100 Jahre Burgenland Schulgeschichten und Kindheitserlebnisse von Großeltern und Urgroßeltern
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100 Jahre Burgenland Schulgeschichten und Kindheitserlebnisse von Großeltern und Urgroßeltern gesammelt von Schülerinnen und Schülern der 4.a und 4.b Klasse der NMS Horitschon März 2021 MÄRZ 2021 1
Vorwort Das Jubiläum 100 Jahre Burgenland veranlasste die Schülerinnen und Schüler der 4.Klassen, mit ihrer Geschichtslehrerin Mathilde Mayrhofer, sich mit der Vergangenheit ihrer Groß- und Urgroßeltern zu beschäftigen. Erzählungen aus Kindheit und Schulzeit wurden gesammelt, aufgeschrieben und mit persönlichen Fotos ergänzt. So entstand eine interessante und spannende Sammlung von Geschichten, die das Leben der Kinder von damals widerspiegelt und den jungen Leuten von heute die Vergangenheit kennen lernen lässt. Folgende Schülerinnen und Schüler sammelten Geschichten ihrer Groß- und Urgroßeltern: 4.a 4.b Artner Fabian Aminger Julia Bader David Kaiser David Berthold Viktoria Katna Lukas Binder Jonas Korejcik Tobias Duric Katharina Larnsack Christoph Glatz Jakob Mark Oliver Kallinger Marco Pauer Hannah Moritz Sebastian Prais Emanuel Reumann Jan Reitgruber David Stiller Johannes Rutter Laura Strohmaier Nico-Leon Schlaffer Magdalena Szauer Katharina Szauer Daniel Wellanschitz Georg Waiguny Emma Wieder Patrick Wallner Sebastian Zäsar David Weber Amy Noelle Lehrerin für GSP: Mathilde Mayrhofer MÄRZ 2021 2
Die Kindheit meines Opas Aus der Sicht meines 80-jährigen Opas. Geboren: 1940 Ich heiße Johann Schlaffer und ging in die Schule, als wir von den Russen besetzt waren. Volksschulzeit: Sechs Mal in der Woche musste ich ca. 1 km zu Fuß zur Schule gehen. Dort war ich mit 45 an- deren Kindern in der Klasse und wurde von einer Lehrperson unterrichtet. Die Lehrer waren sehr streng, wenn jemand nicht aufpasste, oder etwas nicht wusste, wurde ihm mit der Bibel auf den Kopf geschlagen oder mit einem Stäbchen auf die Finger ge- schnalzt. Mir hat man zum Glück nichts getan. Nachdem der Krieg aus war, durfte ich mit acht Jahren für 3 Monate alleine in die Schweiz. Alle Kinder, die nach dem Krieg etwas schwächer waren, durften sich dort erholen, dass ich mit durfte, wurde vom Arzt entschieden. Es gefiel mir sehr gut dort. Hauptschule und Lehre: In der Volksschule gab es acht Klassen, entweder ging man weiter in die Volksschule oder manche wie ich z.B. gingen manche in eine Hauptschule weiter. Von 45 Kindern gingen meist nur ca. fünf in eine weiterführende Schule. Hier lernte man viel Neues, außerdem lernte man Sprachen, wie russisch. An einzelne Wörter kann ich mich bis heute noch erinnern. In der Hauptschule war Turnen mein Lieblingsfach und Physik mochte ich nicht so gerne. Nachdem ich diese Schule abgeschlossen hatte, machte ich eine 3-jährige Lehre zum Maurer. Besonderes Ereignis: An eines kann ich mich noch besonders gut erinnern, ich war ein sehr guter Fußballer. Ein- mal spielten wir sogar im Stadion bei der Schülerlandesmeisterschaft mit. Das war etwas ganz Besonderes, nur 12 von 80 Schüler durften mitspielen und ich gehörte dazu. Privatleben: Gemeinsam mit meinen Eltern und meinen fünf Geschwistern lebte ich in einem kleinen Haus. 1947 zogen wir dann in einen kleinen Bauernhof mit vielen Tieren ein. Wir mussten die Tiere füttern, ausreiten und auf die Weide bringen. MÄRZ 2021 3
100 Jahre Burgenland – Schule früher Stevan Majstorovic erzählt: ,,Zu meiner Zeit gab es keine Hefte, wir benutzten kleine Tafeln und statt Bleistifte, Füllfedern und Buntstiften gab es Kreiden. Jeden Morgen bin ich aufgewacht und zu meiner Schule gelaufen. Dort angekommen, hat man uns in die Schule gelassen, wo wir dann alle brav in unsere Klasse gehen mussten. Dann kam unsere Lehrerin - sobald sie den Raum betreten hatte, sprangen wir alle auf und grüßten. Die Lehrerin ging nach vor und sagte: „Guten Morgen, Schüler“ und wir antworteten: ,,Grüß Gott, Fräulein Lehrerin“ . Falls wer zu spät gekommen ist, musste er sich auf ein Holzbrett knien oder die Lehrerin hat ihn mit einer Peitsche geschlagen, was sehr schmerzhaft war und oft vorgekommen ist. Sobald ein Kind die Malreihe nicht rechnen konnte oder nicht gut genug lesen konnte, gab es Schläge. In unserer Schule war es so, dass wir nach fünf Stunden Unterricht heimgingen, aber manche Schüler mussten manchmal auch länger bleiben oder die Lehrerin hat einfach entschieden den Unterricht zu verlängern. MÄRZ 2021 4
Die Kindheit meines Opas Michael Schaffer – geb. 1938 in Unterkohlstätten Ich besuchte die Volksschule Unterkohlstätten von 1944-1952. Es war eine einklassige Volks- schule, die es im Burgenland damals häufig gab. Im Schulhaus waren das Klassenzimmer und die Lehrerwohnung untergebracht. Angeschlossen war auch ein Obstgarten mit einem klei- nen Bienenhaus. Das Klassenzimmer war ein großer Raum mit vielen Fenstern. An der linken Wand hing eine große Europakarte. Anschließend stand ein großer schwarzer Holzofen. In der linken hinteren Ecke gab es einen kleinen Kasten. Das war die Schulbücherei. Der Lehrer war ein junger, strenger und ehrgeiziger Mann. In einem Raum 6- bis 14-Jährige zu unterrichten war wohl eine große Herausforderung. Sein Leitsatz war: „Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernt ihr!“ Es gab kein Schulfest, aber am Muttertag wurden alle Mütter in die Schule eingeladen. Jedes Kind musste ein selbstgeschriebenes Muttertagsgedicht vortragen, und im Anschluss einen selbstgepflückten Blumenstrauß übergeben. Im Frühjahr 1945 gab es oft Fliegeralarm. Die Eltern waren besorgt und wir Kinder haben uns gefreut, weil wir keinen Unterricht hatten. Die wichtigsten Gegenstände waren Lesen, Schreiben und Rechnen. Wir hatten aber auch Erdkunde, Geschichte, Naturgeschichte, Naturlehre, Singen und Leibesübungen. Religion un- terrichtete der Pfarrer. Während der Lehrer einen Jahrgang unterrichtete, mussten sich die anderen Kinder still beschäftigen. Meine Ausstattung war ein Bleistift, Farbstifte, eine Schreibfeder, ein Lineal und ein Geodreieck aus Holz. Wasserfarben oder eine Füllfeder gab zu dieser Zeit noch nicht. Am 5. Juli 1952 beendete ich meine Schulpflicht. Ich beneidete meine Kameraden, die die Möglichkeit hatten, nach Wien zu fahren, um dort einen Beruf zu erlernen. Ich hatte diese Möglichkeit nicht. Ich musste viele Abendschulen besuchen und meine letzte Dienstprüfung hatte ich am 27. November 1975 mit 37 Jahren. Leider konnte ich keine Fotos aus Unterkohlstätten bekommen, deshalb habe ich Fotos aus Oberös- terreich bekommen. MÄRZ 2021 5
Geboren 1935 Die finanzielle Situation und das gesellschaftliche Ansehen der Lehrer waren lange Zeit bescheiden. Viele mussten neben ihrem Schuldienst anderweitig arbeiten, um sich ihren Lebensunterhalt zu sichern. Sie durften jedoch nicht alle Schulfächer unterrichten und mussten ihren Beruf aufgeben, sobald sie heirateten. Disziplin, Gehorsam, Fleiß und Ordnung waren die entscheidenden Erziehungsziele. Die Schüler bewegten sich im Takt nach Kommando des Lehrers. Reden oder Tuscheln wurde sofort hart bestraft. Die Anweisung "Gerade sitzen, Ohren spitzen. Hände falten, Schnabel halten" dürfte die Atmosphäre zu dieser Zeit sehr gut beschreiben. Der Stundenplan sah je nach Geschlecht unterschiedlich aus. Jungen hatten "Rechnen und Raumlehre", Mädchen „Weibliche Handarbeit". Sportunterricht gab es nur für männliche Schüler. Das Schulfach "Leibesertüchtigung" sollte sie auf den Kriegsdienst vorbereiten. MÄRZ 2021 6
Ich habe meine Uroma Maria Gross in Deutschkreutz über ihre Schulzeit befragt. Meine Uroma wurde am 07.09.1939 geboren. Sie erzählte mir: Ich bin in Deutschkreutz in eine Klosterschule gegangen. Meine Lehrerinnen waren alle Klosterschwestern. In meiner Schule waren die ersten beiden Schulstufen und die sechste bis achte Schulstufe jeweils in einem Klassenraum zusammen. In einer Klasse waren ungefähr zwischen 20 und 25 Kinder. Früher mussten wir nicht so viel lernen wie die Kinder heute. Wir hatten auch nicht so viele Fächer. Es gab die Unterrichtsfächer Deutsch, Mathematik, Naturkunde und Erdkunde. Die Schwestern sehr streng. Wenn jemand schlimm war, musste er die Finger ausstrecken und demjenigen wurde mit einem Holzstock auf die Finger geschlagen. Es wurden auch Strafen verteilt wie z.B. in einer Ecke auf einem Holzscheitel zu knien. Wenn die Schwester schrie, haben die Kinder oft gelacht. Dann hat die Schwester so stark auf ihren Tisch geschlagen, dass es nur so aus dem Tisch herausstaubte. Wir fanden das immer sehr lustig. Außerdem hatten wir einen Hühnerstall in unsere Klasse. Obwohl die Hühner recht gestunken haben, hat es uns nichts ausgemacht. Wenn wir unser Jausenbrot nicht mehr essen wollten, haben wir dieses an die Hühner verfüttert. Wenn die Hühner Eier gelegt hatten, durften wir diese in die Küche der Schwestern bringen. Es gab auch keinen Test oder Schularbeiten. Die Beurteilung erfolgte aufgrund unserer Übungen in der Schule und unseren Hausübungen. Wenn es draußen sehr schön war, haben wir Kinder folgendes an die Tafel geschrieben. „Heute ist ein schöner Tag,. Wir bitten die liebe Schwester mit uns spazieren zu gehen.“ Dann hatten wir auch keinen Unterricht, sondern sind eben spazieren gegangen. Manchmal sind wir auf einen Acker gegangen und haben dort während der Unterrichtszeit Kartoffelkäfer abgeklaubt. Wir hatten auch keine Toiletten so wie heute. Im Innenhof gab es Holzklosetts. Im Winter war es dort natürlich recht kalt. Im Winter mussten wir im Schulhof während des Unterrichts immer Schneeschaufeln. Es war eine schöne Zeit und es wurde in der Schule überhaupt nicht viel von uns verlangt. Wir hatten fast keine Hausübungen und waren mit dem Lernen schnell fertig. Wir hatten keinen Stress. Am Nachmittag spielten wir oft auf dem Sportplatz. Wir hatten sehr viel Freizeit. Ein Freund von mir war immer mit seinen Kühen auf dem Sportplatz. Wenn wir die Kühe dann mit dem Ball geärgert haben, ist er uns immer mit einer Peitsche nachgelaufen. Das war sehr lustig. Es war viel schöner als heute. MÄRZ 2021 7
Ich bin 1950 geboren. Mein Vater war 7 Jahre im 2.Weltkrieg und kam krank nach Hause. Er erholte sich schlecht . Wir waren eine arme Familie, es fehlte an Geld. Ich spielte mit den Nachbarskindern- die Buben spielten auf der Gasse Fußball, Räuber und Gendarm, Völker- ball, usw. Es floss ein Bach vorbei, den wir mit Gras und Erdbrocken anschwellten, so dass ein Bade- teich entstand, wo wir dann im Sommer gebadet haben. Im Winter gingen wir zu den nahen Hügeln, Schlitten fahren. Es gab fast kein Spielzeug, da- her waren wir immer draußen. Ich musste schon als Kind meinen Eltern, die eine kleine Landwirtschaft hatten, helfen. Bei der Getreideernte, da ja alles mit der Hand gemacht wurde, musste man mit einem Rechen die Ähren zusammenrechen und Bänder aufbreiten, mit denen die Getreidebündel zusam- mengebunden wurden. Mit einer Dreschmaschine, wo das Getreide gedroschen wurde, mussten wir die Bündel zugeben. Mit der Windmühle, die man mit Hand betreiben musste, das Korn in Säcke füllen. Zur Weinlese fuhren wir mit den Kühen in den Weingarten. Wäh- rend meine Eltern die Weintrauben abschnitten, mussten wir auf der Wiese auf die Kühe aufpassen, die dort grasten. Nach der Volksschule durfte ich die Hauptschule in Lackenbach besuchen. Im Sommer fuhren wir mit dem Fahrrad nach Lackenbach. Im Winter mit dem Zug, der öfters in einer Schneewächte steckenblieb. Wenn dann der Zug nicht kam, durften wir nach Hause gehen. Es gab wenige Autos. Nur die Familie eines Freundes hatte ein Auto und die nahmen uns dann hin und wieder mit - das war eine Sensation. Ich bin froh, dass heute alles anders ist. MÄRZ 2021 9
Die Kindheit meiner Urgroßmutter Ich bin im Jahre 1939 geboren und werde heuer 82 Jahre alt. Wir waren in unserem Jahrgang 56 Kinder und mussten dadurch in der Volksschule auf 2 Klassen aufgeteilt werden. Die Mädchen lernten leider nicht so viel, denn wir hatten keinen guten Lehrer. Er war ein sehr alter Oberlehrer. Die Buben hingegen wussten im Gegensatz zu uns immer alles. Ich kann mich heute nur mehr an Mathematik, Deutsch und Religion erinnern und ich glaube, dass dies die einzigen Fächer in der Schule waren. Wie bereits oben erwähnt blieben mir unsere mangelnden Leistungen, verglichen mit den Buben stark in Erinnerung und darüber habe ich mich ein Leben lang geärgert. Unsere Lehrerin, auch „Vickerl“ genannt, war sehr streng und jähzornig. Ein Mädchen aus der Klasse wurde von ihr gegen die Tafel gestoßen. Dieses Mädchen ist dann aufgrund einer Kopfverletzung gestorben. Ich bin dem lieben Gott sehr dankbar, dass ich den „Starrkrampf“ überlebt habe. Ich konnte dadurch die Schule lange Zeit nicht besuchen. Die Hauptschule war damals in Lackenbach und aufgrund des weiten Weges war es für mich nicht möglich, diese zu absolvieren. Wir mussten auch am Samstag in die Schule gehen. Vor allem, wenn ich heute die kleinen Gruppen bei der Erstkommunion sehe, fällt mir meine Erstkommunion ein, wo wir 35 Kinder waren. Ich bei der Erstkommunion MÄRZ 2021 10
Kindheit meiner Urgroßmutter Meine Mama und meine Oma haben sehr viel überlegt, wen ich befragen könnte, aber leider haben wir im Verwandten- und Bekanntenkreis niemanden mehr, die noch nicht an Demenz leiden. Ich kenne zwar noch 2 Personen, die in diese Altersgruppe passen, die Oma meiner Tante und die Mutter meines Großonkels, aber bei beiden ist eine Befragung wegen starker Demenz nicht mehr möglich. Deshalb habe ich meine Großmutter und meine Eltern zur Schulzeit meiner Uroma befragt, die leider im Juni 2019 verstorben ist. Sie hat mir in der Volksschule immer wieder bei den Hausaufgaben zugeschaut und das Einmaleins wiederholt. Meine Uroma heißt Anna Prokopetz und ist am 06. Oktober 1926 in Unterfrauenhaid gebo- ren. Sie erzählte: „Ich hatte Glück, dass meine Mutter eine gute Näherin war und mein Vater als Maurer arbeitete, so konnten meine Schwester und ich eine Schulausbildung machen. Meine Mutter verdiente sich durch die Näherei Geld und konnte damit Stoffe kaufen oder tauschen und meiner Schwester und mir schöne Kleider nähen. Ich konnte damals auch die Haupt- schule in Stoob besuchen. Das war für die damalige Zeit eine Seltenheit. Früh morgens, ich glaube, es war sicher schon um 6 Uhr, ging ich mit 2 Mitschülern zu Fuß jeden Tag nach Stoob in die Schule. Meine Unterrichtsfächer waren Rechnen, Schreiben, Schönschreiben und Heimatkunde. Damals lernte ich noch die Kurrentschrift. Rechnen konnte ich sehr gut. Nach der Schule hat mir meine Mutter das Nähen beigebracht. Nach der Hauptschule ging ich zwei Jahre in die Hauswirtschaftsschule in Wiener Neustadt und machte die Handelskammerprüfung. Mein Traumberuf war aber Sportlehrerin. Wieder ging ich zu Fuß nach Lackendorf zum Bahnhof und fuhr mit dem Zug nach Wr. Neustadt. Als junges Mädchen gehörte ich zur Hitlerjugend. Einmal war ich sogar in einem Sportcamp. Während des Krieges, wenn ein Fliegeralarm war, mussten wir in den Keller der Schule. Dort warteten wir die Entwarnung ab und wir den Keller wieder verlassen durften. In Wiener Neustadt hatte ich dann auch noch einige Fliegeralarme erlebt.“ Über den Schulablauf hat meine Anni-Oma nichts erzählt. Meine Oma hat auch kein Foto aus der Schulzeit gefunden. MÄRZ 2021 11
Kindheit meiner Uroma und meiner Oma Hallo, mein Name ist Rita Fleck und ich wurde im Herbst 1945 eingeschult. Da war der Zweite Weltkrieg gerade beendet. Die Zeiten waren jedoch immer noch sehr hart und ich war froh, dass ich auf dem Land wohnte, weil die Bauern mir und meiner Familie zu essen gaben. In der ersten und zweiten Klasse waren alle Schüler noch zusammen, danach wurden sie nach katholisch und evangelisch getrennt und mussten in verschiedene Schulen gehen. In der Schule wurde mit Bleistift und später dann mit Kiel und Feder geschrieben. Das Tinten- fass war in der Schulbank eingebaut. Ich ging täglich ca. 2 km zur Schule, aber das fand ich nicht schlimm, denn ich traf mich unterwegs mit meinen Schulfreundinnen. Wie die Hausauf- gaben waren weiß ich leider nicht mehr, aber es kann ja nicht viel gewesen sein, sonst wüsste ich es noch. (Da sich meine Uroma nicht mehr an vieles erinnerte, fragte ich auch noch meine Oma) Hallo, mein Name ist Dorothea Fleck und ich wurde im Frühling 1963 eingeschult. Wir wohn- ten in einem kleinen Dorf und unser Schulhaus war noch im Bau, so mussten wir zum Unter- richt ins Pfarrhaus. Anfangs schrieben wir auch noch mit Bleistift und stiegen in der 2. Klasse auf Federkiele und Tinte um, was sehr schwer war. Der Unterricht fand jeden Vormittag und Nachmittag um 13.30 Uhr statt. Mittwochs, freitags und samstags hatten wir am Nachmittag frei. In Sprache, Geschichte und Geographie war ich besonders gut, somit hatte ich immer einen Einser oder Zweier. Mathe war mir mein ganzes Schulleben lang ein Klotz am Bein, das höchste der Gefühle war da ein Dreier, besser ging‘s nicht. Wir hatten sehr viele Hausaufgaben, sodass man kaum Freizeit hatte, wenn man um 16.30 Uhr nach Hause kam. Zur Schule mussten wir zu Fuß ge- hen, ca. 3 km. Später, als wir größer wurden, sind wir dann mit dem Moped gefahren und haben es bei einer Freundin nahe der Schule versteckt. Nach dem Unterricht sind wir oft ins nächste Schwimmbad gefahren, die Hausaufgaben mussten dann warten oder wurden ein- fach vergessen. Am besten waren die hitzefreien Tage. Den ganzen Tag mit Freunden schwimmen gehen ist schließlich immer noch besser als Mathematik. Als ich dann in weitere Schulen kam, kam auch Französisch noch dazu, aber das war kein Problem für mich, da ich mich generell nicht schwer tat mit Sprachen. Fast alle meine Noten waren ausgezeichnet, au- ßer natürlich: Mathe, seufz….. MÄRZ 2021 12
Kind sein in den 60er Jahren Mein 71-jähriger Opa erzählt: „Zur Welt kam ich am 11. September 1949. Ich war der älteste von vier Brüdern. Das erste Kind meiner Eltern starb nämlich nur kurze Zeit nach der Geburt auf Grund der damaligen schlechten Versor- gung. Schließlich wurde damals noch jedes Kind zu Hause geboren. In meiner Kindergartenzeit war ich ein sehr glückliches Kind. Es wur- den Spiele gespielt und Theater vorgeführt. Zur Mittagszeit gingen alle Kinder nach Hause essen, weil es damals noch nicht so war, dass im Kindergarten gegessen wurde. Nach dem Essen gingen wir zu Fuß Erstkommunion 1958 wieder in den Kindergarten. In der Volkschule waren meistens ca. 40 Schüler in einem Klassenzimmer, weil es für acht Schulstufen nur fünf Klassenräume gab. Einmal waren so viele Schüler, dass ein Teil Nachmit- tagsunterricht hatte. Wenn ich nach der Schule nach Hause kam, wurde gegessen und da- nach am Feld gearbeitet. Schon mit 12 Jahren fuhr ich mit dem Traktor herum, ohne Führer- schein. Erst nachdem wir unsere Arbeit erledigt hatten, machten wir unsere Hausaufgaben. Die Schule war damals also zweitrangig. In meinem letzten Schuljahr, in der achten Klasse, war mein Vater einige Monate im Spital. Ich musste in dieser Zeit mit meinem Großvater die Wirtschaft übernehmen, weil ich das äl- teste Kind war. Also ging ich in dieser Zeit nicht in die Schule. Jedoch wurde ich immer als an- wesend eingetragen, damit ich die Klasse auf Grund der vielen Fehlstunden nicht wiederholen musste. Weil ich daheim mit- helfen musste, kam ich auch später in die Berufsschule. Mir fehlte ein Jahr, und weil meine Eltern wollten, dass ich so früh wie möglich eine Arbeit habe, machte ich anstatt des gesamten zweiten Jahres der Berufsschule nur eine einzige Prüfung. Mit 19 Jahren musste ich zum Bundesheer gehen. Das machte mir keinen großen Spaß. Nach einem Monat beim Bundesheer hatte ich einen Unfall mit dem Traktor. Ich wurde operiert und Mein Opa in der Berufsschule mit einem Kol- war somit untauglich für das Bundesheer. Nach einem Jahr legen musste ich aber wieder einrücken. Nach meiner Zeit beim Bundesheer wollte ich Maurer werden. Mein Vater aber wollte, dass ich Bauer werde und die Landwirtschaft zu Hause übernehme. Nach vielen Diskussionen ließ sich mein Vater einreden, dass ich meinen Beruf selbst wählen darf. Das ist heutzutage selbst- verständlich, war ich einer von Wenigen, die das entscheiden durften. 1 Klasse Volksschule MÄRZ 2021 13
Die Kindheit meiner Uroma – Frau L. Frau Margarethe L. wurde am 17.August 1929 in Horitschon geboren. Ihre Mutter Anna, Jahrgang 1902, war Hausfrau, ihr Vater Josef, Jahrgang 1900, war Zimmer- mann. Sie kam als drittes von insgesamt 10 Kindern zur Welt. Ihre Geschwister hießen Maria (1924), Johann (1926), Josef (1931), Anton (1933), Katharina (1935), Anna (1938), Emmerich (1939), Walter (1942), Elfriede (1944) Frau L. besuchte von 1932 bis 1935 den römisch-katholischen Kindergarten in der Pfarrge- meinde Horitschon. Danach die Volksschule von 1935 bis 1940. Ihren Hauptschulabschluss erhielt sie an der Hauptschule Deutschkreutz, die sie von 1940 bis 1944 besuchte. Neben dem Lernen musste sie viel im Haus und am Feld helfen. Hauptsächlich aber musste sie auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen und bei leichten Arbeiten im Weingarten, auf dem Acker und bei der Viehhaltung mithelfen. Die religiöse Erziehung war ein großer Schwer- punkt in der Familie. Die Sonntage und Feiertage genossen einen hohen Stellenwert. Die Freizeit von Frau L. war sehr gering, sodass Freunde eine eher kleine Rolle in ihrem Kin- desalter einnahmen. Sie war eine sehr eigenständige Person von klein auf. Sie begleitete ihre Geschwister in den Kindergarten oder in die Schule. Die ersten beiden Volksschulklassen, sowie die dritte und vierte waren in eigene Räume ein- geteilt, also mit mindestens 40-50 Kindern in einer Klasse. Es waren auch zwei behinderte Kinder in diesen Klassen, die oft gehänselt oder sogar terrorisiert wurden. Ein Höhepunkt der Volksschulzeit für Frau L. war die Erstkommunion in der 2. Klasse. Die Mädchen trugen dabei weiße Kleider, die Buben schöne Anzüge. Die Großfamilie war insgesamt sehr fleißig, worauf das Umfeld sehr oft neidisch war. Während der Hauptschulzeit waren viele jüdische Familien im Ort ansässig, welche jedoch 1941 in die Konzentrationslager bzw. Vernichtungslager gebracht wuden. Während des Krieges gab er außer dem Direktor nur weibliche Lehrkräfte, da die männlichen zum Wehrdienst verpflichtet wurden. Die Jahre an der Hauptschule waren geprägt durch Flugzeuge, Bombenangriffe, Schüsse… welche auch den Unterricht störten. Nur das Nötigste wurde unterrichtet. Bis Kriegsende 1945 verbrachte sie in ihrem Elternhaus . Der Karfreitag 1945 war für sie ein einprägsamer Tag. Russen in ihren Panzern rollten in Ho- ritschon ein. Gemeinsam mit ihrer Schwester Maria wurde sie am Abend dieses Tages in ein Versteck - dem Rübenkeller im Elternhaus - gebracht. Ein Holzverschlag wurde aufgebaut und davor Rüben geschüttet, die den Eingang verdeckten. Durch die Erschütterung der Pan- zer wurde dieser Verschlag gelockert welche die beiden Mädchen unter sich begrub. Beinahe wären sie erstickt. Doch Maria gelang es durch Rufen auf sie aufmerksam zu machen. Die Angst der weiblichen Bevölkerung vor den Russen war groß. Viele Mädchen und Frauen wur- den missbraucht. An diesem Karfreitag wurden viele Häuser niedergebrannt und so auch die Kirche. Es starben mehr als 30 unschuldige Leute. In diesem Zeitfenster befand sich Horit- schon in einem Ausnahmezustand. Am Ostermontag jedoch trommelte der Gemeindediener die Bewohner aus ihren Verstecken. Er rief: „Es ist vorbei…“ Die Russen zogen weiter……. MÄRZ 2021 14
Kindheit im Burgenland nach dem 2.Weltkrieg Heute berichte ich über die Kriegsschulzeit meines verstorbenen Nachbarn. Die Geschichten hat mir seine Frau, meine Nachbarin, erzählt: Einen Tag vor Gründonnerstag wurde in Lackenbach ein Lager von den Russen angezündet und verbrannt. Denn an diesem Tag sind die russischen Soldaten in Ritzing eingezogen und haben begonnen alle Häuser zu räumen. Die Schule wurde in eine Hälfte Österreich und eine Hälfte Russland aufgeteilt. So wurden sie getrennt unterrichtet. Es wurden 8 Schulklassen in zwei Räumen unterrichtet. Beim Fliegeralarm wurden alle Kinder und Erwachsenen in Schutzbunker gebracht. Den Schul- und Heimweg gingen sie immer in Gruppen. Jede Familie hatte eine kleine Landwirtschaft zu Hause. Wenn es Probleme gab, durften die Kinder der Schule fernbleiben. An einem Tag wurde in der Schule eine junge Lehrerin von den russischen Soldaten erschossen. Im Haus der Zeugin haben die Russen eine Kanzlei errichtet. Als die russischen Männer ihr Haus geplündert und eingenommen hatten, sind sie im ganzen Dorf verstreut tagelang in den Kellern geblieben. Die längste Zeit waren sie bei der Tante im Keller. Einige Tage nach Abzug der Russen kamen die Mongolen und stahlen weiter und brachten Menschen um. Der Keuchhusten war in dieser Zeit eine sehr ansteckende Krankheit. Ein paar Tage nachdem sie von dem Bunker bei der Tante in einen anderen Bunker flüchteten, wurde der Bunker der Tante bombardiert. Alle Leichen wurden in den Wald gebracht. Das alles ereignete sich im Zeitraum zwischen Ostern und Unterzeichnung des Staatsvertrags. Mein Nachbar (rechts) Meine Nachbarin (Zeitzeugin) MÄRZ 2021 15
Mein Name ist Maria und ich bin 1925 geboren. Leider kann ich selber meine Geschichte nicht mehr erzählen, deshalb hat das meine Tochter übernommen. Ich bin sehr gerne in Schule gegangen und habe immer meiner Tochter, meinen Enkeln und Urenkerln stolz darüber erzählt. Meinen ersten Schultag hatte ich im Jahre 1931 in Niederösterreich, Rohrau. Wir waren fünf Geschwister, die ältesten mussten sich um das Aufwecken aller anderen kümmern. Um 6 Uhr früh war Tagwache, unsere Eltern war zu dieser Zeit schon arbeiten. (Sie waren in der Landwirtschaft des Grafen Harrach beschäftigt). Unsere Oma wohnte bei uns, sie kümmerte sich stets um das Frühstück. Um 7 Uhr mussten wir losgehen, da der Weg in die Schule quer- feldein eine halbe Stunde dauerte. In der Schule angekommen setzte ich mich in die erste Reihe, da hier die erste Klasse ihren Platz hatte. Es war eine lange Sitzbank und vor uns na- türlich ein Tischpult. Wir hatten nur ein Klassenzimmer für 4 Schulstufen, jede Reihe eine Klasse und auch nur einen Lehrer für alle! Wenn meine Klasse unterrichtet wurde, hat der Herr Lehrer den anderen Klassenkindern eine Leseaufgabe gegeben oder auch andere Aufgaben. Die mussten dann mucksmäuschen still sein, um uns, die erste Klasse, nicht zu stören. Das galt auch für uns, wenn wir fertig wa- ren. Vorne beim Herrn Lehrer standen ein riesiger Setzkasten mit Buchstabenkärtchen, ein riesiger Rechenschieber mit Kugeln und natürlich die Tafel. Unsere Schulausrüstung bestand aus Büchern, die von der Schule geliehen wurden und jedes Jahr abgegeben werden muss- ten, um für die nächsten Kinder vorhanden zu sein. Ich musste sehr gut auf die Bücher ach- ten und sorgsam damit umgehen, damit meine Eltern sie nicht bezahlen mussten, da diese zu dieser Zeit sehr teuer waren und kaum eine Familie viel Geld hatte. Eine kleine Schultafel mit Kreide und einen Schwamm, die an der Seite hingen, ein Rechenheft mit Kasterln und ein Schreibheft mit Linien. Eine Stiftebox bzw. Federpennal aus Holz zum Aufschieben, Bleistifte und Radierer. Einen Spitzer hatte nur der Herr Lehrer, zu Hause spitzten wir mit einem Messer die Stifte an. Wenn ich etwas malen musste, gaben mir meistens die älteren Kinder Buntstifte oder Mal- farben. Alles was noch brauchbar war wurde an die jüngeren weitergegeben, da, wie gesagt, jeder sein Geld gut einteilen musste. In der zweiten Klasse wurde es für mich spannend, nun durfte ich mit einem Federstiel und Tinte schreiben. Leider war das dann doch nicht so spannend, wie ich dachte, eher ärgerlich, da bei falscher Dosierung der Tinte nicht nur die Finger voller Tinte waren, sondern auch noch die Heftseite. Das sah dann natürlich nicht schön aus und den Herrn Lehrer hat das auch nicht gefreut! MÄRZ 2021 16
Aber mit der Zeit hatte ich den Dreh raus, wie ich damit umgehen musste. Ich war immer sehr fleißig in der Schule, weil ich sehr wissbegierig war. Nachdem ich die vierte Klasse Volksschule absolvierte, ging es weiter in ein anderes Klassen- zimmer. Dort wurden vier bis fünf weitere Jahre Volksschule, dieses Mal aber von einem Herrn Oberlehrer abgehalten. Das heißt, ich habe insgesamt 9 Jahre Volksschule absolviert. (Da gab es noch keine Hauptschule!) Weil ich so gerne in die Schule ging, durfte ich ein neun- tes Schuljahr machen. Ich weiß noch, wie der Herr Oberlehrer zu mir sagte: „Maria, jetzt warst du aber lange genug in der Schule, es ist Zeit für dich, arbeiten zu gehen." Egal in welcher Schulstufe du warst, es herrschte Disziplin und Respekt gegenüber dem Herrn Lehrer. Zur Begrüßung und auch bei der Verabschiedung am Tag musste ich aufstehen und laut und deutlich „Guten Morgen, Herr Lehrer“ oder „Auf Wiedersehen, Herr Lehrer“ sa- gen. Wenn man sich daran nicht hielt, und vielleicht auch noch tratschte während des Unterrichts oder nicht zuhörte, war das gar nicht gut. Wurde man schon einmal ermahnt, kam der Herr Lehrer oder in meinem Fall der Herr Oberlehrer zum jeweiligen Schüler und forderte diesen auf die Fingerspitzen zusammenzuhalten und die Hände auszustrecken. Der Herr Oberlehrer nahm dann einen Rohrstab, der zum Zeigen an der Tafel diente und zog diesen dann über deine Fingerspitzen, zucktest du, kam ein weiter Schlag drauf. Also, war ich sehr darauf be- dacht, brav zu sein und immer gut zuzuhören. Das gelang mir nicht immer! Im Winter war der Schulablauf etwas anders, weil jedes Klassenzimmer mit einem großen Ofen beheizt wurde, das wurde vom Schulwart gemacht, aber so früh, damit es auch warm war, wenn wir Kinder kamen. In meiner Zeit gab es in den Wintermonaten noch richtig viel Schnee, über die Felder und auch in den Hohlwegen waren sehr oft Verwehungen, wo ich und auch andere kleiner ge- wachsenen oft bis über die Knie versanken. Jetzt musste ich auch mehr Zeit einberechnen, um pünktlich in der Schule zu sein. Wenn wir Kinder völlig erschöpft und mit patschnassen Schuhen und Strümpfen ankamen, durften wir uns beim Ofen wärmen. Die Schulwartin kochte in dieser Zeit für uns eine gute heiße Suppe, die dann unter uns Kin- dern aufgeteilt wurde. Die wärmte uns dann auch noch von innen, damit wir bis zum nach Hause gehen um 13 Uhr gerüstet für die Kälte und Nässe waren. Wenn wir Essenspause hatten, tauschten wir untereinander gerne unsere Brote, toll war es wenn mein Schulkollege, dessen Vater Fleischhauer war, hier war. Er hatte immer ein Wurst- brot dabei, das war etwas ganz Besonderes. Wir haben auch mit denen geteilt, die nichts mithatten! Eine sehr schwere Zeit, aber dennoch schön. MÄRZ 2021 17
Ich war immer sehr stolz auf meine Schulerfolge, vor allem, weil ich, nachdem ich nach Wien musste, um ein Haushaltsführungspraktikum bei einer Familie zu machen, es geschafft habe mit 9 Jahren Volksschulwissen in die Handelsschule aufgenommen zu werden und diese mit sehr guten Erflog abschloss!!! Im Anschluss wurde ich dann schon eingezogen, aber das ist eine andere Geschichte. Klassenfoto von 1935 Links im Bild bin ich mit 10 Jahren und die zwei Buben, die auch markiert sind, sind meine Brüder. Der Hans und der Franz beide waren jünger als ich. Jetzt zeig ich euch noch einen meiner größten Schätze, mein Abschlusszeugnis! Meine Kin- der, Enkerln und Urenkerln werden weiterhin darauf achten, weil es mein ganzer Stolz war! MÄRZ 2021 18
Schule wies früher war Meine Oma aus Neutal erzählt: Ich bin Rita Schütz und bin am 20 Oktober 1948 geboren. Ich wohnte in einem Haus an Hauptstraße in Neutal, wo mich meine Eltern Magdalena und Alfred Eigner geboren haben, gelebt. Meine Eltern besaßen ein Lebensmittelgeschäft, das mit unserem Hause verbunden war. Mit nur 10 Jahren musste ich immer auf meinen kleinen Bruder Alfred aufpassen, weil meine Eltern immer gearbeitet haben. Wir sind sechs Tage die Woche in die Schule gegangen und mussten auch ein paar Mal die Woche am Nachmittag in die Schule. Ich musste immer zu Fuß in die Schule kommen oder im Sommer mit dem Rad. In der Schule mussten wir immer viel beten. Ich bin immer mit meinem braunen Schulranzen in die Schule gegangen, wo ich immer meine Feder und Tinte mit dabei hatte. Aber auch auf einer Schiefertafel musste ich schreiben. Auf unserem Stundenplan standen Mathematik, Le- sen, Deutsch, Sachunterricht sowie Schönschreiben. Unsere Bänke waren ungemütlich und wir mussten unseren Klassenofen selbst einheizen. Auch unser Lehrer war sehr streng und verpasste meinen Mitschülern gerne eine Ohrfeige. Ich musste immer gesittet sitzen und dem Lehrer in die Augen schauen. Bei einer Antwort musste ich immer aufstehen, um sie zu sagen. In der Pause hatten wir alle immer sehr viel Spaß und spielten Fußball oder Abfangen oder andere kleine Spiele. Mein Lieblingsfach war Turnen, weil wir immer im Sommer ins Freibad gingen oder sogar im Winter in das Hallenbad marschierten. In der Mittagspause watschelten wir nach Hause und machten unsere Hausaufgaben genau und aufmerksam. Manchmal mussten wir nochmal für 2 Stunden in die Schule oder ich half meinen Eltern im Verkaufsladen. Ich muss oft an meine Kindheit und Schulzeit zurückdenken und würde sie am liebsten noch- mals gerne erleben. MÄRZ 2021 19
Schulgeschichten meines Opas – geb.1932 Als ich früher in die Schule ging, waren noch alle Klassen in einem Gebäude, also von der 1.- 8. Die 1.- 4. Klasse Volksschule waren zusammen in einem Raum und genauso war es von der 5.- 8. Schulstufe. Jedoch was es bei mir so, dass es nur 2 Lehrerinnen in der ganzen Schule gab, denn früher war Lehrerin ein typischer Frauenberuf. Die Fächer waren fast gleich wie heute, wir hatten Deutsch, Mathematik, Erdkunde, Zeichnen, Werken und Turnen. Eine Schulstunde dauerte eine volle Stunde, wir hatten meistens um 12:00 Uhr aus, aber, wenn wir Turnen hatten, durften wir erst um 13:00 Uhr nach Hause gehen. An manchen Tagen gab es mitten in der Stunde einen Fliegeralarm. Schnell rannten dann alle Kinder panisch nach Hause. In der Schule bleiben durften wir nicht. Als ich zu Hause war, machte ich in der Küche meine Hausübung. Da meine Mutter als Kind in der Schule Ungarisch lernte, rechnete sie auch in dieser Sprache und sagte mir das Ergebnis dann auf Deutsch. Als ich 1938 in die Schule kam, schrieb ich in der ersten und zweiten Klasse auf Schiefertafel mit einem Griffel (so eine Art Kreide), erst ab der 3. Klasse schrieb ich in Heften. In Mathematik in einem karierten und in Deutsch in einem linierten Heft. Meine Lehrerin schrieb vorne auf eine schwarze Tafel mit einer ganz normalen weißen Kreide. In meiner Klasse gab es einen Ofen, so war es im Winter drinnen schön warm. Ein erfahrener Schüler durfte immer nachlegen. Wenn man in der Schule nicht aufmerksam war, musste man zu jeder Jahreszeit nach draußen gehen, um sich das zu merken, aber auch Eckenstehen musste man, wenn, man zu viel redete, das musste ich zum Glück nie. Schularbeiten hatten wir eine oder mehrere pro Semester. Wir bekamen nur das Ganzjahreszeugnis. In meiner Schulstufe waren 17 Schüler und Schülerinnen. Mädchen und Burschen waren in den Sitzreihen getrennt. In Werken durften die Mädchen stricken und die Burschen arbeiteten mit Holz. In der Schule erlaubten wir uns auch mal den einen oder anderen Scherz. An einen kann ich mich noch erinnern: Wir nahmen ein Gummiband und ein zusammengeknülltes Blatt Papier und schossen damit auf andere Mitschüler, Gummischnalzen wurde es liebevoll von uns genannt. MÄRZ 2021 20
Schulgeschichte meiner Oma Auf dem Schulweg – erzählt von Eva Kerschbaum – geb. 1956 Als meine Oma in die Hauptschule Horitschon ging, mussten sie jeden Tag zu Fuß von Ne- ckenmarkt nach Horitschon gehen und dabei auch den Bahnsteig überqueren. Manchmal waren die Schranken schon heruntergelassen und dann kletterten die Kinder immer unter dem Bahnschranken durch. Eines Tages sah das ein Lehrer und es wurde ihnen verboten. Am nächsten Tag ließen sich die Kinder dann viel Zeit, bis sich die Schranken vor ihnen schlossen und sie warten mussten, bis diese sich wieder öffneten. Unten durchklettern durften sie ja nicht! Natürlich kamen sie dann zu spät zum Unterricht und als Strafe mussten alle Mädchen und Buben aus Neckenmarkt das Gedicht „Der Erlkönig“ auswendig lernen. Die Mädchen ärger- ten sich sehr, weil das Ganze eine Idee der Buben war – aber das nützte ihnen leider nichts. MÄRZ 2021 21
Schulgeschichten meiner Uroma – aus Ungarn Ich schreibe eine Schulgeschichte über meine Urgroßmutter. Sie heißt Julianna Horvath und lebt in Ungarn in Lovasberény . Sie ist 1933 geboren. Während des 2. Weltkrieges besuchte sie die Schule. Dort lernte sie Mathematik, Biologie, Geschichte, Ungarisch, Russisch, Turnen, Geographie, Religion, Musik und Zeichnen. Bei meiner Urgroßmutter wohnten acht deutsche Soldaten in einem Zimmer. In dieser Zeit gab es wenig zu essen, meine Urgroßmutter mochte die deutschen Soldaten, weil sie ihr Früchte und Marmelade gaben und sie mit ihr sangen. Ende des 2. Weltkrieges haben die russischen Soldaten die Dörfer und die Städte in Ungarn erobert und die Bevölkerung mussten die russische Sprache lernen. Wenn die Sowjetunion Arbeiter brauchte, dann nahmen die Russen von dem ungarischen Volk Männer mit auch von den Schulen die Lehrer. Deswegen mussten die pensionierten Lehrerinnen in den Schulen aushelfen. Die Männer wurden nach Russland in die Arbeitslager gebracht und wurden zur Arbeit gezwungen. Wie sie in die sechste Klasse ging, kamen die Lehrer aus dem Arbeitslager zurück. Für den Turnunterricht wurde die Kleidung selbst mitgenommen. Der Turnunterricht wurde aufgeteilt: Mädchen und Burschen. Wenn jemand geschummelt hat oder was Schlimmes machte, schlugen die Lehrer mit einem Stab auf die Nägel der Kinder. Wegen Lehrermangel wurde am Vormittag in der Volksschule und am Nachmittag in der Mittelschule unterrichtet, die Schulen wurden von den russischen Soldaten zerstört, deswegen wurden die Schüler/innen in der Gemeinde, in einem Raum unterrichtet. In der Schule wurde mit dem Kachelofen geheizt. Als die Urgroßmutter mit ihrer Schwester bei sehr kaltem Wetter in die Schule ging, nahmen sie auf dem Schulweg gekochte, heiße Kartoffel mit, die sie in der Hand hielten, damit es ihnen nicht kalt war. Wenn es im Winter viel geschneit hatte, begleiteten die Eltern sie in die Schule und schaufelten den Schnee am Schulweg auf die Seite. Die guten Schüler/innen mussten den schwächeren Schüler/innen beim Lernen helfen. Jeden Tag mussten die Kinder mündliche oder schriftliche Prüfungen machen. Sie nahmen fettes Brot und Marmeladebrot in die Schule mit. Es gab Osterferien, Pfingstferien, Weihnachtsferien und die Sommerferien dauerten 3-4 Monate lang. Nach der 8. Schulstufe mussten sie auf den Feldern arbeiten. Es gab damals keine Möglichkeit sich weiterzubilden. MÄRZ 2021 22
Schulgeschichten meiner Großeltern Meine Oma wurde 1955 in Neckenmarkt geboren, sie hat mir erzählt: Die Volksschule besuchten wir in Neckenmarkt, die Hauptschule in Lackenbach. Dorthin fuh- ren wir mit dem Zug oder im Sommer öfters mit dem Fahrrad. Im Winter fiel öfters die Schule aus, wenn die Gleise verschneit waren. Einmal hatte ich meine Hausübung nicht ge- macht, deshalb wollte ich sie schnell von meiner Mitschülerin abschreiben. Doch der Herr Pfarrer bemerkte es und gab mir daraufhin eine Ohrfeige. Einmal mussten wir für den Lehrer kochen, da sind wir in den Schlosspark und sammelten Weinbergschnecken. Diese kochten wir ihm dann, er hat es nicht bemerkt. Mein Opa wurde 1954 in Unterpetersdorf geboren erzählte folgende Geschichte: Ich ging in die Volksschule in UP. Wir hatten Papier und Feder, aber auch eine hölzerne Schreibtafel – die habe ich sogar heute noch. Wir mussten in der Früh unsere Fingernägel herzeigen, ob die sauber sind. Wenn wir schlimm waren, bekamen wir Schläge mit dem Rohrstaberl. In die Hauptschule wurden wir mit einem alten VW Bus gebracht oder wir fuhren mit dem Fahrrad. Während der Liederstunde mussten wir für den Direktor den Schulgarten herrichten. Wenn man brav war, durfte man ein Hörspiel hören. Die Hausübung schrieben wir meistens schnell kurz bevor der Unterricht anfing, in der Fahrradgargage, ab. MÄRZ 2021 23
Geschichte meiner Oma Marianne Kerstinger (1957) „Ich bin damals um 6:30 Uhr aufgestanden, danach gab es Frühstück mit Kakao und Butter oder Marmeladebrot, das nicht jeden Tag frisch vom Bäcker war, sondern einmal in der Wo- che gebacken wurde. Inzwischen richtete meine Mutter die Jause, die jeden Tag ins selbe Sa- ckerl kam - ein Butter- oder Schmalzbot und Obst der Saison. Mein Schulweg in die Hauptschule war damals sehr lang, er führte über den Neckenmarkter Kirchplatz vorbei an der Bäckerei Richtung Bahnhof und auf geradem Weg nach Horitschon. Im Sommer war dieser Weg einfach zu schaffen, da ich mit dem Rad fahren konnte. Im Win- ter war dieser Weg eher mühsam – viel Schnee, Kälte und keine so gute Kleidung wie in der heutigen Zeit. Das Schulgebäude zu meiner Zeit war noch nicht ganz fertig gebaut. Wir waren erst der dritte Jahrgang in der Schule. Wir mussten genauso wie heute auch unsere Hausschuhe aus der Garderobe holen. Der Unterreicht begann um 08:00 Uhr. Die Unterrichtsstunde dauerte damals 50 min. Nach jeder Stunde gab es 5 Min. Pause. Der längste Unterrichtstag dauerte bis halb zwei – da wir auch am Samstag in die Schule gingen. Am Samstag war schon um halb zwölf Schluss. Wir waren eine große Klasse mit 38 Kindern. Viele von meinen Schulfreunden blieben in Ne- ckenmarkt in der Volkschule und machten dort die Schulpflicht fertig. Meine neuen Schulkol- legen kamen aus Horitschon und Unterpetersdorf. Schuldirektor damals war Franz Pusch, Religion wurde von Hr. Pfarrer aus Neckenmarkt und Horitschon unterrichtet. Die Fächer waren ähnlich wie heute: Deutsch, Mathematik, Eng- lisch, Geographie, Geschichte, Hauwirtschaft, Werken, Handarbeiten…. Damals wurde Steno- grafie unterrichtet – heute heißt der Gegenstand Informatik. Hausübungen mussten täglich gemacht werden, wobei sehr viel zum Schreiben mit der Hand war. Wurden die Hausübungen nicht gebracht, gab es Strafen. Der Heimweg war der gleiche und sehr viel lustiger – obwohl danach zuhause Arbeiten vor der Hausübung erledigt werden mussten. Im Großen und Ganzen war meine Schulzeit eine sehr schöne und fröhliche Zeit. Ich denke noch immer gerne zurück und schwelge oft mit Freundinnen in Erinnerungen. MÄRZ 2021 24
Brigitta – geb. 29.02.1952 Zu meiner Schulzeit besuchte ich mehrere Schulen und diese waren: Französi- sche Schule, Klosterschule, Öffentliche Schule und die Hauswirtschaftsschule. Danach machte ich eine Ausbildung für KDG. Aber nun möchte ich über den Unterricht ein bisschen reden. Es war immer sehr streng, denn wir mussten immer sehr leise sein und ein gutes Verhalten haben. Wir verwendeten Tafel, Kreide und später noch Schreibmaschinen. Wir machten nur selten welche Experimente in Physik und Chemie. In der Klosterschule hatten wir Nonnen und Klosterschwestern als Lehrerinnen. Dort hatten wir auch ein Internat, das ich auch kurz besuchte. Freie Fächer hatten wir keine und Englisch lernten wir erst ab der ersten Hauptschule. In der Hauswirt- schaftsschule kam Französisch dazu. Wir hatten auch, was es heute nicht mehr gibt, Sams- tagsunterricht. Über den 2. Weltkrieg haben wir im Unterricht nichts gelernt. Meine Schulzeit hat mir sehr gefallen - genauso wie meine Lehrer. Irene – geb. 24.04.1955 Als ich noch in die Schule ging, besuchte ich die Klosterschule, Volksschule, Hauptschule und die Polytechnische Schule. Der Unterricht war immer sehr streng bei mir, da ein gutes Ver- halten immer erwartet wurde. Dafür war es aber in der Volksschule immer sehr lustig. Wir hatten Nonnen als Lehrerinnen, außer in der öffentlichen Schule. Ich habe die Nonnen nie gemocht, da sie nicht die freundlichsten waren. Der Gerätenutz war auch streng, denn wir durften nur Geräte in Physik benutzen. Obwohl wir auch einen Hort hatten, bin ich nie ge- gangen. Wir lernten keine anderen Sprachen, außer Englisch. Freifächer hatten wir auch keine. Nebenbei hatten wir auch jede Woche einmal Kochen. Der Samstagsunterricht war auch noch vorhanden. Wir haben auch nie wirklich über den 2. Weltkrieg gelernt. Obwohl meine Schulzeit nicht die angenehmste war, hat sie mir trotzdem gefallen und geholfen. MÄRZ 2021 25
Schulgeschichte meiner Uroma Ich befragte meine Uroma, Elisabeth Sommer, geboren im Jahr 1935. „Ich besuchte die Volksschule in Deutschkreutz, die 8 Jahre dauerte. Nur sehr wenige, einzelne Kinder gingen 4 Jahre in die Volksschule und danach 4 Jahre in die Hauptschule, wo auch Englisch unterrichtet wurde. Die 9jährige Schulpflicht gab es bei mir noch nicht. In der Klasse waren mindestens 50 Kinder. Der Lärmpegel war enorm. Mädchen und Buben waren getrennt. Die Mädchen besuchten ein Kloster, wo auch Klosterschwestern unterrichteten. Diese waren sehr streng und verstanden keinen Spaß. Nicht selten bekamen wir eine Ohrfeige. Zu Hause trauten wir uns das natürlich nicht erzählen, sonst hätten wir noch eine weitere Ohrfeige geerntet. In der 1. und 2. Klasse hatten wir eine kleine Tafel und einen Griffel zum Schreiben. Ab der 3. Klasse hatten wir Hefte und Bücher. Die Bücher waren aber nicht neu, die wurden immer weitergegeben. Dann schrieben wir mit einer Füllfeder oder einem Bleistift. Buntstifte hatten wir nicht viele. Tests und Überprüfungen gab es keine. Auf Hausaufgaben kann ich mich auch nicht erinnern. Die Klassen waren nur sehr spärlich eingerichtet. Tische, Sessel und eine Tafel. Im Garten des Klosters befand sich ein Plumpsklo, das kann man sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen. Außerdem gab es dort einen Hühnerstall und Gemüsebeete, die wir natürlich nicht betreten durften. Leider gibt es von Oma kein Foto aus der Schulzeit. Dieses habe ich aus dem Internet. MÄRZ 2021 26
In der 1.Klasse stellte mich die Lehrerin immer vor die Tür, wenn ich schlimm war. Da sie meine Anwesenheit nicht mochte, ging ich immer nach Hause. Zu dieser Zeit war ich kein guter Schüler. Eines Tages, in der 4.Klasse, waren zwei Freunde und ich im Wald. Dort rauchten wir Zigaretten und nahmen aus einem Krähennest die Eier raus. Plötzlich stand der Lehrer vor uns und sagte: „Legt die Eier wieder in das Nest hinein!“ Ab diesem Zeitpunkt hatten wir sehr Angst. Am nächsten Tag in der Pause mussten wir am Gang stehen. Der Lehrer zeichnete auf der Tafel unsere Schandtaten auf. Wir bekamen viel Ärger und eine Notiz für die Eltern wurde ins Mitteilungsheft geschrieben. Alois B. (1955) MÄRZ 2021 27
Schulgeschichten von früher Mein Name ist Georg Wieder und ich wurde 1955 geboren. Damals, als ich die Schule besuchte, litt ich leider an einer Lähmung. Meine Mitschüler und Klassenkameraden haben mich in einer Karre zur Schule gebracht. Da ich nicht mitturnen konnte, war ich immer der Schiedsrichter. Unsere Klasse war ein einfacher Raum wie man sie heute in der Schule kennt. Doch damals, ohne Technik, war eine Wand unsere Tafel. Dort haben die Kinder und Lehrer geschrieben. Ich kann mich noch gut an meine alte Hauptlehrerin erinnern, die jedes Mal, wenn wir etwas falsch gemacht hatten, zum Fenster gegangen ist und rausschrie: ‚‚Wand hörst du mich oder warum verstehen sie mich nicht?‘‘. Wir hatten sehr viel Spaß in der Schule, doch wenn wir etwas Dummes getan hatten, muss- ten wir uns vorne im Klassenzimmer hinstellen und die anderen Kinder haben zugesehen, wie wir geschlagen wurden. Es war keine leichte Zeit, doch ich denke, dass die Kinder oder auch Jugendliche in unserem Leben es nicht gerade leicht hatten. In der HAK war es genauso nicht leicht für mich, da ich viele Operationen über mich ergehen lassen musste und deshalb dann an den Wochenenden oder Feiertagen den Unterrichtsstoff nachholen musste. MÄRZ 2021 28
Erzählung meiner 82-jährigen Oma Theresia Wellanschitz Ich wurde am 30.9. 1939 in Neckenmarkt geboren und meine Schulzeit begann 1945 in Ne- ckenmarkt. Damals gab es nur eine 8- jährige Grundschule und keine Hauptschule. Das Schulgebäude befand sich in der Schulgasse gegenüber des heutigen Pfarrheims in Neckenmarkt. Die Schü- ler aller vier Schulstufen befanden sich in einem Raum und wurden vom selben Lehrer unter- richtet. Damals gab es Benotungen für ungewöhnliche Gegenstände, wie z.B: Betragen, Fleiß, Naturlehre oder weibliche Handarbeit. Die Lehrer waren damals sehr streng und oft bekamen wir auch gleich eine Ohrfeige. Ein besonders schönes Erlebnis war für mich, als mich eines Tages unser Pfarrer, Dr. Lorenz Zisper fragte, ob ich die neue Marienstatue aus Stein bei einer Prozession zu ihrem Bestim- mungsort in den Weingarten tragen wolle. In der Früh zog ich mein schönstes Kleid an und trug die Statue vom Bahnhof, wo sie aus Mariazell ankam, bis zu dem Ort, wo sie gesegnet wurde. Es gab aber auch nicht so schöne Erlebnisse. Als die Russen zum Beispiel in Neckenmarkt ein- gezogen sind, mussten uns unsere Mütter in Sicherheit bringen, damit uns die Russen nichts antun konnten, denn unsere Väter waren zum Teil noch im Krieg oder in Kriegsgefangen- schaft. Meine Mutter versteckte mich im Holzbackofen, wo mich wirklich keiner finden konnte. Zusammenfassend kann man sagen, dass es eine schöne, aber schwierige Zeit war. Als Erin- nerung habe ich noch ein Zeugnis von der ersten Volksschulklasse gefunden. MÄRZ 2021 29
Schulgeschichten meiner Oma Anna Glatz, geb. Wieder – geb. am 10.Juli 1952. Ihre Schulzeit war von September 1958 – Juli 1967. Die Lehrer waren zu damaliger Zeit sehr streng. Auf Schönschreiben wurde sehr viel Wert gelegt, an- sonsten mussten wir 10 Seiten nachschreiben. Wir Kinder hatten sehr viel Respekt vor den Erwachsenen. Zum Beispiel war es keine Seltenheit, dass wir vom Herrn Dechant Zisper mit dem „Staberl“ auf die Finger geschlagen wurden, oder beim Herrn Direktor Schwarz „Holzscheitl“ knien mussten, wenn wir nicht brav waren. Wir waren ca. 42 Schüler. Wenn wir nach Hause kamen, mussten wir zuerst im Haus mithelfen und danach konnten wir die Hausaufgaben selbstständig machen, die Eltern waren ja nicht zu Hause. Die Schule begann um 8.00 in der Früh und endete meist um ca. 13.00. Und es gab auch noch 6- Tage- Woche. In der Schule gab es Milch und Kakao als Pausengetränke, als Jause gab es meist Marmelade- oder Schmalzbrot. Unterrichtet wurden wir in Deutsch, Lesen, Schönschreiben, Rechnen, Zeichnen, Musik, Erdkunde, Naturgeschichte, Turnen und Werken. Danach besuchte ich die Hauptschule in Lackenbach. Dorthin fuhren wir mit dem Zug. Im Winter, wenn es viel geschneit hat, und das war früher sehr oft der Fall, mussten wir bis 10 Uhr im Bahnhofs- gebäude auf den Zug warten. Wenn er später kam, hatten wir schulfrei. Aber leider kam er meistens fünf Minuten vor zehn. In der Hauptschule kamen noch die Fächer Stenographie, Maschinschreiben, Englisch, Kochen und Geometrisches Zeichnen dazu. Die 9. Schulstufe absolvierte ich in der Hauswirtschaftsschule in Wr. Neudorf. Wir durften nur alle 14 Tage nach Hause fahren. Das war die schönste Zeit. An den Wochenenden im Internat machten wir viele Ausflüge. Den weiteren Berufsweg mussten wir meist nach dem Wunsch der Eltern wählen, aber das war damals so. MÄRZ 2021 30
Die Schulzeit meines Opas Mein Opa ist im Jahr 1956 geboren und erzählte mir: Ich ging 4 Jahre lang in die Volksschule, 4 Jahre lang in die Hauptschule, 1 Jahr lang machte ich den Polytechnischen Lehrgang und ich war 3 ½ Jahre in einer Lehrzeit. In der Volksschule hatte ich das Fach Sachunterricht nicht, dafür hatte ich das Fach „Schön Schreiben“. In dem Fach lernte ich die Kurrentschrift und konnte mit Federstiel und Tusche schreiben. In der Hauptschule hatte ich von Montag bis Samstag Unterricht, am Samstag bis zu Mittag. Das heutige Fach Biologie, hieß in meiner Schulzeit Naturgeschichte. Physik und Chemie wa- ren ein Fach und ich hatte noch das Fach Steno (Kurzschrift). Im Polytechnischen Lehrgang hatte ich berufsfördernde Unterrichtsstunden (z.B. Holz bzw. Metallverarbeitung) und machten auch Exkursionen in einige Betriebe. In der Lehrzeit hatte ich die Berufsschule einmal in der Woche mit 8 Stunden Unterricht. MÄRZ 2021 31
100 Jahre Burgenland – Schulgeschichten Ich (Rupert Schmidt) wurde am 23. März 1931 in Ritzing geboren. Mit sechs Jahren hatte ich im September 1937 in der Volksschule in Ritzing meinen ersten Schultag. Der Klassenraum wurde von einem Holzofen beheizt, bei dem wir abwechselnd das Heizmaterial händisch nachlegen mussten. Auf der Toilette am Gang gab es keine Spülung, da es keine Wasserleitungen gab. In den hölzernen Bänken saßen oft drei bis fünf Schüler eng beieinander. Da die Klassenräume sehr klein waren und wenige Bänke hatten, mussten manchmal sogar Kinder auf dem Boden sitzen. Damals wurden uns nur einfache Dinge, wie Lesen, Schreiben und Rechnen gelehrt. In der ersten Klasse haben wir noch mit einem Griffel geschrieben, der beim Schreiben auf der Schiefertafel sehr quietschte, jedoch haben wir ab der zweiten Klasse Tinte und Federkiel verwendet. Wir bekamen damals keine neuen Bücher, sondern mussten die der Vorgängerklassen benutzen. Die damaligen Schultaschen waren einfache Lederranzen, die wir im Winter auf dem Schulweg, zum Schlittenfahren verwendeten. Da die Lehrer zu dieser Zeit noch besonders streng waren, und es nicht verboten war, wurde den schlimmen Schülern oft stark mit dem „Rohrstaberl“ auf die Finger geschlagen. Da es ab 1938 Pflicht war, absolvierte ich 1941 den Eignungstest für die Hauptschule in Lackenbach. Meine Mitschüler aus Ritzing und ich trafen uns immer um 7 Uhr morgens am Ortsende von Ritzing. Im Sommer fuhren wir mit dem Rad nach Lackenbach, im Winter gingen wir zu Fuß. Da die Winter damals noch sehr kalt und gefährlich waren, hatte ich damals die wichtige Aufgabe zu entscheiden, ob wir nach Lackenbach gehen, oder ob wir wieder nach Hause gehen sollten. Da es zur Zeit des Krieges wenige Lehrstellen gab, war es uns erlaubt, die vierte Klasse ein zweites Mal zu besuchen. Für die Pause gab es für mich meistens ein Schmalzbrot oder einen Apfel zu essen. Nach der Schule hatten wir immer die Aufgabe Schädlinge zu sammeln. Dabei machte uns das abendliche Sammeln von Maikäfern mehr Spaß als das mühsame Sammeln von Kartoffelkäfern. Diese Insekten nahmen wir am nächsten Tag in die Schule mit, wo sie dann vernichtet wurden. Während des Krieges wurden auch Seidenraupen von uns gesammelt und in der Schule gezüchtet, um aus ihrer Seide Fallschirme herzustellen. Wir Kinder sammelten damals ebenfalls Erdbeer- und Brombeerblätter, die dann getrocknet und von den Soldaten als Tee verwendet wurden. Rückblickend war es eine sehr schöne und lehrreiche Zeit. MÄRZ 2021 32
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