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MITEINANDER Gemeinsamer Brief der Garchinger Gemeinden Laudatekirche und St. Severin Ostern 2022 In der Heftmitte: Osterkerzensuche in Garching www.laudatekirche.de www.severinkirche.de
Titelseite: Osterkerze 2022 und Grafik aus www.gemeindebrief.de Inhaltsverzeichnis Seite Editorial von Pfarrerin Kathrin Frowein 03 Editorial von Pfarrer Michael Ljubisic 05 Ökumenisches Friedensgebet 08 Ostergottesdienste 10 Warum Kirche? - Wie stehe ich zu meiner Kirche 12 Persönliche Stellungnahmen Osterkerzensuche 33 Serie: Das Kreuzzeichen 35 Aus unseren Pfarrgemeinden 38 Abschied Pater Oswald, Vorstellung Pater Kulik, Spätlese, Unterstützung Tansania, Kirchen-App, Kinderzeltlager, Chor, Leserbrief Kinderseiten, Karwoche und Ostern für Kinder erklärt 49 Freud und Leid 56 Gottesdienste Laudatekirche und St. Severin 58 Pfarrämter Laudatekirche und St. Severin 62 Evangelium nach Lukas 64 ___________________________________________________________ Impressum MITEINANDER Herausgeber: Katholisches Pfarramt St. Severin, Poststr. 8, 85748 Garching und Evangelisches Pfarramt Laudatekirche, Martin- Luther-Platz 1, 85748 Garching Redaktion: Pfarrer Michael Ljubisic (verantwortlich), Pfarrerin Kathrin Frowein (verantwortlich), Gemeindereferentin Marlene Goldbrunner, Alexander Bautzmann, Nicola Gerhardt, Dr. Gerhard Leibold, Dr. Norbert Ruhs, Herbert Bauernfeind (Gestaltung) Auflage: 6700 Stück Der Nachdruck namentlich gekennzeichneter Arti- kel ist nur nach Genehmigung und mit Quellenangabe gestattet. Namen und Daten sind nur für den innerkirchlichen Gebrauch bestimmt. Wir bedanken uns für Ihre Leserzuschriften. 2
Editorial von Pfarrerin Frowein Liebe Brüder und Schwestern, liebe Leserinnen und Leser, „Die Feier der Auferstehung in der Osternacht ist mir fast wichtiger als Weihnachten!“, sagt Lydia Hütter im Interview zur Bedeutung der Kirchenmitgliedschaft. Auch ich freu mich jetzt schon auf den Ostermorgen, wenn sich in der Dämmerung das Prasseln der Holzscheite mit den ersten Vogelstimmen und dem gesungenen Halleluja mischt und die vielen kleinen Kerzen in unseren Händen brennen. Bis dahin allerdings mutet die Pfarrerin Kathrin Frowein allgemeine Stimmung seit zwei Laudatekirche Jahren eher karsamstäglich an; abgesagte Feste, stornierte verurteilen und töten. Aber Veranstaltungen und Urlaubs- nach drei Tagen wird er von reisen, Krankenhausampel und den Toten auferstehen.“ heißt überlastete Kindertagesstätten. es nach Markus 8, 31; welchen Trost kann das spenden? All das passt eher zum Tag der Grabesruhe Jesu Christi als Jesus weiß von vorneherein: zum Ostersonntag, und mit der das Martyrium hat ein Ende, politischen Entwicklung haben es ist absehbar, es hat ein Ziel wir - kirchenjahreszeitlich und keinesfalls das letzte gesehen - einen weiteren Wort. Wenn die drei Tage rum Rückschritt vollzogen: Krieg in sind, haben seine Widersacher Europa, das ist Karfreitag. ausgespielt. Kreuz und Tod sind kein Dauerzustand, im Ich taste nach Halt im Gegenteil, nur Werkzeuge Glauben und lese die erste für etwas Großes: schon „drei Leidensankündigung: „Der Tage später“, also nach einem Menschensohn wird viel leiden. definitiv begrenzten Zeitraum, Die Führenden werden ihn wird die Situation ganz anders 3
sein, und die Machtverhältnisse Ohne die Kirche als eine werden zurechtgerückt. Das ist zwar schwerfällige, dadurch unsere christliche Hoffnung: der aber auch stabile und Tod, die Gewalt und das Unrecht zeitenüberdauernde Institution, behalten nicht das letzte Wort. also auch ohne Gottesdienste und Religionsunterricht, ohne Keinesfalls müssen wir mit Konfirmand:innenzeit und Bismarck sagen: „Wir fürchten Kirchengemeinden hätte ich Gott und sonst niemanden!“, von dieser Hoffnung auf den ganz im Gegenteil! Die Größe christlichen Gott nie erfahren. des Mutes ist zu messen an der Größe der Furcht; und wer keine Deshalb bin ich, allen Schrecken Furcht kennt, dem macht ja alles zum Trotz, dankbar weiterhin nichts aus! Der braucht keinen Mitglied und Mitarbeitende Mut und hat vielleicht auch gar meiner, unserer christlichen keinen! Kirche. Es ist angemessen, dass uns jetzt Ich wünsche uns allen Frieden die Bestürzung und das Grauen überall auf der Welt, behütete packen angesichts von Krieg in Tage in der Passionszeit und der Europa und sonstwo, angesichts Karwoche und ein gesegnetes des Todes, angesichts unserer Fest der Auferstehung. anderen Sorgen. Ihre Pfarrerin Kathrin Frowein Aber: mit dem ganzen Team der So wie Jesus weiß, dass er sterben Laudatekirche wird, so wissen auch wir, dass wir sterben werden; und so wie Jesus weiß, dass er aufersteht, so haben auch wir die Hoffnung, dass wir auferstehen, und dass wir durch das Leid dieser Erde hindurch auf ein Paradies hin leben, in dem es weder Krankheit noch Tod geben wird noch Krieg und Leid. 4
Editorial von Pfarrer Ljubisic Liebe Leserinnen und Leser! Das große Thema der gesam- ten österlichen Erneuerungs- und guten Besserungszeit ist Umkehr und Versöhnung. Auf Schritt und Tritt begegnen uns im Alten und Neuen bzw. im ersten und zweiten Testament der Hl. Schrift mahnende und werbende, ernsthafte und ener- gische Aufrufe zur persönlichen Umkehr; einerseits eine starke Forderung und Herausforde- rung, andererseits eine großar- tige Einladung und Chance zu Pfarrer Michael Ljubisic einer völlig neuen und wunder- St. Severin baren Lebensqualität. schenkt Vergebung und Neuan- Das finden wir auch in den Wor- fang aus dem Dilemma der Ab- ten der Lesung aus dem Buch sonderung der Sünde, der Iso- Hosea in seinem letzten Kapitel lation, des selbst geschaufelten (Hos 14,2-10), die uns die Litur- Grabes und der Götzendienerei gie der Kirche am Freitag der 3. (Hos 14,2-4). Fastenwoche anbietet. Dann aber folgen die erstaun- Es braucht die deutlich klaren lichen und erfreulichen Bilder Worte der Einsicht, der Selbster- und Verheißungen, wie sich die kenntnis und des Eingestehens von Gott gewirkte Heilung und der eigenen Schuld. Es braucht Rettung zeigt und erfahren lässt. die Bitte um Hilfe und Heilung Ganzheitlich, mit allen Sinnen aus der Not, aus der man sich werden wir da angesprochen, nicht selbst retten kann und um eine lebendige Vorstellung keine noch so große Macht der von dem zu bekommen, was ge- Erde befreien kann. Es braucht meint ist. das reumütige Schlagen an die eigene Brust mit dem entspre- Prächtig und mächtig sollen wir chenden Brustton der eigenen aufblühen, wachsen, gedeihen, Überzeugung. Gott allein, nichts Frucht bringen in einem wahr- und niemand sonst, schafft und haft erfüllten und erfüllenden 5
Leben in Hülle und Fülle, mit nen Dienst, den sonst der aller- bestem Geschmack. letzte Diener zu verrichten hat. Jesus legt das Obergewand ab Ja, wer sich davon ansprechen und umgürtet sich mit einem und anrühren lässt, kann neue Leinentuch, um die Füße der Lust auf ein solches Leben be- Apostel abzutrocknen. Der Apo- kommen. So kann das Fasten, in stel Petrus wehrt sich. Er will welcher Form auch immer, ei- nicht, dass Jesus ihm die Füße nen guten und einen menschen- wäscht. Da muss er sich sagen freundlichen Ton bekommen. lassen, dass er dann auch kei- Dann können wir umso dank- ne Gemeinschaft mit Jesus hat. barer den Reichtums unseres Dies will der Apostel auf kei- Glaubens erfahren und emp- nen Fall riskieren, deshalb bietet fänglicher für die großen Feiern er Jesus an, ihm nicht nur die unseres Glaubens werden. Füße zu waschen, sondern auch die Hände und den Kopf. Jesus Die Liturgie der Kirche nimmt lehnt dies ab. Alle Apostel sollen die Gläubigen insbesondere in gleich behandelt werden, auch der Karwoche und an Ostern Judas Iskariot. Im Anschluss hinein in das Geschehen dieser an die Fußwaschung gibt Jesu Tage. den seinen ein neues Gebot: „Liebt einander, wie ich euch Mit Palmen in den Händen wird geliebt habe. Daran sollen alle Jesus begleitet. Wie ein König erkennen, dass ihr meine Jünger zieht Jesus in Jerusalem ein, seid“. Das Leinentuch des Grün- freilich wie ein Friedenskönig donnerstags wird zum Zeichen in die Stadt des Friedens, denn der Demut und der Liebe. Beim das ist der Name der Heiligen Letzten Abendmahl spricht Je- Stadt. Auf einem Esel reitet Je- sus erstmals die Worte über Brot sus und die Menschen breiten und Wein, die zu seinem Leib ihre Kleider auf dem Weg aus, und seinem Blut werden. „Tut um auf diese Weise den „roten dies zu meinem Gedächtnis!“, Teppich“ auszurollen, der Herr- ist Jesu Auftrag. Er vollzieht sich schern zusteht. in jeder heiligen Messe. Am Gründonnerstag geht es Am Karfreitag erfolgt das To- in den Abendmahlssaal. Es ist desurteil des Pilatus. Jesus trägt ergreifend, wie Jesus den Apo- das Kreuz hinauf zur Schädel- steln die Füße wäscht. Er, der stätte vor die Tore Jerusalems. Herr und Meister, verrichtet ei- Schmähreden und Spott beglei- 6
ten ihn auf seinem letzten Weg. chenhaftigkeit schon sehr früh Die Kleider werden ihm vom aufgegriffen und den Altar, der Leib gerissen, nur ein schma- ja Christus versinnbildet, mit les Leinentuch verhüllt seine drei Leinentüchern bedeckt. Scham. So wird er ans Kreuz Es ist das Tuch der Demut vom geschlagen. Das Leinentuch ist Gründonnerstag, das Tuch der blutgetränkt, als man den to- sich verschenkenden Liebe vom ten Heiland vom Kreuz herab- Karfreitag und das Tuch der nimmt. Es sind nur wenige, die Freude vom Ostersonntag. Der Jesus die letzte Ehre erweisen. Sinn für solche Zeichen ist heu- Er wird in das Grab des Joseph te weithin abhandengekommen. v. Arimathäa gelegt. Mit Leinen- Nur noch Spezialisten wissen binden hat man den Leichnam um solche Zusammenhänge, Jesu umhüllt. Nach dem Pascha- die im 18. und 19. Jahrhundert fest soll dann die Einbalsamie- vielen Gläubigen geläufig wa- rung erfolgen. ren. Wenn am Ostersonntag die Osterkörbchen in die Kirche ge- Dazu kam es nicht mehr, denn bracht werden und den Altar am Ostermorgen erleben die umstehen, dann sind nicht nur Frauen, die den Dienst der Ein- ein Osterlamm, Ostereier, Oster- balsamierung vollziehen woll- fladen und Osterschinken darin, ten, dass der Stein vom Grab sondern auch ein Tuch, auf dem weggewälzt ist und der Engel sich die Osterspeisen befinden. ihnen sagt: „Der Herr ist von Dieses Ostertuch erinnert gleich- den Toten auferstanden.“ Petrus falls an die Tücher, die bei der und Johannes nehmen daraufhin Auferstehung eine Rolle spielen, das leere Grab in Augenschein. so dass Ostern mit in den Alltag Sie sehen die Leinenbinden dort hineingenommen wird. Ostern liegen, schön zusammengelegt, wirkt auf diese Weise weiter. und daneben das Schweißtuch, das den Kopf verhüllt hatte. „Sie Der Gruß des Friedens „Der sehen und glauben“, wie der Friede sei mit euch!“, das erste Evangelist Johannes schreibt. Wort, das Jesus als Auferstande- ner an seine Jünger richtet, möge Dreimal begegnen wir in den als Botschaft des Auferstande- heiligen drei Tagen, wie man nen an die Welt und Menschheit Gründonnerstag, Karfreitag durchdringen, die vom Schock und Ostersonntag auch nennt, des Krieges nach dem Ein- dem Leinentuch. Dies hat die marsch der russischen Truppen Liturgie mit ihrem Sinn für Zei- in der Ukraine gezeichnet ist 7
und mit großer Hilfsbereitschaft Der Auferstandene gibt uns die und Solidarität reagiert. Kraft und die Fähigkeit, ihn zu verwirklichen, wenn wir guten Bei allen Schwierigkeiten, mit Willens sind. denen wir zu kämpfen haben, den Frieden zu schaffen und So bleibt uns als Christen im zu erhalten, sollten wir uns im- Moment nur die Möglichkeit zu mer wieder das Bild vor Augen beten und den Menschen in der führen, wie Jesus den nieder- Ukraine und den aus ihr fliehen- geschlagenen Aposteln seinen den Flüchtlingen nach Kräften Friedensgruß entbietet: „Der zu helfen. Friede sei mit euch!“ Ich wünsche ihnen unter diesen Auch an uns, an jeden Einzel- Umständen einen guten Weg nen, an Sie und mich, ist dieser durch die Fastenzeit sowie frohe Friedensgruß gerichtet. und gesegnete Ostern. Ihr Pfarrer von St. Severin v. N. Michael Ljubisic ___________________________________________________________ Ökumenisches Friedensgebet 2022 von Sr. Mary Grace Sawe aus Kenia jetzt in Deutschland als Krankenschwester tätig Schwester Mary Grace Sawe Grafik: Pfeffer 8
Friedensgebet Gütiger Gott, wir sehnen uns danach, miteinander in Frieden zu leben. Wenn Egoismus und Ungerechtigkeit überhandnehmen, wenn Gewalt zwischen Menschen ausbricht, wenn Versöhnung nicht möglich erscheint, bist du es, der uns Hoffnung auf Frieden schenkt. Wenn Unterschiede in Sprache, Kultur oder Glauben uns vergessen lassen, dass wir deine Geschöpfe sind und dass du uns die Schöpfung als gemeinsame Heimat anvertraut hast, bist du es, der uns Hoffnung auf Frieden schenkt. Wenn Menschen gegen Menschen ausgespielt werden, wenn Macht ausgenutzt wird, um andere auszubeuten, wenn Tatsachen verdreht werden, um andere zu täuschen, bist du es, der uns Hoffnung auf Frieden schenkt. Lehre uns, gerecht und fürsorglich miteinander umzugehen und der Korruption zu widerstehen. Schenke uns mutige Frauen und Männer, die die Wunden heilen, die Hass und Gewalt an Leib und Seele hinterlassen. Lass uns die richtigen Worte, Gesten und Mittel finden, um den Frieden zu fördern. In welcher Sprache wir dich auch als „Fürst des Friedens“ bekennen, lass unsere Stimmen laut vernehmbar sein gegen Gewalt und gegen Unrecht. Amen. 9
Gottesdienste zu Ostern Gottesdienste zu Ostern St. Severin, Garching Palmsonntag 10 Uhr Heilige Messe 10.4.2022 Gründonnerstag 19.30 Uhr Abendmahlgottesdienst 14.4.2022 anschließend Beichtgelegenheit bis 21.30 Uhr im Pfarrhaus Karfreitag 08 Uhr Trauermette zu Karfreitag 15.4.2022 10 Uhr Kinderkarfreitag in St. Severin 15 Uhr Feier des Leidens und Sterbens Jesu Christi; anschl. Beichtgelegenheit bis 17.30 Uhr im Pfarrhaus 19 Uhr Andacht zu den 7 letzten Worten Jesu am Kreuz Karsamstag 8 Uhr Trauermette am Heiligen Grab 16.4.2022 in St. Katharina Ostersonntag 5 Uhr Feier der Osternacht 17.4.2022 mit Speisensegnung 10 Uhr Festgottesdienst mit Speisensegnung Ostermontag 10 Uhr Festgottesdienst mit Chor 18.4.2022 St. Franziska Romana, Hochbrück Palmsonntag 08.30 Uhr Heilige Messe 10.4.2022 Karfreitag 15 Uhr Feier des Leidens und Sterbens 15.4.2022 Jesu Christi Karsamstag 21 Uhr Feier der Osternacht 16.4.2022 mit Speisensegnung Ostersonntag 08.30 Uhr Ostermesse mit Speisensegnung 17.4.2022 Ostermontag 08.30 Uhr Heilige Messe 18.4.2022 10
Laudatekirche Wir laden herzlich ein zu den Gottesdiensten in der Karwoche und zu Ostern Bitte beachten Sie: Die folgenden Termine spiegeln die Planung bei Redaktionsschluss wieder. Ob die einzelnen Gottesdienste in der geplanten Form stattfinden können, entnehmen Sie bitte dem Schaukasten, der Homepage oder der aktuellen Presse Zusätzlich gelten die notwendigen Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln und Maskenpflicht. Gründonnerstag, 14. April 2022 An Gründonnerstag hoffen wir, Sie, wie in den Jahren vor Co- rona, zum Feierabendmahl in der Kirche einladen zu können. Es gelten die Zugangsbeschränkungen wie auch in der Gastronomie: 18.00 Uhr Feierabendmahl in der Laudatekirche mit dem Laudatechor Pfarrerin Frowein Karfreitag, 15. April 2022 10.00 Uhr Gottesdienst Professor Dr. Arneth Ostersonntag, 17. April 2020 Sie haben die Wahl zwischen zwei Gottesdiensten. Leider kön- nen wir Ihnen dieses Jahr noch kein Osterfrühstück zwischen den Gottesdiensten anbieten. 06.00 Uhr Osternacht im Freien Pfarrerin Frowein 10.00 Uhr Gospelgottesdienst mit Simon Sugaray Son im Bürgerhaus, Pfarrerin Frowein Ostermontag, 18. April 2022 Wir laden Sie ein zu einem Familiengottesdienst mit Spaziergang nach Unterschleißheim in die Genezareth Kirche, Alleestr. 57a 10.30 Uhr Familiengottesdienst mit Spaziergang Pfarrerin Buck und Frau Gerstmann 11
Warum Kirche? Warum ich noch in der Kirche bin 1. Weil mein Glaube mir wichtig ist! Wie mache ich das Beste aus meinem Leben? Reicht es das Leben zu genießen? Wozu bin ich eigentlich auf der Welt? Das sind Grundfragen, die sich im Leben eines jeden Menschen immer wieder stellen. Meist sind es schwierige Nicola Gerhardt Lebenssituationen oder gesell- schaftliche Umbrüche, die diese Heldenleistungen, wie die oben Fragen aufwerfen. Gerade jetzt genannten, sondern auch für im Angesicht des Ukraine- unseren kleinen, immer wieder Krieges leben wir wieder in mit Sorgen belasteten Alltag. Umbruchzeiten, in denen so viel Ich darf darauf vertrauen, dass Böses, aber auch so viel Gutes es mir gelingt mit Gottes Hilfe geschieht. Tapfere Menschen, die Dinge zu ordnen, dann wie der ukrainische Präsident wird er letztendlich alles zum oder der Bürgermeister von Guten führen. Was für eine tolle Kiew, die für die Freiheit der Zusage! Menschen sogar ihr Leben in die Waagschale legen, verbreiten 2. Weil ich dazu die Kirche Hoffnung. Ihr Handeln brauche! beeindruckt und tröstet sehr, weil es auf das Große, für Wenn man das Glück hatte, das uns Gott geschaffen hat, positiv kirchlich sozialisiert verweist. zu sein, sind Dinge wie das gemeinsame Gebet oder der Nach meinem Verständnis Gottesdienst unglaubliche weitet Gott uns den Blick Quellen der Stärkung. Schon von uns selbst weg hin zum wenn ich eine Kirche betrete, Nächsten. In diesem Sinne vielleicht noch letzte Schwaden führt der Glaube hinaus ins von Weihrauch rieche, Jesus Weite und macht unsere Christus am Kreuz oder Maria Finsternis hell (vgl. Psalm 80). im Kerzenschein sehe, werde Das gilt natürlich nicht nur für ich in einen Meditations-Modus 12
versetzt, der mir dabei hilft, dass sie nur das Beste für alle Lasten abzuwerfen und mich Menschen wollen. Und ich habe mit innerer Freude erfüllt. gerade im kirchlichen Umfeld Wenn ich gemeinsam mit wertvolle Freundschaften anderen im Gottesdienst Gebete schließen können mit Menschen, spreche, die jahrhundertealter für die es selbstverständlich ist, Tradition entspringen, wenn anderen Gutes zu tun, ohne auf ich das Wort Gottes aus dem den eigenen Vorteil zu schauen. Evangelium höre, wenn ich in Auch das ist Kirche! der Kommunion Jesus Christus empfange und uns allen am 3. Weil unsere Gesellschaft die Ende durch den Priester der Kirche braucht! Segen Gottes zugesprochen wird, lässt mich das die „Ups Wahrscheinlich ist es uns gar and Downs“ des Lebens ganz nicht bewusst, wie wichtig die anders betrachten. Kirchen als Verteidiger der christlichen Werteordnung Dagegen halte ich Glauben für das Fundament und den alleine, im stillen Kämmerlein Zusammenhalt der Gesellschaft zwar für möglich, aber mir sind. Gerade in jüngster würde etwas Wesentliches Zeit haben wir auch in sog. fehlen: Wie jedes Fest wird westlichen Gesellschaften die Feier des Glaubens erst in erleben müssen, wie schnell Gemeinschaft wirklich schön! sich diese Werte verschieben können. Gregor Gysi, der nicht Natürlich bin ich entsetzt, gläubig ist, hat dies erkannt und enttäuscht und verärgert, so formuliert: „Aber ich fürchte wenn ich höre, was kirchliche eine religionsfreie Gesellschaft, Mitarbeiter Kindern und weil es dann kaum definierte schwachen Menschen angetan Werte und Moralvorstellungen haben und um wieviel stärker gäbe und wichtige Traditionen oft die Sorge um den Ruf der verschwänden, zum Beispiel Kirche, als das Mitleid mit den Weihnachten, Ostern und Opfern war. Das ist für mich Pfingsten. Außerdem glaube genau das Gegenteil, wofür ich insofern, als ich ein Kirche eigentlich steht. Ich Zweckoptimist bin. Das hat habe das Glück, viele Vertreter mein Leben erleichtert.“ der Kirche zu kennen, die glaubwürdig und zugewandt Fazit: Auch wenn Sie mit sind und denen man anmerkt, „Ihrer“ Kirche immer wieder 13
hadern, ringen Sie mit uns um Dazu lädt Sie der notwendige Veränderungen Pfarrgemeinderat von St. und diskutieren Sie mit uns Severin am 8. April um über den richtigen Weg in die 17.00 Uhr ins Pfarrhaus zum Zukunft. Gespräch ein. Gerne können Sie uns auch unter: gerhardt. garching@freenet.de oder über das Pfarrbüro kontaktieren! Nicola Gerhardt Pfarrgemeinderatsvorsitzende ___________________________________________________________ Missbrauchsskandal, Reformbedarf und Kirchenaustritte Frage: „Betrifft mich das? Was kann, soll oder muss ich tun?“ Die Tiefe des Betroffenseins hängt auch davon ab, wie sehr man mit seiner Kirche verbunden war oder ist. Meine Sozialisation wurde geprägt durch ein mehrheitlich katholisches Umfeld, was für einen Münsterländer nicht verwunderlich ist. Dies beeinflusste natürlich die für mich wichtigen Werte, Prof. Dr. H.-G. Hegering Verhaltensmuster und S eit geraumer Zeit werden wir konfrontiert immer neuen Nachrichten, mit Einstellungen bei meinem Engagement als Oberministrant, Jugendleiter, Mitglied einer Kommentaren, Leserbriefen, kath. Studentenverbindung, Stellungnahmen und öffentliche im Kirchenchor und in der Diskussionen zu den Kirchenverwaltung. Themen Missbrauchsskandal Ich bin dankbar, dass ich in und Reformbedarf in der Gemeinschaft mit vielen aktiven Katholischen Kirche. Und und positiv im gemeinsamen natürlich stellt sich mir die Glauben verbundenen 14
Mitchristen viel Gutes habe Die Aufklärung erfolgte oft erleben können und bei sehr zögerlich, Täter wurden etlichen interessanten Projekten häufig nur versetzt und mitwirken durfte. Das vollzog Täterschützer fanden sich auch sich überwiegend in der Kirche unter hohen Verantwortlichen, vor Ort, der Pfarrgemeinde. der gebotene Opferschutz Es gilt auch für mich, was wurde vernachlässigt. Die ich in einem Leserbrief der neueren Missbrauchsgutachten Münchner Kirchenzeitung vom haben auf die längst überfällige 20.2.22 las: „…Wie bei den Transparenz und Konsequenz meisten anderen Gläubigen war bei der Strafverfolgung sowie meine Kindheit und Jugend beim Umgang mit Opfern und meine Jahrzehnte im hingewiesen. Erwachsenenleben nicht durch Verfehlungen von Priestern, Kirchenaustritte gibt es nicht nur sondern von deren Engagement wegen sexuellen Missbrauchs. für die ihnen anvertrauten Wir müssen reagieren auf Pfarrangehörigen geprägt.“ die abnehmende Zahl von Gottesdienstbesuchern und Der erste mir bekannte Fall eines Priesteramtskandidaten sowie Kindesmissbrauchs geschah in pastoralen Mitarbeiterinnen einem Sportverein, Kindesmiss- und Mitarbeitern. Kirchliche handlung durch körperliche Führungsstrukturen dürfen Gewaltanwendung gehörte bei nicht zur Unterdrückung der Kinder-Landverschickung sinnvoller Dialogformate und und in der Schule oft zu den zur einseitigen Bildung von Standardstrafmaßnahmen. Machtstrukturen führen. Über Von einem sexuellen die zukünftige und hoffentlich Kindesmissbrauch durch Priester einflussreichere Rolle von erfuhr ich zum ersten Mal, als Frauen in der Kirche sollte nicht gegen unseren Jugendkaplan nur guten Willens diskutiert polizeilich ermittelt wurde werden, sondern es sollten und ich als Jugendleiter zu zunehmend Beschlüsse gefasst einer Zeugenvernehmung und umgesetzt werden. geladen wurde. Der Kaplan wurde zu einer Gefängnisstrafe Auch die Sexualmoral der verurteilt. In den letzten katholischen Kirche trägt zur Jahrzehnten sind im Inland und Entfremdung von der Kirche Ausland zahlreiche sexuelle bei, denn die in der kirchlichen Missbräuche entdeckt worden. Morallehre vorgetragenen 15
Gebote werden von vielen Die derzeitige Situation bietet Gläubigen als lebensfremd und zugleich die Chance für unsere unverständlich empfunden Kirche, sich zu reformieren. und deshalb durch eine Das Leben Jesu und seine frohe Orientierung an den eigenen Botschaft weisen den Weg. Wer Gewissensüberzeugungen bei der Veränderung des in ersetzt. Schieflage geratenen Systems Kirche mitgestalten will, muss In diesem Zusammenhang muss mitmachen und darf nicht auch auf das Pflichtzölibat oder austreten. die Initiative #OutInChurch verwiesen werden. Der Der Münchner Merkur vom Reformbedarf der Kirche wird 21.2.22 berichtete, dass sich derzeit in vier Foren (Macht, bei fast allen Pfarrgemeinden Sexualmoral, Priesterliche im Erzbistum München und Lebensformen, die Stellung Freising für die Wahl zu den der Frau) innerhalb des Pfarrgemeinderäten am 20. Dialogformats „Synodaler März entsprechend viele Weg“ zwischen Vertretern Kandidaten und Kandidatinnen der Bischofskonferenz zur Verfügung gestellt haben. und Laienvertretern des Das lässt hoffen! Zentralkomitees der deutschen Katholiken diskutiert. Prof. Dr. H.-G. Hegering Hoffentlich bilden sich auf Seiten Kirchenverwaltung St. Severin der Bischöfe keine hartnäckigen Ehem. Leiter des Leibniz- Sperrminoritäten. Rechenzentrums 16
KIRCHE IST MEHR (von Marlene Goldbrunner) Kirche ist mehr - als der Machtmissbrauch in den verschiedenen Lebensbereichen. - als der Machtkampf untereinander. - als das Fehlverhalten von Menschen, die in ihr wirken. - als Vertuschung und Lügengebilde, die ans Licht kommen. - als die Angst vor dem Verlust des Ansehens in der Gesellschaft. - als das Gefangensein in festgefahrenen Strukturen. - als viele gerade wahrnehmen. Kirche ist - von Jesus und auf ihn gegründet. - von Jesus den Menschen anvertraut - Männern und Frauen! - und bleibt lebendig durch das Wirken aller Getauften mit ihren je eigenen Fähigkeiten! - eine Gemeinschaft von Menschen und daher auch fehlerhaft und angreifbar. - dennoch ein Ort, wo die Frohe Botschaft Gottes hörbar, spürbar und sichtbar wird; wo täglich Gutes geschieht. - ein Ort, wo unterschiedliche Menschen miteinander beten, feiern und sich austauschen; ein Ort, wo Menschen sich immer noch beheimatet fühlen. - ein wesentlicher Bestandteil der Gesellschaft. Kirche muss - immer im Wandel sein – zu jeder Zeit! - sich hinterfragen lassen – zu jeder Zeit! - sich den Herausforderungen der Zeit stellen! - die Menschen annehmen wie sie sind! - Barmherzigkeit und Vergebung schenken, aber beides auch selbst für sich erbitten! - uns alle angehen und tätig werden lassen! - sich immer wieder neu an der Botschaft und dem Wirken Jesu orientieren und danach handeln! Denn… Kirche ist mehr als wir ahnen. Sie ist von Gott gewollt! Kirche ist von Glauben, Hoffnung und Liebe getragen. Kirche muss sich täglich neu auf Gott besinnen, denn mit IHM hat sie eine Zukunft. 17
Wie stehe ich zu meiner Kirche Heizungsanlage läuft - wie oft war es unvermutet bei der Ankunft eiskalt im Haus, der Notdienst natürlich am späten Freitagabend nicht mehr erreichbar, so dass eine Nacht mit vier Schichten Kleidung und Mütze, Wärmflaschen und eisigen Atemwolken durchzustehen war? An diesem Punkt angekommen, wird mein Grübeln oft grundsätzlich: Ist angesichts des beständigen Mangels an bezahlbarem Wohnraum für junge Familien eine Ferienwohnung überhaupt ethisch, der Pfarrerin Kathrin Frowein Energieverbrauch ökologisch, die Zweitwohnsitzsteuer E ine begnadete Fahrerin war ich noch nie. Schon auf der Autobahn auf der Fahrt ökonomisch vertretbar? Ich hadere - bis ich auf meinem Lieblingsplatz am zu meiner Ferienwohnung Balkongeländer sitze. Ich lehne denke ich mit flauem Gefühl mich an die Hauswand, in den in der Magengegend an die Händen ein Becher Kaffee - und letzten paar hundert Meter, ich komme zur Ruhe. und spätestens an dieser einen steilen Stelle bricht mir der Meine Augen wandern über Schweiß aus und ich hoffe das Bergmassiv auf der anderen inständig, dass niemand Seite vom Tal; es stand dort entgegenkommt und ich nicht schon, als noch mein Vater ausgerechnet hier Schwung mit seiner Mutter und später verliere - ich komm doch sonst mit meiner Mutter hier Urlaub da nie wieder weg! Warum gemacht hat; dass alle drei lange muss diese Ferienwohnung nur gestorben sind, das rührt die so eine steile, rutschige Anfahrt Alpen kein bißchen. Auch wenn haben? ich irgendwann längst unter Und wenn ich dann endlich der Erde liegen werde, stehen droben bin, weiß ich nie, die Gipfel vermutlich exakt ob die etwas störanfällige genauso noch dort wie heute. 18
Minuten sind erst vergangen - (hier hinkt natürlich auch seit meiner hektischen, mein Vergleich); aber weil ich angespannten Ankunft nach diesen unseren Gott ohne die einer aufreibenden Anreise - Kirche nie kennengelernt hätte, und doch bin ich jetzt bereits und weil mir der Glauben an innerlich „runtergefahren“, Gott und die Gemeinschaft der Puls und Blutdruck und Mitchrist:innen so viel Halt gibt, Nerven haben sich beruhigt. den mir nichts anderes geben Ich bin im „Urlaubsmodus“ kann - deshalb bin ich trotz angekommen, sozusagen, bin aller kritischen Überlegungen tiefenentspannt und mit mir, immer noch Mitglied und der Welt, der Anreise und allen werde das vermutlich auch Unbequemlichkeiten versöhnt. in nächster Zukunft nicht ändern. Und: ähnlich wie mein Und weil das so ist, und weil es Ferienobjekt hab ich mir die ziemlich berechenbar jedesmal Heimat im Christentum nicht wieder so ist, wenn ich mich bewusst ausgesucht, sondern erst aufgerafft habe und sie von meinen Eltern und der hierher angereist bin, und weil Herkunftsfamilie übernommen. ich diesen Effekt und diesen Erst mit den Jahren sind mir Erholungswert der Berge für beide ans Herz gewachsen und mich nie entdeckt hätte ohne selbstverständlich geworden. dieses Objekt, deshalb hab ich den „Sehnsuchtsort“, diese Unterkunft trotz aller kritischen Wie es wohl anderen mit ihrer Überlegungen immer noch und Kirche geht? werde mich vermutlich auch in nächster Zukunft nicht davon Ich frage Flo Hellmich und trennen. Niklas Weber - beide Anfang zwanzig - aus dem Kreis unserer Und mit meiner Kirche geht Jugendleiter:innen. es mir im übertragenen Sinne Die beiden sehen sich ratlos an ähnlich. - „Ja, warum bin ich eigentlich Mitglied?“, wiederholt Niklas Auch hier spricht immer wieder meine Frage gedehnt. „Du mal vieles dafür, ihr den Rücken hast ein Einkommen, du zahlst zu kehren. Wahrhaftig nicht nur Kirchensteuer..?“, hake ich ein Kritikpunkt an ihr wiegt nach. „Du musst doch wissen, schwerer als alle ernsthaften warum?“ Sein Zögern scheint Bedenken gegen ein Ferienobjekt mir zugleich Teil einer Antwort 19
Florian Hellmich Niklas Weber Helga Müller zu sein: Auch er hat sich nicht Auch Helga Müller (86) bewusst entschieden, oder weist die Möglichkeit eines jedenfalls erst nachträglich, Kirchenaustrittes weit von sich. bei der Konfirmation. Flo weiß „Das kommt überhaupt nicht in immerhin, warum er dabei Frage!“, erklärt sie und erzählt, bleiben will: „Ich möchte mal wie sie als kleines Mädchen kirchlich heiraten!“ sehnsüchtig drauf gewartet hat, endlich alt genug zu sein für den Beide nennen dann noch Kindergottesdienst. die Jugendarbeit: dass es Spaß macht, dass man dort Die Mitchrist:innen in der Freundschaften schließen und Kirchengemeinde waren sich sinnvoll einbringen kann, später eine Art erweiterter dass man gerne dazugehört Familienkreis für sie. und sich wohlfühlt - all das sind gute Argumente gegen einen Heute fällt Helga Müller Kirchenaustritt, der bei beiden der Kirchgang schwer; aktuell gar nicht im Raum zu umso selbstverständlicher stehen scheint. ist für sie die Teilnahme am Fernsehgottesdienst, und vielleicht macht sie demnächst auch an einem der Abende beim Glaubenskurs mit. 20
Besinnung, der Andacht und der inneren Einkehr für sie: „Ich würde das Abendmahl vermissen, und die Osternacht mit der Auferstehungsfeier am Feuer bedeutet mir fast mehr als Weihnachten!“ Hier schaltet sich ihr erwachsener Sohn Christian (48) ins Gespräch ein und erzählt aus der Arbeitswelt, wo man sich Gott im Alltag nicht Lydia Hütter sonderlich nahe fühlt. Zwar ist man mit Mitarbeitenden Ich nehme bei Hütter‘s am über den Glauben und die Küchentisch Platz. Alle fünf unterschiedlichen Religionen sind auf je eigene Art in der und Konfessionen durchaus Kirche engagiert: Lydia (72) im Gespräch, und oft erntet ist Teil des Teams für Spätlese er Überraschung, wenn sich und Kirchenkaffee, sie hilft herausstellt, dass „ausgerechnet beim Feierabendmahl am er“ tief gläubiger Christ, Gründonnerstag und beim Mitglied im Kirchenvorstand Osterfrühstück, sie backt, wann und engagierter ehrenamtlicher immer Kuchen gebraucht wird - Mitarbeiter in seiner Gemeinde „Ich möchte ein Teil der Kirche ist: „Entscheidend ist mir die sein!“, betont sie, und sie geht evangelische Freiheit. Ich hab noch weiter: „Ich glaube an die zwar in meinem Leben bisher Kirche!“ Als Institution begleitet keine fünf Mal selbst in der die Kirche schon ihr ganzes Bibel gelesen - aber mir muss Leben; Lydia war katholisch, die Kirche trotzdem nicht sagen, und ihr evangelischer Bräutigam was ich glauben soll. Man fühlt wurde sich beim Traugespräch sich Gott nie so nahe wie im mit dem katholischen Pfarrer Gottesdienst, beim Vaterunser nicht einig. Die Hochzeit schien in der Gemeinschaft mit plötzlich fraglich; „Bevor er anderen. Ich hab vorher schon mich nicht heiratet, wurde ich manchmal eigentlich keine Lust lieber evangelisch!“, lacht Lydia. und denk mir, hinterher leg ich mich wieder hin. Aber nachher Das Kirchengebäude und bin ich immer beseelt. Und die Feier des Gottesdienstes wieder ins Bett gegangen bin ich ist ein Ort der Ruhe und der nach der Kirche noch nie....“ 21
Ines und Luis Hütter Anna-Lena Hütter Christian Hütter Weder Mutter noch sagt sie. Ines und Christian Sohn können sich einen haben immer mit den eigenen Kirchenaustritt vorstellen Kindern gebetet, ihnen aus der - allein schon wegen der Kinderbibel vorgelesen - und Mitfinanzierung von wichtigen sind stolz drauf, dass sich beide Einrichtungen wie etwa in der Gemeinde zuhause fühlen. Kindergärten, Beratungsstellen „Wenn ich nicht Mama und und Telefonseelsorge. „Aber ich Papa hätte und nicht von klein hab hier auch so viele Menschen auf dabei gewesen wäre, würd getroffen, die hätte ich ohne ich nicht hingehen!“, sagt Anna- die Kirche nie kennengelernt!“, Lena (17) ehrlich. Sie engagiert erzählt Christian, und Lydia sich sehr und liebäugelt fügt hinzu: „Ich würde Gott gleichzeitig manchmal damit, verraten, wenn ich austreten mit der Jugendarbeit einfach würde.“ aufzuhören und all die frei werdende Zeit statt dessen Auch für ihre Schwiegertochter für sich zu haben; aber dann kommt dieser Schritt eher nicht locken doch die vertrauten in Betracht; Ines (46) arbeitet Menschen, die lieb gewordenen in der Laudategemeinde als Rituale und nicht zuletzt die Jugendbeauftragte. „Mir ging es schöne Laudatekirche: „Der nie besser in einem Job!“, sagt Ort schenkt mir Kraft, und die sie, auch wenn auch sie natürlich Inhalte - die würd ich mir nicht fassungslos ist, wenn sie liest, woanders anhören. Und sie tun was manche mit der Kirche mir gut!“, stellt sie fest, und sie durchgemacht haben. „Aber die fügt hinzu: „Ich fand es als Kind Institution trägt einen Glauben auf Freizeiten cool und kann weiter, hinter dem ich stehe!“, das jetzt selber anderen Kindern 22
möglich machen. Erwachsen Entscheidend scheint mir zu zu werden überfordert mich sein, dass die Zugehörigkeit zur manchmal; in der Jugendarbeit Kirche bei allen von Kindertagen kann ich nochmal selber Kind an einfach dazugehört hat. Ohne sein und sammle Erfahrungen, eine Gemeinde aufzuwachsen die ich woanders so nicht und dann völlig neutral selbst machen könnte.“ Ihr Bruder zu entscheiden, ob man Luis (14) erinnert sich, dass er Kirchenmitglied werden, sein vor ein paar Jahren begonnen und auch bleiben möchte, wie hatte, an dem Bild von Gott als sich das manchmal moderne dem „Mann mit dem weißen junge Eltern vorstellen Bart auf der Wolke“ zu zweifeln. analog vielleicht zur veganen Lebensweise, zur Mitgliedschaft „Durch den Konfikurs hat sich in einer Partei oder zu mein Glaube verändert und auch Ausbildung und Beruf, das verstärkt; jetzt kann ich anderen hätte vielleicht bei Hütters nicht als Mitarbeiter was davon funktioniert. Über alle Zweifel weitergeben.“ Auch er täte es, und Bedenken hinweg trägt die wie seine Schwester, nicht in Gemeinschaft vor Ort mit den jeder beliebigen Gemeinde: „Es konkreten Menschen und den hat schon was damit zu tun, wie Inhalten, den Veranstaltungen gut man die Gemeinde kennt - und Aktionen - „Religion und man merkt einfach, wer cooler Kultur gehören zusammen!“, ist...“ sagt Christian, „und beides gehört zum Menschen.“ Seine besten Freunde kennt Luis aus Laudate, und gemeinsam Die Amtsinhaber und mit ihnen lässt sich hier auch -inhaberinnen mit ihren - was auf die Beine stellen. Ein vielleicht sogar unverzeihlichen Austritt aus der evangelischen - Fehlern spielen für Lydia nicht Kirche steht derzeit weder für die wichtigste Rolle: „Ich bin Anna-Lena noch für Luis zur aus Überzeugung in der Kirche, Debatte. weil ich Gott nahe sein will - und nicht wegen dem Pfarrer!“, sagt sie. Auszutreten ist für sie unvorstellbar. Die Gespräche führte Pfarrerin Kathrin Frowein 23
Ich bleibe in der christlichen Gemeinschaft (die folgenden beiden Interview führte Alexander Bautzmann) Es darf nicht sein, dass die Kirchen sich in ihrem Handeln bzw. Nichthandeln außerhalb unserer staatlichen Gesetze und Vorschriften und damit deren Anforderungen und Mechanismen stellen. Mutmaßliche Täter gehören bei staatlichen Behörden angezeigt, von der Arbeit freigestellt, amtliche Verfahren müssen untersuchen und ggf. verurteilen. Thomas Gotterbarm Kulturreferent Das jetzige Krisenmanagement I ch bleibe in der christlichen Gemeinschaft, weil meinem persönlichen Glauben es der Kirchenführung ist ganz schlecht. Das beschädigt nicht nur die hauptamtlichen entspricht und das Christentum Mitarbeiter in den Gemeinden in unserer Gesellschaft weiter sondern entmutigt auch die stark vertreten sein muss! unzähligen Ehrenamtlichen in ihrem bewundernswerten Missbrauchsfälle kommen leider Einsatz für uns alle. überall in unserer Gesellschaft vor. Die unfassbare Dimension Die derzeitigen Erschütterungen der Fälle im kirchlichen könnten, ja sollten Anlass Umfeld , aber vor allem deren sein für ein noch intensiveres Vertuschung, der Schutz der ökumenisches Zusammenfinden Täter und das Alleinlassen unserer Kirchen, um die der Opfer erschüttert meines Stärken beider Seiten für einen Erachtens insbesondere die gemeinsamen Weg zu bündeln! katholische Kirche in ihren Grundfesten. Dies schwächt alle christlichen Kirchen in unserer offenen Gesellschaft massiv. 24
Christentum, womit den Kirchen eine große Verantwortung für unseren Staat zukommt! Auch wenn Missbrauchsfälle in der gesamten Gesellschaft vorkommen, ist die Vielzahl solcher Vorkommnisse, deren Vertuschung und fehlende Aufarbeitung und Transparenz in der Hierarchie der Kirche für unsere Gesellschaft Dr. Dietmar Gruchmann inakzeptabel. Dies entspricht Bürgermeister nicht den gepredigte Werten, ist kein Vorbild und kein Vorleben der Zehn Gebote! I ch werde aufgrund der aktuellen Vorfälle nicht aus meiner evangelischen Kirche Persönlich unterscheide ich deutlich zwischen der austreten. Als Katholik hätte ich Institution der Kirche einerseits aber wohl mehr Zweifel. und ihren Gemeinden vor Ort Ich bin in einem christlichen andererseits. Als Bürgermeister Umfeld aufgewachsen und von Garching bin ich dankbar geprägt worden. Ich habe dabei für deren großartigen Beiträge die große Bedeutung und den für unsere Stadtgesellschaft, die Wert der jüdisch-christlichen Harmonie und Toleranz unseres Zehn Gebote - Toleranz, Zusammenlebens. Friedlichkeit, Rechtssicherheit - für den Einzelnen und die Den Institutionen der Kirchen Gemeinschaft, aber auch die wünsche ich, dass sie sich Gesellschaft insgesamt kennen- den Forderungen wohl der und schätzen gelernt. Ich Großteils ihrer Mitglieder stellt, erinnere hierbei an den von wie sie der Militärseelsorger christlichen Festtagen geprägten Michael Gmelch jüngst in Jahresablauf, dessen Rhythmus seinem Buch mit dem Titel auch von kirchendistanzierten formuliert: „Hört endlich auf Teilen der Gesellschaft gerne damit, nur „betroffen“ zu sein!“ gelebt und teils mitgefeiert Ohne das mutige Umsetzen wird. Und immerhin bekennen notwendiger Änderungen ist die sich noch knapp die Hälfte der Zukunftsfähigkeit der Kirchen Menschen in Deutschland zum leider stark gefährdet. 25
Warum ich in der kath. Kirche bleibe – trotz allem „Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land, aus ewgem Stein erbauet von Gott Meisterhand.“ S o singen viele Gemeinden auch heute noch gern, besonders an ihren Patrozinien. Aber nicht mehr alle. Nicht wenigen bleibt dieses Kirchenlied aus dem Jahr 1876 gegenwärtig im Halse stecken. Heute scheint alles ins Gegenteil verkehrt. Nicht hohe Heiligkeit, sondern Ansammlung höchster Ärgernisse, gedemütigt em. Univ.-Prof. DDr. von einer jahrzehntelangen Gerhard Leibold Geschichte des sexuellen Missbrauchs von Kindern Besserung ist nicht in Sicht, durch Kleriker, von Leugnung jedenfalls nicht mit den Leuten, und Vertuschung schlimmster die diese Krise herbeigeführt Verbrechen durch Bischöfe, haben. Viele Gläubige kehren denen nur eines wichtig war: der katholischen Kirche den das Ansehen und die Macht der Rücken. Vielleicht führt der Institution katholische Kirche Synodale Weg doch noch zu zu wahren. etwas Gutem, das über die Rhetorik der Zerknirschung Das alles ist ans Licht gekommen hinausgeht. und hat zum Gegenteil der ursprünglichen Absichten Warum ich selbst in der geführt: Die katholische Kirche katholischen Kirche bleibe – in Deutschland (und auch und das, obwohl ich wie alle in anderen Ländern) liegt rechtschaffenen Gläubigen am Boden, ihre Autorität in enttäuscht, entsetzt und empört moralischen Angelegenheiten bin über die Vorkommnisse, ist zerbröckelt, kaum einer will die manche Opfer in den Tod noch Priester werden. getrieben haben? Die katholische Kirche, die wir gerade in Deutschland 26
erleben, ist wohl die Kirche der für Gerechtigkeit und Liebe, gegenwärtigen Kirchenführer, die auf keine andere Weise zu es ist „ihre“ Kirche, aber es ist erlangen sind. Glaube braucht nicht „Seine Kirche“, nicht die Gemeinschaft. Kirche Jesu Christi. Wir müssen gemeinsam in der Seine Kirche ist diejenige, in Kirche beten, und jeder einzelne der seine Botschaft hinterlegt muss selber denken. ist und gelebt wird. Aus dieser gewinnen wir unseren Dr. Gerhard Leibold, Prof. em. Glauben und die Maßstäbe __________________________________ Vergebung, Vertrauen, Engagement in der Kirche S exuellen Missbrauch hat es leider überall in der Gesellschaft gegeben und es gibt ihn wahrscheinlich immer noch. Dass er auch in der Kirche geschah, dass den Opfern oft weniger zugehört wurde als den Tätern und diese nicht konsequent bestraft, ihrer vermeintlichen Reue geglaubt und sie nicht von Kindern ferngehalten wurden, ist besonders schändlich. Es ist besonders schändlich, weil die kirchliche Gemeinschaft für Herbert Bauernfeind Werte steht. das Unfassbare möglichst Die Empörung in der ungeschehen und vor allem Gesellschaft ist mehr als nicht an die Öffentlichkeit verständlich und sie ist auch kommen lassen wollten. innerhalb der Kirche und in den Gemeinden deutlich Leid tut mir aber der Umgang hörbar. Es wird vermutet, dass mit Papst Benedikt em., der Verantwortliche in der Kirche sicher auch in seiner Zeit als 27
Erzbischof vor 40 Jahren nicht Auch deshalb, konsequent genug gehandelt - Weil ich viele Seelsorger hat. Ihn als Lügner hinzustellen, kennengelernt habe, die sich mit halte ich für ungerecht. Dass er Herzblut und voller Hingabe für sich als 94jähriger nicht mehr die Sache des Evangeliums und an alle Details vor 42 Jahren der Menschen in der Gemeinde erinnern kann, die man ihm in 80 einsetzen. Seiten langen Fragen gestellt hat, ist menschlich. Trotzdem wäre - Weil die Pfarrgemeinde für eine sofortige Entschuldigung viele eine Heimat im Glauben angebracht gewesen, auch ist bzw. sein soll. wenn er nicht selbst an Entscheidungen beteiligt war, - Weil Kardinal Marx das denn er trug mehrere Jahre die Versagen und das Wegschauen Verantwortung. Sein Bedauern der Kirche ehrlich eingestanden und seine Entschuldigung und strukturelle Veränderungen geschahen leider erst verspätet. hin zu einer synodalen Kirche versprochen hat. Um das verlorene Vertrauen in die nach wie vor gute Sache der - Weil ich an diesen Wandel in kirchlichen Gemeinschaft wieder der katholischen Kirche glaube schrittweise herzustellen, muss und an schärfere Regelungen, jetzt nicht nur ein Reformwille die sexuellen Missbrauch nicht spürbar sein, es müssen zügig mehr möglich machen bzw. auch Reformen erfolgen, um aufdecken und ihm begegnen entsprechendes schändliches können. Fehlverhalten vorzubeugen. In den Diözesen müssen u.a. - Weil auch Vergebung zum Machtstrukturen aufgebrochen Christsein gehört. Jesus sagt: und die Organisation und „Wer von euch ohne Sünde ist, Leitung durch sogenannte Laien der werfe den ersten Stein“. ergänzt werden. - Weil Kirche kein Verein ist, Dass dies geschieht, darauf in den man abwechselnd ein- vertraue ich und will mich weiter und austreten kann. Glaube intensiv in der Pfarrgemeinde und kirchliche Gemeinschaft engagieren. gehören nach meiner Meinung zusammen. Herbert Bauernfeind 28
„Ich glaube an die heilige, katholische Kirche …“ K ann man so heute noch be- ten? Ja, durchaus. Denn die Heiligkeit der Kirche hängt nicht von der Fehlerlosigkeit ih- rer Mitglieder ab, auch nicht der Amtsträger, sondern sie stammt von Gott. Dies ist auch das Thema des lesenswerten Romans von Gra- ham Greene, „The Power and the Glory“, der zur Weltliteratur gezählt wird. In einem Mexiko nicht unähnlichen fiktiven Staat Dr. Friederike Vogl ist Anfang des 20. Jahrhunderts ein Priester auf der Flucht vor der Ja, wir alle litten und leiden mit Glaubensverfolgung. Obwohl er den Opfern des Missbrauchs sich seiner Unwürdigkeit voll und der sexuellen Gewalt, die bewusst ist – er ist Alkoholiker von Vertretern der Kirche ver- und hat aus einer Beziehung zu übt wurden. einer Frau ein Kind – kann er als geweihter Priester dennoch Aber wir sollten auch all das einem angeschossenen Verbre- Gute nicht übersehen, das die cher die Beichte abnehmen und katholische Kirche leistet. Sie ihn von der Schuld befreien. ist Trägerin unzähliger karitati- ver Einrichtungen, Schulen und So zeigt sich nach Graham Gree- Kindertagesstätten. ne in einer Kirche, die völlig da- niederliegt, dennoch „die Kraft In vielen afrikanischen Ländern und die Herrlichkeit“ Gottes. ist sie ein wichtiger oder sogar Nach der Hinrichtung des Ar- der wichtigste Bildungsträger. me-Leute-Priesters endet der Weil das staatliche Schulsystem Roman mit einem Hoffnungs- unzulänglich ist, bemühen sich strahl: ein neuer Priester ist in Pfarrer, Schulen auf Spenden- der Stadt aufgetaucht. basis zu bauen und zu unterhal- ten, (wie Pater Dr. Karl Wallner, Nationaldirektor von Missio Ös- terreich, wiederholt feststellt). 29
Zusammen mit der Wohlfahrts- mie bemerkte ich viele Personen organisation „Mary’s Meals“, in unseren Garchinger Kirchen, die kostenlose Schulmahlzeiten die ich nie in einem Gottesdienst zu Verfügung stellt, geben ka- gesehen habe. Schon unsere tholische Schulen Hunderttau- Vorfahren müssen dies erfahren senden von Kindern Hoffnung haben, denn sie errichteten nicht und Zukunft. nur unsere Kirchen, sondern viele Wegkreuze und Kapellen In Kriegs- und Krisengebieten in allen Winkeln und Ecken der zählen, wenn die Infrastruktur Landschaft. Großteils zusammengebrochen ist, christliche Pfarreien und Ich bin dankbar für die Sakra- Klöster oft zu den letzten ver- mente der Kirche, die uns an bleibenden Anlaufstellen für den markanten Stellen des Le- Notleidende, unabhängig von bens begleiten und stärken. Ich jeder Religion. Wer sollte für freue mich über unsere Kirchen, Nächstenliebe eintreten, wenn die offen stehen für alle, die ihre nicht das Christentum? Anliegen und Nöte vor Gott bringen oder auch nur zur Ruhe Wer oder was könnte die Kir- kommen wollen. Sehr dankbar che ersetzen? Die Esoterik, eine bin ich auch für die eucharis- andere Religion, der reine Hu- tische Anbetung, die in St. Se- manismus, oder gar Konsum verin an den meisten Freitagen und Wellness? stattfindet. Hier kann ich ganz konkret Gottes Gegenwart er- Papst Emeritus Benedikt hat fahren. Dasselbe erleben auch in seinem ersten Band der Je- die über 70 Teilnehmenden, die sus-Trilogie „Jesus von Naza- diese Gebetsform seit vielen Jah- reth“ treffend formuliert: „Was ren mittragen. „Neue“ sind üb- hat uns Christus eigentlich rigens jederzeit willkommen. gebracht? Er hat uns Gott ge- bracht.“ Genau das tut auch die Wir befinden uns in der Fas- Kirche. tenzeit. Noch immer belastet uns die Coronapandemie. Dazu Natürlich kann man auch im kommen - wer hätte es im Ad- Wald beten oder beim Bügeln. vent noch für möglich gehal- Aber es fehlt doch das konkrete ten – Krieg und Kriegsgefahr. Gegenüber, das ich in der Kir- Am Aschermittwoch erging an che vor dem Tabernakel finde. uns der Ruf: „…kehrt um zum Gerade in der Zeit der Pande- HERRN, eurem Gott!“ (Joёl 30
So dürfen wir auch dieses Jahr wieder auf Ostern zugehen, dem Hochfest der Christenheit. Ich werde es mit und in der Kirche feiern. Die Zusage Jesu, Er werde bei seiner Kirche sein „alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20b) gibt Kraft Mary‘s Meals - Schulspeisung und Mut. Papst Franziskus lädt uns in seinem Brief „An das pil- 2,13) Ja, erneuern wir unsere gernde Volk Gottes in Deutsch- Beziehung zu Gott! Ich bin über- land“ vom 29.6.2019 ein, „die zeugt von der Macht des Gebe- Freude am Evangelium wieder- tes. Durch das vereinte Gebet zugewinnen, die Freude, Christ vieler, zusammen mit der Für- zu sein.“ sprache der Gottesmutter Maria, wurden Türkenkriege beendet, Diese Freude wünsche ich allen die Pest besiegt und Österreich Lesern des Pfarrbriefs. Ein ge- als souveräner Staat anerkannt. segnetes Osterfest! Dr. Friederike Vogl ________________________________________ Katholische Kirche - Synode und Veränderungen B ei der Eröffnung der Weltsynode im Herbst 2021 unter dem Titel „Für eine so Franziskus. Der Prozess solle „nicht eine andere Kirche“ ergeben, sondern eine Kirche, synodale Kirche: Gemeinschaft, „die verschieden ist“, die sich Teilhabe und Sendung“ hat unterscheidet. Papst Franziskus alle zur Teilnahme aufgerufen. Zwar Ich halte viel vom deutschen gebe es Fortschritte im Bereich Synodalen Weg. Er soll der Partizipation; aber „wir können gemeinsamen Suche nach nicht umhin, das Unbehagen und Antworten auf die gegenwärtige Leid vieler pastoraler Mitarbeiter, Situation dienen und nach der partizipativen Organe in den Schritten zur Stärkung des Bistümern und Pfarreien und christlichen Zeugnisses. Er wird der Frauen“ zu registrieren, getragen von der Deutschen 31
Bischofskonferenz und dem In den Bistümern sollte Zentralkomitee der deutschen bereits jetzt alles verfügt Katholiken (ZdK). werden, was kirchenrechtlich möglich ist. Deutliche Zeichen Diese „deutsche Synode“ ist müssen sichtbar werden: In umso wichtiger, um durch der Einbindung von Laien Veränderungen auch deutliche und selbstverständlich auch Zeichen zu setzen, dass man Frauen in die Personalleitung, aus dem Missbrauchsskandal die Möglichkeit der Predigt gelernt hat. für pastorale Mitarbeiter, auch Gemeindereferenten, Unterhalb der gemeinsamen die schrittweise Öffnung des Glaubenssätze muss meiner Diakonatsamts für Frauen, und Meinung nach in der kath. schließlich die Abschaffung Kirche das Subsidiaritätsprinzip des Pflichtzölibats. In einem (Eigenverantwortung in den weiteren Reformprozess halte Bistümern und Gemeinden) ich auch die Öffnung des verstärkt angewandt werden. Priesteramts für Frauen für Dieses Prinzip ist ja im unausweichlich. christlich-sozialen Denken entstanden und längst das Der Diözesanbischof (wie Grundprinzip der kommunalen unser Kardinal Marx) hat Verwaltung gegenüber der meiner Meinung nach bereits staatlichen Verwaltung. Auch jetzt Möglichkeiten, um das Opportunitätsprinzip, beispielsweise pastorale das Ermessen (Beurteilungs- Mitarbeiter zum Predigen und spielraum) muss viel stärker zur Spendung von Sakramenten als bisher in der Diözesanpraxis zu beauftragen. Er sollte alle wirken. seine jetzt schon vorhandenen Kompetenzen ausschöpfen. Es müssen Eigenverant- wortlichkeit und Entscheidungs- Wo sie kirchenrechtlich noch räume der Kirchenleitungen nicht vorhanden sind, sollten vor Ort gestärkt werden. sie weltkirchlich (Weltsynode) Nur so kann die Nähe zu gefordert und versucht werden, den Menschen bewahrt, sie in den sogenannten Canons auf ihre unterschiedlichen zu verankern. Lebenssituationen sowie auf unterschiedliche Gesellschaften Herbert Bauernfeind in den Ländern reagiert werden. 32
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