Timmendorfer Strand Scharbeutz Sierksdorf - Integrierte Entwicklungsstrategie des Fischwirtschaftsgebietes - AktivRegion ...
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Integrierte Entwicklungsstrategie des Fischwirtschaftsgebietes Timmendorfer Strand Scharbeutz Sierksdorf in der AktivRegion Innere Lübecker Bucht Bewerbung um die Anerkennung als Fischwirtschaftsgebiet in der EMFF-Förderperiode 2014-2020 Fassung vom 24.03.2015, überarbeitet am 20.11.2015 Institut AgendaRegio LAG AktivRegion Innere Lübecker Bucht e.V. Wittland 2-4 Bäderstraße 19 24109 Kiel 23626 Ratekau © Institut AgendaRegio (2015) -1-
Auftraggeber: LAG AktivRegion Innere Lübecker Bucht e.V. Wolf-Dieter Klitzing (Vorsitzender) Bäderstraße 19, 23626 Ratekau Auftragnehmer: Institut AgendaRegio Wittland 2-4, 24109 Kiel Bearbeitung: Dr. Dieter Kuhn (InstitutAgendaRegio) Tanja Schridde (LAG AktivRegion Innere Lübecker Bucht e.V.) Ansprechpartner: Dr. Dieter Kuhn Wittland 2-4, 24109 Kiel Tel.: 0431 – 26 09 16 81 E-Mail: kuhn@agenda-regio.de Tanja Schridde M.A. Bäderstraße 19, 23626 Ratekau Tel.: 04504 – 803 550 E-Mail: t.schridde@aktivregion-ilb.de Die Erarbeitung der Integrierten Entwicklungsstrategie für das Fischwirtschaftsgebiet Tim- mendorfer Strand – Scharbeutz – Sierksdorf wurde auf Initiative des Ministeriums für Ener- giewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschut- zes (GAK) “ mit Mitteln des Bundes und des Landes gefördert. Die Lokale Fischereiaktionsgruppe (FLAG) des Fischwirtschaftsgebietes Timmendorfer Strand- Scharbeutz-Sierksdorf hat die Integrierte Entwicklungsstrategie am 9. März 2015 in Sierksdorf ein- stimmig beschlossen. © Institut AgendaRegio (2015) -2-
Inhalt 1 Der Europäische Meeres- und Fischereifonds (EMFF) -5- 2 Zuschnitt des Gebietes -6- 3 Prozess der Strategieerstellung -8- 4 Zusammensetzung der FLAG und Arbeitsweise - 10 - 5 Analyse von Entwicklungsbedarf und Potentialen - 12 - 5.1 Bestandsaufnahme - 12 - 5.2 Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT) - 16 - 5.2.1 Fischerei - 16 - 5.2.2 Vermarktung und Verarbeitung - 17 - 5.2.3 Fischereibezogener Tourismus - 19 - 6 Ziele und Strategie - 21 - 6.1 Fischerei - 21 - 6.2 Vermarktung und Verarbeitung - 21 - 6.3 Fischereibezogener Tourismus - 22 - 7 Aktionsplan - 23 - 8 Monitoring und Evaluierung - 26 - 9 Projektauswahlkriterien - 26 - 10 Finanzierungskonzept - 28 - Quellen - 30 - Anhang - 31 - © Institut AgendaRegio (2015) -3-
Abbildungen Abbildung 1: Übersichtskarte Fischwirtschaftsgebiet -6- Abbildung 2: Anzahl der Erwerbsfischer - 12 - Abbildung 3: Fischarten und Fangmethoden - 13 - Abbildung 4: Logo der Erzeugergemeinschaft - 14 - Abbildung 5: Bettenangebot, Gästezahlen und Standorte mit Fischereibezug - 15 - Abbildung 6: SWOT-Analyse im Themenbereich Fischerei - 16 - Abbildung 7: SWOT-Analyse im Themenbereich Vermarktung und Verarbeitung - 17 - Abbildung 8: SWOT-Analyse im Themenbereich Fischereibezogener Tourismus - 19 - Tabellen Tabelle 1: Bevölkerung des Fischwirtschaftsgebietes -7- Tabelle 2: Übersicht Erstellungsprozess und Beteiligungsverfahren -9- Tabelle 3: Finanzierungsplan (EMFF-Mittel) des Fischwirtschaftsgebietes Timmendorder Strand- Scharbeutz-Sierksdorf - 28 - Abkürzungsverzeichnis AK Arbeitskreis EFF Europäischer Fischereifonds EMFF Europäischer Meeres- und Fischereifonds IES Integrierte Entwicklungsstrategie ILB Innere Lübecker Bucht SWOT Strenghts, Weaknesses, Opportunities, Threats = Stärken-Schwächen-Chancen- Risiken EU Europäische Union FLAG Fisheries Local Action Group = Lokale Fischereiaktionsgruppe TALB Tourismusagentur Lübecker Bucht RM Regionalmanagement TSNT Timmendorfer Strand Niendorf Tourismus GmbH © Institut AgendaRegio (2015) -4-
1 Der Europäische Meeres- und Fischereifonds (EMFF) Bereits in der Förderperiode 2007-2013 konnte das Fischwirtschaftsgebiet Scharbeutz-Timmendorfer Strand von Mitteln aus dem Europäischen Fischereifonds (EFF) profitieren. Daher bewirbt sich das Gebiet – erweitert um die Gemeinde Sierksdorf – auch in der Förderperiode 2014-2020 mit der vor- liegenden Integrierten Entwicklungsstrategie um Fördermittel aus dem neuen Europäischen Meeres- und Fischereifonds. In der vergangenen Förderperiode des Europäischen Fischereifonds (EFF) gab es in Schleswig- Holstein elf lokale Fischereiaktionsgruppen (FLAG) in den Küstenregionen an Nord- und Ostsee. Sie waren in den jeweiligen AktivRegionen verankert. Bis Ende Juni 2014 wurden 34 Maßnahmen mit einer Gesamtförderhöhe von 2,14 Mio. Euro bewilligt. Im neuen EMFF bilden die Fischwirtschaftsgebiete erneut eine Priorität. Die Priorität 4 „Steigerung von Beschäftigung und territorialem Zusammenhalt“ sieht die Förderung einer ausgewogenen und integrativen territorialen Entwicklung der Fisch- und Aquakulturwirtschaftsgebiete vor. Hierfür stellt das Land Schleswig-Holstein 4,2 Mio. Euro aus dem EMFF zur Verfügung. Insgesamt erhält Schleswig- Holstein 24 Mio. Euro aus dem EMFF, Deutschland rund 220 Mio. Euro. Die inhaltliche Schwerpunktsetzung der IES des Fischwirtschaftsgebietes Timmendorfer Strand- Scharbeutz-Sierksdorf (IES Fisch) erfolgte auf der Basis einer SWOT-Analyse. Die definierten Ziele konzentrieren sich auf die drei Schwerpunktthemen „Fischerei“, „Vermarktung und Verarbeitung“ sowie „Fischereibezogener Tourismus“. Hieraus resultierende mögliche Projektideen sind zur Veran- schaulichung in einem Aktionsplan zusammengefasst. Die IES Fisch orientiert sich eng an der IES für die AktivRegion Innere Lübecker Bucht (ELER-IES) und ergänzt diese. Um Doppelungen zu vermeiden und inhaltliche und strategische Verzahnungen her- vorzuheben, wird an gegebener Stelle auf die entsprechenden Kapitel der ELER-IES verwiesen. Die Inhalte entsprechen außerdem den Vorgaben der EMFF-Verordnung (EU) Nr. 508/2014, Art. 58 ff. An der Erarbeitung der Integrierten Entwicklungsstrategie haben rund 30 Akteurinnen und Akteure aus unterschiedlichen sozioökonomischen Bereichen des Fischwirtschaftsgebietes sowie des Vor- standes der LAG mitgewirkt. Dieser öffentliche Beteiligungsprozess ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für eine nachhaltige Entwicklung des Fischwirtschaftsgebietes im Sinne des EMFF. Die regionalen Akteu- re können am besten einschätzen, welche Maßnahmen notwendig sind, wo nutzbare Potentiale lie- gen und welche Ziele erreichbar sind. Auch bei der Umsetzung der IES ist ihre Mitwirkung unerläss- lich für die Sicherstellung der Qualität und regionalen Akzeptanz der zukünftigen Projekte. © Institut AgendaRegio (2015) -5-
2 Zuschnitt des Gebietes Innerhalb der AktivRegion Innere Lübecker Bucht bilden die drei Küstengemeinden Timmendorfer Strand, Scharbeutz und Sierksdorf auf einer Fläche von knapp 92 km² das gleichnamige Fischwirt- schaftsgebiet. Im Norden wird das Gebiet, das knapp ein Drittel der Fläche der AktivRegion aus- macht, von der Stadt Neustadt begrenzt, im Süden von Travemünde/Hansestadt Lübeck. Abbildung 1: Übersichtskarte Fischwirtschaftsgebiet © Institut AgendaRegio (2015) -6-
Die AktivRegion sowie der bisherige Arbeitskreis Fischerei haben sich dafür ausgesprochen, das Ge- biet gegenüber der EFF-Förderperiode 2007-2013 um die Gemeinde Sierksdorf zu erweitern. Sierksdorf hat eine lange Tradition als Fischerdorf. Alte Fischerkaten sind im Ort heute noch erkenn- bar. Haupterwerbsfischerei gibt es in Sierksdorf nicht mehr. Aktuell wird Nebenerwerbsfischerei von rund 10 Personen betrieben, die zum Teil Mitglied im Fischereiverein Haffkrug-Sierksdorf-Scharbeutz sind. Dem 1908 gegründeten Verein gehören derzeit rund 30 Personen aus dem Fischereisektor an. Der vor der Küste Sierksdorfs gefangene Fisch wird vom Strand aus zum Teil direkt aus dem Boot an Touristen und Einheimische verkauft. Ebenfalls existieren an der Promenade fünf Fischerhütten, die den ortsansässigen Fischern vorrangig als Materiallager dienen. Die Nebenerwerbsfischerei ist damit nicht nur ein Erwerbszweig für die Gemeinde, sondern mit ihren authentischen regionalen Produkten auch eine touristische Attraktion. In der vergangenen Förderperiode konnte Sierksdorf trotz der Existenz verschiedener Projektideen mit Fischereibezug nicht von Fördermitteln aus dem EFF profitieren. Auch die Vernetzung mit ande- ren Gemeinden des Fischwirtschaftsgebietes, z.B. in Form von Kooperationsprojekten, war nicht möglich. Gerade hier ergibt sich jedoch Potential für die Gemeinde Sierksdorf, die Mitglied in der 2013 gegründeten LTO „Tourismus-Agentur Lübecker Bucht“ (TALB) ist (vgl. Kap. 4.2.5 ELER-IES). Damit einhergehend eröffnet die Erweiterung des Fischwirtschaftsgebietes neue Chancen für eine noch bessere Profilierung des Fischereisektors in der Region. Im Fischwirtschaftsgebiet leben somit rund 21.000 Einwohner (Stand: 30.09.2013), die Hälfte davon in der Gemeinde Scharbeutz. Sierksdorf ist mit rund 1.600 Einwohnern die kleinste Gemeinde im Fischwirtschaftsgebiet. 30.09.2013 Geschlecht männlich weiblich insgesamt Sierksdorf 786 802 1 588 Timmendorfer Strand 4 127 4 691 8 818 Scharbeutz 5 190 5 544 10 734 Summe 10 103 11 037 21 140 Tabelle 1: Bevölkerung des Fischwirtschaftsgebietes © Institut AgendaRegio (2015) -7-
3 Prozess der Strategieerstellung Die Erstellung der IES Fisch erfolgte in einem transparenten, mehrstufigen Verfahren unter Beteili- gung rund 30 relevanter Akteure aus den beteiligten Gemeinden. Die Gestaltung des gesamten Pro- zesses wurde im Vorwege mit den Mitgliedern des bisherigen Arbeitskreises Fischerei sowie mit Akt- euren aus der neu hinzugekommenen Gemeinde Sierksdorf abgestimmt. Die Strategie-Erarbeitung wurde von einer siebenköpfigen Steuerungsgruppe inhaltlich begleitet. Dieser gehörten je ein Vertreter bzw. eine Vertreterin aus den beteiligten Gemeinden, ein Vertreter aus dem Fischereisektor, ein Vertreter des geschäftsführenden Vorstandes, der Sprecher des bisheri- gen Arbeitskreises Fischerei sowie der beauftragte Gutachter an. Beratendes Mitglied war darüber hinaus die Regionalmanagerin der AktivRegion (vgl. Tab. 2). Zur Eruierung der aktuellen Situation und Entwicklungsmöglichkeiten der Fischwirtschaft im Gebiet erfolgte zunächst eine Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT). Ergänzend zu einer Sekundärdatenanalyse wurde hierzu jeweils ein Gespräch mit Schlüsselpersonen in den betei- ligten Gemeinden durchgeführt. Dies waren vorrangig Personen aus der Fischerei, dem Tourismus und den Kommunalverwaltungen. Als Leitfaden für die Gespräche diente ein Fragebogen (vgl. An- hang). Die Ergebnisse wurden ausgewertet und in einem öffentlichen Workshop Ende Januar vorgestellt und ergänzt. Zur Mobilisierung weiterer Akteure war im Vorwege ein Hinweis auf die Veranstaltung in der regionalen Presse erfolgt. An dem Workshop nahmen 20 Personen aus Verwaltung, Politik, Fischerei, Vereinen, Verbänden, dem Tourismusbereich sowie Privatpersonen teil. In Anlehnung an die drei Schwerpunktthemen Fischerei, Verarbeitung/Vermarktung und Tourismus, die sich in der SWOT-Analyse herauskristallisiert hatten, diskutierten die Teilnehmer außerdem in Arbeitsgruppen mögliche Projektideen und Entwicklungsziele. Der Entwurf der IES Fisch wurde Ende Februar mit der Steuerungsgruppe diskutiert und ergänzt. Hier wurden u.a. die Zusammensetzung der zukünftigen Lokalen Fischereiaktionsgruppe (FLAG) und der Aktionsplan abgestimmt. Anfang März folgte die Präsentation der IES in der Mitgliederversammlung der AktivRegion, bevor die neu konstituierte FLAG Mitte März letzte Anpassungen vornahm und ab- schließend zustimmte. Zeitpunkt, Ort Arbeitsschritt Inhalt Teilnehmer 27.11.2014 Sitzung des AK Fischerei Rahmenbedingungen des neuen Mitglieder des bisherigen 18.00 - 20.00 h, EMFF, Abstimmung des Vorge- AK Fischerei , Akteure aus Timmendorfer hens zur Erarbeitung einer IES für der Gemeinde Sierksdorf, Strand das Fischwirtschaftsgebiet Tim- RM AR ILB, Gutachter mendorfer Strand-Scharbeutz- Sierksdorf 10.12.2014 Gespräch mit Schlüs- Bestandsaufnahme und Bewer- Herr Rogge (TALB), Frau 15.00 - 17.30 h, selpersonen aus der tung der Situation in der Ge- Klees (Gemeinde Schar- Scharbeutz Gemeinde Scharbeutz meinde Scharbeutz (SWOT) beutz), Frau Rieckermann (TALB), Herr Oldhof (AK- Sprecher), RM AR ILB, Gut- achter 22.12.2014 Gespräch mit Schlüs- Bestandsaufnahme und Bewer- Herr Nitz (TSNT), Herr 16.00 - 17.30 h, selpersonen aus der tung der Situation in der Ge- Scheel (Gemeinde Tim- Timmendorfer Gemeinde Timmendor- meinde Timmendorfer mendorfer Strand), Herr Strand fer Strand Strand/Niendorf (SWOT) Oldhof (AK-Sprecher), Herr Hauswald (Fischer), RM AR ILB, Gutachter © Institut AgendaRegio (2015) -8-
16.01.2015 Gespräch mit Schlüs- Bestandsaufnahme und Bewer- Frau Hufnagel (Tourismus- 10.00 – 12.00 h, selpersonen aus der tung der Situation in der Ge- Service Sierksdorf), Herr Sierksdorf Gemeinde Sierksdorf meinde Sierksdorf (SWOT) Oldhof (AK-Sprecher), RM AR ILB, Gutachter 30.01.2015 Workshop „Entwick- Präsentation des neuen EMFF, Mitglieder des bisherigen 14.00 – 18.00 h, lungsbedarf und Poten- Präsentation und Diskussion der AK Fischerei, Akteure aus Timmendorfer tiale“ SWOT-Analyse, Erarbeitung und den beteiligten Gemeinden, Strand Diskussion von Projektideen zu RM AR ILB, Gutachter den Hauptthemenbereichen, Formulierung von Entwicklungs- zielen 23.02.2015 Sitzung der Steue- Klärung offener Fragen zur IES; Frau Hufnagel (Tourismus- 15.00 – 17.00 h, rungsgruppe Abstimmung der Zusammenset- Service Siersdorf), Herr Sierksdorf zung und Arbeitsweise der FLAG Rogge (TALB), Herr Haus- sowie eines Aktionsplans wald (Fischer), Herr Dr. Schüler (Vorstand AR ILB), Herr Oldhof (AK-Sprecher), RM AR ILB, Gutachter 02.03.2015 Mitgliederversammlung Präsentation und Diskussion des Mitglieder der AR ILB und 18.00 h IES-Entwurfs Gäste Timmendorfer Strand 09.03.2015 Konstituierende Sitzung Präsentation, Diskussion und Mitglieder der FLAG und 17.00 h der FLAG Beschluss der IES Gäste Sierksdorf Tabelle 2: Übersicht Erstellungsprozess und Beteiligungsverfahren © Institut AgendaRegio (2015) -9-
4 Zusammensetzung der FLAG und Arbeitsweise Die Lokale Fischereiaktionsgruppe (FLAG) ist Teil der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) AktivRegion Innere Lübecker Bucht e.V., die zusätzlich die Aufgaben der FLAG nach Art. 61 der EMFF-Verordnung (EU) Nr. 508/2014 übernimmt. Organisationsstruktur, Zusammensetzung und Arbeitsweise der FLAG orientieren sich eng an den für die LAG AktivRegion Innere Lübecker Bucht festgelegten Rahmenbedingungen (vgl. Kap. 6 ELER-IES). Details sind in der Vereinssatzung geregelt (vgl. §2, §3, §15, §16, §17). Die FLAG ist zugleich Fachgruppe für den Bereich Fischerei nach Kap. 6.1 der ELER-IES bzw. §16 der Vereinssatzung sowie Entscheidungsgremium zur Auswahl der EMFF-Projekte. Eine Mitarbeit in der FLAG ist nicht auf die Mitglieder der LAG begrenzt. Sie steht vielmehr allen juris- tischen und natürlichen Personen des Fischwirtschaftsgebietes offen, die sich für dessen Zielsetzung engagieren wollen. Lediglich der Gruppensprecher bzw. die Gruppensprecherin der FLAG muss Mit- glied der LAG sein. Innerhalb der FLAG fungiert ein bestimmter Personenkreis als Entscheidungsgremium. Dessen Zu- sammensetzung und das Auswahlverfahren der Projekte erfüllen die Vorgaben des EMFF in Verbin- dung mit der VO (EU) Nr. 1303/2013 (Art 32 Abs. 2b und Art. 34 Abs. 3). Demnach sind alle Interes- sengruppen vertreten, die dem sozioökonomischen Bedarf des Fischwirtschaftsgebietes entsprechen, wobei weder auf den öffentlichen Sektor noch auf eine andere Interessengruppe mehr als 49% der Stimmrechte entfallen. Die FLAG besteht aktuell aus 15 stimmberechtigten Vertretern des Fischwirt- schaftsgebietes, darunter drei Personen aus dem öffentlichen Sektor, zwei Personen aus dem priva- ten Sektor, sechs Personen aus der Zivilgesellschaft und vier Personen aus dem Fischereisektor. Als beratendes Mitglied ist ein Vertreter des zuständigen LLUR vertreten (vgl. Anhang). Ein ausgewoge- nes Verhältnis zwischen den Geschlechtern ist auf Grund des naturgemäß männerdominierten Fi- schereisektors inkl. der fischereiaffinen Bereiche schwierig herzustellen, wird aber dennoch ange- strebt. Potentiale zur Akquise von Frauen ergeben sich am ehesten aus dem öffentlichen Sektor so- wie aus der Zivilgesellschaft. Sitzungen des FLAG-Entscheidungsgremiums können grundsätzlich im Rahmen der Sitzungen der FLAG stattfinden. Die FLAG bestimmt aus den Reihen ihrer Mitglieder eine/n Gruppensprecher/in sowie eine/n Stell- vertreter/in. Der Gruppensprecher bzw. die Gruppensprecherin übernimmt u.a. die Organisation, Leitung und Nachbereitung der FLAG-Sitzungen mit Unterstützung der LAG-Geschäftsstelle/des Regi- onalmanagements. Er/sie ist zugleich Vorsitzende/r des FLAG-Entscheidungsgremiums. Sämtliche Aufgaben des Gruppensprechers bzw. der Gruppensprecherin sind in §16 Abs. 3 der Vereinssatzung geregelt. Eine Erweiterung des FLAG-Entscheidungsgremiums um weitere Mitglieder ist unter Beachtung der genannten Verteilung der Stimmrechte grundsätzlich möglich. Bezüglich der Beschlussfähigkeit der FLAG gilt entsprechend §12 Abs. 3 der Vereinssatzung. Eine Ver- tretungsregelung (mit Ausnahme des Gruppensprechers bzw. der Gruppensprecherin) ist nicht vor- gesehen. Die FLAG-Sitzungen sind grundsätzlich öffentlich. Personen, deren Wohnsitz oder Wirkungskreis nicht im Fischwirtschaftsgebiet liegt, dürfen in der Gruppe mitarbeiten, jedoch nicht im FLAG- Entscheidungsgremium. Handlungsgrundlage der FLAG ist die vorliegende IES Fisch in Verbindung mit den Vorgaben der EMFF-Verordnung. © Institut AgendaRegio (2015) - 10 -
Die Koordination der Umsetzung der IES Fisch, die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Mobilisierung der Akteure erfolgt im Rahmen des LAG-Regionalmanagements in Abstimmung mit dem Gruppenspre- cher bzw. der Gruppensprecherin (vgl. Kap. 6.3 ELER-IES). Die Entscheidungsprozesse der FLAG entsprechen der in Kap. 6.4 der ELER-IES dargelegten Vorge- hensweise. Alle der FLAG vorgelegten Projektanträge müssen zuvor mit dem Regionalmanagement und dem Gruppensprecher bzw. der Gruppensprecherin abgestimmt werden. Der Gruppensprecher bzw. die Gruppensprecherin informiert den Vorstand der LAG AktivRegion Innere Lübecker Bucht über die von der FLAG getroffenen Entscheidungen. Ausgewählte Projektan- träge werden mit Unterstützung des Regionalmanagements an das zuständige LLUR zur abschließen- den Bewilligung oder zur Auswahl in einem landesweiten Wettbewerb weitergeleitet. Die Öffentlichkeitsarbeit der FLAG orientiert sich ebenfalls an den in Kap. 6.4 der ELER-IES beschrie- benen Maßnahmen der LAG. Insbesondere bei Newslettern und dem Internetauftritt macht es Sinn, die FLAG-bezogenen Themen in die PR-Maßnahmen der LAG zu integrieren. In einigen Fällen bieten sich jedoch auch eigene Maßnahmen der FLAG an. Denkbar wären z.B. Präsentationen von Projekten der FLAG im Rahmen von einschlägigen Veranstaltungen auf Regions- Landes-, Bundes- oder EU- Ebene. Die Erfahrungen der vergangenen Förderperiode sowie der Erarbeitungsprozess der ELER-IES haben gezeigt, dass sich regional, überregional, national sowie europaweit vielfältige Möglichkeiten der Vernetzung und Kooperation bieten. Die vorhandenen Strukturen sollen zukünftig weitergeführt, ausgebaut und optimiert werden. Innerhalb der AktivRegion werden insbesondere mit den Förderschwerpunkten „Wachstum und In- novation“ sowie „Bildung“ Berührungspunkte bei der Projektentwicklung gesehen. Daher wird ein regelmäßiger Austausch mit den Fachgruppen der beiden Förderschwerpunkte angestrebt. Nach Möglichkeit sollten Mitglieder dieser Fachgruppen ebenfalls in der FLAG mitarbeiten, um Informatio- nen frühzeitig aufzugreifen und in die Projektentwicklung einzubringen. Kooperationen der verschie- denen Gruppen wären z.B. bei der Weiterentwicklung der touristischen Angebots- und Infrastruktur, der Vermarktung regionaler Produkte oder der Sensibilisierung für das Produkt „Fisch“ denkbar. Eine ähnliche Verzahnung wurde bereits in der vergangenen Förderperiode zwischen dem LAG-Vorstand und der FLAG hergestellt: Mitglieder beider Gremien arbeiteten im jeweils anderen Gremium mit. Dies wird auch zukünftig der Fall sein. Darüber hinaus bietet der regelmäßige Informations- und Erfahrungsaustausch mit benachbarten FLAG sowie auf Landesebene Potentiale, um z.B. gemeinsame Lösungsansätze für gleiche oder ähnli- che Herausforderungen zu finden oder Kooperationsprojekte zu erarbeiten. In diesem Zusammen- hang wird auch auf die in Kap. 6.3 und 6.5 der ELER-IES beschriebenen Maßnahmen zur Vernetzung und Kooperation verwiesen. Auch die Beteiligung an nationalen und europäischen Netzwerken der Fischwirtschaftsgebiete („FARNET Deutschland“ und „FARNET“) kann wertvolle Impulse liefern und die Arbeit der FLAG un- terstützen (z.B. Besichtigung von „Best-practice-Beispielen“, Hilfestellung bei der Kompetenzentwick- lung der FLAG, gemeinsame Interessenvertretung gegenüber behördlichen Instanzen). © Institut AgendaRegio (2015) - 11 -
5 Analyse von Entwicklungsbedarf und Potentialen 5.1 Bestandsaufnahme Im Fischwirtschaftsgebiet Timmendorfer Strand-Scharbeutz-Sierksdorf gibt es insgesamt noch rund 20 Fischereibetriebe und Tagesfischer. Haupterwerbsfischerei wird nur in Timmendorfer Strand/Niendorf betrieben. Hier sind sieben Fischer mit insgesamt 11 Mitarbeitern aktiv tätig. Auszu- bildende gibt es nicht. Hinzu kommen fünf Nebenerwerbsfischer. In Scharbeutz/Haffkrug betreibt ein Fischer Nebenerwerbsfischerei, in Sierksdorf sechs Fischer. Zusammen verfügen die Fischer über 22 Fischereifahrzeuge (vgl. Abb. 2). Abbildung 2: Anzahl der Erwerbsfischer In der Bestandsanalyse der IES für das EFF-Gebiet Timmendorfer Strand-Scharbeutz wurden 2008 in Timmendorfer Strand/Niendorf acht Haupterwerbsbetriebe und fünf Nebenerwerbsbetriebe gezählt. In Scharbeutz/Haffkrug betrieben damals fünf und in Sierksdorf acht Betriebe Fischerei im Nebener- werb.1 Insofern hat sich die damals prognostizierte rückläufige Tendenz der Fischerei bestätigt. 1 Quelle: M+T/Inspectour (2008): Integrierte örtliche Entwicklungsstrategie des Fischwirtschaftsgebietes Schar- beutz/Timmendorfer Strand © Institut AgendaRegio (2015) - 12 -
Die Lübecker Bucht ist sehr artenreich. Der „Brotfisch“ der Bucht ist der Dorsch. Er ist der häufigste Fangfisch. Dazu kommen Plattfische (Flunder, Scholle und Butt), Heringe, Meerforellen, Aale und Klieschen. Auch Seeteufel und Seelachs geraten teilweise in die Netze. Gefischt wird auf unterschiedliche Weise. Bei den Haupterwerbsfischern ist neben der Stellnetzfi- scherei auch das Schleppnetzfischen weit verbreitet, während die Nebenerwerbsfischer ausschließ- lich Stellnetze auslegen. Für den Aalfang werden Reusen eingesetzt, teilweise wird auch Langleinen- Fischerei betrieben. Dabei werden lange Leinen mit mehreren Ködern ausgesetzt. Der Fischfang wird von der EU durch Quoten begrenzt. Diese sind für die Nebenerwerbsfischer und die Haupterwerbsfischer unterschiedlich. Für alle Nebenerwerbsfischer im Land gibt es eine Gemeinschaftsquote. Die Gemeinschaftsquote wird von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung festgesetzt und zugeteilt . Für das Jahr 2015 sind die Quoten zunächst vorläufig festgelegt. Jeder Nebenerwerbsfischer darf pro Jahr derzeit 340 kg Hering, 7.800 kg Scholle (150 kg/Woche) und 3.360 kg Dorsch (280 kg/Monat) anlanden. Mak- rele ist als Beifang erlaubt. Alle anderen Fischarten unterliegen keiner Quote. Hochgerechnet auf alle Nebenerwerbsfischer in der Lübecker Bucht werden somit pro Jahr 94 Tonnen Scholle, rund 40 Ton- nen Dorsch und 4,1 Tonnen Hering angelandet. Abbildung 3: Fischarten und Fangmethoden © Institut AgendaRegio (2015) - 13 -
Die Fangquoten für die Haupterwerbsfischerei wer- den von der EU direkt verge- ben. Bei den so genannten zulässigen Gesamtfangmen- Abbildung 4: Logo der Erzeugergemeinschaft gen handelt es sich um in Tonnen oder Stückzahlen ausgedrückte Fangbeschränkungen für die meisten kommerziellen Fischbestände. Die zulässigen Gesamtfangmengen werden vom Rat der Fischereiminister für die meisten Bestände jährlich festge- legt, für Tiefseebestände alle zwei Jahre. Zwischen den EU-Ländern werden die Fangmengen in Form nationaler Quoten verteilt. Für jeden Bestand wird ein eigenständiger Zuteilungskoeffizient pro EU- Land für die Aufteilung der Quoten angelegt. Diese festgelegten Kontingente dürfen nicht überfischt werden. Im Fischwirtschaftsgebiet Timmendorfer Strand-Scharbeutz-Sierksdorf sind die meisten Fischer in den Fischereivereinen Haffkrug-Sierksdorf-Scharbeutz und Niendorf/Ostsee sowie in der Erzeuger- gemeinschaft Fischverwertung Lübecker Bucht eG organisiert. Darüber hinaus bietet der Fischerei- schutzverband Schleswig-Holstein e.V. eine Interessenvertretung der ortsgebundenen Kleinfischerei. Die Haupterwerbsfischer in Niendorf vermarkten je nach Betriebsgröße bis zu 80 Prozent ihres Fan- ges über die Erzeugergemeinschaft. Der übrige Fang wird im Hafen direkt an die Kunden verkauft (überwiegend an Privatpersonen, z.T. auch an Gewerbetreibende/Gastronomie). Die Erzeugerge- meinschaft Lübecker Bucht verkauft den frischen Fisch der angeschlossenen ortsansässigen Fischer aus Travemünde, Niendorf, Gothmund und Schlutup. Nach Aussagen der Erzeugergemeinschaft haben die Niendorfer Berufsfischer im Jahre 2014 insge- samt 240 Tonnen Frischfisch über den Niendorfer Hafen umgeschlagen, davon 125 Tonnen direkt über die Fischer. Hiervon entfallen 176 Tonnen auf den Dorsch (93 Tonnen direkt über die Fischer), 42 Tonnen auf den Plattfisch (überwiegend Flunder) (19 Tonnen direkt über die Fischer) und 10 Ton- nen auf den Hering (8,5 Tonnen über die Fischer). Die Restmengen bestehen aus Anlandungen von Aal, Meerforelle/Lachs, Makrelen, Wittling, Seehasen und Sprotten.2 Allein von den Berufsfischern werden somit rund 2.000 kg Frischfisch pro Woche in der Region direkt vermarktet. Der angelandete Fang der Nebenerwerbsfischer des Gebietes geht zu fast 100% in den Eigenverzehr und die Direktvermarktung. Die Innere Lübecker Bucht ist bundesweit eine sehr beliebte Tourismusdestination. In den drei Ge- meinden gibt es rund 21.000 Gästebetten. Im Jahr 2014 konnten rund 400.000 Gäste gezählt werden mit etwa 2,1 Mio. Übernachtungen3. An fünf Standorten der Touristinformationen kann sich der Gast über Angebote in der Region informieren. Urlauber haben neben der Erholung auch ein großes Interesse an regionaler Küche und Kultur. Daher sind maritime Themen auch für den Tourismus ein bedeutendes Potential. In vielen Bereichen des Fischwirtschaftsgebietes gibt es schon Punkte mit Bezug zur Fischerei. In Haffkrug säumt ein Fischereilehrpfad die Promenade, in Niendorf ist der Hafen nicht nur Gewerbe- gebiet, sondern auch ein attraktiver Anziehungspunkt für Touristen und Tagesbesucher. Neben dem Hafenbetrieb, der geprägt ist von Fischer- und Segelbooten, Fahrgastschiffen, Bootsbau, Gastrono- mie und einer Töpferei, finden das ganze Jahr über vielfältige Veranstaltungen statt, z.T. mit Bezug zur Fischerei. Hierzu zählen die Hafenmärkte sowie der maritime Weihnachtsmarkt „Fischers Wieh- 2 E-Mail Auskunft Geschäftsführer Herr Schmöde vom 05.02.2014 3 Persönliche Auskünfte der Gemeinden (2015) © Institut AgendaRegio (2015) - 14 -
nacht“ im Dezember. Im Frühjahr 2015 wird ein Hafeninformationszentrum eröffnet. Es ist die erste realisierte Maßnahme eines 2009 erarbeiteten Konzeptes zur Umgestaltung des Geländes zu einem „Erlebnispark Fischereihafen Niendorf“. Das Hafeninformationszentrum wurde als sog. „Poolprojekt“ aus dem EFF gefördert. Es ist geplant, zukünftig weitere Bausteine aus dem Konzept umzusetzen, um den Hafen für Besucher noch attraktiver zu gestalten. In der Gemeinde Sierksdorf wird in den nächsten Monaten ein maritimer Infopfad entlang der Küste realisiert. Neben küstentypischen Themen wird auch die Fischerei eine wichtige Rolle spielen. Abbildung 5: Bettenangebot, Gästezahlen und Standorte mit Fischereibezug © Institut AgendaRegio (2015) - 15 -
5.2 Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT) Die aus der Bestandsanalyse abgeleiteten Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken für die zukünfti- ge Entwicklung des Fischwirtschaftsgebietes werden in der folgenden SWOT-Analyse aufgezeigt. Aus der Datenerhebung sowie den Informationen aus den Gesprächen vor Ort und dem Workshop haben sich drei zentrale Themenkomplexe ergeben, die auch den inhaltlichen Rahmen für die weite- re Strategie darstellen: 1. Fischerei 2. Vermarktung und Verarbeitung 3. Fischereibezogener Tourismus 5.2.1 Fischerei Stärken Schwächen • Lange Tradition in der Haupt- und Nebener- • Kaum Nachwuchs (Ausbildungsstellen sind werbsfischerei (überwiegend Familienbetrie- aktuell nicht besetzt) be) • Auflagen der Berufsgenossenschaft und EU- • Funktionierende Betriebs- und Vermarktungs- Fangquotenregelung beeinträchtigen Ge- strukturen winn und gleichmäßiges Angebot • Zwei anerkannte Ausbildungsbetriebe • Brut- und Aufzugsgebiete sind stark dezi- • Artenreicher Fischbestand (mit saisonalen miert Schwankungen) • Scharbeutz: es fehlt eine attraktive Anlan- • Unterschiedliche Fangmethoden destelle, daher ist Fischerei kaum wahr- • Gute Infrastruktur im Niendorfer Hafen nehmbar • Binnenfischerei im Hemmelsdorfer See Chancen Risiken • Mit dem Berufsabschluss zum Fischer wird • Beruf des Fischers wird unattraktiver, da gleichzeitig das Patent für die Handelsschifffahrt reine Fischerei keine ausreichende Berufs- erworben und somit die Berufsperspektive er- perspektive bietet weitert • Hohe Auflagen und Kostensteigerung bei • (Bessere) Zusammenarbeit zwischen Fischern der technischen Ausstattung der Kutter und örtlicher Gastronomie könnte Wertschöp- zwingen insbesondere Nebenerwerbsfischer fung und Gewinn der Fischer erhöhen (kürzere zur Einstellung des Fischfangs Transportwege, weniger Zwischenhandel) • Beruf des Fischers und Arbeitsweise sind z.T. • Bedeutung der Region als touristische Destina- mit negativem Image besetzt tion und vorhandene Infrastruktur bietet Mög- lichkeiten für Diversifizierungsmaßnahmen • Aquakulturen (Muschelzucht) könnten eine weitere Einnahmequelle sein • Hafeninfozentrum Niendorf kann zur Imagever- besserung der Fischerei beitragen Abbildung 6: SWOT-Analyse im Themenbereich Fischerei Fazit: Seit Jahrhunderten wird in der Lübecker Bucht Fischwirtschaft betrieben. Sehr oft wird der Beruf des Fischers auf die folgende Generation übertragen. Trotz der schlechter werdenden Rah- menbedingungen für die Ausübung des Berufs bildet der Fischfang auch gegenwärtig noch einen wichtigen Wirtschaftszweig in der Region. Nahezu täglich finden Anlandungen mit frischem Fisch statt. © Institut AgendaRegio (2015) - 16 -
Die lange Tradition der Familienbetriebe und die etablierten Strukturen lassen auch zukünftig den Fortbestand der aktiven Fischerei erwarten. Dennoch sollten rechtzeitig Maßnahmen zur Diversifizie- rung und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit erwogen werden, um den Fortbestand der Fi- scherei als lebendige Wirtschaftstätigkeit zu sichern. In diesem Zusammenhang sollten auch Überle- gungen zur Förderung einer ökologisch nachhaltigen, ressourcenschonenden und innovativen Fische- rei stehen. Darüber hinaus spielt die Pflege des kulturellen Erbes eine wichtige Rolle, um das Wissen über diesen Berufszweig zu stärken, das positive Image der Fischer zu erhalten, und die Tradition in den Köpfen zu bewahren. Die vorhandenen Strukturen und die große Bedeutung der Region als tou- ristische Destination bieten interessante Perspektiven für nachhaltige Entwicklungsmöglichkeiten und eine Erhöhung der Wertschöpfung aus Fischereierzeugnissen. 5.2.2 Vermarktung und Verarbeitung Stärken Schwächen • Vielfältiger und ganzjähriger Fischbestand • Mangelnde Transparenz für Kunden in Gast- • Gut zu vermarktende Fischarten ronomie und Handel bzgl. Herkunft des Fi- • Fisch gilt als gesundes Produkt sches • Direktverkauf von Fisch in Niendorf und • Fisch als regionales Produkt wird nicht aus- Sierksdorf reichend im Handel genutzt/positioniert, z.B. • Gesicherter Absatz des angelandeten Fisches auf örtlichen Wochenmärkten (für Neben- durch Stammkundschaft erwerbsfischer schwierig) • Direkter Kontakt zwischen Erzeuger und Ver- • Direktverkauf ist auf Grund fehlender Infra- braucher (Infos zu Fisch und Fischerei) struktur nicht in allen Orten möglich • Vorhandene Räucherei in Haffkrug • Nachfrage nach frischem, regionalem Fisch ist bei Verbrauchern vielfach nicht da • Vorhandene Räucheröfen in Niendorf sind zu alt für effiziente Nutzung Chancen Risiken • Zunehmende Sensibilisierung der Verbraucher • Fangquote reduziert das Angebot für regionale Produkte • Hohe Abgabequote an die Genossenschaft • Großes Interesse der Gäste an regionaler Küche und behördliche Auflagen erschweren Di- und Kultur rektvermarktung • Beteiligung örtlicher Gastronomen am Koch- • Fahrten kleiner Boote der Nebenerwerbsfi- wettbewerb „Ostseegericht“ scher sind witterungsabhängig, daher kein • Großes Kundenpotential durch Urlaubsgäste regelmäßiger Fang garantiert • Kurze Wege der Ware aus dem Meer auf den • Fang ist sehr unterschiedlich (Art und Grö- Tisch garantieren Frische und Regionalität ße), Gastronomie wünscht aber gleichblei- • Ausbau der Direktvermarktung bendes, „genormtes“ Angebot • Vielfalt und Menge reichen aus, um attraktive • Vorteile der regionalen und frischen Ware Vermarktungsketten aufzubauen = Alleinstel- müssen dem Endverbraucher ständig ver- lungsmerkmal und Erhöhung der Transparenz deutlicht werden, um die Nachfrage zu er- • Vielfältiger Fischbestand ist gute Grundlage für halten und zu stärken verschiedene Fischgerichte • Abnehmende Kenntnis bei der Zubereitung • Öko-Wochenmarkt als Frischestandort von frischem Fisch (in Gastronomie und Pri- • Ausbau von Kooperationen zwischen Fischern vathaushalten) und Gastronomie sowie Verarbeitungsbetrie- • Zusätzlich benötigtes Personal für Ausbau ben (Räuchereien in Haffkrug und demnächst in des Direktverkaufs gefährdet Wirtschaftlich- Hemmelsdorf mit neuen Betreibern) keit der Fischereibetriebe Abbildung 7: SWOT-Analyse im Themenbereich Vermarktung und Verarbeitung © Institut AgendaRegio (2015) - 17 -
Fazit: Die Vermarktung von regionalem Fisch bietet neben den bestehenden Strukturen ein enormes Ausbaupotential. Frischer Fisch ist nicht nur gesund, sondern hat insbesondere im Direktverkauf auch eine positive Wirkung auf Transportkosten und Warenqualität. Die Bedeutung des Fisches als regio- nales Produkt kann daher einen hohen Stellenwert bei den Gästen und der einheimischen Bevölke- rung gewinnen. Sensibilisierungsmaßnahmen, Aufklärungsarbeit und der Aufbau neuer regionaler Wertschöpfungsketten könnten den Absatz von Fischern und Gastronomen steigern. Die Vermark- tungsmöglichkeiten sind z.T. unzureichend und könnten optimiert werden, insbesondere in Schar- beutz und Sierksdorf. Die aufgeführten Risiken demonstrieren allerdings auch die Schwierigkeiten einer Weiterentwicklung der Vermarktungsstrukturen. Feste Absatzstrukturen lassen wenig Spielraum für die Erschließung neuer Märkte. Schwankende Fangmengen und –größen entsprechen nicht den Ansprüchen der Gast- ronomie. Ein Ausbau der Direktvermarktung erfordert auch einen höheren Personaleinsatz, der für die kleinen Familienbetriebe wirtschaftlich meist nicht tragbar ist. Daher ist regionaler Fisch auf dem freien Markt in der Region Mangelware. Angesichts der grundsätzlich positiven Einstellung der Verbraucher gegenüber regionalen Produkten und der günstigen Ausgangsbedingungen sind aber dennoch Möglichkeiten für die Förderung der Vermarktung und Verarbeitung in der Region erkennbar. Es könnten Wertschöpfungsketten mit aus- gewählten Akteuren aufgebaut und auf diese Weise Pionierarbeit geleistet werden. Auch könnten neue Organisationsformen und Kooperationen zwischen den Fischern Möglichkeiten einer gemein- schaftlichen Vermarktung eröffnen. In jedem Fall sollten aber eine Verbesserung der Transparenz bzgl. der Herkunft des vor Ort verkauften Fisches sowie eine stärkere Sensibilisierung für den Wert des Produktes unterstützt werden. Anregung aus dem Workshop: In einer Gesprächsrunde sollte geklärt werden, ob eine höhere Direkt- vermarktung des angelandeten Fischs möglich und gewünscht ist, ggf. in Kooperation mit der Erzeu- gergemeinschaft. An dieser Gesprächsrunde sollten die örtlichen Fischer, die Erzeugergemeinschaft, die DEHOGA und Vertreter der FLAG teilnehmen. © Institut AgendaRegio (2015) - 18 -
5.2.3 Fischereibezogener Tourismus Stärken Schwächen • Region ist bedeutende Tourismusdestination mit • Fischerei ist insbesondere in Scharbeutz hohem Bekanntheitsgrad wenig wahrnehmbar • Boote, Fischfang und Fisch sind touristische • Keine Erlebnis-/Mitmachangebote (z.B. Imageträger an der Ostsee Schaufischen, Mitfahrgelegenheiten auf • Aktive Fischerei in allen Küstenorten Kuttern) • Durchgängige Strandpromenade mit fischereibe- • Kein touristisches Angebot für Hochsee- zogenen informationsangeboten von Sierksdorf angeln, u.a. wegen hoher behördlicher bis Niendorf Auflagen • Niendorfer Hafen (demnächst mit Hafeninfozent- • Erwerb von kurzzeitigen Angelerlaubnis- rum) als touristischer Magnet sen für Touristen ist zu bürokratisch und • Vielfältige Veranstaltungen mit Bezug zur Fische- z.T. wenig bekannt rei (Niendorf: Hafenmärkte, Hafenführungen, Fi- • Fokus auf den Fisch ist auf fischereibezo- schers Wiehnacht; Haffkrug: Aalwoche; Sierks- genen Veranstaltungen z.T. wenig spür- dorf: Maritime Veranstaltungen auf dem Fischer- bar (z.B. Aalwoche) platz); Weltfischbrötchentag • Gute Infrastruktur für fischereibezogenen Touris- mus (Niendorfer Hafen, zentrale Plätze in Schar- beutz und Sierksdorf, Seebrücken als Angelstand- orte) • Geführte Schnorcheltouren: Tauchen in der Ost- see (Projekt UNDINE) Chancen Risiken • Großes Interesse an regionaler Küche und Kultur • Thema Fisch rückt aus dem Fokus, wenn • Hohe Nachfrage nach authentischen Erlebnissen es nicht gezielt als touristisches Potential (z.B. Alltag des Fischers, Begleitfahrten auf Kuttern) genutzt wird. • Hohe Nachfrage nach Hochseeangeln • Herausstellung als Alleinstellungsmerk- • Direktverkauf als touristisches Potential (Verpfle- mal und Verbesserung der Authentizität gung vor Ort, Fisch zum Mitnehmen als Urlaubs- erfordern gezielte, im gesamten Gebiet souvenir) abgestimmte Maßnahmen • Lokaler Fisch als Alleinstellungsmerkmal • Hohe behördliche Auflagen für PESCA- • Hafeninfozentrum Niendorf als Ort der Sensibilisie- Tourismus und Hochseeangeln rung und Aufklärung • Potential in allen Orten für Entwicklung von (Erleb- nis)angeboten im Sinne der Tourismusstrategie S-H 2025 • Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung für die Themen Fisch und Fischerei und Einbeziehung als Wissensträger (Vermittlung Einheimischer-Tourist) • Erhöhung der Authentizität von Veranstaltungen rund um das Thema „Fisch“ • Erhalt des kulturellen Erbes, z.B. Holzkutter, Al- tonaer Öfen etc. Abbildung 8: SWOT-Analyse im Themenbereich Fischereibezogener Tourismus Fazit: Auf Grund der großen Bedeutung der Gemeinden des Fischwirtschaftsgebietes als touristische Destination spielt auch die Fischerei in der touristischen Angebotsstruktur eine wichtige Rolle. Es existieren zahlreiche Veranstaltungs- und Informationsangebote. Der Niendorfer Hafen gilt überregi- © Institut AgendaRegio (2015) - 19 -
onal als beliebtes Ausflugsziel und wird seine Attraktivität nach Fertigstellung des neuen Hafeninfor- mationszentrums weiter erhöhen. Dennoch gibt es nur wenige Angebote, die das regionale Produkt Fisch in den Fokus stellen. Veranstaltungen, die den Fisch als zentrales Thema suggerieren, sind the- matisch z.T. sehr breit ausgerichtet, so dass die eigentliche Thematik nur am Rande wahrnehmbar ist. Erlebnisangebote für Touristen, wie Begleitfahrten auf Fischkuttern oder Hochseeangeln, sind wegen hoher behördlicher Auflagen nicht vorhanden. Neben der Weiterentwicklung der touristischen Infrastruktur bietet vor allem das große Interesse der Gäste an authentischen Erlebnissen und regionaler Küche und Kultur vielfältige Entwicklungsmög- lichkeiten. Hier kann z.T. auf die bestehenden Strukturen und Angebote aufgebaut werden. Auch für die schwer zu realisierenden Erlebnisangebote auf dem Wasser könnten mit kreativen Ideen durch- aus Lösungen gefunden werden. © Institut AgendaRegio (2015) - 20 -
6 Ziele und Strategie Die Fischerei in der Lübecker Bucht blickt auf eine lange Tradition zurück und ist nach wie vor als wichtiger Wirtschaftszweig in der Region fest verankert. Angesichts der zunehmend schwieriger wer- denden Rahmenbedingungen für die Fischer gilt es vorrangig, die Fischerei als lebendige Wirt- schaftstätigkeit, aber auch als kulturelles Erbe zu erhalten. In den heimischen Gewässern gefangener Fisch ist derzeit in Handel und Gastronomie der Region nur wenig präsent oder zumindest wahr- nehmbar. Angesichts des erheblichen Anteils an direkt verkauftem Fisch bestehen jedoch vielfältige Handlungsmöglichkeiten, heimische Fischereierzeugnisse mit einem passenden Angebot und Marke- ting sowohl auf dem heimischen Markt als auch im Bewusstsein der Verbraucher stärker zu veran- kern. Die Herausstellung dieses Alleinstellungsmerkmals der Küstenorte bietet nicht nur neue Identi- fikationsmöglichkeiten für Einheimische und Gäste, sondern ermöglicht auch eine Steigerung der Wertschöpfung für Gewerbetreibende und Fischer. Hiermit verbunden eröffnen sich nicht zuletzt auch interessante Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung des touristischen Angebotes. Ausgehend von diesem Handlungsbedarf bzw. den Entwicklungsmöglichkeiten werden in den drei Schwerpunktthemen jeweils spezifische Ziele formuliert. Obwohl die jeweiligen Ziele einem be- stimmten Schwerpunktthema zugeordnet sind, können diese z.T. auch für andere Schwerpunktthe- men bedeutsam sein. Gleichwohl ergeben sich Verknüpfungen oder Parallelen mit den Zielen der ELER-IES, insbesondere in den Förderschwerpunkten „Wachstum und Innovation“ und „Bildung“ (vgl. Kap. 7.2 ELER-IES). 6.1 Fischerei Projekte und Aktivitäten, die dem Schwerpunkt „Fischerei“ zugeordnet werden, sollen zur Erreichung mindestens eines der folgenden Ziele beitragen: Existenzsicherung der Fischer Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität der Fischereibetriebe unter Berück- sichtigung der ökologischen Nachhaltigkeit Folgende Maßnahmen wären zur Erreichung dieser Ziele geeignet: Verbesserung der Rentabilität der Flotten sowie Verbesserung der Sicherheit und der Arbeitsbedin- gungen an Bord Schaffung zusätzlicher Erwerbsmöglichkeiten für Haupterwerbsfischer durch Diversifizierung Verringerung der Auswirkungen der Fischerei auf die Meeresumwelt 6.2 Vermarktung und Verarbeitung Projekte und Aktivitäten, die dem Schwerpunkt „Vermarktung und Verarbeitung“ zugeordnet wer- den, sollen zur Erreichung mindestens eines der folgenden Ziele beitragen: Verbesserung der Positionierung regionaler Fischereierzeugnisse auf dem heimischen Markt und Etablierung als Alleinstellungsmerkmal Erhöhung der Wertschöpfung aus Fischereierzeugnissen Folgende Maßnahmen wären zur Erreichung dieser Ziele geeignet: Aufbau neuer Wertschöpfungsketten © Institut AgendaRegio (2015) - 21 -
Sicherung und Verbesserung einer transparenten Angebotsstruktur (Verbesserung der Organisation des regionalen Marktes) Ausbau der Infrastruktur für Frischhaltung und Direktvermarktung/Schaffung zusätzlicher Standorte für Direktvermarktung (insbesondere in Scharbeutz und Sierksdorf) Durchführung einer regional abgestimmten Öffentlichkeitsarbeit 6.3 Fischereibezogener Tourismus Projekte und Aktivitäten, die dem Schwerpunkt „Fischereibezogener Tourismus“ zugeordnet werden, sollen zur Erreichung mindestens eines der folgenden Ziele beitragen: Erhöhung der Kenntnis über das Produkt Fisch und die Fischerei als bedeutendes Kulturgut Festigung und Ausbau der Themen Fisch und Fischerei als (touristische) Imageträger der Re- gion Folgende Maßnahmen wären zur Erreichung dieser Ziele geeignet: Verbesserung der touristischen Angebots-, Informations- und Infrastruktur zu den Themen Fisch und Fischerei Verbesserung der Außendarstellung der Fischer im touristischen und gesellschaftlichen Bereich Sensibilisierungs- und Schulungsmaßnahmen zur Verbesserung der Verbraucherkenntnisse über Fisch als Lebensmittel, Arbeitsbedingungen und Bedürfnisse der Fischer und somit Erhöhung der Wert- schätzung Erhöhung der Anzahl von Erlebnisangeboten Aufbau neuer Kooperationen zwischen Fischern und Leistungsträgern Verbesserung der Authentizität von touristischen Angeboten Optimierung und Ausbau des regionalen Veranstaltungsangebotes In Anbetracht der begrenzten Summe an verfügbaren Fördermitteln aus dem EMFF sei an dieser Stelle auf die Schwierigkeit hingewiesen, alle genannten Ziele gleichermaßen zu erfüllen. Vielmehr kann unter den gegebenen Voraussetzungen voraussichtlich lediglich ein Beitrag zur Zielerfüllung geleistet werden. Es wird daher angestrebt, zu jedem Schwerpunktthema mindestens ein Projekt zu realisieren. Über alle Schwerpunktthemen verteilt sollte mindestens ein Projekt in Kooperation meh- rerer Gemeinden umgesetzt werden. Auf Grund der bereits erwähnten Bezugspunkte zu Förderschwerpunkten der ELER-IES ist zu hoffen, dass das Fischwirtschaftsgebiet indirekt auch von Projekten dieser Schwerpunkte profitiert. Denkbar wären auch hier Kooperationsmöglichkeiten und evtl. ein Einsatz von Mitteln aus beiden Fonds. © Institut AgendaRegio (2015) - 22 -
7 Aktionsplan Zu allen Schwerpunktthemen gibt es bereits Projektideen, die zur Erreichung der genannten Ziele beitragen können. Diese werden im folgenden Aktionsplan skizziert. Kurz- bis mittelfristig realisierbare Maßnahmen: Machbarkeitsstudie Aquakulturen in der Lübecker Bucht Antragsteller noch offen Schwerpunktthema Fischerei Projektbeschreibung Aktuell gibt es in der Lübecker Bucht keine Aquakulturen, da die natürlichen Bedingungen sehr unbeständig sind (z.B. Sauerstoff- armut des Wassers im Herbst). Interessant wäre u.U. die Aufzucht von Miesmuscheln. Eine wissenschaftlich fundierte Machbarkeits- studie könnte klären, ob Investitionen in diesen zusätzlichen Er- werbszweig unter den gegebenen Bedingungen rentabel sind. Beitrag zu Zielen der IES Existenzsicherung der Fischer Kosten noch offen Zeitraum der Umsetzung 2016 Vermarktungsoffensive „Lübecker Bucht-Fisch“ / „Fisch und Gesundheit“ Antragsteller noch offen (interkommunales Projekt) Schwerpunktthema Vermarktung und Verarbeitung Projektbeschreibung Eine regionale Vermarktungsoffensive dient vorrangig der Ver- besserung einer transparenten Angebotsstruktur, der Sensibilisie- rung der Verbraucher sowie der Erhöhung der Wertschöpfung aus Fischereierzeugnissen. In diesem Rahmen können vielfältige inno- vative Maßnahmen umgesetzt werden. Basis soll eine Broschüre sein, die über Fischarten, Bedingungen der Fischerei, die örtlichen Fischereibetriebe, Verkaufsstellen und beliebte Rezepte infor- miert. Auch sollte ein Verweis auf Restaurants nicht fehlen, die ihre Zutaten direkt von den heimischen Fischern beziehen. Darauf aufbauend könnte ein Logo „Lübecker Bucht-Fisch“ entwickelt werden, das auf eben diese Restaurantbetriebe vor Ort hinweist. In den Betrieben selbst können ergänzende Informationen für die Gäste bereitgestellt werden. Darüber hinaus ist die Umsetzung weiterer PR-Maßnahmen denkbar. Beitrag zu Zielen der IES Verbesserung der Positionierung regionaler Fischereierzeugnisse auf dem heimischen Markt und Etablierung als Alleinstellungs- merkmal Erhöhung der Wertschöpfung aus Fischereierzeugnissen Kosten noch offen Zeitraum der Umsetzung 2016 © Institut AgendaRegio (2015) - 23 -
Schaffung einer festen Verkaufsstelle inkl. Verarbeitungs- und Frischhaltemöglichkeit in Sierksdorf Antragsteller Evtl. Gemeinde Sierksdorf Schwerpunktthema Verarbeitung und Vermarktung Projektbeschreibung In Sierksdorf ist auf Grund fehlender Infrastruktur keine gewerbli- che Direktvermarktung möglich. Die vorhandenen Fischerhütten an der Promenade dienen nur als Lagerfläche für die Nebener- werbsfischer. Eine feste Verkaufsstelle mit Verarbeitungs- und Frischhaltemöglichkeit würde die Wertschöpfung für die Fischer erhöhen und die Wahrnehmung des Produktes Fisch und der ört- lichen Fischerei steigern. Dies könnte durch Umbau oder Neuer- richtung einer Fischerhütte erfolgen. Beitrag zu Zielen der IES Verbesserung der Positionierung regionaler Fischereierzeugnisse auf dem heimischen Markt und Etablierung als Alleinstellungs- merkmal Erhöhung der Wertschöpfung aus Fischereierzeugnissen Kosten noch offen Zeitraum der Umsetzung 2016 Mobile Schau- und Schulungsküche Antragsteller noch offen (interkommunales Projekt) Schwerpunktthema Fischereibezogener Tourismus Projektbeschreibung Eine mobile Schau- und Schulungsküche könnte in allen Küsten- gemeinden eingesetzt werden, um Interessierten das Kochen mit dem Produkt Fisch näherzubringen. Über ihre Bedeutung als zu- sätzliches touristisches Angebot hinaus kann sie Schulungen zur gesunden Ernährung mit Meeresprodukten in Kindergärten, Schu- len und anderen Einrichtungen anbieten. Die Küche sollte strand- fähig und auch als mobile Räucherei nutzbar sein, um sie bei Ver- anstaltungen einsetzen zu können (z.B. Showkochen mit Promi- köchen). Beitrag zu Zielen der IES Erhöhung der Kenntnis über das Produkt Fisch und die Fischerei als bedeutendes Kulturgut Kosten noch offen Zeitraum der Umsetzung 2016 Maritimer Spielplatz Scharbeutz Antragsteller Gemeinde Scharbeutz Schwerpunktthema Fischereibezogener Tourismus Projektbeschreibung Die Errichtung eines Spielplatzes mit klassischen Elementen aus der Fischerei, z.B. Fischernetz, Reuse oder Kutter, wäre eine zu- © Institut AgendaRegio (2015) - 24 -
sätzliche Attraktion für Gäste und Einheimische. Darüber hinaus würde er für die Fischerei als wesentliches Element der Küsten- kultur sensibilisieren und weitergehende Gesprächs- und Lernan- lässe schaffen. Beitrag zu Zielen der IES Festigung und Ausbau der Themen Fisch und Fischerei als (touris- tische) Imageträger Kosten noch offen Zeitraum der Umsetzung 2016 Mittel- bis langfristig realisierbare Maßnahmen: Projekt Antragsteller Schwerpunkt- Beitrag zu Zielen der Zeitraum thema IES der Um- setzung Umsetzung weiterer Gemeinde Fischereibezogener Erhöhung der Kennt- ab 2017 Bausteine aus dem Timmendorfer Tourismus nis über Fisch und Konzept „Erlebnispark Strand die Fischerei als be- Fischereihafen Nien- deutendes Kulturgut dorf“ Festigung und Aus- bau der Themen Fisch und Fischerei als (touristische) Imageträger Weiterführung des noch offen Fischereibezogener Erhöhung der Kennt- ab 2017 Fischereilehrpfades (interkommu- Tourismus nis über Fisch und Haffkrug bis nach Nien- nales Projekt) die Fischerei als be- dorf deutendes Kulturgut Authentische Erleb- noch offen Fischereibezogener Erhöhung der Kennt- ab 2017 nisangebote für Ta- (interkommu- Tourismus nis über Fisch und gungsgäste und Touris- nales Projekt) die Fischerei als be- ten (in Kooperation mit deutendes Kulturgut Hotellerie und Fischern) Festigung und Aus- bau der Themen Fisch und Fischerei als (touristische) Imageträger Umbau eines Kutters noch offen Fischereibezogener Erhöhung der Kennt- ab 2017 für Schaufischerei und Tourismus nis über Fisch und Hochseeangeltouren die Fischerei als be- deutendes Kulturgut Die Konkretisierung der o.g. Projektideen erfolgt in den Sitzungen der FLAG, die nach Bedarf stattfin- den, jedoch mindestens einmal jährlich. Zur Vorbereitung komplexer Ideen können darüber hinaus projektbezogene Arbeitsgruppen eingerichtet werden. Auf die Sitzungen der FLAG wird im Rahmen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der LAG hingewiesen (vgl. Kap. 6.4 ELER-IES). © Institut AgendaRegio (2015) - 25 -
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