Trans-parenz an der Spitze

Die Seite wird erstellt Martin Volk
 
WEITER LESEN
Trans-
  parenz
Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors

  an der
  Spitze
schillingreport 2021

2   schillingreport 2021 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors       © 2021, guido schilling ag
schillingreport 2021

Inhaltsverzeichnis
    Editorial                                                                                                                                              4

1 Executive Summary                                                                                                                                        5
2 Einleitung	                                                                                                                                              6
3 Allgemeine Angaben zum Report                                                                                                                            6

4 Die Führungsgremien der Unternehmen und des öffentlichen Sektors			                                                                                    10
  4.1 Zusammensetzung der Gremien                                                                                                                        10
  4.2 Verantwortungsbereiche der Topkader des Bundes und der Kantone sowie der Geschäftsleitungsmitglieder                                               11
  4.3 Erfahrung der Gremiumsmitglieder                                                                                                                   11

5 Die Gender Diversity der Unternehmen und des öffentlichen Sektors			                                                                                   14
  5.1 Frauenanteile in der Gesamtsicht                                                                                                                   14
  5.2 Frauenanteile der Unternehmen nach Hierarchiestufen                                                                                                16
  5.3 Die Gender Diversity der Unternehmen im Branchenvergleich                                                                                          18

6 Die Nationalitäten im Private Sector                   23
  6.1 Geschäftsleitung                                   23
  6.2 Verwaltungsrat                                     24
  6.3 Frauen	                                            26

7 Ein Blick auf interessante Untergruppen29
  7.1 CEOs und Verwaltungsratspräsidenten                29
  7.2 SMI-Unternehmen                                    33
  7.3 Bundesnahe Unternehmen                             38
  7.4 Unternehmen in öffentlichem Besitz                 39
  7.5 Kantonalbanken im Vergleich mit den übrigen Banken 39

8 Übersicht der einbezogenen Unternehmen                                                                                                                 40
9 Anhang                                                                                                                                                 42
10 Kontakt                                                                                                                                               42

    Interviews mit Vertretern der Wirtschaft und des öffentlichen Sektors
    Jean-Christophe Deslarzes                                                                                                                             9
    Anne Emery-Torracinta	                                                                                                                               15
    Franz Julen                                                                                                                                          21
    Romeo Lacher                                                                                                                                         27
    Philip Mosimann                                                                                                                                      31
    Yves Serra                                                                                                                                           37

Abkürzungsverzeichnis
  AG         Aktiengesellschaft                                                         KMU        kleine und mittlere Unternehmen
  bzw.       beziehungsweise                                                            Ltd.       Limited
  CEO        Chief Executive Officer                                                    NCC        Nomination and Compensation Committee
  CFO        Chief Financial Officer                                                    plc        Public Limited Company
  d.h.       das heisst                                                                 SMI        Swiss Market Index
  etc.       et cetera                                                                  SPI        Swiss Performance Index
  EU         Europäische Union                                                          u.a.       unter anderem
  GL         Geschäftsleitung                                                           VR         Verwaltungsrat
  HR         Human Resources                                                            z.B.       zum Beispiel

schillingreport 2021 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors       © 2021, guido schilling ag   3
schillingreport 2021

    Editorial
                                                        In den vergangenen Monaten wurde ich immer wieder darauf angesprochen, ob die
                                                        Unternehmen die vom Gesetzgeber geforderten Geschlechterrichtwerte in den Verwaltungsräten
                                                        und Geschäftsleitungen fristgerecht erreichen würden. Aus meiner Sicht lautet die Antwort ein-
                                                        deutig ja. In den Verwaltungsräten, die aktuell einen Frauenanteil von 24 % ausweisen, ist es
                                                        bereits jetzt klar absehbar. Und auch für die Geschäftsleitungen haben die Unternehmen alle
                                                        nötigen Voraussetzungen geschaffen.

                                                        Als die Privatwirtschaft vergangenes Jahr erstmals 10 % Frauen in den Geschäftsleitungen
                                                        beschäftigte, hätte ich mir nie träumen lassen, dass sie ein Jahr später bereits 13 % errei-
                                                        chen würde. Nach Jahren homöopathischer Schritte verzeichnen wir erstmals einen Sprung um
                                                        3 Prozentpunkte. Die Unternehmen haben ihre 15-jährige «Sensibilisierungsphase» hinsichtlich
                                                        der Ambition einer ausgewogenen Geschlechterdurchmischung in den Führungsgremien zweifel-
                                                        los hinter sich gelassen und sind in der «Bewusstseinsphase» dieser Entwicklung angekommen. In
                                                        den kommenden Jahren erwarte ich deshalb einen deutlich rascheren Anstieg der Frauenanteile
                                                        in den Geschäftsleitungen als in der Vergangenheit. Diese Dynamik beruht auf der gewachsenen
                                                        Erkenntnis der Unternehmen – oder eben dem Bewusstsein –, wie matchentscheidend gelebte
                                                        Gender Diversity für den unternehmerischen Erfolg ist.

                                                        Besonders erfreute mich, dass die Hälfte der neu berufenen weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder
                                                        eine Aufgabe entlang der Wertschöpfung im Kerngeschäft des Unternehmens übernommen hat.
                                                        Die Frauen sind zunehmend auch in Core-Business-Funktionen anzutreffen und nicht mehr über-
                                                        wiegend in reinen Service-Rollen, wie sie Personalleiterinnen oder Kommunikationschefinnen inne-
                                                        haben. Weshalb das wichtig ist? Wenn die Unternehmen eine echte Geschlechterdurchmischung
                                                        erreichen wollen, müssen sie dafür sorgen, dass Frauen und Männer in allen Unternehmensbereichen
                                                        gleich stark vertreten sind und die Frauen im Kerngeschäft tragende Aufgaben wahrnehmen.
                                                        Das Potenzial an weiblichem Nachwuchs messen wir seit sechs Jahren direkt bei den Unternehmen
                                                        mittels Erhebung der Gender-Diversity-Pipeline, also der Frauenanteile auf den Führungsebenen
                                                        unterhalb der Geschäftsleitung. Dass die Schweizer Wirtschaft der Gender-Diversity-Pipeline
                                                        einen hohen Stellenwert beimisst, zeigt sich allein schon daran, dass immer mehr Organisationen
                                                        bereit sind, ihren Beitrag zu einer besseren Transparenz zu leisten. Die Zahl der Firmen, die uns
                                                        aktuell ihre Daten zur Verfügung stellten, ist von 129 auf 145 gestiegen; die Zahl der teilnehmenden
                                                        Kantone erhöhte sich von 14 auf 16. Ebenso erfreulich sind die Ergebnisse: Die Pipeline hat
                                                        sich jüngst auf allen Führungsstufen verbreitert. Die Unternehmen – und in noch stärkerem
                                                        Ausmass die öffentliche Verwaltung – verfügen über ein immer grösseres Potenzial an Frauen für
                                                        Topmanagementaufgaben in ihrem Nachwuchs.

                                                        Eine weitere spannende Erkenntnis für mich zeigte sich bei der Analyse der Altersentwicklung
                                                        an der Spitze der operativen Führung: Das Durchschnittsalter der neu berufenen CEOs ist seit
                                                        2007 von 47 auf 55 Jahre gestiegen. In den Nullerjahren herrschte in den Unternehmen noch
                                                        ein regelrechter Jugendwahn, was das Alter ihrer neu gewählten CEOs anbelangte, und mehrere
                                                        neue CEOs waren damals sogar unter 40 Jahre alt. Doch seit ein paar Jahren kann ich mich des
                                                        Eindrucks nicht erwehren, dass die Verwaltungsräte eher auf die sichere Karte setzen und damit
                                                        auf erfahrene Führungskräfte, die sich auch schon in Krisensituationen bewähren mussten. Ich
                                                        frage mich, ob diese tendenziell konservative Haltung in Zeiten zunehmend dynamischer und
                                                        disruptiver Innovationszyklen den Unternehmenserfolg nachhaltig sichern wird.

                                                        Verpassen Sie auf keinen Fall die äusserst inspirierenden Interviews mit namhaften Vertretern der
                                                        Privatwirtschaft und des öffentlichen Sektors. Eine anregende und interessante Lektüre wünscht
                                                        Ihnen

                                                        Ihr Guido Schilling

4   schillingreport 2021 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors       © 2021, guido schilling ag
schillingreport 2021

1 Executive Summary
  Die Schweizer Wirtschaft hat sich in Bezug auf Gender Diversity nachhaltig bewegt und ist im Generationenprojekt von der Sensibili­
  sierungs­phase definitiv in der Bewusstseinsphase angekommen. Dies manifestiert sich in Höchstständen des Frauenanteils sowohl in der
  Geschäftsleitung als auch im Verwaltungsrat. Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen steigt erstmals um 3 Prozentpunkte (+ 30 %) von
  10 % auf den neuen Höchststand von 13 %. Die Zahl der weiblichen CEOs erhöht sich gleichzeitig von 3 auf 5 – und wird im laufenden Jahr
  auf 8 zunehmen. Der öffentliche Sektor beschäftigt im Topkader bereits 21 % Frauen. Eine durchgängig breitere Gender-Diversity-Pipeline
  in allen Sektoren lässt erwartungsvoll in die Zukunft blicken.

  Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors
  Rekordhoher Anstieg des Frauenanteils in den Geschäftsleitungen
  Erstmals stieg der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen um 30 %, bzw. 3 Prozentpunkte, auf 13 %, nachdem erst im Vorjahr die 10 %-Marke
  geknackt worden war. Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen der SMI-Unternehmen liegt leicht höher bei 14 %. Hält diese Dynamik an, dürfte
  der gesetzlich festgelegte Geschlechterrichtwert von 20 % Frauen in den Geschäftsleitungen bis Ende 2030 erreicht werden. Gefordert sind klar
  die 42 % der Unternehmen, die noch keine Frauen an der Unternehmensspitze haben.

  Der Bund weist den Weg
  Der öffentliche Sektor bestätigt auch dieses Jahr seine Vorreiterrolle in Sachen Gender Diversity: Der Frauenanteil im Topkader von Bund und
  Kantonen stieg auf 21 %, nach 20 % und 18 % in den beiden Vorjahren. Bei den Neubesetzungen im Topkader erreichte der Bund erneut
  Geschlechterparität: Je 50 % der Vakanzen wurden wie im vergangenen Jahr mit Männern bzw. Frauen besetzt. Die Kantone liegen mit 27 %
  Frauen (Vorjahr 36 %) dahinter.

  Breitere Gender-Diversity-Pipeline sichert nachhaltigen Erfolg
 Um zukünftige Entwicklungen betreffend den Frauenanteil auf Stufe Geschäftsleitung/Topkader zu antizipieren, ist die Gender-Diversity-Pipeline
 der massgebliche Indikator. Seit 5 Jahren investieren Unternehmen substanziell in eine grössere Gender Diversity im Mittelbau und ernten nun die
 Früchte ihrer Arbeit. Im Sample der Privatwirtschaft beträgt der Frauenanteil im Middle Management 25 % (2019 24 %) und im Topmanagement
 18 % (2019 16 %). Breiter ist die Pipeline im öffentlichen Sektor, der sowohl im Middle Management als auch im Topmanagement bereits 29 %
 Frauen vorweist (2019 28 % und 22 %).

  Frauen rücken in Core-Business-Funktionen auf
  Noch nie wurden in den Geschäftsleitungen der Privatwirtschaft so viele Frauen in eine Core-Business-Funktion berufen: 52 % (Vorjahr 39 %) der
  neuen weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder übernahmen eine umsatz- resp. ergebnisrelevante Rolle. Lediglich 48 % (Vorjahr 61 %) übernahmen
  eine Service-Rolle wie etwa Human Resources oder Legal. Bei den bestehenden weiblichen Geschäftsleitungsmitgliedern sind knapp zwei Drittel
  (65 %) für Service-Funktionen zuständig.

  Mehr weibliche CEOs
  Mit 5 Frauen in der CEO-Position wurde der bisherige Höchststand von 2017 egalisiert. Im laufenden Jahr werden nach jetzigem Stand gar 8 (2020 3)
  der grössten Arbeitgeber von einer Frau geführt (7 %). Die durchschnittliche Amtsdauer der ausgetretenen CEOs blieb mit 5.5 Jahren stabil. Bei den
  neu ernannten CEOs stieg das Durchschnittsalter seit 2017 von 50 auf 55 Jahre, wobei das Durchschnittsalter aller CEOs ebenfalls bei 55 Jahren liegt.

  In 9 von 10 Verwaltungsräten sitzt mindestens eine Frau
  Mit 24 % (Vorjahr 23 %) erreichte der Frauenanteil auch in den Verwaltungsräten einen neuen Höchststand. Mehr als jeder dritte vakante Sitz (34 %,
  Vorjahr 32 %) wurde mit einer Frau besetzt. Am stärksten legten die Unternehmen mit 3 oder 4 Verwaltungsrätinnen zu: Deren Anteil verdoppelte
  sich in den letzten 4 Jahren von 16 % auf 32 %, was der Entwicklung massiven Schub verlieh. Gleichzeitig sank der Anteil von Unternehmen mit keiner
  oder nur einer Frau in 4 Jahren von 53 % auf 35 %. Erfreulich ist, dass in 90 % der Gremien mittlerweile eine Frau einsitzt. Der Geschlechterrichtwert
  im Verwaltungsrat wird per Ende 2025 problemlos erreicht werden. Im SMI beträgt der Frauenanteil im Verwaltungsrat bereits 27 %, womit diese
  Unternehmen den Geschlechterrichtwert schon 2023 erreichen dürften. Alle 20 SMI-Konzerne haben mindestens eine Frau im Verwaltungsrat.

  Zunehmend kompetenzbasierte Zusammensetzung im Verwaltungsrat
  Traditionell wurden Verwaltungsräte aus den vorhandenen Netzwerken der bisherigen Mitglieder berufen. Mit zunehmender Komplexität richteten
  sich die Verwaltungsräte am Kerngeschäft, an den Schlüsselmärkten und den technologischen Herausforderungen des Unternehmens sowie den
  Governance-Anforderungen aus. Dies manifestiert sich in der aktuellen Zusammensetzung der Verwaltungsräte: 61 % haben einen operativen
  General-Management-Hintergrund im Kerngeschäft, in den Schlüsselmärkten oder den technologischen Herausforderungen, 39 % verfügen über
  Governance-Expertise. Auf die Geschlechter heruntergebrochen, haben 66 % (2015 68 %) der Männer und 46 % (2015 39 %) der Frauen ein
  General-Management-Profil.

  schillingreport 2021 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors       © 2021, guido schilling ag   5
schillingreport 2021

2 Einleitung
    Seit 16 Jahren erhebt die guido schilling ag die Daten zur Zusammensetzung der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte
    der 100 grössten Schweizer Arbeitgeber. Seit fünf Jahren wurde die Auswertung auf den öffentlichen Sektor ausgedehnt,
    indem die Topkader aller 26 Kantone und der Bundesverwaltung analysiert wurden. Zusätzlich fragt die guido schilling ag im
    Zweijahresrhythmus die 250 bedeutendsten Unternehmen der Schweiz an, ihre Zahlen zur Gender-Diversity-Pipeline bekannt zu
    geben, um so das Potenzial an Managerinnen auf den Stufen Topmanagement und Middle Management sichtbar zu machen.
    Der schillingreport schafft «Transparenz an der Spitze» und hat sich als unabhängiges und anerkanntes Instrument der
    Bestandsaufnahme und weiterführenden Analyse der Führungsetagen in der Schweiz etabliert.

    Die Daten zu den Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten der 100 grössten Arbeitgeber wurden vom internen Projektteam der
    guido schilling ag zusammengetragen. Eigene Recherchen, persönliche Befragungen und direkte Anfragen bei Unternehmen,
    die üblicherweise keine Daten öffentlich publizieren, machen die Erhebung so wertvoll. Die Vollständigkeitsrate der Daten für
    die Geschäftsleitungen beträgt 97 %, jene für die Verwaltungsräte liegt bei 99 %. Die Daten für den öffentlichen Sektor wurden
    ebenfalls vom internen Projektteam der guido schilling ag recherchiert.

    Für die Daten zur Gender-Diversity-Pipeline wurden die 250 bedeutendsten Unternehmen direkt angefragt, da dieses
    Zahlenmaterial nicht öffentlich zugänglich oder recherchierbar ist. Der Stichtag für die Erhebungen zu den 100 grössten
    Arbeitgebern und zum öffentlichen Sektor sowie zur Gender-Diversity-Pipeline, zu der es dieses Jahr wieder aktuelle Zahlen
    gibt, ist der 31. Dezember 2020.

    Trends und Entwicklungen werden zusätzlich anhand der Untergruppen Frauen, Ausländer, SMI-Unternehmen sowie CEOs und
    Verwaltungsratspräsidenten gesondert untersucht und analysiert.

    In diesem Jahr enthält der schillingreport eine Reihe von Interviews mit Verwaltungsräten. Ihre Ansichten bieten neben der
    Datenanalyse eine interessante und abwechslungsreiche Lektüre.

3 Allgemeine Angaben zum Report
    Der Report der grössten Schweizer Arbeitgeber enthält seit fünf Jahren zusätzlich den öffentlichen Sektor und die Zusammensetzung
    von dessen Topkader sowie die Gender-Diversity-Pipeline der 250 bedeutendsten Schweizer Unternehmen. Diese erweiterten
    Inhalte warteten bereits in den ersten Jahren mit wichtigen Erkenntnissen auf und werden auch in den kommenden Jahren span­
    nende Entwicklungen aufzeigen. Das interne Projektteam der guido schilling ag recherchierte die relevanten Daten über die unter­
    schiedlichsten Kanäle und fragte fehlende Daten direkt bei den Unternehmen nach. So stellten viele Unternehmen Informationen
    zur Verfügung, welche nicht öffentlich zugänglich sind. Der schillingreport basiert auch in seinem sechzehnten Erscheinungsjahr
    auf einer soliden Datenkonsistenz.

    Anhang
    Für den mittlerweile um den öffentlichen Sektor und die Gender-Diversity-Pipeline erweiterten schillingreport wurde ein neuer Anhang
    erstellt, der umfassend über diese Samples Auskunft gibt. Der Anhang enthält zusätzliche Auswertungen zu Ausbildungen und Alter der
    Gremiumsmitglieder, Sprachen im öffentlichen Sektor etc., die im Report nicht aufgeführt sind, und gibt somit einen weitreichenden Überblick
    zu den untersuchten Samples. Das gesamte Zahlenmaterial der Jahre 2006 bis 2016 des klassischen schillingreport mit der Analyse zu den
    100 grössten Schweizer Arbeitgebern ist in einem separaten Anhang verfügbar.

6   schillingreport 2021 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors       © 2021, guido schilling ag
schillingreport 2021

3   Allgemeine Angaben zum Report

Untersuchte Samples
Die Liste aller einbezogenen Firmen kann auf den Seiten 40 und 41 des Reports eingesehen werden. Dabei wird zwischen mehreren Samples
unterschieden, die zur besseren Orientierung durch eine entsprechende Farbgebung gekennzeichnet sind.

                  Private Sector                                           Public Sector                                       Gender-Diversity-Pipeline
      Die 100 grössten Schweizer Arbeitgeber                   26 Kantone und die Bundesverwaltung                         Befragung der 250 bedeutendsten
                                                                                                                                Schweizer Unternehmen
Geschäftsleitung             Verwaltungsrat              Topkader                     Bundesrat/                   Geschäftsleitung          Verwaltungsrat
                                                         (Bundeskanzler/in,           Regierungsrat                Topmanagement
                                                         Staatsschreiber/innen,                                    Middle Management
                                                         Generalsekretäre/                                         Belegschaft
                                                         Generalsekretärinnen,
                                                         Amtsleiter/innen)

Das Sample zur Privatwirtschaft mit den 100 grössten Schweizer Arbeitgebern, so wie es seit 2006 analysiert wird, wird im gesamten Report
mit Private Sector bezeichnet. Das Sample zur Gender-Diversity-Pipeline, für das die 250 bedeutendsten Schweizer Unternehmen angefragt
wurden, wird mit Gender-Diversity-Pipeline betitelt. Sowohl für den Private Sector als auch die Gender-Diversity-Pipeline werden die 20
Unternehmen des Swiss Market Index (SMI) gesondert ausgewertet. Das Sample des öffentlichen Sektors beinhaltet alle 26 Kantone sowie die
Bundesverwaltung und wird Public Sector genannt. Der Stichtag für die Erhebungen zu den 100 grössten Arbeitgebern und zum öffentlichen
Sektor sowie zur Gender-Diversity-Pipeline, zu der es dieses Jahr wieder aktuelle Zahlen gibt, ist der 31. Dezember 2020.

Für die Gender-Diversity-Pipeline werden zusätzlich zur Geschäftsleitung auch die zwei Führungsstufen unterhalb der Geschäftsleitung
bezüglich Frauenanteilen beleuchtet, um sichtbar zu machen, ob in der darunterliegenden Managementstufe überhaupt ein Potenzial
an Frauen vorhanden ist, die sich auf die nächsthöhere Stufe entwickeln können. Mit Topmanagement sind die Führungsteams der
Geschäftsleitungsmitglieder und unter Middle Management die Direct Report an das Topmanagement gemeint. So gibt diese Analyse einen
Überblick zu den drei obersten operativen Führungsstufen der Unternehmen. Als Vergleich dazu wird auch der entsprechende Wert der
gesamten Belegschaft angeschaut.
Die Grösse eines Samples kann sich von Fragestellung zu Fragestellung unterscheiden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass für manche
Erhebungen nicht von allen Personen die vollständigen Daten vorliegen. Alle Prozentangaben wurden – bis auf wenige Ausnahmen – gemäss
den gängigen Regeln auf ganze Zahlen gerundet, da Kommastellen eine Genauigkeit vorspiegeln, die nicht der Realität entspricht.

Den im Untersuchungsjahr neu in die Gremien eingetretenen Personen kommt in der Auswertung eine besondere Bedeutung zu, da sich an
ihnen Neuerungen und Trends oftmals besser aufzeigen lassen.

Das Sample Private Sector beinhaltet sowohl Konzerne als auch deren Tochtergesellschaften, welche den Kriterien der Auswahl genügen.
Diese vermeintliche Doppelspurigkeit erweist sich als notwendig, da manche Tochtergesellschaften eine dominante Rolle im Schweizer Markt
einnehmen. So wurde beispielsweise sowohl die Konzernmutter Zurich Insurance Group als auch die Schweizer Ländergesellschaft Zürich
Versicherungs-Gesellschaft AG ausgewertet. Weitere Beispiele für eine Mehrfacherfassung sind die UBS AG und die Credit Suisse Group AG
mit ihren Tochtergesellschaften UBS Switzerland AG respektive Credit Suisse (Schweiz) AG. Bei der Erhebung der Verwaltungsräte wurden die
Tochtergesellschaften, Ländergesellschaften und Konzerndivisionen konsequenterweise weggelassen.

                                                                    Private Sector                        Public Sector                Gender-Diversity-Pipeline
GL/Topkader/Gender-Diversity-Pipeline                          2021               2020               2021               2020             2021              2019
Total untersuchte Unternehmen/Organisationen                138                138                 27                 27               250             249
Effektiv im Report enthaltene Unternehmen/
                                                            119    100 %       118    100 %        27    100 %        27    100 %      145   100 %     129     100 %
Organisationen
Vollständige Angaben verfügbar                              115      97 %      115      97 %       20      74 %       20        74 %   132    91 %     117       91 %

Die Grösse des Private-Sector-Samples variiert über die Jahre aufgrund von Fusionen, Übernahmen und der Zusammensetzung des SMI.
Auch Veränderungen innerhalb eines Unternehmens können zur Folge haben, dass die zugrunde liegenden Kriterien für die Aufnahme in
den schillingreport nicht mehr erfüllt werden. Aktuell wurden für den Private Sector 891 Geschäftsleitungsmitglieder in 119 Unternehmen
untersucht. Für den Public Sector wurden in 26 Kantonen und der Bundesverwaltung 1031 Topkader untersucht. Für die Analyse der Gender-
Diversity-Pipeline wurden 250 Unternehmen angefragt, von denen 145 ihre Daten zur Verfügung gestellt haben.

schillingreport 2021 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors                 © 2021, guido schilling ag   7
schillingreport 2021

       3                   Allgemeine Angaben zum Report

                                                                                                                      Private Sector                                                 Public Sector                           Gender-Diversity-Pipeline
           VR/Bundes- und Regierungsrat/
           Gender-	Diversity-Pipeline                                                                              2021                         2020                       2021                         2020                     2021                           2019
           Total untersuchte Unternehmen/Organisationen                                                          99                        99                           27                          27                       250                          249
           Effektiv im Report enthaltene Unternehmen/
                                                                                                                 92   100 %                90        100 %              27          100 %           27    100 %              145        100 %             129          100 %
           Organisationen
           Vollständige Angaben verfügbar                                                                        91    99 %                86          96 %             27          100 %           27    100 %              137          94 %            121              94 %

       Das Sample der Verwaltungsräte im Private Sector ist kleiner als jenes der Geschäftsleitungen, da die Verwaltungsräte von Schweizer
       Ländergesellschaften sowie solche von Konzerndivisionen nicht einbezogen wurden. Eine Erhebung dieser Gremien würde das Bild
       des Samples verzerren. Aktuell wurden 841 Verwaltungsratsmitglieder in 92 Unternehmen untersucht. Für den Public Sector wurden
       160 Bundesrats- und Regierungsratsmitglieder bezüglich der Frauenanteile analysiert. Für die Gender-Diversity-Pipeline wurden die
       Verwaltungsräte von 137 Unternehmen evaluiert.

       Branchenverteilung der untersuchten Unternehmen
       Im schillingreport 2021 sind für den Private Sector 119 Unternehmen aus 11 verschiedenen Branchen vertreten. Es dominieren die Produz­ierende
       Industrie (36) und Retail/Consumer Goods (17). Die Finanzdienstleister – Versicherungen und Banken zusammengenommen – sind mit
       25 Unternehmen vertreten.

                           40
                                           36
                           35

                           30

                           25
    Anzahl Unternehmen

                           20
                                                              17
                           15                                                         15
                                                                                                              11
                           10                                                                                                    10                      9                      8
                                                                                                                                                                                                    6
                            5                                                                                                                                                                                          3
                                                                                                                                                                                                                                               2                       2
                            0
                                                               er                                             s                                            -                        /              T
                                        nde                  um s                nge
                                                                                     n
                                                                                                           nce               ken                       ens                    istik            n/IC               lien                      rgie                    offe
                                    iere strie            ons od             eru                       Scie               Ban                     ehm gen                  Log mus          die                obi                      Ene                      hst
                               o duz Indu             il/C Go        r s ich                    Life                                         t ern eistun            p ort/Touris        Me                Imm                                            el/Ro
                            P r                   t a              e                                                                       n
                                                                                                                                          U nstl                   s                                                                                  and
                                               Re                 V                                                                                          Tra
                                                                                                                                                                 n
                                                                                                                                                                                                                                                   ssh
                                                                                                                                          die                                                                                                 Gro
                                                                                                                                               Branchengruppen

       Für die Gender-Diversity-Pipeline wurden 145 Unternehmen aus 11 verschiedenen Branchen untersucht. Es dominieren die Banken und
       die Produzierende Industrie mit je 33 teilnehmenden Unternehmen. Die Finanzdienstleister – Versicherungen und Banken zusammen-
       genommen – sind mit 43 Unternehmen vertreten.

                           35
                                           33                  33

                           30

                           25

                                                                                      19
      Anzahl Unternehmen

                           20

                           15
                                                                                                              12
                                                                                                                                 10                      10                     10                  9
                           10

                                                                                                                                                                                                                         4                      4
                            5
                                                                                                                                                                                                                                                                        1
                            0
                                         ken                   e                       s                     er                 lien                      ik/                    n                    T              rgie                  ens
                                                                                                                                                                                                                                               -                       ffe
                                                           end e                   nce                    um s             obi                        gist us                nge                  n/IC                                                             sto
                                     Ban               zier dustri             Scie                    ons Good                                   t/Lourism              eru                  die                Ene                   ehmungen                Roh
                                                   d u                  Life                 tail
                                                                                                  /C                  Imm                     o r                   sich                  Me                                     e r n   t               e l /
                                                Pro In                                     Re                                          Tra
                                                                                                                                           nsp To               Ver                                                          Untnstleis              and
                                                                                                                                                                                                                             die                 ssh
                                                                                                                                                                                                                                             Gro
                                                                                                                                               Branchengruppen

8      schillingreport 2021 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors                                                                                                      © 2021, guido schilling ag
«Bis spätestens 2030 wollen wir
 auf allen Führungsstufen einen
 Frauenanteil von 50 % erreichen»

Welche Learnings für die strategische Führung nehmen Sie aus der Corona-Situation mit?                                      Jean-Christophe Deslarzes
Der Fokus in einer solchen Krise liegt primär auf dem Wohlergehen der Arbeitskolleginnen
und -kollegen sowie der Unterstützung unserer Kunden. Dabei ist es allerdings wichtig,                                      Jean-Christophe Deslarzes wurde im April 2020 zum
mögliche Chancen nicht zu verpassen. 2020 haben wir genutzt, um unsere neue Strategie,                                      Präsidenten des Verwaltungsrats (VR) der Adecco Group
«Future@Work», zu entwickeln, und haben im Januar bei der Adecco Group mit der Umsetzung                                    ernannt, nachdem er fünf Jahre zuvor dem VR bei-
begonnen. Die Priorität, das Unternehmen langfristig weiterzuentwickeln, darf auch in turbu-                                getreten war. 2021 wurde er in den Verwaltungsrat
lenten Phasen nie aus den Augen verloren werden.                                                                            von Constellium gewählt. Zudem war er von 2018 bis
                                                                                                                            2021 Präsident des VR von ABB India Ltd. Er begann
 Welche strategischen Massnahmen betreffend Gender Diversity haben Sie auf Stufe                                            seine Karriere als Steuer- und Rechtsberater bei Arthur
 Verwaltungsrat und Geschäftsleitung definiert, und wie überwachen Sie diese?                                               Andersen. Dann war er bei Rio Tinto und dessen
 Die Gruppe beschäftigt global > 30 000 Mitarbeitende. Unser Ziel ist es, bis spätestens 2030                               Vorgängerunternehmen Alcan und Alusuisse in Europa
 einen Frauenanteil von 50 % auf allen Führungsstufen zu erreichen. Im Verwaltungsrat haben                                 und Kanada tätig, unter anderem als Leiter Human
 wir das Ziel der Geschlechtergleichheit mit vier Frauen und vier Männern bereits diesen April                              Resources und Mitglied des Executive Committee der
 erreicht. Darauf bin ich persönlich sehr stolz. Das Geschlechterdiversitätsziel ist übrigens auch                          Alcan Group sowie als Präsident und CEO Downstream
 ein integrierter Bestandteil der variablen Vergütung sowohl bei der Konzernleitung als auch                                Aluminium Businesses, Rio Tinto. Anschliessend war
 im Kader, also den obersten 300 Führungskräften. Der CEO und die Leiterin Human Resources                                  er Chief Human Resources Officer und Mitglied des
 berichten im Verwaltungsrat entsprechend quartalsweise über den Fortschritt.                                               Executive Committee der Carrefour Group (von 2010 bis
                                                                                                                            2013) und der ABB Group (von 2013 bis 2019).
 Welche Resultate haben diese Massnahmen bereits gezeigt, und was versprechen Sie
 sich davon in näherer Zukunft?
 Von 2019 auf 2020 haben wir den Frauenanteil unter den globalen Führungskräften von 26 % auf 32 % erhöht. Rund 66 % unserer
 Mitarbeitenden sind Frauen. Wir fördern auch gezielt weibliche Führungskräfte, indem wir bei der Nachfolgeplanung unter drei möglichen
 Kandidaten jeweils versuchen zwei Frauen zu berücksichtigen. Damit versprechen wir uns nicht nur eine Verbesserung der Diversität im
 Management, sondern auch eine erhöhte Innovation, Kreativität und insgesamt stärkere Ergebnisse des Unternehmens.

 Im Zuge der demografischen Entwicklung werden schon bald mehr Führungskräfte pensioniert, als nachfolgen werden. Wie gehen
 Sie damit bei der Adecco Group auf der strategischen Ebene um?
 Der CEO und die Leiterin Human Resources besprechen die Nachfolgeplanung der Konzernleitung regelmässig mit dem Verwaltungsrat. Eine
 vorausschauende Nachfolgeplanung sollte sich jedoch nicht nur auf die oberste Führungsebene konzentrieren, sondern beginnt idealerweise
 auf der ersten Führungsstufe. Führungskräfte von morgen müssen früh identifiziert, gefördert und für grössere Aufgaben vorbereitet werden.

 Welche Kompetenzen werden zunehmend wichtiger im Verwaltungsrat mit Blick auf die weltweit immer schnelleren wirtschaftlichen
 Veränderungen?
 Die richtige Zusammensetzung aus Berufserfahrung, Persönlichkeit, Herkunft und Geschlecht wird im Verwaltungsrat hinsichtlich der perso-
 nellen und strategischen Herausforderungen immer wichtiger. Ein fundiertes Wissen rund um Technologie und Digitalisierung, gekoppelt mit
 emotionaler Intelligenz, ist bereits zentrale Fähigkeit und wird zweifellos in Zukunft noch stärker nachgefragt werden.

 Automatisierung, Digitalisierung und Workplace of the Future prägen das heutige Arbeiten. Wie begegnen Sie diesen Trends?
 Diese Trends wurden schon vor Covid-19 identifiziert und adressiert. Die Krise hat die Digitalisierung und neue Zusammenarbeitsformen aller-
 dings stark beschleunigt. Unternehmen, die konsequent in ihre IT und digitale Infrastruktur sowie das entsprechende Fachwissen investiert
 haben, verfügen nun über einen klaren Wettbewerbsvorteil.

 Was unternehmen Sie, um die Qualität und Wirksamkeit der Arbeit im Verwaltungsrat zu verbessern, und welchen Stellenwert
 hat dabei das Board Assessment?
 Bei der Rekrutierung achten wir nicht nur auf die Kompetenzen und Erfahrungen, sondern in gleichem Masse auf die Persönlichkeit. Ein
 leistungsfähiger Verwaltungsrat ist ein Team mit komplementären Persönlichkeiten und keine Gruppe von Experten, die sich quartalsweise
 trifft. Deswegen ist eine ausgewogene Rekrutierung enorm wichtig. Die Board Assessments helfen uns zur permanenten Verbesserung.

 schillingreport 2021 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors          © 2021, guido schilling ag      9
schillingreport 2021

 4 Die Führungsgremien der Unternehmen und
   des öffentlichen Sektors
     Das erste Hauptkapitel des schillingreport beleuchtet die Zusammensetzung der Geschäftsleitungen und der Verwaltungsräte der
     Privatwirtschaft und die Zusammensetzung der Topkader sowie der Bundes- und Regierungsräte des öffentlichen Sektors.

4.1 Zusammensetzung der Gremien
     Geschäftsleitungen und Topkader
                                                                                                               Private Sector                         Public Sector
     Zusammensetzung der GL und Topkader                                                             Gesamtsample            Neue            Gesamtsample          Neue
     Anzahl Unternehmen/Organisationen                                                                 119                                     27
     Total Mitglieder                                                                                  891     100%       121        100% 1031        100%       109    100 %

     Anteil Frauen                                                                                     112      13 %       31         26 %    220         21 %    32      29 %
     Anteil Männer                                                                                     779      87 %       90         74 %    811         79 %    77      71 %
     Anteil Schweizer                                                                                  505      57 %       73         60 %
     Anteil Ausländer                                                                                  386      43 %       48         40 %

     Anteil Neue                                                                                       121      14 %                          109         11 %

     In den Geschäftsleitungen entwickelte sich der Frauenanteil während der Jahre 2006 bis 2016 von 4 % auf 6 % mit durchgehend relativ tiefen
     Frauenanteilen unter den neu gewählten Geschäftsleitungsmitgliedern. 2017 schaffte der Private Sector den Sprung von 6 % auf 8 % weibliche
     Geschäftsleitungsmitglieder, fiel 2018 wieder auf 7 % zurück und stieg 2019 mit 18 % Frauenanteil unter den Neuen auf 9 %. Letztes Jahr
     erreichte der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen des Private Sector dank 21 % Frauen unter den neu Berufenen mit 10 % erstmalig einen
     zweistelligen Wert. Diese Werte wurden dieses Jahr nochmals überboten mit einem Anteil von 26 % Frauen unter den Neuen, resultierend in
     einen Frauenanteil von 13 % in den Geschäftsleitungen. Der öffentliche Sektor erreicht im Topkader einen Frauenanteil von 21 %. Die Fluktuation
     im Public Sector ist mit 11 % tiefer als in der Privatwirtschaft mit 14 %, der Frauenanteil unter den neu berufenen Topkadern ist mit 29 % etwas
     höher als in der Privatwirtschaft mit 26 %. So gelang der öffentlichen Verwaltung ein Sprung von 20 % auf 21 % weibliche Topkader.

     Die Ausländeranteile wurden nur für die Unternehmen der Privatwirtschaft erhoben, da der Public Sector im Topkader nahezu ausschliess-
     lich Schweizerinnen und Schweizer beschäftigt und eine Erhebung der Ausländeranteile keinerlei Relevanz hat. Im Private Sector sinkt der
     Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen von 44 % auf 43 %, wobei die neu im Erhebungsjahr hinzugekommenen Geschäftsleitungsmitglieder zu
     46 % Ausländer sind. Anders ausgedrückt, verfügt fast die Hälfte der neu berufenen Geschäftsleitungsmitglieder nicht über einen Schweizer Pass.

     Verwaltungsräte und Bundes-/Regierungsräte
                                                                                                               Private Sector                         Public Sector
     Zusammensetzung der Verwaltungsräte und Bundes-/Regierungsräte                                  Gesamtsample            Neue                    Gesamtsample
     Anzahl Unternehmen/Organisationen                                                                   92                                          27
     Total Mitglieder                                                                                   841    100 %       90        100 %          160           100 %

     Anteil Frauen                                                                                     205       24 %      31         34 %           41            26 %
     Anteil Männer                                                                                     636       76 %      59         66 %          119            74 %

     Anteil Schweizer                                                                                   537      64 %      54         60 %
     Anteil Ausländer                                                                                  304       36 %      36         40 %

     Anteil Neue                                                                                         90      11 %

     In den Verwaltungsräten der Privatwirtschaft finden sich 24 % weibliche Mitglieder (2020 23 %). Unter den neu gewählten
     Verwaltungsratsmitgliedern konnte ein Spitzenwert von 34 % Verwaltungsrätinnen verzeichnet werden (2020 32 %). Jeder dritte vakante
     Verwaltungsratssitz wurde somit mit einer Frau besetzt. Die politischen Gremien des Bundes und der Kantone weisen 26 % Bundes- und
     Regierungsrätinnen auf (2020 26 %), wobei der Bund 43 % (2020 43 %) Bundesrätinnen zählt.

     Der Ausländeranteil in den Verwaltungsräten der Privatwirtschaft beträgt 36 % (2020 37 %), wobei 40 % der neu gewählten
     Verwaltungsratsmitglieder über keinen Schweizer Pass verfügen. Im Public Sector wird auf diese Erhebung verzichtet, da die politischen
     Ämter ausschliesslich Schweizern vorbehalten sind.

10   schillingreport 2021 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors                    © 2021, guido schilling ag
schillingreport 2021

    4   Die Führungsgremien der Unternehmen und des öffentlichen Sektors

4.2 Verantwortungsbereiche der Topkader des Bundes und der Kantone
    sowie der Geschäftsleitungsmitglieder
    Die Verantwortungsbereiche der Topkader des Bundes und der Kantone
                                                                   Gesamtsample               Bundeskanzler/             Generalsekretäre/              Amtsleiter/innen
                                                                                           Staatsschreiber/innen        Generalsekretärinnen
    Bestehende                                                             922                          25                          147                        750
    Neue                                                                   109                            2                          14                         93
    Total                                                                1031                           27                          161                        843

    Im Topkader des Public Sector wird neben dem Gesamtsample nach 3 Verantwortungsbereichen oder Funktionsgruppen unterschieden.
    Zum einen werden die 26 Staatsschreiber/innen und der Bundeskanzler separat betrachtet, zum anderen die Generalsekretärinnen und
    Generalsekretäre sowie die Amtsleiter/innen.

    Die Verantwortungsbereiche der Geschäftsleitungsmitglieder
    Bei den Geschäftsleitungsmitgliedern wird unterschieden zwischen Business- und Service-Funktionen. Als Business-Funktion gelten alle umsatzre-
    levanten Rollen im Unternehmen bzw. jene Funktionen, die im Kerngeschäft des Unternehmens sind wie z.B. Sales, Marktverantwortungen,
    Forschung und Entwicklung und Produktion. Unter Service-Funktion werden alle Rollen zusammengefasst, die eine Support-Funktion im
    Unternehmen und keine direkte umsatztreibende Wirkung haben wie z.B. Human Resources und Kommunikation.

                                                                 Verantwortungsbereiche der GL-Mitglieder               Verantwortungsbereiche neuer GL-Mitglieder
                                                                 Business-Funktion            Service-Funktion            Business-Funktion             Service-Funktion
    Gesamtsample                                                  537            60 %         354             40 %          75            62 %           46          38 %
    Männer                                                        493            63 %         286             37 %          59            66 %           31          34 %
    Frauen                                                         44            39 %           68            61 %          16            52 %           15          48 %

    60 % der Geschäftsleitungsmitglieder sind in einer Business-Funktion tätig, unter den Neuen wurden 62 % mit einer Business-Rolle betraut.
    Unter den Frauen finden sich nur 39 % in einer Business-Funktion, unter den Neuen 52 %. Während die Mehrheit der Frauen (61 %) eine
    Support-Einheit führt, sind knapp zwei Drittel der männlichen Geschäftsleitungsmitglieder (63 %) im Kerngeschäft des Unternehmens tätig
    und nur etwa ein Drittel in der Führung von Service-Einheiten.

4.3 Erfahrung der Gremiumsmitglieder
    Bei der Betrachtung der Erfahrung der Gremiumsmitglieder kristallisieren sich im Private Sector zwei Fragestellungen als zentral
    heraus: Welche berufliche Entwicklung durchliefen Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder, bevor sie in ein Gremium
    bestellt wurden? Und wie lange sind sie bereits im Unternehmen tätig? In der öffentlichen Verwaltung hingegen stellt sich die Frage
    nach der Durchlässigkeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor.

    Private Sector
    Geschäftsleitungen
    Erfahrung der GL-Mitglieder                                                  Gesamtsample                                                    Neue
    Grösse des Samples                                                     873                       100%                           117                       100%
    Vorher im Unternehmen tätig                                            511                       59 %                            66                       56 %
    Vorher in anderer GL tätig                                             191                       22 %                            32                       27 %
    Vorher im Unternehmen und in anderer GL tätig                           53                         6%                             1                        1%
    Keine Erfahrung im Unternehmen oder in anderer GL                      118                       14 %                            16                       14 %

    65 % der Geschäftsleitungsmitglieder waren bereits vor ihrer Berufung in die Geschäftsleitung im Unternehmen tätig und wurden somit
    intern rekrutiert. Dies zeigt, wie wichtig das interne Talentmanagement ist. 28 % der Geschäftsleitungsmitglieder waren bereits vor ihrer
    Berufung in einem anderen Unternehmen in der Geschäftsleitung tätig. Demgegenüber weisen nur 14 % keine relevante Erfahrung im

    schillingreport 2021 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors                   © 2021, guido schilling ag   11
schillingreport 2021

     4   Die Führungsgremien der Unternehmen und des öffentlichen Sektors | 4.3 Erfahrung der Gremiumsmitglieder

     Unternehmen selbst oder in einer anderen Geschäftsleitung auf. Hierbei kann es sich auch um Manager handeln, die aus Grosskonzernen
     eingestellt wurden und nicht im obersten Führungsgremium der Unternehmung einsassen, sondern z.B. auf Stufe Geschäftsbereich in einer
     Führungsposition unterhalb der Konzernleitung tätig waren. Auch unter den neuen Geschäftsleitungsmitgliedern zeigt sich, dass 14 %
     weder Erfahrung aus einer anderen Geschäftsleitung mitbringen noch unternehmensintern rekrutiert wurden. 57 % der Manager/innen unter
     den Neuen waren vor ihrer Berufung in die Geschäftsleitung bereits im Unternehmen tätig. 28 % der Manager unter den Neuen bringen
     Erfahrung aus einer anderen Geschäftsleitung mit.

     Durchschnittliche Erfahrung der GL-Mitglieder                                              in aktueller GL            im Unternehmen      im Unternehmen bis
                                                                                                                                                  Eintritt in GL
     Gesamtsample                                                                                   5 Jahre
     Vorher im Unternehmen tätig                                                                    5 Jahre                     18 Jahre              13 Jahre
     Vorher im Unternehmen und in anderer GL tätig                                                  5 Jahre                     11 Jahre              6 Jahre
     Vorher in anderer GL tätig                                                                     5 Jahre
     Keine Erfahrung im Unternehmen oder in anderer GL                                              4 Jahre

     Besonders interessant ist der Blick auf die durchschnittliche Erfahrung der Geschäftsleitungsmitglieder. Betrachtet man den Zeitraum, über
     den ein Geschäftsleitungsmitglied in einem Unternehmen angestellt ist, zeigt sich, dass intern beförderte Manager länger im Unternehmen
     tätig sein müssen (durchschnittlich 13 Jahre), bis sie in die Geschäftsleitung berufen werden, als Geschäftsleitungsmitglieder, die extern
     Erfahrung auf gleicher Hierarchieebene sammelten – wenn auch nur bei einem KMU. Diese werden durchschnittlich nach nur 5 Jahren in
     das Führungsgremium berufen.

     Verwaltungsräte
     Herkunft der VR-Mitglieder                                                   Gesamtsample                                              Neue
     Vorher im Unternehmen tätig                                         129                          15 %                           8                    9%
     Vorher CEO im Unternehmen                                             15                         12 %                           3                37.5 %
     Vorher GL-Mitglied im Unternehmen                                     15                         12 %                           -                    -
     Vorher GL-Mitglied und CEO im Unternehmen                              4                           3%                           -                    -
     Vorher weder GL-Mitglied noch CEO im Untern.                          95                         74 %                           5                62.5 %

     In diesem Jahr wurden insgesamt 841 Verwaltungsratsmitglieder untersucht. Von diesen waren 129 bereits vor ihrem Eintritt in den
     Verwaltungsrat im Unternehmen tätig (15 %). Davon waren je 12 % als CEO angestellt oder gehörten der Geschäftsleitung an, und 3 %
     hatten beide Ämter inne. Die Erfahrung im eigenen Unternehmen ist folglich durchaus ein Kriterium für die Wahl in den Verwaltungsrat.
     Noch spannender ist aber, dass von allen 841 Verwaltungsratsmitgliedern 12 % in der Geschäftsleitung einer anderen vom schillingreport
     erfassten Unternehmung tätig waren, bevor man sie in den aktuellen Verwaltungsrat berief. 71 Personen sitzen gleichzeitig in mehreren
     Verwaltungsräten des untersuchten Samples ein und besetzen insgesamt 158 Sitze. 13 Geschäftsleitungsmitglieder sitzen zudem gleichzeitig
     im Verwaltungsrat einer anderen im Report einbezogenen Unternehmung ein.

     Durchschnittliche Erfahrung der VR-Mitglieder                                             in aktuellem VR             im Unternehmen      im Unternehmen bis
                                                                                                                                                  Eintritt in VR
     Gesamtsample                                                                                   6 Jahre
     Vorher operativ im Unternehmen tätig                                                           9 Jahre                     22 Jahre              13 Jahre

     Das durchschnittliche Verwaltungsratsmitglied ist seit 6 Jahren im Amt. Verwaltungsratsmitglieder, die zuvor operativ im Unternehmen tätig
     waren, weisen mit 9 Jahren ein deutlich längeres Dienstalter auf. Sie gehören dem Unternehmen im Schnitt seit 22 Jahren an und wurden
     nach 13-jähriger Tätigkeit in den Verwaltungsrat berufen. Die neuen Verwaltungsratsmitglieder wurden nach einem durchschnittlichen
     Dienstalter von 9 Jahren in das strategische Führungsgremium gewählt.

12   schillingreport 2021 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors             © 2021, guido schilling ag
schillingreport 2021

4   Die Führungsgremien der Unternehmen und des öffentlichen Sektors | 4.3 Erfahrung der Gremiumsmitglieder

Public Sector
Bei der Betrachtung der Erfahrung der Topkader der öffentlichen Verwaltung steht die Frage nach der Durchlässigkeit zwischen
öffentlichem und privatem Sektor im Vordergrund. Zudem interessiert, welche berufliche Entwicklung diese Personen durchlaufen
hatten, bevor sie in ihre aktuelle Rolle gelangten, und wie lange sie bereits beim Kanton/Bund tätig sind.

Dienstalter
                                                               Gesamtsample                Bundeskanzler/            Generalsekretäre/           Amtsleiter/innen
                                                                                        Staatsschreiber/innen       Generalsekretärinnen
                                                                    7 Jahre                     8 Jahre                      7 Jahre                   7 Jahre
 Frauen                                                             5 Jahre                     6 Jahre                      5 Jahre                   5 Jahre
 Männer                                                             7 Jahre                     9.5 Jahre                    8 Jahre                   7 Jahre

Das Dienstalter der untersuchten Personen beträgt durchschnittlich 7 Jahre. Die männlichen Staatsschreiber haben dabei das höchste
Dienstalter mit 9.5 Jahren Tätigkeit in der aktuellen Rolle. Über alle Samples hinweg zeigt sich, dass die Frauen jeweils auf eine kürzere
Tätigkeit in der aktuellen Position zurückblicken als ihre männlichen Kollegen. Auch hier stechen die Staatsschreiber und Staatsschreiberinnen
hervor. Das Dienstalter der Staatsschreiber ist durchschnittlich 3.5 Jahre höher als jenes ihrer Kolleginnen.

Erfahrung
                                                               Gesamtsample            Dienstalter in aktueller           Dienstalter          Eintritt in Kanton bis
                                                                                              Position                   beim Kanton          Eintritt in akt. Position
Vorher im gleichen Kanton tätig (nahtlos)                     492             57%               7 Jahre                      18 Jahre                  11 Jahre
Vorher nicht im gleichen Kanton tätig                         348             40%               7 Jahre

57 % der Personen waren vor der Übernahme ihrer aktuellen Position bereits ohne Unterbruch beim gleichen Kanton wie heute bzw. beim
Bund beschäftigt. Somit hat sich über die Hälfte dieser Topkader intern entwickelt. Im Durchschnitt sind diese Personen seit 18 Jahren beim
Bund/Kanton tätig, gelangten nach 11 Jahren in die aktuelle Position und arbeiten in dieser seit durchschnittlich 7 Jahren. Die von extern in
ihre Position berufenen Personen, die vorher also nicht beim gleichen Kanton bzw. in der Bundesverwaltung tätig waren, arbeiten ebenfalls
seit 7 Jahren in der aktuellen Position. Weitere 3 % kamen von extern in ihre Position, waren aber zu einem früheren Zeitpunkt bereits beim
gleichen Kanton oder beim Bund tätig.

Durchlässigkeit
                                                               Gesamtsample                Bundeskanzler/            Generalsekretäre/           Amtsleiter/innen
                                                                                        Staatsschreiber/innen       Generalsekretärinnen
Vorher schon im gleichen Kanton tätig                         514             57 %         15             60 %          87             64 %      412             56 %

Vorher in Privatwirtschaft tätig                              231             32 %          4             19 %          35             34 %      193             32 %
Vorher in öff.-rechtl. Umfeld tätig                           381             53 %         14             67 %          49             48 %      317             53 %
Vorher in Privatwirtschaft und öff.-rechtl. Umfeld tätig      111             15 %          3             14 %          18             18 %       89             15 %

Insgesamt waren 57 % der untersuchten Topkader bereits vor ihrer aktuellen Position beim heutigen Arbeitgeberkanton/beim Bund tätig:
95 % davon ohne Unterbruch, 5 % sind Führungskräfte, die den Kanton/Bund verlassen hatten und wieder zurückkamen. 47 % der unter-
suchten Personen waren bereits einmal in der Privatwirtschaft tätig, bevor sie ihre aktuelle Position übernahmen, 2020 waren es mit 49 %
etwas mehr. 2019 waren es 48 % und 2018 49 %. Die Durchlässigkeit zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor reduziert sich
von 33 % (2020) auf 32 %. 68 % übten zuvor eine Tätigkeit bei einer anderen öffentlichen Verwaltung aus. 15 % waren zuvor sowohl in der
Privatwirtschaft als auch in einer anderen öffentlichen Verwaltung tätig. Dies zeigt, dass viele Führungskräfte der öffentlichen Hand über ihre
gesamte Berufslaufbahn hinweg auf zahlreiche Erfahrungen zurückgreifen, die über die aktuelle Organisation hinausreichen und auch einen
«professionellen» Blick über den Tellerrand erlauben.

Von den 109 neu in die Position gelangten Personen wurden 63 % intern rekrutiert (2020 57 %). 49 % der Neuen waren zuvor in einer ande-
ren öffentlichen Verwaltung tätig, ebenso haben 26 % Erfahrung aus der Privatwirtschaft, 13 % haben sowohl Erfahrung aus einer anderen
öffentlichen Verwaltung als auch aus der Privatwirtschaft, und 25 % starteten ihre Karriere bereits bei ihrem aktuellen Arbeitgeber. Am häu-
figsten werden die Generalsekretärinnen und -sekretäre kantons-/bundesintern rekrutiert. 64 % der untersuchten Generalsekretärinnen und
-sekretäre gelangten von intern in ihre Position. Bei den Staatsschreiber/innen und dem Bundeskanzler sind es 60 %, bei den Amtsleiter/innen
56 %. Über die Hälfte der Generalsekretärinnen und -sekretäre (52 %) bringt Erfahrung aus der Privatwirtschaft mit, bei den Amtsleiter/innen
sind es 47 % und bei den Vorsteherinnen und Vorstehern der Kanzleien 33 % (2020 32 %).

schillingreport 2021 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors                 © 2021, guido schilling ag   13
schillingreport 2021

 5 Die Gender Diversity der Unternehmen und
   des öffentlichen Sektors
     In diesem Kapitel stehen die Frauenanteile in den untersuchten Samples des privaten und des öffentlichen Sektors sowie die Gender-
     Diversity-Pipeline der teilnehmenden Unternehmen im Vordergrund. Das Sample Gender-Diversity-Pipeline, für das die 250 bedeu­
     tendsten Schweizer Unternehmen angefragt wurden, ist ein anderes Sample als jenes der 100 grössten Schweizer Arbeitgeber, das
     seit 2006 untersucht wird. Die Zahlen zur Gender-Diversity-Pipeline werden im Zweijahresrhythmus erhoben. Für den diesjährigen
     Report liegen aktuelle Zahlen vor.

5.1 Frauenanteile in der Gesamtsicht
      Stufe                                                                                             Gender-Diversity-Pipeline        Public Sector
     VR-Präsidium                                                                                                    7%
     Verwaltungsrat/Regierungs- und Bundesrat                                                                       20 %                     25 %

     CEO                                                                                                             6%
     Geschäftsleitung/Topkader                                                                                      13 %                     21 %
     Topmanagement                                                                                                  18 %                     29 %
     Middle Management                                                                                              25 %                     29 %
     Gesamtbelegschaft                                                                                              36 %                     45 %

     Der Frauenanteil im Verwaltungsrat der untersuchten 145 Unternehmen beträgt 20 % und liegt damit 1 Prozentpunkt über dem Wert der
     letzten Erhebung 2019. Bei den VR-Präsidien beträgt er 7 % (2019 3 %). Während in der operativen Gesamtbelegschaft 36 % Frauen vertre-
     ten sind, sind es im Middle Management 25 % und im Topmanagement 18 %. Es lässt sich ein deutlicher und kontinuierlicher Rückgang des
     Frauenanteils von einer Hierarchiestufe zur nächsthöheren feststellen. Auf Stufe Geschäftsleitung nimmt dieser Anteil noch einmal stark ab;
     die untersuchten Unternehmen kommen auf 13 % Frauen. Auf all diesen Ebenen stieg der Anteil Frauen seit 2019 an, jeweils zwischen 1 und
     3 Prozentpunkten. Auf Stufe CEO finden sich 6 % Frauen. Im Sample des Public Sector haben 16 Kantone und der Bund ihre Frauenanteile
     auf den Stufen unter dem Topkader ausgewertet, und es zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den 145 privatwirtschaftlichen Unternehmen,
     allerdings mit höheren Werten. Für das Topkader wurden alle 26 Kantone sowie die Bundesverwaltung ausgewertet. In den einbezogenen
     Kantonen findet sich in der Belegschaft mit 45 % fast die Hälfte Frauen (2019 47 %), auf Stufe Middle Management sind es 29 % (2019
     28 %) und im Topmanagement 29 % (2019 22 %).
                                                                                                                                                              CEO
     Gender-Diversity-Pipeline Privatwirtschaft                                             Gender-Diversity-Pipeline Public Sector
     GL                                                                             13 %    21%                                                          Topkader

     Top-                                                                                                                                                 Top-
     management                                                                    18 %     29 %                                                    management

     Middle                                                                                                                                             Middle
     Management                                                                    25 %     29 %                                                    Management

     Belegschaft                                                                   36 %     45 %                                                     Belegschaft

     Die obigen Zahlen lassen sich anhand dieser Grafiken sehr gut als Pipeline anzeigen, welche klar aufzeigt, dass die Frauenanteile in den
     unteren Stufen deutlich höher sind als auf Stufe Geschäftsleitung. Die Pyramidenform ist charakteristisch für viele teilnehmende Unternehmen
     sowie deren Branchenwerte, wobei es innerhalb der Branchen grosse Unterschiede bei den Frauenanteilen gibt.

14   schillingreport 2021 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors       © 2021, guido schilling ag
«Jetzt ist es an der Zeit,
 die Familienpolitik neu
 auszurichten»

 Als Grenzkanton ist Genf in der Corona-Pandemie besonders exponiert. Was hat sich                                          Anne Emery-Torracinta
 dadurch in der Führung Ihres Departements und Ihres Kantons verändert?
 Als Behörden waren wir sehr flexibel und agil. Oberste Priorität in meinem Departement                                     Anne Emery-Torracinta wurde 1958 in Genf geboren
 hatte, den Online-Schulunterricht rasch in Betrieb zu nehmen. Unser Augenmerk galt dabei                                   und absolvierte dort grösstenteils auch ihre Schulzeit.
 den leistungsschwächeren Schülern, sodass die Covid-Krise sie nicht zusätzlich benachteiligt.                              Nach dem Studium der Geschichte wurde sie Lehrerin.
 Eine besondere Herausforderung für den Kanton sind die Grenzkontrollen: Zehntausende                                       1984 trat sie der Sozialdemokratischen Partei bei und
 von Beschäftigten, von denen viele in medizinisch-sozialen Einrichtungen arbeiten, kommen                                  engagierte sich auf kommunaler und Vereinsebene,
 täglich über die Grenze.                                                                                                   etwa durch Gründung eines Kindergartens und eines
                                                                                                                            Elternvereins. Anne Emery-Torracinta ist verheiratet
 Was würden Sie weiblichen Talenten als Tipp für ihren beruflichen Weg mitgeben?                                            und Mutter von drei Kindern, von denen eines
 Sagen Sie nicht, dass Sie vielleicht nicht über alle Fähigkeiten verfügen, um nach oben zu                                 autistisch veranlagt ist. Besonders stark engagierte
 kommen. Männer fragen sich das selten. Engagieren Sie sich und kennen Sie Ihre Dossiers.                                   sie sich in der Vereinigung von Verwandten und
                                                                                                                            Freunden geistig behinderter Menschen und leitete
 Welche strategischen Massnahmen betreffend Gender Diversity haben Sie in Ihrem                                             diese von 2002 bis 2013. Im Jahr 2005 wurde sie
 Kanton und Departement definiert?                                                                                          in den Grossen Rat gewählt, 2013 in den Genfer
 Die Förderung der Gleichstellung und der Vielfalt haben mich stets begleitet. 2020 hat der                                 Staatsrat.
 Genfer Staatsrat ein wegweisendes Gesetz zur Gleichstellung und Bekämpfung geschlechts-
 spezifischer Gewalt und Diskriminierung verabschiedet. Gleichstellung und Kampf gegen
 Sexismus sind auch in meinem Departement wichtige Themen, weil die Schule eine zentrale
 Rolle spielt.

 Welche Resultate haben diese Massnahmen gezeigt?
 Es gibt viele Beispiele, ich kann nur einige anführen. Seit 2017 verfügen wir über ein Dispositiv, um Transgender-Schüler besser zu
 anerkennen und zu schützen. Wir haben nicht-diskriminierende Lehrmittel entwickelt, etwa ein Kit für Lehrpersonen mit 26 Büchern zu
 allen Facetten der Vielfalt. Im Sinne einer möglichst offenen Berufsberatung fördern wir besonders für Mädchen Berufe und Laufbahnen
 in der Wissenschaft durch ein gemeinsames Projekt mit der Uni Genf.

 Was sollten Wirtschaft, Politik und Gesellschaft unternehmen, damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Schweiz
 gestärkt wird?
 Als Abgeordnete war mein grösster Erfolg die Erhöhung der Familienzulagen, die Genf zu einem der grosszügigsten Kantone gemacht
 hat. Jetzt ist es an der Zeit, die Familienpolitik neu auszurichten – etwa mit einem Elternurlaub, der diesen Namen für Mütter und Väter
 verdient.

 Ist es aus Ihrer Sicht ein Vorteil, wenn Führungskräfte in der öffentlichen Verwaltung Erfahrungen aus der Privatwirtschaft mit­
 bringen?
 Das kann sein. Wichtig ist aber vor allem Lebenserfahrung im weitesten Sinne. So hat meine Aufgabe als Mutter eines Kindes mit
 Autismus viel dazu beigetragen, meine Widerstandskraft zu stärken und besser mit Stress umzugehen.

 Öffentliche Verwaltungen müssen politische Vorgaben erfüllen, zugleich aber auch finanziellen Anforderungen genügen und
 sich weiterentwickeln. Wie gehen Sie damit um?
 Genau dieses Spannungsfeld macht unsere Tätigkeit so faszinierend: Wir müssen eine Balance finden zwischen staatlichen Institutionen
 und einer sich rasch wandelnden Gesellschaft. Die Reaktion unserer Regierung auf die Covid-Krise hat jedoch gezeigt, zu welch starkem
 Engagement öffentliche Verwaltungen fähig sind und wie flexibel und rasch sie reagieren können.

 Wo sehen Sie Möglichkeiten, um die öffentliche Verwaltung schlanker, effektiver und produktiver zu machen?
 Indem wir die Verfahren vereinfachen und jede Hierarchieebene rechenschaftspflichtig wird, damit sie ihre Verantwortung übernimmt:
 Wir neigen dazu, Entscheidungen zu sehr zu zentralisieren. Auch muss die Digitalisierung weiterhin eine Priorität sein.

 schillingreport 2021 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors          © 2021, guido schilling ag      15
schillingreport 2021

      5                   Die Gender Diversity der Unternehmen und des öffentlichen Sektors

5.2 Frauenanteile der Unternehmen nach Hierarchiestufen
      Eine Betrachtung der Frauenanteile nach Hierarchiestufen ist insbesondere bezüglich der Häufigkeitsverteilung der Unternehmen
      interessant und soll aufzeigen, welche Frauenanteile am stärksten vertreten sind. Die Verteilung macht deutlich, wie sehr sich die
      Ausgangslage der teilnehmenden Unternehmen in Bezug auf die Gender Diversity aktuell unterscheidet: Die Vorreiter nähern sich
      einer ausgeglichenen Geschlechtervertretung in den Führungsgremien rasch an. Ihnen gegenüber steht eine grosse Gruppe von
      Unternehmen, die auf allen Hierarchiestufen noch über beträchtliches Aufholpotenzial verfügen.

      Geschäftsleitung
                          70
                                      63
                          60

                          50
     Anzahl Unternehmen

                                                                  37
                          40

                          30
                                                                                   19
                          20

                          10                                                                       7
                                                  6                                                                 5
                                                                                                                                     2
                           0
                                      0%      1 % – 10 %     11 % – 20 %      21 % – 30 %     31 % – 40 %      41 % – 50 %     51 % – 60 %   61 % – 70 %   71 % – 80 %    81 % – 90 %

                                                                                              Frauenanteil in der Geschäftsleitung

      63 Unternehmen haben keine Frauen in der Geschäftsleitung, das sind 45 % des Gesamtsamples und damit gleich viel wie im Jahr 2019.
      Eine Häufung von 37 Unternehmen zählt zwischen 11 und 20 % Frauen in der Geschäftsleitung. Die auf den ersten Blick nicht dem Trend
      entsprechende niedrige Zahl von 6 Unternehmen mit einem Frauenanteil zwischen 1 und 10 % rührt daher, dass viele Geschäftsleitungen
      weniger als 10 Mitglieder aufweisen, was einen einstelligen Prozentanteil verunmöglicht. Nur 14 Unternehmen (10 %) haben mehr als 30 %
      Frauen in der Geschäftsleitung.

     Topmanagement
                          70

                          60
                                                                  45

                          50
     Anzahl Unternehmen

                          40
                                                                                   33
                          30                      27

                          20
                                                                                                   12
                                       9
                          10
                                                                                                                    3                2                                         1
                           0
                                      0%      1 % – 10 %     11 % – 20 %      21 % – 30 %     31 % – 40 %      41 % – 50 %     51 % – 60 %   61 % – 70 %   71 % – 80 %    81 % – 90 %

                                                                                               Frauenanteil im Topmanagement

     7 % (9) der untersuchten Unternehmen haben keine Frauen im Topmanagement, was gegenüber 2019 einem Rückgang von 3 Prozentpunkten
     entspricht. Bei 55 % (72) der Unternehmen sind zwischen 1 und 20 % weibliche Führungskräfte im Topmanagement beschäftigt. 39 % der
     Unternehmen (51) verfügen über mehr als 20 % Frauen im Topmanagement. Erst 18 Unternehmen erreichen auf dieser Hierarchiestufe einen
     Frauenanteil von mehr als 30 %.

16    schillingreport 2021 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors                              © 2021, guido schilling ag
Sie können auch lesen