TheaterZeit - Jetzt mehr Theater pro Zuschauer! Nichts ist unmöglich - LN-Magazine
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TheaterZeit 1 Juni 2020 · Sonderausgabe Jetzt mehr Theater pro Zuschauer! Nichts ist unmöglich … 13167901_011020
2 Liebes Publikum, gerne möchten wir Sie in dieser Sonder- ausgabe der TheaterZeit Juni buchstäblich hinter die Kulissen unserer Arbeit blicken lassen. Seit dem 13. März steht unser Proben- und Spielbetrieb nun still – seither entwickeln wir mit großer Kraft, Kreativität und Umsicht Strategien, wie und unter welchen Umständen die Wieder- eröffnung nach der Sommerpause Ende August möglich ist. Erfahren Sie aus Gesprächen mit unserem Direktorium und mit Mitarbeiter:innen, welche Fragestellungen die aktuelle Situation aufwirft und welche Herausforderungen gemeistert werden müssen: Welche neuen Anforderungen werden an den Spielplan gestellt? Welche Sicherheitsmaß- nahmen für die auftretenden Künstler:innen sind einzuhalten? Wie sehen die umzusetzenden Hygienekonzepte aus, um unserem Publikum den Theater- besuch wieder zu ermöglichen? Und wir haben auch Sie befragt – unser Publikum und unsere Abonnent:innen: Worauf freuen Sie sich, was vermis- sen Sie, welche Fragen und Sorgen treiben Sie um? Und diese TheaterZeit soll Sie natürlich auch neugierig machen – neu- gierig auf die kommende Spielzeit, für die wir es kaum erwarten können, Sie wieder bei uns im Theater Lübeck begrüßen zu dürfen. Schon eine Woche nach Erscheinen dieser Ausgabe, am 13. Juni, halten Sie die nächste Sonderausgabe in den Händen: Darin präsentieren wir Ihnen unseren Spielplan 2020/21! Wir freuen uns auf Sie! Ihr Theater Lübeck 13168101_011020
3 Liebe theaterbegeisterte Zuschauerinnen und Zuschauer, jeder Mensch mit einer gewissen Lebens- Diese Konzepte nehmen Gestalt an und er fahrung hat es schmerzlich oder wir sind hoffungsvoll, bald wieder für Sie beglückend bereits erlebt. Ein Plan, eine spielen zu können. Ein Moment, auf den Projektion auf die Zukunft ging nicht auf. alle Mitarbeiter:innen des Theaters und Etwas hat sich verändert, und die Antwor- Sie, liebes Publikum, sehnsüchtig warten. ten, die Routinen die wir eingeübt hatten, Das Schauspiel hat die außergewöhnliche stimmen nicht mehr mit den Fragen der Herausforderung angenommen, seinen Zeit überein. Wie gerne hätte ich mich Spielplan nach den gebotenen Vorgaben Ihnen in einem wunderbaren und ausge- hinsichtlich der Inszenierungsstile zu ver- feilten Spielzeitheft vorgestellt und Ihnen ändern – hier können fast alle Titel wie damit Lust auf ein aufregendes Theater- geplant bestehen bleiben. Schon in der jahr in Ihrem einzigartigen Jugendstil- kommenden Woche werden Sie erneut eine Theater gemacht. Die künstlerischen Sonderausgabe der TheaterZeit in den Hän- Leiter hatten mit Ihren Teams einen her- den halten: In dieser werden wir Sie über vorragenden Spielplan gestaltet, der nun unseren Spielplan 2020/21 informieren. Sie zum Teil zunächst nur ein unverwirklich- werden sehen, dass wir unsere Ideen für ter Plan bleiben muss. Denn der für das die kommende Spielzeit nicht verworfen, Musiktheater ursprünglich entwickelte Caspar Sawade (Geschäftsführender Theaterdirektor ab der Spielzeit 2020/21) sondern sie lediglich zum Teil verschoben Spielplan ist unter den gebotenen Hygi- haben. Sobald wir wieder in gewohntem enemaßnahmen zumindest für die kom- verharren in Starre, die anderen möchten Menschen, Verhinderung von liebevollen Maße musizieren, singen und spielen dür- menden Monate nicht umzusetzen. aktiv werden und somit ihre Unsicherheit Begegnungen, sind nur einige Stichworte fen, holen wir diese Produktionen nach. Wir leben in bewegenden, turbulenten in unbeherrschbaren Situationen über- unserer Zeit. Und zu jedem dieser Schlag- Einiges wird sich sicher verändern, schon Zeiten – trotz Stillstand des öffentlichen winden. worte ließe sich ein Werk unsere Möglichkeiten der Begrüßung und Lebens. Durch ein unsichtbares Virus wurden uns Theatermenschen die wich- Theaterkünstler:innen arbeiten mit unter- »Künstler der künstlerischen Aus- einandersetzung finden. Verabschiedung haben sich gewandelt. Keine Umarmung unter Freunden, kein tigsten Zutaten zu einem erfüllten Leben schiedlichen künstle- brauchen ihre Wir wollen endlich wie- Händedruck ist möglich. Aber wir werden genommen. Wir wollen spielen, musizie- ren, singen. Wir wollen auf der Bühne für rischen Mitteln an der Reflexion ihrer Lebens- Kunst, sie ist der für Sie, unser Publi- kum, unserer geliebten Sie mit Herzensfreude in Ihrem Theater begrüßen, denn wenn uns diese Zeit eines unser Publikum da sein. Künstler:innen wirklichkeit, den indivi- weit mehr als Arbeit nachgehen und deutlich gemacht hat, dann dass wir Sie, brauchen ihre Kunst – sie ist weit mehr als duellen und kollektiven arbeiten mit Hochdruck unser verehrtes Publikum, vermissen! Broterwerb, sie ist Lebenselixier. Und wir Er f ahr ungen. Jet z t Broterwerb, an Konzepten, unter Ich bin überaus froh, in Zukunft für die- brauchen Sie als unser Publikum, das wir erfreuen, unterhalten, herausfordern und befinden wir uns in einer Wirklichkeit, die sie ist Lebens- denen wir dies sicher und nicht aller künst- ses wunderbare Theater in der schönen, kulturreichen Stadt Lübeck arbeiten zu auf anregende Weise verstören wollen. niemand vor einem hal- elixier.« lerischer Möglichkeiten können. Gemeinsam mit den engagierten Wie unsere Zuschauer wurden auch wir ben Jahr für vorstellbar beraubt tun können. Alle und kreativen Theatermitarbeiter:innen unerwartet aus unseren Routinen vertrie- gehalten hätte. Es drängen sich Themen Abläufe eines Theaterbesuchs, einer Probe und Ihnen als treues, starkes Publikum ben und spüren schmerzlich den Verlust. in den Vordergrund, die einer künstleri- und einer Vorstellung sind für Publikum nehme ich die Herausforderungen dieser Menschen reagieren in höchst unter- schen Auseinandersetzung bedürfen. Ver- und Mitarbeiter:innen neu zu durchdenken. außergewöhnlichen Zeit gern an. schiedlicher Weise auf außergewöhnliche, einzelung, Einsamkeit, Verlust von Nähe, Wir werden nur füreinander da sein können, ja angsterzeugende Situationen. Die einen Existenzangst, Misstrauen und Furcht vor wenn wir uns und andere nicht gefährden. Ihr Caspar Sawade »Das Theater ist für mich meine Batterie, an der ich mich für meinen Alltag auflade. Ich liebe Opern und auch das Schauspiel. Die Stücke, die mir gefallen, sehe ich mir so oft an, wie ich kann. Denn live ist live, deshalb ist das gleiche Stück immer anders. Meine Sorgen und Probleme gebe ich mit meiner Jacke an der Garderobe ab, dann habe ich eine schöne und entspannte Zeit im Theater und gehe am Ende beschwingt nach Hause.« Marina Köhn, 56 Jahre »Seit 25 Jahren sind wir Abonnenten und haben viel erlebt im Theater. Wir mögen besonders das Schauspiel, wobei wir ab der neuen Saison ein Mix-Abo gebucht haben, um auch regelmäßig in die Oper zu gehen. Die Theaterbesuche sind sehr bereichernd und wir hoffen sehr, dass es wieder los- geht, von ganzem Herzen. Wir kommen auf jeden Fall.« Claus und Ursel Piehl, 73 und 74 Jahre 13168201_011020
4 Verehrtes Publikum, am 13. März haben wir unsere letzte Vor- und bereit sein, von ihnen Abschied zu stellung in den Kammerspielen gespielt. nehmen, denn wir wollen wieder auftre- Noch immer sitzen der Schreck und das ten, für Sie spielen. Erstaunen in mir, wenn ich durch das The- Deshalb müssen wir unseren Spielplan für ater gehe. Ich vermisse das Gemurmel in die neue Spielzeit komplett neu ausrich- den Gängen, die Aufregung der Schau- ten. Wir werden Ihnen die Aufführungen spieler vor ihren Auftritten, die Spannung der neuen Spielzeit als Live-Hörspiele im Zuschauerraum vor dem Beginn der und formal aufregende epische Experi- Vorstellungen. Seit diesem Tag liegt das mente präsentieren. Im Zuschauerraum Theater wie ein wildes betäubtes Tier im werden Sie in einem geschützten sicheren Corona-Koma. Ohne Sie, unser Publikum, Hygiene-Setting Platz nehmen können, haben wir unser Ziel verloren. Für unsere so dass Sie ohne Angst unseren neuen Kunst brauchen wir das Gegenüber, den Spielplan genießen können. Daran haben Dialog. Wir sehnen uns nach Ihrem Atem, wir in den letzten Wochen mit unseren dem Klang Ihrer Hände. Ihre Blicke erwe- Experten intensiv gearbeitet. Wir wollen cken unser Spiel zum Leben und Ihre mit unserem Spiel berühren und durch Anwesenheit macht diesen Austausch die Zuschauer berührt werden. Der Aus- zwischen Bühne und Zuschauerraum zu Pit Holzwarth (Schauspieldirektor) tausch zwischen Bühne und Auditorium ist einem unverwechselbaren lebendigen durch kein Streaming und keine digitale Ereignis. Und wir wissen, dass auch Sie und des Zusammenhalts führen, zu einem visieren, Risiken einzugehen, Grenzen zu Repräsentation zu ersetzen. Wir freuen diese auratisch lebendigen Momente im offenen Austausch, welche basalen Werte verschieben, neue Sichtweisen auszu- uns auf Sie. Theater vermissen. für unser krisengeschütteltes Leben in probieren – kämpfen mit den unkünstle- Gleichzeitig steckt, trotz dem verursach- Zukunft wichtig sind. Normalerweise sind rischen Vorgaben der Abstandswahrung Ihr Pit Holzwarth ten massiven Leid, auch in dieser Krise wir Menschen nicht sehr gut darin, alte und Kontaktvermeidung, die diese Krise eine außergewöhnliche Chance: Sie kann Gewohnheiten aufzugeben. Auch wir The- uns im Leben und auf der Bühne diktiert. zu einem starken Gefühl der Solidarität atermenschen – darin gewohnt zu impro- Wir müssen viele Routinen hinterfragen Nachdenken über Theater in Corona-Zeiten Ein Gespräch mit dem Schauspieler Michael Fuchs Lieber Michael, wie geht es dir als Schauspieler in wirklich darüber nachzudenken, was in unserer Welt Corona-Zeiten? geschieht und was wir der Gesellschaft an kreativen Im Moment nicht mehr spielen zu können, nicht Ideen, an Möglichkeiten fürs Leben mit oder nach mehr proben zu können, ist für mich schon ein sehr Corona mitgeben können – in unseren Stücken, in großer Verlust. den neuen Produktionen der Spielzeit und all den zusätzlichen kleinen Projekten, die jetzt kommen. Ab dem 2. Juni kann das Schauspiel wieder proben. Wie kann man sich Proben unter Corona-Regle- Heißt das für dich, in Corona-Zeiten gewinnt Thea- ment vorstellen? Wo liegen die Herausforderungen ter an Relevanz? für dich als Schauspieler? Ich finde Theater, Kunst, Schriftstellerei, Bildende Ich glaube, die größte Herausforderung ist: Schaf- Kunst, Tanz wichtig – mehr denn je. Wenn es plötz- fen wir es, einander Vertrauen entgegenzubringen. lich keine Bücher mehr auf der Welt gibt, werden Es gibt einerseits ganz klar die vorgegebenen sehr viele begreifen, dass uns etwas fehlt. Und jetzt Eckpunkte: Für jeden Schauspieler, für jede Schau- wo wir als Theater nicht da sind, sagt man vielleicht spielerin müssen 20 m² zur Verfügung stehen, das einmal mehr: »Ach Mensch, das Theater Lübeck, heißt, je nach Probenraumgröße kann nur eine irgendwie vermisse ich es.« Und warum vermisse ich bestimmte Anzahl an Schauspielern proben. Wir es? Nicht nur weil wir die Leute nur zum Lachen brin- dürfen eine Stunde proben, dann wird 15 Minuten Michael Fuchs als Klaus Gruber in »Istanbul« gen, nein, wir geben philosophische Denkanstöße, im gelüftet. Wir müssen während der Probe alle 1½, Lustigen, im Munteren, aber auch im Nachfragen- möglichst zwei Meter Abstand zueinander halten und Das heißt, es geht letztendlich auch um Verantwor- den, im Verstörenden. Und Theater geht noch darüber strenge Hygieneregeln beachten. Das bekommt man tung, die man füreinander hat … hinaus: Theater ist was zum Fühlen, zum Anfassen, ich alles mit Disziplin durchaus hin. Auf der anderen Seite Ja, man hat eine Verantwortung füreinander – in dem werde aufgerüttelt, es tut was mit mir. Und wenn ein haben haben wir auch alle Kontakte zu anderen Men- Sinne, wie sie im Moment in der Gesellschaft ja auch kleiner Prozentsatz der Menschen merkt, dass ihnen schen, zu Verwandten oder zu Freunden. Und das birgt stattfindet. Ich habe grundsätzlich eine Verantwortung Theater fehlt, dann ist das schon sehr viel wert. natürlich immer ein Risiko: Wie sehr kann ich mich auf für andere Menschen. den anderen, den Partner, den Schauspiel-Kollegen In dieser Corona-Zeit haben wir als Künstler, als Thea- Das Gespräch führte Schauspieldramaturgin verlassen. terschaffende ja auch einmal Zeit, in uns zu gehen und Katrin Aissen. 13168401_011020
5 »Ja, mach nur einen Plan …« ein Corona-Tagebuch der Schauspieldramaturgin Katrin Aissen 13. März 17. April Plötzlich geht alles ganz schnell: In Schleswig- Endlich wieder ein Live-Erlebnis! Im Großen Haus Holstein werden alle Kulturveranstaltungen ab haben wir eine kleine Premiere: Ensemblemit- dem 14. März abgesagt – zunächst begrenzt bis glieder aus allen Sparten stehen zum ersten Mal zum 19. April. gemeinsam für ein »Online-Theater« – in Koopera- Schock! Was heißt das? Für den 2. April war die tion mit den Lübecker Nachrichten – auf der Bühne. Premiere »Game of Crowns 2« von und nach Wil- Toll, das positive Feedback der Follower, und schön liam Shakespeare in den Kammerspielen geplant. auch endlich mal wieder die Kolleg:innen zu sehen! Kann man die Premiere nach hinten verschieben? Am 1. Mai ist schon die Premiere »Vögel« von Wajdi Ende April Mouawad – auch in den Kammerspielen – ange- Die zweite Schockwelle: Es wird klar, dass unsere setzt … Premieren »Game of Crowns 2« und »Vögel« in die- ser Spielzeit nicht zu halten sind und dass auch für 17. März die Produktionen der kommenden Spielzeit sehr Es wird klar, dass ab sofort auch keine Proben bis spezielle Bedingungen gelten werden. Aber wie zum 19. April mehr stattfinden können. Man hat ein kann man Theater machen ohne Berührungen, mit bisschen das Gefühl, als würden einem in voller einem Mindestabstand von 1,5 Metern, bei inten- Fahrt die Reifen abmontiert. sivem Sprechen oder Singen sogar von 6 Metern? Und jetzt? Kann man die beiden Premieren in den Nach einem kurzfristigen Gefühl von »Amputation« Juni verlegen? Aber was macht man dann mit den und Beschneidung setzt kreativer Widerstands- Proben für die nächste Spielzeit, die für diesen geist ein. Wie kann man die Vorgaben erfüllen und Zeitraum geplant waren? trotzdem spannendes, berührendes und aktuelles Anfang/Mitte April Theater machen? Bühnenbilder und Kostüme werden neu Ende März Ernüchterung setzt ein, die Corona-Realität konfrontiert konzipiert, Textfassungen umgearbeitet – kein Stück darf Nach dem ersten Schockzustand beginnt eine produktiv- einen mit »hard facts«: Es wird klar, dass sich der Proben- länger als 1 Stunde 50 Minuten sein – und nach innova- euphorische Phase. Ohne Proben, Vorstellungen, Pub- betrieb noch weiter nach hinten verschieben wird. Bevor es tiven Theaterformen wird gesucht. Vielleicht birgt diese likumseinführungen und die alltäglichen Termine gibt wieder möglich sein wird, ein spielerisches Ausloten von Krise ja auch eine große Chance? es endlich genügend Zeit für Recherche, konzeptionelle Inhalten und Theaterformen auszuprobieren, wird man Vorbereitung, Reflexionen und Diskussionen mit den ein ausgeklügeltes Konzept für Hygiene- und Abstands- Mitte Mai Regieteams der kommenden Produktionen – und Zeit, regeln austüfteln müssen … Die Wiederaufnahme von Endlich ist klar, dass wir ab dem 2. Juni wieder pro- nochmal grundsätzlich und frisch über Theater nachzu- Vorstellungen rückt in weite Ferne. Nach einem Monat ben dürfen! Vertreter aus der Technik, dem Ensemble, denken. Warum ist Theater wichtig? Was haben unsere Home-Office vermisse ich Kolleg:innen und den kreativen der künstlerischen Leitung, dem Betriebsrat sowie die geplanten Stücke mit der momentanen Wirklichkeit zu Probenprozess. Um unseren Zuschauer:innen in dieser Fachkraft für Arbeitsschutzsicherheit und der Betriebs- tun, die sich gerade so massiv verändert? Für unsere theaterfreien Zeit ein kleines Lebenszeichen zu senden, arzt haben ein differenziertes Konzept für die Hygi- Eröffnungspremiere der neuen Spielzeit im Großen Haus suchen wir nach neuen Formaten: Video-Clips auf Face- ene- und Abstandsregeln für die Proben erstellt. Die taucht in inhaltlichen Diskussionen plötzlich das Stich- book, Instagram sowie Youtube-Kanälen und Streamings Schauspieler:innen stehen schon in den Startlöchern und wort »Demut« auf. Demut in dem Sinne, sich nicht als von Produktionen (etwa »Ich distanziere mich von allem alle freuen sich auf ein Wiedersehen. Wir können unsere den Mittelpunkt der Welt zu betrachten, Demut, in dem (und jetzt gut’ Nacht)« von Kat Kaufmann oder anläss- ersten Premieren Anfang September planen und bald Bewusstsein, dass der Mensch – selbst im privilegierten lich des Todestages von Günter Grass am 13. April einen wieder richtig loslegen … Europa – nicht alles kontrollieren kann … Videomittschnitt der »Blechtrommel«). »Heiß und innig liebe ich das Theater. Ich bin seit vielen Jahren Abonnentin und mir fehlen die Vor- stellungsbesuche sehr. Meine ausgefallenen Theaterkarten habe ich gerne dem Theater gespendet. Sehr gespannt bin ich darauf, wie das Theater das alles schafft bis zur Wiedereröffnung, aber ich bli- cke mit viel Zuversicht und Hoffnung auf den Saisonstart und freue mich auf die vertrauten Gesichter der Ensembles, die mir ans Herz gewachsen sind.« Monika Mix-Schröder, 73 Jahre »Für mich ist Theater, wie in eine andere Welt eintauchen. Faszinierend, wie Schauspieler und Sänger in andere Rollen schlüpfen. Ich habe zahlreiche Bekanntschaften durch das Theater geschlossen und erlebe dort viel Freiheit. Spannend, wie sehr mich die einfühlende Sicht auf die Dinge berührt. Ich hoffe auch, dass die kleinen Stücke im Jungen Studio wiederkommen.« Barbara Duraj, 42 Jahre 13168601_011020
6 Musiktheater in Zeiten von Corona »Bleiben Sie neugierig, wir sind es auch!« Das Theater Lübeck ist seit Mitte März Orchestergraben undenkbar. Man hat coronabedingt geschlossen. Auch wenn dort maximal Raum für ein kleines, seitdem jenseits der Onlinekanäle wenig solistisch besetztes Ensemble. Es gibt nach außen dringt, brummt es hinter den Ideen, größere Orchesterbesetzungen Kulissen eifrig wie in einem Bienenstock. auf die Bühne zu platzieren. Dies hat Für die Planungen und Organisationen im wiederum Auswirkungen auf die Insze- Musiktheater gab es die besondere Situ- nierungsmöglichkeiten … ation, dass durch die relativ spät erfolgte Ernennung von Stefan Vladar zum kom- Wie ist die Situation für den Chor? missarischen Operndirektor ab der Spiel- Bernd Krieger: Kurz gesprochen: zeit 2020/21 die planerische Vorlaufzeit für Wir müssen vorerst leider gänzlich den Spielplan im Musiktheater sowieso ohne Chor planen. Es gibt Berichte schon eher knapp bemessen war. Als über reihenweise Infizierungen nach die Planungen der »normalen« Spielzeit gemeinsamem Chorsingen. Die Lage ist gerade annähernd fertig waren, wurde diesbezüglich derzeit so unklar, dass durch das Corona-Virus alles wieder auf im Moment niemand wagen wird, die Anfang gestellt. Wie in dieser Situation Chormitglieder zu gefährden. ein Spielplan geplant wird, hat Musikdra- Stefan Vladar (Kommissarischer Operndirektor ab der Spielzeit 2020/21 maturg Christian Münch-Cordellier in und Generalmusikdirektor) Herr Vladar, Sie waren coronabedingt einem Gespräch mit Generalmusikdirek- das letzte Mal im Februar in Lübeck. tor und designiertem kommissarischen Wird es eine neue »Corona-Ästhetik« linien: Regisseur:innen, Sänger:innen, Wie konnte die räumliche Distanz über- Operndirektor Stefan Vladar und mit dem auf der Bühne geben? Bühnenbilner:innen, die oft ja auch an brückt werden? Künstlerischen Betriebsdirektor und Bernd Krieger: Es kann aufregend sein, anderen Theatern in Europa und der Stefan Vladar: Ohne Bernd Krieger und designiertem stellvertretenden Opern- wenn normale Vorgänge, die eigent- ganzen Welt Verpflichtungen haben, unser Team vor Ort in Lübeck hätte direktor Bernd Krieger besprochen. lich körperliche Nähe erfordern, unter müssen zu einem bestimmten Zeit- die Distanz zu einem Desaster führen Dabei flossen auch Fragen von treuen Abstandszwang gezeigt werden müs- punkt für Lübeck Zeit haben. Und es können, aber durch ständige Onlinekon- Theaterbesucher:innen ein. sen, sie können dadurch eine ferenzen und unzählige Telefonate ganz eigene Wahrheit bekom- war ich stets im engen Austausch Wann wurde Ihnen klar, dass Corona men. Es ist ja tägliches Brot von mit meinen Mitarbeiter:innen alle Pläne gefährdet bzw. Sie zum Um- Regisseur:innen, sich auf neue an der Trave. Wenn ich im Juni und Neudenken zwingt? Gegebenheiten und Umstände endlich wieder nach Lübeck Bernd Krieger: Das wurde uns eigentlich einzurichten – und so werden kommen kann, freue ich mich vor recht schnell klar, und seit Ende März auch diese Zeiten spannende, allem darauf, den Menschen im laufen bereits die Ideen und Planungen vielleicht ganz neue künstlerische Theater Lübeck wieder einmal für eine Art Alternativspielplan. Ergebnisse hervorbringen. persönlich – mit dem gebotenen Abstand – begegnen zu können. Wie sieht dieser Alternativplan aus? Wie verändert sich die Spielplan- Ganz besonders freue ich mich, Stefan Vladar: Der konkrete Plan wird gestaltung durch Corona? mit Mitgliedern unseres Orches- in der TheaterZeit in der kommenden Stefan Vladar: Zunächst einmal ters wieder gemeinsam musizie- Woche veröffentlicht. Wir planen der- bedeuten die Corona-Regeln, dass ren zu dürfen, wenn auch unter zeit für jede ursprünglich angedachte das liebgewonnene romantische ganz anderen Bedingungen, als »große« Produktion eine coronataug- Opernrepertoire mit großem wir uns das bisher haben träumen liche »kleine« Produktion, die den Orchester und großen Chören können. Abstands- und Hygieneregeln entspricht. so einfach nicht machbar ist. Es Bis Ende des Jahres müssen wir davon müssen also Stücke ohne Chor Wie kann man konkret das Thea- ausgehen, dass die »großen« Produktio- und mit kleinem Orchester gefun- Bernd Reiner Krieger (Künstl. Betriebsdirektor Musik- ter unterstützen? nen nicht gespielt werden können – diese den werden. Das bedeutet auch, theater und stellv. Operndirektor ab der Spielzeit 2020/21) Stefan Vladar: Das Wichtigste, was werden um ein Jahr verschoben. Ob sich dass vornehmlich Repertoire aus Sie tun können, ist: unsere Musik- ab Anfang 2021 wieder große Produk- den zeitlichen Rändern – also Barock, gibt entscheidende Unterschiede zur theateraufführungen zu besuchen! Die tionen verwirklichen lassen, wird man Frühklassik und Moderne – auf dem Pro- Planung von Schauspielaufführungen: Scheu vor Dingen ablegen, die man noch sehen. Wir sind auf beide Möglichkeiten gramm stehen werden, die man sonst so Ein Hamlet kann heutzutage z. B. alt nicht kennt, hilft uns in dieser Situation eingestellt und versichern unserem Pub- geballt nicht zu sehen bekommen würde. oder jung, männlich oder weiblich sicherlich am meisten, damit die weni- likum, dass es so oder so tolles Musik- Diese Chance haben wir jetzt und darauf sein, aber im Musiktheater kann schon gen Plätze, die wir bei Aufführungen theater geboten bekommen wird! freuen wir uns! nicht jeder Sopran vom Stimmfach her haben werden, auch immer vollständig jede Sopranpartie singen. Das bedeu- besetzt sind. Ist Theater ohne körperliche Nähe Was muss bei einer Spielplangestal- tet, man muss passende Partien für Bernd Krieger: Kurz zusammengefasst überhaupt möglich? tung alles beachtet werden? Ensemblemitglieder finden, Verträge könnte man sagen: Bleiben Sie neugie- Stefan Vladar: Alles ist möglich, aber nicht Bernd Krieger: Das Erstellen eines von Gastkünstler:innen müssen gelöst, rig, wir sind es auch! alles ist wünschenswert! Es geht um Spielplans besteht – abgesehen von nach- und neuverhandelt werden, usw. menschliche Gefühle und menschliche der inhaltlichen und dramaturgischen Nähe. Anregende Fantasie kann Dinge Suche nach passenden Stoffen und Wie ist die Situation für das Orchester? aber auch andeuten, ohne sie explizit zu Besetzungen – aus der Verknüpfung Stefan Vladar: Unter den Corona-Regeln zeigen, so gesehen ist alles möglich. von ganz vielen verschiedenen Lebens- ist ein normal besetztes Orchester im 13168701_011020
7 Offenheit und Neugier Zuschauerfragen an das Corona-Arbeitsschutz-Gremium Vor einigen Wochen nahm das so genannte Müssen die Zuschauer:innen Masken Pandemie-Gremium seine Arbeit auf: tragen? Kolleg:innen aus den verschiedenen Nur auf dem Weg zu und von Ihrem Bereichen des Theaters, Betriebsräte, Sitzplatz muss der Mund-Nasenschutz die Fachkräfte für Arbeitssicherheit angelegt werden. Während der Vorstel- und der Betriebsarzt versammeln sich lung sind Sie von der Tragepflicht befreit. zweimal wöchentlich, um Handlungs- empfehlungen zur Eindämmung des Wird es noch Pausen geben? Corona-Virus und Schutzstandards auf Masken- und Abstandsgebot gilt auch das Theater anzuwenden. Auch Fragen für eine potentielle Pausenregelung. aus dem Publikum, stellvertretend von Entsprechend ist vor Toiletten und Gisela Schliebs und Marianne Steup Gastronomietresen Schlangenbildung gestellt, beantwortet das Gremium hier. vorprogrammiert. Das eine lässt sich nicht vermeiden, dem anderen kann man Arbeiten Sie in dieser Zeit im Theater? möglicherweise mit unserem Vorbestel- Wie kann man sich Ihre Arbeit vorstellen? lungsservice entgegenwirken. Grund- Hinter der Fassade in der Beckergrube sätzlich wollen wir Pausen vermeiden, herrscht reges Treiben: Der finanzielle Das Corona-Arbeitsschutz-Gremium tagt zweimal wöchentlich auf der Probebühne. ab einer bestimmten Spieldauer sind Bestand des Hauses muss gesichert sie aber unerlässlich und wir werden werden, die künstlerische Planung der Wenn es Proben gibt: Wird mit Masken Wir denken, die Zuschauer:innen soll- uns angemessene Organisationsformen kommenden Spielzeit muss in großen geprobt? Sind wegen der Aerosole ten eigenverantwortlich entscheiden, einfallen lassen. Teilen neu gefasst werden, das umfas- keine Schreie mehr auf der Bühne mög- ob sie zusammen sitzen wollen – oder sendste Feld aber ist die Schaffung lich? Gelten die Abstandsregeln? wird es nur noch Einzelplätze geben? Wie kann man konkret das Theater unter- eines Regelwerks, nach dem in den über Selbstverständlich gelten für Proben die Die Bereitschaft zur »Eigenverantwor- stützen? zwanzig Abteilungen unseres Hauses allgemeinen Sicherheitsrichtlinien. Der tung« der Bürger:innen ist ebenso eine Am besten durch Offenheit und Neugier! die Arbeit unter Corona-Bedingungen Mindestabstand muss eingehalten wer- wichtige Erkenntnis, wie auch die Wahr- Vieles von dem, was wir Ihnen präsen- wiederaufgenommen werden kann. Das den, Handhygiene steht ganz oben auf der nehmung, dass es bei entsprechender tieren, wird nicht Ihren liebgewonnenen Zusammenspiel der Darsteller:innen Liste, nur Masken können während des Menschendichte unbeabsichtigt oder Seh- und Hörgewohnheiten entsprechen und Musiker:innen auf den Bühnen, szenischen Spiels nicht getragen wer- auch fahrlässig doch immer wieder zu können. Lassen Sie sich darauf ein. Kom- die Arbeit der Tischler, Schlosser, den. Eine Verhüllung der Mimik und der aus epidemiologischer Sicht grenzwer- men Sie! Abonnieren Sie! Arbeiten sie mit Maler:innen in den Werkstätten, die Schallöffnung würde das Spiel unmög- tigen Situationen kommt. Dennoch sind uns gemeinsam an einer Perspektive für heiklen, weil körperbezogenen Tätig- lich machen. Darüber hinaus aber sind Einzelplätze nicht die Lösung. Menschen, die Zukunft! keiten von Maske und Kostüm, das spezifische Erkenntnisse zu beachten, an die in einem Haushalt leben, dürfen auch bewundernswerte Ineinandergreifen denen die Forschung noch rege arbeitet. im Theater nebeneinander sitzen. Nur zu vieler Hände der Bühnengewerke, um Der Aerosolausstoß beim Singen oder die allen anderen müssen die Sicherheits- nur einige zu nennen, alles muss auf den Luftverwirbelungen bei Blasinstrumen- abstände eingehalten werden. Prüfstand und unter infektiologischen ten führen zu ganz eigenen Abstands- Gesichtspunkten neu geregelt werden. regeln, die bei der künstlerischen Arbeit strikt eingehalten werden müssen. »Das Theater Lübeck bietet über das Internet die Möglichkeit, kleine Kostproben von unseren Künstlern und Künstlerinnen per Video zu erhalten oder auch sich selbst interaktiv einzubringen oder dass man sich musikalische Wünsche vom Ensemble erfüllen lassen kann. Das sind wirklich tolle Ideen, aber es fehlt eben doch das gemeinsame Erlebnis, die Anspannung vor der Premiere, der Gedankenaustausch in der Pause und hinterher auch der Austausch mit den Künstlerinnen und Künstlern. Ich hoffe sehr, dass wir nach der Sommerpause wieder ein lebendiges Theater haben. Es wird vielleicht nicht mehr so hautnah sein wie es gewesen ist, aber es ist so wichtig und macht so glücklich, wenn man sich sehen und miteinander reden kann. Darauf freuen wir uns alle sehr und wir können es kaum erwarten, dass es wieder losgeht.« Anne-Dore Brütt-Schwertfeger, 67 Jahre, Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft der Theaterfreunde Lübeck e. V. »Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht. Das Abendevent fehlt, im Saal zu sitzen und die Stimmung zu spü- ren, bevor der Vorhang aufgeht. Es gibt nichts Vergleichbares. Mit der Schulklasse und auch mit Freunden war ich schon oft im Theater und es ist immer ein Spaß, das Erlebte zu teilen und die verschiedenen Meinun- gen auszutauschen. Wenn es wieder losgeht, gehe ich auf jeden Fall als erstes ins Junge Studio.« Maya Michelsen, 17 Jahre 13169001_011020
8 Die größte Herausforderung ist die Akzeptanz Peter Spach, Betriebsingenieur am The- Herr Spach, Sie haben sich auch schon ater Lübeck und technischer Leiter der vor der Pandemie um Hygieneprüfun- Gebäude- und Haustechnik, kümmert sich gen und Lüftungswartungen geküm- mit seinem Team sowohl um die äußere mert – wie verändert Corona dennoch Erscheinung des denkmalgeschützten Ihre Arbeit? Theaters als auch um das Innere, dass Peter Spach: Ganz neu für unsere Arbeit die Zuschauer:innen sich im Theater ist die Kontaktbeschränkung, wir können wohlfühlen und die Mitarbeiter:innen an nicht mehr zusammenarbeiten wie zuvor. ihrem Arbeitsplatz sicher sind. Gemein- Die Hausinspektoren, zum Beispiel, sam mit seinen Kollegen vom Gebäude- haben jetzt ganz getrennte Arbeitsbe- management der Hansestadt Lübeck, mit reiche, der einzige Kontaktpunkt ist zur Sachverständigen, TÜV-Vertretern und Zeit das gemeinsame Büro, in dem sie Firmen, plant er Sanierungen, Reparatu- genügend Abstand halten. Wir versuchen ren und Wartungsarbeiten sowie elektri- das Benutzen von gemeinsamen Werk- sche Prüfungen. Um den künstlerischen zeugen auszuschließen, in Ausnahmefäl- Betrieb nicht, zum Beispiel durch Lärm, len müssen sie desinfiziert werden. zu stören oder zu unterbrechen, arbeiten Die Arbeit selbst ändert sich nicht, aber Peter Spach und die Hausinspektoren wie wir sie durchführen und wie wir uns meist vor und nach den Proben und Vor- durch das Theater bewegen – das hat An der Pforte ist eine Plexiglasscheibe zum Schutz eingezogen worden. Spender für stellungen, an Wochenenden und teilweise sich grundlegend verändert. Desinfektionsmittel wurden aufgestellt und die Hausregeln ausgehängt. sogar nachts, für langwierigere Projekte Jetzt entwickeln wir Konzepte für das weichen sie terminlich in die Theaterfe- Publikum, das hoffentlich Ende August ganz frei durch das Theater bewegt, kann, wir wieder spielen können. Das ist rien aus. wieder das Theater besuchen darf. Wir jetzt wird es das Ziel sein, unsere Gäste sehr vielfältig und bereichernd für mich, Durch die Corona-Pandemie sind die möchten die Zuschauer:innen sicher durch unauffällig und sicher zu leiten. Die Gäste Einblicke in andere Bereiche zu bekom- Abläufe im Theater aus den gewohnten das Haus führen und dennoch ermög- sollen sich wohl fühlen und trotzdem men – wie den künstlerischen. In dem Bahnen geraten, Vorstellungen fallen lichen, dass sie sich hier wohlfühlen. geschützt sein. Das ist die Kunst. Austausch gewinnt man eine Weitsicht aus und Proben werden nach monate- Das Corona-Arbeitsschutz-Gremium und versteht die Anliegen der anderen langer Unterbrechung wieder langsam beschäftigt sich seit Wochen damit, das Glauben Sie, dass sich unser Verhalten besser. Das ist eine Erweiterung für aufgenommen. Theater so vorzubereiten, dass wir Gäste langfristig verändern wird? mich und für die anderen Gruppen ist es empfangen können. Unser Ich denke schon. Allein die Gewohn- wahrscheinlich auch so. Jeder bringt die Ziel ist, dass der Vorhang sich heit sich häufig und intensiv die Hände gemeinsame Sache voran und am Ende wieder öffnet – daran arbeiten zu waschen. Desinfektion, bei uns vor entsteht ein Gesamtkonzept. Das habe wir alle. allem Flächendesinfektion: Alles, was ich so noch nicht erlebt. Sonst hat jede:r die Gäste berühren, wird zuvor desinfi- eine Vielfalt von Aufgaben zu erledigen, Was sind die größten Heraus- ziert. Das Bewusstsein für Hygiene und wir sind alle termingejagt. Jede:r hätte forderungen? natürlich das Abstandhalten wird uns gern auf Corona verzichtet, aber diese Die größte Herausforderung im Leben begleiten. Das ist, für die Akzeptanz zu sor- ist mir auch im Privaten gen. Die Akzeptanz der Beleg- aufgefallen, wie schnell wir schaft, die Regeln umzusetzen, gelernt haben Abstand zu die das Corona-Arbeitsschutz- halten. Diese Regeln sind Gremium, dem ich auch verinnerlicht. Ganz global: Peter Spach wirkt mit im Pandemie-Gremium und angehöre, erstellt. Akzeptanz, Die Menschen sind acht- setzt die Hygieneregeln im Theater für die Beleg- dass diese Regeln wichtig sind, sam. Der Drang sich die schaft und das Publikum um. um sich selbst zu schützen, Hand zu schütteln oder sich aber auch das Gegenüber. Man zu umarmen ist eigentlich hat nicht die Chance das Risiko weggefallen. Der Abstand zu 100% zu vermeiden, aber ist selbstverständlich man hat die Chance vieles zu geworden. Das Schreck- vermeiden. Für den Probenbe- hafte aber, wenn jemand ginn sind jetzt Regeln aufge- im Supermarkt plötzlich stellt worden – Regeln, die ausweicht, weil der Gang zu auch leben, die sich verändern schmal erscheint, das wird werden. Wir müssen lernen, wieder verschwinden. positive Sache sollten wir uns bewah- wie wir mit der Pandemie ren, wie toll wir gemeinsam Konzepte umgehen, was praktikabel und Einerseits erleben wir Distanzierung, entwickeln und das Theater nach vorne umsetzbar ist. andererseits müssen die Abteilungen bringen können. Ich hoffe, dass wir ab im Theater enger zusammenarbeiten – Ende August unseren Gästen wieder Was wird die Zuschauer:innen wie im Pandemie-Gremium. fantastisches Theater bieten können. im Theater Lübeck erwarten? Das Gremium ist ein ganz tolles Zusam- Der erste Eindruck wird sein: menkommen von Leuten aus verschiede- Das Gespräch mit Peter Spach führte Es gibt vorgezeichnete Wege. nen Bereichen, die an derselben Sache Anja Sackarendt, leitende Schauspiel- Sitzung des Corona-Arbeitsschutz-Gremiums Früher hat sich das Publikum arbeiten: dass das Theater wieder öffnen dramaturgin. 13169101_011020
10 Betriebsrat und Corona Lieber Herr Jonkisch, Sie sind Musiker und jetzt auch Mitglied des Pandemie-Gremiums. Wie verändert die Corona-Pandemie Ihre Arbeit im Betriebsrat? Neben einer Betriebsvereinbarung über Kurzarbeit, die der Betriebsrat mit unserer Geschäftsführung abgeschlossen hat, arbeiten wir eng mit dem Corona- Arbeitsschutz-Gremium zusammen, um Proben wieder zu ermöglichen und dann natürlich auch Vorstellungen unserem Publikum anzubieten. Es müssen dabei viele Vorschriften und Empfehlungen unserem Theater entsprechend angepasst und dann umgesetzt werden. Natürlich hat diese Aufgabe für uns eine hohe Priorität, deshalb haben wir auch drei Mitglieder des Betriebs- rats in dieses Pandemie-Gremium entsandt. Welche neuen Erkenntnisse haben Sie durch Ihr Enga- gement für die Belegschaft in dieser Ausnahmezeit gewonnen? Erwähnenswert finde ich, wie schnell sich nach einer anfänglichen Schockstarre Vertreter aller künstleri- schen und technischen Bereiche zusammengefunden haben, aktiv im Corona-Gremium mitzuarbeiten, um auf diese Krise zu reagieren. Diese Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Der Blickwinkel auf das Theater und gerade auf die Tätigkeiten, die nicht sichtbar im Hintergrund einer jeden Vorstellung passieren, hat sich dadurch für mich enorm erweitert. Mitarbeiter:innen unseres Hauses wollen unter bestmöglichem Schutz arbeiten. Gleichzeitig besteht aber die Sehnsucht, schnellstmöglich den Spielbetrieb wieder aufnehmen zu können, wenn auch unter extrem eingeschränkten Bedingungen. Hier müssen die künstlerisch Verant- wortlichen mit viel Fingerspitzengefühl und hoher Kreativität Konzepte entwickeln, die wir dann im Corona-Gremium beratschlagen und beschließen können. Erinnerung an die Abstandsregel »Ich schaue gerne die Spielclubs an und für mich zeichnet sich das Theater durch die direkte Nähe zu den Protagonisten aus. Die Inszenierungen nehmen mich mit und die Stücke live gespielt zu erleben, ist für mich viel nachhaltiger als Filme oder Serien. Es ist nie langweilig, sondern eher spannend, weil die Themen abstrahiert werden und auf einer Meta-Ebene stattfinden. Die Gespräche danach mit Freunden oder Familie fehlen mir sehr. Ich bin guten Gewissens zur Spielzeiteröffnung wieder schnell dabei.« Hendrik Schaefer, 23 Jahre »Mir fehlt das Theater, meine zweite Wohnstube. Ich sitze immer im 2. Rang und kenne dort die Garderobendamen und die Einlassdamen persönlich. Ich will einfach nur, dass es wieder losgeht. Ich liebe die Sinfoniekonzerte, die Opern, das Schauspiel – einfach alles!« Reinhard Staacke, 77 Jahre 16156901_011020
11 Jede zweite Reihe frei: ein ganz neues Raumgefühl im Zuschauersaal … Das Große Haus – nur noch gut 200 Plätze stehen vorerst zur Verfügung. Stephan Witt, Leiter des Besucher- reduziert sich auch die Anzahl der zweiten Saisonhälfte ggf. zu erhöhen, zusenden zu lassen, da es zu längeren service, über Saalpläne, die nur einen Plätze in den verschieden Platzgruppen. sollten die Abstands- und Hygienere- Wartezeiten an der Abendkasse kommen Bruchteil des üblichen Platzangebotes Deshalb haben wir für diese Spielzeit ein geln gelockert werden. Der Freiverkauf kann, z. B. wenn die Kontaktdaten der vorsehen, über den Umgang mit Abonne- neues und sehr flexibles Abonnements- wird jeweils am Ersten des Vormonats Besucher noch nicht bekannt sind oder ments in der kommenden Spielzeit und Modell entwickelt. Um unseren Abon- eröffnet. Eintrittskarten an Dritte weitergegeben darüber, was das Publikum sonst noch nenten die bestmögliche Auswahl an werden sollen. Es ist nicht auszuschlie- beim Kartenkauf und Theaterbesuch an Plätzen in der jeweiligen Preiskategorie Wird man seine Theaterkarten nur ßen, dass ein spontaner Vorstellungs- geänderten Gewohnheiten erwartet. zu bieten, kann z.B. der Vorstellungs- noch »kontaktlos« kaufen können, oder besuch aufgrund von Verzögerungen an termin einer Produktion frei ausgewählt werden die Theaterkassen ganz normal der Abendkasse nicht mehr ermöglicht Wie kann ein Saalplan aussehen, der werden. Über weitere Details informie- geöffnet sein? werden kann. die Sicherheit des Publikums gewähr- ren wir unsere Abo-Kunden mit einem Nach der Sommerpause werden die The- leistet? Rundschreiben. aterkasse und das Abonnements-Büro Was würden Sie sich denn von Ihrem Zwischen den Zuschauern muss der unter Einhaltung der Abstands- und Publikum wünschen? Sicherheitsabstand nach allen Seiten Wer entscheidet denn, wer wo sitzen Hygieneregeln wieder wie gewohnt Viele unserer Abonnenten und Theater- eingehalten werden. Das bedeutet, darf? geöffnet sein. Alternativ können Ein- besucher halten uns bereits seit vielen dass jede zweite Reihe unbesetzt bleibt Der Kunde wählt den Bereich (z. B. trittskarten telefonisch bestellt oder Jahren die Treue. Und seit der Einstel- und immer zwei Plätze zum nächsten Parkett) und die Anzahl der Plätze in auf unserer Website gekauft werden. lung des Spielbetriebes Mitte März die- Zuschauer in der gleichen Reihe freiblei- einer bestimmten Reihe. Die Platzierung Werden mehrere Eintrittskarten für eine ses Jahres haben sich viele Kunden bei ben. Zuschauer, die im selben Haushalt in dieser Reihe erfolgt am Vorstellungs- Vorstellung gebucht, ist zu beachten, der Rückgabe ihrer Eintrittskarten von leben, dürfen selbstverständlich neben- abend durch das Einlasspersonal, je dass die Kontaktdaten aller Theaterbe- ausgefallenen Vorstellungen für einen einander sitzen. Wichtig zu wissen ist, nach Eintreffen der Besucher. So können sucher aufgenommen bzw. angegeben Gutschein entschieden oder den Ein- dass alle Eintrittskarten personalisiert wir die Sicherheitsabstände auch beim werden müssen. An der Anbindung der trittspreis ihrer Tickets an das Theater ausgegeben werden. Damit stellen wir Einlass in den Saal einhalten. Abonnen- CTS-Vorverkaufsstellen wird aktuell gespendet. Das hat uns sehr beeindruckt im Bedarfsfall auch eine Nachsorge für ten erhalten ein Vorbelegungsrecht, noch gearbeitet. und stimmt uns hoffnungsvoll, dass uns unser Publikum sicher. bevor der Freiverkauf eröffnet wird. unser Publikum auch in diesen schwieri- Wer früher bucht, hat also die breiteste Kann man Theaterkarten an der Abend- gen Zeiten unterstützt. Und wie wollen Sie mit den Anrechten Auswahl. Im freien Verkauf werden die kasse kaufen und bestellte Karten Wir wünschen uns, dass unsere Kunden der Abonnenten verfahren? verbleibenden Plätze angeboten. abholen? bei guter Gesundheit bleiben, sich wie- Leider muss die Platzbindung aufgrund Abhängig vom Besucheraufkommen der auf Theaterbesuche freuen und ein der Abstandsregeln entfallen. Der Sitz- Wie lange im Voraus kann man buchen? ist das grundsätzlich möglich. Jedoch Abonnement abschließen. Damit sichert plan wird sich sehr auseinanderziehen, Abonnenten können jeweils eine halbe empfehlen wir dringend, die Eintritts- unser Publikum die Perspektive des von der ersten Reihe im Parkett bis in die Saison im Voraus buchen. Damit haben karten im Vorverkauf zu erwerben und Theaters in und nach der Corona-Krise. letzte Reihe des dritten Rangs. Dadurch wir die Option, das Platzangebot in der sich bezahlte Kartenbestellungen vorab 16157001_011020
12 Alive.Saisonschluss-20 Musiktheater im großen Ungefähr oder Eine kleine Apokalypse mit positivem Ausblick in der Präsenz des Leichnams seines Sohnes Atys im wahrsten Sinne des Wortes be-greifen und damit auch die Folgen seines eigenen Handelns. Das Theater ist der Ort, an dem wir unsere eigene Leibhaftigkeit durch die der anderen Zuschauer und der Singenden und Spielen- den auf der Bühne wie kaum in einer anderen Kunstform erfahren können. Doch welchen gemeinsamen Ort haben wir in einem virtuellen Medium, wie es uns in einer Zeit zusammenführt, in der leibliche Präsenz oftmals risiko- reich, verboten oder unmöglich ist?« (Milo Pablo Momm) »How easily things get broken … What are you staring at? Haven‘t you ever seen an accident before?« (Celebrant in Bernsteins »Mass«) Musik von Henry Purcell, Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert, Carl-Maria von Weber, Giuseppe Verdi, Das künstlerische Team bei der Konzeptionsprobe Erich Wolfgang Korngold, Leonard Bernstein und Richard Rodgers Was passiert im Theater, wenn das Theater geschlossen zu tun hat, genau kennt und sich hineinzuversetzen ist? Vorbereitungen werden getroffen für künftiges The- weiß, wird der Betrachter sich mit dem Protagonisten Mit Johan Choi, Wioletta Hebrowska, Youngkug Jin, ater. Oder geistern doch noch ein paar übrig gebliebene an diesen Ort, diese Situation begeben. Dieses Phä- Milena Juhl, Emma McNairy, Gerard Quinn, Daniel Künstler durch die Gänge und über die Bühnen? Die Zeit nomen hat etwas Magisches. Es hat die Fähigkeit, den Schliewa Angela Shin, Andrea Stadel – Andreas von Operndirektorin Dr. Katharina Kost-Tolmein am The- Betrachter durch »nichts«, also einen leeren Raum, Lipp (Klarinette), Isabel Jiménez Montes, Christina ater Lübeck endet nach 15 Jahren anders als gedacht. überallhin zu bringen.« (Peter Brook) Reitemeier-Bruggaier (Violinen), Elisabeth Fricker Aber wo, wenn nicht am Theater, passt das eigentlich auch (Bratsche), Hans-Christian Schwarz (Cello) – Utako ins Konzept? Und nun? Zum Saisonschluss-20 ringen vier »Egal wie kompliziert sich die Situation darstellt, Washio (Klavier) – Andreas Wolf (Musikalische Leitung) Regisseur:innen darum, ein leeres Theater mit Leben, mit wir Theaterleute müssen spielen! Die Magie, von der – Jochen Biganzoli, Milo Pablo Momm, Tom Ryser, Lil- Sinn, mit Zukunft zu füllen: Jochen Biganzoli (»Lady Mac- Brook spricht, ist lebensnotwendig und systemrele- lian Stillwell (Regie, Choreographie) – Konrad Kästner beth von Mzensk«, »Der ferne Klang«, »Der Freischütz«), vant.« (Jochen Biganzoli) (Video-Regie), Carsten Jenß, Katharina Kost-Tolmein Milo Pablo Momm (»Christophe Colomb«), Tom Ryser (Dramaturgie), den weiteren Mitgliedern des Musikthe- (»The Fairy Queen«, »Mass«, »Die Zauberflöte«) und Lil- »working within limits aterensembles und des Internationalen Opernelitestu- lian Stillwell (Choreographie »The Fairy Queen«, »Mass«, while simultaneously expanding dios und vielen mehr im virtuellen Raum »Sunset Boulevard«). perception of the possible« (Lillian Stillwell) Premiere Sa 13/06/20, 19.30 Uhr »Nehme ich eine leere Bühne, ein paar notwendige »Eine der zentralen Fragen, die die letzten Wochen In welcher Form die Premiere stattfinden wird, hängt von Requisiten und vor allem einen Protagonisten, der und Monate aufgeworfen haben, ist die nach der rea- den dann gegebenen rechtlichen Vorgaben ab. Wenige sich in seine Rolle hervorragend eingearbeitet hat len leiblichen Präsenz und dem Tod des Leibes. König Karten werden über die Theaterkasse verlost! und die Orte, Menschen und Gefühle, mit denen er es Krösus kann ihn in Schuberts ADRAST-Fragment erst Oder: Folgen Sie uns virtuell über unsere Online-Kanäle. »Wir lieben die Sinfoniekonzerte. Der Konzertbesuch gehört für uns zum Leben dazu. Wir erleben ein Konzertprogramm auf tollem Niveau. Die persönliche Beziehung, die über die Jahre zu vielen Musikern entstanden ist, finden wir großartig und es ist schade, durch die aktuelle Situation getrennt zu sein. Wie sich die Sänger und Musiker auch auf facebook engagieren finden wir sehr angenehm und verfolgen die Beiträge aufmerksam. Wir freuen uns bald wieder live dabei zu sein.« Karl-Heinrich Westphal und Klaus Berndt, 78 und 71 Jahre »Gerne gehe ich mit Freunden oder meinen großen Kindern ins Theater. Theater bedeutet für mich Leichtigkeit und Kreativität. Ich schaue gerne Bürgerbühnen an, weil sie mir viel Anregung geben, sie berühren mich und bringen mir meine eigenen Gefühle nah. Das aktive Auseinandersetzen mit gut aufbereiteten Themen fällt leider zurzeit weg. Ich freue mich darauf wieder ins Theater zu gehen, werde aber beim Wiedereinstieg vorsichtig sein und sehen, wie viel ich mir zutraue.« Pauline Lingens, Mitte 50 16157101_011020
13 Was bedeutet ein Theater ohne Spielbetrieb? Fragen unserer Zuschauer:innen an den müssen wir uns erst einmal wieder an amtierenden Geschäftsführenden Thea- Vorstellungen mit Publikum herantas- terdirektor Christian Schwandt und den ten. Andererseits müssen wir mit der designierten Geschäftsführenden Thea- Pandemie umgehen und so intensiv terdirektor Caspar Sawade spielen, wie es ohne Gesundheitsrisiko möglich ist. Wie existentiell ist die Bedrohung für Caspar Sawade: Ein Theater ohne Auf- das Theater? führungen ist nicht vorhanden. Bühnen- Christian Schwandt: Die Lage ist durch kunst entsteht und vergeht im Moment Corona schwierig. Aber das Theater ihrer Schöpfung. So stellt sich für uns Lübeck ist Herausforderungen auf der nicht nur die Frage nach dem finanziel- wirtschaftlichen Seite gewohnt. Die len Erfolg. Natürlich werden wir alles Künstler:innen möchten unbedingt unternehmen, mit den bereits zugesag- wieder spielen und sobald es möglich ist, ten Zuschüssen auszukommen. werden wir wieder anfangen. Natürlich erst einmal unter den uns auferlegten Wie kann man konkret das Theater Hygienemaßnahmen und bestehenden unterstützen? Kontaktbeschränkungen. Ein wichtiges Christian Schwandt (Geschäftsführender Theaterdirektor bis Juli 2020) Christian Schwandt: Wichtig ist, dass Element unserer Finanzierung sind die Zuschauer:innen ihr Abonnement Mittel aus dem Kommunalen Finanz- zurückkehren zu können. Stellenabbau planen wir im Juni. Von Freunden des behalten. Viele haben auf die Erstattung ausgleich. Hier hat das Schleswig- wird bisher nicht diskutiert. Theater Lübeck haben wir Spenden in des Eintrittsgeldes bei den ausgefal- Holsteinische Landeskabinett gerade Caspar Sawade: Natürlich bricht eine Größenordnungen erhalten, um den lenen Vorstellungen verzichtet. Dafür auskömmliche Zuschüsse für die Jahre wichtige Säule der Finanzierung, die Gastkünstler:innen zu helfen. danken wir sehr! Manche haben auch 2021 bis 2024 in Aussicht gestellt. Und Kasseneinnahmen, nahezu weg. In Caspar Sawade: Für die freien Künstler direkt gespendet. Wir freuen uns über die Hansestadt Lübeck als Hauptgesell- welchem Umfang z. B. Bühnenbilder ist diese Zeit unglaublich schwer. Es jede weitere finanzielle Zuwendung über schafter hat immer treu zum Theater und das Engagement von Gastkünstlern fehlte die rechtliche Grundlage diese in unser Spendenkonto bei der Sparkasse gehalten. möglich sind, wird sich zeigen. Auf jeden Honorarverträgen zu vergüten. Zugleich zu Lübeck DE 36 230 501 01 000 10 82 Caspar Sawade: Die größte künstlerische Fall werden wir bewegende Bühnen- gibt es eine hohe moralische Verpflich- 379. Insgesamt bin ich erstaunt, wie treu Herausforderung wird es sein, unter kunst auch unter Corona-Bedingungen tung, Künstler:innen mit enger Bindung die Zuschauer:innen in den letzten drei Abstands- und Hygieneregeln Theater zu zeigen. an unser Theater zu unterstützen. Monaten zum Theater gehalten haben. spielen oder zu musizieren. Caspar Sawade: Bitte kündigen Sie nicht Was passiert mit den Sicherheit muss sein, doch lohnt sich in der jetzigen Situation Ihr Abonnement. Kann das Theater die Krise überstehen, Gastkünstler:innen? das Theaterspielen überhaupt unter Wenn Sie sich unsicher fühlen und keine ohne Stellenabbau oder Herunterfah- Christian Schwandt: Die Verträge der diesen Bedingungen, mit Sicherheits- Vorstellungen besuchen möchten, gibt ren des Angebots? Gastkünstler:innen wurden aufgrund abstand? es in der nächsten Spielzeit auch die Christian Schwandt: In der Saison 2020/21 der behördlichen Anordnung erst ein- Christian Schwandt: Finanziell lohnt es Möglichkeit, eine Abo-Pause einzulegen, können wir unser gewohntes breites mal aufgelöst. Vor Ostern haben wir sich nicht. Unter Corona-Bedingungen bis wir uns wieder ohne Risiko begegnen Angebot nicht aufrechterhalten, aber Ausfallhonorare bezahlt, um den finan- dürfen wir maximal ein Viertel der können. wir hoffen, spätestens im Frühling/ ziellen Schaden der Gastkünstler:innen vorhandenen Zuschauerplätze beset- Frühsommer zum gewohnten Angebot zu mindern. Eine weitere Überweisung zen. Durch die komplexen Vorschriften »Corona hat in den letzten Wochen für uns alle zu massiven Einschränkungen geführt. Aber es hilft alles nichts, unsere Gesundheit hat Vorrang und wir müssen zusammen jetzt da durch. Wir sollten, bei allen Wünschen nach einer schnellen Auflösung der bestehenden Beschränkungen, die gebotene Besonnenheit bei den Lockerungen nicht aus dem Auge verlieren. Dies galt und gilt auch für den Spielbetrieb unseres Theaters. Wir werden den Neustart zum richtigen Zeitpunkt mit vereinten Kräften schaffen. Ich setze dabei auf unsere großartigen Künstler, unser treues Publikum und auf eine Stadt, die ihr Theater auch in diesen Zeiten unterstützt. Ich freue mich schon auf den Tag, an dem wir wieder unbeschwert gemeinsam tolle Veranstaltungen in unserem Theater genießen können!« Peter Petereit, Aufsichtsratsvorsitzender der Theater Lübeck gGmbH, 57 Jahre »Mir fehlt das Gemeinschaftsgefühl und der persönliche Austausch mit Freunden und der Schulklasse. Die Inszenierungen sind oft cool. Im Großen Haus bieten sich mehr Möglichkeiten, aber auch die Stücke in den Kammerspielen finde ich spannend. Im Theater bleibt vieles nur angedeutet und ich muss mir mehr meine eigenen Gedanken machen. Diese Auseinandersetzung schätze ich sehr.« Livia Wolf, 16 Jahre 16538701_011020
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