Toskana-Perlen Florenz - Pisa - Siena - HK.Koelsch
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Perlen der Toskana – Florenz – Pisa – Siena Toskana-Perlen Florenz – Pisa – Siena Literarische Studienreise mit Hanskarl Kölsch Flug 5 Tage vom 07. bis 11. November 2021 FLORENZ – Wiege der Renaissance – „weltweit höchste Konzentration universell berühmter Kunstwerke“ – die gesamte Altstadt ist Weltkulturerbe. SIENA – der ewige Rivale politisch und künstlerisch. Florenz = Renaissance Siena = Mittelalter, Gotik Die Universität von 1240 ist eine der ältesten. PISA – nahe an der Arno- Mündung in das Ligurische Meer. Die Piazza dei Miracoli (Platz der Wunder) vereint auf engstem Raum den Dom, das Baptisterium, das Campo Santo und eine der berühmtesten Sehenswür- digkeiten der Welt: der „Schiefe Turm“. 1
Perlen der Toskana – Florenz – Pisa – Siena 1. Tag – FLORENZ Wir fliegen etwa 1 Stunde von München nach Florenz. (Andere Flughäfen auf Anfrage). Nach der Ankunft gegen Mittag und Taxi-Transfer zum 4* Hotel wenige Schritte vom Dom führt unser Stadtführer durch das „Centro storico“, das historische Stadtzentrum, das vollständig als Weltkulturerbe ausgezeichnet ist. Während der ganzen Reise haben wir Headsets, so dass Sie die Führung immer „im Ohr“ haben. Wir lernen die innere Altstadt und die ehemaligen Zentren des wirtschaftlichen, politi- schen und religiösen Lebens der Stadt kennen: die Piazza della Repubblica, die Piazza della Signoria mit dem Palazzo Vecchio, den berühmten Statuen und der Loggia dei Lanzi, den Domplatz mit der Kathedrale und das Baptisterium mit dem vergoldeten Bronzeportal, das Michelangelo die „Paradiespforte“ nannte … Unser Spaziergang endet mit dem Besuch der Galerie der AKADEMIE, hervorgegangen aus der von Cosimo I. gegründeten ‚Accademia delle Arti del Disegno‘, Europas ältester Kunstakademie. Im Zentrum der Galerie steht der David von Michelangelo: die erste Monumentalstatue der Hochrenaissance. Michelangelos 4 unvollendete Gefangene, die irrtümlich als Sklaven bezeichnet werden, waren für das Grab von Papst Julius II. in Rom vorgesehen. Außerdem bietet die Accade- mia herausragende Gemälde aus dem Florenz des 15. und 16. Jahrhunderts. Am Abend sind Sie zu einem gemeinsamen Abendessen in einer typischen Florentiner Trattoria eingeladen. 2
Perlen der Toskana – Florenz – Pisa – Siena 2. Tag – FLORENZ Vor fast 500 Jahren erlebte Florenz eines seiner spektakulärsten Bauprojekte. Cosimo I. de´ Medici besaß zwei parallele Herrschaftssitze: der Palazzo Vecchio auf der nördlichen und der Palazzo Pitti auf der südlichen Arnoseite, deren Verbindungsweg über Straßen und Brücken für den Herrscher ein Sicherheitsrisiko darstellte. Der Architekt, Maler und Biograf von Leonardo, Michelangelo und anderen, Giorgio Vasari erbaute den Medici einen über 800 Meter langen Corridoio (Korridor) vom Palazzo Vecchio durch die Uffi- zien, dann auf Säulen entlang des Arno, über den Ponte Vecchio, durch die Kirche Santa Felicità (mit Blick zum Altar), durch Bürgerhäuser bis in den Palazzo Pitti. Die zeremonielle Öffnung geschah bei der prunkvollen Hochzeit von Cosimos Sohn und späterem Erbfolger Francesco mit Johanna von Österreich, einer Tochter des römisch-deutschen Königs und späteren Kaisers Friedrich I. Palastbewohner und Herrscher konnten nun unbehelligt vom gemeinen Volk zwischen dem Regierungssitz und dem Palast pendeln. Der PALAZZO PITTI ist der imposanteste Palast von Florenz und als eine der weltweit wichtigsten Gemäldegalerien in der Qualität seiner Gemälde den Uffizien ebenbürtig. Die Kostbarkeit der Kunstwerke wird noch gesteigert durch die enorme Prachtentfaltung der Räume, zu denen man über eine Prunkt- reppe gelangt. Die Fresken und Stuckarbeiten bedeuten den Höhepunkt des Florentiner Barock und krönen die bedeutenden Kunstwerke. Die Galerie zeigt mehrere von Raphaels schönsten Frauen- porträts, darunter „La Velata“ (Die Dame mit dem Schleier) (Abb), Madonnenbilder und ein Selbstporträt (Abb), außerdem Meisterwerke von Tizian, van Dyck, Murillo, Velasquez. … Einige Säle haben schon für sich genommen einen hohen kunst- geschichtlichen Wert; das Fresko "Vier Lebensalter der Menschen“ bildet den Auftakt zur großen Zeit des Barock. 3
Perlen der Toskana – Florenz – Pisa – Siena Die Sammlung wird ergänzt durch die ehemaligen Königsge- mächer: prunkvolle, mit Fresken und Stuckverzierungen, kostba- ren Möbeln, Gemälden, Statuen und Gobelins ausgestattete Räume. Ein weiterer Höhepunkt des Pa- lastes ist das SILBERMUSEUM. Der „Schatz der Medici“ enthält kostbare Stücke von Gold, Silber und Halbedelsteinen, eine seltene Sammlung von Kameen (erhabene Reliefs aus Schmucksteinen) und Schnitzereien. Der PARK, der auf dem Hügel hinter dem Palazzo aufsteigt, ist mit 32.000 qm einer der größten und elegantesten Parks in Italien: Die BOBOLI-GÄRTEN. Cosimo I. Medici kaufte das an den Palast angrenzende ausge- dehnte Areal 1549 und ließ einen kunstvollen Park anlegen. Die Gärten wurden einhundert Jahre lang immer weiter ausgestaltet und zeigen heute einen ver- schwenderischen Einsatz von Sta- tuen und Brunnen, die durch klassische Akzente strukturiert sind: Grotten und Gartentempel, Nymphen, Hippodrom und Neptun-Brunnen, ein Amphitheater und ein ägyptischer Obelisk aus Luxor, der von der Villa Medici in Rom eigens hierhergebracht wurde. Auf der Höhe der Boboli-Gärten steht das Forte di Belvedere: eine der zwei Festungen, um Florenz und die Herrschaft der Medici zu sichern und die Macht zu demonstrieren. Von hier bietet sich einer der schönsten Blicke weit hinaus in die toskanische Landschaft. 4
Perlen der Toskana – Florenz – Pisa – Siena 3. Tag – Tagesausflug PISA und LUCCA In Pisa, einer der größten Attraktionen der Toskana, erlebt der Besucher die Faszination der einst reichsten Seerepublik Italiens. Mit dem „Schiefen Turm“ besitzt die Stadt eine Ikone des Welttourismus, und die Piazza dei Miracoli (der Platz der Wunder) vereint vier monumentale Einzelbauwerke: Dom – Baptisterium – Campanile – Camposanto. Die dramatische Geschichte und Kunstgeschichte von Pisa stehen seit Jahrhunderten im Schatten des berühmtesten Turms der Welt, des 14.500 Tonnen schweren Campanile. Das ist nicht verwunderlich. Neuere Forschungen haben ergeben, dass der Turm etwas wie ein „Wunder der Physik“ darstellt. Der über 20 Meter hohe Campanile, der um 5,20 Meter aus dem Lot ist, hätte nach Berechnungen der Universität Pisa schon vor Jahrhunderten einstürzen müssen. Dennoch hielt er auf wundersame Weise sein Gleichgewicht. Ein in- ternationales Ingenieur-Gremium schaffte 1999-2001 die Stabilisierung und stoppte den Absinkungsprozess. Schon vor 500 v.Chr. war Pisa eine blühende Etruskersiedlung am Meer. Kaiser Augustus ließ um die Zeitenwende einen Hafen anlegen und als Hafenstadt war Pisa unter Goten, Langobarden und Karolingern Jahrhunderte lang das Bollwerk, als um 700 der arabische Volkstamm der Sarazenen in den Mittelmeerraum eindrang. Im 11. Jahrhundert begann der Aufstieg zur mächtigen Seerepublik. Mit Hilfe von Genua verjagten sie die Sarazenen von Sardinien, um anschließend die Genueser von der Insel zu vertreiben. Pisa besetzte Karthago und Palermo, nahm am ersten Kreuzzug teil, gründete Kolonien im Orient und eroberte die Balearen. Die eroberten Schätze finanzierten den Dombau. 5
Perlen der Toskana – Florenz – Pisa – Siena Piazza dei Miracoli, der Platz der Wunder, wirkt vor allem deshalb so ungewöhnlich, weil sie in ihrer ursprünglichen weiträumigen Form original erhalten blieb, während die Dom- plätze in Siena oder Florenz von späteren Gebäuden eng umstellt wurden. Auffällig ist, wie homogen die vier monumentalen Bauwerke – inmitten der Stadt, auf einer weit ausgedehnten „Wiese“ – wirken, obwohl zwischen dem Baubeginn des Domes 1063 und dem Camposanto Monumentale (monumentaler Friedhof) 1278 mehr als 200 Jahre vergingen. Der harmonische Eindruck wird erreicht durch das einheitliche Baumaterial, weißer Marmor, und durch die Fassadengestaltung: Dom, Baptisterium, Campanile, und Camposanto Monumentale – alle vier Bauwerke zeigen eine Erdgeschossgliederung auf Rundarkaden mit vertikalen Mauerverstärkungen oder Halbsäulen. Die mehrstöckigen Gebäude Dom, Baptisterium, Campanile haben eine einheitliche mit Säulen umringte Fas- sadenstruktur. Zwei Jahrhunderte Bauzeit, wechselnde Architekten und Baustile… und ein gigantisches Ensemble aus einem Genuss. Der Pisaner Dom Santa Maria Assunta (Mariä Himmelfahrt) setzte den Maßstab für die später begonnenen Dombauten in Siena und Florenz. Jahrhundertlang galt er als der mo- numentalste Bau der Christenheit. Wie die Pisaner sich diesen Luxus erlauben konnten, erklärt die Inschrift an der Fas- sade, die sich auf den Sieg der Pisaner Flotte gegen die Sara- zenen vor Palermo bezieht: „Sechs große mit Schätzen reich beladene Schiffe fielen in ihre Hände. Mit dem Erlös ist dieser Bau errichtet worden.“ Die Fassade wurde Inbegriff toskanischer Romanik. Über den Rundarkaden erheben sich vier Geschosse Loggien, die den Blick auf die dahinter liegende, dekorativ mit farbi- gem Marmor gestaltete Wand freigeben und den monumen- talen Bau geradezu grazil wirken lassen. Die Madonna bekrönt den Giebel. 6
Perlen der Toskana – Florenz – Pisa – Siena Der Camposanto Monumentale (monumentale Friedhof) ist der nördliche Abschluss der Piazza dei Miracoli (wie der Dichter Gabriele D’Annunzio den Domplatz 1930 nannte). Überlieferungen nach soll der Friedhof Erde aus dem Heiligen Land enthalten, welche die Kreuzfahrer 1203 mitbrachten. Im Inneren hat der Camposanto die Form eines langgestreckten Kreuzganges mit Rund- bogenarkaden, der einen Hof mit grünem Rasen umläuft. Als Begräbnisstätte werden spätantike Sarkophage beherbergt, die im Mittelalter den Adligen von Pisa als Gräber dienten und anfangs rund um den Dom aufgestellt waren. Die berühmten Fresken an den Wänden wurden durch die Bomben der Alliierten schwer beschädigt. Nach dem Krieg wurden sie von den Wänden abgenommen und restauriert. Der berühmteste Freskenzyklus stellt den Triumph des Todes dar, das Jüngste Gericht, die Hölle und das Leben der Heiligen Eremiten. Der Camposanto und Goethe. Auf seiner Italienischen Reise von 1786 bis 1788 kam Goethe über Florenz und Pisa nach Rom. Zu Florenz fand er keinen Kontakt, aber der Camposanto in Pisa beeindruckte ihn stark und nachhaltig. Als 1813 die Stiche der Fresken des Camposanto in Deutschland erschienen, offenbarte der 64-Jährige seine Quelle für den Faust-Schluss: „In den Fresken im Kreuzgang des Camposanto finden sich bis in Details die beiden Szenen ‚Grablegung‘ und ‚Bergschluchten‘". Zwei Jahrzehnte später sagte der 82-Jährige ein Jahr vor seinem Tod zu Eckermann, dass es unmöglich war, „wenn es mit der geretteten Seele nach oben geht … für die übersinnlichen Dinge“ eine Bühnenlösung zu finden. Die Fresken des Camposanto als „scharf umrissene christlich-kirchliche Figuren und Vorstellungen“ gaben ihm die „Form und Festigkeit“. Die Fresken Überwindung des Todes und des Teufels wurden das Vorbild für die Grablegung am Ende der Tragödie: Engel und „krummgehörnte Teufel“ kämpfen um die Seele, und im Camposanto von rechts oben einschwebende Engel erscheinen in Faust II als „Gloriole von oben rechts“. Die Fresken des Camposanto vollenden das gewaltigste Drama der deutschen Literatur. 7
Perlen der Toskana – Florenz – Pisa – Siena Berühmte Pisaner: Leonardo Fibonacci (1170-1240) – Galileo Galilei (1564-1642) Leonardo Fibonacci, Leonardo da Pisa studierte die arabische Mathematik und verfasste 1202 ein Lehrbuch über Rechnen mit den novem figurae indorum (neun Ziffern der Inder), unserem heutigen (indo-arabischen) Zahlensystem. Das Rechnen mit den „neuen Ziffern“ war im 12. Jahrhundert durch lateinische Übersetzungen aus dem Arabischen im Westen angekommen. Eine folgenreiche Entdeckung dieses Rechnens mit unserem heutigen Zahlensystem ist die Fibonacci-Folge: eine unendli- che Zahlenreihe, die sich ergibt aus der Summe der jeweils zwei aufeinanderfolgen Summen: 1+1=2, 1+2=3, 2+3=5, 3+5=8, 5+8=13, 8+13=21, 13+21=34 … Die Entdeckung war eine Sensation. Die Fibonacci-Folge beschreibt auch noch zahlreiche Wachstumsvorgänge der Pflanze. Es scheint, als sei sie eine Art Wachstumsmuster in der Natur. Außerdem steht die Fibonacci-Folge in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Golden Schnitt: je weiter man fortschreitet in der Folge, desto näher kommt der Quotient aufeinanderfolgender Zahlen dem Goldenen Schnitt. Der Pisaner Fibonacci fand die Harmonie der Welt in der Harmonie der Mathematik. Die Anzahl der mathematisch und grafisch dargestellten verschiedenen Erscheinungen der Fibonacci-Zahlen ist nicht abzuschätzen. Fibonacci-Quadrate Fibonacci-Rechtecke Fibonacci-Zahlen am Hauptbahnhof Zürich Galileo Galilei, Pisaner Philosoph, Mathematiker, Ingenieur, Physiker, Astronom und Kosmologe erforschte die Naturgesetze durch Kombination von Experimenten, Messungen und mathematischen Analysen. Viele sei- ner Entdeckungen, vor allem in der Astronomie, gelten als bahnbre- chend. Er wurde damit einer der wichtigsten Begründer der neuzeitli- chen exakten Naturwissenschaften. 1633 verurteilte ihn die katholische Inquisition – 1992 wurde er rehabilitiert. Manches ist Legende. Ein schwingender Leuchter im Dom (Abb.) soll Pendelversu- chen gedient haben, der Schiefe Turm den Fallgesetzen. Der (legendäre) Satz „Eppur si muove“ (und sie bewegt sich doch) machte den großen Pisaner unsterblich. 8
Perlen der Toskana – Florenz – Pisa – Siena 4. Tag – Tagesausflug SIENA Siena – Erzrivale von Florenz. Mittelalterliche Blüte der Gotik gegen Wiege der Renaissance. Der ungeheure Reichtum der in ganz Europa operierenden sienesischen Kaufleute war derart legendär, dass die eigenständige Stadtrepublik Siena mit dem Nachbarn Florenz – ebenfalls Handels- und Bankenplatz mit euro- paweiter Bedeutung – zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert mehrfach Schlachten um die Vorherrschaft führte. Die wohlhabende Bürgerschaft erbaute Paläste und Kirchen, die von den bedeutendsten Malern und Bildhauern der Zeit mit wertvollen Kunstgegenständen ausgestattet wurden. Die Gründe hierfür waren mehrdeutig. Die Pracht der Stadt, die im 13. und 14. Jahrhundert zu den reichsten Städten Europas zählte, war nicht nur der Ausdruck von Frömmigkeit und Liebe zur Kunst. Sie diente auch politischen und sogar militärischen Zwecken. Die überwältigende Erscheinung der gotischen Stadt sollte Besucher der konkurrierenden Städte Florenz, Pisa, Arezzo, Genua beeindrucken und ihnen Unterlegenheit signalisieren. Von Ruhm und Reichtum der Stadt angezogene Genies der toskanischen Malerei wurden in eroberte Festungen beordert, um möglichst genaue Bilder der Anlagen zu malen. Im Falle eines Angriffs war dieses Wissen überlebenswichtig. Kaum eine andere italienische Stadtgeschichte ist so abenteuerlich wie die von Siena. Es kann um 500 v.Chr. gewesen sein, als die Etrusker auf den drei Hügeln zwischen den kleinen Flüssen Elsa und Arbia die Siedlung Saena gründeten. Kaiser Augustus baute um die Zeitenwende den strategisch wichtigen Ort zur Militärkolonie aus. Langobarden, Karolinger und Bischöfe wechselten als Herrscher, bis die Bürger im 12 Jahrhundert den Bischof absetzten und unter dem Schutz Kaiser Friedrich Barbarossas eine Stadtrepublik bildeten. Es begann die wirtschaft- liche und politische Blüte von Siena – und ein latenter Kriegszustand mit dem Rivalen Florenz. Trotz der Verwicklungen in die Kriege zwischen Guelfen (päpstlich) und Ghibellinen (kaiserlich) und der verheerenden Pest 1348 blieb Siena eine freie republikanische Stadt mit dem 1472 gegründeten ältesten Bankhaus der Welt, bis Karl V. im Auftrag der Medici, nach einjähriger Belagerung mit 10 000 Hungertoten das Ende der Stadtrepublik besie- gelte. Dreihundert Jahre später stimmte Siena 1859 als die erste toskanische Stadt für den Anschluss an das Haus Savoyen und damit für den italienischen Nationalstaat. 9
Perlen der Toskana – Florenz – Pisa – Siena Bei einem Panoramablick erfahren wir die wechselvolle Geschichte der Stadt, die wie kaum eine andere in der Welt den mittelalterlichen Charakter der Gotik erhalten hat. Wie in Florenz gehört die gesamte historische Altstadt zum UNESCO Welterbe. Siena mit seinen zahllosen gotischen Bauwerken ist eine Stadt der Plätze und Paläste. Die älteste Bank der Welt ist der Palazzo Salimbeni (Abb. links) – die mächtigste Familie von Siena, Bankiers, Besitzer von Türmen und Burgen, residierte im Palazzo Tolomei. (Abb. rechts). – Dante erzählt in der Divina Commedia die Geschichte von Pia dei Tolomei, die von ihrem Mann aus einem Fenster des Schlosses gestürzt wurde. Dieser erste Palast der Familie Tolomei um 1200 ist ein Paradebeispiel des gotischen Palastes; er ist der älteste private Wohnsitz in Siena, heute Sitz der Cassa di Risparmio (Sparkasse). Das weltweit erste Bankhaus und der erste sienesische Bankier boten dem Finanzstandort Florenz, (das beide Armeen – von Papst und Kaiser – finanzierte), 200 Jahre lang Paroli. 10
Perlen der Toskana – Florenz – Pisa – Siena Die Piazza del Campo ist einer der eindrucksvollsten kommunalen Plätze Italiens und nicht nur durch die Architektur und ausgefallene halbrunde Form berühmt: hier findet das weltbekannte spektakuläre Pferderennen statt: Palio di Siena. Im Gegensatz zum Markusplatz Venedigs und zur Piazza dei Miracoli Pisas ist dies ein Platz ohne Kirche, also ein rein politisches Zentrum. Das Gelände ist leicht abschüssig und der Palazzo Pubblico, das Rathaus, steht an der untersten Stelle. Deshalb musste der Turm sehr hoch werden, damit er trotz seiner niedrigen Lage die Stadt überragen konnte. Die Bedeutung als politisches Zentrum zeigt sich in der künstlerischen Ausgestaltung des Rathauses. Im Saal der Neun demonstriert eine monumentale Freskenmalerei an 3 Wänden die „Allegorie der guten und schlechten Regierung“, die wegen ihrer offenbar „ewigen Aktualität“ immer wieder beeindruckt. 11
Perlen der Toskana – Florenz – Pisa – Siena Der mit dem charakteristischen dunkelgrünen und weißen Marmor verblendete, im Jahr 1229 begonnene DOM ist eines der bedeutendsten Beispiele der gotischen Architektur in Italien. Er löste einen mehrere Jahrhunderte langen Bauwettstreit aus. 50 Jahre nach Siena hatte Florenz einen Dombau begonnen, dessen Ausmaße alles bisher Bekannte übertreffen sollten, speziell den im Bau befindlichen Markusdom in Venedig, das schon 1063 begonnene monumentale Dombauwerk in Pisa, und besonders den seit 1229 im Bau befindlichen Dom des Rivalen Siena. Das führte in Siena zu einer massiven Änderung der Bauplanung, um mit Florenz zu konkurrieren. Der neue Bauplan von Siena sollte sogar die damalige Peterskirche in Rom übertreffen. Aber die Pest von 1348, eine Wirtschaftskrise und statische Probleme verhinderten die Vollendung des auf Jahrhunderte angelegten Prestigebaus. Heute vermittelt die Fassade einen Eindruck von der Größe des unverwirklichten „Duomo Nuovo“. Die Maestà des Hochaltares des Doms wurde um 1310 geschaffen. Das Tafelgemälde war ursprünglich ca. 5 m breit und 4,70 m hoch und hatte auf der Vorder- und Rückseite mehr als 40 Einzelbilder. Einen Teil sehen wir im Dom Museum. 12
Perlen der Toskana – Florenz – Pisa – Siena 5. Tag – FLORENZ und Heimreise Florenz ist „Die Bildhauerstadt“ par excellence, die sich besonders im DOMMUSEUM repräsentiert. 1296 wurde es gegründet – in mehrjährigem Umbau neu konzipiert und 2015 wiedereröffnet. Das neue Highlight von Florenz. Der Eindruck ist gewaltig: die größte Sammlung Florentiner Kunst aus dem Mittelalter und der Renaissance – in einem modernem und szenografisch ausgeleuchtetem Ambiente präsentiert. Der Hauptraum – Italiens größter musealer Ausstellungssaal – ist 30 m breit, 40 m lang, 20 m hoch. Eine Längsseite dieses Saals zeigt die aus weißem Carrara-Marmor rekonstruierte, ehemalige FASSADE des DOMS aus dem 13. Jh. Im 16. Jh. wurde die Fassade zerstört, aber fast alle Kunstwerke der Domfront wurden in den Magazinen der Dombauhütte verstaut. Dort lagerten bis zu dem jetzigen Umbau noch hunderte anderer Objekte. Nach 5 Jahrhunderten wird der ganze Schatz des Domes erstmals sichtbar. Der visuelle Effekt der wieder auferstandenen Domfront auf den Museumsbesucher ist spektakulär: die individuell gestalteten und raffiniert ausgeleuchteten Skulpturen von Heiligen und humanistischen Intellektuellen wie Dante und Petrarca scheinen sich den Betrachtern zuzuwenden und ihren Kontakt zu suchen. Ebenso spektakulär präsentiert ist die Pieta Bandini; sie ist eine von Michelangelos letzten Skulpturen, die wahrscheinlich für sein eigenes Grab gedacht war. Im Zusammen- brechen des leblosen Körpers Jesu kommt die Tragik des Ereignisses zum Ausdruck. Der Kopf des Nikodemos gilt als Selbstporträt des Meisters. 13
Perlen der Toskana – Florenz – Pisa – Siena Die Büßende Maria Magdalena von Donatello aus der Mitte des 15. Jahrhunderts gilt wegen des Realismus der Darstellung „als eines der stärksten, jedenfalls als eines der be- fremdlichsten“ Werke Donatellos. Die Evangelien nennen sie Zeugin der Auferstehung. Nach der Legenda aurea zog sie sich in die Wildnis zurück. Die aus einem Birkenstamm geschnitzte Figur ist bereits vom Tode gekennzeichnet. Bekleidet ist Maria Magdalena mit einem zottigen Fell, das Gesicht ist eingefallen. Donatello zeigt den Menschen an der Grenze zwischen Leben (Schönheit) und Tod (Verfall des Leibes). Von der ursprünglichen Vergoldung sind nur noch Reste erhalten; sie hatte der Figur am ursprünglichen Aufstellungsort im nur von Kerzen erhellten Baptisterium ihre faszinierende Ausstrahlung verliehen. Zeitgenossen berichten, „der schockierende Realismus“ der Figur habe „wie ein Donnerschlag“ auf die florentinischen Künstler gewirkt. Bei dem Jahrhunderthochwasser des Arno 1966 stand die Figur im Baptisterium in ihrer Nische im Schlamm. Nach der Bergung und Restaurierung erhielt sie einen eigenen Raum im Dommuseum, wo sie heute einen Höhepunkt darstellt. Wenige Schritte neben dem Dommuseum gegenüber dem Dom steht das im 11. Jh. geweihte BAPTISTERIUM, ein zentrales Werk der florentinischen Frührenais- sance. 1225 begann die Ausgestaltung der Kuppel mit Mosaiken. Über die 12 Tafeln der Goldenen Türe sagte Michelangelo, sie seien so schön, dass sie sich „gut an den Pforten des Para- dieses ausnähmen“. Seither heißt sie die Paradiespforte. Mit der „Paradiespforte“ beschließen wir unseren letzten Rundgang. 14
Perlen der Toskana – Florenz – Pisa – Siena Und die Literatur auf unserer Reise ……... Traditionell werden unsere Reisen begleitet mit Literatur, die unser Reiseziel unsterblich machte oder durch es unsterblich wurde. Die ruhmreiche Geschichte der bedeutenden toskanischen Städte ist unlösbar verbunden mit Weltliteratur: mit Dantes Divina Commedia. Auf unserer Literarischen Studienreise wird Hanskarl Kölsch abends im Hotel Dantes Meisterwerk interpretieren. Dante wurde nicht als Dichter geboren. Er durchlief in Florenz eine fulminante Karriere und wurde der einflussreiche Politiker, der dem Papst Bonifatius VIII. den Geldhahn der Florentiner Banken zudrehen konnte, um die endlosen, im 13. und 14. Jahrhundert das Land zerstörenden Kriege zwischen Papst und Kaiser zu beenden. Die Päpste beanspruchten aufgrund der „Konstantinischen Schenkung“, (eine von Konstantin beim Wechsel nach Byzanz um 320 Papst Sylvester I. ausgestellte Urkunde), die politische Oberherrschaft über „Rom, Italien, die gesamte Westhälfte des Römischen Reiches, das gesamte Erdenrund“. Dante verflucht in seiner Commedia diese „Schenkung“, ohne schon ahnen zu können, dass sie 350 Jahre später als Fälschung nachgewiesen wird. Papst Bonifatius VIII. konnte in Florenz einen politischen Umsturz erreichen, nach dem Dante angeklagt und verurteilt wurde. Er floh ins Exil, wo er in kaisertreuen Städten von seiner Flucht 1304 bis zu seinem Tod 1321 die Commedia schuf, der Boccaccio das Beiwort „Divina“ verlieh. Die Divina Commedia ist eine der faszinierendsten literarischen Schöpfungen. Mit den Werken Homers oder Shakespeares gehört sie zum literarischen Weltkulturerbe. Sie erzählt von Dantes Wanderung durch die 3 Jenseitsreiche: Inferno (Hölle), Purgatorio (Läuterungsberg) und Paradiso (Himmelskreise), von seiner Begegnung mit den Seelen berühmter Politiker, Philosophen, Kaiser und Päpste, Künstler und Freunde. Der Leser erlebt die europäische Politik des Heiligen Römischen Reiches, den Machtkampf der Päpste, eine Kulturgeschichte und Sittengeschichte und die Probleme des Individuums in der Gesellschaft im ausgehenden Mittelalter an der Stufe zur Renaissance. Poetische Kraft und Schönheit der über 14.000 Verse und ihre dramatische Spannung und Vielfalt des Werkes bedeuten einen Höhepunkt abendländischer Kunst. Dantes Vision einer im Detail geschilderten jenseitigen Welt ist eine seelische Wanderung auf der Suche nach der Antwort auf die menschliche Existenzfrage: Wer bin ich. Die Bilder auf seiner Seelenreise sind erschütternde Bilder einer inneren Erfahrung, wie aus einem Traum. Historische und mythologische Personen und deren Handeln stehen stellvertre- tend für jeden Menschen. Denn Dante richtet nicht selbstherrlich über andere; das Böse und Gute, dem er begegnet, findet er auch in sich. Die Probleme sind so zeitlos modern, dass unterschiedlichste Interpretationen möglich sind, je nach dem Aspekt, unter dem man die universelle Thematik des Werkes betrachtet. Unsere Zeit überrascht mit immer neuen Auslegungen. 15
Perlen der Toskana – Florenz – Pisa – Siena Bis zu unserem Abflug am späten Nachmittag bleibt Gelegenheit zu einem letzten Bummel, Erinnerungseinkäufen, oder genussvollem Ausklingen in einem Café auf der Piazza della Signoria. Florentiner Eisdielen sind berühmt … Der Rückflug ist gegen 17 Uhr. Flugzeit bis München etwa 1 Stunde. Während der gesamten Reise wohnen wir im **** Hotel California Florenz, dem einstigen Palazzo Poccianti in einer der engen Altstadtgassen, 3 Minuten vom Dom. Es gibt 2 Bars; in der oberen mit Terrasse und mit Blick auf Dom und Campanile wird auch Essen serviert. Die Reisekosten 995.- € beinhalten o Flug von München nach Florenz und zurück. (Andere Flughäfen auf Anfrage). o Taxi Transfer zwischen Flughafen und Hotel. o 4 Übernachtungen im 4* Hotel California Florenz im DZ mit Frühstück. (DZ zur EZ Benutzung +170). o Gemeinsames Abendessen am Ankunftstag in einer typischen Trattoria. o 2 Tagesausflüge im eigenen Bus nach Pisa mit Lucca und Siena. o Headsets (Kopfhörer) auf der ganzen Reise. o Alle Führungen mit qualifizierten deutschen Stadtführern. o Alle genannten Eintritte und Führungen. Falls der Spielplan es ermöglicht, kann eine Vorstellung im Opernhaus besucht werden. Die Datenschutzerklärung finden Sie am Ende der Homepage. Detaillierte Informationen und Anmeldung Hanskarl Kölsch, Prellerweg 1, 82054 Sauerlach, 08104/7824 E-Mail: hkk@hk-koelsch.de Homepage: www.hk-koelsch.de Der Autor war bemüht, Bildautoren zu identifizieren. Sollten Sie Rechteinhaber eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit dem Autor in Verbindung. (Bilder oben nach unten / links nach rechts). Seite 1: H. Keller, Raimond Spekking, Rnt20 – Seite 2: H. Keller, Grueslayer, H. Keller, H. Keller, Anonymus. - Seite 3: Louis- Garden, LivornoDP, flickr, Teslard – Seite 4: Appartamenti, Rabe, Guida gratuita turistica d Firenze, Sailko – Seite 5: Ввласенко – Seite 6: Stephan M. Höhne Daniel Dimitrov, Luca Aless – Seite 7: Bernd Thaller – Sete 8: ubk, Borb, Nomen4Omen, Gorodilova, JoJan, Tangopaso – Seite 9: 2x Myrabella – Seite 10: Massimo Catarinella, Sean X Liu, Sailko – Seite 11: Manfred Heyde, DcoetzeeBot – Seite 12: MatthiasKabel, 2x Eugene a – Seite 13: Sailko, Hans-Juergen Luntzer/MM, Sailko – Seite 14: Jastrow, Rotatebot, tetraktys, Christoph Radtke, Richardfabi – Seite 15: 2x HKK, Seite 16: Chris Brown, HKK 16
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