TIGERMILCH Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien

Die Seite wird erstellt Hauke Kellner
 
WEITER LESEN
TIGERMILCH Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
Begleitmaterial zur Vorstellung

TIGERMILCH

                                                         © Barbara Pállfy

leuchtkraft
Schauspiel | 75 Min. | 13 - 16 Jahre

Begleitinformationen erstellt von: Julia Nina Kneussel

Kartenreservierungen für pädagogische Institutionen:
+43 1 522 07 20 18 | paedagogik@dschungelwien.at
TIGERMILCH Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
KULTURVERMITTLUNG

Vorbereitender Workshop
Auf Anfrage kommen wir gerne vor Ihrem Theaterbesuch an Ihre Schule, stimmen die Klasse
auf das Thema ein und bereiten Sie und Ihre Schüler:innen auf das Medium „zeitgenössisches
Theater“ vor – mit Gesprächen und kreativen Übungen aus dem Tanz-, Performance- und
Schauspielbereich.

Dauer: 2 Schulstunden
Kosten: € 130,00 pro Klasse
Ort: Fest- oder Turnsaal an Ihrer Schule, ev. auch in einem größeren Klassenzimmer möglich.

Publikumsgespräch
Sehr gerne können Sie sich für ein kostenloses Publikumsgespräch direkt im Anschluss an die
Vorstellung anmelden. Im Publikumsgespräch können die Kinder und Jugendlichen relevante
Themen des Stückes bearbeiten, Fragen stellen und ihren ersten Eindrücken Ausdruck verlei-
hen. Unterschiedliche Formate passend zu Inhalt und Zielgruppe – zum Teil mit interaktiven
Elementen – bieten den geeigneten Rahmen für direkten Austausch und ermöglichen neue
Zugänge zur darstellenden Kunst.

Bitte geben Sie bei der Reservierung bekannt, ob Sie ein Publikumsgespräch wünschen.

Nachbereitender Workshop
Vor allem bei theatererfahrenen Klassen kann es sinnvoll sein, statt des vorbereitenden Work-
shops eine Nachbereitung zu buchen. Hier verarbeiten die Schüler:innen das gesehene Stück
in Gesprächen und durch eigenes kreatives Schaffen.

Dauer: 2 Schulstunden
Kosten: € 130,00 pro Klasse
Ort: Fest- oder Turnsaal an ihrer Schule, ev. auch in einem größeren Klassenzimmer möglich.

Ansprechperson für weitere Information und Beratung:
Judit Abegg | +43 1 522 07 20-24
j.abegg@dschungelwien.at

                                             II
TIGERMILCH Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
Inhaltsverzeichnis
1. ZUR PRODUKTION                                1
1.1.   INHALT                                    2
1.2.   IDEE/KONZEPT                              5
1.3.   TEXTAUSZÜGE                               7
1.4.   DAS TEAM                                  10
1.5.   KRITIK                                    12

2. HINTERGRUNDINFORMATIONEN UND WEITERFÜHRENDE
   EMPFEHLUNGEN                                  13

3. IDEEN FÜR DIE VOR- UND NACHBEREITUNG          16

                            III
TIGERMILCH Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
1. Zur Produktion

Tigermilch
leuchtkraft

Österreichische Erstaufführung
Schauspiel| 75 Min. | Ab 13 Jahren

Vorstellungstermine im Dschungel Wien:

MO     31.1.   19:30
DI     1.2.    10:30
MI     2.2.    10:30
DO     3.2.    10:30 + 19:30

DI     7.6.    19:30
MI     8.6.    10:30
DO     9.6.    19:30
FR     10.6.   10:30

Team

Regie: Julia Nina Kneussel
Darsteller:innen: Angela Ahlheim, Ivana Nikolic
Konzept: Angela Ahlheim, Julia Nina Kneussel
Bühne, Kostüme: Gudrun Lenk-Wane
Videobearbeitung: Andreas Kurz
Regieassistenz: Isabelle Papst
Hospitanz: Rebecca Richter

Nach dem Roman von Stefanie de Velasco, Verlag Kiepenheuer & Witsch (Köln)
Bühnenfassung: Catharina Fillers
Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag, Reinbek bei Hamburg

Dank an das GRG7 Kandlgasse und Ungerade Wien

Tigermilch wurde gefördert von der Stadt Wien Kultur und vom BMKÖS

                                             1
TIGERMILCH Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
1.1. Inhalt

Kurze Inhaltsangabe

Endlich Sommerferien! Eigentlich sollte es für Nini und Jameehla diesen Sommer in erster Linie
um das Verliebtsein und das erste Mal gehen. Auf dem Straßenstrich üben sie für das Projekt
Entjungferung. Sie mischen Milch, Mariacron und Maracujasaft, nennen das »Tigermilch« und
streifen durch den Sommer, der ihr letzter gemeinsamer sein könnte. Denn Jameelah und ih-
rer Familie droht die Abschiebung in den Irak. Und als sie ungewollt Zeuginnen werden, wie
der Konflikt in der Familie ihres Freundes Amir eskaliert, droht alles zu zerbrechen.

»Tigermilch« ist eine Geschichte über Solidarität und verschiedene Muttersprachen. Eine Ge-
schichte über Pommes und Kartoffeln im Allgemeinen, über eine depressive Mutter und eine
eierlikörtrinkende Schwester. »Tigermilch« erzählt nicht nur vom Heranwachsen, von Liebe
und Sex, sondern auch von Ehrenmord, Krieg und Abschiebung. Vor allem aber geht es um
Freundschaft. Und um den Sprung vom 10-Meter-Brett.

                                                                                                 © Barbara Pállfy

                                              2
TIGERMILCH Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
Detaillierte Inhaltsangabe zur Nachbesprechung:

Diese Inhaltsangabe dient in erster Linie zur Information für Sie als Pädagog:in und ist nicht
zur Weitergabe an Ihre Schüler:innen gedacht! Die Inhaltsangabe soll Ihnen außerdem helfen,
nach dem Stückbesuch mit Ihren Schüler:innen darüber zu sprechen, was sie gesehen haben.

Zu Stückbeginn sehen wir per Video, wie Nini und Jameehla ihr Lieblingsgetränk mixen; Tiger-
milch, ein alkoholisches Mischgetränk, das sie in Schulmilchflaschen tarnen. In einem Ge-
spräch erfahren wir, dass Jameehla fürchtet, dass sie und ihre Familie aus Österreich abge-
schoben werden. Ein Brief vom Ausländeramt ist gekommen.

Die beiden Mädchen stylen sich und machen sich auf den Weg zur Pragerstraße, einem Stra-
ßenstrich. Auf der Pragerstraße steigen Nini und Jameehla, schon ziemlich betrunken, zu ei-
nem Mann ins Auto und fahren in seine Wohnung. Dort feiern die beiden Mädchen ordentlich
Party, binden den Mann am Bett fest und ziehen ihm ein Kondom über. Sie meinen, sie „müs-
sen üben, für später, für das echte Leben“.

Danach fahren Nini und Jameehla an den Donaukanal zu ihrem Lieblingstreffpunkt, einer Te-
lefonzelle. Dort treffen sie Lukas, in den Jameehla schwer verliebt ist.

In der nächsten Szene erfahren wir etwas über Ninis Familie. Ninis Mutter scheint schwere
Depressionen zu haben. Der Vater lebt nicht mehr bei ihnen.

In der darauffolgenden Szene werden wir Zeug:innen eines Familienstreits in der Familie ihres
guten Freundes Amir: seine Schwester Jasna wird vom großen Bruder Tarik gescholten, weil
sie einen Bikini trägt und einen Serben namens Dragan liebt. Im Schwimmbad geht der Konflikt
weiter, Tarik zerrt Jasna aus dem Bad nach Hause. Etwas später treffen Nini und Jameehla
Jasna alleine und verheult, sie erfahren, dass Jasna mit Dragan verlobt ist.

Am letzten Schultag kommt Amir mit einem blauen Auge in die Schule. Seine Mutter hat ihn
geschlagen. Nini und Jameehla beschließen, endlich ihr erstes Mal Geschlechtsverkehr zu ha-
ben. Sie sorgen sich, wie es wohl sein wird.

Auf der Party vom „Viovic“ küsst Jameehla endlich Lukas. Das Problem ist, sie scheint eine
„Rivalin" zu haben, Anna-Lena, und Lukas hat sich sehr rasch aus dem Staub gemacht. Nini
küsst Nico. Nini und Jameehla beschließen, einen Liebeszauber zu machen.

Während die Mädchen in der Nacht am Spielplatz ihren „Liebeszauber“ veranstalten, werden
sie heimlich Zeuginnen eines furchtbaren Verbrechens: Tarik ersticht Jasna. Geschockt laufen
die beiden Mädchen zu Nini nach Hause. Am nächsten Morgen entspinnt sich ein Streit: Nini
möchte zur Polizei gehen, Jameehla nicht - sie hat Angst vor dem Ausländeramt und möchte
nichts mit der Polizei zu tun haben.

                                              3
TIGERMILCH Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
Noch immer unter Schock stehend fahren die beiden Mädchen auf den Straßenstrich auf der
Pragerstraße, um sich abzulenken. Auf der Pragerstraße steigen die beiden zu zwei Männern
ins Auto und fahren mit ihnen in eine Bar, und im Anschluss in ein Hotel. Nini und Jameehla
kommen unter Druck und denken, sie müssen nun mit den Männern Geschlechtsverkehr ha-
ben. Die beiden erwachsenen Männer nutzen die Situation illegal und missbräuchlich aus, es
kommt zum Geschlechtsverkehr.

Mittlerweile wurde Amir verhaftet, weil er fälschlicherweise den Mord „gestanden“ hat, um
seinen Bruder Tarik zu decken. Nini und Jameehla besuchen ihn im Gefängnis und versuchen
ihn dazu zu überreden die Wahrheit zu sagen. In der Nacht fährt Nini mit Nico zum Gefängnis
und sie besprayen die Wand. Sie haben Sex. Nini verrät Nico, dass sie den Mord an Jasna be-
obachtet haben und Tarik der wirkliche Täter ist, Amir ist unschuldig. Jameehla fühlt sich von
Nini verraten, zwischen den beiden kommt es zum Freundschaftsbruch.

Amir kommt aus dem Gefängnis. Im Freibad versöhnen sich Nini und Jameehla. Nini schreibt
einen Brief an Dragan, um ihn darüber zu informieren, wo Jasna begraben wurde.

Dann kommt der Brief vom Ausländeramt. Jameehla und ihre Familie werden nach Irak abge-
schoben. Nini und Jameehla schwören einander in Kontakt zu bleiben.

                                                                                                 © Barbara Pállfy

                                              4
TIGERMILCH Begleitmaterial zur Vorstellung - Dschungel Wien
1.2. Idee/Konzept

Roman, Film, Theaterstück

Tigermilch ist der erfolgreiche Roman von Stefanie de Velasco, der 2017 auch verfilmt wurde.
In unserem Theaterstück arbeiten wir mit der Bühnenfassung von Catharina Fillers, erschienen
im rowohlt Theaterverlag.

Zum Inhalt

Tigermilch erzählt von der engen Freundschaft zwischen Nini und Jameelah. Beide sind Tee-
nager:innen, 14 Jahre alt, die ihr Leben mit verblüffender Entschiedenheit selbst in die Hand
nehmen. In diesem Sommer geht es für die beiden in erster Linie ums Verliebtsein und das
Erste Mal. Im Entdeckungsprozess ihrer Sexualität begeben sich die beiden Mädchen in äu-
ßerst gefährliche Situationen auf dem Straßenstrich.

„Wir müssen wissen, wie es geht, damit uns keiner was kann“
                                                         (Nini / Tigermilch)

Als die beiden den Mord an einer Freundin beobachten, wird ihre Freundschaft auf eine harte
Probe gestellt. Sollen sie der Polizei die wahren Umstände des Verbrechens melden? Konzepte
von Solidarität und Was-ist-richtig bekommen Risse.

„..Ich weiß nur, dass wir immer dachten, dass niemals etwas schiefgehen wird, dass nichts
passieren kann, solange wir nicht alleine gehen, nirgendwohin allein.“
                                                          (Nini / Tigermilch)

Und zusätzlich sind die Sommerferien noch überschattet von der Angst vor Jameelahs drohen-
der Abschiebung in den Irak.

Macher:innen und mutige Rebell:innen

Jameelah und Nini sind klassische Antiheld:innen, wie sie in jeder Schulklasse zu finden sein
könnten.
Aufgrund ihrer familiären und gesellschaftlichen Situation - Ninis Mutter ist schwer depressiv,
Jameelahs Familie von der drohenden Abschiebung in den Irak belastet, sind sie mit den Her-
ausforderungen ihres Alltags auf sich allein gestellt. Gefahrensituationen, in die sich die bei-
den Teenager begeben, und ernsthafte Krisen müssen ohne unterstützendes erwachsenes Ge-
genüber reflektiert und bewältigt werden.
Trotzdem lassen sie sich nicht unterkriegen, gestalten aktiv ihre Welt und trotzen gemeinsam
allen Widerständen. Eigenständig und selbstbewusst wappnen sie sich für das Leben.

                                               5
Zwei Schauspieler:innen (und ihr Handy)

In unserer Stückfassung haben wir uns entschieden, die gesamte Geschichte aus der Sicht von
Nina und Jameehla zu erzählen, die von zwei Schauspielerinnen gespielt werden. Glücklicher-
weise gibt es eine Stückfassung für zwei Schauspieler:innen, mit der wir arbeiten können, d.h.
es gibt einen vorgefertigten Text mit dem wir proben.

In raschen Wechseln zwischen Erzähl- und Spielsituation schildern Nini und Jameelah ihre Ge-
schichte dem Publikum, das intim wie ein Internetnutzer in die Ereignisse hineingezogen wird.
Sie springen spielerisch in der Zeit, und auch ihr Handy kommt zum Einsatz. Sie filmen sich
selbst und gegenseitig und zeigen so die Vergangenheit, die mehr oder weniger glorreiche
Gegenwart oder eine im Netz hängengebliebene Zukunft - etwas das bleibt.

Außerdem kann man ihnen auf Instagram folgen.
Folge Nini und Jameehla auf Instagram: instagram.com/ninijameelah

                                                                             © Barbara Pállfy

                                              6
1.3. Textauszüge

Auszug aus dem Stücktext „Tigermilch“ nach dem Roman von Stefanie de Ve-
lasco, Bühnenfassung von Catharina Fillers, rowohlt Theater Verlag

NINI       Wir gehen ins Freibad. Ich liebe das Freibad. Ich mag einfach alles am Freibad,
           den Geruch nach Chlor, gleich wenn man reinkommt,

JAMEELAH   die braungebrannten Jungs,

NINI       den Lärm,

JAMEELAH   wie das Wasser spritzt und die Mädchen schreien

NINI       wegen der Arschbomben, die die Jungs machen,

JAMEELAH   ich mag sogar die Fußpilzduschen.

NINI       Aber am allerliebsten mag ich das Essen. Überhaupt habe ich manchmal das
           Gefühl, dass ich nur zum Essen ins Freibad komme.

JAMEELAH   Da hinten,

NINI       flüstert Jameelah und krallt ihre Fingernägel in meine Schulter,

JAMEELAH   da liegt Lukas, ganz allein.

NINI       Komm. So cool und pomade wie möglich schlendern wir Hand in Hand
           über die Wiese.

JAMEELAH   Hallo,

NINI       sagt Jameelah, Hallo, sagt Lukas und alle lächeln.

Jameelah   holt ihr Handtuch raus und legt es neben das von Lukas. Ich sehe Amir
           hinten auf dem Rasen, er kommt auf uns zu und winkt.

           Ich habe ein Aladdin-Handtuch, Jameelah hat ein Coca-Cola-Handtuch, und
           Amir hat gar kein Handtuch. Das macht aber nichts, ich gehe nämlich fast nie
           ins Wasser, und Amir benutzt einfach meins. Ich habe Angst vor Wasser.
           Jameelah und Amir haben dafür Angst vor Silvesterknallern, da gibt’s nichts zu
           lachen. So ist das mit Freunden.

JAMEELAH   Da kommen Laura, Kathi und Anna-Lena.

BEIDE      Anna-Lena sieht mal wieder aus wie mit Perwoll gewaschen!

NINI       Was sind das bloß für Eltern!? Wer sein Kind Anna-Lena nennt, der heißt es
           doch irgendwie pervers willkommen auf der Welt.

                                          7
JAMEELAH     He!

NINI         Jameelah steht auf dem Zehner und hat die Arme ausgebreitet.

JAMEELAH     Kann mal jemand Karmina Burana anmachen!

NINI         Die Sicherheitsleute gucken ein bisschen doof.

JAMEELAH     Ich mache jetzt den doppelten Rittberger!

NINI         Kopfüber springt Jameelah in die Tiefe. Unter Wasser sehe ich sie bis zu mir
             an den Beckenrand schwimmen.

JAMEELAH     Na, wie war ich,

NINI         Wolke! Sah ziemlich gefährlich aus. Guck mal, da oben steht Amir!

JAMEELAH     Nicht runterschauen!

NINI         Aber Amir schaut aufs Wasser, als ob da unten ein Krokodil wäre.

JAMEELAH     So wird das nichts, man muss einfach springen, man darf nicht so lange
             überlegen, sonst macht man es nie.

NINI         Aber da klettert Amir schon mit rotem Kopf die Wendeltreppe runter.

JAMEELAH     Schisser,

NINI         sagt Jameelah grinsend, als Amir wieder neben uns steht. Ach, stirb langsam,
             sagt Amir.

JAMEELAH     Selber, stirb langsam zwei.

NINI         Am Kiosk treffe ich Nico. Nico küsst mich auf die Backe. Sein Kuss ist genau
             richtig, sehr warm und ein bisschen feucht. Weiter hinten sehe ich Jasna und
             Dragan knutschend auf der Wiese liegen. Jasna trägt ihren knallgelben Bikini,
             ihre langen Beine hat sie um Dragan geschlungen, er fährt mit seiner Hand
             ihren Oberschenkel runter.

JAMEELAH     Voll pornomäßig, wie die rummachen.

NINI         Jameelah lässt sich von Lukas den Rücken eincremen. Ich schaue in den
             wolkenlosen Himmel, die Sonne brennt. Es riecht nach Pommes und Sonnen-
             milch.

BADEMEISTER Der Junge in der lila Badehose, noch einmal vom Beckenrand gesprungen
            und du kriegst lebenslänglich.

JAMEELAH     Scheiße guck mal, da drüben zerrt Tarik Jasna durch die Gegend.

NINI         Sie wehrt sich ja gar nicht.

                                            8
JAMEEHLA   Weil sie cool ist, viel cooler als Tarik.

NINI       Jetzt kommen sie zu uns und Tarik scheucht Amir vom Handtuch runter.
           Er wickelt es um Jasna rum.

JAMEEHLA   Hey Jasna, cooler Bikini. Jasna lächelt und sagt ganz ruhig: Wenn mein
           Verlobter sieht, dass ich weg bin, bringt er ihn um. Schäm dich, sagt Tarik,
           schäm dich selber, sagt Jasia und spuckt ihm ins Gesicht!

NINI       Jetzt lächelt Tarik, aber es ist kein gutes Lächeln. Amir steht auf.

JAMEELAH   Also dann...

NINI       Tarik führt Jasna zum Ausgang und Amir geht ihnen langsam nach, über die
           Wiese, doch die grüne Wiese sieht auf einmal ganz gelb aus und Amir wie ein
           durstiger Wanderer, der eine Wüste durchqueren muss. Ein blonder Typ mit
           lila Badehose überholt ihn. Es ist Dragan.

                                                                                          © Barbara Pállfy

                                              9
1.4. Das Team

Konzept & Schauspiel
Angela Ahlheim
geboren 1988 in Hamburg, studierte zunächst Theaterwissenschaften und Germanistik an der
Goetheuniversität in Frankfurt und anschließend Schauspiel am Kärntner Landeskonservato-
rium Klagenfurt. Während des Studiums spielte sie bei der Neuen Bühne Villach, beim Jungen
Theater Klagenfurt, bei den Südkärntner Sommerspielen Eberndorf und beim nicht.THEATER
Ensemble in Wien. Nach dem Studium folgte ein zweijähriges Engagement an der Tribüne Linz
und Produktionen in der freien Szene, darunter ISKRA Theater Wien und Theater im Parkbad
Linz. Anschließend ging sie für ein Jahresengagement ans DAS DA Theater Aachen. Zu den
gespielten Stücken gehören Romanadaptionen (Eine Hand voller Sterne, Malka Mai), Filma-
daptionen (Honig im Kopf, Vincent will Meer), klassische Stücke (Viel Lärm um Nichts), mo-
derne Klassiker (Andorra, Jugend ohne Gott), und viele Stücke für junges Publikum (Name:
Sophie Scholl, Asip und Jenny).
www.angela-ahlheim.com

Schauspiel
Ivana Nikolic
wurde 1989 in Serbien geboren und wuchs in Wien auf. Während ihrem Studium an der Anton
Bruckner Universität gastierte sie am Landestheater Linz sowie am Werk X. Danach folgten
Engagements am Landestheater Innsbruck, Theater der Jugend, an der Schauburg München
sowie am jungen Theater in Augsburg. Außerdem drehte sie fürs Fernsehen und Kino wie "Tat-
ort", "Chrieg" oder "Meiberger". Derzeit lebt sie als freie Schauspielerin in Wien.

Konzept & Regie
Julia Nina Kneussel
geboren in Wien, studierte zunächst Schauspiel am Konservatorium in Wien. Es folgten Enga-
gements als Schauspielerin (Theater in der Josefstadt, Burgtheater, Dschungel Wien, TAG The-
ater an der Gumpendorferstraße, KosmosTheater, Theater des Lachens Berlin, dieTheater
Künstlerhaus, Theaterhaus Stuttgart). Außerdem arbeitete sie als Radiomoderatorin und Re-
gieassistentin.
2013 gewann ihre Inszenierung „Die Kümmerinnen“ von Katharina Tiwald im Theater Dra-
chengasse den Nachwuchs-Wettbewerb mit dem Publikumspreis. Es folgten weitere Inszenie-
rungen am Theater Drachengasse, am KosmosTheater, am tjg.theater junge generation in
Dresden, im Akzenttheater, beim Viertelfestival Niederösterreich, aber auch im Luftschutz-
bunker Arne-Carlsson-Park, in der moe-Fabrik, im Irrlicht und im werk Wien. 2018 erhielt sie
ein einjähriges Stipendium für die „Werkstatt Regie und Objekt“ des tjg.theater junge genera-
tion in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin.

    Kurzinterview mit Julia Nina Kneussel, Ivana Nikolic und Angela Ahlheim:
                  https://www.youtube.com/watch?v=-D0moEXNhHg

                                             10
Bühne und Kostüm

Gudrun Lenk-Wane
entwarf für mehr als 40 Theater-, Tanz- und Performanceproduktionen Bühnen- und Kostüm-
bilder und realisiert eigene Performances. Ihre Skulpturen, Bilder und textile Installationen im
öffentlichen Raum, wie: „cars (in towns)“, „smART my city“ oder „Transit“, sind regelmäßig in
Ausstellungen zu sehe. An der Schnittstelle zwischen künstlerischer Praxis und sozialem Raum
realisierte sie Projekte mit Erwachsenen und Kindern im öffentlichen Raum und leitet Kunst-
und Theaterworkshops. Als Ausstatterin im Theater- und Performancebereich arbeitete sie
mit zahlreichen RegisseurInnen zusammen, u. a. Johanna Tomek, Birgit Doll, Gernot Plass,
Thomas Birkmeier, Barbara Klein, Alexander Waechter, Tina Leisch, Saskia Hölbling, Laurent
Goldring, Karin Koller, Julia Kneussel, Susanne Draxler. Sie ist Mitglied der Gesellschaft für bil-
dende KünstlerInnen/ Künstlerhaus.

Videobearbeitung und Schnitt

Georg Müller-Fang
ist Techniker, Musiker, Sound- und Videotüftler. Als Künstler und Techniker ist er am OHO
Offenes Haus Burgenland tätig, wo er auch im Vereinsvorstand ist und sich in vielen künstle-
rischen Projekten verwirklichen konnte, sowohl Theaterstücke als auch Bandprojekte. Georg
Müllner-Fang lebt und arbeitet derzeit im Burgenland und in Wien. Zuletzt arbeitete er mit
Julia Nina Kneussel zusammen bei dem Stück „Marinas letzte Briefe“ im Theater Drachen-
gasse.

Der Verein

leuchtkraft theater produktionen wurde von Julia Nina Kneussel (Regie) und Martina Theissl
(Dramaturgie) im Sommer 2015 gegründet. Kennengelernt haben sich die beiden im Zuge ih-
rer ersten erfolgreichen Zusammenarbeit an „Die Kümmerinnen in: LEUCHTKRAFTFORMEL“
(nomen est omen) im Herbst zuvor. Von Beginn an zieht der Verein seine Kreise der Zusam-
menarbeit mit unterschiedlichsten Autor_innen, Musiker_innen, Schauspieler_innen, Chore-
ograf_innen, Bühnenbildner_innen und Theatern, und vielen anderen Kunstschaffenden und
verfolgt einen interdisziplinären Ansatz.

Theatermachen bedeutet bei leuchtkraft, aktuelle gesellschaftliche Bezüge herzustellen, ei-
nen kritischen und politischen Anspruch zu erheben und Utopien zu träumen.

                                                11
1.5. Kritik

Jugendstück: Kraftvolle Lebensfreude zweier Mädchen in „verfaulter Welt“

„Tigermilch“ nach dem gleichnamigen Roman im Dschungel Wien fertig geprobt, wartet auf
Aufführung. Von Heinz Wagner (27.02.2021 | Kurier)

Schrill, bunt, frech, abenteuerlustig. Zwei aufgeweckte junge Mädchen wollen das „echte“, das
fast schon erwachsene Leben erobern. Dazu, so finden sie, gehört ein ordentlicher Schuss Al-
kohol (Weinbrand Mariacron) – getarnt in Kunststoff-Milchflaschen – und mit ein bisschen da-
von auch gemixt. Zur „Tigermilch“ schütten sie noch viel Maracujasaft. Diese „M“-Getränke-
mischung (Müllermilch, Maracujasaft, Mariacron) namens Tigermilch wählte Stefanie de Ver-
lasco als Titel ihres vor mehr als sieben Jahren erstmals erschienenen rund 270 Seiten starken
Jugendroman. Vor drei Jahren als Film in den Kinos, hat in den vergangenen Monaten die
Gruppe „leuchtkraft“ eine Bühnenversion für den Dschungel Wien erarbeitet.

Zu sehen hoffentlich endlich gegen Ende März – siehe Infoblock. Selbst bei der „Geister-Premi-
ere“ für eine Handvoll – weit auseinander sitzender „maskierter“ und zuvor getesteter Zu-
schauer_innen – inklusive Kinder-KURIER – versprühten Angela Ahlheim als Nini und Ivana Ni-
kolić als Jameelah diese unbändige Energie zwischen noch verspielter Kindheit samt erfunder-
ner „O“-Sprach (alles ist kross) und abenteuerlustiger Jugend. Überbordende Spielfreude. Wie
wird das erst sein, wenn – vor allem jugendliches – Publikum im Saal sein darf.
Beide brennen aufs erste Mal. Und irgendwie lassen sie in diesen Szenen, wo sie’s mit wild-
fremden angehen wollen, ganz schön offen, ob sie das nun in ihrer – natürlich am Theater, im
Film, im Buch sowieso fiktiven – Realität tun, oder sich das alles in ihrer Fantasie ausmalen.
Dieses Offen-Lassen ist in der ein bisschen mehr als eine Stunde dauernden Inszenierung (Re-
gie: Julia Nina Kneussel) viel deutlicher zu verspüren als im Roman.

Auch wenn sie dies häufig vermitteln, haben die beiden Mädchen aus einer Plattenbau-Gegend
ein alles andere als lustiges Leben. Ninis Mutter ist Alkoholiker, der Vater abgehauen.
Jameelah konnte mit ihrer Mutter aus dem Irak fliehen, wo der Vater im dortigen Krieg sein
Leben gelassen hat. Von der Ausländerbehörde kommen Schreiben, von denen Jameelah gar
die Abschiebung fürchtet. „Vielleicht ist Gottes Welt wirklich verfault. Vielleicht gibt es Gott,
und vielleicht ist seine Welt auch wirklich verfault“, heißt es an einer Stelle, wobei die „verfaulte
Welt“ öfter vorkommt.

Dazu kommt ein Mord an einer guten Freundin, Jasna. Den die beiden noch dazu in einem
Häuschen nächtens auf dem Spielplatz zufällig beobachten. Obendrein kommt mit ihrem
Freund Amir der falsche in den Knast. Über die Frage, zur Polizei gehen und den richtigen Täter
nennen oder nicht, zerbricht mehr oder minder die Freundschaft. Die sie erst im nächsten, letz-
ten tragischen Moment wieder aufnehmen. Als Jameelah und ihre Mutter abgeschoben wer-
den. Über die Absperrung hinweg Freundschaft samt Pinki-Schwur und Ninis Versprechen, die
Freundin im Irak zu besuchen.

Und das vor dem Hintergund von ganz realen Kinder-Abschiebungen aus Österreich!

                                                 12
2. Hintergrundinformationen und weiterführende Empfehlungen

Das Buch

                    Roman „Tigermilch“ von Stefanie de Velasco
                    Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2013

Der Film

                    Tigermilch ist ein deutscher Spielfilm der Regisseurin Ute Wie-
                    land aus dem Jahr 2017, basierend auf dem gleichnamigen Ro-
                    man von Stefanie de Velasco. Der Kinostart in Deutschland war
                    am 17. August 2017.

                    © 2017 Constantin Film Verleih GmbH

                    https://www.film.at/tigermilch

                                   13
Filme zum Thema „Ehrenmord“

      „Ehre - Stolz - Scham“
       Dokumentarfilm von Margarethe Steinhausen

      Film über den Mädchentreff für junge Musliminnen "MaDonna" in Berlin. Junge Mus-
       liminnen versuchen, den traditionellen Begriff von Ehre aufzubrechen.

      „Ehrenmord - Verfolgte Töchter, Verlorene Söhne“
       Dokumentarfilm von Susanne Babila
       Enthält ein Gespräch zum Thema „Ehre“ mit einer Realschulklasse (ab Minute 20).

Weiterführende Links

Thema Frauen- und Mädchenberatung, Zwangsheirat

https://www.orientexpress-wien.com/koordinationsstelle

Orientexpress Wien bietet Beratung, Betreuung und Begleitung für Frauen und Mädchen mit
Migrationshintergrund auf Deutsch, Türkisch, Arabisch und Englisch, kompetent und anonym.
Im Fall von Zwangsheirat beraten und betreuen Orientexpress alle Mädchen und Frauen, un-
abhängig ihrer Herkunft und Nationalität. Orientexpress bietet auch Schutzeinrichtun-
gen/Notwohnungen an.

Die Koordinationsstelle bietet Schulungen, Entwicklung von Arbeitsunterlagen, Informations-
materialien, Sicherheitsvermittlung, Aufklärung und Präventionsarbeit, für Helfer:innen und
Hilfesuchende.

Thema Sexualität

https://firstlove.at/fragen-first-love/koerper-fragen/

Auf der Jugendberatungsseite firstlove.at gibt es umfassende Informationen zum Thema Se-
xualität.

Unter der Rubrik „Fragen“ werden altersgemäße Fragen zum Thema professionell beantwor-
tet. Lassen Sie die Schüler:innen in Einzelarbeit oder in Kleingruppen diese Fragen durchfors-
ten.

                                              14
Themen Ehre, Gewalt, Gleichberechtigung, Gewalt im Namen der Ehre

https://netzwerk-gegen-gewalt.hessen.de/sites/netzwerk-gegen-gewalt.hes-
sen.de/files/content-downloads/Unterichtseinheiten%20.pdf

In obenstehendem Link finden Sie praktische Anleitungen zu dieser Thematik für konkrete
Übungen im Unterricht.

                                                                                          © Barbara Pállfy

                                          15
3. Ideen für die Vor- und Nachbereitung

Nini und Jameehla spielen „Wörterknacken“ und die „O-Sprache“, im Folgenden werden die
Spielregeln erklärt.

Wörterknacken

Teilen Sie die Schüler:innen in Paare/Kleingruppen und lassen Sie sie frei assoziierend Worte
finden, in denen möglichst viele Buchstaben vertauscht werden sollen, so dass sich neue
Wortkreationen ergeben, die Freude bereiten. Die Wortkreationen werden aufgeschrieben,
und die exquisitesten im Anschluss der gesamten Klasse vorgetragen.

Beispiele (zur Inspiration für die Schüler:innen):
                               aus „Luft“ wird „Lust“
                               aus „Nacht“ — „nackt“
                               —> daraus kann entstehen: Lustballons, Nacktschicht,
                               Lustschutzkeller, Nacktwächter

                             oder: aus „Kinder“ wird „Rinder“, und daraus wieder
                             neue Worte wie zB „Rinderausweis“ usw.

O-Sprache

Für die O-Sprache bilden die Schüler:innen wieder Paare/Kleingruppen.
Diesmal werden in den Worten möglichst viele Vokale vertauscht, so dass die Worte einen
anderen Sinn bekommen, also zB:

                             kross statt krass
                             Gold statt Geld
                             Kotze statt Katze
                             Rost statt Rest
                             mit Filter drehen wird mit Folter drohen
                             usw.

Die beste Auswahl wird wieder der gesamten Klasse vorgestellt.

Wichtige Grundregel: ermutigen Sie die Schüler:innen, sich beim Dichten nicht zu „zensurie-
ren“. Es darf lustig, schräg, frech, schön, poetisch, erotisch kreiert werden (Nicht zugelassen
sind selbstverständlich rassistische Worte oder solche, die Personengruppen oder Individuen
beleidigen).

                                              16
Recherchequiz
Erstellt von der Darstellerin der Nini, Angela Ahlheim

Lassen Sie die Schüler:innen folgende Fragen recherchieren:

• Wie alt war Valerie de Velasco, als sie Tigermilch schrieb?

• Wie lange muss man in Österreich leben, um die österreichische Staatsbürgerschaft bean-
  tragen zu können?

• Woher kommt die Kartoffel ursprünglich und wie kam sie nach Europa?

• Nenne neun Länder, in denen Arabisch Amtssprache ist.

• Gibt es ein Recht auf Verhütungsmittel?

• Was ist Squirting?

• Um welche Art von Ehre handelt es sich beim Ehrenmord?

• Wer hat Carmina Burana geschrieben, zu dem Jamehlaa vom 10er springen will?

• Gibt es ein Recht zu heiraten bzw. nicht zu heiraten?

Die Antworten werden in der Gruppe verglichen und diskutiert.

                                              17
Fragen und Diskussionsanstöße für die Vor- und Nachbereitung

Diskutieren Sie mit den Schüler:innen untenstehende Fragen.

Alternativ zu einer klassischen Diskussion können Sie die Schüler:innen auch gemeinsam ein
Mind Map erstellen lassen.

Übung Mind Map erstellen

Teilen Sie die Klasse in Kleingruppen-Stationen. Jede Gruppe schreibt einen der unterstehen-
den Kernbegriffe (z.B. Ehre, Freundschaft, Irak usw.) auf ein Packpapier/Flipchart/Tafel. Ab
dann darf nicht mehr gesprochen werden. Man darf nur mehr schriftlich bzw. mit dem Stift
auf dem Papier miteinander kommunizieren.

In den Kleingruppen assoziieren die Schüler:innen schriftlich zum jeweiligen Begriff. Im Uhr-
zeigersinn wechseln die Gruppen von Station zu Station und assoziieren zum nächsten Begriff
usw., bis jede Gruppe bei jedem Begriff war. Wichtig: Es darf nicht gesprochen werden! Güns-
tig ist, Musik nebenbei spielen zu lassen.

Waren alle Gruppen bei jeder Station geben sie kurz Zeit, dass alle Schüler:innen sich nochmal
die fertigen Mindmaps ansehen können. Im Anschluss können Sie eine Diskussion darüber
initiieren.

Fragebeispiele für eine Diskussion

•   Was bedeutet der Begriff Ehre für Dich und dein jetziges Leben?
•   Welchen Stellenwert hat er für deine Familie?
•   Gibt es verschiedene „Ehren“?
•   Ist „Ehre“ für Dich ein positives oder ein negatives Wort?
•   In welchem Zusammenhang taucht der Begriff „Ehre“ auf? In welchen Wörtern?

• Was bedeutet Freundschaft für dich?
• Wie wichtig sind für dich „die beste Freundin“/„der beste Freund“?
• So wichtig wie Familie? Wie Schule? Wie Hobbys?

• Kennst du jemanden, der:die abgeschoben wurde?
• Kennst du jemanden der:die von Abschiebung bedroht war oder jetzt ist?

• Was weißt du über den Irak?

                                             18
Im Folgenden ein Auszug aus einer Übung für Schüler:innen
Zum Thema „Ehre“

Folgender Übungsauszug stammt aus dem Link:
https://netzwerk-gegen-gewalt.hessen.de/sites/netzwerk-gegen-gewalt.hessen.de/fi-
les/content-downloads/Unterichtseinheiten%20.pdf

Ziel: Schülerinnen und Schüler können im Rahmen einer Diskussion die Vielschichtigkeit des
Ehrbegriffes ergründen und Ehrauffassungen aus interkultureller, interreligiöser, historischer
und sozialer Sicht die Handlungsweisen begründen. Dabei ist wesentlich, dass die eigene
Selbst-und Fremdwahrnehmung der Schülerinnen und Schüler im kulturellen und sozialen
Kontext bedacht und in die Planung einbezogen wird.

Arbeitsformen: Einzelarbeit, Gruppenarbeit

Einführung:
In einem ersten Arbeitsschritt sollen sich die Schülerinnen und Schüler mit den Fragen ausei-
nandersetzen, was sie persönlich mit dem Begriff der Ehre verbinden und inwieweit dieser
Begriff ihr bisheriges Leben geprägt hat. Der Begriff der Ehre klingt heutzutage etwas anti-
quiert; er ist jedoch in unserer Kultur grundsätzlich positiv besetzt. Er findet sich u.a. in den
Begriffen „Ehrlichkeit“, „Ehrenhaftigkeit“, „Ehrensache“, „Ehrfurcht“, „Ehrerbietung“, „Ehrge-
fühl“, „Ehrenname“ und „Ehrenamt“. Eine negative Färbung erhält der Begriff, wenn sich je-
mand auf sein Ehrenwort beruft und damit offensichtlich Ungesetzliches deckt (in Banden und
Cliquen, in der Politik und in der Wirtschaft) oder wenn der Begriff missbraucht wird, um ein
Verhalten zu legitimieren, durch das Menschen zu Schaden kommen.

Schritt 1: in Einzelarbeit
Die Schüler:innen notieren in Einzelarbeit, was sie mit dem Begriff „Ehre“ verbinden und set-
zen sich anschließend mit folgenden Fragen auseinander.

In welchen Zusammenhängen und in welchen Wörtern taucht der Begriff auf?
Welchen Stellenwert hat er für deine Familie?
Inwiefern hat er deine Erziehung mitgeprägt?
Wie wichtig und wie prägend ist dieser Begriff für dich und dein jetziges Leben?
Was bedeutet dieser Begriff dir persönlich?

Schritt 2:
Die Schülerinnen und Schüler tauschen sich in Partnerarbeit oder in Kleingruppen zu dem Be-
griff „Ehre“ aus und diskutieren, in welchen Zusammenhängen der Begriff benutzt wird. Dabei
konzentrieren sie sich auf folgende Aspekte:

Der Begriff ist aktuell wichtig für mich.
Er hat(te) zur Folge, dass ich mich eingeengt fühl(t)e.
Die Inhalte, die diesem Begriff in meiner Familie beigelegt werden, führ(t)en zu Auseinander-
setzungen mit...

                                               19
Sie können auch lesen