Thurgauer Wirtschaftsbarometer
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Thurgauer Wirtschaftsbarometer November 2020 > Für die Thurgauer Wirtschaft bleibt die Situation schwierig > Ostschweizer Unternehmen zu ihren Erfahrungen in der Corona-Krise Links Online- atzinfos mit Zus eter.tg.c h ftsbarom wir tscha Unsere Partner
2 Thurgauer Wirtschaftsbarometer Für die Thurgauer Wirtschaft bleibt die Situation schwierig In der Thurgauer Im Herbst 2020 zeigen sich in der Thurgauer Die Arbeitslosenquote lag im Oktober 2020 Wirtschaft die Spuren der Corona-Pandemie bei 2,5 % , klar höher als im Vorjahr (1,8 %). Wirtschaft ist die deutlich. Gedrückte Lage in der Industrie Lage angespannt. Mehr Kurzarbeitsgesuche Für weite Teile der Thurgauer Industrie ist die Die Nachfrage in Die Zahl der Betriebe, die Kurzarbeit bean- Situation anhaltend schwierig. Immerhin ist die tragten, nahm im Herbst wieder zu. Im Oktober Stimmung nicht mehr ganz so negativ wie im der Industrie ist 2020 reichten 310 Betriebe ein Gesuch um Frühling. Etwas mehr als die Hälfte der befrag- Kurzarbeit ein, im Vormonat September waren ten Betriebe meldete Anfang Oktober 2020 verbreitet zu niedrig. es 124 gewesen. eine befriedigende Situation, bei den übrigen Nach wie vor lebhaft Seit März 2020 gingen im Kanton Thurgau überwogen die «Schlecht»-Meldungen. über 6’700 Gesuche um Kurzarbeit ein. Bis Die Produktion läuft verbreitet auf niedrigeren läuft es im Bau. zum 10. November 2020 wurden bereits 148 Touren als im Vorjahr. Im Verlauf des dritten Millionen Franken COVID-19-bedingte Kurz- Quartals wurde sie allerdings etwas herauf- arbeitsentschädigungen an 3’869 Firmen aus- gefahren. Die Ertragslage hat sich weiter ein- bezahlt. getrübt. Konjunkturausblick Schweiz Die Schweizer Wirt- Die Schweizer Wirtschaft hat sich nach dem Grosse Unsicherheiten Einbruch vom Frühling besser erholt als Die wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2021 schaft wird 2020 zunächst angenommen. Sowohl der Konsum hängt massgeblich vom epidemiologischen als auch die Investitionen übertrafen im zwei- Geschehen und den politischen Reaktionen voraussichtlich ten Quartal die ursprünglichen Erwartungen. ab. Die Unsicherheiten sind gross. In ihrer weniger stark ein- Dass Schweizerinnen und Schweizer weniger Prognose vom 12. Oktober 2020 gingen die ins Ausland reisten, stützte im dritten Quartal Bundesökonomen davon aus, dass die Coro- brechen als ursprüng- zudem einige Wirtschaftsbereiche. na-Pandemie in den kommenden Quartalen Trotz der Aufholbewegung im zweiten und in der Schweiz und im Euroraum mit geziel- lich befürchtet. dritten Quartal wird es 2020 jedoch zu einem ten und lokalen Massnahmen unter Kontrolle 2021 ist mit einer empfindlichen BIP-Rückgang kommen. Die gehalten werden kann. Konjunkturexperten des Bundes rechnen mit moderaten Erholung einem Minus von 3,8 %. Dies wäre der stärkste Erst Ende 2021 wieder auf zu rechnen. BIP-Rückgang seit 1975. Vorkrisenniveau Unter diesen Voraussetzungen rechnen die Konjunkturexperten des Bundes mit einer Konjunkturprognose Schweiz 2018 2019 2020p 2021p moderaten Erholung der Schweizer Wirtschaft: Bruttoinlandprodukt (BIP), real¹ 3.0 1.1 – 3.8 3.8 Das BIP dürfte um 3,8 % steigen (Sportevent- Konsumentenpreise¹ 0.9 0.4 – 0.7 – 0.1 bereinigt). Arbeitslosenquote in % 2.5 2.3 3.2 3.4 Damit würde die Wirtschaftsleistung der Schweiz erst gegen Ende 2021 wieder das Zinsen für Dreimonatsdepots (Libor) – 0.7 – 0.7 – 0.7 – 0.8 Vorkrisenniveau erreichen. Rendite eidg. Obligationen (10 Jahre) 0.0 – 0.5 – 0.5 – 0.5 Realer Wechselkursindex exportgewogen – 2.4 0.7 4.1 0.8 Detaillierte Informationen 1 Veränderung zum Vorjahr in %, Sportevent-bereinigt p = Prognose wirtschaftsbarometer.tg.ch/ausblick Quellen: Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes/SECO (Prognose vom 12. Oktober 2020), BFS
November 2020 3 In der Industrie sind die Auftragsbestände niedrig; die Ertragslage hat sich weiter eingetrübt. Zu niedriger Auftragsbestand Der Bestellungseingang hat sich im Verlauf des dritten Quartals etwas belebt, liegt aber verbreitet unter dem Niveau des Vorjahres. Entsprechend sind die Auftragsbestände vie- lerorts zu klein. Bei der Mehrheit der Betriebe hemmt eine ungenügende Nachfrage die Pro- duktion; andere Produktionshemmnisse spie- len derzeit so gut wie keine Rolle. Vorsichtige Erwartungen Für das vierte Quartal 2020 erwarten die befragten Industriebetriebe eine leichte Erho- lung, insbesondere beim Bestellungseingang. Die Produktion und der Vorprodukteeinkauf Viele Industriebetriebe leiden unter einer zu geringen Nachfrage; die Lagerbestände sind hoch. Bild: Adobe Stock dürften sich auf dem derzeitigen Niveau ein- pendeln, der Personalbestand soll reduziert werbe wird der Auftragsbestand als normal bis werden. eher gross eingestuft. Die Erwartungen für einen längeren Zeitraum Für das vierte Quartal 2020 sind die Erwar- Campingplätze bis zum Frühling 2021 sind vorsichtig: Drei tungen verhalten, Bautätigkeit und Nachfrage auf Rekordkurs Viertel der Betriebe gehen von einer unver- dürften nachlassen. Dabei äussert man sich im Die Thurgauer Campingplät- änderten Situation aus, die übrigen eher von Bauhauptgewerbe noch zurückhaltender als ze haben zwischen Januar einer Besserung. im Ausbaugewerbe. Für den Zeitraum bis zum und September 2020 mehr Frühling 2021 geht man von keiner grossen Logiernächte verbucht als in Veränderung der Geschäftslage aus. der gleichen Vorjahresperiode – trotz Lockdown im Frühling. Zuversicht im Detailhandel Im Thurgauer Detailhandel war man mit der Geschäftslage Anfang Oktober überwiegend zufrieden. Vielerorts hat sich nach den Einbus- sen im zweiten Quartal die Ertragslage wieder Zu hohe verbessert. Kapazitäten Für den Zeitraum bis zum Jahresende erwar- Die technischen Produktions- ten die Betriebe eher steigende Umsätze. kapazitäten werden derzeit Bis zum Frühling 2021 geht der Grossteil der von vielen Industriebetrieben befragten Detailhändler von einer gleichblei- als zu hoch bezeichnet. benden Geschäftslage aus, von den übrigen Auch den Personalbestand rechnen mehr mit einer Verbesserung als mit beurteilen viele als zu gross. In der Baubranche hat die Pandemie bisher Bild: Adobe Stock einer Verschlechterung. kaum sichtbare Spuren hinterlassen. Viele inländische Hotelgäste Weiterhin lebhafte Bautätigkeit Das dritte Quartal 2020 brachte der Thurgau- Die Thurgauer Bauwirtschaft lief im dritten er Hotellerie eine Erholung, der tiefe Einbruch Quartal nach wie vor auf hohen Touren. Die des ersten Halbjahrs konnte jedoch nicht Bautätigkeit hat sogar weiter angezogen. Dies kompensiert werden. Dank vieler Übernach- war in erster Linie auf das Ausbaugewerbe tungsgäste aus dem Inland erwirtschafteten Detaillierte zurückzuführen, wo auch die Nachfrage weiter die Hotels von Juli bis September 7 % mehr Informationen stieg. Im Bauhauptgewerbe stagnierte sie. Logiernächte als im Vorjahr. wirtschaftsbarometer.tg.ch Sowohl im Bauhaupt- als auch im Ausbauge- Ulrike Baldenweg, Dienststelle für Statistik Thurgau
4 Thurgauer Wirtschaftsbarometer Nach dem Lockdown vom Frühling stabilisierte sich die Wirtschaft im Sommer und Herbst etwas Die Geschäftslage in der Thurgauer Industrie In der Thurgauer Bauwirtschaft läuft ist verbreitet schwierig das Geschäft weiterhin rund Die Lage in der Thurgauer Industrie ist gedrückt, immerhin Anfang Oktober 2020 meldete fast jeder zweite befragte aber nicht mehr ganz so negativ wie im Frühling. Anfang Baubetrieb eine gute, die meisten übrigen eine befriedigende Oktober 2020 meldeten 30 % der Betriebe eine schlechte, Geschäftslage. Die Bautätigkeit hat im dritten Quartal weiter nur 18 % dagegen eine gute Geschäftslage. angezogen. Geschäftslage in der Industrie Geschäftslage im Baugewerbe Saldo aus den Geschäftslage-Beurteilungen «Gut» und «Schlecht» Saldo aus den Geschäftslage-Beurteilungen «Gut» und «Schlecht» gut gut schlecht schlecht 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Thurgau Schweiz Thurgau Schweiz Quelle: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich Quelle: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich wirtschaftsbarometer.tg.ch/industrie wirtschaftsbarometer.tg.ch/bau Im Thurgauer Detailhandel ist man mit Im Detailhandel ist man zuversichtlicher der Geschäftslage überwiegend zufrieden als in Industrie und Bau Nach dem Lockdown vom Frühling hat sich die Stimmung im Die meisten Industriebetriebe rechnen bis zum Frühling Detailhandel rasch erholt. Die Betriebe äusserten sich auch 2020 mit einer unveränderten Geschäftslage, von den üb- Anfang Oktober insgesamt positiv: 30 % meldeten eine gute, rigen erwarten mehr eine Verbesserung als eine weitere 13 % eine schlechte Geschäftslage. Eintrübung. Im Bau hält man im bevorstehenden Halbjahr eine Abschwächung für wahrscheinlich, insbesondere im Geschäftslage im Detailhandel Bauhauptgewerbe. Etwas zuversichtlicher sind die Detail- Saldo aus den Geschäftslage-Beurteilungen «Gut» und «Schlecht» handelsbetriebe: Jeder vierte erwartet eine Aufhellung der Geschäftslage, nur jeder zehnte befürchtet eine Verschlech- terung. gut Erwartete Geschäftslage in sechs Monaten Kanton Thurgau, Umfrage vom Oktober 2020 Industrie Bau Detailhandel schlecht 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Thurgau Schweiz Quelle: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich Quelle: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich wirtschaftsbarometer.tg.ch/detailhandel wirtschaftsbarometer.tg.ch
November 2020 5 Im Oktober hat die Zahl der Kurzarbeitsgesuche wieder angezogen. Im Sommer übernachteten viele Gäste Die Arbeitslosenquote ist deutlich in Thurgauer Hotels höher als im Vorjahr Jobs Nach dem massiven Einbruch der Logiernächtezahlen im Im Oktober 2020 lag die Arbeitslosenquote im Thurgau bei Frühling war der Gästezustrom im Sommer erfreulich. Im 2,5 %, deutlich höher als im Vorjahr (1,8 %). Fast tausend Juli, August und September waren die Übernachtungszahlen Personen mehr als vor einem Jahr waren im Oktober als höher als im Vorjahr. arbeitslos registriert. Logiernächte in Hotel- und Kurbetrieben Arbeitslosenquote Kanton Thurgau, in Anzahl Logiernächte Monatswerte bis Oktober 2020, in % 60’000 4 +6 % +5 % 3,2 % 3 +11 % 40’000 2,5 % 2019 2 –29 % 1 20’000 –53 % 2020 Veränderung im Vergleich 0 –80 % zum Vorjahr 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 0 Thurgau Schweiz Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Neue Berechnungsgrundlage seit Januar 2017 Quelle: Bundesamt für Statistik, Beherbergungstatistik (HESTA) Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), Arbeitsmarktstatistik wirtschaftsbarometer.tg.ch/tourismus wirtschaftsbarometer.tg.ch/arbeitsmarkt In vielen Branchen nahm die Arbeits- Die Pandemie wird auf dem Thurgauer losigkeit seit dem Frühling zu Jobs Arbeitsmarkt sichtbar: Einige Kennzahlen Jobs In vielen Branchen erhöhte sich seit März 2020 die Zahl der Arbeitslosen, am stärksten im Handel. Nicht so im Baugewer- be: Hier ging die Arbeitslosenzahl zurück. Im Vorjahresver- gleich gab es aber auch im Bau mehr Arbeitslose. Über 6’700 Kurzarbeits- gesuche gingen seit März ein. Veränderung der Arbeitslosenzahlen seit März 2020 Kanton Thurgau, Branchen mit den grössten Zu- bzw. Abnahmen1 arbeitsloser Personen Arbeitslose Grösste Zunahme im Oktober 3’818 Handel (inkl. Reparatur- + 69 Personen 562 und Autogewerbe) Personen waren im Oktober als Gesundheits- und + 48 327 arbeitslos gemeldet, 991 mehr als im Okt. 2019. Sozialwesen Freiberufliche/techn./ + 45 232 wiss. Dienstleistungen Grösste Abnahme 26 % der Industriebetriebe werden in den nächsten Monaten voraussichtlich Baugewerbe – 145 331 weniger Personal, 12 % mehr beschäftigen. 1 Zu- bzw. Abnahme um mehr als 30 Personen (März bis Okt. 2020) Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), Arbeitsmarkstatistik Quelle: AWA Thurgau, SECO, KOF ETH wirtschaftsbarometer.tg.ch/arbeitsmarkt wirtschaftsbarometer.tg.ch/arbeitsmarkt
6 Thurgauer Wirtschaftsbarometer Ostschweizer Wirtschaft beweist Resilienz in der aktuellen Lage Die beiden Industrie- Die Verfassung der Ostschweizer Wirtschaft der Grenzen befragten die beiden Handels- bleibt insgesamt fragil. Die Unternehmen ver- kammern die Ostschweizer Unternehmen zu und Handelskam- suchen derweil, ihre Resilienz zu stärken. Die allfälligen Anpassungen ihrer internationalen vierte Umfrage der IHK Thurgau und der IHK Lieferketten. Rund ein Drittel der befragten mern Thurgau und St. Gallen-Appenzell von Ende August 2020 Unternehmen strebt eine Anpassung ihrer Lie- St. Gallen-Appenzell zeigt: Rund ein Drittel aller befragten Unter- ferketten an. Im Fokus steht eine Überprüfung nehmen beurteilen die Geschäftsentwicklung der bestehenden internationalen Lieferketten. befragen seit März im ersten Halbjahr insgesamt als schlecht. Aber auch der Aufbau von zusätzlichen Liefer- Neun von zehn Ostschweizer Unternehmen ketten und eine Fokussierung auf europäische ihre Mitglieder zu waren im ersten Semester mit deutlichen und inländische Partner bilden für die Unter- ihren Erfahrungen in Erschwernissen in ihrer Geschäftsentwick- nehmen Optionen. Ein Ausbau der Lagerka- lung konfrontiert. Häufigster Grund für diese pazitäten für Vorprodukte und Rohmaterialien der Corona-Krise. Erschwernisse waren Bestellungsrückgänge steht für die Mehrheit nicht zur Diskussion, 7,2 und eine geringere Nachfrage (66,7 %), gefolgt Prozent der Unternehmen bauen ihre Lager- von einem hohen Personalbestand (34,2 %). kapazitäten sogar zurück. Anpassung der internationalen Zweite Welle – Unternehmen wenig Lieferketten, aber keine erhöhten optimistisch, bereiten sich aber vor Lagerbestände In den anstehenden Wintermonaten wird die Durch die Grenzschliessungen während des zweite Welle die bereits stark betroffenen Lockdowns wurden die internationalen Lie- Unternehmen, die im Gastro-, Reise- und ferketten teilweise oder ganz unterbrochen. Anlassgeschäft tätig sind, erneut hart treffen. Ein Viertel der befragten Unternehmen war Wie stark weitere Branchen betroffen sein im Frühling von unterbrochenen Lieferketten werden, wird sich zeigen. Ein Grossteil der Ost- betroffen. Für die stark exportorientierte Ost- schweizer Unternehmen wäre für einen mögli- schweizer Wirtschaft sind offene Grenzen ent- chen zweiten (Teil-)Lockdown nicht genügend Zur IHK-Umfrage scheidend. Im Nachgang zur Wiedereröffnung vorbereitet. Über 60 Prozent der befragten Die IHK Thurgau und St. Gal- len-Appenzell haben die vierte Umfrage Ende August unter ihren Mitgliedsunternehmen durchgeführt. Insgesamt haben 457 Unternehmen daran teilgenommen. Die Umfrage ist Bestandteil einer Umfrageserie zur Corona-Kri- se unter Ostschweizer Unter- nehmen. Ziel dieser Umfrage- serie ist es, ein systemati- sches Bild zur Verfassung, der aktuellen Risikoeinschätzung und der Zukunftsperspektiven der regionalen Wirtschaft zu entwickeln und über den Kri- senzeitraum nachverfolgen zu können. bit.ly/364GVES In Thurgauer Betrieben ist das Tragen von Masken schon länger Normalität. Bild: AdobeStock
November 2020 7 Für die stark exportorientierte Ostschweizer Wirtschaft sind offene Grenzen entscheidend. Unternehmen geben zwar an, über Schutzkon- zepte und die technische Infrastruktur zu verfü- gen. Weniger als die Hälfte verfügt jedoch über die notwendigen liquiden Reserven für eine zweite Lockdown-Phase. Während der Phase im Frühjahr beantragten nur knapp 30 Prozent der befragten Unternehmen einen staatlich verbürgten Überbrückungskredit, 85 Prozent davon als Vorsichtsmassnahme. Während in der ersten Lockdown-Phase viele Unterneh- men von den aufgebauten liquiden Reserven zehren konnten, scheinen sich diese Reserven mittlerweile klar reduziert zu haben. Langanhaltende Unsicherheiten Als Grenzregion hat der Thurgau die Schliessung der Grenze im Frühling stark gespürt. Bild: AdobeStock Die wirtschaftliche Lage scheint sich ins- gesamt nur langsam zu normalisieren. Rund 70 Prozent der Ostschweizer Unternehmen gungen aussprechen zu müssen. Das betrifft rechnen auch im laufenden zweiten Halbjahr vor allem mittlere und grössere Unternehmen mit einer niedrigeren Nachfrage nach ihren mit mehr als 50 Mitarbeitenden. Zudem stellt Produkten und Dienstleistungen. Die Erwar- sich allerdings die Frage, wie stark die Unter- tungshaltung der Unternehmen hat sich seit nehmen auf die ausserordentliche Höchstbe- der letzten Umfrage im Frühling verschlech- zugsdauer der Kurzarbeitsentschädigung von tert. Rechneten im April noch rund 43 Prozent 18 Monaten angewiesen sind. Dies wird sich damit, dass die Erschwernisse über 9 Monate Ende 2021 weisen. Wie unsicher die Lage andauern werden, waren es im August 80 auf dem Arbeitsmarkt ist, widerspiegelt zudem SwissCovid App Prozent der Unternehmen. Knapp 40 Prozent der Anteil an Unternehmen, die Kündigungen Die SwissCovid App für gehen sogar von einer Dauer von über einem zum aktuellen Zeitpunkt nicht ausschliessen Mobiltelefone (Android/ Jahr aus. Diese Unsicherheit wirkt sich negativ können. iPhone) trägt zur Eindämmung auf das Investitionsverhalten der Unternehmen des neuen Coronavirus bei. aus. Über die Hälfte der Unternehmen gibt an, «Leben» mit dem Corona-Virus Sie ergänzt das klassische Investitionen im zweiten Halbjahr weiterhin Covid-19 wird unser Alltagsleben länger Contact Tracing – die Rück- zurückzuhalten. begleiten und dieses in vielen Bereichen verfolgung neuer Ansteckun- negativ beeinflussen. Gleichzeitig muss das gen durch die Kantone – und Keine grössere Konkurs- oder gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben hilft somit, Übertragungsket- Entlassungswelle erwartet weitergehen. Auch müssen die Risikogruppen ten zu stoppen. Die Nutzung Die beiden IHK wollten von den Unternehmen in der Bevölkerung geschützt werden, um der App ist freiwillig und wissen, ob sie aufgrund ihrer Kontakte mit Kun- das Gesundheitssystem vor einem Kollaps zu kostenlos. Das Mobiltelefon den und Lieferanten eine grössere Konkurs- bewahren. Ein weiterer Lockdown sollte aber oder die App senden keine welle erwarten. Eine knappe Mehrheit erwartet unter allen Umständen vermieden werden. Die Personen- oder Ortungsdaten keine grössere Konkurswelle. Rund 44 Prozent Unternehmen in der Ostschweiz haben die an zentrale Speicherorte oder gehen dagegen von mehr Konkursen aus. Krise bis dato gut gemeistert und sich der Situ- Server. Je mehr Personen die Eine Entlassungswelle zeichnet sich vorerst ation angepasst. Das Tragen von Masken war App installieren und verwen- glücklicherweise ebenfalls nicht ab. Dies zeigt in Produktionsfirmen schon im Spätsommer oft den, umso wirksamer unter- auch die jüngste Umfrage. Zwar erachtet ein eine Normalität, um die Arbeitnehmenden zu stützt sie die Eindämmung wesentlicher Teil der Unternehmen den Per- schützen und den weiteren Betrieb sicherzu- des Virus. sonalbestand weiterhin als Erschwernis. Doch stellen. Zudem werden Hygienemassnahmen knapp zwei Drittel der Umfrageteilnehmer seit dem Frühling strikt eingehalten. bit.ly/ihkcovidapp gehen davon aus, bis Ende Jahr keine Kündi- Jérôme Müggler, IHK
8 Thurgauer Wirtschaftsbarometer Veranstaltungs- tipps Agri-Food Automation Visual Thinking Das Innovationsforum Ernährungswirtschaft In der Innovationswerkstatt «Visual Thinking» fördert den Wissens- und Technologietrans- erhalten Sie einen praktischen Einblick, wie fer zugunsten der ganzen Wertschöpfungsket- man mit einfachen Handskizzen sein visuelles te von Landwirtschaftsprodukten. Agri-Food Denken einsetzen kann, ohne ein grosses Automation ist das Schwerpunkt-Thema der Zeichentalent besitzen zu müssen. Die Ver- ersten Austragung, die am 27. November 2020 anstaltung des Thurgauer Technologieforums online stattfindet. findet am 9. Februar 2021 um 17.30 Uhr statt. innovationsforum- ernaehrungswirtschaft.tg.ch technologieforum.ch Mehr zur Thurgauer Eigenheim-Index Die Nachfrage nach Wohneigentum im Kanton Immer mehr Einpersonenhaushalte Die Zahl der Haushalte nahm im Thurgau 2019 Thurgauer Thurgau bleibt hoch – dies ungeachtet der Corona-Pandemie und deren wirtschaftlichen um 1,7 % zu. Am stärksten war der Zuwachs bei Einpersonenhaushalten. Dies hängt auch Wirtschaft Folgen. Das zeigt der Thurgauer Eigenheim- Index, den die TKB halbjährlich in Zusammen- mit der älter werdenden Bevölkerung zusam- men. Jeder dritte Haushalt ist ein Einpersonen- arbeit mit dem Immobiliendienstleister IAZI haushalt, 16 % der Bevölkerung wohnen allein. veröffentlicht. statistik.tg.ch tkb.ch/eigenheimindex Viel Wissenswertes in einer Über 3’000 Leerwohnungen handlichen Broschüre Am 1. Juni 2020 standen im Kanton Thurgau Die Ausgabe 2020 des statistischen Jahr- 2,48 % der Wohnungen leer. Damit ist der buchs «Kanton Thurgau im Fokus» bietet eine Leerwohnungsbestand weiterhin hoch. Nur Fülle von spannenden Informationen zum Thur- 11 % der leerstehenden Wohnungen befinden gau. Lesen Sie online oder bestellen Sie Ihr sich in einem Neubau. gedrucktes Exemplar. statistik.tg.ch statistik.tg.ch Herausgeber Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau, 8510 Frauenfeld, www.statistik.tg.ch, 058 345 53 60 Redaktionelle Verantwortung Ulrike Baldenweg, Dienststelle für Statistik; Seiten 6 –7: Jérôme Müggler, IHK In Zusammenarbeit mit Amt für Wirtschaft und Arbeit, TKB, IHK, TGV Gestaltung: Joss & Partner Werbeagentur AG, Weinfelden; Titelbild: Adobe Stock; Druck: Brüggli Medien, Romanshorn Erscheint vierteljährlich. Diese Ausgabe T N E RIN. am ist PAR aft. GemUeinntsernehmer wurde am 16. 11. 2020 abgeschlossen. «Thurgauer Wirtschaftsbarometer» online: RK E www.wirtschaftsbarometer.tg.ch Neben der elektronischen Ausgabe des S T A Partnerscahbe ich alslen kann. r ha h je de KB h zä e i n it d e r T f d i e i c Thurgauer Wirtschaftsbarometers stehen w i u st E s i ä rker. M ner i n , a Ihnen hier zusätzliche Informationen zur st ar t aktuellen Wirtschaftslage zur Verfügung. a n e P Der «Thurgauer Wirtschaftsbarometer» kann m ei n kostenlos bei der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau abonniert werden: tkb.ch / firmen statistik@tg.ch, Telefon 058 345 53 60
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