THESEN ZUR ARBEITSZEIT DER ZUKUNFT - 11 POSITIONSPAPIER: Institut für angewandte ...

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THESEN ZUR ARBEITSZEIT DER ZUKUNFT - 11 POSITIONSPAPIER: Institut für angewandte ...
POSITIONSPAPIER:

    11
  THESEN
   ZUR
ARBEITSZEIT
   DER
 ZUKUNFT
THESEN ZUR ARBEITSZEIT DER ZUKUNFT - 11 POSITIONSPAPIER: Institut für angewandte ...
11 THESEN ZUR
             ARBEITSZEIT DER ZUKUNFT

Abbildung 1: Faktoren, die die Arbeitswelt der Zukunft bestimmen (eigene Darstellung)

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EINLEITUNG
Die Arbeitszeit der Zukunft wird immer flexibler und            Damit die Flexibilisierung der Arbeitszeit unter
individueller. Es gilt, die Arbeitszeit so zu gestalten,        Berücksichtigung des Arbeitsschutzes den betrieb­
dass sie einerseits einen wirtschaftlich effizienten,           lichen Besonderheiten und persönlichen Präferen­
bedarfsorientierten Personaleinsatz sicherstellt und            zen der Beschäftigten entgegenkommen kann, muss
andererseits die individuellen Arbeitszeitpräferenzen           geprüft und diskutiert werden, ob die aktuellen
der Beschäftigten berücksichtigt.                               betrieblichen, tariflichen und gesetzlichen Regelun­
      Bereits jetzt wandeln sich viele Bereiche der             gen zeitgemäß sind.
heutigen Arbeitswelt stark. Die Zukunft der Arbeits­                  Während der Corona-Pandemie haben Unter­
welt wird durch wesentliche Veränderungen geprägt               nehmen und Beschäftigte vielfältige Erfahrungen
sein. Die Flexibilisierungsnotwendigkeit für Betriebe           mit unterschiedlichen Facetten der betrieblichen
und Beschäftigte wird sich weiter verstärken und                Flexibilität sammeln können. Die durch die Vor­
weit mehr Bereiche durchdringen als bislang. Neben              schriften aufgetretenen Herausforderungen für die
technischen Innovationen als treibende Kraft der                Betriebe, führten vielfach zu sehr praxisnahen und
Veränderung, werden zunehmend die Faktoren                      schnellen Lösungen, die einerseits vor der Pandemie
Flexibilität, Nachhaltigkeit, Mensch und Beschäf­               nicht Gegenstand von Diskussionen waren, ande­
tigungsformen die Arbeitswelt der Zukunft be­                   rerseits sich bislang eher in einem theoretischen
stimmen (Abbildung 1).                                          Diskurs über Vor- und Nachteile, Motivation und
      Für die Gestaltung der Arbeitszeit ergeben                Belastung, Führung und Eigenverantwortung, Da­
sich hieraus ebenfalls neue Herausforderungen.                  tenschutz und Datensicherheit sowie Arbeitsschutz
Konzepte des orts- und zeitflexiblen Arbeitens                  bewegten. Insbesondere das unter dem Stichwort
(auch unter Gesichtspunkten von Verkehrsvermei­                 »Homeoffice« angewandte und diskutierte »von zu
dung und Emissionseinsparung) sind noch nicht                   Hause arbeiten« zeigt allen Beteiligten, wie wichtig
durchgängig akzeptiert und so gestaltet, dass sie               neben einer belastbaren theoretischen Grundlage
von Betrieben und Beschäftigten gleichermaßen                   das Sammeln von Erfahrungen in der praktischen
akzeptiert werden.                                              Anwendung ist. Hierzu möchten wir anregen.
      Hier kann die Erfahrung aus dem Umgang mit                      Das ifaa hat ein Thesenpapier mit 11 Thesen
dem orts- und zeitflexiblen Arbeiten (umgangs­                  erarbeitet, in dem die Handlungsfelder der Ar­
sprachlich auch »Homeoffice« genannt) in der                    beitszeitgestaltung und die Anforderungen an die
Corona-Pandemie wichtige neue Impulse liefern.                  Arbeitszeitgestaltung diskutiert sowie konkrete
Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familien­                  Forderungen gestellt werden.
leben bzw. das lebenssituationsspezifische Arbeiten
mit den dahinterliegenden Arbeitskonzepten und
Arbeitszeitmodellen wird im Hinblick auf Rekrutie­
rung und Bindung von Beschäftigten weiterhin an
Bedeutung zunehmen. Wir können davon ausgehen,
dass die Nachfrage nach individuellen Lösungen
und Angeboten in diesem steigen wird. Darüber
hinaus ist es wesentliche Aufgabe einer modernen
und innovativen Arbeitsgestaltung bzw. Arbeitszeit­
gestaltung, die unterschiedlichen bestehenden und
eingeführten Konzepte (z. B. Teilzeit/Vollzeit) mit
den neuen Entwicklungen (Clickworking, Plattform­
beschäftigung etc.) gerade im Hinblick auf die dort
nutzbaren Synergien zu untersuchen, zu bewerten
und für die Unternehmen nutzbar zu machen.

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DIE 11 THESEN AUF EINEN BLICK
1) Traditionelle Arbeitszeitmodelle stoßen an ihre Grenzen. Die Transformation der neuen Arbeitswelt
   erfordert zunehmend eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit. Der normale Arbeitstag mit einem
   Acht­stundentag und einer Fünftagewoche verliert weiter stark an Bedeutung.

2) Arbeitszeiten müssen so flexibel und bedarfsgerecht gestaltet sein, dass sie Unternehmen im
   globalen Wettbewerb die notwendige Beweglichkeit einräumen und damit langfristig Arbeitsplätze
   sichern. Zukunfts­fähige Ausgestaltung der Arbeitszeit ist ein wichtiges Instrument für die Zukunfts-
   und Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland.

3) »Doppelte Flexibilität«: Die flexible und individuelle Arbeitszeitgestaltung, welche sowohl für Unter­
   nehmen als auch für Beschäftigte vorteilhaft ist, muss zwei Perspektiven gleichermaßen berücksichtigen:
   ``zum einen die betriebliche Flexibilität zur stets zuverlässigen und wirtschaftlichen Erfüllung von

     Kunden­bedürfnissen und
   ``zum anderen die individuelle Flexibilität der Beschäftigten hinsichtlich einer lebenssituationsspezifi­

     schen Arbeitszeit wie z. B. bei der Betreuung von Kindern oder der Pflege kranker Angehöriger.
4) Echte Flexibilität ist nur mit Arbeitszeitkonten zu erreichen. Eine formal und organisatorisch im
   Unternehmen verankerte Flexibilität kann nur dann alle Potenziale entfalten, wenn eine Steuerung und
   Verwaltung der Arbeitszeit mithilfe von Arbeitszeitkonten vorgenommen werden.
5) Eine zunehmende Autonomie der Beschäftigten bei der Gestaltung von Arbeitszeiten, wie sie von
   Beschäftigten und Gewerkschaften gefordert wird, muss folglich auch mit einem »Mehr« an Verant­
   wortung für die eigene Gesundheit und den Arbeitsschutz einhergehen.
6) Orts- und zeitflexibles Arbeiten gewinnt an Bedeutung, trägt maßgeblich zu einer besseren Verein­
   barkeit von Beruf und Familie bei und ist somit ein wesentlicher Attraktivitätsfaktor für deutsche
   Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte. Dabei sind die Potenziale noch lange nicht ausgeschöpft.
   Wir gehen davon aus, dass sich in Zukunft der Anteil der Beschäftigten, die orts- und zeitflexibel arbeiten
   werden, noch weiter stark erhöhen wird.
7) Eine weitere Flexibilisierung von Arbeitszeiten ist gewünscht und notwendig. Dies kann nur inner­
   halb zukunftsweisender gesetzlicher und/oder tariflicher Rahmenbedingungen, welche die aktuellen
   wirtschaft­lichen und gesellschaftlichen Veränderungen aufgreifen, umgesetzt werden.
8) Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Schicht- und Nachtarbeit nimmt seit Jahren zu.
   Dieser Trend wird sich wohl auch mit der steigenden Nachfrage nach Dienstleistungen und dem
   Einsatz kapitalintensiver Produktionseinrichtungen weiter fortsetzen.
9) Für ergonomische Schichtplangestaltung ist die Berücksichtigung arbeitswissenschaftlicher
   Erkenntnisse nach wie vor unerlässlich. Um den Veränderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden,
   sollten jedoch die neu gewonnenen arbeitswissenschaftlichen und arbeitsmedizinischen Ansätze und
   Erkenntnisse konstruktiv diskutiert und gegebenenfalls in die aktuellen und zukünftigen Diskussionen
   integriert werden.
10) Flexible, gesundheits- und bedarfsgerechte Schichtarbeit ist planbar. Schichtplangestaltung auf
    der Basis arbeitswissenschaftlicher Kriterien hat einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit und
    Leistungs­fähigkeit der Beschäftigten. Dass gesunde und flexible Schichtmodelle planbar sind, zeigen
    die Ergebnisse einer ifaa-Studie aus dem Jahr 2019.
11) Es gibt kein Patentrezept für Arbeitszeitgestaltung. Zahlreiche Kombinationen von Kriterien und
    Aspekten, wie zum Beispiel Arbeitsorganisation, kurze Reaktions- und Lieferzeiten, Reaktion auf saisonale
    und konjunkturelle Auslastungsschwankungen, Chronobiologie, Alter, Geschlecht, persönliches Risiko­
    profil sind ausschlaggebend für eine bedarfs- und gesundheitsgerechte Arbeitszeitgestaltung. Die Her­
    ausforderung auf betrieb­licher Ebene liegt darin, die jeweiligen betrieblichen Anforderungen mit den
    Wünschen und Bedarfen der Beschäftigten abzugleichen und optimal aufeinander abzustimmen.

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LANGFASSUNG

THESE 1                                                      Mit dem Tarifabschluss 2018 in der Metall- und
                                                             Elektroindustrie können die Beschäftigten ihre indivi­
Traditionelle Arbeitszeitmodelle stoßen an ihre              duelle Arbeitszeit für einen Zeitraum von 6 bis 24 Mo­
Grenzen. Die Transformation der neuen Arbeitswelt            naten von 35 Stunden pro Woche auf bis zu 28 Stun­
erfordert zunehmend eine weitere Flexibilisierung            den verringern. Auch in der Chemieindustrie Ost (das
der Arbeitszeit. Der normale Arbeitstag mit einem            Potsdamer Modell) wird seit 2017 den Beschäftigten
Achtstundentag und einer Fünftagewoche verliert              ermöglicht, die individuelle Arbeitszeit für einen
weiter stark an Bedeutung.                                   gewählten Zeitraum bis auf 32 Stunden zu verkürzen
                                                             und anschließend zur Regelarbeitszeit zurückzukehren.
Hier kann durch tarifliche Öffnungsklauseln eine
weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit ermöglicht
werden, innerhalb derer die Unternehmen und ihre             THESE 2
Beschäftigte die Arbeitszeiten je nach Bedarf ver­
kürzen und/oder erhöhen können. Eine offene und              Arbeitszeiten müssen so flexibel und bedarfsgerecht
flexible Gestaltung ist gerade für kleine und mittel­        gestaltet sein, dass sie Unternehmen im globalen
ständische Betriebe hilfreich, um auf die Auftrags­          Wettbewerb die notwendige Beweglichkeit einräumen
schwankungen und Wünsche ihrer Beschäftigten                 und damit langfristig Arbeitsplätze sichern. Zukunfts-
schnell und kostenneutral zu reagieren. Diese würde          fähige Ausgestaltung der Arbeitszeit ist ein wichtiges
auch die Akzeptanz und Stärkung der Tarifbindung             Instrument für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähig-
erhöhen. Eine Studie des Instituts der deutschen             keit des Wirtschaftsstandortes Deutschland.
Wirtschaft zeigt, dass die starren Wochenarbeits­
zeiten nicht zeitgemäß und gewünscht sind. In der            Derzeit lassen sich die Veränderungen der Ar­
Metall- und Elektroindustrie sind zwei von drei              beitswelt durch drei Trends kennzeichnen: Digita­
Unternehmen mit dem starr geregelten Arbeitszeit­            lisierung, Demografie und Individualisierung. Die
volumen nicht zufrieden, in Westdeutschland ist die          Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten, Arbeits­
Unzufriedenheit noch größer. Die starren Wochen­             prozesse und -bedingungen je nach Auftragslage
arbeitszeiten werden von den Unternehmen als                 zu flexibilisieren. Hierzu brauchen die Unternehmen
kontraproduktiv und bürokratisch angesehen.                  flexible Arbeitszeitmodelle sowie atmende Schicht­
(IW 2019). Eine repräsentative Studie von 2017,              modelle, um auf die konjunkturell oder saisonal
die von TNS Emnid unter den Beschäftigten in der             bedingte Auftragslage reagieren zu können. Die
Metall- und Elektroindustrie durchgeführt wurde,             Digitalisierung bietet weitere Flexibilitätspoten­
zeigt, dass auch die Beschäftigten bereit sind, täg­         ziale. So sind in einigen Bereichen statt »linearem«
lich länger als acht Stunden zu arbeiten, wenn sie           Arbeiten Unterbrechungen der Arbeit möglich, die
Beginn und Ende ihrer Arbeitszeit selbst bestimmen           sowohl von Unternehmen als auch von Beschäftig­
können (Gesamtmetall 2017).                                  ten gewünscht und veranlasst werden.
                                                                    Zudem steigt das Bedürfnis der Beschäftigten
Zeitkorridore anstatt starrer                                nach mehr Zeitsouveränität. Dieser Trend erfordert
Wochenarbeitszeiten                                          eine interessengerechte Anpassung des gesetzlichen,
                                                             tariflichen und betrieblichen Gestaltungsrahmens,
Die flexible Arbeitszeitpolitik muss also mehr Frei­         welche den Unternehmen ermöglichen, sowohl die
räume für betriebliche Lösungen ermöglichen. Ein             Wünsche der Kunden als auch der Beschäftigten
Schritt in die richtige Richtung sind zum Beispiel           kostenneutral sowie bedarfs- und gesundheits­
tariflich geregelte Arbeitszeitkorridore, innerhalb          gerecht zu erfüllen.
derer die Betriebsparteien individuelle Vereinba­
rungen treffen können (vbm 2019, Südwestmetall
2020). So können die Beschäftigten, die mehr arbei­          THESE 3
ten und mehr verdienen wollen, dies tun. Und die
Beschäftigten, die weniger arbeiten wollen, können           »Doppelte Flexibilität«: Die flexible und individuelle
mit entsprechendem Lohnausgleich ihre Arbeits­               Arbeitszeitgestaltung, welche sowohl für Unterneh­
zeiten für einen bestimmten Zeitraum oder aber               men als auch für Beschäftigte vorteilhaft ist, muss
auf Dauer verkürzen.                                         zwei Perspektiven gleichermaßen berücksichtigen:

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Auftragslage/Nachfrage                               Kunde wartet, Mehrarbeit

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                                                                                                  starre Arbeitszeit

                                                                     Leerlauf, Mehrkosten

                                                                                                             Zeit

Abbildung 2: Ungleichmäßig verteiltes Arbeitszeitvolumen (eigene Darstellung)

■■ zum  einen die betriebliche Flexibilität zur stets           chen. Stattdessen gilt es, auf betrieblicher Ebene
   zuverlässigen und wirtschaftlichen Erfüllung von             flexible und bedarfsgerechte Arbeitszeitmodelle zu
   Kundenbedürfnissen und                                       entwickeln, welche die Interessen von Betrieben
■■ zum anderen die individuelle Flexibilität der Be-            und Beschäftigten abwägen und schnelle sowie
   schäftigten hinsichtlich einer lebenssituations­             unbürokratische Gestaltungsansätze für betriebs­
   spezifischen Arbeitszeit wie z. B. bei der Betreuung         spezifische Anforderungen beinhalten. Zeitkorri­dore
   von Kindern oder der Pflege kranker Angehöriger.             für eine gleichmäßige oder/aber ungleichmäßige
                                                                Verteilung der Arbeitszeit je nach Beschäftigten­
Die Flexibilisierung der Arbeitszeit erfordert ein              gruppen und Lebensphasen können eine Lösung
übergreifendes Gesamtkonzept. Statt eines weitest­              sein (Abbildung 2).
gehend starren Arbeitszeitmodells können verschie­
dene Modelle eingesetzt werden, die an die betrieb­             Wünsche und Bedarfe der Beschäftigten
lichen und personellen Gegebenheiten angepasst                  (Arbeitgeberattraktivität)
sind. Betriebe müssen »atmen«, um auf schwan­
kende und saisonale Auftragslagen mit flexiblen                 Durch eine Ausweitung der Gestaltungsspielräume
Arbeitszeitmodellen reagieren zu können. Auch die               kann den unterschiedlichen Belangen der Beschäf­
Beschäftigten wollen lebensphasenorientierte Ar­                tigten stärker Rechnung getragen werden. So kön­
beitszeitgestaltung. Mit flexiblen und individuellen            nen die Beschäftigten nach Bedarf und Lebensphase
Arbeitszeitmodellen lassen sich so die Bedürfnisse              ihre Arbeitszeiten verkürzen und erhöhen, ohne den
der Beschäftigten und die wirtschaftlichen Inter­               betrieblichen Ablauf zu gefährden. Dabei wird es
essen des Unternehmens miteinander in Einklang                  nicht nur um eine lebenssituationsgerechte An­
bringen. In Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels                passung gehen. Vielmehr sind die Erwartungen der
wird dies immer wichtiger.                                      Beschäftigten an die Gestaltung der Arbeitszeit viel­
                                                                schichtiger geworden. Sie wollen ihre Arbeitszeit,
Betriebliche Flexibilität                                       ihre Aufgaben und ihren Arbeitsort selbstständig
                                                                organisieren und gestalten. Auch in Schichtbetrie­
Betriebliche Flexibilität ist nach wie vor der Schlüs­          ben wird es in Zukunft immer stärker darum gehen,
selfaktor für den Wirtschaftsstandort Deutschland.              die Schichtplanung individueller und flexibler zu
Durch kurze Reaktionszeiten, schwankende und                    gestalten (siehe Thesen 9 und 11). In der Metall-
saisonale Auftragslagen, ausgedehnte Betriebs- und              und Elektroindustrie haben zahlreiche Unterneh­
Servicezeiten wird sie in Zukunft noch mehr an                  men diesen Trend erkannt und bieten — wie eine
Bedeutung gewinnen. Insofern ist die Flexibilität               bisher unveröffentlichte ifaa-Studie zeigt — ihren
zielgerichtet und systematisch zu organisieren.                 Beschäftigten flexible und bedarfsgerechte Arbeits­
»Pauschale« Lösungen werden nicht mehr ausrei­                  zeitmodelle (Abbildung 3).

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Bieten Sie Ihren Beschäftigten die nachfolgenden Möglichkeiten zur flexiblen Gestaltung von Arbeitszeit und -ort an?
                  Gleitzeitkonto für freie Stunden bzw. Tage           58 %

                                                           Teilzeit    52 %

                              flexibler Übergang in die Rente          34 %

                                   Gleitzeit mit Funktionszeit         21 %

                                                     Sabbatical        13 %
         Telearbeit/Homeoffice (von festem Ort außerhalb               13 %
                           des Betriebs aus, z. B. zuhause)
  Mobile Arbeit (von unterschiedlichen, auch wechselnden               13 %
                       Ort aus, z. B. im Hotel, in der Bahn)
        Umwandlung von Entgelt(bestandteilen) in Freizeit              11 %
         Langzeit- bzw. Lebensarbeitszeitkonto für längere
                             Phasen bezahlter Freistellung             11 %
                   Jobsharing (zwei oder mehr Mitarbeiter             5%
                            teilen sich einen Arbeitsplatz)
                                                Wahlarbeitszeit       4%

                                         Vertrauensarbeitszeit        4%

    ja, allen Beschäftigten   ja, Teilen der Belegschaft          0%       10 %    20 %    30 %   40 %   50 %   60 %   70 %   80 %   90 %   100 %

Abbildung 3: Ergebnisse der aktuellen ifaa-Vergütungsstudie

THESE 4
Echte Flexibilität ist nur mit Arbeitszeitkonten                                       Um eine von Beschäftigten und Unternehmen glei­
zu erreichen. Eine formal und organisatorisch im                                       chermaßen gewünschte Flexibilität zu erreichen, sind
Unternehmen verankerte Flexibilität kann nur dann                                      neben den formalen und organisatorischen Regelun­
alle Potenziale entfalten, wenn eine Steuerung und                                     gen auch flexible Steuerungsinstrumente unabding­
Verwaltung der Arbeitszeit mithilfe von Arbeitszeit-                                   bar. Wesentliche Instrumente sind hier die Arbeitszeit­
konten vorgenommen werden.                                                             konten in unterschiedlichen Varianten (Abbildung 4).

Abbildung 4: Varianten von Arbeitszeitkonten (Jaeger et al. 2017)

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Arbeitszeitkonten sichern einerseits Beschäftigung           THESE 5
und andererseits bieten sie Beschäftigten die Mög­
lichkeit, in verschiedenen Lebensphasen berufliche           Eine zunehmende Autonomie der Beschäftigten
und persönliche Bedürfnisse in Einklang zu brin­             bei der Gestaltung von Arbeitszeiten, wie sie von
gen. Arbeitszeitkonten bieten Unternehmen und                Beschäftigten und Gewerkschaften gefordert wird,
Beschäftigten die Möglichkeit, einerseits flexibel           muss folglich auch mit einem »Mehr« an Verant-
auf Auftragsschwankungen und andererseits auf                wortung für die eigene Gesundheit und den
private Bedürfnisse zu reagieren. Flexible und be­           Arbeitsschutz einhergehen.
darfsgerechte Arbeitszeitgestaltung räumt Unter­
nehmen die im Wettbewerb erforderliche zeitliche             Bei der Flexibilisierung der Arbeitszeit sowie des
Beweglichkeit ein und sichert damit Aufträge und             Arbeitsortes muss die Eigenverantwortung der
Arbeitsplätze. So können Unternehmen mithilfe                Beschäftigten gestärkt werden. Dies gilt vor allem
von Arbeitszeitkonten auf saisonale und konjunk­             dann, wenn die Beschäftigten selbst entscheiden,
turelle Auftragsschwankungen und auf den daraus              wann, wie lange und gegebenenfalls wo sie arbeiten.
resultierenden wechselnden Personalbedarf flexib­                  Die Beschäftigten trifft in jedem Fall eine
ler reagieren. Dabei werden Kosten reduziert, weil           höhere Eigenverantwortung, die eigenen Belas­
Überstunden und Leerlauf vermieden werden. Auch              tungsfaktoren realistisch einzuschätzen und zeit-
die Beschäftigten können ihre Arbeitszeit und ihre           und ortsflexible Arbeit so zu organisieren, dass
Arbeitsaufgaben selbstständig organisieren und               Belastungen, die ungünstige Beanspruchungsfolgen
somit Berufs- und Privatleben besser miteinander             begünstigen, möglichst vermieden werden. Diese
vereinbaren.                                                 Pflicht zur Mitwirkung lässt sich aus § 15 Abs. 1
      Gerade im Rahmen der Corona-Krise ist sicht­           ArbSchG ableiten, wo es heißt: »Die Beschäftigten
bar geworden, welche Vorteile sich aus der Ver­              sind verpflichtet, nach ihren Möglichkeiten sowie
wendung von Arbeitszeitkonten ergeben. Stunden               gemäß der Unterweisung und Weisung des Arbeit­
konnten aufgebaut bzw. reduziert werden, um den              gebers für ihre Sicherheit und Gesundheit bei der
geänderten Gegebenheiten zu entsprechen und das              Arbeit Sorge zu tragen.« Allerdings ist hier eine
ohne zusätzliche Kosten.                                     entsprechende Unterweisung erforderlich, die der
      Arbeitszeitkonten werden in Zeit- und in               Arbeitgeber für den sicherheits- und gesundheits­
Wertkonten unterteilt. Mit den Zeitkonten wird               gerechten Umgang mit Arbeitsmitteln gemäß § 12
die tägliche oder wöchentliche Arbeitszeit flexi­            ArbSchG durchzuführen hat.
bel gestaltet oder betriebliche Produktions- oder                  Die Flexibilisierung von Handlungs- und Ge­
Arbeitszyklen ausgeglichen. Mit Wertkonten wird              staltungsspielräumen sowie eine Verbesserung der
eine längerfristige sozialversicherungsrechtlich             Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sind wert­
geschützte Freistellung von Beschäftigten, zum               volle Ressourcen. Sie können zu einer Erhöhung der
Beispiel für Elternzeit, Pflegezeit, Weiterbildung,          Leistungsfähigkeit der Beschäftigten und zu einem
Vorruhestand oder vorübergehende Teilzeit finan­             günstigen Verhältnis von psychischer Belastung und
ziert. Auch Beschäftigungssicherungskonten                   Beanspruchung beitragen. Damit aber die erweiterten
(Flexikonten) sind ein wichtiger Baustein flexibler          und von den Beschäftigten selbstgesteuerten und ge­
und bedarfsgerechter Arbeitszeitgestaltung und               wünschten Gestaltungsmöglichkeiten oder das Phä­
von zentraler Bedeutung für die Erhaltung von                nomen der sogenannten »interessierten Selbstgefähr­
Arbeitsplätzen und Wettbewerbsfähigkeit der                  dung« nicht zu beeinträchtigenden Folgen führen,
deutschen Wirtschaft.                                        sind betriebsnahe und pragmatische Absprachen und
      Wichtig ist jedoch darauf hinzuweisen, dass            Regelungen (z. B. zur Weiterleitung und Nutzung von
die Existenz eines Arbeitszeitkontos noch kein               E-Mails nach 22.00 Uhr) gefragt, die auf einer Ver­
Garant für Flexibilität ist. Konten die als »Sam­            trauenskultur und vor allem auf einem hohen Maß
melbecken« für aufgelaufene Stunden dienen und               an Eigenverantwortung der Beschäftigten für ihre
nur geringfügig oder gar nicht abgebaut werden,              Gesundheit und den Erhalt der Leistungsfähigkeit
widersprechen nicht nur dem eigentlichen Sinn der            fußen. Insbesondere die gesundheitlichen und sozia­
Konten, sie behindern sogar die eigentlich gewollte          len Aspekte wie Regenerations- und Erholzeiten, d. h.
Flexibilität. Viele Unternehmen stellen aktuell fest,        nach der Arbeit abschalten und entspannen, sind für
dass sich durch abgebaute Arbeitszeitkonten in               jeden Menschen unverzichtbar, um dauerhaft gesund
vielen Bereichen neue Möglichkeiten der Arbeits­             und motiviert zu bleiben, an sozialen und kulturellen
zeitgestaltung auftun (z. B. bei der Umstellung auf          Aktivitäten teilzunehmen und Zeit für die Familie,
ergonomischere Schichtmodelle).                              Freunde und Pflege von Angehörigen zu haben.

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THESE 6                                                         Studien zeigen, dass die Möglichkeiten für mobile
                                                                Arbeit in Deutschland bei Weitem nicht ausge­
Orts- und zeitflexibles Arbeiten gewinnt an Bedeu-              schöpft werden, obwohl die digitalen Technologien
tung, trägt maßgeblich zu einer besseren Verein-                es ermöglichen, unabhängig von Zeit und Ort zu
barkeit von Beruf und Familie bei und ist somit                 arbeiten. Daher ist es umso wichtiger, die Vorausset­
ein wesentlicher Attraktivitätsfaktor für deutsche              zungen, gesetzlichen Regelungen, gesellschaftspoli­
Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte. Dabei                  tischen Rahmenbedingungen, technologischen und
sind die Potenziale noch lange nicht ausgeschöpft.              arbeitsorganisatorischen Infrastrukturen in Unter­
Wir gehen davon aus, dass sich in Zukunft der                   nehmen sowie Potenziale, Risiken und Chancen zu
Anteil der Beschäftigten, die orts- und zeitflexibel            thematisieren, damit weitere Beschäftigtengruppen
arbeiten werden, noch weiter stark erhöhen wird.                sowie Unternehmen von mobiler Arbeit Gebrauch
                                                                machen können.
Orts- und zeitflexible Arbeit liegt im Trend der Zeit                Um die Chancen der mobilen Arbeit nutzen
und ist eine wichtige Errungenschaft der Arbeitswelt            zu können, sind Rahmenbedingungen zu schaffen,
4.0. Wir gehen davon aus, dass sich in Zukunft der              welche unter anderem Arbeits- und Gesundheits­
Anteil der Beschäftigten, die orts- und zeitflexibel            schutz, Datensicherheit und Datenschutz, sichere
arbeiten werden, noch weiter stark erhöhen wird.                und schnellere technische Infrastrukturen, Ar­
Mit orts- und zeitflexibler Arbeit wird die klassische          beitsorganisation und -umgebung adressieren. Im
Arbeitszeitgestaltung neben Dauer, Verteilung und               Mittelpunkt sollte die Frage stehen, wie das Zusam­
Lage der Arbeitszeit um eine weitere Dimension,                 menleben und Arbeiten in einer digitalen, agilen
nämlich »Arbeitsort«, erweitert (Abbildung 5). Immer            und gesunden Gesellschaft aussehen soll und was
mehr Beschäftigte wollen ihren Arbeitsort, ihre                 getan werden muss, um diese Entwicklung gezielt
Arbeitszeit und ihre Arbeitsaufgaben selbstständig              zu gestalten und zu fördern.
organisieren und somit das Arbeits- und Privatleben                  Mobile Arbeit stellt Unternehmen und Be­
besser miteinander vereinbaren und die Abstim­                  schäftigte vor neue Herausforderungen und An­
mungsprobleme unterschiedlicher Erfordernisse des               forderungen. Einerseits eröffnet die Möglichkeit,
Arbeits- und Privatlebens offensiver angehen sowie              an unterschiedlichen Orten zu flexiblen Zeiten zu
mit erweiterten Optionen leichter synchronisieren.              arbeiten, sowohl Unternehmen als auch Beschäf­
      Die Arbeitsforschung erwartet, dass orts- und             tigten neue Potenziale, beispielsweise hinsichtlich
zeitflexible Arbeit zum Normalfall für viele Beschäf­           der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Auch
tigt sein wird.                                                 im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte kann

                    Dauer                                                                 Verteilung

                                    Wie lange                     Wie wird die
                                    wird gearbeitet?              Arbeitszeit verteilt?

                                    Wann wird                     Wo wird
                                    gearbeitet?                   gearbeitet?

                     Lage                                                                    Ort

Abbildung 5: Dimensionen des orts- und zeitflexiblen Arbeitens (eigene Darstellung)

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                                                  ifaa | Positionspapier
mobile Arbeit einen wesentlichen Attraktivitäts­               zur wöchentlichen Betrachtung der Arbeitszeit über
faktor darstellen. Andererseits zeigen Studien auch            die bisherigen Möglichkeiten des Arbeitszeitgeset­
die Risiken der mobilen Arbeit. So benötigen zum               zes hinaus. Die 10-Stunden-Höchstgrenze für die
Beispiel die Beschäftigten beim Arbeiten außerhalb             tägliche Arbeitszeit ist eine deutsche Besonderheit,
des Büros mehr Zeit, ihre Kolleginnen und Kollegen             die von der europäischen Richtlinie so nicht gefor­
zu erreichen, was zur Verzögerung von Entschei­                dert wird. Darin enthalten ist nur die wöchentliche
dungen führen kann. Dazu kommt, dass durch                     Höchstarbeitszeit von 48 Stunden. Die Erschließung
Arbeiten von zu Hause aus Arbeit und Privatleben               dieser Spielräume verhindert im europäischen Ver­
zunehmend verschmelzen können und individuelle                 gleich einen entsprechenden Wettbewerbsnachteil
Trennungs- und Abschaltmechanismen und -regeln                 deutscher Unternehmen.
angewendet und gegebenenfalls weiterentwickelt                       Gleiches gilt auch für die Beschäftigten. Wer
werden müssen.                                                 sich Familienpflichten innerhalb der Familie auftei­
      Die mobile Arbeit bringt auch arbeitsrechtliche          len möchte, kann beispielsweise ein großes Interesse
Fragestellungen mit sich, die schon heute unter an­            daran haben, einen Arbeitstag voll auszuschöpfen,
derem in den Bereichen Arbeits- und Gesundheits­               um am nächsten Tag die Pflege von Kindern oder
schutz, Beschäftigtendatenschutz und Arbeitszeit­              Angehörigen ganztätig zu übernehmen. Wenn
gestaltung aber auch im Bereich der Ergonomie und              Forderungen nach höherer Zeitsouveränität für
Arbeitsumgebung bestehen und seitens der Betriebe              Beschäftigte aufgestellt werden, sind hierfür auch
und Beschäftigten zu gewissen Unsicherheiten füh­              Anpassungen in der Verantwortlichkeit für die
ren. Hier sind gesetzliche, tarifliche und betriebliche        Arbeitszeit (inklusive der Aufzeichnungspflichten)
Maßnahmen und Lösungsansätze erforderlich, die                 notwendig. Ein höherer Autonomiegrad muss ein­
mobile Arbeit so gestalten und gewährleisten, dass             hergehen mit einer größeren Eigenverantwortung
die Risiken gemindert und Möglichkeiten geschaf­               der Beschäftigten für ihre Arbeitszeit.
fen werden, die mobile Arbeit zu forcieren und                       Dies kann beispielsweise durch die Umstel­
weiteren Beschäftigtengruppen zu ermöglichen.                  lung von einer täglichen auf eine wöchentliche
                                                               Höchstarbeitszeit, Reduzierung der Ruhezeit je
                                                               nach Arbeitsform auf bis zu neun Stunden, ohne die
THESE 7                                                        Schutzbedürfnisse der Beschäftigten infrage
                                                               zu stellen, sowie eine Ruhezeit zum Beispiel in
Eine weitere Flexibilisierung von Arbeitszeiten ist            Blöcken (wovon ein Block eine zusammenhängende
gewünscht und notwendig. Dies kann nur innerhalb               ununterbrochene Ruhezeit von 8 Stunden umfasst)
zukunftsweisender gesetzlicher und/oder tariflicher            verwirklicht werden. So können mehr Spielräume
Rahmenbedingungen, welche die aktuellen wirt-                  geschaffen werden, um die betrieblichen Notwen­
schaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen              digkeiten abzubilden und die Wünsche der Beschäf­
aufgreifen, umgesetzt werden.                                  tigten, ihre Arbeitszeit frei einteilen zu können, zu
                                                               realisieren.
Schwierigkeiten bei der flexiblen Handhabung be­                     Ein weiteres Thema ist, dass das EuGH-Urteil
reiten jedoch die aktuellen Regelungen des Arbeits­            aktuell dafür sorgt, dass flexible Arbeitszeitmodelle
zeitgesetzes. In der Öffentlichkeit wird kontrovers            wie Vertrauensarbeitszeit, orts- und zeitflexible
diskutiert, ob ein striktes Einhalten der gesetzlichen         Arbeit möglicherweise neu durchdacht werden
Regelungen möglich bzw. erwünscht ist und ob                   müssen. Mit einem Urteil vom 14. Mai 2019 hat der
und wie das Arbeitszeitgesetz zeitgemäße Regelun­              Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden, dass
gen ermöglichen soll, welche mehr Flexibilität für             die Mitgliedstaaten Arbeitgeber dazu verpflichten
Betriebe und Beschäftigte bieten. So stellt sich die           müssen, ein System einzurichten, mit dem die täg­
berechtigte Frage, ob die gesetzlichen Bestimmun­              liche sowie gesamte Arbeitszeit der Beschäftigten
gen und normativen Regelungen, die unter anderem               lückenlos und systematisch erfasst, dokumentiert
seit 1996 in Kraft sind, zeitgemäß sind.                       und gemessen werden kann. Wie ein solches System
      Sinnvoll und notwendig ist die Modernisierung            auszusehen hat, überlässt der EuGH den Mitglied­
der — letztlich seit über 75 Jahren unverändert                staaten. Es besteht durchaus die Gefahr, dass durch
bestehenden — gesetzlichen Vorgaben, um einen                  die Verpflichtung zur aktiven Zeiterfassung die neue
neuen Flexibilisierungskompromiss zu ermöglichen.              Flexibilität stark eingegrenzt wird. Dazu kommt der
So muss das Arbeitszeitgesetz die Spielräume der               hohe bürokratische Aufwand, den eine lückenlose
EU-Arbeitszeitrichtlinie nutzen, wie z. B. die Abwei­          Arbeitszeiterfassung eines jeden Beschäftigten mit
chungsmöglichkeit zur 11-stündigen Ruhezeit durch              sich bringt.
Tarifvertrag und die Umstellung von der täglichen

                                                          10
                                                ifaa | Positionspapier
20,00 %

 18,00 %                                                                       17,30 %      17,40 %17,50 %   17,40 %

                                                                     15,90 %                                            15,50 %
 16,00 %
                                                           15,50 %                                    16,80 %
                                      15,00 %    15,00 %
                                                                                         15,90 %
                                                                                                                   15,30 %
 14,00 %

                  11,50 %
 12,00 %

 10,00 %
                            10,10 %
  8,00 %

  6,00 %

  4,00 %

  2,00 %

  0,00 %
           1990              1995               2000                  2005                    2010              2015              2020

Abbildung 6: Anteil der Erwerbstätigen in Deutschland, die Schichtarbeit leisten, in den Jahren 1992 bis 2018
(eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Bundesamtes)

THESE 8                                                                Unternehmen überleben, die möglichst kostengüns­
                                                                       tig bei hoher Qualität und kurzen Lieferfristen die
Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Schicht-                        Wünsche ihrer Kunden erfüllen. Um industrielle
und Nachtarbeit nimmt seit Jahren zu. Dieser                           Arbeit in Deutschland zu halten und die internati­
Trend wird sich wohl auch mit der steigenden                           onale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu
Nachfrage nach Dienstleistungen und dem Einsatz                        sichern, sind oftmals kapitalintensive Produktions­
kapitalintensiver Produktionseinrichtungen weiter                      einrichtungen und eine Ausdehnung der Betriebs­
fortsetzen.                                                            zeiten erforderlich. Eine optimale Produktionsaus­
                                                                       lastung spielt dabei eine enorm wichtige Rolle. Das
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes                             bringt zwar auf der einen Seite Schichtarbeit mit
arbeiteten im Jahr 2018 rund 15,5 Prozent der                          sich, sichert aber auf der anderen Seite langfristig
15- bis 64-jährigen Arbeitnehmer in Deutschland                        Arbeitsplätze.
in Schichtarbeit (Statistisches Bundesamt 2020).
Abbildung 6 verdeutlicht diese Entwicklung.
     Treiber des Anstiegs sind sowohl volks- und                       THESE 9
betriebswirtschaftliche Gründe als auch die Ver­
sorgung der Bevölkerung. Für die Versorgung der                        Für ergonomische Schichtplangestaltung ist
Bevölkerung, ist Schichtarbeit unverzichtbar. Um                       die Berücksichtigung arbeitswissenschaftlicher
diese Leistungen zu erbringen, arbeiten die Beschäf­                   Erkennt­nisse nach wie vor unerlässlich. Um den
tigten in mehreren Schichten oder Diensten. Dazu                       Veränderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden,
zählen Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr genauso                       sollten jedoch die neu gewonnenen arbeitswissen-
wie Kraftwerke, Rechenzentren, Gaststätten- und                        schaftlichen und arbeitsmedizinischen Ansätze und
Hotelbetriebe und die Medienbranche. Auch die                          Erkenntnisse konstruktiv diskutiert und gegebenen-
Ausweitung von Dienstleistungen mit erweiterten                        falls in die aktuellen und zukünftigen Diskussionen
Service- und Einkaufszeiten und der zunehmende                         integriert werden.
Betreuungsaufwand im Gesundheits- und Pflege­
bereich im Zuge des demografischen Wandels                             Das Arbeitszeitgesetz schreibt vor, dass die Arbeits­
tragen zum Wachstum der Schichtarbeit bei.                             zeit der in Nacht- und Schichtarbeit Beschäftigten
     Dazu kommt die volks- und betriebswirt­                           nach gesicherten arbeitswissenschaftlichen Er­
schaftliche Bedeutung der Schichtarbeit. In einer                      kenntnissen über die menschengerechte Gestaltung
globalen Wirtschaft können auf die Dauer nur die                       der Arbeit festzulegen ist (§ 6 Abs.1 des Arbeitszeit­

                                                                 11
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gesetzes). Als arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse         dels, die neu gewonnenen Ansätze und Erkenntnisse
werden Ergebnisse umfangreicher Forschungen zur              offen zu diskutieren und gegebenenfalls in die
Nacht- und Schichtarbeit angesehen, die in ver­              aktuellen und zukünftigen Diskussionen zu integrie­
schiedenen Empfehlungen zusammengefasst sind.                ren, ohne die Schutzbedürfnisse der Beschäftigten
      Seit Jahren befassen sich zahlreiche For­              infrage zu stellen.
schungsprojekte und Studien mit den gesundheit­
lichen Konsequenzen der Schichtarbeit. Nach wie
vor ist es schwierig, eindeutige Schlussfolgerungen          THESE 10
aus diesen Studien zu ziehen. Die Meinungen und
Bewertungen unterscheiden sich insbesondere in               Flexible, gesundheits- und bedarfsgerechte
der Berücksichtigung von arbeitswissenschaftlichen           Schichtarbeit ist planbar. Schichtplangestaltung
und arbeitsmedizinischen Erkenntnissen zur Nacht-            auf der Basis arbeitswissenschaftlicher Kriterien
und Schichtarbeit. Exemplarisch sei hier auf die             hat einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit
Bestrebungen und den Lösungsansatz der Kommissi­             und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten. Dass
on Arbeitsschutz und Normung (KAN) verwiesen, die            gesunde und flexible Schichtmodelle planbar sind,
im Themenfeld »Licht« die unterschiedlichen Ergeb­           zeigen die Ergebnisse einer aktuellen ifaa-Studie
nisse und Erkenntnisse in einer Literaturstudie hat          aus dem Jahr 2019.
zusammenfassen lassen und am Ende der Erhebung
Schlussfolgerungen formuliert (vgl. KAN 2018).               Erfahrungen zeigen, dass die arbeitswissenschaft­
      Bisherige Untersuchungen zeigen, dass                  lichen Erkenntnisse nicht immer problemlos umge­
Schicht-/Nachtarbeit je nach Alter, Chronotyp,               setzt werden (können) und die Auseinandersetzung
Schichtmodell usw. unterschiedliche gesundheitli­            mit und die betriebliche Integration von arbeits­
che Effekte haben können und es nicht das eine für           wissenschaftlichen Kriterien sich in der Praxis weit
alle optimale System geben kann. Die Forschungser­           weniger einfach als vielfach angenommen gestaltet.
kenntnisse des Instituts für Prävention und Arbeits­         Vor diesem Hintergrund untersuchte das ifaa die
medizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversi­              tatsächliche Abbildung der arbeitswissenschaft­
cherung (IPA) zeigen, dass die Chronobiologie eine           lichen Erkenntnisse in der Praxis. Eine Auswahl
wichtige Rolle in der Schichtarbeitsforschung spielt.        von 720 Schichtplänen wurden im Hinblick auf die
Die Chronobiologie teilt die Menschen in verschie­           Integration der arbeitswissenschaftlichen Krite­
dene Chronotypen ein, deren bevorzugte Schlafens­            rien untersucht und ausgewertet (ifaa 2019). Die
zeiten tageszeitlich um bis zu zwölf Stunden aus­            wichtigsten Ergebnisse der ifaa-Studie sind unter
einanderliegen können. Nach Chronobiologen hat               anderem, dass
jeder Mensch eine innere biologische Uhr, die auch
die allgemeine Leistungsfähigkeit und das Konzen­            ■■ in der Metall- und Elektroindustrie bei der
trationsvermögen im Laufe eines 24-Stunden-Tages                Entwicklung von Schichtplänen die arbeits-
steuert (»zirkadianer Rhythmus« zirka — ungefähr,               wissenschaft­lichen Empfehlungen größtenteils
dian — einen Tag lang). Diese innere Uhr ist gene­              berücksichtigt werden;
tisch festgelegt und braucht keine äußeren Sig­              ■■ zahlreiche Flexibilitätsbausteine existieren, welche

nale. Der zirkadiane Rhythmus stellt die biologische            dem Bedarf des Betriebes und den Bedürfnissen
Anpassung an den Tag-Nacht-Wechsel dar und hilft                der Beschäftigten entgegenkommen, und dabei
dem Organismus, sich auf täglich wiederkehrende                 die Flexibilitätspotenziale bei Weitem nicht
Phänomene einzustellen.                                         ausgeschöpft sind;
      Unter Berücksichtigung der aktuellen For­              ■■ die Herausforderung auf betrieblicher Ebene

schungsarbeiten ist nicht eindeutig, ob die Schicht­            darin liegt, die jeweiligen betrieblichen Anforde­
arbeit in Kombination mit den individuellen Diffe­              rungen mit den Wünschen und Bedarfen der
renzen der menschlichen Zirkadianrhythmik per se                Beschäftigten abzugleichen und optimal auf­
eine Risikoerhöhung darstellt. Auch wenn Grund                  einander abzustimmen.
zur Annahme besteht, dass der aktuelle Forschungs­
stand lückenhaft und eine Vergleichbarkeit vor­              Es kann auch vorkommen, dass die Beschäftigten
liegender Forschungsergebnisse aufgrund unter­               trotz der positiven Effekte die Einführung von
schiedlicher Vorgehenswesen schwierig ist und gute           Schichtmodellen, die arbeitswissenschaftliche
Forschung, die auch erlaubt belastbare Aussagen zu           Empfehlungen berücksichtigen, ablehnen. Denn jede
treffen, oft zeit- und kostenintensiv ist, erscheint         Änderung in der Arbeitszeitgestaltung würde mög­
es angebracht, insbesondere vor dem Hintergrund              licherweise in Gewohnheiten und Verhaltensweisen
der Digitalisierung und des demografischen Wan­              eingreifen, Ängste gegenüber Neuem auslösen und

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auf Skepsis stoßen. Aus diesem Grund kommen der             Beschäftigten passt. Ziel muss es also sein, die
Mitwirkung und Überzeugung der Beschäftigten                unterschiedlichen Interessen des Unternehmens und
eine hohe Bedeutung zu.                                     seiner Beschäftigten in Einklang zu bringen und das
      Die Umsetzung darf auch nicht an der Soft­            neue Arbeitszeitmodell dauerhaft und erfolgreich
ware scheitern. Je flexibler und differenzierter            umzusetzen. Folglich geht es in erster Linie nicht
die Arbeitszeitmodelle, umso komplexer ist die              darum, von anderen Unternehmen irgendwelche
Schichtplanung. Einfache Lösungen mit Tabellen­             Arbeitszeitmodelle eins zu eins zu übernehmen,
kalkulationssoftware stoßen hier an ihre Grenzen.           sondern eigene und betriebsspezifische und wenn
In der Regel bedarf es einer auf die Personalein­           notwendig mehrere Arbeitszeitmodelle für ver­
satzplanung spezialisierten Software. Eine adäquate         schiedene Bereiche und Beschäftigtengruppen zu
Softwareunterstützung ist wichtig, um die wichtigs­         entwickeln. Wie die Erfahrungen zeigen, ist es nicht
te erste Hürde zu nehmen: das Vertrauen und die             in jedem Bereich sinnvoll, jede Woche gleich lang
Akzeptanz der Beschäftigten. Scheitert das Vor­             zu arbeiten. Auch sind starre Arbeitszeiten nicht für
haben in erster Instanz, weil es mit den bestehen­          jeden Beschäftigten wünschenswert. Durch flexible
den Hilfsmitteln nicht gelingt, für die Beschäftigte        und bedarfsgerechte Arbeitszeitgestaltung kann
akzeptable Schichtpläne zu generieren, leidet die           an einzelnen Tagen, Wochen oder Monaten länger
Unterstützung durch die Beschäftigten. Ein zweiter          und zum Ausgleich an anderen kürzer gearbeitet
Versuch geht dann unter ungleich schwierigeren              werden. Die Arbeitszeit kann damit an variierende
Voraussetzungen an den Start.                               betriebliche Bedarfe bzw. persönliche Zeitbedürf­
                                                            nisse angepasst werden.
                                                                  Dabei sollten auch die Gestaltungswünsche
THESE 11                                                    der Beschäftigten in Arbeitszeit- und Schicht­
                                                            modelle eingearbeitet sein. Die direkte Beteiligung
Es gibt kein Patentrezept für Arbeitszeitgestaltung.        der Beschäftigten und — sofern vorhanden — des
Zahlreiche Kombinationen von Kriterien und Aspek­           Betriebsrates fördert nicht nur deren konstrukti­
ten, wie zum Beispiel Arbeitsorganisation, kurze            ve Mitarbeit, sondern auch die Akzeptanz für das
Reaktions- und Lieferzeiten, Reaktion auf saisonale         neue Arbeitszeitmodell im Unternehmen. Wenn
und konjunkturelle Auslastungsschwankungen,                 die Beschäftigten in die Entwicklung, Einführung
Chronobiologie, Alter, Geschlecht, persönliches             und Gestaltung der Arbeitszeitmodelle einbezogen
Risikoprofil sind ausschlaggebend für eine bedarfs-         werden, ist die Akzeptanz der entwickelten Modelle
und gesundheitsgerechte Arbeitszeitgestaltung. Die          entsprechend hoch.
Herausforderung auf betrieblicher Ebene liegt darin,
die jeweiligen betrieblichen Anforderungen mit den
Wünschen und Bedarfen der Beschäftigten abzu-
gleichen und optimal aufeinander abzustimmen.

Die Flexibilisierung der Arbeitszeit, die sowohl
von Unternehmen als auch von Beschäftigten
gewünscht ist, kann im Betrieb und im täglichen
»Doing« von Beschäftigten und Unternehmen
unterschiedlich gesehen werden. Während Beschäf­
tigte durch flexible Arbeitszeitgestaltung Vorteile
hinsichtlich Vereinbarkeit von Beruf und Privat­
leben, Lebensqualität, Gesundheit, sozialen Aktivi­
täten erwarten, verbinden Unternehmen Vorteile
im Hinblick auf die schnelle Reaktion auf Kun­
denanforderungen, verbesserte Reaktion auf sich
schnell verändernde Märkte und einen optimierten
Personal- und Ressourceneinsatz sowie höhere
Rekrutierungserfolge durch verbesserte Arbeit­
geberattraktivität.
      Hier sollten die Unternehmen und ihre Be­
schäftigten gemeinsam herausfinden, welches
Arbeitszeitmodell zum eigenen Betrieb und zu
betrieblichen Gegebenheiten und Bedarfen der

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QUELLENVERZEICHNIS

Altun U, Hartmann V, Hille S, ifaa — Institut für angewandte Arbeitswissenschaft
(Hrsg) (2019) ifaa-Studie: Auswertung von Schichtmodellen nach arbeitswissen­
schaftlichen Kriterien. ifaa, Düsseldorf

Gesamtmetall (2017) Die Arbeitszeit in der Metall- und Elektro-Industrie. Ergebnis­
se der Befragung unter Arbeitgebern und Arbeitnehmern. https://www.gesamtme­
tall.de/sites/default/files/downloads/arbeitszeit_umfrageergebnisse_270317_0.pdf.
Zugegriffen: 18. Mai 2020

Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V. (IW) (Hrsg) (2019) IW-Trends 2/2019
Arbeitszeitpolitik: Die neuen tarifpolitischen Herausforderungen. IW Medien, Köln

Jaeger C, Altun U, Glaser S, Lawonn C, Matthes A, Gesamtmetall, ifaa —
Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (Hrsg) (2017) Arbeitszeit im Wandel.
IW Medien, Berlin

Kommission Arbeitsschutz und Normung (KAN) (2018) Gesicherte arbeitsschutz­
relevante Erkenntnisse über die nichtvisuelle Wirkung von Licht auf den Men­
schen Eine Literaturstudie. https://www.kan.de/fileadmin/Redaktion/Dokumente/
KAN-Studie/de/2018_KAN-Literaturstudie_Nichtvisuelle_Wirkung_von_Licht.pdf.
Zugegriffen: 9. Mai 2020

Statistisches Bundesamt (2020) Anteil der Erwerbstätigen in Deutschland,
die Schichtarbeit leisten, in den Jahren 1992 bis 2018. https://de.statista.com/
statistik/daten/studie/360921/umfrage/anteil-der-erwerbstaetigen-in-deutsch­
land-die-schichtarbeit-leisten/. Zugegriffen: 18. Mai 2020

Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V. (vbm) (Hrsg) (2019)
Mehr Flexibilität — Anforderungen an tarifliche Arbeitsbedingungen. München

Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg e. V. (Südwestme-
tall) (2020) »Das passt nicht mehr in die Zeit«. https://www.suedwestmetall.de/­presse/
interviews/2017/04/das-passt-nicht-mehr-in-die-zeit. Zugegriffen: 18. Mai 2010

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                                  ifaa | Positionspapier
Herausgeber:
ifaa – Institut für ange­wandte Arbeitswissenschaft e. V.
          Prof. Dr.-Ing. habil. Sascha Stowasser
         Uerdinger Straße 56, 40474 Düsseldorf
                Telefon: +49 211 54 22 63-0
                Telefax: +49 211 54 22 63-37
                 E-Mail: info@ifaa-mail.de
              www.arbeitswissenschaft.net
                  Stand: August 2020
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