Arbeitsbericht eine Nebensache? - Konfession - A1 - Körber-Stiftung

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Arbeitsbericht eine Nebensache? - Konfession - A1 - Körber-Stiftung
Konfession -
 eine Nebensache?

Arbeitsbericht

 A1
Arbeitsbericht eine Nebensache? - Konfession - A1 - Körber-Stiftung
Arbeitsbericht

Der folgende Text stellt den Arbeitsbericht der AG „Spurensuche“     des Emanuel-
Felke-Gymnasiums dar. Dieses Gymnasium ist gehört zu den G8GTS-Gymnasien in
Rheinland-Pfalz.     Bedingt      durch        diese   Organisationsform,     sind
jahrgangsübergreifende Arbeitsgemeinschaften nur schwer zu bilden. Leider kam
keine Neigungsgruppe „Spurensuche“ zustande, sodass die interessierten Schüler
sich in ihrer Mittagspause zum Arbeiten zur „Spurensuche“ treffen mussten. Dabei
stellte sich bei der Terminsuche ein zusätzliches Problem: Drei Schülerinnen sind
aus der 8. Klasse, fünf Schüler aus der 9. Jahrgangsstufe. Die Mittagspausen liegen
jedoch versetzt zueinander. Während die 8. Klassen von 12.40 - 13.25 Uhr
Mittagspause haben, beginnt die der 9. Klassen erst um 13.10 Uhr. Somit waren bei
den wöchentlichen Treffen nie alle Schüler durchgängig anwesend, bzw. meistens
konnte erst um 13.10 Uhr angefangen werden, da die Schülerinnen und Schüler in
der Mensa Essen bestellt hatten. Da die Ersten dann nach kurzer Zeit schon wieder
den Unterricht besuchen mussten, kam es oft zu erheblicher Unruhe.
Hinsichtlich der Organisation und Koordination der Spurensuche und Drehtermine
innerhalb des Ganztagsbetriebs war eine etwas stärkere Lenkung durch die
Tutorinnen nötig, um die Arbeit der Gruppe zu ermöglichen und ein „rundes
Ergebnis“ zu erzielen. Aus diesem Grund ist dem Arbeitsbericht der Schüler noch
eine Stellungnahme der betreuenden Tutorinnen angefügt.

   I.    Arbeitsbericht der AG–Teilnehmer/-innen (Clara Hartmann)
Vorstellung der Gruppe:

Zu unserer „Spurensuche – Gruppe“ gehören zehn Schülerinnen und Schüler:
Helena Gutheil, Elisabeth Kurz und Lidi Moser aus der 8. Jahrgangstufe, Clara
Hartmann, Johanna Westenberger, Immanuel Blaum, Nikolai Ahlhelm und Jan Luca
Neff aus der 9a sowie Jasmin Remmel und Bjarne Lamb aus der MSS 10. Wir
kommen aus neun verschiedenen Ortschaften, was das Arbeiten erheblich erschwert
hat, deshalb mussten unsere Eltern uns aufgrund schlechter Busverbindungen oft
fahren. Hinzu kam, dass im Ganztag kaum Zeit für freiwilliges Arbeiten bleibt.

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Insgesamt sind wir hinsichtlich unserer Interessen und Fähigkeiten eine sehr
unterschiedliche Gruppe.

Themenfindung und Motivation:

Dennoch waren wir alle bei der Auftaktveranstaltung, welche es an unserer Schule
zum Geschichtswettbewerb immer gibt, sofort von der Idee begeistert, in unseren
Dörfern zu recherchieren und nachzufragen, wie es mit der Kirche im letzten
Jahrhundert stand.
Als aller erstes haben wir bei der Vorstellung des Themas „Gott und die Welt“ in einer
großen Gruppe mithilfe einer Mindmap Ideen gesammelt. Bei einem weiteren Treffen
haben sich zwei verschiedene Gruppen gebildet. 1
In unserer Gruppe haben wir darüber nachgedacht, was wir mit diesem Thema
verbinden und unsere Entscheidung fiel dabei auf die verschiedenen Konfessionen
und uneheliche Kinder. Diese Themenfelder sind noch heute aktuell, was es für uns
Schüler einfacher machte, an dem Thema zu arbeiten und nicht den Spaß zu
verlieren.      Insbesondere       die    Zeitzeugenbeiträge   über   die   verschiedenen
Konfessionen waren interessant. Es war uns allen nicht bewusst, wie extrem die
Trennung früher einmal gewesen ist. In unserer Gruppe gibt es auch unterschiedliche
Konfessionen. Heutzutage stellt dies jedoch kein Problem dar und die strenge
Konfessionstrennung ist nicht mehr zu bemerken.
Wir wollten alle mehr über das Leben unserer Eltern und Großeltern und die
Bedeutung der verschiedenen Konfessionen erfahren. Einige hatten direkt beim
ersten „Brainstorming“ sehr interessante Dinge von ihren Großeltern erzählt. Da
wollten wir noch genauer nachforschen.
Die Geschichte hinter der Religion in unserer Region haben wir erfolgreich erforscht
und neue Erkenntnisse gesammelt. Es ist erstaunlich, wie unerforscht das
Themenfeld ist beziehungsweise wie viele Menschen über unsere Themen
Konfessionen und uneheliche Kinder schweigen. In der Dorfchronik von Bockenau
steht zu der „Nacht- und Nebelaktion“ 1965 nur: „Um alle Einzelheiten schildern zu
können, müsste ich mehrere Seiten füllen. Der Eingeweihte ersieht aus dem
Wenigen, was im Dorf geschieht.“ 2

1
    Zu den unterschiedlichen Themen, siehe: 5.1.2
2
    Chronik des Dorfes Bockenau, S. 189.
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Aber leider ist es vielen Menschen auch heute noch unangenehm, darüber zu
sprechen, manche Menschen möchten immer noch unerkannt bleiben.

Wir haben es durch Aufteilung der Arbeit in unserer Gruppe geschafft, niemanden zu
langweilen. Zudem haben wir immer wieder neue Informationen erhalten, so dass
fast nie das Gleiche mehrfach besprochen wurde. Wie zu erwarten, gab es bei den
Zeitzeugenbefragungen      manche     Übereinstimmung,       gelegentlich   aber   auch
unterschiedliche Positionen.

Wir arbeiteten jeden Mittwoch während unserer Mittagspause zusammen in der
Bibliothek der Schule. Zum Schluss mussten wir uns auch an anderen Tagen treffen,
um den gesammelten Stoff zu bearbeiten. Unsere Quellen waren verschiedene
Dorfchroniken und Zeitungsartikel. Um zusätzliche Informationen zu bekommen,
besuchten Clara Hartmann und Bjarne Lamb am 18. Januar 2017 die Bibliothek der
Mainzer Universität. Sie wurden von der Lehrkraft Caroline Thiel begleitet. Dort
suchten sie in verschiedenen Büchern neue und interessante Informationen heraus.
Die Schüler wurden von der Schulleitung für den Nachmittag vom Unterricht
freigestellt.
Wir sprachen zudem auch mit verschiedenen Personen aus Bad Sobernheim und
den umliegenden Dörfern. Als Zeitzeugen hatten wir einen Lehrer, verschiedene
ehemalige Schüler, die Tochter von einem unehelichen Kind, unsere beiden
Schauspieler und einen Auszubildenden. So lernten wir unterschiedliche Sichtweisen
kennen und erkannten, wie die Menschen in den Jahren 1950 bis in die 1980er unter
dem Einfluss der Konfessionen litten. Vieles von dem Erzählten hätten wir so nie
erwartet und auch nicht erfahren. Die Menschen haben Vieles von selbst erzählt,
aber an unangenehmen Passagen mussten wir manchmal nachfragen. In mehreren
Fällen mussten wir die Kamera sogar ausschalten. Dann redeten die Zeitzeugen viel
freier und erzählten auch heikle bzw. umstrittene Details.
Im Folgenden möchten wir noch genauer über unsere Vorgehensweise bzw. unsere
regelmäßigen Treffen und Aktionen berichten.

Dokumentation der Treffen und Aktionen:

Donnerstag, 8.9.2016

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Mit der Auftaktveranstaltung zum neuen Wettbewerb fing alles an: Nach der

Vorstellung des neuen Themas wurde ein Brainstorming durchgeführt und in zwei

Gruppen zu den Themen „Judentum“ und „Konfessionen“ weitergearbeitet.

Montag, 19.9.2016
Im Foyer der Schule hatten wir einen Pressetermin, um einen Aufruf in den
Regionalzeitungen zu veröffentlichen. Wichtige Aspekte waren dabei die
Themennennung und die Bitte um Unterstützung in Form von Materialien, Zeitzeugen
usw. 3

Mittwoch, 21.09.2016
Die Schülerinnen und Schüler stellten die Ergebnisse der Spurensuche in ihren Familien vor:
Helena berichtete über ihre Großtante, Frau Inge Faller, die sich als Zeitzeugin zur Verfügung
stellen wollte: Ihr Vater war ein unehelicher Sohn, Ururoma und Ururopa waren evangelisch
und katholisch und durften deshalb nicht heiraten.
Jans Opa hatte erzählt, dass in Boos die evangelische Kirche und in Oberstreit die
katholische Kirche war. Der Besuch der jeweiligen Gottesdienste war jeweils mit einem
mühsamen Fußweg über unbefestigte Feldwege verbunden; Busverbindungen zwischen
beiden Dörfern existierten noch nicht. Zudem zog er aus den Berichten seiner Großeltern den
Schluss, dass es in den 60er Jahren in Stadtnähe (Ebernburg) gemischte Schulen, in den
Dörfern aber noch konfessionell getrennte Schulen gab. Auch Immanuel berichtete von
seinen Großeltern und von der konfessionellen Trennung. Zudem hatte er die Chronik des
Dorfes Bockenau dabei und zeigte den Bericht über die Einweihung der neuen
Gemeinschaftsschule 1964 und die „Aktion“. Die Andeutung des Chronisten, „der
Eingeweihte ersieht aus dem Wenigen, was im Dorfe geschieht.“ 4 machte uns sehr
neugierig. Danach überlegten wir, wie wir an das Thema herangehen könnten.
Aufgaben wurden verteilt und das nächste Treffen für den 5.10. festgelegt.
Vom 28.9.2016 bis zum 1.10. 2016 fiel die AG wegen des Methodentrainings aus.
Mittwoch, 5.10.2016
Zunächst zeigten alle, was sie an Büchern und Dokumenten mitgebracht hatten.
Dann wurden mögliche Zeitzeugen notiert und Material zur Durchführung von
Zeitzeugeninterviews durchgearbeitet bzw. als Hausaufgabe für die Herbstferien
mitgegeben, damit wir wussten, wie man ein Zeitzeugeninterview vorbereitet, es
durchführt und auswertet. 5
Abschließend wurden die Aufgaben verteilt. Helena nahm sich vor zur rechtlichen
Situation unehelicher Kinder zu recherchieren, Jasmin und Clara wollten politische
Bestimmungen zu Konfessions- bzw. Gemeinschaftsschulen sowie zur
überregionalen Situation des Schulwesens suchen, Immanuel, der immer seinen
Laptop dabei hatte, erklärte sich bereit, alle Bücher und Dokumente in das
Literaturverzeichnis aufzunehmen.

3
  Die in den beiden örtlichen Zeitungen erschienenen Artikel befinden sich im Anhang (5.1.2).
4
  Chronik des Dorfes Bockenau, S. 189.
5
  Das Material stammt aus: Zeugen der Zeit, S. 20-29 und Spurensucher, S. 78-81.
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AUFGABE für die Herbstferien: ALLE SUCHEN                                   MATERIALIEN           UND
RECHERCHIEREN bzw. erledigen ihre Aufgaben!!!
Mittwoch, 26.10.2016
Nach der Vorstellung der Ergebnisse wurden die Termine für die
Zeitzeugeninterviews mit Herrn Johann, dem Direktor der katholischen
Bekenntnisschule in Bockenau von 1961-1969, Herrn Paul Bregenzer, einem
ehemaligen Journalisten aus Bad Sobernheim sowie mit Frau Faller, der Tante von
Helena, festgelegt.
Freitag, 28.10.2016, ab 11.00 Uhr: Zeitzeugeninterview mit Frau Faller6
Thema: Die Situation unehelicher Kinder und ihrer Mütter und der Fall von Otto Faller
Leider konnten nur einige Schülerinnen am Interview teilnehmen, da die anderen im
Fachunterricht nicht fehlen konnten. Da Frau Pfeifer-Blaum und Frau Thiel nicht
teilnehmen konnten, führte Helena das Interview, während Jasmin und Helenas
Mutter die Aufsicht übernahmen und die noch unsicheren Schüler/ Schülerinnen
unterstützten. Da keine Videoaufnahme gewünscht war, wurden die Jungen aus der
9a nicht benötigt.

Mittwoch, 2.11.2016
Zuerst wurde das Protokoll vom Zeitzeugeninterview vorgelesen und ausgewertet,
dann wurde das neue Interview vorbereitet. Wir entwickelten Fragen, überlegten, was
wir beim Filmen beachten müssen und legten fest, dass Immanuel und Jasmin das
Interview durchführen sollten.
Freitag, 4.11.2016, 10.00-11.00 Uhr: Zeitzeugeninterview mit Herrn Johann
(Direktor der kath. Bekenntnisschule in Bockenau von 1961-1969) 7
Thema: Die Konfessionsschule in Bockenau sowie seine Ehe mit einer ev. Frau
Er berichtete von seiner Herkunft aus einem rein katholischen Ort, seiner Versetzung
nach Bockenau 1961 und den Problemen als Schulleiter der katholischen
Bekenntnisschule, zugleich auch von den Problemen der Mischehe und dem Ge-
tuschel der Leute, ja sogar den heimlichen Aktionen Bockenauer Bürger. Das war
unglaublich und ließ uns nur so staunen.
Mittwoch, 9.11.2016
Lidi stellte fest, dass es in der Dorfchronik von Merxheim keine Informationen über
Schulpolitik und die Situation in der Schule gibt. Da Immanuels Großmutter aber von
getrenntem Unterricht und wenig Kontakt zwischen den Konfessionen erzählte, ist
uns klar, dass in Büchern diese Probleme meist totgeschwiegen werden oder
einfach nicht als problematisch empfunden wurden, es war halt so, wie auch Herr
Zerfaß am Schluss der Dreharbeiten feststellte.
In dieser Sitzung haben wir auch intensiv über die Art des Beitrags debattiert.
Schließlich haben wir uns entschieden einen Kurzfilm zu den heiklen Themen zu
drehen. Auf den Einwand von Frau Pfeifer-Blaum, das sei eine umfangreiche Arbeit
und man müsste technische Kompetenzen besitzen, meinten Nikolai und Jan Luca,
dass sie das bestimmt hinbekämen. Danach wurden noch wichtige Absprachen, wie

6
  Obwohl Frau Faller für unser 2. Fallbeispiel eine ganz wichtige Zeitzeugin war, befindet sich Frau
Faller nicht in der DVD-Anlage, da sie leider keine Bildaufnahmen wollte.
7
  Chronik des Dorfes Bockenau, S. 186. Sein Interviewbogen befindet sich in 5.3.1b.
                                                  A6
beispielsweise die Erstellung eines Fragebogens durch Immanuel, Nikolai und Jan
Luca getroffen und an die Erledigung bereits verteilter Aufgaben erinnert.
Mittwoch, 16.11.2016
Bei diesem Treffen fehlten Bjarne Lamb, Jasmin Remmel, Nikolai Ahlelm und Lidi
Moser. Daher wurde lediglich über neue Ergebnisse bezüglich der Befragung von
Verwandten und Dorfbewohnern berichtet, das Interview mit Herrn Johann noch
einmal unter die Lupe genommen und die Verteilung des Fragebogens organisiert.
Mittwoch, 23.11. 2016, 13.10-13.55 Uhr
Da heute alle Teilnehmer anwesend waren, haben wir sowohl inhaltliche als auch
technische Fehler bei den Zeitzeugeninterviews besprochen, die Ergebnisse
hinsichtlich Bad Sobernheim vorgestellt und die         bevorstehenden Interviews
vorbereitet, d.h. Fragen wurden formuliert, festgelegt, wer interviewt, die Technik
macht, etc..

Freitag, 25.11.2016: Zeitzeugeninterview mit Herrn
Bregenzer8
Thema: Gott und die Welt: Erlebnisse eines katholischen
Jungen in Bad Sobernheim zur Konfessionsschule,
unehelichen Kindern und der Mischehe
Dieses Interview war ein echtes Erfolgserlebnis: Alle waren
dabei und Herr Bregenzer beantwortete sehr viele Fragen.

Mittwoch, 30.11.2016
In dieser Sitzung wurde, obwohl die 10er fehlten, die endgültige Arbeitseinteilung
gemacht: Clara schreibt den Arbeitsbericht, Helena, Elisabeth, Lidi und Johanna
liefern den eigentlichen inhaltlichen Beitrag, Niko, Jan, Imma schreiben das
Drehbuch (5-6 Szenen), Jan und Nico schneiden die Interviews.

Mittwoch, 8.12.2016: Interview mit Herrn Martin9
Thema: Probleme eines Kindes aus einer Mischehe
Dieses Interview war eher eine Lesung. Der Zeitzeuge hatte
gewissermaßen eine Biographie vorbereitet und begann, daraus
vor zu lesen. Das war einerseits ganz schön, aber führte oft von
dem weit weg, was wir wollten. Jasmin gelang es dann, ihn durch
Fragen immer wieder auf unsere Themenstellung zu bringen, was
aber nicht an allen Stellen einfach war, da er dann aus dem Konzept geriet und
manchmal nur schwer wieder den Faden fand. Aber insgesamt war das Interview
wahnsinnig ergiebig, gerade weil Herr Martin es so gut vorbereitet hatte, dass wir uns
nun entschieden, daraus ein eigenes Fallbeispiel für den Film zu machen. Zudem
spielt dieser Fall hauptsächlich in Bad Sobernheim, unserem Schulort, was sehr gut
passt.

8
  Sein Fragebogen befindet sich in 5.3.2. Die wichtigsten Auszüge aus seinem Interview, siehe: DVD-
Anlage Nr.1
9
  Er war unser wichtigster Zeitzeuge für Fallbeispiel 1, siehe dazu auch: DVD-Anlage Nr.3
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Mittwoch, 14.12.2016, 13.00 bis 14.00 Uhr: Interview mit Herrn Berkemann10
Thema: Erlebnisse eines evangelischen Pfarrerssohnes aus Bad Sobernheim
Da Herr Martin viel über das Verhalten vom evangelischen Pfarrer Berkemann
erzählt hatte, war es uns wichtig, auch dessen Sohn zu hören. Er erzählte, dass er
oft geprügelt wurde, weil er Sohn eines evangelischen
Pfarrers war. Auch zur Situation der Konfessionsschule,
zum Verhalten zwischen Katholischen und Evangelischen,
z.B. am Feiertag der jeweils anderen Konfession und zum
Umgang mit unehelichen Kindern konnte er uns
interessante Dinge berichten und bot eine wichtige
Ergänzung bzw. auch Bestätigung der Aussagen von
Herrn Bregenzer und Herrn Martin.

Freitag, 16.12.2016. Immanuel, Nikolai und ich wurden nach der Schule von Frau
Pfeifer-Blaum ins Freilichtmuseum gefahren, wo wir Frau Ebers, die pädagogische
Verantwortliche des Freilichtmuseums, getroffen und mit ihr die Zusammenarbeit
besprochen haben. Nach einem Rundgang durch verschiedene Gebäude des
Freilichtmuseums haben wir – auch im Blick auf die kalte Jahreszeit – die Gebäude
ausgewählt, in denen unsere Szenen gedreht werden sollten. Gleichzeitig gab Frau
Ebers wichtige Tipps zur Zeit der 50/60er Jahre. Gemeinsam fiel uns auf, was wir
beim Dreh, z.B. in der Kleinen Kneipe, beachten müssten. Das war sehr interessant
und brachte uns unserem Ziel, einen Film zu drehen, ein gutes Stück weiter!

Dienstag,         20.12.2016,        13.10-14.00
                                  11
Uhr:Interview mit Herrn Wagner
Thema: „Religionskrieg“ in Bockenau – als
katholischer Junge auf der Simultanschule.
Bei diesem Interview hielten wir teilweise den
Atem an, da es sich in einigen Punkten komplett
von Herrn Johanns Darstellung unterschied.
Herr Wagner scheint immer noch nicht die Erfahrungen des „Spießrutenlaufs“
verkraftet zu haben. Sein Bericht machte uns betroffen. Er war aber nicht übertrieben
emotional, sondern erzählte sehr sachlich und kritisch.

Mittwoch, 21.12.2016
Experteninterview mit Herrn Dr. Brand, dem stellvertretenden Leiter des
Freilichtmuseums
Thema: historische Methoden bei der Vermittlung von Vergangenheit, wie z.B. Living
History und darstellendes Spiel, sowie die Notwendigkeit der Quellenkritik
Für uns war dieses Experteninterview sehr wichtig, denn es hat uns klar gemacht,
was wir überhaupt einreichen wollen, wie wir uns auf den Drehtag vorbereiten
müssen und was wir unbedingt beachten müssen. Zugleich hat Herr Dr. Brand uns
aufgezeigt, inwiefern wir beim Nachspielen auch Freiheiten haben.

Freitag, 6.01.2017

10
 Zu Herrn Berkemann, siehe auch 5.3.1a.
11
 Herr Wagner war neben Herrn Johann unser wichtigster Zeitzeuge im 3. Fallbeispiel. Wichtige
Auszüge aus seinem Interview befinden sich in DVD-Anlage Nr.4 Siehe auch: 5.3.1c.
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Nikolai Ahlhelm und Immanuel Blaum arbeiteten von 15.15 bis 17.15 Uhr in
Bockenau, abends in Winterburg.
Zuerst wurde überlegt, wie man einen Film am besten drehen kann bzw. was man
beachten muss (technische Details). Dann wurden alle anstehenden Aufgaben
aufgeschrieben: Erstellung einer Übersicht über alle Interviews: Tonträger und
Videos sowie eines Arbeitsplanes. Dann wurden alle Unterlagen durchgeschaut und
markiert, was einzuscannen ist.
Nico hat die Interviewkarten und Zeitungsartikel eingescannt und mit Immanuel die
wichtigen Stellen von Herrn Wagner zusammengeschnitten.

Mittwoch, 11.01. 2017

Die Jungen stellten vor, was sie geschafft haben und was als
nächstes ansteht. Frau Thiel plante mit Clara und Bjarne die Fahrt in
die Universitätsbibliothek Mainz. Aufgrund der Unwetterwarnungen
war der zunächst geplante Termin am 13.01.2017 abgesagt
worden.

Donnerstag, 12.01.2017
Frau Pfeifer-Blaum hat sich mit allen getroffen, die an der Arbeit schreiben, um ihnen
zu sagen, was formal wichtig ist und wie man Fußnoten richtig setzt, vor allem
                         Helena ist schon sehr weit, hat aber noch Schwierigkeiten
                         mit dem Einbauen von Fußnoten. Zudem wurden die bereits
                         vorhandenen Szenen und Regieanweisungen von Helena
                         und Jasmin Korrektur gelesen, während Elisabeth noch eine
                         Szene geschrieben hat.

Mittwoch, 18.01.2017
In der regulären Spurensuche-Sitzung wurden die Drehtage geplant,
Termine abgesprochen und die Drehbücher weiter geschrieben.
Leider konnten Bjarne und Clara an diesem Treffen nicht teilnehmen, da wir
um 14.12 Uhr mit dem Zug nach Mainz fuhren, wo wir Frau Thiel trafen. Wir
waren freundlicherweise vom Nachmittagsunterricht frei gestellt worden. In
der Universität angekommen, waren wir zuerst einmal völlig überrascht über
die Größe der Universität. Zum Glück hat uns Frau Thiel geholfen, die von
Frau Eva Rödel empfohlenen Bücher in verschiedenen Bibliotheken zu
finden. Dann haben wir eifrig gelesen und kopiert, die Ergebnisse an den
Rest der Gruppe weitergeleitet und zum Bearbeiten bzw. für die
Hintergrundinformationen der Beispiele zum Lesen verteilt.

Montag, 23.01.17
In der 1. Pause (9.40 Uhr bis 9.55 Uhr): Krisenbesprechung, da nur wenige ihre
„Hausaufgaben“ gemacht haben! Frau Pfeifer-Blaum fordert, dass die Szenen
geschickt werden, berichtet, dass Herr Schumann zur Besprechung des Drehtages
kommt, weil er uns wichtige Tipps geben soll. Dann fragt sie, ob wir überhaupt
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weitermachen wollten, da wir zu wenig Einsatz und Zuverlässigkeit an den Tag legen
würden. Das hat uns ziemlich „gewurmt“, zugleich aber auch motiviert unsere
Aufgaben zu erledigen! Alle stimmten dafür, dass wir das Projekt unbedingt zu Ende
führen sollen.

Mittwoch 25.01.2017, 13:00-14:00 Uhr
Herr Schumann kam als Gast und gab eine Einweisung und wichtige
Tipps, wie man am besten filmt und die Szenen aufbaut. Ganz konkret
zeigte er Elisabeth und Clara, wie man ein iPad bedienen muss und
erklärte den Jungen, worauf sie achten müssen. Danach konnten wir
hochmotiviert die Endplanung der Drehtage beginnen.

Donnerstag, 26.01.2017
Zunächst haben wir von 13.00-14.30 Uhr in der Bibliothek Korrektur gelesen und an
den Szenen weitergeschrieben, ab 14.45 Uhr sind wir auf den Rat von Herrn
Schumann hin mit einem Teil der Gruppe zu                  Probeaufnahmen ins
Freilichtmuseum gefahren. Frau Schilling vom Freilichtmuseum hat uns das Haus
Medard aufge-schlossen, so dass wir erste Probeaufnahmen zur Szene: „Was san
die Leit?“ machen konnten, währenddessen haben die Jungen die Klopfszene
entwickelt und ver-schiedene Kameraeinstellungen ausprobiert. Da es eiskalt war,
beschlossen wir aber, nicht mehr zur alten Schule, also einem weiteren Drehort, zu
gehen, sondern besser nach Hause zu fahren und uns weiter für den großen Drehtag
vorzubereiten.

Samstag, 28.01.2017 ab 10.45 Uhr:
Immanuel und Nico haben sich die Zeitzeugeninterviews von Herrn Johann und
Herrn Wagner angehört und wichtige Szenen markiert. Um 11.30 Uhr kam Jan dazu.
Die sechs Szenen für das Fallbeispiel drei wurden erarbeitet und die Begründungen
aufgeteilt.

Dienstag, 31.01.2017
Ab 10 Uhr fand unser großer Drehtag im Freilichtmuseum Bad Sobernheim statt. 12

Das Original: Die Evangelischen in der alten Schule Bockenau    Das Erlebnis am eigenen Leibe: Der Lehrer kommt!

12
 Da der genaue Ablaufplan im Anhang unter 5.4.3 enthalten ist, kann hier auf eine genaue
Beschreibung des Drehtages verzichtet werden. Siehe auch den Zeitungsbericht, 5.1.4.
                                                          A10
Es war ein besonderes Erlebnis, da wir mit
fremden Schauspielern, jüngeren Schülern und
Lehrern unserer Schule zusammen arbeiten und
viele Dinge gleichzeitig machen mussten, wie
z.B. uns anziehen und spielen einer Szene,
gleichzeitig die Kamera bedienen, etc. Zum
Glück hatten Frau Partenheimer und Herr Zerfaß
viel Geduld, denn einige Szenen mussten
mehrmals gedreht werden, da immer etwas nicht
passte.
                                                    „Burnout“ beim Drehtag – Nach drei
                                                    Stunden Dreh ist eine Pause nötig!

Mittwoch, 1.02.2017
In der Mittagspause sind alle ziemlich erschöpft, sodass nur noch ein Rückblick auf
den Drehtag und Terminabsprachen möglich sind.

Montag, 6.02.2017
Nach einer alarmierender Krisen-E-Mail von Frau Pfeifer-Blaum wird klar, dass wir
jetzt etwas tun müssen und die Arbeit eigentlich erst anfängt. Herr Schumann will
kommen und mit den Jungs die Aufnahmen synchronisieren. Das nächste Treffen
wird für Dienstag, Mittagspause verabredet.

Dienstag, 7.02.2017
Mit Hilfe eines Beamer schauten wir uns das Ergebnis des Drehtages an. Dabei
mussten wir ziemlich lachen, denn es wurde uns klar, dass wir das Werk so auf
keinen Fall abliefern konnten, sondern noch viel Arbeit hatten. Ernüchterung machte
sich breit! Außerdem fehlte der „Fall Martin“ komplett, da Jasmin und Bjarne am
Drehtag auf Schüleraustausch in Frankreich waren. Folglich mussten diese Szenen
noch fertiggestellt und ein neuer Drehtag vorbereitet werden. Die Zeit bis zum
Arbeitstermin verlief immer schneller und wir wurden von leichter Panik erfasst.

Mittwoch, 8.02.2017
Leider waren Jan und Clara krank, einige mussten eher in den Unterricht, so dass wir
eigentlich nur den Drehplan für den nächsten Tag erstellen, die Requisiten
besprechen und eine „To do – Liste“ erstellen konnten.

Donnerstag, 9.02.2017
Letzter Drehtag im Freilichtmuseum: 1. Fallbeispiel von 13.00 -15.00 Uhr – Bei
eisiger Kälte wurde gedreht. Jan Luca, einer der Kameramänner, war krank, die
Achtklässler konnten wegen eines Tests nicht vom Unterricht freigestellt werden.
Helena durfte nur kurz zum Interview mit Frau Partenheimer und Herrn Zerfaß
                                                      mitwirken. Aber dennoch
                                                      hat      alles      irgendwie
                                                      geklappt.      Zum      Glück
                                                      erklärte       sich      Herr
                                                      Fußmann bereit, Helena
                                                      zurück in die Schule zu
                                                      bringen, Frau Thiel konnte
                                                      nämlich ebenfalls ihren

                                       A11
Unterricht nicht schon wieder ausfallen lassen und fehlte auch. Nun hatten wir
wirklich alles im Kasten!

Freitag, 10.02.2017
Da alle Französisch- Lerngruppen im Kino waren
(„Cinéfête“), haben die „Lateiner“ Helena, Lidi und
Johanna       ab   10.00     Uhr    am      Drehbuch
weitergeschrieben. Nach einer Mittagpause kamen um
13.00 Uhr die „Franzosen“ sowie Herr Schumann zur
Unterstützung hinzu und es wurde mit dem Schneiden
begonnen. Die beiden Lehrerinnen mussten um 15.00
Uhr zum Elternsprechtag, aber da Herr Schumann als
Aufsichtsperson dabei war, konnten wir mit allen
technischen Geräten bis 17.00 Uhr weiterarbeiten.        Jeder packte mit an, damit wir
                                                         fertig wurden, - auch Frau
Mittwoch, 15.02.2017                                     Pfeifer-Blaum!
Nachdem über das Wochenende jeder an seinen
Aufgaben entweder alleine oder in der Kleingruppe weitergearbeitet hatte, trafen wir
uns alle in der Bibliothek, um den Film fertig zu schneiden bzw. letzte Texte zu
sprechen. Das war sehr hektisch und chaotisch, da wir doch einige Fehler
entdeckten, aber nicht alles gleichzeitig ändern konnten. Zudem mussten die
Sprecher den Film besprechen und dazu war es teilweise in der Bibliothek einfach zu
laut. Wir mussten irgendwann aufgeben, da alle nach Hause mussten. Das war sehr
unbefriedigend, da wir doch fertig werden wollten.

Samstag / Sonntag, 18./19.02.2017:
Jan und Immanuel schneiden die Begleit-DVD fertig. Da sie vorher alle Interviews
noch mal anschauen und Passagen auswählen mussten, war das sehr viel Arbeit.
Zum Glück hat Jan die entsprechenden Geräte und einen netten Vater, der geduldig
auf alle Fragen antwortete. DANKE!

Montag, 20.02.2017:
Jan Luca bringt die fertig gebrannte DVD mit den wichtigsten Auszügen der
Zeitzeugeninterviews, die wir im Anhang quasi als Beweismaterial mit einsenden, in
die Schule mit. Wir erschrecken,als zunächst kein Bild zu sehen ist! Aber das lag
wohl an Frau Pfeifer-Blaums Laptop, am Schulrechner hat alles funktioniert. Danach
haben sich Jasmin und Frau Pfeifer-Blaum mit Herrn Spöcker, dem Drucker,
getroffen. Er hat sich bereit erklärt, die DVD´s zu brennen und unser Drehbuch zu
drucken und zu binden. Da waren wir schon einmal sehr erleichtert! Jasmin hat dann
für Herrn Spöcker die Dateien fertig gemacht und das
Cover ent-worfen.

Mittwoch, 22.02.2017: Endspurt!
Der Arbeitsbericht muss noch fertig geschrieben, das Dreh-
buch korrigiert und der Film noch verbessert werden. Jeder
hat seine Aufgabe und arbeitet, so gut er kann, auch die
Mädchen aus der 8. Klasse. Jan Luca und Immanuel
werden von Frau Thiel nach Boos gefahren, da Jan Luca
zu Hause bessere Geräte hat und am Film noch Veränderungen vornehmen muss.
Leider wird deutlich: Das nächste Mal müssen wir schon bei den
                                       A12
Zeitzeugeninterviews darauf achten, Fehler zu vermeiden und an das Schneiden zu
denken. Es gibt Dinge, die lassen sich später eben doch nicht mehr ändern, wie wir
dachten, z.B. die Sprudelflasche auf dem Tisch!

Donnerstag, 23.02.2017:
Da heute Studientag der Lehrer ist, können wir noch einmal die letzten Feinheiten
machen, die Arbeit drucken lassen und dann digital und schriftlich mit den DVDs
nach Hamburg schicken. Schließlich wird es aber auch Zeit, dass wir uns mal wieder
auf andere Fächer konzentrieren können, denn die letzten drei Wochen haben wir
fast jeden Tag am Projekt gearbeitet!

Probleme:

Abgesehen davon, dass wir als Landgymnasium ohnehin mit organisatorischen
Schwierigkeiten zu kämpfen haben und der Besuch im Archiv bzw. der Mainzer
Universitätsbibliothek mehrmals verschoben werden musste, haben wir zu
verschiedenen Zeitpunkten unterschiedliche Rückschläge erlitten, die uns teilweise
sehr frustriert haben.
Mehr als einmal dachten wir, wir würden das Projekt nicht fertigstellen können:
   -   Die Fülle der Informationen und Ideen führte dazu, dass die sehr heterogene
       Gruppe sich nicht auf ein Thema einigen konnte, aber unbedingt als Gruppe
       eine gemeinsame Arbeit erstellen wollte.
   -   Viele Leute haben sehr viel Schlimmes erlebt, möchten aber, wie z. B. der
       Bruder von Herrn Martin, auf keinen Fall darüber reden. Etliche Verwandte
       und Freunde haben interessante Dinge erzählt, als es aber daran ging, den
       Fragebogen auszufüllen oder zu einem Zeitzeugeninterview zu kommen,
       haben sie einfach nichts ausgefüllt bzw. geschrieben, denn es sei alles gut
       gewesen (siehe Anhang); zu einem Interview waren sie dann auch nicht
       bereit.
   -   Im Januar hatten wir damit zu kämpfen, dass fast bei jedem Treffen oder
       Interview Schüler/-innen wegen Krankheit fehlten, am Drehtag waren zwei
       krank, zudem fehlten Jasmin und Bjarne wegen eines Schüleraustauschs. Aus
       diesem Grund mussten wir das erste Fallbeispiel an einem weiteren Tag
       drehen, sodass auch Herr Zerfass und Frau Partenheimer mit den Requisiten
       noch einmal anreisen mussten.
   -   Die Jahreszeit war einerseits zum Drehen gut, da wir das Freilichtmuseum
       ganz für uns hatten und keine Besucher die Dreharbeiten störten, andererseits
       war es sehr unangenehm, bei Minustemperaturen und Glatteis die
                                        A13
Dreharbeiten durchzuführen. Vor allem die Außenszenen waren bei eisiger
    Kälte sehr unangenehm. Die Jungen hatten ja fast alle kurze Hosen und die
    Mädchen dünne Röcke an. Die Sechstklässler waren teilweise sehr
    ungeduldig und konnten gar nicht abwarten, dass die Szene endlich im Kasten
    war.
-   Obwohl Herr Dr. Brand uns gesagt hat, dass bei der Art des von uns
    geplanten Nachspielens, es - im Gegensatz zur Living History - nicht so
    wichtig sei, dass alles genau so sei wie damals, sondern dass es auf die
    Inhalte ankäme, wollten wir uns doch möglichst gut in die Zeit der 50er/60er
    Jahre hineinversetzen. Das stellte uns aber während der Dreharbeiten vor
    einige Probleme. Oft mussten wir eine Szene mehrmals drehen, weil eine
    Brille noch getragen wurde, ein Auto im Bild stand oder irgendetwas nicht
    stimmte. Besonders schwierig war bei den Außenaufnahmen für das
    Kamerateam, sich so aufzustellen, dass die Wegweiser und die zur Winterzeit
    leuchtend blau eingehüllten Infosäulen nicht im Bild zu sehen waren. Da
    musste schon sehr häufig neu begonnen und die Position geändert werden.

    Als wir uns den Film dann ansahen, stellten wir fest, dass man doch z.B. völlig
    unpassende Schuhe oder das Auto des Journalisten sehen konnte. Nicht
    immer konnten wir es problemlos wegschneiden. Die Jungs haben sich sehr
    bemüht, aber alle Feinheiten bekamen sie dann doch nicht hin!
-   Beim Schreiben der Szenen und später auch beim Spielen der Szenen hatten
    wir große Probleme mit den verschiedenen Dialekten, da nur wenige aus der
    Gruppe noch Dialekt zuhause sprechen. Natürlich gaben wir unser Bestes
    beim Drehen und sprachen Dialekt so gut wir konnten.
                                     A14
Positive Erfahrungen / Erfolge:
Trotz aller Probleme haben wir uns nicht entmutigen lassen und hartnäckig
recherchiert und die Thematik verfolgt: Schließlich hatten wir dann doch auch
„Erfolgsmomente“:
     -    Wir haben recht früh sehr gutes Material gefunden, so dass wir eigentlich von
          Anfang an unsere Schwerpunktthemen hatten. Die Chronik von Bockenau hat
          uns beispielsweise einen interessanten Einblick in die Dorfstruktur gegeben.
          Zudem           war         es     ein    besonderes   Erlebnis   Originalakten,   z.B.   die
          Geburtsurkunde von Otto Faller, in den
          Händen zu halten oder Originalkleider und
          Gegenstände aus der damaligen Zeit zu
          tragen.
     -    Frau Dr. Rödel hat uns mit ihrer Mail13 die
          Recherche sehr erleichtert, so dass wir nur
          noch in die Bibliothek fahren und die Bücher kopieren mussten. An dieser
          Stelle sei ihr noch einmal ganz herzlich gedankt!
     -    Wir haben tolle und sehr verschiedene Zeitzeugen und Experten gewinnen
          können, die sich für uns genügend Zeit nahmen und geduldig alle Fragen
          beantworteten.
          Dadurch kamen wir schnell im Thema voran.
     -    Besonders schön und produktiv waren die Zusammenarbeit in der Gruppe und
          die Überlegungen, wie man die verschiedenen Ideen im Beitrag darstellen
          bzw. einbinden und welche Textpassagen man im Film sagen könnte.

     Herr Dr. Brand räunt schnell
                                              -    Mit dem Bad Sobernheimer Freilichtmuseum haben
     das Feld für die Dreharbeiten!
                                           wir einen optimalen Partner für die Umsetzung unseres
                                           Projektes gefunden. Schon beim ersten Treffen war Frau
                                           Ebers sehr offen und nett, hat uns verschiedene Räume
                                           gezeigt und ihre Hilfe angeboten. Bei der Auswahl der
                                           Räume gab sie uns den Tipp, nur die beheizten Häuser zu

13
  Frau Pfeifer-Blaum hatte Frau Rödels Adresse auf einer Geschichtsfortbildung im November
erhalten und für uns den Kontakt zu Frau Rödel aufgenommen. Siehe , Anhang, S.5.2.1.
                                                          A15
nutzen. Dafür waren wir ihr dann noch sehr dankbar. Zudem hat sie es
    arrangiert, dass der stellvertretende Museumsleiter, Herr Dr. Brand uns ein
    Interview zu den Möglich- und Schwierigkeiten der verschiedenen Methoden
    zur Darstellung der Vergangenheit gegeben hat. Dadurch wurde uns klar, was
    wir leisten können und wie wir weiter
    vorgehen werden.
-   Für den Dreh konnten wir erfahrene
    Schauspieler, wie Herrn Zerfaß und Frau
    Partenheimer gewinnen, die uns, die wir
    alle noch nie Theater gespielt haben,
                                                  Frau Partenheimer übernahm auch mal die Regie!
    wichtige Tipps gaben und sozusagen beim
    Dreh „mitrissen“. Ihnen möchten wir ganz herzlich für ihren Hilfe und
    Unterstützung danken!
-   Während der Drehtage haben die Mitarbeiter des Freilichtmuseums uns alle
    notwendigen Räume aufgeschlossen und waren
    immer für uns ansprechbar. Frau Schilling hat uns
    sogar unser Verlängerungs-kabel, das in dem
    Trubel verloren ging, gesucht und gefunden, wofür
    sie von Jasmin ein besonderes Dankeschön erhielt.
-   Die Schulleitung hat unser Problem der viel zu
    geringen gemeinsamen Zeit erkannt und uns für die Drehtage vom Unterricht
    befreit, noch dazu am Drehtag Frau Biczysko und die Schauspieler der 6a
    vom Unterricht freigestellt und so ermöglicht, dass wir reibungslos die
    Schulszenen drehen konnten. Das war organisatorisch nicht ganz einfach!
-   Viele Leute stellten uns auf unseren Aushang im Lehrerzimmer bzw. den
    Aufruf in der Zeitung hin Requisiten zur Verfügung, am meisten brachte Frau
    Partenheimer mit, die gleich mit einem ganzen Auto voll Kisten und Koffern ins
    Freilichtmuseum vorfuhr!

                                   VIELEN DANK!

                                     A16
Persönliche Stellungnahme von Mitwirkenden zum Projekt

Immanuel Blaum:
Durch dieses Projekt fällt es mir leichter mir vorzustellen, wie es damals so war, z.B
die Enge im Klassenzimmer, die einfache Kleidung oder „Regeln“, v.a. der Kirche. Ich
konnte mir zunächst gar nicht vorstellen, dass die Religion so eine große Rolle
spielte, dass man, z.B. aufgrund der Konfession gemobbt wurde oder wie man bei
einer Beerdigung in schwarzen Kleidern heiraten musste, nur weil man schwanger
war! Doch durch die Interviews, die sehr interessant waren, und das Erleben am
eigenen Leib beim Dreh, konnte ich mich in die damalige Zeit und ihre
Besonderheiten sehr gut hineinversetzen und glaube jetzt, dass es wirklich so war,
v.a. die Szene „Spießrutenlauf“ hat sich mir sehr eingeprägt; ich denke, auch in der
heutigen Zeit muss man auf dem Schulhof sehr aufpassen, dass Mitschüler nicht in
eine solche Situation geraten, dass sie sich unter Druck gesetzt und verfolgt fühlen,
nur weil sie anders sind.
Insgesamt habe ich zudem mehr über meine Vorfahren erfahren. In etlichen
Gesprächen haben mir meine Großeltern erzählt, wie es in Bockenau und Merxheim
in ihrer Kindheit zuging, wie schwer sie es teilweise hatten, und welch wichtige Rolle
der Glauben in der Familie gespielt hat. Sie hatten große Ehrfurcht vor dem Herrn
Pastor. Daneben habe ich aber auch sehr viele Erfahrungen gesammelt, die ich in
Zukunft gut gebrauchen kann, wie z. B. der Umgang mit der Technik, v.a. beim
Filmen, der Kameraführung, Recherchieren in Zeitungsarchiven, Bibliotheken,
Vorbereitung und Durchführung eines Interviews, den Unterschied zwischen Living
History und Oral History dank des Experteninterviews mit Herrn Dr. Brand.
Neben dem Ganztagsschulbetrieb war die Arbeit für das Projekt mir manchmal fast
zu viel, denn mittwochs musste ich meist im Flur schnell etwas essen, da unsere
Treffen ja in der Mittagspause und noch dazu in der Bibliothek, wo essen und trinken
verboten ist, stattfanden. Aber dann fand ich es immer wieder schön, mit meinen
Freunden und anderen Interessierten viel über Gott und die Religion in meiner
Heimat zu erfahren. Besonders die Treffen, bei denen wir die Szenen schrieben und
sie dann drehten, waren toll. Die Dreharbeiten mit den erfahrenen Schauspielern
waren zwar anstrengend und ungewohnt, da ich noch nie Theater gespielt habe,
aber auch sehr lustig und lehrreich.

                                        A17
Insgesamt bin ich sehr froh, durchgehalten zu haben, denn vor zwei Jahren bin ich
nach zwei Monaten aus der AG Spurensuche ausgestiegen, da mir alles zu viel
wurde.

                                 Ungewohnte Kleidung – 31.1.2017:
                                 Immanuel fühlt sich nicht ganz wohl, Helena
                                 zittert bei den eisigen Temperaturen trotz edlem
                                 Überhang und die Dreharbeiten gehen gerade
                                 nicht weiter, da die Technik nicht funktioniert!

Helena Gutheil:

Das Projekt Spurensuche hat mich sehr bereichert. Ich habe mich während dieser
Zeit stark entwickelt. Durch Interviews, Recherche und Drehs habe ich viele neue
Bereiche kennengelernt, wie das Schauspielern und Dokumentieren von wichtigen
Informationen.
Ich persönlich habe mich von Anfang an vor allem mit dem Thema „uneheliche
Kinder“ beschäftigt, aber trotzdem in unserer Gruppe mitgearbeitet, da mir nach
einigen Sitzungen klar wurde, dass mir die Arbeit in der Gruppe mehr Spaß macht
und ich auf sie angewiesen war. Denn als Achtklässlerin habe ich es mir auch nicht
zugetraut, eine Arbeit alleine auf die Beine zu stellen, da ich zum ersten Mal an
diesem Projekt teilnehme und ich noch viel von den anderen lernen musste.
Ich war sehr erschüttert wie man damals mit den Kindern und Müttern umgegangen
ist. In unserer heutigen Zeit sind uneheliche Kinder nichts Ungewöhnliches mehr und
gehören genauso zur Gesellschaft wie alle anderen Kinder auch und werden nicht
als Bastard oder ähnliches beleidigt.
Für mich war es ein ungewöhnliches Gefühl eine schwangere Frau zu spielen. Bei
den Dreharbeiten habe ich mich sehr eingeschüchtert und schlecht gefühlt als die
Familie über das Problem ihrer Tochter sprach, obwohl alles nur gespielt war. Auch
bei der gespielten Hochzeit war die Stimmung sehr bedrückend und man hat sich
ebenfalls schlecht gefühlt. Eigentlich soll die Hochzeit etwas
Schönes sein, aber beim Filmen war die Stimmung so seltsam,
sodass ich froh war als es vorbei war. Trotz alledem hat mir die
Arbeit an dem Projekt großen Spaß bereitet.

                                          A18
Bjarne Lamb:

Die Teilnahme am Geschichtswettbewerb 2016/2017 hatte für mich zwei Beweg-
gründe. Einerseits hat mich die Arbeit am letzten Wettbewerbsthema 2015/2016 sehr
interessiert und ich hatte Spaß an der Arbeit mit den Zeitzeugen. Andererseits war es
für mich interessant, mich mit dem diesjährigen Thema „Gott und die Welt“
auseinander      zusetzen.   Allein   die     konkrete   Themenfindung   war    eine
Herausforderung. Zur Arbeit am Geschichtswettbewerb gehört auch immer etwas
Stress dazu, welcher sich besonders in der Endphase des Projektes äußerte. Für
mich war vor allem das Arbeiten in der Mainzer Universitätsbibliothek in Bezug auf
eine Facharbeit in der Oberstufe interessant

Lidi Moser:

Durch die AG „Spurensuche“ haben sich für mich ganz neue Welten aufgetan, wie
z.B. das Interviewen der Zeitzeugen oder die Ausarbeitung der Themen.
Es gab für alle viele Höhen und Tiefen, da nicht immer alles so funktioniert hat, wie
wir es uns vorgestellt haben. Anfangs dachte ich nicht, dass das Projekt solch einen
Aufwand mit sich bringen würde, doch nach kurzer Zeit merkten wir alle, wie
umfangreich die ganze Arbeit war. Dennoch hielten wir tapfer durch und arbeiteten
gemeinsam bei den regelmäßigen Treffen an dem Projekt. Aber es gab auch
negative Aspekte, da das Projekt viel Stress und Sorgen bereitete.
Im Allgemeinen hat mir das Projekt dennoch viel Spaß bereitet und ich würde auch
noch einmal daran teilnehmen.

Jan Luca Neff:
Ich hätte mir ohne dieses Projekt nur schwer vorstellen können, wie es damals
gewesen ist. Wir haben gemeinsam viele Sachen selbst herausgearbeitet und viele
Erkenntnisse durch die Zeitzeugengespräche gewonnen. Also kann man sagen:
Unser Teamgeist wurde gestärkt. Außerdem wurde unser Interesse immer mehr im
Laufe des Arbeitsprozesses geweckt. Wir haben versucht, aus mehreren
Perspektiven Geschehenes zu erfassen und zu verstehen. Zudem haben wir
Zeitzeugen mit verschiedenen Auffassungen befragt.

                                            A19
Zusätzlich habe ich viele neue Erkenntnisse im Bereich der
                          Videoproduktion gemacht. Ich habe mich noch nie so intensiv
                          mit dem Schneiden von Filmen befasst, da ich mich auf die
                          Musikproduktion spezialisiert habe und mir das auch am
                          allermeisten Spaß macht. Obwohl ich viele positive Erfahrungen
                          gemacht habe, muss ich zugeben, dass es meiner Meinung
nach besser ist, wenn nicht so viele Leute am Schneiden eines Films beteiligt sind.
Abschließend kann ich guten Gewissens behaupten, dass es eine tolle Erfahrung
war, ich viel daraus gelernt habe und nächstes Mal versuche die Sachen, die nicht so
gelaufen sind, wie erhofft, besser zu organisieren und besser anzuführen.

Jasmin Remmel:

Ich habe am Geschichtsprojekt teilgenommen, da ich schon immer geschichts-
interessiert war. Ich finde es wichtig, dass wir die Fehler der Vergangenheit stets vor
Augen behalten und aus ihnen lernen um Geschehnisse wie zum Beispiel den
Zweiten Weltkrieg nie wieder auch nur ansatzweise geschehen zu lassen. Durch den
Film hoffe ich die Geschichte auch für jüngere, nicht so geschichtsinteressierte,
Leute interessant zu machen.
Ich bin froh und stolz auf das, was wir geleistet haben, als Gruppe
und als Schüler. Es war oft sehr anstrengend, die Arbeit hat sich aber
im Endeffekt gelohnt.
Ich habe viel dazugelernt, sowohl geschichtlich, als auch an
Fertigkeiten, wie z.B. das Führen von Interviews und das Schneiden
von Filmen. Obwohl ich so viel über unser Thema recherchiert und
herausgefunden habe, musste ich trotzdem fast weinen, als uns die Zeitzeugen
schweren Herzens von ihren Erlebnissen erzählt haben. Besonders berührt haben
mich die Worte: „Und vergesst nie, die Generationen vor euch haben viel Schlimmes
durchgemacht. Lernt daraus und erinnert euch.“ 14
Und das ist auch mein Appell, nachdem ich den Fall Martin nachgespielt und
Beschimpfungen wegen der Konfession über mich ergehen lassen musste: Vergesst
nicht die Konflikte und Schwierigkeiten der Generationen vor uns! Ich hoffe, unsere

14
     Zitat von Frau Partenheimer, am 9.02.2017.
                                                  A20
Arbeit zeigt, wie schlimm ein Alltag ohne Toleranz und Offenheit ist. Wir alle sind
gleich, egal ob unehelich, katholisch, evangelisch, schwarz oder weiß!

Johanna Westenberger:

Anfangs war die AG „Spurensuche“ eher unbekannt und ich meldete
mich das erste Mal für die AG. Als das Thema bekannt gegeben wurde,
schossen mir viele Themen durch den Kopf, aber für diese Region fiel
mir nicht wirklich viel ein.
Wir sind aber zu unserem Thema gekommen und wurden auch schnell
eingeteilt. Ich war für die Einleitung zuständig, was mehr Arbeit und Überlegungen
mitbrachte als erwartet. Also habe ich mich jeden feien Abend hingesetzt und habe
geschrieben. Ich konnte nicht sofort beginnen, da die Einleitung eine Art Vorwort für
den Inhalt ist. Doch wenn es noch keinen Inhalt gibt, dann fällt dieses umso
schwerer. Eine weitere Sache, für die ich zuständig war, waren die Filme.
Alle anderen von unserer Gruppen halfen auch bei diesem großen Projekt. Einige
standen vor der Kamera, einige hinter der Kamera, so wie ich. Der Film war unsere
Essenz von dem ganzen Projekt, also auch unser Hauptteil.
Das Thema war anfangs für mich etwas fremd. Ich konnte mir gar nicht vorstellen,
wie es ist, abgeschnitten von Menschen zu sein, die eigentlich „nur“ eine andere
Konfession haben. Mir war es auch unklar, was einen katholischen Jungen, von
außen betrachtet, zu einem katholischen Jungen macht. Ich wusste auch nicht, dass
die Konfessionen und uneheliche Kinder thematisch so zueinander gehören.
Ich wurde durch die Zeitzeugen und durch die eigene Recherche aufgeklärt. Von
Anfang an neigte sich mein Interesse in Richtung Konfessionsschulen. Doch durch
die Verbindungen aller Themen, die wir bearbeiteten, fügten sich die jeweiligen
Interessen von selbst. Abschließend glaube ich, dass jeder eine solche Erfahrung
machen und sich mit der Vergangenheit beschäftigen sollte. Dadurch verstehe ich
die Probleme, die einige Zeitzeuginnen aufbrachten, im Bereich der Vergangenheit.
Mein Interesse ist dadurch stark gewachsen und ich habe mich auch sehr entwickelt,
ich habe es erlebt, wie es ist, unter enormen Stress zu arbeiten und bin jetzt erst
einmal froh, dass es vorbei ist.

                                        A21
Nachdem alles fertig war, entstand dieses Bild. Die
     Freude darüber ist nicht zu übersehen!

        ENDLICH IST ALLES GESCHAFFT!

                       A22
I.      Stellungnahme der Tutorinnen
      Diana Pfeifer-Blaum (Geschichts- und Lateinlehrerin am EFG)
      Seit zehn Jahren nehme ich mit Begeisterung als Tutorin am Geschichts-
      wettbewerb des Bundespräsidenten teil. Da ich aber aus familiären Gründen nur
      noch zwölf Stunden unterrichte, einen freien Tag habe und meine zusätzlichen
      Termine wegen meiner Kinder sehr genau planen muss, habe ich bereits beim
      Wettbewerb 2014/2015 die AG – „Spurensuche“ gemeinsam mit einem Kollegen,
      Herrn Dr. Schüller, geleitet. Das lief sehr gut und hat mir den Druck, immer
      ansprechbar sein zu müssen, abgenommen. Ein gravierendes Problem im
      Ganztagsbetrieb ist die Raumbelegung. Die Schüler können sich nicht mal gerade
      eben, wie es früher der Fall war, alleine in einen leeren Klassenraum setzen und
      ohne Lehrkraft arbeiten, da schlichtweg keine Räume frei sind. Deshalb müssen
      wir uns in Fachräumen treffen, die nur mit Lehrkraft betreten werden dürfen.
      Folglich muss immer jemand dabei sein. Leider hat Herr Dr. Schüller die Schule
      gewechselt und stand mir als Partner nicht mehr zur Verfügung, so dass ich die
      AG eigentlich nicht anbieten wollte bzw. konnte. Das Thema hat mich persönlich
      aber sehr angesprochen, stamme ich doch aus einem Ort, in dem die
      Konfessionszugehörigkeiten (katholisch oder evangelisch) trotz sehr positiver
      ökumenischer Entwicklungen immer noch ein teilweise heikles Thema ist. Als ich
      1998 heiratete wurde mir von einer katholischen Frau gesagt: „Dein Klaus ist ja
      ganz nett, aber meine Töchter sollen sich wagen, einen Evangelischen zu
      heiraten.“ Genauso wurde mir zugetragen, dass im Dorf der Klatsch groß war,
      weil doch in der guten katholischen Familie „es Diana“ als erstes einen
      Evangelischen heiratete. Evangelische sollen gesagt haben: „Wartet
      mal ab, wie schnell die den junge Mann katholisch gemacht haben.“
      Mein Mann ist bis heute evangelisch und ich bin froh, immer wieder
      die Ökumene vor Ort vorleben zu können. Aufgrund dieser
      Motivation bemühte ich mich, unter den Geschichtskollegen
      jemanden zur Unterstützung zu finden. Mit der neuen Kollegin
      Caroline Thiel habe ich schließlich noch vor der Auftaktveranstaltung
      zum neuen Wettbewerb15 eine zuverlässige Kollegin gefunden, die

15
     Zur Auftaktveranstaltung, siehe im Anhang 5.1.1
                                                  A23
bereit war, Aufsichten zu übernehmen und sich bei Bedarf mitunter auch als
„Taxi-Fahrerin“ einzubringen.

                                                              Frau Thiel
                                                              (links im Bild)
                                                              hat am
                                                              Drehtag alle
                                                              mit Kaffee und
                                                              Tee versorgt!
                                                              Dies war bei
                                                              den Minus-
                                                              graden eine
                                                              echte Wohltat!

Caroline Thiel (Geschichts- und Französischlehrerin am EFG)

Die Teilnahme am diesjährigen Wettbewerb Geschichte war für mich eine
gänzlich neue Erfahrung, da mir einerseits das Projekt nicht bekannt war und ich
andererseits meine erste volle Stelle an einem Gymnasium antrat. In der ersten
Woche meines Dienstantrittes kam Frau Pfeifer-Blaum als Geschichtskollegin auf
mich zu und erzählte mir von dem Wettbewerb. Ich begann mich einzulesen und
fand diese Form des Wettbewerbes wie auch die Grundidee, die dahinter steckt,
großartig. Denn das Projekt macht deutlich, wie sehr Geschichte uns umgibt,
allgegenwärtig ist und nicht nur ein Schulfach unter vielen darstellt. Das
diesjährige Thema „Gott und die Welt“ trifft den Nerv der Zeit und interessiert
mich insbesondere deshalb, weil ich selbst eine sehr distanzierte und kritische
Haltung zu Religionen habe. In der Familie meiner französischen Mutter und in
der meines deutschen Vaters spielte Religion (katholisch) zu jeder Zeit eine große
Rolle. Trotzdem oder gerade deshalb erzogen mich meine Eltern sehr kritisch und
ohne religiöse Einflussnahme. Unsere dargestellte Problematik war in meiner
Familie alles andere als eine Nebensache. Bei Schwangerschaften wurde an die
rechtzeitige Hochzeit erinnert und mein deutscher Großvater (katholischer
Religionslehrer) wurde von der katholischen Kirche sanktioniert, da er seine
Kinder nach dem Wunsch seiner Frau protestantisch taufen ließ und somit seine
missio canonica verlor. Er musste noch einmal sein Studium aufnehmen, um

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schließlich die Lehrbefähigung für den evangelischen Religionsunterricht zu
     erlangen.
     Im Folgenden möchten wir aus unserer Sicht Stellung zum Projekt und seinem
     Verlauf nehmen.

Anmerkungen zur Gruppe

Wir trafen uns immer mittwochs in der Mittagspause in der Bibliothek. Da es an
unserer      Schule      unterschiedliche        Mittagspausen          für    die    unterschiedlichen
Jahrgangsstufen gibt16, waren die Grundgegebenheiten nicht optimal, vor allem da
die Kinder in dieser Zeit eigentlich entspannen sollen. Die Schülerinnen der achten
Klasse waren also schon vor 13.00 Uhr in der Bibliothek, die anderen Teilnehmer
stießen erst um 13.10 Uhr dazu. Da für die achten Klassen um 13.25 Uhr der
Unterricht wieder beginnt, waren wir eigentlich immer nur 15 Minuten vollständig
versammelt. Wir versuchten diese Widrigkeiten bestmöglich zu nutzen, indem wir die
Arbeitsaufträge verteilten und die 15 Minuten auskosteten, um Organisatorisches und
Aktuelles zu besprechen. Vieles konnten wir über Email-Kontakt klären und
kommunizieren, so dass alle immer auf dem gleichen Kenntnisstand sein konnten.

Trotzdem erschienen meist Alle jeden Mittwoch und arbeiteten interessiert und
konzentriert, was uns sehr freute. Ich war überrascht, wie viele Schüler sich für das
Thema interessierten und an dem Projekt teilnehmen wollten, vor allem in Anbetracht
der Tatsache, dass die Arbeit und die Treffen in ihrer Freizeit stattfanden. Bei der
gemeinsamen Arbeit stellte sich ziemlich schnell heraus, wie unterschiedlich die
Schüler hinsichtlich Gründlichkeit, Genauigkeit und Selbständigkeit arbeiteten. Einige
konnten die Arbeitsaufträge schnell und eigenständig umsetzen (Zeitzeugen finden
und befragen), andere mussten stark angeleitet werden. Bjarne Lamb hatte schon
einmal an einem Geschichtswettbewerb teilgenommen und konnte so als „Experte“
fungieren. Auch die unterschiedlichen Jahrgangsstufen bedingten, dass die Schüler/-
-innen auf einen unterschiedlichen Wissensstand zurückgreifen konnten. Dies betraf
nicht nur das historische Wissen, sondern auch die Kenntnisse in diversen

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  Die achten Klassen haben ihre Mittagspause von 12.40 Uhr bis 13.25 Uhr, die anderen Klassen beginnen erst
wieder um 13.55 Uhr.
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Arbeitstechniken (recherchieren, Informationen suchen, Computerkenntnisse usw.),
was nicht nur dem Alterstunterschied geschuldet war.17
Eine weitere Gegebenheit stellte uns teilweise vor Probleme: Der Einzugsbereich des
Emanuel-Felke-Gymnasiums ist recht groß, so dass die Busverbindungen zu den
teilweise weiter entfernt liegenden Dörfern nicht immer optimal sind. Die Arbeit nach
dem Unterricht konnte also nur in Ausnahmen stattfinden, vor allem da die Kinder bis
15.30 Uhr regulären Unterricht haben. Alle Ausnahmen bzw. Extraveranstaltungen
(z.B.    Fahrt    in    die    Mainzer      Universitätsbibliothek)         waren      mit    erheblichem
organisatorischem Aufwand verbunden. Zudem haben wir im Vergleich zu anderen
Schulen keine sonderlich gute technische Ausstattung und im Hinblick auf
Fachliteratur nur eine relativ begrenzte Bibliothek. Abgesehen vom Rheinland-
pfälzischen Freilichtmuseum sind die Möglichkeiten für Recherche, etc. ziemlich
begrenzt. Chroniken und spezifische Sekundärliteratur sind vor Ort nicht vorhanden
und müssen anderweitig beschafft werden. Folglich müssen alle Projekte und
Exkursionen gut geplant und von den Eltern unterstützt bzw. finanziert werden. Dies
war zu jeder Zeit der Fall und auch die Schulleitung unterstützte unser Projekt sehr,
indem sie die Schüler und Lehrkräfte für Drehtage teilweise freistellte wie auch
Schüler und Lehrkräfte aus anderen Klassen, welche als Statisten für unseren Film
fungierten.

Themenfindung
Nach der Vorstellung des diesjährigen Themas des Wettbewerbes im Rahmen der
Auftaktveranstaltung und dem „Arbeitsauftrag“ sich zu überlegen, welches Thema für
uns innerhalb „Gott und die Welt“ nicht nur interessant, sondern auch umsetzbar
wäre, verabredeten wir uns mit den Schülern zu einem zweiten Treffen. Zu diesem
Treffen kam eine bedeutend kleinere Gruppe zusammen wie zu dem ersten Termin
(Präsentation des Projektes und des Themas). Die Schüler präsentierten ihre Ideen
und Überlegungen, auf welches Thema wir uns konzentrieren könnten. Sie hatten mit
Eltern und Verwandten gesprochen und es kristallisierten sich zwei Themen heraus:
katholische und evangelische Konfessionsschulen im Kreis Bad Sobernheim und das
Thema der unehelichen Kinder sowie der Umgang mit der jüdischen Bevölkerung.
Einige Großeltern der Schüler hatten von eigenen Erfahrungen berichtet und die
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  Unsere Gruppe setzte sich aus drei Schülerinnen der Jahrgangsstufe 8, aus zwei Schülerinnen und drei Schülen
der Jahrgangsstufe 9 und aus einem Schüler und einer Schülerin der Jahrgangsstufe 10 zusammen.

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