Theoretischer Hintergrund und Evaluationsergebnisse - Verein Programm Klasse2000 e. V.

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Theoretischer Hintergrund und Evaluationsergebnisse - Verein Programm Klasse2000 e. V.
Gesundheitsförderung in der Grundschule
                                         Gewaltvorbeugung und Suchtvorbeugung

Verein Programm Klasse2000 e. V.

Theoretischer Hintergrund
und Evaluationsergebnisse

                                   Verein Programm Klasse2000 e. V.
                                                www.klasse2000.de
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      Ziele und Zielgruppe des Grundlagenpapiers                                                                                 3

      Einordnung der Begriffe                                                                                                    3

            Gesundheit                                                                                                            3

            Prävention                                                                                                            3

            Salutogenese                                                                                                          4

            Gesundheitsförderung                                                                                                  4

            Lebenskompetenzen                                                                                                     5

      Psychologische Theorien als Grundlage der Programmkonzeption                                                               6

            Die Bewältigung von Entwicklungsauf­gaben und die „Theorie des Problem­verhaltens“                                    6

            Risiko- und Schutzfaktorenmodell                                                                                      7

            Sozial-kognitive Lerntheorie und Theorie des geplanten Verhaltens                                                     7

            Selbstmanagement-Ansatz                                                                                               8

            Theorie der sozialen Informationsverarbeitung                                                                         8

      Was kennzeichnet ein wirksames Präventionsprogramm? -

      Empirische Befunde und die Umsetzung im Programm Klasse2000                                                                9

            Frühzeitiger Beginn                                                                                                   9

            Methodisch-didaktisches Konzept und praktische Umsetzung                                                              9

            Intensität und konzepttreue Umsetzung in der Praxis                                                                  10

      Klasse2000: die wichtigsten Evaluationsergebnisse                                                                          11

            Wirksamkeit von Klasse2000                                                                                           11

            Konzept und Praktikabilität – die Sicht der Lehrkräfte                                                               12

            Eltern als Partner schulischer Gesundheitsförderung                                                                  12

            Die Umsetzung in der Praxis                                                                                          13

      Literatur                                                                                                                  15

    Impressum:
    Herausgeber: Verein Programm Klasse2000 e. V., Feldgasse 37, 90489 Nürnberg, www.klasse2000.de, E-Mail: info@klasse2000.de
    Verantwortlich: Thomas Duprée, Geschäftsführer, Autorinnen: Prof. Dr. Christina Storck, Dipl.-Psych. Sabine Beer
    Nürnberg: Verein Programm Klasse2000 e. V., 3. Auflage Januar 2013, Alle Rechte vorbehalten.
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Begriffe zur Gesundheitsförderung                 3

Ziele und Zielgruppe des Grundlagenpapiers

   Ein Qualitätskriterium präventiver Maßnahmen ist ihr    Dieses Grundlagenpapier zum Programm Klasse2000
   theoretischer Hintergrund. Die inhaltliche und metho-   verfolgt zwei Ziele: Zum einen sollen in kurzen ver-
   dische Ausgestaltung des Programms sollte sich an       ständlichen Erklärungen Begriffe aus dem Themen-
   wissenschaftlichen Theorien und Erkenntnissen orien-    spektrum der Prävention und Gesundheitsförderung
 tieren. Die Programmkonzeption wird dabei explizit        beschrieben werden. Zum anderen soll die theoretische
 ­anhand des aktuellen Forschungsstands begründet          und empirische Begründung von Klasse2000 aufge-
 und weist eine Stringenz zwischen wissenschaftlicher      zeigt und anhand von Beispielen aus dem Programm
Begründung und inhaltlicher Ausgestaltung auf. Ist         veranschaulicht werden. Das Papier richtet sich damit
­diese „Passung“ von Ergebnissen der Grundlagen­           vor allem an Gesundheitsförderer und Lehrkräfte, die
 forschung und Programmkonzeption gegeben, so              mit der Umsetzung von Klasse2000 befasst sind. Es
  ­bezeichnet man dies als „Research-Based-Practice“.      zeichnet das „theoretische Gerüst“ von Klasse2000, um
                                                           den Aufbau und die Inhalte des Programms für die An-
                                                           wender schlüssig und nachvollziehbar zu begründen.

Einordnung der Begriffe Gesundheit,
Gesundheits­förderung, Salutogenese,
Prävention und Lebenskompetenzen

Gesundheit:                                                Prävention:

 Einen wesentlichen Impuls für die Entwicklung einer         Unter Prävention versteht man die Verhütung von
   konzeptionellen Grundlage für Theorie und Praxis der     Krankheiten. Sie kann sowohl auf die allgemeine
   Gesundheitsförderung bildet die WHO-Definition von       ­Bevölkerung (universelle Prävention), auf Risiko­
   Gesundheit (World Health Organization, 1946).            gruppen (selektive Prävention)  oder auf Personen mit
   Gesundheit wird als der „Zustand des vollständigen       bereits existierenden manifesten Problemen (indizierte
   körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens“      Prävention) abzielen. Prävention und Gesundheits­
   bezeichnet. Obwohl diese Definition in der Folgezeit     förderung wurden häufig synonym gebraucht. In­
 häufig kritisiert wurde, war sie wegweisend aufgrund       zwischen hat sich jedoch ein differenziertes Ver­
 zweier fundamentaler Neuerungen: zum einen dem             ständnis durchgesetzt, demzufolge das Konzept der
 ­positiven Gesundheitsverständnis (im Gegensatz zur       ­Gesundheitsförderung immer eine Verknüpfung von
   „Abwesenheit von Krankheit“) und zum anderen der         „Verhaltensprävention“ (Beeinflussung individuellen
   Erweiterung um die psychische und um die soziale         Handelns) mit „Verhältnisprävention“ (Einwirken auf
  ­Dimension. Sie kennzeichnet damit die Abkehr von         die Lebens- und Umweltbedingungen, s.u.) darstellt.
­einer rein biomedizinischen Sichtweise.
4   Begriffe zur Gesundheitsförderung

    Salutogenese:                                              Gesundheitsförderung:

      Ab den 80er Jahren wurde die einseitige Orientierung       Im Begriff der „Gesundheitsförderung“ kommen das
      an Krankheiten und Risikofaktoren durch den saluto­       e­ rweiterte Gesundheitsverständnis sowie der Blick auf
      genetischen Ansatz abgelöst. Diesen kennzeichnet die       die gesamte Bevölkerung in ihren alltäglichen Lebens-
      Orientierung an der Entwicklung und der Förderung          zusammenhängen zum Ausdruck. Gesundheitsförde-
     von Gesundheit und er folgt somit einem positiven           rung wendet sich an alle Personen einer bestimmten
     ­Gesundheitsverständnis, demzufolge Gesundheit mehr         Gruppe (z.B. eine Schulklasse), ohne dass bestimmte
     umfasst als die Abwesenheit von Krankheit. Das ur-          Risikobedingungen der Einzelnen berücksichtigt wer-
     sprünglich von Antonovsky (1979) formulierte Konzept        den. Der Begriff wurde in der Ottawa-Charta von 1986
    lenkt den Blick auf Fähigkeiten, die dem Menschen            geprägt und kennzeichnet eine sozial-ökologische
    ­helfen, mit biologischen, psychischen und sozialen          Wende der Prävention (WHO, 1986): In der Vision, dass
                                                                alle ihre Gesundheit selbstbestimmt fördern können,
                                                                wurde der Schwerpunkt präventiver Arbeit auf die
                                                               ­Gestaltung von Lebenswelten und Lebensräumen
                                                                (Setting-Ansatz)  gesetzt. Gesundheitsförderung ver-
                                                                folgt dabei zwei Ziele: die Entwicklung von Persönlich-
                                                               keit und sozialen Kompetenzen und die Gestaltung von
                                                               Lebenswelten, wie Schule und Elternhaus.
                                                               Auf die Primärprävention bezogen bedeutet diese
                                                               Sichtweise eine Abkehr von der defizitorientierten Ge-
                                                               sundheitserziehung der 70er Jahre, die bestimmt war
                                                               durch eine „Pädagogik des erhobenen Zeigefingers“.
                                                               Klasse2000 vermittelt den Kindern eine positive Ein-
                                                               stellung zur Gesundheit und zum eigenen Körper und
                                                               stärkt das Vertrauen der Kinder in die Möglichkeiten,
                                                               selbst etwas für die Gesundheit zu tun. Dabei wird in
                                                               Anlehnung an die WHO-Definition ein umfassendes
                                                               Verständnis von Gesundheit zugrunde gelegt, welches

                                                                 Von der Gesundheitserziehung zur
                                                                 Gesundheitsförderung:
                                                                 In den 80er Jahren wurde die einseitige
                                                                 Krankheits­orientierung durch eine Gesundheits­
                                                                 orientierung (Salutogenetische Perspektive)
                                                                 abgelöst. Gleichzeitig rückte die Gestaltung
                                                                 gesundheitsfördernder sozialer Verhältnisse
                                                                 (Verhältnisprävention) stärker in den Blick.
    ­ elastungen umzugehen. Sind ausreichend Bewälti-
    B
    gungskompetenzen vorhanden, so bildet sich ein so            Gesundheitsförderung verfolgt zwei
    ­genannter „Kohärenzsinn“ heraus, der als ein positives,     grundlegende Ziele:
    aktives Selbstbild verstanden werden kann und die
                                                                 1) die Förderung von Kompetenzen, um alle
     ­Gewissheit beinhaltet, sich selbst und die eigenen
                                                                     Menschen zur Stärkung ihrer Gesundheit zu
      ­Lebensbedingungen steuern und gestalten zu können
                                                                     befähigen und
      (Selbstwirksamkeit).
                                                                 2) die Schaffung von gesundheitsfördernden
                                                                     Lebenswelten.
5

                                                           Lebenskompetenzen:

sowohl körperliche als auch emotionale und soziale         „Lebenskompetenzen sind diejenigen Fähigkeiten, die
Komponenten des Wohlbefindens einbezieht.                  einen angemessenen Umgang sowohl mit unseren Mit-
Obwohl Klasse2000 grundsätzlich dem verhaltensprä-         menschen als auch mit Problemen und Stresssituati-
ventiven Ansatz zuzuordnen ist, folgt das Konzept dem      onen im alltäglichen Leben ermöglichen.“ So definiert
Grundverständnis der Gesundheitsförderung. Die Maß-        die World Health Organization den Begriff und nennt
nahmen finden in Vernetzung mit der zentralen Le-          insgesamt zehn zentrale Fertigkeiten (WHO, 1994; siehe
benswelt der Kinder statt und werden in den normalen       unten). In einer Vielzahl unabhängiger Studien, vorwie-
Unterricht integriert. Über die Einbindung der Eltern      gend aus dem US-amerikanischen Raum, haben sich
und die konzeptuelle Unterstützung der Schulleiter         Programme zur Förderung von Lebenskompetenzen als
durch einen Leitfaden zur Schulentwicklung                 der erfolgreichste Ansatz der Suchtprävention heraus-
(„Schule2020“) gibt Klasse2000 über die verhaltensbe-      gestellt. Diesem Ansatz liegen das Risiko- und Schutz-
zogene Ebene hinaus Impulse ins schulische Setting.        faktorenmodell sowie die Theorie des Problemver-
                                                           haltens zugrunde. Man geht davon aus, dass einige
                                                           riskante Verhaltensweisen von den gleichen Faktoren
                                                           verursacht werden. Gut ausgebildete persönliche und
                                                           soziale Kompetenzen verringern die Wahrscheinlichkeit
                                                           von z.B. Substanzkonsum und Gewalt.

                                                                        Lebenskompetent ist, wer:
                                                                 • durchdachte Entscheidungen trifft,
                                                             • erfolgreich Probleme löst,
                                                          • kreativ denkt,
                                                         • kritisch denkt,
                                                        • effektiv kommuniziert,
                                                        • Beziehungen führen kann,
                                                        • sich seiner selbst bewusst ist,
                                                          • sich in Andere einfühlt,
                                                            • mit Gefühlen umgehen und
                                                               • Stress bewältigen kann.
                                                                   Definition 10 zentraler „Life Skills“,
                                                                      WHO (1994)
6   Theoretischer Hintergrund

    Gesundheit von ­Kindern                                      Psychologische Theorien
    und Jugendlichen in                                          als Grundlage der
    Deutschland                                                  Programmkonzeption
    In regelmäßigen Abständen werden vom Robert Koch-            Was muss ein Präventionsprogramm leisten, damit Kin-
    Institut (z.B. KiGGS-Studie) und von der Bundeszen-          der gesund aufwachsen? Theorien und Modelle der
    trale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Studien          Grundlagenforschung geben Aufschluss über Ursachen
    durchgeführt, um den Gesundheitszustand und den              und Entwicklungsbedingungen von Ziel- und Risikover-
    Drogenkonsum von Kindern und Jugendlichen in                 haltensweisen. Sie liefern damit Hinweise für die kon-
    Deutschland zu ermitteln. Die Ergebnisse der Studien         zeptionelle Ausgestaltung von Programmen.
    werden u.a. auf den Internetseiten der beiden Instituti-     Im Folgenden werden theoretische Modelle vorgestellt,
    onen veröffentlicht.                                         die der Konzeption von Klasse2000 zugrunde liegen.
                                                                 Die konkrete Umsetzung im Programm wird anhand
     • 14,2 % der 12- bis 17-Jährigen trinken regelmäßig
                                                                 von Beispielen aufgezeigt.
       (mindestens einmal die Woche) Alkohol. 15,2 % der
       12- bis 17-Jährigen praktizieren mindestens einmal
       im Monat Rauschtrinken (mind. fünf Gläser Alkohol         Die Bewältigung von Entwicklungs­
       hintereinander), bei den männlichen 16- und               aufgaben und die „Theorie des
       17-Jährigen sind es 45,0 % (BZgA, 2012).                  Problemverhaltens“:
     • 11,7 % der 12- bis 17-Jährigen rauchen (BZgA,             Kinder und Jugendliche bewältigen beim Aufwachsen
       2012).                                                    altersspezifische Anforderungen, die als „Entwicklungs-
                                                                 aufgaben“ bezeichnet werden (Havinghurst, 1972;
     • 15 % aller Kinder im Grundschulalter sind laut
                                                                 Reese & Silbereisen, 2001). Hierzu gehören beispiels-
       KiGGS-Studie übergewichtig, 6,4 % so stark, dass
                                                                 weise das Wissen darüber, wer man ist und was man
       das Übergewicht als Krankheit betrachtet und be-
                                                                 will, der Aufbau von Freundschaften und die Entwick-
       handelt werden muss (Kurth & Schaffrath Rosario,
                                                                 lung von Werten und Normen. Kinder lernen Verhal-
       2007).
                                                                 tensweisen, die ihnen Spaß und Genuss verschaffen,
        • Mehr als 20 % aller Kinder und Jugendlichen im         Spannung und Entspannung sowie Akzeptanz und Zu-
           ­Alter von 7 bis 17 Jahren zeigen laut KiGGS-Studie   gehörigkeitsgefühl. Abweichende Verhaltensweisen
           Hinweise auf psychische Auffälligkeiten. Am häu-      können als misslungene Auseinandersetzung mit den
           figsten sind Störungen des Sozialverhaltens (Gewalt   Aufgaben der jeweiligen Lernphase betrachtet werden.
           und/oder aufsässiges Verhalten), Ängste und           Die „Theorie des Problemverhaltens“ (Jessor & Jessor,
          ­Depressionen (Ravens-Sieberer et al., 2007).          1977) greift diese Sichtweise auf: sie erklärt Problem-
      Das „Jahrbuch Sucht“ der Deutschen Hauptstelle für         verhalten funktional als den Versuch, bestimmte Ziele
    Suchtfragen e. V. fasst jährlich die aktuellen Statistiken   zu erreichen, die anders scheinbar unerreichbar sind.
      zum Konsum von Alkohol, Tabak, Arzneimitteln, illega-      Ein Beispiel: Substanzmittelkonsum kann als bewusste
      len Drogen sowie zu Glücksspiel und Essstörungen           Demonstration der Unabhängigkeit von den Eltern und
     ­zusammen. In Deutschland werden pro Einwohner im           der Zugehörigkeit zu Gleichaltrigen gesehen werden. In
    Jahr über 9 Liter Alkohol konsumiert und über 1000           der Suche nach neuen Erfahrungen werden psychoak-
    ­Zigaretten geraucht. Das Alter bei Alkoholerstkonsum        tive Substanzen (z.B. Alkohol oder Tabak) ausprobiert,
    liegt bei durchschnittlich 13 Jahren.                        die zum Ausdruck eines persönlichen Lebensstils wer-
                                                                 den. Gleichzeitig wird durch den Konsum ein Vermei-
                                                                 dungsverhalten eingeübt, um sozialen Belastungen und
    Förderung von Kompetenzen zur Bewältigung                    Überforderungen kurzfristig auszuweichen.
    von Entwicklungsaufgaben bei Klasse2000:                     Den beiden Ansätzen zufolge muss es schulischer Ge-
                                                                 sundheitsförderung gelingen, „das Lebensgefühl Heran-
    • Selbstwahrnehmung und Wahrnehmung Anderer
                                                                 wachsender, das weniger an gesundheitlichem Vorsor-
       („KLARO der Gefühleforscher“, „So fühlen sich
                                                                 geverhalten als vielmehr an der Befriedigung expres-
      ­Gefühle an“, „Empathieübungen“)
                                                                 siver und sozialer Bedürfnisse orientiert ist, anzuspre-
    • Effektive Kommunikation                                    chen.“ (Bölcskei et al. 1997). Ziel ist der Aufbau von
       z.B. Zuhören und Sprechen („Kreisgespräche“,              Kompetenzen, die hilfreich sind für die Bewältigung
       „Wir verstehen uns“), eigene Bedürfnisse und              von Entwicklungsaufgaben. Lebenskompetenzpro-
      ­Gefühle mitteilen („Ich-Botschaften“)                     gramme berücksichtigen diese Erkenntnisse, indem sie
                                                                 umfassend allgemeine Kompetenzen fördern, nicht nur
    • Problemlösen und Stressbewältigung
                                                                 die, die direkt mit Problemverhalten verbunden sind.
      z.B. „KLAROs Zauberformel“, Atmen und
      ­Entspannung
7

                                                             Sozial-kognitive Lerntheorie und Theorie
                                                             des geplanten Verhaltens:
                                                             Verhaltensweisen werden durch Beobachtung von
                                                             Handlungen Anderer erworben. Darauf aufbauend ent-
                                                             wickeln Menschen Erwartungen über die Konsequenzen
                                                             ihres eigenen Verhaltens. Für die Praxis der Gesund-
                                                             heitsförderung bedeutet dies, dass es wichtig ist,
                                                             glaubwürdige und attraktive Vorbilder zu vermitteln.
                                                             Aus der Sozialen Lerntheorie heraus entwickelte sich
                                                             auch das Konzept der Selbstwirksamkeit (Bandura,
                                                             1986; 1997). Es bezeichnet die Erwartung, aufgrund ei-
Risiko- und Schutzfaktorenmodell:
                                                             gener Kompetenzen gewünschte Handlungen erfolg-
Das Risikofaktorenmodell wurde Anfang der 60er Jahre         reich ausführen zu können. Die Stärkung der gesund-
entwickelt und beeinflusst noch heute die Konzeption         heitsbezogenen Selbstwirksamkeit ist eine wichtige
von Präventionsmaßnahmen. In wissenschaftlichen Un-          Wirkungskomponente des Programms Klasse2000. Po-
tersuchungen wurden Faktoren ermittelt, die mit ge-          sitive Konsequenzen gesundheitsbewussten Verhaltens
sundheitsschädigendem Verhalten gemeinsam auftreten.         werden aufgezeigt und „erlebbar“ gemacht. In Verhal-
Risikofaktoren erhöhen und Schutzfaktoren senken die         tensübungen werden eine Vielzahl gesundheitsför-
Wahrscheinlichkeit dieser Verhaltensweisen. Beispiels-       dernder Verhaltensweisen ausprobiert und gefestigt, so
weise sind ein geringer Selbstwert sowie fehlende Be-        dass die Kinder Zutrauen bekommen, diese auch im
wältigungsstrategien Risikofaktoren für den ersten Sub-      Alltag einzusetzen.
stanzkonsum (Petraitis et al., 1998). Die Fähigkeit zum      Die „Theorie des geplanten Verhaltens“ (Ajzen, 1985,
Nein-Sagen und eine hohe Einschätzung der eigenen            1991) beschreibt den Zusammenhang von Einstellung
Standfestigkeit können dagegen als protektive Faktoren       und Verhalten. Die Absicht zu konsumieren hängt von
die Wahrscheinlichkeit eines Substanzkonsums senken.         vier Faktoren ab (vgl. Bühler & Kröger 2006): Beispiels-
Eng verwandt ist das Konzept der „Resilienz“ (Luthar,        weise trinkt ein Jugendlicher Alkohol, wenn er erwartet,
Cicchetti & Becker, 2000). Es beschreibt, wie sich Indivi-
duen mit denkbar schlechten Ausgangschancen den-              Durch die Soziale Lerntheorie und die
noch kompetent und funktional verhalten können.               Theorie des geplanten Verhaltens begründete
                                                              Inhalte und Methoden bei Klasse2000
Risiko- und Schutzfaktoren bei Klasse2000                     (Beispiele):
Schutzfaktoren stärken (Beispiele):                           Suchtspezifische Elemente:
• Nein-Sagen („Nein darf sein“)                               • Information über die Wirkung von Substanzen
                                                                („Informationen über Rauchen und Alkohol-
• Gesundheitsbewusstsein (eigenen
                                                                Trinken“)
  Körper kennen lernen, Achtsamkeit)
                                                              • Aufbau realistischer Normen
Risikofaktoren schwächen (Beispiele):
                                                                („Umfrage zum Rauchen und Alkohol-Trinken“)
• Mediendarstellung von Konsum
                                                              • Kritische Bewertung
  („Glück und Werbung“)
                                                                („Ich entscheide mich“)
• Bullying im Klassenverband
                                                              • Stärkung der Selbstwirksamkeit abstinent zu
  (z.B. „Zusammen sind wir stark“)
                                                                bleiben (z.B. „Ich verpflichte mich“)
                                                              Interaktive / verhaltensbezogene Methoden:
                                                              • Lernen am Modell / Rollenspiele
                                                                („Gruppendruck“, „Nein darf sein“)
                                                              • Verhaltensvertrag
                                                                („Ich entscheide mich“)
8

    dadurch lockerer zu werden (positive Wirkerwartung),
    wenn dies wichtig für ihn ist (subjektiver Wert), wenn
    er glaubt, dass „Sich-Betrinken“ auf einer Party normal
    ist (Normerwartungen) und wenn er weiß, wie er die-
    sen Rauschzustand erreichen kann (hohe Selbstwirk-
    samkeit hinsichtlich des Konsumverhaltens). Das Alko-
    holtrinken auf einer Party wurde durch die Beobach-
    tung Anderer „am Modell“ gelernt und wird sozial ver-
    stärkt. Die Theorien liefern konkrete Hinweise, welche
    Inhalte und welche Methoden entscheidend sind:
    Wichtig sind korrekte Informationen über die Wirkung
    von Substanzen, deren kritische Bewertung, die Korrek-
    tur verzerrter Normerwartungen und die Stärkung der       Theorie der sozialen Informations­
    Selbstwirksamkeit abstinent zu bleiben. Letztere wird     verarbeitung
    methodisch durch einen konkreten Verhaltensvertrag
    unterstützt. In Rollenspielen können Selbstbehauptung     Aggressives Verhalten bei Kindern kann durch das Mo-
    und das Ablehnen von Konsumangeboten am Modell            dell der sozialen Informationsverarbeitung (Crick &
    gelernt und selbst geübt werden. Durch Lob und Aner-      Dodge, 1994) erklärt werden: Zuerst erfolgt in einer
    kennung der Mitschüler und der Lehrkraft wird das ge-     sozialen Situation die Wahrnehmung der Situation, an-
    lernte Verhalten sozial verstärkt.                        schließend die Interpretation der damit erhaltenen In-
                                                              formationen und deren Bewertung, dann die Reakti-
    Selbstmanagement-Ansatz:                                  onssuche im eigenen Verhaltensrepertoire. Aus den
                                                              verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten wird die optimal
    Gesundheitsförderung vermittelt Kindern Fähigkeiten,      erscheinende Verhaltensweise ausgewählt und umge-
    um selbstbestimmt Verantwortung für ihre eigene Ge-       setzt.
    sundheit zu übernehmen. Wenn Kinder verstehen, wa-        Aggressive Kinder schätzen die Situation häufiger als
    rum sie bestimmte Gefühle haben oder ein bestimmtes       andere Kindern als bedrohlich oder feindselig ein, sie
    Verhalten ausüben, können sie für sich selbst Lösungs-    haben relativ wenig Handlungsalternativen zur Verfü-
    möglichkeiten und Verhaltensalternativen entwickeln.      gung und bevorzugen gewalttätige Lösungen. Des Wei-
    In Programmen werden verhaltenstherapeutische Tech-       teren nehmen sie negative Konsequenzen ihrer Hand-
    niken und Prinzipien, wie Selbstbeobachtung, Selbstbe-    lung für sich und andere nicht oder zu wenig wahr.
    wertung und Selbstverstärkung (vgl. Kanfer, Reinecker     Entsprechend ist es im Bereich der Gewaltprävention
    & Schmelzer, 1991) eingesetzt. Sie erhöhen die Wahr-      wichtig, mit den Kindern soziale Situationen zu bespre-
    scheinlichkeit, dass das im Programm gelernte Verhal-     chen, Interpretations- und Reaktionsmöglichkeiten zu
    ten in den Alltag übertragen wird.                        erörtern und den Bereich Empathie zu fördern.

     Selbstbeobachtung, Selbstbewertung und                    Elemente zur Gewaltvorbeugung bei
     Selbstverstärkung bei Klasse2000:                         Klasse2000 (Beispiele):
     • Selbständiger Einsatz von Entspannungsverfahren:        • Wahrnehmen und Benennen von Gefühlen
       „KLARO-Atmung: Atemprotokoll“, „Die längste               („KLARO der Gefühleforscher“)
       ­Entspannung der Welt – Schlafprotokoll“                • Förderung des Einfühlungsvermögens
     • Modifikation von Ernährungsgewohnheiten:                  („Empathie-Übungen I und II“)
       „KLAROs Pausen-Check“                                   • Erlernen eines effektiven Problemlöseverhaltens
     • Modifikation von Medien- oder Süßigkeitenkonsum:          („KLAROs Zauberformel“)
       „Experiment zur Unabhängigkeit“ mit Wochen­             • Formulieren von Ich-Botschaften
       protokoll                                                 („Geschichten zum Wütend-Werden“)
     • Selbstverpflichtung zur Abstinenz:                      • Förderung von Kooperation und Teamfähigkeit
       „Ich verpflichte mich“ mit Verhaltensvertrag              („Zusammen sind wir stark“)
Klasse2000 – Wirkfaktoren                9

Was kennzeichnet ein wirksames Präventionsprogramm? -
Empirische Befunde und die Umsetzung im Programm
Klasse2000
Wissenschaftliche Übersichtsarbeiten und Metaanaly-
sen geben Aufschluss darüber, welche Kriterien ein ef-
fektives Präventionsprogramm kennzeichnen. Unter-
sucht werden auch Faktoren, die die Effektivität schu-
lischer Programme beeinflussen und moderieren kön-
nen. Ergebnisse zum Konsum und zur Abhängigkeit von
psychoaktiven Substanzen (z.B. Tabak oder Alkohol),
zur Entstehung und Vermeidung von Gewalt sowie zum
Thema Gesundheit (v.a. Ernährung, Bewegung und Ent-
spannung) ergänzen den Wissensstand, der – neben ei-
genen Evaluationsergebnissen – als Grundlage für eine
fortwährende Überarbeitung und Verbesserung des
Klasse2000-Unterrichtskonzepts dient.
Als erfolgversprechende Präventionsprogramme gelten
strukturierte, fähigkeitsorientierte und interaktive Pro-    werden. Hier kann Prävention einen Beitrag zur Ver-
gramme, die konkrete Verhaltensweisen vermitteln und         minderung sozial bedingter Ungleichheit von Gesund-
einüben (Beelmann, 2006). Wichtig für die Wirksamkeit        heitschancen leisten (vgl. Storck, Duprée & Bölcskei,
des Programms erscheinen auch die konzepttreue Um-           2008).
setzung sowie das Engagement der Trainer. Weitere
Wirkfaktoren sind die theoretische Fundiertheit des          Methodisch-didaktisches Konzept und
Programms, die Langfristigkeit des Programms, die            praktische Umsetzung
Ressourcen- und Defizitorientierung, die kulturelle An-
passung, die Strukturiertheit und gleichzeitige Variabili-   Die Unterrichtsinhalte im Klasse2000-Programm wer-
tät des Programms und die Bereitschaft der Klientel          den erlebnis- und handlungsorientiert vermittelt. Dabei
(Röhrle, 2007).                                              werden konsequent interaktive Methoden eingesetzt,
                                                             die im Modell der sozialen Beeinflussung (s.o.) begrün-
Frühzeitiger Beginn                                          det sind und bei denen ein Austausch der Schüler un-
                                                             tereinander angeregt wird. Im Gegensatz zu nicht-in-
Empfohlen wird der Einsatz suchtpräventiver Maßnah-          teraktiven Programmen können Programme mit einem
men spätestens ab dem fünften Lebensjahr (Künzel-            interaktiven Vermittlungsstil nicht nur Wissenseffekte,
Böhmer, Bühringer & Janik-Konecny, 1993). Die Not-           sondern auch Effekte auf die Einstellungen und das
wendigkeit, frühzeitig mit Maßnahmen der Primärprä-          Verhalten nachweisen. Einen Transfer in den Alltag er-
vention zu beginnen, wird durch epidemiologische Da-         möglichen verhaltensbezogene Strategien wie bei-
ten untermauert. Beispielsweise sammelt ein nicht un-        spielsweise Rollenspiele, Verstärkereinsatz oder Verhal-
erheblicher Anteil der Kinder erste Erfahrungen mit          tensverträge. Der Einsatz professioneller Gesundheits-
dem Rauchen bereits in der Grundschulzeit (Hanewin-          förderer ist effektiver als die Durchführung von Lehre-
kel, 2003). Je früher der Konsum von Alkohol oder Zi-        rinnen und Lehrern allein. Strukturierte Manuale erhö-
garetten begonnen wird, desto höher ist die Wahr-            hen die Konsistenz der Programmdurchführung und
scheinlichkeit eines späteren Missbrauchs (vgl. Kröger       tragen dadurch ebenfalls zur Qualitätssicherung bei
et al., 1999). Auch die Prävalenz von Übergewicht führt      (vgl. Bühler & Heppekausen, 2005).
uns vor Augen, wie wichtig es ist, frühzeitig präventiv
zu wirken. Der KIGGS-Studie zufolge sind bereits 15%
aller Grundschulkinder in Deutschland übergewichtig
(Kurth & Schaffrath Rosario, 2007).
Der Beginn in der Grundschule ist auch aus einem an-
deren Grund von Bedeutung. Im Setting der Grund-
schule besteht die Möglichkeit, alle Kinder gleicherma-
ßen zu erreichen, unabhängig von ihrer sozialen Her-
kunft und zu einem Zeitpunkt, zu dem die Kinder noch
nicht durch unterschiedliche Schulformen selektiert
10   Klasse2000 – Wirkfaktoren

     Intensität und konzepttreue Umsetzung in
     der Praxis                                                            Klasse2000 – Profil und Vorteile
     Die Intensität des Programms ist ein wichtiger Faktor
     für die Effektivität. Eine Metaanalyse kam zu dem               Gesundheits-
                                                                        „Alles ist drin“:
                                                                                     und Lebenskompetenzen,
     Ergebnis, dass interaktive Programme mit einer
     Länge von mehr als 10 Stunden erfolgreicher wa-                  Sucht- und Gewaltprävention, Bewegung, Ernährung
     ren als kürzere Programme (Tobler & Stratton,
     1997; Tobler et al, 2002). Dabei müssen minde-
                                                              Durchführung im Team: Lehrer und externe Experten
     stens 60% der Inhalte an die Kinder vermittelt           Wundissenschaftliche
                                                                      Überarbeitung
                                                                                    Fundierung, laufende Evaluation
     werden (Botvin, Baker & Dusenbury, 1995). Im
     Klasse2000-Unterrichtskonzept sind jährlich 12-
     15 Unterrichtsstunden vorgesehen. Eine bundes-
                                                              Kontinuierliche intensive Durchführung in der breiten Praxis
     weite Lehrerbefragung konnte zeigen, dass die             Geringer Zusatzaufwand für die Lehrkräfte
     Lehrkräfte im Durchschnitt 75% der Inhalte umset-
     zen (Storck, Duprée & Bölcskei, 2007). Die Umsetzung
                                                                Detaillierte     Manuale und Bereitstellung
                                                                          von Materialien
     von Klasse2000 erfolgt zudem kontinuierlich über vier
     Jahre der Grundschulzeit. Studien haben gezeigt, dass
     Maßnahmen, die über einen längeren Zeitraum erfol-
     gen kurzen, intensiven Maßnahmen (z.B. Projektwo-
     chen) überlegen sind (Bühler & Heppekausen, 2005).
Klasse2000 – die wichtigsten Evaluationsergebnisse                                              11

Klasse2000: die wichtigsten Evaluationsergebnisse

Das Klasse2000-Programm wird fortlaufend evaluiert,        Über die Grundschulzeit hinaus
vom Verein Programm Klasse2000 e. V. oder von ande-
                                                           • Frühere Klasse2000-Schüler sahen mehr Möglich-
ren Institutionen. In jedem Schuljahr beantworten
                                                             keiten, selbst etwas für ihre Gesundheit zu tun
Schüler, Eltern, Lehrer oder Gesundheitsförderer Fra-
                                                             (6. Klasse). Als eine konkrete Möglichkeit, gesund zu
gebögen über ihre Zufriedenheit mit unterschiedlichen
                                                             bleiben, nannten sie häufiger die Ernährung (6. und
Aspekten des Programms. Diese Studien belegen die
                                                             7. Klasse).
hohe Zustimmung aller Beteiligten. So erreichte das
Klasse2000-Konzept bei Klassenlehrern Zustimmungs-         • In der Klasse2000-Gruppe hatte ein geringerer Anteil
quoten (Beurteilung „sehr gut“ oder „gut“) je nach           der Schüler schon einmal geraucht (6. und 7. Klasse).
Jahrgangsstufe von bis zu 89%. Die Fragebogenerhe-
                                                           • Frühere Klasse2000-Schüler waren gegenüber
bungen bilden zudem eine wichtige Grundlage für die
                                                             ­Zigarettenangeboten von Freunden weniger
Überarbeitung und Verbesserung des Programms.
                                                              ­empfänglich (6. Klasse).

Wirksamkeit von Klasse2000                                 • In der Klasse2000-Gruppe hatte ein geringerer
                                                              ­Prozentsatz der Schüler schon einmal Alkohol
Die Wirkung von Klasse2000 ist durch eine langjährige        ­getrunken (6. Klasse).
Evaluationsstudie (Isensee & Hanewinkel, 2009; Maruska     • Unter den bereits Alkohol konsumierenden Jugend-
et al., 2010, Maruska et al., 2012) belegt: Die Studie        lichen (7. Klasse) gab es in der Klasse2000-Gruppe
wurde durchgeführt vom IFT-Nord als vierjährige Kon-         ­signifikant weniger Jugendliche mit hohem Alkohol-
trollgruppenstudie mit Messwiederholung (Initiale Stich-      konsum und Trunkenheitserfahrungen.
probengröße zur Baseline: 119 Grundschulklassen,
N=2059; Stichprobengröße am Ende der 4. Klasse:            • Frühere Klasse2000-Schüler nahmen zur Bewältigung
N=1333) und schriftliche Nachbefragungen in der 6.            von Stress tendenziell häufiger soziale Unterstützung
Klasse (N=501) und 7. Klasse (N=408). Die Finanzierung        in Anspruch. Bei der Verarbeitung unangenehmer
erfolgte von 2005-2008 durch die AOK Hessen, 2009            ­Gefühle versuchten sie tendenziell häufiger, das zu-
und 2011 durch den Verein Programm Klasse2000 e. V.          grundeliegende Problem kognitiv zu lösen (7. Klasse).
Zu allen Befragungszeitpunkten wurden Klasse2000-
Kinder mit einer Kontrollgruppe verglichen, die nicht      Schlussfolgerungen
am Programm teilnahm.
                                                            Die Teilnahme am Unterrichtsprogramm Klasse2000
Ergebnisse                                                  führt zu positiven Effekten bei Schülerinnen und
                                                           ­Schülern, Klassen und Schulen, v.a. im Bereich Substanz­
Die Ergebnisse belegen die positive Wirkung von            konsum. Das Unterrichtsprogramm zeichnet sich zudem
Klasse2000:                                                durch eine hohe Praxistauglichkeit aus, und der Einsatz
In der Grundschulzeit                                      von Klasse2000 ist häufig Anstoß für weitere Initiativen
                                                           zur Gesundheitsförderung in der Schule.
• Klasse2000-Kinder verfügten über größeres Wissen
  im Bereich Gesundheit.                                   Lebenszeitprävalenz und Inzidenz des Rauchens
• Klasse2000-Kinder waren stärker davon überzeugt,         im 7. Schuljahr
  selbst etwas für ihre Gesundheit tun zu können.          Prozent
                                                             25
• Problematische Verhaltensweisen nahmen bei                                                                  ehemalige Klasse2000-Kinder
                                                                                                              Kontrollgruppe
  Klasse2000-Kindern tendenziell stärker ab (z. B.           20
                                                                                          19,7
  mangelndes Selbstwertgefühl).
                                                                                                                             15,1
                                                             15
• Klasse2000-Kinder hatten seltener mit dem
                                                                          p=0,00 a                          p=0,01 a
  ­Substanzkonsum begonnen.
                                                             10
                                                                            7,9
• Das Klassenklima entwickelte sich in Klasse2000-                                                            5,7
  Klassen positiver.                                          5

• Klasse2000 initiierte weitere Maßnahmen zur                 0
  ­Gesundheitsförderung in teilnehmenden Schulen.                          Lebenszeitprävalenz:         Inzidenz: seit Ende der 4.Klasse
                                                                          mind. einmal geraucht           mit dem Rauchen begonnen
                                                                  a
                                                                      kontrolliert nach Alter, Geschlecht und Schultyp
12   Klasse2000 – die wichtigsten Evaluationsergebnisse

     Konsummenge, Trunkenheitserfahrung und Binge
     drinking unter den Alkohol-Konsumenten im 7. Schuljahr
     Prozent
       60
                   ehemalige Klasse2000-Kinder
                   Kontrollgruppe
       50                                                                           48,2

       40

                                                                     p=0,04 a
       30
                               25,9                       25,9
                                                                                                eine hohe Akzeptanz seitens der Lehrkräfte. Die durch-
                                                                        21,4                    schnittlichen Urteile lagen für das Unterrichtskonzept
       20
                          a                           a
                                                                                                und die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsförderern
                 p=0,05                      p=0,03
       10                                                                                       im oberen Skalenbereich, wobei Lehrer aus „Brenn-
                    3,6                        3,6                                              punkt-Schulen“ Konzept und Arbeitsmaterialien noch
        0
                      Konsummenge            Trunkenheitserfahrung        Binge drinking
                                                                                                positiver bewerteten als ihre Kollegen. Sie beurteilten
                    (regelmäßig mind.
                3-4 alkoholische Getränke)
                                                 (mind. einmal)      (mind. einmal 5 und mehr
                                                                      alkoholische Getränke)
                                                                                                die durch die Gesundheitsförderer abgehaltenen Unter-
            a
                kontrolliert nach Alter, Geschlecht und Schultyp                                richtsstunden kritischer, gaben jedoch häufiger als ihre
                                                                                                Kollegen an, von der Zusammenarbeit mit den externen
                                                                                                Experten zu profitieren. Die Befunde zeigen, dass das
     Konzept und Praktikabilität – die Sicht der                                                Programm Klasse2000 an „Brennpunkt-Schulen“ er-
     Lehrkräfte                                                                                 folgreich implementiert wird und den besonderen
     Im Schuljahr 2005/06 wurden alle teilnehmenden                                             Bedürfnissen der Zielgruppe gerecht wird (Storck,
     Lehrkräfte zu ihren Erfahrungen mit dem Programm                                           Duprée & Bölcskei, 2008).
     Klasse2000 befragt (n = 3756, Rücklauf = 41,3%;
     vgl. Storck, Duprée & Bölcskei, 2008). Gegenstand der                                      Eltern als Partner schulischer Gesund-
     Befragung war die Akzeptanz und Praktikabilität des                                        heitsförderung
     neu überarbeiteten Unterrichtskonzepts sowie die
     Durchführungs- und Konzepttreue der Umsetzung.                                             Ausgehend von der grundlegenden Bedeutung der
     Darüber hinaus wurde die Qualität der Kooperation mit                                      Eltern-Kind-Beziehungen für die kindliche Entwicklung
     den Gesundheitsförderern aus Sicht der Lehrkräfte                                          wird bei Klasse2000 ein besonderer Fokus auf die Ein-
     differenziert erfasst. Auf einer fünfstufigen Skala von                                    bindung der Eltern gelegt. Eine Fragebogenerhebung
     1 („sehr gut“) bis 5 („mangelhaft“) bewerteten die                                         bei 1430 Eltern in Hessen mit Kindern in der 2. Jahr-
     Lehrkräfte das Unterrichtskonzept mit 1,9. Die Koope-                                      gangsstufe zeigte (Kraus, Duprée & Bölcskei, 2003),
     ration mit den Gesundheitsförderern wurde sehr posi-                                       dass die überwiegende Mehrheit der Schüler (90%) zu
     tiv gesehen. 86% der Lehrkräfte bewerteten die Zu-                                         Hause von Klasse2000 berichtete. Die Kinder initiierten
     sammenarbeit mit „sehr gut“ oder „gut“, rund 75%                                           zudem vielfach Gespräche mit den Eltern über die im
     gaben an, von dieser Zusammenarbeit zu profitieren.                                        Unterricht behandelten Gesundheitsthemen. Die unter-
     Nach Einschätzung der Lehrkräfte stammten 24% der                                          schiedlichen Klasse2000-Informationsmaterialien wur-
     teilnehmenden Klassen aus einem „sozialen Brenn-                                           den von 77% der Eltern zur Kenntnis genommen und
     punkt“. Dieser Prozentsatz war in der Gruppe, die vier                                     in der Regel mit Interesse gelesen. Spezifische Informa-
     Jahren zuvor mit dem Programm begonnen hatte, am                                           tionen zum Programminhalt waren für die Eltern wich-
     geringsten, in der 1. Jahrgangsstufe mit 24,9% am                                          tiger als allgemeine Anregungen. Väter nahmen die
     höchsten. Dies bedeutet, dass der Anteil an Klassen aus                                    Unterlagen jedoch deutlich seltener zur Kenntnis als

 »
     einem sozialen Brennpunkt in diesen Jahren kontinuier-                                     Mütter. Einladungen zu speziellen Informationsabenden
     lich gesteigert werden konnte. Die Ergebnisse belegen                                      nahmen rund 80% der Eltern an. Mehr als 82% der
                                                                                                Teilnehmer ließen sich dabei von Klasse2000 überzeu-
                                                                                                gen. Die Teilnahme am Elternabend erhöhte auch die
            Ein effektives Präventionsprogramm                                                  Bereitschaft zu einem finanziellen Engagement.

      in der Schule ist eine der kosteneffek-                                                   Die Umsetzung in der Praxis
      tivsten Maßnahmen, die eine Nation                                                        Ein Programm kann noch so gut konzipiert sein, ent-
                                                                                                scheidend für die Wirkung ist die konzepttreue Umset-
      treffen kann, um gleichzeitig die

                                                              «
                                                                                                zung in der Praxis. Damit diese gelingen kann, ist es
                                                                                                notwendig, dass sich das Konzept in stimmiger Weise
      Bildung und die Gesundheit ihrer                                                          in das schulische Setting einfügen lässt. Nur wenn die
      Kinder zu fördern.                                                                        Ziele der Bildungsinstitution Schule mit denen des Prä-
                                                                                                ventionsprogramms übereinstimmen, wird das Projekt
      Dr. Gro Harlem Brundtland                                                                 nicht als „zusätzlicher Aufwand“ empfunden, sondern
      WHO Generaldirektorin, 2002                                                               lässt sich als intensiver und wertvoller Baustein im
Klasse2000 – die wichtigsten Evaluationsergebnisse                        13

   schulischen Bildungsprozess verankern. Die Akzeptanz         bei, eine kontinuierliche konzepttreue Durchführung zu
   und Praktikabilität des Konzepts im schulischen Alltag       gewährleisten.
   bildet die Grundlage dafür, dass sich die Wirkung des        Im Schuljahr 2009/10 wurden bundesweit die Lehrer
   Programms entfalten kann. Viele Anforderungen, die           der 4. Klassen aller beteiligten Schulen zum Programm
   im Bildungs- bzw. Erziehungsauftrag der Schule im            allgemein und zur Umsetzung und Bewertung des
   Schulgesetz verankert sind, finden sich in den Inhalten      überarbeiteten Programms für die 4. Jahrgangsstufe
   von Klasse2000 wieder. So bildet beispielsweise die          befragt (Beer, 2011). Die Antworten (N = 1036) zeigten
   Kommunikationsfähigkeit, d.h. die Fähigkeit, eigene          eine sehr hohe Zufriedenheit der Lehrer mit den neu
   ­Gedanken und Ideen anderen transparent zu machen,           überarbeiteten Klasse2000-Stunden, sie bewerteten
    aber auch die Fähigkeit, sich in die Gedankenwelt ande-     das Programm mit einem Wert von 1,90 auf einer fünf-
   rer hinein versetzen zu können, zentrale Pfeiler des       stufigen Skala von 1 („sehr gut“) bis 5 („mangelhaft“).
  ­Bildungsbegriffs und damit eine wichtige Basis für alle    Besonders positiv wurde erneut die Zusammenarbeit
   weitergehenden Aspekte der Bildung, wie moralisches          mit den Gesund­heitsförderern angesehen (1,51).
 Denken und Handeln, Kreativität oder instrumentelle          95,5% der Lehrer meinten, dass die Kinder von den
 Fertigkeiten. Somit „lohnt sich“ die Förderung von           ­Besuchen der Gesundheitsförderer profitieren. Die
 ­Lebenskompetenzen nicht nur im Hinblick auf die Ge-          ­Beurteilung der Unterrichtsziele erfolgte im Durch-
  sundheit, sondern auch zur Wegbereitung von Lernpro-        schnitt mit 1,66. Die Arbeitsmaterialien wurden mit
  zessen. Die Klasse2000-Inhalte sind allesamt in den         1,94 und das methodisch-didaktische Vorgehen mit
   Lehr- und Bildungsplänen abgebildet. Durch die Teil-       1,99 bewertet.
  nahme am Programm erfahren Lehrkräfte durch detail-
  lierte Unterrichtsvorschläge und attraktive Materialien     Zufriedenheit der Schulleitungen mit dem
  wissenschaftlich fundierte Unterstützung in der Um-         Programm
 setzung. Durch die Zusammenarbeit mit den externen
 Fachkräften bekommen die Inhalte einen besonderen            Im Schuljahr 2008/09 wurden bundesweit die Schullei-
 Stellenwert – auch bei den Kindern. Mehr als 80% der         ter aller beteiligten Schulen zu Akzeptanz und Durch-
 teilnehmenden Lehrkräfte schätzen insbesondere dieses        führung des Programms befragt (Beer, 2012). Die Ant-
 Element und geben an, persönlich von der Zusammen-           worten (N=2153)  zeigten ebenfalls eine sehr hohe Zu-
 arbeit zu profitieren (Storck, Duprée & Bölcskei, 2007).     friedenheit der Schulleiter mit dem Programm
 Zur Erfassung der Vollständigkeit der Programmum­            Klasse2000, sie bewerteten das Programm mit einem
 setzung wurden Lehrkräfte aus vier Jahrgangsstufen           Wert von 1,79 auf einer fünfstufigen Skala von 1 („sehr
­retrospektiv befragt (Storck, Duprée & Bölcskei, 2007).      gut“) bis 5 („mangelhaft“). Besonders positiv wurde
Die Ergebnisse zeigen eine kontinuierlich hohe Umset-         auch hier mit einem Wert von 1,63 die Zusammenar-
zung, am höchsten in der 1. und 4. Jahrgangsstufe. Im         beit mit den Gesundheitsförderern angesehen und da-
Durchschnitt wurden 75% der Programminhalte von               mit eine Besonderheit, die Klasse2000 von anderen
den Lehrkräften durchgeführt. Mehr als 80% der Schü-          Programmen unterscheidet. Der hohe Anteil an Brenn-
lerinnen und Schüler waren aktiv in den Klasse2000-           punktschulen (25,6%) zeigt, dass Klasse2000 die be-
Unterricht eingebunden. Rund 80% der Lehrkräfte               sonders wichtigen Zielgruppen erreicht. Die Höhe des
hielten sich bei der Umsetzung des Programms voll-            Patenschaftsbetrages (zu diesem Zeitpunkt 220 Euro
ständig oder weitgehend an das vorgegebene Konzept.           pro Klasse und Schuljahr) wurde von der Mehrheit der
Einige Programmkomponenten wurden zum regelmä-                Schulleiter (58%) für angemessen gehalten. Insgesamt
ßigen Bestandteil des Schulalltags. So wurden die Be-         wurden 94,4% der beteiligten Schulen bei der Finanzie-
wegungspausen in den ersten beiden Jahrgangsstufen            rung des Programms unterstützt. Dabei kam die größte
von 84-87% der Lehrkräfte eingesetzt, in bis zu 83%           Hilfestellung von den Lions Clubs (54,8%), gefolgt von
der Klassen fanden die Bewegungspausen Eingang in             den Eltern der jeweiligen Klasse (41,5%) und den För-
den Klassenalltag.                                            dervereinen der Schulen (23,2%). 28,7% der Schulleiter
Um ein Präventionsprogramm langfristig in den Schul-          strebten eine Zertifizierung als „Klasse2000“-Schule an.
alltag zu implementieren ist es notwendig, dauerhaft          Die Broschüre „Schule 2020“ (Konzept und Tipps zur
Impulse zur Aufrechterhaltung einer konzepttreuen             Schulentwicklung) wurde mit gut (1,98) bewertet. Sie
Umsetzung zu setzen sowie Akzeptanz und Praktika­             war für die Mehrheit (58,6%) eine Hilfestellung, für
bilität zu überprüfen. Insgesamt trägt die Kooperation        11,9% sogar der entscheidende Anstoß auf dem Weg
von Lehrern und Gesundheitsförderern besonders dazu           zur Gesundheitsfördernden Schule.
14   Literatur

                                                                   Literatur

     Patenzufriedenheit                                            Ajzen, I. (1985). From decisions to actions: A theory of planned
                                                                   behaviour. In: J. Kuhl & J. Beckmann (Hrsg.): Action-control: From
       Klasse2000 wird fast ausschließlich über Spenden            cognition to behaviour. New York: Springer, 11-39.
        ­finanziert, meistens in Form von Patenschaften für        Ajzen, I. (1991). The theory of planned behavior. Organizational
       ­einzelne Klassen. Paten, die sich für die Gesundheit und   Behavior and Human Decision Processes, 50, 179–211.
         Persönlichkeitsentwicklung von Kindern engagieren,        Antonovsky, A. (1979). Health, stress, and coping. San Francisco:
         sind z.B. Eltern, Fördervereine, Lions Clubs, Firmen,     Jossey-Bass.
         Krankenkassen und viele mehr.                             Antonovsky, A. (1991). Meine Odysee als Stressforscher.
         Im Schuljahr 2010/11 unterstützten bundesweit über        In: Jahrbuch für kritische Medizin 17, 112-130.
         7.700 Paten Klasse2000. Sie wurden zu ihren Motiven       Bandura, A. (1986). Social foundations of thought and action:
       und ihrer Zufriedenheit mit dem Programm und den            A social cognitive theory. New York: Englewood Cliffs.
     Abläufen mit Hilfe eines Fragebogens (N=2943)                 Bandura, A. (1997). Self-efficacy: The exercise of control. New
      ­anonym befragt (Beer, 2012).                                York: Freeman.
       Der Patenschaftsbetrag lag zum Zeitpunkt der                 Beelmann, A. (2006). Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen
                                                                   bei Kindern und Jugendlichen: Ergebnisse und Implikationen der
     ­Befragung bei 220 € pro Klasse und Schuljahr.
                                                                   ­integrativen Erfolgsforschung. Zeitschrift für Klinische Psychologie
                                                                   und Psychotherapie, 35, 151-162.
     Ergebnisse der Auswertung:                                    Beer, S. (2010). Bundesweite Befragung der Schulleitungen teil-
     • Über die Hälfte der Antworten waren aus den drei            nehmender Schulen im Schuljahr 2008/09. Verein Programm
                                                                   Klasse2000 e. V., Nürnberg. Verfügbar unter: http://www.klasse2000.
       Paten-Bereichen „Firma“ (27,8%), „Privatperson“             de/uploads/pdf/berichtschulleiter-befragung-06-10.pdf [14.11.2013]
       (15,2%) oder „Lions Club“ (11,8%). Der Schulbereich
                                                                   Beer, S. (2011). Bundesweite Befragung teilnehmender Lehrer der
       insgesamt (Eltern, Schule, Förderverein) nahm 20,5%         4. Klassen im Schuljahr 2009/10. Verein Programm Klasse2000 e. V.,
       ein.                                                        Nürnberg. Verfügbar unter: http://klasse2000.de/uploads/pdf/kurz-
                                                                   berichtlehrerbefragung4.klasse-mai-2011.doc.pdf [14.11.2013]
     • Von den Lions-Clubs wurden im Durchschnitt sieben
                                                                   Beer, S. (2012). Bundesweite Befragung der Klasse2000-Paten.
       Patenschaften, vom Patenbereich „Firma“ drei Paten-         Verein Programm Klasse2000 e. V., Nürnberg. Verfügbar unter:
       schaften und vom Bereich „Privatperson“ eine Paten-         http://klasse2000.de/downloads/bericht_patenbefragung-2011_­
       schaft übernommen.                                          final.pdf [14.11.2013]
                                                                   Bölcskei, P.L., Hörmann, A., Hollederer, A., Jordan, S. & Fenzel,
     • Als Motiv stand mit 81,3% an erster Stelle der
                                                                   H. (1997). Suchtprävention an Schulen. Besondere Aspekte des
       Wunsch, die Gesundheit von Kindern zu fördern, zu           ­Nikotinabusus. Prävention und Rehabilitation, 9, 82 - 88.
       57,4% sollte eine Schule vor Ort unterstützt werden.        Botvin, G.J., Baker, E., Dusenbury, L. et al. (1995). Long-term
     • 87,5% der Paten hielten den Patenschaftsbetrag in           follow-up of a randomized drug abuse prevention trial in a white
                                                                   middle-class population. JAMA, 207, 1106-1112.
       Höhe von 220 Euro pro Schuljahr und Klasse für
                                                                   Bühler, A. & Kröger, Ch. (2006). Expertise zur Prävention des
       ­angemessen.
                                                                   Substanzmissbrauchs. Forschung und Praxis der Gesundheitsförde-
     • In erster Linie hatten die Paten über die Schulen von       rung, Band 29. Köln: BZgA.
       Klasse2000 erfahren (59,3%).                                Bühler, A., Heppekausen, K. (2005). Gesundheitsförderung durch
                                                                   Lebenskompetenzprogramme in Deutschland. Grundlagen und kom-
     • 89,9% der Paten hielten den Kontakt zur geförderten         mentierte Übersicht. Gesundheitsförderung konkret 6, Köln: BZgA.
       Klasse bzw. Schule für ausreichend.                         Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2012). Die
                                                                   Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland
     • Die befragten Paten würden zu 97,6% Klasse2000              2011. Teilband Rauchen. Köln: BZgA.
       weiterempfehlen.                                            Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2012). Die
                                                                   Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland
                                                                   2011. Der Konsum von Alkohol, Tabak und illegalen Drogen: aktuelle
     Die Ergebnisse zeigen, dass die Klasse2000-Paten über-        Verbreitung und Trends. Köln: BZgA.
     wiegend sehr zufrieden mit dem Programm und den               Crick, N.R. & Dodge, K.A. (1994). A review and reformulation of
     formalen Abläufen waren. Die Lions Clubs bleiben die          social information-processing mechanisms in children´s social
       wichtigste Unterstützergruppe. Immer mehr Paten             ­adjustment. Psychological Bulletin, 115, 74-101.
      ­werden aber auch über die Schulen gewonnen, was             Cuijpers, P. (2002). Peer-led and adult-led school drug prevention:
     ­belegt, dass das Prinzip der lokalen Patengewinnung          a meta-analytic comparison. Journal of Drug Education, 32, 107-119.
     erfolgreich ist.                                              Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (Hrsg.), Jahrbuch
                                                                   Sucht 2012. Geesthacht: Neuland Verlag.
15

Hanewinkel, R. (2003). Inhaltliche, konzeptionelle und organisato-          ­Gesundheitsverhalten 3 Jahre nach Ende der Intervention.
rische Bedingungen einer erfolgreichen schulischen Prävention des           ­ bschlussbericht. Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung,
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                                                                  Gewaltvorbeugung und Suchtvorbeugung

Klasse2000 – stark und gesund in der Grundschule

 Klasse2000 ist das in Deutschland am weitesten verbreitete Unterrichtsprogramm zur Gesundheitsförderung,
 Sucht- und Gewaltvorbeugung. Es begleitet Kinder von Klasse 1-4. Lehrkräfte und speziell geschulte Klasse2000-
 Gesundheitsförderer gestalten pro Schuljahr ca. 15 Unterrichtseinheiten zu den wichtigsten Gesundheits- und
­Lebenskompetenzen:
 • Gesund essen & trinken
 • Bewegen & entspannen
 • Sich selbst mögen & Freunde haben
 • Probleme & Konflikte lösen
 • Kritisch denken & Nein sagen, z. B. zu Alkohol und Tabak.
Vielfältige Methoden, Spiele, die Besuche der Gesundheitsförderer und interessante Materialien - z. B. Atemtrainer,
Taschenhirn und Gefühlebuch - begeistern die Kinder für das Thema Gesundheit.

 Das Programm wird laufend aktualisiert. Seine positive Wirkung ist wissenschaftlich belegt: Ehemalige
 Klasse2000-Kinder haben auch noch am Ende der 7. Klasse seltener schon einmal geraucht und konsumieren
­weniger Alkohol als Jugendliche, die nicht an dem Programm teilgenommen haben.

Träger von Klasse2000 ist ein gemeinnütziger Verein. Das Programm wird über Spenden finanziert, meist in Form
von Patenschaften für einzelne Klassen (200 € pro Klasse und Schuljahr). Wichtigste Unterstützergruppe sind die
Lions Clubs in Deutschland.

                                                                             Kontakt
                                                                             Dipl.-Psych. Sabine Beer
                                                                             Verein Programm Klasse2000 e. V.
                                                                             Feldgasse 37 •  90489 Nürnberg

                                                                             Tel.: (0911) 89 121 18
                                                                             Fax: (0911) 89 121 30

                                                                             E-Mail: sabine.beer@klasse2000.de

                                                                             www.klasse2000.de
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