Tief im Osten 15 Jahre Bochumer Botschaft in Berlin - Eine Festschrift

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Tief im Osten 15 Jahre Bochumer Botschaft in Berlin - Eine Festschrift
Tief im Osten         Eine Festschrift

15 Jahre Bochumer
Botschaft in Berlin
Tief im Osten 15 Jahre Bochumer Botschaft in Berlin - Eine Festschrift


Mittendrin und
überall schlägt
unser Herz für
Bochum.

                                              Förderer

                                2
                              15 Jahre
                         Bochumer Botschaft
   sparkasse-bochum.de
Tief im Osten 15 Jahre Bochumer Botschaft in Berlin - Eine Festschrift


Vorwort
Liebe Mitglieder der „Bochumer Botschaft“, liebe VfL-Fans,
unseren Fanclub gibt es jetzt seit mehr als 15 Jahren.                                    des Jahres gesagt, wir schreiben unsere bisherige Ge-
Was als pragmatische, sympathische, sagen wir mal, In-                                    schichte einfach mal auf. Für die, die uns kennen, lange
teressengemeinschaft zwecks Fußballgucken begann, ist                                     oder kurz dabei sind, aber auch für alle, die gern mal ge-
längst eine beachtliche und bunte Institution innerhalb                                   plant oder spontan vorbeikommen mögen. Das Ergebnis
der Bochumer Fanszene geworden. Uns überrascht das                                        ist diese kleine Festschrift. Sie ist weniger Rückblick, son-
selbst immer wieder. Es zeigt aber auch, dass aus einer lo-                               dern vor allem eine Einladung, uns und die Hauptstadt zu
sen Idee, echte Solidarität, Freundschaft und Verbunden-                                  besuchen – immer wenn der VfL spielt. Bei uns in Kreuz-
heit entstehen können. Das gilt insbesondere für mehr als                                 berg ist immer Heimspiel. Denn Bochum ist überall, auch
ein – Schmidt sei Dank (siehe Seite 44) – nun vergangenes                                 und ganz besonders in Berlin. Glück auf, nur der VfL!
Jahrzehnt Zweitligafußball. Darüber sind wir ziemlich
froh, so fernab der Heimat. Also haben wir uns Anfang                                                 Der Vorstand der Bochumer Botschaft

Inhaltsverzeichnis:

Grußworte .......................................................................................Seite 4
Geschichte der „Bochumer Botschaft“ .................................Seite 8
Pokalfinale 1988 ...........................................................................Seite 14
Hauptstadt-Transfers ................................................................Seite 18
Currywurst und Fiege in Berlin ..............................................Seite 20
Bochumer Straßennamen ........................................................Seite 22
Aufstieg 1971 ...................................................................................Seite 24
VfL-Quiz ...........................................................................................Seite 30
Herbert Grönemeyer über Berlin...........................................Seite 34
Stadt der Undergroundkirchen ..............................................Seite 36
Patrick Fabian über seinen VfL...............................................Seite 38
Schmidt im Himmel ...................................................................Seite 42
Bochumer Brauer Christoph Flessa ......................................Seite 48
Unsere Kurve in Kreuzberg ......................................................Seite 50
Impressum .....................................................................................Seite 54

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                                                                            15 Jahre
                                                                       Bochumer Botschaft
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Grußworte

Ilja Kaenzig und Sebastian Schindzielorz
Geschäftsführung des VfL Bochum 1848

Seit Februar 2018 für die positive Entwicklung beim VfL verantwortlich: die Geschäftsführer Ilja Kaenzig und Sebastian Schindzielorz Fotos: VfL Bochum

Liebe Bochumer Botschafterinnen und Botschafter,
wir möchten Euch recht herzlich zum 15-jährigen                               noch heute. Wir werden als Geschäftsführung daran ar-
Jubiläum der „Bochumer Botschaft“ gratulieren. Der                             beiten, unsere Fanclubtour diesbezüglich um eine Bot-
größte VfL-Fanclub ist nicht im Herzen des Ruhrpotts zu                        schafts-Visite zu erweitern – sofern die Corona-Auflagen
finden, sondern in der deutschen Hauptstadt. Auf diese                          es erlauben.
Leistung darf man seitens der „Botschaft“ zurecht stolz                            In dieser Bundesligasaison bietet sich ja gleich zweimal
sein. Die „Bochumer Botschaft“ ist innerhalb der VfL-Fan-                       die Chance, dort vorstellig zu werden, beide Male im kom-
szene inzwischen ein feststehender Begriff.                                     menden Jahr. Wir sind optimistisch, dass es zum Treffen
   Die Besuche in Berlin werden in der Regel mit ei-                            kommt. Wir wünschen den Angehörigen der Bochumer
nem Zwischenstopp im Junction Café angereichert, be-                           Botschaft anlässlich des Jubiläums tolle Feiertage und
vor unsere Mannschaft zahlreich und lautstark bei den                           freuen uns über 15 Jahre blau-weiße Unterstützung. Fan-
Auswärtsspielen im Olympiastadion oder An der Alten                            liebe kennt keine Entfernung, das beweist die Bochumer
Försterei unterstützt wird. Diejenigen, die schon einmal                      Botschaft jedes Jahr aufs Neue.
in den Genuss der Botschaftsbesuche im Junction oder                            Herzlichen Glückwunsch zum 15-jährigen Bestehen!
am alten Standort „Jägerklause“ kamen, schwärmen                              Ilja Kaenzig und Sebastian Schindzielorz

                                                                          4
                                                                    15 Jahre
                                                               Bochumer Botschaft
Tief im Osten 15 Jahre Bochumer Botschaft in Berlin - Eine Festschrift


Dirk Michalowski
Fanbeauftragter des VfL Bochum 1848

Dirk Michalowski ist seit Dezember 1997 (seit August 2003 hauptamtlich) Fanbeauftragter unseres Herzensvereins Foto: VfL Bochum

Liebe Mitglieder des Fanclubs „Bochumer Botschaft“ in Berlin, liebe VfL-Fans,
ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als ich                   beim Spiel im Gästebereich. Die Fanclubmitglieder sind
zum ersten Mal davon hörte, dass in Berlin ein Fanclub                 nicht zu übersehen und tragen voller Stolz die Farben des
vom VfL Bochum 1848 gegründet wird. Ganz ehrlich, ich                  VfL Bochum 1848. Manchmal ist am Vortag des Spiels auch
konnte mir damals noch nicht vorstellen, welch unwahr-                  noch der ein oder andere Vereinsoffizielle im Junction zu
scheinliche Dynamik diese Idee in den nachfolgenden                     finden. Doch damit allein geben sich die Fanclubmitglie-
Jahren bekommen würde und vor allem, wie die Umset-                    der nicht zufrieden, sie wollen nicht nur die Mannschaft
zung eigentlich funktionieren sollte. Für mich ist Berlin              im Stadion unterstützen, sondern gemeinsam mit der Fan-
eine Stadt, die bei unseren Fans definitiv bekannt, aber                szene die Entwicklung des Vereins mitgestalten: So war es
auch knapp 500 Kilometer von Bochum entfernt ist. Umso                  kein Zufall, dass im Mai 2018 ein Schiff mit blauweißen ge-
erstaunter war ich, jedes Jahr eine neue Mitgliederliste zu             schmückten Fans über die Spree fuhr und Touristen sich
bekommen und gleichzeitig festzustellen, dass die Anzahl                am Spreeufer nur verwundert die Augen rieben. Die Bot-
der Mitglieder ständig größer wurde. Mittlerweile ist er              schaft hatte zur Schifffahrt geladen, um sich gemeinsam
der Fanclub mit den meisten Mitgliedern in der Bochu-                   mit weiteren VfL-Fans auf das Spiel gegen Union Berlin
mer Fanszene und hat sich zu einer festen und bekannten                 einzustimmen. Es war ein großartiges Bild!
Institution entwickelt.                                                 Ich wünsche dem Fanclub Bochumer Botschaft für die
   Wer sich davon überzeugen möchte, dem rate ich un-                 Zukunft alles erdenklich Gute und gratuliere ganz herz-
sere Mannschaft zu einem Spiel nach Berlin zu begleiten.                lich zum 15-jährigen Jubiläum.
Ob am Vorabend im Kreuzberger Cafe Junction oder direkt                 Dirk „Moppel“ Michalowski

                                                                  5
                                                             15 Jahre
                                                        Bochumer Botschaft
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Thomas Eiskirch
Oberbürgermeister der Stadt Bochum

Liebe Mitglieder und Fans der Bochumer Botschaft,
dass der VfL Bochum Anhänger auch weit über die Stadt-           tionen außerhalb von Bochum noch enger zusammen.
grenzen hinaus hat, beweist Ihr Fan-Club eindrucksvoll:          Und so waren wir bestimmt alle am 23. Mai dieses Jahres
Seit 15 Jahren bereits hat der VfL mit der „Bochumer             gleichermaßen überwältigt, als der VfL nach elf unend-
Botschaft“ eine „ständige Vertretung“ in Berlin. Ich freue       lich langen Jahren wieder in die 1. Liga aufgestiegen ist.
mich, dass Sie unserer Stadt und dem VfL auch in der Fer-           „700 Jahre Bochum“ & „15 Jahre Bochumer Botschaft“
ne treu sind und für alle Bochum-Fans eine Anlaufstelle          in 2021 – der Aufstieg hätte kein passenderes Geschenk
bieten.                                                          sein können!
   Vor fast 25 Jahren habe ich in Bochum selbst einmal ei-          Herzlichen Glückwunsch Ihrem Fan-Club und verbun-
nen VfL-Fanclub mitgegründet, der heute noch existiert.          den damit viele Grüße von der Ruhr an die Spree an die
Ich weiß daher aus eigener Erfahrung, wie schön oder             (Gründungs-)Mitglieder der „Bochumer Botschaft“ sowie
auch tröstlich es ist, Sieg und Niederlage gemeinsam zu          alle „VfL’er“!
feiern bzw. zu ertragen. Sicherlich schweißen diese Emo-         Ihr Thomas Eiskirch

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                                                     15 Jahre
                                                Bochumer Botschaft
Tief im Osten 15 Jahre Bochumer Botschaft in Berlin - Eine Festschrift


                                                           VON HERZEN UND VON HIER.

                 Miteinander.
                                    Mit Fiege.

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                                           15 Jahre
                                      Bochumer Botschaft

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Tief im Osten 15 Jahre Bochumer Botschaft in Berlin - Eine Festschrift
15 Jahre Bochumer Botschaft

Tief im Osten
Die „Bochumer Botschaft“ in Berlin gibt es seit 15 Jahren. Der Weg des heute
mitgliederstärksten VfL-Fanclubs begann auf einer alten Ledercouch im Keller einer Kneipe
im Osten und führt ins Herz von Kreuzberg. Fröhlich unterwegs in der Hauptstadt und
auswärts waren wir immer – trotz endloser Zweitligajahre

von Benjamin Mikfeld, Jan Scheper, Jörg Deml, Sascha Varnhold und Sven Jansen

Seit 2006 hat der VfL eine Anlaufstel-     te Sprache verwenden, so sei doch        (für die Jüngeren: Sky hieß zunächst
le in Berlin. Der Name „Bochumer           gesagt: Ein Defizit gibt es leider. An   Premiere und dann Arena) geteilt und
Botschaft“ ist dabei Programm. Wir         einer ausgeglicheneren Zusammen-         schaute privat. Andere verteilten sich
sind ein organisierter Fanclub mit         setzung von Jungs (bilden die Mehr-      auf verschiedene Kneipen, immer auf
inzwischen über hundert Mitglie-           heit) und Mädels müssen und wollen       des Wirtes Gnade angewiesen. Und
dern. Viele sind regelmäßig und aktiv      wir noch arbeiten.                       damit darauf, dass nicht gerade ein
dabei. Aber wir sind auch eine wich-                                                Konkurrenzspiel lief, das für andere
tige Anlaufstelle für alle VfLer:innen,                                             Gäste und Umsatz attraktiver war.
die am Wochenende einen Trip nach          Die Gründung                                Wir VfLer:innen waren im Berliner
Berlin machen oder vorübergehend                                                    Raum also präsent, aber verteilt. Wir
beruflich in der Stadt sind. Seitdem       Doch wie kam es dazu, dass es die        kannten uns noch nicht. Im Inter-
es die „Botschaft“ gibt, erleben wir       „Bochumer Botschaft“ gibt? Einzelne      netforum vfl4u.de finden sich noch
ein Kommen und Gehen. Viele zogen          Leute und kleine Grüppchen schau-        die ersten Spuren des entscheiden-
und ziehen neu nach Berlin, viele          ten bislang ihren VfL hier und da in     den Zusammenschlusses: Die Sai-
wieder weg. Und wieder hin. Manche         Berlin. Ein Bochumer Grüppchen,          son 2006/07 begann für den VfL mit
zogen sich vom Verein zurück und           der Vorläufer der Botschaft, versuch-    einem klassischen Fehlstart. Aber
fühlen sich dann wieder hingezogen.        te es in einer Kneipe in Mitte, die      für die Berliner Fans des VfL ende-
So entstand und entsteht stets eine        immer die Konferenz und ein Spiel        te eine lange Leidenszeit: Im August
für Berlin typische bunte Mannschaft       nach Mehrheitsentscheidung zeig-         2006 gab es im Forum einen Aufruf zu
aus Botschafter:innen mit den unter-       te. Ein paar Wochen ging das gut.        einem konspirativen Treffen in einem
schiedlichsten Jobs und Interessen.        Dann hatte eine Horde Schalker –         Wohnzimmer in Prenzlauer Berg
   Bis heute gibt es echte Bo-             alte Hools der „Gelsenszene“ – die       anlässlich eines Auswärtsspiels bei
chumer:innen und „Gelernte“, die           gleiche Idee. In der gleichen Kneipe.    Mainz 05. So kamen 14 Blau-Weiße
aus den Nachbarstädten stammen             Sie waren mehr. Wir waren raus. Diese    zusammen. Sie hatten von nun an das
oder einfach einen Bochum-Bezug            Gruppe hat sich dann ein Premiere-Abo    klare Ziel, jedem VfL-Fan zu ermög-
haben, weil sie dort studiert oder                                                  lichen, seinen Verein in Berlin im
gearbeitet haben. Aber es sind auch
viele Botschafter:innen aus allen
möglichen Ecken des Landes dabei.
                                                              8                     Kreise Gleichgesinnter zu erleben.
                                                                                    Als Fanclub in Berlin. Die Mission war
                                                                                    klar, der Name umstritten. Vorschlä-
                                                         15 Jahre
Sogar aus Berlin und Brandenburg.                                                   ge wie „Die Anspruchslosen“ oder
Und wenn wir hier die gendergerech-                 Bochumer Botschaft              „Capitale Abwehrschwächen“ fielen
Tief im Osten 15 Jahre Bochumer Botschaft in Berlin - Eine Festschrift
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                            Kutte, Gästeblock,
                      Schrippen, Geschrei und
                     Jens Todt – Szenen eines
     15 Jahre        Fanclubs, was soll man da
                                   groß sagen.
Bochumer Botschaft
Tief im Osten 15 Jahre Bochumer Botschaft in Berlin - Eine Festschrift
durch. Geboren         Unsere Kneipen
                                                                    war die „Bochu-
                                                                     mer Botschaft“.      Als Exil-Fanclub ist die existenziel-
                                                                     Das Spiel in         le Frage: Wo trifft man sich und wo
                                                                     Mainz wurde          kann man verlässlich das Spiel schau-
                                                                      dennoch ver-        en? Natürlich fährt man auch „aus-
                                                                      loren.     Fort-    wärts“ oder zu Heimspielen. Aber
                                                                       an trafen wir      der zentrale Gedanke ist die Fankur-
                                                                       uns in einer       ve im Kleinen um die Ecke, ein paar
                                                                        Kneipe in der     U-Bahn-Stationen entfernt. Und aus
                                                                        Pre n z la ue r   Gesprächen mit Exil-Fanclubs ande-
                                                                         Allee     na-    rer Vereine wissen wir: die Kneipen-
                                                                         mens S.O.S.      Odyssee, die immer wieder neue
                                                                         Bodega. Ein      Suche nach einer „Heimstatt“ kennen
                                                                    Botschafter hat-      viele.
                                                                    te hier bereits
                                                                    zuvor seit Janu-
                                                                    ar 2006 Spiele im     Prenzlauer Berg
                                                                    Keller der Knei-
                                                                    pe verfolgt. Am       Es begann also mit der S.O.S. Bode-
                                                                    14. Oktober 2006      ga. Die kleine Eckkneipe war in der
                                                                   wurde der Fan-         Hand des Union-Berlin-Fanclubs
                                                                   club offiziell ge-     „Prenzlauer Allee Fraktion“. Der Wirt
                                                                   gründet.      Auch     hatte allerdings eine gewisse Sym-
                                                                   das war kein nor-      pathie für uns, aber er brauchte vor
                                                                   maler Spieltag.        allem das Geld. Und so konnten wir
                                                                  Es war das Spiel        unsere Spiele schauen, sofern nicht
                                                                  gegen        Werder     gerade Union spielte oder die Stamm-
                                                                  Bremen, bei dem         kundschaft die Konferenz forderte.
                                                                  Herbert Gröne-          Der Regelfall war allerdings, dass wir
                                                               meyer (siehe Seite         unseren privat finanzierten Premi-
                                                               35) vor der Ostkurve       ere/Arena-Receiver mittel-legal an
                                                               sang.                      einen alten Röhrenfernseher an-
                                                                  Es folgte ein 0:6.      schließen mussten – im Unterge-
                                                               Unser Fanclubleben         schoss, im Durchgang zu den Toilet-
                                                               begann. Unsere erste       ten. Neben einem Flipper standen
                                                               gemeinsame          Ak-    eine alte Ledercouch und ein paar
                                                               tion war das Spiel         Stühle herum.
                                                               im November 2006              Bald gesellte sich ein anfangs
                                                               bei Hertha BSC.            etwas schrulliger Typ dazu. Er kam
                                                               Wir hatten inzwi-          rein, setzte sich grußlos mit einem
                                                               schen ein Logo, eine       Glas Wasser direkt vor den Fern-
                                                               Website und ein            seher, schaute stumm das Spiel
                                                               Banner. Das war            und ging. Dieser Typ sollte später
                                                               ganz ordentllich für       unser aller Helmut sein. Ein Hard-
Die versammelte Mannschaft beim Grillen
auf dem Tempelhofer Feld (mitte), beim         den Anfang, dachten wir uns. Zu-           core-VfLer der frühen Stunde, ein
„Warmmachen“ vor dem Spiel gegen Union         frieden zogen wir mit dem Banner           Geschichtenerzähler. Helmut starb
Berlin (oben) und beim Brauereibesuch in der   vor dem Spiel durch Berlin und             2019 (siehe Seite 42). Das Geschäfts-
Heimat.                                        animierten die Besucher:innen des          modell der Bodega war nicht nach-
                                               Reichstags zu einer „La Ola“. Das          haltig. Das Haus wurde saniert. Und
                                               Spiel endete, immerhin, 3:3.               wir konnten nicht für ausreichenden
                                                                                          Umsatz sorgen. Wir mussten raus. Die
                                                                                          Kneipe gibt es nicht mehr. Die Suche
                                                                                          nach einem neuen Laden begann mit
                                                                                          der Bildung einer Kneipen-Findungs-

                                                               10                         kommission. Anzeigen in diversen
                                                                                          Berliner Blättern wurden geschaltet.
                                                                                          Diverse Bewerbungstrinken folgten.
                                                            15 Jahre
                                                                                          Leider waren wir gefühlt so attraktiv
                                                       Bochumer Botschaft                 wie Bayern-München-Fanclubs und
Blau im Zug unterwegs: Die „Bochumer Botschaft“ nach einem Auswärtsspiel in Cottbus. Das Ergebnis war, na, sagen wir mal, ganz erfreulich.

unsere Wahlmöglichkeiten begrenzt.             mit VfL-Fan Matze an der Gitarre. Wir           Irgendwann sagte der Wirt, dass sich
So fiel die Wahl auf einen Irish Pub,          hatten aber auch bittere Zeiten.                ein Sky-Abo für ihn nicht mehr rech-
auch in Prenzlauer Berg, unter-                   Ein Tiefpunkt für alle VfL-Fans war          nen würde. Wir mussten wieder raus,
gebracht im Untergeschoss eines                auch der Tiefpunkt der Botschaft.               auch die Klause gibt es in dieser Form
Kino-Komplexes. Es gab vom Fass –              Zur 1:6-Niederlage beim Schneetrei-             nicht mehr.
neben den üblichen Pub-Sorten – nur            ben in Aue 2012 kamen 3 Leute – und
Warsteiner. Es roch nach altem Pom-            einer hatte auch noch Geburtstag.
mesfett. Kein einladender Ort, viele           Feine Ironie am Rande: Nach dem                 Kreuzberg
Mitglieder wollten nach einer hal-             Spiel, deren Fans beider Seiten wohl
ben Saison wieder weg. Auch diesen             gleichermaßen das „Steigerlied“ be-             Seit 2015 sind wir nun im Junction
Laden gibt es nicht mehr.                      herrschen, wurde unser Trainer na-              Café, Gneisenaustraße 18, mitten in
                                               mens Bergmann entlassen.                        Kreuzberg (siehe Seite 50). Wie auch
                                                  An diesem frühwinterlichen Sams-             in den anderen Kneipen ist die Wir-
F‘hain                                         tag, einem 27. Oktober, war es egal,            tin zwar kein VfL-Fan, doch unsere
                                               dass diese drei eisernen Botschafter            Angie ist die netteste Vertreterin ih-
Es gab eine neue Idee: die Jägerklause         die ersten 10 Minuten verpassten.               rer Zunft, die wir bisher im Fanclub-
in Friedrichshain. Eine alteingeses-           Aue führte bereits 3:0. Aber auch               Kontext kennenlernen durften. Der
sene Kneipe, mit Konzertraum und               sonst mussten wir Samstags- oder                Ort ist perfekt. Wir haben seitdem
nettem Biergarten. Nach knackigen              Sonntagsmittags oft bis nach Spielbe-           kein Spiel, keine Minute verpasst.
Gesprächen mit dem Wirt war der                ginn vor verschlossen Türen warten              Es gibt Fiege – zumindest aus der
Deal perfekt. Wir konnten für VfL-             – bis die missgelaunten Thekenkräfte            Flasche. Und Brauereichef Hugo
Spiele einen dunklen Nebenraum                 Lust hatten, ihren Dienst anzutreten.           Fiege selbst kam unangekündigt
exklusiv nutzen. Eine gute Zeit folg-                                                          vorbei und gab eine Runde aus. Wir
te, oft war die Hütte voll: Beim Rele-
gationshinspiel 2011 gegen Borussia
Mönchengladbach platzte der Laden
                                                                   11                          haben im Junction Café unseren
                                                                                               zehnten Geburtstag gefeiert und An-
                                                                                               gie im und nach dem ersten Corona-
                                                              15 Jahre
aus allen Nähten. Wir sahen dort                                                               Lockdown unterstützt. So freudig
Konzerte der Band „Hasenscheiße“                         Bochumer Botschaft                    der Anlass, so traurig war es, dass
wir den Aufstieg 2021 nicht gemein-     VfL-Fans vor den Spielen gegen Uni-       Alleinegucker, hat für die „Bochumer
sam im Junction Café oder auf einer     on Berlin geworden ist. Dort gibt es      Botschaft“ schon ein, zwei Ausnah-
Auswärtsfahrt erleben konnten. Erst     immerhin Currywurst.                      men gemacht (siehe Seite 36). Es gab
am letzten Spieltag im Mai war es          Legendär sind aber unsere Anrei-       Lesungen, Brauereibesuche in Ber-
wieder möglich, draußen zu schauen.     sen nach Köpenick per Schiff. Vor         lin oder sportliche Kräftemessen mit
In dieser Saison geht es bisher dank    allem im Mai 2018, als wir bei bes-       anderen Exil-Fanclubs. Dabei sprang
der Impfungen entspannt weiter. Wir     tem Wetter mit über 300 VfL-Fans          2019 immerhin ein zweiter Platz
hoffen, dass es so bleibt.              – und Radiolegende Günther Pohl           beim von den Nürnberger „Club-
                                        – vom Treptower Park aus per Aus-         bern 04“ organisierten Kneipenquiz
                                        flugsdampfer nach Köpenick fuh-           heraus.
Fahrten und „Heimspiele“                ren. Ein feines Spektakel, eigentlich
                                        ein perfekter Tag, aber das mäßige
Die Bochumer Botschaft funktioniert     Spiel ging 1:3 verloren. Darüber hi-      Die Hymnen
nicht wie ein normaler Fanclub, der     naus waren und sind wir vor allem
aus einem Freundeskreis besteht         im Osten unterwegs. Gerne waren           Die bisherige Geschichte der „Bochu-
und zusammen im Stadion steht.          wir in Cottbus, aber auch in Dresden,     mer Botschaft“ darf hier aber nicht
Doch natürlich treffen wir uns nicht    Rostock und Magdeburg. Im Norden          ohne unser ureigenes Liedgut enden.
immer nur vor der Kneipenleinwand       ging es stets fröhlich zum FC St. Pauli   Auf einer S-Bahn-Fahrt Richtung
in Kreuzberg. Zum Fanclubleben          und zum HSV. Heimspiele besuchen          Olympiastadion fing es an: Unse-
gehören natürlich zunächst unsere       wir in der Regel nicht gemeinsam.         re Gründungsmitglieder Lukas und
„Heimspiele“ in Berlin. Also Partien    Jed:er entscheidet individuell und        Felix stimmten zur Melodie des
gegen die beiden Klubs, die gerade      trifft sich meist mit Freund:innen in     Refrains von „Can´t Take My
in unserer Liga spielten und oder       Bochum. Mit einer Ausnahme: Zum           Eyes Off You“ plötzlich „Bochu-
spielen.                                Saisonabschluss 2017 besuchten wir        mer Botschaft, schallalalalala“ an.
   Tradition haben vor den Aufein-      zusammen vor dem Spiel die Fiege-         Aus dem Klassiker von Frankie
andertreffen mit der Hertha Besu-       Brauerei. Das folgende Spiel gegen        Valli wurde unsere erste Hymne. Die
che in „Meißners Probierstube“. Die     den FC St. Pauli lief eher mittelgut.     von Lukas orchestrierte und beim
Kneipe wurde wegen eines einzigen       Endergebnis 1:3.                          Besuch vom damaligen Sportvorstand
Merkmals ausgesucht: sie ist in der                                               Thomas Ernst in der Jägerklause auf-
Bochumer Straße in Moabit beheima-                                                genomme Version ist ein YouTube-
tet. In der Küche wurde ursprünglich    Botschafter:innen in Aktion               Geheimtipp. Auch weil Zeilen wie „so
mit zwei Ausgangsprodukten gear-                                                  weit entfernt von der Ruhr, hier gibt es
beitet: Hack und Schrippen. Daraus      Im Dezember 2010 brach Union-Profi        Spreewasser nur“ und „auch im Osten
entstand einst die Speisekarte mit      Macchambes Younga-Mouhani un-             ganz tief, gibt es ein Fankollektiv“ bis
zwei etablierten Gerichten: Mettbröt-   serem damaligen Verteidiger Mati-         heute in der Fußballpopkultur uner-
chen und Bouletten.                     as Concha Schien- und Wadenbein.          reicht sind. Zu unserem zehnjährigen
   Kleiner Exkurs: Erinnert sich noch   „Es ist das brutalste Foul, das der       Geburtstag musste jedoch ein neuer
jemand an unseren Ex-Keeper Phi-        deutsche Fußball seit langem gese-        professioneller Song her. Es entstand,
lipp Heerwagen? Egal. Zumindest         hen hat“, fand ein Berliner Boule-        dank Lukas und Stefan, „Bochumer
bekannte sich seine Schwester, die      vard-Blatt. Wir waren zur Stelle und      Botschaft Olé“ – zur Melodie von
Schauspielerin Bernadette Heer-         besuchten unseren Spieler im Unfall-      „Kreuzberger Nächte“. Helmut glänzt
wagen, zu jener Zeit öffentlich zum     krankenhaus in Marzahn. Nur eine          als Hauptdarsteller:
VfL. Sie wurde vor einem Spiel unser    Aktion von vielen.
Jungs bei der Hertha in die regiona-       Die Botschaft lud und lädt Bochu-         „Ich saß so viele Jahre still und
le Fernsehsendung „Dickes B“ (RBB)      mer Prominenz gern ein. Wir hatten        stumm,
eingeladen. Der Sender hat mit uns      sie fast alle bei uns: In den Kneipen        allein in meiner Fußballkneipe rum.
einen Einspielfilm produziert, der      kamen über die Jahre die Sportvor-
ihr erkennbar unangenehm war. Wir       stände Thomas Ernst, Jens Todt und          So schlecht wie ich mich damals stets
schlugen also im Clip einen Treff-      Christian Hochstätter vorbei, digi-       gefühlt,
punkt am Olympiastadion vor – und       tal nahmen sich kürzlich in Corona-          hat meistens auch der VfL gespielt.
warteten pflichtbewusst bei Minus-      Zeiten Sebastian Schindzielorz und
graden auf Bernadette. Sie kam nicht.   Ilja Kaenzig viel Zeit. Kultur-VfLer        Doch irgendwann da drehte sich das
Denn eigentlich ist sie nur ein Fan     wie Frank Goosen und Hans-Werner          Blatt,
ihres Bruders.                          Olm erzählten und blieben lang. Der          und Bochum-Fans bevölkerten die
                                        Fußball-Journalist und VfL-Fan Chris-     Stadt.
                                        toph Biermann, obwohl passionierter
Mit dem Schiff nach Köpenick                                                        Noch immer werden wir vom Platz ge-

Größere Tradition haben schon die
„Vorspiele“ in der Kneipe „Haupt-
                                                        12                        fegt,
                                                                                     doch es gibt da einen Ort wo man´s
                                                                                  erträgt“.
                                                     15 Jahre
mann von Cöpenick“, die inzwischen
eine Anlaufstelle für viele weitere             Bochumer Botschaft                Auf die nächsten 15 Jahre. Glückauf!
Der „Hauptmann von Cöpenick“ sitzt stoisch in

      13             der gleichnamigen Kneipe im Berliner Osten.
                     Hier treffen wir uns seit Jahren vor unseren
                     „Heimspielen“ gegen Union. Volle Hütte,
     15 Jahre        Scheiß-Spiel: Botschafter:innen beim Relegati-
Bochumer Botschaft   onsspiel gegen Gladbach 2011
„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“

Keine feinen Techniker, aber echte Mannschaftkapitäne: Lothar Woelk und Frankfurts Charly Körbel (rechts) Foto: IMAGO / Kicker/Eissner, Liedel

Pokalsieger der Herzen

„Berlin, Berlin,
wir fahren nach Berlin!“
Zwei Mal in der langen Vereinsgeschichte stand der VfL im DFB-Pokalfinale: 1968 und 1988. Beim
ersten Mal gab es eine klare Niederlage. Vor 33 Jahre folgte ein Drama, in dem leider
der Schiedsrichter früh folgenschwer falsch entschied. Wie es damals war, erzählt ein Botschafter,
der im Stadion dabei war

Von Benjamin Mikfeld                            bach und den FC Bayern München                   SV folgte der erste „große“ Gegner,
                                                aus dem Weg räumte und erst im                   den Bochum in der Liga allerdings
Der VfL in Berlin – es ist schwer mög-          Ludwigshafener Finale 1:4 gegen den              schon zweimal besiegt hatte.
lich, dieses Thema abzuhandeln,                 1. FC Köln unterlag. 1988 nun führte                „Berlin, Berlin, wir fahren nach
ohne an das wohl wichtigste Spiel               der Weg über VfB Oldenburg, TSG                  Berlin!“ war seinerzeit ein noch jun-
der Vereinsgeschichte auf Berliner              Giengen, Schwarz-Weiß Essen und                  ger, aber schon beliebter Schlacht-
Boden zu erinnern: Das DFB-Pokal-               Fortuna Köln. Mit dem Hamburger                  ruf in Pokalpartien. Denn seit 1985
finale vom 28. Mai 1988. Zugegeben,                                                              fanden die Pokalendspiele stets im
der VfL hatte seinerzeit Losglück.
Anders als beim Erreichen seines
ersten Pokalfinales 1968, als der klei-
                                                                   14                            Olympiastadion statt. Nach dem
                                                                                                 Halbfinalsieg über den HSV wurde
                                                                                                 aus diesem Traum für die Bochumer
                                                               15 Jahre
ne Bochumer Regionalligist noch                                                                  Gewissheit. Im Mai 1988 war dann
Giganten wie Borussia Mönchenglad-                        Bochumer Botschaft                     die ganze Bochumer Innenstadt blau-
„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“

                                                                 15
                                                               15 Jahre
                                                       Bochumer
Außergewöhnliche Stimmung: Rund 20.000 Bochumer:innen wurden        Botschaftneben dem Marathontor platziert Foto: IMAGO / Horstmüller
                                                             im Olympiastadion
„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“

Schmerzhaft war nicht nur dieser Zweikampf zwischen Leifeld und Körbel, sondern auch das Endergebnis Foto: IMAGO / Kicker/Eissner, Liedel

weiß beflaggt. Alt eingesessene Kauf-           Trikots mit Opel-Werbung, erlebte ich           übel mitgespielt wurde: Die zu dieser
häuser wünschten der Mannschaft                 eine Atmosphäre, die selbst im Ruhr-            Zeit noch von Kurt Felix und Paola
auf Plakaten und Bannern den Pokal-             stadion an sehr guten Tagen außer-              moderierte Sendung „Verstehen Sie
sieg. Bochum war im Rausch. Es war              gewöhnlich gewesen wäre. Zumdick,               Spaß“ hatte sich etwas Superlustiges
die Chance, erstmals einen großen               Kree, Woelk, Oswald, Legat, Leifeld             ausgedacht. Sie ließen einigen VfL-
nationalen Titel zu holen und damit             und andere Legenden liefen auf, am              ern einen niedermachenden „Spaß-
sogar in den Europapokal der Pokal-             Rand der junge Trainer Hermann                  kommentar“ Rudi Michels zukom-
sieger einzuziehen.                             Gerland in wallender Ballonseide.               men. Haha! Da hätten sie auch gleich
   Berlin war „West-Berlin“. Für mich              Der Schlüsselmoment ereigne-                 Figgemeiers       Originalkommentar
hieß das damals „Die drei Damen vom             te sich in der berühmten 21. Spiel­             zum Tor zeigen können. Der war auch
Grill“ im ARD-Vorabendprogramm                  minute: Woelk auf Heinemann, der                nicht besser.
mit Brigitte Mira, der Kudamm und               auf Woelk, zurück auf Heinemann.                   Es kam, wie es dann kommen
Harald Juhnke. Ich war 15. Meine                Der auf Reekers, der tankt sich durch,          musste, die ähnlich berühmte 81.
Kumpels durften oder konnten nicht              passt auf Uwe Leifeld. Tor! Schiri:             Minute: Freistoß für Frankfurt. Lajos
mit. Und so besorgte ich mir alleine            Kein Tor.                                       Detari schießt. Thorsten Legat in der
ein Kombipaket aus Eintrittskarte                  Was wir vor Ort nicht mitbekamen:            Mauer zieht die Rübe ein. Drin. 1:0
und Busfahrt mit Jabo-Reisen. Los               Der ZDF-Kommentator Eberhard Fig-               für die Hessen. Und Hans-Dietrich
ging es am Freitagabend um 23 Uhr               gemeier schreit „Abseits“. Und dann             Genscher, seinerzeit Bundesaußen-
vom Kirmesplatz anne Castroper. Es              nach der Wiederholung: „Oh, gleiche             minister, übergibt kurz darauf den
war nicht nur mein erster Besuch                Höhe, glaube ich.“ Doch die TV-Bilder           Pokal an Charly Körbel.
in Berlin, es war auch meine erste              zeigten eindeutig, dass Uwe Leifeld                Was blieb, war eine schlaflose
Erfahrung mit Transitautobahn und               nicht im Abseits stand. Wir erlebten            Nacht voll Frust zurück im Jabo-Bus.
Volkspolizei. Endlich in Berlin, ver-           an jenem Frühlingsabend in Berlin               Aber dann wiederum ein phänome-
brachte ich viele Stunden mit etli-             eine der fatalsten Schiedsrichter-              naler Akt vor dem Bochumer Rat-
chen, mir unbekannten Bochumern                 Fehlentscheidungen der Geschichte               haus am nachfolgenden Sonntag-
rund um den Breitscheidplatz und in             gegen den VfL Bochum.                           mittag. 10-15.000 Bochumer:innen
heute längst geschlossenen Kneipen                 Damals wusste noch kein VfL-Fan,             feierten ihren Vize-Pokalsieger. Ein
wie Holst am Zoo oder Eierschale.               dass uns später auch anders noch                schnell gefertigtes Banner brachte
   Das Olympiastadion, diese furcht-                                                            es auf den Punkt und brannte sich
einflößende Schüssel von Werner                                                                 in die Erinnerungen ein: „Wär′ der
March, gebaut für ein 1000-jähriges
Hitler-Reich, wies den knapp 20.000
Bochumern die Kurve am Marathon-
                                                                   16                           DFB in unserer Stadt, hätten wir den
                                                                                                Deutschland-Cup!“ Er war ein gran-
                                                                                                dios-trauriges Erlebnis in Berlin.
                                                               15 Jahre
tor zu. Als unsere Jungs zum Warm-                                                              Doch unser VfL war der Pokalsieger
machen einliefen, in hellblauen                           Bochumer Botschaft                    der Herzen.
„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“

                                                                                                                            Funny Heinemann mit stilechter
                                                                                                                            Ruhrpott-Frise (oben), der Name
                                                                                                                                des Gegenspielers wird ver-
                                                                                                                             schwiegen. Wie gesagt, einiges
                                                                                                                            an diesem Tag war schmerzhaft.

                                                                            17
                                                                          15 Jahre
                                                                  Bochumer
Die Grüße halfen nicht: Das Musical „Starlight Express“, Erstaufführung ebenfallsBotschaft
                                                                                 1988, ist heute ein Bochumer Welterfolg Fotos: IMAGO / Kicker/Eissner, Liedel


      18
     15 Jahre
Bochumer Botschaft


      19
     15 Jahre
Bochumer Botschaft
Bochumer Kulinarik in Berlin

Fiege mit Curry

Bochumer
Kulinarik
in Berlin
Natürlich bietet das „hippe“ neue Berlin viele spannende
und tolle Restaurants und innovative Brauereien. Doch
beim klassischen Pils und der Currywurst macht Berlin
Bochum nichts vor. Eine Bestandsaufnahme

Ein kleiner Report von Eva Jobs, Peko Korneffel und Benjamin Mikfeld

Fiege in Berlin                           als Basis einer Wirtshauskultur, die
                                          Tradition mit neuem Geist belebt“.
Der Schritt vom Lokal- zum Kultbier       Seine Genuss-Aufstellung liest sich
kam spät. Noch bis die 90er galt Fie-     so: „Unsere Helden heißen Fiege, Ue-
ge eher nur als das Bier aus Bochum.      rige, Unertl, Orca, Rollberg und Co.
Böse Zungen behaupteten, der herbe        Mit allen Brauereien, die wir in unse-
Geschmack käme von der unmittel-          rem Sortiment führen, fühlen wir uns
baren Nähe der Fiege-Brauerei zum         partner- als auch freundschaftlich
alten Friedhof im benachbarten Kor-       verbunden.“ (foerstersfeinebiere.de)
tum-Park. Doch spätestens mit der            Aber auch für den Hausgebrauch
Einführung der legendären Bügelfla-       finden wir Fiege Biere in Berliner Re-
schen änderte sich der Blick.             galen: bei „Hopfen & Malz“ im Wed-
   In einer Meta-Analyse von 12 Bier-     ding (Triftstr. 57, hopfenmalz.de),
Ranking-Seiten hat der Berliner Bier-     bei „Ambrosetti“ in Charlottenburg
spezialist „Hopfen & Malz“ vor ein        (Schillerstraße 103, ambrosetti.de),
paar Jahren Moritz Fiege-Pils mit 95      bei „Getränkefeinkost“ in Friedrichs-
von 100 möglichen Punkten auf Platz       hain (Boxhagener Str. 24, getraenke-
5 des „German Beer Ranking“ – Bier-       feinkost.de) sowie auf der „Bierlinie“
stil Pils – gesetzt. Das Fiege gilt der   in Prenzlauer Berg (Schliemannstr. 2,
Berliner Fachwelt als eines der bes-      bierlinie-shop.de). Auch einige Spätis
ten Pilsener Europas.                     führen Fiege.
   Vom Fass finden wir Fiege Pils in
Berlin lediglich einmal, nämlich bei
„Foersters feine Biere“ in der Steglit-
zer Bornstraße 20. Bierliebhaber Sven
                                                         20
                                                       15 Jahre
Förster setzt am Zapfhahn seit 2014
auf „die besten Biere Deutschlands                Bochumer Botschaft
Bochumer Kulinarik in Berlin

   Selbstverständlich gibt es das Bo-    Denn es gibt meist die Auswahl zwi-      tion Café. Nennen wir sie solide. Da
chumer Bier auch in der Fankneipe        schen einer roten, oft gepökelten        es dort eine Massenabfertigung gibt,
der Bochumer Botschaft, dem Junc-        Brühwurst mit Darm oder einem mat-       schwimmt die Wurst nicht Stunden
tion Café in Kreuzberg ( junction-       schigen Brät ohne Hülle. Was histori-    im Fett und die Sauce ist ordentli-
cafe.de, siehe auch Seite 50). Der       sche Gründe hat. Nach dem Krieg gab      cher Mainstream-Ketchup. Der Preis
frühere Chef, Hugo Fiege persönlich      es ja nicht viel; es mangelte auch an    ist um so fairer: 2 Euro (Bio plus 60
war schon unser Gast im Junction.        Därmen. Und die so genannte Curry-       Cent).
Und auch das renommierte Berliner        sauce? Es ist in Berlin meist eine Art
Craft-Beer-Portal „Hopfenhelden“ hat     warmer Tomaten-Ketchup mit Curry-
Fiege ein kleines Portrait gewidmet.     pulver obendrauf.                        Die „richtige“ Currywurst
Autorin Clarissa Omiecienski besuch-        Die Ruhrpott-Variante ist eine völ-
te Hugo Fiege dafür in der Bochumer      lig andere. Zunächst einmal ist die      Für alle, die nur die Berliner „CW“
Brauerei (www.hopfenhelden.de/pri-       Basis eine echte knackige Bratwurst.     kennen: Hier ein kurzes Rezept im
vatbrauerei-moritz-fiege-bochum).        Mit Pelle. Und nichts anderes. Vom       Ruhrpott-Style. Also zum einen ist die
Übrigens hat der 1. Braumeister der      Grill oder auch in heißem Fett gegart.   Basis einer Currywurst eine sehr gute
Moritz Fiege Brauerei, der erst kürz-    Und die Sauce ist kein Ketchup, son-     Bratwurst (am besten von Dönnig-
lich in Rente gegangene Diplom-          dern (eigens nach jeweiligem Rezept      haus). Und bitte nichts anderes, keine
Braumeister Gerhard Schröder, seine      gekocht) von sämiger Konsistenz,         rote Wurst und bitte auch nichts, was
Hochschul-Ausbildung als seinerzeit      brauner Farbe und mit einem sehr         „ohne Darm“ heißt! Die Sauce basiert
jüngster Diplomand überhaupt an          feinen Aromenspiel aus scharfen, sü-     zwar auf Ketchup und Currypulver,
der „Versuchs- und Lehranstalt für       ßen und säuerlichen Noten.               aber es wird zusammen eingekocht
Brauerei in Berlin“ absolviert. Fiege       Wer in Berlin die Ruhrpott-Variante   und reduziert sich nicht darauf.
und Berlin stehen schon lange eng        der Currywurst haben will, hat leider
beieinander. Und einen gebürtigen        Pech gehabt. Die „Echte“ von Dönnig-
Bochumer Brauer hat Berlin auch:         haus gibt es in Berlin aktuell nicht.
Christoph Flessa (brauerei-flessa.de,    Auch nicht annährend eine Sauce wie
siehe auch Seite 48).                    sie Bratwursthaus und Dönninghaus
                                         anbieten. Wir haben dennoch einige
                                         der am besten beleumundeten Curry-
Kommse vonne Schicht:                    würste der Stadt getestet, die Auswahl
die Currywurst                           ist aber willkürlich.
                                            Krasselt's (Steglitz): Es mag der
Berlin und Bochum eint die Liebe         Versuch sein, der Wurst einen be-
zur Currywurst, dem „Kraftriegel des     sonderen „Pfiff“ zu geben, wenn man
Facharbeiters“, so Gerhard Schröder      neben dem erwähnten Ketchup und
(nicht der von Fiege, sondern der Alt-   Currypulver noch einen Schuss Es-
kanzler). Doch das war es dann auch      sig draufgießt. Aber wenn die Wurst
schon mit der Gemeinsamkeit. Zwar        (ohne Darm) wie ein alter matschiger
rühmt sich Berlin, dass Herta Heu-       Schwamm schmeckt? Nicht gut. Kos-
wer aus Charlottenburg diese Perle       tet 2,20 Euro.
des Fastfoods im Jahre 1949 erfunden        Bratpfanne (Steglitz): Für Berliner   Wichtige Zutaten sind:
habe. Berlin beheimatet auch das         Verhältnisse solide. Die Wurst (ohne
Deutsche Currywurstmuseum zu ih-         Darm) einigermaßen bissfest. Auf         Als Basis I: Tomatenketchup
ren Ehren. Auch Hamburg nimmt für        den Ketchup kam eine Gewaltladung        und/ oder Tomatenmark
sich das Copyright in Anspruch. Die      Currypulver. Kostet 2,20 Euro.           Als Basis II: Angeschwitzte sehr
Bochumer Variante besang Herbert            Berliner Currywurst (Museumsin-       kleingehackte Zwiebeln oder Scha-
Grönemeyer. Und auch der Volkswa-        sel Mitte): Vorsicht! Nepper, Schlep-    lotten
gen-Konzern meint „Kult“ zu sein mit     per, Bauernfänger. Hier nur die „rote“   Als Basis III: Manche Rezepte
seiner ( jüngst ausgemusterten) Kan-     Variante mit Darm, dazu eine dünn-       sehen auch noch Sellerie vor
tinen-Bockwurst mit Currysauce.          flüssige süße Ketchupsuppe. Wer Ge-      Für die Säure: Ein Schuss Essig
   Denn eines kann man sagen: „Die“      pökeltes mit Zuckerguss mag, dann        (vorzugsweise dunklen Balsamico)
Currywurst gibt es nicht. Es gibt er-    bitte. Dazu der unverschämte Berlin-     Für die Süße: Ein Schuss Cola und/
hebliche auch regionale Unterschie-      Mitte-Preis von 3,30 Euro.               oder ein Schuss Apfelsaft oder etwas
de, sowohl in Bezug auf Wurst und           Curry 36 (Kreuzberg): Nun ja, es      Apfelmus. Manche nehmen auch
Sauce. Was der Berliner unter einer      ist für viele „die“ Currywurst in Ber-   Ananassaft
Currywurst versteht, hat wenig damit     lin, zudem fast in Rufweite zum Junc-    Für die Schärfe: Chiliflocken oder
zu tun, was wir Bochumer aus dem                                                  -pulver oder Cayenne-Pfeffer
Bratwursthaus und von Dönninghaus
kennen.
   Schon die Frage „Mit oder ohne
                                                         21                       Und natürlich: ein gutes Currypulver.
                                                                                  Das alles ordentlich einkochen (klar,
                                                      15 Jahre
Darm“, die man in Berlin gestellt be-                                             Salz, Pfeffer) und weitere Gewürze
kommt, ist leicht appetitreduzierend.            Bochumer Botschaft               nach Belieben. Fertig ist die Laube.
Dem VfL seine Agenten

Berlins besondere Straßen

Dem VfL seine Agenten
Die Namen ehemaliger und aktueller Bochumer Profis zieren dezent das Stadtbild der Hauptstadt.
Anscheinend gibt es Sympathisanten in der Verwaltung. Letzter Neuzugang ist Keeper Manuel
Riemann, inklusive Infotäfelchen. Anbei die Ergebnisse unser Recherchen in den Bezirken

                                             22
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Dem VfL seine Agenten

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      15 Jahre
 Bochumer Botschaft     Fotos: Bochumer Botschaft
Superjahr 1971

Tasmania Berlin und der VfL

Superjahr 1971
Vor 50 Jahren stieg der VfL Bochum erstmals in die Bundesliga auf. Im selben Jahr
qualifizierte er sich für das Achtelfinale des DFB-Pokals. Entscheidend für den
sportlichen Erfolg waren vier Partien gegen einen Klub aus Neukölln

                                            Tasmania Berlin 2021
                                            Tasmania 1900 Berlin, lange
Von Peko Korneffel                        einer der erfolgreichsten Fuß-
                                           ballklubs in West-Berlin, mel-
Vor 50 Jahren spielte der VfL Bochum       dete ein gutes Jahr nach dem      sehen jedoch mit Entsetzen, wie die
um den Aufstieg in die Fußballbun-        Pokal-Aus gegen Bochum 1971        Tasmanen ein verdientes 1:0 aus der
desliga. Als Erster der Regionalli-     Konkurs an und wurde aufgelöst.      39. Minute mit in die Halbzeitpause
ga West trafen die Westfalen in der      Der 1973 zunächst als „Tasmania     nehmen.
Gruppe 1 der Aufstiegsrunde auf den     Neukölln“ gegründete Nachfolge-         Bochums Trainer Hermann Ep-
Karlsruher SC, den FK Pirmasens,         Verein spielt heute wieder als SV   penhoff stellt auf Angriff und bringt
den VfL Osnabrück und auf den Ber-        Tasmania Berlin. Der eingängi-     Stürmer Jürgen Jansen für Mittelfeld-
liner Meister Tasmania 1900. Heute        ge Schlachtruf der Neuköllner      spieler Hans-Jürgen Köper. Prompt
ist längst vergessen: Die Neuköllner     Fans ist: „Ra-Ra-Ra! Tasmania!“.    gelingt der Doppelschlag: Stürmer
Fußballer von Tasmania standen bis          Der sympathische Klub aus        Hans-Werner Hartl dreht das Spiel
1962 insgesamt sechsmal in der End-      dem mittlerweile umbenannten        mit Treffern in der 47. und 50. Minu-
runde um die deutsche Fußball-Meis-     Werner-Seelenbinder-Sportpark,       te. Die Castroper Straße bebt. Doch
terschaft.                                direkt hinter dem Tempelhofer      schon vier Minuten später gleicht
   Legendär wurden sie jedoch durch      Feld beendete die abgebrochene      Tasmania aus: 2:2. Es beginnt ein gro-
ihre historische Bundesliga-Spielzeit    Corona-Saison 2020/21 nach nur      ßes Zittern. Erst in der Schlussvier-
1965/66. Es gelangen ihnen damals        neun Spielen mit 21 Punkten als     telstunde können Dieter Versen und
insgesamt nur zwei Saisonsiege bei        Tabellenführer. Das reichte für    Werner Balte mit einem Handelfme-
15:108 Toren und 8:60 Punkten. Fünf       den eher überraschenden Auf-       ter auf den glücklichen 4:2-Endstand
Jahre später hatte Tasmania sich aber   stieg von der Oberliga NOFV-Nord     stellen.
wieder berappelt und forderte den           in die Regionalliga Nordost.        Trainer Hermann Eppenhoff hatte
VfL Bochum heraus. Der Klub vonne           Eine Randnotiz zur Corona-       eindringlich vor den Berlinern ge-
Castroper war noch ein Jahr zuvor           Saison hob der RBB im April      warnt. Und VfL-Vorsitzender Ottokar
als Zweiter in der Aufstiegsrunde zur     2021 hervor: „Schalke sorgt für    Wüst musste neidlos anerkennen:
Bundesliga knapp gescheitert, auch        Finanzspritze. Während es bei      „Tasmania war unser bisher stärkster
wegen einer Niederlage bei Hertha        vielen Vereinen wegen des Lock-     Gegner.“ Die WAZ ging am nächsten
Zehlendorf. Im Juni 1971 sollte es       downs fast gar keine Einnahmen      Morgen wenig zimperlich mit dem
unbedingt klappen. Der Bundesliga-       gab, konnte sich Tasmania über      Bochumer Abwehrspiel von „erschre-
Aufstieg war letztlich nur durch ent-    die indirekten Finanzhilfen vom     ckender Hilflosigkeit“ ins Gericht:
scheidende Begegnungen gegen die           FC Schalke 04 freuen. Die Nie-    „Eigentlich müssten solche Spiele
Neuköllner und unter Tränen zu er-       derlagenserie der Gelsenkirche-     verboten werden!“ Da war also noch
reichen.                                  ner führte nicht nur dazu, dass    etwas gut zu machen.
                                           Tasmanias Negativrekord aus
                                          der Bundesliga wieder überall
Sieben Siege                            besprochen wurde, sondern auch       Das historisches Spiel
                                          zu einem kleinen Hype um den
In den acht Spielen dieser Aufstiegs-                Fanshop.“               Das Rückspiel am 20. Juni 1971 ver-
runde siegten die Bochumer sensati-                                          legen die Berliner von ihrer Heim-
onelle sieben Mal – ein rückblickend                                         spielstätte im Neuköllner „Sportpark
scheinbar souveräner Triumph. Am
9. Juni 1971 kommt es zum ersten
Aufeinandertreffen mit Tasmania
                                                     24                      Tempelhofer Feld“ ins Olympiastadi-
                                                                             on nach Charlottenburg. Hier glau-
                                                                             ben noch immer die meisten der nun
                                                   15 Jahre
überhaupt. Knapp 30.000 Zuschauer                                            11.000 Zuschauer an einen erneu-
im „Stadion an der Castroper Straße“          Bochumer Botschaft             ten, aber mittlerweile sehr unwahr-
Superjahr 1971

Hauen im Hinspiel gegen Tasmania Berlin anne Castroper alles raus: Hans Jürgen Blome (Mitte) und Werner Jabloski Foto: IMAGO / Werner Otto

                                                                25
                                                             15 Jahre
                                                        Bochumer Botschaft
Superjahr 1971

Verschworene Gemeinschaft und Bundesligaaufsteiger: Hans Walitza, Torwart Hans-Jürgen Bradler, Manfred Rüsing (v.l.n.r.) Foto: IMAGO / Horstmüller

 Die Bilanz des VfL Bochum gegen Berliner Vereine
 Insgesamt spielte der VfL Bochum seit dem 3. Juni                         bislang einzigen Ost-Berliner Gegner sieht es hingegen
 1970,als man bei Hertha Zehlendorf 0:2 unterlag, 89-                      nicht gut aus: Gegen den 1. FC Union Berlin fuhren die
 mal gegen Berliner Fußballklubs. Gegen fast alle West-                    Bochumer seit 2001 in 20 Zweitligaspielen und einer Po-
 berliner Vereine ist die Bilanz dabei bis heute positiv.                  kalbegegnung nur 7 Siege bei 3 Unentschieden und 11
 Nur gegen Hertha BSC ist der Bochumer Vorsprung aus                       Niederlagen ein; Torverhältnis 26:32. Das letzte Aufei-
 52 Spielen seit 1971, allerdings knapp, negativ: 19 Siege                 nandertreffen mit einem Berliner Klub am 12. Septem-
 / 13 Remis / 20 Niederlagen – Torverhältnis 86:87. Die                    ber 2021 endete 1:3 gegen Hertha BSC im Ruhrstadion.
 weiteren: Hertha Zehlendorf (1/0/1 – 3:2), Blau-Weiß                      Das Fazit: Der VfL Bochum weist nach bislang 90 Par-
 90 Berlin (1/1/0 – 5:1), Tennis Borussia Berlin (4/3/2                    tien eine positive Bilanz gegen Berliner Klubs auf – 35
 – 21:12) und Tasmania Berlin (3/1/0 – 12:6). Bei dem                      Siege / 21 Remis / 34 Niederlagen bei 153:140 Toren.

scheinlichen      Bundesliga-Aufstieg             in der Vereinsgeschichte auf denk-                 Tor nicht nur die goldene Tor-des-Mo-
ihrer „Tas“. Der Bochumer Anhang                  würdige Weise festzurrt. Zunächst                  nats-Medaille, sondern dem VfL auch
beläuft sich nach unterschiedlichen               schreibt in der 74. Minute Bochums                 den Aufstieg in die Bundesliga.“
Angaben auf 1000 bis 2000 Schlach-                Mittelfeldspieler Werner Balte Fuß-                   Ganz so schnell ging es dann nicht,
tenbummler. Auf jeden Fall waren die              ballgeschichte: „Tasmanias Torwart                 es war ja erst die 74. Minute, Spiel-
Flugtickets der Pan American World                Horst Grunenberg hält den Ball nach                stand: ein knappes 2:1. Aber Ach-
Airways nach „West-Berlin“ in den                 einem Rückspiel sicher in den Armen                tung, in der 77. Minute erhöht Hartl
Bochumer Reisebüros an diesem letz-               und will schnell weiterspielen. Genau              auf 3:1. Eine Minute später kommt
ten Frühlingssonntag 1971 vergriffen.             darauf aber spekuliert Balte. Der Tor-             Tasmania zurück. Franz Emans trifft
   Zurück auf den Platz: Schon nach               hüter lässt den Ball aus den Händen                zum 2:3-Anschluss. 79. Minute: Was
elf Minuten kommt Ernüchterung                    fallen, um abzuschlagen und just in                ist hier los?! Erneut Werner Balte. Der
bei den Tasmanen im ungewohnten,                  diesem Moment spitzelt der Bochu-                  4:2-Siegtreffer für den VfL Bochum
weiten Oval auf, als – wie im Hinspiel            mer die freie Kugel mit dem rechten                per Kopfball nach Flanke von Kapi-
– wieder Hartl zum 1:0 für den VfL                Fuß ins leere Tor“, erinnert sich die              tän Hans Walitza. In diesem Moment
einschießt. Danach passiert zunächst              Sportschau. „Balte, der von 1966 bis               weiß VfL-Sportdirektor Walter Mah-
lange nichts, bis Tasmania in der 65.             1977 für Bochum spielt, macht sich                 lendorf, dass Bochum bald eine Flut-
Minute der viel umjubelte Ausgleich               mit seinem Treffer unsterblich. Denn               lichtanlage anne Castroper braucht.
gelingt. Der ansonsten bärenstar-                 er sichert sich mit diesem Schlitzohr-
ke Bochumer Torwart Hans-Jürgen
Bradler konnte es nicht verhindern.
Alarm bei Blauweiß.
   Doch es kommen irre fünf Minu-
                                                                      26                             Aufstieg und Nachschlag
                                                                                                     Nach Abpfiff im Berliner Olympiasta-
                                                                  15 Jahre
ten, in denen der VfL Bochum in Ber-                                                                 dion landet der VfL bei nunmehr 12:2
lin seinen ersten Bundesliga-Aufstieg                        Bochumer Botschaft                      Punkten aus sieben Spielen der Auf-
Superjahr 1971

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     15 Jahre
Bochumer Botschaft
Superjahr 1971

                                           Bernd Kreienbaum hat für uns
                                           sein phantastisches VfL-Archiv
stiegsrunde. Die letzte Partie ist Ma-     durchforstet und uns den hier       vor 3884 Zuschauern im Neuköllner
kulatur, Bochums erster Aufstieg in       gezeigten Schatz an historischen     Sportpark ein Unentschieden. Die
die Fußball-Bundesliga perfekt. Tas-        Fotos und Sammelstücken zur        Bochumer Tore schießen Hans-Gün-
manias konsternierter Torwart Horst       Verfügung gestellt. Dafür bedan-     ter Etterich zum 1:0 und wieder ein-
Grunenberg wird – wie auch schon            ken wir uns sehr herzlich. Bei     mal Sturmlegende Hans Walitza zum
wegen schwerer Patzer im Hinspiel –        vielen Bildern ist es uns gelun-    Endstand von 2:2.
nach dessen Lapsus in der 74. Minute          gen, die Urheber:innen zu           Im nun nötigen Rückspiel anne
ausgewechselt. Er weint.                     ermitteln und via Fotocredit      Castroper, so der damalige Pokal-
   Die Bochumer Fans im kolossalen        auszuweisen. Jene, die wir nicht     Modus, machen es die Bochumer
Stadion an der Heerstraße lagen sich      fanden, bitten wir um Entschul-      zehn Tage später klar: Erneut Hans
bereits in den Armen und sangen laut        digung – und ihr Wohlwollen.       Walitza per Kopf in der 30. und Mit-
und von allen Versmaßen befreit:                                               telfeldregisseur Werner „Eia“ Krämer
„Aber eins, aber eins, das ist gewiss,                                         mit einem herrlichen Heber in der
der VfL Bochum wird jetzt Erstligist!“   Bochum mit Tasmania 1900 Berlin,      66. Minute sichern den 2:0-Endstand
Mitaufsteiger in dieser denkwürdi-       dieses Mal in der ersten Runde des    und damit gegen den achtmaligen
gen Saison ist übrigens Fortuna Düs-     DFB-Pokals, und dieses Mal in Neu-    Berlin-Meister Tasmania 1900 Berlin
seldorf. Die Rheinländer schaffen es     kölln. Der VfL erreicht im Hinspiel   die Qualifikation fürs Pokal-Achtelfi-
bereits zum zweiten Mal in die erst                                            nale, das leider im folgenden Febru-
1963 gegründete Bundesliga.
   Eine Losfee bucht dann ein Nach-
spiel im Winter an der Spree: Am 5.
                                                       28                      ar gegen Hannover 96 verloren geht.
                                                                               Aber das unvergessliche Erfolgsjahr
                                                                               1971 endet an der Castroper und den
                                                     15 Jahre
Dezember 1971 kommt es zum er-                                                 umliegenden Straßen mit vielfachem
neuten Aufeinandertreffen des VfL               Bochumer Botschaft             „Hi-Ha-Ho! Walitza und Co!“
Superjahr 1971

Bochumer feiern schon 1971 stilecht – erst auf dem Festwagen vor dem Rathaus, dann bei der Ehrenringübergabe anlässlich des Aufstiegs (unten).

                                                                  29
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                                                          Bochumer Botschaft
VfL-Quiz
                                              VfL-Quiz

                                                                              IMAGO / Sven Simon
Zur Tradition der „Bochumer Botschaft“ gehört die regelmäßige Abfrage von
Vereinswissen – meist in der Halbzeitpause. Sie darf auch hier nicht fehlen

Von Sascha Varnhold

1. Wer schoss von diesen drei Spielern die meisten Tore?
        a Heinz-Werner Eggeling
        b Peter Peschel
        c Lothar Woelk

2. Von welchem Bauern pachtete der VfL Bochum Land?
        a Bauer Koppmann
        b Bauer Diekmann
        c Bauer Eiermann

3. Welcher Trainer sprach nach Siegen gegen Dortmund
   und Schalke von einer Wachablösung im Pott?
        a Pep Guardiola
        b Cesar Luis Menotti
        c Peter Neururer

4. Wer schoss in der Saison 1971/72 beim Sieg gegen
   Braunschweig das erste Bundesliga-Tor
   in der Geschichte des VfL?
        a Hans Harzt
        b Hans Hartl
                                              30
                                             15 Jahre
        c Hans Holbein                  Bochumer Botschaft
VfL-Quiz

5. Welcher VfL-Trainer vereiste
   in einer Nacht
   die Strafräume
   des Ruhrstadions, damit das
   kommende Heimspiel gegen den
   BVB im größeren Westfalenstadion
   ausgetragen werden musste?
      a Heinz Höher
      b Rolf Schafstall
      c Peter Neururer

6. Wer bestritt die zweitmeisten Spiele
   für den VfL?
      a Jupp Tenhagen
      b Lothar Woelk
      c Walter Oswald

7. Welches Botschaftsmitglied durfte trotz
   striktem Verbot in der Jägerklause rauchen?
      a Helmut Kohl
      b Helmut Schmidt
      c Helmut Schröder

8. Welchen Tanz führte früher die Ostkurve
   nach außergewöhnlichen Siegen vor?
      a VfL-Rumba
      b VfL-Tango
      c VfL-Walzer

9. Wieviel Tore fielen im Durchschnitt pro
   Spiel in der Zweitligasaison 2020/21?
      a 1,97
      b 2,97
      c 3,97
                                                  IMAGO / Team 2

10. Welcher aktuelle Spieler des VfL hat
    zwar nur 32,9 Prozent seiner Profi-Spiele
    für den VfL gemacht, aber in dieser Zeit

                                                    31
    bisher 48,1 Prozent seiner Tore geschossen?
      a Toto Losilla
      b Robert Tesche                          15 Jahre
      c Simon Zoller                      Bochumer Botschaft
VfL-Quiz

11. Wer schoss das 0:1 beim
    Uefa-Cup-Auswärtsspiel
    bei Ajax Amsterdam?
        a Dariusz Wosz
        b Sergej Juran
        c Thomas Reis

12. Ruhrstadion, 23.9.81,
    42.000 Zuschauer: Gegen
    wen gewann die deutsche
    Nationalmannschaft mit 7:1?
        a Finnland
        b Norwegen
        c Schweden

13. Wenn VfL-Fans vom
    Alpenbomber
    schwärmen, meinen sie...
        a Uwe Wegmann
        b Focke-Wulf Fw 190
        c Jochen Abel

14. Welcher ehemalige VfL-Spieler
    stand auch beim
    FC Barcelona unter Vertrag?
        a Gerrit Plomp
        b Laszlo Farkashazy
        c Thomas Christiansen

15. Welchen Platz wird unser VfL
    am Ende der Saison erreichen?
        a so eben den 15. Platz
        b souverän den 15. Platz
        c Ich nehme mir schon frei
          für die Termine der Europa
          Conference League!

12.) a / 13.) a /14.) c / 15.) a, b, c

                                                                      32
                                                IMAGO / WEREK

/ 7.) b / 8.) ? / 9.) b / 10.) b / 11.) c /

                                                                     15 Jahre
1.) c / 2.) b / 3.) c / 4.) b / 5.) a / 6.) b
                             Antworten:                         Bochumer Botschaft
VfL-Quiz

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        33                    viactiv.de/sportmeister
       15 Jahre
  Bochumer Botschaft
„Bochum ist das Kernstück meines Fußballwahnsinns“

„Bochum ist das
Kernstück meines
Fußballwahnsinns“
Wenn Herbert Grönemeyers „Bochum“ im Ruhrstadion erklingt, bekommen auch
Gästefans Gänsehaut. Der Song trifft und rührt auch nach fast vierzig Jahren noch immer
die Seele von Stadt und Verein. Was denkt der Wahlberliner über seinen Klub,
das Olympiastadion – und das Leben als VfLer in der Hauptstadt?

Herbert, was sind deine ersten            hat gebrannt, die Stimmung war ein-     Warum?
Erinnerungen an den VfL?                  malig, die Heimspiele brechend voll.    Beim Spiel gegen die Bayern waren
Ich war im Alter von vier Jahren das      Wir kamen damals immer irgendwie        wir nicht unbedingt besser, hatten
erste Mal im Stadion an der Castroper     ins Stadion, standen eng gedrängt auf   aber entscheidendes Glück. Einen
Straße. Danach habe ich zehn Jah-         Stufen aus Asche. Das Ruhrstadion       Moment vergesse ich nie: Der Münch-
re lang kein Heimspiel verpasst. Ein      gab es noch nicht. Man konnte sich      ner Rainer Ohlhauser steht quasi vor
Mitarbeiter meines Vaters hat mich        kaum bewegen. Erst haben wir Glad-      dem leeren Tor, hat Zeit, hätte locker
samstags immer mitgenommen. Da-           bach zu Hause geschlagen, dann im       noch eine Autogrammstunde vor
mals war das für mich das Schönste        Halbfinale die Bayern. Das war groß-    dem Abschluss geben können. Und
der Welt. Es gab nur das Theater und      artig.                                  dann, eigentlich unmöglich, drischt
den VfL, die auf ganz besondere Wei-                                              er das Ding krachend an den Pfosten.
se für den Herzschlag der Stadt stan-                                             Die Bochumer Fans waren außer sich
den. Eigentlich ist das bis heute so.

Gab es ein spezielles Jahr?
                                                         34                       vor Freude. Eine irre Szene.

                                                                                  Gibt′s einen Lieblingsspieler?
                                                       15 Jahre
1968. Als die Mannschaft das DFB-Po-                                              Dieter Bast, Libero, der war Ende der
kalfinale erreicht hat. Die ganze Stadt           Bochumer Botschaft              70er, Anfang der 80er-Jahre bei uns.
„Bochum ist das Kernstück meines Fußballwahnsinns“

Bast konnte unglaublich körperlos                Bochumer Schauspielhaus. In einem                 Du lebst heute in Berlin, magst du
spielen und eine Partie elegant von              Interview hatte ich zuvor gescherzt:              die Stadien der Stadt?
hinten heraus ordnen. Und Werner                 „Wenn ich nach Wien komme, ist die                Bei Union war ich leider noch nie.
„Eia“ Krämer, der wirkte mit Ball an             Burg blauweiß“. Als ich dann auf die              Neulich hat mich aber jemand einge-
guten Tagen auf dem Platz wie eine               Bühne komme, haben sie die Burg                   laden für das Spiel gegen Bochum im
Mischung aus einem Italiener und                 wirklich in blauweißen Stoff gehüllt.             kommenden Mai. Im Olympiastadion
einem Argentinier. Feiner Fuß.                   Ah, da fällt mir was ein...                       war ich öfter, allerdings ist das schon
                                                                                                   länger her. Für Konzerte ein perfek-
Hast du eigentlich selbst gespielt?              Was denn?                                         ter Ort. Kann ich selbst bestätigten
Bei Viktoria Bochum bis zur A-Ju-                In London bin ich regelmäßig in ei-               (lacht). Geht′s um Fußball, ist es aber
gend. Wir sind damals in die Kreis-              nem Park joggen gewesen. Dabei                    eines der schwierigsten Stadien in
leistungsklasse aufgestiegen. Gegen              hatte ich meistens VfL-Trikots an.                Deutschland. Man ist immer weit weg
den VfL gab es dann eine Klatsche.               Irgendwann quatscht mich einer von                vom Spielfeld, Emotionalität kommt
22:0. Ich wollte eigentlich immer Pro-           hinten auf Deutsch an. Ich drehe                  nur dann rüber, wenn die Hütte rich-
fi werden, war auch gut, aber nicht              mich um. Steht da Jens Lehmann, da-               tig voll ist.
außergewöhnlich. Das Thema hat                   mals Torwart bei Arsenal, und meint:
sich schnell erledigt. Ein paar Jahre            „Ach, du bist es. Eigentlich wollte ich           Bist du oft bei VfL-Spielen?
später bin ich nach Hamburg gezo-                nur wissen, wer im VfL-Trikot in Lon-             Das schaffe ich leider wegen anderer
gen. Auch wenn über die Jahre die In-            don rumrennt.“ Wir haben dann ganz                Termine nur sehr selten. Aber ich
tensität immer mal wieder zurückge-              nett gequatscht.                                  gucke immer Zusammenfassungen.
gangen ist, ist mein Interesse, meine                                                              Mehrere und am liebsten alleine. Pri-
Verbindung zum VfL nie erloschen.                Hast du in England viele Spiele live              me, Sky, DAZN, Sportstudio. Ist mitt-
                                                 gesehen?                                          lerweile ja schwierig, den Überblick
Klingt nach du und dein VfL, oder?               Mein Sohn ist in London aufgewachsen              zu behalten. Meistens schaffe ich
Bochum ist und bleibt das Kernstück              und Chelsea-Fan. Wir hatten zwei, drei            auch die zweite Halbzeit im TV. Das
meines Fußballwahnsinns. Blauweiß                Jahre Dauerkarten für die Stamford                Derby gegen Dortmund im Dezem-
sind meine Farben. Ich habe mal ein              Bridge. Tolle Atmosphäre, immer volle             ber hätte ich gerne im Ruhrstadion
Konzert vor der Wiener Burg gespielt.            Pulle. Fußballerisch fand ich Arsenal             gesehen. Das hat nun leider nicht ge-
Claus Peymann war damals am Burg-                unter Wenger aber viel geschmeidiger              klappt. Ich hoffe auf das Rückspiel.
theater. Vorher war er Intendant am              – und deswegen interessanter.                     Interview: Jan Scheper

                                                                    35
                                                                 15 Jahre
                                                            Bochumer Botschaft
Immer einmalig: die Ostkurve im Hymnen-Modus. Wenn Bochums liebster Sänger vorbeikommt umso mehr Fotos: IMAGO / Ulmer / DeFodi / Beautiful Sports
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