Trans-parenz an der Spitze

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Trans-parenz an der Spitze
Trans-
  parenz
Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors

  an der
  Spitze
Trans-parenz an der Spitze
schillingreport 2019

2   schillingreport 2019 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors       © 2019, guido schilling ag
Trans-parenz an der Spitze
schillingreport 2019

Inhaltsverzeichnis
    Editorial                                                                                                                                              4

1 Executive Summary                                                                                                                                        5
2 Einleitung	                                                                                                                                              6
3 Allgemeine Angaben zum Report                                                                                                                            6

4 Die Führungsgremien der Unternehmen und des öffentlichen Sektors			                                                                                    10
  4.1 Zusammensetzung der Gremien                                                                                                                        10
  4.2 Verantwortungsbereiche der Topkader des Bundes und der Kantone sowie der Geschäftsleitungsmitglieder                                               11
  4.3 Erfahrung der Gremiumsmitglieder                                                                                                                   11
  4.4 Sprachen im öffentlichen Sektor                                                                                                                    14

5 Die Gender Diversity der Unternehmen und des öffentlichen Sektors			                                                                                   16
  5.1 Frauenanteile in der Gesamtsicht                                                                                                                   16
  5.2 Frauenanteile der Unternehmen nach Hierarchiestufen                                                                                                17
  5.3 Die Gender Diversity der Unternehmen im Branchenvergleich                                                                                          19

6 Die Nationalitäten im Private Sector                   24
  6.1 Geschäftsleitung                                   24
  6.2 Verwaltungsrat                                     25
  6.3 Frauen	                                            28

7 Ein Blick auf interessante Untergruppen30
  7.1 CEOs und Verwaltungsratspräsidenten                30
  7.2 SMI-Unternehmen                                    34
  7.3 Bundesnahe Unternehmen                             38
  7.4 Unternehmen in öffentlichem Besitz                 38
  7.5 Kantonalbanken im Vergleich mit den übrigen Banken 39

8 Übersicht der einbezogenen Unternehmen                                                                                                                 40
9 Anhang                                                                                                                                                 42
10 Kontakt                                                                                                                                               42

    Interviews mit Vertretern der Wirtschaft und des öffentlichen Sektors
    Prof. Dr. Thomas A. Gutzwiller                                                                                                                        9
    Charles Juillard                                                                                                                                     15
    Urs Kaufmann                                                                                                                                         21
    Thomas Sieber                                                                                                                                        27
    Regula Wallimann                                                                                                                                     33

Abkürzungsverzeichnis
  AG         Aktiengesellschaft                                                        KMU         kleine und mittlere Unternehmen
  bzw.       beziehungsweise                                                           Ltd.        Limited
  CEO        Chief Executive Officer                                                   NCC         Nomination and Compensation Committee
  CFO        Chief Financial Officer                                                   plc         Public Limited Company
  d.h.       das heisst                                                                SMI         Swiss Market Index
  etc.       et cetera                                                                 SPI         Swiss Performance Index
  EU         Europäische Union                                                         u.a.        unter anderem
  GL         Geschäftsleitung                                                          VR          Verwaltungsrat
  HR         Human Resources                                                           z.B.        zum Beispiel

schillingreport 2019 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors       © 2019, guido schilling ag   3
Trans-parenz an der Spitze
schillingreport 2019

    Editorial
                                                        Die ungeraden Jahre sind mir am liebsten. Dann erheben wir im schillingreport die Gender-
                                                        Diversity-Pipeline der Unternehmen – also das Potenzial an weiblichen Führungskräften auf den
                                                        der Geschäftsleitung unterliegenden Ebenen. Diese Datenerhebung ist für die Unternehmen mit
                                                        einem gewissen Aufwand verbunden, umso mehr freut es mich, dass sage und schreibe 129 der
                                                        bedeutendsten Schweizer Unternehmen sowie 14 Kantone und der Bund uns ihre diesbezüg-
                                                        lichen Daten zur Verfügung gestellt haben. Diese Mitwirkung aus dem privaten und dem öffentli-
                                                        chen Sektor werte ich als klares Zeichen, dass Transparenz in Bezug auf die Gender Diversity kein
                                                        reines Lippenbekenntnis mehr ist. Die Unternehmen und die öffentliche Verwaltung setzen sich
                                                        aktiv damit auseinander, was sich auch in den Zahlen eindrücklich spiegelt: Im Topmanagement
                                                        des privaten Sektors stieg der Frauenanteil von 14 % in 2017 auf aktuell 16 %, im Middle
                                                        Management stieg er von 21 % auf 24 %. Der öffentliche Sektor verfügt mit 22 % weiblichen
                                                        Führungskräften im Topmanagement und 28 % im Middle Management über eine deutlich brei-
                                                        tere Gender-Diversity-Pipeline als die Privatwirtschaft und agiert diesbezüglich als Vorbild.

                                                        Wieso ist mir die Gender-Diversity-Pipeline so wichtig? Kürzlich fragte mich der Präsident des
                                                        Nominationskomitees eines bedeutenden Schweizer Unternehmens, weshalb die Frauen in den
                                                        Geschäftsleitungen nicht schneller vorwärtskämen. Nun, aus meiner Sicht ist allein die Frage
                                                        schon verkehrt herum gestellt. Die Frauen machen alles richtig. Es ist an den Unternehmen,
                                                        der Wirtschaft und der Gesellschaft, die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass sich die vie-
                                                        len gut ausgebildeten, erfahrenen und kompetenten jungen Mütter eingeladen fühlen, trotz
                                                        Familienplanung nicht aus dem Berufsleben auszuscheiden. Dasselbe gilt aus meiner Sicht auch
                                                        für die jungen Familienväter, die sich nicht mehr nur der Karriere verschreiben, sondern sich
                                                        auch der Familie widmen möchten. Deshalb wird eine gute Geschlechterdurchmischung in den
                                                        Geschäftsleitungen ein Generationenprojekt bleiben. Doch ich bin guter Dinge, dass wir hier
                                                        Schritt um Schritt vorwärtskommen.

                                                        In den Geschäftsleitungen beträgt der Frauenanteil erstmals 9 %, wobei aber erst knapp die Hälfte
                                                        der hundert grössten Arbeitgeber eine Frau in der Geschäftsleitung beschäftigt. Es gibt an dieser
                                                        Stelle noch einen erwähnenswerten Punkt: Nur 40 % der weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder
                                                        sind in einer klassischen Business-Funktion tätig. 60 % bekleiden eine Service-Rolle wie etwa im
                                                        HR oder in der Kommunikation, und diese sind je nach Vorliebe des CEO in der Geschäftsleitung
                                                        vertreten oder nicht. Deshalb ist es aus meiner Sicht für die Unternehmen bereits in den unteren
                                                        Stufen der Gender-Diversity-Pipeline entscheidend, mehr Business-Positionen mit Frauen zu
                                                        besetzen.

                                                        Etwas anders sieht die Situation in den Verwaltungsräten aus: Erstmals liegt der Frauenanteil
                                                        bei 21 %. Möglich wurde dies, da die Unternehmen 38 % der freien Mandate mit einer Frau
                                                        besetzten. Diese Spitzenwerte zeugen vom grossen Commitment der Verwaltungsräte betreffend
                                                        Gender Diversity. Doch ich mache mir keine Illusionen. Wollen wir das Ziel von 30 % Frauen im
                                                        Verwaltungsrat bis 2022 erreichen, so sind die Unternehmen gefordert. Persönlich plädiere ich
                                                        dafür, in den kommenden Jahren jeden frei werdenden Sitz mit einer Frau zu besetzen. Angesichts
                                                        des einen oder anderen Austritts von Frauen sind die Verwaltungsrats- und NCC-Präsidenten gut
                                                        beraten, einen maximalen Effort zu leisten und so viele Frauen zu berufen, wie Sitze frei werden.

                                                        Gerne überlasse ich Sie an dieser Stelle den Zahlen und Fakten mit dem Hinweis, die hoch
                                                        spannenden Interviews mit ausgewählten Vertretern der Privatwirtschaft und des öffentlichen
                                                        Sektors nicht zu verpassen. Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Erkunden der 14. Ausgabe des
                                                        schillingreport!

                                                        Ihr Guido Schilling

4   schillingreport 2019 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors       © 2019, guido schilling ag
Trans-parenz an der Spitze
schillingreport 2019

1 Executive Summary
  Erfreulich: Die Gender Diversity in Schweizer Unternehmen nimmt Fahrt auf. Die Frauenanteile steigen sowohl in den Verwaltungsräten
  als auch in den Geschäftsleitungen der 100 grössten Arbeitgeber. Die Gender-Diversity-Pipeline wird breiter, der öffentliche Sektor ist
  weiterhin Vorreiter. Interne Entwicklungen in die Geschäftsleitungen sind auf einem Höchststand. Ausländeranteile scheinen eingependelt.

  Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors
  Erst knapp die Hälfte der Unternehmen mit Frauen in der Geschäftsleitung
  Nach einem Rückgang auf 7 % 2018 steigt der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen auf 9 %. Die Unternehmen haben für 18 % (2018 8 %)
  der offenen Geschäftsleitungsposten Frauen berufen. In nur 49 % (2018 41 %) der Unternehmen sitzen Frauen in der Geschäftsleitung.
  Nach wie vor bleibt ein ausgewogener Gender Mix in den Geschäftsleitungen ein Generationenprojekt. Diesem Thema kann in Zeiten von
  Fachkräftemangel und abflachender Migration nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt werden.

  Frauenanteil im Verwaltungsrat – Wirtschaft weiterhin gefordert
  Der Frauenanteil in den Verwaltungsräten steigt von 19 % auf 21 %. Bezüglich Gender Diversity herrscht ein stark gesteigertes Bewusstsein.
  Unternehmen geben sich diesbezüglich immer öfter klare Vorgaben. 88 % der Unternehmen beschäftigen mindestens eine Verwaltungsrätin,
  wobei 38 % (2018 25 %; bisheriger Höchstwert 2015 33 %) der freien Sitze an Frauen gingen. Noch nie wurden so viele vakante VR-Sitze mit
  Frauen besetzt wie dieses Jahr. Allerdings reicht ein Wachstum von 2 Prozentpunkten pro Jahr nicht aus, um bis 2022 die magische Marke von
  30 % Verwaltungsrätinnen zu knacken. Die VR-Präsidenten und Nominationskomitees sind gefordert, einen noch grösseren Effort zu leisten,
  um dieses ambitionierte Ziel ohne Regulierung zu erreichen.

  Spitzenwert bei internen Beförderungen
  68 % (2018 64 %) der offenen Geschäftsleitungspositionen wurden intern besetzt. 64 % (2018 22 %) der neuen weiblichen Ge­schäfts­
  leitungsmitglieder wurden intern befördert. 2018 war ein Ausreisser, noch nie wurden derart wenige Frauen intern in die Geschäftsleitungen
  berufen. Dafür verzeichnen wir in diesem Jahr einen Spitzenwert sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern. Ein externes
  Geschäftsleitungsmitglied muss immer zwei Hürden nehmen: Es muss seinen Platz im Gremium sowie den Anschluss an das Unternehmen
  finden. Deshalb sind interne Entwicklungen zu begrüssen.

  DAX – Quote erreicht, Arbeit getan?
  Kotierte deutsche Unternehmen sind seit 2016 verpflichtet, eine Frauenquote in ihren Aufsichtsräten einzuhalten. Während 2017 43 % der
  vakanten DAX-Aufsichtsratssitze mit Frauen besetzt wurden, waren es 2018 mit 48 % fast die Hälfte. Aktuell wurden nur noch 30 % der offenen
  Sitze an Frauen vergeben, was zu einem leichten Anstieg auf 33 % Aufsichtsrätinnen führt. In den DAX-Vorständen waren 2018 30 % Frauen unter
  den Neuen, womit ein Sprung von 10 % auf 13 % gelang. Aktuell wurden nur noch für 15 % der vakanten Vorstandsposten Frauen berufen, der
  Frauenanteil im Vorstand steigt auf 14 %. Es stellt sich die Frage, ob diese Abflachung eine Auswirkung der Regulierung ist. Es wird sich zeigen, ob
  die DAX-Konzerne zum anfänglichen Schwung zurückfinden oder ob mit Erreichung der Quote die Arbeit als getan gilt.

  Ausländeranteile haben sich eingependelt
  Die Ausländeranteile haben sich in den Geschäftsleitungen bei 45 % und in den Verwaltungsräten knapp unter 40 % eingependelt. Über zwei
  Drittel der ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder waren bereits in der Schweiz oder in einem Schweizer Unternehmen tätig, bevor sie ihre
  aktuelle Position antraten; diese «Inländer» machen 31 % aus, womit aktuell nur 14 % der Geschäftsleitungsmitglieder direkt aus dem Ausland
  in ihre Position kamen. Unter den Neuen finden sich 39 % «Inländer» und 16 % Ausländer. Die Wirtschaft ist weiterhin auf Zuwanderung aus
  dem Ausland angewiesen. Neben den Frauen sind die «Inländer» zentral für das weitere Wirtschaftswachstum.

  Frauen im öffentlichen Sektor weiter auf dem Vormarsch
  Der öffentliche Sektor entwickelt sich Jahr um Jahr erfreulich mit aktuell 18 % (2018 16 %) weiblichen Topkadern. 38 % (2018 27 %) der
  vakanten Spitzenpositionen wurden mit Frauen besetzt. Der öffentliche Sektor hat schon lange erkannt, dass die Vereinbarkeit von Beruf und
  Familie der Schlüssel zu einer ausgewogenen Gender Diversity ist. Deshalb gelingt es der öffentlichen Verwaltung überdurchschnittlich gut,
  qualifizierte weibliche Topkader zu gewinnen.

  Gender-Diversity-Pipeline – Indikator für die Entwicklung der Frauenanteile an der Spitze
  Um zukünftige Entwicklungen betreffend Frauenanteil auf Stufe Geschäftsleitung zu antizipieren, ist die Gender-Diversity-Pipeline ein
  wichtiger Indikator. Im Sample des Private Sector finden sich 10 % (2017 9 %) Frauen in den Geschäftsleitungen, 16 % (2017 14 %) im
  Topmanagement und 24 % (2017 21 %) im Middle Management. Diese Verbreiterung der Gender-Diversity-Pipeline legt die Basis für eine
  zukünftig positive Entwicklung in den Geschäftsleitungen. Der Public Sector verfügt mit 22 % (wie 2017) Frauen im Topmanagement und
  28 % (2017 24 %) im Middle Management über eine deutlich breitere Gender-Diversity-Pipeline als der private Sektor.

  schillingreport 2019 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors       © 2019, guido schilling ag   5
schillingreport 2019

2 Einleitung
    Seit 14 Jahren erhebt die guido schilling ag die Daten zur Zusammensetzung der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte
    der 100 grössten Schweizer Arbeitgeber. Seit drei Jahren wurde die Auswertung auf den öffentlichen Sektor ausgedehnt,
    indem die Topkader aller 26 Kantone und der Bundesverwaltung analysiert wurden. Zusätzlich fragt die guido schilling ag im
    Zweijahresrhythmus die 250 bedeutendsten Unternehmen der Schweiz an, ihre Zahlen zur Gender-Diversity-Pipeline bekannt
    zu geben, um so das Potenzial an Managerinnen auf den Stufen Topmanagement und Middle Management sichtbar zu
    machen. Der schillingreport schafft «Transparenz an der Spitze» und hat sich als unabhängiges und anerkanntes Instrument der
    Bestandsaufnahme und weiterführenden Analyse der Führungsetagen in der Schweiz etabliert.

    Die Daten zu den Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten der 100 grössten Arbeitgeber wurden vom internen Projektteam der
    guido schilling ag zusammengetragen. Eigene Recherchen, persönliche Befragungen und direkte Anfragen bei Unternehmen,
    die üblicherweise keine Daten öffentlich publizieren, machen die Erhebung so wertvoll. Die Vollständigkeitsrate der Daten für
    die Geschäftsleitungen beträgt 98 %, jene für die Verwaltungsräte liegt bei 99 %. Die Daten für den öffentlichen Sektor wur-
    den ebenfalls vom internen Projektteam der guido schilling ag recherchiert und durch die Mehrzahl der Kantone sowie die
    Bundesverwaltung verifiziert. Für die Daten zur Gender-Diversity-Pipeline wurden die 250 bedeutendsten Unternehmen direkt
    angefragt, da dieses Zahlenmaterial nicht öffentlich zugänglich oder recherchierbar ist. Der Stichtag für die Erhebungen zu den
    100 grössten Arbeitgebern und zum öffentlichen Sektor sowie zur Gender-Diversity-Pipeline, zu der es dieses Jahr wieder aktuelle
    Zahlen gibt, ist der 31. Dezember 2018.

    Trends und Entwicklungen werden zusätzlich anhand der Untergruppen Frauen, Ausländer, SMI-Unternehmen sowie CEOs und
    Verwaltungsratspräsidenten gesondert untersucht und analysiert.

    In diesem Jahr enthält der schillingreport eine Reihe von Interviews mit Verwaltungsräten sowie einem Vertreter des öffentlichen
    Sektors. Ihre Ansichten bieten neben der Datenanalyse eine interessante und abwechslungsreiche Lektüre.

3 Allgemeine Angaben zum Report
    Der Report der grössten Schweizer Arbeitgeber enthält seit drei Jahren zusätzlich den öffentlichen Sektor und die Zusammensetzung
    von dessen Topkader sowie die Gender-Diversity-Pipeline der 250 bedeutendsten Schweizer Unternehmen. Diese erweiterten
    Inhalte warteten bereits in den ersten Jahren mit wichtigen Erkenntnissen auf und werden auch in den kommenden Jahren span-
    nende Entwicklungen aufzeigen. Das interne Projektteam der guido schilling ag recherchierte die relevanten Daten über die unter-
    schiedlichsten Kanäle und fragte fehlende Daten direkt bei den Unternehmen nach. So stellten viele Unternehmen Informationen
    zur Verfügung, welche nicht öffentlich zugänglich sind. Der schillingreport basiert auch in seinem vierzehnten Erscheinungsjahr
    auf einer soliden Datenkonsistenz.

    Anhang
    Für den mittlerweile um den öffentlichen Sektor und die Gender-Diversity-Pipeline erweiterten schillingreport wurde ein neuer Anhang
    erstellt, der umfassend über diese Samples Auskunft gibt und unter www.schillingreport.ch bezogen werden kann. Der Anhang enthält
    zusätzliche Auswertungen zu Alter der Gremiumsmitglieder, Ausbildungen der Gremiumsmitglieder etc., die im Report nicht aufgeführt
    sind, und gibt somit einen weitreichenden Überblick zu den untersuchten Samples. Das gesamte Zahlenmaterial der Jahre 2006 bis 2016
    des klassischen schillingreport mit der Analyse zu den 100 grössten Schweizer Arbeitgebern ist in einem separaten Anhang online unter
    www.schillingreport.ch verfügbar.

6   schillingreport 2019 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors       © 2019, guido schilling ag
schillingreport 2019

3   Allgemeine Angaben zum Report

Untersuchte Samples
Die Liste aller einbezogenen Firmen kann den Seiten 40 und 41 entnommen werden. Dabei wird zwischen mehreren Samples unterschieden,
die zur besseren Orientierung durch eine entsprechende Farbgebung gekennzeichnet sind.

                  Private Sector                                           Public Sector                                       Gender-Diversity-Pipeline
      Die 100 grössten Schweizer Arbeitgeber                   26 Kantone und die Bundesverwaltung                         Befragung der 250 bedeutendsten
                                                                                                                                Schweizer Unternehmen
Geschäftsleitung             Verwaltungsrat              Topkader                     Bundesrat/                  Geschäftsleitung           Verwaltungsrat
                                                         (Bundeskanzler/in,           Regierungsrat               Topmanagement
                                                         Staatsschreiber/innen,                                   Middle Management
                                                         Generalsekretäre/                                        Belegschaft
                                                         Generalsekretärinnen,
                                                         Amtsleiter/innen)

Das Sample zur Privatwirtschaft mit den 100 grössten Schweizer Arbeitgebern, so wie es seit 2006 analysiert wird, wird im gesamten
Report mit Private Sector bezeichnet. Das Sample zur Gender-Diversity-Pipeline, für das die 250 bedeutendsten Schweizer Unternehmen
angefragt wurden, wird mit Gender-Diversity-Pipeline betitelt. Sowohl für den Private Sector als auch die Gender-Diversity-Pipeline werden
die 20 Unternehmen des Swiss Market Index (SMI) gesondert ausgewertet. Das Sample des öffentlichen Sektors beinhaltet alle 26 Kantone
sowie die Bundesverwaltung und wird Public Sector genannt. Der Stichtag für die Erhebungen zu den 100 grössten Arbeitgebern und zum
öffentlichen Sektor sowie zur Gender-Diversity-Pipeline, zu der es dieses Jahr wieder aktuelle Zahlen gibt, ist der 31. Dezember 2018.

Für die Gender-Diversity-Pipeline wurden zusätzlich zur Geschäftsleitung auch die zwei Führungsstufen unterhalb der Geschäftsleitung
bezüglich Frauenanteilen beleuchtet, um sichtbar zu machen, ob in der darunterliegenden Managementstufe überhaupt ein Potenzial
an Frauen vorhanden ist, die sich auf die nächsthöhere Stufe entwickeln können. Mit Topmanagement sind die Führungsteams der
Geschäftsleitungsmitglieder und unter Middle Management die Direct Report an das Topmanagement gemeint. So gibt diese Analyse einen
Überblick zu den drei obersten operativen Führungsstufen der Unternehmen. Als Vergleich dazu wird auch der entsprechende Wert der
gesamten Belegschaft angeschaut.
Die Grösse eines Samples kann sich von Fragestellung zu Fragestellung unterscheiden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass für manche
Erhebungen nicht von allen Personen die vollständigen Daten vorliegen. Alle Prozentangaben wurden – bis auf wenige Ausnahmen – gemäss
den gängigen Regeln auf ganze Zahlen gerundet, da Kommastellen eine Genauigkeit vorspiegeln, die nicht der Realität entspricht.

Den im Untersuchungsjahr neu in die Gremien eingetretenen Personen kommt in der Auswertung eine besondere Bedeutung zu, da sich an
ihnen Neuerungen und Trends oftmals besser aufzeigen lassen.

Das Sample Private Sector beinhaltet sowohl Konzerne als auch deren Tochtergesellschaften, welche den Kriterien der Auswahl genügen.
Diese vermeintliche Doppelspurigkeit erweist sich als notwendig, da manche Tochtergesellschaften eine dominante Rolle im Schweizer Markt
einnehmen. So wurde beispielsweise sowohl die Konzernmutter Zurich Insurance Group als auch die Schweizer Ländergesellschaft Zürich
Versicherungs-Gesellschaft AG ausgewertet. Weitere Beispiele für eine Mehrfacherfassung sind die UBS AG und die Credit Suisse Group AG
mit ihren Tochtergesellschaften UBS Switzerland AG respektive Credit Suisse (Schweiz) AG. Bei der Erhebung der Verwaltungsräte wurden die
Tochtergesellschaften, Ländergesellschaften und Konzerndivisionen konsequenterweise weggelassen.

                                                                    Private Sector                        Public Sector                Gender-Diversity-Pipeline
GL/Topkader/Gender-Diversity-Pipeline                          2019               2018               2019               2018             2019              2017
Total untersuchte Unternehmen/Organisationen                138                 138                27                 27               249             257
Effektiv im Report enthaltene Unternehmen/
                                                            117    100 %        118 100 %          27    100 %        27    100 %      129   100 %     113     100 %
Organisationen
Vollständige Abgaben verfügbar                              114      97 %       115     97 %       20      74 %       19        70 %   117    91 %     101       89 %

Die Grösse des Private-Sector-Samples variiert über die Jahre aufgrund von Fusionen, Übernahmen und der Zusammensetzung des SMI.
Auch Veränderungen innerhalb eines Unternehmens können zur Folge haben, dass die zugrunde liegenden Kriterien für die Aufnahme in
den schillingreport nicht mehr erfüllt werden. Aktuell wurden für den Private Sector 875 Geschäftsleitungsmitglieder in 117 Unternehmen
untersucht. Für den Public Sector wurden in 26 Kantonen und der Bundesverwaltung 1034 Topkader untersucht. Für die Analyse der Gender-
Diversity-Pipeline wurden 249 Unternehmen angefragt, von denen 129 ihre Daten zur Verfügung gestellt haben.

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schillingreport 2019

       3                   Allgemeine Angaben zum Report

                                                                                                                         Private Sector                                       Public Sector                             Gender-Diversity-Pipeline
           VR/Bundes- und Regierungsrat/
           Gender-Diversity-Pipeline                                                                            2019                          2018                    2019                          2018                    2019                           2017
           Total untersuchte Unternehmen/Organisationen                                                     99                               99                   27                          27                       249                           257
           Effektiv im Report enthaltene Unternehmen/
                                                                                                            89           100 %               89     100 %         27          100 %           27      100 %            129        100 %              112          100 %
           Organisationen
           Vollständige Abgaben verfügbar                                                                   88            99 %               88        99 %       27          100 %           27      100 %            121           94 %            112          100 %

       Das Sample der Verwaltungsräte im Private Sector ist kleiner als jenes der Geschäftsleitungen, da die Verwaltungsräte von Schweizer
       Ländergesellschaften sowie solche von Konzerndivisionen nicht einbezogen wurden. Eine Erhebung dieser Gremien würde das Bild
       des Samples verzerren. Aktuell wurden 820 Verwaltungsratsmitglieder in 89 Unternehmen untersucht. Für den Public Sector wurden
       161 Bundesrats- und Regierungsratsmitglieder bezüglich der Frauenanteile analysiert. Für die Gender-Diversity-Pipeline wurden die
       Verwaltungsräte von 121 Unternehmen evaluiert.

       Branchenverteilung der untersuchten Unternehmen
       Im schillingreport 2019 sind für den Private Sector 117 Unternehmen aus 11 verschiedenen Branchen vertreten. Es dominieren die
       Produzierende Industrie (35) und Retail/Consumer Goods (17). Die Finanzdienstleister – Versicherungen und Banken zusammengenommen
       – sind mit 24 Unternehmen vertreten.

                           40
                                           35
                           35

                           30

                           25
    Anzahl Unternehmen

                           20
                                                              17
                           15                                                      15

                           10                                                                              10                    9                       9               9
                                                                                                                                                                                               6
                                                                                                                                                                                                                  3                       3
                            5
                                                                                                                                                                                                                                                                   1
                            0
                                                               er                                          s                       /                  -                                         T
                                        nde                  um s                nge
                                                                                     n
                                                                                                    nce                      istik                ens       ken                             n/IC               rgie                    offe                    lien
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                                                                                                                                       Branchengruppen

       Für die Gender-Diversity-Pipeline wurden 129 Unternehmen aus 11 verschiedenen Branchen untersucht. Es dominieren die Banken und die
       Produzierende Industrie mit jeweils 27 teilnehmenden Unternehmen. Die Finanzdienstleister – Versicherungen und Banken zusammenge-
       nommen – sind mit 39 Unternehmen vertreten.

                           30
                                           27                  27

                           25

                                                                                   20
                           20
      Anzahl Unternehmen

                                                                                                           15
                           15
                                                                                                                                 12
                                                                                                                                                          9
                           10
                                                                                                                                                                         8
                                                                                                                                                                                               6
                            5
                                                                                                                                                                                                                   3
                                                                                                                                                                                                                                           1                       1
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                                                                                                                                             Branchengruppen

8      schillingreport 2019 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors                                                                                                 © 2019, guido schilling ag
«Ein VR-Präsident, der Partizipation
 verhindert, schaltet die kollektive
 Intelligenz aus»

 Welches sind Ihre Führungsgrundsätze?                                                                                      Prof. Dr. Thomas A. Gutzwiller
 Führen bedeutet für mich, Menschen und Organisationen zu entwickeln. Leben heisst Entwicklung,
 ohne Entwicklung kein Leben. Dieses Verständnis gibt mir die Kraft, mit Rückschlägen umzugehen,                            Thomas A. Gutzwiller promovierte und habilitierte
 die ich in der Führung erlebe. Für mich ist es ein riesiges Privileg, führen zu dürfen.                                    an der Universität St.Gallen und wurde 2001 Titular-
                                                                                                                            professor. 1988 gründete er mit seinem Doktorvater
 Mit den immer höheren Erwartungen an den Verwaltungsrat wird die Führungsrolle                                             das Universitäts-Start-up In­formation Management
 der Präsidenten anspruchsvoller, auch zeitlich. Wie begegnen Sie dem?                                                      Group, welches er 18 Jahre lang leitete und 2007
 Als VR-Präsident ist es mir wichtig, erreichbar zu sein, besonders für den CEO. In anspruchsvollen                         mit der S&T Group PLC, Wien, zusammenführte. Seit
 Zeiten tut ein VR-Präsident gut daran, auf Partizipation im Verwaltungsrat zu setzen und das                               2006 ist er Delegierter der Executive School of Ma­­
 vielfältige Potenzial zu mobilisieren, das in diesem Gremium steckt. Ein VR-Präsident, der                                 nage­ment, Technology and Law der Universität
 Partizipation verhindert, schaltet die kollektive Intelligenz aus.                                                         St.Gallen. Daneben ist er Partner der GWPartner AG.
                                                                                                                            Prof. Gutzwiller ist Verwaltungsratspräsident der
 Wie stellen Sie sicher, dass Vakanzen in der Geschäftsleitung primär intern besetzt                                        St.Galler Kantonalbank AG, EGS Beteiligungen AG,
 werden? Welche Gründe gibt es, extern zu suchen?                                                                           ELCA Group SA, hkp/// group AG und Manres AG,
 Es ist Aufgabe des Verwaltungsrats, eine gute interne Nachfolgeplanung sicherzustellen – gerade                            Mitglied des Verwaltungsrats der Generali Per­
 für allfällige Krisen, in denen ein Kadermitglied plötzlich den Hut nehmen muss. Daneben sollte                            sonen­versicherungen AG und Generali All­  ge­
                                                                                                                                                                         meine
 man die Augen stets auch nach externen Kandidaten offen halten. Da Geschäftsleitungen                                      Versicherungen AG sowie Mitglied des Stiftungsrats
 die Organisationskultur prägen, darf der Verwaltungsrat die Verantwortung, die obersten                                    der Ernst Göhner Stiftung.
 Führungspositionen zu besetzen, auf keinen Fall delegieren.

 Welchen Mehrwert erwarten Sie von einer besseren Gender Diversity im Verwaltungsrat und im operativen Management?
 Gender Diversity ist eines der grossen gesellschaftlichen Anliegen, die man als Verwaltungsrat ernst nehmen muss. Diversität umschliesst aber
 auch etwa den kulturellen Hintergrund oder die Ausbildung. Um die kollektive Intelligenz in den Führungsgremien sicherzustellen, müssen
 möglichst viele Sichtweisen berücksichtigt werden. Das gilt für den Verwaltungsrat genauso wie für die Geschäftsleitung.

 Was sollten Wirtschaft, Politik und Gesellschaft unternehmen, damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Schweiz gestärkt wird?
 Mich beeindrucken vor allem die skandinavischen Länder. Dort passiert es regelmässig, dass Führungspersonen Meetings vorzeitig verlassen, weil
 sie ihre Kinder von der Krippe abholen. Das ist völlig akzeptiert. Auch punkto Betreuungsstrukturen für Kinder haben wir hierzulande noch Luft
 nach oben.

 Die digitale Transformation führt in jeder Branche zu überraschenden, disruptiven Entwicklungen. Wie begegnen Sie dieser
 Herausforderung in Ihrem Unternehmen?
 Bei der St.Galler Kantonalbank haben wir schon früh damit begonnen, Kompetenzen im Bereich von E-Research aufzubauen. Wir beschäftigen einen
 Digitalisierungschef und haben Andrea Cornelius für den Verwaltungsrat nominiert. Sie ist Expertin für digitale Geschäftsmodelle und war in verschiedenen
 leitenden Funktionen für IBM tätig. Wir involvieren sogar Kunden bei der Entwicklung von Produkten. Hier spielen wir schon seit Jahren ganz vorne mit.

 Wenn Sie auf den Markt sowie die Megatrends blicken, welche Herausforderungen sehen Sie in den nächsten Jahren auf Ihr
 Unternehmen zukommen?
 Die hohe Regulationsdichte wirkt sich stark auf die Kundeninteraktion aus. Wir müssen mit der Digitalisierung smart umgehen, um die Kunden
 nicht mit gut gemeinten gesetzlichen Regulierungen zu schikanieren. Die Digitalisierung führt dazu, dass die Kosten für die Geschäftsbereitstellung
 steigen. Banken müssen mehr investieren, um im Geschäft zu bleiben. Kleine Banken werden unter Druck kommen. Wegen des Tiefzinsumfelds
 steigt zudem der Druck auf die Banken, die Effizienz zu verbessern, damit sie die Zinsverluste nicht auf die Kunden überwälzen müssen.

 Die Schweizer Wirtschaft soll weiter wachsen, gleichzeitig altert die Bevölkerung, und die Zuwanderung von Hochqualifizierten
 nimmt ab. Wie gehen Sie in Ihrem Unternehmen mit dem drohenden Personalmangel um?
 Der Schweiz ist es immer gelungen, solche Herausforderungen zu meistern. Für die St.Galler Kantonalbank ist der Personalmangel noch nicht
 spürbar. Denn in St.Gallen mit dem weiten Einzugsgebiet gehören wir zu den ganz grossen und attraktiven Arbeitgebern.

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schillingreport 2019

 4 Die Führungsgremien der Unternehmen und
   des öffentlichen Sektors
     Das erste Hauptkapitel des schillingreport beleuchtet die Zusammensetzung der Geschäftsleitungen und der Verwaltungsräte der
     Privatwirtschaft und die Zusammensetzung der Topkader sowie der Bundes- und Regierungsräte des öffentlichen Sektors.

4.1 Zusammensetzung der Gremien
     Geschäftsleitungen und Topkader
                                                                                                               Private Sector                         Public Sector
     Zusammensetzung der GL und Topkader                                                             Gesamtsample            Neue            Gesamtsample          Neue
     Anzahl Unternehmen/Organisationen                                                                 117                                     27
     Total Mitglieder                                                                                  875     100 %      138        100 % 1034      100 %       103    100 %

     Anteil Frauen                                                                                      75        9%       25         18 %    188         18 %   39       38 %
     Anteil Männer                                                                                     800      91 %      113         82 %    846         82 %   64       62 %

     Anteil Schweizer                                                                                  482      55 %       63         46 %
     Anteil Ausländer                                                                                  392      45 %       74         54 %

     Anteil Neue                                                                                       138      16 %                          103         10 %

     Der öffentliche Sektor hat mit 18 % deutlich höhere Frauenanteile im Topkader als die Privatwirtschaft mit 9 % in ihren Geschäftsleitungen.
     In den Geschäftsleitungen entwickelte sich der Frauenanteil während der Jahre 2006 bis 2016 von 4 % auf 6 % mit durchgehend relativ
     tiefen Frauenanteilen unter den neu gewählten Geschäftsleitungsmitgliedern. 2017 schaffte der Private Sector mit 21 % Frauenanteil unter
     den neu berufenen Mitgliedern den Sprung von 6 % auf 8% weibliche Geschäftsleitungsmitglieder. 2018 machte er mit 8 % Frauenanteil
     unter den neu berufenen wieder einen Schritt rückwärts und fiel auf 7 %. In diesem Jahr gelang mit 18 % Frauenanteil unter den neu
     Berufenen erstmals der Sprung auf 9 %. Die Fluktuation im Public Sector ist mit 10 % tiefer als in der Privatwirtschaft mit 16 %, jedoch
     liegt der Frauenanteil unter den neu berufenen Topkadern mit 38 % deutlich höher als in der Privatwirtschaft mit 18 %. So gelang der
     öffentlichen Verwaltung ein Sprung von 16 % auf 18 % weibliche Topkader.

     Die Ausländeranteile wurden nur für die Unternehmen der Privatwirtschaft erhoben, da der Public Sector im Topkader nahezu aus-
     schliesslich Schweizerinnen und Schweizer beschäftigt und eine Erhebung der Ausländeranteile keinerlei Relevanz hat. Im Private Sector steigt der
     Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen von 44 % auf 45 %, wobei die neu im Erhebungsjahr hinzugekommenen Geschäftsleitungsmitglieder zu
     54 % Ausländer sind. Anders ausgedrückt, verfügt über die Hälfte der neu berufenen Geschäftsleitungsmitglieder nicht über einen Schweizer Pass.

     Verwaltungsräte und Bundes-/Regierungsräte
                                                                                                               Private Sector                         Public Sector
     Zusammensetzung der Verwaltungsräte und Bundes-/Regierungsräte                                  Gesamtsample            Neue                    Gesamtsample
     Anzahl Unternehmen/Organisationen                                                                   89                                          27
     Total Mitglieder                                                                                  820     100 %      112        100 %          161           100 %

     		Anteil Frauen                                                                                   173       21 %      42         38 %           41            25 %
     Anteil Männer                                                                                     647       79 %      70         62 %          120            75 %

     Anteil Schweizer                                                                                  502       61 %      62         55 %
     Anteil Ausländer                                                                                  318       39 %      50         45 %

     Anteil Neue                                                                                       112       14 %

     In den Verwaltungsräten der Privatwirtschaft finden sich 21 % weibliche Mitglieder (2018 19 %). Unter den neu gewählten Verwaltungsrats­
     mitgliedern sind 38 % weiblich. Mehr als jeder dritte vakante VR-Sitz wurde somit mit einer Frau besetzt – ein Spitzenwert im gesamten
     Erhebungszeitraum. Im Vorjahr betrug dieser Wert 25 %. Die politischen Gremien des Bundes und der Kantone weisen bereits 25 % Bundes-
     und Regierungsrätinnen auf, wobei der Bund 29 % Bundesrätinnen zählt.

     Der Ausländeranteil in den Verwaltungsräten der Privatwirtschaft beträgt 39 % (2018 37.5 %), wobei 45 % der neu gewählten
     Verwaltungsratsmitglieder über keinen Schweizer Pass verfügen. Im Public Sector wird auf diese Erhebung verzichtet, da die politischen
     Ämter ausschliesslich Schweizern vorbehalten sind.

10   schillingreport 2019 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors                    © 2019, guido schilling ag
schillingreport 2019

    4   Die Führungsgremien der Unternehmen und des öffentlichen Sektors

4.2 Verantwortungsbereiche der Topkader des Bundes und der Kantone
    sowie der Geschäftsleitungsmitglieder
    Die Verantwortungsbereiche der Topkader des Bundes und der Kantone
                                                                   Gesamtsample               Bundeskanzler/             Generalsekretäre/              Amtsleiter/innen
                                                                                           Staatsschreiber/innen        Generalsekretärinnen
    Bestehende                                                             931                          23                          148                        760
    Neue                                                                   103                           4                           12                          87
    Total                                                                1034                           27                          160                        847

    Im Topkader des Public Sector wird neben dem Gesamtsample nach 3 Verantwortungsbereichen oder Funktionsgruppen unterschieden.
    Zum einen werden die 26 Staatsschreiber/innen und der Bundeskanzler separat betrachtet, zum anderen die Generalsekretärinnen und
    Generalsekretäre sowie die Amtsleiter/innen.

    Die Verantwortungsbereiche der Geschäftsleitungsmitglieder
    Bei den Geschäftsleitungsmitgliedern wird unterschieden nach Business- und Service-Funktionen. Als Business-Funktion gelten alle umsatzre-
    levanten Rollen im Unternehmen bzw. jene Funktionen, die im Kerngeschäft des Unternehmens sind wie z.B. Sales, Marktverantwortungen,
    Forschung und Entwicklung und Produktion. Unter Service-Funktion werden alle Rollen zusammengefasst, die eine Support-Funktion im
    Unternehmen und keine direkte umsatztreibende Wirkung haben wie z.B. Human Resources und Kommunikation.

                                                                 Verantwortungsbereiche der GL-Mitglieder               Verantwortungsbereiche neuer GL-Mitglieder
                                                                 Business-Funktion            Service-Funktion            Business-Funktion             Service-Funktion
    Gesamtsample                                                  540            62 %         335            38 %           79            57 %           59           43 %
    Männer                                                        510            64 %         290            36 %           72            64 %           41           36 %
    Frauen                                                         30            40 %           45           60 %             7           28 %           18           72 %

    62 % der Geschäftsleitungsmitglieder sind in einer Business-Funktion tätig, unter den Neuen wurden 57 % mit einer Business-Rolle betraut.
    Unter den Frauen finden sich nur 40 % in einer Business-Funktion, unter den Neuen gar nur 28 %. Während die Mehrheit der Frauen (60 %)
    eine Support-Einheit führt, sind zwei Drittel der männlichen Geschäftsleitungsmitglieder (64 %) im Kerngeschäft des Unternehmens tätig und
    nur ein Drittel in der Führung von Service-Einheiten.

4.3 Erfahrung der Gremiumsmitglieder
    Bei der Betrachtung der Erfahrung der Gremiumsmitglieder kristallisieren sich im Private Sector zwei Fragestellungen als zentral
    heraus: Welche berufliche Entwicklung durchliefen Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder, bevor sie in ein Gremium
    bestellt wurden? Und wie lange sind sie bereits im Unternehmen tätig? In der öffentlichen Verwaltung hingegen stellt sich die
    Frage nach der Durchlässigkeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor.

    Private Sector
    Geschäftsleitungen
    Erfahrung der GL-Mitglieder                                                  Gesamtsample                                                    Neue
    		Grösse des Samples                                                   864                       100 %                          137                       100 %
    Vorher im Unternehmen tätig                                            507                        59 %                           83                        61 %
    Vorher in anderer GL tätig                                             185                        21 %                           25                        18 %
    Vorher im Unternehmen und in anderer GL tätig                           54                         6%                            11                         8%
    Keine Erfahrung im Unternehmen oder in anderer GL                      118                        14 %                           18                        13 %

    65 % der Geschäftsleitungsmitglieder waren bereits vor ihrer Berufung in die Geschäftsleitung im Unternehmen tätig und wurden somit
    intern rekrutiert. Dies zeigt, wie wichtig das interne Talentmanagement ist. 27 % der Geschäftsleitungsmitglieder waren bereits vor ihrer
    Berufung in einem anderen Unternehmen in der Geschäftsleitung tätig. Demgegenüber weisen nur 14 % keine relevante Erfahrung im

    schillingreport 2019 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors                   © 2019, guido schilling ag   11
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     4   Die Führungsgremien der Unternehmen und des öffentlichen Sektors | 4.3 Erfahrung der Gremiumsmitglieder

     Unternehmen selbst oder in einer anderen Geschäftsleitung auf. Hierbei kann es sich auch um Manager handeln, die aus Grosskonzernen
     eingestellt wurden und nicht im obersten Führungsgremium der Unternehmung einsassen, sondern z.B. auf Stufe Geschäftsbereich in einer
     Führungsposition unterhalb der Konzernleitung tätig waren. Unter den neuen Geschäftsleitungsmitgliedern zeigt sich, dass 13 % der Neuen
     weder Erfahrung aus einer anderen Geschäftsleitung mitbringen noch unternehmensintern rekrutiert wurden. 69 % der Manager unter
     den Neuen waren vor ihrer Berufung in die Geschäftsleitung bereits im Unternehmen tätig. 26 % der Manager unter den Neuen bringen
     Erfahrung aus einer anderen Geschäftsleitung mit.

     Durchschnittliche Erfahrung der GL-Mitglieder                                              in aktueller GL            im Unternehmen      im Unternehmen bis
                                                                                                                                                  Eintritt in GL
     Gesamtsample                                                                                   5 Jahre
     Vorher im Unternehmen tätig                                                                    5 Jahre                     18 Jahre             13 Jahre
     Vorher im Unternehmen und in anderer GL tätig                                                  5 Jahre                     11 Jahre              6 Jahre
     Vorher in anderer GL tätig                                                                     5 Jahre
     Keine Erfahrung im Unternehmen oder in anderer GL                                              4 Jahre

     Besonders interessant ist der Blick auf die durchschnittliche Erfahrung der Geschäftsleitungsmitglieder. Betrachtet man den Zeitraum, über
     den ein Geschäftsleitungsmitglied in einem Unternehmen angestellt ist, zeigt sich, dass intern beförderte Manager länger im Unternehmen
     tätig sein müssen (durchschnittlich 13 Jahre), bis sie in die Geschäftsleitung berufen werden, als Geschäftsleitungsmitglieder, die extern
     Erfahrung auf gleicher Hierarchieebene sammelten – wenn auch nur bei einem KMU. Diese werden durchschnittlich nach nur 6 Jahren in
     das Führungsgremium berufen.

     Verwaltungsräte
     Herkunft der VR-Mitglieder                                                   Gesamtsample                                              Neue
     Vorher im Unternehmen tätig                                         135                          16 %                           18                 16 %
     Vorher CEO im Unternehmen                                             21                         16 %                            2                 11 %
     Vorher GL-Mitglied im Unternehmen                                    24                          18 %                            4                 22 %
     Vorher GL-Mitglied und CEO im Unternehmen                              7                           5%                            -                   -
     Vorher weder GL-Mitglied noch CEO im Untern.                         83                          61 %                           12                 67 %

     Im Jahr 2019 wurden insgesamt 820 Verwaltungsratsmitglieder untersucht. Von diesen waren 135 bereits vor ihrem Eintritt in den
     Verwaltungsrat im Unternehmen tätig (16 %). Davon waren 16 % als CEO angestellt, 18 % gehörten der Geschäftsleitung an, und 5 %
     hatten beide Ämter inne. Die Erfahrung im eigenen Unternehmen ist folglich durchaus ein Kriterium für die Wahl in den Verwaltungsrat.
     Noch spannender ist aber, dass von allen 820 Verwaltungsratsmitgliedern 12 % in der Geschäftsleitung einer anderen vom schillingreport
     erfassten Unternehmung tätig waren, bevor man sie in den aktuellen Verwaltungsrat berief. 62 Personen sitzen gleichzeitig in mehreren
     Verwaltungsräten des untersuchten Samples ein und besetzen insgesamt 137 Sitze. 19 Geschäftsleitungsmitglieder sitzen zudem gleichzeitig
     im Verwaltungsrat einer anderen im Report einbezogenen Unternehmung ein und besetzen insgesamt 20 Mandate.

     Durchschnittliche Erfahrung der VR-Mitglieder                                             in aktuellem VR             im Unternehmen      im Unternehmen bis
                                                                                                                                                  Eintritt in VR
     Gesamtsample                                                                                   6 Jahre
     Vorher operativ im Unternehmen tätig                                                           7 Jahre                     20 Jahre             13 Jahre

     Das durchschnittliche Verwaltungsratsmitglied ist seit 6 Jahren im Amt. Verwaltungsratsmitglieder, die zuvor operativ im Unternehmen tätig
     waren, weisen mit 7 Jahren ein etwas längeres Dienstalter auf. Sie gehören dem Unternehmen im Schnitt seit 20 Jahren an und wurden nach
     13-jähriger Tätigkeit in den Verwaltungsrat berufen. Die neuen Verwaltungsratsmitglieder wurden nach einem durchschnittlichen Dienstalter
     von 11 Jahren in das strategische Führungsgremium gewählt.

12   schillingreport 2019 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors             © 2019, guido schilling ag
schillingreport 2019

4   Die Führungsgremien der Unternehmen und des öffentlichen Sektors | 4.3 Erfahrung der Gremiumsmitglieder

Public Sector
Bei der Betrachtung der Erfahrung der Topkader der öffentlichen Verwaltung steht die Frage nach der Durchlässigkeit zwischen
öffentlichem und privatem Sektor im Vordergrund. Zudem interessiert, welche berufliche Entwicklung diese Personen durchlaufen
hatten, bevor sie in ihre aktuelle Rolle gelangten, und wie lange sie bereits beim Kanton/Bund tätig sind.

Dienstalter
                                                               Gesamtsample                Bundeskanzler/            Generalsekretäre/           Amtsleiter/innen
                                                                                        Staatsschreiber/innen       Generalsekretärinnen
                                                                    7 Jahre                     7 Jahre                      7 Jahre                   6 Jahre
		Frauen                                                            5 Jahre                     4 Jahre                      4 Jahre                   5 Jahre
 Männer                                                             7 Jahre                     9 Jahre                      8 Jahre                   7 Jahre

Das Dienstalter der untersuchten Personen beträgt durchschnittlich 7 Jahre. Die männlichen Staatsschreiber haben dabei das höchste
Dienstalter mit 9 Jahren Tätigkeit in der aktuellen Rolle. Über alle Samples hinweg zeigt sich, dass die Frauen jeweils auf eine kürzere Tätigkeit
in der aktuellen Position zurückblicken als ihre männlichen Kollegen. Auch hier stechen die Staatsschreiber und Staatsschreiberinnen hervor.
Das Dienstalter der Staatsschreiber ist durchschnittlich 5 Jahre höher als jenes ihrer Kolleginnen.

Erfahrung
                                                               Gesamtsample            Dienstalter in aktueller           Dienstalter          Eintritt in Kanton bis
                                                                                              Position                   beim Kanton          Eintritt in akt. Position
Vorher im gleichen Kanton tätig (nahtlos)                     471             54%               7 Jahre                      19 Jahre                  12 Jahre
Vorher nicht im gleichen Kanton tätig                         379             43%               6 Jahre

54 % der Personen waren vor der Übernahme ihrer aktuellen Position bereits ohne Unterbruch beim gleichen Kanton wie heute bzw. beim
Bund beschäftigt. Somit hat sich über die Hälfte dieser Topkader intern entwickelt. Im Durchschnitt sind diese Personen seit 19 Jahren beim
Bund/Kanton tätig, gelangten nach 12 Jahren in die aktuelle Position und arbeiten in dieser seit durchschnittlich 7 Jahren. Die von extern
in ihre Position berufenen Personen, die vorher also nicht beim gleichen Kanton bzw. in der Bundesverwaltung tätig waren, arbeiten erst
seit 6 Jahren in der aktuellen Position. Weitere 3 % kamen von extern in ihre Position, waren aber zu einem früheren Zeitpunkt bereits beim
gleichen Kanton oder beim Bund tätig.

Durchlässigkeit
                                                               Gesamtsample                Bundeskanzler/            Generalsekretäre/           Amtsleiter/innen
                                                                                        Staatsschreiber/innen       Generalsekretärinnen
Vorher schon im gleichen Kanton tätig                         503             57 %         14             56 %          81             66 %      408             58 %

Vorher in Privatwirtschaft tätig                              253             33 %          4             18 %          37             34 %      212             34 %
Vorher in öff.-rechtl. Umfeld tätig                           390             52 %         15             68 %          49             46 %      326             52 %
Vorher in Privatwirtschaft und öff.-rechtl. Umfeld tätig      112             15 %          3             14 %          21             20 %       88             14 %

Insgesamt waren 57 % der untersuchten Topkader bereits vor ihrer aktuellen Position beim heutigen Arbeitgeberkanton/beim Bund tätig:
94 % davon ohne Unterbruch, 6 % sind Führungskräfte, die den Kanton/Bund verlassen hatten und wieder zurückkamen. 48 % der unter-
suchten Personen waren bereits einmal in der Privatwirtschaft tätig, bevor sie ihre aktuelle Position übernahmen, 2018 waren es mit 49 %
leicht mehr. 2017 waren es 47 %, und 2016 waren es 38 %. Die Durchlässigkeit zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor nimmt
zu. 67 % übten zuvor eine Tätigkeit bei einer anderen öffentlichen Verwaltung aus. 15 % waren zuvor sowohl in der Privatwirtschaft als auch
in einer anderen öffentlichen Verwaltung tätig. Dies zeigt, dass viele Führungskräfte der öffentlichen Hand über ihre gesamte Berufslaufbahn
hinweg auf zahlreiche Erfahrungen zurückgreifen, die über die aktuelle Organisation hinausreichen und auch einen «professionellen» Blick
über den Tellerrand erlauben.

Von den 103 neu in die Position gelangten Personen wurden 47 % intern rekrutiert (2018 42 %). 50 % der Neuen waren zuvor in einer ande-
ren öffentlichen Verwaltung tätig, ebenso haben 29 % Erfahrung aus der Privatwirtschaft, 14 % haben sowohl Erfahrung aus einer anderen
öffentlichen Verwaltung als auch aus der Privatwirtschaft, und 7% starteten ihre Karriere bereits bei ihrem aktuellen Arbeitgeber. Am häu-
figsten werden die Generalsekretärinnen und -sekretäre kantons-/bundesintern rekrutiert. 57 % der untersuchten Generalsekretärinnen und
-sekretäre gelangten von intern in ihre Position. Bei den Staatsschreiber/innen und dem Bundeskanzler sind es 52 %, bei den Amtsleiter/innen
55 %. Über die Hälfte der Generalsekretärinnen und -sekretäre (54 %) bringt Erfahrung aus der Privatwirtschaft mit, bei den Amtsleiter/innen
sind es 48 % und bei den Vorsteherinnen und Vorstehern der Kanzleien 32 %.

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schillingreport 2019

     4   Die Führungsgremien der Unternehmen und des öffentlichen Sektors

4.4 Sprachen im öffentlichen Sektor
     Muttersprache
                                                                    Gesamtsample                Bundeskanzler/            Generalsekretäre/       Amtsleiter/innen
                                                                                             Staatsschreiber/innen       Generalsekretärinnen
     Deutsch                                                       391           75 %             13          76 %            60      84.5 %       318          73 %
     davon bilingue mit Deutsch als 1. Muttersprache                 10            3%              3            23 %           1         2%           6             2%
     Französisch                                                   110           21 %              3          18 %             9      12.5 %        98          23 %
     davon bilingue mit Französisch als 1. Muttersprache              5            5%                                                                 5             5%
     Italienisch                                                     20            4%              1            6%             2         3%         17              4%
     davon bilingue mit Italienisch als 1. Muttersprache              1            5%                                                                 1             6%
     Luxemburgisch                                                    1         < 1%                                                                  1        < 1%

     Bei den Sprachkenntnissen der Topkader des öffentlichen Sektors dominieren die Landessprachen. Unter den untersuchten Personen haben
     75 % Deutsch, 21 % Französisch und 4 % Italienisch als Muttersprache.

     Weitere Sprachen
     Muttersprache                                                                                    Deutsch                  Französisch            Italienisch
                                                                                               391          100 %           110       100 %         20         100 %

     Weitere Sprachen
     Deutsch                                                                                                                 84         76 %        18          90 %
     Französisch                                                                                279          71 %                                   19          95 %
     Italienisch                                                                                 85          22 %            20         18 %
     Englisch                                                                                   291          74 %            79         72 %        15          75 %

     Bei der Betrachtung der weiteren Sprachen im Gesamtsample ist eine sehr gute Abdeckung einer zweiten Landessprache sowie der eng-
     lischen Sprache ersichtlich. Bei den Personen mit deutscher Muttersprache ist augenfällig, dass mehr Personen Englisch sprechen (74 %)
     als Französisch (71 %), während Personen mit französischer oder italienischer Muttersprache mehr Deutsch (76 % bzw. 90 %) als Englisch
     (72 % bzw. 75 %) sprechen. Trotzdem darf hier von einer hohen Abdeckung beider Zweitsprachen gesprochen werden. Italienisch sprechen
     hingegen nur wenige der deutschsprachigen (22 %) und der französischsprachigen (18 %) Kader.

14   schillingreport 2019 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors              © 2019, guido schilling ag
«Die öffentliche Verwaltung muss
 innovativ und flexibel sein, wenn
 sie mit der Zeit gehen und effizient
 arbeiten will»
 Welches sind Ihre Führungsgrundsätze?                                                                                      Charles Juillard
 Dazu könnte ich den Vorsitzenden des WEF, Klaus Schwab, zitieren, dessen Meinung zu dieser
 Frage ich absolut teile. Eine Führungskraft braucht ein hohes Mass an Professionalität und                                 Charles Juillard ist seit Dezember 2006 Minister des
 Wertvorstellungen, verknüpft mit Vision, Leidenschaft und Mitgefühl, Umsetzungsvermögen.                                   Kantons Jura und steht dem Departement Finanzen vor. Im
 Sie muss die Ruhe bewahren können und bescheiden auftreten. Und nicht zuletzt muss sie die                                 selben Jahr war er Präsident des kantonalen Parlaments.
 Menschen und das, was sie tut, lieben.                                                                                     Seit 2016 führt der Jurassier den Vorsitz der Konferenz
                                                                                                                            der kantonalen Finanzdirektoren. Vor seiner politischen
 Welchen Mehrwert erwarten Sie von einer besseren Gender Diversity im Management                                            Karriere bekleidete der Jurist verschiedene Positionen,
 der öffentlichen Verwaltung?                                                                                               unter anderem als Leiter der jurassischen Kriminalpolizei
 Eine ausgeglichene Geschlechterquote im Unternehmen sorgt für Vielfalt in der Heran­gehens­                                oder als Direktor der Ausgleichskassen der Fédération des
 weise und für neue, innovative Lösungsansätze. Dies ist entscheidend.                                                      Entreprises Romandes, Sektion Jura/Berner Jura. Charles
                                                                                                                            Juillard ist seit 2018 Vizepräsident der CVP Schweiz.
 Welche Massnahmen wurden in Ihrer Kantonsverwaltung ergriffen, um den
 Frauenanteil in den oberen Führungsebenen zu stärken?
 Wir haben unser System zur Bewertung der einzelnen Funktionen geprüft und überarbeitet, um so eine bestmögliche Lohngleichheit gewähr-
 leisten zu können. Wir bieten auf allen Unternehmensebenen Möglichkeiten für Jobsharing und Teilzeitarbeit.

 Was sollten Wirtschaft, Politik und Gesellschaft unternehmen, damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Schweiz gestärkt wird?
 Zu den erforderlichen Rahmenbedingungen zählen natürlich Faktoren wie Lohngleichheit, Jobsharing, Teilzeitmöglichkeiten und die
 Schaffung von Strukturen für Kinderbetreuung – aber natürlich braucht es auch Bildung und einen Kulturwandel.

 Das Verwaltungsmanagement steht im Spannungsfeld zwischen politischen Vorgaben und unternehmerischen Anforderungen.
 Wie begegnen Sie dieser Spannung?
 Zwar unterliegt auch die öffentliche Verwaltung gewissen Effizienzzwängen, doch auf ihr lastet nicht derselbe Konkurrenzdruck wie auf
 den Privatunternehmen. Sie muss innovativ und flexibel sein, wenn sie mit der Zeit gehen und effizient arbeiten will. Offenkundig wird der
 Wettbewerb im Bereich der Rekrutierung von Mitarbeitenden, vor allem auf Führungsebene.

 Die digitale Transformation führt in jeder Branche zu überraschenden, disruptiven Entwicklungen. Wie begegnen Sie dieser
 Herausforderung in Ihrem Kanton?
 Was den digitalen Wandel anbelangt, spielt der Kanton Jura in vielen Bereichen in der ersten Liga, vor allem mit dem virtuellen Schalter.
 Wir sind sehr ambitioniert betreffend papierloses Büro und digitale Verknüpfung mit unseren «Kunden», d.h. mit der Bevölkerung und den
 Unternehmen. Wir wollen aktiv an diesen durch den digitalen Fortschritt bewirkten Veränderungen teilhaben. Dies geschieht vorausschauend
 und intern auch dadurch, dass wir unsere Mitarbeitenden im Wandel begleiten. Das ist eine schwierige Aufgabe, die viel Fingerspitzengefühl,
 Zuhörfähigkeiten und Überzeugungskraft verlangt. Der Wandel ist in unseren Augen nur dann möglich, wenn die Mitarbeitenden an ihm
 mitwirken, daher wollen wir sie in den Transformationsprozess einbinden.

 Die Schweizer Wirtschaft soll weiter wachsen, doch die Bevölkerung altert, und die Zuwanderung von Hochqualifizierten nimmt
 ab. Wie gehen Sie in Ihrem Kanton mit dem drohenden Personalmangel um?
 Glücklicherweise können wir diesbezüglich mit zwei wichtigen Faktoren punkten: Dies sind zum einen die jungen Menschen aus dem Jura,
 die sich andernorts in der Schweiz oder im Ausland ausbilden liessen, und zum anderen unsere geografische Lage, die es uns ermöglicht,
 auf qualifiziertes Personal aus dem benachbarten Ausland zählen zu können.

 Ist es aus Ihrer Sicht ein Vorteil, wenn die Führungskräfte in der Verwaltung Erfahrungen aus der Privatwirtschaft mitbringen?
 Gilt das auch für den umgekehrten Fall?
 Es braucht die goldene Mitte zwischen internen Beförderungen und der Berufung von Kadern der Privatwirtschaft. Jeder stellt sein Erlebtes
 und seine Erfahrungen in den Dienst des Unternehmens oder der Verwaltung. Ich bin überzeugt, dass beide Seiten davon profitieren können.

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schillingreport 2019

 5 Die Gender Diversity der Unternehmen und
   des öffentlichen Sektors
     In diesem Kapitel stehen die Frauenanteile in den untersuchten Samples des privaten und des öffentlichen Sektors sowie die
     Gender-Diversity-Pipeline der teilnehmenden Unternehmen im Vordergrund. Das Sample Gender-Diversity-Pipeline, für das die
     250 bedeutendsten Schweizer Unternehmen angefragt wurden und für das 129 Unternehmen ihre Daten zur Verfügung gestellt
     haben, ist ein anderes Sample als jenes der 100 grössten Schweizer Arbeitgeber, das seit 2006 untersucht wird. Die Zahlen zur
     Gender-Diversity-Pipeline werden im Zweijahresrhythmus erhoben. Für den diesjährigen Report liegen aktuelle Zahlen vor.

5.1 Frauenanteile in der Gesamtsicht
      Stufe                                                                                             Gender-Diversity-Pipeline        Public Sector
     VR-Präsidium                                                                                                    3%
     Verwaltungsrat/Regierungs- und Bundesrat                                                                       19 %                     25 %

     CEO                                                                                                             4%
     Geschäftsleitung/Topkader                                                                                      10 %                     18 %
     Topmanagement                                                                                                  16 %                     22 %
     Middle Management                                                                                              24 %                     28 %
     Gesamtbelegschaft                                                                                              38 %                     47 %

     Der Frauenanteil im Verwaltungsrat der untersuchten 129 Unternehmen beträgt 19 % und liegt damit 2 Prozentpunkte über dem Wert der
     letzten Erhebung 2017. Bei den VR-Präsidien beträgt er 3 % (2017 4 %). Während in der operativen Gesamtbelegschaft 38 % Frauen ver-
     treten sind, sind es im Middle Management 24 % und im Topmanagement 16 %. Es lässt sich ein deutlicher und kontinuierlicher Rückgang
     des Frauenanteils von einer Hierarchiestufe zur nächsthöheren feststellen. Auf Stufe Geschäftsleitung nimmt dieser Anteil noch einmal stark
     ab; die untersuchten Unternehmen kommen auf 10 % Frauen, was allerdings 1 Prozentpunkt über dem Schnitt der 100 grössten Arbeitgeber
     liegt. Auf all diesen Ebenen stieg der Anteil Frauen seit 2017 an, jeweils zwischen 1 und 3 Prozentpunkten. Auf Stufe CEO finden sich 4 %
     Frauen. Im Sample des Public Sector haben 14 Kantone und der Bund ihre Frauenanteile auf den Stufen unter dem Topkader ausgewertet,
     und es zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den 129 privatwirtschaftlichen Unternehmen, allerdings mit höheren Werten. Für das Topkader
     wurden alle 26 Kantone sowie die Bundesverwaltung ausgewertet. In den einbezogenen Kantonen findet sich in der Belegschaft fast die
     Hälfte Frauen (2017 49 %), auf Stufe Middle Management sind es 28 % (2017 24 %) und im Topmanagement 22 % (2017 22 %).
                                                                                                                                                              CEO

     Gender-Diversity-Pipeline Privatwirtschaft                                             Gender-Diversity-Pipeline Public Sector
     GL                                                                             10 %    18 %                                                         Topkader

     Top-                                                                                                                                                 Top-
     management                                                                    16 %     22 %                                                    management

     Middle                                                                                                                                             Middle
     Management                                                                    24 %     28 %                                                    Management

     Belegschaft                                                                   38 %     47 %                                                      Belegschaft

     Die obigen Zahlen lassen sich anhand dieser Grafiken sehr gut als Pipeline anzeigen, welche klar aufzeigt, dass die Frauenanteile in den
     unteren Stufen deutlich höher sind als auf Stufe Geschäftsleitung. Die Pyramidenform ist charakteristisch für viele teilnehmende Unternehmen
     sowie deren Branchenwerte, wobei es innerhalb der Branchen grosse Unterschiede bei den Frauenanteilen gibt.

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