frisch über Theater nachzu-      Vorstellungen rückt in weite Ferne. Nach einem Monat          ben dürfen! Vertreter aus der Technik, dem Ensemble,
     denken. Warum ist Theater wichtig? Was haben unsere        Home-Office vermisse ich Kolleg:innen und den kreativen        der künstlerischen Leitung, dem Betriebsrat sowie die
     geplanten Stücke mit der momentanen Wirklichkeit zu        Probenprozess. Um unseren Zuschauer:innen in dieser           Fachkraft für Arbeitsschutzsicherheit und der Betriebs-
     tun, die sich gerade so massiv verändert? Für unsere       theaterfreien Zeit ein kleines Lebenszeichen zu senden,       arzt haben ein differenziertes Konzept für die Hygi-
     Eröffnungspremiere der neuen Spielzeit im Großen Haus      suchen wir nach neuen Formaten: Video-Clips auf Face-         ene- und Abstandsregeln für die Proben erstellt. Die
     taucht in inhaltlichen Diskussionen plötzlich das Stich-   book, Instagram sowie Youtube-Kanälen und Streamings          Schauspieler:innen stehen schon in den Startlöchern und
     wort »Demut« auf. Demut in dem Sinne, sich nicht als       von Produktionen (etwa »Ich distanziere mich von allem        alle freuen sich auf ein Wiedersehen. Wir können unsere
     den Mittelpunkt der Welt zu betrachten, Demut, in dem      (und jetzt gut’ Nacht)« von Kat Kaufmann oder anläss-         ersten Premieren Anfang September planen und bald
     Bewusstsein, dass der Mensch – selbst im privilegierten    lich des Todestages von Günter Grass am 13. April einen       wieder richtig loslegen …
     Europa – nicht alles kontrollieren kann …                  Videomittschnitt der »Blechtrommel«).

                   »Heiß und innig liebe ich das Theater. Ich bin seit vielen Jahren Abonnentin und mir fehlen die Vor-
                  stellungsbesuche sehr. Meine ausgefallenen Theaterkarten habe ich gerne dem Theater gespendet.
                  Sehr gespannt bin ich darauf, wie das Theater das alles schafft bis zur Wiedereröffnung, aber ich bli-
                  cke mit viel Zuversicht und Hoffnung auf den Saisonstart und freue mich auf die vertrauten Gesichter
                                            der Ensembles, die mir ans Herz gewachsen sind.«
                                                     Monika Mix-Schröder, 73 Jahre

                  »Für mich ist Theater, wie in eine andere Welt eintauchen. Faszinierend, wie Schauspieler und Sänger
                  in andere Rollen schlüpfen. Ich habe zahlreiche Bekanntschaften durch das Theater geschlossen und
                      erlebe dort viel Freiheit. Spannend, wie sehr mich die einfühlende Sicht auf die Dinge berührt.
                               Ich hoffe auch, dass die kleinen Stücke im Jungen Studio wiederkommen.«
                                                          Barbara Duraj, 42 Jahre

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TheaterZeit - Jetzt mehr Theater pro Zuschauer! Nichts ist unmöglich - LN-Magazine
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     Musiktheater in Zeiten von Corona
     »Bleiben Sie neugierig, wir sind es auch!«
     Das Theater Lübeck ist seit Mitte März                                                                                                      Orchestergraben undenkbar. Man hat
     coronabedingt geschlossen. Auch wenn                                                                                                        dort maximal Raum für ein kleines,
     seitdem jenseits der Onlinekanäle wenig                                                                                                     solistisch besetztes Ensemble. Es gibt
     nach außen dringt, brummt es hinter den                                                                                                     Ideen, größere Orchesterbesetzungen
     Kulissen eifrig wie in einem Bienenstock.                                                                                                   auf die Bühne zu platzieren. Dies hat
     Für die Planungen und Organisationen im                                                                                                     wiederum Auswirkungen auf die Insze-
     Musiktheater gab es die besondere Situ-                                                                                                     nierungsmöglichkeiten …
     ation, dass durch die relativ spät erfolgte
     Ernennung von Stefan Vladar zum kom-                                                                                                        Wie ist die Situation für den Chor?
     missarischen Operndirektor ab der Spiel-                                                                                                    Bernd Krieger: Kurz gesprochen:
     zeit 2020/21 die planerische Vorlaufzeit für                                                                                                Wir müssen vorerst leider gänzlich
     den Spielplan im Musiktheater sowieso                                                                                                       ohne Chor planen. Es gibt Berichte
     schon eher knapp bemessen war. Als                                                                                                          über reihenweise Infizierungen nach
     die Planungen der »normalen« Spielzeit                                                                                                      gemeinsamem Chorsingen. Die Lage ist
     gerade annähernd fertig waren, wurde                                                                                                        diesbezüglich derzeit so unklar, dass
     durch das Corona-Virus alles wieder auf                                                                                                     im Moment niemand wagen wird, die
     Anfang gestellt. Wie in dieser Situation                                                                                                    Chormitglieder zu gefährden.
     ein Spielplan geplant wird, hat Musikdra-      Stefan Vladar (Kommissarischer Operndirektor ab der Spielzeit 2020/21
     maturg Christian Münch-Cordellier in           und Generalmusikdirektor)                                                                    Herr Vladar, Sie waren coronabedingt
     einem Gespräch mit Generalmusikdirek-                                                                                                       das letzte Mal im Februar in Lübeck.
     tor und designiertem kommissarischen           Wird es eine neue »Corona-Ästhetik«           linien: Regisseur:innen, Sänger:innen,         Wie konnte die räumliche Distanz über-
     Operndirektor Stefan Vladar und mit dem        auf der Bühne geben?                          Bühnenbilner:innen, die oft ja auch an         brückt werden?
     Künstlerischen Betriebsdirektor und            Bernd Krieger: Es kann aufregend sein,        anderen Theatern in Europa und der             Stefan Vladar: Ohne Bernd Krieger und
     designiertem stellvertretenden Opern-          wenn normale Vorgänge, die eigent-            ganzen Welt Verpflichtungen haben,              unser Team vor Ort in Lübeck hätte
     direktor Bernd Krieger besprochen.             lich körperliche Nähe erfordern, unter        müssen zu einem bestimmten Zeit-               die Distanz zu einem Desaster führen
     Dabei flossen auch Fragen von treuen           Abstandszwang gezeigt werden müs-             punkt für Lübeck Zeit haben. Und es            können, aber durch ständige Onlinekon-
     Theaterbesucher:innen ein.                     sen, sie können dadurch eine                                                                        ferenzen und unzählige Telefonate
                                                    ganz eigene Wahrheit bekom-                                                                         war ich stets im engen Austausch
     Wann wurde Ihnen klar, dass Corona             men. Es ist ja tägliches Brot von                                                                   mit meinen Mitarbeiter:innen
     alle Pläne gefährdet bzw. Sie zum Um-          Regisseur:innen, sich auf neue                                                                      an der Trave. Wenn ich im Juni
     und Neudenken zwingt?                          Gegebenheiten und Umstände                                                                          endlich wieder nach Lübeck
     Bernd Krieger: Das wurde uns eigentlich        einzurichten – und so werden                                                                        kommen kann, freue ich mich vor
     recht schnell klar, und seit Ende März         auch diese Zeiten spannende,                                                                        allem darauf, den Menschen im
     laufen bereits die Ideen und Planungen         vielleicht ganz neue künstlerische                                                                  Theater Lübeck wieder einmal
     für eine Art Alternativspielplan.              Ergebnisse hervorbringen.                                                                           persönlich – mit dem gebotenen
                                                                                                                                                        Abstand – begegnen zu können.
     Wie sieht dieser Alternativplan aus?           Wie verändert sich die Spielplan-                                                                   Ganz besonders freue ich mich,
     Stefan Vladar: Der konkrete Plan wird          gestaltung durch Corona?                                                                            mit Mitgliedern unseres Orches-
     in der TheaterZeit in der kommenden            Stefan Vladar: Zunächst einmal                                                                      ters wieder gemeinsam musizie-
     Woche veröffentlicht. Wir planen der-          bedeuten die Corona-Regeln, dass                                                                    ren zu dürfen, wenn auch unter
     zeit für jede ursprünglich angedachte          das liebgewonnene romantische                                                                       ganz anderen Bedingungen, als
     »große« Produktion eine coronataug-            Opernrepertoire mit großem                                                                          wir uns das bisher haben träumen
     liche »kleine« Produktion, die den             Orchester und großen Chören                                                                         können.
     Abstands- und Hygieneregeln entspricht.        so einfach nicht machbar ist. Es
     Bis Ende des Jahres müssen wir davon           müssen also Stücke ohne Chor                                                                         Wie kann man konkret das Thea-
     ausgehen, dass die »großen« Produktio-         und mit kleinem Orchester gefun-      Bernd Reiner Krieger (Künstl. Betriebsdirektor Musik-          ter unterstützen?
     nen nicht gespielt werden können – diese       den werden. Das bedeutet auch,        theater und stellv. Operndirektor ab der Spielzeit 2020/21)    Stefan Vladar: Das Wichtigste, was
     werden um ein Jahr verschoben. Ob sich         dass vornehmlich Repertoire aus                                                                      Sie tun können, ist: unsere Musik-
     ab Anfang 2021 wieder große Produk-            den zeitlichen Rändern – also Barock,        gibt entscheidende Unterschiede zur              theateraufführungen zu besuchen! Die
     tionen verwirklichen lassen, wird man          Frühklassik und Moderne – auf dem Pro-       Planung von Schauspielaufführungen:              Scheu vor Dingen ablegen, die man noch
     sehen. Wir sind auf beide Möglichkeiten        gramm stehen werden, die man sonst so        Ein Hamlet kann heutzutage z. B. alt             nicht kennt, hilft uns in dieser Situation
     eingestellt und versichern unserem Pub-        geballt nicht zu sehen bekommen würde.       oder jung, männlich oder weiblich                sicherlich am meisten, damit die weni-
     likum, dass es so oder so tolles Musik-        Diese Chance haben wir jetzt und darauf      sein, aber im Musiktheater kann schon            gen Plätze, die wir bei Aufführungen
     theater geboten bekommen wird!                 freuen wir uns!                              nicht jeder Sopran vom Stimmfach her             haben werden, auch immer vollständig
                                                                                                 jede Sopranpartie singen. Das bedeu-             besetzt sind.
     Ist Theater ohne körperliche Nähe              Was muss bei einer Spielplangestal-          tet, man muss passende Partien für               Bernd Krieger: Kurz zusammengefasst
     überhaupt möglich?                             tung alles beachtet werden?                  Ensemblemitglieder finden, Verträge               könnte man sagen: Bleiben Sie neugie-
     Stefan Vladar: Alles ist möglich, aber nicht   Bernd Krieger: Das Erstellen eines           von Gastkünstler:innen müssen gelöst,            rig, wir sind es auch!
     alles ist wünschenswert! Es geht um            Spielplans besteht – abgesehen von           nach- und neuverhandelt werden, usw.
     menschliche Gefühle und menschliche            der inhaltlichen und dramaturgischen
     Nähe. Anregende Fantasie kann Dinge            Suche nach passenden Stoffen und             Wie ist die Situation für das Orchester?
     aber auch andeuten, ohne sie explizit zu       Besetzungen – aus der Verknüpfung            Stefan Vladar: Unter den Corona-Regeln
     zeigen, so gesehen ist alles möglich.          von ganz vielen verschiedenen Lebens-        ist ein normal besetztes Orchester im
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TheaterZeit - Jetzt mehr Theater pro Zuschauer! Nichts ist unmöglich - LN-Magazine
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     Offenheit und Neugier
     Zuschauerfragen an das Corona-Arbeitsschutz-Gremium
     Vor einigen Wochen nahm das so genannte                                                                                            Müssen die Zuschauer:innen Masken
     Pandemie-Gremium seine Arbeit auf:                                                                                                 tragen?
     Kolleg:innen aus den verschiedenen                                                                                                 Nur auf dem Weg zu und von Ihrem
     Bereichen des Theaters, Betriebsräte,                                                                                              Sitzplatz muss der Mund-Nasenschutz
     die Fachkräfte für Arbeitssicherheit                                                                                               angelegt werden. Während der Vorstel-
     und der Betriebsarzt versammeln sich                                                                                               lung sind Sie von der Tragepflicht befreit.
     zweimal wöchentlich, um Handlungs-
     empfehlungen zur Eindämmung des                                                                                                    Wird es noch Pausen geben?
     Corona-Virus und Schutzstandards auf                                                                                               Masken- und Abstandsgebot gilt auch
     das Theater anzuwenden. Auch Fragen                                                                                                für eine potentielle Pausenregelung.
     aus dem Publikum, stellvertretend von                                                                                              Entsprechend ist vor Toiletten und
     Gisela Schliebs und Marianne Steup                                                                                                 Gastronomietresen Schlangenbildung
     gestellt, beantwortet das Gremium hier.                                                                                            vorprogrammiert. Das eine lässt sich
                                                                                                                                        nicht vermeiden, dem anderen kann man
     Arbeiten Sie in dieser Zeit im Theater?                                                                                            möglicherweise mit unserem Vorbestel-
     Wie kann man sich Ihre Arbeit vorstellen?                                                                                          lungsservice entgegenwirken. Grund-
     Hinter der Fassade in der Beckergrube                                                                                              sätzlich wollen wir Pausen vermeiden,
     herrscht reges Treiben: Der finanzielle      Das Corona-Arbeitsschutz-Gremium tagt zweimal wöchentlich auf der Probebühne.          ab einer bestimmten Spieldauer sind
     Bestand des Hauses muss gesichert                                                                                                  sie aber unerlässlich und wir werden
     werden, die künstlerische Planung der       Wenn es Proben gibt: Wird mit Masken        Wir denken, die Zuschauer:innen soll-      uns angemessene Organisationsformen
     kommenden Spielzeit muss in großen          geprobt? Sind wegen der Aerosole            ten eigenverantwortlich entscheiden,       einfallen lassen.
     Teilen neu gefasst werden, das umfas-       keine Schreie mehr auf der Bühne mög-       ob sie zusammen sitzen wollen – oder
     sendste Feld aber ist die Schaffung         lich? Gelten die Abstandsregeln?            wird es nur noch Einzelplätze geben?       Wie kann man konkret das Theater unter-
     eines Regelwerks, nach dem in den über      Selbstverständlich gelten für Proben die    Die Bereitschaft zur »Eigenverantwor-      stützen?
     zwanzig Abteilungen unseres Hauses          allgemeinen Sicherheitsrichtlinien. Der     tung« der Bürger:innen ist ebenso eine     Am besten durch Offenheit und Neugier!
     die Arbeit unter Corona-Bedingungen         Mindestabstand muss eingehalten wer-        wichtige Erkenntnis, wie auch die Wahr-    Vieles von dem, was wir Ihnen präsen-
     wiederaufgenommen werden kann. Das          den, Handhygiene steht ganz oben auf der    nehmung, dass es bei entsprechender        tieren, wird nicht Ihren liebgewonnenen
     Zusammenspiel der Darsteller:innen          Liste, nur Masken können während des        Menschendichte unbeabsichtigt oder         Seh- und Hörgewohnheiten entsprechen
     und Musiker:innen auf den Bühnen,           szenischen Spiels nicht getragen wer-       auch fahrlässig doch immer wieder zu       können. Lassen Sie sich darauf ein. Kom-
     die Arbeit der Tischler, Schlosser,         den. Eine Verhüllung der Mimik und der      aus epidemiologischer Sicht grenzwer-      men Sie! Abonnieren Sie! Arbeiten sie mit
     Maler:innen in den Werkstätten, die         Schallöffnung würde das Spiel unmög-        tigen Situationen kommt. Dennoch sind      uns gemeinsam an einer Perspektive für
     heiklen, weil körperbezogenen Tätig-        lich machen. Darüber hinaus aber sind       Einzelplätze nicht die Lösung. Menschen,   die Zukunft!
     keiten von Maske und Kostüm, das            spezifische Erkenntnisse zu beachten, an     die in einem Haushalt leben, dürfen auch
     bewundernswerte Ineinandergreifen           denen die Forschung noch rege arbeitet.     im Theater nebeneinander sitzen. Nur zu
     vieler Hände der Bühnengewerke, um          Der Aerosolausstoß beim Singen oder die     allen anderen müssen die Sicherheits-
     nur einige zu nennen, alles muss auf den    Luftverwirbelungen bei Blasinstrumen-       abstände eingehalten werden.
     Prüfstand und unter infektiologischen       ten führen zu ganz eigenen Abstands-
     Gesichtspunkten neu geregelt werden.        regeln, die bei der künstlerischen Arbeit
                                                 strikt eingehalten werden müssen.

                    »Das Theater Lübeck bietet über das Internet die Möglichkeit, kleine Kostproben von unseren Künstlern
                   und Künstlerinnen per Video zu erhalten oder auch sich selbst interaktiv einzubringen oder dass man sich
                     musikalische Wünsche vom Ensemble erfüllen lassen kann. Das sind wirklich tolle Ideen, aber es fehlt
                    eben doch das gemeinsame Erlebnis, die Anspannung vor der Premiere, der Gedankenaustausch in der
                     Pause und hinterher auch der Austausch mit den Künstlerinnen und Künstlern. Ich hoffe sehr, dass wir
                  nach der Sommerpause wieder ein lebendiges Theater haben. Es wird vielleicht nicht mehr so hautnah sein
                    wie es gewesen ist, aber es ist so wichtig und macht so glücklich, wenn man sich sehen und miteinander
                   reden kann. Darauf freuen wir uns alle sehr und wir können es kaum erwarten, dass es wieder losgeht.«
                  Anne-Dore Brütt-Schwertfeger, 67 Jahre, Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft der Theaterfreunde Lübeck e. V.

                  »Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht. Das Abendevent fehlt, im Saal zu sitzen und die Stimmung zu spü-
                   ren, bevor der Vorhang aufgeht. Es gibt nichts Vergleichbares. Mit der Schulklasse und auch mit Freunden
                  war ich schon oft im Theater und es ist immer ein Spaß, das Erlebte zu teilen und die verschiedenen Meinun-
                        gen auszutauschen. Wenn es wieder losgeht, gehe ich auf jeden Fall als erstes ins Junge Studio.«
                                                            Maya Michelsen, 17 Jahre
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TheaterZeit - Jetzt mehr Theater pro Zuschauer! Nichts ist unmöglich - LN-Magazine
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     Die größte Herausforderung
     ist die Akzeptanz
     Peter Spach, Betriebsingenieur am The-       Herr Spach, Sie haben sich auch schon
     ater Lübeck und technischer Leiter der       vor der Pandemie um Hygieneprüfun-
     Gebäude- und Haustechnik, kümmert sich       gen und Lüftungswartungen geküm-
     mit seinem Team sowohl um die äußere         mert – wie verändert Corona dennoch
     Erscheinung des denkmalgeschützten           Ihre Arbeit?
     Theaters als auch um das Innere, dass        Peter Spach: Ganz neu für unsere Arbeit
     die Zuschauer:innen sich im Theater          ist die Kontaktbeschränkung, wir können
     wohlfühlen und die Mitarbeiter:innen an      nicht mehr zusammenarbeiten wie zuvor.
     ihrem Arbeitsplatz sicher sind. Gemein-      Die Hausinspektoren, zum Beispiel,
     sam mit seinen Kollegen vom Gebäude-         haben jetzt ganz getrennte Arbeitsbe-
     management der Hansestadt Lübeck, mit        reiche, der einzige Kontaktpunkt ist zur
     Sachverständigen, TÜV-Vertretern und         Zeit das gemeinsame Büro, in dem sie
     Firmen, plant er Sanierungen, Reparatu-      genügend Abstand halten. Wir versuchen
     ren und Wartungsarbeiten sowie elektri-      das Benutzen von gemeinsamen Werk-
     sche Prüfungen. Um den künstlerischen        zeugen auszuschließen, in Ausnahmefäl-
     Betrieb nicht, zum Beispiel durch Lärm,      len müssen sie desinfiziert werden.
     zu stören oder zu unterbrechen, arbeiten     Die Arbeit selbst ändert sich nicht, aber
     Peter Spach und die Hausinspektoren          wie wir sie durchführen und wie wir uns
     meist vor und nach den Proben und Vor-       durch das Theater bewegen – das hat          An der Pforte ist eine Plexiglasscheibe zum Schutz eingezogen worden. Spender für
     stellungen, an Wochenenden und teilweise     sich grundlegend verändert.                  Desinfektionsmittel wurden aufgestellt und die Hausregeln ausgehängt.
     sogar nachts, für langwierigere Projekte     Jetzt entwickeln wir Konzepte für das
     weichen sie terminlich in die Theaterfe-     Publikum, das hoffentlich Ende August        ganz frei durch das Theater bewegt,           kann, wir wieder spielen können. Das ist
     rien aus.                                    wieder das Theater besuchen darf. Wir        jetzt wird es das Ziel sein, unsere Gäste     sehr vielfältig und bereichernd für mich,
     Durch die Corona-Pandemie sind die           möchten die Zuschauer:innen sicher durch     unauffällig und sicher zu leiten. Die Gäste   Einblicke in andere Bereiche zu bekom-
     Abläufe im Theater aus den gewohnten         das Haus führen und dennoch ermög-           sollen sich wohl fühlen und trotzdem          men – wie den künstlerischen. In dem
     Bahnen geraten, Vorstellungen fallen         lichen, dass sie sich hier wohlfühlen.       geschützt sein. Das ist die Kunst.            Austausch gewinnt man eine Weitsicht
     aus und Proben werden nach monate-           Das Corona-Arbeitsschutz-Gremium                                                           und versteht die Anliegen der anderen
     langer Unterbrechung wieder langsam          beschäftigt sich seit Wochen damit, das      Glauben Sie, dass sich unser Verhalten        besser. Das ist eine Erweiterung für
     aufgenommen.                                 Theater so vorzubereiten, dass wir Gäste     langfristig verändern wird?                   mich und für die anderen Gruppen ist es
                                                             empfangen können. Unser           Ich denke schon. Allein die Gewohn-           wahrscheinlich auch so. Jeder bringt die
                                                             Ziel ist, dass der Vorhang sich   heit sich häufig und intensiv die Hände        gemeinsame Sache voran und am Ende
                                                             wieder öffnet – daran arbeiten    zu waschen. Desinfektion, bei uns vor         entsteht ein Gesamtkonzept. Das habe
                                                             wir alle.                         allem Flächendesinfektion: Alles, was         ich so noch nicht erlebt. Sonst hat jede:r
                                                                                               die Gäste berühren, wird zuvor desinfi-        eine Vielfalt von Aufgaben zu erledigen,
                                                            Was sind die größten Heraus-       ziert. Das Bewusstsein für Hygiene und        wir sind alle termingejagt. Jede:r hätte
                                                            forderungen?                       natürlich das Abstandhalten wird uns          gern auf Corona verzichtet, aber diese
                                                            Die größte Herausforderung         im Leben begleiten. Das
                                                            ist, für die Akzeptanz zu sor-     ist mir auch im Privaten
                                                            gen. Die Akzeptanz der Beleg-      aufgefallen, wie schnell wir
                                                            schaft, die Regeln umzusetzen,     gelernt haben Abstand zu
                                                            die das Corona-Arbeitsschutz-      halten. Diese Regeln sind
                                                            Gremium, dem ich auch              verinnerlicht. Ganz global:
     Peter Spach wirkt mit im Pandemie-Gremium und          angehöre, erstellt. Akzeptanz,     Die Menschen sind acht-
     setzt die Hygieneregeln im Theater für die Beleg-      dass diese Regeln wichtig sind,    sam. Der Drang sich die
     schaft und das Publikum um.                            um sich selbst zu schützen,        Hand zu schütteln oder sich
                                                            aber auch das Gegenüber. Man       zu umarmen ist eigentlich
                                                            hat nicht die Chance das Risiko    weggefallen. Der Abstand
                                                            zu 100% zu vermeiden, aber         ist selbstverständlich
                                                            man hat die Chance vieles zu       geworden. Das Schreck-
                                                            vermeiden. Für den Probenbe-       hafte aber, wenn jemand
                                                            ginn sind jetzt Regeln aufge-      im Supermarkt plötzlich
                                                            stellt worden – Regeln, die        ausweicht, weil der Gang zu
                                                            auch leben, die sich verändern     schmal erscheint, das wird
                                                            werden. Wir müssen lernen,         wieder verschwinden.                          positive Sache sollten wir uns bewah-
                                                            wie wir mit der Pandemie                                                         ren, wie toll wir gemeinsam Konzepte
                                                            umgehen, was praktikabel und       Einerseits erleben wir Distanzierung,         entwickeln und das Theater nach vorne
                                                            umsetzbar ist.                     andererseits müssen die Abteilungen           bringen können. Ich hoffe, dass wir ab
                                                                                               im Theater enger zusammenarbeiten –           Ende August unseren Gästen wieder
                                                            Was wird die Zuschauer:innen       wie im Pandemie-Gremium.                      fantastisches Theater bieten können.
                                                            im Theater Lübeck erwarten?        Das Gremium ist ein ganz tolles Zusam-
                                                            Der erste Eindruck wird sein:      menkommen von Leuten aus verschiede-          Das Gespräch mit Peter Spach führte
                                                            Es gibt vorgezeichnete Wege.       nen Bereichen, die an derselben Sache         Anja Sackarendt, leitende Schauspiel-
     Sitzung des Corona-Arbeitsschutz-Gremiums              Früher hat sich das Publikum       arbeiten: dass das Theater wieder öffnen      dramaturgin.
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     Betriebsrat und Corona
     Lieber Herr Jonkisch, Sie sind Musiker und jetzt auch
     Mitglied des Pandemie-Gremiums. Wie verändert die
     Corona-Pandemie Ihre Arbeit im Betriebsrat?
     Neben einer Betriebsvereinbarung über Kurzarbeit,
     die der Betriebsrat mit unserer Geschäftsführung
     abgeschlossen hat, arbeiten wir eng mit dem Corona-
     Arbeitsschutz-Gremium zusammen, um Proben wieder
     zu ermöglichen und dann natürlich auch Vorstellungen
     unserem Publikum anzubieten. Es müssen dabei viele
     Vorschriften und Empfehlungen unserem Theater
     entsprechend angepasst und dann umgesetzt werden.
     Natürlich hat diese Aufgabe für uns eine hohe Priorität,
     deshalb haben wir auch drei Mitglieder des Betriebs-
     rats in dieses Pandemie-Gremium entsandt.

     Welche neuen Erkenntnisse haben Sie durch Ihr Enga-
     gement für die Belegschaft in dieser Ausnahmezeit
     gewonnen?
     Erwähnenswert finde ich, wie schnell sich nach einer
     anfänglichen Schockstarre Vertreter aller künstleri-
     schen und technischen Bereiche zusammengefunden
     haben, aktiv im Corona-Gremium mitzuarbeiten, um
     auf diese Krise zu reagieren. Diese Zusammenarbeit
     funktioniert sehr gut. Der Blickwinkel auf das Theater
     und gerade auf die Tätigkeiten, die nicht sichtbar im
     Hintergrund einer jeden Vorstellung passieren, hat sich
     dadurch für mich enorm erweitert. Mitarbeiter:innen
     unseres Hauses wollen unter bestmöglichem Schutz
     arbeiten. Gleichzeitig besteht aber die Sehnsucht,
     schnellstmöglich den Spielbetrieb wieder aufnehmen
     zu können, wenn auch unter extrem eingeschränkten
     Bedingungen. Hier müssen die künstlerisch Verant-
     wortlichen mit viel Fingerspitzengefühl und hoher
     Kreativität Konzepte entwickeln, die wir dann im
     Corona-Gremium beratschlagen und beschließen
     können.

                                                                Erinnerung an die Abstandsregel

                  »Ich schaue gerne die Spielclubs an und für mich zeichnet sich das Theater durch die direkte Nähe zu
                  den Protagonisten aus. Die Inszenierungen nehmen mich mit und die Stücke live gespielt zu erleben,
                    ist für mich viel nachhaltiger als Filme oder Serien. Es ist nie langweilig, sondern eher spannend,
                   weil die Themen abstrahiert werden und auf einer Meta-Ebene stattfinden. Die Gespräche danach
                   mit Freunden oder Familie fehlen mir sehr. Ich bin guten Gewissens zur Spielzeiteröffnung wieder
                                                               schnell dabei.«
                                                          Hendrik Schaefer, 23 Jahre

                    »Mir fehlt das Theater, meine zweite Wohnstube. Ich sitze immer im 2. Rang und kenne dort die
                   Garderobendamen und die Einlassdamen persönlich. Ich will einfach nur, dass es wieder losgeht.
                               Ich liebe die Sinfoniekonzerte, die Opern, das Schauspiel – einfach alles!«
                                                       Reinhard Staacke, 77 Jahre

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     Jede zweite Reihe frei: ein ganz neues
     Raumgefühl im Zuschauersaal …

     Das Große Haus – nur noch gut 200 Plätze stehen vorerst zur Verfügung.

     Stephan Witt, Leiter des Besucher-           reduziert sich auch die Anzahl der          zweiten Saisonhälfte ggf. zu erhöhen,     zusenden zu lassen, da es zu längeren
     service, über Saalpläne, die nur einen       Plätze in den verschieden Platzgruppen.     sollten die Abstands- und Hygienere-      Wartezeiten an der Abendkasse kommen
     Bruchteil des üblichen Platzangebotes        Deshalb haben wir für diese Spielzeit ein   geln gelockert werden. Der Freiverkauf    kann, z. B. wenn die Kontaktdaten der
     vorsehen, über den Umgang mit Abonne-        neues und sehr flexibles Abonnements-        wird jeweils am Ersten des Vormonats      Besucher noch nicht bekannt sind oder
     ments in der kommenden Spielzeit und         Modell entwickelt. Um unseren Abon-         eröffnet.                                 Eintrittskarten an Dritte weitergegeben
     darüber, was das Publikum sonst noch         nenten die bestmögliche Auswahl an                                                    werden sollen. Es ist nicht auszuschlie-
     beim Kartenkauf und Theaterbesuch an         Plätzen in der jeweiligen Preiskategorie    Wird man seine Theaterkarten nur          ßen, dass ein spontaner Vorstellungs-
     geänderten Gewohnheiten erwartet.            zu bieten, kann z.B. der Vorstellungs-      noch »kontaktlos« kaufen können, oder     besuch aufgrund von Verzögerungen an
                                                  termin einer Produktion frei ausgewählt     werden die Theaterkassen ganz normal      der Abendkasse nicht mehr ermöglicht
     Wie kann ein Saalplan aussehen, der          werden. Über weitere Details informie-      geöffnet sein?                            werden kann.
     die Sicherheit des Publikums gewähr-         ren wir unsere Abo-Kunden mit einem         Nach der Sommerpause werden die The-
     leistet?                                     Rundschreiben.                              aterkasse und das Abonnements-Büro        Was würden Sie sich denn von Ihrem
     Zwischen den Zuschauern muss der                                                         unter Einhaltung der Abstands- und        Publikum wünschen?
     Sicherheitsabstand nach allen Seiten         Wer entscheidet denn, wer wo sitzen         Hygieneregeln wieder wie gewohnt          Viele unserer Abonnenten und Theater-
     eingehalten werden. Das bedeutet,            darf?                                       geöffnet sein. Alternativ können Ein-     besucher halten uns bereits seit vielen
     dass jede zweite Reihe unbesetzt bleibt      Der Kunde wählt den Bereich (z. B.          trittskarten telefonisch bestellt oder    Jahren die Treue. Und seit der Einstel-
     und immer zwei Plätze zum nächsten           Parkett) und die Anzahl der Plätze in       auf unserer Website gekauft werden.       lung des Spielbetriebes Mitte März die-
     Zuschauer in der gleichen Reihe freiblei-    einer bestimmten Reihe. Die Platzierung     Werden mehrere Eintrittskarten für eine   ses Jahres haben sich viele Kunden bei
     ben. Zuschauer, die im selben Haushalt       in dieser Reihe erfolgt am Vorstellungs-    Vorstellung gebucht, ist zu beachten,     der Rückgabe ihrer Eintrittskarten von
     leben, dürfen selbstverständlich neben-      abend durch das Einlasspersonal, je         dass die Kontaktdaten aller Theaterbe-    ausgefallenen Vorstellungen für einen
     einander sitzen. Wichtig zu wissen ist,      nach Eintreffen der Besucher. So können     sucher aufgenommen bzw. angegeben         Gutschein entschieden oder den Ein-
     dass alle Eintrittskarten personalisiert     wir die Sicherheitsabstände auch beim       werden müssen. An der Anbindung der       trittspreis ihrer Tickets an das Theater
     ausgegeben werden. Damit stellen wir         Einlass in den Saal einhalten. Abonnen-     CTS-Vorverkaufsstellen wird aktuell       gespendet. Das hat uns sehr beeindruckt
     im Bedarfsfall auch eine Nachsorge für       ten erhalten ein Vorbelegungsrecht,         noch gearbeitet.                          und stimmt uns hoffnungsvoll, dass uns
     unser Publikum sicher.                       bevor der Freiverkauf eröffnet wird.                                                  unser Publikum auch in diesen schwieri-
                                                  Wer früher bucht, hat also die breiteste    Kann man Theaterkarten an der Abend-      gen Zeiten unterstützt.
     Und wie wollen Sie mit den Anrechten         Auswahl. Im freien Verkauf werden die       kasse kaufen und bestellte Karten         Wir wünschen uns, dass unsere Kunden
     der Abonnenten verfahren?                    verbleibenden Plätze angeboten.             abholen?                                  bei guter Gesundheit bleiben, sich wie-
     Leider muss die Platzbindung aufgrund                                                    Abhängig vom Besucheraufkommen            der auf Theaterbesuche freuen und ein
     der Abstandsregeln entfallen. Der Sitz-      Wie lange im Voraus kann man buchen?        ist das grundsätzlich möglich. Jedoch     Abonnement abschließen. Damit sichert
     plan wird sich sehr auseinanderziehen,       Abonnenten können jeweils eine halbe        empfehlen wir dringend, die Eintritts-    unser Publikum die Perspektive des
     von der ersten Reihe im Parkett bis in die   Saison im Voraus buchen. Damit haben        karten im Vorverkauf zu erwerben und      Theaters in und nach der Corona-Krise.
     letzte Reihe des dritten Rangs. Dadurch      wir die Option, das Platzangebot in der     sich bezahlte Kartenbestellungen vorab
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     Alive.Saisonschluss-20
     Musiktheater im großen Ungefähr oder Eine kleine Apokalypse mit positivem Ausblick

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                                                                                                                        wahrsten Sinne des Wortes be-greifen und damit auch
                                                                                                                        die Folgen seines eigenen Handelns. Das Theater ist der
                                                                                                                        Ort, an dem wir unsere eigene Leibhaftigkeit durch die
                                                                                                                        der anderen Zuschauer und der Singenden und Spielen-
                                                                                                                        den auf der Bühne wie kaum in einer anderen Kunstform
                                                                                                                        erfahren können. Doch welchen gemeinsamen Ort haben
                                                                                                                        wir in einem virtuellen Medium, wie es uns in einer Zeit
                                                                                                                        zusammenführt, in der leibliche Präsenz oftmals risiko-
                                                                                                                        reich, verboten oder unmöglich ist?« (Milo Pablo Momm)

                                                                                                                        »How easily things get broken …
                                                                                                                        What are you staring at?
                                                                                                                        Haven‘t you ever seen an accident before?«
                                                                                                                        (Celebrant in Bernsteins »Mass«)

                                                                                                                        Musik von Henry Purcell, Wolfgang Amadeus Mozart,
                                                                                                                        Franz Schubert, Carl-Maria von Weber, Giuseppe Verdi,
     Das künstlerische Team bei der Konzeptionsprobe                                                                    Erich Wolfgang Korngold, Leonard Bernstein und Richard
                                                                                                                        Rodgers
     Was passiert im Theater, wenn das Theater geschlossen       zu tun hat, genau kennt und sich hineinzuversetzen
     ist? Vorbereitungen werden getroffen für künftiges The-     weiß, wird der Betrachter sich mit dem Protagonisten   Mit Johan Choi, Wioletta Hebrowska, Youngkug Jin,
     ater. Oder geistern doch noch ein paar übrig gebliebene     an diesen Ort, diese Situation begeben. Dieses Phä-    Milena Juhl, Emma McNairy, Gerard Quinn, Daniel
     Künstler durch die Gänge und über die Bühnen? Die Zeit      nomen hat etwas Magisches. Es hat die Fähigkeit, den   Schliewa Angela Shin, Andrea Stadel – Andreas
     von Operndirektorin Dr. Katharina Kost-Tolmein am The-      Betrachter durch »nichts«, also einen leeren Raum,     Lipp (Klarinette), Isabel Jiménez Montes, Christina
     ater Lübeck endet nach 15 Jahren anders als gedacht.        überallhin zu bringen.« (Peter Brook)                  Reitemeier-Bruggaier (Violinen), Elisabeth Fricker
     Aber wo, wenn nicht am Theater, passt das eigentlich auch                                                          (Bratsche), Hans-Christian Schwarz (Cello) – Utako
     ins Konzept? Und nun? Zum Saisonschluss-20 ringen vier      »Egal wie kompliziert sich die Situation darstellt,    Washio (Klavier) – Andreas Wolf (Musikalische Leitung)
     Regisseur:innen darum, ein leeres Theater mit Leben, mit    wir Theaterleute müssen spielen! Die Magie, von der    – Jochen Biganzoli, Milo Pablo Momm, Tom Ryser, Lil-
     Sinn, mit Zukunft zu füllen: Jochen Biganzoli (»Lady Mac-   Brook spricht, ist lebensnotwendig und systemrele-     lian Stillwell (Regie, Choreographie) – Konrad Kästner
     beth von Mzensk«, »Der ferne Klang«, »Der Freischütz«),     vant.« (Jochen Biganzoli)                              (Video-Regie), Carsten Jenß, Katharina Kost-Tolmein
     Milo Pablo Momm (»Christophe Colomb«), Tom Ryser                                                                   (Dramaturgie), den weiteren Mitgliedern des Musikthe-
     (»The Fairy Queen«, »Mass«, »Die Zauberflöte«) und Lil-      »working within limits                                 aterensembles und des Internationalen Opernelitestu-
     lian Stillwell (Choreographie »The Fairy Queen«, »Mass«,    while simultaneously expanding                         dios und vielen mehr im virtuellen Raum
     »Sunset Boulevard«).                                        perception of the possible« (Lillian Stillwell)
                                                                                                                        Premiere Sa 13/06/20, 19.30 Uhr
     »Nehme ich eine leere Bühne, ein paar notwendige            »Eine der zentralen Fragen, die die letzten Wochen     In welcher Form die Premiere stattfinden wird, hängt von
     Requisiten und vor allem einen Protagonisten, der           und Monate aufgeworfen haben, ist die nach der rea-    den dann gegebenen rechtlichen Vorgaben ab. Wenige
     sich in seine Rolle hervorragend eingearbeitet hat          len leiblichen Präsenz und dem Tod des Leibes. König   Karten werden über die Theaterkasse verlost!
     und die Orte, Menschen und Gefühle, mit denen er es         Krösus kann ihn in Schuberts ADRAST-Fragment erst      Oder: Folgen Sie uns virtuell über unsere Online-Kanäle.

                   »Wir lieben die Sinfoniekonzerte. Der Konzertbesuch gehört für uns zum Leben dazu. Wir erleben
                   ein Konzertprogramm auf tollem Niveau. Die persönliche Beziehung, die über die Jahre zu vielen
                  Musikern entstanden ist, finden wir großartig und es ist schade, durch die aktuelle Situation getrennt
                   zu sein. Wie sich die Sänger und Musiker auch auf facebook engagieren finden wir sehr angenehm
                        und verfolgen die Beiträge aufmerksam. Wir freuen uns bald wieder live dabei zu sein.«
                                        Karl-Heinrich Westphal und Klaus Berndt, 78 und 71 Jahre

                   »Gerne gehe ich mit Freunden oder meinen großen Kindern ins Theater. Theater bedeutet für mich
                   Leichtigkeit und Kreativität. Ich schaue gerne Bürgerbühnen an, weil sie mir viel Anregung geben,
                   sie berühren mich und bringen mir meine eigenen Gefühle nah. Das aktive Auseinandersetzen mit
                  gut aufbereiteten Themen fällt leider zurzeit weg. Ich freue mich darauf wieder ins Theater zu gehen,
                          werde aber beim Wiedereinstieg vorsichtig sein und sehen, wie viel ich mir zutraue.«
                                                         Pauline Lingens, Mitte 50

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     Was bedeutet ein Theater
     ohne Spielbetrieb?
     Fragen unserer Zuschauer:innen an den                                                                                                     müssen wir uns erst einmal wieder an
     amtierenden Geschäftsführenden Thea-                                                                                                      Vorstellungen mit Publikum herantas-
     terdirektor Christian Schwandt und den                                                                                                    ten. Andererseits müssen wir mit der
     designierten Geschäftsführenden Thea-                                                                                                     Pandemie umgehen und so intensiv
     terdirektor Caspar Sawade                                                                                                                 spielen, wie es ohne Gesundheitsrisiko
                                                                                                                                               möglich ist.
     Wie existentiell ist die Bedrohung für                                                                                                    Caspar Sawade: Ein Theater ohne Auf-
     das Theater?                                                                                                                              führungen ist nicht vorhanden. Bühnen-
     Christian Schwandt: Die Lage ist durch                                                                                                    kunst entsteht und vergeht im Moment
     Corona schwierig. Aber das Theater                                                                                                        ihrer Schöpfung. So stellt sich für uns
     Lübeck ist Herausforderungen auf der                                                                                                      nicht nur die Frage nach dem finanziel-
     wirtschaftlichen Seite gewohnt. Die                                                                                                       len Erfolg. Natürlich werden wir alles
     Künstler:innen möchten unbedingt                                                                                                          unternehmen, mit den bereits zugesag-
     wieder spielen und sobald es möglich ist,                                                                                                 ten Zuschüssen auszukommen.
     werden wir wieder anfangen. Natürlich
     erst einmal unter den uns auferlegten                                                                                                     Wie kann man konkret das Theater
     Hygienemaßnahmen und bestehenden                                                                                                          unterstützen?
     Kontaktbeschränkungen. Ein wichtiges        Christian Schwandt (Geschäftsführender Theaterdirektor bis Juli 2020)                         Christian Schwandt: Wichtig ist, dass
     Element unserer Finanzierung sind die                                                                                                     Zuschauer:innen ihr Abonnement
     Mittel aus dem Kommunalen Finanz-           zurückkehren zu können. Stellenabbau               planen wir im Juni. Von Freunden des       behalten. Viele haben auf die Erstattung
     ausgleich. Hier hat das Schleswig-          wird bisher nicht diskutiert.                      Theater Lübeck haben wir Spenden in        des Eintrittsgeldes bei den ausgefal-
     Holsteinische Landeskabinett gerade         Caspar Sawade: Natürlich bricht eine               Größenordnungen erhalten, um den           lenen Vorstellungen verzichtet. Dafür
     auskömmliche Zuschüsse für die Jahre        wichtige Säule der Finanzierung, die               Gastkünstler:innen zu helfen.              danken wir sehr! Manche haben auch
     2021 bis 2024 in Aussicht gestellt. Und     Kasseneinnahmen, nahezu weg. In                    Caspar Sawade: Für die freien Künstler     direkt gespendet. Wir freuen uns über
     die Hansestadt Lübeck als Hauptgesell-      welchem Umfang z. B. Bühnenbilder                  ist diese Zeit unglaublich schwer. Es      jede weitere finanzielle Zuwendung über
     schafter hat immer treu zum Theater         und das Engagement von Gastkünstlern               fehlte die rechtliche Grundlage diese in   unser Spendenkonto bei der Sparkasse
     gehalten.                                   möglich sind, wird sich zeigen. Auf jeden          Honorarverträgen zu vergüten. Zugleich     zu Lübeck DE 36 230 501 01 000 10 82
     Caspar Sawade: Die größte künstlerische     Fall werden wir bewegende Bühnen-                  gibt es eine hohe moralische Verpflich-     379. Insgesamt bin ich erstaunt, wie treu
     Herausforderung wird es sein, unter         kunst auch unter Corona-Bedingungen                tung, Künstler:innen mit enger Bindung     die Zuschauer:innen in den letzten drei
     Abstands- und Hygieneregeln Theater zu      zeigen.                                            an unser Theater zu unterstützen.          Monaten zum Theater gehalten haben.
     spielen oder zu musizieren.                                                                                                               Caspar Sawade: Bitte kündigen Sie nicht
                                                 Was passiert mit den                               Sicherheit muss sein, doch lohnt sich      in der jetzigen Situation Ihr Abonnement.
     Kann das Theater die Krise überstehen,      Gastkünstler:innen?                                das Theaterspielen überhaupt unter         Wenn Sie sich unsicher fühlen und keine
     ohne Stellenabbau oder Herunterfah-         Christian Schwandt: Die Verträge der               diesen Bedingungen, mit Sicherheits-       Vorstellungen besuchen möchten, gibt
     ren des Angebots?                           Gastkünstler:innen wurden aufgrund                 abstand?                                   es in der nächsten Spielzeit auch die
     Christian Schwandt: In der Saison 2020/21   der behördlichen Anordnung erst ein-               Christian Schwandt: Finanziell lohnt es    Möglichkeit, eine Abo-Pause einzulegen,
     können wir unser gewohntes breites          mal aufgelöst. Vor Ostern haben wir                sich nicht. Unter Corona-Bedingungen       bis wir uns wieder ohne Risiko begegnen
     Angebot nicht aufrechterhalten, aber        Ausfallhonorare bezahlt, um den finan-              dürfen wir maximal ein Viertel der         können.
     wir hoffen, spätestens im Frühling/         ziellen Schaden der Gastkünstler:innen             vorhandenen Zuschauerplätze beset-
     Frühsommer zum gewohnten Angebot            zu mindern. Eine weitere Überweisung               zen. Durch die komplexen Vorschriften

                  »Corona hat in den letzten Wochen für uns alle zu massiven Einschränkungen geführt. Aber es hilft alles
                   nichts, unsere Gesundheit hat Vorrang und wir müssen zusammen jetzt da durch. Wir sollten, bei allen
                  Wünschen nach einer schnellen Auflösung der bestehenden Beschränkungen, die gebotene Besonnenheit
                   bei den Lockerungen nicht aus dem Auge verlieren. Dies galt und gilt auch für den Spielbetrieb unseres
                    Theaters. Wir werden den Neustart zum richtigen Zeitpunkt mit vereinten Kräften schaffen. Ich setze
                  dabei auf unsere großartigen Künstler, unser treues Publikum und auf eine Stadt, die ihr Theater auch in
                  diesen Zeiten unterstützt. Ich freue mich schon auf den Tag, an dem wir wieder unbeschwert gemeinsam
                                       tolle Veranstaltungen in unserem Theater genießen können!«
                                Peter Petereit, Aufsichtsratsvorsitzender der Theater Lübeck gGmbH, 57 Jahre

                   »Mir fehlt das Gemeinschaftsgefühl und der persönliche Austausch mit Freunden und der Schulklasse.
                  Die Inszenierungen sind oft cool. Im Großen Haus bieten sich mehr Möglichkeiten, aber auch die Stücke in
                  den Kammerspielen finde ich spannend. Im Theater bleibt vieles nur angedeutet und ich muss mir mehr
                               meine eigenen Gedanken machen. Diese Auseinandersetzung schätze ich sehr.«
                                                             Livia Wolf, 16 Jahre

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