Konjunkturmonitor Baden-Württemberg - Baden-Württemberg vor einer scharfen Rezession - Die LBBW

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Konjunkturmonitor Baden-Württemberg - Baden-Württemberg vor einer scharfen Rezession - Die LBBW
04.03.2020   Dr. Guido Zimmermann, Senior Economist

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg
Baden-Württemberg vor einer scharfen Rezession
Konjunkturmonitor Baden-Württemberg - Baden-Württemberg vor einer scharfen Rezession - Die LBBW
Baden-Württemberg vor einer scharfen Rezession

 Unsere Thesen
• Der Corona-Virus (Covid-19) und seine Auswirkungen auf die internationale Wirtschaftsaktivität hat dem
  stark exportorientierten Baden-Württemberg zu Jahresbeginn den Rest gegeben. Denn die negativen
  Effekte des Virus‘ kommen quasi „on top“ auf die sowieso schon nicht geringe Problemliste für die baden-
  württembergischen Unternehmen (digitale Transformation, E-Mobilität, Fachkräftemangel, konjunkturelle
  Schwächephase, hohe Energiekosten).

• Für 2020 erwarten wir für Baden-Württemberg eine ausgewachsene Rezession mit einer
  Veränderungsrate für das reale BIP von minus 0,8% (Deutschland: -0,1%), für 2021 allerdings einen
  starken Rückprall von 1,5% (Deutschland 1,4%).

• Politik und Unternehmen müssen nun verstärkte Anstrengungen unternehmen, die Vielzahl an
  Herausforderungen, die für die Sicherung von Arbeitsplätzen und den Standort notwendig sind, zu
  stemmen.

• Die Corona-Krise dürfte für die deutsche Industrie ein Wendepunkt vergleichbar mit der Lehman-Krise im
  Bankensektor sein – wurde doch durch sie offenbar, dass die globalen Wertschöpfungs- und
  Zulieferketten zu einseitig auf eine Weltregion (Asien) ausgerichtet waren, was sie sehr anfällig für
  Schocks macht.

• Es ist zu erwarten, dass die Industrie mittelfristig vor einer Periode einer größeren Diversifikation und Re-
  Regionalisierung der Wertschöpfungsketten steht.

04.03.2020   Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                                                  2
Baden-Württemberg nicht zuletzt durch den Corona-Virus
2020 in einer Rezession
LBBW BIP-Wachstumsprognosen (in %) für Baden-Württemberg und Deutschland.

                                                                                                               • Der Corona-Virus und seine Auswirkungen auf die
   5,0%                                                                                                          internationale Wirtschaftsaktivität hat dem stark
   4,5%                                                                                                          exportorientierten Baden-Württemberg den Rest
                                                                                                                 gegeben: Für 2020 erwarten wir für Baden-
   4,0%
                                                                                                                 Württemberg eine ausgewachsene Rezession mit
   3,5%                                                                                                          einer Veränderungsrate für das reale BIP von minus
   3,0%                                                                                                          0,8% (Deutschland: -0,1%), für 2021 allerdings einen
                                                                                                                 starken Rückprall von 1,5% (Deutschland 1,4%).
   2,5%

   2,0%
                                                                                                               • Politik und Unternehmen müssen nun verstärkte
                                                                                                                 Anstrengungen unternehmen, die Vielzahl an
   1,5%                                                                                                          Herausforderungen, die für die Sicherung von
   1,0%                                                                                                          Arbeitsplätzen und den Standort notwendig sind, zu
   0,5%
                                                                                                                 stemmen: Die Digitalisierung der Geschäftsmodelle, die
                                                                                                                 Transformation der Automobilindustrie hin zur
   0,0%
                                                                                                                 Elektromobilität, der Ausbau der digitalen Infrastruktur,
  -0,5%                                                                                                          die Weiterbildung der Arbeitnehmer in Richtung digitale
  -1,0%                                                                                                          Kenntnisse, sowie die Energiewende.
             2011   2012   2013   2014   2015   2016   2017   2018   2019   2020   2021   2022   2023   2024
                                                                      (P)    (P)    (P)    (P)    (P)    (P)

                           BIP (Y/Y) Baden-Württemberg                BIP (Y/Y) Deutschland

Quelle: Refinitiv, LBBW Research.

04.03.2020     Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                                                                                                       3
Wachstumsranking 2020 der Bundesländer –
Baden-Württemberg auf dem letzten Platz
LBBW BIP-Wachstumsprognosen (in %) für ausgewählte Bundesländer.

                Berlin

       Brandenburg

              Sachsen

             Thüringen

             Hamburg

               Bayern

    Rheinland-Pfalz

    Sachsen-Anhalt

     Niedersachsen

                 NRW

               Hessen

Baden-Württemberg

                    -1,00%                   -0,50%   0,00%   0,50%   1,00%   1,50%

Quelle: Refinitiv, LBBW Research.

04.03.2020     Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                    4
04.03.2020   Konjunktur

Konjunktur Baden-Württembergs in der
Rezession
Baden-Württembergs Wirtschaft bereits im Januar klar im
Abschwung, für 2020 Rezession zu erwarten

L-Bank ifo-Konjunkturuhr für Baden-Württemberg, Januar 2020
                                                   • Die ifo-Konjunkturuhr verdeutlicht den Zusammenhang
                                                     zwischen der Lagebeurteilung und den Erwartungen nach
                                                     den Ergebnissen des ifo-Konjunkturtests. Der
                                                     Zusammenhang zwischen den beiden Komponenten kann
                                                     in einem 4-Quadranten-Schema dargestellt werden.

                                                   • Auf der Abszisse der Konjunkturuhr werden die Meldungen
                                                     der befragten Unternehmen zur Geschäftslage (Salden
                                                     aus den „Gut“- bzw. „Schlecht“-Meldungen) aufgetragen,
                                                     auf der Ordinate die Geschäftserwartungen (Salden aus
                                                     den „Günstiger“- bzw. „Ungünstiger“-Meldungen). Durch
                                                     das Fadenkreuz der beiden Nulllinien wird das Diagramm
                                                     in vier Quadranten geteilt, die vier Phasen der Konjunktur
                                                     markieren.

                                                   • Sind die Urteile der im ifo-Konjunkturtest befragten
                                                     Unternehmen zur Geschäftslage und zu den
                                                     Geschäftserwartungen per saldo schlecht, d. h. im Minus,
                                                     so befindet sich die Konjunktur in der Rezession (Quadrant
                                                     links unten). Gelangen die Geschäftserwartungen ins Plus
                                                     (bei noch schlechter Geschäftslage), so gerät man in die
                                                     Aufschwungphase (Quadrant links oben). Sind
                                                     Geschäftslage und Geschäftserwartungen gut, d. h. im
                                                     Plus, so herrscht Boom (Quadrant rechts oben). Drehen
                                                     die Geschäftserwartungen ins Minus (bei noch guter
                                                     Geschäftslage), so ist die Abschwungphase erreicht
                                                     (Quadrant rechts unten).
Quelle: L-Bank.
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Corona-Virus dürfte Entspannung bei Exporterwartungen
  zu Jahresbeginn wieder zunichte machen
  L-Bank-ifo-Index Exporterwartungen Baden-Württemberg, Januar 2020

                                                   • Nach einem Zwischenhoch zum Jahresende 2019 haben
                                                     sich die Exporterwartungen des Verarbeitenden Gewerbes
                                                     in Baden-Württemberg im Januar wieder eingetrübt.
                                                   • In der L-Bank-ifo-Konjunkturumfrage sank der
                                                     entsprechende Indexwert wieder in den negativen Bereich
                                                     (Rückgang von +4,5 auf -1,9 Indexpunkte).
                                                   • Während in der Chemiebranche eine
                                                     Stimmungsverbesserung zu beobachten war (Anstieg von
                                                     32,9 auf 45,5 Punkte) verschlechterten sich die Aussichten
                                                     im Bereich Maschinenbau (Rückgang von -1,0 auf -11,0
                                                     Punkte) und in der Automobilbranche (Rückgang von 22,2
                                                     auf 16,9 Punkte) jeweils.
                                                   • Allerdings ist China, von wo das Corona-Virus seinen
                                                     Ausgang nahm, auf Platz 2 der baden-
                                                     württembergischen Exportzielländer, Italien auf Platz
                                                     7. Insbesondere der Einbruch in den Exporten nach
                                                     China sowie die zu erwartenden Schwierigkeiten
                                                     seitens der chinesischen Zulieferer dürften das
                                                     (Export-) Wachstum der baden-württembergischen
                                                     Unternehmen in den nächsten Monaten belasten.

Quelle: L-Bank.
04.03.2020   Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                                                  7
China und Italien sehr wichtige Außenhandelspartner,
 die Exporte und Zulieferungen belasten dürften.
  Ranking der Export- und Importländer Baden-Württembergs nach Umsatzvolumen, Jan-
  Sept 2019 in Euro
             Ranking              Exporte nach Umsatz   Importe nach Umsatz     • Die negativen Effekte des Corona-Virus‘ dürften
                1                         USA                 Schweiz             die baden-württembergischen Unternehmen
                2                        China                  China             sowohl auf der Export- als auch der Importseite
                3                      Frankreich               Italien           treffen. Denn die stark betroffenen Länder
                                                                                  Chinas und Italien befinden sich sowohl was die
                4                       Schweiz              Niederlande
                                                                                  Exporte als auch die Importe unter den zehn
                5                     Niederlande                 USA
                                                                                  wichtigsten Außenhandelspartnern.
                6                          UK                Frankreich         • Nachfrageseitig dürften die Auswirkungen des
                7                        Italien                 Irland           Corona-Virus‘ v.a. durch die schwächere
                8                      Österreich       Tschechische Republik     Exportnachfrage nach China belasten.
                9                        Polen               Österreich         • Angebotsseitig dürften die Probleme bei den
               10                       Spanien                Belgien            Zulieferimporten v. a. aus China für die
                                                                                  Unternehmen in Baden-Württemberg eine
                                                                                  Belastung darstellen.

Quelle: IHK Stuttgart, LBBW Research
04.03.2020    Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                                                                   8
Corona-Virus:
Chinesische Einkaufsmanager-Indizes massiv eingebrochen

Einkaufsmanager-Indizes China
in Indexpunkten

                                                                                                                                                • Die offiziellen chinesischen
 70                                                                                                                            70                 Einkaufsmanager-Indizes sind
                                                                                                                                                  im Februar auf Rekordtief-
                                                                                                                                                  stände gefallen – niedriger als
                                                                                                                                                  zu Zeiten der Finanzkrise 2008.
 60                                                                                                                            60
                                                                                                                                                • Insbesondere im Dienst-
                                                                                                                                                  leistungssektor, der sich in den
                                                                                                                                                  vergangenen Jahren weit-
                                                                                                                                                  gehend stabil im expansiven
 50                                                                                                                            50                 Bereich oberhalb von 50
                                                                                                                                                  Punkten gehalten hatte, war der
                                                                                                                                                  Absturz dramatisch.
                                                                                                                                                • Zwar ist eine Erholung in den
 40                                                                                                                            40
                                                                                                                                                  kommenden Monaten aufgrund
                                                                                                                                                  sinkender Neuinfektionszahlen
                                                                                                                                                  und der massiven staatlichen
                                                                                                                                                  Unterstützung wahrscheinlich,
 30                                                                                                                            30                 doch unterstreichen die Daten
                                                                                                                                                  einmal mehr, dass die volks-
                                                                                                                                                  wirtschaftlichen Auswirkungen
                                                                                                                                                  im 1. Quartal massiv ausfallen
 20                                                                                                                            20                 werden.
             2008            2010             2012           2014            2016   2018   2020
             PMI Manufacturing (NBS)           PMI Non-Manufacturing (NBS)
                                                                                                  Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research

Quelle: Refinitiv

04.03.2020     Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                                                                                                               9
China: Hauptszenario

BIP-Wachstum in China mit LBBW-Prognosen
in % Y-Y
                                                                                                                                • In unserem Hauptszenario
 12                                                                                                            12
                                                                                                                                  leidet China zunächst einmal
                                                                                                                                  direkt unter der Epidemie.
                                                                                                                                • Darüber hinaus werden nun
 10                                                                                                            10                 aber auch andere Länder von
                                                                                                                                  der Ausbreitung der Infektion in
                                                                                                                                  Mitleidenschaft gezogen.
  8                                                                                                            8                • Auch darunter leidet die chine-
                                                                                                                                  sische Wirtschaft, z.B. durch
                                                                                                                                  einen Rückgang der Nachfrage
  6                                                                                                            6
                                                                                                                                  auch nach chinesischen Ex-
                                                                                                                                  portprodukten aus anderen
                                                                                                                                  betroffenen Staaten.
                                                                                                                                • Hinzu kommt, dass sich die
  4                                                                                                            4
                                                                                                                                  Infektion in China auch über
                                                                                                                                  den Frühling hinaus weiter
                                                                                                                                  ausbreiten könnte, da die
  2                                                                                                            2                  Erkrankung wohl keinem
                                                                                                                                  saisonalen Muster folgt.
                                                                                                                                • Wir revidieren unsere BIP-
  0                                                                                                            0                  Prognose für China im Jahr
       10       11        12        13        14    15   16   17   18   19   20   21                                              2020 daher noch einmal von
             China: BIP (% YY)                                                                                                    5,2 % auf nunmehr 3,9 %.
                                                                                  Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

04.03.2020    Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                                                                                                10
Asiatische Länder z.T. sehr eng mit China verflochten

Anteil Chinas am Außenhandel
in % des Außenhandels 2019

                                                                                                     • Vor allem asiatische Schwellen-
        Indien             3,2                                                                         länder sind wirtschaftlich sehr
                                                                                                       eng mit China verflochten.
         Japan                   6,1                                                                 • Die von uns prognostizierte
                                                                                                       Wachstumsabschwächung im
  Indonesien                       7,2                                                                 Reich der Mitte zieht folglich
                                                                                                       auch die asiatische Nachbarre-
   Australien                             12,3                                                         gion in Mitleidenschaft und führt
  Philippinen                                      17,1                                                hier zu reduzierten Wachstums-
                                                                                                       raten des BIP.
     Thailand                                      17,3                                              • Noch offen bleibt, wie stark
                                                                                                       diese Länder direkt unter einer
    Südkorea                                       17,5                                                Ausbreitung der Epidemie auf
                                                                                                       ihr Staatsgebiet betroffen sein
     Singapur                                             24,8                                         werden.

     Malaysia                                                    33,9
       Taiwan                                                           38,9
     Vietnam                                                                             61,9

                    0              10              20       30      40         50   60          70

Quelle: GTAI, IWF, LBBW Research

04.03.2020   Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                                                                      11
Zulieferketten: Alle leiden unter Covid-19

Anteil ausländischer Wertschöpfung an den Exporten
Werte „value added“ von 2010 in %

                       EU                                                                                                      39        • Globale Wertschöpfungsketten
                                                                                                                                           könnten durch die Epidemie
             Mittelamerika                                                                                           31
                                                                                                                                           empfindlich getroffen werden.
       Entwickelte Länder                                                                                            31
                                                                                                                                         • Denn alle Wirtschaftsräume von
     Ost- und Südostasien                                                                                       30
                                                                                                                                           globaler Bedeutung sind mehr
                    Global                                                                            28                                   oder weniger von Zulieferungen
                     Asien                                                                       27                                        aus anderen Staaten abhängig.
          Schwellenländer                                                                   25                                           • Z.B. können viele Exporte nur
                   Karibik                                                        21                                                       durchgeführt werden, wenn
                                                                                                                                           zuvor Bauteile aus anderen
 Lateinamerika und Karibik                                                        21
                                                                                                                                           Ländern importiert wurden.
                    Japan                                               18                                                                 Störungen in diesen Zuliefer-
                Westasien                                          16                                                                      ketten schlagen rasch wachs-
               Südamerika                                     14                                                                           tumsdämpfend auf alle in die-
                                                                                                                                           ses Netzwerk integrierte
                    Afrika                                    14
                                                                                                                                           Staaten durch.
         Transitionsländer                               13
                                                                                                                                         • Dies gilt auch für Länder der
                 Südasien                           11
                                                                                                                                           EU, wie z.B. Deutschland.
                      USA                           11
                                                                                                                                         • Branchen wie die Elektronik-
                             0      5          10             15             20        25                  30             35   40   45     industrie, die Autoindustrie oder
                                                                                                                                           der Maschinenbau sind sehr
                                                                                                                                           stark von diesem Netzwerk ab-
                                                                                                                                           hängig.
Quelle: UNCTAD, LBBW Research

04.03.2020    Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                                                                                                          12
Covid-19 dämpft Weltkonjunktur

Prognoserevisionen

• Vor diesem Hintergrund haben wir im Rahmen unseres neuen Hauptszenarios die BIP-Wachstumsprognosen für 2020 für alle
  Länder nach unten revidiert:

                  China:                           von   5,2 %   auf 3,9 %
                  USA:                             von   1,9 %   auf 1,5 %
                  Deutschland:                     von   0,4 %   auf -0,1 %
                  Euroraum:                        von   0,8 %   auf 0,0 %
                  Großbritannien:                  von   1,6 %   auf 0,8 %
                  Japan:                           von   0,5 %   auf 0,2 %

                  Weltwirtschaft:                  von 3,0 % auf 2,4 %

Quelle: LBBW Research

04.03.2020   Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                                                     13
Deutschland: Corona bringt die Rezession

ifo-Geschäftsklima und BIP Y/Y
Index bzw. % zum Vorjahresquartal

    6                                                                                           110   • Bis vor kurzem standen die Zei-
                                                                                                        chen für die deutsche Konjunk-
                                                                                                        tur auf „Bodenbildung“. Nach
    4                                                                                           105     den teils schlechten Zahlen
                                                                                                        2019 gab es sowohl einen An-
                                                                                                        stieg des ifo Geschäftsklimas
    2                                                                                           100     als auch leicht bessere Zahlen
                                                                                                        für das BIP-Wachstum in Q3
                                                                                                        und Q4 2019.
    0                                                                                           95
                                                                                                      • Nun zieht die Covid-19-Epide-
                                                                                                        mie einen Strich durch alle bis-
   -2                                                                                           90      herigen Prognosen: Es ist zwar
                                                                                                        weniger die Krankheit als die
                                                                                                        Angst vor ihr und die dadurch
   -4                                                                                           85      ausgelösten Maßnahmen. Aber
                                                                                                        an der Wirkung gibt es kaum
                                                                                                        Zweifel. Wir rechnen mit einem
   -6                                                                                           80      Rückgang um je 0,2% in den
                                                                                                        ersten beiden Quartalen. Dieser
                                                                                                        Rückschlag kann bis Jahres-
   -8                                                                                           75      ende 2020 nicht aufgeholt wer-
        07      08      09         10   11     12   13   14   15   16       17   18   19   20           den, so dass wir unsere Pro-
                                                                                                        gnose für das Gesamtjahr von
                 BIP Y/Y                Ifo-Geschäftsklima (RECHTE SKALA)                               0,4% auf -0,1% senken.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

04.03.2020   Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                                                                      14
Talfahrt setzt sich zu Jahresbeginn nicht fort – IHK-
Umfrage allerdings vor „Corona-Virus“!

IHK Stuttgart Umfrage unter Unternehmen, Jahresbeginn 2020: Erwartungen der
Unternehmen des Raums Stuttgart für die kommenden zwölf Monate, Differenz der positiven
und negativen Antworten in Prozentpunkten
                                                      • Gemäß der aktuellen Umfrage der IHK Stuttgart hat
                                                        sich entgegen den skeptischen Erwartungen vieler
                                                        baden-württembergischer Unternehmen,
                                                        insbesondere aus der Industrie, die konjunkturelle
                                                        Entwicklung der Südwestwirtschaft stabilisiert.
                                                      • Umsatzeinbußen in der Industrie sind in den letzten
                                                        Monaten durch steigende Erlöse im Service, im Handel
                                                        sowie am Bau ausgeglichen worden. Die Zufriedenheit
                                                        der Unternehmen mit ihrer aktuellen geschäftlichen
                                                        Lage ist nicht weiter zurückgegangen. Wir schon im
                                                        Herbst bewerten 43 Prozent der Betriebe ihre aktuelle
                                                        Situation als gut und 47 Prozent als befriedigend.
                                                        Unzufrieden ist unverändert nur jedes neunte
                                                        Unternehmen.
                                                      • Allerdings sind die Umfragen erstellt worden, bevor
                                                        der Corona-Virus auch Europa im Februar erfasste.
                                                        Die Auswirkungen der Corona-Virus-
                                                        Infizierungswelle auf China und die Weltwirtschaft
                                                        konnten die Unternehmen noch nicht in ihren in
                                                        der Konjunkturumfrage getroffenen
                                                        Einschätzungen berücksichtigen (der
                                                        Umfragezeitraum endete Mitte Januar 2020). Es ist
                                                        aber gemäß IHK davon auszugehen, dass
                                                        zumindest die Erwartungen der direkt oder indirekt
                                                        China-affinen Unternehmen sicherlich merklich
                                                        skeptischer ausgefallen wären.
Quelle: IHK Stuttgart
04.03.2020    Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                                          15
IHK-Blitzumfrage: Viele Unternehmen befürchten durch
Corona-Virus Einbruch ihrer Geschäfte

• Durch die zunehmende Ausbreitung des Corona-Virus rechnete Mitte Februar knapp die Hälfte von rund 500 befragten Unternehmen
  aus Industrie, Handel und Dienstleistung in der Region Stuttgart bereits jetzt mit negativen Auswirkungen auf ihre
  Geschäftsergebnisse im Jahr 2020. Etwa 18 Prozent gehen von deutlichen Einbrüchen aus und weitere 27 Prozent erwarten negative
  Auswirkungen, die sie jedoch als nicht maßgeblich einschätzen. Ungefähr 46 Prozent der Teilnehmer können dies noch nicht beurteilen.

• Des Weiteren melden knapp 36 Prozent der Befragten Schwierigkeiten in ihren Lieferketten, knapp 30 Prozent berichten von
  Auftrags- und Umsatzrückgängen. Der größte Anteil (etwa 52 Prozent) klagt jedoch über Einschränkungen bei Geschäftsreisen und
  Messeteilnahmen. Bei fast 15 Prozent der Unternehmen verzögern sich Entscheidungen für Geschäftsaktivitäten und Investitionen.

• Insgesamt sagen mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen, dass sie in irgendeiner Weise von den Auswirkungen des Corona-Virus
  betroffen sind. Weitere 20 Prozent sind es derzeit nicht, aber erwarten es. 14 Prozent können es noch nicht ausschließen und lediglich
  etwas mehr als zehn Prozent sagen, sie spüren keine Folgen.

• Beeinträchtigungen betreffen laut der Umfrageteilnehmer nicht nur die Geschäftsbeziehungen mit China (etwa 54 Prozent) und Italien
  (ungefähr 37 Prozent), sondern auch die übrigen asiatischen Länder. Jedes fünfte Unternehmen berichtet bereits von Problemen des
  Geschäftsverkehrs mit den übrigen europäischen Ländern.

Quelle: IHK Stuttgart
04.03.2020    Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                                                                          16
SARS-CoV-2: Unsere neuen Szenarien
                                                          Szenarien                                    Auswirkungen
                                                                                    Positivszenario

                                                    Rückläufige Ansteckungszahlen in             Der Expansionspfad der Weltwirtschaft
                                                                  China,                  35 %   flacht ab, bleibt aber aufwärts gerichtet,
                                                   Eindämmungsmaßnahmen außerhalb                  V-förmige Erholung nach schwachem
                                                         Chinas greifen langsam,                                     Q1,
                                                   Abklingen der Epidemie ab März/April          Chinesisches Wachstum bei knapp 5%,

                                                                                    Hauptszenario

                                                    Ausbreitung in vielen Regionen der
                                                                   Welt,
                                                      Epidemie noch „unter Kontrolle“ -   60 %        Rezession in Deutschland und
                    Ausgangssituation              flammt aber an verschiedenen Orten                          Euroraum
                                                            immer wieder auf,                     Chinesisches Wachstum fällt unter 4%
                                                   Eindämmungsmaßnahmen belasten
                                                            Konjunktur spürbar

                                                                                  Negativszenario

                                                         Weltweite Verbreitung,           5%
                                                                                                           Weltweite Rezession
                                                       Pandemie „außer Kontrolle“

04.03.2020   Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                                                                              17
10,00
                                                                                                                                   20,00
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04.03.2020
                                                                      01/2005
                                                                      06/2005
                                                                      11/2005
                                                                      04/2006
                                                                      09/2006
                                                                      02/2007

                                      Quelle: L-Bank; LBBW Research
                                                                      07/2007
                                                                      12/2007
                                                                      05/2008
                                                                      10/2008
                                                                      03/2009
                                                                      08/2009

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg
                                                                      01/2010
                                                                      06/2010
                                                                      11/2010
                                                                      04/2011
                                                                      09/2011
                                                                      02/2012
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                                                                      12/2012
                                                                      05/2013
                                                                      10/2013
                                                                      03/2014
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                                                                      01/2015
                                                                      06/2015
                                                                      11/2015
                                                                      04/2016
                                                                      09/2016
                                                                      02/2017
                                                                      07/2017
                                                                      12/2017
                                                                      05/2018
                                                                      10/2018
                                                                      03/2019
                                                                      08/2019
                                                                                                                                                                                                                           Frühindikatoren zeigen keine Bodenbildung an

                                                                      01/2020
                                                                                                                                                           L-Bank ifo-Konjunkturindex für Baden-Württemberg, Januar 2020

18
Autos: 2020 bestenfalls kleines Absatzplus zu erwarten –
inkl. Corona-Effekten -2 bis -5% zu befürchten
Absatzprognose für GJ 2020                                                     Veränderungen Schätzungen 01/20 vs. 10/19
in % zum Vorjahr                                                               in Tsd. Einheiten

                                  -0,3%          Welt                                                                                 Welt

                             -1,0%                                                                                                    Westeuropa
                                                 Westeuropa    .
                                                                                                                                       Deutschland
                                                                                                                                       Großbritannien
                              Osteuropa          Japan             3,2%                                                                Frankreich
                                                                                                                                       Italien
                         -1,5%                   USA                                                                                   Spanien
                                   China         0,4%                                                                                 Osteuropa
                                                                                                                                        Russland
          -4,0%                                  Japan
                                                                                                                                      USA
                                                                                                                                      China
                           Brasilien/Arg.                     2,5%                                                                    Japan
                                                                                                                                      Indien
                          Rest der Welt            0,5%                                                                               Brasilien
                                                                                -2.400 -2.000 -1.600 -1.200   -800   -400   0   400
    -6%        -4%          -2%             0%           2%          4%   6%

•    Absatz rd. 90 Mio. Einheiten weltweit, das sind -7,6 Mio.                 • Welt      -2.013 Tsd. Einheiten (-2,2 PP)
     gegenüber Planung 2018. Effekte aus dem Coronavirus                         China     -1.459 Tsd. Einheiten (-2,8 PP)
                                                                                 Westeuropa -213 Tsd. Einheiten (-1,3 PP)
     sind dabei noch nicht berücksichtigt!
                                                                                 Osteuropa   -134 Tsd. Einheiten (-3,3 PP)
•    Wir befürchten eine Korrektur auf -2 bis -5% für den                      • USA           +206 Tsd. Einheiten (+1,1 PP)
     weltweiten Absatz 2020.                                                     Brasilien      +96 Tsd. Einheiten (+1,8 PP)

            China entscheidet mit rd. 28% Absatzanteil über Wachstum oder Rückgang des Automobilmarktes.
Quelle: LMC Automotive (01/20), LBBW Research

04.03.2020   Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                                                                                        19
Deutsche Maschinenproduktion: LBBW Prognose für 2020 bei –4%

Wachstum reale deutsche Maschinenproduktion (Balken und Prozentwerte) vs. Wachstum
reales globales BIP
                                                                                                                               • In 2019 sank die reale deutsche Maschinenproduktion nach
15%                                           13%                                                                      6,0%      vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes
               11%                                                                                                               um 3,2% zum Vorjahr. Für 2019 erwartet der Maschinenbau-
10%                                    9%
       7%                                                                                                              5,0%      verband VDMA weiterhin einen Rückgang von 2%. Die
                        6%                                                                                                       Prognose für 2020 lautet ebenfalls minus 2%.
 5%                                                                                      4%
                                                      1%            1% 1%                       2%
                                                                                                                       4,0%
 0%                                                                                                                            • Während 2019 von einem oft durch Zulieferengpässe
                                                             -1%                  0%                                             ausgelösten Auftragsüberhang profitierte, dürfte die
-5%                                                                                                    -3% -4%         3,0%      Ausgangslage für 2020 weniger vorteilhaft sein.

-10%                                                                                                                   2,0%    • Auch das gesamtwirtschaftliche Umfeld wird u.E. 2020
-15%                                                                                                                             herausfordernd bleiben. So schätzt das LBBW Research für
                                                                                                                       1,0%      2020 ein weltweites BIP-Wachstum von 3,0% (2019e 2,9%).
-20%                                                                                                                             Die Wachstumsprognose für China wurde zuletzt auf 5,2%
                                                                                                                       0,0%      (zuvor: 5,7%) gesenkt. China ist nach den USA der
-25%                                                                                                                             zweitwichtigste Exportmarkt für den deutschen
                               -25%
                                                                                                                                 Maschinenbau.
-30%                                                                                                                   -1,0%
                                                                                                       2019e

                                                                                                               2020e
        2006

                2007

                        2008

                                2009

                                       2010

                                               2011

                                                      2012

                                                             2013

                                                                    2014

                                                                           2015

                                                                                  2016

                                                                                         2017

                                                                                                2018

                                                                                                                               • Die Detailanalyse auf der Fachzweigebene kommt zu dem
                                                                                                                                 Ergebnis, dass wir 2020 einen im Vergleich zu 2019
                                                                                                                                 stärkeren Rückgang in der deutschen Maschinenbau-
                       Reales Produktionswachstum deutscher Maschinenbau                                                         produktion sehen könnten. Wir schätzen deshalb einen
                       Wachstum reales globales BIP (rechte Skala)                                                               Produktionsrückgang im deutschen Maschinenbau für
                                                                                                                                 2020 von -4%.

Quelle: VDMA, 2019e und 2020e Prognosen LBBW Research

04.03.2020     Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                                                                                                                      20
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04.03.2020   Konjunkturmonitor Baden-Württemberg                                                                                                    21
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