BEDARFSANALYSE BILDUNGSLANDSCHAFT IN RUSSLAND MIT FOKUS AUF DIE DUALE BERUFSAUSBILDUNG - BIBB
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BEDARFSANALYSE Bildungslandschaft in Russland mit Fokus auf die duale Berufsausbildung Gefördert durch:
Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis................................................................................................................. 3 Tabellenverzeichnis ..................................................................................................................... 4 Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................... 4 Einleitung .................................................................................................................................... 6 1. Wirtschaftliche Eckdaten Russlands ........................................................................................ 7 2. Das Bildungssystem und die mittlere berufliche Bildung in Russland .................................... 10 2.1. Mittlere berufliche Bildung in der Bildungsstruktur........................................................ 10 2.2. Modernisierung der mittleren beruflichen Bildung .......................................................... 13 2.3. Finanzierung ......................................................................................................................... 15 3. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen für die mittlere berufliche Bildung in Russland........ 17 3.1. Demographische Entwicklung ............................................................................................ 17 3.2. Image der mittleren beruflichen Bildung und die gefragtesten Berufe ........................... 20 4. Duale Berufsbildung in Russland........................................................................................... 24 4.1. Definition und wichtigste Prinzipien .................................................................................. 24 4.2. Rechtliche Grundlagen ........................................................................................................ 28 4.3. Wichtigste Stakeholder ........................................................................................................ 33 5. Bedarfsanalyse duale Berufsbildung anhand einer Umfrage deutscher und russischer Unternehmen in Russland ......................................................................................................... 45 5.1. Methodologie......................................................................................................................... 45 5.2. Ergebnisse der Umfrage ...................................................................................................... 47 Tendenzen und Prognosen......................................................................................................... 66 Quellenverzeichnis .................................................................................................................... 69 Anhang ...................................................................................................................................... 73 2
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1. BIP der Russischen Föderation (in %), 2010 - 2017 ......................................................... 7 Abbildung 2. BIP der Russischen Föderation nach sektoraler Entstehung (in %), 2017 ........................ 8 Abbildung 3. Bildungsstufen in Russland ............................................................................................. 11 Abbildung 4. Statistik der mittleren Berufsbildung in Russland, 2017................................................. 13 Abbildung 5. Ausgaben des konsolidierten Haushalts der Russischen Föderation zur Position „Bildung“ im Jahr 2016, in Mrd. Rub. .................................................................................................. 16 Abbildung 6. Dynamik der Einschreibung von Studenten und Auszubildenden nach Stufen (Programmen) der Bildung (in Tsd.), 2005 -2015................................................................................. 18 Abbildung 7. Einschreibungen in Ausbildungsprogramme der Hochschul- und mittleren beruflichen Bildung (in %), 2005 - 2015.................................................................................................................. 18 Abbildung 8. Veränderung der Anzahl der Auszubildenden der mittleren Berufsschulen im Jahr 2015 gegenüber 2005 nach Föderalbezirken .................................................................................................. 19 Abbildung 9. Prognose zur Änderung der Anzahl der Jugendlichen im Alter von 15 – 19 Jahren für die Jahre 2016 – 2030 nach Föderalbezirken, in % zu 2005 ....................................................................... 20 Abbildung 10. Duale Ausbildung als regionales Infrastrukturmodel und seine Bausteine ................... 25 Abbildung 11. Traditionelles Modell vs. Zielmodel ............................................................................. 25 Abbildung 12. Normativ-rechtliche Formen der Kooperation zwischen mittleren Berufsschulen und Unternehmen ......................................................................................................................................... 29 Abbildung 13. Pilotregionen des ASI-Projekten „Regionaler Standard zur personellen Sicherstellung des Industriewachstums“ und Aus- und Weiterbildung von Fachkräften, die den Anforderungen der Hochtechnologie-Industriebranchen gerecht werden auf Grundlage der dualen Ausbildung“ ............. 35 Abbildung 14. Regionaler Standard zur personellen Sicherstellung des Industriewachstums .............. 36 Abbildung 15. Teilnehmende Regionen am Projekt VETnet der AHK ................................................ 37 Abbildung 16. Verteilung der befragten Unternehmen nach Regionen (nach Anzahl der Unternehmen) ............................................................................................................................................................... 46 Abbildung 17. Bekanntschaft russischer Unternehmen mit dem Konzept des dualen Ausbildungssystems .............................................................................................................................. 47 Abbildung 18. Bedarf deutscher und russischer Unternehmen an Fachkräfte ...................................... 48 Abbildung 19. Langfristige Prognostizierung des Bedarfs an Personal bei den Unternehmen ............ 49 Abbildung 20. Teilnahme deutscher und russischer Unternehmen an ASI-Projekten .......................... 50 Abbildung 21. Anzahl der deutschen und russischen Unternehmen, die bereits dual ausbilden oder Elemente des dualen Ausbildungssystems nutzen ................................................................................ 51 Abbildung 22. Motivation für die Einführung der dualen Ausbildung oder deren Elemente im eigenen Unternehmen ......................................................................................................................................... 53 Abbildung 23. Form der Zusammenarbeit der Unternehmen mit Colleges .......................................... 55 Abbildung 24. Zusammenarbeit von Unternehmen mit regionalen staatlichen Verwaltungsorganen zur Entwicklung der dualen Berufsbildung ................................................................................................. 56 Abbildung 25. Finanzierung der dualen Ausbildung durch Unternehmen ............................................ 58 Abbildung 26. Bereitschaft zur Finanzierung durch Unternehmen, die nicht dual Ausbilden ............. 58 Abbildung 27. Art und Weise der Finanzierung der dualen Ausbildung durch die Unternehmen ....... 59 Abbildung 28. Erwünschte Maßnahmen der staatlichen Unterstützung (für Unternehmen, die dual ausbilden) .............................................................................................................................................. 60 Abbildung 29. Erwünschte Maßnahmen der staatlichen Unterstützung (für Unternehmen, nicht dual ausbilden) .............................................................................................................................................. 60 Abbildung 30. Anzahl von Auszubildenden pro Jahr bei russischen und deutschen Unternehmen mit und ohne duale Berufsbildungsprogramme ........................................................................................... 61 Abbildung 31. Anteil der Einstellung von Absolventen der Ausbildungsprogramme (in % pro Jahr) . 62 3
Abbildung 32. Meinung deutscher Unternehmen über die Möglichkeit der Realisierung der dualen Ausbildung in Russland ........................................................................................................................ 63 Tabellenverzeichnis Tabelle 1. SWOT - Analyse Russlands ................................................................................................... 9 Tabelle 2. Berufe, in denen Unternehmen dual ausbilden und in denen die Ausbildung von folgenden Fachkräften in der Zukunft geplant ist .................................................................................................. 54 Tabelle 3. TOP-50 der gefragtesten und perspektivvollsten Berufe in Russland erstellt durch Arbeitsministerium der Russischen Föderation, 2015-2020 ................................................................. 73 Tabelle 4. Liste der gefragtesten Berufe und Spezialisierungen in Russland 2015 .............................. 75 Tabelle 5. Liste der befragten deutschen Unternehmen und Ihre Branchenzugehörigkeit ................... 76 Tabelle 6. Liste der befragten russischen Unternehmen und Ihre Branchenzugehörigkeit ................... 79 Tabelle 7. Fragebogen für die Umfrage der deutschen und russischen Unternehmen .......................... 81 Abkürzungsverzeichnis AHK Deutsch-Russische Industrie- und Handelskammer ASI Agentur für strategische Initiative BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung BIP Bruttoinlandsprodukt ca. ungefähr (circa) CNC- Computer Numerical Control (computergestützte numerische Werkzeugmaschine Steuerung von Werkzeugmaschinen) DIHK Deutscher Industrie- und Handelskammertag EAWU Eurasische Wirtschaftsunion Föderale staatliche Bildungsstandards (Федеральные FGOS государственные образовательные стандарты) Föderales Institut für die Entwicklung der Bildung (Федеральный FIRO институт развития образования) FZ Föderalgesetz (Федеральный закон) Staatliches Komitee für Statistik (Государственный комитет Goskomstat статистики) Gosuslugi Web-Portal für staatliche Dienstleistungen (Госуслуги) GTAI Germany Trade and Invest IHK (Deutsche) Industrie- und Handelskammer Inkl. inklusive KMU kleine und mittelständische Unternehmen Mio. Millionen Mrd. Milliarden 4
NARK Nationale Agentur für die Entwicklung von Qualifikationen Berufliche Grundausbildung (Начальное профессиональное NPO образование) Nr. Nummer PKW Personenkraftwagen Technische Berufsschule (Профессиональное техническое PTU училище) RF Russische Föderation Russische Datenbank zu Geburten und Sterbefällen (Российская RosBRiS база данных по рождаемости и смертности) Föderaler Statistikdienst Russlands (Федеральная служба Rosstat государственной статистики) Rub. Rubel Rat für berufliche Qualifikationen (Совет по профессиональным SPK квалификациям) SPO Mittlere Berufsbildung (Среднее профессиональное образование) TPP (Russische) Industrie- und Handelskammer Tsd. Tausend u.a. und andere URL Uniform Resource Locator (Resourcenwebseite) VETnet Vocational Education & Training Network vgl. vergleiche Gesamtrussisches Zentrum für öffentliche Meinungsforschung WZIOM (Всероссийский центр изучения общественного мнения) z.B. zum Beispiel 5
Einleitung Gegenwärtig ist in Russland die Frage der Modernisierung der Fertigung in verschiedenen Industriezweigen eine aktuelle Aufgabenstellung. Dieses Problem ist untrennbar mit der Ausbildung hochqualifizierter Fachkräfte verbunden, die in der Lage sind, mit den neuesten Technologien und Ausrüstungen zu arbeiten. Die russische Regierung widmet der Entwicklung der mittleren beruflichen Bildung in diesem Zusammenhang besondere Aufmerksamkeit. In den letzten Jahren orientieren sich die Programme der Berufsbildung zunehmend an den Erfordernissen des Arbeitsmarktes und die mittleren Berufsschulen werden modernisiert. Die Colleges bemühen sich, zusätzliche Bildungsprogramme anzubieten, die für verschiedene Bevölkerungsgruppen vorgesehen sind – von der beruflichen Orientierung und Vermittlung beruflicher Grundfertigkeiten junger Menschen bis zu Meisterkursen, Umschulungen und Weiterbildungen für Erwachsene. Jährlich erhalten tausende junger Menschen in Russland ein Diplom über die mittlere berufliche Ausbildung in verschiedenen Berufen. Für die Vorbereitung der hochqualifizierten Fachkräfte, die den hohen Anforderungen einer modernen Produktion entsprechen, ist es notwendig eine ganze Reihe von Fragen zu lösen, u.a. auf der staatlicher Ebene. In dieser Studie werden Aspekte der Modernisierung der mittleren beruflichen Bildung dargestellt, nach der Russland zurzeit aktiv strebt und es wird gleichzeitig auf die duale Ausbildung eingegangen, die im System der mittleren beruflichen Bildung eine wichtige Rolle spielt. Ebenso wird hier der Bedarf von deutschen und russischen Unternehmen in Bezug auf die duale Ausbildung analysiert und in der Form der Umfrage dargestellt. An der Befragung beteiligten sich 57 deutsche und russische Unternehmen. 6
1. Wirtschaftliche Eckdaten Russlands Nach den Krisenjahren 2014–2016 wächst die russische Wirtschaft wieder. Der Schock, der durch die westlich verhängten Sanktionen und den Verfall des Öl- und Gaspreises ausgelöst wurde, scheint überwunden. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Russischen Föderation hat 2017 um 1,5% zugelegt (vgl. Abbildung 1.) und belief sich 2017 nach Marktpreisen auf 92,081 Billionen Rubel (1,39 Billionen Euro). Laut Internationalem Währungsfonds wird die russische Wirtschaft 2018 um etwa 1,6% wachsen. Die russische Zentralbank rechnet im 1. Halbjahr 2018 auch mit einem Wachstum von 1 – 1,5% (GTAI (2018), Rosstat (2018)). Abbildung 1. BIP der Russischen Föderation (in %), 2010 - 2017 4,5 4,3 3,4 1,5 1,3 0,6 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 -0,2 -2,8 Quelle: Rosstat, AHK (2017) Das Rückgrat der russischen Wirtschaft bilden mit 24,1% der Handel und der Dienstleistungssektor. Ebenso bedeutend sind die verarbeitende Industrie und die Förderung von Bodenschätzen (vgl. Abbildung 2). Zu den wachstumsstärksten Sektoren 2017 zählen Kultur und Sport, Transport oder Lagerung. Einen Rückgang zeigten hingegen der Bildungs- Gesundheits- und Bausektor. 7
Abbildung 2. BIP der Russischen Föderation nach sektoraler Entstehung (in %), 2017 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 3 Strom, Gas, Wasser 3,6 Baugewerbe 4,9 Förderung von Bodenschätzen 10,9 Verarbeitende Industrie 13,1 Finanzierung, Vermietung 17,3 Öffentliche und private Dienstleister 22,1 Handel, Gastgewerbe und Verkehr 24,1 Quelle: Rosstat, AHK (2017) Zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums setzt die russische Regierung in der Zukunft auf die Digitalisierung und auf die Förderung des Exports von nicht-Rohstoffen. Diese Politik wird jedoch erst mittel- oder langfristig Früchte tragen. In den ersten 3. Quartalen 2017 dominierte der Rohstoffexport mit 141,8 Mrd. Euro. Maschinen und Geräte wurden für knapp 15,7 Mrd. exportiert aber für über 70 Mrd. importiert (AHK (2017). Außerdem sollen Investitionen gefördert werden. So senkte die Zentralbank den Leitzins weiter auf 7,75% und schaffte damit Voraussetzungen für eine günstigere Kreditvergabe. Die Leiterin der russischen Zentralbank, Elvira Nabiullina, hat angekündigt, den Leitzins 2018 erneut zu senken. Anreize für Investitionen in Schlüsselsektoren der verarbeitenden Industrie werden auch durch die Errichtung von Industrieparks und Steuervergünstigungen in regionalen und föderalen Sonderwirtschaftszonen geschaffen. Laut Schätzungen des russischen Direktinvestitionsfonds überschritt 2017 das Volumen ausländischer Direktinvestitionen im nicht-Finanzsektor 30 Mrd. US Dollar (GTAI (2018). Weiterhin ist zu erwarten, dass Russland nicht von dem seit 2014 eingeschlagenen Kurs der Importsubstitution abweicht. Im Zuge der Importsubstitutionspolitik sollen Erzeugnisse aus den 22 wichtigsten Branchen Russlands lokal produziert werden. Um Investoren zu gewinnen, werden Instrumente wie der Sonderinvestitionsvertrag herangezogen. Dieser garantiert Investoren für 10 Jahre gleichbleibende rechtliche Bedingungen, Steuervergünstigungen und gewährt Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen. Im Gegenzug müssen die Unternehmen 8
mindestens 750 Millionen Rubel (11,5 Millionen Euro) investieren, einen bestimmten Anteil ihrer Produktion lokalisieren und die Übergabe von Technologien gewährleisten (GTAI (2018a). Laut einer Studie der GTAI investierten deutsche Unternehmen in den ersten neun Monaten 2017 etwa 2,2 Milliarden Euro in neue Produktionsstätten in Russland. Dabei eröffnet Russlands Mitgliedschaft in der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) den Unternehmen einen Absatzmarkt mit etwa 180 Millionen Konsumenten (GTAI). Vielversprechend für (deutsche) Unternehmen ist neben dem Zugang zu Rohstoffen das große Marktvolumen Russlands. Gleichzeitig bleiben Restriktionen, wie die SWOT-Analyse der GTAI zeigt, wie ein chronischer Mangel an qualifizierten Zulieferbetrieben oder Engpässe bei qualifizierten Fachkräften bestehen (vgl. Tabelle 1.). Tabelle 1. SWOT - Analyse Russlands Positiver Einfluss Negativer Einfluss Stärken Schwächen • Marktvolumen • Verkehrsinfrastruktur, vor allem im • Zahlungs- und Liefertreue Fernen Osten • Reichtum an Rohstoffen und • Weite Transportwege Energieträgern • Unzureichende Zulieferindustrien • Angebot an Hochschulabsolventen • Unzureichende • Geografische Nähe zu EU, VR Facharbeiterausbildung China und Zentralasien • Hohe Kreditzinsen Möglichkeiten Bedrohungen • Gesunkene Kaufkraft der Bevölkerung • Hoher Bedarf an Investitions- und • Gesunkene Investitionskraft von Staat Konsumgütern und Wirtschaft • Investitionsförderprogramme • Wirtschaftssanktionen und Gegen- • Industrie- und Technologieparks sanktionen • Gesunkene Personalkosten • Gestiegener Protektionismus • Affinität zu deutscher Produktion • Bürokratie Quelle: GTAI (2018a) Das Problem des Mangels an qualifizierten Fachkräften ist heute für die Industrieunternehmen eines der aktuellsten. Seine Lösung liegt im Bereich des Zusammenwirkens von staatlichen Stellen, Arbeitgebern und beruflichen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen (Colleges). 9
In den letzten Jahren hat sich die Notwendigkeit zu einer Änderung der Herangehensweise an die Aus- und Weiterbildung der Arbeitsressourcen herausgebildet. Auf höchstem Regierungsniveau existiert das Verständnis der unzureichenden Qualifikation der Absolventen der mittleren beruflichen Bildungseinrichtungen. Der Mangel an qualifizierten Fachkräften ist besonders in den Hochtechnologiebranchen bemerkbar, darunter sind auch viele deutsche Unternehmen, die ihre Produktionsaktivitäten in Russland aufgenommen haben. Viele Unternehmen sind gezwungen ihre Fachkräfte selbstständig und auf eigene Rechnung auszubilden. Um das System der (dualen Berufsbildung) zu unterstützen, gewährt die russische Regierung seit dem 1. Januar 2018 Steuervergünstigungen. In diesem Rahmen können die Ausbildungskosten, darunter für Lehrmittel und Räumlichkeiten sowie die Ausbildungsvergütung, von Unternehmen als Betriebsausgaben steuerlich abgesetzt werden (GTAI (2018a) (vgl. Kapitel 2.3.). 2. Das Bildungssystem und die mittlere berufliche Bildung in Russland 2.1. Mittlere berufliche Bildung in der Bildungsstruktur In Russland bilden die Verfassung der RF und das föderale Gesetz Nr. 273-FZ vom 29.12.2012 „Über Bildung in der Russischen Föderation“ (weiter als FZ Nr. 273-FZ) die gesetzliche Grundlage für die Regulierung der gesellschaftlichen Beziehungen im Bildungsbereich. Vor der Beschreibung der mittleren Berufsbildung in der Bildungsstruktur in Russland muss eine gewisse terminologische Klarheit eingefügt werden. Das Föderalgesetz 273-FZ benutzt für die Berufsbildung in Colleges den Begriff „mittlere Berufsausbildung“ (Sredneje professionalnoje obrasovanie - SPO), wobei der Begriff „Berufsausbildung“ sowohl die mittlere Berufs-, wie auch die Hochschulbildung beinhaltet (Teil 5, § 10, Pkt. 8 des Föderalgesetzes FZ-273-FZ) beinhaltet. In Russland wird die „Schulbildung“ durch vier Stufen der Allgemeinbildung repräsentiert. Dies sind Vorschul-, Grundschul-, Hauptschul- und die mittlere Allgemeinbildung (Teil 4, § 10 des FZ-273-FZ). Die vorgesehene Dauer für die Vermittlung der Programme der Grundschulbildung beträgt 4 Jahre, für die der Hauptschulbildung 5 Jahre und für die mittlere Allgemeinbildung – 2 Jahre 10
Die Bildungsprogramme der Vorschul-, Grundschul-, Hauptschulbildung und der mittleren Allgemeinbildung sind aufeinander aufbauend (Teil 1, § 63 FZ Nr. 273-FZ). Dabei ist anzumerken, dass die mittlere Allgemeinbildung obligatorisch ist und nicht erworben werden kann ohne Absolvierung der davorliegenden Stufen der Allgemeinbildung. Ausnahme ist die Vorschulbildung, die nicht obligatorisch ist (Teil 5, § 6 Föderalgesetz Nr. 273-FZ). Vor dem föderalen Änderungsgesetz Nr. 194-FZ „Über Bildung“ vom 21.07.2007 war nur die allgemeine Hauptschulbildung obligatorisch. Diese historische Besonderheit erklärt in hohem Maße die Existenz von „zweierlei Anforderungen“ gegenüber Personen, die eine mittlere Berufsbildung erwerben möchten. So werden zur Aneignung dieser Programme Personen zugelassen, welche die Hauptschulallgemeinbildung (ab 9. Klasse) erworben haben oder die mittlere Allgemeinbildung (ab 11. Klasse). Im ersten Fall verlängert sich die Ausbildungsdauer und das Ausbildungsprogramm der mittleren Berufsausbildung, durch die obligatorisch zu erhaltende mittlere Allgemeinbildung (vgl. Abbildung 3.). Konkret heißt das, dass die Auszubildenden, welche die berufliche Ausbildung nach der 9. Klasse beginnen, das Schulprogramm der 10.-11. Klasse erlernen. Abbildung 3. Bildungsstufen in Russland Quelle: In Anlehnung an: Gosuslugi (2018) Die mittlere Berufsausbildung besteht aus zwei Programmen: den Programmen zur Ausbildung qualifizierter Arbeiter und Angestellten und den Programmen zur Ausbildung von Fachkräften der mittleren Ebene (Föderalgesetz Nr. 273-FZ, Teil 3, Pkt. 2, Unterpunkt „a“). Diese 11
Programme sind keine unterschiedlichen Stufen der mittleren Berufsausbildung. Im ersten Fall erwerben die Auszubildenden einen Beruf, im zweiten einen Beruf mit Spezialisierung. Innerhalb einer Bildungseinrichtung gibt es flexible Bildungswege und Auszubildende können während der Ausbildung das Programm wechseln. (in der Tabelle 4 im Anhang sind Beispiele aufgeführt). Eine solche Teilung der Ausbildungsprogramme der mittleren Berufsausbildung entstand erst im Jahr 2012 nach Inkrafttreten des Föderalgesetzes Nr. 273-FZ. Während früher eine weitere Stufe der Berufsausbildung existierte – die berufliche Grundausbildung (NPO, Natschalnoje professionalnoje obrasowanije), die als einzelne Stufe gegenwärtig fehlt, so ist diese gegenwärtig faktisch in die mittlere Berufsausbildung (SPO) integriert. Dem Wesen nach sind die Programme zur Ausbildung qualifizierter Arbeiter (Angestellte), die früher nicht typisch für die mittlere Berufsausbildung waren, ein vollständiges Analog der früher existierenden Programme der beruflichen Grundausbildung. Außerdem erfolgten auch wesentliche Änderungen bei der Klassifizierung von Einrichtungen der mittleren Berufsausbildung. Früher teilten sich die Einrichtungen der beruflichen Grundausbildung ausgehend von den erworbenen Qualifikationen der Absolventen in Berufsschulen (alter Begriff PTU – professionalnoje technitscheskoje utschilischtsche) und Berufslyzeen. Die Einrichtungen der mittleren Berufsausbildung (alter Begriff „mittlere technische Berufsausbildung“) wurden Technikums genannt. Eine solche Trennung war mit Finanzierungsfragen verbunden. Die meisten mittleren Bildungseinrichtungen heißen heutzutage Colleges (dieser Begriff wurde in den 90ern Jahren eingeführt). Jedoch haben viele Einrichtungen in ihrer Bezeichnung das Wort „Technikum“ usw. als Tribut an die historische Tradition beibehalten. Im Rahmen der beruflichen Bildung gibt es Fortbildungsmöglichkeiten wie z. B. Ressourcenzentren der Unternehmen, die Zertifikate über den Erhalt der zusätzlichen Ausbildung ausstellen. Nach der beruflichen Ausbildung haben die Absolventen verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten. Zu diesen gehören zusätzliche Ausbildungen in Schulungszentren der Unternehmen, Weiterbildungskurse, Teilnahme an professionellen Wettbewerben (z. B. Worldskills) oder ein weiterführendes Studium. Personen, die eine mittlere Berufsausbildung abgeschlossen haben, haben die Möglichkeit zum Erwerb eines Hochschulabschlusses. Ebenso wie die Absolventen von Schulen werden die Absolventen von beruflichen Ausbildungseinrichtungen in das erste Studienjahr 12
eingeschrieben. Der einzige Unterschied zwischen ihnen besteht darin, dass für Schulabgänger das Ablegen des einheitlichen Staatsexamens in den entsprechenden Fächern die einzige Variante des Eintritts in eine Hochschuleinrichtung ist und Absolventen von Bildungsorganisationen der mittleren Berufsausbildung sowohl das genannte Examen ablegen, wie auch die in Teil 6, § 70 des Föderalgesetzes Nr. 273-FZ vorgesehene Variante nutzen können. Entsprechend dieser Vorschrift erfolgt die Immatrikulation zum Studium für Bachelorstudiengänge und Vertiefungsprogramme von Personen mit mittlerer Berufsbildung nach den Ergebnissen von Aufnahmetests, deren Form und Umfang durch die Hochschulbildungseinrichtung eigenverantwortlich festgelegt werden. 2.2. Modernisierung der mittleren beruflichen Bildung Laut aktuellen Schätzungen gibt es in Russland fast 4000 Berufsschulen mit beinahe 3 Mio. Auszubildenden. 2017 gab es landesweit etwa 900 Tsd. Neueinschreibungen in Programme der mittleren Berufsbildung. Die Mehrzahl der Einschreibungen (744 Tsd.) erfolgte in Programme für Spezialisten der mittleren Ebene (Beispiele sind in Tabelle 4 im Anhang aufgeführt). Gleichzeitig haben 2017 etwa 700 Tsd. Auszubildende ihre Berufsbildung erfolgreich abgeschlossen. Die Mehrzahl der Absolventen (mit etwa 500 Tsd.) haben Programme für Spezialisten der mittleren Ebene absolviert. Laut einer Umfrage von über 500.000 Personen im Durchschnittsalter von 23,8 Jahren werden etwa 65% der Absolventen der mittleren Berufsbildung angestellt und haben einen monatlichen Durchschnittslohn von etwa 22.557 Rubel (etwa 300 Euro) (vgl. Abbildung 4.) (Goskomstat (2017), Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Russischen Föderation (2017). Abbildung 4. Statistik der mittleren Berufsbildung in Russland, 2017 Quelle: In Anlehnung an: Goskomstat (2017), Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Russischen Föderation (2017) 13
Die großangelegte Unterstützung des Systems der Berufsbildung auf staatlicher Ebene begann mit dem nationalen Prioritätsprojekt „Bildung“ im Jahr 2005, als den Regionen Mittel für die Modernisierung des Bildungssystems zugeteilt wurden. Einige Jahre später (2013) wurde durch das Bildungsministerium die „Strategie zur Entwicklung des Systems der Ausbildung von Fachkräften und zur Herausbildung von angewandten Qualifikationen in der Russischen Föderation bis zum Jahr 2020“ gebilligt. Dieses Dokument bestimmt die Politik des Staates im Bereich Berufsbildung. Neben der Vervollkommnung der materiell-technischen und technologischen Basis der mittleren beruflichen Bildung nennt die Strategie als eine ihrer wichtigen Richtungen die Entwicklung eines Organisations- und Wirtschaftsmechanismus zur Modernisierung des beruflichen Ausbildungssystems. Grundlage der Strategie ist dabei die staatlich-private Partnerschaft zwischen staatlichen Stellen, Betrieben und Bildungseinrichtungen (Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Russischen Föderation (2013). Im Jahr 2014 wurden die föderalen Bildungsstandards für das System der mittleren beruflichen Bildung angenommenen. Diese setzen die Modernisierung der Infrastruktur und eine Qualifizierung des Lehrpersonals voraus. Die neuen Bildungsstandards vereinbaren sich mit Standards des internationalen Wettbewerbs der beruflichen Meisterschaft WorldSkills International (ausführliche Informationen zum Wettbewerb siehe Kapitel 3.2). Am 3. März 2015 wurde im Auftrag des Präsidenten der Russischen Föderation die Verordnung vom 4. Dezember 2014 der Regierung der Russischen Föderation festgelegt, die eine weitere Reihe von Maßnahmen voraussieht, die auf die Modernisierung des Systems der mittleren beruflichen Bildung für die Jahre 2015-2020 gerichtet sind. Die Maßnahmen setzten die konsequente Einführung eines praxisorientierten (dualen) Ausbildungsmodells ins System der mittleren Berufsausbildung voraus (Komplex der Maßnahmen, die auf Modernisierung des Systems der mittleren beruflichen Bildung für die Jahre 2015-2020 gerichtet sind, genehmigt durch den Erlass der Regierung der Russischen Föderation am 3. März 2015 Nr. 349-р). Durch den Rat beim Präsidenten der Russischen Föderation für strategische Entwicklung und vorrangige Projekte wurde 2017 das Projekt „Fachkräften für fortschrittliche Technologien“ („Ausbildung von hochqualifizierten Fachkräften unter Berücksichtigung moderner Standards und fortschrittlicher Technologien“) gebilligt. Die Realisierung dieses Projekts sieht eine Erhöhung der Absolventenzahl in Bildungsorganisationen vor, welche Programme der mittleren beruflichen Bildung realisieren. Das Ziel der Absolventenzahl beläuft sich auf bis zu 14
50.000 Personen bis zum Jahr 2020 mit einem Ausbildungsniveau, das den Anforderungen des WorldSkills-Standards entspricht (Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Russischen Föderation (2017a)). Im Zusammenhang der Modernisierung der mittleren Berufsbildung ist Deutsch-Russische Kooperation im Bereich der dualen Berufsbildung zu betonen. Der Schwerpunkt der Zusammenarbeit liegt in den letzten Jahren auf zwei Projekten, die unmittelbar auf die Implementierung der dualen Ausbildung in Russland unter Berücksichtigung der deutschen Erfahrung gerichtet sind. Diese Projekte sind: „Regionaler Standard zur personellen Sicherstellung des Industriewachstums“ der Agentur für Strategische Initiativen (ASI) und VETnet der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK). Unterstützt werden die Projekte durch das Bundesinstitut für Bildung und Forschung (FIRO) und das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) (Diese Projekte werden im Kapitel 4.3. genauer betrachtet). 2.3. Finanzierung Die Ausgaben des Gesamthaushalts der Russischen Föderation im Jahr 2016 in den Bildungssektor betrugen 3.058,98 Milliarden Rubel. Dabei betrugen die Ausgaben des föderalen Haushalts für Bildung 564,31 Milliarden Rubel (9,18 %). Der größte Teil des Gesamthaushalts entfiel auf die „Schulbildung“, die hauptsächlich aus den Mitteln des regionalen Haushalts finanziert wird (1.442,88 Mrd. Rubel (47,17%)). Die Ausgaben aus dem Gesamthaushalt für mittlere Berufsbildung betrugen 199,16 Milliarden Rubel, was 6,5 % des für die Bildung zugeteilten Gesamtbetrags im Jahr 2016 entspricht (vgl. Abbildung 5.). Die mittlere Berufsbildung wird größtenteils aus Mitteln des regionalen Haushaltes finanziert, wobei die Ausgaben für Hochausbildung und postgraduale Weiterbildung hauptsächlich mit den Mitteln des Föderalhaushalts abgedeckt werden. (Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Russischen Föderation (2016)). Der größte Teil der Ausgaben für mittlere berufliche Bildung kommt auf den laufenden Kosten der Bildungseinrichtungen (Stipendien, Löhne für die Lehrer, kommunale Ausgaben usw.) Die Ausgaben für die Entwicklung der materiellen und technischen Basis der Berufsbildungseinrichtungen (inkl. Umbauarbeiten und Ausstattung mit modernen Anlagen) betrugen beispielsweise im Jahr 2015 nur 5% der Gesamtausgaben (Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Russischen Föderation (2016)). 15
In Russland besteht ein Anrecht auf Bildung. Die Einschreibung zur Ausbildung von Ausbildungsprogrammen der mittleren Berufsausbildung erfolgt auf allgemein zugänglicher Basis (im Unterschied zur Hochausbildung, wo die Immatrikulation auf Wettbewerbsbasis erfolgt). Das impliziert, dass eine ausreichende Anzahl an haushaltsfinanzierten Plätze für die Programme der mittleren Berufsausbildung für alle Auszubildenden vorhanden sein muss (und dass keinerlei Anforderungen gestellt werden, außer des Vorhandenseins der Hauptschulbildung). Jedoch gibt es Programme, die auf wettbewerblicher Basis zugänglich sind. Abbildung 5. Ausgaben des konsolidierten Haushalts der Russischen Föderation zur Position „Bildung“ im Jahr 2016, in Mrd. Rub. Quelle: Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Russischen Föderation (2016a) Die Organisation der Bereitstellung einer allgemein zugänglichen und kostenfreien mittleren Berufsausbildung gehört sowohl zu den Kompetenzen der RF, wie auch zu den Kompetenzen der Föderalsubjekte. Entsprechend liegen die Verpflichtungen zur finanziellen Sicherstellung der Bereitstellung einer kostenfreien mittleren Berufsausbildung entweder bei der RF oder beim Föderalsubjekt. (Außerdem ist für Auszubildende, die auf Kosten von Haushaltsmitteln ausgebildet werden, die Zahlung eines staatlichen Stipendiums vorgesehen. Den Auszubildenden werden Plätze im Wohnheim zur Verfügung gestellt. Ebenso kann es andere Maßnahmen der sozialen Unterstützung und Stimulierung geben). 16
Im Jahr 2018 werden circa 1,3 Mrd. Rubel zur Förderung regionaler Programme für die Entwicklung der Berufsbildung zugeteilt, darunter mehr als 1 Mrd. Rubel aus dem föderalen Haushalt. Finanziert werden die folgenden Bereiche/Projekte: „Fachkräfte für fortschrittliche Technologien“ (44 Regionen), Schaffung von Bedingungen für mittlere berufliche Bildung von Behinderten (24 Regionen; Zuschüsse aus dem föderalen Haushalt für die Regionalhaushalte), Schaffung von Einrichtungen der mittleren beruflichen Bildung zur Unterstützung inklusiver beruflicher Bildung von Behinderten (52 Regionen; Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Russischen Föderation (2017b). 3. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen für die mittlere berufliche Bildung in Russland 3.1. Demographische Entwicklung Demographische Veränderungen haben einen wesentlichen Langzeiteffekt auf das Bildungssystem. Nachfolgend ist der Zusammenhang zwischen der „demographischen Delle“ und der Nachfrage nach Bildung in Russland aufgezeigt (auf Grundlage einer Prognose von Rosstat bis 2035) (Rosstat (2017a)). In diesem Kapitel wird die Gruppe der 15 bis 19-jährigen genauer betrachtet, weil diese Altersgruppe potentielle Ausbildungsanfänger von Colleges sind. Wie oben erwähnt wurde, kann man in Russland ins College nach der 9. Klasse (15-16 Jahre) oder nach der 11. Klasse (16-19 Jahre) eintreten. Zwischen 2005 und 2015 verringerte sich landesweit die Anzahl der Jugendlichen im Alter von 15 bis 19 Jahren. Die Folgen der „demographischen Delle“ Ende der 80er Anfang der 90er Jahre, als die Geburtenzahlen in Russland ein Minimum erreichten, verspüren alle Föderalbezirke. Im Zeitraum zwischen 2005 und 2015 hat sich die Gesamtzahl der Jugendlichen im Alter von 15 bis 19 Jahren landesweit um 55,4% verringert – von 12.032.000 auf 6.668.500 (Zentrum für demographische Forschung der Russischen Wirtschaftsschule (2017)). Die Verringerung der Anzahl der Jugendlichen war der Hauptgrund für die niedrigen Einschreibungsquoten von Studierenden und Auszubildenden auf allen Bildungsebenen. Von 2005 bis 2015 haben sich die Immatrikulationszahlen in die Programme der Hochschulbildung um 38,2 % verringert. Einschreibungen in Programme zur Ausbildung von Fachkräften der mittleren Ebene haben sich um 18,2 % verringert, Einschreibungen in Programme der Ausbildung von qualifizierten Arbeitern um 42,5 % (vgl. Abbildung 6.), Beispiele der Programme der Berufsbildung siehe im Anhang in der Tabelle 4. 17
Abbildung 6. Dynamik der Einschreibung von Studenten und Auszubildenden nach Stufen (Programmen) der Bildung (in Tsd.), 2005 -2015 Hochschulbildung Mittlere Berufsbildung - Programm "Fachkräfte der mittleren Ebene" ANZAHL DER PERSONEN, IN TSD. Mittlere Berufsbildung - Programm "Qualifizierte Arbeiter (Angestellte)" 1800 1640,5 1657,6 1681,6 1641,7 1600 1498,2 1340,6 1400 1205,4 1131 1142,4 1200 1072,9 1014,3 1000 854,1 798,1 770,7 800 703,1 694,3 705,3 659,6 656,2 673 699 637 600 688 630 586 400 541 543 509 533 499 451 415,6 395,3 200 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quelle: Forschungseinrichtung für Bildung der Hochschule für Ökonomie (2017) Abbildung 7 veranschaulicht die prozentuale Entwicklung der Einschreibungen zwischen 2005 und 2015 in Hochschulprogramme und Ausbildungsprogramme für mittlere Berufsbildung. Abbildung 7. Einschreibungen in Ausbildungsprogramme der Hochschul- und mittleren beruflichen Bildung (in %), 2005 - 2015 35,4 34,2 33,9 33,7 32,3 31,1 30,2 31,6 32,6 29,2 28,5 25,8 27,3 21,9 22,1 22,5 21,4 20,5 19,4 19,6 18 2005 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Programme der Hochschulbildung Mittlere Berufsbildung - Programm "Fachkräfte der mittleren Ebene" Mittlere Berufsbildung - Programm"qualifizierte Arbeiter (Angestellte)" Quelle: Forschungseinrichtung für Bildung der Hochschule für Ökonomie (2017) Die Veränderung der Studentenanzahlen in Programmen der mittleren beruflichen Ausbildung von 2005 bis 2015 zeigte sich in den Subjekten der Russischen Föderation unterschiedlich. 18
Darauf hatten sowohl die Besonderheiten der demographischen Entwicklungen in einzelnen Regionen als auch Unterschiede in den regionalen SPO-Systemen Einfluss. Die Verringerung der Anzahl der Auszubildenden der Berufsschulen zwischen 2005 und 2015 (vgl. Abbildung 8.) betrug im Föderalbezirk Nordwest 33,5% (von 379.000 auf 252.000), im Zentralen Föderalbezirk 34,3 % (von 913.600 auf 600.000 Studenten), im Föderalbezirk Süd 22,8 % (von 390.300 auf 301.000), im Föderalbezirk Nordkaukasus 5,9% (von 174.800 auf 164.000), im Föderalbezirk Wolga 34,4 % (von 997.200 auf 655.000), im Föderalbezirk Ural 32,8% (von 414.300 auf 278.000), in den Föderalbezirk Sibirien 30,4 % (von 628.300 auf 438.000), im Föderalbezirk Ferner Osten 28% (von 202.500 auf 146.000). Abbildung 8. Veränderung der Anzahl der Auszubildenden der mittleren Berufsschulen im Jahr 2015 gegenüber 2005 nach Föderalbezirken 1200000 1000000 800000 600000 400000 200000 0 Föderalbe Föderalbe Zentraler Föderalbe Föderalbe Föderalbe Föderalbe zirk Föderalbe zirk Föderalbe zirk zirk zirk zirk Ural Ferner zirk Süd Nordkauk zirk Wolga Nordwest Sibirien Osten asus 2005 913600 997200 379000 414000 628300 202500 390300 174800 2015 600000 655000 252000 278000 438000 146000 301000 164000 Veränderung (2005-2015 in %) 34,3 34,3 33,5 32,9 30,3 27,9 22,9 6,2 Quelle: Forschungseinrichtung für Bildung der Hochschule für Ökonomie (2017) Es wird eine Änderung des demographischen Trends erwartet. Diese Prognose begründet sich auf Basis der Daten der Russischen Föderation zu Geburten und Sterbefällen (RosBRiS) (Zentrum für demographische Forschung der Russischen Wirtschaftsschule (2017). Wie aus den Prognosedaten folgt, erwarten alle Regionen bis zum Jahr 2030 ein demographisches Wachstum für die Gruppe der 15 bis 19-jährigen (vgl. Abbildung 9.). Demnach wird die Gesamtzahl der Jugendlichen in diesem Alter in der Russischen Föderation bis zum Jahr 2030 auf 8.951.600 ansteigen. 19
Gemäß der Studie können die Folgen der „Demografischen Delle“ jedoch nicht endgültig überwunden werden. 2030 wird die Zahl der Jugendlichen im Alter von 15 bis 19 Jahren nur 74,4 % des Niveaus von 2005 betragen. Abbildung 9. Prognose zur Änderung der Anzahl der Jugendlichen im Alter von 15 – 19 Jahren für die Jahre 2016 – 2030 nach Föderalbezirken, in % zu 2005 Quelle: Zentrum für demographische Forschung der Russischen Wirtschaftsschule. Russländische Geburten- und Sterbe-Datenbank (RosBRiS) (2017) Gemäß der Prognose wird sich die Anzahl der Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren am meisten in den folgenden Regionen bis 2030 gegenüber dem Niveau von 2005 zuwachsen: Republik Tschetschenien (124,2%), Republik Tuwa (110,7%), Republik Altai (108,4%), Republik Inguschetien (97,9%), Autonomer Kreis der Chanten und Mansen (96,3%), Gebiet Tjumen (91,9%), Verwaltungsbezirk der Jamal-Nenzen (88,8 %), Republik Dagestan (88,0%) Autonomer Kreis der Nenzen (87,5%), Republik Sacha (83,6%), Republik Chakassien (83,4%), Republik Burjatien (81,2%), Stadt Sankt-Peterburg (81,0%), Moskauer Gebiet (80,6%), Region Krasnodar (80,6%), Region Nowosibirsk (80,5%), Region Swerdlowsk (80,4%), Region Astrachan (80,2%), Republik Nord Osetia (79,3%), Stadt Moskau (79,1%) (vgl. Abbildung 9.). 3.2. Image der mittleren beruflichen Bildung und die gefragtesten Berufe In den 90-er Jahren gab es in Russland einen starken Imageverlust der mittleren Berufsbildung und der Arbeitsberufe. Die Gründe dafür sind: (i) schlechter Ruf der mittleren Bildungseinrichtungen, (ii) relativ niedrige Arbeitslöhne1, (iii) Schwierigkeiten mit dem 1 aktuell beträgt der Durchschnittslohn der Arbeiter ca. 12-37 Tsd. Rub. (ca. 180-555 Euro) (Rosstat 2016, 2017b) 20
Berufseinstieg nach Beendigung der Ausbildung, (iv) fehlende Perspektive für berufliche Weiterentwicklung, (v) schwierige und oft gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen, (vi) unsicherer Arbeitsplatz aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Gegebenheiten. Heutzutage verbessert sich die Situation allmählig aber sie ist noch weit vom Wunschbild entfernt. Laut der Umfrage von WZIOM (Gesamtrussisches Zentrum für öffentliche Meinungsforschung), an der 1800 Befragte teilgenommen haben, bevorzugen lediglich 10 % der Befragten Arbeiterberufe für ihre Kinder. Als attraktivste Berufe wurden Arzt, Militärangehöriger und Jurist genannt. (WZIOM 2017). Eine weitere Umfrage zum Thema zeigte, dass nur 1% der Befragten Arbeiterberufe als perspektivreiche Berufe einschätzen (WZIOM 2017a). Die Russische Staatliche Soziologische Universität hat 2015 eine Analyse zum Thema Image der mittleren beruflichen Bildung durchgeführt, die auf der Befragung von 430 Schulabsolventen der 9. bzw.11. Klasse und ihren Eltern basiert. Die Analyse zeigte, dass das Image der Berufsbildung in Russland insgesamt als „negativ-neutral“ bewertet wird. Die Umfrage hat auch gezeigt, dass mehr Schulabgänger nach der Hauptschulbildung (50% der Befragten) den Weg der mittleren Berufsbildung gehen verglichen mit Schulabgängern der 11. Klasse (19% der Befragten) (Eronin 2015). Es werden in den letzten Jahren verschiedene Maßnahmen durchgeführt, die auf eine Imageverbesserung ausgerichtet sind. Zu den wichtigsten gehören der internationale Wettbewerb World Skills, die Förderung der TOP-50 gefragtesten Arbeiterberufe oder die duale Ausbildung (Liste der TOP-50 gefragtesten Arbeiterberufe siehe in Tabelle 3 im Anhang). Ein wichtiger Schritt in Richtung Imageverbesserung der Arbeiterberufe wurde 2012 gemacht, als Russland zum Teilnehmer des internationalen Wettbewerbs WorldSkills wurde. Damals wurde festgestellt, dass die Produktivität der russischen Arbeitnehmer niedrig verglichen mit dem Weltniveau ist. Fünf Jahre später gab es einen großer Vorschritt - Russland hat in der Mannschaftswertung der Weltmeisterschaft zur beruflichen Exzellenz WorldSkills 2017 in Abu Dhabi gewonnen. Im Jahr 2019 findet das internationale Turnier WorldSkills zum ersten Mal in Russland statt. Als Durchführungsort wurde die Stadt Kasan gewählt. Für Russland ist es ein erneuter Anlass, das System der mittleren beruflichen Bildung zu optimieren. Neben der Organisation und Durchführung von Wettbewerben zur beruflichen Exzellenz beinhalten die Tätigkeiten der Organisation WorldSkills in Russland die Formierung eines Expertenrates zu Fragen der beruflichen Ausbildung, die Erforschung neuester Tendenzen in 21
den wichtigsten Branchen der Industrie und die Ermittlung von gefragten Fertigkeiten und Kompetenzen (Projekt Future Skills), die Durchführung von Demonstrationsexamina nach WorldSkills-Stands (seit 2016) und die Beratung und Weiterbildung von Lehrkräften (Akademie WorldSkills; WorldSkills Russia 2018). Eine weitere Maßnahme zu Imageverbesserung der mittleren Berufsbildung ist die duale Berufsbildung – eine moderne praxisorientierte Ausbildungsmethode, die den Auszubildenden schon am Anfang der Ausbildung eine Möglichkeit gibt, sich mit dem Produktionsprozess und einem bestimmten Arbeitsplatz im Unternehmen bekannt zu machen. Die Prinzipien der dualen Ausbildung werden in Russland heute hocheingeschätzt und bekommen immer mehr Anerkennung von der Regierung, Bildungseinrichtungen und modernen Betrieben. Die Attraktivität von einzelnen Arbeiterberufen für Jugendliche steigern vor allem solche Faktoren wie relativ hohes Einkommen bei Beginn der Berufstätigkeit und die Möglichkeiten für berufliche Entwicklung. Unter den Berufen, die diese Faktoren aktuell erfüllen und die dementsprechend gefragt sind, können die folgenden genannt werden: Koch/ Konditor, Automechaniker, Schweißer, Meister für Bauarbeiten, Traktorist/ Maschinist für Landwirtschaft, Meister Innenausbau, Elektromonteur für die Reparatur und Wartung von elektrischen Anlagen, PKW-Schlosser, Friseur, Verkäufer/ Controller /Kassierer (vgl. Tabelle 4 im Anhang). Oft haben die Absolventen, die diese Berufe erworben haben, sogar ein höheres Einkommen als einige Hochschulabsolventen. Laut Angaben des Ministeriums für Bildung und Forschung gibt es in Russland ca. 600 Berufe und Spezialisierungen (seit Ende 2017 wird die Liste der Berufe und Spezialisierungen aktualisiert), die man in mittleren beruflichen Schulen erwerben kann (Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Russischen Föderation (2016). Im Jahr 2016 hat das Ministerium für Arbeit und Sozialpolitik eine Liste der gefragtesten Berufe und von neuen und perspektivvollen Berufen für den Zeitraum bis 2020 (TOP-50) erstellt, welche mittlere berufliche Bildung erfordern (vgl. Tabelle 3 im Anhang). Diese Liste ist ein wichtiger Schritt zur Umsetzung des Maßnahmen-Katalogs, der auf die Modernisierung des Systems der mittleren beruflichen Bildung gerichtet ist und durch eine Regierungsverordnung im März 2015 im Rahmen der Umsetzung der „Mai-Dekrete“ nach der Botschaft des Präsidenten Russlands an die Föderalversammlung gebilligt wurde (Weisung des Arbeitsministeriums Russlands Nr. 831 vom 2. November 2015). 22
Das Ministerium für Arbeit und Sozialpolitik führt jährlich Umfragen und Studien zu den gefragtesten und am besten bezahlten Branchen und Berufen durch. Laut den letzten Ergebnissen dieser Umfragen benötigten Arbeitgeber im Jahr 2017 hochqualifizierte Fachkräfte in den Bereichen Fertigung (metallverarbeitende und Maschinenbaufertigung), Bauwesen und Transport, Gesundheitswesen, Wissenschaft, Technik, Bildung, humanitärer Bereich, Fachleute in den Bereichen Recht und Kultur. Die gefragtesten Arbeiterberufen sind Verfahrenstechniker, Techniker für Betriebsdienst und Wartung von Ausrüstungen, Servicetechniker für CNC-Werkzeugmaschinen und Maschinen- und Anlagentechniker. Die Prognose zur Entwicklung des Arbeitsmarktes bis 2030 ist auch im „Atlas der neuen Berufe“ dargestellt (Atlas von neuen Berufen 2014). Mit der Ausarbeitung dieses Projekts haben sich die Agentur für strategische Initiativen (ASI) und die Moskauer Managementschule Skolkowo beschäftigt. Die Forscher haben 136 neue Berufe genannt, die bis zum Jahr 2030 entstehen können. Darunter sind die folgenden Arbeiterberufe erwähnt, die mittlere berufliche Bildung erfordern: • Fachkraft für lokale Energieversorgungssysteme • Energieprüfer • Einrichter/ Controller Stromnetze für dezentrale Energetik • Bediener für automatisierte Transportsysteme • Techniker für intermodulare Transportlösungen • Technologe für Recycling von Fluggeräten • Verfahrenstechniker • Planer für 3-D Druck im Bauwesen Neben den Forschern von Skolkowo haben Experten der Organisation WorldSkills Russland ihre Prognose vorgestellt. Sie richten Ihr Hauptaugenmerk auf Fertigkeiten und Kompetenzen, die für die Berufe der Zukunft erforderlich sein werden. Ihrer Meinung nach wird sich das Wesen der Ausübung vieler Berufe im Zusammenhang mit dem Entstehen neuer Ausrüstungen, neuer Werkstoffe und mit der Digitalisierung ändern, was die Ausführung von physischen Arbeitsgängen durch die Fachkräfte spürbar verkürzt und das schöpferische Element aller Berufe erhöht (WorldSkills (2017). 23
4. Duale Berufsbildung in Russland 4.1. Definition und wichtigste Prinzipien Die duale Berufsbildung versteht sich in Russland, wie auch in Deutschland, in der Regel als eine Art der beruflichen Bildung, bei welcher der praktische Teil der Ausbildung in einem Betrieb erfolgt und ein Teil der Ausbildung in einer (partnerschaftlichen) Bildungsorganisation. Die duale Berufsbildung als System existiert in Russland nicht, da der Begriff nicht in der föderalen Gesetzgebung definiert ist (ausführlicher siehe Kapitel 4.2.). Man unterscheidet zwei Definitionen des Begriffs duale Berufsbildung in Russland: 1. Im engeren Sinne ist die duale Berufsbildung eine Organisations- und Umsetzungsform des Bildungsprozesses, bei welcher der theoretische Teil der Ausbildung in einer Bildungsorganisation erfolgt und der praktische Teil in einem Betrieb. In diesem Sinne wird in Russland der Begriff der dualen Berufsbildung auch als eine Form des Praktikums verstanden, die zu keinen Veränderungen im System der mittleren Berufsbildung auf regionaler Ebene führt. 2. Im weiteren Sinne ist die duale Berufsbildung ein regionales Infrastrukturmodel. Diese erfordert die Kooperation zwischen Staat, Unternehmen bzw. Branchencluster und Bildungseinrichtungen (durch einen Koordinator wie z.B. der IHK) und das Zusammenwirken der folgenden Systeme (vgl. Abbildung 1 und 2): mittlere Berufsbildung, Prognostizierung des Personalbedarfs, Berufsorientierung, Beurteilungssystem (unabhängige Qualifikationsbewertung), Ausbildung der Lehrer und Ausbilder. Das Zusammenwirken der Systeme wird durch ein kollegiales Verwaltungsorgan in einer Region reguliert. Ein System beeinflusst das andere und alle zusammen bilden sie das Model der dualen Ausbildung (ASI 2016, Esenina 2015). 24
Abbildung 10. Duale Ausbildung als regionales Infrastrukturmodel und seine Bausteine Quelle: in Anlehnung an: ASI (2015) Abbildung 11. Traditionelles Modell vs. Zielmodel Quelle: ASI (2016) 25
Prognostizierung des Personalbedarfs Das System der Prognostizierung des Personalbedarfs (auf regionaler Ebene, branchenbezogen) setzt voraus, dass die Regierung, Bildungseinrichtungen und Unternehmen den Personalbedarf für 3 bis 7 Jahre prognostizieren. Die langfristige Planung des Personalbedarfs ermöglicht die Ausbildungsrichtung zu bestimmen und die Ausbildungsprogramme dementsprechend zu gestalten. Berufsorientierung Die Berufsorientierung dient dazu, die Interessen der Auszubildenden mit den Interessen der Wirtschaft zusammenzubringen. Die Berufsorientierung soll möglichst früh anfangen (in Deutschland fängt man schon ab der 5. Klasse an). Das System der Berufsorientierung kann zur Entwicklung der dualen Berufsbildung beitragen, indem die Auszubildenden eine für sich ideale Berufswahl treffen (und somit langfristig bei einem Unternehmen verbleiben). Beurteilungssystem Es wurde festgestellt, dass die Prozedur der Bewertung der Qualifikation (Fähigkeiten und Fertigkeiten der Auszubildenden, Struktur und Qualität der Ausbildungsprogramme) eine der wichtigsten Voraussetzung für die erfolgreiche Implementierung der dualen Berufsbildung ist. Um die Bewertung der Qualifikation auf föderalen Ebene festzulegen ist das Föderalgesetz "Über die unabhängige Qualitätsbewertung" erarbeitet, das am 1. Juli 2017 in Kraft getreten ist (FZ Nr. 238-FZ vom 03.07.2016). Das Gesetz sieht die Schaffung eines Systems der unabhängigen Qualifikationsbewertung gemäß professionellen Standards durch die folgenden Organisationen vor: Nationalrat, Nationale Agentur für die Entwicklung von Qualifikationen (NARK), Rat für berufliche Qualifikationen (SPK), Zentren für die Bewertung von Qualifikationen, Arbeitgeber/ Arbeitgeberverbände/ Gewerkschaften und föderales Exekutivorgan. (FZ Nr. 238-FZ vom 03.07.2016, Artikel 3). Für die Koordinierung des Systems der unabhängigen Qualifikationsbewertung ist der Nationalrat für Berufsqualifikationen bei dem Präsidenten Russlands zuständig. Für die Organisation der Qualifikationsbewertung für einzelne Branchen sind die entsprechenden Räte für berufliche Qualifikationen (SPK) verantwortlich. 26
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